Banken – Den digitalen Wandel gestalten
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Banken – Den digitalen Wandel gestalten
ÜBER LÜNENDONK Seit 1983 ist die Lünendonk GmbH spezialisiert auf systematische Markt forschung, Branchen- und Unternehmensanalysen sowie Marktberatung für Informationstechnik-, Beratungs- und weitere hochqualifizierte Dienst leistungsunternehmen. Der Geschäftsbereich Marktforschung betreut die seit Jahrzehnten als Marktbarometer geltenden Lünendonk®-Listen und -Studien Managementberatung Informations- und Kommunikations-Technik Wirtschaftsprüfung / Steuerberatung sowie das gesamte Marktbeobachtungsprogramm. Die Lünendonk®-Studien gehören als Teil des Leistungsportfolios der Lünendonk GmbH zum „Strate gic Data Research“ (SDR). In Verbindung mit den Leistungen in den PortfolioElementen „Strategic Roadmap Requirements“ (SRR) und „Strategic Transfor mation Services“ (STS) ist die Lünendonk GmbH in der Lage, ihre Kunden von Technologie-Beratung / Engineering Services Zeitarbeit / Personaldienstleistungen der Entwicklung strategischer Fragen über die Gewinnung und Analyse der er forderlichen Informationen bis hin zur Aktivierung der Ergebnisse im opera tiven Tagesgeschäft zu unterstützen. Lünendonk®-Branchendossier Facility Management / Industrieservice Banken – Den digitalen Wandel gestalten Wie Retailbanken die Optionen der „Digitalen Welt“ nutzen Eine Publikation der Lünendonk GmbH in Zusammenarbeit mit Erfahren Sie mehr unter http://www.luenendonk.de MARKTFORSCHUNG UND MARKTBERATUNG AUS EINER HAND IMPRESSUM Herausgeber: Lünendonk GmbH Maximilianstraße 40 87719 Mindelheim Telefon: +49 (0) 82 61 731 40-0 Telefax: +49 (0) 82 61 731 40-66 E-Mail: [email protected] Internet: www.luenendonk.de Autor: Mario Zillmann, Lünendonk GmbH Gestaltung: K16 GmbH Copyright © 2015 Lünendonk GmbH, Mindelheim Alle Rechte vorbehalten B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Inhaltsverzeichnis VORWORT....................................................................................................................................................................................4 LÜNENDONK Wo Banken bei der Digitalisierung stehen............................................................................................................................................5 Rund um den Banksektor digitalisiert sich alles..................................................................................................................................9 Blickpunkt Digitalisierung: RegulatorischeAnforderungen............................................................................................................11 Blickpunkt Produkte und Services: FinTecsund digitale Plattformen......................................................................................... 15 Instrumente erfolgreicher Digitalisierungsstrategien...................................................................................................................... 19 Banken-IT – Transformation vom „Survival of the Fittest” zum „Most Adaptive”.................................................................. 22 Fazit und Ausblick...................................................................................................................................................................................... 26 FACHBEITRÄGE UND INTERVIEWS BearingPoint Digitalisierung des Bankings zur Steigerungder Profitabilität.................................................................................................... 28 Meldewesen auf Knopfdruck – zwischenWunsch und Notwendigkeit ................................................................................... 33 Deloitte Bankenbranche im Umbruch.................................................................................................................................................................. 38 Der Finanzsektor wird digital.................................................................................................................................................................. 42 NTT DATA Instant Payments – Der Zahlungsverkehr kehrt zurück zum Konto........................................................................................... 45 Omnichannel Transformation................................................................................................................................................................. 49 UNTERNEHMENSPROFILE BearingPoint................................................................................................................................................................................................. 56 Deloitte.......................................................................................................................................................................................................... 58 NTT DATA...................................................................................................................................................................................................... 59 Lünendonk..................................................................................................................................................................................................... 61 3 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Vorwort Dies gilt für Privathaushalte ebenso wie für den Wirtschaftssektor sowie die öffentliche Verwaltung. So hinkt Deutschland als führende Wirtschaftsnation bei digitalen Services hinterher. Auch im E-Government-Index der Vereinten Nationen, der die Nutzung von Bürgerservices misst, rutschte Deutschland zuletzt von Platz 17 auf Rang 21 ab. In diesem Zusammenhang fällt auch Mario Zillmann, Leiter Professional Services, Lünendonk GmbH der schleppende Ausbau der Internet-Infrastruktur sowie der Funknetze. Moderne Geschäftsmodelle werden dadurch behindert und es besteht für den Standort Deutschland die Gefahr, ins Hintertreffen zu geraten. Dies spiegelt auch die Situation im Bankensektor wieder. Liebe Leserinnen, liebe Leser, Wieso drängen Umfeld und Umstände jetzt zum DigiDigitalisierung treibt die Verwandlung ganzer Bran- tal Banking? Warum ist Digital Banking unausweichlich chen massiv voran. Informationen über Produkte und – oder wie man heute sagt: alternativlos? Was gibt es Services, über Prozesse oder über das Verhalten von für Banken zu tun? Damit beschäftigen wir uns im Ihnen Kunden und Unternehmen werden in elektronischer vorliegenden Branchendossier primär am Beispiel der Form verbreitet und zwischen Wirtschaftsparteien aus- Retailbanken. getauscht. Manchmal sind sogar die Produkte und Services selbst digital. Das Branchendossier ist mit fachlicher Unterstützung von BearingPoint, Deloitte und NTT DATA entstanden. Digital Banking wird vielfach auf die Themen Internet Gemeinsam werfen die Autoren einen Blick auf den und Mobile-Banking reduziert. Oft drängt sich der Ein- Status quo der digitalen Transformation im Banksektor druck auf, dass damit primär die Ausgestaltung der und zeigen Handlungsfelder auf. Im zweiten Teil gehen Kommunikations- und Vertriebswege hin zum Kunden die fachlichen Partner in Fachbeiträgen und Interviews gemeint sind. Eine schicke Webseite, eine coole App auf Strategien für eine erfolgreiche digitale Transforma- für ein jugendliches Bankenpublikum und schon ist die tion sowie auf Digitalisierungstrends im Banksektor ein. Digitalisierung vollzogen? Dem ist nicht so! Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre! Die Mächtigkeit des digitalen Strukturwandels und seine Implikationen werden gerne unterschätzt. Hinzu Herzliche Grüße kommt, dass Banken hier generell gegenüber anderen Branchen zurückliegen. Die Adaption von neuen Technologien dauert in Deutschland auch im Banking-Sektor teilweise etwas Mario Zillmann länger. Leiter Professional Services 4 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Wo Banken bei der Digitalisierung stehen DIGITALISIERUNG? EINE DEFINITION setzungskonzepten. Allerdings sind die meisten Banken Digitalisierung im Banking bedeutet, Geschäfts- und bei solchen Digitalisierungsprojekten nicht schnell genug IT-Prozesse mithilfe relevanter Daten und geeigneter und haben Probleme, mehrere digitalisierte Geschäfts- IT-Systeme über alle Kundenkanäle hinweg zu unter- prozesse miteinander zu verknüpfen. Für eine ganz- stützen und zu automatisieren. heitliche Digitalisierung ist dies jedoch entscheidend. Es genügt auch nicht, einzelne Prozesse zu digitalisieren Das aus Sicht von Lünendonk Entscheidende dieser Um- und damit von manuellen Eingriffen zu befreien oder in schreibung ist die ganzheitliche Sicht auf Frontoffice- Teilbereiche digitale Geschäftsmodelle einzuführen. Auf und Backoffice-Prozesse, die digitalisiert und durch die intelligente Vernetzung von Geschäftsprozessen und gängig miteinander verbunden werden müssen. Dabei mehreren Unternehmenseinheiten kommt es an. sind es im Grunde genommen bekannte Themen, um die es geht: das papierlose Büro und das Straight-through- BANKEN HINKEN DIGITALISIERUNG HINTERHER Processing sind bereits seit Jahren ein Ziel von Banken. Viele traditionelle Banken haben aber noch keine klare Digitalisierungsstrategie und sehen Digitalisierung Ebenso sind die Filialen der Zukunft sowie elektronische „lediglich“ in der Neugestaltung ihrer Kommunikations- Vertriebswege längst Inhalt von Strategie- und Um kanäle zum Interessenten und Kunden. Die Anpassung Banken haben sehr unterschiedlichen digitalen Reifegrad Deutsche Bank 252 Commerzbank 232 Square 181 Hamburger Sparkasse 179 Targobank 148 ING DiBa 143 Deutsche Postbank 141 Mercedes-Benz Bank 128 DZ Bank 104 Sparkasse Köln Bonn 96 Kreissparkasse Köln 95 DKB 92 Volkswagen Bank 85 Sparda-Bank Baden Württemberg 84 Frankfurter Sparkasse 72 Sparda-Bank Südwest 70 Santander BMW Bank 46 27 Sehr gut: >280 Gut: >210-280 Befriedigend: >140-210 Grundlagen: >70-140 Gefährdet: 0-70 Abbildung 1: Viele der großen Geldinstitute haben bei der Bewertung ihrer Digitalisierungsstrategien nicht gut abgeschnitten. Quelle: Neuland 2014 5 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S an das digitale Zeitalter erfolgte bisher überwiegend am Betroffen sind demnach sämtliche internen und Frontend innerhalb einzelner Bereiche, wie im Online externen Unternehmensbereiche wie etwa Produkt banking für Privatkunden mit nützlichen, webbasierten entwicklung, Vertrieb, Service, Qualitätsmanagement, Diensten, dem Einsatz biometrischer Erkennungssoft- Bankadministration und -steuerung, Legal und Com ware oder Mobile Apps. pliance sowie Personal oder Marketing. Auch die IT verändert sich gerade massiv, insbesondere die Art BANKEN SIND AUF VERNETZUNG UND AUFLÖSUNG ihrer Leistungserbringung und ihre Zusammenarbeit VON SILOS DRINGENDER DENN JE ANGEWIESEN mit Fachabteilungen. Handlungsdruck resultiert aus den anhaltend hohen Regulierungsanforderungen an Banken sowie aus dis- WAS BETRIFFT DIE DIGITALISIERUNG IN BANKEN? ruptiven Wettbewerbseinflüssen, beispielsweise von Der Banksektor wird im Verlauf seiner Digitalisierung onlinebasierten Geschäftsmodellen und einer Niedrig mit technologischen Entwicklungen und Innovationen zinspolitik. Aber gerade die Regulatorik erhöht die konfrontiert, die sowohl die IT als solche als auch die Datenmengen massiv. Durch Stresstests türmen sich im- Organisation von Banken betreffen: Sie ermöglichen mer größere Datenberge in den Banken auf, die sinnvoll Effizienzsteigerungen der IT-Prozesse und führen zu gespeichert und analysiert werden müssen. Gleichzeitig Produktivitätsverbesserungen und Kostensenkungen fordern Kontrollinstanzen wie EZB und Bankenaufsichts- im Bankbetrieb. Gleichzeitig bieten Technologien die behörden regelmäßig Performance-Kennzahlen ein, die Möglichkeit, innovative Bankprodukte und Services zu von den Geldinstituten mehr oder weniger aufwendig entwickeln, um sich damit am Markt zu positionieren. generiert werden müssen. WAS WIRD SICH VERÄNDERN? Diesen Herausforderungen begegnen erfolgreiche EINE KURZE ANTWORT VORAB Banken mit dem Versuch einer Reduzierung ihrer Kom- Die Chancen, aber auch die Gefahren der Digitalisierung plexität innerhalb ihrer Organisationsstrukturen sowie führen für viele Bankmanager zu Unsicherheiten. Dabei einer Optimierung ihres Management-Reportings. Für stellen sich ihnen stets dieselben Fragen: beide Ziele ist es notwendig, Transparenz in Form eines einheitlichen Blicks auf sämtliche Geschäftseinheiten Wie mächtig wird die Veränderung sein? einer Bank (Kreditwesen, Wertpapiere, Zahlungs Welche Produkte und welche Kundensegmente verkehr etc.) herzustellen und somit die bekannte Silo werden am meisten betroffen werden? betrachtung abzulösen. Wichtige Kriterien eines zeit Wie schnell wird es gehen? gemäßem Management-Reportings und zukunftsfähiger Wie reagiert der Markt? Organisationsstrukturen sind ein Datenaustausch in Gibt es neue Konkurrenten? Echtzeit sowie die konsequente Vernetzung sämtlicher Wie beeinflussen sie mein Geschäft? Geschäftsaktivitäten einer Bank. Welchen Technologien sind für mich wichtig? Bisweilen werden solche Optimierungs- und An pas Viele dieser Fragen können Banken für sich schon ein- sungsprojekte häufig nur in den Banksilos umgesetzt mal beantworten. Das gesamte Geschäft, Frontoffice und eben nicht bankübergreifend ausgerollt. So gera- und Backoffice, wird betroffen sein. Alle Produkte ten immer mehr Banken in die Wettbewerbsfalle und und alle Kundensegmente, zuerst das Retail-Banking, verpassen die Chancen der digitalen Transformation. später auch das Commercial-Banking werden sich Entsprechend muss eine Digitalisierungsstrategie, die massiv verändern. eine Bank erfolgreich und nachhaltig in das digitale Zeitalter führen soll, die komplette digitale Transformation des jeweiligen Bankenbetriebsmodells betrachten. 6 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S IT-Beratungen berichten über hohe Nachfrage nach Digitalisierungsprojekten aus Banken Automobilindustrie 56 Telekommunikation, IT 36 47 Maschinenbau 35 34 Handel 47 42 Banken 37 40 Energie 33 Verkehr, Logistik 32 Versicherungen Elektrotechnik 0% sehr stark 21 43 30 34 stark 40% neutral 3 eher nicht 1 3 4 20 40 20% 16 18 45 30 3 19 45 23 15 20 38 34 Konsumgüterindustrie 8 32 60% 80% 3 5 4 4 100% gar nicht Abbildung 2: Frage: Welche Branchen sind in den kommenden zwei Jahren besonders stark von der Digitalisierung betroffen? Skala von –2 = „gar nicht“ bis +2 = sehr stark“, n = 67; Quelle: Lünendonk-Studie „Der Markt für IT-Beratung und IT-Service in Deutschland“ Es wird schnell gehen! Denn die Märkte im Internet zu trennen. So hat die Bank bereits seit Jahren mit der zeitalter bewegen sich rasant vorwärts. Einige Banken comdirect eine Tochtergesellschaft erfolgreich etabliert. sind dabei agiler in der Adaption digitaler Technologien und ihrer Transformation als andere Banken. Der Digi- BANKEN TREIBEN DIGITALEN WANDEL VORAN tal Readiness Index vom Beratungsunternehmen Neu- Andere Großbanken hinken dagegen hinterher. Dies land hat die Digitalisierungsstrategien mehrerer Banken hängt sehr stark mit ihrem individuellen Reifegrad beim untersucht. Ergebnis: Keine der untersuchten Banken digitalen Wandel zusammen. So haben einige Banken hat laut der Analyse der digitalen Geschäftsmodelle bereits sehr agile und flexible Geschäfts- und IT-Prozesse, einen „sehr guten“ Indexwert. durch die sich neue Produkte, Services und Abläufe schneller und effizienter einführen lassen als in Banken, Nur zwei Banken (Deutsche Bank und Commerzbank) die über eher starre und veraltete Prozesse verfügen. kommen auf das Bewertungsniveau „gut“. Die meisten Ein weiteres Kriterium für den Digitalisierungsgrad sind der untersuchten Banken sind jedoch immer noch da- die Investitionen von Banken in Digitalisierungsprojekte. bei, ihre Strategien auf den digitalen Wandel auszurichten. Dazu gehören beispielsweise die organisato Lünendonk hat die führenden IT-Beratungs- und System rische Neuausrichtungen sowie die Modernisierung der integrationsunternehmen in Deutschland gefragt, wel- IT-Prozesse, damit diese agil und flexibel die Business che Branchen in den kommenden Jahren aus ihrer Sicht prozesse unterstützen können. besonders stark von der Digitalisierung betroffen sein werden. Mehr als drei Viertel der befragten führenden Zu einer erfolgreichen digitalen Transformation gehört IT-Dienstleister gehen davon aus, dass acht Kunden- es beispielsweise, wie im Fall der Commerzbank, tradi branchen sehr stark bis stark in den kommenden zwei tionelles Bankgeschäft vom modernen Onlinebanking Jahren von der Digitalisierung betroffen sein werden. 7 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Die größte digitale Transformation steht dabei der ANGRIFF AUF DAS BANKENMODELL Auto mobilindustrie bevor. 92 Prozent der befragten Der Banksektor wird derzeit durch eine Vielzahl von IT-Dienstleister erwarten signifikante Umwälzungen disruptiven Geschäftsmodellen und neuen Wettbe- in dieser Branche. Ebenfalls eine sehr hohe Nachfrage werbsgruppen angegriffen. Diese neuen Wettbewerber nach Digitalisierungsprojekten berichten die IT-Dienst- kommen nicht nur aus dem Financial-Services-Bereich, leister zwar aus dem Banksektor. Aber nur 78 Prozent sondern teilweise aus ganz anderen Bereichen, in der befragten IT-Beratungen sehen sehr starke bis starke denen sie bereits einen Kundenstamm mit anderen Digitalisierungsimpulse bei Banken. Geschäftsmodellen aufgebaut haben. Beispiele sind Ebay und PayPal, Amazon, Apple, Google oder Alibaba. Der Banking-Sektor ist traditionell die wichtigste Kundenbranche der in Deutschland tätigen IT-Dienst- Die Internetkonzerne haben maßgebliche Technologien leister. Etwa 20 Prozent ihrer Umsätze erzielen die IT- für kundenorientierte Services wie Mobile Apps oder Beratungs- und IT-Serviceunternehmen durchschnitt Data Analytics schon weit vorangetrieben. Und mit die- lich mit Banken. Bisher fand Digitalisierung in Banken sen Technologien brechen sie mit Macht in das ange- sehr stark auf Ebene der Bankprozesse wie Zahlungs stammte Geschäft der etablierten Kreditinstitute ein. verkehr oder Wertpapierhandel statt, da diese im weitesten Sinne IT-Services und daher stark digitalisiert Diese technologischen Trends betreffen nun das Back- sind. Diese Ebene der Digitalisierung betrifft daher das office der Banken (zum Beispiel Technologien zur Backoffice. Geht es dagegen um moderne frontend Bewältigung und Analyse der anfallenden Massen bezogene Themen wie Omnichannel- Banking, stehen daten), die Kommunikations- und Vertriebskanäle die meisten Banken noch am Anfang ihrer Möglichkeiten. (Onlinebanking und Mobile-Banking) oder alternative Zahlungs methoden. Für die Banken bedeuten diese Digitalisierungspotenziale sehen die Banken daher in Entwicklungen eine tiefgreifende Umgestaltung vom mehreren Handlungsfeldern. So geht es derzeit vorran- Frontoffice bis zum Backoffice. Zu diesen Entwicklun- ging darum, die Performance der Geschäftsprozesse zu gen gehören: verbessern und diese auf neue digitale Technologien und Strategien hin auszurichten und zu flexibilisieren. Die nunmehr seit mehreren Jahren unerfreuliche Ebenso haben Digitalisierungsprojekte das Ziel, neue, Ertragslage für Banken mit Niedrigstzinsen infolge bereits umgesetzte digitale Geschäftsmodelle in die der Banken- und der Staatsfinanzenkrise, Backend-IT-Prozesse zu integrieren, damit eine ganz- eine verschärfte Regulierung im europäischen Maß- heitliche Kundeninteraktion erfolgen kann. Ferner geht stab mit hohen Lasten und Restriktionen für Banken, es derzeit bei Digitalisierungsprojekten darum, die Gesamtbank neu auszurichten und auf neue Wettbewerber und disruptive Einflüsse einzustellen. neue Anforderungen an die Gesamtbanksteuerung, um aufsichtsrechtliche Regulierungsvorgaben umzusetzen und vollständige Transparenz herzustellen, die Veränderung der Kunden und ihrer Ansprüche Diese Projekte können auch durchaus weiterhin in den an Finanzdienstleistungen und Finanzdienstleister, Banksilos stattfinden, die je nach Geldinstitut unter- alte und neue Konkurrenten für traditionelle Banken schiedlich groß sind. Zu beachten ist dabei aber, die (von Direktbanken bis zu Internetgiganten mit Banksilos unbedingt sukzessive miteinander zu ver Financial-Services-affinen Diensten), netzen, um einen einheitlichen Blick auf den Kunden neue, disruptiv wirkende Technologien und immer sowieauf steuerungsrelevante Kennzahlen zu haben. neue Internettechnologien, die zur Marktreife gelangen Dieser ganzheitliche Ansatz dient dazu, den Kunden noch – oder von FinTecs in den Markt gedrückt werden. besser zu verstehen und Transparenz über die Gesamtbank zu haben. 