richtig klettern - DAV Kletterzentrum Würzburg

Transcription

richtig klettern - DAV Kletterzentrum Würzburg
Sicher Klettern in der Halle
mit Marietta Uhden
Liebe Kletterfreundinnen und -freunde,
Klettern ist auch in der Halle mit Gefahren verbunden. Schon ein winziger Fehler kann zum
Sturz auf den Boden führen. Schwere Verletzungen können die Folge sein, im schlimmsten
Fall auch tödliche. Dessen sollten wir uns bewusst sein und unseren schönen Sport immer
verantwortungsbewusst betreiben.
Dabei ist das Klettern in der Halle im Prinzip eine sehr sichere Sportart. Aber nur, wenn wir
alles richtig machen. Auf diesen Seiten ist detailliert dargestellt, wie Ihr Euch und Eure
Freunde vor Unfällen beim Hallenklettern schützen könnt.
Alle Inhalte können in Kursen bei Deiner DAV-Sektion; bzw. Deiner Kletterhalle am besten
erlernt werden, was Anfängern auch dringend zu empfehlen ist. Und wer sich überprüfen
lassen will, der macht den DAV Kletterschein (siehe unter www.alpenverein.de).
Viel Spaß beim Klettern wünscht
Marietta Uhden
Alle Fotos der Sicherheitstexte wurden uns von der Reise-Bildagentur und Peter Naumann
zur Verfügung gestellt; die detaillierten Zeichnungen sind von Eberhard Köpf alias Erbse.
Herzlichen Dank!
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird nur die männliche Wortform verwendet.
Partnercheck und Partnerwatch
Der Partnercheck ist beim Tauchen und vor allem in der Luftfahrt bereits seit Jahren gängige
Praxis. Bekanntlich überprüft beim Fliegen der Copilot anhand einer detaillierten Checkliste,
ob der Flugzeugführer alle wichtigen Verrichtungen korrekt durchgeführt hat. Erst nach
diesem Check wird gestartet, gelandet oder ein anderes komplexes Flugmanöver eingeleitet.
Denn jahrzehntelange Erfahrung hat gezeigt, dass selbst dem kompetentesten Piloten
mitunter schwere Fehler unterlaufen, die unweigerlich zum Absturz führen würden. Das gilt
auch beim Klettern. Selbst sehr erfahrene Spitzenleute wie die amerikanische Starkletterin
Lynn Hill haben schon vergessen, ihren Anseilknoten fertig zu knüpfen und diesen mentalen
Aussetzer mit schweren Verletzungen bezahlt. Deshalb: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist
besser.
Der Selbst- und Partnercheck beim Vorstiegsklettern umfasst folgende Schritte:
1.
2.
3.
4.
Anseilknoten korrekt?
Gurte geschlossen bzw. rückgeschlauft?
Seil richtig im Sicherungsgerät?
Sicherungskarabiner geschlossen/zugeschraubt?
5. Seilende durch Achterknoten-Schlinge gesichert?
1
Anseilknoten korrekt?
Gurt geschlossen, bzw.
rückgeschlauft?
Seil richtig im
Sicherungsgerät?
Alle Punkte müssen durch Anfassen, nicht nur durch Hinsehen kontrolliert werden. Damit
wird verhindert, dass Fehler übersehen werden, die oberflächlich betrachtet korrekt
aussehen.
Beim privaten Klettern mit Kindern sollte der Partnercheck immer von einem Erwachsenen
gemacht werden. Bei Kursen muss der Partnercheck von einem Erwachsenen erfolgen.
Mit dem Check endet die Verantwortung des Sichernden für seinen Partner natürlich nicht.
Solange sich der Kletterer im Gefahrenbereich aufhält – also mehr als einen Meter über dem
Boden – ist die Sicherungsperson für die Gesundheit und das Leben der oder des Kletternden
mitverantwortlich. Sie kommt dieser Verantwortung durch korrektes Sichern und den
Partnerwatch nach. Analog gilt, dass Anfänger immer von einem „Erfahrenen“ gecheckt
werden müssen/sollten. Die Sicherungsperson achtet ständig darauf, dass die oder der
Kletternde alles richtig macht. Zum Beispiel alle Zwischensicherungen einhängt, die
Expressschlingen korrekt einhängt, nicht mit dem Bein am Vorstiegsseil „einfädelt“ und/oder
es versäumt, für Redundanz bei der Umlenkung zu
2
sorgen. Sobald die oder der Sichernde einen Fehler bemerkt, wird der Partner darauf
aufmerksam gemacht.
Wenn diese Grundhaltung des sich Um-Einander-Kümmerns samt dem Checklistenprinzip im
Klettern Verbreitung finden, haben wir eine realistische Chance, die meisten schweren
Unfälle in der Halle und im Klettergarten zu vermeiden.
Beim Ablassen ist der
gegenseitige Partnerwatch Pflicht!
Wie im Strassenverkehr spielt auch der
Blickkontakt eine wichtige Rolle.
3
Marietta meint:
Für mich und meine Freunde sind Partnercheck und Partnerwatch eine
Selbstverständlichkeit. Wir wissen, dass wir nicht perfekt sind. Denn auch unter den
Spitzenkletterern gibt es kaum einen, der nicht schon mal mit unvollständig geknüpftem
Anseilknoten eingestiegen wäre oder das Seil falsch ins Gerät gelegt hätte. Diese Fehler
können wir durch Partnercheck und Partnerwatch vermeiden. Ich klettere nur mit Leuten, die
mich auf Fehler aufmerksam machen, beim Sichern voll konzentriert sind und es
hundertprozentig beherrschen.
4
Richtig Topropen und Nachsteigen
Das Toprope-Klettern und Nachsteigen sind besonders geeignete Sicherungsmethoden für
Klettereinsteiger und andere Kletterer, die über ihrem Vorstiegsniveau klettern wollen. Beim
Topropen läuft das Seil von der Sicherungsperson nach oben zu einem Umlenker und von
diesem wieder frei hinunter zum Kletterer. Beim Nachstiegsklettern sind alle
Zwischensicherungen und der Umlenkpunkt eingehängt. Nachgestiegen wird am
eingehängten Seilstrang.
Logisch, dass beim Topropen und Nachsteigen – sofern keine Fehler passieren – weite
Stürze ausgeschlossen sind. Deshalb ist es sinnvoll, die ersten Gehversuche in der
Senkrechten am Toprope oder im Nachstieg zu unternehmen.
