Mai 2001 - Jusos München
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Mai 2001 - Jusos München
J.I.M. Bush auf den Spuren des Ikarus Mai 2001 Kein Recht auf Plattheit Kultur als politische Aufgabe Landeskonferenz Schüler machen Schule 1 2 3 4 5 2 6 7 8 9 0 TICKER +++ start ticker +++ Auf dem Parteitag der Muenchner SPD wurden alle wohnungspolitischen Aenderungsantraege sowie ein Antrag auf Erhaltung des Backstage, die von den Jusos gestellt wurden, angenommen. Klaus Linde wurde als Juso-Vertreter, Antje Witthoeft als seine Stellvertreterin und Nikolaus Gradl als ordentlicher Beisitzer in den Vorstand der Muenchner SPD gewaehlt. Aldo Trentinaglia (Vorsitzender, Inhalt), Miriam Schweigard (stv. Vorsitzende, Mitgliederbetreuung), Erman Yazgan (stv. Vorsitzender, Organisation), Alexandra Steiber (Geschaeftsfuehrerin) und Rasmus Brandt (Kontakt, Publikationen) bilden den neuen Vorstand der Juso-SchuelerInnen Muenchen. +++ ende ticker +++ Impressum: J.I.M. - Die Mitgliederzeitschrift der Münchner Jusos Druck: V.i.S.d.P. : Layout: Auflage: Erscheinungsweise: Osiris Druck Florian Simonsen Markus Henn 700 11 Ausgaben pro Jahr Wir freuen uns über Eure Mitarbeit. Bei Interesse bitte bei bei Florian Simonsen (tel. 14 34 37 87 [email protected]) melden. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Die Redaktion behält sich vor, Artikel abzulehnen oder zu kürzen. 1 2 3 4 5 3 6 7 8 9 0 EDITORIAL Hallo, Inhalt 4 Positionen Bush auf den Spuren des Ikarus 6 Positionen Kein Recht auf Plattheit 7 Positionen Kultur als politische Aufgabe 8 Leserbrief SPD-Stadtratsfraktion 9 Antwortbrief Klaus Linde 10 Veranstaltungen Landeskonferenz 12 Aktionen Schüler machen Schule 15 hier ist der Frühlings-J.I.M. im Mai. Der Sommer verspricht ein heißer zu werden. Kein geringerer als der Führer der freien Welt, der Sohn seines Vaters, George W. Bush hat persönlich seinen vehementen Einsatz für’s „global warming“ erklärt. Wenn das keine sonnigen Aussichten sind. Dennoch haben sich meine MacherInnen nicht irgendwelchen frühsommerlichen Faulenzereien hingegeben. Wie könnten sie? Wer will schon beim Genossen Bundeskanzler und unumstrittenen Vordenker des demokratischen Sozialismus auf deutschem Boden in Ungnade fallen? Das Redaktionsteam sicher nicht. Rationalisieren ist das Gebot der Stunde. Auch das könnte vom großen Vorsitzenden (Schröder, nicht Mao) stammen. Daher erscheine ich erstmals in schwarz/weiß. Mit Nostalgie hat das bestimmt nichts zu tun. Bereits Ende März fand die Landeskonferenz der bayerischen Jusos statt. Auch hier waren keine Drückeberger unterwegs. Folglich gibt es im Innenteil viel darüber zu berichten. Der AK Kultur markiert erstmals mittels eigenen Artikels sein Revier. Das ist nur der Anfang eines bunten Potpourris an Informationen;-) Außerdem darf Klaus Linde diesmal besonders vie von „seinem Senf dazugeben“. Erstens reagiert er auf einen empörten Leserbrief aus der Stadtratsfraktion zu seiner Nida-Rümelin-Kolumne vom Stück Seife. Zweitens hat er das „Letzte Wort“. Alles, was Euch gefällt oder gar stört an [email protected] oder Ihr werdet selbst Redakteur. Beachtet dazu bitte das Treffen in der Terminliste. So viel dazu, Euer J.I.M. Das letzte W ort Wort 1 2 3 4 5 4 6 7 8 9 0 POSITIONEN Bush auf den Spuren des Ikarus Warum Bushs “Nein” zu Kyoto eine Katastrophe bewirken kann Der neugewählte Präsident der USA, George W. Bush, macht den Eindruck als müsse er von dem knappen Wahlergebnis in Florida und dem daraus resultierenden Legitimationsmangel durch außenpolitische Schlachtfelder ablenken. Zunächst der überraschende Angriff auf Stellungen im Irak, die sich zuspitzende Auseinandersetzung mit China um das kollidierte amerikanische Spionageflugzeug und zu schließlich die Ankündigung, sich nicht an die Klimaschutzvereinbarungen von Kyoto halten zu wollen. Er brüskiert damit große Teile der westlichen Welt und vor allem Staaten der Dritten Welt. Sie sind besonders stark von den Folgen des Treibhauseffektes betroffen. hat aufgrund des amerikanischen Spendensystems einen starken Einfluss auf den Präsidenten. Außerdem leiden Teile der USA unter einer neuen Energiekrise mit steigenden Rohöl- und Strompreisen. In Kalifornien hat die Liberalisierungspolitik der dortigen Regierung gar zu einer solchen Verknappung von Strom geführt, dass ausgerechnet im Land des Silicon Valley, das die höchste Dichte an High-Tech-Unternehmen weltweit aufweist, von Zeit zu Zeit der Strom abgeschaltet werden muss. Anstatt auf Energieeffizienz und -einsparung zu setzen, schiebt Bush den “Schwarzen Peter” den Vereinbarungen der 1. UNKlimakonferenz von 1997 in Kyoto/ Japan zu. Was treibt Bush zu seinem “Nein” zu Kyoto? Schlechtes Vorbild USA Zunächst einmal ist dies eine innenpolitische Entscheidung. Die amerikanische Energieindustrie hat auch bereits unter der Clinton Administration darauf hingewirkt, die