8 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Rund um den Banksektor digitalisiert sich alles KUNDEN UND KUNDENVERHALTEN Erfahrungen und -Empfehlungen. Das macht sie auch Schnelligkeit, Transparenz und Bequemlichkeit informierter und kritischer. auch bei Bankgeschäften Der Weg zur Bankfiliale für die Erledigung von Finanz- Steigende Ansprüche an das Produkt- geschäften wird immer seltener eingeschlagen. Statio und Serviceangebot der Bank näre Niederlassungen mit fixen Öffnungszeiten sind Die Qualität des Supports beeinflusst nachhaltig die vielen Kunden nicht mehr so wichtig; der Wunsch nach Zufriedenheit der Kunden und damit die Kundenbindung. Interaktion, egal wann, wo und damit gerne auch mobil, Die „Kostenloskultur“ des Internets beeinträchtigt jedoch steigt. In Deutschland werden mittlerweile rund 60 Pro- den Erfolg vieler digitaler Geschäftsmodelle, weil viele zent aller privaten Bankgeschäfte per Internet erledigt. Kunden eine geringe Preisbereitschaft haben. Ebenso Rund 35 Prozent der Bankkunden wickeln Bankgeschäfte wie Medien und Verlagen wird es Banken daher schwer über Smartphones und Tablets ab. Damit hat sich die fallen, adäquate Preise für Onlinedienstleistungen durch- Nutzung mobiler Endgeräte für Bankgeschäfte seit 2012 zusetzen. Ein verständliches und individualisierbares mehr als verdoppelt. Produkt- und Serviceangebot wird vom Kunden dennoch vorausgesetzt. Der Kunde erwartet individualisierte Viele Kunden, quer durch alle Altersschichten, bevor- Unterstützung rund um die Uhr für alle angebotenen zugen für einfache Transaktionen zunehmend digitale Kommunikationskanäle. Ohne ein ausgefeiltes CRM- Kanäle. Und über komplexere Produkte informieren sie System werden Banken diese Ansprüche nicht erfüllen sich online, bevor sie für den Abschluss doch noch die können. Große Consumerbanken reagieren darauf. Bankfiliale aufsuchen. Die zunehmende Transparenz der Kosten und der Be- CRM im Banking: Beispiel Citigroup standteile von Finanzdienstleistungen ermöglicht es Die amerikanische Citigroup hat mit dem milliar Kunden, Angebote direkt zu vergleichen. Bei Basis denschweren IT-Projekt „Rainbow“ eine einheit produkten werden der Preis sowie der einfache und liche, globale IT-Plattform für das gesamte Retail- schnelle Abschluss als das wichtigste Kaufkriterium Banking-Geschäft erstellt. Die kundenorientierte, genannt. Die enge Beziehung zu der eigenen Haus- intelligente IT speichert kanalübergreifend alle bank schwindet; Angebote mehrerer Finanzdienstleister Informationen über den Kunden, egal welche werden gleichzeitig in Anspruch genommen. Citi-Produkte er nutzt oder wo und wie er mit der Bank in Kontakt tritt. Darüber hinaus stellt sie Das Internet ermöglicht es, sich von jedem Ort und die Daten allen Kundenberatern und Mitarbeitern zu jeder Zeit über Finanzprodukte zu informieren und mit Kundenkontakt – orts- und kanalunabhängig Finanzgeschäfte zu erledigen. Da gleichzeitig die mobi- – über ein einheitliches CRM-System zur Ver len Technologien immer benutzerfreundlicher werden, fügung. Über die gesamte Wertschöpfungskette steigt die Zahl der mobilen Bankkunden ebenso wie der wird auch das Feedback der Kunden, online und Anspruch der Bankkunden, über multimediale Kanäle offline, regelmäßig erfasst und im zukünftigen Bankgeschäfte zu erledigen. Dabei nutzt diese Ziel- Kundenkontakt berücksichtigt. gruppe vielfältige Quellen und insbesondere „Peer“- 9 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Online-Vertriebswege gewinnen stark an Bedeutung 3,1 Interaktion mit Kundenbetreuern 3,3 Bankfilialen 2,8 Interaktion mit Kunden über Terminals 2,5 Online-Banking/ Mobile Apps Vertrieb und Service für Bankprodukte über mobile Plattformen Call-Center Interaktion mit Call-Center-Mitarbeitern Externer Vertrieb Einbindung externer Mitarbeiter in die Vertriebsprozesse (Strukturvertrieb, Vermögensberater, etc.) Shop-in-Shop Bankfilialen werden mit Kooperationspartnern betrieben (Coffee Shops, Warenhäuser, etc.) Franchise Bankfilialen werden von Franchisenehmern betrieben 3,6 2,6 2,6 2,2 2,2 2,0 2,1 1,5 1,7 1,2 1 2 2020 3 4 Aktuell Abbildung 3: Von Lünendonk befragte Bankmanager erwarten, dass sie ihre Produkte und Services zukünftig sehr stark über mobile Kanäle vermarkten. Dabei kommt es auf eine reibungslose Vernetzung der unterschiedlichen Kanäle an. Skala von 1 = „gar keine Bedeutung“ bis 4 = „sehr hohe Bedeutung“, n = 109; Quelle: Lünendonk-Studie „Zukunft der Banken 2020“ Hohe Erwartungen der Kunden an die weile über mobile Endgeräte. Über die mobilen Kanäle Erreichbarkeit ihrer Bank werden aber bisher kaum rentable Produkte und Dienste Die Erwartungen der Kunden an das Kommunikations- verkauft. Daher müssen traditionelle Banken ihre digi und Vertriebskanalangebot von Banken steigen stetig, talen und mobilen Vermarktungskanäle benutzer differenzieren sich zugleich aber auch. Dies bestätigt freundlicher gestalten und effizienter in ihre beste eine Einschätzung der zukünftigen Bedeutung von hende Infrastruktur integrieren. Vertriebs- und Kommunikationskanälen der Banken. Onlinebanking und Mobile Apps haben in der Ein- Im Zuge der neuen technologischen Möglichkeiten schätzung von über 100 Bankexperten bis 2020 den verändern sich die Kundenerwartungen an eine Bank höchsten Bedeutungszuwachs. Ein eindeutiger Befund, und es erhöhen sich ihre Erwartungen hinsichtlich der aber ohne Überraschung (siehe Abbildung 3). Servicequalität, Multi-Kanalfähigkeit und Leistungs geschwindigkeit. Die Reifung der neuen Kommunika- Die Kundeninteraktionen über digitale Kanäle ver tionskanäle lässt signifikante Beiträge zum Vertriebs schaffen den Banken bisher allerdings wenig wirk- ergebnis erhoffen. Eine Analyse von BearingPoint zeigt, lich neue Einnahmequellen. Kunden kontrollieren ihre dass der Anteil des Produktabsatzes über verschiedene Kontostände, überprüfen ihre Zahlungsanweisungen mediale Kommunikationskanäle auf 35 Prozent im Jahr oder geben neue Transaktionen in Auftrag – vieles da- 2016 steigen wird (2011: 10 Prozent). von geschieht online und ein großer Teil davon mittler- 10 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Blickpunkt Digitalisierung: Regulatorische Anforderungen Einen nicht unerheblichen Anteil an der schwierigen europäische Zentralbank mit ihrer Doppelfunktion von Ist-Situation der Banken hat die striktere (europäische) Aufsicht und geldpolitischen Funktionen einhält, müssen Bankenregulierung. Nach der Finanzmarktkrise wurden Banken umsetzen und gleichzeitig eine wirkungsvolle schärfere Vorschriften hinsichtlich des Eigenkapitals, der Gesamtbanksteuerung installieren. Hinzukommt, dass Risikotragfähigkeit, der Liquidität sowie der Einlagen die strengen regulatorischen Vorschriften auch für die sicherung erlassen. Die Regulierungsdichte hat erheb- IT-Systeme und Kundendaten der Bank gelten. lich zugenommen und Dimensionen angenommen, welche die Banken vor erhebliche organisatorische Banken müssen den Überblick bewahren, welche ge- Schwierigkeiten bei der Umsetzung stellen. setzlichen Vorgaben für ein bestimmtes Produkt oder in einem bestimmten Prozessschritt zu berücksichtigen Es gibt heute eine Vielzahl von zusätzlichen Regulierun- sind, um alle gesetzlichen Vorgaben im Unternehmen gen, sodass im Grunde genommen Details der Strate- einzuhalten. Die Umsetzung regulatorischer Anforde- gie, der Prozesse und der Beratung in einer Bank vorge- rungen bindet personelle Ressourcen und erfordert schrieben sind. Zum Beispiel: erhebliche Investitionen in die IT-Infrastruktur und eine Neuausrichtung des Management-Reportings. Vorschriften zur Ausgestaltung und zum Inhalt von Prospekten Das große Problem der meisten Banken ist es in diesem Regelungen zur Dokumentation von Beratungs gesprächen und dem Inhalt von Standardverträgen Vorgaben zu Schulung und Registrierung von Bank- Zusammenhang, die Vielzahl an Stresstests und die geforderteKosteneffizienz im Kontext der Eigenkapitalquoten transparent abzubilden. mitarbeitern Pflichten zur Einstufung von Kunden und deren Finanzwissen REGULIERUNG BEDEUTET AUFWAND Alleine die Maßnahmen rund um die Europäische Banken Dokumentationen zu Bewertungen von Sicherheiten union belasten nach Schätzungen die deutsche Kredit Vorgaben zur Berechnung von Risiken mit vorge- wirtschaft bis 2025 mit etwa 10 Milliarden Euro pro Jahr. schriebenen Risikomodellen für das Kredit- und Investmentgeschäft, für plötzliche Zinsänderungen, An einer Studie in Zusammenarbeit mit dem Bundes- für Image- oder IT-Probleme verband deutscher Banken und dem Bundesverband Pflichten zur Entwicklung von Stressszenarien und Öffentlicher Banken Deutschlands zu „Auswirkungen Vorschriften, wie Vorstand und Aufsichtsrat Strate regulatorischer Anforderungen“ haben 20 Banken teil- gien erstellen und überarbeiten müssen genommen, die etwa 60 Prozent der Bilanzsumme aller deutschen Finanzinstitute repräsentieren. Einige der Zudem haben Banken innerhalb ihrer internen Struk turen Compliance-Richtlinien einzuhalten, Ergebnisse: damit einzelne Geschäftsbereiche mit unterschiedlichen Die direkten Kosten, die aus der Regulierung Ziel setzungen keine Informationen zum Nachteil der entstehen, werden von den Studienteilnehmern im Kundenaustauschen. Dieses berühmten „Chinese Walls“, Zeitraum von 2010 bis 2015 auf etwa 2 Milliarden die organisatorisch gesehen allerdings nicht einmal die Euro jährlich geschätzt. 11 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Die indirekten Kosten einer verbesserten Eigen Zwei Maßnahmen, die den Berichtsaufwand von kapital- und Liquiditätsausstattung betragen etwa Banken weiterhin besonders erhöhen werden, seien 7 Milliarden Euro jährlich. Auf Basis der vorgelegten herausgegriffen: Angaben der Institute bewegen sich die Gesamtkosten der Regulierung, die von den Kreditinstituten SREP – Supervisory Review and Evaluation Process aufgebracht werden müssen, in der Größenordnung ab 2016 von insgesamt 9 Milliarden Euro jährlich. Am 7. Juli 2014 hat die European Banking Authority (EBA) Beeinträchtigung der Geschäftspotenziale von Banken: den Entwurf einer Leitlinie zum aufsichtsrechtlichen Neue Regularien dämpfen die Wachstumspotenziale Überprüfungs- und Überwachungsprozess (SREP, Super- verschiedener Bankgeschäfte, insbesondere im visory Review and Evaluation Process) veröffentlicht. Firmenkundengeschäft, im Privatkundengeschäft, im Kapitalmarktgeschäft sowie im Handel für Kunden. Die Leitlinie soll ab 2016 angewendet werden. Der SREP-Ansatz schließt die Beurteilung der Schlüssel DER AUFWAND STEIGT IN ZUKUNFT WEITER indikatoren, des Geschäftsmodells, der Governance und Das Ende der zusätzlichen Regularien ist noch nicht der Kapital- und Liquiditätsrisiken ein. erreicht. Auf europäischer Ebene werden zur Schaffung einer europäischen Bankenunion weitere Regelungen Die Richtlinie basiert auf vier wesentlichen Elementen, eingeführt. Regularien wie das „CRD-IV-Paket 1“ (Capital anhand derer das jeweilige Institut bewertet wird: Requirements Directive/Kapitaladäquanzrichtlinie), die Einlagensicherungsrichtlinie 2 und die Sanierungs- und Analyse des Geschäftsmodells Abwicklungsrichtlinie 3 gelten für alle EU-Länder. Für die Bewertung der internen Governance sowie des Banken im Euroraum gibt es zusätzlich seit November 2014 den Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism, SSM) und Anfang 2016 wird der Einheitliche Abwicklungsmechanismus (Single Resolution Mechanism, SRM) greifen. unternehmensweiten Kontrollsystems Bewertung von Risiken für das Kapital sowie seine Adäquatheit Bewertung von Risiken für die Liquidität und das Funding Das SREP-Modell Kategorisierung von Instituten Überwachung von Key Indicators Geschäftsmodellanalyse Internal Governance und unternehmensweites internes Kontrollsystem Kapitalrisiken und Angemessenheit der Kapitalauslastung Liquiditäts- und Refinanzierungsrisiken SREP-Gesamtbewertung Aufsichtliche Maßnahmen „early internention measures“ Abbildung 4: Laut Entwurf der Europäischen Bankenaufsicht sollen Banken künftig Schlüsselindikatoren wie Geschäftsmodell, Governance sowie Kapital- und Liquiditätsrisiken überwachen und an die Bankenaufsicht berichten. Quelle: Deloitte 12 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Der Entwurf wird den Überprüfungs- und Über Weiter steigender administrativer Aufwand für Banken wachungsprozess fundamental ändern, was auch die ist also auch in Zukunft zu erwarten. Um ein Schlaglicht von den Banken anzuwendenden Methoden für die auf den Umfang dieses Aufwands zu werfen: Seit der Ermittlungder Risikotragfähigkeit sowie der Liquiditäts Einführung der deklaratorischen Regelungen im Jahr risiken einschließt. 2014 in der Eurozone müssen alle etwa 8.000 betrof fenen EU-Banken pro Quartal bis zu 700.000 Daten Ziel von SREP ist es, dass Geldinstitute basierend auf punkte in unterschiedlichen Berichtsformaten, aber einer ihrem Einfluss auf das Finanzsystem einer von vier einheitlichen digitalen Aufbereitung (XBRL) liefern. Und Kategorien zugeordnet werden. Die nationale Banken dies betrifft nur die aufsichtsrechtliche Berichterstattung; aufsicht wird jedes der vier Elemente analysieren und zusammen mit der statistischen Berichterstattung geht ein Einzelscore vergeben, anschließend werden alle es wesentlich darüber hinaus. Einzelscores zu einem Gesamtscore zusammengefasst. Dieses Scoringsystem ermöglicht es Banken, sich untereinander hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit ihrer „Wir investieren 1 Mrd. €, um unsere Systeme und Geschäftsmodelle zu vergleichen und mögliche auf- Kontrollen bis 2015 zu verstärken und an regula- sichtsrechtliche Maßnahmen einzuleiten. torische Veränderungen anzupassen. Wir haben bereits 2013 unsere Compliance- Abteilung um Richtlinie #239 für effektive Risikodatensammlung rund 200 Mitarbeiter verstärkt. 2014 soll noch- und Berichterstattung mals eine vergleichbare Zahl an Mit arbeitern Eine wesentliche regulatorische Anforderung ist die hinzukommen.“ Umsetzung der Richtlinien des Basel Committee on Deutsche Bank AG, Banking Supervision (BCBS) #239 für effektive Risiko- Jahres-Pressekonferenz 2014 datensammlung und Berichterstattung. Diese muss bis Januar 2016 für international systemrelevante Institute erfolgen; für national systemrelevante Institute wird die DIGITALISIERUNG – DIE CHANCE ZUR BESSEREN Umsetzung empfohlen. Die Vorschriften des BCBS #239 ERFÜLLUNG VON REGULIERUNGSANFORDERUNGEN? werden umfassende Anpassungen an den IT-Systemen Die Umsetzung regulatorischer Bestimmungen fordert und den Prozessen bewirken und entsprechend lange die IT der Banken. Hier schließt sich der Kreis zwischen Umsetzungszeiten erfordern. Insbesondere auf quali Regulierung und Digitalisierung. Denn ein adäquates tativ hochwertige Datenhaushalte legt die Aufsicht und hochleistungsfähiges Berichtswesen ist nur mit großen Wert. einerqualitativ guten Datenbasis und hochleistungs fähigen Analytics-Systemen möglich. Bei der Betrach- Die statistischen Gremien des Europäischen Systemsder tung der Ansprüche, die von den Regulatoren gestellt Zentralbanken (ESZB) untersuchen weitere Möglich werden, ist es derzeit fraglich, ob ohne eine vollständige keiten, um die Verfügbarkeit benötigter, möglichst Digitalisierung des Berichtswesens die Anforderungen granularer Daten zu erhöhen. Eine dieser Initiativen an Banken in Zukunft überhaupt erfüllt werden können. analysiert die Machbarkeit eines von allen Meldepflich- An dieser Stelle müssen die meisten Banken dringend tigen im Euroraum anzuwendenden einheitlichen statis ihre Reportingprozesse verbessern. tischen Berichtsrahmens (European Reporting Framework, ERF) (Rundschreiben Nr. 11/2015). 13 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Deutlich wird diese Problematik am Beispiel der Risiko- und standardisierbare Tätigkeiten. Folglich steht ihnen datenaggregation und der Risikoberichterstattung: nicht ausreichend Zeit für wertschöpfende Tätigkeiten wie die Kommentierung und Ableitung sowie Nachver- Die Datenbasis: Ein automatischer Abgleich der folgung von Maßnahmen zur Verfügung. Risikodaten mit anderen Daten in Echtzeit, vor allem mit Rechnungslegungsdaten, muss möglich sein. Die Laut Analysen von Lünendonk werden immer noch Bank muss kritische Risikodaten in Krisenzeiten zeit- mehr als die Hälfte der Ressourcen im Management- nah erstellen und analysieren können. Daten müssen Reporting auf den Prozess der Berichtbereitstellung ad hoc, flexibel und skalierbar generiert werden. verwendet. Zu diesem Prozess gehören die folgenden Dazu ist eine weitestgehend automatisierte Berech- Teilprozesse: nung und Aggregation aller Kennzahlen notwendig. Die Risikoberichterstattung: Ihre Genauigkeit kann Konsolidierung, nur durch eine End-to-End-Betrachtung vom Datenbeschaffung, Vorsystem bis zum Report sichergestellt werden. Plausibilisierung und Abstimmung sowie Dataflow-Charts sollen den Datenfluss über Systeme Berichterstellung. und manuelle Schnittstellen hinweg nachvollziehbar und transparent machen. Die Frequenz der Risiko Als Zielwert sollten im Banksektor maximal ein Drittel berichte muss risikoadäquat und die Berichter der Ressourcen auf Tätigkeiten zur Erststellung eines stellung muss schnell möglich sein. Berichts entfallen. Dieser Zielwert kann technologisch durch Automatisierungstechnologien und eine weitere Das gesamte Berichtswesen in vielen Geldinstituten muss Standardisierung, beispielsweise durch vordefinierte folglich einer Neustrukturierung unterzogen werden. Die Berichte, verhältnismäßig schnell erreicht werden. Dynamik im Umfeld der Banken erfordert ein Berichts Diese Optimierungsmaßnahmen sind längst überfällig wesen, das sehr agil in der Lage ist, kurzfristige Anfragen und hätten bereits vor Jahren erfolgen müssen. Doch an das Reporting umzusetzen, und zwar ohne hohen es passiert in vielen Banken zu wenig beziehungsweise Aufwand für die Erstellung von Berichten. Projekte ziehen sich über lange Zeiträume. Banken müssen ihre Reportingprozesse stärker Ein großes Problem in vielen Banken stellen noch automatisieren und standardisieren immer heterogene Anwendungsstrukturen, dezen Was lässt sich aus all dem schlussfolgern? Digitali trale Zuständigkeiten für Stammdaten und komplexe sierung kann auch die Chance bieten, externe Pflicht- Geschäfts- und IT-Prozesse dar. Eine stärkere Verzah- berichte und interne Reportings zu automatisieren, um nung des Berichtswesens der Fachbereiche ist daher ein sie überhaupt in Zukunft noch bewältigen zu können. zentraler Faktor auf dem Weg zu einer ganzheitlichen Unternehmenssteuerung. Diese Maßnahmen sind auch dringend notwendig, denn noch immer verwenden Reportingabteilungen in Banken sind aber noch auf einer anderen Ebene von der Banken zu viel Zeit und zu viele Ressourcen auf einfache Digitalisierung stark betroffen. 14 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Blickpunkt Produkte und Services: FinTecsund digitale Plattformen WETTBEWERBER AUS NEAR- UND NONBANKING Aber auch bei anderen Bankservices wie Spar- und Depo Im Grunde benötigt man für den erfolgreichen Start siten einlagen, kanalübergreifenden Beratungs- und eines Bankgeschäfts – neben einer Banklizenz im Falle Wert papierhandelsdiensten sowie einfachen Finanzie- einer Vollbank oder einer E-Money-Lizenz für elektro rungslösungen sind einige FinTecs sehr gut aufgestellt. nische Geldgeschäfte – nur einige entscheidende Zutaten: Banking-Know-how auf mindestens einem Internetgiganten wie Amazon, Ebay oder Google mit Gebiet (zum Beispiel Kredit- oder Einlagengeschäft), ihren Millionen Kunden sind dabei, auch Finanzdienst Abwicklungskapazität und einen guten Zugang zu aus- leistungen anzubieten – mit großen Aussichten auf reichend vielen Kunden. Erfolg – und zum Teil mit Banklizenzen. Ebay tut dies mit dem Bezahldienst PayPal bereits seit Jahren enorm Autobanken haben das bereits vor Jahren vorgemacht: erfolgreich. So hat PayPal in Deutschland bereits einen Die Kunden hatten sie; das Banken-Know-how und Marktanteil von knapp 20 Prozent beim Online-Payment. die Kapazität haben sie dazuaddiert. Heute sind es die Aber auch kleinere, spezialisierte und schnell wach Technologieunternehmen, die einen guten Zugang zu sende Internetfirmen wie Klarna oder Square sagen der Kunden haben und den Nerv der Zeit treffen. Bankenwelt den Kampf an. In Teilen der Finanzindustrie werden web- und datenbasierte Finanzprodukte und Diese neuen Wettbewerber erfinden das Bankgeschäft -dienste von den sogenannten FinTecs angeboten. nicht neu. Aber sie drängen bevorzugt in ausgewählte Bereiche des Bankenmarkts. Ihr Vorteil liegt in ihrer Un- Bankenverantwortliche nehmen diese Bedrohung durch abhängigkeit vom klassischen Bankgeschäft und der branchenfremde Wettbewerber zunehmend ernster Möglichkeit, bei der Produktentwicklung keine beste- und suchen nun etwas hektisch nach Möglichkeiten der henden Strukturen beachten zu müssen. So haben es Kooperation oder Übernahme. einige Start-ups geschafft, digitale Banklösungen zu entwickeln, die exakt auf die Anforderungen der Kun- FINTECS: TRENDIGE NISCHENANBIETER MIT BISS den bei der Nutzung von E-Commerce und Mobile- Das Kunstwort FinTec setzt sich zusammen aus Banking zugeschnitten sind. Dabei kommt ihnen zugute, „Financial Services“ und „Technologies“: Unternehmen, dass die meisten Geldinstitute absolut kein Rezept fin- die durch moderne, meist internetbasierte Techno den, sich im mittlerweile riesigen E-Commerce-Markt logien den Kundennutzen bei Finanzdienstleistungen zu positionieren. So sind bisher alle Bemühungen der und Banken, eigene Bezahlplatt formen für den Online FinTecs verbinden technologische Entwicklungen handel aufzubauen, gescheitert. mit den Wünschen netzaffiner Konsumenten nach finanznahen Dienstleistungen optimieren. attrak tiven Produkten, Diensten und Prozessen. Banken haben den E-Commerce-Trend und die Bedürf- Dabei wollen diese neuen Wettbewerber oft nicht nisse der Onlinezielgruppe verschlafen und reagieren nun eine Vollbank für die Kunden ersetzen, sondern sie zu spät auf die neuen Wettbewerber. Sogenannte Fin- pickensich lukra tive einzelne Bereiche heraus, in Tecs haben sich in der Zwischenzeit zu ernsthaften Wett denensie einen Vorteil haben. bewerbern der Banken bei Bezahlsystemen entwickelt. 