1
Richtig Umlenken
Grundvoraussetzung für ein unfallfreies Klettern mit Seilsicherung von oben ist die
hundertprozentige Zuverlässigkeit der Umlenkung. Idealerweise ist der Umlenkpunkt mit
Stahlketten an zwei Bohrhaken verankert. Auch muss gewährleistet sein, dass sich das Seil
nicht aus dem Umlenker ausklinken kann.
Dazu muss das Seil entweder durch einen Ring
oder zwei Stahlkarabiner (Umlenkstationen siehe
Bilder) laufen.
Sofern die Umlenkung nicht bereits aus zwei Umlenkkarabinern besteht, ist es notwendig
zusätzlich zur Umlenkung mindestens eine Expressschlinge unter der Umlenkung eingehängt
zu lassen.
2
Vorsicht:
•
Auf keinen Fall dürfen zwei Seile in einem Umlenker untergebracht werden, weil die
Gefahr besteht, dass sie sich gegenseitig „durchsägen“ (Schmelzverbrennung).
•
Niemals über den Umlenkpunkt hinaussteigen! Dies hat in Hallen und beim Topropen
am Fels zur „Selbstaushängung“ des Seils geführt. Einige schwere Unfälle waren die
traurige Folge.
•
Die Sicherungsperson sollte ein Zusatzgewicht in den
zentralen Sicherungsring ihres Klettergurtes einhängen
sofern der Kletterer 10 kg mehr wiegt als der Sicherer!
Richtig Anseilen
Das Anseilen erfolgt am besten durch das direkte Einbinden des Seiles in den Gurt mit einem
Achterknoten oder einem doppelten Bulinknoten.
Alternativ kann man beim Topropen den zentralen
Sicherungsring des Klettergurts auch mit zwei Karabiner
gegengleich
(Mindestanforderung
sind
2
gegenläufig
angeordnete Schnapper, besser sind zwei Schraub- oder
Safelockkarabinern )! – in eine Achterknoten-Schlinge am Ende
des Toprope-Seils einhängen.
Das Seilende des Achterknotens sollte circa 15 Zentimeter
überstehen. Wenn dieses Einbindesystem, zum Beispiel im
Kursbetrieb, von vielen Leuten benutzt wird, sollte das Seilende
mit Schrumpfband gegen ein unbedachtes Öffnen gesichert
werden.
3
Vorsicht beim Topropen:
•
Die Verbindung von Klettergurt und Achterknoten-Schlinge am besten mit zwei
Schraub- oder Safelockkarabinern herstellen. Verwendet man nur einen
Schraubkarabiner und ist dieser fälschlicherweise nicht verschlossen, könnte es im
ungünstigen Fall zur „Selbstaushängung“ der Achterknotenschlinge bei Querbelastung
des Karabiners kommen. Deshalb ist auch hier Redundanz angesagt.
•
Niemals beim Knüpfen der Achterknotenschlinge einen mehr als 15 Zentimeter langen
Seilrest überstehen lassen! Dieser beim Klettern hinderliche „Seilschwanz“ wird oft
durch einen einfachen Schlag um das Kletterseil „aufgeräumt“. Dies könnte dazu
verleiten, die Sicherungskarabiner in das hierdurch entstehende Seilauge
einzuhängen. Im Falle einer Belastung würde sich der Schlag öffnen, was
unweigerlich den Absturz der kletternden Person zur Folge hätte. Deshalb: Das
Anseilen immer übersichtlich gestalten.
4
Topropen – der richtige Ablauf
Das Topropen läst sich in drei Phasen einteilen: Vorbereitung, Klettern und Ablassen.
Vorbereitungsphase
Die Aktiven legen die Gurte an.
Die Sicherungsperson legt das Seil ins Sicherungsgerät. Der Kletterer seilt sich an.
Selbst- und Partnercheck durch Sicherungsperson und Kletterer:
$ Anseilknoten korrekt?
$ Gurte geschlossen bzw. rückgeschlauft?
$ Das richtige Seil richtig im Sicherungsgerät?
$ Sicherungskarabiner geschlossen/zugeschraubt?
$ bzw. beide Schraubkarabiner im Sicherungsring des Klettergurtes?
Alle Punkte müssen durch Anfassen, nicht nur durch Hinsehen kontrolliert werden. Damit
wird verhindert, dass Fehler übersehen werden, die oberflächlich betrachtet korrekt
aussehen.
Beim Klettern mit Kindern/Anfängern sollte
Erwachsenen/Erfahrenen durchgeführt werden.
der
Partnercheck
immer
von
einem
5
Kletterphase
Die Sicherungsperson zieht das Seil entsprechend der Geschwindigkeit des Kletterers ein und
achtet dabei auf den korrekten Gebrauch des Sicherungsgeräts.
Vorsicht:
•
Anfänger müssen bevor sie einen Kletterer in mehr als drei Meter Höhe über dem
Boden sichern, die Fähigkeit haben, dass sie kleine Stürze sicher halten können. Bis
dies zuverlässig klappt, muss durch eine dritte Person „hintersichert“ werden.
•
Kindern sollte von vornherein klar gemacht werden, dass Klettern kein harmloses
Spiel ist, sondern ein Sport, der eine große Verantwortlichkeit fordert. Kinder nehmen
am Partnercheck teil (d.h.: sie müssen sich checken lassen vom
Trainer/Erwachsenen, bevor sie losklettern), und dämpfen ihre verbalen
Äußerungen, damit der Lärmpegel in der Halle die Konzentration der Benutzer nicht
beeinträchtigt.
Ablassphase
Der Kletterer erreicht die Umlenkung, hält sich
auf Selbstzug, nimmt Blickkontakt mit der
Sicherungsperson auf, gibt ein vereinbartes
Zeichen und erteilt das Kommando „Zu!“ Die
Sicherungsperson gibt durch ein Kopfnicken
oder ein anderes vereinbartes Zeichen zu
erkennen, dass sie das Kommando verstanden
hat.
Sobald der Kletterer den Zug am Seil spürt, gibt
er das Kommando „Ab!“
Nun
wird
der
Kletterer
von
der
Sicherungsperson kontrolliert und langsam zum
Boden abgelassen. Dabei ist darauf zu achten,
dass es zu keinen Zusammenstößen mit anderen
Benutzern der Kletterhalle kommt.
6
Vorsicht:
•
Wenn Anfänger ihren Partner über längere Strecken ablassen sollen, sind sie oft
überfordert. Das Ablassen muss im ungefährlichen Bereich – nicht mehr als drei
Meter über dem Boden – erlernt werden. Dann kann die Ablasshöhe nach und nach
gesteigert werden. Bis die Technik beherrscht wird, ist eine „Hintersicherung“
notwendig.
Im Überhängenden nur Nachsteigen!
