PDF - Psychiatrie

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PDF - Psychiatrie
Information der
St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd
Nr. 2 / November 2013
Gynäkopsychiatrie - präkonzeptionelle Beratung
Mobiler Alterspsychiatrischer Dienst
Aromatherapie – Lavendel ist beliebt
www.psych.ch
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Der langfristig angelegte und verantwortungsbewusste Umgang mit Ressourcen zum Wohle künftiger Generationen ist
eine globale Herausforderung. Dabei sind nicht nur Regierungen, Gemeinschaften und Wirtschaftsunternehmen zum
Handeln aufgefordert, sondern jeder Einzelne von uns, indem
das eigene Konsumverhalten überprüft und in kleinen Schritten verändert wird.
Nachhaltigkeit und nachhaltige Entwicklung können erreicht
werden, wenn die drei Prinzipien: Ökologie, Ökonomie und
Soziales berücksichtigt werden. Eine Nachhaltigkeitsstrategie muss demzufolge umwelt-, wirtschafts- und sozialpolitische Ziele gleichermassen berücksichtigen, konzipieren und
anstreben.
Auch wir von den St.Gallischen Psychiatrie-Diensten Süd sind
gefordert, für unsere Geschäftsprozesse, unsere Produkte und
Dienstleistungen neue Lösungen zu finden und Transparenz zu
schaffen bezüglich des Beitrages, den wir zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten. Zu Recht darf von einem Gesundheitsunternehmen neben einem modernen und umfassenden
Behandlungsangebot ein Engagement in punkto ökologischer,
sozialer und ethischer Verantwortung erwartet werden.
Für unseren stationären Klinikbetrieb in Pfäfers wurde zu Beginn des Jahres 2013 ein erstes konkretes Ziel festgelegt:
Der Start in das anspruchsvolle Zertifizierungsverfahren von
ibex fairstay, das mit der zweithöchsten Auszeichnungsstufe
«Gold» erreicht wurde. Dieses positive Ergebnis freut uns und
ist gleichzeitig Motivation, weitere Schritte zu planen. Wir
wissen, es gibt noch einiges zu tun!
Mehr über die erfolgreiche ibex-Zertifizierung der Klinik
St.Pirminsberg erfahren Sie in der vorliegenden Ausgabe des
postscriptums. Darüber hinaus berichten wir über Inhalte und
Neuerungen unserer Arbeit und informieren über aktuelle Themen aus dem beruflichen Alltag an unseren fünf Standorten.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre.
Thomas Pfiffner, Leiter Klinik St.Pirminsberg
Nationaler ANQ-Benchmarkbericht
Am 1. Juli 2012 starteten in der stationären Erwachsenen-Psychiatrie die vom ANQ (Nationaler Verein für
Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken) geforderten nationalen, ergebnisorientierten Qualitätsmessungen. 58 psychiatrische Kliniken aus allen Landesund Sprachregionen beteiligten sich an diesen Messungen, welche in einem breiten Prozess entwickelt wurden und auf vorhergehenden Erfahrungen des Pilotprojekts Psychiatrie (KIQ) beruhen.
Die als Vollerhebung konzipierte Messung erfolgt nach einheitlichen Vorgaben, welche auf der ANQ-Website (www.
anq.ch) publiziert sind. Die Kliniken wurden hinsichtlich des
Einsatzes der Messinstrumente sowie ihrer Integration in den
Behandlungsablauf vorgängig geschult.
Nun liegt der erste nationale Vergleichsbericht «Outcome Stationäre Psychiatrie Erwachsene» in einer Zusammenfassung vor. Die in diesem Bericht enthaltenen Resultate stellen
den ersten Schritt zur Einlösung der gesetzlichen Forderungen
des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung KVG und
der diesbezüglichen Verordnung KVV nach Transparenz, Rechenschaftsablage und Nachweis der Qualität der stationären
Psychiatrie dar. Aus den Datensätzen von insgesamt 24‘509
Patientinnen und Patienten, erhoben vom 1. Juli bis zum 31.
Dezember 2012, können erstmals vergleichende Aussagen
zwischen den Kliniken abgeleitet werden. Der Bericht bezieht
sich dabei auf die folgenden Inhalte:
Datenqualität: Der ANQ erachtet die Einführung der Qualitätsmessungen Psychiatrie als erfolgreich, da sich praktisch
alle stationären psychiatrischen Kliniken in der Schweiz an
diesen beteiligen und Daten liefern. Hingegen zeigen die hier
vorliegenden Ergebnisse auch einen klaren Verbesserungsund Optimierungsbedarf, was die Datenqualität (Datenrücklauf und Vollständigkeit der Daten) betrifft, und damit auch,
was die Aussagekraft der Ergebnisse anbelangt. Folgende
Massnahmen wurden dazu beschlossen:
•• Erwarteter Rücklauf gepaarte HoNOS (Health of the
Nation Outcome Scales) Eintritts- und Austrittsmessung:
Mindestens 80 Prozent
•• Erwarteter Rücklauf gepaarte BSCL (Brief Symptom
Checklist) Eintritts- und Austrittsmessung: Mindestens
40 Prozent
Objektive und subjektive Symptombelastung (HoNOS +
BSCL): Die Zustandsverbesserung im Rahmen der Behandlung (Differenz zwischen Eintritt und Austritt) bei der Fremdbeurteilung mittels HoNOS entspricht den vom ANQ erwarteten
Ergebnissen und liegt im gesamtschweizerischen Mittelwert.
Durch innerkantonale Interrater-Trainings (Einschätzungstrainings) sollen im Kanton St.Gallen die Vergleichbarkeit der
Werte erhöht werden, entsprechende Schulungen zusammen
mit dem Psychiatrieverbund Nord sind bereits angelaufen.
Die Schulungen werden dabei von Prof. Dr.med. Achim Haug,
einem Experten des ANQ, durchgeführt.
Überdurchschnittlich zeigt sich die subjektive Zustandsverbesserungen beim BSCL, also bei der subjektiven Einschätzung durch die Patienten selbst. Die Patienten der Klinik
St.Pirminsberg berichteten von einer Zustandsverbesserung
welche über dem schweizerischen Durchschnitt liegt.
Freiheitsbeschränkende Massnahmen: Leider existiert zu
diesen Zahlen vorerst kein nationaler Benchmark, dieses Versäumnis wurde dem ANQ bereits mitgeteilt. Innerhalb der beiden Psychiatrieverbunde St.Gallen ist allerdings geplant die
Daten auszutauschen um Verbesserungspotentiale zu identifizieren und Massnahmen einzuleiten. Im Rahmen der entsprechenden Arbeitsgruppe wird die Thematik regelmässig
evaluiert, diskutiert und sensibilisiert.
Ergebnis Klinik St.Pirminsberg: Für die Klinik bedeutet dies, dass wir mit einem Wert von rund 85 Prozent beim HoNOS
den vom ANQ geforderten Wert bereits erreichen. Beim BSCL
liegen wir mit rund 39 Prozent knapp unter dem geforderten
Wert. Hier gilt es hinsichtlich Motivationsarbeit am Patienten
verstärkt ein Augenmerk darauf zu legen.
Wir freuen uns, dass wir im schweizerischen Schnitt ein
ausserordentlich gutes Ergebnis erreicht haben. Wir sehen
aber auch noch einige Punkte mit Verbesserungs- und Optimierungspotential, welche wir konsequent angehen wollen.
Herzlichen Dank für das engagierte, pflichtbewusste und zielorientierte Handeln aller beteiligten Mitarbeitenden der Klinik St.Pirminsberg in den verschiedenen Funktionen, welche
dieses Ergebnis ermöglicht haben.
Marco Sprenger, Mitarbeiter Zentralstelle Qualität
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CIRS-Meldung erfasst - und dann?
Seit 2010 können in den Psychiatrie-Diensten Süd kritische Ereignisse mittels des CIRS-Portals im Intranet
gemeldet werden. Im Jahr 2012 wurden knapp 70 CIRSMeldungen (Critical Incident Reporting System) in unserem System erfasst. Dabei geht es nicht darum «wer
meldet», sondern «was wird gemeldet» - der Meldungsinhalt (das Ereignis) steht im Vordergrund. Die wichtigste Frage dabei ist: Was kann man daraus lernen, um sowohl die Patienten- als auch die Mitarbeitersicherheit
zu erhöhen.
So manch ein Verfasser einer CIRS-Meldung fragt sich jedoch,
was geschieht mit meiner Meldung? Bewirkt diese überhaupt
etwas oder verkümmert sie in einer Schublade des Qualitätsmanagements? Jede erfasste Meldung wird durch die Zentralstelle Qualität triagiert. Spätestens nach einer Woche ist
die Meldung dann einem Verantwortlichen zugestellt und zur
Bearbeitung übergeben. Neu hat der Bereichsverantwortliche
zwei Wochen Zeit die Meldung zu bearbeiten, Massnahmen
einzuleiten und diese über den Meldungskommentar sämtlichen Nutzern zu kommunizieren. Dieses Vorgehen wurde mit
den Bereichsverantwortlichen besprochen und das bestehende CIRS-Konzept entsprechend angepasst. Die Wirkung von
CIRS-Meldungen zeigt sich exemplarisch an folgenden Beispielen:
Während einer Notfallsituation kommt es zu Missverständnissen und unkoordinierten Aktionen zwischen Arzt und Pflegepersonal. Die Gegenseitigen Erwartungen, Überlegungen
und Interessen sind unklar.
Es erfolgte eine CIRS-Meldung. Diese wurde zum Anlass genommen, die Notfallorganisation zu überdenken. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden Cardio pulmonale Reanimationen (CPR)
und Notfallsituation nur innerhalb der jeweiligen Berufsgruppe geübt und trainiert. Neu werden diese Schulungen interdisziplinär durchgeführt. Diese Massnahme soll helfen, die
gegenseitigen Erwartungen transparent zu machen und die
Versorgung unserer Patienten auch in Notfallsituationen weiter zu optimieren.
Das Berichtswesen wurde aufgrund von CIRS-Meldungen
und aus Rückmeldungen der Zuweiserbefragung grundsätzlich hinterfragt mit dem Ziel, die Dienstleistung für unsere
Leistungspartner zu optimieren.
Nach einer ausgeprägten Beratungsphase und Abklärungen
bezüglich Machbarkeit, Ressourcen und juristischen Fragen
wurde ein Vorschlag ausgearbeitet, der im Oktober 2013 in
der Klinikleitung diskutiert wurde. Nach der Schulungsphase
des Sekretariats geht der Vorschlag in die Implementierungsphase. Nach einer dreimonatigen Evaluierungszeit erfolgen
allfällige Anpassungen bzw. Verbesserungen. Erwartet werden die Entlastung des medizinischen Personals, zeitnahe Berichterstattung mit dem Ziel einer erhöhten Behandlungskonstanz und damit verbunden eine höhere Zufriedenheit unserer
Vor- bzw. Nachbehandler, welche direkt die Behandlungsqualität beeinflusst.