15 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Agile FinTecs revolutionieren den Banksektor Angriffsziel/Kategorie Produkt/Service Anbieterbeispiel Finanz-Ökosystem Digitale Ökosysteme Google Zahlungsverkehr Abrechnungssysteme Cashonline, Payments Mobile Payment Payment-Dienste, Banking, Anlageberatung Zahlungssysteme B2B Zahlungssysteme, Girokonten B2B2P Klarna Square Paypal sofortüberweisung Payleven Traxpay Finanzplanung Big Data Rating Privates Finanzmanagement Kreditech Contovista Kredite Crowdfunding, Investing, Kredite/p2p Kredite KMU-Unternehmenskredite Kreditgeschäft bzw. Projektfinanzierung Lufax Prosper Lending Club Crowdfunding.com Finanzierung Factoring Forderungsversteigerung Pagido Debitos Kapitalanlage Institutionelle Kapitalanlage Quanl.com Vermögensverwaltung Vermögensverwaltung/Brokerage Vaamoo.de Brokerage Brokerage eToro Hilfsfunktionen Authentifizierung Legitimierung Nymi Idnow Abbildung 5: FinTecs sind häufig Start-ups, die über eine hohe Agilität und Innovationskraft verfügen. Einige von ihnen haben es in kurzer Zeit geschafft, sich in einzelnen Geschäftsfeldern des Banksektors zu behaupten. Quelle: Lünendonk FinTec-Unternehmen (FinTecs) ergänzen oder ersetzen die Möglichkeiten und Potenziale der Digitali sierung die Angebote von Banken oder sie sind intermediär zwi- täglich von Neuem auf. schen dem Kunden und der Bank. Sie treten entweder selbst als Anbieter oder Vermittler von solchen Dienstleis- WICHTIG FÜR DIE GELDINSTITUTE! tungen gegenüber dem Kunden auf oder sind Bestand- PAYMENT-LÖSUNGEN: ANGRIFF AUF EINE teil der Wertschöpfungskette von Finanzdienstleistern. BASISFUNKTION DER BANKEN Ein bevorzugter Angriffspunkt der neuen Wettbewerber FinTecs finden sich in der gesamten Bandbreite, von sind Zahlungssysteme, die auf lange Sicht eine hohe An- Start-ups bis hin zu etablierten internationalen Groß- zahl von Kunden versprechen. Die Zahlungsfunktion ist konzernen. Die Lage beginnt also unübersichtlich zu eine der wichtigsten Aufgaben von Geldinstituten; vor werden. Die Vielzahl der FinTecs ist mittlerweile un- allem deshalb, weil Banken über diese Funktion nahe überschaubar; bereits 2013 zählte die Unternehmens- zu täglich mit ihren Kunden in Verbindung stehen. Und beratung McKinsey mehr als 12.000 Start-ups in diesem nachdem die Filiale von normalen Bankkunden immer Bereich. Aufzählungen von Beispielen sind zur Unvoll- weniger frequentiert wird, ist der Zahlungsverkehr über ständigkeit verdammt – und schnelllebig, da viele Jung- Überweisungen, Lastschriften oder Daueraufträge eine unternehmen wieder vom Markt verschwinden. zentrale Verbindung zwischen Kunde und Bank. Das Störpotenzial dieser FinTecs für das Geschäft tradi Genau diese Verbindung wird von den neuen Konkur- tioneller Banken ist allerdings sehr hoch und zeigt ihnen renten angegriffen. Damit drängen sich die Angreifer 16 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S insbesondere im Onlinebereich zwischen Bank und dabei nicht einmal die Eingabe einer PIN verlangt. Statt Kunden. Die Banken sind bisher im riesigen Markt eines Smartphones können auch NFC-fähige Maestro- der Onlinetransaktionen bei E-Commerce-Geschäften oder V-Pay-Debitkarten verwendet werden. außen vor. ABER: DIE BANKEN BEGINNEN, PAYMENTS ZU Alternative Finanztransaktionsdienste VERTEIDIGEN sind bereits fest etabliert Wenn einem Kunden die komplette Wertschöpfungs- Für den Handel sind bereits alternative Finanztrans- kette von der Angebotspräsentation bis zu den Bezahl aktionsdienste und Bezahlfunktionen für Käufer und optionen aus einer Hand komfortabel angeboten wird, Konsumenten (P2P, P2C, PayPal, Click-and-Buy, sofort- ist der Bezahlvorgang nur noch ein letzter Schritt. überweisung etc.) im Internet entstanden. Sie trennen Je automatisierter und bequemer die einzelnen Pro- tendenziell die Bank von ihren bisherigen Nutzern und zessschritte auf einer Plattform konzipiert sind, desto ermöglichen die direkte Kommunikation und Trans weniger wird der Konsument einsehen, dass er für die- aktionen zwischen Kunden und Produzenten/Händlern. sen letzten Schritt eine Bank benötigt. Das ist auch ein Ihr eigentlicher Vorteil besteht aber darin, dass sie eine Grund dafür, dass sich nun endlich Teile der Deutschen sehr hohe Integrationsfähigkeit in die Shopsysteme der Kreditwirtschaft auf ein Programm für ein gemeinsames Onlinehändler ermöglichen. Onlinezahlungssystem verständigt haben und weitere E-Payment-Lösungen für Endkunden einrichten – oder Internetgiganten mit großen Communitys haben bestehende Speziallösungen kaufen. ein Auge auf Payments geworfen Der Markt für Bezahlsysteme bietet Markteintritts So haben zum einen die deutschen Kreditinstitute chancen. Mit Apples Zahlungssystem Pay können (Banken, Sparkassen und Volksbanken) gemeinsam eine Apple-Kunden künftig mit ihrem iPhone an der Kasse Gesellschaft für die Abwicklung mobiler Bezahlungen zahlen; statt Unterschrift oder Geheimnummer genügt gegründet (unter der griffigen Firmenbezeichnung: ein Fingerabdruck als Sicherheit. Damit besitzt der Gesellschaft für Internet- und mobile Bezahlungen Tech-Konzern die Beziehung zum Kunden; die Bank mbH). Das zu entwickelnde Verfahren paydirekt als arbeitet dann nur noch als Abwickler im Hintergrund. gemeinsame Plattform soll bereits Ende 2015 einsatz- Das schwedische FinTec Klarna macht bereits einen Um- bereit sein. Bei einigen Geldinstituten laufen bereits ers- satz von 200 Millionen Euro und hat 2013 das deutsche te Testtransaktionen. Es wird spannend zu beobachten FinTec sofortüberweisung übernommen. sein, wie schnell sich die einzelnen Banken auf indivi duelle Verträge mit dem Handel einigen können, um Die Zahlungsfunktion ist auch für den Handel das Projekt durchzusetzen. attraktiv Aber auch der Handel in Deutschland sieht in Zahlungs Banken – in der Phase 3 der Gefährdung durch verkehrslösungen ein begehrenswertes Kunden Branchenwandel bindungs instrument – und zieht mit smarten tech- Diese Situationsbeschreibung der Bankenbranche lässt nischen Lösungen Kundenverkehr von Banken und sich mit den typischen Entwicklungsstufen einer Indus- Sparkassen ab: Bei Aldi Nord kann ab Mitte 2015 in trie in Verbindung bringen, die mit der Digitalisierung allen rund 2.400 Filialen in Deutschland kontaktlos mit konfrontiert ist: Unabhängig von der Frage, ob erste dem Smartphone bezahlt werden. Voraussetzung ist ein Konsumentenbedürfnisse oder früh im Markt ange- Near-Field-Communication-fähiges Mobiltelefon, auf botene Internettechnologien den digitalen Wandel dem eine Wallet-App mit integrierter virtueller Maestro- in Gang gesetzt haben, lässt sich ein typisches Muster oder V-Pay-Debitkarte installiert wurde. Wird beim Ein- eines digitalen Strukturwandels skizzieren. kauf der Betrag von 25 Euro nicht überschritten, wird 17 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Banken stehen unter disruptiven Einflüssen Phase 1: Phase 2: Phase 3: Phase 4: Phase 5: Inventionen Innovationen Gefährdung Verdrängung Marktbereinigung Aktion Der technologische Fortschritt erzeugt neue internetbasierte Konsum-, Mediennutzungs- und Kommunikationsbedürfnisse bei den Konsumenten. Branchenfremde Internet unternehmen sowie techno logiegetriebene Start-Ups und Nischenanbieter erhöhen die Wettbewerbsintensität mit ihren digitalen Geschäftsmodellen, Produkten und komplementären Diensten. Traditionelle Geschäftsmodelle geraten dadurch unter Druck; Umsätze und Gewinne sind ruckläufig. Die Marktanteile für Etablierte sinken; neue Akteure können ihre Position ausbauen; der Verdrängungswett bewerb nimmt zu. Es kommt zu markt bereinigenden Konsolidierungen; einige Unternehmen verschwinden vom Markt. Reaktion Die Konsumenten adaptieren die neuen Technologien und integrieren sie in ihren Alltag. Moderne IT ersetzt etablierte langjährige (analoge) Prozesse sowie menschliche Erfahrungen durch intelligente Softwarelösungen mit Hilfe moderner Datenanalyse und intelligenter Algorithmen. Etablierte Erlösquellen traditioneller Unter nehmen können unzu reichend durch andere Geschäftsbereiche kompensiert werden. Anpassungsprozesse und kostenintensive Reformen werden bei den Etablierten eingeleitet. Neue, vor allem brachenfremde Akteure sind im Markt etabliert und erzielen erste Gewinne. Abbildung 6: Muster eines digitalen Strukturwandels: Banken befinden sich nach dem Markteintritt von Konkurrenten in der Gefährdungsphase. Quelle: Deutsche Bank Research, FinTec – Die digitale (R)evolution im Finanzsektor 2014 Es gibt gute Gründe, anzunehmen, dass sich die Banken dass die FinTecs in vielen neuen Geschäftsfeldern den als eine traditionelle Branche derzeit in der Phase 3 be- klassischen Banken um Jahre voraus sind. Jedoch be- finden und jetzt einschneidende Veränderungen ihrer hindern sich die Banken auch gegenseitig, indem einige Struktur in die Wege leiten müssen. Denn über Nacht Großbanken parallel an eigenen Bezahlplattformen ar- werden sie nicht digital. beiten. Durch dieses uneinheitliche Vorgehen wird keine kritische Masse entstehen, die aber für die Durchsetzung BANKEN MÜSSEN ENDLICH STANDARDS SETZEN neuer digitaler Plattformen unbedingt benötigt wird. Marktuntersuchungen empfehlen Banken daher eine Reihe von Optimierungen und Investitionen in ihre Zu- Ganz allgemein mangelt es den Banken noch an Inno kunft: Banken müssen eine neue Balance anstreben, vationskultur, also der Fähigkeit, losgelöst von traditio- ihre Betriebskosten zu senken und dennoch die regula- nellen Prozessen und Geschäftsmodellen neue digitale torischen Bestimmungen zu erfüllen. Lösungen zu entwickeln. Auf der technischen Ebene haben viele Banken Probleme, beispielsweise Banking- Viele Banken haben wenig Spielraum für Investitionen; Apps in den gesamten Bankprozess end-to-end zu aber ein Investment in die jeweilige IT-Architektur und integrieren. An diesen beiden Stellen sind Bankmanager -Anwendung ist notwendig, um die Kosten auf lange allerdings gefordert, schnell zu reagieren und ihre Geld- Sicht zu senken. Die Banken brauchen mittelfristig drin- institute ins digitale Zeitalter zu führen. gend neue Ertragsperspektiven, die sie sich über eine flexible und dynamische Entwicklung von Produkten INSTANT PAYMENTS ROLLT AUF DIE BANKEN ZU schaffen müssen. Und genau dafür brauchen sie die Die nächste Mammutaufgabe steht dem Banksektor entsprechenden digitalen Plattformen für den Vertrieb längst bevor. Unter Federführung der Europäischen und die Backoffice-Prozesse. Zentralbank (EZB) und des Euro Retail Payments Board (ERPB) sollen Instant Payments Geldtransfers in Obwohl der Banksektor gemeinschaftlich an einem Stan- Sekundenschnelle ermöglichen. Die Grundidee dahinter dard bei Bezahlsystemen arbeitet, fehlt es ihm dabei an ist, Verkäufern wie etwa Onlinehändlern sofort Zugriff Durchschlagskraft und vor allem an Zeit. Es zeigt sich, auf das transferierte Geld zu gewähren. 18 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Instrumente erfolgreicher Digitalisierungsstrategien „DISRUPTIVE“ UND KONVENTIONELLE KANALMIX – VOM MULTI- ZUM OMNICHANNEL TECHNOLOGIEN DER DIGITALISIERUNG Die digitale Transformation ist dann erfolgreich, wenn Was bedeutet der digitale Strukturwandel für Banken sämtliche Kanäle der Kundenkommunikation mitein in der Praxis? Das Geschäft muss ganzheitlich digital ander vernetzt und diese vollständig in die Back-End- strukturiert werden. Dabei setzen Unternehmen auf IT integriert sind. Sie sollte eine ganzheitliche Sicht auf eine Reihe von Technologien. Im Folgenden werden den Kunden ermöglichen und Produkte, Services und ausgewählte Technologien für den Banksektor skizziert. Informationen über mehrere Vertriebskanäle hinweg zur Verfügung stellen. Eine Aufgabe, die keinesfalls ein- Data Analytics fach sein wird, insbesondere vor dem Hintergrund der Kreditinstitute benötigen eine Gesamtsicht auf die Daten vielen Altanwendungen in der Banken-IT. Im Grunde ihrer Kunden. In-Memory-Technologie kann die Daten wird eine völlig neue Perspektive und ein neuer Entwurf verarbeitungsgeschwindigkeit und -mengen immens für die digitale Bank benötigt, der sowohl das Backoffice steigern. Bankapplikationen können schrittweise auf In- als auch das Frontoffice umfasst. Memory-Plattformen umgestellt werden, um Prozesse in Echtzeit auszuführen (zum Beispiel Liquiditäts- und Der digitale Kanal zum Kunden wird derzeit immer Risiko management). Auch die Redundanz der Daten wichtiger und viele Banken haben bereits ihre Online- kann reduziert werden. Banken kopieren große Daten- vertriebskanäle verbessert. Gegliedert nach den ein- mengen, um sie allen Bereichen zur Verfügung zu stellen. zelnen Kontaktstufen während des Verkaufs von Bank- Eine einheitliche Datenbasis könnte auch das Berichts dienstleistungen stellt sich heraus, dass der Onlinekanal wesen wesentlich erleichtern („Single Source of Truth“). für Aufmerksamkeit und Information bereits jetzt eine hohe Bedeutung neben der Filiale erreicht hat. Unter- Banken müssen Daten auswerten, um regulatorische suchungen belegen, dass sich Kunden heute vor einer Anforderungen zu erfüllen sowie Vermarktungschancen persönlichen Beratung viel häufiger und intensiver on- zu entdecken. Dazu brauchen sie hochleistungsfähige line informieren. Datenbanktechnologien mit analytischen Tools wie beispielsweise Predictive Analytics, Web Analytics, Visual Gerade im Frontofficebereich, also an der Schnittstelle Analytics oder auch Social Analytics. zum Kunden, wird die Integration aller Vertriebskanäle und Services zu einem Omnichannel-System im Vor- Mit Algorithmen können Banken dann relevante Infor- dergrund stehen. Kunden fordern zunehmend, mehrere mationen über ihre Kunden und Prozess-Performance Kanäle parallel zu nutzen, wie Filiale, Telefon, Social gewinnen. Berichten zufolge verwenden zum Bei- Media, E-Mail oder SMS. Entsprechend werden die spiel UBS und Credit Suisse Technologien von Sqreem „medialen“ Kanäle hinsichtlich der Kundengewinnung (Singapur) beziehungsweise Digital Reasoning (USA). und -bindung wichtiger für die Bank. Der Kunden service wird sich in erheblichem Ausmaß auf die neuen „Knowing your customer“ bedeutet auch die Analyse Kommunikationskanäle verlagern und laut einer Studie von sozialen Netzwerken und Webaktivitäten ihrer von BearingPoint von 15 Prozent (2011) auf 50 Prozent Kunden und Interessenten, um diese Informationen in im Jahr 2016 steigen. personalisierte Angebote zu verwandeln. 19 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Dabei kommt es zwingend darauf an, dass der Kunde Die Kunst besteht also darin, beides – Individualität auf allen diesen Vertriebskanälen auf einen einzigen in der Kundenansprache und Standardisierung in den Prozess zugreift. Dazu müssen die einzelnen Kanäle ent- IT-Systemen – zu kombinieren. Für diese Verände sprechend synchronisiert sein, sodass es für den Kunden rungen durch Digitalisierung unternehmen einige keine Rolle mehr spielt, wenn er zwischen den einzelnen Bankenbereits heute große Anstrengungen: Kanälen hin und her wechselt. Die im einen Kanal gegebenen oder erhaltenen Informationen müssen auch Beispiel Deutsche Bank „Digitalisierungsstrategie“ im anderen sofort zur Verfügung stehen. Dies erfordert Die Deutsche Bank investiert im Bereich Private & Busi- eine hohe Flexibilität und Interoperabilität der IT und der ness Clients in den kommenden zwei Jahren 200 Millio- organisatorischen Schnittstellen. nen Euro in den Ausbau der Digitalisierung als eine Art „Anschubfinanzierung“. In Zukunft sollen alle Budgets, Weiterentwicklung der Kernbankensysteme ob im Controlling, Marketing oder auch in der Qualifi- In einer sehr backofficenahen Sicht geht es um die Inte- zierung der Mitarbeiter, auf das Thema Digitalisierung gration der Banking-Applikationen und -Systeme sowie ausgerichtet sein. der Daten aus unterschiedlichen Quellen. Das bedeutet die Reduktion von Datensilos und Parallelsystemen. Ein weiteres wichtiges Thema ist die strategische Entwick- „… So konnten wir bis dato etwa 1.200 IT-An- lung der Kernbankensysteme und ihre Integrations wendungen abschalten, was 20 % aller Anwen fähigkeit für digitale Lösungen im Sinne einer End-to- dungen der Gesamtbank entspricht. 1.100 weitere End-Prozesssicht. IT-Anwendungen überprüfen wir derzeit.“ Banken werden dabei den Spagat schaffen müssen, sich „Wir investieren 1,4 Mrd. €, um unsere Geschäfts- im Frontend durch Eigenentwicklungen zu differen plattformen zu integrieren, Silostrukturen einzu zieren und im Backend mit Standardsoftware Kosten zu reißen und Duplikationen zu verringern. Wir inves- reduzieren. tieren weitere 700 Mio. €, um unsere Systeme zu konsolidieren und zu standardisieren. Wir inves Diesen strategischen Zielen folgend, ist es Banken tieren rund 600 Mio. €, um eine effizientere Organi- zu empfehlen, technologisch veraltete Banksoftware sation zu schaffen, und rund 200 Mio. €, um unsere (Standard- sowie Individualsoftware) im Backend durch Prozesse zu automatisieren und zu vereinfachen.“ moderne Standardsoftware zu ersetzen. Durch diese Strategie können Banken einige ihrer Herausforde- Deutsche Bank AG, rungen lösen: Sämtliche gesetzlichen Regularien, alle Jahres-Pressekonferenz 2014 EU-Anforderungen hinsichtlich geforderter Reportings und Kennzahlen werden von den meisten Standardsoftwareprodukten abgedeckt. Gleichzeitig bieten sie Beispiel Commerzbank Digitalstrategie diverse Schnittstellen, um digitale Lösungen im Bereich Bis 2016 will die Commerzbank mit der „Digitalen Multichannel in die IT-Prozesse zu integrieren. Filiale“ unter den führenden Multichannelbanken in Deutschland sein. Privat- und Geschäftskunden sollten Im Frontend dagegen können Banken weiterhin mit In vollständigen digitalen Zugriff auf die Dienstleistungen dividualsoftware arbeiten, denn an der Schnittstelle zum der Bank erhalten. 2013 begann die Entwicklung einer Kunden können sich Geldinstitute mit einer exzellenten neuen Onlineplattform und einer Mobile-Anwendung Customer Experience positionieren und differenzieren. mit einem Team von etwa 200 internen und externen 20 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Digitalisierung des Front-End muss im BackOffice vorbereitet werden Investitionsschwerpunkte Front-Office-Bezug Back-Office-Bezug Marketing-/Vertriebsbezug Integration der Funktionalität der Kommunika tionskanäle (Mehrkanal-Systeme) gegenüber dem Kunden United Communications (Technische Zusammenführung aller Kommunikationsdienste des Unternehmens – PDA, Smart Devices, Telefon, Internet, …) Business Analytics/Big Data Mobile Business Konvergenz aus IT und Telekommunikation (ICT) Vertriebssteuerung Social Media Industrialisierung von Geschäftsprozessen/Automatisierung Customer Relationship Management (CRM) Einführung von Standard-Software Einführung von Individual-Software Cloud Computing Archivierung/Dokumentenmanagement/Digitalisierung Speichertechnologien/Datenhaltung IT-Security Abbildung 7: Banken müssen aktuell an vielen Stellen investieren. Quelle: Lünendonk-Studie „Zukunft der Banken 2020“ Mitarbeitern. Die ersten Schritte waren die Einführung Jeweils mehr als drei Viertel der Studienteilnehmer einer App für Tablets und eine umfassende Lösung glauben, dass in folgende Bereiche stark oder sogar für das Onlinebanking. Schwerpunkte für die Digitali- sehr stark investiert wird: sierung waren das Wertpapiergeschäft, das Personal Finance Management (PFM) und eine personalisierte Kunden dialog steuerung über alle Kommunikations kanäle hinweg. Industrialisierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen Customer Relationship Management Technologien für Mobile-Business INVESTITIONSSCHWERPUNKTE VON BANKEN IN NAHER ZUKUNFT Integration der Kommunikationskanäle (Mehrkanal-System) In welchen Bereichen investieren Banken denn nun tatsächlich, um ihre Digitalisierung voranzutreiben? Immerhin jeweils mehr als zwei Drittel erwarten in den Die Lünendonk-Studie „Zukunft der Banken 2020“, in nächsten Jahren hohe Investitionen in den Bereichen der mehr als 100 Bankmanagern befragt wurden, hat Archivierung und Dokumentenmanagement, bei der Aufschluss über die grundsätzlichen Schwerpunkte der Einführung von Standardsoftware und Social-Media- Investitionen in der Banken-IT gegeben. Anwendungen sowie in der Vertriebssteuerung. Tatsächlich sind die einzelnen Schwerpunkte zwei Auf- Insofern bestätigt die Umfrage die Investitionsschwer- gabengebieten zuzuordnen: der Vereinheitlichung der punkte, die auch für die Digitalisierung der Bank erfor- Kommunikationskanäle gegenüber dem Kunden sowie derlich sind. der Automatisierung und Industrialisierung der Geschäftsprozesse. 