Webinar-Handbuch - Webinar 2 Learn
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Webinar-Handbuch - Webinar 2 Learn
Webinar-Handbuch Ver. 1.0 Video conference use for adult learning project consortium: Diese Webinar-Methodik ver. 1 wurde im Rahmen des Projektes „Webinar 2 Learn - video conference use for adult learning“ erarbeitet, das über das Leonardo-da-Vinci-Programm für Lebenslanges Lernen kofinanziert wird. Es beruht auf dem Projekt „How to webcast – new media use in the efficient learning processes“ und den Ergebnissen aus der Durchführung des Projektes. Das Konsortium, das dieses Projekt durchführt, besteht aus folgenden Mitgliedern: Management Observatory Foundation (FOZ) HIC Slovakia s.r.o. (HIC) EUROPROJECT (EP) Nowoczesna Firma S.A. (NF) Analysis, consulting, interdisciplinary research (abif) AutorInnen: Krzysztof Zieliński (FOZ) Anna Jaruga (FOZ) Reinhold Hofmann (HIC) Teodora Marinova (EP) Michal Plewczynski (NF) Monira Kerler (abif) In Zusammenarbeit mit: Marta Eichstaedt Agnieszka Świątecka ISBN: 978-83-63481-02-5 Warschau 2012 “Webinar 2 Learn – video conference use for adult learning” Webinar2learn.eu 3 Inhalt 1. Einleitung 9 1.1. Was versteht man unter Webinar? 10 1.2 Verwandte Begriffe 11 1.3. Webinare im Trainingskontext 12 1.4 Hauptmerkmale von Webinaren 13 1.5. Vorteile und Herausforderungen von Webinaren 14 1.5.1. Vorteile 14 1.5.2. Herausforderungen 15 2. Webinar-Technologie 17 2.1 Webinar-Software 17 2.1.1. Funktionen 17 2.1.2. Ressourcen 18 2.2. Hardware-Anforderungen 19 2.3. Bandbreiten-/Netzwerkanforderungen 21 2.4 Technische Einzelheiten 21 2.4.1. Ort 21 2.4.2. Kameraperspektive 22 2.4.3. Beleuchtung 23 2.4.4. Ton 23 3. Organisation von live übertragenen Webinaren 25 25 3.1. Das Ziel des Webinars 26 3.2. Ankündigung von Webinaren und Anmeldung 27 3.3 Rollen 29 3.3.1 Die Rolle der TrainerInnen in Webinaren 29 3.3.2 ModeratorIn 36 3.3.3. ExpertIn 38 3.3.4 Technische Unterstützung 39 3.3.5 Arten von TeilnehmerInnen 39 4. Planung und Vorbereitung 43 4.1 Planung der Unterrichtseinheit 46 4.2 Vorbereitung der Materialien 50 5 4.3 Kontakt mit den TeilnehmerInnen 52 4.4. Allgemeine Zeitplanung 55 4.5 Präsentation 55 5. Durchführung des Webinars 59 5.1. Aufbau von sozialer Interaktion 60 5.2 Die Stimme der TrainerInnen 62 5.3 Übungen zur Einbeziehung der TeilnehmerInnen 63 6. Abschluss des Webinars 71 6.1 Evaluierung des Lernfortschrittes und der Durchführung des Trainings 71 6.1.1 Bewertung des Lerneffekts 72 6.1.2 Bewertungsmethoden und -instrumente 73 6.2 Evaluierung des Trainings 74 6.3 Nachbereitung und Materialien zur Nutzung nach dem Training 77 7. Webinar-Aufnahmen 8. Glossar 81 9. Literaturverzeichnis 6 79 83 1. Einleitung Etymologie Der Begriff Webinar steht für „Webbasiertes Seminar“ und bezeichnet Präsentationen, Vorträge, Workshops oder Seminare, die über das World Wide Web übertragen werden. Genau genommen handelt es sich um ein Kofferwort aus den Wörtern „Web“ und „Seminar“, das eine besondere Form der Webkonferenz beschreibt (vgl. Wikipedia1). Im Online-Duden ist folgende Definition zu finden: „online stattfindendes Seminar; Kurs [...] im Web, bei dem Fragen zu Präsentationen o. Ä. live gestellt und beantwortet werden.“ Manche sind der Auffassung, dass bei Webinaren Informationen nur in eine Richtung übertragen werden könnten und die Publikumsinteraktionen beschränkt seien. Diese Übertragungen in eine Richtung sollten jedoch genauer als Webcasts bezeichnet werden, denn in Webinaren ist mehr Zusammenarbeit (Collaboration) möglich: Sie beinhalten Umfragen sowie Frage- und Antwortrunden, damit sich ZuseherInnen und Vortragende daran beteiligen können. In einigen Fällen spricht der/die Vortragende über eine normale Telefonleitung und weist auf Informationen hin, die auf dem Bildschirm gezeigt werden. Die ZuhörerInnen können dann über ihre eigenen Telefone oder Headsets antworten, was äußerst bequem und praktisch ist. Auf dem Markt gibt es Webkonferenz-Technologien, in die die Verwendung der VoIP-Technologie (Telefonie über Internet) integriert ist und die somit eine vollkommen webbasierte Kommunikation ermöglichen. Je nach Anbieter kann es in Webinaren die Funktion geben, dass die TeilnehmerInnen versteckt oder anonym sind, so dass sie von den anderen TeilnehmerInnen im Webinar nicht wahrgenommen werden. Kurzer geschichtlicher Abriss Möglichkeiten zum Textchat in Echtzeit wie IRC wurden in den später 1980er Jahren entwickelt. Webbasierten Chat und Instant Messaging gibt es seit Mitte der 1990er Jahre. In den späten 90er-Jahren bot Starlight Networks mit StarLive product zum ersten Mal die Möglichkeit zur Webkonferenz und es folgten dut1 Wikipedia gilt als eine der besten Quellen bei sich schnell ändernden Technologien. 1. Einleitung 9 zende andere Webkonferenz-Anbieter, wie zum Beispiel WebEx. Im Jahr 1998 ließ Eric R. Korb den Begriff „Webinar“ als Warenzeichen eintragen, das aber schwierig zu verteidigen war. Es wurde mittlerweile auf InterCall übertragen. Am Anfang der Webkonferenzen stand Plato, ein kleines Computersystem, bei dem viele Terminals mit einem zentralen Computer verbunden wurden. 1.1. Was versteht man unter Webinar? Für die Zwecke dieser Methodik wird Webinar wie folgt definiert: „Webbasiertes Seminar, bei dem zu Trainingszwecken Video- und Audioinhalte online (über das Internet) von einer Quelle aus an einen begrenzten Empfängerkreis übertragen werden.“ Ein Webinar kann entweder live übertragen werden, oder aufgenommen und „on demand“ (auf Anfrage/Abruf) angeboten werden, was den NutzerInnen die Flexibilität bietet, das Webinar anzusehen, wann immer sie wollen. Anders als bei einem Video-Podcast ist es nicht notwendig, das Webinar herunterzuladen, da das Video auf dem Computer der NutzerInnen gestreamt wird. Deshalb ist kein zusätzlicher Festplattenspeicher notwendig und man muss nicht überlegen, was man danach mit all den Mediendateien machen soll. Diese Verfügbarkeit auf Abruf, die es ermöglicht, das aufgenommene Webinar auf einem Portal oder in einer Datenbank zu teilen und zu verbreiten, ist sehr wichtig für die Lernenden. Sie bedeutet, dass die TeilnehmerInnen den Inhalt stets zur Hand haben und dass er unbegrenzt wiedergegeben werden kann. Ein Hauptmerkmal eines guten Webinars sind seine interaktiven Elemente – die Möglichkeit, Informationen zu vermitteln, zu erhalten und zu diskutieren. Die interaktive Funktion kann durch Diskussionsforen und Chatrooms erfüllt werden, die auf derselben Website wie das Webinar angeboten werden. Damit können die TeilnehmerInnen den Inhalt als „Online-Community“ diskutieren oder im Fall von live stattfindenden Diskussionen oder Podiumsdiskussionen durch Fragen oder Äußerungen, die dem Podium übermittelt werden, einen direkten Beitrag dazu leisten. Da die TeilnehmerInnen die Möglichkeit haben, Informationen in die Diskussion einzubringen (sei es Text, Grafiken, Ton oder Video) entsteht ein höheres Maß an Interaktivität. Dadurch werden sie mehr in das Webinar eingebunden, was auch zu einer besseren Lernerfahrung führt. 10 1.2 Verwandte Begriffe o Webkonferenz Eine Webkonferenz ermöglicht es Personen, die sich an unterschiedlichen Orten befinden, an derselben Veranstaltung teilzunehmen. Der Vorgänger der Webkonferenz ist die Videokonferenz. Einfach ausgedrückt ist eine Videokonferenz der Austausch eines Live-Video-Streams in zwei (oder mehreren) Richtungen, um Webinar-TeilnehmerInnen miteinander zu verbinden, so dass die entfernten TeilnehmerInnen nicht nur gehört, sondern auch gesehen werden können. Bevor es Breitbandinternetanschlüsse gab, wurden die Signale über Punkt-zu-Punkt-Verbindungen übertragen, die über ISDN-Anschlüsse hergestellt wurden. Bei Webkonferenzen werden hingegen viele ZuhörerInnen oder TeilnehmerInnen mit einem virtuellen Raum verbunden, in dem Dateien geteilt und ausgetauscht werden können. Bei Webkonferenzen ist die Live-Videokomponente nicht unbedingt notwendig. Hier gibt es mehrere Ebenen der Beteiligung sowohl seitens der Vortragenden als auch der ZuhörerInnen/TeilnehmerInnen. Für die vorliegende Methodik haben wir festgestellt, dass der Begriff der Webkonferenz dem des Webinars am ähnlichsten ist. Viele der Elemente, die ein Webinar ausmachen, finden auch in einer Webkonferenz Anwendung. Webkonferenzen werden in der Geschäftswelt verwendet, um Besprechungen mehrerer Personen über ein Netzwerk wie das Internet abzuhalten. Die Software, die für solche Besprechungen verwendet wird, hat ähnliche Funktionen wie die für ein Webinar benötigte Software. Während einer Webkonferenz findet die Kommunikation allerdings unter vielen statt („many to many“), was bedeutet, dass, selbst wenn eine Person die Konferenz leitet, alle TeilnehmerInnen dieselben Möglichkeiten haben, sich gleichzeitig daran zu beteiligen. In vielen Fällen nimmt die Webkonferenz die Form einer Besprechung an, bei der es eine Tagesordnung gibt, die jedoch nicht unabänderlich ist. Webinare sind etwas anders strukturiert als Webkonferenzen. Die Person, die es leitet, kann entscheiden, welchen TeilnehmerInnen sie wann das Rederecht erteilt. Das Konzept des Webinars, wie wir es verstehen, umfasst nicht Veranstaltungen, die die Form einer normalen Besprechung annehmen. Stattdessen hat es eine Trainings- oder pädagogische Komponente und ähnelt mehr Seminaren oder Workshops, so dass auch ein strengerer Unterrichtsplan zu befolgen ist. 1. Einleitung 11 o Broadcast vs. Multicast Das Konzept des Online-Broadcast wird verwendet, um die Form des Webinars zu bestimmen. Typischerweise versteht man unter einem Broadcast die Übertragung von Inhalten von einem Ort aus an eine größere Gruppe von ZuhörerInnen/ ZuseherInnen an verschiedenen geografischen Orten. Das Unterscheidungsmerkmal eines Broadcast ist, dass die Interaktion zwischen den TeilnehmerInnen beschränkt ist (für gewöhnlich können sie nicht aktiv an der Veranstaltung teilnehmen, können keine Fragen stellen oder Diskussionen führen). Beispiele für diese Art des Online-Broadcast sind Konferenzen, Konzerte, Gruppentreffen und Fußballmatches. Multicasting ist hingegen die Übertragung von multimedialen Inhalten über ein Netzwerk, die auf dem Prinzip beruht, dass die Inhalte zuerst an einen Content-Distribution-Network-Server gesendet werden, der diese an verschiedene ZuseherInnen weitersendet. Diese Lösung wird in Webinaren angewendet und ermöglicht die gleichzeitige Übertragung an viele Personen, auch wenn die Internetverbindung relativ langsam ist. 1.3. Webinare im Trainingskontext Die Verwendung dieser Technologie für Lernzwecke steckt noch in den Kinderschuhen, aber wie im Fall von Nachrichten und Unterhaltung nimmt die Nutzung im Unterricht schnell zu und damit auch die Fähigkeit der Lehrenden und Lernenden, diese Technologie anzuwenden. Das Potenzial von Webinaren im Trainingskontext, besonders in der Erwachsenenbildung und den Weiterbildungsmaßnahmen in kleinen und mittleren Unternehmen, eröffnet einen extrem großen Markt für innerbetriebliche Fortbildungen. Traditionellerweise mussten MitarbeiterInnen auf Schulungen geschickt werden, die den Unternehmen oft sehr teuer kamen. Durch die Option, Webinare entweder live und interaktiv mit simulierter Klassenzimmererfahrung abzuhalten oder „auf Abruf“ zu übertragen, so dass die TeilnehmerInnen diese ansehen können, wann sie wollen (und so oft sie wollen), sind Trainings dieser Art sehr flexibel und effizient, besonders für kleine Unternehmen. Da neue Technologien in Bildungsangeboten nach der Pflichtschule immer mehr Verwendung finden, haben PädagogInnen begonnen, diese Technologien als zusätzliche Kernkompetenzen in traditionelleren Lernbereichen anzuwenden 12 sowie im IT-Bereich, in dem sich diese Technologien ohnehin anbieten. Dies hat zu einem Wandel der Kultur im Bildungsbereich geführt und zur breiteren Akzeptanz des so genannten „Blended Learning“. Mit diesem Begriff ist gemeint, dass Lehrende in ihrem Unterricht neue innovative Technologien mit klassischen Unterrichtsmethoden verknüpfen. In Webinaren mit großer TeilnehmerInnenzahl entsteht durch die inhaltliche Struktur und den Grad der möglichen Interaktivität eher eine „Broadcast“-Umgebung, in der eine Person (nämlich der/die Vortragende) einer Gruppe den Inhalt vermittelt. Ein E-Learning-Webinar mit wenigen TeilnehmerInnen (weniger als zehn) kann hingegen ein hohes Ausmaß an Interaktivität bieten und weist die Struktur von Blended Learning auf. Je größer die Zahl der TeilnehmerInnen des Webinars ist, desto weniger Interaktivität sollte ermöglicht werden, damit den TrainerInnen die Kontrolle über das Webinar nicht entgleitet. Deshalb werden Webinare mit großen Gruppen ein Format annehmen, das eher dem traditionellen Broadcast entspricht. Obwohl diese neuen Technologien das Lernen unterstützen, bleiben viele TrainerInnen weiterhin bei ihrem traditionellen Unterrichtsstil, den sie sich für Trainings angeeignet haben. Während viele Methoden, die allen Unterrichtspraktiken zugrunde liegen, auch unter Verwendung der neuen Technologien wie Webinaren funktionieren, kann die Wirkung dieser Technologien maximiert werden, wenn neue Verfahren und Unterrichtsmethoden entwickelt werden, die auf diese neuen Technologien zugeschnitten sind. In diesem Handbuch wird dargelegt, wie mit Hilfe von Webinaren am effektivsten unterrichtet und gelernt werden kann. 1.4 Hauptmerkmale von Webinaren Die wichtigsten Merkmale von Webinaren können wie folgt zusammengefasst werden2: o Online-Umgebung o Verwendung von Software: t Als Webinar-Anbieter muss man die geeignete Webinar-Software verwenden. t Als TeilnehmerIn benötigt man einen Internetzugang. o findet zu einem vereinbarten Termin statt 2 Genauere Informationen zur Webinar-Software sind in Kapitel 2.1.1. zu finden. 1. Einleitung 13 o Teilnahme nur auf Einladung o begrenzte Dauer von 1 bis maximal 2 Stunden für die Präsentation des Inhalts (unter Verwendung von Ton, Video, Screensharing, PowerPoint-Präsentation etc.) o Interaktion mit den TeilnehmerInnen (Audio, Chat, Quiz, Umfragen, inte- raktives Whiteboard, Schaltfläche zum Aufzeigen etc.) o teilweise Anonymität der TeilnehmerInnen o Rechtevergabe: Die Person, die das Webinar leitet, kann den Teilnehme- rInnen verschiedene Rechte erteilen (z. B. sie zu Vortragenden machen). Damit stehen den TeilnehmerInnen mehr Optionen zur Verfügung (z. B. Screensharing, Filesharing etc.). 1.5. Vorteile und Herausforderungen von Webinaren 1.5.1. Vorteile o Kosteneinsparung Durch die schnelle Weiterentwicklung der Infrastruktur und der Software für die Telekommunikation wird die Webinar-Technologie billiger und leichter zugänglich. Während die Preise der verbesserten Software monatlich sinken, wird die Erfahrung der BenutzerInnen bereichert. Unter diesen Umständen gehört eine schnelle Internetverbindung zum Standard einer jeden Bildungseinrichtung oder eines jeden Unternehmens. Folglich wird Fernunterricht zu einer viel preiswerteren Alternative zu traditionellen Schulungen. Der Preis ist ohne Zweifel einer der Vorteile von Webinaren (besonders bei hohen Reise- und Übernachtungskosten). Durch Webinare kann in folgenden Bereichen gespart werden: t Zeitaufwand für die TeilnehmerInnen t Anreise und Unterkunft t Trainingsmaterial t Evaluierung des Trainings t Vorbereitung von Materialien, die nach dem Training genutzt werden 14 o Komfort Webinare sparen Zeit. Sie bieten den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, die Uhrzeit zu wählen, die für sie am günstigsten ist, und sie erreichen Personen, die an einem Training in einem herkömmlichen Unterrichtsraum nicht teilnehmen könnten. Webinare sind von überall zugänglich; die einzigen Voraussetzungen sind ein Computer und ein Internetanschluss. Dies erhöht die Verfügbarkeit der TeilnehmerInnen. o Verfügbarkeit von Inhalten nach dem Training Die Webinar-Technologie erlaubt es den TrainerInnen, die Einheiten für andere TeilnehmerInnen aufzunehmen (und diese „auf Abruf“ zur Verfügung zu stellen). o Orientierungsfunktion Webinare bieten Personen, die ihre Qualifikationen verbessern oder die sich in einem bestimmten Themenbereich umschulen lassen wollen, eine gute Möglichkeit, verschiedene Themen auszuprobieren, wenn sie noch nicht sicher sind, wofür sie sich genau entscheiden sollen. Dank der Webinar-Technologie können Personen an verschiedenen Webinaren teilnehmen, um mehr über bestimmte Themen zu erfahren, bevor sie sich für oft teure traditionelle Ausbildungsformate oder Studiengänge entscheiden. o Größere Offenheit und weniger persönliche Kommunikationsbarrieren Für Personen, die Angst vor Kritik oder negativer Bewertung haben, ist es oft leichter, an einem Webinar teilzunehmen und dort Fragen zu stellen als in einem Präsenzseminar, da in Webinaren teilweise Anonymität ein wichtiger Faktor ist. 1.5.2. Herausforderungen o Aufmerksamkeit Diese Art zu lernen stellt die Lernenden auch vor gewisse Herausforderungen. TeilnehmerInnen an traditionellen Seminaren können sich im Allgemeinen besser auf die Inhalte konzentrieren als die TeilnehmerInnen an Webinaren. Während des Webinars können die TeilnehmerInnen gleichzeitig im Internet surfen, arbeiten, lesen und viele andere Dinge tun, die ihre Aufmerksamkeit möglicherweise 1. Einleitung 15 vom Training ablenken. Mit Hilfe von Aktivitäten, welche die TeilnehmerInnen aktiv miteinbeziehen, können die TrainerInnen diese Situation vermeiden. o Technische Probleme Um ein Webinar abhalten zu können, benötigen TrainerInnen eine bestimmte Software. Sie müssen sich mit den Besonderheiten und Funktionen der Software vertraut machen, um das Webinar technisch erfolgreich durchführen zu können. Diese technische Vorbereitung erfordert eine gewisse Zeit. Von Seiten der TeilnehmerInnen ist der Aufwand äußerst gering. Die gute Nachricht ist, dass auf den meisten modernen Computern fast die gesamte benötigte Software, mit Ausnahme der Webinar-Software selbst, installiert ist. Meistens wird man von der Software aufgefordert, all jene Anwendungen auszuführen, die für die erfolgreiche Teilnahme am Webinar erforderlich sind. Wenn die Person, die am Webinar teilnehmen möchte, die Zugriffsseite für das Webinar in ihrem Browser öffnet, wird sie ein Flash oder Java Applet sehen, das im Hintergrund installiert wird, während das Webinar geladen wird. o Einschränkung der non-verbalen Kommunikation In traditionellen Besprechungen können TeilnehmerInnen flexibler sein und mehr interagieren als in Webinaren. In einem Webinar sind Dialoge mehr oder weniger begrenzt und Interaktivität stellt eine Herausforderung dar. Gute TrainerInnen finden jedoch Lösungen, um die Auswirkungen dieser Einschränkung möglichst gering zu halten. o Zeitliche Beschränkung Webinare dauern höchstens 1 bis 2 Stunden, was die TrainerInnen vor die Herausforderung stellt, den Inhalt sehr genau vorzubereiten und zu planen. Wie oben dargestellt wurde, haben Webinare viele Vorteile, die dieses Trainingsformat zu einer sehr vielversprechenden Alternative zu traditionellen Unterrichtsmethoden machen und seine zunehmende Beliebtheit rechtfertigen. Die TrainerInnen können verschiedene Maßnahmen ergreifen, um die Herausforderungen des Webinar-Formats zu bewältigen und das Training erfolgreich abzuhalten. Mit der vorliegenden Methodik wollen wir Methoden und Ratschläge aus der Praxis anbieten, mit deren Hilfe der Unterrichtsinhalt erfolgreich vermittelt und hohe KundInnenzufriedenheit sichergestellt werden kann. 16 2. Webinar-Technologie 2.1 Webinar-Software Bei vielen Webinar-Softwarelösungen handelt es sich um webbasierte Anwendungen, die nicht installiert werden müssen. Andere Software-Produkte für Webinare basieren auf der Adobe-Flash-Plattform, die kostenlos ist und auf 99 % aller Computer installiert ist. Abgesehen davon, dass keine Installation notwendig ist, hat die Software einen weiteren Vorteil: Sie funktioniert auf verschiedenen Plattformen und Betriebssystemen. Einige Software-Produkte unterstützen auch mobile Endgeräte. 