SILOG News

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SILOG News
Ausgabe 01/2008
SILOG News
Automation für Post-, Kurier-, Express- und Paket-Service
Postal Automation
Inhalt
03 Komplexe Modernisierung
Peter Umundum von der
Österreichischen Post
managte drei Projekte
04 Beliebte Postboten
Täglich im Einsatz –
auch als Helfer in der Not
Pilotanlage für die Deutsche Post
Kleinste Anlage am Markt
für den fliegenden Wechsel
Die Deutsche Post AG sortiert ihre Post in 82 modernen Briefzentren und zwei
internationalen Postzentren. Jetzt sollen die Standard- und Kompaktbriefanlagen
(SKBf) „zusammenrücken“, um Platz für weitere Automatisierungslösungen zu
schaffen. Der von Siemens konzipierte Pilot einer Standard- und KompaktbriefSortieranlage für die Deutsche Post schlägt mehrere Fliegen mit einer Klappe:
Die Maschine ist kompakter, wirtschaftlicher und ergonomischer als die
bisherige. Sie spart nicht allein Wartungszeiten sondern auch Energie­ressourcen und lässt sich in Windeseile – im laufenden Betrieb – einbauen.
Bereits heute ist die Deutsche Post AG
(DPAG) mit ihren 84 Briefzentren, die in
den 90er Jahren konzipiert und mit der
modernsten Technik ausgerüstet wurden,
gut aufgestellt. Nun will sie die
DPAG einer „Frischzellenkur“
unterziehen.
07 Immer verfügbar
Lese- und Codierressourcen
im ORCA-Cluster verhindern
Ausfälle
Die Standard- und Kompaktbriefsortieranlage
ist nur 30 Meter lang
„Inzwischen stehen weiterentwickelte
Technologien und Betriebskonzepte zur
Verfügung, die eine Optimierung der bisherigen Organisation und der Wirtschaftlichkeit versprechen“, erläutert Elke Robel,
Projektmanagerin des SKBf-Projekts der
DPAG. Zukünftig sollen die Briefsortieranlagen nicht mehr nur die
Grobsortierung
und die Sortierung auf die
Zustellbezirke vornehmen, sondern auch die Sortierung auf die Route
(Gang­folge) des Briefträgers ermöglichen.
Nicht zuletzt wegen des weltweiten Klimaschutzprogramms der Deutschen Post
wird auch ein geringerer Energieverbrauch
der Anlage gewünscht. Und last but not
least sollte die neue Anlage ein noch sendungsschonenderes Verfahren beim Transport des Postguts anwenden.
Herausgekommen ist „die kleinste am
Markt verfügbare Anlage, die bei 128
Fächern nur 30 Meter kurz ist“, so
Thomas Schöllhorn, Vertriebsmanager
>>
Newsletter SILOG News 1
Editorial
Erwin Lenhardt, Leiter Vertrieb
Lieber Leser,
die Welt bewegt sich. Immer mehr
Menschen sind mobil – in Zügen,
Bussen, Flugzeugen oder Autos. Genauso spannt sich ein Güternetz –
Konsumwaren, Investitionsgüter
oder Zulieferteile – um den Globus.
Mitten drin die Post. Sie wandert
auch noch in die letzte Verästelung
des weltumspannenden Netzwerks.
Transport und Logistik gelten derzeit als die wichtigsten Infrastrukturaufgaben der Länder und Städte.
Siemens spielt an vielen Stellen eine
maßgebliche Rolle. Eine Reaktion
auf den Trend ist die Zusammenfassung der verschiedenen Geschäftseinheiten in der neuen Division „Mobility“ (S. 6). Bei der Postdistribution
handelt es sich um einen logistischen Prozess wie er im Lehrbuch
steht. Besonders in den Postzentren, wo die Prozesse der Lese-, Codier- und Sortierfunktionen ineinander greifen, lässt sich der integrierte
Transportfluss studieren. Weil die
Posttechnologie wieder einen
Sprung nach vorne gemacht hat,
will z. B. die Deutsche Post AG ihre
Postzentren einer „Frischzellenkur“
unterziehen (S.1). Wenn dann auch
noch innovative Konzepte wie die
neue Lesepool-Architektur ORCA
(S.7) dafür sorgen, dass die Maschinen noch effizienter werden, ist die
logistische Kette auch an diesem
Punkt abgesichert – eine Voraussetzung dafür, dass alles in Bewegung
bleibt. Ihnen viel Spaß beim Lesen
der neuen SILOG News.