Im Meldeverhalten innerhalb einer Institution spiegelt sich
deren Fehlerkultur wieder. Umso mehr freut uns auch dieses
Jahr jede Meldung die über das Portal erfasst wird und so zur
Zentralstelle Qualität gelangt.
Michaela Risch, Leiterin Zentralstelle Qualität
Erster Gesundheitstag ein grosser Erfolg
Im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitswesens der
St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd wurde Ende August 2013 der erste Gesundheitstag am Standort Pfäfers
durchgeführt.
Während in den letzten drei Jahren mit den KMU-Vital Mitarbeiterbefragungen und den Gesundheitszirkeln an strukturellen Verbesserungsmassnahmen hinsichtlich betrieblicher
Gesundheit gearbeitet werden konnte, ging man dieses Jahr
einen Schritt weiter. Im Fokus stand die individuelle und persönliche Gesundheit jedes einzelnen Mitarbeitenden, mit dem
Ziel die Wahrnehmung und das Gesundheitsverhalten dauerhaft zu verbessern. Als Organisationspartner konnte ein Spezialist in Sachen gesundheitliche Verhaltensänderung eingebunden werden.
Während eines Halbtages konnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus drei Workshops auswählen:
•• Genussvoll Essen
Gesund und genussvoll - leicht vereint;
dauerhaft Abnehmen; Verdauung und Leistung
•• Moderate Bewegung
Zusammenhang Bewegung - Leistung;
Stoffwechsel - Metabolic Fitness; Bewegung
im Berufsalltag
•• Gezielte Entspannung
Zusammenhang Stress - Leistung; wie gehe ich
mit Belastung um; Entspannungstechniken
Alle Workshops wurden durch kompetente Trainerinnen und
Trainer so gestaltet, dass ein aktives Mitmachen selbstverständlich war. Stimmen von Teilnehmenden: «Praktische
Übungen, lockere Atmosphäre, viele neue Inputs! Vermeintliches Wissen wurde überprüft und wo notwendig korrigiert.
Nützliche Informationen zu Lebensmittel und Entspannungsübungen!» Die Teilnehmerzufriedenheit (94 Prozent) des Gesundheitstages, ermuntert uns zu einer erneuten Durchführung: Der 2. Gesundheitstag findet am 18. Juni 2014 statt.
Sandro Ursch, Leiter Zentralstelle Personal
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Psychiatrie-Zentrum Rheintal
Gynäkopsychiatrie - präkonzeptionelle Beratung
Der Übergang zur Mutterschaft stellt im Leben jeder Frau
eine Herausforderung dar, in der sie eine erhebliche körperliche und psychische Anpassungsleistung erbringen
muss. Für Frauen mit einer bestehenden oder vorausgegangenen psychischen Erkrankung stellen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett eine besondere Herausforderung und Belastung und damit auch ein besonderes
Risiko dar.
In dieser Phase sind Patientinnen besonders anfällig für eine
Verschlechterung oder ein Wiederauftreten von Symptomen
einer früheren psychischen Erkrankung. Dank vielfältiger Behandlungsmöglichkeiten, insbesondere der Möglichkeit einer
psychopharmakologischen Behandlung, sind von psychischen
Erkrankungen betroffene Frauen heute besser in das gesellschaftliche Leben integriert, leben in festen Beziehungen und
wollen eine eigene Familie gründen. Bei bestehendem Kinderwunsch stellen sich ihnen und ihrem Partner viele Fragen:
Darf ich mit meiner Erkrankung ein Kind haben? Wird mein
Kind gesund sein oder ist meine Krankheit vererbbar? Sind
meine Medikamente schädlich für mein Kind? Muss ich die
Medikamente absetzen? Bin ich der zusätzlichen Belastung
durch ein Kind gewachsen? Wer wird meinen Kinderwunsch
unterstützen?
Gelangt eine Frau mit einer psychischen Erkrankung mit dem
Kinderwunsch an ihren Gynäkologen oder Psychiater, wird sie
oft mit der Frage konfrontiert, ob sie aufgrund ihrer Erkrankung schwanger werden kann und darf. Da auch Ärzte manchmal diesbezüglich zur besonderen Vorsicht neigen, kommt es
immer wieder vor, dass grundsätzlich von einer Schwangerschaft abgeraten wird, ohne dass es dafür eine wissenschaftliche Grundlage gibt. Solche Gespräche, in denen alle Fragen
und Aspekte bewusst berücksichtigt werden, haben oft einen
grossen Einfluss auf das Erleben der Frau und die weitere
Lebensplanung des Paares. Implizit können bei solchen Gesprächen Diskriminierungen stattfinden oder die Fragen werden als solche empfunden und explizit bleibt vieles unausgesprochen. Die Thematik «Kinderwunsch bei psychisch kranken
Frauen» löst Unbehagen aus und kann Betroffene sowie Behandler einem ethischen Dilemma aussetzen.
In unserer Sprechstunde möchten wir im Rahmen der präkonzeptionellen Beratung die betroffenen Paare zur kritischen
Auseinandersetzung befähigen und ihnen mehr Sicherheit geben in ihrer höchstpersönlichen Entscheidungsfindung. Inhalte
einer präkonzeptionellen Beratung können sein: Psychosoziale
Situation, Partnerschaft (Stabilität, Wünsche des Vaters), erwartete zusätzliche Belastung durch das Kind, erwartete Belastung des Kindes (psychosozial, genetisch), erwartete Unterstützung durch Bezugspersonen, Betreuende und soziale Einrichtungen (Kita, Hort), Schwere und voraussichtlicher Verlauf
der Krankheit, Risiko des Rückfalls nach der Geburt (bei schizophrenen Psychosen 20-fach erhöht), Medikamente aktuell
und während der Schwangerschaft (mögliche Einwirkungen
auf das Ungeborene, Möglichkeit des Ausschleichens, Umstellung auf andere Produkte).
Ist die Entscheidung zugunsten einer Schwangerschaft gefallen, geht es in der Begleitung darum, die Frau in ihrer Entwicklung zur Mutter zu fördern und zu unterstützen, um bestmögliche Voraussetzungen für die neue, eigene Familie zu schaffen. Auf Wunsch kann die weitere (Mit-)Betreuung in unserer
gynäkopsychiatrischen Sprechstunde erfolgen.
Jacqueline Binswanger,
Assistenzärztin und Projektleiterin Gynäkopsychiatrie
Fallsupervision in Sozialversicherungsfragen
v.l. Martin Boltshauser, Monika Filliger und Karl Hagen
Das Psychiatrie-Zentrum bietet in Ergänzung zur psychiatrischen ambulanten oder tagesklinischen Behandlung
auch Koordinierte Intervention an (Case Management,
Job Coaching, Sozialarbeit). Die zunehmende Komplexität im Sozialversicherungswesen legt nahe, einen Spezialisten mit umfangreicher Erfahrung zur Unterstützung
der Fachteams und Therapeuten beizuziehen. Dabei liegt
der Schwerpunkt bei IV-Fragestellungen.
Monika Filliger, Bereichsleiterin Koordinierte Intervention und
Karl Hagen, Oberarzt und Bereichsleiter Ambulatorium führten
mit Martin Boltshauser, Rechtsanwalt und Co-Geschäftsführer von Procap Schweiz nachfolgendes Interview:
Herr Boltshauser, wie ist es zum Kontakt mit dem PsychiatrieZentrum und der nun intensiven Zusammenarbeit gekommen?
Ich habe vor drei Jahren in Altstätten für die Sozialämter der
Region einen Vortrag über die Invalidenversicherung (IV) gehalten. Auch vom Team ihres Zentrums waren zwei Personen
anwesend. Daraus entstand die Idee eines Coachings, das wir
nun seit zwei Jahren erfolgreich praktizieren.
Wie sieht Ihre Unterstützung in der Zusammenarbeit mit den
interdisziplinären Fachteams konkret aus? Die Teams bereiten die Fälle schriftlich für die Besprechung vor, überlegen sich Lösungsstrategien und mögliche Vorgehensweisen.
Am eigentlichen Coaching besprechen wir jeweils vier Fälle,
durchleuchten die Vorgehensweise, die Lösungsvorschläge
und die Realisierbarkeit der geplanten Schritte. Dabei werden nicht nur die rein juristischen Bereiche geprüft, sondern
insbesondere auch ganz pragmatische Punkte wie Vorgehens­
taktik, Motivierung des Patienten, finanzielle und persönliche
Aspekte des Patienten usw. berücksichtigt.
Worin und für wen sehen Sie den Nutzen, ihr Fachwissen im
Sozialversicherungswesen in der Psychiatrie einzubringen?
In der heutigen, gerade für Menschen mit psychischen Beschwerden sehr schwierigen Zeit, ist eine sorgfältige Eva­
luierung der sinnvollen Möglichkeiten und Handlungsspiel­
räume und deren Umsetzung absolut matchentscheidend.
­Dazu braucht es zwingend eine interdisziplinäre Zusammenarbeit der beteiligten Fachleute, also von Psychiatern, Sozialarbeitern, Psychologen, Therapeuten und Rechtsanwälten. So
kann im objektiven Interesse des Patienten zielgerichtet und
für den Patienten nachvollziehbar gearbeitet werden.
Wo liegen Ihrer Meinung nach die Schwierigkeiten in der Be­
ratung von Patienten, aus dem Blickwinkel von Therapie und
Sozialarbeit? Menschen mit einer psychischen Behinderung sind
oft in einer sehr schwierigen persönlichen und gesundheitlichen
Situation. Dazu kommt die seit einigen Jahren massiv verschärfte Praxis der Sozialversicherungen, was zu vielen Leistungsablehnungen und vermehrt zu Kürzungen oder gar Aufhebungen
bisheriger Leistungen führt. Damit erhöht sich die Schwierigkeit in der Beratung und Therapie markant, werden doch Erfolgs­
meldungen seltener. Gerade deshalb ist es aber nicht minder
wichtig, den Patienten und Klienten auch in wenig erfolgver­
sprechenden Situationen fachlich korrekt zu begleiten.
Können Sie uns ein konkretes Beispiel nennen, wo durch Ihren
fachlichen und rechtlichen Input eine positive Lösung für den
Patienten erzielt werden konnte? Besonders geblieben ist mir
die 50-prozentige Integration einer Frau in den ersten Arbeitsmarkt nach Aufhebung einer Invalidenrente, trotz anfänglich
schlechter Prognosen und Hoffnungen. Sie kam zustande, weil
wir in allen Fachbereichen am gleichen Strick zogen, was der
Frau Moti­vation und Halt zugleich war. Auch wenn dabei viel
Glück im Spiel war, hat sich gezeigt, dass trotz harter Praxis der
IV Lösungsmöglichkeiten bestehen, wenn alle ihre Aufgaben erledigen. Das macht Mut und bringt auch den Teams Motivation.
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Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland
Aromatherapie in der Tagesklinik
Seit Januar 2013 kommen die Patientinnen und Patienten
der Tagesklinik des Psychiatrie-Zentrums WerdenbergSarganserland in den Genuss der Aromatherapie, eine
der Phytotherapie zugeordnete, komplementärmedizinische Therapieform, die im stationären Rahmen der Klinik St.Pirminsberg in Pfäfers schon seit über fünfzehn
Jahre angeboten wird.