Auch Überhänge und Dächer kann ungefährdet mit Sicherung von oben geklettert werden.
Dazu ist es notwendig, alle Haken einzuhängen einschließlich Umlenkstation. Der Nachstieg
erfolgt am in die Zwischensicherungen eingehängten Seilstrang. Dies verhindert im Fall eines
Sturzes das Auspendeln der kletternden Person, was zu Verletzungen durch den
Zusammenprall mit anderen Hallenbenutzern oder mit Wandstrukturen führen könnte.
Beim Nachsteigen im überhängenden
Gelände müssen alle Zwischensicherungen
eingehängt sein, um im Sturzfall das
gefährliche Auspendeln der kletternden
Person zu verhindern.
7
Mariettas Kommentar:
Topropen und Nachsteigen sind im Prinzip eine sichere Sache. Allerdings kann es
vorkommen, dass die Aufmerksamkeit nachlässt, wenn man bei einem Kurs mehr als 20
Aufstiegs- und Ablassvorgänge gesichert hat. Da hilft mir erstens die konsequente
Durchführung des Partnerchecks und zweitens der Gedanke, dass ich für die Gesundheit
jedes einzelnen dieser Menschen verantwortlich bin.
8
Richtig Vorsteigen
Beim Vorstiegsklettern in der Halle und im Klettergarten lassen sich vier Phasen
unterscheiden, die ganz ähnlich sind wie die beim Fliegen eines Düsenjets. Nämlich:
Vorbereitungsphase, Startphase, Cruising-Phase und Landephase. Eine weitere Parallele zum
Führen eines Flugzeugs drängt sich auf. Bekanntlich überprüft beim Fliegen der Copilot
anhand einer detaillierten Checkliste, ob der Flugzeugführer alle wichtigen Verrichtungen
korrekt durchgeführt hat. Erst nach diesem Partnercheck wird gestartet, gelandet oder ein
anderes komplexes Manöver eingeleitet.
1
1.
Vorbereitungsphase
Zuerst vergewissert sich die
Seilschaft, dass das verwendete
Seil ausreichend lang ist. Als
Faustregel gilt: Länge des Seils =
dreifache Höhe der Route.
Dann wird das Ende des Seils
mittels
Achterknoten-Schlinge
gegen
ein
unbeabsichtigtes
Durchrutschen
durch
das
Sicherungsgerät gesichert.
Der Vorsteiger seilt sich an; die Sicherungsperson legt das Seil ins Sicherungsgerät.
Selbst- und Partnercheck durch Sicherungsperson und Kletterer:
$
$
$
$
$
Anseilknoten korrekt?
Gurte geschlossen bzw. rückgeschlauft?
Seil richtig im Sicherungsgerät?
Sicherungskarabiner geschlossen/zugeschraubt?
Seilende durch Achterknoten-Schlinge gesichert?
Alle Punkte müssen durch
Anfassen, nicht nur durch
Hinsehen kontrolliert werden.
Damit wird verhindert, dass
Fehler übersehen werden, die
oberflächlich
betrachtet
korrekt aussehen.
Beim Klettern mit Kindern
muss/ sollte der Partnercheck
immer
von
einem
Erwachsenen
durchgeführt
werden.
2
Vorsicht:
•
Nur
•
Wird in der Vorbereitungsphase ein entscheidender Fehler gemacht und nicht
bemerkt – etwa ein falsch oder nicht fertig geknüpfter Anseilknoten – wirkt das wie
eine Zeitbombe, die später hochgeht.
•
Deshalb in der Vorbereitungsphase nicht „Ratschen“, sondern sich voll auf die Sache
konzentrieren.
•
Ist die vorsteigende Person über 10 Kilo schwerer als die sichernde, sollte diese sich
ein ausreichendes Zusatzgewicht in den Zentralring des Klettergurtes hängen. (Siehe
Bild unten folgend).
•
Verfügt die Sicherungsperson über wenig Handkraft, sollte sie nur mit einem
halbautomatischen Gerät (z.B. Grigri) sichern und muss dessen Handhabung
beherrschen.
Sicherungsmethoden
anwenden,
die
wirklich
beherrscht
werden!
Zusatzgewicht bei
der sichernden
Person
3
2.
Startphase
Der Partnercheck wird abgelöst durch den Partnerwatch.
Solange sich der Kletterer unterhalb des ersten
Hakens befindet, nimmt die Sicherungsperson
Hilfestellung ein: Mit gestreckten Armen, die Finger
fest geschlossen und immer bereit, mit dem Partner
im Falle eines Sturzes auf Hüfthöhe Kontakt
aufzunehmen. Dann gleitet der Gestürzte am Körper
des „Spotters“ entlang zu Boden. Ziel ist es, dabei
soviel Sturzenergie wie möglich wegzunehmen, vor
allem den Kopf des Vorsteigers vor Verletzungen zu
bewahren und ein Aufkommen auf den Beinen zu
ermöglichen.
Das Seil wird in die Expressschlingen von dem
Vorsteiger unverdreht eingehängt. Und zwar
möglichst so, dass die Schnapper von dem
Kletternden weg weisen. Dadurch kann das
„Selbstaushängen“ des Seils aus dem Karabiner
nahezu ausgeschlossen werden.
Sobald der erste Haken geklinkt ist, stellt sich der
Sichernde dicht an die Wand, in etwa direkt unter
die
eingehängten
Haken.
So
kann
der
Sicherungsverantwortliche nicht aus dem Stand
gerissen werden. Um Kollisionen im Sturzfall zu
vermeiden, achtet der Sichernde darauf, dass er
sich nicht in der Falllinie des Kletternden befindet.
4
Aufgabe des Sicherungspersonals ist es, „auf Fühlung“ zu sichern, um Bodenstürze zu
verhindern. Der Kletterer soll aus demselben Grund möglichst nicht über Kopf, sondern in
Schulter- bis Hüfthöhe klippen, und zwar aus stabiler Position, möglichst von einem guten
Griff aus.
Vorsicht:
3.
•
Gerade die Startphase verlangt von allen Beteiligten höchste Konzentration.
•
Es ist besonders wichtig, dass die Sicherungsperson in etwa direkt unterhalb des
ersten Hakens steht und auf Fühlung sichert. „Schlappseil“ und andere Formen des
nachlässigen Sicherns führen leicht zu Bodenstürzen.
Cruising Phase
Hat der Vorsteiger den fünften Bohrhaken geklippt, ist die Wahrscheinlichkeit eines
Bodensturzes deutlich reduziert.
Der Partnerwatch wird fortgesetzt.
