Wie viel Wissen sie über ihr sprunggelenk?

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Wie viel Wissen sie über ihr sprunggelenk?
Wie viel wissen Sie
über Ihr Sprunggelenk?
Therapie-Leitfaden für Verletzungen
und Erkrankungen des Sprunggelenks
Wie viel wissen Sie
über Ihr Sprunggelenk?
Therapie-Leitfaden für Verletzungen
und Erkrankungen des Sprunggelenks
Bei der vorliegenden Broschüre handelt es sich um Informationsmaterial von ORMED.DJO.
Die Inhalte beruhen auf dem aktuellen medizinischen Wissensstand. Die Beschreibungen in der
Broschüre sind kein Ersatz für eine professionelle, medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Bei Fragen wenden Sie sich bitte in jedem Fall an Ihren Arzt und folgen dessen Anweisung.
ISBN 978-3-00-035020-7
INH A LT
A n at o m i e
Und Funk tion
Wie funktioniert Ihr Sprunggelenk?
Bänder des Sprunggelenks
Sehnen und Muskeln des Sprunggelenks
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Verletzungen
und erkrankungen
Sprunggelenksschmerzen
Das Umknicktrauma
mit Verletzung des Außenbandapparates – häufige Sportverletzung
mit Verletzungen des Innenbandes
Chronische Instabilität am oberen Sprunggelenk
Die hohe Knöchelverletzung
Achillessehnen-Entzündung
Schleimbeutel-Entzündung an der Achillessehne
Fußsohlen-Entzündung oder „Plantarfasciitis“
Arthrose im oberen Sprunggelenk
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Behandlung
und Reha-Übungen
Behandlungs-Schemata
bei Umknicktrauma, Erstversorung
bei Umknicktrauma, konservative Behandlung
bei chronischer Instabilität am oberen Sprunggelenk
bei hoher Knöchelverletzung
bei Achillessehnen-Entzündung
bei Schleimbeutel-Entzündung an der Achillessehne
bei Fußsohlen-Entzündung oder „Plantarfasciitis“
bei Arthrose im oberen Sprunggelenk
bei endoprothetischer Versorgung des Sprunggelenks
Rehabilitationsübungen zur schnellen Genesung nach Umknicktrauma
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H i l f s m i tt e l Ko m pa s s
Sprunggelenks-Orthesen
Sprunggelenks-Bandagen
Unterschenkel-Fuß-Orthesen (Walker)
Stabilschuhe/Einlagen
Physikalische Therapie
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A n at o m i e u n d F u n k t i o n
Wie funktioniert Ihr Sprunggelenk?
Dorsalflexion bedeutet, dass der Fußrücken nach
oben gezogen wird. Diese Bewegung ist notwendig,
damit der Fuß beim Kontakt mit dem Boden zuerst
mit der Ferse aufkommt und eine kontrollierte Abrollbewegung stattfinden kann.
Dorsalflexion
Plantarflexion
Das Sprunggelenk ist vereinfacht betrachtet ein
Scharniergelenk. Es erfüllt wichtige Funktionen
bei Bewegungen und dient der Stabilisierung der
unteren Extremität.
Die Plantarflexion ist die gegenteilige Bewegung.
Dabei wird die Fußsohle nach unten gedrückt und die
Ferse nach oben gezogen. Diese Bewegung ist notwendig, um Abdruck vom Boden zu bekommen und
die Schwungphase beim Gehen einzuleiten. Während
der Standphase ist das Sprunggelenk in seiner
Neutralposition und hat hier die höchste Stabilität.
Zwei Hauptbewegungsrichtungen können vom
Sprunggelenk durchgeführt werden: die Dorsal­
flexion und die Plantarflexion.
Auftrittphase
Auftrittphase
4
Standphase
Standphase
Abdruckphase
Abdruckphase
Schwungphase
Schwungphase
A n at o m i e u n d F u n k t i o n
Bänder des Sprunggelenks
Vordere
Syndesmose
Seitliche Ansicht
von außen
Ligamentum
fibulotalare
anterius
(LFTA)
Ligamentum
bifurcatum
Seitliche Ansicht
von innen
Hintere
Syndesmose
Ligamentum
fibulotalare
posterius
(LFTP)
Ligamentum
fibulocalcaneare
(LFC)
Ligamentum
deltoideum
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A n at o m i e u n d F u n k t i o n
Sehnen und muskeln des Sprunggelenks
Lange
Peronealsehne
Vorderer
Schienbeinmuskel
Großzehenhebermuskel
Kurze
Peronealsehne
Langer
Zehenstreckermuskel
Zugurtung
Achillessehne
Sehnenscheide
Untere
Zugurtung
Obere
Zugurtung
Sehnenscheide
Fersenbein
Untere
Zugurtung
Lange
Peronealsehne
Kurzer
Zehenstreckermuskel
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Kurze
Peronealsehne
verletzungen und erkrankungen
Sprunggelenksschmerzen
Jeder Mensch hat im Verlauf seines Lebens Erfahrungen mit Fuß-, Fersen- oder Sprunggelenksschmerzen gemacht.
In Deutschland knicken täglich etwa 10.000 Menschen mit dem Sprunggelenk um. Im Regelfall ist eine konservative Therapie erfolgreich. Allerdings entwickeln 20 – 40 % der Patienten langanhaltende Beschwerden im Sprunggelenk in Form
von Schmerzen und Instabilitäten. Diese Broschüre hilft Ihnen, einen anatomischen Überblick über Ihr Sprunggelenk zu
bekommen, den jeweiligen Unfallmechanismus besser zu verstehen und die verletzten Strukturen zu erkennen. Sie möchte
Ihnen bei der Behandlung behilflich sein.
Die Schwere der Umknicktraumen lässt sich über das
Ausmaß der Bandläsion beurteilen
Die Bänder können gedehnt, angerissen oder komplett gerissen sein. Nach schweren Umknicktraumen sind Sie häufig
nicht in der Lage, zu gehen oder auch nur Gewicht auf den
verletzten Fuß zu bringen. Zudem fühlt sich Ihr Sprunggelenk
instabil an. Im Regelfall haben Sie zuerst starke Schmerzen,
die jedoch nach der ersten Stunde deutlich nachlassen. Wird
das Umknicktrauma nicht ausreichend und richtig behandelt,
besteht die Gefahr, dass Sie häufiger umknicken werden.
Ihr Arzt verwendet wahrscheinlich folgende Einteilung, um
die Schwere Ihres Umknicktraumas zu beschreiben:
Grad I:
Diese Verletzung führt zu einer Überdehnung des KapselBandapparates. Die Patienten sind im Regelfall in der Lage,
nach dem Umknicken Gewicht auf den betroffenen Fuß zu
bringen.