Anders als im stationären Kontext ist in der Tagesklinik aufgrund der vorhandenen, etwas eingeschränkten Rahmenbedingungen, eine auf Wiederholung aufbauende, körper­
orientierte Anwendung (Aromamassagen bzw. Wickelanwendungen) der Aromatherapie nicht möglich. Eine wohltuende
und auch wohlriechende Hand- und Armmassage wird den
Patientinnen und Patienten natürlich nicht vorenthalten. Sie
beschränkt sich auf maximal eine bis drei Durchführungen pro
Behandlungsaufenthalt.
Der Fokus der Aromatherapie in der Tagesklinik richtet sich
auf das Wohlbefinden. Mit dem Ziel, über dieses positiv auf
das Mass an Selbstfürsorge und innerer Achtsamkeit einzuwirken. Während der Aromatherapie-Sitzung machen sich die
Patientinnen und Patienten auf die Suche nach ihrem persönlichen «Wohlfühl-Duft». Dieser soll sie anschliessend in Form
eines Wohlfühl-Sprays bzw. Wohlfühl-Roll-ons im Alltag begleiten und immer dann zur Stelle sein, wenn ein wohlwollender Impuls gefragt ist. Das Anwenden des Duftes wird so
zur Zuwendung, hin zu sich selbst.
Seit die Tagesklinik in Trübbach Aromatherapie anbietet, werden gezielt Daten erfasst und verglichen, um im Rahmen der
Auswertungen Hinweise hinsichtlich der Wirksamkeit und
Nachhaltigkeit der gewählten, aromatherapeutischen Behandlungsstrategie zu erhalten. Die Erfassung basiert vorwiegend auf der Grundlage subjektiver Einschätzungen seitens der Patienten. Ein Quervergleich mit dem B-Modul des
«HEALTH-49»-Fragebogens (Hamburger Module zur Erfassung
allgemeiner Aspekte psychosozialer Gesundheit für die therapeutische Praxis), soll schliesslich einen möglichen Einfluss
der Duftanwendung auf die generelle Entwicklung des Wohlbefindens, über den Behandlungszeitraum von mindestens
zwei Monaten skizzieren.
Mit einer ersten Auswertung der Daten wurde aktuell begonnen. Noch ist es zu früh für detaillierte Zahlen und abschliessende Interpretationen, doch stimmen die zu beobachtenden
Tendenzen bereits positiv.
Michaël Gnehm, Pflegefachmann und Aromatherapeut
Unser Fabrik-Café - ein Ort der Begegnung
Räumlich und organisatorisch mit der Tagesklinik verbunden, führt das Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland in Trübbach einen kleinen Gastronomiebetrieb: Das Fabrik-Café. Es sorgt für das leibliche Wohl von
Tagesklinikpatienten und Mitarbeitenden des Zentrums
und bietet im Rahmen der Re-Integration in Gesellschaft
und Arbeitswelt einzelnen Patienten und Personen vom
Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) begleitete Arbeitsmöglichkeiten an. Ergänzend öffnet nun das
Fabrik-Café nachmittags für jedermann die gastlichen
Räumlichkeiten und bietet ein ausgewähltes Sortiment
an Getränken und Speisen an.
Mit der Eröffnung des Psychiatrie-Zentrums im Mai 2008 entstand im Herzen der ehemaligen Kauf-Fabrik die Küche und der
Gastronomiebereich. Mit dem Ziel, den Tagesklinikpatienten
und den Mitarbeitenden vor Ort eine gesunde, regionale und
saisonale Verpflegung anzubieten. Im Rahmen unterschiedlicher Entwicklungen im Ambulatorium und der Tagesklinik
hat sich auch der Gastronomiebetrieb verändert und sich den
entstandenen Strukturen, beziehungsweise den erforderlichen
Standards angepasst und weiterentwickelt.
Heute steht den internen wie externen Besuchern ein kleiner
Gastronomiebetrieb zur Verfügung, der von Montagmorgen bis
Freitagmittag durchgängig geöffnet ist. Nachdem die Patienten
der Tagesklinik gefrühstückt haben, beginnen in der Küche bereits die Vorbereitungen für das Mittagessen. Die Küche ist
offen gestaltet als eine Art Kochinsel, wo der Koch im Rahmen re-integrativer Massnahmen mit einzelnen Tagesklinikpatienten und teils RAV-Mitarbeitern ein frisches und saisonales
Menu für etwa fünfzig Personen zubereitet. Wichtig dabei und
Herausforderung zugleich ist die gesunde und adäquate Forderung und Förderung der «Küchenmannschaft» und das Vermeiden von Unter- und Überforderung. Des Weiteren spielen in der
Essenszubereitung die Hygienerichtlinien und die CulinariumKriterien (alles frisch, regional und saisonal vor Ort zubereitet)
eine zentrale Rolle. Das Angebot ist auch für externe Besucher
zugänglich und wird regelmässig von Arbeitnehmern aus der
nahen Umgebung genutzt.
Neu ist, dass das Fabrik-Café nun auch nachmittags fachkompetent geführt und offen zugänglich für die Bevölkerung ist. Es
handelt sich sozusagen um ein fortgeschrittenes Projekt, das
vor einem halben Jahr gestartet wurde und die Möglichkeit
bieten soll, niederschwellige Begegnungen von Alt und Jung,
Gesunden und Kranken zu ermöglichen und Menschen wie Sie
und mich anzusprechen. Unsere Vision ist ein Begegnungsort
- ein Ort, wo jeder kommen und gehen und sich wohlfühlen
kann, ganz ungezwungen etwas trinken oder essen kann, in
Gesellschaft sich aufhalten oder einfach sein kann, sich durch
die Zeitung lesen oder mit jemandem reden kann. Unabhängig
davon, ob er Patient, Besucher, Mitarbeiter ist und ob er mit
dem Psychiatrie-Zentrum in Verbindung steht oder nicht. Das
Angebot richtet sich also an interne Kunden wie an die Öffentlichkeit. Den Charakter eines Projektes behält das Fabrik-Café
derzeit noch deshalb, weil es nach wie vor Achtsamkeit und
sensible Beobachtung erfordert, um eine Öffnung einerseits zu
fördern die der Stigmatisierung entgegenwirkt und andererseits den Schutz der Patienten zu gewährleisten, beziehungsweise sicherzustellen.
Neben typischen, saisonalen Produkten eines Cafés werden
selbst gemachte Kuchen und Waffeln und ein breites Sortiment an frischen offenen Teesorten angeboten. Des Weiteren
können die Dienstleistungen der Gastronomie im Zusammenhang mit der Anmietung von Räumlichkeiten gebucht werden.
Das Team des Fabrik-Cafés nahm dieses Jahr am 6. November am Martinimarkt in Trübbach teil und konnte persönlich mit
einem eigenen Stand das neue Angebot vor Ort vorstellen und
schmackhaft machen.
Wir freuen uns auf alle Gäste und hoffen, dass die Vision eines
Begegnungsortes noch mehr ins Psychiatrie-Zentrum rückt.
Claudia Gonzalez-Bürki
Leiterin Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland
Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag von 8.00 bis 17.00 Uhr
Freitag von 08.00 bis 12.00 Uhr
Mittagessen: Reservation erforderlich,
Platzzahl beschränkt
Kontakt: Tel 081 725 50 20
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Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet
Mobiler Alterspsychiatrischer Dienst
Für Menschen im höheren Lebensalter ist der Erhalt von
Mobilität ein zentrales Lebensthema, die Einschränkung durch Krankheit oder normalen Alterungsprozess
erschwert diese. Unser Mobiler Alterspsychiatrischer
Dienst bietet fachärztliche und pflegerische Hilfestellung vor Ort durch Haus-, Wohn- und Pflegeheimbesuche
an und schliesst somit eine Betreuungslücke.
Für die meisten Menschen ist die uneingeschränkte Bewegung von einem Ort zum anderen eine selbstverständliche
Freiheit. Die plötzliche oder allmähliche Einschränkung dieser
Freiheit, sei es durch eine unerwartete Krankheit oder durch
ein natürliches Langsamerwerden im Rahmen des normalen
Alterungsprozesses, erschwert nicht nur die Teilnahme am gewohnten Alltag, sondern auch den Zugang zu medizinischen
Leistungen. Der Weg, beispielsweise in eine Arzt- oder Physiotherapiepraxis oder zu einer Gruppen- oder Einzelpsychotherapiestunde ist dann nicht mehr ohne Unterstützung durch
Familiemitglieder oder professionelle Betreuung möglich.
Unser mobiles Team bestehend aus Psychiatern und diplomiertem psychiatrischem Krankenpflegepersonal ermöglicht
vielen Menschen eine kompetente und sorgfältige Diagnostik und Therapie, welche in schwierigen Fällen, nicht zuletzt
durch regelmässige Hausbesuche zu Stande kommt. Dabei ist
es oft auch sinnvoll, das relevante soziale und professionelle
Umfeld mit einzubeziehen. Die Problembeschreibung und Lösungsvorstellung von Angehörigen und professionellen Helfern ist eine wertvolle Ergänzung zu der Schilderung der direkt betroffenen Person. Ebenso wichtig ist eine vernetzende
Zusammenarbeit mit den zuständigen Hausärzten sowie Fachärzten anderer Spezialisierungen.
Auch wenn der psychische Leidenszustand im Vordergrund
steht, ist eine vollständige medizinische Abklärung besonders
im höheren Lebensalter wichtig. Bei einer neu aufgetretenen
Depression sollte beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion ausgeschlossen werden. Bei neu aufgetretenen kognitiven Störungen ist neben einem umfassenden Labor auch eine Bildgebung des Gehirns mit Computertomographie oder
Magnetresonanztomographie unerlässlich. Ansonsten werden
gefährliche, aber behandelbare Krankheiten wie zum Beispiel
Hirntumore zu spät erkannt.
Wenn Medikamente zum Einsatz kommen, muss ein besonderes Augenmerk auf die Mobilität gelegt werden. Manche
Medikamente, wie etwa die Gruppe der Antipsychotika, können das Gangbild beeinflussen und zu Stürzen führen. Der Einsatz dieser Medikamente ist daher im höheren Alter immer
besonders kritisch zu erwägen und zuvor bestehende Mobilitätseinschränkungen, etwa durch ein Parkinsonsyndrom, müssen vor Therapiebeginn erfasst werden. Auch die Wechselwirkung von manchen Psychopharmaka mit «Blutverdünnungsmitteln» nach Schlaganfall oder Herzinfarkt muss immer berücksichtigt werden.