Es ist wichtig, immer so zu sichern, dass der
Vorsteiger nicht behindert wird (z.B. durch
Seilzug). Besonders wenn der Kletterer mal
nicht auf Hüfthöhe, sondern über Kopf
einhängt, muss ihm das dafür notwendige Seil
schnell zur Verfügung stehen, ohne dass dabei
die Sicherheit in Frage gestellt ist.
In der Cruising Phase kann der Sichernde sich
ein paar Schritte von der Wand entfernen, um
den Nacken zu entspannen – aber nie so weit,
dass das Sicherungsseil in einem flacheren
Winkel als 70 Grad zum ersten Haken führt.
Sonst besteht die Gefahr, dass der Sichernde
im Fall eines Vorstiegssturzes über den
Hallenboden geschleift wird und gegen die
Wand
prallt
Besonders wenn der Vorsteiger am Limit
unterwegs ist, muss oft plötzlich viel Seil
ausgegeben, und dann schnell wieder
eingezogen werden.
5
Ist der Vorsteiger dagegen „easy going“ unterwegs, wird der Sichernde – richtig positioniert
und das Sicherungsgerät korrekt bedienend – das Geschehen mit entspannter Achtsamkeit
verfolgen.
Vorsicht:
•
Auch die Cruising Phase ist keine Zeit für Tratsch! Zwar lässt im Vergleich zur
Startphase die Anspannung nach, eine fortwährende hohe Achtsamkeit ist aber
dennoch angesagt. Ein Sturz kann überraschend und ohne Ankündigung kommen!
•
Ein Sturz ist immer möglich, besonders gegen Ende der Route.
4. Landephase
Wenn der Vorsteiger das Ende der Route erreicht,
sorgt er dafür, dass die oberste Expressschlinge
geklippt ist und klinkt dann die beiden Karabiner der
Umlenkstation.
6
Dann hält sich der Kletterer auf Selbstzug am
Umlenker,
nimmt
mit
der
Sicherungsperson
Blickkontakt auf und gibt dann das Kommando „Zu!“
Die Sicherungsperson gibt durch ein Kopfnicken oder
ein anderes vereinbartes Zeichen zu erkennen, dass
sie das Kommando verstanden hat.
Erst wenn der Vorsteiger den Zug deutlich spürt, gibt
er der Sicherungsperson das Kommando „Ab!“
Bei diesem Ablassvorgang achten beide darauf, dass
es zu keinen Zusammenstößen mit Kletterern in der
Wand oder Leuten auf dem Boden kommt.
Es hat sich eingebürgert, die Kletterer in der
Nachbarschaft zu fragen, ob das Abziehen des Seils
für sie zum gegebenen Zeitpunkt okay ist.
Vor dem Abziehen warnen wir die Kletterer in der
Umgebung mit eine „Vorsicht Seil!“ vor dem
herabpeitschenden Seilende.
Vorsicht:
•
Es sei daran erinnert, dass auf keinen Fall zwei Seile in den Umlenker geklinkt werden
dürfen, da sie sich gegenseitig durchsägen können.
7
Marietta meint:
Freuen würde ich mich, wenn mehr Leute verstehen würden, dass sie beim Sichern für die
Gesundheit oder gar das Leben ihres Partners mitverantwortlich sind. Leider bedienen noch
viel zu viele Leute ihre Sicherungsgeräte nachlässig. Häufig geben auch erfahrene Kletterer
noch zu viel Schlappseil aus, wenn ihr Vorsteiger erst am zweiten oder dritten Haken ist. Gut
Sichern ist fast so schwierig wie gut Klettern. Ich versuche, bei dieser Präzisionsarbeit mich
so gut wie möglich zu konzentrieren und nicht ablenken zu lassen.
8
Richtig HMS-Sichern
Für die Halbmastwurf (HMS)-Sicherung benötigen wir einen ausreichend großen SafelockKarabiner. Bei diesem ist der Schnapper mit einer Hülse gesichert, die zum Öffnen in zwei
Ebenen bewegt werden muss.
Unbedingt zu warnen ist vor HMS-Karabinern mit Bajonettverschluss (Twistlock), da dieser
leicht vom vorbeistreifenden Seil geöffnet werden kann.
1
Die Bremswirkung der
HMS-Sicherung wird vor allem
durch die Seil-auf-Seil-Reibung
am Karabiner erzielt.
Vorteile: Die Bremswirkung ist so hoch, dass die Handkraft der Sicherungsperson deutlich
weniger beansprucht wird als bei der Tube. Deshalb ist die HMS-Sicherung für Anfänger und
Personen mit weniger Handkraft besser geeignet.
Die Bedienung der HMS-Sicherung ist dennoch nicht einfach. Vor allem das korrekte
Einziehen des Seils will gelernt sein, und auch das schnelle Ausgeben verlangt einiges an
Übung.
2
Wie beim Sichern mit dem Grigri und der Tube gilt auch bei der
Halbmastwurfsicherung, dass die Bremshand das Seil immer fest umschließen
muss. Dabei liegt der Daumen stets auf dem ersten Glied des Zeigefingers, die
Fingernägel drücken gegen den Handballen.
Seil-Einlegen
Rechtshänder klinken ihren HMS-Karabiner so in den
Klettergurt, dass das schmale Ende des Karabiners im
zentralen Sicherungsring platziert ist und der Schnapper
mit dem Safelock-Verschluss aus der Perspektive des
Sichernden nach links schaut. Bei Linkshändern weist
der Schnapper nach rechts.
Nun legen wir die Halbmastwurfschlaufe so in den
Karabiner, dass der zum Bremsen verwendete Abschnitt
des Seils auf der dem Schnapper abgewandten Seite
liegt.
3
Seil-Einnehmen
Nach dem Prinzip „Hände hoch!“ halten wir bei der
Halbmastwurfsicherung immer beide Hände oberhalb
des Karabiners. Beide Hände müssen ihre jeweiligen
Seile stets vollständig umfassen, und zwar so, dass
die Daumen oben liegen und mit dem Zeigefinger
einen geschlossenen Kreis bilden; dabei drückt der
Daumen immer gegen die Kante des ersten
Fingerglieds.
Daumen
und
Zeigefinger
„sind
miteinander verheiratet!“ Die Fingernägel der
Bremshand drücken gegen den Handballen.
Beim Seil-Einnehmen bewegt die Führungshand den
lockeren Anteil des zum Kletterer führenden Seils in
Richtung
Sicherungskarabiner
während
die
Bremshand diesen Seilabschnitt durch den Karabiner
nach oben zieht.