Grad II:
Dieser Verletzungstyp ist gekennzeichnet durch eine Überdehnung und eine Teilruptur der Bänder. Der Patient spürt
deutlich mehr Schmerzen, zudem zeigt sich auch eine weitaus
größere Schwellung. Die Patienten können das verletzte Bein
geringfügig belasten.
Grad III:
Bei diesem Verletzungsgrad ist ein Band oder sind mehrere
Bänder komplett gerissen. Es kommt zu einer deutlichen
Schwellung. Nach anfänglichem Schmerz sind die Patienten
schon einen Tag nach dem Trauma schmerzfrei. Allerdings
wird über ein deutliches Instabilitätsgefühl berichtet. Ab dem
zweiten posttraumatischen Tag sind die Patienten in der Lage,
vom Schmerzempfinden her den betroffenen Fuß zu belasten.
Die Instabilität lässt dies allerdings nicht zu.
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verletzungen und erkrankungen
Das Umknicktrauma
mit Verletzung des Außenbandapparates – häufigste Sportverletzung
Ein Umknicktrauma führt zur Über­dehnung der Bänder,
welche das Sprung­gelenk zusammenhalten.
Bei schweren Umknicktraumen kann es auch zum Riss
eines oder mehrerer Bänder kommen. Die Umknick­
traumen führen am häufigsten zu Bandverletzungen.
Außenknöchel
Das Ligamentum fibulotalare anterius, welches das
Wadenbein mit der Sprunggelenksrolle verbindet, ist
das am meisten betroffene Band. Als zweithäufigst
betroffenes Band gilt das Ligamentum fibulocalcaneare,
welches das Wadenbein und das Fersenbein miteinander verbindet.
Umknicktrauma
außen
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Ligamentum
fibulotalare
anterius
(LFTA)
verletzungen und erkrankungen
Das Umknicktrauma
mit Verletzung des Innenbandes
Diese Art der Umknicktraumen passiert wesentlich seltener und führt nahezu immer zu einer sehr schweren
Verletzung.
Das Ligamentum deltoideum gehört zu den stärksten
Bändern im menschlichen Körper, so dass häufig der
Innenknöchel bei diesem Umknicktrauma mit abgerissen wird.
Innenknöchel
Medial
Malleolus
Das Ligamentum deltoideum selbst bleibt dann häufig
unverletzt.
Ligamentum
Deltoid
Ligament
deltoideum
Umknicktrauma
innen
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verletzungen und erkrankungen
Chronische Instabilität am oberen Sprunggelenk
Die chronische Instabilität basiert auf einer mechanischen
oder funktionellen Instabilität. Der Bewegungsumfang des
Sprungbeins (Talus) innerhalb der Knöchel (Malleolengabel)
ist krankhaft erweitert. Es kann in der Folge zu einem Sprunggelenksverschleiß (Arthrose) durch geschwächte Bänder kommen. Dies sollte durch die Wiederherstellung der individuell
korrekten Sprunggelenks-Biomechanik mittels Bandrekonstruktion verhindert werden.
Mechanische Instabilität
Die mechanische Instabilität ist Ergebnis einer akuten
Sprunggelenks-Verrenkung (Distorsionstrauma) und führt
zu Folgeschäden, die immer wiederkehrende Instabilitäten
verursachen. Dazu zählen lockere Bänder, eine Fehlausrichtung des Rückfußes (Malalignement) sowie eingeschränkte
Beweglichkeit und veränderte Druckverteilungen im Gelenk.
Zudem können Entzündungen der Gelenkhaut und krankhafte Rückbildungen eine Bandinstabilität hervorrufen.
Funktionelle Instabilität
Die funktionelle Instabilität ist nicht mechanisch bedingt. Hier
kommt es nach einer Sprunggelenks-Verrenkung (Distorsionstrauma) zu Defiziten der neuro-muskulären Steuerung. Das
kann im Regelfall durch Koordinationstraining kompensiert
werden. Bleiben die Defizite aber trotz Training bestehen,
führt dies zu einer chronischen funktionellen Sprunggelenksinstabilität.
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Laterale chronische Instabilität
Im Vordergrund der Diagnostik steht hier die Krankengeschichte (Anamnese). Die Häufigkeit des Umknickens über den
Fußaußenrand (Supinationstraumata), das subjektive Instabilitätsgefühl (insbesondere beim Gang auf unebenem Boden
oder beim Bergabgehen) sowie Beschwerden und Schmerzen
bei besonderen Gehsituationen führen zur Diagnose der
lateralen chronischen Sprunggelenksinstabilität (Bänder der
Sprunggelenksaußenseite). Es wird unterschieden zwischen
einer mechanischen Instabilität bei krankhaft vorgeschobenem Sprungbein (Talusvorschub) durch eine Bandschwäche (LFTA-Insuffizienz) und/oder seitliche Aufklappbarkeit des
Sprunggelenks (LFC-Insuffizienz) im Vergleich zur Gegenseite.
Zeigen sich zur Gegenseite keine Unterschiede, besteht eine
funktionelle Instabilität. Das heißt, es bestehen Symptome der
Instabilität ohne mechanische Komponente. Es wird vermutet,
dass hier eine eingeschränkte muskuläre Stabilisierung des
oberen Sprunggelenks durch mangelhafte neuro-muskuläre
Steuerung und Koordination oder eine Folgestörung durch
Immobilisation oder Trainingsmangel besteht. Um Rückfälle
(Rezidive) zu vermeiden, muss ggf. eine knöcherne Fehlstellung der Ferse (varische Rückfußstellung) in die Therapie mit
einbezogen werden.
Mediale chronische Instabilität
Das Ligamentum deltoideum gehört zu den stabilsten
Bändern des Körpers und ist häufig erst bei Knochenbrüchen
(Frakturen) und schwereren Verrenkungen (Distorsionen) ver-
verletzungen und erkrankungen
letzt. Außenrotation und Abknicken über den Fußinnenrand
(Pronation) sind typische Unfallmechanismen. Im Röntgenbild zeigt sich gegebenenfalls ein vergrößerter Abstand des
Innenknöchels (medialer Malleolus) zum Sprungbein (Talus),
vor allem bei kombinierten Syndesmosenverletzungen.
Es wird vermutet, dass die mediale chronische Instabilität
(Fußinnenseite) eine Bandschwäche des vorderen Ligamentum deltoideum-Anteils ist.
