Kuba - Lateinamerika Verein eV

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Kuba - Lateinamerika Verein eV
IBERO-AMERIKA VEREIN
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Kuba
Kuba: Bruttoinlandsprodukt
BIP-Wachstum 2005 - Prognose der Regierung für 2005
BIP-Wachstum 2004 - Wirtschafts- und Planungsministerium
BIP-Wachstum 2004 - ausländische Experten
Jahr
Export
Import
Handelsbilanzsaldo
6,0 %
5,0 %
3,0 %
Kuba: Handelsbilanz (Wirtschafts- und Planungsministerium)
2004
US$ 2,2 Mrd
US$ 5,3 Mrd
- US$ 3,1 Mrd
EU – Kuba
Alle Versuche Spaniens und der
Kommission in Brüssel, die eingefrorenen Beziehungen zu Kuba wieder
aufzutauen, sind vorerst gescheitert.
Nach einem Besuch des Kommissars für Entwicklung und humanitäre
Hilfe, Louis Michel, Ende März in
Havanna, sah es so aus, als wäre
die kubanische Seite zu Kompromissen in der Menschenrechtsfrage
bereit. Michel, der auch zu einem
vierstündigen Gespräch von Fidel
Castro empfangen wurde, kündigte
eine neue EU-Politik gegenüber
dem Karibik-Staat auf der Basis
eines aktiven Engagements an.
Zuvor hatte auch eine Delegation
von Abgeordneten der Regierungsparteien im deutschen Bundestag
ihre Unterstützung für eine Wiederannäherung zwischen der EU und
Kuba in Havanna zum Ausdruck
gebracht. Aber nur zwei Wochen
später war das Tauwetter wieder
vorbei. Unmittelbare Ursache war
die Unterstützung der EU für eine
Resolution der UN-Menschenrechtskommission vom 14.4., mit der Kuba
wegen „anhaltender Menschenrechtsverstöße“ weiter unter Beobachtung der UNO-Kommission
gestellt wird. Wenige Tage später
sprachen sich die EU-Delegierten in
der
Menschenrechtskommission
außerdem gegen einen Antrag Kubas aus, die Situation der Gefangenen in der US-Basis in Guantánamo
auf Kuba zu untersuchen. Fidel
Castro bezeichnete nach diesen
Abstimmungen die EU als „serviles
Organ der USA“. Gleichzeitig verzichtete Kuba erneut auf jegliche
humanitäre Hilfe aus Brüssel. Damit
nicht genug: Am 20.5. wies Kuba
eine größere Gruppe von Abgeordneten der EU und der EUMitgliedsländer aus Deutschland
(Arnold Vaatz, CDU), Spanien, Polen und der Tschechei aus, die an
einem Kongreß kubanischer Dissidenten in Havanna teilnehmen
wollten. Das gleiche Schicksal erlitten mehrere Journalisten aus
Deutschland, Italien und Polen. Dies
führte zu offiziellen Protesten der
betroffenen Länder. – Der Dissidenten-Kongreß in Havanna, an
dem rund 200 Personen teilnahmen,
verlief dagegen ungestört. In einer
Abschlußresolution wurde die Regierung Fidel Castro als „stalinistisch“ bezeichnet sowie politische
und wirtschaftliche Freiheit gefordert.
Solidarität aus Venezuela
Trotz des US-Embargos und der auf
Sparflamme kochenden Beziehungen zu Europa erhält Kuba inzwischen mehr internationale Unterstützung als noch vor wenigen Jahren. Enge Beziehungen konnten u.a.
zu China, Vietnam, Malaysia und
dem Iran aufgebaut werden. Dabei
gegenüber 2003
32,5 %
14,3 %
5,8 %
kommt China eine strategische
Rolle zu. Von ebenso großer Bedeutung sieht die kubanische Regierung die Stärkung der Beziehungen
zu Lateinamerika. Zahlreiche Länder
dieser Region haben Wirtschaftsabkommen mit Kuba vereinbart. Das
lateinamerikanische Schlüsselland
für Kuba ist aber ohne Zweifel Venezuela. Bei seinem Besuch Ende
April in Havanna kündigte Präsident
Hugo Chávez die Einrichtung eines
Fonds über US$ 400 Mio zur Unterstützung des Handelsaustauschs
zwischen den beiden Ländern an.