21 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Banken-IT – Transformation vom „Survival of the Fittest” zum „Most Adaptive” Die IT in Banken muss die digitale Vernetzung der ebenso wie die Anzahl der IT-User in den Unternehmen. Kommunikation und Kontaktkanäle sicherstellen. Dabei Es entstehen weiterhin neue Formen der internen Zu- kommt es auf ihre Fähigkeit an, sicherzustellen, dass sammenarbeit sowie der Einbindung externer Partner Kunden über alle Kommunikations- und Kontaktkanäle wie Lieferanten, Beratungs- und IT-Dienstleister sowie mit den Bankprozessen interagieren können und eine Kooperationspartner in ein Partner-Ökosystem, das sich einheitliche Nutzererfahrung ohne Informationsbrüche sehr flexibel verändern kann. Ferner setzt sich die Cloud zwischen den Kanälen erhalten. als Technologieplattform der digitalen Transformation weiter durch. Für die Banken-IT erhöht die steigende Zahl an Softwarelösungen, Business-Apps und Plattformen zur Nachdem Bank-CIOs in den letzten Jahren bereits viel Unterstützung des Business erneut die Komplexität dafür getan haben, die Komplexität der IT, zumindest der IT-Landschaft. Dies ist allerdings durchaus gewollt, in den Banksilos, zu reduzieren und durch Standardi muss aber technologisch von der IT umgesetzt werden. sierung, Konsolidierung, Virtualisierung und Out sourcing einen hohen Effizienzgrad erreicht haben, Im Zuge der Digitalisierung hat sich die Anzahl an An- nimmt nun die Komplexität wieder zu. Die Effizienz wendungen in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt, erfolge der letzten Jahre sind dabei ein wichtiger Schritt Empfehlungen für die erfolgreiche Planung und Umsetzung von Digitalisierungsprojekten Fachbereiche IT-Abteilung Insellösungen versuchen zu vermeiden und angrenzende Geschäfts prozesse einbeziehen Schatten-IT akzeptieren und als Partner der Fachbereiche positionieren Themen wie Datensicherheit und Integrationsfähigkeit der Business-Anwendung in die IT-Systeme bedenken Systemintegrations- und Cloud-Kompetenzen aufbauen: Klassische IT-Prozesse mit neuen Anwendungen kombinieren und eine Hybride IT-Umgebung schaffen IT-Kompetenzen in den Fachbereichen aufbauen und gemeinsam mit der IT Koordinierungsteams bilden IT-Effizienz weiter fortsetzen und Silo-Strukturen auflösen Mit agilen Projektmethoden arbeiten (Scrum etc.) Mit agilen Projektmethoden arbeiten (Scrum etc.) Bei Technologieinvestitionen Standard-Lösungen bevorzugen, die sich leichter in den Gesamtprozess integrieren lassen IT-Abteilung aufteilen: Fast-IT und Run-IT Externe Technologie- und Prozessberatung in Anspruch nehmen und gemeinsam mit CIO Sourcing- und IT-Umsetzungs-Strategien entwickeln Unterstützung des Business mit modernen IT-Sourcing-Konzepten Auswahl neuer IT-Dienstleister für neue Aufgaben. Diese sollten Fach- und Branchenkompetenzen mit hoher IT-Umsetzungskompetenz vereinen. Auswahl neuer IT-Dienstleister für neue Aufgaben. Diese sollten Fach- und Branchenkompetenzen mit hoher IT-Umsetzungskompetenz vereinen. Abbildung 8: Fachbereiche und IT müssen sich gegenseitig verstehen und enger zusammenarbeiten. Dabei verändert die Digitali sierung auch die Art der Leistungserbringung. Quelle: Lünendonk 22 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S in Richtung digitaler Wandel, denn ohne eine leistungs- fanden. Gleichzeitig ist bei der Entwicklung neuer fähige IT-Landschaft sind digitale Geschäftsmodelle Geschäftsmodelle einer höherer Grad an Flexibilität und Geschäftsprozesse nicht möglich. Hier wird der und Innovationskultur gefragt. Auf die Digitalisierung Wertbeitrag der IT mehr als deutlich. ausgerichtete IT-Abteilungen trennen daher ihre Leistungserbringung in Frontend-IT (Fast IT) und Backend- WAS MUSS DIE IT IN ZUKUNFT LIEFERN? IT. Fast-IT-Abteilungen werden vorrangig Techniken zur Die Agilität der IT muss gesteigert werden, um in Zu- agilen Softwareentwicklung einsetzen und eng mit den kunft schnellere Produktlösungen und eine schnellere Fachbereichen an der Entwicklung digitaler Lösungen Kommunikation mit dem Kunden gewährleisten zu zusammenarbeiten. können. Dies kann gelingen durch die Loslösung der engen Bindung von Geschäftsabläufen an IT-Applika Die Frontend-IT ist für die Innovations- und Digitalisie- tionen und Plattformen. Neben der Pflege der weiterhin rungsprojekte verantwortlich. Bei ihnen geht es auch notwendigen Altsysteme müssen Fast-Delivery-Systeme wesentlich um die Verbesserung der „User Experience“ für die Konzeption und das Go-to-Market neben neue durch kundenorientierte Technologie. Beispiele sind digitale Produkte treten. Sie erfordern offene IT-Archi Kunden-Apps, mit denen die Kommunikation zwischen tekturen – aber auch eine angepasste Organisation der Bank und Kunden verbessert und beschleunigt, die IT-Abteilung in Banken sowie neue Sourcingkonzepte. Servicequalität deutlich gesteigert und insgesamt ein konsumgüterähnliches Einkaufserlebnis für den Kunden Zusammenarbeit von Fachabteilungen und IT ermöglicht wird. Der Integrationsbedarf von digitalen Lösungen in die IT-Prozesse wird in den nächsten Jahren enorm anstei- Neuartige Delivery-Modelle der IT gen und die IT ebenso wie die Fachbereiche vor riesige CIOs und Business-Verantwortliche müssen bereits Herausforderungen stellen. Denn die Investitionen in die heute einen Mix aus unterschiedlichen Delivery-Modellen Frontend-Systeme müssen von der IT in die Backend- managen. Kerntätigkeiten werden von reinen Support- Systeme (ERP, CRM, Data Center) integriert werden, um themen unterschieden – und verschieden behandelt. einen durchgängigen Gesamtprozess und einheitlichen Dies erfordert auch eine Umorganisation der Ressourcen Blick auf den Kunden zu gewährleisten. Für die Fach- der Banken-IT. Für den Bereich der Kernthemen werden bereiche kommt es immer mehr darauf an, stärker als Kompetenzen und Fachpersonal bevorzugt aufgebaut. bisher ganzheitlich zu denken sowie angrenzende Fach- Die nicht strategischen Supportthemen werden soweit bereiche und die IT in ihre Planungen einzubeziehen, wie möglich industrialisiert und ausgelagert. um gemeinsame Lösungen im Sinne eines End-to-EndKonzepts zu finden. Neue Qualifikationen des IT-Personals Die Digitalisierung wird auch die Qualifikationsanforde- Ohne diese ganzheitliche IT-Integration können digitale rungen an das IT-Personal verändern. Neue Berufsbilder Geschäftsmodelle nicht erfolgreich sein, da die soge- entstehen, beispielsweise die Datenanalysespezialisten nannte User Experience bei Kunden-Apps und Web oder Algorithmiker. Nicht alle Qualifikationen werden seiten fehlt, wenn Kunden beispielsweise ihre Stamm- Banken im Zuge ihrer Digitalisierung am Markt für sich daten immer wieder neu eingeben müssen. gewinnen können – oder fest einstellen wollen. Der Ausweg ist der Rückgriff auf externe Partner und Öko- IT der zwei Geschwindigkeiten: systeme der Zulieferer. Es entstehen neue Formen der Frontend- (Fast-) und Backend-IT internen Zusammenarbeit sowie der Einbindung exter- Die kundennahen „digitalen Lösungen“ erfordern in ner Partner wie Lieferanten, Beratungs- und IT-Dienst- Zukunft viel schnellere Entwicklungszeiten für Pro- leister sowie Kooperationspartner für die Entwicklung dukte und Services, als sie in der Vergangenheit statt- und Vermarktung von Produkten und Services. 23 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S NEUE ÖKOSYSTEME: KOOPERATION MIT verbessern. Erste Banken haben bereits mit der Bildung FINTECS UND TECHNOLOGIEPARTNERN von Allianzen mit FinTecs reagiert. Eine Bank bringt ihre ALS DIGITALISIERUNGSSCHUB Infrastruktur, ihr Wissen (zum Beispiel bei Regulierungs- Die immer noch in hohem Maße siloorientierten maßnahmen, Finanz-Know-how) und ihr Gewicht als Banken müssen sich dazu aber dringend in kunden lizensiertes Institut ein. Das technologiegetriebene Un- orientierte, innovative und schnell agierende Organisa ternehmen liefert die neue Technologie, die es erlaubt, tionen wandeln. mit dem Kunden in Kontakt zu treten, sein Verhalten zu messen und personenbezogene Datenzu sammeln. Trial-and-Error-Ansätze für neue Wege entsprachen jedoch bisher nicht der üblichen Vorgehensweise im Strategische Allianzen zwischen Banken und Techno Banking. Zu einer erfolgreichen digitalen Transforma logiepartnern bieten für beide Seiten große Vorteile. tion, insbesondere an der Kundenschnittstelle, gehört Vor allem erhöhen Banken mit solchen Kooperationen es aber, dass Business Cases nicht immer zum ge- ihre Customer Experience. So kombinieren die Banken planten Markterfolg führen, sondern auch scheitern ihre bekannten Attribute Sicherheit und Datensicherheit und neu durchdacht werden müssen. So kommt es in für den Kunden mit dem „Einkaufserlebnis“, das von den der aktuellen Phase des digitalen Zeitalters vor allem FinTecs entwickelt wird. darauf an, viele digitale Lösungen auszuprobieren und dadurch den entscheidenden Treffer zu landen. Kooperationsmöglichkeiten für Banken mit FinTecs oder Technolgieunternehmen: Banken müssen daher die Kollaboration mit Startups und anderen Technologiepartnern wie Manage- Externe Technologiepartner nutzen, um skalierbare ment- und IT-Beratungen oder Softwareunternehmen Geschäftsmodelle zu entwickeln und mit niedrigen aktiv suchen und ihre Unternehmensprozesse auf die Kosten zu arbeiten Zusammenarbeit mit ihnen anpassen, entsprechend öffnen und flexibilisieren. Die vielfältigen Möglich keiten, die sich aus einer intensiveren Zusammenarbeit Mit externen Technologiepartnern neue Produkte für eine neue Konsumentengeneration kreieren und neue Ertragspotenziale erschließen mit Start-ups ergeben, können Geldinstitute entweder Die bankferne Arbeitsweise von externen Techno alleine oder gemeinsam mit anderen Banken im Team logiepartnern nutzen für die Konzeption von Pro umsetzen. zessen, Services und Applikationen, um schneller am Markt zu sein Geht es um digitale Lösungen für das Frontend, Die bankinternen Prozesse für eine Zusammenarbeit empfiehlt es sich durchaus, Alleingänge zu unterneh- mit externen Technologiepartnern flexibel gestalten men, um Wettbewerbsvorteile zu generieren. (Hierarchien, Arbeitsgruppen, Personen, Projekt arbeit, Berichtswege usw.) Geht es dagegen um die Modernisierung von Platt formen wie dem Zahlungswesen oder der Kreditver Beispiel Deutsche Bank gabe, können Partnerschaften zwischen mehreren Eine runde Milliarde Euro will die Deutsche Bank in den Banken mit Start-ups die Erfolgsaussichten einer Durch kommenden fünf Jahren für das Thema „Digitalisierung“ setzung von digitalen Plattformen und der damit ver- aufwenden. Sie beabsichtigt, einen Teil davon in drei bundenen Kundenakzeptanz massiv erhöhen. Innovationszentren zu investieren. Dafür arbeitet sie mit jeweils einem etablierten IT-Unternehmen zusammen: Banken können folglich die Hebelwirkung der neuen in Berlin mit Microsoft, in London mit HCL und im Sili- Technologieanbieter nutzen, um ihr eigenes Angebot con Valley mit IBM. gegenüber Kunden mit neuem Anspruchsverhalten zu 24 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Banken müssen sich in allen Bereichen an den digitalen Wandel anpassen Strategie Organisation IT Unternehmenskultur Technologische Entwicklungen Automatisierungsgrad maximieren IT-Kompetenz in den Fachbereichen Projektkultur verändern kontinuierlich beobachten Auf veränderte Kunden anforderungen reagieren und bisherige Strategien überdenken Digitale Themen für Unter nehmenserfolg priorisieren und Geschäftsmodelle anpassen Beteiligungen an Start ups, um Know-how aufzubauen und manuelle Tätigkeiten durch Software ergänzen bzw. ersetzen Interne Barrieren zwischen Business und IT auflösen und Digitalisierungsteams bilden Aufbau von zwei IT-Organisa- tionen: Business-IT zur Unterstützung der Fachbereiche beim digitalen Wandel sowie Support-IT für den Betrieb der Rechenzentren und Basis-Applikationen Übertragung der Digitalisierungs- aufbauen und Business-Kompetenz in der IT-Abteilung Integration der digitalen Technolo- gien in die bestehenden IT-Systeme wird zum kritischen Erfolgsfaktor Mitarbeiter befähigen und ermutigen, eigene Ideen zur Digitalisierung einzubringen Innovations-Labs innerhalb des Unternehmens schaffen und fördern Von Start ups Innovations fähigkeit lernen Bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle wie ein Start up denken strategie und -umsetzung an CIO und Business im Sinne einer integrierten Demand-/SupplyOrganisation Abbildung 9: Unternehmen müssen eine ganze Reihe von Veränderungen umsetzen, um sich auf den digitalen Wandel vorzubereiten. Quelle: Lünendonk Mit den drei Technologieunternehmen gründet sie VIER SÄULEN STÜTZEN DEN OPERATIVEN „Innovation Labs“ in Berlin und London sowie im Sili- DIGITALEN WANDEL IN BANKEN UND BANKEN-IT con Valley. Pro Jahr sollen rund 500 Ideen von Start-up- Bei all diesen notwendigen Veränderungen ist zu be- Unternehmen evaluiert werden. Zum einen hofft der achten, dass IT-Transformationen während des laufen- Finanzdienstleiter, auf diese Weise seine internen Pro- den Geschäfts erfolgen – jedenfalls in der Regel. Bei zesse zu beschleunigen. Zum anderen sollen innovative den etablierten Geldhäusern muss das Tagesgeschäft Produktideen entwickelt werden, sprich: den Deutsche- auch während einer Digitalisierung weitergehen. Viele Bank-Kunden auch künftig das zu bieten, was sie von Systeme können nicht ohne Weiteres abgeschaltet und einem Finanzdienstleister erwarten. erneuert oder ersetzt werden. Hierfür müssen gege benenfalls alte und neue Systeme parallel laufen, bis die Beispiel Commerzbank neuen Anwendungen stabil und sicher sind. Das wird Um die Digitalisierungsstrategie der Bank zu ent die Transformation nicht vereinfachen. wickeln, richtete die Commerzbank ein „FutureLab“ ein, um neue Onlinebanking-Ideen auszuprobieren. Anders Banken müssen eine ganze Reihe von Veränderungen war der Ansatz zur Verwirklichung der neuen Lösung umsetzen, um sich auf den digitalen Wandel vorzu innerhalb der IT: Verschiedene „Sprint Teams“ arbei bereiten. Die folgenden vier Säulen stützen aus Sicht teten auf der Basis eines Scrum-Ansatzes gleichzeitig von Lünendonk die digitale Transformation in Banken. an End-to-End-Lösungen. Die neuen Onlineangebote der Commerzbank wurden hauptsächlich offshore in Indien entwickelt. 25 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Fazit und Ausblick DER FAHRPLAN ZUR DIGITALEN BANK? ganzheitlich steuern und betreuen. Isolierte Service Experten kommen in Gesprächen zur Zukunft der modelle und Banksilos müssen aufgelöst und im Sinne Banken zu einem in der Theorie stringenten Fahrplan einer Gesamtbanksteuerung zusammengeführt werden. für die Anpassung der Banken an das digitale Zeitalter. Ein vierter Block befasst sich mit der Produktion und Es beginnt fast immer mit der Etablierung eines digitalen den Produkten der Banken. Lediglich Transparenz im Zahlungsverkehrssystems, das auch als Hygienefaktor Produktionsprozess wird nicht ausreichen, notwendig im Bankenbereich bezeichnet wird. Gemeint ist, dass sind auch die flexible, baukastenähnliche Zusammen- die Digitalisierung des Zahlungsverkehrs ein Muss ist! setzung von Produkten und ein vollständig digitaler Dieser Schritt ist eine absolute Notwendigkeit, um eine Abwicklungsprozess. Die Neugestaltung der Kunden- der Kernfunktionen des Bankensektors in der Branche Bank-Interaktion auf Basis des adaptierten Werte zu behalten. Dazu müssen sich Banken allerdings zügig systems hat auch Auswirkungen auf die Ausarbeitung, auf eine gemeinsame Plattform einigen und Standards den Inhalt und die Distribution von Bankprodukten und durchsetzen. Ein Flickenteppich aus Alleingängen wird Bankdienstleistungen. Nach der Anpassung des Retail- mit hoher Wahrscheinlichkeit nur den FinTecs zugute- Banking an den digitalen Wandel ist die Digitalisierung kommen und das Problem für die Banken nicht lösen. des Firmenkundengeschäfts die nächste große Heraus forderung. Hier liegen noch enorm hohe Verbesse- Ein zweiter Aufgabenblock betrifft die Vertriebs- und rungspotenziale in allen Bereichen. Kommunikationskanäle zum Kunden. Die elektro nischen Kanäle Internet und Mobile müssen ausgebaut Der fünfte Komplex der Aufgaben befasst sich dann und miteinander verzahnt werden. Weiterhin müssen im Kern mit Vertrauen und Transparenz: Wie sind die konsumentenorientierte, einfache Applikationen ent Produkte gestaltet? Wie werden sie dem Interessenten wickelt werden – durchaus auch in Kooperation mit und Kunden vermittelt? Und wie ist die grundsätzliche FinTecs. Banken müssen die Customer Journey über alle Kommunikation der Banken, die im Laufe der letzten Kanäle und Touchpoints hinweg optimieren. Hierbei Jahre an Vertrauen nicht unerheblich eingebüßt haben, kommt es vor allem auf eine End-to-End-Anbindung gegenüber ihren Kunden? Dies erfordert eine Anpas- von allen Vertriebskanälen einer Bank an. Große Pro- sung des Wertesystems der Banken: Statt der Vertriebs- bleme haben Banken vor allem bei der Integration von und Produktorientierung steht eine bedürfnisorientierte Mobile Apps in die Prozesse, ebenso wie bei der Pflege Kundenbetreuung mit einem partnerschaftlichen An- der mobilen Bank-Apps. satz im Fokus der Positionierung. Der dritte Aufgabenblock handelt im Kern von Predic Die digitale Transformation bedarf in Summe einer tive Analytics. Für welche Produkte und Dienstleistun- ganzheitlichen Strategie und konsequenten Umset- gen sind Kunden bereit zu bezahlen – und wie kann ich zung. Entscheidend wird es sein, dass Business und IT die im Unternehmen verfügbaren Daten mit anderen ihre jeweilige Organisation an die Digitalisierung an- verknüpfen und für Marketing- und Vertriebszwecke passen. Digitalisierung bedeutet auch Agieren in kurzen nutzen? Banken müssen ihre einzelnen Kundengruppen Technologie- und Marktzyklen. 26 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Fachbeiträge und Interviews BEARINGPOINT DELOITTE NTT DATA 27 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S BEARINGPOINT Digitalisierung des Bankings zur Steigerungder Profitabilität Banking is necessary, banks are not! Michael Arndt, Partner, BearingPoint Dr. Robert Bosch, Partner, Bearing Point Acht Jahre nach dem Ausbruch der Finanzkrise steht logien in den Wertschöpfungsprozess, wie etwa Smart das deutsche Bankwesen vor großen Herausforderun- CRM oder die Einführung einer Multikanalstrategie ist gen, die substanzielle Veränderungen auf die gesamte notwendig, aber ebenfalls mit erheblichen Kosten ver- Bankenlandschaft haben werden. bunden. Darüber hinaus bedrohen das anhaltend niedrige Zinsniveau und die erhöhten Kapitalanforderungen Eine Vielzahl an neuen Regulierungsvorhaben be- die Ertragslage der Banken. schränkt die Banken in ihrem Handeln und sorgt für einen steigenden Kostendruck. Zusätzlich sehen sich Getreu der Aussage Banking is necessary, banks are not Banken der Herausforderung gegenüber, auf ein (Bill Gates, 2000) sind grundlegende und rasche Anpas- sich rasant änderndes Kundenverhalten reagieren zu sungen der Geschäftsmodelle von Banken dringend not- müssen, um die Customer Ownership nicht zu ver wendig. Die Digitalisierung sollte hierbei aber keinesfalls lieren. Hierbei konkurrieren sie mit innovativen und im ausschließlich als Bedrohung betrachten werden, son- Geschäftsmodell hocheffizienten FinTecs, neuen Wett- dern ebenso als Chance, Wettbewerbsvorteile gegen- bewerbern, wie Direktbanken und Telekommunika über der Konkurrenz zu erlangen, neue Ertragsquellen tionsunternehmen sowie großen Online- und Techno- zu erschließen und Potenziale zur Kostenreduktion zu logieunternehmen wie Google und Facebook. nutzen. Insbesondere strategische Entscheidungen zur Wertschöpfungstiefe, die verstärkte Integration von Dadurch stehen Banken markt- und wettbewerbsseitig mobilen- beziehungsweise Onlinekanäle sowie die Ent- erheblich unter Druck, Wertschöpfungsketten neu zu wicklung neuer Produkte und Services und das Manage definieren beziehungsweise zu optimieren, insbesonde- ment von Kooperationen in effizienten Ecosystemen re auch im Bereich der IT. Die Integration neuer Techno- stehen als Maßnahmen hierbei im Vordergrund. 28 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S In den folgenden Absätzen werden wir auf diese Maß- Dem gegenüber haben Direktbanken, die bereits von nahmen näher eingehen und zeigen, dass Banken Beginn an mit moderneren Systemen ausgestattet wur- von jungen Start-ups aus der FinTec Szene, aber auch den, auf Effizienz ausgerichtete Prozesse und richten von anderen Industrien wie der Telekommunikations den Fokus auf den Vertrieb standardisierter Produkte. industrie, lernen können. Zusätzlich stellen wir ein Tool Mit ihren schlanken Strukturen können sie einfache vor, mit dem Banken in der Lage sind auch flexible Bankprodukte häufig kostengünstiger und flexibler Preis- und Konditionsmodelle für innovative Services als traditionelle Banken anbieten. Gute Beispiele sind und Produkte abbilden zu können. hier die DKB und die ING Diba, die im Wesentlichen keine eigenen Filialen und Bankautomaten besitzen, den Traditionell erzielen europäische Banken einen Großteil Kunden aber über Fremdautomaten standardisierte ihrer Gewinne aus den Zins- und Provisionseinnahmen. Cash Services garantieren. Gleichzeitig können Sie Durch die anhaltende Niedrigzinsphase der letzten Jahre durch ihre flexiblen und offenen Strukturen leichter sind diese Einnahmen um 14 Prozent bei mittelgroßen strategische Partnerschaften, zum Beispiel mit PayPal beziehungsweise 7 Prozent bei großen Instituten ge oder Miles & More, eingehen und dadurch ihren fallen. Das ergab eine Analyse des BearingPoint Institute Kunden auch integrierte Services anbieten. Report 2014 unter mehr als 150 europäischen Banken. Im Umgang mit den neuen Wettbewerbern hat sich geDieser Rückgang setzt die Gewinnmargen der Banken zeigt, welche Potenziale sich noch aus der Vereinfachung zunehmend unter Druck, da die Kosten nicht im gleichen und Standardisierung von Produkten ergeben können. Umfang reduziert werden konnten. Gleichzeitig müssen Banken sollten daher eine strategische Entscheidung Banken hohe regulatorische Anforderungen erfüllen, darüber treffen, wie viel vom eigenen Geschäft standar- was sie zunehmend in ihrem Handeln beschränkt. disiert werden kann und sollte. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen auch traditionelle Filialbanken ihr Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und sich lang- Standardgeschäft möglichst effizient, zum Beispiel on- fristig von der Abhängigkeit der Zins- und Provisions- line oder über mobile Kanäle, vertreiben. Durch die ver- einnahmen lösen zu können, ist die Erschließung neuer stärkte Integration digitaler Kanäle wiederum wird die Ertragsquellen und eine kontinuierliche Reduktion der Ausdünnung des Filialnetzes, die bereits heute zu beob- Kosten erforderlich. Handlungsfelder auf der Kostenseite, achten ist, in Zukunft noch weiter anhalten. Den verblei- die hier im Folgenden betrachten werden, sind strate benden Filialen kann in diesem Kontext eine neue Rolle gische Entscheidungen über die Wertschöpfungstiefe zukommen, da hier dem Kunden durch eine persönliche und die verstärkte Integration von Onlinekanälen. und personalisierte Beratung ein echter Mehrwert im Vergleich zu den Direktbanken angeboten werden kann. REDUKTION DER OPERATIVEN KOSTEN In den letzten Jahren wurden im Bankenumfeld zahl- Zur Hebung weiterer Kostenpotenziale ist es für Banken reiche Operational Excellence Programme mit dem Ziel wichtig, sich auch im Umfeld der Digitalisierung auf durchgeführt, die operativen Kosten zu reduzieren. Auf- ihre Kernkompetenzen zu fokussieren und die eigene grund der nach wie vor fragmentierten IT-Infrastruktur Wertschöpfungstiefe kritisch zu hinterfragen. Bereiche, und organisatorischen beziehungsweise prozessualen die etwa nicht zum Kerngeschäft der Bank gehören, Komplexität, die in den letzten Jahren durch neue regu können stärker gebündelt oder sogar komplett aus- la torische Anforderungen und erste Digitalisierungs- gelagert werden. Ähnlich wie bereits bei der Wert vorhaben (z.B. Einführung Multikanalstrategie) sogar papierabwicklung oder dem Zahlungsverkehr ge noch angestiegen ist, sind signifikante Erfolge bislang schehen, können die Banken die Entwicklung von ausgeblieben. neuen Produkten oder Services an externe Spezialisten (auch aus der Start-up Szene) auslagern. 29 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Weiterhin sollte auch der Kunde viel stärker als bisher Wenn man davon ausgeht, dass diesem Beispiel folgend in den Wertschöpfungsprozess (z.B. bei der Kontoeröff- zukünftige Bankkunden in der digitalen Welt nicht mehr nung durch Digital Account Opening) intergiert werden, zwischen Kontomodell a oder b wählen wollen, sondern was weitereKostenpotenziale birgt und gleichzeitig die Basispreise wählen, bei denen alle weiteren Nutzungs- Transparenz für den Kunden erhöht. varianten transaktionsorientiert hinzubuchbar sind, stellt das auch das vorherrschende Konditions modell der Unabhängig davon, wie die vorgestellten Handlungs- Banken in Frage. empfehlungen durch die Banken umgesetzt werden, greifen Strategien, die rein auf eine Kostenreduzierung Daraus lassen sich zwei Gestaltungsspielräume für die fokussieren, häufig zu kurz. Insbesondere bei der Neu- Erschließung neuer Ertragsquellen skizzieren: erstens ausrichtung der Geschäftsmodelle sind immer auch das Anbieten neuer, für den Kunden werthaltiger die Kunden und damit die Erschließung neuer Ertrags Services, die in Zukunft nicht mehr kostenlos sind, und quellen zu beachten. zweitens die Öffnung der Banken für Kooperationen. Beide Maßnahmen haben in Kombination mit der Mög- ERSCHLIESSUNG ALTERNATIVER ERTRAGSQUELLEN lichkeit einer flexiblen Bepreisung großes Potenzial. Die Telekommunikations-Branche der 1980er Jahre fokussierte sich auf den Dienst am Telefonanschluss, die AUCH BANKEN KÖNNEN APP-STORES ERÖFFNEN Telefonbereitstellung und auf Telefonate; dann kam in den Viele Banken haben mittlerweile Innovationszentren 1990er Jahren das mobile Telefonieren hinzu, schließlich installiert, um den Kulturwandel hin zu einer digitalen das Internet und heute wickeln Telefonkonzerne ganze Bank zu fördern, innovative Produktideen zu entwickeln Dienstleistungen inklusive Entertainmentpakete ab, viele und von den neuen Ideen und Wegen auch kleinerer davon „on demand“. Ein ausgereiftes Billing-System Wettbewerber zu lernen. In diesem Zusammenhang erlaubt es den Anbietern, sehr komplexe betriebswirt- gab es in den letzten Monaten zahlreiche Meldungen, schaftliche Produkte mit einer einfachen Architektur zu dass Banken dem Kunden Info-Services anbieten. Diese managen und den Pricing-Spielraum zu nutzen. Info-Services werden in Zukunft dem Kunden echte Sinkende Zinseinnahmen belasten die Margen der Banken Kleinere Banken 2009 2010 2011 2012 2013 EUR 26,8 Mrd. EUR 27,2 Mrd. EUR 25,9 Mrd. EUR 24,8 Mrd. EUR 25 Mrd. Mittlere Banken EUR 49 Mrd. Große Banken EUR 338 Mrd. EUR 45,2 Mrd. EUR 348 Mrd. EUR 44,3 Mrd. EUR 44,2 Mrd. EUR 42,2 Mrd. EUR 350 Mrd. EUR 329 Mrd. EUR 313 Mrd. Abbildung 10: Kontinuierlich fallende Zinseinnahmen führender europäischer Banken zwischen 2009-13, Quelle: BearingPoint Institute Report 2014 Abbildung 10: Kontinuierlich fallende Zinseinnahmen führender europäischer Banken zwischen 2009-13, Quelle: BearingPoint Institute Report 2014 30 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Mehrwerte bieten und ihm erlauben, zum Beispiel über Weiterhin kann eine effizientere Nutzung der bereits Online-Portale der Banken Nachrichtenwünsche über heute online verfügbaren Informationen aller Kunden Kontostände, Ausnutzung von Dispolinien, Alerts etc. (z.B. aus sozialen Netzwerken) sowohl durch den Filial einzustellen. Zusatzinformationen bieten dem Kunden berater bei Beratungsgesprächen als auch durch perso über erweiterte Kontoauszugsfunktionen (z.B. für eine in- nalisierte Bereitstellung von Angeboten in online und dividuelle Finanzplanung oder andere persönliche Kate- mobile Services als weitere mögliche Ertragsquelle be- gorisierung von Umsätzen bis hin zur Nutzung der Daten trachtet werden. Eine firmenweite CRM Lösung kann für die eigene Steuerklärung) zusätzlichen Nutzen. Die integriert werden, um kanalübergreifend über Kunden- bereitgestellten Features sind in der Regel sehr einfach segmente und Unternehmensbereiche hinweg Kunden- in der Nutzung und lassen sich z.B. auch über Apps informationen sammeln, auswerten und bedarfsgerecht steuern. Viele Banken nähern sich diesem Bereich je- an die Vertriebskanäle verteilen zu können. doch nur sehr vorsichtig und nutzen das großePotenzial Dienstleistungen über Apps zu steuern noch nicht aus. Viele Banken tun sich schwer damit zu entscheiden, wie einzelne Funktionen, Services oder Apps dem Kunden Ein gutes europäisches Beispiel für den Kulturwandel in Rechnung gestellt werden können und arbeiten hin zu einer innovativen und digitalen Bank ist die Credit bisher fast ausschließlich mit etablierten Konto- und Agricole (CA), die ähnlich der deutschen Genossen Konditionsmodellen. BearingPoint hat nach dem Vor- schaftsstruktur aufgestellt ist. Als eine der größten bild der Telekommunikations-Industrie eine maßge Privatkundenbanken Frankreichs, hat sie sich vor etwa schneiderte „Billing-Lösung“ für Banken entwickelt. zwei Jahren für den radikalen Wandel mit Bekenntnis Durch eine einfache Implementierung steht den Banken zum „digitalen Kunden“ entschieden ihre APIs (applica- damit eine exzellente Basis für das Management von tion programming interfaces) offenzulegen und einen Sonder kondi tionen und Mehrwertdiensten zur Ver App-Store zu eröffnen. Apps sind neben den Info- fügung. Zusätzlich können Banken mit einfachen Services ein weiteres Segment für Mehrwertleistungen. Mitteln ihrenKunden zahlreiche Service leistungen Somit können nun die Bank, aber auch andere Nutzer, anbieten. Ein transaktionsorientiertes Pricing setzt neue Apps entwickeln und sie in einem CA App-Store natürlich auch voraus, dass Banken grundsätzlich ihre anderen Kunden anbieten. Zahlreiche nationale und Pricing-Strategien überarbeiten. inter nationale Innovationspreise konnte die CA mit dieserIdee gewinnen. BANKEN SIND NICHT GOOGLE Neben den Potenzialen, die sich aus der Digitalisierung In Deutschland werden Direktbanken als größte Inno- der eigenen Produkt- und Dienstleistungsinnovationen vatoren im Bereich Onlinefähigkeit wahrgenommen. für Banken ergeben, können auch Chancen durch Ko- Interessant ist aber, wie rasant die klassischen Filial operationen mit den neuen Marktteilnehmern aus der banken hier aufholen. Während sich Online-Banken mit Start-up Branche genutzt werden. Die Grundlage für einer traditionell hohen Digitalisierung ihrer Geschäfts den erfolgreichen Markteintritt von Start-ups und die prozesse auch sehr eng an Standardprodukten und Entwicklung neuer innovativer Ideen bildet hierbei auch -prozessen ausrichten, haben Filialbanken das Poten stets ein neues Verständnis einer vollständigen Digital zial, die Digitalisierung für die Abdeckung des Standard Operational Excellence. An PayPal lässt sich beispiels- geschäftes zu nutzen und dann in der Filiale mit dem weise zeigen, wie neue Bezahlverfahren die Bezahl Beratungsgeschäft ihr Produkt- und Leistungsportfolio prozesse in den letzten Jahren revolutioniert und echten auch um eine komplexere Finanzierungs- oder Anlage- Mehrwert für den Kunden geliefert haben. beratung zu erweitern. Mit dem digitalen Onlineprozess können so Cross- und Upselling Potenziale genutzt und Die Vielfalt der Start-ups auch im Bereich der FinTecs ist Mehrwerte geschaffen werden. erheblich und monatlich entstehen neue Ideen. 31 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Eine Aufgliederung nach Themenschwerpunkten er- FAZIT: ALLES IM FLUSS scheint sinnvoll; auch eine Differenzierung nach Wohin sich der Trend mit zunehmender Digitalisierung Potenzialeinschätzung und der kritischen Betrachtung der Bankkunden entwickelt, kann kaum sicher prognos- des „going concern“ Prinzips kann Entscheidungshilfen tiziert werden. Die Geschwindigkeit, in der sich heute im Umgang mit diesem Segment geben. Start-ups mit neuen Ideen im Wettbewerb um Finanzdienstleistungen einbringen, ist hoch und die Anzahl der Kritisch im Umgang mit den neuen Wettbewerbern Ideen sind kaum überschaubar. Um etablierte Banken ist, dass Banken Gefahr laufen die Customer Owner- in Unruhe zu versetzen, reicht es häufig schon, wenn ship über ihre Kunden zu verlieren und damit als reine Google oder Amazon in der Presse nur über Pläne be- Abwicklungsbanken auftreten müssten, sollten FinTecs richten, eine Bank zu gründen. Dass viele Banken mit weiterhin in der Lage sein ihre Marktanteile und den einer sehr alten und komplexen Infrastruktur gegen Kundenstamm ausbauen zu können. viel zu hohe Betriebskosten zu kämpfen haben, weckt Interesse bei Neueinsteigern. Ein zukünftig erfolg Banken können von dieser neuen Branche lernen und reicher Finanzdienstleister erkennt man jedoch nicht sind gut beraten, sich mit diesen Ideen und dem Diffe nur an der App, sondern auch an der Tatsache, dass er renzierungspotenzial auch in Hinblick auf die eigene alle Anforderungen, wie Datensicherheit und regulato Innnovationsfähigkeit kritisch auseinanderzusetzen. rische Vorgaben erfüllt. Dies dürfte eine Abschreckung EinigeBanken haben sich am Aufbau von Inkubatoren- für die Quereinsteiger sein, die sich vornehmlich auf die zentren beteiligt und profitieren auch von der Möglich- Schnittstelle Bank – Kunde fokussieren wollen. Der Weg keit, die Zentren als eigene Labore für Ideen zu nutzen. zu einer profitablen Vollbank mit breitem Produkt- und Ein bekanntes Beispiel dafür ist Le Village von der Crédit Serviceangebot ist dann noch weit. Agricole. Offene Schnittstellen und Plattformen für Kooperationen zu schaffen sind dabei erste innovative Eine große Chance für alle Finanzinstitute liegt darin, ihr Lösungen, denen sich Banken stellen. Für die Über etabliertes Geschäftsmodell insofern in Frage zu stellen, lebensfähigkeit großer Institute kann daher auch die als dass man sich nicht nur theoretisch mit den Folgen Bereitschaft, intelligente Netzwerke aufzubauen, neue der zunehmenden Digitalisierung beschäftigt. Chancen bieten. Es bleibt festzuhalten, dass es für ein Fazit, wenn auch Auch hier können Banken die Telekombranche als nur vorläufig, noch zu früh ist. Der RoI ist in der Digi „Vorbild“ nehmen und zukünftig selber vom Dienst- talen Transformation jedoch nicht der Return on Invest, leister zum Anbieter von Endgeräten, wie iPhone oder sondern das Risk of Ignoring. Samsung etc. mit vorinstallierten Bankfunktionen werden und damit für eine junge Käuferschicht interes Zwei Handlungsfelder sollten in der Digitalen Transfor- santer werden. mation auf jeden Fall eine Rolle spielen: zum einen das Potenzial auf der Seite der Operations deutlich weiter Um die unterschiedlichen Facetten von Ecos ys auszuschöpfen. Zum Zweiten sollten Banken mit neuen temen (Angebot von Endprodukten, Bepreisung von Servicebereichen und Produktinnovationen Mehrwerte White Labe ling Diensten, App-Bereitstellungen etc.) für die Konsumenten schaffen, die in Zukunft in klas voll auszuschöpfen, kann die Billing Lösung R6 von sischen win-win Situationen auch zu zusätzlichen Ein BearingPoint von Banken zusätzlich genutzt werden, nahmen bei Banken führen werden. um die Interessenvielfalt einzelner Beteiligter bis auf die Ebenevon Einzeltransaktionen zu managen und zu über wachen. 32 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S BEARINGPOINT Meldewesen auf Knopfdruck – zwischenWunsch und Notwendigkeit Jürgen Lux, Partner, BearingPoint Dr. Maciej Piechocki, Partner, BearingPoint Aufgrund der immer neuen und tiefgreifenden regula- werden stetig um neue, tiefgreifende Änderungen wie torischen Änderungen ist das Meldewesen ein so starker beispielsweise AnaCredit (Analytical Credit Datasets), Kostentreiber für die Banken geworden, dass die Ab- BCBS 239 und FRTB (Fundamental Review of the Trading wicklung „auf Knopfdruck“, sprich die Automatisierung Book) erweitert. Außerdem nimmt die Bedeutung von der Prozesse, nicht mehr nur ein Wunsch, sondern eine Ad-hoc Reporting und Simulationen für Stress Tests der Notwendigkeit geworden ist. Wie realistisch ist dieser European Banking Authority (EBA) und der Europäischen Wunsch, und was können Banken tun, um ihn zu ver- Zentralbank (EZB) zu. Die Änderungen erfordern neue, wirklichen? Was bedeutet die aktuelle Niedrigzinspolitik mehrdimensionale Meldungen, die über die bestehen- für Ihr Geschäft und dessen Ertragskraft? Wo verdienen den Daten zum Eigenkapital hinaus zusätzliche Kenn die Banken noch Geld? ziffern zu Risiko, Liquidität und Leverage Ratio umfassen. DER „REGULATORISCHE TSUNAMI“ – KOSTENTREIBER Die neuen Richtlinien werden daher auch Auswirkungen UND HERAUSFORDERUNG FÜR DIE BANK-IT auf die Produktportfolios der Banken haben und Die Notwendigkeit des Meldewesens für die Vermei- müssenin die langfristige Planung und das Manage dung einer neuen Finanzkrise ist unbestritten. Dennoch ment einbezogen werden, d.h. die Institute müssen sie sind die zunehmenden Belastungen der Banken durch aktiv überwachen und steuern, um eventuelle Auswir- immer neue aufsichtsrechtliche Anforderungen ein kungen auf die aufsichtsrechtlichen Kennziffern antizi- kontroverser Diskussionspunkt zwischen Banken und pieren zu können. Aufsehern. Von einem „regulatorischen Tsunami“ ist die Rede, der die Kosten für die notwendigen IT-Lösungen Diese Entwicklungen erhöhen die Anforderungen an und das fachliche Know-how immer weiter in die Höhe die IT-Landschaften der Banken – angefangen bei der treibt. Denn Fakt ist, dass die Umsetzung der in CRD IV/ Verfügbarkeit und Qualität der geforderten, teils sehr CRR I und EBA-ITS definierten Vorgaben und Standards granularen Daten über steigende Datenvolumina bis keine einmalige Angelegenheit ist. Die Anforderungen hin zu Anpassung von Architekturen und Prozessen. 33 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Daher ist ein starker Trend in Richtung Standardisierung „Um unser gemeinsames Ziel zu erreichen, und Industrialisierung im Meldewesen zu verzeichnen, die Finanzmärkte stabiler zu machen, müssen der bei allen Beteiligten Investitionen erfordert. Die EZB die unterschiedlichen Funktionen einer Bank- hat in neue IT-Lösungen für die Datenerhebung und steuerung – insbesondere Risikomanagement, -analyse sowie in ein Tool für Workflow-Management Meldewesen und die Finanzbereiche – wesent- und Geschäftsprozesse innerhalb der Joint Supervisory lich besser als bisher vernetzt werden.“ Teams investiert. Auch die Einreichungs- und Korrekturprozesse im Zuge des Single Supervisory Mechanism (SSM) werden weitgehend automatisiert. Die Banken INDUSTRIALISIERUNG UND INNOVATIVE ihrerseits müssen ebenfalls investieren, um die gefor- LÖSUNGSANSÄTZE ALS ANTWORT derten Daten in entsprechender Qualität und Zeit zu Dass angesichts dessen nicht nur auf Seiten der Banken, liefern. Dies erfordert Investitionen insbesondere in den sondern auch auf Seiten der Aufsicht der Wunsch be- Bereichen Datenmanagement, Performance und Inte steht, die Prozesse zu automatisieren, liegt auf der Hand. gration von Methoden und Systemen. Automatisierung minimiert Risiken, denn sie reduziert Fehler und verbessert durch schnellere Verfügbarkeit In Anbetracht der erheblichen Kosten für die An und höhere Transparenz der Daten die Grundlage für passung ihrer IT-Landschaften an die aufsichtsrecht- Entscheidungen. Die Automatisierung ist für die Banken lichen Anforderungen gehen die Banken inzwischen jedoch inzwischen auch eine ökonomische Notwendig- ganz neue Wege. In Österreich haben acht Banken- keit geworden, denn die Kosten für Compliance steigen gruppen auf Anregung der Oesterreichischen Natio immer weiter und die regulatorischen Anforderungen nalbank (OeNB) ein Joint Venture gegründet, die haben zunehmenden Einfluss auf ihr Geschäft. AuRep (Austrian Reporting Services GmbH), und ihre Abbildung 11: Formular-basierter und Cube-basierter Ansatz in Österreich, Quelle: Bearing Point Institute 34 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Abbildung 12: Das ERF erfordert zunehmend die Meldung granularer Daten, Quelle: BearingPoint Insitute Meldewesenprozesse zum Teil ausgelagert. Die betei- Zusätzliche Kosteneinsparungen erzielt das österrei ligten Bankengruppen – die 3 BankenGruppe, BAWAG chische Modell durch den zentralen Service Provider PSK, Bank Austria, Erste Group Bank AG, die HP IT und die zentrale regulatorische Wartung. Services, Raiffeisen Bankengruppe und die österrei chischen Volksbanken – repräsentieren 800 Institute AuRep und der Einsatz der modernen ABACUS Platt- beziehungsweise fast 90 Prozent des Marktes. Damit form sind ein perfektes Beispiel eines „RegTechs“ bezie- ist AuRep die größte Meldewesenfabrik in Europa. hungsweise für den Einsatz innovativer Technologien, um Herausforderungen der Regulatorik effizient zu gestalten. AuRep nutzt eine gemeinsame Softwareplattform, BearingPoints ABACUS/GMP, als Zwischenspeicher für DAS BANKING DATA DICTIONARY UND DAS den Datenaustausch zwischen den angeschlossenen EUROPEAN REPORTING FRAMEWORK DER EZB Instituten und der OeNB. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) ist sich den Grenzen des formular-basierten Modells bewusst und Doch nicht nur die Auslagerung des Meldewesens an sieht den Nutzen des Input-Approaches. Mario Draghi, ein Gemeinschaftsunternehmen ist neu, auch im Bereich Präsident der EZB, konstatierte auf der 7. EZB Statistik- des Datenanlieferungsformats hat Österreich einen Konferenz Ende 2014: innovativen Ansatz gewählt. Das beleghafte Melde wesen wird durch einen sogenannten „input-based approach“ basierend auf Daten-Cubes abgelöst. Die „Data integration on the side of the ECB and österreichischen Banken liefern Mikrodaten zu Einzel the other authorities only comes at the end of a geschäften wie beispielsweise Krediten in sogenannten data-production process, the first input of which „Basic Cubes“ an die AuRep. Diese Basic Cubes werden is in the internal systems of the banks.