Betroffene Patienten klagen über ein subjektives Instabilitätsgefühl vor allem beim Bergab- oder Treppaufgehen. In der
klinischen Untersuchung ist ein verstärkter Schmerz seitlichvorn und/oder auch seitlich-hinten typisch sowie ein im
Seitenvergleich erhöhter Pronationswinkel (Abknicken über
den Fußinnenrand).
Zur Diagnosefindung wird neben der Krankengeschichte
(Anamnese), der klinischen Untersuchung und dem konventionellen Röntgenbild als Gold-Standard die Gelenkspiegelung
(Arthroskopie) des oberen Sprunggelenks herangezogen. Die
Kernspintomographie dient zusätzlich dem Ausschluss einer
Schädigung von Knochen und Gelenkknorpel oder zur Beurteilung der umliegenden Sehnen.
Begleitverletzungen
Die wichtigste Begleitverletzung eines Supinationstrauma
(Umknicken über den Fußaußenrand) ist sicherlich die Knorpelschädigung. Nach der Fachliteratur gehen mehr als 60 %
der chronischen Sprunggelenksinstabilitäten mit einer Knor-
pelschädigung einher. Bei 65 % der Patienten mit chronischer
Sprunggelenksinstabilität treten Beschwerden im vorderen,
äußeren Weichteilgewebe (anterolaterales Impingement) auf.
Es handelt sich hierbei um vergrößerte Narben und Bandreste.
Chronische Sprunggelenksschmerzen sind typisch. Therapeutisch werden die Narbenstränge arthroskopisch entfernt. Die
Peronealtendinitis kann ebenfalls durch eine chronische Sprunggelenksinstabilität hervorgerufen werden. Der Patient leidet
hierbei an Schmerzen im Bereich des Außenknöchels (lateraler
Malleolus), typischerweise hinter dem Schienbein. Patienten mit
chronischer medialer Sprunggelenksinstabilität (Fußinnenseite)
leiden teilweise unter Überlastungsbeschwerden der Fußmuskulatur. Dieser Sachverhalt muss bei etwaigem operativen
Vorgehen mit einbezogen werden. Die Syndesmosenverletzung
zeigt sich durch einen positiven Drucktest mit Schmerzen bei
Außenrotation des Fußes. Zur Diagnostik werden Röntgenbilder
bzw. Computertomographien oder Magnetresonanztomographie-Bilder angefertigt. Eine chronisch instabile Syndesmose
äußert sich durch Schmerz bei Belastung. Die Therapie besteht
in der arthroskopischen Durchtrennung von Narbengewebe im
Gelenkanteil der Syndesmose. Auch eine Rekonstruktion mit
Sehnentransplantat oder als finale Lösung die Gelenkversteifung zwischen Schien- und Wadenbein (tibulofibuläre Arthrodese) können indiziert sein. Bei 80 % der schweren Bandverletzungen des oberen Sprunggelenks ist auch das untere
Sprunggelenk mit beteiligt. Hier kommt es zu einer Entzündung
der Gelenkinnenhaut (Synovitis) im unteren Sprunggelenk. Dies
kann arthroskopisch mit behandelt werden.
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verletzungen und erkrankungen
Die hohe knöchelverletzung
(Syndesmosenverletzung)
Die hohe Knöchelverletzung betrifft die Bänder über dem
Sprunggelenk, welche Wadenbein und Schienbein zusammenhalten.
Das Wadenbein und das Schienbein bilden den Außen- bzw.
Innenknöchel. Die Verbindung dieser beiden Knochen über
dem Sprunggelenk wird als Syndesmose bezeichnet.
Patienten mit einer hohen Knöchelverletzung haben
meistens eine Ruptur oder Teilruptur dieser Syndesmose.
Die Syndesmose kann auch bei Umknicktraumen oder bei
Sprunggelenksfrakturen betroffen sein.
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Syndesmose
verletzungen und erkrankungen
ACHILLESSEHNEN-ENTZÜNDUNG
Die Achillessehnenentzündung ist oft Ergebnis einer chronischen Überanstrengung. Es kommt zu Schmerzen hinten
am Sprunggelenk entlang der Achillessehne.
Die Ursachen der Achillessehnenentzündung können
vielfältig sein. Angefangen durch höhere Belastungen beim
Sport bis hin zu Wirbelsäulenbeschwerden oder chronischen
Instabilitäten des Sprunggelenks . Die Schmerzen nehmen
deutlich zu, wenn flache Schuhe getragen werden. Auch
beim Laufen, Springen oder Klettern zeigt sich eine deutliche
Verschlimmerung der Schmerzen.
Neben der Ursachenbekämpfung empfiehlt es sich, Schuhe
mit höheren Absätzen zu tragen, um die Spannung aus der
Achillessehne zu nehmen.
Achillessehne
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verletzungen und erkrankungen
SCHLEIMBEUTEL-ENTZÜNDUNG AN DER ACHILLESSEHNE
Eine häufige Läuferkrankheit
Die Schleimbeutelentzündung der Achillessehne tritt häufig
bei Sportlern, insbesondere bei Läufern auf. Zudem kann sie
eine Achillessehnenentzündung begleiten.
Der mit Flüssigkeit gefüllte Schleimbeutel dient zwischen
der Sehne und dem Knochen als Umlenkrolle und setzt die
Reibung der Sehne auf den Knochen herab.
Achillessehne
Der Schleimbeutel befindet sich zwischen der Achillessehne
und dem Fersenbein. Bei Überanstrengung kann es zur
Entzündung des Schleimbeutels kommen.
Sportler können unter einer Achillessehnenentzündung und Schleimbeutelentzündung gleichzeitig leiden.
Schleimbeutel
Fersenbein
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Gesunder
Schleimbeutel
Entzündeter und
geschwollener Schleimbeutel
verletzungen und erkrankungen
FUSSSOHLEN-ENTZÜNDUNG ODER „PLANTARFASCIITIS“
Ausdruck einer chronischen Erkrankung
Die Plantarfascie läuft als Sehnenplatte um das Fersenbein
bis zu den Zehengelenken. Ihre Entzündung kann Ausdruck
einer Sprunggelenksinstabilität, chronischen Achillessehnenreizung, aber auch Ausdruck einer Instabilität im Bereich der
Lendenwirbelsäule sein.
Wird diese Entzündung der Sehnenplatte nicht ausreichend
behandelt, kann Kalzium freigesetzt werden, was zur Aus­
bildung eines Fersensporns im Ursprungsbereich der Plantarfascie am Fersenbein führt.
Entzündete
Sehnenplatte
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verletzungen und erkrankungen
Arthrose im oberen sprunggelenk
Die Arthrose im oberen Sprunggelenk ist eine Erkrankung,
bei der durch Abnutzung die Knorpeldicke stetig abnimmt.