Neben Diagnostik und Medizin ist das vertrauliche Gespräch
ein zentrales Element psychiatrischer Therapie. Dabei sind
Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit, auch im fortgeschrittenen Alter, von sehr grosser Bedeutung. Krankheiten
oder eine veränderte Wohnumgebung wie sie ein Pflegeheimeintritt darstellt, können die psychische Gesundheit gefährden in dem sie diese Grundbedürfnisse, zumindest subjektiv,
beinträchtigen. Das Gefühl Einfluss auf seine Umwelt zu haben, stärkt sowohl Seele als auch Körper und beugt Krankheiten vor.
Eintritt in ein Alterswohnheim - ein kritisches Lebensereignis
Die meisten Menschen möchten auch noch im hohen
Lebensalter zu Hause, in vertrauter Umgebung wohnen.
Aus psychologischer Sicht wird daher der Eintritt in ein
Alterswohnheim als kritischer Übergang im Lebenslauf
gesehen, insbesondere wenn der Eintritt krankheitsbedingt plötzlich erfolgt.
Solche Übergänge geschehen selten ohne Stress und sind immer eine grosse Herausforderung. Manchmal sind sie auch eine Überforderung und führen zu seelischem Leid oder sogar zu
Krankheiten. Folgende Zeichen können auf eine Störung des
seelischen Gleichgewichts hinweisen: Starke Ängste, andauernde Traurigkeit, starke Stimmungsschwankungen, Grübeln,
Gereiztheit, sozialer Rückzug, Aufgabe von Interessen, Lustlosigkeit, das Gefühl einer «inneren Leere», Schlafstörung und
Appetitverlust. Wenn einige dieser Zeichen oder Symptome
gleichzeitig auftreten spricht die Medizin von einer Depression. Auch schon einzelne Symptome können einer sogenannten «subsyndromalen Depression» entsprechen. Diese Form
der Depression tritt im höheren Alter häufiger auf und wird
oft nicht als solche erkannt. Sie bedarf aber ebenfalls einer
Therapie.
Der offene Kontakt zu Freunden, Familie, Seelsorgern, Ärzten,
Pflegepersonen oder Psychologen ist hilfreich, um rechtzeitig
über Befürchtungen und Probleme sprechen zu können. Der
Eintritt in ein Wohnheim soll, wenn möglich, sorgfältig geplant werden. Ein Probewohnen kann in diesem Zusammenhang nützlich sein. Die verschiedenen Sorgen beim Eintritt
sollen vom Pflegeteam aktiv angesprochen werden. Wichtige
Themen sind dabei die Angst vor Entwurzelung, der Verlust
der eigenen vier Wände, der Nachbarschaft und der Privatsphäre. Dazu kommen noch die Angst vor Entmündigung und
vor Sterben und Tod. Viele Menschen befürchten durch das
Altersheim von der Gesellschaft auf ein «Abstellgleis» gestellt
zu werden und glauben so keinen Wert mehr zu haben.
Der Mobile Alterspsychiatrische Dienst möchte durch sein
multiprofessionelles Beratungs- und Behandlungsangebot bei
diesen und anderen Fragestellungen Menschen im höheren
Lebensalter zur Seite stehen, vor Ort Hilfe leisten und somit
auch weniger mobilen Menschen den Zugang zum therapeutischen Angebot erleichtern.
Stephan Kudrnovsky-Moser,
Oberarzt und Bereichsleiter Alterspsychiatrie
Präsenz an der Gewerbemesse Uznach
Ein Team von Mitarbeitenden des Psychiatrie-Zentrums
nahm vom 12. bis 14. April 2013 an der Gewerbemesse
Uznach teil. In unmittelbarer Stand-Nachbarschaft zum
Spital Linth informierte es zum Behandlungsangebot
und trat mit der interessierten regionalen Bevölkerung
in Kontakt.
Die Präsenz an der Gewebemesse hat auch aufgezeigt, wie
wichtig es ist, in der Bevölkerung die psychiatrische Grundversorgung immer wieder zu thematisieren und dadurch einen
niederschwelligen Zugang zu Informationen und Behandlungsangeboten zu ermöglichen.
Karlheinz Pracher, Leiter Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet
Vielen Messebesuchern waren die psychiatrischen Angebote
in ihrer Region nicht bekannt und waren froh über die umfangreiche Information vor Ort. Die Begegnungen zwischen
Messebesuchern und Mitarbeitenden des Zentrums führten
zu unterschiedlichsten Gesprächen. Auch negative Reaktionen
gehörten mit dazu. Das Resümee für das Psychiatrie-Zentrum
ist durchwegs positiv. Das Ziel, über die ambulanten und tagesklinischen Angebote in Uznach und Rapperswil zu informieren, wurde erreicht und das Mitarbeiterteam hat aus diesen drei Tagen profitiert und gelernt.
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Klinik St.Pirminsberg
ibex fairstay-Zertifizierung
v.l. Thomas Pfiffner, Leiter Klinik St.Pirminsberg; Sandro Ursch, Leiter Infrastruktur-Dienste; Kathrin Spiller, Geschäftsführerin ibex fairstay; Dr. Roland Zegg,
Präsident Zertifizierungskomitee ibex fairstay und Franzisca Schocher, Projektleiterin Infrastruktur-Dienste (Foto: Axel Zimmermann, Vättis)
Verbesserungspotential erkennen: Als moderne psychiatrische Klinik ist es für uns im Behandlungsprozess selbstverständlich, unsere Patientinnen und Patienten ganzheitlich
wahrzunehmen und unsere Behandlung entsprechend breit
und gleichzeitig individuell auszurichten. Damit erreichen wir
eine nachhaltige Behandlungswirksamkeit. Diese Haltung etablieren wir aber nicht nur im Kerngeschäft der Behandlung,
sondern auch in den unterstützenden Prozessen. Wir wollen das Verbesserungspotential der Klinik erkennen und ausschöpfen und damit die Effektivität und die Effizienz unserer
Arbeit gezielt und kontinuierlich erhöhen.
Ausgerichtet auf den Lebensraum von Patienten und Mitar­
beitenden, startete unser Projektteam zu Beginn dieses Jahres das anspruchsvolle Zertifizierungsverfahren von ibex fair­
stay. Mit der, als erster Klinikbetrieb in der Schweiz, erreichten Gold-Zertifizierung gehen wir die langfristige Verpflichtung ein, uns für einen sorgfältigen und achtsamen Umgang
mit Natur, Energie und Ernährung einzusetzen.
Thomas Pfiffner, Leiter Klinik St.Pirminsberg
Damit der Patient sich bei uns wohlfühlt: Unsere Aktionen
dienen dem Wohl der Patienten. Sie sollen hier in der Klinik
gut aufgehoben sein, damit sie so rasch wie möglich gesunden können. Unsere Maxime ist, unseren Gästen die optimale Ernährung auf den Teller zu bringen und ihren Tag durch
ausgewogene Mahlzeiten zu verschönern. Mit Wasserspendern auf jeder Behandlungsstation, sowie dem Bereitstellen
von regionalen und saisonalen Früchten in allen Behandlungs­
häusern, haben wir unseren Auftrag als Gastronomie in einem
Gesundheitsunternehmen weiter ausgebaut.
Mit der kontinuierlichen Verbesserung unserer Servicequalität
und als weiterer Meilenstein wurde die Auszeichnung der drei
Q’s des Hotel- und Tourismusvereins angestrebt und erreicht.
Die Verwendung von frischen, saisonalen Lebensmitteln und
der Aufbau von konstruktiven Beziehungen zu den regionalen
Lieferanten führte dann zu den drei Kronen, der höchsten Auszeichnung des Vereins Culinarium. Zu den weiteren geplanten
Schritten zählt die Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule im Rahmen der Menugestaltung und das Erreichen des
Zusatzlabels des Verein Culinarium «natürlich ausgewogen».
Dieses Label bescheinigt uns, dass wir in unserer Menuzubereitung mit einem Minimum an Zusatzstoffen (E-Nummern)
auskommen.
Nachhaltigkeit ist für uns keine Worthülse, sondern gelebte
Philosophie, welche die Balance zwischen Ökologie, Ökonomie und sozialem Engagement sicherstellt.
Alfred Kral, Leiter Hotellerie und Gastronomie
Teile zu einem Gesamtergebnis führen: Die Grundlage zur
angestrebten Zertifizierung bestand aus 430 thematisch geordneten Fragen, die zu beantworten waren. Weiter war diverses Zahlenmaterial zu erheben. Dafür fanden Befragungen
mit den verantwortlichen Personen der jeweiligen Berufsgruppen statt. Durch die Grösse der Klinik ist das Wissen auf sehr
viele Mitarbeitende aufgeteilt. Im Rahmen der Bearbeitung
konnte ich feststellen, dass alle relevanten Daten erhoben
werden und die Zuständigkeiten klar definiert sind.
In den letzten Jahren wurden unzählige Aktionen durchgeführt. Diese kleinen Puzzlesteine fügten sich in diesem Zertifizierungsprozess zu einem Gesamtergebnis zusammen. Einige Beispiele:
•• Im Naturraum wurden vor zehn Jahren Pro Specia Rara
Obstbäume gepflanzt
•• Die Aussenflächen wurden in verschiedene
Bewirtschaftungsflächen eingeteilt
•• Alle Wiesen werden extensiv bewirtschaftet und
nicht gedüngt
•• Der Verbrauch an elektrischer Energie wurde
kontinuierlich durch diverse Massnahmen gesenkt
•• Bei Anschaffungen wird immer die Energieetikette
miteinbezogen
•• Die Heizung wird mittels Leitsystem gesteuert und
der jeweiligen Nutzung angepasst
•• Der Neubau Zentrum für Alterspsychiatrie wurde nach
Minergie-Richtlinien erstellt
•• Alle Flachdächer im Klinikareal wurden
wärmetechnisch saniert und sind begrünt
•• Unser Reinigungssystem spart Wasser und
Reinigungschemie
•• In der Gastronomie ist die Verwendung von regionalen,
frischen und saisonalen Lebensmitteln Standard
Ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam diesen Meilenstein
geschafft haben und bedanke mich herzlich bei all meinen
Kolleginnen und Kollegen, die an diesem Ergebnis mitgearbeitet und auf meine Fragen stets Auskunft gegeben haben.
Die spannenden Diskussionen möchte ich nicht missen. Es ist
unsere tägliche Aufgabe, Nachhaltigkeit als Selbstverständlichkeit zu leben und in all unseren Entscheidungen mit einzubeziehen.
Franzisca Schocher, Projektleiterin Infrastruktur-Dienste
ibex fairstay steht für echte, gelebte Nachhaltigkeit: Das
1998 als «Steinbock-Label» gegründete Schweizer Nachhaltigkeitssiegel hat sich von Beginn an auf die Fahne geschrieben, Betriebe zu fördern, denen unsere Umwelt, unsere Region und unsere Werte und Wurzeln wichtig sind. In den ersten Jahren fokussierten unsere Kriterien sehr stark auf den
ökologischen Bereich. Die Arbeit und die Gespräche mit den
von uns geprüften Betrieben sowie innerhalb des Vereins «Oeplus» setzten bei uns später Impulse, dass umweltbewusstes
Management nur eine von mehreren Facetten ist, eine enkeltaugliche Zukunft zu sichern. Es entstand ein Zertifizierungsverfahren, das eine umfassende Nachhaltigkeitsphilosophie
greifbar, messbar und umsetzbar macht. Ein weiterer grosser
Meilenstein war die Harmonisierung mit dem EU-Ecolabel und
dem Qualitätsprogramm des Schweizer Tourismus, dem Q.