2.1.1. Funktionen Im Rahmen dieses Handbuchs haben wir festgestellt, dass Webinar-Software über eine Reihe von vorteilhaften Funktionen verfügt. Einige dieser Funktionen sind für das Abhalten von Webinaren unerlässlich, während andere die Lernerfahrung zusätzlich verbessern können. Wie bei sämtlicher anderer Software hängt die Anzahl der zur Verfügung stehenden Funktionen vom Entwicklungsstand der Software ab und dieser schlägt sich im Preis nieder. Wir haben eine Reihe von verschiedenen Softwarelösungen – von Freeware/Shareware bis zu kostenpflichten Produkten – untersucht. Die folgenden Funktionen sind im Allgemeinen bei den meisten, aber nicht bei allen Webinar-Softwarelösungen, die sich für Ausbildungszwecke eignen, zu finden: o Videoübertragung (bietet die Möglichkeit, dass sich TrainerInnen und TeilnehmerInnen sehen); o Chat (ermöglicht Kommunikation zwischen TeilnehmerInnen durch das Tippen von Text, so dass die Person, die in das Mikrofon spricht, nicht gestört wird); o Whiteboard in Echtzeit (ermöglicht das Zeichen auf einem gemeinsamen elektronischen Whiteboard); 2. Webinar-Technologie 17 o Datenaustausch; o Austausch von Notizen; o Screensharing (Möglichkeit, den Bildschirm der Vortragenden zu sehen); o Umfragen/Quiz (Online-Fragebögen). Weitere Optionen, die nützlich sein können und bei fortgeschritteneren Softwarelösungen zur Verfügung stehen: o Möglichkeit, während der Einheit die ModeratorInnen/TrainerInnen zu wechseln: Dies kann bei Webinaren mit kleineren Gruppen hilfreich sein, da die TeilnehmerInnen und TrainerInnen zusammenarbeiten und abwechselnd ihren Bildschirm etc. mit den anderen teilen können. o Möglichkeit, mit Hilfe der Software eine heruntergeladene Datei an- zusehen: Dies ist bei Diskussionen hilfreich. o Möglichkeit, mit der Software ein Webinar aufzunehmen: Das kann sehr hilfreich sein, denn einerseits können TeilnehmerInnen, die nicht am Webinar teilgenommen haben, den Inhalt sehen, und andererseits dient die Aufnahme auch als eine Art digitale Notizen, so dass die TeilnehmerInnen zum Zeitpunkt der Live-Übertragung ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Inhalt des Webinars richten können. Das aufgenommene Webinar muss von den TrainerInnen veröffentlicht werden. o Funktion zur Erstellung von Fragebögen: Diese können ein hervorragendes Mittel für die Beurteilung darstellen. o Möglichkeit zur Veröffentlichung von Fragebögen: Dies eignet sich sehr gut dafür, den TeilnehmerInnen schnell und einfach ein Feedback zu dieser Beurteilung zu geben. Um die Effektivität einer Webinar-Software zu bestimmen, können zum Beispiel folgende Fragen beantwortet werden: o Ist die Software webbasiert oder ist eine Installation erforderlich? o Wie viele BenutzerInnen können sie höchstens gleichzeitig verwenden? o In welchem Verhältnis stehen die Funktionen zum Preis der Software? 2.1.2. Ressourcen Am Markt gibt es zahlreiche Softwarepakete, sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige, die sich für Unterrichtszwecke eignen: 18 Beispiele von Webinar-Software: o Adobe Connect 8 o ClickWebinar o FastViewer confered o Mikogo o TeamViewer 7 o Saba Webinar o RHUB GoMeetNow 4.3 2.2. Hardware-Anforderungen Wie Unterricht, der im Klassenzimmer stattfindet, sollten auch Webinare für alle zugänglich sein, weshalb Webinar-Software mit Computern mit relativ niedrigen Spezifikationen kompatibel sein sollte. Die erforderliche physische Hardware unterscheidet sich je nach dem Grad der Beteiligung, den der/die TeilnehmerIn wünscht. Um ein Webinar ansehen zu können, reicht ein Computer mit einem Breitbandinternetanschluss aus. Damit wird ein minimales Ausmaß an Interaktion ermöglicht. Je höher der Grad der Interaktion jedoch ist, desto spannender wird die Erfahrung für die TeilnehmerInnen sein. Werden zusätzlich zum Computer zum Beispiel Lautsprecher verwendet, führt das zu einer umfassenderen Erfahrung für den/die TeilnehmerIn. Mit dieser Hardware kann der/die BenutzerIn mit dem Webinar auf grundlegender Ebene interagieren, das heißt, die übertragenen Inhalte sehen und hören, Notizen tippen und eventuell etwas über das Webinar in ein Forum oder einen Chatroom schreiben. Die Hinzunahme eines Mikrofons und/oder einer Webcam erhöht den Grad der Interaktivität und gibt den TeilnehmerInnen die Möglichkeit, eigene Beiträge im Rahmen des Webinars zu übertragen. Die audiovisuelle Darstellung der BenutzerInnen führt zu einer fließenderen Interaktion mit dem Webinar und vermittelt klarere Informationen über die Person des Nutzers/der Nutzerin. 2. Webinar-Technologie 19 TrainerIn/ModeratorIn TeilnehmerIn Computer durchschnittlicher Computer (middle end) jeder Computer, der für den Heim- oder Bürogebrauch geeignet ist (low end) Internetverbindung stabile Internetverbindung: 1024/512kb/s stabile Internetverbindung: 512/256kb/s Down-/Upload-Geschwindigkeit Peripheriegeräte Webcam oder andere Videokamera, Kopfhörer und Mikrofon (Headset empfohlen) zumindest Kopfhörer und Lautsprecher und Mikrofon; Webcam empfohlen Hintergrund ruhige Umgebung mit guter Akustik; gut beleuchtet mit möglicher Zusatzbeleuchtung grundsätzlich jeder Ort; ein ruhiger Ort ist natürlich zu empfehlen Abb. 1, Technische Voraussetzungen für einen Webcast Diese Abbildung zeigt nur ein Beispiel. Die tatsächlichen Voraussetzungen sollten auf den im Webinar verwendeten Werkzeugen beruhen. Die Anforderungen ändern sich, wenn die Netzkapazitäten erweitert und die Computer weiterentwickelt werden. Zwei Trends sind jedoch offensichtlich: Erstens sollte die TrainerInnen über einen leistungsstarken Computer verfügen, der die erforderliche Spezifikation des verwendeten Webinar-Softwarepakets erfüllt, sowie über einen großen Bildschirm oder, sofern vorhanden, über zwei Bildschirme, damit einer für die Präsentation und der andere, der für die TeilnehmerInnen nicht sichtbar ist, für die Vorbereitung verwendet werden kann. Zweitens müssen die Computer der TeilnehmerInnen nicht genauso leistungsstark und die Internetverbindung nicht so schnell sein. Es ist nur wichtig, dass die aktuellsten Versionen von Flash und JavaTM installiert sind und problemlos laufen. Oft sind technologische Mythen über die Teilnahme an Webinaren im Umlauf, wie zum Beispiel, dass man einen sehr leistungsfähigen Computer benötigt, um an einem interaktiven Webinar teilzunehmen. In der Regel reicht ein durchschnittlicher Computer, der für den Heim- oder Bürogebrauch gedacht ist, aus, solange die verwendete Webinar-Software aktuell und vollständig ist. Deshalb ist der Prozentsatz der Personen, die aus technischen Gründen nicht an einem Webinar teilnehmen können, sehr gering. 20 2.3. Bandbreiten-/Netzwerkanforderungen Die Bandbreite wirkt sich auf folgende Faktoren aus: ȗ$ 0'$/è/. $)./ ''0)"!Ű-.*#' )1*)$ *Ȑ0)0$*/ $ )Ǿ ȗ$ )5#' - $)-Ȑ $') #( - )) )ǻ Eine erhebliche Anzahl an InternetnutzerInnen verfügen über einen Highspeed-Internetzugang über ISDN-Modems, DSL, T-1 Anschlüsse und Kabelmodems. TeilnehmerInnen mit schnelleren (512kbs/256+) und verlässlicheren Verbindungen haben eine besseres Seherlebnis. 2.4 Technische Einzelheiten Ein gut fundierter Unterrichtsplan, gute TrainerInnen und eine eifrige TeilnehmerInnengruppe sind sicherlich Grundvoraussetzungen für die erfolgreiche Durchführung eines jeden Trainings. Trotzdem kann bei Webinaren, selbst wenn diese Anforderungen erfüllt sind, in Zusammenhang mit der Vermittlung des Inhalts eine Reihe von Störungen auftreten. Im Folgenden sind einige grundlegende Richtlinien für die erfolgreiche Durchführung von Webinaren angeführt. 2.4.1. Ort Auch wenn Webinare von überall aus angeboten werden können, solange es ein Internetzugang vorhanden ist, sollte der Wahl des richtigen Standorts ausreichend Zeit gewidmet werden. Dabei ist eine Reihe von Faktoren zu berücksichtigen. In erster Linie ist zu beachten, dass ein Webinar in hohem Maße vom Ton abhängig ist. Selbst bei hervorragender Ausstattung kann das Webinar leicht gestört werden, wenn die Gefahr besteht, dass in dem Raum, in dem sich der/die TrainerIn befindet, Hintergrundgeräusche auftreten. Störungen wie Verkehrslärm, Geräusche von KollegInnen im Hintergrund oder surrende Beleuchtung oder Klimaanlagen können sich auf die Qualität des über Mikrofon aufgenommenen Tones auswirken und somit die TeilnehmerInnen ablenken. Das Ausmaß dieser Störungen kann mit den eigenen Ohren ohne besondere 2. Webinar-Technologie 21 Geräte beurteilt werden, indem man einfach potentielle Lärmquellen ausfindig macht. Gleichzeitig ist auch zu beachten, dass der Ton in einem leeren Raum ohne Möbel oder andere Ausstattung sehr hohl und fast hallend klingen kann. In den meisten Fällen kann man den Ort an die Anforderungen anpassen, indem man zum Beispiel Akustikmatten verwendet. Hat man vor, das Bild einer Webcam zu übertragen, ist ein geeigneter Hintergrund äußerst wichtig. Dafür kommt eine einfarbige Oberfläche wie eine Wand oder eventuell eine einfache Flagge in Frage. Auf keinen Fall dürfen wir vergessen, dass der/die TrainerIn im Mittelpunkt stehen soll und der Hintergrund nicht vom Inhalt des Webinars ablenken sollte. Deshalb ist es auch nicht zu empfehlen, Pop-up-Werbungen auf den Bildschirmhintergrund zu platzieren. Teilnehmer Arbeitsumgebung persönlicher Laptop TrainerIn ModeratorIn Arbeitsfläche Co-ModeratorIn Dokumente ruhige Umgebung unterstützende TrainerIn gut beleuchtet gute Akustik Abb. 2, Arbeitsumgebung Zum Abschluss sollte der Arbeitsbereich der TrainerInnen angepasst werden, um dem Bedarf nach mehr Platz auf dem Schreibtisch für Unterlagen oder den persönlichen Laptop entgegenzukommen. Weiter ist zu beachten, dass zusätzlich zu TrainerIn und ModeratorIn noch andere Personen am Webinar teilnehmen können, wie zum Beispiel weitere TrainerInnen zur Unterstützung und ein/e Co-ModeratorIn. Jede Person benötigt einen eigenen Computerarbeitsplatz, wobei der/die TrainerIn und der/die ModeratorIn sehr nahe nebeneinander sitzen sollten, um auch abseits des Webinars miteinander kommunizieren zu können. 2.4.2. Kameraperspektive Um die beste Bildeinstellung für ein Webinar zu bekommen, sollte sich die Kamera auf Augenhöhe des Trainers/der Trainerin befinden wie bei einer Nachrichtensendung. Das kann sich allerdings bei vielen Kameramodellen, insbesondere bei in Notebooks eingebauten, als schwierig erweisen. Grundsätzlich gilt jedoch: je höher die Kamera positioniert ist, desto besser (aber nicht höher als der Kopf 22 des Trainers/der Trainerin). Die Kamera sollte am besten einige Grad links oder rechts vom Sprecher/von der Sprecherin positioniert werden, damit er/sie sich nicht in der Mitte des Bildes befindet. Wenn der/die TrainerIn beim Sprechen gestikuliert, sollte die Kamera so ausgerichtet sein, dass die TeilnehmerInnen die Arme und Hände sehen können. Vor der Übertragung muss der/die TrainerIn sicherstellen, dass die Webcam mit dem Computer verbunden und betriebsbereit ist. Auch wenn ein Webinar von einem Hollywood-Film weit entfernt ist, gelten doch dieselben Regeln und Prinzipien der visuellen Gestaltung wie bei einem Film. Obwohl der Videostream in den meisten Fällen nicht die wichtigste Komponente ist, spielt er eine wesentliche Rolle beim Transfer von Wissen von den TrainerInnen zu den Lernenden. 2.4.3. Beleuchtung Ein weiteres wichtiges Element beim Video ist die Beleuchtung. Es heißt, die Fotografie ist Malen mit Licht, und dasselbe gilt für Videos und Webinare. Die Beleuchtung der sprechenden Person in einem Video ist ein sehr weites Thema, das hier nur in vereinfachter Weise behandelt wird. Das Gesicht des Trainers/der Trainerin sollte entweder mit einer Lampe (oder mehreren Lampen) oder durch das vom Fenster kommende Sonnenlicht beleuchtet werden. Das Gesicht sollte der am meisten beleuchtete Teil des Bildes sein, das heißt, hinter dem Trainer/der Trainerin sollten sich keine Fenster oder Lampen, die in Richtung Kamera zeigen, befinden. Der/Die TrainerIn sollte am besten gleichmäßig beleuchtet werden, wobei etwas Schatten von den Gesichtsmerkmalen erlaubt sind, weil diese das Gesicht auf dem Bildschirm der ZuseherInnen klarer definieren. Als allgemeine Regel gilt, dass sich hinter dem gefilmten Objekt keine starke Lichtquelle befinden sollte, da diese die Kamera mit Licht überflutet und ein Schatten auf das ganze Subjekt fällt. 