Klimarahmenkonvention, ein Ergebnis der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung, die 1992 in Rio de Janeiro stattfand, nicht zu unterzeichnen. Die Energieindustrie 1 2 3 4 5 5 Dabei müssten gerade die USA ein gutes Vorbild für die Weltgemeinschaft abgeben. Sie machen nur 4 % der weltweiten Bevölkerung aus, emittieren aber fast ¼ der jährlich ausgestoßenen Menge des Treibhausgases CO2. Die Amerikaner sind Weltmeister im Energieverschwenden: Ein Amerikaner erzeugt doppelt soviel CO2 im Jahr wie ein Europäer, 10 mal soviel wie ein 6 7 8 9 0 Chinese und sogar 40 mal soviel wie ein Inder. Aufgrund dieser frappierenden Unterschiede hätte das Kyoto-Protokoll vorgesehen, dass die Industrieländer ihre CO2-Emissionen bis 2010 um durchschnittlich 5% gegenüber 1990 senken müssen, während der Ostblock diese stabilisieren und Schwellen-, sowie Entwicklungsländer diese begrenzt steigern dürften. Die ausgehandelte Vereinbarung passt jetzt den Amerikanern nicht mehr, da sie darin einen Nachteil für die heimische Wirtschaft sehen. Chance verpasst Das Gegenteil ist der Fall! Durch die Investition in die Erschließung von Energieeinsparpotenzialen und die Gewinnung erneuerbarer Energien könnte eine neue Wachstumsbranche entstehen, die Milliardenumsätze macht und neue Arbeitsplätze schafft. In Deutschland z.B. sind neue Technologien wie z.B. das 3-Liter-Auto, die Brennstoffzelle oder hocheffiziente Windkraft- bzw. KWK-Anlagen zur Marktreife gewachsen. Allerdings sind aufgrund der hohen Entwicklungskosten die Einführungspreise hoch, erst die Massenproduktion macht diese Technologie gegenüber herkömm- POSITIONEN licher wettbewerbsfähig. Hier sollte der Staat mehr denn je eingreifen und Entwicklungskosten übernehmen, als auch durch Förderprogramme wie das 100.000 Dächer Programm zum Durchbruch verhelfen. Auch der von Deutschland eingeschlagene Weg der Einspeisevergütung und einer Lenkungssteuer auf Benzin, Strom und Gas ist der richtige Weg. Schade, dass vor kurzem die KWK-Quote, die die dezentrale, effiziente Nutzung von erzeugter Kraft (Strom) und Wärme gefördert hätte, an der NRW-Landesgruppe in der SPD-Bundestagsfraktion gescheitert ist. Deutschland hat erfreulicher Weise eine Vorreiterrolle in der CO2-Reduktion eingenommen, wobei der SPIEGEL vorrechnet, dass auch hier zu Lande peinlicher Weise das anvisierte Minderungsziel womöglich nicht erreicht wird. Was ist die Folge? Das Kyoto-Protokoll ist bisher erst von einem Land ratifiziert, die Nachfolgekonferenz in Den Haag 2000 verlief bereits ohne ein nennenswertes Ergebnis. Angenommen die Amerikaner bleiben bei ihrer strikten Ablehnung, ist die große Frage ob eine Klimaschutzvereinbarung mit bindenden Reduktionszielen bei der nächsten UN-Konferenz in Bonn auch ohne die USA beschlossen werden kann. Eine Schlüsselposition nehmen hierbei Kanada, Australien und Japan ein, die bisher zusammen mit den Amerikanern als die Hauptkritiker galten, aber nun ebenfalls Unverständ- Hochwasser am Ammersee 1999 - Foto: Gradl nis für die Haltung Bushs geäußert haben. Ansteigender Meeresspiegel Die Folgen eines anthropogenen Treibhauseffektes müssen wieder mehr in unser Blickfeld gerückt werden: Die weltweite Temperatur wird um mehrere Grad zunehmen, in der Folge wird ein Teil der Polkappen abschmelzen, was wiederum zum Steigen des Meeresspiegels führt. Außerdem werden Niederschläge in hohen Breiten zunehmen, während sich die Wüste entlang des Äquators ausbreitet. Naturkatastrophen wie Dürren, Überschwemmungen und Stürme werden zunehmen, so dass möglicherweise eines Tages ganze Landstriche nicht mehr bewohnbar sind. Der Treibhauseffekt wird mittlerweile von fast keinem Wissenschaftler mehr verleugnet, die Folgen sind bereits heute messbar. Sogar die großen Versicherungsunternehmen wie die 1 2 3 4 5 Münchner Rück und Bayerische Rück/SR warnen vor den Folgen, die zu einer Häufung von Naturkatastrophen führen werden. Bush der Ikarus der Neuzeit Es ist also ein gewagter Höhenflug zu dem Präsident Bush mit seinem “No” zu Kyoto ansetzt. Am Ende wird es ihm gehen wie dem Griechen Ikarus der mit seinen aus Wachs und Federn gebastelten Flügeln zu nah an die Sonne flog, so dass sie ihm schmolzen und er ins Meer stürzte. Nur wird es nicht Bush alleine sein, sondern zahlreiche Inselstaaten im Pazifik, die bei einem Meeresspiegelanstieg von der Landkarte verschwinden und Millionen von Menschen, die durch die Folgen des Treibhauseffektes eine bewohnbare Heimat verlieren, die er mit ins Verderben stürzt. Nikolaus Gradl 6 6 7 8 9 0 POSITIONEN Kein Recht auf Plattheit Der Kanzler hat in einem Interview mit der „Bild“ – Zeitung gesagt, für Arbeitslose, die nicht willens sind zu arbeiten, gäbe es kein „Recht auf Faulheit“. Wer keine zumutbare Arbeit annimmt, müsse Einbußen hinnehmen. Forderung nach dem Ist-Zustand ? Die Vorstellungen von Schröder wirken für viele gerechtfertigt. Die sprichwörtlichen Stammtische (unabhängig vom sozialen Milieu ) jubilieren. „Genau, Schmarotzer!