Der schützende Gelenkknorpel kann dabei völlig verloren gehen.
Infolge der Arthrose kommt es zur Knochenneubildung an den
Gelenkrändern (Osteophyten), welche eine Bewegungseinschränkung und teilweise extreme Schmerzen verursachen.
Die begleitende Achsenfehlstellung im Gelenk macht das
Tragen eines normalen Schuhwerkes oft unmöglich. Die normale
Fortbewegung ist häufig stark beeinträchtigt und die tägliche
Gehstrecke nimmt kontinuierlich ab. Der große Leidensdruck
verursacht eine deutliche Verschlechterung der Lebensqualität
des Patienten.
Arthrose – degenerative Veränderungen im Sprunggelenk
Während früher die Arthrodese (Versteifung) des oberen Sprunggelenks als einzige Therapie üblich war, wurde zwischenzeitlich
die Endoprothetik (oberflächlicher Gelenkersatz) für dieses
biomechanisch sehr komplexe Gelenk weit entwickelt.
Die Abbildungen zeigen das erkrankte Gelenk von vorn und von
der Seite. Die Arthrose (Abnutzung der Knorpelschicht) ist bereits fortgeschritten. Der Gelenksspalt zwischen Unterschenkel
(Tibia und Fibula) und Sprungbein (Talus) ist deutlich verschmälert. Der knorpelige Schutz zur Abdämpfung bei Belastung
ist nicht mehr vorhanden. Die Osteophyten verursachen ein
Einklemmungsgefühl und teilweise massive Schmerzen. Durch
die schmerzbedingte Schonhaltung kommt es zur Abnahme der
Knochendurchblutung, was zu einer Zunahme der Osteoporose
(Knochenschwund) führt. Das Gelenk versteift mehr und mehr in
einer Fehlstellung. Bewegungseinschränkungen sind die Folge.
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verletzungen und erkrankungen
Zur Vorbereitung auf die Operation werden die Beine in voller
Länge geröntgt, um die Beinachsen genau zu bestimmen.
Durch Computertomographie wird die Knochenqualität
ermittelt. Eine Ganganalyse und klinische Stabilitätsüber­
prüfung der Bandstrukturen im Gelenk sind ebenfalls erforderlich.
Sprunggelenk mit implantierter Endoprothese
Endoprothetische Versorgung des Sprunggelenks bei
Arthrose
Endoprothesen für das obere Sprunggelenk sind ausgereifte
Implantate, die eine sehr gute Beweglichkeit im Gelenk bei
gleichzeitig geringem Abrieb ermöglichen. Sie erlauben
eine sofortige Mobilisierung des betroffenen Beines nach
der Operation. Endoprothesen für das obere Sprunggelenk
bestehen meist aus drei Komponenten. Ein Teil ersetzt die
unterschenkelseitige, ein weiterer Teil die sprungbeinseitige
Gelenkfläche. Zwischen den beiden Komponenten unterstützt ein Gleitkern aus Polyethylen (mobile bearing inlay) die
Beweglichkeit im Gelenk.
Bereits wenige Tage nach der Operation berichten die meisten Patienten über eine nahezu schmerzfreie Belastbarkeit
des betroffenen Fußes. Erfahrene Physiotherapeuten begleiten die postoperative Behandlung. Die Beweglichkeit im
oberen Sprunggelenk wird deutlich verbessert. Körperliche
Aktivitäten in Alltag und Freizeit sind nun wieder möglich.
Nach einigen Monaten ist die Prothese dann fest mit dem
Knochen verwachsen und die Belastungsfähigkeit nimmt zu.
Für die Patienten bedeutet dies eine erhebliche Erhöhung der
Lebensqualität.
Die postoperativen Ansichten zeigen, wie die schmerzverursachenden Anteile entfernt und die Metallkomponenten der
Prothese implantiert wurden. Zwischen den Komponenten
befindet sich noch der Gleitkern (mobile bearing inlay) aus
Polyethylen, der im Röntgenbild nicht sichtbar ist.
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Behandlung und reha-übungen
Behandlungs-schemata
Das RICE-Prinzip zur Erstversorgung von Umknicktraumen
Sollte es zu einem Umknicktrauma im Sprunggelenksbereich
gekommen sein, folgen Sie bitte dem RICE-Prinzip:
Rest = Ruhe:
Keine unnötige Bewegung! Verwenden Sie gegebenenfalls Unterarmgehstützen, um das Bein vollständig zu entlasten.
Ice = Eisbehandlung:
Eis kann alle 1 – 2 Stunden für 20 Minuten während der ersten drei
Tage aufgelegt werden bis es zu einem deutlichen Rückgang der
Schwellung kommt. Achten Sie darauf, dass das Eis nicht direkt die
Haut berührt, sondern legen Sie immer ein Handtuch dazwischen.
Compression = Kompressionsverband:
Eine elastische Binde hilft Ihnen, das geschwollene Sprunggelenk zu
komprimieren und die Schwellung zu reduzieren. Diese Kompressionsbandage bietet keine zusätzliche Stabilität. Die ersten Gehversuche sollten
Sie daher immer mit einer speziellen Sprunggelenksorthese durchführen
(z.B. AIRCAST® AIR-STIRRUP®). Achten Sie ebenfalls darauf, dass Sie die
elastische Binde nicht zu straff ziehen. Sollte es zu einer Schmerzerhöhung
oder Gefühlsstörung kommen, entfernen Sie bitte sofort die Bandage.
Elevation = Hochlagern:
Die wichtigste Maßnahme nach dem Trauma ist, das Bein sofort hochzulegen. Dabei sollte es über Herzhöhe gebracht werden, damit der
Blutrückfluss zum Herzen erleichtert wird. Für die Behandlung während der ersten 24 – 36 Stunden verwenden Sie am besten Kissen, um
das verletzte Bein aufzulegen.
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Behandlung und reha-übungen
Die konservative Behandlung des Umknicktraumas
Das betroffene Sprunggelenk wird mit einer Orthese (z.B.
AIRCAST® AIR-STIRRUP®, AIRCAST® AIRGO™) stabilisiert und je
nach Schmerzintensität mittels Unterarmgehstützen entlastet.
Die Teilbelastung beträgt ca. 20 kg. Lymphdrainage an den
ersten Behandlungstagen hilft, die Schwellung im betroffenen
Gelenk zu reduzieren. Während der ersten 10 Tage werden
zusätzlich abschwellende Medikamente gegeben.