Mit diesen Geldern sollen venezolanische Industriewaren und Lebensmittel nach Kuba geliefert werden,
um die Versorgung der Bevölkerung
zu verbessern. Auf venezolanischer
Seite soll besonders die kleine und
mittelständische Industrie von diesem Fonds profitieren. Bei einer
gleichzeitig
stattfindenden
Geschäftskontaktbörse zwischen 262
venezolanischen Unternehmen und
ihren kubanischen Partnern wurden
Geschäftsabschlüsse in Höhe von
US$ 412 Mio getätigt. Weiterhin
wurde eine Filiale des Banco de
Industria de Venezuela in Havanna
eingeweiht. Das staatliche venezolanische Erdölunternehmen PdVSA
eröffnete ebenfalls eine offizielle
Vertretung in der kubanischen
Hauptstadt. Bekannt wurde auch,
daß Kuba inzwischen täglich rund
90.000 Faß Erdöl aus Venezuela
erhält. Nach dem gültigen Vertrag
belaufen sich die täglichen Lieferungen zu Vorzugsbedingungen nur auf
53.000 Faß. Zwischen PdVSA und
der kubanischen Erdölgesellschaft
Cupet wurde ein Abkommen über
Wirtschaftliche Mitteilungen Nr. 4-5/2005 – Kuba 2 (30.5.)
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die Instandsetzung der Raffinerie
Cienfuegos und für eine Modernisierung des Terminals von Matanzas
für Supertanker unterzeichnet. Auch
über die Lieferung von Erdöl und
Schmiermitteln wurde eine neue
Vereinbarung getroffen. Insgesamt
wurden zwischen beiden Ländern
49 Abkommen unterzeichnet. Im
Gegenzug für die Unterstützung aus
Venezuela verfügte die kubanische
Regierung Steuerfreiheit für alle
Investitionen aus Venezuela, egal
ob es sich um staatliche, private
oder gemischte Investitionen handelt. Ebenso fallen die Importzölle
und alle anderen Handelsbarrieren
für Einfuhren aus Venezuela weg.
Außerdem können Venezolaner nun
in Kuba in ihrer Landeswährung
Bolívares bezahlen. Die 49 Abkommen enthalten auch 9 Joint-VentureProjekte in Venezuela, u.a. im Tourismusbereich. Eine der Vereinbarungen bezieht sich auf die Einrichtung einer Schiffswerft in Maracaibo,
zu der beide Seiten mit Investitionen
von jeweils US$ 3 Mio beitragen
wollen. Außerdem wird ein gemeinsames Bauunternehmen ins Leben
gerufen, das anfänglich mit US$ 100
Mio Kapital ausgestattet werden
soll.
USA – Kuba
Die US-Regierung sieht die Erfolge
Kubas beim Ausbau der internationalen Wirtschaftsbeziehungen mit
zunehmender Besorgnis. U.a. sollen
die Mittel für die Unterstützung der
kubanischen Opposition erhöht und
die Maßnahmen zur Beschränkung
der Kontakte und Geschäftsbeziehungen mit Kuba verstärkt werden.
Die kubanische Regierung hat inzwischen einen Weg gefunden, um
die neuen US-Vorschriften für die
Bezahlung von Lebensmittellieferungen nach Kuba zu umgehen. Seit
kurzem ist es notwendig, solche
Einkäufe im voraus bar zu bezahlen.
Die kubanischen Importorganisationen stellen nun Akkreditive von
Banken dritter Länder zur Verfügung. Damit können die USExporteure verschiffen, sobald das
bestätigte Akkreditiv bei ihrer Hausbank eingegangen ist. - Um neue
Handelsrestriktionen zu verhindern
und bestehende abzubauen, hat
sich in den USA unter dem Namen
“US Cuba Trade Association“ eine
neue Lobby-Organisation gebildet.
Ihr gehören namhafte Unternehmen
wie Cargill, Caterpillar und Archer
Daniels Midland Co. an sowie die
USA Rice Federation, das North
Dacota Farm Bureau, das Louisiana
Departement of Economic Development sowie das Virginia Departement of Agriculture.
Wirtschaftsentwicklung
Aufgrund guter Ergebnisse im Tourismus- und im Nickel-Sektor sowie
der Sicherstellung der Erdölversorgung aus eigener und venezolanischer Produktion geht die kubanische Regierung davon aus, daß die
Wirtschaft des Landes in diesem
Jahr stärker wachsen wird als 2004:
Sie rechnet mit einem BIP-Zuwachs
von mindestens 6 %. Diese Meinung
teilen ausländische Experten allerdings nicht. Ihre Wachstumsprognosen für das laufende Jahr liegen
zwischen 2 und 3 %. Auch die kubanische Regierung ist noch unsicher über die finanziellen Folgen,
die die anhaltende Trockenheit für
die Wirtschaft des Landes haben
wird. – Nach neuesten Zahlen der
kubanischen Zentralbank erzielte
das Land im Jahr 2004 erstmalig
seit 1993 wieder einen Leistungsbilanzüberschuß, der bei US$ 176 Mio
lag. Die Devisenreserven seien um
US$ 1,48 Mrd angestiegen und die
Kapitalbilanz hätte einen Nettozufluß von US$ 1 Mrd aufgewiesen.