“ Was viele von Ihnen nicht wissen, der Kanzler aber müsste: Es ist bereits Realität. Arbeitslose, die nicht eine zumutbare Arbeit annehmen, bekommen z.T. weniger Arbeitslosengeld bzw. – hilfe. Was eine zumutbare Beschäftigung ist regelt § 121 des Sozialgesetzbuchs III. Eine kleine Kostprobe: - bis zu 30 Prozent weniger Lohn als vorher - Pendelzeiten bis zu 2 ½ Stunden - befristete Verträge ( > erneute Arbeitslosigkeit) - völlig fremder Arbeitsbereich Besonders tückisch ist die Kombination weniger Lohn und Befristung. Denn das Arbeitslosengeld ( bzw. die –hilfe), i.d.R. 60% des Nettogehalts, bemisst sich nach den Einkünften der letzten 52 Wochen vor der Erwerbslosigkeit ( § 129ff.). 1 2 3 4 5 7 Wenn A also anfangs 3000 DM Nettogehalt bezieht, bekommt er 1800 DM Arbeitslosengeld. Er nimmt eine Arbeit an, die auf 1 Jahr befristet ist für die er 2600 DM netto bekommt. Danach wird er wieder arbeitslos (Befristung!). Jetzt bekommt er als „Stütze“ nur noch 60 % von 2600 DM, also 1560 DM. Regelungen wie diese, machen es natürlich nicht einfach eine Arbeit anzunehmen, auch wenn man es eigentlich will. Arm arbeiten will man sich schließlich nicht. Schröder wollte keine differenzierte Diskussion über Arbeitslosenunterstützung anstoßen. Erstens spricht er von einer kleinen Minderheit unter den Erwerbslosen (die AZ spricht von ca. 80.000 bei ca. 3,9 Mio.). Die meisten haben nicht einmal die Chance, eine „zumutbare“ Beschäftigung abzulehnen. Zweitens ist das Medium, das Herr Schröder gewählt hat, nicht gerade für seine journalistische Seriosität bekannt ( Wir erinnern uns an Überschriftenklassiker wie „Rrrrrums, Oskar ist da“, „Kurden-Terror über Deutschland“ oder an die selbstgebastelten Trittin-RandaleFotos). Wer in diesem Blatt bewust Thesen aufstellt, will mit dem Holzhammer operieren, nicht mit dem Skalpell. Wenn wir Schröder nicht als unkontrolliertes „Risiko“ deklarieren wol- 6 7 8 9 0 len, müssen wir uns fragen: Welche Gründe können ihn dazu bewegt haben. Als Wahlkampfeinlage kann man es wohl nicht bezeichnen. Die nächsten Wahlen sind noch weit weg und in einem Jahr ist das ganze wieder vergessen. Vielmehr denke ich, der Kanzler will aufgrund der schlechteren Prognosen auf dem Arbeitsmarkt den Leuten suggerieren, eigentlich wären es gar nicht so viele Arbeitslose, wenn nur alle wollen würden. Ein nicht besonders rühmlicher Versuch. Und damit werden gleich Geister gerufen, die viel geübter sind im demagogischen Wetthämmern. Die stolzen Leithammel Stoiber und Merz. Wer soll das bezahlen? Abschließend sei noch darauf verwiesen, dass die Steuerhinterziehung in Deutschland ein deutlich mehrfaches an finanziellem Schaden anrichtet als die „Sozialschmarotzer“ (alle Arten eingerechnet). Wann ist Gerhard eigentlich das letzte Mal die Idee gekommen, „kein Recht auf Diebstahl an der Allgemeinheit“ zu fordern. Das wäre genauso platt und wenig hilfreich, würde aber einen viel größeren Aufschrei der Empörung nach sich ziehen (J). Martin Heigl KV 8 POSITIONEN Kultur als politische Aufgabe Mit Politik Kultur machen, das geht nicht. Aber mit Kultur Politik machen, das geht sehr wohl. München ist schon seit jeher ein berühmtes Künstlerpflaster. Man denke nur an die Schwabinger Zeiten zu Anfang des Jahrhunderts oder an die jungen “wilden” Filmemacher der sechziger Jahre. Die Kunstszene hat sich fest etabliert. Es gibt die subventionierten Theater, die Oper, die bedeutsamen Museen, Bibliotheken und sowohl alteingesessene als auch neue Galerien. Über ein mangelndes Angebot kann also nicht geklagt werden. Und doch fehlt etwas. Der künstlerische Funke scheint nicht so richtig zu sprühen, wenn so wenig Reibungsfläche geboten ist. Einen Skandal hat die Stadt schon lange nicht mehr erlebt wegen einer geradezu schamlosen Ausstellung neuer Kunst oder wegen eines Konzerts einer Kultband. Um jungen Leuten nicht ganz den Spaß zu verderben gibt es ja schließlich auch noch die immer gut gefüllten Zappelhallen wie den Kunstpark oder das Backstage-Gelände. Die Möglichkeiten eines AK Kultur Für junge Menschen bedeutet Kultur Spaß und Herausforderung. Sie spiegelt das Gefühl in unserer Gesellschaft wieder, sich individuell auszudrücken und eine unterbe- wusste Aussage zu treffen. Je gespaltener der Diskurs wird, desto provokanter fällt auch die künstlerische Aussage aus. Der erst vor kurzem neu eingesetzte Arbeitskreis “Kultur” könnte sich an diesem Diskurs beteiligen und am kulturpolitischen Dialog mit der Künstlerszene teilhaben. Dazu sind gemeinsame Theaterabende und Museumsbesuche geplant, wobei anschließend ein Gespräch mit dem Ensemble oder den Kuratoren geführt werden könnte. Ein jetzt schon bestehendes “amuse-gueule” ist die unter dem Titel “PolitiKino” laufende Filmreihe, in der einige seltene und andere populäre Klassiker des politischen Films gezeigt werden. FachreferentInnen sollen bei den anschließenden Diskussionen die künstlerische Dimension vertiefen und den Blickwinkel erweitern. Doch Filmchen gucken ist bei weitem noch nicht alles! Zur Zeit sind die Filmkunstkinos wie der “Türkendolch” von der Schließung bedroht. Multiplexe wie das Maxx nehmen verstärkt deren Arthausfilme in ihr Programm auf und erreichen damit rückläufige Zuschauerzahlen in den kleinen, schnuckeligen Autorenfilmhäusern. Im Mai soll dazu eine Podiumsdiskussion stattfinden, bei der das Kulturreferat sowie betroffene Theaterleiter der Filmkunstkinos und der großen Häuser ihre Positionen austauschen können. 