Nach ca. 10 – 14 Tagen sollten physiotherapeutische Übungen
mit angelegter Sprunggelenksorthese oder in einem Stabilschuh durchgeführt werden. Der Schwerpunkt liegt auf
Übungen zur Feinkoordination und zum Muskelaufbau des
Fußaußenrandhebers, um erneuten Umknicktraumen vorzubeugen. Nach den Anwendungen kann es von Vorteil sein,
das betroffene Gelenk zu kühlen (z.B. AIRCAST® CRYO/CUFF
Kältetherapie-System). Stop-and-Go-Sportarten sowie die
Streckung (Plantarflexion) des Sprunggelenks über 20° sind
unbedingt zu vermeiden.
Bei Rückgang der Schmerzen ist es im Regelfall möglich, mit
angelegter Sprunggelenksorthese oder Stabilschuh Auto zu
fahren. Die Sprunggelenksorthese sollte insgesamt 6 Wochen
getragen werden. Stop-and-Go-Sportarten sind für ca. 8 Wochen zu vermeiden.
Bei chronischer Instabilität im Sprunggelenk kann eine Bandstabilisierungsoperation in Anker-Technik erforderlich sein.
Zur Nachbehandlung wird das betroffene Sprunggelenk für
drei Wochen in einer Unterschenkel-Fuß-Orthese (z. B. AIRCAST® SHORT PNEUMATIC WALKER™) ruhig gestellt und mittels
Unterarmgehstützen entlastet. Die Teilbelastung beträgt ca.
20 kg.
In den ersten drei postoperativen Wochen wird nur eine
Lymphdrainage zur Abschwellung des Gelenks durchgeführt.
Therapeutische Übungsbehandlungen des Gelenks sind nicht
erlaubt. Insbesondere muss eine Plantarflexion über 20° vermieden werden.
Ab der 4. postoperativen Woche wird der betroffene Fuß mit
einem Stabilschuh versorgt, welcher die Plantarflexion über 20°
verhindert. Das Sprunggelenk kann nun voll belastet werden.
Physiotherapeutische Übungen im Stabilschuh zur Feinkoordination und zur Stärkung der Muskulatur des Fußaußenrandhebers sind erwünscht, um späterem Umknicken vorzubeugen.
Auch das Training im Stabilschuh auf dem Fahrrad-Ergometer
ist sinnvoll. In dieser Behandlungsphase kann man mit dem
Autofahren beginnen.
Ab der 7. postoperativen Woche können im Regelfall Fuß und
Sprunggelenk im Alltagsschuh normal belastet werden. Man
kann mit sportartspezifischen Aufbautrainings beginnen. Zur
Unterstützung des Sprunggelenks kann eine Bandage oder
Sprunggelenksorthese (z.B. AIRCAST® AIRGO™, AIRCAST® A60™)
getragen werden. Nach ca. 8 Wochen ist ein sportartspezifisches Training wieder möglich.
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Behandlung und reha-übungen
Behandlungs-schemata
Bei chronischer Instabilität im oberen Sprunggelenk
Konservative Therapie
Operative Therapie
Das akute Sprunggelenks-Distorsionstrauma (Umknicktrauma) wird nach dem RICE-Schema behandelt (siehe Seite
18). Belastet und bewegt wird schmerzadaptiert. Bei allen
schwereren Verletzungen unter Beteiligung dieser drei Bänder, Ligamentum deltoideum, Syndesmose und Ligamentum
calcaneonaviculare plantare (Spring-Ligament), sollte eine
völlige Entlastung erfolgen.
Eine operative Therapie sollte erfolgen bei knöchernen Bandausrissen, bei zusätzlichen Gelenkverletzungen und, um eine
möglichst schnelle Funktionsaufnahme im Leistungssport zu
erzielen.
In den ersten 48 Stunden stehen Schmerzbehandlung, Entlastung, Hochlagerung sowie Kälte- und Kompressionstherapie
zur Abschwellung im Vordergrund. Ab dem 2. Tag wird das
Sprunggelenk in einer Orthese ruhiggestellt. Ab dem 8. Tag
beginnt man mit Koordinationstraining, Gelenkmobilisation und Kräftigungstraining zunächst in einem Stabilschuh.
Nach ca. 6 Wochen haben die Bänder ihre Reißfestigkeit zu
60 – 70 % wiedererlangt. Die konservative Therapie mit einer
Orthese, welche neben dem seitlichen Abknicken (Pro- und
Supination) auch die Rotation einschränkt, wird für mindestens 6 Wochen durch Physiotherapie ergänzt. Dadurch kann
in ca. 70 – 80 % der Fälle ein Resultat ohne weitere Instabilität
oder Schmerz erreicht werden.
Die Fachliteratur belegt, dass ein Koordinations- und Stabilitätstraining die Entstehung einer chronischen Instabilität
durch wiederkehrendes Umknicken (Distorsion) verhindern
kann.
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Die chronische Sprunggelenksinstabilität ist teilweise funktionell kompensierbar. Sollten aber konservative Maßnahmen
über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten nicht erfolgreich sein, müssen chronische Sprunggelenksinstabilitäten
häufig operativ behandelt werden.
Die Rekonstruktion des lateralen Bandkomplexes (Fußaußenseite) ist indiziert bei chronischen Schmerzen und
Instabilitätsgefühl, bei Weichteilbeschwerden (anterolaterales
Impingement) oder immer wiederkehrendem Umknicken
und/oder bei Verletzungen von Knochen und Gelenkknorpel
des Sprungbeins (Talus).
Ist genügend ortsständiges Bandmaterial vorhanden, kann die
modifizierte Anker-Technik angewandt werden. Hierbei wird ein
Anker im Wadenbein (Fibula) anatomisch so platziert, dass der
biomechanisch einwandfreie Bandverlauf rekonstruierbar ist.
Bandplastiken mit anderen körpereigenen (autologen)
Sehnen sind indiziert, wenn nicht genügend ortsständiges
Material vorhanden ist. Auch hier muss eine anatomische
Rekonstruktion des Bandapparates erfolgen. Eine freie Sehne
des Muskulus semitendinosus wird dabei dem anatomischen
Bandverlauf entsprechend zur Rekonstruktion eingebracht.
Behandlung und reha-übungen
Die Semitendinosussehne zeigt eine deutlich höhere Reiß­
festigkeit gegenüber anderen Transplantaten. Es können
damit gute Resultate erzielt werden.
Die konservative Therapie bei alten Verletzungen des medialen Bandkomplexes (Fußinnenseite) ist wenig erfolgreich.