2.4.4. Ton Die Tonübertragung ist wohl der wichtigste Teil des Webinars, da der Großteil der Informationen über die Stimme vermittelt wird. Deshalb ist es notwendig sicherzustellen, dass die Tonübertragung von hoher Qualität ist (à siehe Checkliste unten). Wenn die KursteilnehmerInnen dazu gezwungen sind, einer rauschenden 2. Webinar-Technologie 23 Übertragung mit Hintergrundgeräuschen zuzuhören, werden sie schnell ermüden und Interesse am Webinar verlieren. Vor Beginn des Webinars muss der/die TrainerIn sicherstellen, dass das Mikrofon auf seinem/ihrem Computer richtig konfiguriert ist. Kopfhörer mit Mikrofon (Headset) sind die beste Lösung, da damit beide Hände frei sind. USB-Headsets erfordern keine Installation und umgehen die Soundkarte, so dass häufige DriverProbleme vermieden werden können. Obwohl die meisten Laptops eingebaute Mikrofone haben, ist es besser, ein Headset zu verwenden, da es die Stimme des Trainers/der Trainerin genauer aufnimmt. Zu beachten ist außerdem, dass das Mikrofon bei der Verwendung der Lautsprecher den übertragenen Ton „hören“ kann und diesen weiter überträgt, was zu einem Echo oder einer Rückkopplung führt und den Ton verzerrt. Vor dem Webinar sollte der/die TrainerIn die folgenden Software-/Hardwareeinstellungen überprüfen: Überprüfen Sie, ob Ton/Video deaktiviert ist. – Das kann insofern problematisch sein, als der Signalweg vom Computer zum Ohr durch mehrere Engpässe läuft. Überprüfen Sie, ob der Ton deaktiviert/stumm gestellt ist. Überprüfen Sie, ob die Kopfhörer/das Mikrofon richtig eingesteckt sind und ob der Lautstärkeregler nicht abgestellt ist. Überprüfen Sie, ob Sie das richtige Eingabegerät verwenden. – Ihr Computer kann mehrere Eingabegeräte für eine Aufgabe haben (z.B. Kameramikrofon, eingebautes Mikrofon und externes Mikrofon). Überprüfen Sie, ob der Ton in ihrer Webcast-Software richtig eingestellt ist. – Die meisten Webcast-Programme verfügen über einen technischen „Assistenten“, der Ihnen hilft, die Ton/Video-Geräte einzurichten. Überprüfen Sie den Lautstärkenregler und stellen Sie sicher, dass er in allen Bereichen (Software, Soundkarte, Kopfhörer) richtig eingestellt ist. Überprüfen Sie, ob es ein Echo gibt. Dieses kann entstehen, wenn Sie kein Headset verwenden und das Mikrofon den Ton aus dem Lautsprecher aufnimmt. Alle sollten über ein Headset verfügen. Abb. 4, Einstellungen der Webinar-Software 24 ☑ 3. Organisation von live übertragenen Webinaren Wie wir in der Einleitung angedeutet haben, sind Webinare vielseitig im Unterricht, im Unterhaltungs- und Geschäftsbereich einsetzbar. Im Zentrum des Interesses steht hier allerdings nur eine Art der Verwendung von Webinaren und zwar die Live-Übertragung für Unterrichtszwecke. Viele Aspekte von Live-Webinaren, wie die Technologie oder die Motivation der Lernenden, können sich auf die Wirksamkeit des Trainings auswirken. Die Einrichtung, die ein Webinar organisiert, spielt die wichtigste Rolle, das heißt, sie trägt die Verantwortung dafür, dass eine ansprechende, gut strukturierte und organisierte Unterrichtseinheit geboten wird. In diesem Kapitel werden die Rollen und Zuständigkeiten der wichtigsten AkteurInnen eines Webinars beschrieben. Zu beachten ist, dass manche dieser Rollen nicht notwendigerweise von verschiedenen Personen übernommen werden müssen (z. B. könnten erfahrene TrainerInnen auch die Rolle des Moderators/ der ModeratorIn oder des technischen Supports übernehmen). Folgende Rollen wurden definiert: Rolle Zuständigkeiten Anmerkungen ModeratorIn übernimmt die Einleitung und den Abschluss, integriert TrainerInnen und ExpertInnen; fasst die Fragen für die Frage-Antwort-Runde zusammen TrainerIn bereitet den Inhalt vor und präsentiert ihn; wendet Trainingsmethoden an ExpertIn liefert Spezialwissen Technischer Support stellt sicher, dass die WebinarSoftware funktioniert; löst die Software/Hardware-Probleme der TeilnehmerInnen Schwerpunkt liegt auf der Problemlösung (manchmal auch durch Übergangslösungen) TeilnehmerIn Lernen möglicherweise gegen eine Gebühr kann auch als ModeratorIn fungieren Tabela 3. Role i zadania zespołu realizującego webinar 3. Organisation von live übertragenen Webinaren 25 3.1. Das Ziel des Webinars Einrichtungen, die Webinare organisieren möchten, müssen eine wesentliche Frage beantworten: Was möchten wir mit diesem Webinar erreichen? Im Folgenden sind einige mögliche Antworten aufgelistet: o Das Interesse neuer KundInnen für unsere Produkte und Dienstleistungen wecken; o Einnahmen durch ein neues Angebot oder eine neue Dienstleistung erzielen; o Bestehenden KundInnen neue Funktionen vorstellen; o Zeigen, wie bekannte Probleme mit den Produkten oder Dienstleistungen der jeweiligen Unternehmen gelöst werden können; o Angebot eines kostenpflichtigen/kostenlosen Trainingsmoduls; o Angebot eines kostenpflichtigen/kostenlosen Trainingsmoduls als Teil eines Lehrplans; o Sicherstellung von laufender Zertifizierung eines bestimmten Produkts oder einer Dienstleistung. Aus den folgenden Gründen könnte ein Webinar ausgewählt werden: o geografische Distanz zwischen Lernenden und TrainerInnen: Die Webinar- -Technologie ermöglicht es ihnen, Reisen zu vermeiden, was wiederum die Kosten verringert und Zeit spart; o einfache Bereicherung des Kursprogramms durch die Einladung von Ga- stvortragenden, die ihren Vortrag über die Distanz hinweg halten; o als Alternative für Lernende, die nicht persönlich an dem Training teilneh- men können, weil sie nicht anreisen können oder krank sind; o Verbesserung des Zugangs zu Bildung; o Angebot eines kostenlosen „Teasers“; o Einnahmen für lizenzierte Produkte. Die Organisation eines Webinars ist eine gute Lösung, um folgende (Unternehmens-)Ziele zu erreichen (man beachte, dass keine Anreise notwendig ist und sich die Personen irgendwo auf der Welt befinden können, solange sie Internetzugang haben): o ein neues Verfahren oder eine neue Software-Version kennenlernen mit der Möglichkeit, Fragen sofort zu klären; o eine neue Idee/Herangehensweise vorstellen und Feedback bekommen 26 (Marketingschulung); o Trainingsansätze verschiedener ExpertInnen, die sich an unterschiedlichen Orten befinden, abgleichen; o aktuelle Informationen über gesetzliche Änderungen erhalten mit der Möglichkeit, sofort Fragen zu stellen; o einen berufserfahrenen Experten eine bestimmte Sachlage erklären lassen mit der Möglichkeit, dass verschiedene TeilnehmerInnen die aufgenommene Einheit danach nochmals ansehen können; o in leicht verdaulichen Portionen über verschiedene Aspekte eines größe- ren Themas lernen (z. B. eine Stunde pro Woche) mit der Möglichkeit, Umfragen und/oder Fragebögen zu verwenden; erfolgreiche Teilnahme kann zu einem Zeugnis führen. Webinar-Software kann auch als technische Plattform für internationale Geschäftstreffen, zum Austausch von Projektergebnissen oder zur Einigung auf einen Projektstatus dienen, aber diese Möglichkeiten werden im Rahmen dieser Methodik nicht weiter behandelt. 3.2. Ankündigung von Webinaren und Anmeldung Die Aufgaben zur Sicherstellung, dass die Webinare erfolgreich sind, beginnen schon bei der Ankündigung und Anmeldung, also lange vor dem tatsächlichen Beginn des Webinars. Die Ankündigung eines Webinars muss auf folgende grundlegenden Aspekte eingehen: o Thema; o Datum und Dauer (normalerweise nicht länger als 75 Minuten); o maximale TeilnehmerInnenzahl; o Voraussetzungen für die Teilnahme; o Link zur Anmeldewebseite (oder zumindest andere Informationen zur Anmeldung); o Vorteile durch die Teilnahme; o Teilnahmegebühren (Wenn die Teilnahme kostenlos ist, sollte dies auch angegeben werden.); 3. Organisation von live übertragenen Webinaren 27 o aussagekräftiges Bild. Und natürlich sollten wir uns über unsere Zielgruppe im Klaren sein ... also darüber, wer diese Ankündigung bekommen soll. Der Anmeldevorgang umfasst die folgenden wesentlichen Schritte: Webinar-Ziel TeilnehmerIn Übermittlung der Anmeldeanfrage W e b i n a r - O r g a n i s a t i o n Verarbeitung der Evaluierung der Bestätigung der Anmeldung an Erinnerung ca. zwei StunAnmeldeanfrage Anmeldeanfrage ausgewählte TeilnehmerInnen den vor dem Webinar TeilnehmerInnendaten: ȗ1*'' -( ȗ -0! ȗȐ$'Ȑ- .. ȗ0(( ȗ$/ ' . $)-. ȗ/0( . $nars ȗ ' !*))0(( ȗ- .. ș)*twendig für die Rechnung) Eventuell: ȗ( .)/ -nehmens der TeilnehmerInnen ȗ -)#$)/ -"-0) ȗ*/$1/$*) ȗ& ($.# Leistungen Bestätigungsbrief Liste beinhaltet: der ausȗ ./è/$"0)" gewählten Teil- ȗ . (/ -$'50-*- - $/0)"0! nehmerInnen das Webinar Erinnerung ȗLink zum Webinar ȗ "$))5 $/ ȗ0 - ȗ*"Ȑ$)Ȑ )!*-(/$*) ) ȗ*)/&/$)!*-(/$*) ) --$) rInnen/ModeratorInnen Liste der nicht ȗ /$''$ -/ - .-*"-(( ausgewählten TeilnehmerInnen Abb. 5 Anmeldevorgang im Webinar-Organisationsprozess. Quelle: webinar2learn-Projektteam 2012. Wie man sieht, erfordern/generieren die verschiedenen Schritte zahlreiche Daten und machen auch Vorbereitungsarbeit notwendig. Wenn zum Beispiel die Information über die Stornierung eines Teilnehmers/einer Teilnehmerin eingeht, kann ein/e TeilnehmerIn von der Liste der nicht ausgewählten TeilnehmerInnen nachrücken. 28 3.3 Rollen 3.3.1 Die Rolle der TrainerInnen in Webinaren Ein/e TrainerIn, der/die mit der Webinar-Technologie vertraut ist, wird eigenständig ein Training für eine kleine Gruppe (6 Personen) erfolgreich durchführen können. In einem Webinar für eine Gruppe von mehr als 20 Personen ist die Hilfe eines Moderators/einer Moderatorin und möglicherweise technischer Support entscheidender. Unabhängig von der Gruppengröße fällt jedoch eine Vielzahl von Aufgaben in die Verantwortlichkeit der TrainerInnen. Zuallererst muss der/die TrainerIn das Thema und die Struktur des Webinars vorbereiten sowie alle damit verbundenen Materialien einschließlich Multimedia-Präsentationen. Deshalb ist es wichtig, dass der/die TrainerIn mit der Webinar-Umgebung vertraut ist und die notwendige Erfahrung mitbringt, um das Potenzial der Software zu beurteilen und die geeigneten Werkzeuge und Inhalte auszuwählen. Im Fall von Webinar-Trainings und -Workshops, in denen die TeilnehmerInnen die TrainerInnen nicht sehen können, wird die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf die Präsentation gerichtet. Diese muss deshalb ästhetisch ansprechend gestaltet sein, aber gleichzeitig funktional und effektiv sein. Gute Kenntnisse des verwendeten Softwarepakets sind bei der Vorbereitung einer Präsentation hilfreich. Bedenkt man, dass die in Webinaren verwendeten Materialien gewöhnlicherweise von verschiedenen Quellen kommen und verschiedenste Formate aufweisen, ist es wichtig, dass der/die TrainerIn zumindest Grundkenntnisse in den verschiedenen Technologien, Software-Tools und möglicherweise der Hardware (z. B. Intel vs. Mac) besitzt. Im nachstehenden Diagramm wird die Wichtigkeit von TrainerInnenkompetenzen in Zusammenhang mit „Virtual Instructor led Training“ (VILT – von virtuellen Lehrenden geleitetes Training) aufgezeigt. Forschungen zufolge ist die wichtigste Kompetenz, die Webinar-TrainerInnen haben sollen, die o Fähigkeit, ihre Gedanken klar und für die TeilnehmerInnen verständlich zu formulieren. o Wichtig sind auch die flüssige Präsentation eines Themas, Fähigkeiten in Zusammenhang mit der Anwendung der Webinar-Technologie, technisches Know-how, Vertrautheit im Umgang mit Technologien im Allgemeinen sowie besonderes Wissen über das Abhalten von Online-Workshops (vor allem Kompetenztraining im Zusammenhang mit VILT). Obwohl diese 3. Organisation von live übertragenen Webinaren 29 Fähigkeiten sehr wichtig sind für eine effiziente Durchführung des Trainings, sind sie nicht vorrangig. In dieser Art von Training wird der Inhalt immer von wesentlicher Bedeutung sein. Zusätzlich zu den oben angeführten Fertigkeiten gibt es Kompetenzen, die mit dem Trainingsprozess selbst in Zusammenhang stehen: o Verständnis der Bedürfnisse der TeilnehmerInnen; o Managementkompetenzen im Klassenzimmer; o Fähigkeit, Trainingsmaterial zu entwickeln; o Fähigkeiten zur Unterrichtsgestaltung und o Fähigkeit, VILT zu beurteilen und zu evaluieren. Wichtigkeit der Kompetenzen von VILT-TrainerInnen: Moderationskompetenzen 61% Fachkenntnisse 59% Vertrautheit im Umgang mit Technologien im Allgemeinen 32% Kompetenztraining im Zusammenhang mit VILT 29% Verständnis der Bedürfnisse der TeilnehmerInnen 38% Managementkompetenzen im Klassenzimmer 9% Fähigkeit, VILT zu beurteilen und zu evalu- 6% ieren 0% äußerst wichtig 35% allgemeine technische Kompetenzen und Kompetenzen in Zusammenhang mit VILT sind sehr wichtig 53% 53% 40% 23% 52% Fähigkeiten, Trainingsmaterial zu entwickeln 11% Fähigkeiten zur Unterrichtsgestaltung 35% 32% 33% 31% 20% 40% 60% 80% 100% wichtig Abb. 6, Fähigkeit, VILT zu beurteilen und zu evaluieren. Die Veranstalter des Webinars sollten dem/der TrainerIn rechtzeitig im Voraus Informationen über die TeilnehmerInnen und die Lernergebnisse zur Verfügung stellen. Der Veranstalter muss die folgenden Fragen beantworten können: o Was ist das Ziel des jeweiligen Webinars? 30 o Wozu sollen die Lernenden danach fähig sein? o Was sollen die Lernenden wissen? o Welche Art von Lernenden werden an dem Webinar teilnehmen? o Ist das Webinar für eine geschlossene oder eine offene Gruppe gedacht? o Wie viele Personen werden daran teilnehmen? o Verwenden die TeilnehmerInnen häufig diese Art von Software? o Wird es nur eine Einheit oder mehrere aufeinanderfolgende Einheiten geben? Werden bei aufeinanderfolgenden Einheiten immer dieselben Personen teilnehmen? o Was sind die Hardware-Voraussetzungen für das Training? o Sitzen alle an einem eigenen Computer? o Ist die Übertragung für einzelne oder mehrere „Einheiten“ gedacht? o Wird den Lernenden und TrainerInnen technische Unterstützung ange- boten? Die Aufgabe der TrainerInnen ist es, die richtigen Methoden zur Erreichung ihrer Unterrichtsziele auszuwählen. Der Veranstalter muss den TrainerInnen jedoch im Bereich der Technologie und der Verwendung von Webinaren für Unterrichtszwecke zur Seite stehen. Wenn die TrainerInnen gut ausgebildet und informiert sind, sollten sie einen guten Unterrichtsplan vorbereiten können. Kompetenzen der Web-TrainerInnen – synchron und asynchron Synchron: Webinare und Web-Meetings mit geeigneten Kommunikationsverbindungen ermöglichen unmittelbare Interaktion zwischen TrainerInnen und TeilnehmerInnen. Asynchron: Webcasts, E-Mail, computerbasierter Unterricht; hier können die TeilnehmerInnen Feedback geben, aber den Unterricht oder das Lernmodul nicht direkt beeinflussen. Über welche Kompetenzen sollten TrainerInnen, die Kurse Trainings in virtuellen Räumen durchführen, verfügen? Die nachstehende Liste basiert auf den eigenen Erfahrungen der AutorInnen sowie auf deutscher Literatur (einschließlich des Buches von Christina Rautenstrauch „Tele-Tutoren“, Bertelsmann, 2001). 3. Organisation von live übertragenen Webinaren 31 1. Kenntnisse über Lernstile unter Anwendung von E-Learning o Kenntnisse über Lerntheorien zu E-Learning; o Kenntnisse über Themen in Zusammenhang mit selbstständigem Lernen und Motivation der TeilnehmerInnen beim Selbststudium (selbstgesteuertes Lernen); o Kenntnisse über verschiedene Methoden und Strategien beim E-Le- arning und die Auswahl von Instrumenten zur Anwendung dieser Methoden; o Beratung der TeilnehmerInnen zur Auswahl von geeigneten Methoden beim selbstgesteuerten Lernen; Diagnose von Stärken und Schwächen; 2. Kenntnisse über den Lernprozess von Erwachsenen o Kenntnisse über verschiedene Lerntheorien; o Kenntnisse und Erfahrung auf dem Gebiet der Vorbereitung von Unterrichtsmaterialien; o Kenntnisse und Erfahrung auf dem Gebiet der Gestaltung einer Umge- bung/Plattform, die den Lernprozess unterstützt; o Kenntnisse über Zeitmanagement- und Stressbewältigungstechniken. 3. Kommunikationsfähigkeiten o deutliche Aussprache und gute Stimmtechnik; o Fähigkeit, Gespräche zu führen und aufrechtzuerhalten; o Kenntnisse über Fragetechniken und Fähigkeit, diese anzuwenden; o Kenntnisse über Netiquette (Regeln für Kommunikationsverhalten im Internet) und Fähigkeit, entsprechende Regeln aufzustellen, die auf die Bedürfnisse der verschiedenen Gruppen abgestimmt sind; o Kenntnisse über das Vokabular in den Bereichen Computer und E-Learning; Fähigkeit, diese Konzepte Menschen ohne technischen Hintergrund zu erklären; o Wissen über die Grenzen der synchronen und asynchronen Kommu- nikation; o Fähigkeit, das geeignete Kommunikationsmittel auszuwählen. 4. Moderationskompetenzen o Kenntnisse über Gruppenprozesse, besonders bei der Online-Grup- penarbeit; 32 o Fähigkeit, Wissen zu vermitteln und den Informationsaustausch zu fördern; o praktische Kompetenzen in der Moderation von Diskussionen im Chat, in Foren und in virtuellen Räumen; o Kenntnisse über Aufgabenstellung für die Online-Gruppenarbeit; o Fähigkeit, Feedback zu geben, das auf die Online-Umgebung abge- stimmt ist; o Kenntnisse über Methoden und kollaborative Werkzeuge (synchron und asynchron). 5. Kenntnisse über Hardware, Software und das Internet o effiziente Verwendung des Computers - Kenntnisse über grundlegen- de Computerkomponenten (z. B. Was heißt RAM und wie viel Arbeitsspeicher habe ich auf meinem Computer?) und das Betriebssystem; o Fähigkeit, mit einer Vielzahl von Programmen, sowohl klassischen (z.B. MS Office) als auch benutzerdefinierten (z. B.MindMaster) umgehen zu können; schnelles Erlernen neuer Programme; o Kenntnisse über die Funktionsweisen von Trainingsplattformen (syn- chron und asynchron); Fähigkeit, die Funktionen der Plattformen zu vergleichen; o Fähigkeit, die Qualität von Internetverbindungen zu prüfen und die Internetverbindung auszuwählen, die den Kursanforderungen entspricht; o Fähigkeit, eine Online-Wissensdatenbank aufzubauen und die entsprechenden Werkzeuge auszuwählen; o Die Arbeit am Computer, mit Software und im Internet bereitet ein Vergnügen. Hundert verschiedene Benutzerkonten auf unterschiedlichen Websites zu haben, stellt kein Problem dar; o Fähigkeit, technische Probleme zu lösen. Quelle: Marta Eichstaedt, Blog o Webinarach, http://www.webcomm.eu/kompetencje-treneraszkolen-online-synchronicznych-i-asynchronicznych/, 03.2012 Welche Software wird für das Webinar verwendet und was sind die anderen technischen Voraussetzungen? Ist es möglich, die Materialien „interaktiv“ zu nutzen (z. B. Whiteboard-Werkzeuge)? Gibt es bei der Verwendung von Medien, die eine hohe Bandbreite erfordern (z. B. HD-Video), einen Kapazitätsengpass (haben alle TeilnehmerInnen eine gute Verbindung)? 