1 2 3 4 5 Um kurz wieder zu der eigenen künstlerischen Begabung und zur Rettung des deutschen Films zurückzukommen, wäre ein Drehbuchprojekt ins Auge zu fassen, bei dem ein politischer Kurzfilm entstehen kann, der den Regiestudierenden der Hochschule für Film und Fernsehen angeboten werden könnte. Genauso wichtig wäre es aber auch, an der Basis anzusetzen, an der künstlerischen Bildung: Es kann nicht angehen, dass die Schulen nur noch eine Wochenstunde für ein musisches Fach freihalten, um die wirtschaftlich effizienteren Fächer hervorzuheben. Sozial Schwache müssen auch eine Chance bekommen, Teil zu haben am künstlerischen Prozess und darum sollte der Kunstunterricht in den Stadtteilhäusern, insbesondere in den sozial schwachen Stadtvierteln ermöglicht werden. Jugendkultur mitgestalten Wenn es schon keinen Jugendkulturbeauftragten im Kulturreferat gibt, so bleibt mit den Fachgesprächen zur Hallenkultur dennoch die Möglichkeit über das Schicksal der Jugendkultur in Innenstadt-Lage zu entscheiden und sich aktiv für deren Zukunft einzusetzen. Jung sein und Spaß haben sollte auch für eine Stadt wie München sprechen und nicht Berlin allein vorbehalten blei- 8 6 7 8 9 0 LESERBRIEF ben. Das sollte jeden Interessierten lokken, seine eigenen Ideen in den Arbeitskreis mit einzubringen und auf die Situation der hier ansässigen Kulturschaffenden einzugehen. Leserbrief Der AK “Kultur” trifft sich regelmäßig monatlich. Das erste Planungstreffen fand bereits am 23. April statt – leider schon nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe. Die Terminliste gibt euch Auskunft über die nächsten Veranstaltungen. Geplant ist, eine konkrete Zielsetzung zu erarbeiten, mit der Projekte und Veranstaltungen entwickelt werden können. Also dann, TOI TOI TOI! Karina Fissguss der SPD-Stadtratsfraktion Artikel „Ein Stück Seife für Berlin“, J.I.M. März 2001 Liebe J.I.M. – Redaktion, wir möchten Euch auf diesem Wege nachdrücklich darauf hinweisen, dass wir den Tenor und die angestellten Vergleiche des o.g. Artikels über Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin für sehr bedauerlich und inakzeptabel halten. Unseres Erachtens zeigt der Inhalt dieses Artikels ganz deutlich, dass der Autor sich nicht die Mühe gemacht hat, genau über die Arbeit des Kulturreferenten a.D. zu recherchieren und der Artikel somit fast ausschließlich von Unsachlichkeiten geprägt ist. Insbesondere der immer wieder aufgeführte Begriff des „Stücks Seife“ hätte nicht derartig unbedacht in einem öffentlichen Artikel verwendet werden dürfen. 1 2 3 4 5 9 Dem Autor scheint es diesbezüglich wohl entgangen zu sein, dass die von Intendant Dieter Dorn verwendete Bezeichnung „bestangezogenstes Stück Seife“ – worauf Prof. Nida-Rümelin selber nach der unbedachten Äußerung von Herrn Dorn hinwies – von einer Umschreibung abgeleitet ist, welche im Dritten Reich jüdischen Geschäftsleuten gegolten hat. Der Zusammenhang mit dem Begriff „Seife“ und dem Holocaust sollte dabei mehr als deutlich sein! Wir möchten im übrigen zum Ausdruck bringen, dass wir in der SPDStadtratsfraktion die Arbeit unseres ehemaligen Kulturreferenten sehr geschätzt haben und es für eine bedauerliche Entgleisung halten, dass jemand, der diese Arbeit nicht 6 7 8 9 0 aus eigener Erfahrung beurteilen kann, sich mit unsachlichen Urteilen in der Öffentlichkeit und innerhalb der Partei zu profilieren versucht. Mit freundlichen Grüßen Helmut Schmid, Fraktionsvorsitzender; Barbara ScheubleSchaefer, Stellv. Fraktionsvorsitzende/Pressesprecherin LESERBRIEF Antwort auf das Schreiben der SPD-Stadtratsfraktion Es ist erfreulich, dass die Stadträtinnen und Stadträte trotz ihres aufreibenden politischen Tagesgeschäfts noch die Zeit finden, den JIM zu lesen. Daher ist es sehr zu begrüßen, dass eine Reaktion auf meinen Artikel in Form eines Leserbriefs erfolgt ist. Ich habe mich während der Lektüre des Briefs allerdings gefragt, wie dieser zu lesen ist, weil er trotz deutlich vorgebrachter Kritik kein Argument und keinen Beleg enthält: Ist dieser Brief etwa Ergebnis kurzfristigen Zorns oder Dokument erster innerparteilicher Scharmützel vor der Stadtratswahl, oder gar Demonstration eines autoritären Poltikverständnisses? Ich