Ihr
Erwin Lenhardt
2 Newsletter SILOG News
>>
Fortsetzung: Kleinste Anlage am Markt für den fliegenden Wechsel
bei S
­ iemens. Basis dafür bildet die Siemens Compact Platform Letter 3000, kurz
CPL 3000 genannt. Sie beinhaltet zwei
technische Raffinessen: Für den optimierten Briefdurch­lauf kommen an bestimmten Stellen Kanalweichen zum Einsatz. Zusammen mit der Siemens
Lückenkontrolle und -korrektur werden dadurch die hohen operativen Leistungswerte erreicht. Die Lückenkorrektureinheit
optimiert die Abstände zwischen den Sendungen abhängig von der Position des
Zielfachs. Die Sendung wird beschleunigt
oder abgebremst und lässt sich anschließend optimal in das Zielfach lenken. Der
große Vorteil: eine geringere Anzahl von
Brieflaufstörungen, weniger Beschädigung
und reduzierte Stillstandszeiten der Maschine.
Anlagensteuerung und die Bedienober­
fläche der gängigen Siemens Struktur entsprechen, hält sich bei der neuen Anlage
auch der Schulungsaufwand in Grenzen.
Abläufe eng verzahnt
Diese Eigenschaften des kompakten Briefsortierers fielen bei der Deutschen Post
auf fruchtbaren Boden. Dietmar Doll, technischer Leiter des DPAG-Projekts erläutert:
„Unser Augenmerk liegt auf Technologien,
die für eine gesteigerte Performance sorgen, also eine erhöhte Durchsatz- und Leserate, hohe Verfügbarkeit sowie eine niedere Zerstörungsrate bewirken.“ Siemens
erhielt deshalb den Auftrag, einen Piloten
zu starten. Dieser wird derzeit im Siemens
Werk in Konstanz gefertigt und nach er-
Kanalweichen optimieren in der Standard- und Kompaktbriefsortieranlage den Brieflauf
Des weiteren sorgt ein „Pusher-Finger“, mit
dem jedes Stapelfach ausgestattet ist, für
eine schonende Briefbehandlung. Die
„Finger“-Technik drückt die eingestapelte
Sendung vom Transportriemen weg und
verhindert so den Gurtabrieb auf dem
Brief. So wird die Beschädigungsrate minimiert. Auch die Ergonomie stimmt: Der
2-Level Sorter glänzt nicht nur durch sein
preisgekröntes Design, sondern wurde unter der Vorgabe entwickelt, die neuesten
ergonomischen Erkenntnisse zu verwirklichen. Die von Siemens konzipierte
Mensch-Maschine-Schnittstelle, die am
Ende des Sortierprozesses notwendig
wird, wenn die sortierten Briefe aus der
Anlage genommen werden, macht die manuelle Arbeit zu einem Kinderspiel. Da die
folgreichem Werkstest im Juni in einem
Briefzentrum der Deutschen Post aufgebaut.
Statt bisher mit Grobsortier- und Feinsortiermaschinen zu arbeiten, sollen zukünftig in den Briefzentren die neuen Anlagen arbeiten. Sie werden die gleiche Zahl
an Standard- und Kompaktbriefen in noch
kürzerer Zeit bewältigen und zusätzlich
auch noch die Gangfolgesortierung abwickeln können. Der Ersatz von heute zwei
Maschinentypen durch einen einzigen
Maschinentyp macht eine engere Verzahnung der Logistik- und Sortierprozesse
möglich. Bestimmte Logistikschritte werden sogar überflüssig. Die durch die hö-
>>
weiter auf Seite 8
Peter Umundum zur Modernisierung der Österreichischen Post
Note Eins für ein erfolgreiches
Projektmanagement
2007 schloss die Österreichische Post ihr Modernisierungsprogramm der Briefverteilzentren ab. Aus strategischen und wirtschaftlichen Gründen wurde das technische Update in Tirol und Graz gleichzeitig durchgeführt – eine Herausforderung
für das Projektmanagement. Der Leiter der Division Brief der Österreichischen
Post, Peter Umundum, spricht über die Knackpunkte und Erfolgsfaktoren des umfangreichen Modernisierungsprojekts.
SILOG News: Was war in Ihrem Moderni­
sierungsprojekt das Schwierigste?
SILOG News: Auf was ist beim Projekt­
management zu achten?
Peter Umundum: Das Herausforderndste
waren der Zeitfaktor und die Komplexität.