3. Organisation von live übertragenen Webinaren 33 Während der/die TrainerIn auf die Unterstützung des Moderators/der Moderatorin bauen kann, ist er/sie für die TeilnehmerInnen die Person, die das Webinar abhält. Der Erfolg hängt vom zuvor aufgestellten Unterrichtsplan und den vorbereiteten Trainingsmaterialien sowie von der Erfahrung ab. TrainerInnen, die davon ausgehen, dass sie mit dem Thema vertraut sind und gute RednerInnen sind, haben für gewöhnlich bei ihrem ersten Webinar-Versuch zu kämpfen. Wenn die relevanten Kompetenzen nicht auf das Webinar-Format abgestimmt sind, ist mangelnde Vorbereitung sofort erkennbar und solche Webinare sind dann meistens kein Erfolg. Folgendes hat sich für die erste Webinar-Erfahrung bewährt: o Halten Sie das Webinar zu Themen, die sie in- und auswendig kennen. o Führen Sie im Voraus zumindest eine „Übungseinheit“ vor einer anderen Person durch, die sich nicht im Raum befindet und die Ihnen danach Feedback gibt. o Bereiten Sie den Zeitplan genau vor (Sie müssen sich dann nicht daran halten). o Bereiten Sie die Materialien für der Einheit vor – Überlassen Sie nichts der Inspiration in der letzten Minute. o Bereiten Sie Ihr „Dashboard“ rechtzeitig vor. Verantwortung der TrainerInnen für den Lernprozess: Es ist Aufgabe der TrainerInnen, das Webinar so abzuhalten, dass die TeilnehmerInnen kontinuierlich am Trainings-/Lernprozess beteiligt werden. Das vergisst man leicht, wenn man die ZuhörerInnen nicht sehen kann und damit auch nicht erkennen kann, wie man von diesen wahrgenommen wird. Für TrainerInnen ohne vorherige Erfahrung ist es meistens ratsam davon auszugehen, dass sie ihre Präsentation spannender und dynamischer gestalten sollten. Es gibt Menschen, die sich von Natur kurz halten und sehr dynamisch sind, was für Webinare sehr nützlich ist. Nach ein paar Versuchen wird sicher jede/r TrainerIn den Stil und das Format wählen können, die für das Publikum geeignet sind und gleichzeitig ihren Kompetenzen entsprechen. Umgang mit Fragen Während des Webinars sind die TrainerInnen die ExpertInnen für das Thema und deshalb wird das Publikum erwarten, dass sie seine Fragen beantworten. Auf die- 34 se Erwartungen sollte positiv reagiert werden. Da jedoch während des Trainings nicht immer genug Zeit für Fragen ist, liegt es in der Verantwortung des Trainers/ der Trainerin, die Fragen nach dem Hauptteil des Kurses zu beantworten, auch wenn das einige Minuten oder länger in Anspruch nimmt. Verantwortung als VertreterIn des Veranstalters In vielen Fällen werden die TrainerInnen das Unternehmen vertreten, das das Training organisiert. Deshalb sollten sie auch organisatorische Aufgaben übernehmen, wie die angemessene Begrüßung und die Information der TeilnehmerInnen über die Formalitäten des Webinars. Die ModeratorInnen, die wahrscheinlich über mehr Informationen verfügen, die nicht in direktem Zusammenhang mit dem Training stehen, können in den entsprechenden Situationen für die TrainerInnen einspringen, wenn es sich bei diesen zum Beispiel um Gastvortragende handelt (siehe auch Abschnitt „ExpertIn“), die von den Veranstaltern des Webinars eingeladen wurden. In diesem Fall sollte sich der/die TrainerIn jedoch auch über das Unternehmen, das das Webinar organisiert, informieren. Evaluierung des Webinars Eine sehr wichtige Aufgabe des Trainers/der Trainerin stellt die Evaluierung des Trainings dar. Dafür eignen sich verschiedene Werkzeuge. o Das aufgenommene Webinar kann nochmals abgespielt werden oder man kann sich die Statistiken über das Webinar ansehen. o Die Antworten der TeilnehmerInnen auf die Quizfragen können durchge- sehen werden. o Bei einigen Webinar-Programmen kann der/die TrainerIn nicht nur Statisti- ken in Bezug auf die Antworten auf bestimmte Quizfragen sehen, sondern auch Informationen zur Publikumsbeteiligung. o Der/Die TrainerIn sollte die Daten zur Dauer der Einheit, zur TeilnehmerIn- nenzahl und zur Dauer ihrer Teilnahme sehen können. Auch die Tatsache, dass TeilnehmerInnen das laufende Webinar verlassen haben, zeigt zum Teil, ob das Webinar ansprechend war und gut durchgeführt wurde. Solche Daten können erfolgreich genutzt werden, so dass das Webinar nicht nur auf der Grundlage von in Befragungen erhobenen Gefühlen und Bewertungen evaluiert wird. 3. Organisation von live übertragenen Webinaren 35 3.3.2 ModeratorIn Im Duden – Deutsches Universalwörterbuch (2007)3 wird „Moderator“ folgendermaßen definiert: „(Rundfunk, Fernsehen) jmd., der eine Sendung moderiert: die -en der Sportschau; Ü der Minister tritt als M. (als lenkender Vermittler) bei den Gesprächen zwischen Unternehmen und Banken auf.“ In der Online-Ausgabe des Brockhaus (2005) findet sich folgende Definition: „Moderator allgemein: jemand, der eine Sendung (z. B. bei Hörfunk und Fernsehen) oder eine öffentliche Veranstaltung durch einführende Worte und verbindende Kommentare in ihrem Ablauf gestaltet.“ Wie man sieht, haben ModeratorInnen in Webinaren eine ähnliche Rolle und ähnliche Eigenschaften. Der/Die ModeratorIn wird gewöhnlicher Weise von dem Unternehmen, das ein Webinar veranstaltet, engagiert und vertritt das Unternehmen gegenüber den Webinar-TeilnehmerInnen, außer wenn diese Aufgabe von den TrainerInnen übernommen wird. Der/Die ModeratorIn kann seine/ihre Erfahrung mit Webinaren nutzen, um das Webinar zu eröffnen, den/die TrainerIn den TeilnehmerInnen korrekt vorzustellen, was dem/der TrainerIn sofort eine gewisse Autorität verschafft. Deshalb ist es unbedingt notwendig, dass der/die ModeratorIn überdurchschnittliche Kommunikationsfähigkeiten besitzt. Eine moderierte Webinar-Einheit weist typischerweise folgende Struktur auf: o ModeratorIn: stellt sicher, dass die angemeldeten TeilnehmerInnen anwe- send sind und eventuelle technische Probleme gelöst werden; o ModeratorIn: begrüßt die TeilnehmerInnen und informiert sie über das von ihnen erwartete Verhalten während des Webinars; o ModeratorIn: stellt das Thema vor; o TrainerIn: präsentiert das Thema; o ModeratorIn: leitet den Feedback-Kreislauf; o TrainerIn: beantwortet Fragen; o ModeratorIn: beendet die Einheit; Natürlich gibt es auch noch viel komplexere Szenarien, wenn zum Beispiel zusätzliche ExpertInnen eingeladen werden oder wenn für das Webinar mehr als ein/e TrainerIn erforderlich ist. 3 Deutsches Universalwörterbuch, Mannheim, 2007 36 Der/Die ModeratorIn als Unterstützung für den/die TrainerIn Während des Webinars werden TrainerInnen oft feststellen, dass sie ihre Präsentation flüssig halten müssen, während sie gleichzeitig auf die Fragen der anwesenden TeilnehmerInnen und die textbasierten Kommentare der entfernten TeilnehmerInnen achten müssen. Es ist Aufgabe der ModeratorInnen, den TrainerInnen zu helfen, mit dem hohen Maß an TeilnehmerInneninteraktion umzugehen. ModeratorInnen können sich auf die Leitung der Diskussion konzentrieren. Sie können die Kommentare und Fragen leicht verfolgen, sie nach Themen ordnen und den TrainerInnen in dem Zeitabschnitt, der für die Diskussion vorgesehen ist, vorlegen. Die Unterstützung, die die TrainerInnen von den ModeratorInnen erwarten, umfasst die Sicherstellung, dass sich die TeilnehmerInnen problemlos mittels Chat oder anderen Instrumenten am Webinar beteiligen können. Die ModeratorInnen überfliegen den Chat, schlichten Unstimmigkeiten, lösen andere Probleme, die den Trainingsprozess stören könnten, und übermitteln den TrainerInnen diskret Informationen über o den Verlauf des Webinars und o darüber, welchen wichtigen Faktoren die meiste Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Wenn die ModeratorInnen den Chat überfliegen, erfahren sie die Meinungen und Fragen der TeilnehmerInnen noch vor den TrainerInnen. ModeratorInnen sollten zumindest geringe Kenntnisse über das Thema der Unterrichtseinheit haben. Sie können die TrainerInnen unterstützen, indem sie die Chatfragen schnell überprüfen und den TrainerInnen die interessantesten vorlegen. Der/Die ModeratorIn leistet technische Unterstützung Eine wichtige Aufgabe der ModeratorInnen ist die technische Unterstützung der Webinar-TeilnehmerInnen und -LeiterInnen. Sie haben meist fortgeschrittenere Kenntnisse von den Webinar-Anwendungen als die TrainerInnen und haben auch viel mehr Erfahrung auf dem Gebiet. Aufgrund der technischen Probleme, mit denen TeilnehmerInnen oft konfrontiert sind, sollte dem/der ModeratorIn eine eigene Telefonleitung zur Verfügung stehen, damit er/sie den TeilnehmerInnen im Falle von technischen Problemen abseits des allgemeinen Geschehens helfen kann. 3. Organisation von live übertragenen Webinaren 37 Andere mögliche Aufgaben des Moderators/der Moderatorin Zu den Aufgaben der ModeratorInnen kann es auch gehören, einen Teil des Trainings zu entwickeln, das Marketingmaterial zu organisieren und Publikationen auf Internetportalen zu sammeln. Sie können auch dafür zuständig sein, Materialien und Webinar-Aufnahmen zu organisieren und diese nach der Unterrichtseinheit gemeinsam mit einer Zusammenfassung des Webinars zur Verfügung zu stellen. Der/Die ModeratorIn ist die richtige Person für diese Aufgaben, wenn es darum geht, dass ein Unternehmen Webinare veranstaltet, da er/sie nicht nur das Unternehmen kennt, sondern auch selbst an den Webinar-Einheiten teilnimmt. Moderation von großen Webinaren Wie man sieht, sind die Aufgaben der ModeratorInnen sehr vielseitig und reichen von der Organisation des Trainings mit dem/der TrainerIn bis zu technischeren Aufgaben. Deshalb ist es bei großen Webinaren ratsam, diese Aufgaben auf den/ die ModeratorIn, eine/n TechnikerIn und eine/n Co-TrainerIn/Webinar-AssistentIn aufzuteilen. Moderation von kleinen Webinaren Während in großen Webinaren für die verschiedenen Rollen verschiedene Personen notwendig sind, können die oben genannten Rollen in kleinen Webinaren mit nur 4 bis 8 TeilnehmerInnen von einem/einer TrainerIn übernommen werden. Es ist jedoch ratsam, dass diese/r TrainerIn Erfahrung in der Leitung von Webinaren hat und mit der zugrundeliegenden Tool-Plattform vertraut ist. 3.3.3. ExpertIn In vielen Webinaren werden ExpertInnen eingeladen, um die Hauptbotschaft der TrainerInnen zu untermauern. Manchmal kann auch der/die ModeratorIn entscheiden, bei einem bestimmten Thema nicht mit einem/einer TrainerIn, sondern mit einem/einer oder mehreren ExpertInnen zusammenzuarbeiten. ExpertInnen sind Fachleute im Themenbereich des Webinars und sind möglicherweise auch auf regionaler oder weltweiter Ebene für ihre Fachkenntnis anerkannt (z. B. ein/e UniversitätsprofessorIn oder ein/e RegierungsvertreterIn, ein/e ManagerIn eines großen Unternehmens). ExpertInnen sind oft aus der Ferne mit dem Webinar verbunden. Deshalb ist 38 es sehr wichtig sicherzustellen, dass ihre Internetverbindung die einwandfreie Übertragung von Audio- und Videodateien erlaubt. Auswahl der ExpertInnen Die Auswahl der ExpertInnen übernimmt oft der Veranstalter, aber sie kann auch in den Zuständigkeitsbereich der TrainerInnen oder ModeratorInnen fallen. Für die Auswahl sind folgende Aspekte und Fähigkeiten wichtig: o in der Fachgemeinschaft anerkannt; o gute SprecherInnen/Vortragende; o Fähigkeit, das Thema des Webinars klar zu behandeln; o Fähigkeit, auf offene Fragen kurze und klare Antworten zu geben; o Verfügbarkeit für die Dauer des Webinars; o erfahren im Umgang mit Computer-Tools; 3.3.4 Technische Unterstützung Wenn technische ExpertInnen zur Verfügung stehen, befreit das die TrainerInnen und/oder ModeratorInnen von der Aufgabe, sich um eventuelle Verbindungsprobleme zu kümmern, so dass sie sich rein auf den Inhalt konzentrieren können. Der/Die technische ExpertIn kann sich entweder zentral (am Veranstaltungsort) befinden oder aus der Ferne verbunden sein. Die Schlüsselqualifikationen von technischen ExpertInnen sind: o gut zuhören können, wenn TeilnehmerInnen ihre Probleme schildern; o auf eine leicht verständliche und ruhige Art antworten; o hervorragendes technisches Wissen über das Internet und ausgewählte Werkzeuge; o geeignete Übergangslösungen finden können, wenn das Hauptproblem nicht schnell gelöst werden kann. 3.3.5 Arten von TeilnehmerInnen Der Trainingsveranstalter ist dafür verantwortlich, die TrainerInnen mit Informationen über ihre TeilnehmerInnen (Erwachsene/Kinder, Fachleute/Laien etc.) und die Anzahl der TeilnehmerInnen zu versorgen. 3. Organisation von live übertragenen Webinaren 39 Zuerst müssen die TrainerInnen wissen, wer am Webinar teilnehmen wird, und das hängt auch von der Art des Webinars ab: o geschlossenes, begrenztes Publikum (Einladung erforderlich; Identität der einzelnen TeilnehmerInnen ist bekannt); o fortgeschrittene AnwenderInnen (fortgeschrittene NutzerInnen von Com- puterprogrammen); o anonyme TeilnehmerInnen; Die verschiedenen genannten Arten erfordern jeweils eine bestimmte Herangehensweise. Bei fortgeschrittenen AnwenderInnen ist für gewöhnlich das Eröffnungsritual (z. B.: „Können Sie mich hören?“, „Ich kann Sie nicht hören ...“, „Wie richte ich meine Kamera ein?“ etc.) nicht notwendig, das bei unerfahrenen BenutzerInnen hingegen äußerst viel Zeit in Anspruch nehmen kann. Anonyme TeilnehmerInnen haben ihre eigenen Gewohnheiten (siehe viele offene Diskussionen im Internet) und der/die AdministratorIn muss solche UserInnen mit den zur Verfügung stehenden Werkzeugen während der ganzen Einheit im Zaum halten. Ein weiterer Faktor, der sich entscheidend auf das Webinar auswirkt, ist der Standort der TeilnehmerInnen. Hier gibt es mehrere Möglichkeiten: o lokale TeilnehmerInnen im selben Konferenzraum wie der/die Modera- torIn + TrainerIn in der Ferne: Trenerin 40 Moderatorin o lokale/r TrainerIn (mit lokalem Moderator/lokaler Moderatorin) + Teil- nehmerInnen in der Ferne: Trenerin Moderatorin Diese beiden Situationen erfordern unterschiedliche Herangehensweisen bei der Vorbereitung des Webinars. Die TrainerInnen müssen wissen, wie sie das Training strukturieren sollen, welche Arten von Aktivitäten und Interaktion verwendet werden können und ob sie von technischem Personal unterstützt werden. Auch die Anzahl der TeilnehmerInnen ist für die Organisation eines erfolgreichen Trainings von Bedeutung. Für Webinare gibt es eine allgemeine Regel: je mehr TeilnehmerInnen, desto weniger Interaktivität. Diese Faustregel muss bei der Planung des Aufbaus der Webinar-Einheit berücksichtigt werden. 3. Organisation von live übertragenen Webinaren 41 Interaktivitätsgrad und Webinar-Struktur Anzahl der TeilnehmerInnen Interaktivitätsgrad Struktur des Webinars bis zu 6 Hoher Grad an Interaktivität – Die Einheit kann Struktur und Inhalt können bei in Form eines Gesprächs abgehalten werden. Bedarf je nach Feedback und Die TeilnehmerInnen können den/die VortraInteraktion verändert werden. gende spontan unterbrechen. Interaktionen zwischen bestimmten TeilnehmerInnen sind erlaubt, zum Beispiel über Chat. Audio- und Video-Übertragung in beide Richtungen kann angewendet werden, sofern technisch möglich. 7-20 Begrenzte Audio-/Video-Antworten (Vortragende können entscheiden, wer sprechen darf.). Es gibt spezielle Umfragewerkzeuge, um die Lernfortschritte der TeilnehmerInnen darzustellen (z. B. „Aufzeige-Schaltfläche“, Ja-/Nein-Knöpfe). Umfragen, Abstimmungen und ähnliche Werkzeuge sind wichtig. 20+ Der Grad der Interaktivität hängt von der Größe des Webinar-Teams ab. Wenn der/die TrainerIn auf sich allein gestellt ist, können nur Umfragen verwendet werden. Wenn es zumindest eine/n ModeratorIn gibt (und eventuell zusätzliche TrainerInnen/ExpertInnen), kann der Chat aktiviert und für die TrainerInnen/ExpertInnen vorsortiert werden. Struktur und Inhalt sind zum Teil festgelegt. Es kann Raum sein, um einige Inhalte auf Grundlage des Feedbacks der TeilnehmerInnen zu erweitern/ kürzen. Nach jedem thematischen Block sollte Zeit für Fragen und Antworten sein. Die Struktur muss feststehen. Die AnwenderInnen werden mehr oder weniger anonym sein und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass einige TeilnehmerInnen später in das Webinar einsteigen oder früher aufhören werden. Die Anwesenheitsdisziplin hängt vom Inhalt und von den Konsequenzen für die TeilnehmerInnen ab. Tabelle 1, Grad der Interaktivität und Struktur des Webinars in Abhängigkeit von der Gruppengröße 42 4. Planung und Vorbereitung Sowohl für den Unterricht als auch für die Präsentation vor der Kamera sind bestimmte Kompetenzen erforderlich. TrainerInnen unterscheiden sich in ihrem Unterrichtsstil, ihren Strategien und ihrer Erfahrung. Auch hochqualifizierte Lehrende haben tendenziell Probleme damit, vor der Kamera zu stehen – sie verlieren ihr Charisma und ihr Selbstvertrauen. Deshalb ist sorgfältige Vorbereitung der Schlüssel zu einem erfolgreichen Webinar. In diesem Fall reicht der übliche Unterrichtsplan mit Unterrichtszielen, Lernzielen und einer Liste von Themenbereichen nicht aus. Der/Die TrainerIn sollte einen Plan aufstellen, der weiter ausgearbeitet ist als ein gewöhnlicher Unterrichtsplan und eher wie ein Skript geschrieben ist. Ein Trainingsskript sollte einen Plan für TrainerInnen-TeilnehmerInnen- und TeilnehmerInnen-TrainerInnen-Interaktionen, detaillierte Lernaktivitäten und Evaluierungsverfahren enthalten. Die Beschäftigung mit dem Thema der Kompetenzentwicklung von TrainerInnen und der Entwicklung eines klaren und genauen Trainingsaufbaus ist äußerst wichtig, besonders für weniger erfahrene TrainerInnen. Da Webinare, wie wir festgestellt haben, traditionellen Trainings ähnlich sind, können wir bestimmte Good-Practice-Beispiele und Regeln direkt von üblichen Trainings auf die Webinar-Methodik übertragen. In Bezug auf den Aufbau des Trainings sollte der/die TrainerIn wissen, wie man: o jedes Element des Trainings so vorbereitet, dass eine Ausgewogenheit zwischen Präsentation und Aktivitäten der TeilnehmerInnen gegeben ist, mit besonderem Augenmerk darauf, dass das Energielevel der TeilnehmerInnen nicht abnimmt, um Schläfrigkeit zu verhindern; o Materialien so auswählt, dass die TeilnehmerInnen leicht die Logik hinter dem gesamten Training erkennen können sowie hinter bestimmten Elementen, aus denen die wichtigsten Schlussfolgerungen gezogen werden können; o bewährte didaktische Methoden in die neue Umgebung integriert, in der Online-Phasen zur Vor- und Nachbereitung des Trainings verwendet werden, was als „Blended Learning“ bezeichnet wird; 4. Planung und Vorbereitung 43 o das Unterrichtsprogramm so gestaltet, dass ein Gleichgewicht zwischen Einzelaktivitäten und Gruppenarbeit besteht, unter Berücksichtigung der Ziele und Bedingungen, die vor dem Training festgesetzt wurden; o einen geeigneten Aufbau wählt für den Fall, dass das Training von mehre- ren Lehrenden durchgeführt wird. Den Aufbau des Trainingsprogramms festzulegen, der an die Zielsetzungen und Bedingungen eines bestimmten Trainings angepasst ist, kann eine ziemlich komplexe Aufgabe sein. Je mehr Aspekte im Planungsprozess berücksichtigt werden, desto leichter ist es für die Lehrenden, das Programm später umzusetzen. Dies ist besonders wichtig für den