Unseren Steinbock, im Aussehen etwas in die Jahre gekommen, haben wir im vergangenen Jahr sozusagen zur Frischzellenkur geschickt und mit neuem Namen und neuem Look
wieder auf den Markt gebracht. Der Steinbock (capra ibex)
als Symbol für Weitsicht, Natürlichkeit, Kraft und Mut steht
auch weiterhin in der Wort-Bild-Marke, die Wortkombination
«ibex fairstay» für echte, gelebte Nachhaltigkeit. Für Kliniken
und Gesundheitszentren setzt «ibex fairstay», zusätzlich zu der
klassischen Nachhaltigkeitsdimensionen, besonders in den
folgenden Bereichen auch seine Kriterien an:
•• Der Mensch und sein wichtigstes Gut: Gesundheit
•• The Quality of Touch: Berührungen, die berühren und von
innen wie aussen heilen
•• Werte pflegen und Wertschätzung, Zuhören, sich Zeit
nehmen für andere Menschen in einer Gesellschaft, die
sich immer rasanter entwickelt und deren Anforderungen und Schnelllebigkeit so manche Menschen an ihre
gesundheitlichen und/oder psychischen Grenzen stossen
lässt
•• Unsere Geschichte, Kultur und unsere Wurzeln erhalten
und diese in einen erfolgreichen Behandlungs- und Genesungsprozess zu integrieren und Raum für Entfaltung und
Wohlsein bieten
•• Wertschätzung und Integration der Region und unserer
wundervollen, einzigartigen Schweizer Natur in moderne
Therapiekonzepte
Es war uns eine aufrichtige, grosse Freude, der Klinik
St.Pirminsberg mit «ibex fairstay gold» die zweithöchste Auszeichnungsstufe unseres Nachhaltigkeitslabels zu verleihen.
Dr. Roland Zegg, Präsident des Zertifizierungskomitees
12 l 13
Aromatherapie - Lavendel ist beliebt
Das harmonisierende, ausgleichende und beruhigende
Erleben in der Aromatherapie beeinflusst das Wohlbefinden der Klinikpatienten positiv und bewirkt eine Verbesserung ihrer Lebensqualität. Die ätherischen Öle werden
gemeinsam mit dem Patienten nach seinen persönlichen
Duftvorlieben oder Themen ausgewählt und mit einem
passenden Trägeröl gemischt. Dabei ist der Lavendel das
beliebteste und wichtigste Öl in der Anwendung.
Die Aromatherapie ist ein Teilgebiet der Pflanzenheilkunde und hilft, durch kontrollierte Anwendung von ätherischen
­Ölen, Selbstheilungskräfte zu unterstützen. Ätherische Öle
aus Blüten, Wurzeln, Harzen, Früchten und Samen fördern
Harmonie und Gleichgewicht, nehmen mit ihren Düften Einfluss auf den ganzen Menschen und wirken auf Körper, Geist
und Seele. Auf körperlicher Ebene können Verspannungen und
Verhärtungen gelöst und so Schmerzen gelindert werden.
Eine grosse Auswahl dieser Pflanzenessenzen erlaubt auf
unterschiedliche Bedürfnisse und Beschwerden unserer Patienten individuell einzugehen. Im Zentrum der Anwendung
stehen die Aromamassagen, die als Teilkörpermassagen in
Kombination mit Wasser- und Wärmeanwendungen verabreicht werden.
In der Klinik St.Pirminsberg ist die Aromatherapie seit fünfzehn Jahren fester Bestandteil des Therapieangebotes. Wir
möchten den Leserinnen und Lesern das wichtigste und
­beliebteste ätherische Öl etwas näher bringen: Lavendel
Weihnachtsmarkt 2013
­(lat.: Lavandula augustifolia). Das in der Aromatherapie verwendete Lavendelöl ist durch seine Inhaltsstoffe sehr wertvoll, hat das breiteste Wirkspektrum und ist unproblematisch
in der Anwendung. Und es ist so beliebt bei Frauen und Männern weil es herb, frisch, leicht blumig ist und fast alle Menschen gleich angenehm anspricht (mit einzelnen Ausnahmen).
Von Juni bis September werden die hellblauen bis violetten
Blüten gesammelt, wenn sie noch nicht ganz offen sind. Im
Volksmund ist der Lavendel auch bekannt als Schwindelkraut,
Zitterblume oder Nervenkräutlein. Lavendel wirkt beruhigend,
ausgleichend und harmonisierend. Die violette Blüte ist antiseptisch, harntreibend, krampflösend und schmerzlindernd.
Medizinische Anwendungsgebiete sind deshalb: Erkältungskrankheiten, Herzbeschwerden, Kreislaufschwächen, in der
Frauenheilkunde, zur Haut- und Narbenpflege und bei Kopf-,
Nerven-, und Muskelschmerzen. Auf die Psyche wirkt es beruhigend bei Nervosität, innerer Unruhe, Erschöpfungszuständen,
Ängsten, Depressionen und Schlaflosigkeit.
Der Weihnachtsmarkt im historischen Nebengebäude des ehemaligen Benediktinerklosters ist ein fester und etablierter Bestandteil unserer Klinik-Kulturagenda. Bereits zum neunten Mal können sich interessierte Besucher und Adventsmarktbegeisterte bei Ihrem Rundgang durch das aussergewöhnliche Ambiente
des Marstalls und das breite Angebot verzaubern lassen. Unsere mit Sorgfalt von
Hand gefertigten Produkte aus den verschiedenen Therapiewerkstätten werden
ergänzt und bereichert durch ein interessantes und vielfältiges Angebot von Ausstellern aus dem Taminatal und der Umgebung.
Darüber hinaus bieten wir verschiedene kulinarische Leckereien in unserem
Weihnachtsmarkt-Café oder draussen am Marroni-Wurststand an. Besondere
Höhepunkte des Marktes sind der Auftritt der Musikschule Sarganserland (MMS
Saxo Tunes um13.30 Uhr und MMS Sax Quartett um 14.30 Uhr) und der Besuch
des Samichlaus um 15.30 Uhr.
Herzliche Einladung!
Thomas Pfiffner, Leiter Klinik St.Pirminsberg
Ein Lavendelsäcklein aufs Kopfkissen gelegt, sorgt für einen
ruhigen Schlaf, da die Blüten das Nervensystem beruhigen.
Auch Lavendeltee ist eine bewährte Einschlafhilfe. Dazu ein
Teelöffel getrocknete oder zwei Teelöffel frische Blüten pro
Tasse Wasser fünf Minuten ziehen lassen, danach abseihen.
Für ein Lavendelbad etwa eine halbe Tasse Lavendelblüten
mit einem Liter siedenden Wasser übergiessen und nach zehn
Minuten abseihen und den Aufguss in das Badewasser giessen. Wer ätherisches Öl hat, kann sechs bis acht Tropfen in
Honig oder etwas Milch verrühren und ins eingelaufene Badewasser geben. In der Hausapotheke ist Lavendelöl (100 Prozent biologisches ätherisches Öl) hilfreich, es kann tröpfchenweise und pur auf Insektenstiche, kleine Wunden, Verbrennungen und bei Kopfschmerzen direkt auf die Schläfen aufgetragen werden. Lavendelöl fördert die Wundheilung und lindert die Schmerzen.
Lavendelblüten sind auch in der Küche schmackhaft: Die Blüten passen unter anderem zu Fisch, Eintopf, Lammfleisch und
sogar auf’s Butterbrot. Lavendelblüten eignen sich auch zum
Dekorieren von Süssspeisen. Der Lavendelstrauch im Garten
gedeiht in trockenem, lockerem Boden und in sonniger Lage
und ist ein geeigneter Nachbar für Rosen: Seine ätherischen
Öle halten Blattläuse fern.
Manuela Meinhardt und Annina Lampert, Aromatherapeutinnen
Pfäferser Weihnachtsmarkt
Adventszauber im Marstall
Sonntag, 1. Dezember 2013
von 10.00 bis 16.30 Uhr
14 l 15
Der Wingert von 1990 bis 2013
Früher haben mehrere «Feldpfleger» zusammen mit
Pa­tienten, die oft jahrelang in der Klinik waren, zum
Unterhalt der Ländereien der Klinik beigetragen, zu
denen auch der Wingert gehörte. 1990 hat ein neues,
junges Team die Station für Akutrehabilitation im
­
Kloster­gebäude übernommen. Begeistert vom Konzept
der Soziotherapie wurde die Gelegenheit spontan ergriffen den Weinberg in die therapeutische Gestaltung des
Alltags zu integrieren.
Sämtliche Arbeiten wurden vom Pflegeteam übernommen:
Die Rebarbeit, Mähen, die Weinlese, Rodungsarbeiten, Etikettieren der Flaschen usw. Das war natürlich nur möglich,
weil an vier Nachmittagen Pflegende und Patienten zusammen im Wingert arbeiteten. Die Arbeit stand dabei für die
Patienten nie im Mittelpunkt, mehr das Zusammensein in der
Gruppe und die Freude, etwas geschafft zu haben. Der konkrete Beitrag der Patienten war natürlich sehr unterschiedlich, abhängig von ihrem Gesundheitszustand und Interesse.
Manche arbeiteten gerne mit, andere genossen längere
Rauchpausen im Gras liegend. Einige Patienten kamen nur
selten mit, einige waren dazu körperlich nicht in der Lage oder
wollten vielleicht auch nicht.
Anfangs fuhren wir mit dem offenen Ladewagen die steile und
holprige Strasse, später dann mit dem ungelenken Pinzgauer.
Obwohl man nach einer solchen Fahrt oft von Schweiss und
Staub geteert war, ist man doch lieber schlecht gefahren als
den steilen Weg zu laufen. Der abschüssige Wingert war für
viele eine körperliche Herausforderung. Da war die Kaffeepause dann sehr willkommen. Ein grosser Wärmebehälter mit
Milchkaffee aus der Klinikküche und zwei Wecken Brot waren
lange Standard. Geredet wurde über alles Mögliche, manche
Patienten sassen auch lieber etwas abseits. Wir beobachteten immer wieder, dass Patienten am Anfang ganz auf ihre
Problematik eingeengt waren. Dementsprechend wenig achtsam war dann auch der Umgang mit den Reben. Wenn es den
Patienten dann besser ging, nahmen sie die Natur und die anderen Menschen wieder mehr wahr. Der Genesungsprozess
wurde so durch ein aktives Alltagsleben sowohl unterstützt
als auch gespiegelt.