Wir waren gezwungen, drei voneinander
abhängige Projekte gleichzeitig innerhalb
eines sehr engen Zeitrahmens abzuwickeln. Da der laufende Betrieb möglichst
wenig in Mitleidenschaft gezogen werden durfte, war der Termin des Projektabschlusses gesetzt: Nur in den Sommermonaten hat das Postvolumen in Österreich
eine Größenordnung, die es erlaubt,
mehrere aufeinander abgestimmte Anlagen aus der Installations- und Testphase
in den Vollbetrieb zu überführen. Die
Komplexität, die sich daraus ergab, war
­enorm. Es ging dabei nicht nur um die
Logistik und den Transport, sondern auch
um die technologische Abstimmung, um
Schnittstellen und vieles mehr.
Peter Umundum: Einem Großprojekt dieser Art gilt es von Anfang an, die notwendige Aufmerksamkeit zu widmen und es
richtig aufzusetzen. Zwischen den Projektteams, den Arbeitsgruppen sowie den
­Siemens Teams kam es zu einer engen
Verzahnung, die z. B. durch regelmäßige
Projektmeetings, gestützt wurde. Ein relevanter Punkt ist auch eine saubere und
exakte Dokumentation: Wer erledigt was
bis wann. Und das Wichtigste: Die Menschen, die ein solches Projekt steuern.
Wir hatten ein super Team unter der
Leitung von Martin Skerbinz und dem
Siemens Projektleiter Reiner Strohmayer.
vier Siemens Module rund fünf Zentimeter im Wasser standen, war das Projekt in
einer sehr kritischen Phase. Ob die Maschinen beschädigt waren, konnte nicht
per Augenschein entschieden werden. So
mussten alle vier Module zurück nach
Konstanz transportiert und auf Funktionsfähigkeit getestet werden. Ein zeitaufwändiges Unterfangen, das natürlich
auch Fragen nach den Kosten aufwarf.
Doch die erste Frage bei S
­ iemens waren
nicht die Kosten, sondern der Zeitplan.
Siemens handelte rasch und unbürokratisch, um möglichst wenig Zeit zu verlieren. Erst danach wurde erörtert, wer welche Kosten trug. So schafften wir es,
ohne Verspätung das Projekt mit den anderen synchron laufen zu lassen.
SILOG News: Welche Erfolgsfaktoren
sind entscheidend?
SILOG News: Warum haben Sie sich für
den Projektpartner Siemens entschieden?
Peter Umundum: Entscheidend ist die
Unterstützung durch das Topmanagement. Hinter uns stand der Bereichsvorstand der Österreichi­schen Post, der die
notwendigen Ressourcen freigab und
schnell Entscheidungen traf. Eine bedeutende Rolle hatten die Projektteams.
Darin arbeiteten Praktiker, Technologieund Post-Experten – sowohl von
­Siemens als auch von der Österreichi­
schen Post – mit langjährigen Erfahrungen zusammen. Darüber hinaus ging
es darum, die drei Projekte richtig zu
takten, damit am Ende alles zusammenlief und funktionierte.
Peter Umundum: Siemens kennt die Prozesse in unserem Haus sehr gut und auch
die Fragen und die Herausforderungen,
die an uns gestellt werden. Die große Erfahrung der Siemens Berater sorgt dafür,
dass sie sich schnell in ein neues Problem
einarbeiten können. Denn eines ist klar:
Probleme tauchen in jedem Projekt auf.
Wichtig ist, sie schnell lösen zu können.
Bereits 2006 erweiterte die Österreichische Post in Graz eine Feinverteilanlage um zusätzliche Fächer und adaptierte
die Fördertechnik. Bei der Standortübersiedlung von Innsbruck nach Hall nahm
sie am neuen Standort zwei 2-Level Sorter in Betrieb. Im August 2007 startete
das Briefzentrum Tirol seinen Vollbetrieb. Gleichzeitig wurde in Graz ein Maschinenpaar, die Integrierte Lese- und
Videocodiermaschine ILV und die Fein­
verteil­maschine FVM aus dem Jahr 1995
durch eine Anlage der neuesten Generation ersetzt. Drei Projektteams (Umstellung und Neuerung im „Paketbereich“,
„Briefzentrum Hall“ und „Briefzentrum
Graz“), in denen Siemens Experten und
Postfachleute zusammenarbeiteten,
stemmten das Großprojekt.