Fall, dass das Training von mehreren Lehrenden durchgeführt wird. Beim Programmaufbau müssen die Eigenschaften der Gruppe, wie zum Beispiel ihre Fähigkeit, sich über einen längeren Zeitraum (eine Stunde oder länger) zu konzentrieren, berücksichtigt werden. Die Struktur des Programmes sollte transparent und klar sein, nicht nur für die TrainerInnen, die den Ablauf und die Zeiteinteilung kontrollieren, sondern auch für die TeilnehmerInnen. Eine klare Programmstruktur erleichtert den Personen, die für die Kontrolle oder Genehmigung eines bestimmten Trainingsprogramms verantwortlich sind und die damit auch die Umsetzung und Finanzierung ermöglichen, die Überprüfung und Veränderung des Programms. In Bezug auf die Vorbereitung des Programmaufbaus sollten TrainerInnen Folgendes beherrschen: o Planung der gesamten Infrastruktur und Ressourcen, die notwendig sind, um ein didaktisch wirksames Training abzuhalten; o die vollständige Vermittlung der entsprechenden Informationen an alle Personen, die das Training unterstützen oder mitorganisieren sowie an alle TeilnehmerInnen; o Voraussehen von möglichen problematischen Situationen, Vorbereitung von Ersatzübungen und -material und flexible Reaktion auf alle möglichen Änderungen und Schwierigkeiten, die einem während des Trainings begegnen können. Für die verlässliche Planung der gesamten notwendigen Ausstattung, Infrastruktur und der Materialien ist die Verwendung einer Checkliste sehr hilfreich. Diese verleiht den Trainings eine gewisse organisatorische Sicherheit und minimiert die Gefahr, Wichtiges oder auch kleine Details zu vergessen, die die Arbeit erleichtern und ein professionelles Image vermitteln. Im Folgenden findet sich eine 44 Beispiel-Checkliste (Tabelle 2): WEBINAR-CHECKLISTE ☑ Habe ich eine Zielgruppenanalyse durchgeführt? Sind Sprache und Materialien auf die Zielgruppe abgestimmt? Verfüge ich über die notwendige Ausstattung und alle Materialien? Habe ich einen Plan B? Ist meine Internetverbindung verlässlich? Habe ich ein Headset? Habe ich Quizfragen und andere Aufgaben für die TeilnehmerInnen vorbereitet? Habe ich ein Trainingsszenario vorbereitet, einschließlich Zielsetzungen, Modulen, Übungen, Zeitplan, Ressourcen, Inhalt der Übungen, Materialien und Werkzeugen? Habe ich die Regeln und Bedingungen des Trainings vor Beginn festgelegt? Wie lange wird das Training dauern? Weiß ich, ob die Personen, mit denen ich zusammenarbeite (z. B. ExpertInnen, ModeratorIn), gut vorbereitet sind? Stehen alle Materialien zum Hochladen in den virtuellen Raum bereit? Tabelle 2, Checkliste für TrainerInnen zur Vorbereitung auf das Webinar Die goldene Regel, besonders für unerfahrene TrainerInnen/PädagogInnen/Vortragende lautet: „Vorbereiten, vorbereiten und nochmals vorbereiten.“ o Planung ist wichtig, aber Flexibilität ist wichtiger. o Es gibt keine dummen Fragen oder Ansichten – Versuchen Sie nicht die TeilnehmerInnen „zurechtzubiegen“, nehmen Sie sie so, wie sie sind, und stimmen Sie den Schwierigkeitsgrad auf sie ab. o Nehmen Sie immer Ihren „TrainerInnenkoffer“ mit, der Präsentationen, die notwendige Software, Sicherungskopien der Dateien, einen Laptop und eine Webcam enthält. o Bleiben Sie in direktem Kontakt mit der Person, die das Training organisiert. Es ist zu empfehlen, dass sich der/die TrainerIn bereits bis zu einer Stunde vor Beginn des Webinars in den virtuellen Raum begibt, um sicherzustellen, dass die gesamte Ausstattung entsprechend eingerichtet ist und dass die Präsentationen bereitstehen. So können Sie Defekte in der Infrastruktur feststellen (Beispiel: Die 4. Planung und Vorbereitung 45 Software-Anpassungen von einem/einer oder mehreren TeilnehmerInnen können alle betreffen, wenn es zu einer Rückkopplung kommt). In der Literatur zu Webinaren für Unterrichtszwecke4 wird darauf hingewiesen, dass zur Optimierung des Trainings einige Vorbereitungen notwendig sind: o Stellen Sie Informationen über TeilnehmerInnen und Lernziele bereit. o Führen Sie die Webinar-Technologie vor, um die Bedenken der TrainerIn- nen zu zerstreuen, die damit nicht vertraut sind. o Einigen Sie sich auf das Format der Webinar-Einheit. o Einigen Sie sich mit dem/der Gastvortragenden darauf, wie und wann auf die Fragen von TeilnehmerInnen eingegangen wird. o Wenn sich die Gastvortragenden nicht wohl dabei fühlen, einen Vortrag zu halten, können Sie ein Interviewformat vorschlagen. o Fragen Sie die Gastvortragenden, ob sie gerne Fragen während des Vortrags beantworten oder ob sie diese lieber nach dem Vortrag entgegennehmen würden. o Fragen Sie die Gastvortragenden, ob sie es vorziehen, wenn der/die Mode- ratorIn die Diskussion leitet oder ob die TeilnehmerInnen direkt mit ihnen sprechen können. o Bereiten Sie die Lernenden vor und geben Sie Ihnen Informationen über den Gast. o Stellen Sie den TeilnehmerInnen Fragen und unterstützten Sie sie bei der Vorbereitung von Fragen. 4.1 Planung der Unterrichtseinheit Die Durchführung eines Webinars beginnt lange vor der tatsächlichen Online-Übertragung. Als Vorbereitung auf das Webinar-Training muss der/die TrainerIn bestimmte aufeinanderfolgende Aufgaben erledigen. Je nach KlientInnen, TeilnehmerInnengruppe und Thema können bestimmte Aufgaben oder deren Reihenfolge variieren, aber für gewöhnlich sieht die Reihenfolge folgendermaßen aus: 4 Caladine Richard, Enhancing E-Learning with Media-Rich Content and Interactions, 2008 Idea Group Inc. 46 5 Aufgabe I: Analyse der Ziele des Webinars Beantworten Sie folgende Fragen: 1. Welche Ziele werden mit dem Webinar verfolgt? Was ist das Hauptziel des Trainings? 2. Wer ist der Hauptveranstalter des Webinars? Ist es eine Einrichtung, ein Unternehmen oder eine andere Organisation oder Person? 3. Wie werden die gesetzten Ziele überprüft?5 Beachten Sie: Wenn die Zielsetzungen klar sind, ist es möglich, den ganzen Prozess angemessen zu planen und eventuelle Missverständnisse zu vermeiden. Dies ist vor allem auch deshalb äußerst wichtig, weil die TrainerInnen während des Trainings aus sehr vielen verschiedenen Werkzeugen wählen können. Ein klares Bild vor Augen zu haben, hilft dabei, die richtige Wahl zu treffen. Wir dürfen nicht vergessen, Indikatoren dafür zu bestimmen, ob wir unser Ziel erreicht haben oder nicht. Zum Beispiel: Wenn es Ziel des Trainings ist, die Kenntnisse von Händlern über die technischen Einzelheiten der von ihnen angebotenen Produkte zu erweitern, könnten die Indikatoren die Verkaufsergebnisse der folgenden Monate sein. Aufgabe II: Analyse der Webinar-TeilnehmerInnen Beantworten Sie folgende Fragen: 1. Kommen die TeilnehmerInnen von derselben Organisation? Sind es interne oder externe TeilnehmerInnen? 2. Sind sie vertraut mit den Online-Software-Anwendungen? Fühlen sie sich wohl bei der Arbeit am Computer? 3. Welche Erwartungen haben sie an das Training? 4. Was hat sie dazu veranlasst, an dem Training teilzunehmen? 5. Wie hoch ist die zu erwartende Disziplin der Gruppe? 6. Haben alle TeilnehmerInnen Erfahrung mit dem Inhalt des Webinars? 7. Befinden sich die TeilnehmerInnen in derselben Zeitzone? 5 Nähere Informationen dazu siehe Kapitel 6. 4. Planung und Vorbereitung 47 Beachten Sie: Es lohnt sich, darüber nachzudenken, wer die TeilnehmerInnen sind, denn dies kann einiges darüber verraten, wie sie sich während des Webinars verhalten werden. Anonyme TeilnehmerInnen können das Webinar womöglich stören, wohingegen TeilnehmerInnen, die von derselben Organisation kommen, sich aber nicht oft sehen, wahrscheinlich über Dinge sprechen werden, die nichts mit dem Training selbst zu tun haben. Die Fähigkeit, den Erwartungen der TeilnehmerInnen entgegenzukommen, ist sehr wertvoll und kann die Motivation zur aktiven Beteiligung am Training steigern. Zu beachten sind auch die demografischen Daten (Alter, Geschlecht etc.) und mögliche kulturelle Unterschiede zwischen den Lernenden. Auch die metakognitiven Kompetenzen (Fähigkeit zum selbstgesteuerten Lernen), Lernstil und Vorlieben werden die Unterrichtsgestaltung des Webinars beeinflussen. Wenn Sie nicht sicher sind, wie Sie diese Fragen beantworten sollen, können Sie die Lernenden einen kurzen Fragebogen ausfüllen lassen. Aufgabe III: Festlegung des Formats des Webinars Beantworten Sie folgende Fragen: 1. Wie viele Leute werden an der Unterrichtseinheit teilnehmen? 2. Von wo aus wird sie übertragen? 3. Wie werden die TeilnehmerInnen daran teilnehmen? Sind Sie geografisch verstreut? Haben sie alle Zugang zu einem eigenen Computer? 4. Was ist die geschätzte Dauer des Trainings? 5. Welche Werkzeuge werden verwendet? Beachten Sie: In manchen Fällen verwenden mehrere TeilnehmerInnen einen Computerarbeitsplatz. Es kann auch vorkommen, dass die TrainerInnen nicht an den Ort kommen können, von dem aus die Webinare übertragen werden, so dass es nicht möglich ist, ihnen die geeignete Ausstattung und die entsprechende Internetverbindung zur Verfügung zu stellen. Dies kann das Trainingsformat sehr beeinflussen und erfordert Vorbereitung. 48 Aufgabe IV: Planung der Webinar-Einheit Legen Sie Folgendes fest: 1. Datum und Uhrzeit des Trainings 2. Struktur des Trainings 3. Trainingsformat 4. Trainingspersonal und seine Aufgaben 5. Verwendung interaktiver Werkzeuge 6. Trainingsvoraussetzungen Beachten Sie: Die Gestaltung der Einheit hängt von den Antworten auf die Fragen der Aufgaben 1 bis 3 ab. Stellen Sie einen Zeitplan auf, der den Lernenden am meisten entgegenkommt (Berücksichtigen Sie eventuelle Unterschiede in den Zeitzonen.). Die Struktur und das Format des Trainings werden sich je nach Themen und Lernzielen sowie je nach Anzahl und Charakteristika der TeilnehmerInnen unterscheiden. Aufgabe V: Bestimmung der technischen Voraussetzungen Beantworten Sie folgende Fragen: 1. Was sind die funktionalen Anforderungen der Software? 2. Was kann von der Ausstattung erwartet werden? 3. Mit welchen möglichen Herausforderungen werden die TeilnehmerInnen konfrontiert sein? (Gibt es dafür leichte vorgefertigte Lösungen?) Beachten Sie: Ein Unterrichtsplan sollte auch die technischen Voraussetzungen beinhalten. Auch die besten Materialien und Werkzeuge sind nutzlos, wenn die TeilnehmerInnen diese nicht verwenden können. Dies kann zum Teil mit der Leistungsfähigkeit der Geräte und der Qualität der Internetverbindung zusammenhängen und hier sollte alles auf die TeilnehmerInnen abgestimmt werden. 4. Planung und Vorbereitung 49 4.2 Vorbereitung der Materialien Die Verwendung verschiedener Medien mit zahlreichen Grafiken gehört mittlerweile schon zum Standard. Die Internetverbindungen werden schneller und TrainerInnen entwickeln einen besseren Blick für gut gestaltete Grafiken, was sich auf die Ergebnisse des Trainings auswirkt. Der Schlüssel zu einer gelungenen Präsentation ist nicht nur die Präsentation selbst, sondern auch die gute Mischung aus verschiedenen Multimedia-Elementen. Raum Bei der Gestaltung einer Präsentation ist es notwendig, den verfügbaren Raum möglichst gut zu nutzen. Der Rand kann für eine Art Inhaltsverzeichnis verwendet werden, das den TeilnehmerInnen hilft, sich in Bezug auf die Struktur der Präsentation zu orientieren. Es lohnt sich nicht, große Proportionen zu wählen, weil es keinen praktischen Grund dafür gibt. Man gewinnt nichts dadurch und beschränkt dabei den Raum für die Präsentation eines anderen Werkzeugs. Folien Auch das richtige Layout für die Präsentationsfolien unter Berücksichtigung von Elementen wie Grafiken und Schriftart (normaler Text, Kopfzeile und Fußzeile, Aufzählungspunkte) ist sehr wichtig. Es sollte professionell aussehen, aber nicht erdrückend wirken, so dass es nicht vom Inhalt der Folien ablenkt. Ein gut gestaltetes Layout kann auch ein Marketinginstrument sein, weil es zu einem Markenzeichen der Webinar-Veranstalter wird. Dies ist wichtig, wenn man an die mögliche Verbreitung des Materials an einen weiteren Personenkreis denkt. Bei der Gestaltung des Layouts sollte drauf geachtet werden, dass der Text auf unterschiedlich großen Bildschirmen angezeigt wird. Der Inhalt sollte auf einem Netbook mit einem 10-Zoll-Display genauso klar lesbar sein wie auf einem Multimedia-Monitor von 30 Zoll. Programme für die Gestaltung von Präsentationen ermöglichen die Verwendung von allerlei Extras, die sich auf den visuellen Charakter der Präsentation auswirken. Komplexe animierte Elemente sollten vermieden werden. Die meisten Webinar-Programme haben Schwierigkeiten mit komplexen Animationen. Auch bei der Konvertierung solcher Materialien in verschiedene Formate könnten Probleme auftreten. 50 Ausgewogenheit Die Entscheidung, wie viel Inhalt man präsentiert, damit die TeilnehmerInnen nicht überfordert sind, ist nicht nur wichtig für die Präsentation, sondern auch für die im Webinar verwendeten Materialien. Es ist ratsam, nicht zu viel Text auf die Folien zu schreiben. Gliederungspunkte sollten nicht wiederholt werden und es sollten nicht zu viele Zusatzinformationen erwähnt werden, wie zusätzliche Fakten, die für das Training nicht sonderlich relevant sind. Die in der Präsentation verwendeten Grafiken sollten dabei helfen, den Inhalt zu erklären. Empfehlenswert ist die Verwendung von Diagrammen und grafischen Darstellungen anstelle von Text. Es können Diagramme verwendet werden, die die Verknüpfungen zwischen Themen aufzeigen, die helfen, Zahlen visuell darzustellen, die Fortschritte im Laufe der Zeit erkennen lassen oder die wichtige Themen aufzeigen und für das Verständnis hilfreich sind. Verschiedene Medien Man darf nicht vergessen, dass die Webinar-Einheit nicht nur eine MultimediaPräsentation ist. Ohne Zweifel sollten auch andere Materialien bereitstehen. Je nach Leistungsumfang der Webinar-Anwendungen können auch Videos, AudioElemente, Text und Grafiken verwendet werden. Das macht die Präsentation viel ansprechender und hilft den TeilnehmerInnen, sich am Trainingsprozess zu beteiligen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass zuerst überprüft wird, ob die Materialien mit der Anwendung und der Bandbreite kompatibel sind. Es ist nicht sinnvoll, ein inspirierendes Video mit hoher Auflösung vorzubereiten, wenn die Leistungsgrenzen es nicht erlauben, solche Inhalte vollständig zu übertragen. Dies würde zu Enttäuschung bei den TeilnehmerInnen und zu Frustration bei den TrainerInnen führen. Auch Elemente, mit deren Hilfe die TeilnehmerInnen in das Training eingebunden werden können, wie Quizfragen oder Umfragen, sollten zu diesem Zeitpunkt geplant werden. Besonders wichtig ist es, diese Elemente nicht nur inhaltlich zu planen, sondern auch den Zeitpunkt, zu dem sie angewendet werden. 4. Planung und Vorbereitung 51 Wie hält man Webinare ab? t Bereiten Sie sich vor t Üben Sie t Überprüfen Sie Ihre Computereinstellungen Wie hält man Webinare ab? Ein Webinar ist ein Seminar, das über das World Wide Web gehalten wird. Die Bezeichnung ist ein Neologismus bzw. ein Kofferwort aus den Wörtern „Web“ (von World Wide Web) und „Seminar“. Im Unterschied zum on-demand Webcast, bei dem die Information nur in einer Richtung übertragen wird, ist ein Webinar interaktiv ausgelegt und ermöglicht beidseitige Kommunikation zwischen Vortragendem und Teilnehmern. Abb. 7, Positive und negative Beispiele von Webinar-Folien 4.3 Kontakt mit den TeilnehmerInnen Vor dem Webinar6: o Informieren Sie die Lernenden über die Zielsetzungen des Webinars. o Führen Sie eine Publikumsumfrage durch, um herauszufinden, wer am Webinar teilnehmen wird und welche Bedürfnisse die TeilnehmerInnen haben. o Veröffentlichen Sie die Biografie der Lehrenden und der Gastvortragenden. o Erklären Sie den Lernenden, wie sie ihre Computer einrichten sollen. o Veröffentlichen Sie Verhaltensregeln. Wenn wir die TeilnehmerInnen zu einem Webinar einladen, sollte uns bewusst sein, dass der Termin aufgrund des Charakters des Webinars sehr leicht vergessen werden kann. Wenige Personen notieren sich das Webinar sofort im Kalender und oft findet die Anmeldung ein paar Wochen vor der Einheit statt. Manche Software-Produkte verfügen über Anmelde-Plugins, die eine automatische Anmeldung erlauben. Wenn die Anmeldung zwei oder mehr Tage vor dem Webinar geöffnet wird, sollten wir die TeilnehmerInnen darüber informieren und ihnen weitere nützliche Informationen zur Verfügung stellen: 6 William Horton, E-Learning by Design (2 Aufl.), Pfeiffer 2012. 