“ um weitere Attribute ergänzt und daraus werden die erforderlichen Meldungen in Form mehrdimensionaler Datenwürfel abgeleitet, die sogenannten „Smart Cubes“. Im Zusammenhang mit dem European Reporting Framework (ERF) hat die EZB eine Initiative zur Evaluierung des Der strategische Vorteil dieses Ansatzes: Die „Basic Input Approaches angestoßen. Ein Gremium, die Expert Cubes“ ermöglichen es, die Daten für verschiedene Group on Statistical and Banking Data Dictionary, wurde Zwecke wiederzuverwenden und auszuwerten. Auch dafür eingerichtet, ein BankingData Dictionary (BDD) zu können die Kosten für die Anpassung an neue Anforde- entwickeln, das ein harmonisiertes Datenmodell für die rungen deutlich geringer gehalten werden. Input-Seite sowie Regelnfür die Transformation von den 35 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Input- zu den Meldedaten definiert. Das BDD ist als eine Lünendonk: Herr Lux, welche innovativen Ansätze im Blaupause für die Bankenzu verstehen, und bildet die Meldewesen bieten aus Ihrer Sicht die größten Chancen, konzeptionelle Basiseines „Input Approaches“, d.h. eines um das Ziel „Meldewesen auf Knopfdruck“ zu erreichen? Daten modells für die Organisation des Meldewesen prozesses innerhalb der Banken. Die beiden im Artikel beschriebenen Trends – der InputApproach und das Outsourcing an eine Meldewesen Der Ansatz ist mit dem österreichischen Basic Cube ver- fabrik – bieten Vorteile im Hinblick auf die Automati gleichbar. Weiteres Element des ERF ist ein Statistical sierung und Industrialisierung im Meldewesen. Sie Data Dictionary (SDD), das darauf abzielt, alle Daten, setzen an unterschiedlichen Stellen an. die im European System of Central Banks (ESCB) ge managt werden, zu beschreiben. Der Input Approach zielt auf die schnelle Verfügbarkeit und Wiederverwendbarkeit der Daten. Mit dem Input Aus Sicht der Deutschen Bundesbank bietet ein Banking Approach nach österreichischem Vorbild ist es nicht Data Dictionary Vorteile für meldepflichtige Institute im mehr notwendig, mehrere Formulare auszufüllen be- Bereich AnaCredit. ziehungsweise Daten für verschiedene Meldezwecke mehrfach zu liefern. Die benötigten granularen Daten Erste Workshops zur Entwicklung eines BDD-Konzepts werden aus den Basic Cubes gewonnen und ent für AnaCredit, an denen auch europäische Banken sprechend der geforderten Meldung zu Smart Cubes und Rechenzentren teilgenommen haben, fanden im zusammengesetzt. Somit reduziert der Input Approach April statt. Auf einer Informationsveranstaltung der die Aufwände für die meldepflichtigen Institute. Der Deutschen Bundesbank im Mai war das Feedback Erfolg dieses Ansatzes hängt allerdings ganz stark von aller Teilnehmer positiv. Im Rahmen des ERF arbeitet einer Einigung der Marktteilnehmer auf beiden Seiten das Statistics Committee der EZB (STC/SSM) an einer ab, d.h. Aufsicht und meldepflichtige Institute müssen einheit lichen Meldesystematik zur Abdeckung aller sich auf ein gemeinsames Datenmodell einigen können. statistischen Reports(BSI, MIR, SHS, AnaCredit). In Meldewesenfabriken sehe ich die größten Chancen FAZIT für Institute, Prozesse zu optimieren und Kosten zu Banken wie Aufsichtsbehörden haben erkannt, dass es senken. Mit diesem Modell können durch eine gemein- notwendig ist, bestehende Ansätze im Bereich der Regu same Nutzung von Fachpersonal, IT-Architekturen und lierung zu überdenken. Viele Regulatoren sehen den durch eine zentrale regulatorische Wartung positive Input Approach als eine Lösung für mehr Konsistenz, Skaleneffekte erreicht werden. Im Idealfall agiert ein Qualität und Transparenz der Daten. Das österreichische externer Dienstleister als Provider, der ein wirtschaft Modell der Meldewesenfabrik hat in vielen anderen liches Eigeninteresse daran hat, die Meldewesenfabrik europäischen Ländern Interesse geweckt und zu Dis- effizient zu betreiben. kussionen über neue Ansätze im eigenen Land angeregt. „Meldewesen auf Knopfdruck“ ist heute noch mehr Lünendonk: Wie stellen Sie sich als Solution Provider Traum als Wirklichkeit, aber der Input-based Approach auf die neuen Trends ein? und Outsourcing sind vielversprechende Ansätze. Da BearingPoint ein breites Lösungsspektrum an Über diese Trends im Meldewesen sprach Lünendonk bietet – von Beratung über Softwareprodukte bis hin mit Jürgen Lux, einem der Autoren dieses Fachbeitrages. zu ManagedServices – berühren uns diese Trends in 36 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S allen Bereichen. Dank unserer guten Kontakte zu Insti Zudemgibt es neue Anforderungen an die Daten- und tuten und Aufsichtsbehörden aus über 20jähriger Funktionskonsistenz resultierend z.B. aus BCBS 239. Erfahrung sind wir in der Lage, die relevanten Trends frühzeitig zu identifizieren und entsprechend darauf zu Dies hat weitreichende Auswirkungen auf die Institute, reagieren. Beispielsweise haben wir als Lösungspartner die Banksteuerung und die IT-Architekturen. Banken die technische Plattform für die AuRep entwickelt. Wir müssen heute schon frühzeitig beachten, welche Aus- sind außerdem überzeugt, dass die heute am Markt wirkungen einzelne Geschäfte auf Liquidität und Eigen- verfügbaren Meldewesenplattformen den zukünftigen kapital haben. IT-Infrastrukturen und Prozesse müssen Anforderungen nicht mehr genügen werden. Daher optimiert werden, um neue Anforderungen schnell entwickeln wir derzeit eine neue Generation unserer zu erfüllen und die geforderten Daten in der nötigen bewährten ABACUS Plattform. Qualität und Granularität zur Verfügung zu stellen. Lünendonk: Wie sieht Ihrer Meinung nach das Melde- Die Erfüllung aufsichtsrechtlicher Anforderungen ist wesen in fünf Jahren aus? daherin Zukunft mehr als Meldewesen. Institute müssen sich auf drei wesentliche Themenbereiche einstellen: Wir glauben, dass es das klassische Meldewesen, wie wir es von früher kennen, in fünf Jahren nicht mehr 1. Industrialisierung, d. h. Automatisierung und Standar gebenwird. Die Anforderungen der Bankenaufsicht disierung von Prozessen, um ein „Meldewesen auf werdenvon Jahr zu Jahr höher, und jedes Jahr gibt es Knopfdruck“ zu erreichen neue Regelungen, die von den Instituten umgesetzt 2. Analytics, d.h. detaillierte statistische Analysen und werden müssen. Gleichzeit lässt die Aufsicht den Insti- flexible Auswertungen für das interne und externe tuten aber immer weniger Zeit für die Umsetzung, zum Reporting Teil nur noch wenige Monate. Wie im Artikel bereits be- 3. „Regulatory Management“, d. h. Planung, Steue- schrieben, werden immer mehr, komplexere und granu rung und Kontrolle wesentlicher aufsichtsrechtlicher larere Daten gefordert – über die Daten zum Eigen- Kennzahlen, Simulationen, Stresstests sowie Auswir- kapital oder einzelne Kredite hinaus auch Kennziffern kungsanalysen auf Produkte und Portfolios zu Risiko, Liquidität und Leverage Ratio. Das Projekt AnaCredit (Analytical Credit Datasets) der Europäischen Wir werden eine Entwicklung sehen vom Meldewesen Zentralbank wird die Anforderungen noch verschärfen. hin zu einem 360° Ansatz in der Steuerung aufsichts- Hier wird es kein formularbasiertes Meldewesen mehr rechtlicher Themen bei den meldepflichtigen Instituten. geben, sondern es werden Daten-Cubes gefordert. 37 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S DELOITTE Bankenbranche im Umbruch Auf der Suche nach Innovationen und Erträgen im Spannungsfeld niedriger Zinsen und zunehmender Regulierung Dr. Martin Deckert, COO UBS AG Hans-Jürgen Walther, Industry Leader FSI Deloitte Die Bankenwelt befindet sich im Umbruch und muss optimierung und Digitalisierung oder zukünftig auch sich umstellen, um nachhaltig, erfolgreich zu wirt eine honorierte Beratungsleistung beziehungs weise schaften. Die Herausforderungen hängen mit der aktu alternative Preismodelle notwendige oder denkbare ellen Zinspolitik sowie dem regulatorischen Umfeld zu- Lösungsansätze für eine Steigerung der Profitabilität. sammen, und mit tiefgreifenden gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen. Lünendonk: Ist eine entgeltliche Beratungsleistung in Deutschland nicht schwierig umsetzbar? Lünendonk sprach hierzu mit Hans-Jürgen Walther, IndustryLeader FSI Deloitte und Dr. Martin Deckert, Dr. Martin Deckert: Sicherlich spielen der Faktor Kultur COO UBS AG. und die Haltung der Wettbewerber dabei eine Rolle. Wir glauben, dass auch der deutsche Kunde eine Bera- Lünendonk: Was bedeutet die aktuelle Niedrig zins tungsleistung honorieren würde. Er muss aber Gewiss- politik für Ihr Geschäftund dessen Ertragskraft? heit haben, dass er eine entsprechende Gegenleistung Wo verdient die UBS noch Geld? bekommt. Es muss für ihn ein Mehrwert geschaffen werden, der sich preislich durchsetzen lässt. Dr. Martin Deckert: Von dem aktuellen Zinsniveau ist unser Geschäft in Deutschland nicht so sehr betroffen, Lünendonk: Sie haben das Thema Digitalisierung ange- wie das anderer Häuser, da wir als Vermögensverwalter sprochen. Wie sieht es damit bei der UBS aus? kein klassisches Einlagengeschäft haben. Die Rahmen bedingungen insgesamt üben Druck auf die Profitabilität Dr. Martin Deckert: Wir haben bereits letztes Jahr mit in der Bankenlandschaft aus. Hier sind etwa die Fokus- UBS Advice ein entsprechendes Angebot eingeführt. Es sierung auf Kernbereiche, Kostensenkung durch Prozess ermöglicht unseren Kunden, gleich ob in Deutschland, 38 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S der Schweiz oder sonst wo auf der Welt, unabhängig bestehende Innovationslandschaft und Strategie. Er von seinem digitalen Medium, elektronisch Einblick in bietet die Chance, das Innovationspotenzial sowohl seine Assets, die Performance und in mögliche Aus von Mitarbeitern, Innovationsinitiativen und Koopera wirkungen von Marktverwerfungen oder geopolitischen tionen als auch von anderenInnovationskonzepten, Ereignissen auf sein Portfolio. wie Unternehmensgründerzentren, Digital-Accelerators und Venture Capital (VC) zu entfalten und umzusetzen. Lünendonk: Damit nehmen Sie im Wettbewerbsumfeld eine Vorreiterrolle ein, verraten Sie uns weitere Einzel- Auch wurde 2014 Deloitte Digital gegründet, um Kon- heiten diesesSystems? zerne, Unternehmen und die öffentliche Hand bei Digitalisierungsstrategien zu beraten und neue digi Dr. Martin Deckert: Digitalisierung ist bei UBS tatsäch- tale Geschäftsmodelle für und mit den Kunden zu lich ein Differenzierungsfaktor und weltweit eine strate- entwickeln. Das Portfolio umfasst ganzheitliche Strate gische Priorität im Wealth Management. In UBS Advice gie , kreatives Design, technische Umsetzung, agile wird die Expertise von weltweit über 900 Anlagespezia Transformation sowie Managed Services und Betrieb, listen, Ökonomen und Analysten gebündelt und in kon- innerhalb dererdigitalen Megatrends einzeln oder in krete Anlageentscheidungen für ein individuelles Port- Kombination erfolgreich begegnet wird. folio abgeleitet. Lünendonk: Kann Expertise im Bereich Digitalisierung Lünendonk: Und bei Ihnen, welche Bedeutung misst auch für regulatorische Fragestellungen wertvoll sein? Deloitte der Digitalisierung bei? Hans-Jürgen Walter: Absolut. Dies gewährleistet adä Hans-Jürgen Walter: Innovation und Digitalisierung quate Maßnahmen im Kontext der aktuellen und zu stehen ganz weit oben auf der Agenda unserer FSI- erwartenden regulatorischen Anforderungen – sowohl Kunden. Die erforderliche Anpassung der Geschäfts aufseiten der Banksteuerung wie auch den Verbraucher modelle sowiedie galoppierende Disruption durch schutzrichtlinien. neue Markteilnehmer machen es für Kreditinstitute unabdingbar, sich mit ihrer Wettbewerbsdifferenzierung Lünendonk: Wie ist das Verhältnis zwischen Regu- und zukünftigen Erträgen auseinanderzusetzen. Wir be- lierung und Digitalisierung bei der UBS? Wird UBS gleiten sie auf diesem Weg. Zum Beispiel: Das Deloitte Adviceauch den steigenden regulatorischen Anforde- Analytics Institute hat mit Data Analytics das Werkzeug rungen gerecht? entwickelt, das aus exponentiell wachsenden Daten beständen die wesentlichen Informationen herausfiltert, Dr. Martin Deckert: Wir sehen derzeit eine sehr positive analysiert und zu kunden- und entscheidungsrele Ausrichtung im Markt und auch bei UBS, dass Investi vanten Ergebnissen verdichtet. Hierdurch entstehen tionsmittel wieder verstärkt in kundennahe Bereiche signifikante Wettbewerbsvorteile. fließen und nicht mehr oder weniger ausschließlich – wie in den letzten Jahren – in die Umsetzung regula- Darüber hinaus haben wir uns mit dem Deloitte torischer Vorgaben. Die Regulierung ist da, und letzt- Global Innovation Campus (GIC) Innovation auf die endlich ist die Frage entscheidend, wie Regulierung und Fahne geschrieben. Es ist ein ausgelagertes Innova- Kundennutzen in Einklang gebracht werden können. tionskonzept, um für multinationale Unternehmen wahredisruptive Businessmodelle zu bauen und Teil Ein Weg dazu ist die Digitalisierung und die damit ver- der Unternehmensgründungsphase zu sein – von der bundenen Möglichkeiten, den Kundennutzen zu er Idee bis zum Exit. Der GIC integriert sich dabei in die höhen. Ein Beispiel hierzu ist der Ansatz UBS Advice: Der 39 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Kunde wird zeitgleich mit seinem Kundenberater in sehr Lünendonk: Zurück zum regulatorischen Umfeld. kurzer Zeit automatisiert über verschiedenste Kanäle Wirkt sich diese auf die Profitabilität von UBS in über notwendige Risikoanpassungen oder poten zielle Deutschland aus? Chancen in seinem Portfolio informiert. Dr. Martin Deckert: Als systemgefährdend klassifizierte Die Informa tionen sind dabei researchgestützt und Bank im Sinne der BaFin müssen wir natürlich alle regu bilden den UBS House View ab. Damit sind alle regu- latorischen Anforderungen wie MiFID, BCBS oder Ver- latorischen Vorgaben erfüllt. Effizient wird ein solches gütungsverordnung erfüllen. Wir haben immer eine Model, wenn man es skalieren kann. Über den Aufbau „Vollprüfung“, und es lässt sich nicht von der Hand einer gemeinsamen IT-Infrastruktur mit dem identischen weisen, dass dies Kosten mit sich bringt, die die Profi Kern für die IT-Plattformen in der Schweiz und in Europa tabilität beeinflussen. Nichtsdestotrotz halten wir an habenwir bei UBS diese Voraussetzungen der Skalierung unseremGeschäftsmodell fest. geschaffen. Hans-Jürgen Walter: Auf der anderen Seite bilden die Lünendonk: Stichpunkt Berater – man hört, es sei regulatorischen Anforderungen auch eine sehr hohe schwer, qualifizierte und enthusiastische Berater ein- Eintrittsbarriere für neue Marktteilnehmer ins klassische zustellen. Mit immerengerem Korsett, in dem sie sich Bankgeschäft. bewegen müssen, ist dies nicht verwunderlich, haben Banken ein Talent-Management-Problem? Lünendonk: Gilt das nicht primär für Private Banking. Im Retail Bankingsieht die Situation sicherlich anders aus? Dr. Martin Deckert: Wir haben rechtzeitig Initiativen und Maßnahmen ergriffen, hiergegen zu steuern. Wir wol- Hans-Jürgen Walter: Retail- und Direktbanken verfolgen len keine Bank im Elfenbeinturm sein. Trotz verstärkter ein anderes Modell. Zinsmargen sind eine wesentliche Regulierung ist die Tätigkeit eines Beraters bei uns so Ertragsquelle und tragen mehr als 70 Prozent zum Ergeb- gestaltet, dass er bei der Einhaltung all der Vorgaben nis bei, so dass das aktuelle Zinsniveau beziehungsweise weiterhin seine Kunden mit Spaß an seiner Arbeit, mit eine Zinssteigerung in der Zukunft unter anderem wegen Einfühlungsvermögen, Selbstvertrauen und Sicherheit der Fristentransformation ein großes Risiko darstellen. beraten kann. Der Aspekt Mensch und eine persönliche Unter Fragezeichen steht in diesem Zusammenhang ein- Kundenbeziehung wurden bei uns schon immer groß- mal wieder die Rolle der Filialen als Vertriebskanal, denn geschrieben. der einstige Wettbewerbsvorteil lokaler Präsenz erweist sich aufgrund hoher Kosten für zahlreiche Institute zu- Hans-Jürgen Walter: Dem kann ich mich nur an nehmend eher als Kosten- beziehungsweise Profitabili- schließen. Unsere Banking Talent Survey hat gezeigt, tätsproblem. Man sollte seine Multikanalstrategie unter dass die Banken-Attraktivität bei Berufseinsteigern vor Berücksichtigung neuer technologischer Möglichkeiten allem gegenüber Google, Apple oder FinTec gesunken und dem sich verändernden Kundenverhalten unter die ist. Innovation und Digitalisierung in Banken unterstützt Lupe nehmen und für neue Möglichkeiten offen sein. somit auch die Gewinnung von Talenten. Wir raten HR Organisationen und insbesondere Recruiting Units, sich auf die Anforderungen einer digitalisierten Welt und der neuen Generationen auszurichten. 40 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Lünendonk: Die Bankenwelt ist im Umbruch. Was wer- Abschlussfrage an Hans-Jürgen Walter: den Ihre Kunden in fünf Jahren über die UBS sagen? Lünendonk: Und was sagen Ihre Kunden in fünf Jahren? Dr. Martin Deckert: Die Strategie von UBS und unsere Hans-Jürgen Walter: Diese haben die Bedeutung Fokussierung auf Kernbereiche tragen schon heute unserer Expertise erkannt – wir verstehen ihr Geschäft Früchte. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Kunden und das Marktumfeld. Wir erarbeiten individuelle dies bereits jetzt und noch mehr in fünf Jahren schätzen Geschäftsmodelle und Strategien, und begleiten sie bei werden. Wir werden nicht nur der beste Finanzberater deren erfolgreichen Umsetzung. Innovation und Digi sein, sondern auch Ratgeber und Begleiter bei den talisierung sind ein zentraler Teil davon. Heute wie in wichtigsten Lebensentscheidungen bleiben. fünf Jahren werdenunsere Kunden glücklich sein, dass es Deloitte gibt. Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg! 41 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S DELOITTE Der Finanzsektor wird digital Nikolay Kolev, Partner bei Deloitte Digital Die Finanzbranche muss sich den Herausforderungen bisher erfolgreiche Institute und Geschäftsmodelle ent- der Digitalisierung stellen: Banken, Finanzdienstleister wickeln kann. Vorstände und Management sollten sich und Versicherungen stehen auf einmal im Konkurrenz- besser heute als morgen mit der digitalen Transforma- kampf mit neuen globalen, digitalen und oft branchen- tion und neuen Geschäftsmodellen auseinandersetzen fremden Wettbewerbern. Sie fallen in die streng regle- und diese für den Ausbau neuer und altgedienter Pro- mentierten Märkte ein und revolutionieren diese. Diese dukte und Angebote nutzen. Dynamik bedroht das Fundament und die Zukunft der etablierten Finanzgiganten. Big Data, digitalisierte DIE DIGITALISIERUNG LEITET EINE NEUE ÄRA EIN Kundenbeziehungen und automatisiertes Risk Manage- Ein Ende der technologischen Veränderungen ist noch ment bergen aber auch Chancen für Versicherungs- lange nicht erreicht: Das “Internet der Dinge“ be und Geldhäuser, wenn sie frühzeitig reagieren. schleunigt die Finanzwirtschaft, beispielsweise durch mobile Zahlungsarten, digitale Währungen und den FINTECS KREMPELN DIE FINANZWELT UM Anspruch biometrischer Sicherheit. Technologien wie Die Digitalisierung ermöglicht Newcomern, altbewährte Blockchain oder Open APIs werden unter anderem im Geschäftsmodelle in Frage zu stellen und sich mit neuen E-Commerce bereits angewendet. Dessen Integrati- Technologien eine immer größer werdende Marktmacht on im Kreditwesen und Banking, bei Kassensystemen, zu sichern. FinTecs und andere Start-ups sprechen den Investment fonds und Versicherungen ist gefordert. Kunden digital gezielt an, wie es die Sparkassen-Filiale Die Geldwirtschaft muss deshalb von der Noten-/ vor Ort nicht besser könnte: Sie gehen datenbasiert auf Investment bank, über das Retail- Banking bis hin zu die jeweils aktuellen Kundenbedürfnisse ein. Fonds entsprechende Geschäftsmodelle und Strategien entwickeln und schnell umsetzen. Effiziente Systeme mit lukrativen, personalisierten Kundenangeboten machen Finanzdienstleistern enorme DIGITALE TRANSFORMATION ALS CHANCE Konkurrenz und verschaffen FinTecs einen Vorsprung, Die meisten Vorstände erkennen zwar die Bedeutung der sich schnell zu einer echten Bedrohung für viele von Innovation, nur wenige wissen aber die digitale 42 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Herausforderung zu nutzen und diese in Chancen und Dennoch müssen gerade hier Kommunikations wirtschaftliche Vorteile umzuwandeln. Hier hilft es, die barrieren und Berührungsängste abgebaut werden, wichtigste Strategie zu identifizieren und zu fokussieren, um Ideen und wertsteigernde Innovationen zu fördern. die für die eigene Zukunftssicherheit entscheidend ist. Sonst drohen bei der Entwicklung neuer Produkte und Die permanente Innovation ist analog nicht zu schaffen. Geschäftsmodelle unnötige Verzögerungen, Kosten Es gilt vor allem, digitale Produkte und Angebote für die und Wettbewerbsnachteile. Ziel all dieser Bemühungen Kunden zu kreieren und dabei die neuen Technologien ist die intelligente Nutzung von Design-Thinking, um effizient bei regulatorischen Anforderungen wie dem die Kunden nicht nur besser kennenzulernen, sondern Risk Management einzusetzen. auch ihre Bedürfnisse, Erwartungen und Wünsche gezielter bedienen zu können. Dadurch könnte die schwin- Einige Unternehmen im Finanzbereich haben das be- dende Bedeutung der Kundenbetreuung vor Ort digital reits erkannt und nutzen digitale Prozesse optimal, gelöstwerden. Letztendlich geht es um die Entwicklung beispielsweise beim Trading. Damit werden Kosten einerlinear denkenden und handelnden Industrie hin gesenkt, die Kundeninteraktionen verbessert und die zu einerexponentiellen. Umsätze gesteigert, da die Kundenansprache immer im richtigen Moment und personalisiert erfolgen kann. OPTIMIERUNG DER INTERNEN PROZESSE Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Optimierung der Die Entwicklung neuer Geschäftsanwendungen und Kundenbeziehung und der Angebote, was dank stei- Business-Applikationen gewährleistet diese geziel- gendem Datenaufkommen (Big Data) und komplexer te Kommunikation und ermöglicht gleichzeitig eine Datenanalyse digital immer besser möglich ist. Trotz- höhere Kosteneffizienz. Auch die Arbeit selbst wird in dem gehören nicht nur Kunden-, sondern auch interne vielen Bereichen digitalisiert und erleichtert. Prozesse zur digitalen Transformation. Unternehmen müssen auch eigene Strukturen überdenken, um neue UNTERNEHMEN ZWISCHEN FINANZ- Strategien erfolgreich umzusetzen. Es empfiehlt sich UND DIGITALKULTUR der Einsatz eines Chief Digital Officers (CDO), der ab- Produkte junger Internetkonzerne bieten häufig ein teilungsübergreifend den Status quo und die Möglich- bedienungsfreundliches Design, das den Einstieg für keiten auslotet, mit dem Vorstand abstimmt und dann Endkunden erleichtert. Anbieter klassischer Produkte ausrollt beziehungsweise implementiert. Das erfordert sollten ihre Formulare und Systeme anpassen und verschiedenste – nicht nur technologische – Qualitäten kundenfreundlicher gestalten, um auch in der digitalen und Fähigkeiten, die bislang weltweit nur wenige vor- Welt wettbewerbsfähig zu bleiben. Dieses Potenzial weisen können. wird jedoch teilweise nicht erkannt, da die Denkmuster von IT-Profis und Finanzexperten sehr unterschiedlich So vielseitig Kandidaten für diese Funktion sein müssen, sind. Beide Kommunikationskulturen scheinen schwer so rar und begehrt sind sie. Dennoch haben sich CDOs vereinbar: bereits in vielen Unternehmen und Branchen etabliert und Konzerne auf eine sichere, digitale Zukunft vorbe- Auf der einen Seite die dynamischen Programmierer reitet. Hierfür müssen bestehende Geschäftsbereiche und IT-Architekten, meist junge und ungeduldige geöffnet und das Silo-Denken aufgegeben werden. „DigitalNatives“. Auf der anderen Seite die Banken und Unternehmensführer sollten exponentiell denken und Versicherer, die auf Vertrauen und Glaubwürdigkeit Entscheidungen schnell umsetzen. Neue Ressourcen sind sowie Solidität bauen – Werte, die auf den ersten Blick dafür essentiell. Die kreativen Teams müssen allerdings der Leichtigkeit des digitalen Zeitalters entgegenste- von Administration, Verwaltung, Bürokratie und anderen hen. Das ist eines der größten Hemmnisse der digitalen Hemmnissen abgeschirmt werden, damit sie in ähnlichen Transformation im Finanzsektor. Rahmenbedingungen wie Start-ups arbeiten können. 