SILOG News: In brenzligen Situationen
zeigt sich, wie gut die Zusammenarbeit
Kunde – Dienstleister funktioniert…
Peter Umundum: Ja, als z. B. in Hall
plötzlich Wasser in die Halle drang und
SILOG News: Welche Note hat das
­Siemens Projektmanagement verdient?
Peter Umundum: Da wir unsere ehrgeizigen Zielsetzungen in allen Punkten erreicht haben, verdient Siemens die Note
„sehr gut“. Wir konnten die geplanten Kosten sogar geringfügig unterschreiten.
Realisiert haben wir auch die geplanten
Einsparungen und damit ist gewährleistet, dass sich das Modernisierungsprojekt in kürzester Zeit rechnen wird.
Newsletter SILOG News 3
Rund 80.000 Briefträger verteilen in Deutschland die Post
Postboten – immer zur Stelle
Quelle: Deutsche Post AG
In einer spektakulären Aktion bescheinigten die Bundesbürger
Deutschlands den Postboten hohes Vertrauen.
Auf dem Land sind die gelben Boten der Deutschen Post besonders beliebt
Ärzte, Pfarrer und Hochschulprofessoren
sind die angesehensten Berufe in
Deutschland. Das fand das Allensbacher
Institut für Demoskopie in Deutschland
Anfang 2008 bei einer Umfrage heraus.
Die Spitzenplätze auf der Berufsprestige-
Skala sind schon seit Jahren unverändert.
Schade, dass eine große Gruppe bei der
Umfrage nicht zur Wahl stand: die Postboten. Es wäre leicht möglich, dass die
Beliebtheitsskala in diesem Fall anders
aussähe. Das lässt die Aktion der Deutschen Post „Ihre Stimme für Ihren Postboten“ vermuten, bei der im Sommer 2007
mehr als 3,2 Millionen Bundesbürger mitmachten. Mit der Befragung von 34 Millionen Haushalten suchte die Post im Vorfeld der Privatisierung die „1.000
Briefträger des Jahres“.
Fünf Kilometer
zu Fuß täglich
Postbote Dieter Faulhaber befreite Mutter und
Kind aus ihrem Heizungskeller
4 Newsletter SILOG News
Bei jedem Wind und Wetter sind über
80.000 gelbe Boten in 54.200 Zustell­
bezirken bis in den letzten Winkel
Deutschlands unterwegs. Pro Tag bringen
sie rund 71 Millionen Briefe in 43 Millionen Haushalte. Leicht ist ihre Arbeit
nicht: Eine volle Posttasche wiegt rund
30 Kilogramm, bis zu 1.500 Briefe trägt
ein Bote am Tag aus. Zu Fuß legt er rund
fünf Kilometer zurück und verschleißt
dabei gut zwei Paar Schuhe im Jahr.
Ein Fahrrad-Postbote schleppt sogar
137 Kilogramm täglich, das Gewicht
entspricht etwa 14 Wasserkästen.
Postbote als Befreier
In Tauberbischofsheim, einer mittelalterlichen Stadt im nördlichen Baden-Würt­
temberg, hörte Paketzusteller Dieter Faulhaber an einem Wohnhaus Rufe aus dem
Lichtschacht neben der Haustür. Er ging
der Sache nach und fand heraus, dass die
Hausherrin und ihre drei Monate alte
Tochter im Heizungskeller eingeschlossen
waren. Ihr kleiner Sohn hatte die schwere
Stahltür zugeschlagen. Aus eigener Kraft
war kein Herauskommen möglich. Postbote Faulhaber brachte den Sohn Samuel
dazu, die Haustür zu öffnen und konnte
so Mutter und Kinder aus der misslichen
Lage befreien.
Flugreise gerettet
Das genaue Gegenteil von Bürokratie
zeigt der folgende Fall aus Münster in
Westfalen. Jürgen Hemesath von der
Deutschen Post fischt dort mitten in der
Nacht Flugtickets und Reisepässe aus
einem gelben Briefkasten heraus, die
eine Frau versehentlich mit einem Stapel
gestartet und mit einem Zweitschlüssel
gegen 23 Uhr der betreffende Briefkasten
geöffnet. „Es war ein Glück, dass Tickets
und Reisepässe nicht im Kuvert steckten.
So konnte ich unbürokratisch helfen,
ohne das Briefgeheimnis zu verletzen“,
erklärt Postmann Hemesath, „sonst wäre
ich dazu nicht befugt gewesen.“
7.000 Postboten kamen
nach Mitternacht
Kein Notfall, dennoch ziemlich dringend,
war die Postaktion, die in der Nacht vom
26. auf 27. Oktober 2007 ablief.