52 Lieber Michael, hiermit bestätigen wir Ihre Anmeldung zum Webinar: Thema: „Kuchen selber backen“ Trainerin: Oma Halina Datum: 28. Februar 2013 Uhrzeit: 11:00 (MEZ) Dauer: 60 Minuten Bitte bestätigen Sie Ihre Teilnahme (hier klicken). Wenn Sie diese nicht innerhalb der nächsten 48 Stunden bestätigen, werden Sie automatisch von der Teilnehmerliste gestrichen. Informationen darüber, wie man sich einloggt, werden 24 Stunden vor Beginn des Webinars versendet. Wenn Sie zum ersten Mal an einem Webinar teilnehmen oder nicht sicher sind, ob Ihr Computer geeignet ist, klicken Sie hier um dies schnell und einfach zu testen. Wir beantworten gerne Ihre Fragen. Zögern Sie also nicht, uns zu kontaktieren. Beste Grüße, Das Trainingsteam Der/Die VerfasserIn des E-Mails erwähnte alle für den Teilnehmer wesentlichen Informationen in ein paar Absätzen: Die Grunddaten wurden klar angegeben und es wurde auf die Möglichkeit des Kompatibilitätstests verwiesen. Webinar-Software bietet oft die Möglichkeit, solche Nachrichten nach einer Vorlage automatisch zu erstellen. Dies kann jedoch auch mit Hilfe der E-Mail-Software geschehen. Wichtig ist zudem (wenn öfters Webinare veranstaltet werden) die Aktivierung des vielfältigen Kalenderordners im *.ics-Format. Er kann mit verschiedenen Zeitmanagement-Anwendungen wie Microsoft Calendar oder Mozilla Sunbird verwendet werden und startet automatisch Erinnerungen an bevorstehende Webinare. Das Webinar wird von selbst zur Liste von Besprechungen und Aufgaben hinzugefügt, die der/die TeilnehmerIn geplant hat. Ratsam ist es außerdem, Grafiken in E-Mails eher zu vermeiden, da die meisten Programme sie sonst automatisch blockieren und die E-Mails in manchen Fällen wie Spam behandelt werden. Einen Tag vor dem Webinar, sollten die TeilnehmerInnen noch einmal daran erinnert werden, besonders wenn die Anmeldung vor mehr als einer Woche erfolgt ist. Dazu kann wieder die folgende Vorlage verwendet werden: 4. Planung und Vorbereitung 53 Lieber Michael, hiermit erinnern wir Sie daran, dass morgen das Webinar stattfindet, für das Sie sich angemeldet haben: Thema: „Kuchen selber backen“ Trainerin: Oma Halina Datum: 28. Februar 2013 Uhrzeit: 11:00 (MEZ) Dauer: 60 Minuten Sie können sich ab 10:30 (MEZ) in das Webinar einloggen. Link: http://szkolenia-z-jedzenia.biz/12345 Login: [email protected] Passwort: webinar12345 Sie können die Einstellungen Ihres Computers testen, indem Sie hier klicken. Während des gesamten Webinars steht Ihnen unser Berater zur Verfügung. Bei Problemen können Sie folgende Nummer anrufen: 0800 123456. Beste Grüße, Das Trainingsteam Diesmal hat die/der VerfasserIn des E-Mails die Login-Information sowie die Telefonnummer für technische Probleme mitgesandt. Es gibt viele Möglichkeiten, um die Kommunikation mit den TeilnehmerInnen zu verbessern. Einige Unternehmen experimentieren mit dem Versenden von SMS, da sie der Meinung sind, dass Textnachrichten leichter gelesen werden können als E-Mails. Zum Zeitpunkt und zur Häufigkeit der Nachrichten gibt es unterschiedliche Ansichten. Wichtig ist es jedoch, drei Regeln zu beachten, wie die Informationen gestaltet sein sollten: Klar – Der/Die EmpfängerIn möchte wichtige Informationen schnell finden: Thema, Datum, Uhrzeit, Login-Information etc. Zur richtigen Zeit und rechtzeitig – Der/Die EmpfängerIn möchte sichergehen, dass seine/ihre Anmeldung angenommen wurde und dass er/sie das Webinar nicht vergisst. Nicht aufdringlich – Der/Die EmpfängerIn möchte nicht mehrmals pro Woche mit Nachrichten bombardiert werden, nur weil er/sie sich für ein Webinar angemeldet hat. 54 In der Beziehung zu den TeilnehmerInnen hat der Veranstalter gewisse Möglichkeiten zur Werbung: Durch die Korrespondenz kann eine E-Mail-Datenbank aufgebaut werden, da man weiß, wer an dem Webinar teilnehmen möchte und woran diese Person interessiert ist. Dieses Wissen kann auch praktisch genutzt werden, um einen starken Kundenstock aufzubauen. Dabei sollte aber die dritte oben genannte Regel nicht verletzt werden. 4.4. Allgemeine Zeitplanung Ein weiteres sehr wichtiges Thema vor Beginn des Webinars ist der Zeitplan. Der/ Die TrainerIn muss einige klare Regeln und einen zeitlichen Ablauf festlegen, um deutlich zu machen, wie das Webinar durchgeführt wird. Dies ist nicht nur wichtig für den/die TrainerIn selbst, sondern auch für die anderen beteiligten Personen (TeilnehmerInnen sowie ModeratorInnen, ExpertInnen, technische ExpertInnen). Es ist erforderlich, den TeilnehmerInnen diesen Zeitplan vorzustellen, damit sie über das Tempo des Webinars Bescheid wissen. Beispiel: Einführung (5 min) Präsentation (25 min) Fragen & Antworten (20 min) Zusammenfassung (5 min) Evaluierung (5 min) 4.5 Präsentation Ein Hauptmerkmal von Webinar-Trainings ist, dass sie die Verwendung von zusätzlichen Materialien und Präsentationen ermöglichen und diese auch ein wesentlicher Bestandteil sind. Als visuelles Medium sind Webinare großenteils auf Grafiken angewiesen. Der grafische Ansatz und das Design müssen mit den 4. Planung und Vorbereitung 55 anderen Unterrichtselementen abgestimmt werden, um die Botschaften und Lerninhalte zu unterstützen und zu veranschaulichen. Design Grafiken sollten immer einen kommunikativen und informativen Wert haben. Einfache und eindeutige Grafiken sind am wirksamsten7. Das beliebteste Präsentationswerkzeug, das in einer Webinar-Einheit einfach verwendet werden kann ist PowerPoint. Dieses Format, in dem eine Reihe von Folien mit Text, Bildern und einfachen Animationen präsentiert werden, ist eine hervorragende Möglichkeit, die Informationen im Vortrag zu veranschaulichen. Obwohl PowerPoint ein übliches und allgemein bekanntes Präsentationswerkzeug ist, machen viele AnwenderInnen immer wieder die gleichen Fehler. TrainerInnen, die mit Folien arbeiten, sollten Probleme in Bezug auf die Lesbarkeit, wie zum Beispiel zu kleine Schriftarten oder mangelnde Einheitlichkeit im Stil, vermeiden. Anders als im normalen Klassenzimmer gibt es viele Möglichkeiten, den Inhalt eines Webinars zu präsentieren. Man muss nicht immer PowerPoint-Präsentationen verwenden, aber sie können sehr nützliche visuelle Hilfsmittel sein, um die Aufmerksamkeit der TeilnehmerInnen auf den Inhalt zu lenken, das Lernen zu erleichtern und die Verankerung der Inhalte im Gedächtnis zu verbessern. Sie müssen jedoch weise eingesetzt werden. Man darf nicht vergessen, dass man in einem Webinar hauptsächlich mit der Stimme kommuniziert. Deshalb sollten die TeilnehmerInnen nicht mit zusätzlichem Text auf dem Bildschirm überlastet werden. Stattdessen sollten eher Bilder verwendet werden, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen und die wichtigsten Punkte zu veranschaulichen. Das Bildmaterial sollte informativ sein und das Erreichen der Lernziele unterstützen; Grafiken, die nur dekorativen Zwecken dienen, sollten vermieden werden. Beispiele für Grafiken, die für Unterrichtszwecke geeignet sind: Zeichnungen, Diagramme, Symbole, Fotos und Screenshots. Text sollte sparsam verwendet werden und nur wenn über etwas informiert, etwas betont oder verdeutlicht werden soll. Auf der Website von Onlignment (http://onlignment.com/) finden sich Beispiele für die sinnvolle Verwendung von Text auf dem Bildschirm: o für das Tagesprogramm o für Titel, die auf das aktuelle Thema verweisen 7 Piskurich George M., The AMA Handbook of E-Learning, Amacom 2003. 56 o für alles, was die TeilnehmerInnen möglicherweise gerne aufschreiben wollen, wie Begriffe, Namen oder Zitate o für Beschriftungen von Diagrammen oder Fotos o für Listen mit Aufzählungspunkten oder für nummerierte Listen Die folgenden einfachen Empfehlungen können bei der Vorbereitung der Folien hilfreich sein8: o Verwenden Sie eine einfache PowerPoint-Vorlage im Querformat. o Verwenden Sie eine dunkle Schrift auf einfarbigem hellem Hintergrund oder eine helle Schrift auf einfarbigem dunklem Hintergrund. o Lassen Sie auf allen Seiten einen Rand von ca. 2,5 cm. o Beschränken Sie die Anzahl der Wörter pro Folie: t Verwenden Sie nicht mehr als 5 Aufzählungspunkte pro Folie. t Verwenden Sie kurze Satzteile anstatt ganzer Sätze. o Verwenden Sie einfache Grafiken: t Verwenden Sie einfache, deutliche Diagramme wie Kreis- oder Balken- diagramme. t Vermeiden Sie komplexe Tabellen und Streudiagramme. o Verwenden Sie eine einheitliche Schriftgröße: t mindestens 30 Punkt für Text und 44 Punkt für Überschriften o Wählen Sie eine einfache, deutliche und fette Schriftart wie Arial, Tahoma oder Verdana: t Vermeiden Sie Kursivschrift. t Verwenden Sie Kleinbuchstaben für den Text. o Vermeiden Sie Animationen und Spezialeffekte wie Töne, Einfliegen o.Ä.: t Verwenden Sie einen einfachen Folienübergang. t Vergessen Sie nicht den Grundsatz der Einfachheit. Es gibt einen Unterschied zwischen Präsentationen, die für einen Live-Vortrag vorbereitet werden, und solchen, die zur Archivierung erstellt werden. Wenn die TeilnehmerInnen die Möglichkeit haben, eine Präsentation mehrmals anzusehen, sollte der/die TrainerIn zusätzliches Textmaterial vorbereiten, das in etwa dem Vortrag entspricht. 8 Webcasting Processes and Best Practices, Ontario Telemedicine Network 2007 4. Planung und Vorbereitung 57 Obwohl PowerPoint-Präsentationen zu den beliebtesten Vortragselementen gehören, ist es bei Webinaren ratsam, sie ins PDF-Format zu konvertieren. Viele Webinar-Softwarelösungen erlauben Filesharing. Eine „Datenzugriff“-Funktion ermöglicht es dem/der TrainerIn, Dateien auf die Computer der TeilnehmerInnen hochzuladen, so dass sie selbst darauf zugreifen können. Dabei kann es sich um Kalkulationstabellen, Textdokumente, Audio- oder Videodateien handeln – Die einzige Beschränkung ist die Dateigröße, die wahrscheinlich bei rund 10 Megabyte liegt, je nach Internetverbindungsgeschwindigkeit der TrainerInnen und der KursteilnehmerInnen. Unabhängig vom Potenzial der neuen Medien, sollten die TrainerInnen überlegen, wie sie die Unterrichtszeit am effektivsten nutzen können. Das Lesen von Textdokumenten während einer 45-minütigen Einheit könnte als Zeitverschwendung angesehen werden. Für Webinar-Einheiten ist ein guter Plan notwendig, der kreative und fördernde Aktivitäten für TeilnehmerInnen und TrainerInnen enthält. 58 5. Durchführung des Webinars Natürlich wird es unter den TeilnehmerInnen einige begeisterte LernerInnen geben, aber viele benötigen erst die Inspiration und Anregung der TrainerInnen. Es gibt keine einfache Antwort auf die Frage nach der Motivation der TeilnehmerInnen. Diese wird von vielen Faktoren beeinflusst, wie zum Beispiel dem Interesse an einem bestimmten Thema, der Nützlichkeit, dem Selbstvertrauen, der Geduld und der Zielstrebigkeit. In der Literatur9 zu diesem Thema wird vorgeschlagen, dass die Lehrenden folgende Strategien anwenden, um die TeilnehmerInnen dabei zu unterstützen, selbstmotivierte Lernende zu werden: Strategien der TrainerInnen Vorschläge/Kommentare Geben Sie häufig und früh positives Feedback, Beenden Sie keine Aktivität ohne Feedback. damit das Vertrauen der Lernenden gestärkt wird, dass sie ihre Sache gut machen können. 9 Wenden Sie Unterrichtsstrategien an, die die Aufmerksamkeit der Lernenden wecken und sie aktiv in den Unterricht miteinbeziehen. Gestalten Sie Ihre Präsentation dynamisch, verwenden Sie verschiedene Medien, um die Aufmerksamkeit der Lernenden aufrechtzuerhalten. Interagieren sie oft mit den TeilnehmerInnen. Nutzen Sie Interaktionswerkzeuge wie Chat und Whiteboard. Helfen Sie den TeilnehmerInnen dabei, den Materialien eine persönliche Bedeutung und einen persönlichen Wert zu geben. Bereiten Sie aktuelle Unterrichtsinhalte vor, die auf der realen Welt beruhen. Verwenden Sie Fallbeispiele, die einen Bezug zum Leben der TeilnehmerInnen haben. Fördern Sie den Austausch von Wissen und Erfahrungen. Vermitteln Sie Ihr persönliches Interesse an den TeilnehmerInnen. Nennen Sie die Lernenden beim Namen. Beantworten Sie alle Fragen (oder weisen Sie darauf hin, dass Sie das im geeigneten Moment tun werden - und halten Sie dieses Versprechen). Stellen Sie Fragen und vergewissern Sie sich, dass Ihre Antworten verstanden wurden. Caladine Richard, Enhancing E-Learning with Media-Rich Content and Interactions, 2008 Idea Group Inc. 5. Durchführung des Webinars 59 Stellen Sie sicher, dass auch der/die ruhigste TeilnehmerIn eine Rolle im Webinar spielt. Beobachten Sie die Aktivität der Lernenden und ermutigen Sie die ruhigen TeilnehmerInnen. Wenn sich diese bei der stimmlichen Kommunikation nicht wohl fühlen, weisen Sie ihnen eine Rolle zu, in der sie nicht sprechen müssen. Geben Sie den TeilnehmerInnen das Gefühl, dass sie geschätzte Mitglieder einer Gemeinschaft verantwortungsvoller Lernender sind. Unterbinden Sie Nebengespräche nicht. Zeigen Sie Respekt und Wertschätzung. Bedanken Sie sich bei den Lernenden dafür, dass sie ihre Ansichten geteilt haben, auch wenn Sie anderer Meinung sind. Tabelle 3, Strategien, um TeilnehmerInnen dazu anzuregen, sich ins Webinar einzubringen. In einem Webinar kommt dem Kontakt und der Kommunikation eine besondere Bedeutung zu. Sowohl für die TrainerInnen als auch für die Lernenden ist es wichtig, das Gefühl der Präsenz zu stärken. Bei der Beantwortung von Fragen, gibt es einen Trick, damit es aussieht, als würde man mit den TeilnehmerInnen wie im Klassenzimmer Blickkontakt halten. Für gewöhnlich sieht man das Bild der TeilnehmerInnen am Bildschirm an. Wenn der/die TrainerIn aber in die Kamera schaut, haben die TeilnehmerInnen das Gefühl, er/sie sieht ihnen in die Augen10. 5.1. Aufbau von sozialer Interaktion Lernen ist ein sozialer Prozess. Deshalb haben soziale Aspekte des Lernens wie Kommunikation, Zusammenarbeit und Emotionen einen großen Einfluss auf die Wirksamkeit von Lernen und Lehren. Beim LernerInnenorientierten Unterricht liegt der Schwerpunkt darauf, die TeilnehmerInnen dazu zu ermutigen, ihre Ideen frei auszudrücken. Deshalb sollte eine Webinar-Einheit so aufgebaut sein, dass die Lernenden viele Möglichkeiten haben, formell und informell zu sprechen. Wenn es im Training zum Beispiel eine Pause gibt, sollte der/die TrainerIn den Webinar-Link geöffnet lassen und den TeilnehmerInnen vorschlagen, diesen zu verwenden. Wie bereits erwähnt, sollte der/die TrainerIn eine LernerInnenfreundliche UmgeCamerius James W., The Case System of Instruction: Developing an Effective Teaching Strategy, Northern Michigan University. 10 60 bung schaffen, in der die TeilnehmerInnen bestärkt werden und in der sie das Gefühl haben, geschätzte Mitglieder einer Lerngemeinschaft zu sein. Der/Die TrainerIn kann die Lernenden auch beim Aufstellen von Regeln und Vereinbarungen für die Webinar-Einheit miteinbeziehen. Was den Beginn der Unterrichtseinheit betrifft, sollten die TrainerInnen Folgendes beachten: o Der Anfang des Trainings sollte so geplant sein, dass die TeilnehmerInnen über alle Aspekte des Trainings, die für die Organisation und die Einzelpersonen wichtig sind, informiert werden. o Zu Beginn der Einheit sollte sich der/die TrainerIn mit den TeilnehmerInnen absprechen, um den reibungslosen Ablauf des Trainings zu garantieren und es für die Lehrenden und die TeilnehmerInnen möglichst angenehm zu gestalten. Zu Beginn des Trainings sollten unter anderem folgende Aspekte mit den TeilnehmerInnen besprochen werden: o Zeitrahmen der Webinar-Einheit; o Trainingsprogramm und Zeitplan; o Informationen zur Verwendung der didaktischen Materialien; o Informationen über die Effizienzbewertung des Trainings und mögliche Anforderungen für Trainings, die mit einer formalen Prüfung enden. Eventuell wichtige Bereiche, die vorab mit den TeilnehmerInnen besprochen werden sollten: o Vereinbarungen in Bezug auf die gegenseitige Anrede oder den bevorzug- ten Umgangston und die Trainingsatmosphäre; o Regeln zu Pausen während des Trainings; o Bedingungen für das Stellen von Fragen und Leiten von Diskussionen wäh- rend des Trainings; o Grundsätze für Komfort und Konzentration während des Trainings (z. B. Abschalten aller Kommunikationsmittel; Verlassen der Schulung außerhalb der Pausen; Chats und Kommunikation während des Trainings zu Themen, die nichts mit dem Unterricht zu tun haben); o Inhaltliche Erwartungen der TeilnehmerInnen. Nachdem alle oben genannten Regeln, Bestimmungen und Bedingungen vorgestellt wurden, empfiehlt es sich, den TeilnehmerInnen Zeit für Fragen zu geben, falls noch Verwirrung herrscht. Bevor der/die TrainerIn mit der Präsentation des 5. Durchführung des Webinars 61 Themas beginnt, kann er/sie mit den TeilnehmerInnen eine Übung durchführen, um das Eis zu brechen. Damit kann ihnen das Gefühl vermittelt werden, miteinbezogen zu werden, was besonders bei einem Publikum, das nicht im selben Raum sitzt, wichtig ist. Wenn die Anzahl der FernteilnehmerInnen nicht so groß ist, können sie gebeten werden, sich vorzustellen. Währenddessen kann der/die TrainerIn eine einfache Landkarte mit den Namen der TeilnehmerInnen zeichnen. Diese Karte kann später im Unterricht dazu verwendet werden, Fragen oder Kommentare an bestimmte TeilnehmerInnen zu richten. Übungen um das „Eis zu brechen“ Ergebnisse Landkarte mit Namen Bitten Sie die TeilnehmerInnen, sich vorzustellen und ein paar Worte zu ihren Erwartungen an das Webinar zu sagen. Das wird ihnen dabei helfen, sich wohler zu fühlen, und bringt Ihnen wertvolle Informationen. Kurzer Fragebogen Stellen Sie Ihren TeilnehmerInnen ein paar einfache Fragen. Bei der Präsentation der Ergebnisse können Sie Personen, die ähnlich geantwortet haben, direkt ansprechen. Geben Sie Ihnen die Möglichkeit zu sprechen und zu erklären, was sie damit gemeint haben. Tabelle 4, Übungen zum „Eis brechen“ 5.2 Die Stimme der TrainerInnen Neben anderen Elementen spielt die Stimme der TrainerInnen eine ganz besondere Rolle bei der Durchführung eines Webinars. In der Face-to-Face-Kommunikation stehen den TrainerInnen noch viele andere Mittel zur Verfügung, um ihren Vortrag unterhaltsam zu gestalten. Insbesondere die Gestik, die Art, wie sie schauen, sprechen etc. hat einen Einfluss darauf, wie die TeilnehmerInnen reagieren und sich den Inhalt merken. Leider steht den TrainerInnen im Webinar diese Bandbreite an Möglichkeiten nicht zur Auswahl – sie haben ihre Stimme und Software-Werkzeuge, die diese unterstützen können. Für die TrainerInnen ist es sehr wichtig, vor dem Training zu üben, besonders wenn sie nicht viel Erfahrung mit Webinaren haben, und ihre Stimme aufzunehmen, um sich alles zusammen mit der Präsentation vorher anzuhören. Sehr oft hilft das dabei zu erkennen, wie wichtig es ist, die Stimme richtig einzusetzen. 