Auch ausserhalb des Wingerts richtete sich das Konzept der
Station darauf aus, einen gemeinsamen Alltag zu bewältigen,
zu dem auch das Putzen der ganzen Station, tägliches kochen
des Abendessens und weitere Aktivitäten dazugehörten. So
waren dann doch alle Patienten irgendwie eingebunden und
Teil der Gruppe. In den ersten Jahren halfen wir auch sonst
in der Landwirtschaft mit, beim Heuen, Kirschenpflücken oder
Nüssesammeln. Einmal malten wir sogar den hohen Kreuzgang der Station mit Kalkfarbe. Für das Pflegeteam war der
Alltag mit vielen Aktivitäten ausgefüllt und setzte ein hohes
Engagement voraus. Auf der anderen Seite war es auch angenehm in Bewegung zu sein, aktiv zu sein und gleichzeitig im
Kontakt mit den Patienten. Wenn es einem Patienten nicht so
gut ging, machte man vielleicht eine Zeit lang mit ihm alleine etwas, oder er war einfach dabei und hat zugeschaut. Die
Beziehung zu Patienten war dadurch «normal», man hat sich
geduzt, die Pflegeperson war ein Teil der Gruppe.
Mit der Entwicklung der Station A3C wurde das Therapie­
angebot ausgebaut. Die individuellen Bedürfnisse der Pa­
tienten rückten in den Vordergrund. Der Weinberg war eine
Option und keine Selbstverständlichkeit mehr. Der Alltag der
Pa­tienten war zunehmend geprägt von Einzel- und Gruppengesprächen. Die Krankheit und aktive Bewältigung von Pro­­b­
lemen standen im Zentrum der Behandlung.
In letzter Zeit wurde der Wingert von zwei ehemaligen Pa­
tienten, einzelnen Patienten der Klinik, privaten Helfern und
André Kurmann, Pflegefachmann und «vineyard manager», bewirtschaftet. Für die zwei ehemaligen Patienten Yvonne und
Rolf wurde der Wingert ein wichtiger Teil ihres persönlichen
Genesungsweges. Sie bleiben dem Wingert auch jetzt treu,
nachdem er an Elvira und Robert Schwitter von der Burg verpachtet ist.
Wenn man ehemalige Patienten trifft ist der Wingert oft
noch Thema. Entweder sind sie sehr gerne gegangen oder sie
mussten ihre Widerstände überwinden und haben vielleicht
erst im Nachhinein den Sinn verstanden. Der Wingert hat die
letzten zwanzig Jahre gut überstanden, auch wenn nicht immer alle Arbeiten perfekt erledigt werden konnten. Für uns
war der Abschied zwar wehmütig, aber auch eine Entlastung.
Viele Menschen aus der Klinik haben eine gute Zeit im Wingert gehabt.
Gerda Malojer, André Kurmann, Thomas Lampert, Markus Willi und
weitere Mitglieder der Station A3C, sowie Schüler und Praktikanten
P O RTA ROM A N A
Obwohl die Pflege und Bewirtschaftung des
Wingerts an der Porta Romana künftig nicht mehr
durch Mitarbeitende der Klinik St.Pirminsberg
erfolgt, bleibt der gekelterte Wein erhalten:
Der Portaser wird bei internen und externen
Anlässen durch das Gastronomie-Team der
Klinik ausgeschenkt und kann dort auch direkt
bezogen werden. Das Klosterwappen auf der
Flaschenetikette nimmt dabei Bezug zur langen
historischen Tradition des Weinbergs, der
bereits im Mittelalter durch die Pfäferser
Benediktinermönche bewirtschaftet wurde.
BLAUBURGUNDER
BARRIQUE
16 l 17
Infrastruktur-Dienste
«Stift» sein ist cool
Die Psychiatrie-Dienste Süd bilden in der Klinik St.Pirminsberg in Pfäfers in einer breiten Palette von Lehrberufen aus. Erfahrene und motivierte Ausbildungsverantwortliche je Berufsbild garantieren jungen
Menschen aus der Region eine seriöse und durchdachte Lehrlingsausbildung und damit einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben.
Die Ausbildungen bei uns sind anspruchsvoll, Aktivität und Einsatzbereitschaft
sind gefordert. Auszubildende werden gleich von Anfang an in den Berufsalltag integriert und von erfahrenen Berufsleuten begleitet und ausgebildet. Dabei sind wir uns auch immer bewusst, dass die jungen Berufsleute nun in einer
anderen, für sie neuen Lebensphase stehen.
Die Klinik hat dem Betrieblichen Gesundheitsmanagement und der Nachhaltigkeit eine hohe Priorität gegeben. So verpflichtet die ibex fairstay-Zertifizierung
dieser Grundhaltung Gestalt zu geben und hochwertige Mittags-Verpflegung bereitzustellen. Unsere Caféteria bietet unseren Lernenden täglich eine gesunde
und ausgewogene Ernährung an. Die Menu-Preise sind bereits günstig und mit
einem speziellen zusätzlichen Lernendenrabatt essen unsere Auszubildenden
täglich noch günstiger und bestimmt immer gut.
Eine zweite Umsetzung unserer gelebten Nachhaltigkeit betrifft die Mobilität
unserer jungen Berufsleute. Natürlich ist gerade für Jung-Autolenker der Kick
des Autofahrens cool und im Vergleich zu öffentlichen Verkehrsmitteln auch
günstiger. Bei uns fährt jeder Lernende während seiner «Stifti» im öffentlichen
Verkehr (ÖV) zum halben Preis: Egal ob zum überbetrieblichen Kurs (ÜK), zur Berufsschule oder zur privaten Benützung. Wir übernehmen während der Ausbildung die Kosten seines SBB Halbtax-Abonnements.
Es stimmt: «Stift» sein ist cool - in der Klinik St.Pirminsberg! Weiter sagen und
sich auf www.psych.ch für eine Lehrstelle bewerben. Wir freuen uns auf dich.
Jeder Schritt zählt!
Am 30. September 2013 machten sich über 150 Mitarbeitende der St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd, im
Rahmen einer Aktion des Betrieblichen Gesundheitswesen, auf den virtuellen Weg zum Mount Everest. Die Gesundheitsaktion verlangte zwar weder Pickel noch Seil,
aber doch einiges an Körpereinsatz. In vierzig Tagen
mussten 280‘000 Schritte zurückgelegt werden. Rita Jäger, Pflegefachfrau, hat als Erste den Gipfel erklommen.
Herzliche Gratulation!
Rita Jäger resümiert: «Wenn ich während der Aktion nicht
zwei Wochen Ferien gehabt hätte, wäre ich sicher nicht auf
ganz so viele Schritte gekommen». Am Anfang der Aktion war
für sie die grösste Motivation, ein messbares Ziel vor sich zu
haben und die Herausforderung überhaupt auf den Gipfel zu
kommen. Insbesondere das System sei dann während der Aktion eine grosse Unterstützung gewesen, bildlich zu sehen,
wie gross die bereits zurückgelegte Strecke war und wie viel
noch vor ihr stand. Sicherlich wurde dann auch der Ehrgeiz geweckt, sich auf einer guten Position zu halten.
«Gleich vierzig Tage lang so viele Schritte zurückzulegen benötigte schon viel Disziplin», meint Rita. Mittlerweile sei die
viele Bewegung aber zum Alltag geworden. So musste sie ihre
Laufstrecken ausbauen und legt nun in einer Stunde die grösseren Distanzen zurück als zu Beginn des Projektes. Lift fahren
habe sie schon vorher häufig vermieden, heute verzichtet sie
ganz darauf. Sie fühlt sich fit und hat ihre Gewohnheiten - sicher auch durch die Motivation der Aktion - geändert.
Katja Hobi, Assistentin Leitung Infrastruktur-Dienste
Sandro Ursch, Leiter Zentralstelle Personal
Rita Jäger, Pflegefachfrau Balance-Station Klinik St.Pirminsberg
Pensionärenanlass 2013
Am 18. Oktober 2013 fand bereits der fünfte Pensionärenanlass der St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd
statt. Auf vielfachen Wunsch der Pensionäre wurde am
Standort Pfäfers das im Jahr 2012 renovierte Haus A4
besichtigt.
Vordere Reihe von links: Maria Gort-Koffler,
Marie-Theres Zimmermann, Walter Sulser-Ayers,
Susanne Uehli-Huber, Ida Steinbacher, Cäcilia Rupp,
Anna Eggenberger, Herbert Langhart-Schmutz,
Pius Zimmermann, Christian Bott, Paula Steinbacher,
Ueli Neuhäusler
Noch viele von ihnen hatten dieses Gebäude als ehemaligen
Frauenpavillon mit weit mehr Betten als heute in Erinnerung.
Für sie war die Besichtigung der Entwöhnungs- und Entzugsstation etwas ganz Besonderes, schliesslich konnten sie sich
noch genau erinnern, wie es früher aussah. Die Pflegefachfrauen Catherine Brunner und Denise Künzler führten durch
die beiden Stationen der Suchtabteilung und erklärten die
jeweiligen Behandlungskonzepte. Da sich in den letzten Jahren auch in der Behandlung einiges verändert hatte, gab es
viele Fragen zu beantwortet. Somit war viel interessanter Gesprächsstoff gegeben.
Hintere Reihe von links: Emma Stamm,
Albin Uehli-Huber, Veronika Häfliger, Hanspeter Just-Friberg,
Christian Hagmann, Rosa Sablonier, Josef Wobmann,
Emerita Schlegel-Schneider, Helen Wellenzohn,
Notburga Schaniel-Schwager, Milan Radosevic,
Mika Radosevic, Kathleen Sulser-Ayers,
Margrit Rupp-Kilchmann, Elisabeth Frank-Scheidegger
Das köstliche Mittagessen im Haus Zentrum für Alterspsy­
chiatrie schloss den Vormittag ab. Und auch in diesem Jahr
zeigte sich der Herbst von seiner schönsten Seite und geizte
nicht mit Sonnenstrahlen. So überraschte es nicht, viele zufriedene Gesichter zu sehen.
Katja Hobi, Assistentin Leitung Infrastruktur-Dienste
18 l 19
Aktuell
Die Ombudsstelle - hier werden Differenzen bereinigt
Mit der Einführung des neuen Personalrechts des Kantons
St.Gallen wurde in den St.Gallischen Psychiatrie-Diensten
Süd (PDS) eine eigene externe Ombudsstelle zur Schlichtung
von Streitigkeiten, welche aus dem Arbeitsverhältnis entstehen können, eingerichtet. Weit häufiger als aus dem Arbeitsverhältnis ergeben sich Differenzen und Streitigkeiten während der Arbeitserledigung. Sie haben nichts mit dem Arbeitsverhältnis zu tun sondern liegen oft im zwischenmenschlichen
Bereich und belasten die involvierten Mitarbeitenden schwerer als vermutet. Angst, Scheu oder Scham blockieren den
Weg zu einer konstruktiven Bewältigung der belasteten Situation. Darunter leidet die Qualität des Arbeitsergebnisses und
darüber hinaus die eigene Gesundheit. Die externe Ombudsstelle der PDS ist eine neutrale, niederschwellige Ansprechstelle und dient einer raschen, unkomplizierten Problembewältigung zu. Wir haben Milly Bircher, Leiterin der Ombudsstelle gebeten, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen.