150.000 Harry-Potter-Fans bekamen damals kurz nach Mitternacht den begehrten letzten Band „Harry Potter und
die Heiligtümer des Todes“ nach Hause
zugestellt. Rund 7.000 Postboten waren
bei dieser spektakulären Aktion im Einsatz, die die Deutsche Post zusammen
mit dem Versandbuchhandel Weltbild organisiert hatte.
Die Nachtzustellung für eine Harry-PotterNeuerscheinung erfolgte bereits zum
dritten Mal. Der 736 Seiten dicke Wälzer
wurde portofrei bis an die Haustür geliefert – von List auf Sylt bis Oberstdorf, von
Selfkant im Westen bis Görlitz im Osten.
Quelle: Deutsche Post AG
Die Bundesbürger Deutschlands wissen
den Einsatz der Postler zu schätzen. 87
Prozent haben das Gefühl, den Briefträgern voll und ganz vertrauen zu können
– so das Ergebnis einer repräsentativen
Umfrage von Forsa, einem führenden
Marktforschungsinstitut in Deutschland.
Zwischen Teenagern und Senioren bestehen in diesem Punkt nur geringe Meinungsunterschiede. Eine ähnlich hohe
Akzeptanz in der Bevölkerung kann kaum
eine andere Berufsgruppe vorweisen.
Selbst Richter und Priester schnitten bei
vergleichbaren Erhebungen nicht annähernd so gut ab.
In entlegenen, dünn besiedelten Gebieten ist die Beziehung zwischen Bewohnern und ihren Postboten besonders eng.
So beteiligten sich in Hemmoor – einem
Städtchen im Norden Deutschlands mit
rund 8.000 Einwohnern – 97,1 Prozent
der Haushalte an der Postaktion.
Dabei zeigt sich auch, dass Briefe als
Kommunikationsmittel für Menschen
sie schon mal in Notfällen – wie die folgenden Beispiele zeigen.
Jürgen Hemesath (li.) öffnete mitten in der Nacht den Postkasten
aller Altersgruppen nach wie vor zum
Alltag gehören – und damit auch der
Kontakt zu den Frauen und Männern in
Gelb-Blau.
Warum Postboten bei der Bevölkerung so
beliebt sind, ist schnell erklärt: Sie überbringen gute wie schlechte Nachrichten,
sind täglich präsent und damit ein fester,
für viele Menschen oft persönlich bekannter Gesprächspartner. Auch helfen
Pünktlich um Mitternacht stellten 7.000 Postboten Harry Potter zu
Briefe eingeworfen hatte. Der Flug war
auf den folgenden Morgen gebucht, die
nächste Briefkastenleerung erst gegen
Mittag. Ein echter Notfall also. Gegen 20
Uhr abends ging bei Post-Transportaufsicht-Mitarbeiter Hemesath ein Anruf von
der Feuerwehr ein. Dort war der Notruf
des Postkunden gelandet, über private
Kontakte gelangte er zu ihm. Sogleich
wurde die ungewöhnliche Hilfsaktion
Kein Wunder also, dass Postbotinnen
und Postboten in vielen Ländern so
beliebt sind.
Dr. Manfred Buchner, Journalist in Berlin
Newsletter SILOG News 5
Siemens neu strukturiert
Mobility Division – zuständig
für alles, was sich bewegt
Der Siemens Konzern hat sich neu strukturiert: Industry, Energy und Healthcare
heißen jetzt die drei Hauptsäulen. Einen vierten Pfeiler bilden die „Sektorübergreifenden Aktivitäten“. Zum Industry Sektor, der mehr als die Hälfte des weltweiten Umsatzes von Siemens generiert, gehört die Division Mobility. Hier ist auch die Business
Unit Infrastructure Logistics mit Postal Automation und Airport Logistics beheimatet.
Intercity &
High Speed
Transport
Airport
Solutions
Metropolitan
& City Security
Integrated Traffic Management
Postal
Automation
Fleet Management
Urban Transport
Parking Management
City Tolling
Commuter & Regional Transport
Freight Transport &
Cargo Management
Siemens Mobility Division: vom Cargo Management bis zur Postal Automation
Seit Januar 2008 gibt es sie: die Division
Mobility. Sie ist eine Antwort auf die Mobilitäts-Anforderungen einer globalisierten Welt. So haben umfassende Studien
ergeben, dass der Mobilitätsbedarf weltweit weiter ansteigen wird. Im Personenverkehr wird bis 2030 mit einer jährlichen
Zunahme von 1,6 Prozent gerechnet,
beim Güterverkehr mit 2,5 Prozent.