62 Zuallererst sollte das Webinar gut geplant sein. Das führt zu einem gewissen Selbstvertrauen, das auch in der Stimme der TrainerInnen zu hören sein sollte. Wenn die TeilnehmerInnen hören, dass die TrainerInnen selbstsicher und resolut sind, wirkt sich das positiv auf die TeilnehmerInnen aus. Selbst kleine Unsicherheiten oder Pausen werden oft als Fehler, schlechte Vorbereitung oder technisches Problem wahrgenommen. Zweitens sollte man nicht vergessen, dass mit der Klangfarbe der Stimme bestimmte Aspekte betont werden können oder auf kompliziertere Themen hingewiesen werden kann. Es ist wichtig, langsam genug zu sprechen, damit alles klar verständlich ist, ohne jedoch das Training zu verzögern. Alle TrainerInnen, selbst die erfahrensten, müssen ihre Vorträge für Webinare üben, um sicherzustellen, dass sie interessant klingen und mitreißend sind. Es empfiehlt sich auch, die Webinare anderer TrainerInnen anzusehen, um sich Inspiration für das eigene Webinar zu holen. 5.3 Übungen zur Einbeziehung der TeilnehmerInnen Für jedes Webinar (Kurs, Training, Vortrag) gibt es Kriterien, die sich auf die Wirksamkeit des Lernens auswirken. Das wahrscheinlich wichtigste Kriterium ist der Grad der Interaktion (Lernaktivitäten). TrainerInnen können nicht erwarten, dass sich die TeilnehmerInnen auf den Vortrag konzentrieren können, wenn es nur einseitige Kommunikation gibt. Die Live-Übertragung eines Vortrags im Internet ist wie ein Fernsehprogramm. Die Botschaft geht in eine Richtung und wird von einem passiven Publikum empfangen. Im Fernsehen werden allerdings Schnitte und verschiedene Bilder mit Ton kombiniert, um die Botschaft zu übermitteln. Webinar-Vorträge haben jedoch gewöhnlicherweise einen niedrigeren Produktionswert. Wenn eine Webinar-Einheit als eine einseitig ausgerichtete Technologie betrachtet wird, entspricht sie einer Fernsehsendung von sehr schlechter Qualität11. Das könnte ein Grund dafür sein, dass TeilnehmerInnen bei einseitig ausgerichteten Präsentationen leicht abschalten. Diese Reaktion der TeilnehmerInnen kann auf jeden Fall durch Interaktion zwischen TrainerInnen und Lernenden, Caladine Richard, Enhancing E-Learning with Media-Rich Content and Interactions, 2008 Idea Group Inc 11 5. Durchführung des Webinars 63 Kommunikation und Aktivitäten vermieden werden kann. Wie bereits erwähnt, ist für die produktive Anwendung von Webinaren die Planung von zahlreichen Aktivitäten erforderlich: o Interaktion mit dem/der TrainerIn; o Interaktion zwischen den Lernenden; o Interaktion mit den Trainingsmaterialien. Interaktion mit dem/der TrainerIn Interaktion mit dem/der TrainerIn kann in Form von Fragen, Kommentaren und Antworten stattfinden. Webinare, bei denen 50 Minuten für die Präsentation und 10 Minuten für Fragen/Antworten vorgesehen sind, wären nicht sehr wirksam. Es gibt jedoch Veranstaltungen mit begrenztem Zeitrahmen, bei denen der/die Gastvortragende nur für kurze Zeit zur Verfügung steht. Unter solchen Umständen ist die Durchführung von wenigen TeilnehmerInnenaktivitäten vertretbar. Besondere Gäste wie ExpertInnen oder berühmte Personen können auch den Lernprozess beeinflussen und die TeilnehmerInnen motivieren. o Ton; o Video; o Chat; o Whiteboard; o Schaltfläche zum Aufzeigen; o Umfragen und Quiz. Die Chat-Funktion kann von den TrainerInnen dazu genutzt werden, Fragen zu stellen oder Fragen zu beantworten. Am besten funktioniert das mit Fragen, die kurze, offene Antworten erfordern. Damit wird die Interaktion von schüchternen TeilnehmerInnen gefördert, die nicht über das Mikrofon sprechen wollen. Die Funktion kann auch dazu dienen, auf technische oder andere Probleme hinzuweisen. Der Chat kann für Gruppen- oder Paarübungen verwendet werden, da es in den meisten Systemen möglich ist, direkt Nachrichten an einzelne TeilnehmerInnen zu senden. Für Fragen, die längere Antworten erfordern, oder Diskussionen ist es am besten, über die Stimme zu kommunizieren. Es sollte jedoch vermieden werden, dass mehrere gleichzeitig sprechen. Die TeilnehmerInnen sollen auf ihre AufzeigeSchaltfläche drücken, wenn sie etwas sagen wollen. 64 Das Whiteboard kann für eine Vielzahl von Aktivitäten verwendet werden, wie zum Beispiel für Aufwärmübungen, kollaboratives Arbeiten an Dokumenten, Brainstorming, Sammlung von Ideen oder die Veröffentlichung von Ergebnissen der einzelnen Aufgaben. Quiz und Umfragen eignen sich, um Informationen über die TeilnehmerInnen zu sammeln, als kurze aktivierende Übungen, zum Stellen von geschlossenen Fragen, zur Bewertung des Lernprozesses während oder zum Abschluss des Webinars etc. Im Folgenden werden weitere Aktivitäten, die für Webinar-Trainings geeignet sind und Interaktionen zwischen den TeilnehmerInnen vorsehen, genannt: o Diskussion Bei der Diskussion wird durch die wechselseitige Kommunikation zwischen TrainerInnen und TeilnehmerInnen die Möglichkeit zu lernen verbessert. Durch Diskussionen können TeilnehmerInnen aktiv in das Webinar eingebunden werden, wodurch sie sich den Inhalt besser merken und in Zukunft besser anwenden können. Die Fragen der TeilnehmerInnen geben Hinweis darauf, wie weit das Thema verstanden wurde. Die Fragen der TrainerInnen regen zum Nachdenken über die wichtigsten Lerninhalte an. Die Diskussion kann über den Audio-Video-Kanal und/oder über den Chat stattfinden. Wichtig ist, dass die Diskussion von einem/ einer ModeratorIn geleitet wird. Bei einer kleinen Gruppe von TeilnehmerInnen kann der/die TrainerIn die Diskussion selbst moderieren oder er/sie kann eine/n TeilnehmerIn bitten, die Rolle des Moderators/der Moderatorin zu übernehmen. o Brainstorming (nur im Workshop) Beim Brainstorming können neue Ideen entwickelt, Probleme gelöst, Fragen beantwortet, ein neues Thema eingeführt, Interesse geweckt, die TeilnehmerInnen motiviert und Teams gebildet werden. Es stellt ein hervorragendes Motivationsinstrument dar, weil es die Teammitglieder in größere Aufgabenstellungen miteinbezieht und ein Team dazu bringt zusammenzuarbeiten. Während der Ideensammlung muss der/die TrainerIn jeden Vorschlag auf einem Flipchart oder einer Tafel festhalten. Bei Brainstormingübungen im Webinar kann eine Kamera auf die Tafel oder das Flipchart gerichtet werden. Die in der Webinar-Software zur Verfügung stehenden Werkzeuge (gemeinsam nutzbares elektronisches Whiteboard, Foren, Chat) können verwendet werden, um die entwickelten Ideen festzuhalten. 5. Durchführung des Webinars 65 o Präsentationen (In einem Workshop können auch TeilnehmerInnen Präsen- tationen halten.) Wenn ein/e TeilnehmerIn ein/e ExpertIn auf einem bestimmten Gebiet ist, kann es sehr nützlich sein, sie/ihn einen Vortrag halten zu lassen. Der/Die TrainerIn kann ihn/sie bitten, ein paar Worte zu diesem Thema zu sagen oder im Vorhinein eine Präsentation dazu vorzubereiten, die er/sie dann während des Webinars hält. Eine andere Person in das Webinar miteinzubeziehen, kann das Webinar interessanter machen. o Kreative Aufgaben Solche Aufgaben können sowohl in kleinen als auch in großen Gruppen gestellt werden. Die Aufgabe, gemeinsam oder alleine etwas zu entwickeln/gestalten, kann dazu beitragen, dass die TeilnehmerInnen mehr in das Webinar involviert werden und sich besser auf das Thema konzentrieren können. o Rollenspiele (Workshop) Diese Aktivität kann bei einem Workshop sehr nützlich sein. Wenn an einem Webinar nur wenige Leute teilnehmen, kann es sehr hilfreich sein, mit ihnen ein Rollenspiel durchzuführen. Es ist dann genügend Zeit und es besteht die Möglichkeit, auf die präsentierten Inhalte zu reagieren und diese zu kommentieren. Interaktion zwischen den Lernenden o Ton; o Chat. Im Chat können die Lernenden miteinander kommunizieren. Es wird ein Nebenkanal für Diskussionen abseits des Hauptgeschehens des Webinars geschaffen. TeilnehmerInnen können dadurch abgelenkt werden, aber oft stellt der Chat einen alternativen Raum für soziales Lernen dar (Austausch von Meinungen, Informationen, Links und Erfahrungen). Wie oben festgestellt wurde, kann er auch für verschiedene Aktivitäten genutzt werden, für welche die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den TeilnehmerInnen erforderlich sind. Die Verwendung von Ton für die Interaktion zwischen den Lernenden ist schwieriger und sollte moderiert werden. 66 Interaktion mit den Trainingsmaterialien Im Allgemeinen können die Trainingsmaterialien für das Webinar intern (von den TrainerInnen, ihren Unternehmen oder dem Unternehmen der KlientInnen), extern (hauptsächlich Internetressourcen) oder von den TeilnehmerInnen erstellt werden. o Interner Inhalt: t Folien/Präsentationen; t Videos; t Tondokumente (z. B. ein vorab aufgenommenes Interview mit einem/einer ExpertIn auf einem bestimmten Gebiet); t Dokumente (Handouts, Checklisten etc.). Externer Inhalt: Das Potenzial von Präsentationen, bei denen neue Medien zur Anwendung kommen, hat sich in den vergangenen Jahren enorm vergrößert. Die Geschwindigkeit der Internetverbindungen und der Hardware/Software nimmt ständig zu. Die Vielfalt der neuen Medien erlaubt es den TrainerInnen, interessante und vielseitige Interaktionen der TeilnehmerInnen mit dem Inhalt zu planen. Im Folgenden werden einige beliebte Internetquellen genannt: o Öffentliches Videomaterial/Videokanäle (z. B. YouTube, Trainer Tube) o Google Books, Google Academics (geprüfte Dokumente – meist nur auf Englisch) o Zahlreiche neue öffentlich zugängliche Internetdienste: tGlossare tWissensdatenbanken tdigitale Bibliotheken tkostenloses Online-Kursmaterial tWeb-2.0-Seiten (webbasierte Gemeinschaften: Wikis, Blogs, soziale Net- zwerke) 5. Durchführung des Webinars 67 Von TeilnehmerInnen erstellte Inhalte: Die Funktionen der Webinar-Software erlauben es den TrainerInnen, ein kollaboratives Webinar-Programm zu entwickeln, das auf von TeilnehmerInnen erstellten Inhalten basiert: o Document-/Screensharing (ermöglicht es den AnwenderInnen, den Inhalt der Bildschirme anderer zu sehen und diesen zu verändern): Ist sehr nützlich für die gemeinsame Erstellung oder Überarbeitung eines Dokuments (z. B. als Teil einer Gruppenaktivität). Es ermöglicht das Teilen von Präsentationen, ohne diese zuvor hochladen zu müssen. Das ist besonders nützlich, wenn man ein Präsentationsformat verwenden möchte, das vom System nicht unterstützt wird (z. B. Keynote oder Prezi), oder wenn die TeilnehmerInnen ihre Präsentationen zeigen wollen. Am besten funktioniert es bei kleinen Gruppen. Application-Sharing: besonders nützlich bei Software-Schulungen. Der/Die TrainerIn kann vorzeigen, wie eine bestimmte Anwendung genutzt wird, und dann an die TeilnehmerInnen übergeben, die nacheinander ihr neues Wissen in die Praxis umsetzen können. o o Co-Browsing (Teilen von Webseiten – alle sehen dieselbe Seite und denselben Inhalt): ermöglicht Touren durch das Web, einschließlich Aktivitäten wie Spiele und Quiz, oder Formate, die auf hochgeladenen Präsentationen nicht zur Verfügung stehen (wie Animationen oder Video). o Video-Sharing (zeitgleiche Videoübertragung) o Screencast (mit dieser Funktion können TrainerInnen oder TeilnehmerInnen in einem Videostream übertragen, was gerade auf ihrem Computerbildschirm passiert): ermöglicht praktisch unbegrenzte Flexibilität, da die TrainerInnen jede Anwendung oder alle Materialien, die sie auf ihrem Computer haben, zeigen, bearbeiten und kommentieren können. Das kann besonders nützlich sein bei Erklärungen zur Verwendung von Software. o Programmierbare APIs zu öffentlichen Internetdiensten wie YouTube, Google Maps u.Ä. Diese Technik erlaubt den breiten Einsatz von öffentlich zugänglichen Ressourcen im eigenen Webinar. o Wenn die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den TeilnehmerIn- nen kein Problem darstellt, kann der/die TrainerIn die TeilnehmerInnen aktiv in den Lernprozess miteinbeziehen. Was die Moderation der Interaktion zwischen den TeilnehmerInnen betrifft, sollte 68 der/die TrainerIn zu Folgendem in der Lage sein: o Planung eines angemessenen Zeitrahmens, um alle Elemente des Trainings, einschließlich der Effizienzbewertung, so durchzuführen, dass die für die Unterrichtseinheit gesetzten Ziele unter Verwendung der verfügbaren Ressourcen innerhalb der vorhandenen Zeit erreicht werden können; Einteilung aller geplanten Pausen, um einen glatten, dynamischen und angenehmen Ablauf sicherzustellen; o Zeitpuffer einplanen, um auf alle möglichen Situationen im Training reagieren zu können; bei der Planung des Zeitrahmens sollte berücksichtigt werden, dass die Konzentration in den frühen Tagesstunden höher ist, so dass die Zahl der Lernaktivitäten zu dieser Tageszeit größer sein kann. Je später am Tag die Einheit durchgeführt wird, desto kürzer sollten die Lernaktivitäten sein. Die Länge der im Training durchgeführten Aktivitäten hängt von der Art der Aktivität ab (Vorträge und Präsentationen benötigen weniger Zeit, für Übungen sollte mehr Zeit vorgesehen sein). Die Jahreszeit wirkt sich auch auf die Länge der Unterrichtseinheit aus, besonders der Winter und der Sommer. Es ist allgemein bekannt, dass die optimale Dauer einer Unterrichtseinheit zwischen 45 und 90 Minuten liegt. Diese Regel gilt vor allem für die Planung des Zeitrahmens, aber unabhängig davon sollten die Lehrenden auf die Konzentrationsfähigkeit der TeilnehmerInnen während des Unterrichts reagieren und die Länge jeder Einheit entsprechend anpassen. 5. Durchführung des Webinars 69 70 6. Abschluss des Webinars 6.1 Evaluierung des Lernfortschrittes und der Durchführung des Trainings Die Evaluierung stellt eine Methode zur Sicherstellung der hohen Qualität von Trainingsangeboten dar. Sie wird häufig angewendet und hat einen festen Platz in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Forschungsfeldern. Die Evaluierung ist das beliebteste Instrument, um Informationen über den Trainingsprozess in einem bestimmten Setting und über dessen Ergebnisse zu bekommen. Sie erlaubt es den TrainerInnen, Feedback zu geben und zu bekommen sowie ihre eigenen didaktischen Methoden und Fertigkeiten zu analysieren. So kann ihnen die Evaluierung dabei helfen, sich auf lange Sicht als TrainerInnen weiterentwickeln. Der Definition von Donald Kirkpatrick zufolge gibt es vier Ebenen der Evaluierung: „Reaktion“, „Wissen/Fähigkeiten“, „Verhalten“ und „Ergebnisse“. Die analytische Struktur ist sehr hilfreich bei der Bestimmung von Zielen, der Ausarbeitung von Fragebögen und schließlich bei der Analyse der Ergebnisse der Evaluierung. Die nachstehende Tabelle verschafft einen Überblick12. Ebene der Evaluierung Was beinhaltet diese Ebene? Beispiele von Messinstrumenten Relevanz & Umsetzbarkeit Reaktion Grad der Zufriedenheit der TeilnehmerInnen mit dem Training oder der Lernerfahrung o sofort nach dem Tra- o schnell und einfach zu o so genannte „Happy o nicht teuer, diese ining Sheets“ (Evaluierungsbögen), Feedbackbögen erstellen einzusammeln und zu analysieren o Online-Umfragen oder -Fragebögen o verbale Reaktion 12 Beruht auf http://www.businessballs.com/kirkpatricklearningevaluationmodel.htm [12.6.2012] 6. Abschluss des Webinars 71 Lernen Wie haben sich der Wissensstand und das Kompetenzniveau verändert/erhöht? o typischerweise Beurte- ilungen oder Tests vor und nach dem Training à Vergleich o Interviews oder auch Beobachtung Verhalten o Wie hat sich das neue o einige Zeit nach dem o Inwieweit wird das o Selbstevaluierungen, Wissen auf das Verhalten ausgewirkt? neue Wissen im Job angewendet? à Umsetzung Training (ein paar Wochen) Interviews, Beobachtung o relativ leicht zu erstel- len; eindeutig für quantifizierbare Fertigkeiten o weniger einfach bei komplexen Lernprozessen Messung der Verhaltensänderung erfordert typischerweise Kooperation und Kompetenz o um die Veränderung, die Relevanz und Nachhaltigkeit der Veränderung zu beurteilen Ergebnisse o Wirkung der Teilneh- merInnen auf das Unternehmen oder die Umgebung o Vergleich von Auswir- kungen des Trainings und Kosten Vergleich der praktischen Auswirkungen auf die Arbeitseffektivität, den Gewinn, die Qualität der Arbeit, die Beständigkeit des Personals etc. o im Einzelnen nicht schwierig, bei einer ganzen Organisation jedoch schon o Prozess muss klare Verantwortlichkeiten verteilen Tabelle 8, Vier Evaluierungsebenen nach Donald Kirckpatrick 6.1.1 Bewertung des Lerneffekts Der/Die TrainerIn hat Lernziele festgelegt oder wurde von ihren/seinen KlientInnen über die Ziele informiert, die bis zum Ende des Webinars erreicht werden sollten. Dies ermöglicht die Bewertung des Lerneffekts, die nicht nur für die TrainerInnen wichtig ist, sondern sehr oft auch für die KlientInnen, die ihre MitarbeiterInnen dazu aufgefordert haben, zu Weiterbildungszwecken an dem Webinar teilzunehmen. Die beste Methode zur Bewertung der Lerneffekte ist ein schneller Test am Anfang des Webinars und ein Test am Ende, so dass die Ergebnisse verglichen werden können. Aber auch eine Bewertung, die nur am Ende des Webinars vorgenommen wird, ist nützlich. Die Fragen sollten entsprechend gestaltet sein. Der Test vor dem Webinar kann auch für die TrainerInnen nützlich sein, denn besonders bei kleinen Gruppen können sie dann das spezifische Vorwissen berücksichtigen. Ein kurzer Fragebogen mit ca. 3 bis 4 eher offenen Fragen kann bei 72 bis zu 10 Personen verwendet werden13. Bei einer größeren TeilnehmerInnenzahl von bis zu 100 Personen ist es sinnvoll, in einer Umfrage eher geschlossene Fragen zu formulieren, die zum Beispiel mit „ja“, „nein“ oder „Ich weiß nicht“ beantwortet werden können. Die Ergebnisse können schnell ausgewertet werden und liefern einen allgemeinen Eindruck vom Vorwissen (Bedarfsanalyse) und den Erwartungen der TeilnehmerInnen. Auch während des Webinars können TrainerInnen/ModeratorInnen Fragebogen verwenden, um einen Überblick über das Verständnis und die bisherigen Fortschritte der TeilnehmerInnen zu bekommen. Das ist insofern sinnvoll, als die TrainerInnen auf diese Weise leicht feststellen können, ob sie ihren Vortrag fortsetzen können oder ob Klärungsbedarf besteht. Darüber hinaus ist der kleine Zwischentest ein nützliches Instrument, um sicherzustellen, dass die TeilnehmerInnen bei der Sache bleiben, um sie aufzuwecken – um ihre Aufmerksamkeit und Konzentration wiederherzustellen. Je nach Kontext, Zweck und Größe des Webinars wird die abschließende Bewertung, das heißt die Evaluierung, ähnlich wie die Bewertung vor dem Webinar aussehen. In kleinen Gruppen führen TrainerInnen gerne strukturierte Diskussionen durch, um sich ein Bild von den Lerneffekten zu machen. Hier können auch die TeilnehmerInnen ihr neu erworbenes Wissen wiedergeben und reflektieren. Falls die Teilnahme am Webinar mit einem Qualifikationsnachweis verbunden ist, findet die Bewertung meist in Form eines Tests statt, der bestanden werden muss, um ein Zeugnis zu bekommen. In diesem Fall sind offene und geschlossene Fragen und/oder Multiple-Choice-Fragebögen die häufigsten Instrumente. 