Hier sollte eine Raffung der Bänder (Ligamentum deltoideum
und Spring-Ligament) durchgeführt werden. Der Innenknöchel wird angefrischt und die Bandrekonstruktion ebenfalls
in modifizierter Ankertechnik durchgeführt. Selten ist eine
Rückfußkorrektur mit Sehnenraffung oder/und eine chirurgische Verschiebung oder Verlängerung des Fersenbeines
(Calcaneus) nötig.
Prognose
Chronische Bandinstabilitäten des Sprunggelenks müssen
therapiert werden, um Folgeerkrankungen wie Gelenkverschleiß (Arthrosen) oder Rückbildungen zu vermeiden. In der
Fachliteratur wird eine deutlich erhöhte Arthroserate von bis
zu 50 % nach Sprunggelenks-Verrenkungen (Distorsionstraumata) beschrieben. Mediale Bandläsionen (Fußinnenseite)
führen dabei unbehandelt schneller zu einer Arthrose als
laterale Bandläsionen (Fußaußenseite).
Prävention
Sportunfälle führen am häufigsten zu einer SprunggelenksVerrenkung (Distorsionstrauma). Gerade bei Risikosportarten
ist eine primäre Verletzungsprävention angezeigt.
Trainingsprogramme sollen den Sportler entsprechend seiner
Sportart durch Muskelstärkung und Koordinationstraining
unterstützen. Als vorbeugende Maßnahmen können stabilisierende Schuhe, Einlagen oder das Taping genutzt werden.
Das Taping ist allerdings umstritten, da die Stabilität des TapeVerbandes schnell nachlässt.
20 – 25 % der akuten Supinationstraumata (Umknicken über
den Fußaußenrand) münden in einer chronischen Sprung­
gelenksinstabilität. Darum steht die korrekte Therapie der
akuten Sprunggelenks-Distorsionsverletzung (sekundäre
Prävention) im Vordergrund, um eine Folgeschädigung des
Gelenks und der Bänder zu vermeiden. Hierbei muss das
Gelenk durch physiotherapeutische Maßnahmen stabilisiert
werden. Reicht diese konservative Therapie nicht aus, ist
insbesondere eine anatomische Bandrekonstruktion indiziert.
Zudem sollten immer die Begleitverletzungen mitbehandelt
werden.
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Behandlung und reha-übungen
Behandlungs-schemata
Die Behandlung der hohen Knöchelverletzung
(Syndesmosenverletzung)
Bei der Verletzung des Kapselbandapparates kann die vordere
und/oder hintere Syndesmose mit verletzt sein. Man unterscheidet zwischen einer akuten Syndesmosenverletzung und
einer chronischen Syndesmosenverletzung.
In beiden Fällen müssen Schien- und Wadenbein auf Gelenk­
ebene wieder einander angenähert werden. Hierzu werden
entweder Schrauben oder spezielle Bänder in Waden- und
Schienbein verankert. Meist wird gleichzeitig eine Versorgung
der Außen- und/oder Innenbänder mit durchgeführt.
Postoperativ wird das Gelenk für sechs Wochen mittels Unterarmgehstützen entlastet. Die Teilbelastung beträgt ca. 10 kg.
Das Sprunggelenk wird in einer Unterschenkel-Fuß-Orthese
(z.B. AIRCAST® EXTRA PNEUMATIC WALKER™) ruhig gestellt, die
das Sprunggelenk in der Neutral-0-Stellung sicher positioniert.
Eine Plantarflexion über 20° ist unbedingt zu vermeiden.
Bis einschließlich der 6. postoperativen Woche werden hauptsächlich abschwellende Maßnahmen durchgeführt.
Ab der 7. postoperativen Woche folgen eine Gangschulung zur
Verbesserung des Bewegungsausmaßes sowie Stabilisierungsübungen.
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Die Behandlung der Achillessehnenentzündung
Bei der Achillessehnenentzündung ist es zu einer Veränderung
der Achillessehne selbst, des begleitenden Sehnengewebes
oder der Schleimbeutel gekommen. Die konservative Therapie
beinhaltet physiotherapeutische Maßnahmen und in den meisten Fällen eine medikamentöse Therapie zur Entzündungshemmung.
Ist eine Ruhigstellung erforderlich, wird mit einem Walker
und speziellen Fersenkeilen zur Entlastung der Achillessehne
versorgt (z. B. AIRCAST® ACHILLES PNEUMATIC WALKER™)
und mittels Unterarmgehstützen entlastet. Die Teilbelastung
beträgt ca. 20 kg.
Behandlung und reha-übungen
Die Behandlung der Achillessehnenentzündung und der
Schleimbeutelentzündung an der Achillessehne
Die Behandlung der Fußsohlenentzündung
oder „Plantarfasciitis“
Bei bleibenden Schmerzen an der Achillessehne über 6 Monate
kann gegebenenfalls eine Operation erforderlich werden. Hierzu wird das umgebende Achillessehnengewebe gespalten und
zum Teil entfernt. Die Achillessehne wird ebenfalls gespalten
und damit dekomprimiert. Auch Schleimbeutel und Knochensporne (Haglundexostosen) müssen unter Umständen operativ
mitversorgt werden.
Die Fußsohlenentzündung ist sehr schmerzhaft. Häufig erkranken Frauen im mittleren Lebensalter. Teilweise ist ein normales
Auftreten und Abrollen des Fußes nicht möglich. In Ausnahmefällen kommt es zum Einriss der Fußsohlenplatte an der
Innenseite des Fußes. Der Fuß muss sofort mittels Unterarmgehstützen voll entlastet und in einem Walker (z.B. AIRCAST®
SHORT PNEUMATIC WALKER™) ruhig gestellt werden.
Die Nachbehandlung erfolgt zunächst mit einem Walker und
speziellen Fersenkeilen zur Entlastung der Achillessehne (z. B.
AIRCAST® ACHILLES PNEUMATIC WALKER™) bis zur abgeschlossenen Wundheilung. Es werden abschwellende Maßnahmen
und Narbenmassagen durchgeführt.
Die Therapie erfolgt fast ausschließlich konservativ. Es werden
physiotherapeutische und balneophysikalische Behandlungen
durchgeführt. Zusätzlich werden entzündungshemmende
Medikamente eingesetzt. Im Regelfall kommt es zu einer deutlichen Schmerzabnahme nach ca. sechs Wochen. Die gesamte
Behandlungsdauer kann sich über drei Monate erstrecken.
Sobald die Wundheilung gesichert ist, wird der Fuß mit einem
Achillessehnenhochschuh und unterschiedlich hohen Keilen
unter der Ferse versorgt. Die Tragedauer des Achillessehnenhochschuhs ist vom Ausmaß der Operation abhängig. Im Achillessehnenhochschuh kann der Fuß voll belastet werden.