Die Dienstleistungsexporte hätten
gleichzeitig um US$ 500 Mio auf
US$ 3,7 Mrd zugenommen, während die Dienstleistungsimporte mit
US$ 750 Mio in etwa auf dem Stand
des Vorjahres geblieben seien.
Insgesamt ergab sich beim Außenhandel mit Gütern und Dienstleistungen ein Defizit von US$ 124 Mio,
das damit deutlich unter dem Defizit
von US$ 397 Mio im Jahr 2003 lag.
– Ebenfalls nach Angaben der Zentralbank stieg im Jahr 2004 die Auslandsverschuldung Kubas um US$
0,7 Mrd auf rund US$ 12 Mrd an. An
dieser Summe waren die eigentlichen Schulden mit 80 % beteiligt.
Die restlichen 20 % entfielen auf
überfällige Zinsen. Ein Grund für die
Zunahme der Verschuldung war der
Wertverlust des US-Dollar, da rund
zwei Drittel der gesamten Auslandsverschuldung auf Yen, Euros und
andere Hartwährungen außerhalb
des US-Dollar-Raums entfallen. Die
Auslandsverschuldung der Zentral-
regierung nahm auch wegen der
Aufnahme neuer Kredite bei ausländischen Regierungen um US$ 0,6
Mrd auf US$ 6,25 Mrd zu.
Peso-Aufwertung
Am 18.3.2005 legte die kubanische
Zentralbank einen neuen Wechselkurs des Peso zum US-Dollar fest:
Statt des bisher gültigen Kurses von
Pesos 26 (Kauf) und Pesos 27 (Verkauf) gelten seitdem Kurse von
Pesos 24 und 25. Dies bedeutet
eine Aufwertung des Peso um 7 %.
– Dabei blieb es nicht: Am 9.4. wurde auch der konvertible Peso (CUC)
aufgewertet, wobei die Aufwertungsrate mit 8 % etwas höher lag. Bis
dahin galt Parität zum US-Dollar.
Der neue Wechselkurs verteuert
u.a. die Rechnung der Touristen.
Auch die in Kuba ansässigen Ausländer sind betroffen. US-DollarGuthaben bei kubanischen Banken
sind von der Aufwertung des konvertiblen Peso ausgeschlossen.
Allerdings dürfen ab dem 9.4. keine
neuen Einzahlungen mehr vorgenommen werden. Beim Tausch von
US-Dollar fällt außerdem die seit
Oktober 2004 geltende 10 %ige
Sonderwechselsteuer an. Dies bedeutet, daß die Kubaner, die USDollar von ihren Verwandten aus
den USA erhalten, in besonderer
Weise von der Aufwertung betroffen
sind: Sie erhalten nur noch rund
CUC 0,82 pro US-Dollar.
Renten- und Lohnerhöhungen
Um die Kaufkraft der Kubaner zu
erhöhen, die nur normale Pesos
erhalten, wurden Anfang Mai 2005
die Renten und die Mindestlöhne
um 50 % angehoben. Damit liegt die
durchschnittliche monatliche Rente
nun bei Pesos 120 und der Mindestlohn bei Pesos 225 pro Monat.
Nach Angaben der Regierung werden von diesen Erhöhungen 3,6 Mio
Menschen profitieren. – Auch diese
neuen Beträge decken aber nicht
einmal den Grundbedarf. Im Auftrage des kubanischen Präsidenten
hatte eine Gruppe von Ökonomen
herausgefunden, daß pro Monat
mindestens Pesos 300 erforderlich
seien, um den monatlichen Mindestbedarf zu decken. Diese Summe entspricht umgerechnet rund
US$ 12.
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traditionellen Zuckerprovinzen,
Villa Clara, habe das Planziel
erreicht. Ursache für das katastrophale Ernteergebnis sei die
anhaltende Trockenheit. Im
letzten Jahr hatte Kubas Produktion noch bei 2,52 Mio t
Rohzucker gelegen, obwohl
auch das schon ein sehr niedriges Ergebnis war. Inzwischen
mußte Kuba bereits Zucker aus
Kolumbien importieren. – U.a.
aufgrund des hohen Treibstoffverbrauchs bedeute nach Worten von Präsident Fidel Castro
die Zuckerbranche, die einmal
die führende Industrie Kubas
war, heute den Ruin für die Insel. – Für die nächste Ernteperiode wird ein nur wenig besseres Ergebnis erwartet, da die
Trockenheit auch die Neuaussaat behindere.