Sandro Ursch, Leiter Zentralstelle Personal
Auf die Perspektive, nicht auf den Standpunkt kommt
es an. Man muss Altes abschliessen um etwas Neues
beginnen zu können.
Als ich meine supervisorische Tätigkeit im Fach­bereich Pflege der Klinik St.Pirminsberg abgeschlossen hatte, fand ich
die Beendigung dieses langjährigen Supervisionsprozesses,
geprägt von den verschiedensten Teamkonstellationen und
Team­entwicklungen absolut angebracht und adäquat. Doch der
Mensch steht sich selbst immer am nächsten, es versteht sich,
dass ich trotz professioneller Haltung auch ein Stück Wehmut
empfand.
Als ich dann im Mai 2012 für die Ombudsstelle gewählt wurde,
freute mich dies sehr. Anhören von Arbeitnehmenden die sich
gemobbt fühlen, mit den Vorgesetzten aus irgendwelchen Gründen nicht mehr klar kommen, mit vorgegebenen Strukturen und
Regeln hadern - so stellte ich mir meine Arbeit vor. Herausforderungen die ich gerne annehme, denen ich aber auch mit Respekt und Achtung begegne.
Ich liebe es, Konflikte zu entflechten. Dabei geht es nicht um
Schadenfreude oder eine voyeuristische Ambition, sondern darum, Energie und Know-how in die Konfliktlösungsprozesse zu
investieren und sich folgender Fakten bewusst zu sein:
•• Wo Menschen miteinander arbeiten entstehen Missverständnisse und Konflikte
•• Konflikte werden häufig verdrängt und vermieden
•• Wir sind so sozialisiert, dass wir nie gelernt haben Konflikte konstruktiv anzugehen
•• Konflikte lösen vielfach Blockaden und Ohnmacht aus
•• Werden Konflikte nicht gelöst, führen sie im Arbeitskontext
oft zu Krankheiten der Konfliktbeteiligten und es kommt je
nach Härtegrad zu Kündigungen
•• Wenn ich gegenüber dem Mitarbeitenden als Mediatorin
und Coach auftrete, dann muss ich ein klares Verhältnis zur
Begrifflichkeit Konflikt haben. Dabei hilft mir der Lösungsorientierte Ansatz und die lösungsorientierten Thesen in
der Praxis sehr
•• Menschen sind nicht, sondern sie verhalten sich kontextabhängig und können ihr Verhalten je nach Situation
verändern
•• Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung
•• Die objektive Wirklichkeit gibt es nicht, sie entsteht im Auge des Betrachters
Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter der PDS die Ombudsstelle kontaktiert, dann tritt sie in der Regel als Opfer, Leidende, Klagende oder sogar als Co-Leitende auf. Mein Auftrag
und mein Ziel ist, die verunsicherte und hilfesuchende Person so
durch den Coaching Prozess zu führen, dass sie sich wieder zur
gestärkten und wieder selbstbewussten Mitarbeiterin macht.
Die veränderte Sichtweise hilft aus der Mobbingfalle herauszukommen. So gab es zum Beispiel Mitarbeitende, die sich gemobbt fühlten, mir all ihre schwierigen Belastungssituationen
schilderten, verschiedene Anläufe zur Konfliktlösung unternommen hatten, sich aber von den Konfliktbeteiligten nicht verstanden oder gar ignoriert fühlten. Zu Recht fühlten sie sich somit
gemobbt und drehten weiter im Hamsterrad. Sobald das Konfliktcoaching aber in die Tiefe ging, gelang es den Beteiligten
sich zu öffnen und zu sehen, dass beispielsweise die Konfliktpartner andere Sichtweisen und andere Drucksituationen hatten, die nicht immer gleich oder manchmal gar nicht auf Anhieb
erkennbar waren. Diese Einsicht half, sich von verschiedenen
Hypothesen und Gerüchten zu lösen. Nur so konnten neue Lösungswege erarbeitet und vereinbart werden.
Mein Fazit ist, dass häufig zu lange gewartet wird, bis die Ombudsstelle angegangen wird. Grundsätzlich ist es sicherlich gut,
wenn zuerst alle Register, sei es von Seiten des Vorgesetzten
oder der Mitarbeitenden gezogen werden. Fruchtet dies aber
nicht, zementieren sich die Konfliktfelder immer mehr, es entstehen Gerüchte und Intrigen, die Stufeneskalation wird höher
und dementsprechend kommt es bereits zu längeren Arbeitsausfällen, zu demotivierten und resignierten Mitarbeitenden
oder gar zu Kündigungen. Kalte Konflikte sind weitaus gefährlicher als heisse.
Ich verstehe meine Aufgabe in der Ombudsstelle auch als Konfliktcoaching, das präventiven Charakter hat. Wie bereits erwähnt, geht es bei meinem Auftrag nicht nur um Verständnis
und das offene Ohr für die Beteiligten, sondern es geht darum,
zu lernen wie die Konflikte angegangen werden können. Ist man
selber im System involviert, sieht man oft nicht mehr über den
Tellerrand hinaus. Meine Aufgabe ist es mitunter, diesen Blickwinkel wieder herzustellen, damit die Energien nicht länger in
die Problemanalyse investiert werden, sondern in das Vorwärtsgehen und in die Bewältigung der alltäglichen Arbeitsanforderungen. Nicht zuletzt geht es aber auch darum, die verlorene
Freude, Humor und Selbstwert wieder zu gewinnen, die durch
die belastenden Situationen verloren gingen.
Milly Bircher, Supervisorin und Coach Master BSO, Mediatorin AFM
Milly Bircher
Reichsgasse 61, 7000 Chur E-Mail: [email protected]
Telefon: 081 253 92 39
20 l 21
Persönlich
Wallfahrt nach Lourdes - mein Reisebericht
Was mich dazu bewegt nach Lourdes zu gehen: Einige
aus meiner Familie gehen schon seit längerer Zeit nach
Lourdes, daher kam ich auch auf die Idee mitzugehen.
Die Erfahrungen die ich gesammelt habe, so viele strahlende Gesichter von Menschen die es nicht immer leicht
haben, und auch die Gemeinschaft mit den anderen Helfern, haben mich motiviert ein weiteres Mal nach Lourdes zu gehen.
Lourdes ist eine Stadt im Südwesten Frankreichs nahe der
spanischen Grenze. Sie ist als Ort der Marienerscheinung einer der weltweit am meisten besuchten Wallfahrtsorte. 1858
soll Bernadette Soubirous nahe der Grotte Massabielle mehrfach Erscheinungen in Form einer weiss gekleideten Frau gehabt haben. Später offenbarte sich nach ihren Worten die Erscheinung als die «unbefleckte Empfängnis». Die Quelle in
der Grotte soll während einer dieser Erscheinungen freigelegt
worden sein. Ihr werden Heilkräfte zugeschrieben und es wurde von vielen Wunderheilungen berichtet.
Dieses Jahr ging ich, vom 12. bis 17. April, zum zweiten Mal
als Helferin nach Lourdes. Bei meiner ersten Reise stellte ich
mir Lourdes viel kleiner vor, aber dieses «Städtchen» hat mehr
als man denkt. Über 400 Hotels, mehr als 5 Millionen Besucher jährlich, denen zur Betreuung 30 Priester, fast 400 Angestellte und 7‘000 ehrenamtliche Mitarbeiter zur Verfügung
stehen. Hinzu kommen noch die über 100’000 freiwilligen
Helfer der verschiedenen Wallfahrtsorganisationen aus der
ganzen Welt, die ihren Urlaub dazu nutzen, die Kranken zu
betreuen. Aus der deutschsprachigen und rätoromanischen
Schweiz waren es rund 1’804 Pilger, dazu kamen 180 Betreuungsgäste (Kranke, Behinderte, Betagte) und 398 Helfer.
Mein Wallfahrtszug, der in Chur startete, beinhaltete einen
Sanitätswagen, Invalidenwagen, Küchenwagen und mehrere
Schlafwagen für Pilger und Helfer. Auf der Hinreise war ich
im Pflegedienst eingeteilt, das bedeutet die Kranken im Sanitätswagen zu betreuen, ihnen beim Essen zu helfen oder sich
einfach nur mit ihnen zu unterhalten. Jeder Betreuungsbedürftige hat seine eigene Geschichte und Erfahrung mit Lourdes.
Die Menschen sprechen meist sehr offen über ihre Gründe,
warum sie nach Lourdes pilgern.
Nach der Ankunft am Morgen in Lourdes hiess es für die Helfer und Pilger die Zimmer in den Hotels zu beziehen. Dann
gab es diverse Infos in allen Bereichen des Accueils, die ausgestattet waren mit einem Abteilungsbüro, Speisesaal und
für die Pflegebedürftigen Zweier- bis Achterzimmer. Für mich
begann die erste Schicht mit Speisesaal einrichten und dekorieren, anschliessend ging es weiter mit dem Mittagsservice.
Am Abend gab es das Nachtessen für die Betreuungsbedürftigen. Bei uns im Speisesaal gab es zwei Gruppen, je eine fürs
Aufdecken und für den Service der Vorspeise und die zweite
Gruppe für den Hauptgang, Dessert und fürs Aufräumen. Zwischen den Dienstzeiten war uns freigestellt, wie wir unsere
Freizeit gestalten.
Am Sonntagmorgen fand die internationale Messfeier statt,
13’000 Leute aus aller Welt nahmen daran teil. Für uns Helfer
hiess das, die Patienten nach dem Frühstück in Rollstühlen
oder Krankenwägeli in die Basilika zu begleiten. Am Abend
fand die Lichterprozession auf dem Rosenkranzplatz statt.
Der Montag begann für mich mit Frühstücksdienst das bedeutete um 5.45 Uhr aufzustehen. Nach dem Frühstück ging es bei
mir mit dem Kreuzweg weiter, den ich mit einer Pilgerin gelaufen bin. Danach folgten wieder Mittags- und Abenddienst.
Da wir uns im Team immer mit dem Morgendienst abwechselten, musste meine Gruppe am Dienstag erst am Mittag auftauchen. Nachmittags fand die Krankensalbung statt, welche
vielfach ein Höhepunkt vieler Pilger ist. Da ein Teil am Mittwoch schon wieder den Heimweg in Angriff nahm, gab es
beim Speisesaalteam am Abend ein gemeinsames Picknick.
Auch ein kurzes Feedback wurde durchgeführt, um Dinge zu
verbessern oder zu korrigieren.
Am Mittwoch hiess es auch für mich Koffer packen. Für die
Betreuungsbedürftigen gab es zum letzten Mal im Speisesaal
Frühstück, danach mussten auch sie ihre Zimmer verlassen.
Das Pflegeteam übernahm die Reinigung der Patientenzimmer. Unser Team musste den Speisesaal reinigen, danach
waren einige von uns für den Patiententransport verantwortlich. Ein weiteres Team musste schon zum Bahnhof gehen und
den Zug einrichten. Gegen 14.30 Uhr ging es dann zurück Richtung Schweiz. Wir konnten auf eine sehr schöne und prägende
Wallfahrt zurückschauen.