4
Sobald die Führungshand den Karabiner berührt,
wechselt sie hinüber zum Bremsseil und fixiert es
oberhalb des Karabiners.
Nun gleitet – „tunnelt“ – die Bremshand mit
geschlossener Daumen-Zeigefinger-Verbindung am
Seil herunter zur Führungshand und übernimmt deren
Haltefunktion. Auf diese Weise wird das Bremsseil
abwechselnd von der einen, und dann von der
anderen Hand festgehalten.
Dann greift die Führungshand wieder nach oben ans
zur kletternden Person führende Seil – und der
Sicherungsvorgang geht in die nächste Runde.
Es dauert zwar eine Zeitlang bis Einsteiger diesen
komplexen Bewegungsablauf beherrschen. Einmal
gelernt, bietet diese Methode aber die Gewähr, den
Partner stets sicher im Griff zu haben.
5
Seil-Ausgeben
Beim Seil-Ausgeben zieht die Führungshand die
notwendige Menge des zum Vorsteiger führenden
Seils aus dem Karabiner während die Bremshand
– den Mantel fest im Griff – das Seil in den
Karabiner schiebt. Auch hierbei gelten die
Prinzipien „Hände hoch“ und „Daumen oben“.
Dann tunnelt die Bremshand wieder nach oben,
um die Führungshand mit dem Nachschub für die
nächste Runde des Seilausgebens zu versorgen.
Ablassen
Um den Partner auf den Boden abzulassen,
platzieren wir die Führungshand oberhalb der
Bremshand am Bremsseil und lassen dieses
kontrolliert durch beide Hände gleiten, so dass
der
Kletterer
langsam
dem
Boden
entgegenschwebt.
6
Vorsicht
•
Darauf achten, dass das Bremsseil immer auf der dem Schnapper entgegen gesetzten
Seite des Karabiners liegt! Damit verhindern wir, dass das Seil beim
Sicherungsvorgang am Verschluss des Karabiners streift und ihn öffnet.
•
Vor allem solche Kletterer, die das Sichern autodidaktisch gelernt haben, neigen
dazu, das Bremsseil nicht immer und nicht vollständig zu umfassen. Oft ist zu
beobachten, dass Leute beim Sichern das Seil bisweilen loslassen oder nur mit zwei
Fingern „halten“ – der berüchtigte „Pinzettengriff“. Stürzt der Gesicherte in diesem
Augenblick, ist die Katastrophe vorprogrammiert.
Falsche Haltung „Pinzettengriff“ !!!
7
Marietta meint:
Nach meiner Einschätzung ist die HMS die am einfachsten zu erlernende Sicherungsmethode.
Sie wird auch von den meisten Anfängern sicher angewandt. Dazu kommt, dass der HMS
relativ hohe Reibungswerte aufweist, weshalb sie deutlich weniger Krafteinsatz fordert als
das Tube. Auch gibt es keine Phase im Sicherungsablauf, bei der die Bremswirkung des
Systems außer Kraft gesetzt ist. Deshalb ist die HMS für mich eine empfehlenswerte
Sicherungsmethode für Einsteiger. Wer von der Halbmastwurfsicherung auf ein anderes
Gerät umsteigt, muss seine motorischen Muster gezielt umschulen.
8
Richtig Grigri-Sichern
Unter den zahlreichen „halbautomatischen“ Sicherungsgeräten ist das Modell „Grigri“ der
Firma Petzl das gebräuchlichste. Deshalb stellen wir hier die korrekte Benutzung dieses
Geräts dar.
Obwohl das Grigri, richtig eingesetzt, ein Optimum an Sicherheit bietet, birgt das Gerät auch
die Gefahr, Bedienungsfehler zu machen. Das liegt vor allem daran, dass der korrekte
Einsatz des Grigri den natürlichen menschlichen Reflexen zuwiderläuft. Diese
Spontanreaktionen müssen umgeschult werden, um das Grigri sicher zu bedienen. Zudem
wird die einzige korrekte Technik zum schnellen und sicheren Seilausgeben mit dem Grigri –
die „Gaswerkmethode“ – bislang nur von einer verschwindenden Minderheit der Benutzer
des Geräts eingesetzt. Erst wenn sich dies ändert, kann das Grigri als Sicherungsgerät
rückhaltlos empfohlen werden.
Die richtige Bedienung eines Grigri ohne fachmännische Anleitung zu erlernen, ist fast
unmöglich. Deshalb ist eine Einweisung in den Gebrauch des Geräts durch eine speziell
ausgebildete Schulungskraft unbedingt zu empfehlen !
1
Wie beim Sichern mit dem Halbmastwurf und
der Tube gilt auch beim Grigri, dass die
Bremshand das Seil immer umschließen muss.
Dabei liegt der Daumen stets auf dem ersten
Glied des Zeigefingers, die Fingernägel drücken
gegen den Handballen. Mit einem zu dicken
und/oder zu steifen Seil lässt sich das Grigri
nur sehr schwer bedienen. Vorsicht bei neuen
Seilen mit Everdry-Beschichtung! Sie weisen
deutlich geringere Reibungswerte auf als
bereits häufig gebrauchte Seile.
Seileinlegen und Einhängen des Grigri
Für die Grigri-Sicherung benötigen wir nur einen Safelock-Karabiner. Bei diesem ist der
Schnapper mit einer Hülse gesichert, die zum Öffnen in zwei Ebenen bewegt werden muss.
Wir klappen das Grigri auf
und legen das Seil so ein,
dass das zum Kletterer
führende Seilende in Richtung
Kletterersymbol liegt und das
Bremsseil
in
Richtung
Bremshandsymbol.
Die sichere Klemmwirkung des Grigri braucht den
Einsatz der Bremshand als Gegenkraft.
2
Dann schließen wir das Gerät
und hängen es so in den
Safelock-Karabiner, dass sowohl
das Bremsseil als auch das zum
Vorsteiger führende Seil nach
oben weisen. Das Bremsseil
kommt aus der Öffnung des
Geräts, die vom Körper entfernt
liegt. In dieser Position hängen
wir den Karabiner in den
zentralen Sicherungsring des
Klettergurtes ein.
Seil-Einnehmen
Wir schieben das zum Kletterer führende Seil in das Grigri und ziehen gleichzeitig das
Bremsseil nach oben aus dem Gerät. Dabei bilden Daumen und Zeigefinger der Bremshand
immer eine feste Verbindung.
Dann lösen wir den Griff am
Seil
und
führen
die
Bremshand – das Seil
immer
umschließend
–
zurück zum Gerät (wir
„tunneln“) und fixieren hier
das Bremsseil.