43 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Was von einem Chief Digital Officer erwartet wird Ein CDO sollte... ... alle internen Interessensvertreter mithilfe von Führungstalent und Charisma harmonisieren. ... alles Existierende auf strategischer, operativer und prozessualer Ebene infrage stellen. ...bestehende Silos aufbrechen, um ein transversales Unternehmen mit hybriden Strukturen zu schaffen. ... ein fundiertes Wissen in den Bereichen E-Commerce, Marketing, Social Media, Mobile, Big Data und digitale Technologien besitzen. ... die bestehende Unternehmenspolitik verstehen und diese aktiv durch sein Wissen und seine Erfahrungen in verschiedenen Bereichen steuern. ... traditionelle Wertschöpfungsketten verstehen (Dienstleitung und/oder Produktion) sowie über relavante operative Erfahrungen verfügen. Abbildung 5: Digital Leadership Abbildung 13: Ein Chief Digital Officer muss eine Vielzahl an unterschiedlichen Interessen in einer Bank steuern. Vor allem wird von ihm erwartet, eine digitale Strategie konsequent umzusetzen und Innovationen zu fördern . Quelle: Deloitte Im Personalbereich erhoffen sich viele Geldinstitute lösen. Übergreifende Plattformen werden entstehen, die ebenfalls eine Kostenoptimierung: Das Mitarbeiter- dem Kunden gebündelte Services bieten, die er gerade Management wird im Zuge der Digitalisierung moder- sucht und die über eine „einfache“ Finanzdienstleistung nisiert, die Personalkosten werden durch die verbes- hinausgehen. Dennoch ist es in Zeiten des Umbruchs serte Kommunikation gesenkt. Die Innovationskraft der unerlässlich, sich nicht von der scheinbaren Perfektion eigenen Mitarbeiter sollte nicht unterschätzt werden, der Internetoberflächen blenden zu lassen, sondern bei da sie stark zur Digitalisierung beitragen können, was seinen Entscheidungen immer wieder den Kunden in vor allem für die junge Generation gilt. Mitarbeiter den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen. förderung und Talentsuche sowie der effiziente Einsatz der Mitarbeiterfähigkeiten sollten daher oben auf der Denn der erwartet von seiner Bank längst etwas digitalen Agenda stehen. anderesals eine Filiale vor Ort. Waren es vor 20 Jahren durchschnittlich noch etwa 25 Bankbesuche jährlich, so NEUE LÖSUNGEN FÜR ALTE PROBLEME steht der Kunde inzwischen weniger als dreimal im Jahr Die Digitalisierung mag ein junges Phänomen sein, am Schalter. Stattdessen müssen sich Finanzdienst dennoch bewahrheiten sich alte Weisheiten: Der Kunde leister auf Kunden einstellen, die eine Bank/Versiche ist und bleibt „König“. Neue Technologien können be- rung suchen, die für sie dank Internet immer und über- stehende Herausforderungen in der Finanzbranche mit all verfügbar ist. technologischem und integriertem Design-Thinking 44 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S NTT DATA Instant Payments – Der Zahlungsverkehr kehrt zurück zum Konto Christian Fink, Head of Payments, NTT DATA Deutschland In den letzten Jahren hat sich der Handel massiv ver Diese Unternehmen stellen Plattformen zur Abwicklung ändert. Ein Leben ohne E-Commerce ist für viele Kunden zur Verfügung, die außerhalb der bisherigen Verfah- kaum mehr vorstellbar. 24 Stunden Erreichbarkeit, ren für die Abwicklung von Überweisungen und Last- schnelle und bequeme Abwicklung von zu Hause aus schriften funktionieren. Diese Subsysteme ermöglichen und eine unschlagbare Auswahl sind nur einige Gründe schnelle Reaktionszeiten, indem sie eine eigene Ver- für den Onlineboom, der bestehende Handelsstruk rechnung zwischen den Teilnehmern vornehmen und turen völlig neu sortiert. erst im Nachgang ein Clearing über die klassischen Systeme der Banken und damit auch das Settlement Diese und auch weitere innovative Trends, wie der zu- vornehmen. nehmende Gebrauch von mobilen Endgeräten, stellen den Zahlungsverkehr vor ganz neue Herausforderungen. Dieser Nachteil in der Verarbeitungsgeschwindigkeit der SEPA-Überweisung SCT könnte bald der Vergangenheit Überweisungen und Lastschriften passen vor allem angehören. durch ihre langen Verrechnungszeiten nicht in diese Welt. Ein Händler benötigt umgehend eine Nachricht DIE HERAUSFORDERUNG INSTANT PAYMENTS über eine erfolgreiche Zahlung durch seinen Kunden, Instant Payments sind Transaktionen, bei denen der um die Ware ohne Risiko versenden zu können. Zahlungsempfänger innerhalb weniger Sekunden, nachdem der Zahlungspflichtige die Initiierung ausgePrivatpersonen möchten untereinander in Echtzeit Geld löst hat (Zahlungsanstoß), über den vollen Betrag ver- transferieren und sofort in Ware umsetzen. fügen kann, auch wenn auf den nachgelagerten Ebenen eine Echtzeit-Verrechnung und Verbuchung noch nicht Diese Lücke innerhalb der klassischen Zahlungsverfahren stattgefunden hat (bei nicht geklärter Garantiehaftung wird zunehmend durch Unternehmen geschlossen, die zwischen den beteiligten Banken). nicht unbedingt eine klassische Bank darstellen. 45 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S ZV-Dienstleister/ Bank A (Zahlungspflichtiger) ZV-Dienstleister/ Bank B (Zahlungsempfänger) Zahlungsanstoß Problematik: Garantiehaftung Echtzeit-Clearing Clearing Echtzeit-Settlement Settlement Abbildung 3: Herausforderung Instant Payments Abbildung 14: Herausforderung Instant Payments; Quelle: NTT DATA Instant Payments sollen 24 Stunden an sieben Tagen in E-COMMERCE der Woche verfügbar sein. Sehr wichtig ist dabei, dass Durch ein Instant-Payments-Verfahren wird der Geld- potenzielle Lösungen multikanalfähig sind. Nicht nur fluss den Anforderungen des modernen Handels ange- im E-Commerce sondern auch am Point of Sale (z.B. passt. Dadurch müssen Händler weniger auf Zwischen- als Ersatz für Bargeld und Kartenzahlungen) und im lösungen zurückgreifen, die zusätzliches Risiko und privatenBereich bei Zahlungen von Person zu Person Kosten verursachen. Im E-Commerce hat der Händler (P2P) sollendie Instant Payments zum Einsatz kommen. die Option, einen finalen Zahlungseingang auf seinem bei der Hausbank geführten Konto abzuwarten, bis der Mitte 2015 hat das ERPB (Euro Retail Payments Board) Versand einer Ware initiiert wird. Das verringert das seiner Forderung nach einer durchgängigen Lösung für Risikoeines Zahlungsausfalls. Instant Payments Nachdruck verliehen. Im Gegensatz zur sehr beliebten SEPA-Lastschrift, die Das European Payments Council (EPC) als Vertreter der acht Wochen ohne Angabe von Gründen retournierbar Europäischen Kreditwirtschaft, zeichnet – analog zur ehe- ist, ist dieser Geldeingang technisch endgültig. maligen SEPA-Entwicklung – für das Design des Regel werks einer Instant SEPA-Überweisung verantwortlich. Auf der anderen Seite kann der Händler seinem Kunden im Falle einer Reklamation auch umgehend das Geld Aufgrund der in den vergangenen Jahren vollzogenen wieder auf seinem Bankkonto zur Verfügung stellen. Disaggregation der Wertschöpfungskette im Zahlungsverkehr, sowie der unterschiedlichen technischen Ent- Das vereinfacht ebenfalls die Abwicklung, erhöht die wicklungen in der Eurozone ist die Interessenslage der Kundenzufriedenheit und das Vertrauen. Für die Ab- beteiligten Gruppierungen sehr heterogen. wicklung kann dann direkt mit der eigenen Bank zusammengearbeitet werden und muss nicht unbedingt Zur Schaffung einer eurozonenweiten Abwicklungs- auf zusätzliche Payment Service Provider zurückgegrif- struktur sind deshalb alle Parteien aufgerufen, an der fen werden. Das wird in zahlreichen Fällen die Kosten Entwicklung einer einheitlichen Lösung mitzuwirken, für die Transaktionen senken. und dabei alle analogen wie digitalen Zahlungswege und -mittel zu berücksichtigen. 46 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S POS IM STATIONÄREN HANDEL werden. Dabei würden sich etablierte Verfahren wie Diese Modelle lassen sich aber auch auf den POS NFC, QR-Code oder Ähnliches anbieten. (Point of Sale) also den stationären Handel übertragen. Eine Überweisung könnte alle anderen Zahlverfahren Die Bank des Händlers muss diesen Zahlungseingang ersetzen, die ausschließlich dem Auslösen der Trans dann umgehend verarbeiten und eine Information an aktion dienen. den Händler übermitteln. Der Kunde könnte am POS mit seinem mobilen End- Das Kassensystem des Händlers kann dadurch eine gerät eine Überweisung bei seiner Bank auslösen, die Bestätigung der Zahlung erkennen und der Kauf ist direkt bei der Bank des Händlers eingeht. Die dazu be- damitbestätigt. Dadurch werden viele Zwischenschritte, nötigten Transaktionsdaten können über verschiedene die aktuell erforderlich sind, überflüssig, was wiederum Medien von der Kasse an das Smartphone übergeben Kosten einspart und Risiko minimiert. (externe) Einflussgrößen Aufsicht Behörde: EBA, Bafin Regeln: ZAG/(PSD II) Lieferanten ZV-HW-Anbieter Regulierung Bundesreg. EU-Kommission Zentralbanken EZB, Bundesbank Euro Zentralbanken Verbände, Foren, Vereinig. ERPB, EPC EuroBank. Assoc. Nachfrager Settlement Institute ZV-Dienstleister/Bank A (Zahlungspflichtiger) Wirtschaft/ (Einzel-)Handel ZV-Lösungs-anbieter Settlement Zahlungsanstoß Clearing Privatkunden Infrastrukturlösungs- anbieter Clearer Zahlungsmittel-(technik)) anbieter ZV- Dienstleister/Bank B (Zahlungsempfänger) Prozessoren E-Geldinstitute eWallets EU/Non-EU Instant Payment Länderlösungen Geschäftskunden Blockchain-Anbieter Wettbewerber/Neue Marktteilnehmer/Substitute Abbildung 4: Heterogenität im Zahlungsverkehrsumfeld Abbildung 15: Heterogenität im Zahlungsverkehrsumfeld; Quelle: NTT DATA 47 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S ZAHLUNGSVERKEHR DER BANK Interbankenzahlungsverkehr genutzt werden, stammen Bei der Umsetzung eines Realtime- oder Neartime- häufig aus einer Zeit vor der Digitalisierung. Zahlverfahrens ist auf jeden Fall Investitionsbedarf bei Finanzinstituten zu erwarten. Eventuell werden sie sich Auf der anderen Seite beschäftigen sich Unternehmen an den Kosten für den Aufbau einer oder mehrere mit Industrie 4.0, der Handel verlagert sich immer zentralerMessaging Plattformen beteiligen müssen. mehr in den E-Commerce und der Privatkunde möchte Unausweichlich wird für die meisten Banken die Inves auch in seiner digitalen Welt bedient werden. Die tition in ihre Kernbanksysteme sein. Diese sind in den Lückezwischenden Anforderungen des Markts und vielen Fällen von der Buchungslogik nicht auf eine den Möglichkeiten der klassischen Zahlungsverkehrs Buchungin Echtzeit bis zum Kundenkonto vorbereitet. angebote der Banken haben bisher häufig Drittanbieter geschlossen, die damit einen immer lukrativ werdenden Für die Banken ist es daher besonders wichtig, dass Markt für sich erschlossen haben. sie es schaffen, die Vorzüge einer Instant-Payments- Infrastruktur zu nutzen, sodass sie durch zusätzliche Die Abwicklung beziehungsweise vor allem das Aus Angebote an Ihre Kunden den Investitionen auch eine lösen der Zahlungen wird zu einem Service mit großem Ertragssteigerung im Zahlungsverkehr gegenüber Kundenbindungspotenzial. Leider haben viele Banken stellen können. Durch erweiterte Services an die Ver- in der Vergangenheit zu wenig investiert, um an diesem braucher und Firmenkunden lassen sich große Trans- Geschäft zu partizipieren. Damit wurden sie zunehmend aktionsmengen zurück in den Bereich der Girokonten auf die Rolle der reinen Abwicklung von Sammel bei den Banken bringen. Wichtig dabei ist, dass sich buchungen reduziert. die Banken mit Ihren Angeboten am Anfang der Wertschöpfungskette platzieren und so einen größeren Teil Mit einer Instant Payments Plattform bekommen die der Erträge für sich beanspruchen können. Banken die Chance, im Bereich Zahlungsauslösung und Abwicklung Boden gut zu machen. Sie können inner- INSTANT PAYMENTS ALS CHANCE halb der Wertschöpfungskette der Zahlungen wieder Die Abwicklung von Zahlungen, besonders im Retail- näher an die Firmen- und auch an die Privatkunden Business beruht teilweise auf Verfahren, die vor über rücken, um an diesen Stellen mit maßgeschneiderten 40 Jahren etabliert wurden. Auch die Systeme und Lösungen und Services zu punkten. Infrastrukturen, die für die interne Verbuchung und den 48 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S NTT DATA Omnichannel Transformation Herausforderungen für Finanzdienstleister Christian Arnheiter, Business Development Manager, NTT DATA Deutschland Das Vertrauen unserer Gesellschaft in die Integrität und über erhebliche Marktanteile verfügen, insbesondere Leistungsfähigkeit unseres Finanzsystems und der dort im weniger kapitalintensiven und zugangsoffenen vertretenen Finanzmanager hat in den letzten Jahren Retailgeschäft. Um als Finanzdienstleister in einer digi Schaden genommen. Daraus resultieren häufig die talisierten Welt konkurrenzfähig bleiben zu können, ist Verlagerung der Finanzgeschäfte zu Nicht-Banken und es erforderlich, der digitalen Generation (digital na- die Anlage des Privatvermögens in Richtung schein- tives) das Kundenerlebnis zu vermitteln, das sie von bar wenigerriskanten alternativen Anlageformen (z.B. anderenIndustrien bereits gewohnt sind. Amazon und Immobilien). Gleichzeitig werden Banken mit kom eBay setzen hier Maßstäbe bezüglich Angebot und plexeren Anforderungen an Regulatorik und Reporting Finanzprozessen. Heute bestellt und bezahlt, morgen konfrontiert, was zu einer nachhaltigen Beschränkung geliefert. Diese Erwartungshaltung wird nunmehr auch der Investitionskraft der traditionellen Banken führt. auf das Bankgeschäft übertragen. Über alle Teilbereiche des Bankgeschäfts hinweg Das Management der IT (Information Technology) erfor- drängen immer mehr neue Wettbewerber auf den dert heute wie auch zukünftig ein radikales Umdenken Markt, die über einen deutlich höheren Kunden in Unternehmen. „Business Agility“ als Kernkompetenz fokus, Innovationskraft, Flexibilität und die Fähigkeit soll Innovation, Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und zu schnellerIntegration verfügen. Sie versuchen ange- einen kontinuierlich verbesserten Wertbeitrag voran stammte Finanzdienstleister zu verdrängen. Im Finanz treiben und rückt die IT als Business Management Funk- sektor sind Geschäftsmodelle wie internetbasiertes tion in den Vordergrund (vgl. hierzu auch NTT i3 - Agile Crowdfunding, Lending beziehungsweise Investment IT: Today’s IT for Tomorrow’s solutions).Veränderungen oder Online-Zahlungsverkehrs-Plattformen (z.B. PayPal) werden kunden- und marktgetrieben immer schneller als Beispiele hervorzuheben. Diese werden von weniger notwendig sein, dies gilt vor allem an den direkten regulierten Wettbewerbern betrieben, die bereits heute Kundentouchpoints (Pre-Sales, Sales und After-Sales). 49 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Besonders wichtig ist hierbei die Entwicklung neuer Aufgrund ihrer Erfahrung, jederzeit und überall mobil Produkte und Services inklusive Produktgestaltung beziehungsweise digital auf Produkte und Dienst und -bezahlung, und zwar dort, wo Bankprodukte leistungen zugreifen zu können, erwartet sie sich diese institutsunabhängig ihren Einsatz finden (Consumer Realität natürlich auch von ihrem Geldinstitut. Der Finance, E-Commerce, Mobile Payments/P2P etc.). Abschluss eines online recherchierten Produktes darf insofernnur einen Mausklick beziehungsweise Display- Die klassischen Finanzinstitute müssen sich die ROPO Touch entfernt sein. ‚research online – purchase offline‘ Frage stellen. Dieses Prinzip hat nach Aussage vieler Finanzinstitute weiterhin Dabei unterscheidet diese Kundin nicht zwischen ver- Bestand. schiedenen Kommunikations-Kanäle. „Online“ ist die absolute Normalität. Sie über Alternativen einer nach Aber die eigentlich interessante, jedoch weit über ROPO Vertriebskanälen gestaffelten Preisliste zur Nutzung hinausführende Kardinalfrage, beschäftigt sich mit den des Onlineangebots zu bewegen, erscheint abwegig. tatsächlichen Erwartungen und Bedürfnissen beste- Auf der anderen Seite erwartet sie, insbesondere bei hender und auch potenzieller Kunden. Im Kern geht komplexen Finanzprodukten, die Möglichkeit einer es um eine optimale Positionierung von Produktenund kanalunabhängigen Bearbeitung ihres Anliegens. Ein Dienstleistungen in einer digitalen, permanent inter Kunden erlebnis, indem beispielsweise ein Bauspar aktiven Welt. vertrag online beantragt, über telefonische Rückfragen und im Chat weiter detailliert und letztendlich in der KUNDENERWARTUNGEN Filiale zum Abschluss gebracht wird, muss genauso Die Banken benötigen dazu konkrete Antworten auf die digitalund prozessual integriert unterstützt werden, eigentlichen Finanzgrundbedürfnissen eines Kunden wie die Möglichkeit einer vollständigen Online- Konto- der “digitalen Generation“. Hier lässt sich beispielsweise eröffnung, inklusive „Video Authentication“ oder NFC- das Bild einer Bankkundin, der sogenannten Genera- Schnittstelle mit biometrischem Personalausweis. tion „Y“ der 15- bis 35-jährigen, zeichnen, die in einer globalisierten Informationsgesellschaft, zusammen mit Wie bereits in unserem Beispiel angedeutet, muss ein modernen Medien und vor allem mit dem High-Speed- digitaler Kundenprozess auch bei Banken das „Channel- Internet aufgewachsen ist. Hopping“ beherrschen. Der Kunde wählt den Kommu- Online Payment Culture Government & Legal Business Models, Platforms & Leadership Leverage social media and public data to allow affinity groups to customize products Mobile Payment Solutions Markets Distribution & Processes Products & Offerings Brand & Experience Online account opening inclusively „Video Authentication“ or NFC interface with biometrical data Abbildung 1: A Hypothetical Omnichannel enabled Banking Ecosystem Abbildung 16: A Hypothetical Omnichannel enabled Banking Ecosystem; Quelle: NTT DATA 50 Relationships & Community B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S nikationskanal frei aus, und kann diesen nach eigenem THEMENFELDER FÜR EINE OMNICHANNEL Ermessen während der Bearbeitung seines Anliegens TRANSFORMATION beliebig wechseln, ohne dass Störungen im Bearbei- Ein Omnichannel Projekt sollte die verschiedenen tungsablauf auftreten. Themenfokussiert angehen. Dabei unterscheidet man zwischen internem „Company Facing“ und externem Die Aufnahme des „Kundenerlebnisses“ in den Fokus „Customer Facing“, also auf den Kunden ausgerichteten, der Betrachtung, ermöglicht die Individualisierung Maßnahmen. des Serviceangebotes. Zum Wohle des Kunden kann unter Einbindung von strukturierten oder unstruktu- Company Facing rierten Daten wie zum Beispiel aus sozialen Netzwer- Es