6.1.2 Bewertungsmethoden und -instrumente Bei der Bewertung der Lernergebnisse einer Webinar-Einheit werden direkt messbare Faktoren für die Messung des erworbenen Wissens und der Fertigkeiten bevorzugt. Dies führt zu einer objektiven Beurteilung des Wissens, der Fertigkeiten und der Sichtweisen der TeilnehmerInnen, die sie zum Zeitpunkt der Bewertung vorweisen können. Eine Vorstellung der Lernziele zu Beginn des Webinars bietet einen transparenten und klaren Bezugsrahmen. Vor diesem Hintergrund können die TeilnehmerInnen getestet werden und sie können wiederum ihr neues Wissen und ihre Fertigkeiten demonstrieren. Zur Bewertung gehören zum Beispiel Noten für Aufgaben, die Evaluierung des beobachteten Verhaltens, Noten für Präsentationen etc. 13 Beispiele siehe unten „Umfragemethoden“. 6. Abschluss des Webinars 73 Die TrainerInnen können computerbasierte Tests, Quiz oder andere Übungen mit kostenloser Software, die im World Wide Web zur Verfügung steht, vorbereiten. Beispiele dafür sind: o Easy Test Maker (http://www.easytestmaker.com/default.aspx) – kosten- loses Programm zur Erstellung von Online-Tests; o Hot Potatoes (http://hotpot.uvic.ca/) – Dieses Software-Paket beinhaltet sechs Anwendungen, die es den BenutzerInnen erlauben, interaktive Multiple-Choice-Tests, Tests mit kurzen Antworten, Übungen mit durcheinandergewürfelten Sätzen, Kreuzworträtsel, Zuordnungsaufgaben und Lückentexte im World Wide Web zu erstellen; o QuizMaker JavaScript Wizard (http://www.attotron.com/pub/Quizmake. htm) – Werkzeug für Tests und Quiz; o Personal Educational Press (http://www.educationalpress.org) – ermöglicht die Erstellung von kostenlosen Arbeitsblättern, Lernkarten, Brettspielen, Quiz, Lernzetteln, Wortlisten, Bingokarten, Sprachspielen, Wortsuchspiele etc., die direkt vom Browser ausgedruckt werden können. 6.2 Evaluierung des Trainings Die Evaluierung des Trainings – während des Webinars (Lernen von Schlüsselbegriffen) und/oder danach (Feedback zu den Vermittlungsmethoden und anderen Aspekten der Trainingserfahrung) – kann unter Anwendung qualitativer und/oder quantitativer Methoden erfolgen. Eine Evaluation kann formativ, summativ und wirkungsorientiert sein. Diese verschiedenen Formen werden wie folgt durchgeführt: o Formative Evaluation: z. B. durch eine Diskussion oder ein Interview; nützlich zu einem frühen Zeitpunkt im Training, um das Feedback der TeilnehmerInnen zum Training bis dahin zu bekommen; kann formell oder informell sein. o Summative Evaluation: Fragebögen oder Interviews am Ende der Einheit. o Wirkungsorientierte Evaluation: Interviews oder Fragebögen nach der Einheit. Durch die Möglichkeit, das Webinar aufzunehmen, wird die Evaluierung von Trainings erheblich erleichtert, da die Aufnahmen bei der Evaluierung helfen. Damit wird es einfacher, den Prozess und die persönliche Arbeit zu bewerten, besonders wenn bereits einige Zeit vergangen ist. 74 Instrumente wie die automatische statistische Erfassung oder elektronische Umfragen beschleunigen den Evaluierungsprozess. Auf diese Weise hat der/ die TrainerIn die Möglichkeit, jede/n TeilnehmerIn des Webinars zu analysieren, obwohl er/sie diese nicht sehen kann. Ein Teil der Anwendung ermöglicht das Erstellen von ausführlichen Berichten über die Teilnahme am Webinar. Folgende Daten werden dabei gesammelt: o Dauer der Teilnahme; o Antworten auf Fragen; o Beteiligung an der Gruppenarbeit; o sogar ob das Programmfenster geöffnet war oder der/die TeilnehmerIn etwas Anderes machte, das nichts mit dem Training zu tun hatte. Die Beurteilung der TrainerInnen und ihrer Unterrichtsmethoden kann auch mit Hilfe von klassischen Instrumenten, das heißt Evaluationsumfragen, erfolgen. Dafür kann die Webinar-Software verwendet werden. Bei komplizierteren Umfragen ist es jedoch besser, komplexere Internetprogramme wie SurveyMonkey14 zu verwenden. Mit Hilfe der Webinar-Aufnahmen (insbesondere der Chat-Unterhaltungen), der Webinar-Statistiken und Evaluationsbögen kann das Training schnell analysiert werden. Für diese Analyse ist das bereits vorgestellte Evaluationsmodell von Kirkpatrick zu empfehlen. Umfragemethoden Mit quantitativen Methoden werden Informationen gesammelt, die tabellarisch in Form von Statistiken dargestellt werden können. Eine häufige quantitative Methode ist die Befragung unter Verwendung einer Bewertungsskala. Dabei werden Äußerungen auf einer 3- oder 5-Punkte-Skala eingestuft. Drei oder fünf Punkte sind notwendig, um sicherzustellen, dass die gesammelten Daten aussagekräftig sind und den Forschungsregeln entsprechen. Das heißt, man benötigt zwei extreme Ausprägungen und eine neutrale Mitte, um den TeilnehmerInnen genügend Auswahlmöglichkeiten zu bieten. 14 http://www.surveymonkey.com/ 6. Abschluss des Webinars 75 Beispiele von Skalen 3-Punkte-Skala 5-Punkte-Skala gut – durchschnittlich – schlecht Hervorragend – gut – durchschnittlich – unterdurchschnittlich – schlecht Stimme zu – stimme teilweise zu – stimme nicht zu Stimme voll zu – stimme zu – stimme teilweise zu – stimme nicht zu – stimme gar nicht zu Tabelle 9, Evaluierung – Bewertungsskala Manchmal werden auch 4-Punkte-Skalen verwendet. Es ist eine Frage der Herangehensweise und des Kontexts, ob man eine Skala mit oder ohne neutrale Mitte verwendet. Einerseits ist es manchmal sinnvoll, die Befragten zu einer Entscheidung zu zwingen, wenn es wichtig ist, eine Tendenz festzustellen. Andererseits könnten Personen bei einer Skala ohne mittlere Ausprägung auch die Antwort verweigern. Außerdem birgt sie das Risiko einer Verzerrung, was nicht zweckdienlich ist. Ein Beispiel für eine häufige 4-Punkte-Skala wäre: Stimme zu – stimme eher zu – stimme eher nicht zu – stimme nicht zu Weitere Beispiele für quantitative Bewertungen sind: o Multiple-Choice-Fragen o „Wahr-oder-falsch“-Aussagen o Ja/Nein-Fragen Der Vorteil von quantitativen Bewertungsmethoden ist, dass man den Stakeholdern eine Statistik vorlegen kann, wie zum Beispiel: „89 % der TeilnehmerInnen stimmen voll zu, dass ihnen der behandelte Stoff dabei helfen wird, ihre Produktivität zu steigern.“ Während quantitative Fragen geschlossen sind, beinhalten qualitative Methoden offene Fragen, um Gedanken, Meinungen und Vorschläge zu sammeln. Mit Hilfe dieser Details können die TrainerInnen genauer verstehen, warum bestimmte Elemente verbessert werden müssen und, falls Vorschläge gemacht worden, wie diese verbessert werden können. Einige Beispiele für offene Fragen: o Welche Übung oder Aktivität hat Ihnen am meisten Spaß gemacht? Warum? o Zu welchem Thema würden Sie gerne ein zusätzliches Training besuchen? Die Zahl der offenen Fragen ist für gewöhnlich auf ein paar Fragen beschränkt. 76 Je mehr Personen befragt werden, desto eher wird die Zahl auf eine oder zwei Fragen reduziert. Halboffene Fragen sind deshalb ein Mittelweg zwischen offenen und geschlossenen Fragen. Diese Fragen haben zwar vorgegebene Antworten, aber im Gegensatz zu geschlossenen Fragen bestehen die Antwortmöglichkeiten aus Beschreibungen. Um beim oben genannten Beispiel zu bleiben, könnte eine halboffene Frage wie folgt lauten: Zu welchem Thema würden Sie gerne ein zusätzliches Training besuchen? 1: Datenschutz 2: Datenspeicherung 3: Datenkontrolle 4: Sonstiges (Welches?) Beispiel für einen Online-Feedbackbogen zu einem Training: http://www.bre.com/training/courses/training-feedback.aspx 6.3 Nachbereitung und Materialien zur Nutzung nach dem Training Um das im Training erworbene Wissen und die Fertigkeiten auszubauen, ist es wichtig, dass das Training nicht damit aufhört, dass man sich auch der WebinarSitzung ausloggt. Stattdessen wird von den TrainerInnen erwartet, dass sie Material vorbereiten, das die TeilnehmerInnen nach dem Training nutzen können. Ihnen eine Kopie der Präsentation zu schicken, reicht nicht aus. Das Paket sollte Folgendes enthalten: o Präsentation im PDF-Format o Antworten auf die Fragen, die der/die TrainerIn während der Webinar-Ein- heit nicht beantworten konnte o Andere Anhänge, Berichte, Forschungen, wenn der/die TrainerIn diese während des Webinars erwähnt hat o Links zu anderen im Webinar verwendeten Internetquellen wie YouTube oder SlideShare Es ist ratsam, das oben genannte Material per E-Mail und nicht später als 48 Stun- 6. Abschluss des Webinars 77 den nach Ende des Webinars zu versenden. Später sind die Eindrücke vom Webinar bereits verschwommen und das Interesse am behandelten Thema nimmt ab. Die angehängten Dokumente sollten im PDF-Format sein, da dieses von den meisten geöffnet werden kann. Die Größe des E-Mails sollte 5 MB nicht überschreiten (mit Anhängen). Sollte dies doch der Fall sein, sollten die Dokumente auf den Server des Unternehmens gelegt werden und der Link zu bestimmten Ordnern/ Dokumenten versendet werden. Wenn der/die TrainerIn sehr viele interessante Links angibt, sollten die, die im Webinar verwendet wurden, ganz oben auf der Liste stehen. Dann folgen die Links, die von Interesse sind oder eine Ergänzung zum Thema darstellen, aber nicht verwendet wurden. Jeder Link sollte kurz beschrieben werden, damit die TeilnehmerInnen sofort wissen, worum es geht, ohne ihn anklicken zu müssen. Die Entwicklung und Bereitstellung von Material für die TeilnehmerInnen nach dem Training hat einen besonderen Wert für das Unternehmen, da es ein ideales Marketinginstrument darstellt. Oft sind es TeilnehmerInnen von früheren Trainings, die sich selbst wieder für neue Trainings anmelden und andere dafür anwerben. 78 7. Webinar-Aufnahmen Das Webinar-Training hat gegenüber dem traditionellen Training einen Vorteil, weil es vollständig dokumentiert ist. Nicht nur Ton und Bild können aufgenommen werden, sondern auch die Chat-Unterhaltungen und andere in der Sitzung verwendete Instrumente können festgehalten werden. All das geschieht automatisch, so dass sich die TrainerInnen oder ModeratorInnen nicht eigens darum kümmern müssen. Eine fertige Aufnahme kann nach dem Webinar auch einige andere Funktionen erfüllen. Nimmt man ein Webinar auf, kann es immer wieder abgespielt werden, so dass verschiedene Personen zu unterschiedlichen Zeiten daran teilnehmen können. Mit den Aufnahmen kann zudem eine Datenbank aufgebaut werden. Diese Vorteile gibt es bei traditionellen Trainings nicht und deshalb lohnt es sich, die TeilnehmerInnen darüber zu informieren. Oft sehen TeilnehmerInnen in Webinaren nicht mehr als eine Live-Übertragung. Die Aufnahme hat auch den psychologischen Effekt, dass TrainerInnen stärker motiviert sind, die Fragen der TeilnehmerInnen zu beantworten und auf ihre Kommentare einzugehen. Registrierte Äußerungen sind sichtbar und werden festgehalten, so dass der/die TrainerIn diese früher oder später kommentieren muss. Da die Zufriedenheit der TeilnehmerInnen sehr wichtig ist, sollte keine Frage ignoriert werden. Abgesehen davon, dass die Aufnahme, wie bereits erwähnt, die Evaluierung und Nachbereitung erleichtert, bietet sie auch einen geschäftlichen Vorteil. Sie kann auf Anfrage geteilt werden, was Gewinn bringt, so lange das Thema und die Methoden aktuell sind. Solche Aufnahmen eignen sich auch sehr gut für Werbezwecke, da diese im Gegensatz zu einer Live-Übertragung von vielen Menschen unzählige Male angesehen werden können. Außerdem ist es sehr einfach, die Aufnahmen mit anderen zu teilen – man muss der jeweiligen Person nur den Link senden. Dabei muss weder etwas heruntergeladen noch zusätzliche Software installiert werden. Der/Die TrainerIn oder der Veranstalter können einen Zugang zum aufgenommenen Material einrichten. Dieses kann auf Basis einer kostenlosen Internetdatenbank zugänglich gemacht werden, für die Öffentlichkeit oder nur für die 7. Webinar-Aufnahmen 79 TeilnehmerInnen, die sich dann einloggen müssen, um darauf zugreifen zu können. Einige Softwarelösungen ermöglichen die Anmeldung im Flash-Format, bei dem einige Programmelemente aktiv bleiben, obwohl es sich um eine Aufnahme handelt (z. B. kann der Text im Chat-Fenster gescrollt werden). Bei anderen Anwendungen kann man den Inhalt nur sehen, wenn man einen bestimmten Player herunterlädt. Diese Spezifikation sollte bei der Wahl der Webinar-Software berücksichtigt werden. Feedback ist sehr nützlich für die TrainerInnen, Veranstalter und Lernenden, auch wenn es nicht immer positiv ausfällt. Das Feedback der TeilnehmerInnen eignet sich hervorragend zur Reflexion, wenn sie die Expertise der TrainerInnen evaluieren, wenn sie bewerten, wie sie ihr Wissen und ihre Kompetenzen erweitert haben, und wenn sie die Stärken und Schwächen der Präsentation und ihre Verbesserungsvorschläge nennen. 80 8. Glossar Elektronischer Fragebogen: Online-Formular mit einer Reihe von vorbereiteten Fragen; bietet die Möglichkeit, durch die Beantwortung von geschlossenen, halb-offenen oder offene Fragen die Meinung zu äußern. Evaluierung: Analyse des Nutzens/der Merkmale eines bestimmten Programms oder einer Maßnahme (z. B. Lehrplan, Projekt) nach bestimmten Kriterien oder Standards in Bezug auf Entwicklung, Verbesserung und Effizienz. Sie beruht auf systematisch gesammelten und analysierten Informationen zu zuvor festgelegten Zielen. Instant Messaging (Chat): englisch für „sofortige Nachrichtenübermittlung“; ermöglicht den Austausch von Textnachrichten in Echtzeit. Die Konversation kann öffentlich (für jeden zugänglich) oder privat (nur für ausgewählte TeilnehmerInnen zugänglich) sein. Interaktives Whiteboard: elektronische Tafel, die unter anderem verwendet wird, um wichtige Teile von Präsentation und Dokumenten hervorzuheben. Sie ist besonders wichtig für die Zusammenarbeit in kleinen Gruppen. Online-Spiele: Online-Aktivitäten, die dabei helfen, die Unterrichtsinhalte für die TeilnehmerInnen interessanter zu machen, sie in das Seminar einzubinden und ihre Aufmerksamkeit auf den Inhalt zu lenken. Quiz: eine von den TrainerInnen vorbereitete Übung, die aus Fragen über die im Training gewonnenen Informationen besteht. Die komplexe Form erfordert hohe Konzentration. Screensharing: Werkzeug, das die Übertragung des Bildschirminhalts an eine/n oder mehrere TeilnehmerInnen ermöglicht, die dann alle Änderungen in Echtzeit mitverfolgen können. Es erleichtert die technische Unterstützung und die gemeinsame Arbeit an Dokumenten in Gruppen. Webcam-Video: interaktive Kommunikation, die Interaktion mit gleichzeitiger Video- und Tonübertragung erlaubt. Personen können unter Verwendung bestimmter Geräte miteinander sprechen und einander dabei sehen. 8. Glossar 81 Webinar: Ton- und Videoübertragung über das Web (Word Wide Web) von einer bestimmten Quelle aus an eine große Gruppe an TeilnehmerInnen. Die Übertragung kann „online“ oder „on demand“ (auf Anfrage/bei Bedarf) erfolgen. Webinar-Software: alle Computerprogramme, die eine Kommunikation über das Internet ermöglichen. Sie hilft dabei, Präsentationen, Ton, Video und Chat zu übertragen, und kann zusätzlich über die Funktionen interaktives Whiteboard, Fragebögen, Screensharing verfügen. Beispiele: Adobe Acrobat Connect Pro, YUGMA, Dim Dim, ONIF. Webinar-Trainingsszenario: Unterrichtsplan, der die wichtigsten Informationen (Ziele, Themen, Werkzeuge etc.) enthält; besonders wichtig bei Webinaren mit großen Gruppen, bei denen eine effektive Zeitplanung entscheidend für ein erfolgreiches Training ist. Wissensdatenbanken: Bibliotheken für pädagogisches Material mit Dokumenten, Präsentationen, E-Learning-Kursen, Audio- und Videodateien, die zur Erweiterung des im Webinar erworbenen Wissens dienen können (z. B. videolectures. net, docstoc.com, slideshare.net). 82 9. Literaturverzeichnis 1. Three-point Lightning, Wikipedia. The Free Encyclopedia, http://en.wikipedia. org/wiki/Threepoint_lighting. 2. Gross Davis Barbara, Tools for Teaching, John Wiley and Sons 2009 http://www. nscc.edu/seatec/pages_resources/forum_papers_pdf/camerius2.pdf. 3. Videoconferencing Technology in K-12 Instruction: Best Practices and Trends, Idea Group Inc 2007. 4. Assessment Methods and Tools. 5. 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