Nun
„tunnelt“
die
Führungshand nach oben in
die Ausgangsposition.
3
Seil-Ausgeben
Methode 1
Wir schieben das Bremsseil
ins
Gerät
und
ziehen
gleichzeitig
das
zum
Vorsteiger führende Seil mit
der Führungshand aus dem
Grigri.
Während wir das Bremsseil
festhalten,
rutscht
die
Führungshand herunter zum
Gerät, fixiert das Seil.
Und die Bremshand tunnelt
im
45-Grad-Winkel
nach
oben, um fürs Bremsseil
Nachschub zu holen.
Braucht der Vorsteiger gerade kein Seil, nimmt die sichernde Person die Grundposition ein:
Die Bremshand wird fest gegen den Oberschenkel gepresst, um im Bedarfsfall schnell Seil
ausgeben zu können.
Diese Methode ist sicher und relativ einfach zu erlernen. Allerdings hat sie den Nachteil, dass
sie es nicht ermöglicht, viel Seil schnell auszugeben.
Methode 2 (Gaswerk-Methode)
Wir legen das Seil wie beschrieben in das
Gerät ein, lassen das Bremsseil aber über
die gebörtelte runde „Ablasskante“
laufen. Die vier Finger der Bremshand
umfassen das Seil. Um das Gerät stabil
zu halten, legen wir den Zeigefinger
unter die Börtelung der Ablasskante,
während der Daumen den Klemmbacken
des Gigri nach unten drückt und damit
ein
Blockieren
beim
Seilausgeben
verhindert.
4
Nun kann das Seil von der Führungshand nach oben aus dem Gerät gezogen werden,
während das Bremsseil durch die vier Finger der Bremshand gleitet. Im Falle eines Falles
wird der Klemmbacken nach oben gerissen und der Daumen klappt nach unten auf den
Zeigefinger der Bremshand, die das Seil dann sicher umschließt.
Ablassen
Beim Ablassen wird das Bremsseil über die gebörtelte
Ablasskante des Geräts geführt. Dann den Klemmbacken
mit der Führungshand durch Betätigung des dafür
vorgesehenen Hebels vorsichtig entblockieren. Die
Bremshand gibt das Seil jetzt kontrolliert bremsend nach,
wobei die Stärke des Zugs durch den Entblockierhebel
dosiert wird.
Vorsicht
•
Der häufigste Fehler bei der Benutzung des Grigri besteht darin, das Seil falsch
herum ins Gerät zu legen. Deshalb immer durch einen Ruck am zum Vorsteiger
führenden Seil testen, ob es auch wirklich im Gerät klemmt.
5
•
Es ist schon häufig vorgekommen, dass nur ein Schenkel des Grigri in den
Sicherungskarabiner eingehängt wurde. Deshalb unbedingt kontrollieren, dass wir das
Gerät vorständig eingehängt haben!
•
Wer das Grigri in der Hand hält und
es im Falle eines Vorstiegssturzes,
festhält. Die Klemmwirkung des
Klemmbacken durch das Bremsseil
Bremsseil!
mit dem Daumen entblockiert, läuft Gefahr, dass
seinen natürlichen Reflexen folgend, das Gerät
Grigri ist aber nur gewährleistet, wenn der
aktiviert wird. Deshalb: Immer Bremshand am
FALSCHE ANWENDUNG:
Die Bremshand MUSS am Bremsseil
bleiben!!!!!!!
6
•
Läuft ein Seil beim Vorstieg durch viele Expressen und verursacht dadurch eine große
Reibung, bleibt der auf das Gerät wirkende Ruck im Falle eine Sturzes aus, so dass
der Bremsbacken nicht blockiert. Ein Sturz auf den Boden kann die Folge sein.
Deshalb: Hand immer am Bremsseil!
•
Beim Ablassen niemals den Entblockierhebel betätigen, ohne dass die Bremshand
zuvor den Ablassvorgang korrekt eingeleitet hat: Erst Bremsseil mit der Hand fest
umschließen, dann dosiert entblockieren! Auch hier funktioniert das Gerät im
Widerspruch zu den natürlichen Reflexen.
Marietta meint:
Ich halte das Grigri für eines der derzeit sichersten Geräte auf dem Markt. Bei korrekter
Bedienung „verzeiht“ es kleine Unachtsamkeiten, die zwar nicht vorkommen sollten, aber
einem immer mal wieder passieren können. Und selbst wenn ich beim Sichern von einem
Stein getroffen und in Ohnmacht fallen würde, wäre mein gestürzter Partner zumeist noch
tadellos gesichert. Bis die „Gaswerkmethode“ automatisiert ist, braucht es allerdings ein
wenig Übung. Ich würde jeder Kletterin und jedem Kletterer dringend raten, mit dem Grigri
nur dann zu sichern, wenn es vorschriftsmäßig erlernt wurde.
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Richtig Sichern mit dem Tube
Dieser Gerätetyp gewinnt zunehmend an Beliebtheit. Zu den Tubes zählen die meisten
Sicherungsplatten, -röhren und -ösen, zum Beispiel Stichtbremse, Reverso und ATC etc..
Allen diesen Geräten ist gemeinsam, dass die Bremswirkung auf der Reibung des Seils an
zwei Knickstellen am Gerät und einer im Karabiner beruht.
Bei den unterschiedlichen Seilstärken müssen wie sonst auch die Benutzungshinweise der
Hersteller beachtet werden. Mit einem zu dicken und/oder zu steifen Seil lässt sich die Tube
nur sehr schwer bedienen. Deshalb unbedingt exakt die Bedienungsanleitung beachten.
Tubes mit U- oder V-formigen Kerben auf der Bremsseilseite (herstellerseits möglichst mit
reibungsfördernden Riefen versehen) ist unbedingt der Vorzug zu geben, weil sie die besten
Bremswerte erzielen.
1
Die Pluspunkte der Tubes sind ihre leichte
Bedienbarkeit und das Vermeiden der
Krangelbildung im Seil. Der wesentliche
Nachteil der Tubes besteht darin, dass bei
Fehlbedienung die Bremswirkung gegen Null
geht, was zu schweren Unfällen führen
kann.
Das Tube stellt hohe Anforderungen an die
Handkraft.
Deshalb
sollte
eine
leichtgewichtige Sicherungsperson, die nicht
über ausgesprochen kräftige Hände verfügt,
einen deutlich schwereren Partner niemals
mit diesen Geräten sichern! Auch verlangt
das
Tube
ein
gut
entwickeltes
Reaktionsvermögen.