Exkurs: Basiert die chronische Achillessehnenentzündung auf
einer chronischen Instabilität des Sprunggelenks, kann gegebenenfalls mit Sprunggelenksorthesen und -bandagen (siehe
Seiten 30 – 31) behandelt werden. In Ausnahmefällen muss
zunächst der Kapsel-Bandapparat operativ stabilisiert werden,
um eine vernünftige Behandlung der Achillessehne zu gewährleisten.
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Behandlung und reha-übungen
Behandlungs-schemata
Die Behandlung der Arthrose im Sprunggelenk
Die Arthrosebehandlung ist vielschichtig.
Konservativ: Physiotherapeutische Maßnahmen wie Mobilisationen am Sprunggelenk, um den Schmerz zu reduzieren
und das Gangbild zu verbessern. Orthesen helfen, in akuten
Schmerzphasen die Beweglichkeit einzuschränken und somit
den Schmerz herabzusetzen.
Medikamentös: Gabe von Chondroprotektiva, um einen
erhöhten Wassereinstrom in den Knorpel zu ermöglichen und
damit seine Pufferfunktion zu verbessern. Eine Injektionstherapie in das Sprunggelenk kann die Viskosität der Gelenkschmiere erhöhen und zusätzlich einen entzündungshemmenden
Effekt bewirken. Gabe nichtsteroidaler Antirheumatika, welche
ebenfalls die Entzündung und den Schmerz lindern sollen.
Minimalinvasiv: Sind auf Grund der Arthrose freie Gelenk­
körper entstanden, werden diese arthroskopisch (per Gelenkspiegelung) entfernt, um den Zerstörungsprozess im Gelenk
aufzuhalten. Danach erfolgt die Therapie wie oben beschrieben. Die Wundheilung beträgt im Regelfall 10 – 14 Tage. Im
Anschluss daran kann der Fuß voll belastet werden.
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Die Nachbehandlung nach endoprothetischer
Versorgung des Sprunggelenks
Eine endoprothetische Versorgung durch ein künstliches Gelenk kommt dann in Betracht, wenn es trotz aller oben genannten konservativen und operativen Maßnahmen nicht möglich
ist, die Arthrose im Sprunggelenk aufzuhalten. Voraussetzung
für diese Operation ist, dass keine groben Fehlstellungen im
Sprunggelenk bzw. der Sprunggelenksfußachse bestehen.
Nach der Implantation einer Sprunggelenksprothese erfolgt
die Ruhigstellung im Walker (z.B. AIRCAST® EXTRA PNEUMATIC
WALKER™) und Entlastung des Fußes mittels Unterarmgeh­
stützen bis zur gesicherten Wundheilung. Die Teilbelastung
beträgt ca. 20 kg. Danach kann der Fuß im Walker voll belastet
werden.
Nach der 6. postoperativen Woche wird der Walker entfernt.
Durch eine stationäre Reha-Maßnahme werden das Gangbild normalisiert, die feinkoordinativen Fähigkeiten mit dem
Sprunggelenk geschult und die umgebende Muskulatur zur
Kräftigung trainiert.
Behandlung und reha-übungen
Rehabilitationsübungen
zur schnellen Genesung nach Umknicktrauma
Bei Verletzungen ersten oder zweiten Grades nach Umknicktraumen kann durch physiotherapeutische Übungen eine
Beschleunigung der Heilung erreicht werden. Zudem verbessert sich die Sprunggelenksstabilität. Die folgenden Übungen
helfen Ihnen dabei. Achten Sie bitte darauf, dass die Übungen langsam durchgeführt werden und dass dabei keine
Schmerzen auftreten dürfen.
ABC
Diese Übung hilft Ihnen, Ihr Bewegungsausmaß zu verbessern. Setzen Sie sich auf einen Tisch, so dass Ihr Fuß keinen
Bodenkontakt hat. Dann schreiben Sie mit dem betroffenen
Fuß das Alphabet. Dies hilft Ihnen, Ihre Beweglichkeit in allen
Richtungen zu verbessern.
Ende
Ende
Ende
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Behandlung und reha-übungen
Rehabilitationsübungen
zur schnelleren Genesung nach Umknicktrauma
Verbesserung der Beugung im oberen Sprunggelenk
(Dorsalflexion)
Nehmen Sie ein Handtuch und legen Sie es in der unten gezeigten Art und Weise um den Fußballen. Ziehen Sie nun vorsichtig an beiden Enden des Handtuchs. Dabei kommt es zur
Beugung im Sprunggelenk. Achten Sie darauf, dass die Ferse
den Bodenkontakt hält und verharren Sie in dieser Position für
10 Sekunden bei 3 – 5 Wiederholungen.
Kräftigungsübung für den Fuß
Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie ein Handtuch
ausgebreitet vor sich. Wählen Sie den Untergrund so, dass das
Handtuch gut rutschen kann. Lassen Sie bei der Übung die
Ferse auf dem Boden und versuchen Sie nun, mit den Zehen
das Handtuch zu greifen und zu sich zu ziehen. Wenn Sie das
Ende des Handtuchs erreicht haben, gehen Sie umgekehrt vor
und schieben das Handtuch von sich weg bis es wieder seine
volle Länge erreicht hat.
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Behandlung und reha-übungen
Kräftigungsübung für den Fuß
Benutzen Sie das gleiche Handtuch. Bleiben Sie auf dem Stuhl
sitzen. Die Ferse bleibt am Boden und Sie bewegen nun den
Fuß in unten dargestellter Weise, um das Handtuch in Innen-
rotation des Unterschenkels zu greifen und durch Außenrotation nach außen zu ziehen. Kehren Sie die Bewegung um und
schieben Sie das Handtuch nach innen.
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Behandlung und reha-übungen
Rehabilitationsübungen
zur schnellen Genesung nach Umknicktrauma
Stärken Sie Ihre Fußheber!
Auf dem Stuhl sitzend, die Ferse am Boden, heben Sie Ihre
Zehen langsam an und setzen Sie sie langsam wieder zurück
auf den Boden. Wiederholen Sie diese Übung 15 – 20 mal.
Stärken Sie durch Knie­beugen Ihre Oberschenkel­
muskulatur und verbessern Sie die Beweglichkeit Ihrer
Sprunggelenke
Wenn Sie bereits beide Sprunggelenke wieder voll belasten
können, stellen Sie sich aufrecht hin und verteilen das Gewicht auf beide Beine. Beugen Sie nun Ihre Knie langsam um
20° – 30° und achten Sie dabei darauf, dass die Wirbelsäule
gerade bleibt. Wiederholen Sie diese Übung 20 – 30 mal.