werde die drei Absätze des Briefes nacheinander durchgehen: Zum ersten Absatz: Kritik, die keine Argumente enthält, wendet sich gegen die Kritiker, was heißen soll: Die Behauptung, ich hätte zu we- nig recherchiert, kann nur dann erhoben werden, wenn mir Fehler nachzuweisen sind, was dem Brief allerdings nicht gelingt. Zum zweiten Absatz: Der Ausdruck Seife findet sich im Artikel genau dreimal, einmal als Überschrift, dann als Zitat (wobei dieses noch zusätzlich als „böses Wort“ bezeichnet wird) und erkennbar ironisierend am Ende. Im übrigen geht es in einer Hälfte des Artikels gar nicht um Nida-Rümelin, sodern um Michael Naumann (das scheint nicht erkannt worden zu sein). Nida-Rümelins damaligen Hinweis nehme ich ernst, doch ist das Dorn-Zitat im Artikel hinreichend kommentiert worden. Reichlich befremdet hat mich aber der letzte Satz dieses Absatzes. Hier wird der Holocaust zum Zwecke polemischer Überspitzung als rhetorisches Stilmittel gebraucht - etwas geschmacklos ist das schon. 1 2 3 4 5 Aus dem dritten Absatz wird erkennbar, dass mein Artikel als Profilierungsversuch und nicht als Meinungsäußerung verstanden wird. Es wäre mir jedoch reichlich lieber, wenn auf die Einlassungen des Artikels eingegangen würde, und nicht so sehr Argumente ad hominem gebraucht würden. Im Übrigen ist mir nicht klar, nach welchen Maßstäben die Wertschätzung von Nida-Rümelins Arbeit erfolgt. Es wäre in diesem Zusammenhang ganz hilfreich, wenn die kulturpolitisch interessierten Stadrätinnen und -räte einmal mit Mitgliedern der freien Theaterszene Münchens sprechen würden. Diese zeichnen nämlich ein wesentlich dunkleres Bild des Kulturreferenten a.D. als ich es in meinem Artikel getan habe. Klaus Linde 10 6 7 8 9 0 VERANSTALTUNGEN Landeskonferenz der bayerischen Jusos In München fand heuer die zentrale Konferenz der bayerischen Jusos statt. Im Zentrum der Debatten stand unsere künftige Positionierung in der Einwanderungspolitik, natürlich vor dem Hintergrund des Rechtsextremismus und seiner Ursachen. Auf vielen weiteren Gebieten standen nicht unbedeutende Entscheidungen an. Angesichts der Wahlen im Jahre 2002 kam der Kommunalpolitik hierbei eine besondere Rolle zu. In den Antragsberatungen, aber ebenso bei den Personalangelegenheiten, konnten die Münchener Jusos – zahlreich vertreten in der oberbayerischen Delegation – bleibende Erfolge verzeichnen. Nicht zuletzt fordert nunmehr auch der Landesverband Bayern die Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht. Unbeirrt im Kampf gegen Rechts „Out off Limits – Einwanderung statt Ausgrenzung“ lautete das Motto, unter dem Ende März die Landeskonferenz der bayerischen Jusos im Münchner Norden tagte. Eine intensive Auseinandersetzung mit den verschiedenen Erscheinungsformen des deutschen Rechtsextremismus bildete den Kern der migrationspolitischen Diskussion. Zweifelsohne sind prügelnde Skinheads kein Schicksalsschlag mit denen auch oder gerade Deutschland nun einmal leben muss. Vielmehr gilt es die Gründe des Frem- 1 2 3 4 5 11 denhasses eingehend zu durchleuchten. So ist zum Beispiel die Angst vor dem Verlust – wohlgemerkt die Furcht davor, nicht unbedingt die Arbeitslosigkeit selbst – ein Faktor, der Menschen zu gewalttätigem Protektionismus an seiner ‚Volksgemeinschaft’ bewegen kann. Gleichwohl darf aber bei dieser Analyse der Ursachen, die viel zitierte „geistige Brandstiftung“ der Unionsparteien beziehungsweise der CSU im Besonderen nicht geleugnet werden. Die Postkartenaktion des Landesverbandes konfrontiert auf schonungslose Weise Unionspolitiker mit ihren gefährlichen Äußerungen. Daher bekannte sich der Vorstand erneut zu der spektakulären Bildserie. Am Ende der Beratungen stand die durchaus ambitionierte Forderung nach offenen Grenzen für alle Menschen verbunden mit der Absage an jegliche Quotierungsvorhaben, die lediglich auf den wirtschaftlichen Interessen des aufnehmenden Staates beruhen. 6 7 8 9 0 Kommunalpolitik von Links Die nahenden Wahlen 2002 erfordern das verstärkte kommunalpolitische Engagement der Jusos in Bayern. Schon 1996 gelang es zahlreichen Genossinnen und genossen unter 35 Sitze in den lokalen Parlamenten des Landes zu erreichen. Dieses erfreuliche Ergebnis gilt es nicht nur einzustellen, sondern wenn möglich zu übertreffen lautet die Maßgabe. Nur so kann es uns gelingen unsere Ideen einer wahrhaft linken und jugendorientierten Kommunalpolitik in die Tat umzusetzen. Gerade in diesem Bereich sind die Münchner Jusos besonders gefordert. Das gilt einerseits für den Wahlkampf in unserer Stadt, aber andererseits auch für dn tiefgreifenden Kontakt, den wir mit den GenossInnen anderer Gemeinden aufnehmen müssen um gegenseitig von Erfahrungen profitieren zu VERANSTALTUNGEN können. Ein bayerisches Großstädtenetzwerk ist sinnvoll. Personalien Bereits am ersten der beiden Konferenztage fanden die umfangreichen Wahlen statt. Auch im