Denn
beim
SeilEinnehmen ist die Bremswirkung des Geräts
systembedingt kurzfristig weitgehend außer
Kraft gesetzt. Wenn es in diesem Augenblick
zu einem Sturz kommt und der Sichernde
die Bremshand nicht blitzschnell nach unten
bringt, haben zwei Leute ein großes
Problem.
Also: Ein Gerät, das nur von Leuten benutzt
werden sollte, die das in einem Kurs korrekt
gelernt haben. Das richtige Sichern mit der
Tube kann nur eine speziell ausgebildete
Fachkraft vermitteln. Eine Tube gehört nicht
in die Hand von Kindern, die ihre Eltern
sichern (Gewichtsunterschied!)!
Skizze: Die Bremswirkung der Tubes beruht auf der Seilreibung an den beiden Gerätekanten
und im Karabiner.
Wie beim Sichern mit Halbmastwurf und Grigri gilt auch für das Tube, dass die
Bremshand das Seil immer umschließen muss. Dabei liegt der Daumen stets auf
dem ersten Glied des Zeigefingers, die Fingernägel drücken gegen den
Handballen. Mit einem zu dicken und/oder zu steifen Seil lässt sich das Tube nur
sehr schwer bedienen. Vorsicht bei dünnen und neuen Seilen mit EverdryBeschichtung! Die Reibungswerte können so gering sein, dass ein zuverlässiges
Sichern mit dem Tube problematisch ist. Die Bremswirkung ist beim Tube nur
2
gewährleistet, wenn die Bremshand unterhalb des Sicherungskarabiners ist. In
der Grundposition wird die Bremshand deutlich spürbar gegen die Oberschenkel
gedrückt.
Seil-Einlegen
Für die Sicherung mit dem Tube
benötigen wir einen SafelockKarabiner. Bei diesem ist der
Schnapper mit einer Hülse
gesichert, die zum Öffnen in zwei
Ebenen bewegt werden muss.
Unbedingt zu warnen ist vor
Karabinern mit Bajonettverschluss
(Twistlock), da dieser allzu leicht
geöffnet werden kann.
Bei der Sicherung mit dem Tube klinken wir den Safelock-Karabiner gleich in den zentralen
Sicherungsring des Gurts wie bei der HMS-Sicherung. Dann hängen wir das Gerät mit dem
dazu angebrachten Steg oder der entsprechenden Drahtkabelschlaufe so in den Karabiner
ein, dass der zum Bremsen vorgesehene U-förmige Ausschnitt – oft mit Reibung
verstärkenden Riefen versehen – nach unten weist.
Rechtshänder klinken ihren Sicherungskarabiner so in den Klettergurt, dass das schmale
Ende des Karabiners im zentralen Sicherungsring platziert ist und der Schnapper mit dem
Safelock-Verschluss aus der Perspektive der oder des Sichernden nach links schaut. Bei
Linkshändern weist der Schnapper nach rechts.
Dann wird eine Seilschlaufe durch die Aussparung des Tubes gezogen und in den Karabiner
eingehängt. Die Bremswirkung wird vor allem dadurch erzielt, dass die Bremshand das
Bremsseil mit scharfem Knick an der Gerätekante nach unten ziehend festhält.
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Seil-Einnehmen
Das Seil-Einnehmen beginnen wir mit der
Bremshand knapp unterhalb des Tubes.
Während die Führungshand beim Einziehen das
lockere Seil in das Tube schiebt, zieht die
Bremshand das Bremsseil in einem Winkel von
ungefähr 45 Grad zu dem Seil ein, das zur
kletternden Person führt. Hierbei weist der
Bremshanddaumen in Richtung Sicherungsgerät. In
dieser Phase ist die Bremswirkung des Geräts
weitgehend aufgehoben.
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Sobald rund 40 Zentimeter Seil eingezogen sind, führt die Bremshand mit dem gespannten
Seil eine „Pumpbewegung“ nach unten durch, um die volle Bremswirkung so schnell wie
möglich wieder herzustellen.
Dann lösen wir den Griff am Seil und führen die
Bremshand – das Seil immer umschließend - zurück zur
Tube (wir „tunneln“) und fixieren hier das Bremsseil.
Nun erst kann die Führungshand nach oben an das zur
kletternden Person führende Seil greifen und die nächste
Einziehrunde starten.
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In den inaktiven Sicherungsphasen geht die
Bremshand auf „Grundstellung“, wobei die Faust,
die das Bremsseil umschließt an den Oberschenkel
gedrückt wird.
Seil-Ausgeben
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Die Bremshand schiebt von unten den Bedürfnissen
des Vorsteigers entsprechend das Bremsseil in die
Tube, während die Führungshand das freigewordene
Seil aus dem Gerät zieht. Dabei bleibt die Bremshand
immer unterhalb des Geräts, um seine volle
Bremswirkung zu gewährleisten.
Um Nachschub fürs weitere Seilausgeben zu holen,
„tunnelt“ die Bremshand nach unten und fixiert
wieder das Seil.
Wenn der Vorsteiger gerade keinen Seilnachschub
braucht, nimmt die Bremshand ihre Grundposition am
Oberschenkel ein. In dieser Stellung können selbst
unvorhergesehene Stürze problemlos gehalten
werden. Und sollte der Vorsteiger plötzlich Seil
brauchen, stehen ihm sofort rund 40 Zentimeter zur
Verfügung.
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Ablassen
Beim
Ablassen
des
Partners
umfasst
die
Führungshand das Seil unterhalb des Geräts, die
Bremshand platzieren wir etwas tiefer am Seil. Dann
wird der Kletterer mit beiden Händen bremsend
kontrolliert zum Boden abgelassen.
Vorsicht
•
Die Bremshand ist – außer beim Einziehen – immer unterhalb des Geräts zu
platzieren. Wer mit dem Tube nach dem Prinzip „Hände hoch“ sichert, handelt
nachlässig. Denn er setzt damit die Bremswirkung des Geräts zu rund 70 Prozent
außer Kraft.
•
Deshalb:
•
Platzieren wir die Bremshand zu dicht an der Tube, besteht die Gefahr, dass die
Finger im Sturzfall ins Gerät gezogen werden. Dies kann beim Sichernden zu
schweren Handverletzungen führen und beim Gesicherten zum Absturz.
•
Auch beim Tube ist ein extrem lässiges Handling leider weit verbreitet:
„Pinzettengriff“ am Bremsseil und kurzfristiges Loslassen sind heute noch häufig zu
beobachten.
Bremshand
in
der
Grundposition
immer
am
Oberschenkel.