empfiehlt sich, dass eine Omnichannel-Initiative ken ein durchgängiges, persönlich zugeschnittenes zielgerichtet verfolgt wird. Ziele wie Kosteneinsparun- Erlebnis geschaffen werden. Dies erfolgt mittels ler- gen, Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, Umsatz/Profit nender Systeme und kontextabhängig über indivi- steigerung durch Neukundengewinnung sowie Stei- duelle Präferenzen. So wird unserer Bankkundin, die gerung der Kundenzufriedenheit bei Bestandskunden Mutter zweierKinder ist, ein Familientarif und gleich- sollten festgelegt und, da teilweise konkurrierend, ge- zeitig für ihren achtjährigen Sohn ein „Kinderspar- meinsam priorisiert werden. Zudem sollten die Einzel- plan“ im individualisierten Kundenportal angeboten. maßnahmen entsprechend zugeordnet sein. Das Angebot von situativen Produktenund Services, wie beispielsweise Kreditkartenlinienerhöhungen, So- Als wesentlicher Omnichannel-Erfolgsfaktor müssen fortversicherungen oder InstantLoans beim Betreten Abläufe und Daten kanalunabhängig zusammengeführt bestimmter Konsumlokationen umfasst vorausschau- werden. Dies erfordert gegebenenfalls eine Standardi- ende und flexible Lösungen für zukünftige Gele- sierung und Integration bestehender Prozessabläufe. genheiten. „Kunden, die sich für einen Familientarif Eine technologische Trennung der Ebene der Frontend- entschieden haben, möchten auch häufig ein Ausbil- verarbeitung von der eigentlichen Prozessablaufebene, dungssparkonto für ihre Kinder anlegen“. Das wäre und diese wiederum von den zentralen Fachsystemen somit eine mögliche Ausweitung des Angebotes, das (z.B. CRM, ERP), erscheint sinnvoll. Dadurch wird maxi- wiederrum aus der Nutzung der vorliegenden Daten male Flexibilität erreicht, da mit relativ geringem zeit- hergeleitet werden könnte. lichem Aufwand auf jeder Ebene Anpassungen vorgenommen werden können, ohne die jeweils anderen Auch die Nutzung des passenden Kanals sollte intuitiv Ebenen zu beeinflussen. dem jeweiligen Bedürfnis des Kunden folgen – online, Chat oder persönliche Beratung. So kann zwischen Customer Facing Konsump tionsbedürfnissen (Zinsvergleiche für Tages- Der Gesamtauftritt einer Bank sollte immer ein homo gelder, Autofinanzierung usw.), Interaktionsbedürf- genes Kundenerlebnis darstellen. Die situative Ab nissen (Portfolio- Anlageentscheidungen, langfristige bildung der Kundenerfordernisse sowie die Ergonomie Finanzierungen etc.) und Transaktionsbedürfnissen (z.B. und Benutzerfreundlichkeit des Frontends sind hier- Brokerage, Zahlungsverkehr) unterschieden werden. für ganz wesentliche Erfolgsfaktoren (u.a. User Story Die verschiedenen Varianten stellen ganz unterschied- Tellingund UX –Design). Zur optimalen Unterstützung liche Anforderungen an Ergonomie, Verfügbarkeit der der Omnichannel-Prozesse und einer besseren indivi Kanäle, Interaktion im persönlichen Kontakt, Prozess- duellen Ansprache bedarf es Kundeninformationen, laufzeiten, usw. und können trotzdem integriert ange- die weit über die Nutzung eines CRM-Systems als reine boten werden. Kundenkontaktdatenbank hinausgehen. Gefragt ist eine 51 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S 360° Sicht auf den Kunden, mit zusätzlichen persön AKTIONSFELDER lichen Informationen. Nur so wird dem Bankinstitut er- Im Folgenden werden acht Aktionsfelder benannt, die möglicht, sein Angebot an die individuellen Bedürfnisse für eine Omnichannel-Transformation wesentlich sind: des Kunden anzupassen beziehungsweise eine Nachfrage auf Grundlage der in CRM gespeicherten Daten überhaupt erst generieren zu können. 1. Strategische Technologieauswahl. Banken müssen Basistechnologien überdenken und auf Plattformen setzen, die die gewünschte Time-to- Eine Angebotsoptimierung muss dahingehend statt- Market bei entsprechender Skalierbarkeit und Flexi- finden, dass das Kundenerlebnis nicht nur bis zum bilität liefern. Produktabschluss bahnbrechend ist, sondern dass der Kunde auf seiner gesamten „Customer Journey“ optimal 2. Organisatorische Veränderungen. begleitet wird. Kundenprozesse und Informationsflüsse Omnichannel bedeutet, die interne Organisation müssen daher E2E realtime und vollständig integriert zu verändern. Kanalübergreifende Investitions- zusammengeführt werden, um jederzeit kundenseitig, entscheidungen und eine ebensolche Prozess kanalübergreifend auskunftsfähig sein zu können. Pro- gestaltung sowiekundenzentrische Verantwortung zesse und Systeme müssen ein ganzheitliches, inte sind das Mittel der Wahl. Es bedarf eines Chief of griertes und kanalunabhängiges Bild auf ein Kundenen- CustomerExperience. Wie soll der Kunde uns wahr- gagement erlauben. nehmen und was ist unser USP? Das ist zum Beispiel das Geheimnis von Apple-Design und typisches Der Einsatz von Business Intelligence ermöglicht es, per- Handling. sönliche Shopping- und User-Profile des Bankkunden zu generieren und darüber hinaus seine Gewohnheiten 3. Vertrieb und Service. und Präferenzen abzubilden. Für eine Optimierung der Es müssen strategische Entscheidungen hinsicht- Angebote können diese Informationen mit Hilfe künst- lich der zukünftigen Vertriebs-/Serviceorganisation licher Intelligenz (Big Data) genutzt werden, um das und Infrastruktur getroffen werden. Wie viele phy- Angebot an den Kunden kontextbezogen anzupassen. sische und virtuelle Kundeninteraktionspunkte wer- Für unser Beispiel bedeutet das, dass der jungen Mutter den gebraucht und wie sehen diese konkret aus? Finanzierungsoptionen angeboten werden, die ihrem Wie werdendiese incentiviert und kombiniert? Die Kaufverhalten entsprechen. Dies können kindgerechte Finanzdienstleister müssen Ihre Servicestrukturen Sparanlagen sein oder ganz generell eine finanzielle komplett überdenken. Vorsorgeberatung für junge Familien, die bequem von zu Hause erledigt werden können. 4. Überarbeitung der Produkte und Prozesse. Gefragt ist ein Wandel von einer operativer Effizienz- Nicht zuletzt kann durch die technologische Umsetzung und Risikovermeidung, hin zur Kundenorientierung des Plattformgedankens und die Trennung von Produkt/ bei maximaler Wirtschaftlichkeit. Gemäß dem Service, Content und Prozess (siehe oben) auf geänderte „Amazon-Prinzip“ werden flexible Produkte ange Kundenbedürfnisse und Markterfordernisse schneller re- boten, unter anderem stufenweise Fonds anlagen agiert werden. Die Anforderung an ein „Time-to-Market“ oder flexible Kreditrahmen. wird somit ganz erheblich erhöht werden. 52 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S durch eine flexible, integrierte und transparente 5. Agiles Datenmanagement und Datensicherheit Omnichannel-Strategie ersetzt werden. einführen/gewährleisten. Der Kunde kann personalisiert und flexibel gestalten, über welche Kanäle welche Datentransfers möglich sind 8. Strategische Entscheidungen zu Partnering und und damit seinen individuellen Sicherheitsbedarf be- Wertschöpfungstiefe überprüfen. friedigen (z.B. Informations- versus Transaktionskanäle Veränderung kostet Geld und Zeit, was beides nicht bei Kontoabfragen, Überweisungen etc.). zur Verfügung steht. Spezialisierung und Fokussierung hilft bei der Positionierung, denn die richtigen Skills sind schwer zu beschaffen. Welche Dienst 6. Sukzessive Modernisierung der Vertriebs- und Servicesysteme. leistungen werden outgesourct, welche werden Offline-Systeme und Batchverarbeitung müssen er- selbst betrieben? Was ist die angemessene Lösung setzt oder über Kapselung „onlinefähig“ und damit für welche Dienstleistung? Die ROPO Frage wird auf realtimefähig gemacht werden. Der Kunde wird eine Basis eines Business Case diskutiert werden. Transaktion, die mehr als 24 Stunden dauert, nicht mehr akzeptieren. AUSBLICK Das „Internet of Things“ und die „Realtime-Machine-to- 7. CRM/CC Strategie überprüfen. Machine“-Verarbeitung werden neue Perspektiven für Im Zweifel müssen Banken die Veränderungs Geschäftsmodelle schaffen. Durch Prozess- und Daten- optionen überprüfen. Dies erfordert eine verstärkte integration über Kunden, Anbieter und Devices hinweg Kundenorientierung durch eine differenzierte, in- eröffnen sie damit weitere, heute noch wenig genutzte dividuelle und bedürfnisorientierte Kundenanspra- (z.B. Wearables) beziehungsweise unbekannte Kanäle che. Unabhängige Kundenkontaktkanäle, müssen (z.B. via Open API’s). Impact on Customer Value AI / Machine Learning M2M RTC Sales BI 360° CRM Channel Integration (Online/Branch/CC) „Story Telling“ / Process Optimisation Mobile aaS Portal aaS Time Abbildung 2: Technologie Roadmap Omnichannel Abbildung 17: Technology Roadmap Omnichannel; Quelle: NTT DATA 53 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Intelligente Endgeräte eröffnen neue Wege hinsichtlich Nicht Quantität führt zum Ziel, sondern eine auf den des eigenen Produkt- und Serviceangebots. So werden Kunden ausgerichtete Qualität bietet ein umfassendes sich beispielsweise kurzfristige Kontoeröffnungsver- Kundenerlebnis. fahren und Zahlungsanweisungen mittels neuer gerätegestützter Authentifizierungsverfahren (z.B. mittels In der neuen digitalisierten Welt wird das Unternehmen Biometriedaten) durchsetzen. Ein aktuelles Beispiel am erfolgreichsten sein, das es schafft, „die letzte Meile“ hierfür ist der neue, internetfähige Personalausweis mit bis zum Kunden zu gehen. Den Kunden dort zu erreichen, „Online-Ausweisfunktion“. wo der größte Nutzen gestiftet wird – um Kundenerwartungen bezüglich Finanzdienstleistungsbedarfen voll- Omnichannel stellt letztendlich nicht die Frage, ob ständig zu erfüllen. Orchestriert wird die Dienstleistung und wie viele Kanäle technisch miteinander verbun- zukünftig durch einen omnichannelfähigen Finanz- den werden können. Es geht vielmehr darum, wie sich dienstleistungsservice – natürlich „geräuschlos“ über alle eine Bank über alle Kanäle hinweg aufstellt, um dem Kundeninteraktionspunkte hinweg. Kundengegenüber ein einheitliches Bild zu liefern. 54 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Unternehmensprofile BEARINGPOINT DELOITTE NTT DATA LÜNENDONK 55 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S UNTERNEHMENSPROFIL BearingPoint BERATUNG MIT MANAGEMENT- UND TECHNOLOGIEKOMPETENZ BearingPoint ist eine unabhängige, partnergeführte Unternehmensberatung, die Management- und Techno logiekompetenz vereint. Unsere Kunden sind namhafte, weltweit agierende Unternehmen, Finanzinstitutionen und Organisationen der öffentlichen Hand. Wir bieten Beratungsleistungen im Bereich Business Consulting: Für unsere Kunden erzielen wir einen messbaren Geschäftserfolg, indem wir Prozesse, IT und Organisationsmodelle optimieren. Mit unserem tiefgreifenden Branchen-Know-how und unserer fachlichen Kompetenz verstehen und berücksichtigen wir die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden – und helfen ihnen so, ihre Ziele zu erreichen. Unser Team setzt sich aus leidenschaftlichen, engagierten Beratern mit einer pragmatischen und zugleich innovativen Denkweise zusammen. Rund 140 Partner tragen die persönliche Verantwortung für unser Beratungsgeschäft. Wir betreuen ca. 1.000 Kunden und beschäftigen 3.500 Mitarbeiter an 32 Standorten in 20 Ländern. 2014 wurde ein Umsatz von 558 Millionen Euro erwirtschaftet. In Deutschland ist BearingPoint an acht Standorten vertreten. Im Geschäftsjahr 2014 erwirtschafteten rund 1.400 Mitarbeiter einen Umsatz von 316 Millionen Euro (Umsatzzahl für GSA). Fokusthemen unseres Financial Services Bereichs Performance Management & Analycs Enable increased transparency and improved decision-making • Enterprise Steering • Performance Management • Business Intelligence & Analycs Digital Customer Management Develop and implement end-to-end customer management capabilies • Mulchannel management • Digital strategy and transformaon • Mobile banking • Customer experience • Markeng and sales transformaon Core Process Transformaon Improve Performance Improve Customer Centricity Financial Services Increase Profitability Improve effecveness, efficiency and agility of operang models • Value driven process improvement • Sourcing strategies • Operaonal & IT integraon, M&A/PMI • Business & IT architecture • Plaorm/so ware selecon • Test & acceptance Management Fulfil Regulatory and Compliance Requirements Finance, Risk & Compliance Support a next generaon Finance, Risk and Compliance funcon • Integrated planning • Finance accounng and reporng • Risk management and risk reporng • Fight potenal risks of non-compliant behavior • Security models and architectures • Applicaon and system security 56 Asset Based Consulng Provide advanced regulatory and digital so ware soluons • ABACUS: Regulatory reporng for banks, central banks, insurers, asset managers and leasing companies • EasyTax/FiTax: tax reporng for banks and investment companies • R6: Digital ecosystem management • HyperCube: Non-Stascal predicve analycs B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S WAS UNS UNTERSCHEIDET „To get there. Together.“ bringt unseren Ansatz für die Zusammenarbeit mit unseren Kunden auf den Punkt. Als Business Consultants unterstützen wir unsere Kunden dabei, Veränderungsprozesse durch messbare und nachhaltige Ergebnisse zum Erfolg zu führen: Wir hören genau hin, verstehen und berücksichtigen die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden Wir unterstützen unsere Kunden dabei, Strategien operativ umzusetzen und behalten dabei den Blick für das Wesentliche Wir verbinden Management- mit Technologiekompetenz, um den größtmöglichen Wertbeitrag für unsere Kunden zu erzielen Wir arbeiten eng mit unseren Kunden zusammen und begleiten sie während des Veränderungsprozesses Wir betreuen Kunden weltweit – immer mit dem Anspruch der Spitzenqualität KONTAKT BearingPoint GmbH Dr. Robert Wagner, Global Head of Financial Services Speicherstraße 1, 60327 Frankfurt am Main Telefon: +49 (0) 69 13 02 21 331 E-Mail: [email protected] Internet:www.bearingpoint.com 57 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S UNTERNEHMENSPROFIL Deloitte Deloitte ist die weltweit führende Prüfungs- und Beratungsgesellschaft mit Mitgliedsgesellschaften in mehr als 150 Ländern. In Deutschland betreuen über 5.000 Mitarbeiter in 17 Niederlassungen Unternehmen und Institu tionen jeder Rechtsform und Größe. Zu unseren Leistungen gehören Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, CorporateFinanceund Consulting. Für komplexe Aufgaben bündeln wir tiefe Branchenkenntnisse und umfassendes Know-how in acht Kompetenz centern. Unser Finanz- und Versicherungswissen haben wir im interdisziplinären Financial Services Center zusammengefasst. Mit diesem integrierten Ansatz geben wir passgenaue Antworten für Banken, Versicherungen und Investment Management. MEHRWERT SCHAFFEN Unsere Experten für den Bank- und Wertpapiersektor haben langjährige Erfahrung und tiefgreifendes Fachwissen. Sie unterstützen die strategische Ausrichtung, die Umsetzung regulatorischer Vorgaben und die Optimierung des operativen Geschäfts. Zu unseren Leistungen gehören mobile Lösungen für Finanzdienstleistungen und den Zahlungsverkehr, der Ausbau und die Implementierung von Core-Banking-Systemen sowie die Weiterentwicklung von Kerngeschäftsprozessen und -produkten. ZUKUNFT SICHERN Das Insurance-Team von Deloitte bietet interdisziplinäre Beratung und Lösungsumsetzung im Bereich Versicherung. Unsere Spezialisten stehen bei der Einhaltung von Richtlinien ebenso zur Seite, wie bei der Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle. Je nach Bedarf verbinden wir dafür unsere Expertise aus Consulting, Wirtschaftsprüfung, Steuerund Rechtsberatung sowie Corporate Finance. ENTWICKLUNG GESTALTEN Auf unser breites Branchen- und Experten-Know-how greifen wir auch im Bereich Investment Management zurück. Wir begleiten bei der Entwicklung und Umsetzung passender Investment- und Risiko-Strategien. UnsereSpezialisten unterstützen beispielswiese bei allen Belangen rund um Immobilien, Cash-Management und Treasury-Systeme bis hin zu Compliance-Fragen. KONTAKT Deloitte Hans-Jürgen Walter, Leiter Financial Services Franklinstraße 50, 60486 Frankfurt am Main Telefon: +49 (0) 69 97 13-75 06 E-Mail: [email protected] Internet:www.deloitte.com 58 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S UNTERNEHMENSPROFIL NTT DATA Der japanische Konzern mit Hauptsitz in Tokio ist in über 40 Ländern weltweit vertreten. Der Schwerpunkt liegt auf langfristigen Kundenbeziehungen: Dazu kombiniert NTT DATA globale Präsenz mit lokaler Marktkenntnis und bietet erstklassige, professionelle Dienstleistungen von der Beratung und Systementwicklung bis hin zum Outsourcing. NTT DATA IST SEIT MEHR ALS 20 JAHREN ALS DIENSTLEISTER FÜR BANKEN UND VERSICHERUNGEN TÄTIG. In den Transformationsprojekten und den Managed Services wird Know-How über die Geschäftsprozesse mit Methodikund IT-Architekturkompetenz verknüpft. 8 der TOP 10 Banken und 8 der TOP 10 Versicherungen vertrauen bei Customer Management, Prozess- und Architek turmanagement, Finanzierungsgeschäft und Zahlungsverkehr, Capital Markets sowie Rück- und Erstversicherungs geschäft auf NTT DATA. END-TO-END CONSULTING ÜBER DIE GESAMTE WERTSCHÖPFUNGS- UND PROZESSKETTE: Von der strategischen Gesamtkonzeption über die nachhaltige Gestaltung effizienter Prozesse, deren Umsetzung in der IT bis hin zum sicheren Betrieb von IT-Systemen – auch in der Cloud. ÜBER 40 JAHRE ERFAHRUNG IN DEN MÄRKTEN UNSERER KUNDEN: Mit unserer fundierten Industrie-, Beratungs- und IT-Kompetenz realisieren wir komplexe Projekte für unsere Kundenund unterstützen sie so beispielweise bei der digitalen Transformation. Wir machen die Herausforderungen unserer Kunden zu unseren eigenen. Immer mit dem Ziel, die Erwartungen unserer Kunden zu übertreffen und langfristig Verantwortung zu übernehmen. WAS ZEICHNET NTT DATA DEUTSCHLAND AUS? Klares Werteverständnis. Unsere Herkunft plus die japanisch geprägten Werte unseres Unternehmens führen zu Qualitäts- und Innovationsfokus. Wir stellen langfristige Beziehungen und nachhaltige Zusammenarbeit mit unserenKunden in den Mittelpunkt. 59 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S Erfolgsorientierte Teams. Unsere Teams sind jeweils mit Experten ihres Fachs besetzt. Business Consultants arbeiten mit IT-Architekten und Cloud-Spezialisten Hand in Hand. Hierbei stehen Vertrauen, Fairness und Teamwork an oberster Stelle. Hohe Empathie. Mit viel Einfühlungsvermögen verstehen wir es, uns in die Lage unserer Kunden zu versetzen. Wir sprechen die Sprache unserer Auftraggeber und betrachten die Welt durch ihre Brille. Globales Expertennetzwerk. Wir gehören zur NTT Gruppe, dem weltweit führenden Telekommunikationsunter nehmen mit über 240.000 Mitarbeitern und umfassenden globalen Lösungen in den Bereichen Infrastruktur, Kommunikation, Mobilität und IT-Services. So haben unsere Kunden Zugriff auf das weltweite Experten-Know-how. Präsenz in allen Märkten. Unsere globalen Communities in Asien, den USA und Europa unterstützen Unternehmen über alle Kontinente hinweg. WAS MACHT NTT DATA DEUTSCHLAND BESONDERS UND ZU EINER DER TOP-10 BERATUNGEN IN DEUTSCHLAND? Kundenunternehmen schätzen an NTT DATA vor allem: Unsere praxisorientierte Vorgehensweise: Wir entwickeln pragmatische Lösungen, maßgeschneidert auf die Bedürfnisse und Ziele unserer Kunden. Unsere hohe Implementierungskompetenz: Wir sind stets an der Seite unserer Kunden. Für eine effiziente und erfolgreiche Umsetzung von Strategien und Konzepten. Unsere Position als Global IT Innovator: Wir sind weltweit der Innovationspartner unserer Kunden. Dabei kombinieren wir globale Reichweite und lokale Nähe mit dem Zugang zu unseren Innovationszentren. KONTAKT NTT DATA Deutschland Dieter Loewe, Managing Director Public & Financial Services Königsberger Straße 29, 60487 Frankfurt am Main Telefon: +49 (0) 69 97 261-235 E-Mail: [email protected] Internet:www.nttdata.com/de 60 B A N K E N – V O N G E T R I E B E N E N Z U G E S TA LT E R N I H R E S D I G I TA L E N WA N D E L S UNTERNEHMENSPROFIL Lünendonk Die Lünendonk GmbH, Gesellschaft für Information und Kommunikation (Mindelheim), untersucht und berät europa weit Unternehmen aus der Informationstechnik-, Beratungs- und Dienstleistungsbranche. Mit dem Konzept Kompetenz3 bietet Lünendonk unabhängige Marktforschung, Marktanalyse und Marktberatung aus einer Hand. Der Geschäftsbereich Marktanalysen betreut seit 1983 die als Marktbarometer geltenden Lünendonk®-Listen und -Studien sowie das gesamte Marktbeobachtungsprogramm. Die Lünendonk®-Studien gehören als Teil des Leistungsportfolios der Lünendonk GmbH zum „Strategic Data Research“ (SDR). In Verbindung mit den Leistungen in den Portfolio-Elementen „Strategic Roadmap Requirements“ (SRR) und „Strategic Transformation Services“ (STS) ist Lünendonk in der Lage, ihre Beratungskunden von der Entwicklung der strategischen Fragen über die Gewinnung und Analyse der erforderlichen Informationen bis hin zur Aktivierung der Ergebnisse im operativen Tagesgeschäft zu unterstützen. KONTAKT Lünendonk GmbH – Gesellschaft für Information und Kommunikation Mario Zillmann, Leiter Professional Services Maximilianstraße 40, 87719 Mindelheim Telefon: +49 (0) 82 61 731 40-0 Telefax: +49 (0) 82 61 731 40-66 E-Mail: [email protected] Internet:www.luenendonk.de 61