Auch die zukünftig stark veränderten
Marktstrukturen, die z.B. dazu führen, dass
aus nationalen Bahnbetreibern global agierende Mobilitäts- und Logistikdienstleister
entstehen, erfordern intelligente und integrierte Lösungen. Deshalb bündelt Siemens
in seiner neuen Division alle Kompetenzen,
die es ermöglichen, die verschiedenen Verkehrssysteme miteinander zu vernetzen
und Personen sowie Güter effizient, sicher
und umweltverträglich zu transportieren:
von den Betriebsführungssystemen für
Bahn- und Straßenverkehrstechnik, der
Bahnstromversorgung sowie Schienenfahr6 Newsletter SILOG News
zeugen für den Nah-, Regional- und Fernverkehr bis hin zur Flughafenlogistik und
Postautomatisierung (siehe Grafik oben).
Division
Mobility
Die neue Division wird von fünf Business
Units getragen (siehe Grafik unten).
Die größte Unit bildet Rolling Stock mit
den Einheiten Locomotives, Trains, Mass
Transit, Integrated Services, Boogies und
Elin Traction.
Die Unit Infrastructure Networks setzt
sich aus Electrification und Rail Automation zusammen. Die Unit Traffic Solution
wurde neu in Mobility eingegliedert.
Ebenfalls eine eigenständige Business
Unit bildet Turnkey Systems. Die Business Unit Infrastructure Logistics (IL)
kommt aus dem Bereich Industrial Solutions & Services: In IL wurden Postal
­Automation und Airport Logistics zusammengefasst (wie in der SILOG 3/07 berichtet). IL ist als Komplett­anbieter mit
globaler Reichweite von Produkten, Lösungen und Services Marktführer im Bereich der Post- und Flug­hafen­logistik. Sie
legt mit innovativen Sortiermaschinen
für Briefe und Pakete sowie Adresserkennung und Kodierungslösungen die Basis
für Briefzentren einer neuen Generation.
Der fundierte Erfahrungsschatz im Bereich Baggage Handling Systems und Air
Cargo Handling, der aus mehr als 300
Flughafenprojekten in aller Welt resultiert, kommt jedem Unternehmen zu
Gute, das integrierte Logistiklösungen
anstrebt.
Rolling Stock
Infrastructure Networks
Turnkey Systems
Postal Automation
Infrastructure Logistics
Airport Logistics
Traffic Solutions
ORCA: Alle Lese- und Codierressourcen in einem Pool
Ein neues Zeitalter der Post­automatisierung beginnt
Die neue Open Reading Coding Architecture (ORCA) von Siemens Infrastructure Logistics bündelt Lese- und Codier-Ressourcen für alle Maschinen eines Sortierzentrums in
gemeinsamen Rechnerpools und erhöht dadurch die Systemverfügbarkeit erheblich.
Der Schichtführer Franz K. sitzt in der
Kantine beim Mittagessen. Sein PDA
summt und zeigt eine Störung an. „Hoffentlich ist es keine ernsthafte Störung“,
denkt Franz K. Aber dann sieht er, dass
„nur“ ein Rechner im Leserpool ein Problem hat. Franz K. schneidet sich ohne
Hast ein weiteres Stück von seinem Braten ab. Früher wäre der Schichtführer sofort aufgesprungen und zur Sortiermaschine geeilt. Fiel nämlich irgendwann
einmal ein OCR-Rechner aus, blieb
zwangsläufig auch die betreffende Maschine stehen. Im Zeitalter von ORCA
weiß Franz K., dass andere Rechner im
Pool die Aufgabe des ausgefallenen Systems bereits übernommen haben. Das
aufgetretene Problem kann später in
Ruhe behoben werden. Beruhigt steckt
Franz K. seinen mobilen Computer wieder
ein und genießt vollends sein Mittagsmenue, bevor er sich wieder auf den Weg zu
seinen Systemen macht.
Durch die Vernetzung einzelner Rechner
in Cluster und spezielle Failover-Mechanismen für alle zentralen Komponenten
(z. B. für den Workflow) bietet die neue
Plattform eine hohe Ausfallsicherheit.