Kreditbewilligungen
OPEC Fund for International Development: US 0,1 Mio Zuschuß für
ein Projekt zur Restaurierung der
historischen Altstadt von Havanna
Türkische Regierung: US$ 10 Mio
als Kreditlinie für den Einkauf türkischer Produkte zu Vorzugsbedingungen
Unternehmen
•
Shengli, eine Tochter des staatlichen chinesischen Erdölunternehmens Sinopec, wird für rund
US$ 10 Mio Explorationsarbeiten in einem 1.700 qkm großen
Gebiet auf Pinar del Río
durchführen. Das Abkommen
mit Shengli hat eine Laufzeit
von 25 Jahren und sieht Production Sharing vor.
•
Der chinesische Bushersteller
Yutong erhielt für rund US$ 30
Mio von der kubanischen Regierung einen Auftrag über die
Lieferung von 400 Bussen. Die
Hälfte der Fahrzeuge wird fertig
montiert geliefert und die andere Hälfte als CKD-Teile.
•
Das kanadische Bergbauunternehmen Sherritt International
erhielt einen Auftrag über den
Ausbau der Nickel- und Kobaltproduktion in Moa. Dafür sind
Investitionen von US$ 450 Mio
vorgesehen. Als Ergebnis wird
sich die Produktionskapazität
des Werkes Pedro Soto Alba
jährlich um 16.000 t Nickel und
Kobalt erhöhen. Derzeitig stellt
das Joint Venture-Unternehmen
zwischen Kuba Nickel und
Sherritt 34.000 t pro Jahr her.
Der Ausbau der Produktionskapazitäten soll in rund 30 Monaten abgeschlossen sein.
•
•
Ende März wurde die kubanische Kaffee-Ernte abgeschlossen. Insgesamt wurden 180.000
Sack zu 60 kg geerntet; das
waren 10 % weniger als im
Vorjahr.
•
Im Jahr 2004 wurden in Kuba
insgesamt 490.000 t tropischer
Früchte geerntet, wobei die Zitrusfrüchte nicht berücksichtigt
sind. Von dieser Menge gehen
allerdings nur 2 % in den Export
bzw. in die Versorgung der
ausländischen Touristen.
•
Der Hafen von Havanna ist mit
neuen Röntgenanlagen für
Container ausgerüstet worden.
Die von der chinesischen Nuc-
Branchen
•
Nach vorläufigen Angaben des
Zuckerministeriums in Havanna
wurden in der Ernteperiode Dezember 2004 bis Mai 2005 in
Kuba nur 1,3 Mio t Zucker produziert. Lediglich eine der 13
Die anhaltende Trockenperiode,
die im Osten Kubas fast schon
sieben Jahre dauert, hat auch
die Wasserversorgung Kubas
stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Stauseen enthalten
nur noch 32 % der üblichen
Wassermenge. Ein Sechstel
der Bevölkerung ist mittlerweile
ganz von der Trinkwasserversorgung über die Wasserleitungen abgeschnitten. Das bedeutet, daß rund zwei Mio Kubaner mit Tankwagen versorgt
werden müssen. – Auch die
Viehwirtschaft leidet unter dem
Wassermangel. So mußten bereits über 100.000 Rinder notgeschlachtet werden.
tech Company hergestellten
Geräte können Container in 20
Minuten durchleuchten. In der
Vergangenheit
waren
vier
Stunden pro Container notwendig gewesen.
Bauwesen-Messe
Vom 4. bis 8. April 2006 findet in
Havanna, Kuba, die VII. Internationale Messe für Bauwesen, FECONS-2006, statt.
Hauptthemen werden sein:
Bautechnologien,
Gerüstbau
und Vorfertigung
Rahmensysteme und Hilfsgerüste
Sekundäraufbauten und Fertigbauten
Bautischlerei, Gitter, Zäune und
Zubehör
Werkzeuge
und
MiniMechanisierung
Chemische Erzeugnisse
Installationen
Intelligenz-Gebäude, Kommunikationssysteme
Entwürfe und Projekte
Informatik – angewandt auf das
Bauwesen
Programmierungs- und Kontrollsysteme für Ausführung und
Kostenvoranschlag
Schutzsysteme und –zubehör
Transport- und Bauausrüstungen, Kräne
Lastenaufzüge
Qualifizierung von Arbeitskräften usw.
Der letzte Termin für den Antrag zur
Teilnahme an der Messe ist der 18.
März 2006. Ausführliche Informationen finden Sie auf der Website:
www.fecons.micons.cu
Wirtschaftliche Mitteilungen Nr. 4-5/2005 – Kuba 2 (30.5.)