8
•
Unbedingt muss sichergestellt sein, dass der Seilquerschnitt auf den
Lochdurchmesser des Geräts abgestimmt ist (siehe Bedienungsanleitung). Zu dünne
und glatte Seile erzielen nicht die notwendigen Reibungswerte; zu dicke Seile lassen
sich nur mühsam bedienen.
•
Verfügt die Sicherungsperson über wenig Handkraft und ist wesentlich leichter als die
oder der Gesicherte, darf auf keinen Fall mit Tube gesichert werden.
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Marietta meint:
In der Hand gut ausgebildeter Kletterer ist das Tube ein hervorragendes Sicherungsgerät.
Denn es ermöglicht ein präzises Seilhandling, was besonders beim Sichern von HighendRouten entscheidend ist. Dazu braucht es jedoch viel Erfahrung. Manchmal überkommt mich
das kalte Grausen wenn ich Anfänger – aber auch „alte Hasen“! – beim Sichern mit dem
Tube beobachte. Manche „sichern“ mit zwei Fingern oder lassen das Seil kurzfristig sogar
ganz los. Bei anderen ist die Bremshand ständig oben. Einen Sturz könnten sie so nie halten!
Deshalb würde ich mich sehr freuen, die Bremshand in der Grundhaltung künftig am
Oberschenkel zu sehen und beim Seilausgeben nie oberhalb des Karabiners.
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Richtig Klettern mit Kindern
Die Sportart Klettern ist auch für Kinder ausgesprochen geeignet. Klettern ist spannend, weil
man sich über den eigenen Erfolg freuen kann. Klettern bereitet den Kindern nicht nur viel
Vergnügen, hier machen Kinder auch wichtige motorische Erfahrungen, erwerben soziale
Kompetenz und bauen Verantwortungsbewusstsein auf.
Körpergefühl, Balancefähigkeit werden beim Klettern hervorragend geschult, dazu kommt ein
ausgewogener Aufbau der Muskulatur. Da in der Seilschaft ein Teammitglied immer auf das
andere angewiesen ist, entwickeln Kinder beim Klettern notwendigerweise ein
partnerschaftliches Verhalten. Auf dem Weg zum selbstverantwortlichen Sichern stärken
Kinder auch ihr moralisches Bewusstsein. Da Kinder und Erwachsen gleichermaßen Spaß
haben am Kraxeln und es oft wohnungsnah betrieben werden kann, ist Klettern zu einem
beliebten Familiensport geworden.
Dabei ist es wichtig, den Kindern von vornherein die mit dem Klettern verbundenen Risiken
zu verdeutlichen. Wir sollten den Kids klar machen, dass die Kletterhalle kein Funpark ist.
Hier soll jeder Spaß haben. Der hört aber dort auf, wo er andere gefährdet oder stört.
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Kinder machen ihre ersten Klettererfahrungen am besten unter fundierter Anleitung an einer
speziell für sie gebauten Boulderwand. Es ist gut, wenn die Kids verstehen, dass Klettern
nicht Hangeln, sondern Steigen ist. Dieses Grundprinzip wird durch Demonstration vermittelt.
Dann erhalten die Kinder leicht
Bewegungsmuster zu verinnerlichen.
lösbare
Bewegungsaufgaben,
um
die
korrekten
Ab etwa dem siebten Lebensjahr – je nach
körperlicher und geistiger Entwicklung sind
Abweichungen von bis zu zwei Jahren möglich –
können Kinder auch das Klettern mit
Seilsicherung erlernen.
Von vornherein sollten wir den Kindern
klarmachen, dass das Klettern – sobald wir uns
mehr als zwei Meter vom Boden entfernen –
nicht nur spannend, sondern auch gefährlich ist.
Deshalb müssen die kletternde und die
sichernde Person immer aufeinander Acht
geben.
Die HMS und das Grigri sind die für das Kind am
besten geeigneten Sicherungssysteme. Hier ist
die Schulung durch eine speziell ausgebildete
Fachkraft
notwendig.
Sie
muss
die
Funktionsprinzipien der Geräte erklären und
dafür sorgen, dass die motorischen Muster der
Bedienung verinnerlicht werden bevor die Kinder
einander im Gefahrenbereich sichern.
Auch das Anseilen, das Sichern des freien
Seilendes und der Partnercheck müssen sitzen, ehe es an die Wand geht. Sie sollte anfangs
nicht höher sein als 10 Meter.
Erst nachdem Kinder das „Auf-Zug-Nehmen“, das Halten kleiner Stürze und das Ablassen
einer am Toprope knapp über Boden kletternden Person ausreichend geübt haben, sind sie
fähig, diese bis zum Umlenker zu sichern.
Der Aufsicht führende Erwachsene ist für die Partnerchecks verantwortlich und sollte durch
„Hintersichern“ durch Dritte und eventuell auch Stoppknoten im Seil für Sicherheit sorgen.
Thema Kinder und Sichern
1 Jahr Klettererfahrung: im Seil hängen, pendeln, hochgezogen werden
Bis ca. 10 Jahre: nur mit „Notbremse“ sichern lassen: 2. Kind hintersichert
Kinder sollten nur etwa gleich schwere Kletterer sichern
2
Erst ab ca. 12 bis 13 Jahre können Kinder nach entsprechender Klettererfahrung
Vorsteiger sichern – mit Überwachung durch einen Erwachsenen
Vorsicht!
•
Kleinkinder sind im Kletterbereich hochgradig gefährdet. Immer kann ein Griff
abbrechen; Sichernde müssen oft schnell nach hinten rennen und können dabei ein
auf dem Boden abgelegtes Kind übersehen. In allen Anlagen unseres HallenVerbundes gibt es spezielle Bereiche, wo Kinder gut aufgehoben sind.
•
Auch im allgemeinen Kletterbereich spielende Kinder sind einer unverantwortbaren
Unfallgefahr ausgesetzt. Wenn sie im Kletterbereich herumtoben, gefährden sie nicht
nur sich selbst, sondern auch Andere.
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Wenn Kinder ihren verbalen Äußerungsdrang ungebremst ausleben, steigern sie
damit den Lärmpegel in der Halle deutlich. Dies führt bei vielen Kletterinnen und
Kletterern zu nicht unerheblichen Beeinträchtigungen und erhöht damit die
Unfallgefahr.
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Marietta meint:
Ich finde es super, dass heute so viele Kinder das Klettern lernen. Sie haben so viel Spaß
dabei! Das Klettern ist eine so anspruchsvolle Sportart, dass der Körper und der Geist dabei
spielerisch entwickelt werden. Außerdem lernen die Kinder, Verantwortung für sich und
andere zu übernehmen. Es ist Aufgabe der Eltern, sie dabei zu unterstützen.
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