Peter Schindler, Product Lifecycle Manager
bei Siemens Postal Automation in Konstanz, erklärt: „Wenn in einer ORCA-Lösung
ein Rechenknoten ausfällt, übernehmen
sofort andere Rechner im Cluster seine
Funktion und der Prozess unterbricht
nicht.“ Sobald das Problem gelöst ist, wird
die ausgefallene Komponente wieder automatisch eingebunden. Darüber hinaus
sorgt eine Datenbank zusammen mit
einem Storage Area Network, das die Daten sicher abspeichert, für Hochverfügbarkeit der neuen Lese- und Codier-Lösung.
Die neue Funktionalität spricht für sich:
So können durch das Ausgleichen der
Auslastungsspitzen einzelner Maschinen
und optimaler Skalierung des Leserpools
Kosten gesenkt werden. Das reibungslose
Ohne Unterbrechung landen die Sendungen am Schluss des Sortierprozesses in ihren Fächern
Zu verdanken ist das der neuen Systemplattform von Siemens mit dem Namen
ORCA. Sie ermöglicht es heute nicht nur,
Video-Codier-Pools zu bilden, sondern
auch alle Reading-Ressourcen an einem
Standort in einem Pool zusammenzufassen. Im Zusammenspiel mit der vielseitigen Werkzeugbox ARTread™ für alle Arten von Erkennungsaufgaben ist ORCA
der Nachfolger der erfolgreichen Produktplattformen RC800, RC900 und RC1000.
Integrieren vorhandener Maschinen
durch offene Schnittstellen – inklusive
Fremdsystemen – schützt zudem Investitionen. Auch kleine Briefzentren kommen
nicht zu kurz: Mithilfe von zentralisierten
Fern-Lese- und Codier-Pools können sie
die Erkennungsfunktionalität in der Ferne
nutzen. „Ein weiterer Vorteil der neuen
Systemplattform ergibt sich aus dem von
Siemens angewandten Design-Prinzip
‚Add Computing Power on demand’, be-
Der zentrale Bildschirm gibt einen Gesamtblick
auf alle Lese- und Codierressourcen
tont Peter Schindler. So können Leistung
und Funktionalität bestehender Systeme
unkompliziert und einheitlich erweitert
werden, was wiederum kürzere Innovationszyklen ermöglicht.
Müheloses Überwachen
und Steuern
Die neue web-basierte Bedienoberfläche
erlaubt auch ein müheloses Überwachen und Steuern von ORCA. Die einzelnen Systeme werden einheitlich auf einer Oberfläche abgebildet, auf die sehr
flexibel, auch von anderen Standorten,
per Browser zugegriffen werden kann.
Das verringert den Installations- und
Wartungsaufwand enorm. Auch für die
Informierung des Schichtführers über
seinen PDA gibt es spezielle Ansichten.
Die ORCA-Systeme vor Ort lassen sich
mit Hilfe der Bild- und Ergebnis-Weiterleitungsfunktion zu einem landesweiten
Postbearbeitungssystem verbinden. Dadurch können individuell für jeden Kunden optimierte, vernetzte Lese- und Codierlösungen umgesetzt werden. Bei
dem Projekt REMA (Reengineering Mailprocessing) der Schweizerischen Post
wird ORCA bereits erfolgreich und störungsfrei in mehreren Standorten eingesetzt. Sehr zufrieden stellt Harald Mebold, Leiter des Geschäftszweiges
Reading Coding bei der Infrastructure
Logistics, die derzeitige Systemverfügbarkeit dar: „Aktuell liegen wir bei 99,8
Prozent Verfügbarkeit. Wir erfüllen so
mit ORCA eine wichtige Anforderung der
Schweizerischen Post und sorgen für
eine hohe Kundenzufriedenheit.“
Newsletter SILOG News 7
Fortsetzung: Pilotanlage für die Deutsche Post
Kleinste Anlage am Markt für den fliegenden Wechsel
here Effizienz gewonnenen Arbeits- und
Maschinenzeiten können nun für andere
Aufgaben genutzt werden. Die Verzahnung und prozessorientierte Arbeitsweise
hat auch Auswirkungen auf den Energieverbrauch und den Wartungsaufwand: Allein schon die deutliche Reduzierung der
Maschinenan­zahl sowie die effizienter arbeitende Technik senken den Ressourcenbedarf.