neuen Geschäftsjahr wird der 15köpfige Vorstand von Florian Pronold geleitet, der mit beeindruckender Mehrheit wiedergewählt wurde. Francois Baumgartner aus München wurde im Amt des Stellvertreters ebenfalls mit einem sehr guten Stimmergebnis bestätigt. aus der Landeshauptstadt wurden neben ihm Hermann Gartner sowie Nikolaus Gradl zu Mitgliedern der Delegation für den Juso-Bundeskongress. Die sozialliberale Gruppe um deren Wortführer Malte Magold erlebte eindeutige Niederlagen bei den diversen Personalentscheidungen, übrigens so nicht anders in den inhaltlichen Auseinandersetzungen. Erfolge der Münchner Jusos Wie schon auf der oberbayerischen Bezirkskonferenz konnte eine Reihe von ursprünglich aus München stammenden Anträgen erfolgreich eingebracht werden. Dazu gehören u.a. die Einführung des Bildungsurlaubs in Bayern, die Forderung nach grundlegenden Veränderungen in der Forschungspolitik und das „ceterum censeo“ der Ausbildungsumlagefinanzierung. Anlass zur besondern Freude gab der Antrag zu Aussetzung der Wehrpflicht. Getragen von einer großen Mehrheit erheben nun auch die bayerischen Jusos ihre Stimme gegen den nicht mehr gerechtfertigten Zwangsdienst! Die dabei dienliche „Koalition“ mit Unterfranken sowie der Oberpfalz führte zu einer Positionskorrektur: Dem Wegfall des Zivildienstes soll nicht vornehmlich durch eine Ausweitung des Ehrenamtes geschehen, sondern im wesentlichen durch neue hauptamtliche Stellen. So soll eine weitere Entprofessionalisierung auf diesem Gebiet entgegengewirkt werden. Florian Simonsen, KV 8 Die vollständigen Beschlüsse der Landeskonferenz sind unter der Adresse http://www.jusos-bayern.de/jusos im Internet als PDF Dokumente zu finden: 1. 2. 3. 4. 5. 6. Einwanderung statt Ausgrenzung Regionalisierung der Strukturpolitik Rechtsaußen - eine kurze Bestandaufnahme CSU zerstört Chancen von jungen Leuten Nach BSE - wird alles anders? Gegen Bildungsrückschritte 1 2 3 4 5 12 6 7 8 9 0 AKTIONEN “Schüler machen Schule” ein Schülerbündnis Entstehung Schüler haben nahezu keine Mitbestimmungsmöglichkeiten was die Gestaltung ihrer Schule anbetrifft das war und ist Konsens unter allen Schülergruppen ,-verbänden und -organisationen, die sich auf Einladung des KJR im Juli vergangenes Jahr trafen. Sowohl die Schülerunion München und die Grüne Jugend München als auch die Landesschülervertretung e.V., die Junge Presse Bayern, die Initiative für mehr Sozialkunde an den bayerischen Gymnasien und das Münchner Schülerbüro gingen mit den Juso-SchülerInnen München (JSM) konform was die Notwendigkeit und Form der innere Schulreform anbetrifft. Und das ist nicht sonderlich verwunderlich: sind doch alle - egal welcher Gruppierung man auch angehören mag - Schüler, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben. Das sich aus dieser inhaltlichen Übereinstimmung ergebende Potential nutzte man und gründete das Schülerbündnis „Schüler machen Schule“. Nachdem die Schülerunion und die JSM die Themenbereiche abgesteckt hatten, ging man an die Ausarbeitung der einzelnen Forderungen. Mit Unterstützung 1 2 3 4 5 13 verschiedener Institutionen und Experten wurde in einem bis zum Februar 2001 dauernden Prozess ein 16-seitiges Konsenspapier erstellt, das - zumindest im Bereich der bildungspolitischen Arbeit der Jusos seinesgleichen hinsichtlich der inhaltlichen Fundierung und Differenzierung sucht: müssen daher in verschiedenen Bereichen geschaffen werden - sei es durch die Zurücknahme bevormundender Regelungen, wie beispielsweise die der Schülerzeitungszensur, oder durch die Schaffung ganz neuer Möglichkeiten, wie die der Unterrichtsbewertung durch die Schüler. Inhalt Die Forderungen lauten im Einzelnen: Der Spaßfaktor von Schule muss sich erhöhen - das ist der Tenor des Papiers. Denn „Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit gedeihen am besten in Schulen, in denen das Lernen auch Freude macht. Die beste Schule ist doch die, die auch für das weitere Leben Spaß am Lernen vermittelt.“ (Bundespräsident Johannes Rau) Nur wenn sich die Schüler aktiv an der Gestaltung des Unterrichts und des gesamten Schullebens beteiligen, können und werden sie Spaß und Freude an ihrer Schule finden. Dann wird die Bedeutung von Bildung auch erkannt. Dann werden die Ziele von Schule erreicht. Denn Dinge, an denen man gestaltend mitwirkt, deren Entwicklung man beeinflusst, erhalten einen neuen, einen höheren Wert. Die Mitgestaltungsmöglichkeiten 6 7 8 9 0 · eine Reform des Schulforums in einer Weise, dass ihm als der einzig wirklich demokratischen Instanz der Schule mehr Entscheidungskompetenzen zugewiesen werden · Abschaffung der Schülerzeitungszensur, um Bevormundung aufzuheben und selbstständiges und selbstverantwortliches Arbeiten zu fördern · mehr Sozialkundeunterricht, um den Schülern das Wissen und die Fähigkeiten für eine aktive Teilnahme und Mitgestaltung des schulischen und des