Sarah Bislin
Auszubildende im 3. Lehrjahr Klinik St.Pirminsberg
Sarah Bislin
22 l 23
Personelles
Jubilare besuchen die Offizin Parnassia
Am 31. August 2013, ein wunderschöner Samstagmorgen,
trafen sich die Jubilare in der Klinik St.Pirminsberg in
Pfäfers. Zum Kreis der Jubilare gehören Mitarbeitende der St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd mit mindestens fünfundzwanzig Dienstjahren. Als Honorierung
und Wertschätzung treuer Dienstzugehörigkeit lädt die
Geschäftsleitung jährlich die Jubilare und jeweils eine
Begleitung zu einem Ausflug ein.
Nach einer Begrüssung durch Sandro Ursch, Leiter Zentralstelle Personal und Mitglied der Geschäftsleitung,
begab sich die Gruppe von sechzehn Personen unter
der Leitung von Katja Hobi, Assistentin Leitung Infrastruktur-Dienste, welche auch dieses Jahr für die Organisation verantwortlich zeichnete, nach Vättis. Auf dem
Programm stand eine Führung durch die Offizin Parnassia,
eine Perle der Handwerkskunst, eine Werkstatt für bibliophile Drucke und Bücher in handwerklicher Tradition.
Stephan Burkhardt und Hans Ulrich Frey betreiben seit
2001 die Offizin Parnassia. Was als Faszination für alte
Bücher begann, ist in kurzer Zeit zu einer Gesamt-Werkstatt (Offizin) gewachsen, in der in alter Handwerksart
Bleilettern gegossen, mit diesen Buchstaben auf Handpressen gedruckt und Bücher in klassischer Art gebunden werden. Die Offizin besteht aus den vier Abteilungen Giesserei, Handsetzerei, Druckerei und Handbuchbinderei. Betriebe dieser Tradition sucht man weltweit - es existieren noch genau zwanzig.
Nach dem Eintauchen in die Welt und Zeit Gutenbergs
genossen die Jubilare und deren Begleitpersonen ein
vorzügliches Mittagessen im Hotel Tamina in Vättis.
Fünfundzwanzig Jahre und mehr gaben bis in den Nachmittag hinein interessante Gespräche.
Sandro Ursch, Leiter Zentralstelle Personal
24 l 25
Personelles
Dienst-Jubiläen
01. Mai 2013
bis 30. November 2013
Neue Mitarbeitende
01. Mai 2013
bis 31. Oktober 2013
10 Jahre
Ivana Andelic-Sajic
Ivana Brändli
Rita Cantieni-Alig
Monika Filliger
Andreas Graf
Vladica Mandic
Andja Mandic
Claudia Murk-Mayer
Corinna Nigg
Heinrich Pfiffner
Franzisca Schocher
Mai 2013
Daniela Tschann
Lena Forrer
Martin Holderegger
Roland Schädler
Miriam Vetsch
Sabine Gschwend
Zuleja Nuredini
15 Jahre
René Dudle
Michael Gnehm-Eggenberger
Beat Gort-Bonderer
Martha Grünenfelder-Hutter
Katharina Meyer
Jutta Reiter
Sandro Ursch
25 Jahre
Thomas Lampert-Müller
Maria Elvira Lopes Pequito
Juni 2013
Wendelin Grömer
Annemarie Kooreman Fitze
Pascal Bärtsch
Michaela Knecht
Nisha Grünberger
Jeanette Franziska Herzog
Ulrich Thomas Weninger
Juli 2013
Ulrike Birnschein
Janina Bohnes
Petra Wachter
Christoph Lüthi
Ursina Raymann
Lydia Ribeli-Hasler
Maja Stock
Amrei Lässer
Nadine Plüss
Ramona Ammann
Sandra Sele
Angela Bertschinger
Benjamin Scholz
August 2013
Delia Aidoo
Birgit Arzner
Cabdixuhab Cali Xussen
Sabrina Casanova
Marc Disch
Andrina Freuler
Michelle Good
Lea Graf
Remo Janssens
Brigitta Jud
Stefanie Kohler
Antonija Kristo
Wanda Majer
Chiara Müller
Gentiana Nikq
Sandro Pfiffner
David Riederer
Juliane Simon
Julia Schlumpf
Jana Schneeberger
Seraina Tgetgel
Daniel Wachter
Chiara Ziegler
Michaela Gabathuler
Christine Büchler
Mario Weber
Simon Bachmann
Stefanie Donatsch
Tea Stevic
Caroline Bürer
Tobias Nitzsche
Yvonne Stucky
September 2013
Andrea Bender
Regina Floreano
Ines Gassner
Sulejman Zhuniqi
Simon Zarrabi
Cornelia Jäger-Dalbert
Rachel Dena
Lea Kehrein
Ramona Peter
Valentin Gienal
Angela Marjanovic
Oktober 2013
Rita-Carolina Klotz
Edna Omic
Andres Rohner
Katarzyna Szajek
Laghima Wahlen
Cyril Iselin
Hochzeiten
Patricia und Pascal Mocaër, 03.05.2013
Ivana und Yvan Brändli, 07.06.2013
Ursula und Kai Bornkamp, 16.08.2013
Ulrike und Martin Schleicher, 17.08.2013
Stefanie und Rami Zabaneh, 26.08.2013
Deborah und Remo Reber, 13.09.2013
Geburten
Diana und Stefan Amann-Griengl, Elias, 15.05.2013
Sabine und Michael Tschenett, Nino, 31.05.2013
Koya und Pavel Ptyushkin, Maya, 22.07.2013
Susanne und Thomas Mathis, Sophia Theresia, 29.07.2013
Ivana und Yvan Brändli, Levi, 30.07.2013
Nora und Sebastian Schmid, Rosa Marlena, 14.08.2013
Riccarda und Bernhard Costa Kohler, Gianna Maria, 23.08.2013
Karoline und Felix Kranzl-Heinzle, Johannes, 04.09.2013
Prüfungserfolge
Psychiatrie-Zentrum Rheintal
Petra Lanthaler, Eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutin, Juni 2013*
Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland
Stefan Griengl, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH, Juni 2013
Zabaneh Rami, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH, Juni 2013
Christoph Nigg, Bachelor in Betriebsökonomie, HTW Chur, September 2013
Gisela Maria Binder, MSc ZFH in Angewandter Psychologie, ZHAW Winterthur, September 2013
Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet
Kathrina Bächtle, Fachtherapeutin für Kognitives Training, Mai 2013
Klinik St.Pirminsberg
Monique Burnens, Fachpsychologin für Psychotherapie FSP, Mai 2013*
Christine Pfiffner, Sachbearbeiterin Sozialversicherung, edupool.ch/KV Schweiz/SVS, Mai 2013
Bernadette Beerli-Villiger, Sozialpädagogin FH, August 2013
Annemarie Kooreman Fitze, Psychologin Msc ZFH, September 2013
Mikko Kamm, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH, Oktober 2013
Zentralstellen
Viola Krucker Sabta, MAS in Communication Management and Leadership ZFH, Juli 2013
* Seit 01. April 2013: Geschütze Berufsbezeichnung und eidgenössisch anerkannte Weiterbildungstitel für psychologische Berufe.
Weitere Informationen: www.psychologie.ch und www.bag.admin.ch
26 l 27
Schlusspunkt
Agenda
29.01.2014
26.02.2014
18.03.2014
26.03.2014
30.04.2014
04.02.2014
11.02.2014
25.03.2014
01.04.2014
Psychiatrie-Zentrum Rheintal
Forum für Angehörige, Heerbrugg
Forum für Angehörige, Heerbrugg
Dienstagsreferat: Mutter werden Belastung oder Segen, Heerbrugg
Forum für Angehörige, Heerbrugg
Forum für Angehörige, Heerbrugg
Psychiatrie-Zentrum Werdenberg-Sarganserland
Dienstagsreferat: Angststörungen Wenn Angst zur Krankheit wird, Trübbach
Vorstellung Therapieprojekt und Vernissage, Trübbach
Dienstagsreferat: Psychosomatik Wenn die Seele auf den Magen schlägt, Maienfeld
Dienstagsreferat: Depression, Trübbach
Psychiatrie-Zentrum Linthgebiet
11.03.2014Dienstagsreferat: Dem Alzheimer davonlaufen Gesundheitstipps für Menschen über 50 Jahre
27.03.2014
Fachsymposium, Rapperswil
Glückwünsche zum 150-jährigen Jubiläum!
Zwischen den beiden Institutionen Ärzteverein WerdenbergSarganserland und den Psychiatrie-Diensten Süd gibt es bei
näherem Betrachten einige Parallelen: Regionale Verankerung, Grundversorgung der Bevölkerung, fachliche Entwicklung und kontinuierliches Wachstum, Anspruch an eine zeitgemässe Versorgung auf hohem Niveau, sogar der Zeitpunkt
der Gründung der beiden Institutionen liegt nahe beieinander.
War die Haltung unserer Zusammenarbeit anfangs eher durch
ein Nebeneinander geprägt, entwickelt sie sich in den letzten
Jahren immer stärker zu einem Miteinander - dies zum Wohle der Patienten.
01.12.2013
16.05.2014
Klinik St.Pirminsberg
Weihnachtsmarkt, Pfäfers
Köche kochen Culinarium, Pfäfers
Unsere Wertschätzung und ein herzlicher Dank gebührt dem
Engagement des Vereins und seinen Mitgliedern, die in der
ärztlichen Grund- und Notfallversorgung und im Bereich der
wissenschaftlichen Fortbildung in der Region Grosses leisten.
Die bestehenden partnerschaftlichen Verbindungen zum Ärzteverein Werdenberg-Sarganserland möchten wir auch in Zukunft pflegen und Vernetzung kontinuierlich vertiefen.
Wir gratulieren dem Ärzteverein Werdenberg-Sarganserland
herzlich zum 150-jährigen Bestehen.
Christoph Eicher, CEO
SC2013111501
Impressum Herausgeberin: St.Gallische Psychiatrie-Dienste Süd, Klosterweg,
7312 Pfäfers; Redaktion: Viola Krucker Sabta; Mitarbeit: Nicola De Carlo; Texte:
Mitarbeitende der St.Gallischen Psychiatrie-Dienste Süd und Gastautoren; Titelbild:
Karin Heeb-Maier, Leiterin Klinikadministration St.Pirminsberg, Pfäfers; Foto:
Daniel Ammann, St.Gallen; Gestaltung: Adicto GmbH, St.Gallen; Druck: Druckwerk,
Au/SG; Auflage 1’500 Exemplare; Nächste Ausgabe: April 2014
PDS-20-04-001
Gemeinsam gelingt es, den künftigen Anforderungen an ein
modernes Gesundheitswesen zu erfüllen, die sich aus gesellschaftspolitischen Entwicklungen und aus der Tatsache ergeben, dass der Patient zunehmend unabhängiger ist und seine
Bedürfnisse an Komplexität zunehmen.