­ iemens Team reagierte mit einem überS
zeugenden Plan“ so Reiner Strohmayer,
der Projektleiter bei Siemens: „Für das
­SKBf-Projekt arbeiten wir mit hoch integrierten Modulen, die in unserem Werk
vorgefertigt und getestet werden und anschließend „nur“ noch an Ort und Stelle
zusammengebaut werden müssen.“
Mit diesem Konzept, so ist sich Siemens
sicher, kann die Umbauphase deutlich
Sollte sich der Vorstand der Deutschen
Post für den Rollout der SKBf-Anlage entscheiden, kann Siemens für die Produktion weiterer Maschinen ihr neues Supply
Chain Management (SCM) Konzept anwenden, um noch schneller eine Maschine nach der anderen fertigen zu können
– ebenfalls ein wichtiges Element für den
„fliegenden Wechsel“ in den Briefzentren
Deutschlands. < <
Vorteile der Lösung:
■
■
hohe technische Verfüg­barkeit
■
sendungsschonender Transport
■
■
Die Kompaktheit der neuen Maschinen
kommt einer weiteren Anforderung der
Deutschen Post entgegen: Der Umbau
soll in kürzester Zeit erfolgen, forderte
die Deutsche Post, und darüber hinaus im
laufenden Betrieb. Eine Sendungsauslagerung ist nicht vorgesehen. „Das
verkürzt werden. „Diese sehr kurzen Montage- und Rolloutzeiten und die optimale
Anpassung des Konzepts an den DPAGBedarf gaben mit den Ausschlag, uns für
eine Pilotierung mit Siemens zu entscheiden“, erklären denn auch Elke Robel und
Dietmar Doll.
hohe Funktions- und Ausfall­
sicherheit
■
■
Die Lückenkorrektureinheit sorgt für die richtigen Abstände zwischen den Sendungen
hoher Sendungsdurchsatz
■
geringer Platzbedarf, kompaktes
Design
leicht erlernbares Bedienkonzept
flexible Dimensionierung, d. h.
auf alle Rahmen­bedingungen
anpassbar
zuverlässiges ARTreadTM
Lese­system mit hoher Leserate
Impressum
Siemens erhält Auftrag von
United States Postal Service
Die US-amerikanische Post United States
Postal Service (USPS) bringt ihre Sortiermaschinen des Typs Advanced Facer
Canceller Systeme (AFCS) auf Vordermann.
Vor kurzem erhielt Siemens Postal Automation von USPS den Auftrag, zur Modernisierung von 550 Advanced Facer
Canceller Systemen.
Das Auftragsvolumen beläuft sich auf
160 Millionen Euro und umfasst neben
der Modernisierung die Ersatzteilversorgung, das Training sowie logistische
Dienstleistungen. Bei diesem Modernisierungsprojekt arbeiteten Siemens und
USPS-Ingenieure eng zusammen.
Die AFCS-Systeme sind bereits seit Anfang der 1990er Jahre bei der USPS im
8 Newsletter SILOG News
Betrieb und spielen bei der automatisierten Postsortierung eine wesentliche
Rolle. Die modernisierten Systeme, die
das automatische Aufstellen, Entwerten
und die Abgangssortierung der Briefkastenpost erledigen, werden unter anderem mit dem Siemens Advanced Color
Recognizer (ACR) ausgestattet, der den
automatischen Leseprozess unterstützt.
Der modernisierte AFCS 200 wird innerhalb des USPS-Maschinenparks der erste
sein, der mit der Kanalweiche ausgestattet ist und dadurch einen höheren
Durchsatz aufweist und wartungsfreundlicher ist. Das Modernisierungsprojekt soll im Frühjahr 2011 abgeschlossen sein.
Herausgeber
Siemens AG
Industry Sector Mobility Division
Infrastructure Logistics
Postal Automation
Bücklestr. 1-5
78467 Konstanz
Deutschland
Tel. +49 (0)7531-86-01
Fax +49 (0)7531-86-2421
Verantwortlich für den Inhalt
Frank Wehking, Siemens AG, Konstanz
Gedruckt in Deutschland
Ihr direkter Draht zu uns:
[email protected]
© Siemens AG 2008
www.siemens.com/infrastructure-logistics
Die Informationen in dieser Broschüre/Produkt­
katalog etc. enthalten lediglich allge­meine
Beschreibungen bzw. Leistungsmerkmale, welche
im konkreten Anwendungsfall nicht immer in der
beschriebenen Form zutreffen bzw. welche sich
durch Weiterentwicklung der Produkte ändern
können. Die gewünschten Leistungsmerkmale
sind nur dann verbindlich, wenn sie bei Vertragsschluss ausdrücklich vereinbart werden.