gesellschaftlichen Lebens zu vermitteln · eine verbindliche Unterrichtsbewertung durch die Schüler; hierdurch kann konstruktive Kritik geübt werden, die dem Lehrer als Anreiz für Verbesserungen beispielsweise bei der Unterrichtsgestaltung dienen kann Damit soll der Widerspruch gelindert werden, den man als Schüler tagtäglich verspürt: Man soll zum kritikfähigen toleranten, selbstverantwortlich handelnden Menschen erzogen werden - nur soll dies in einer denkbar unwirtlichen Umgebung geschehen: In einer Schule, die wie ein Obrigkeitsstaat aufgebaut ist, die die Schüler und Eltern in dem machtlosen Witzgremium Schulforum „beraten“ lässt, in einer Schule, die die Schülerzeitung zensiert, die den Schüler den Unterricht nicht bewerten lässt und die zu allem Überfluss noch nicht einmal bereit scheint, die notwendigen Kompetenzen für die Erfüllung der Rolle des demokratischen Bürgers adäquat vermitteln zu wollen. Die rein rechtliche Umsetzung dieser Forderungen reicht nun aber nicht aus, um eine Schule zu schaffen, in der sich die Schüler als mitgestaltende und mitentscheidende Gruppe fühlen können. Es muss ein Bewusstsein geschaffen werden, welches Schüler und Lehrer nicht mehr als potentielle Gegner sieht, sondern endlich die Schüler zu mehr Engagement anregt und auch die Bedeutung dieses Engagements für den Erfolg der Institution Schule schlechthin anerkennt. Das muss bereits in der Lehrerausbildung beginnen und von der Grundschule an praktiziert werden. Nur so kann ein Schule entstehen, die beim Schüler nicht mehr den Eindruck erweckt, sinnlos die Freizeit zu beschränken, eine Schule, die die unselige Trennung in Frei- zeit und Schulzeit obsolet werden lässt: Schule wird dann als Lebensraum begriffen, die dort vermittelte Bildung als Bereicherung empfunden werden.. Pressekonferenz Das Papier wurde dann am 19. Februar 2001 der Presse vorgestellt und führte zu reger Berichterstattung: Die Süddeutsche Zeitung, der Münchner Merkur, das Samstagsblatt, das Jugendmagazin „clash“, Radio Energy, der bayerische Rundfunk, tv.münchen u.A. berichteten. Die SPD-Landtagsfraktion und die GEW Bayern bekundeten ihre Unterstützung. Eine Einladung auf den Regionalkongress Rosenheim am 25. April 2001 erfolgte. Weitere Arbeit Die einzelnen Forderungen wurden dann als Petitionen an den Landtag eingereicht. Eine Behandlung in dem zuständigen Ausschuss ist für Ende Mai zu erwarten. Es ist geplant, das Papier weiter auszuarbeiten und so um wichtige Punkte zu ergänzen. 6000 Unterschriften von Schülern, die sich dezidiert für mehr Sozialkundeunterricht aussprechen, werden in nächster Zeit an Schulministerin Hohlmeier übergeben. Eine Diskussionsveranstaltung mit Bürgermeisterin Burkert findet im Rahmen des Bildungsforums am 30. Mai 2001 um 18:30 Uhr im SPD-Fraktionssaal im Rathaus statt. (Einladung erfolgt noch) 1 2 3 4 5 „Schüler machen Schule“ Das Motto des Schülerbündnisses „Schüler machen Schule“ stammt im Übrigen aus der Bildungsoffensive Bayern der CSU. Ein zynisch anmutender Aspekt, erkennt man doch auch hier wieder denn oben schon ausgeführten Gegensatz. In der Bildungsoffensive heißt es: „,Schüler machen Schule’: Mehr Verantwortung für die Schüler Schülerinnen und Schüler sollen konkrete Verantwortung an der Schule übernehmen. Dadurch werden Eigenverantwortlichkeit und soziales Miteinander eingeübt. Dies geschieht z.B. in Form von Patenschaften, Tutorien, Hausaufgabenhilfen, sportlichen und kulturellen Aktivitäten an der Schule.“ (Bildungsoffensive Bayern, Seite 5) Um so überraschender ist dann aber ein Papier, das auf einer Direktorenkonferenz (vermutlich Oberbayern Ost 1999) an die anwesenden Schulleiter verteilt wurde. Schülervetretungen und -vereine werden darin in einer Weise dargestellt, die an die eines Verfassungsschutzberichtes gemahnt. Es werden nicht nur Namen von Schülern genannt, sondern sogar deren Spitznamen und die Schulen, die sie besuchen (siehe unten). Das Papier dient nicht der Information, wie es von Seiten des Kultusministeriums heißt: dann müssten die Informationen anderer Art sein, dann müssten Ansprechpartner der verschiedenen Organisationen genannt sein und dann müssten v.a. die bildungspolitischen Positionen 14 6 7 8 9 0 Das gesamte Papier des Schülerbündnisses findet sich im Internet unter www.jusos-muenchen.de AKTIONEN AKTIONEN „Inoffizielle“ und Forderungen der Gruppen genannt werden. Nein, dieses Papier hat einzig und alleine eine Funktion: Es soll die Direktoren vor solchen „inoffizielle[n] Schülerorganisationen“ - wie es im Papier heißt - warnen. Warnen vor möglicher Zusammenarbeit oder Unterstützung. Die Landtagsfraktion der SPD hat bereits eine Anfrage an die Staatsregierung zu Sinn und Zweck dieses Papiers gestellt. Die hier exemplarisch aufgezeigte Doppelzüngigkeit der Bildungspolitik in Bayern ist durchaus typisch: Vollmundig kündigte Staatsministerin Hohlmeier mehr Sozialkunde an den bayerischen Gymnasien an. Es wird mehr Sozialkunde geben. Ganze 22,5 Minuten! Viele weitere Punkte ließen sich aufführen. Das Heuchlerische dieser Politik aufzuzeigen, die Diskrepanz von Ankündigung und realer Umsetzung - das muss auch Aufgabe der SPD sein. Es muss endlich gelingen, dass sich schon in Vorwahlkampfzeiten SPD-Politiker auch nach außen hin als Experten in Bildungsfragen profilieren. Die SPD muss ein stimmiges Gesamtkonzept für eine bessere Bildungspolitik schaffen. Ansatzpunkte hierfür gibt es genug. Und nur so wird es möglich sein, die einstige Domäne Bildungspolitik zurückzugewinnen. Schülerorganisationen in Oberbayern / Bayern 1. Freizeitenring (1998 aufgelöst) Gründer und Vorstandsmitglieder: Stefan Haug (ehemaliger BSSP Obb. – Ost 1991/92), Gerhard Wagner, genannt Gecko (Stellvertreter 1991/92) Übernehmen de facto die Leitung der BATs in Obb. - Ost bis zur BAT 11/96 (das letzte Mal), darauf Präsenz auf BATs in Obb. – West (BSSP Strehle) Haug und Wagner zerstreiten sich 1997. 2. Münchner Schüler Büro (MSB) Gerhard Wagner (Miglied der LSV) initiiert die Gründung im Sommer 1997 Raum im Jugendinformationszentrum (JIZ), Kreisjugendring München 3. SchülerInnen Initiative München (SIM) seit 1997, federführend an den „Schülerstreiks“ Ende 1997 und am 11.2.1998 beteiligt. Ist besonders stark an den städtischen Münchner Gymnasien vertreten. 4. AK Feste Gründung im Januar 1996 Verantwortlich: Isabel Strehle (ehemalige BSSP Obb. – West) und Jürgen Bätz, Schüler am Luisengymnasium. Für Münchner Schüler. Der Erlös der Feste finanziert die privaten Aktionen der BSSP. Bisher ein Fest im Babylon (Kunstpark Ost). 5. LSV e.V.: Landesschülervertretung Landesvereinigung der bayerischen Bezirksschülersprecher (so zu lesen auf ihrem Logo) - wenden sich an BSSP, ehemaligeBSSP, die Stellvertreter der BSSP, alle interessierten; - hat eine feste Organisationsstruktur; - amtierende BSSP tagen mindestens 6 mal im Jahr (Tendenz häufiger); - Mitgliederversammlungen, Vorstandssitzungen, Seminare; - Die Junge Presse ist stark vertreten (siehe Symposium in Nürnberg 1998) - Homepage (siehe Ausdruck): hier wollen sich die BSSP mit ihren Homepages ansiedeln (nicht in der des KM, ist ihnen zu „umständlich“); - Tagungsorte (soweit der SMV-Mitarbeiterin Stock-Archner bekannt): München, Nürnberg, Kempten, Schweinfurt, Würzburg, - Einführung der neuen BSSP und ihrer Stellvertreter (alles „Bezis“), Vorbereitung Aldo Trentinaglia, AG SchülerInnen __________________________ Das Papier rechts im Kasten wurde auf einer Direktorenkonferenz verteilt. der InoffBats, der BATs und LAG-SMV-Sitzungen, vor allem der Anträge an das Kultusministerium; - Durchführung des 1. Bayerischen SchülerInnen Symposium 17. – 19.7.1998 in Nürnberg als alternativer Bildungskongress; - Forderung: Anerkennung als Landesschülervertretung im Sinne eines Schülerparlaments durch das Staatsministerium; - Eigene Räume mit technischer Ausstattung, jederzeit verfügbar, vor allem an Wochenenden. 1 2 3 4 5 15 6 7 8 9 0 DAS LETZTE WORT Das letzte Wort Als der damalige Bundeskanzler Kohl seinen berühmten Satz vom „kollektiven Freizeitpark“ zum besten gab, durfte man sich als Sozialdemokrat noch in der Gewissheit wiegen, dass solche Aussprüche ein Sozi-Kanzler nie tätigen würde. Doch als kürzlich Kanzler Schröder Arbeitslosen das Recht auf Faulheit absprach, so als würden diese jenes Recht für sich in Anspruch nehmen wollen, war auch obige Zuversicht zerstört. Obwohl, wie gleich beschwichtigt wurde, er doch nur bestimmte Arbeitlose damit gemeint habe, war die Reaktion offenbar wohlkalkuliert, den berühmten „Sturm der Entrüstung“ insbesondere bei den Gewerkschaften auszulösen. Schröder wollte nicht differenzieren, sondern bewusst pauschalisieren, um - ja was eigentlich? - zu erreichen. Dass Stoiber gleich zur Seite sprang und eine Streichung der Sozialhilfe für arbeitsunwillige Langzeitarbeitslose forderte, gehörte anscheinend auch zu des Kanzlers Kalkül. Warum wurden uns mal wieder ex cathedra Langzeitarbeitslose als Faulenzer, als Hängemattenlieger, als unangenehmer Kostenfaktor des Staates usw. dargestellt? Obwohl doch die SPD in der Opposition immer darauf drang, dass es gewiss nicht die Schuld der Arbeitslosen sei, ohne Beschäftigung zu sein? Der Grund ist vielleicht folgender: Das Bild-Interview ist die überlaute Begleitmusik zur Änderung des Sozialgesetzbuches, Teil 3 (SGB III). Hier ist wohl mit einer restriktiveren Handhabung der bisherigen Regelungen zu rechnen, um Arbeitslosen, die als nicht vermittelbar gelten, alternative Tätigkeiten zuzumuten. Hätte das eine konservative Regierung gemacht, hätte man vom Versagen ihrer Sozial- und Wirtschaftspolitik gesprochen, so aber darf man einer Sozialpolitik zusehen, die sich im Raum pragmatischer Realpolitk wähnt. Es wünscht Euch allen alles Gute, Euer Klaus Linde 1 2 3 4 5 16 6 7 8 9 0