Die Körpergewichtsverlagerung hilft Ihnen,
mobiler zu werden
Wenn Sie bereits beide Sprunggelenke wieder voll belasten
können, stellen Sie sich aufrecht hin und verteilen das
Gewicht auf beide Füße. Beginnen Sie nun langsam, Ihr
Körpergewicht vom gesunden Sprunggelenk auf das verletzte
Sprunggelenk zu verlagern und kehren danach wieder zurück
in die Ausgangsposition. Wiederholen Sie auch diese Übung
15 – 20 mal.
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Behandlung und reha-übungen
Übungen zur Verbesserung der Koordination
Diese Übung kann nur durchgeführt werden, wenn Sie das
verletzte Sprunggelenk voll belasten können. Verschränken
Sie Ihre Arme vor der Brust und balancieren Sie auf dem
verletzten Bein 60 Sekunden. Falls keine Schmerzen bestehen,
bleiben Sie in dieser Position und führen eine einbeinige Kniebeuge durch. Beugen Sie dabei das Kniegelenk um 20° – 30°
und kommen dann langsam wieder zurück in die Ausgangsposition. Wiederholen Sie auch diese Übung 15 – 20 mal.
Fersenheben verbessert die Beweglichkeit im Sprung­
gelenk und stärkt die Wadenmuskulatur
Falls Sie Ihre Sprunggelenke voll belasten können, stellen
Sie sich mit dem Vorfuß auf die Stufen einer Treppe. Halten
Sie sich mit beiden Händen an einem Geländer oder ähnlichem fest. Senken Sie nun langsam die Fersen nach unten
bis Sie eine Spannung in der Wadenmuskulatur verspüren und
drücken sich dann auf die Zehenspitzen nach oben. Wiederholen Sie diese Übung 15 – 20 mal.
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HIL F SMI T T ELKOMP A SS
Sprunggelenks-orthesen
Akutversorgung zum Abbau von Schwellungen und Schmerzen
Orthese zur Stabilisierung des Sprunggelenks
mit Umknickschutz
NEU!
s chnelle Schwellungs- und Schmerzreduktion durch
Massage-Effekt
equemer Sitz durch Außenschalen in
b
Knöchelform
ptimal für die Akutversorgung dank hoher Stabilität
o
und leichter Anwendung
Produktempfehlung:
AIRCAST® AIR-STIRRUP II™
Akutversorgung bei erhöhter Instabilität des Sprunggelenks
Orthese zur Stabilisierung des Sprunggelenks
mit einstellbarem Umknickschutz
hineinschlüpfen, Gurt schließen, fertig
s ichere Entlastung der Außenbänder durch
patentiertes Zugband
bestmöglicher
Halt durch textile Fußstulpe
mit integrierten Stabilisatoren
Produktempfehlung:
AIRCAST® AIRGO™
30
Für jede Verletzung
am Sprunggelenk
die richtige Orthese
HIL F SMI T T ELKOMP A SS
Sprunggelenks-Bandagen
Hohe Mobilität bei bestem Stabilisierungsgrad
Orthese zur Stabilisierung des Sprunggelenks
und Vorbeugung von Umknicktraumen
0°-geneigte Stabilisatoren beugen optimal
6
Umknicktraumen vor
superbequem durch extraschlanke Bau­weise
stützt zusätzlich das Fußgewölbe
Produktempfehlung:
AIRCAST® A60™
Ultradünn und superstark zur optimalen Weichteilkompression
Bandage zur Sprunggelenk-Weichteilkompression
mit abnehmbarem Tapezug
individuelle Einstellbarkeit durch Tapezug
ltradünn, rutschsicher, atmungs­aktiv,
u
dampfdurchlässig
Öko-Tex Standard 100, Klasse 1
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ORMED® ARTROSKIN® SP-PLUS
31
HIL F SMI T T ELKOMP A SS
Unterschenkel-Fussorthesen (walker)
Stabil wie ein Gips, komfortabel wie ein Schuh
Unterschenkel-Fuß-Orthese zur Immobilisierung
in vorgegebener Position
passgenaue und sichere Einbettung des Fußes in vier Luftkammern
Schwellungs- und Schmerzreduktion durch Massage-Effekt
hohe Stabilität und komfortable Abrollsohle
Produktempfehlung:
AIRCAST® EXTRA PNEUMATIC WALKER™
Immobilisiert den Fuß, mobilisiert den Patienten
Kurze Unterschenkel-Fuß-Orthese
zur Immobilisierung
kurzer Schaft verbessert die Beweglichkeit und verringert das Eigengewicht
zwei Luftkammern im Knöchelbereich sorgen für bequemen, festen Sitz
leicht, schnell und sicher anzulegen
Produktempfehlung:
AIRCAST® SHORT PNEUMATIC WALKER
3232
HIL F SMI T T ELKOMP A SS
Stabilschuhe/EINLAGEN
Stabil mobil
Kombiniert die Stabilisierung des Sprunggelenks mit limitierter
Bewegung zur Heilungsförderung
stabilisiert das Sprunggelenk und stellt es ruhig
begrenzt sicher Pro- und Supination
lässt Plantarflexion bis höchstens 20° zu
Produktempfehlung:
STABILSCHUH
Individuelle Fußeinlagen
Sie stützen, dämpfen und
führen den Fuß
Wiederherstellung der gestörten Statik und Dynamik des Fußes und Beines
Maßanfertigung nach digitalem Scan
individuelle Ausführungen (z. B. in Sandwich-Bauweise)
Produktempfehlung:
MASSEINLAGE
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HIL F SMI T T ELKOMP A SS
Physikalische Therapie
Die Kombination aus Kälte- und Kompressionstherapie
Kältetherapie-System
für effektive Abschwellung und Schmerzreduktion
einfachste Handhabung
Knöchelbandage
ideal zur postoperativen und posttraumatischen Behandlung
anatomisch geformte Bandage zur gleichmäßigen Kühlung des gesamten Gelenks
Produktempfehlung:
AIRCAST® CRYO/CUFF™ KÄLTETHERAPIE-SYSTEM
Mobilisiert das Sprunggelenk, sichert den Behandlungserfolg
Motorisierte CPM-Bewegungsschiene
für das Sprunggelenk
erhält die Gelenkbeweglichkeit
verkürzt die Rehabilitationsdauer
reduziert die Zeit der Arbeitsunfähigkeit
Produktempfehlung:
ARTROMOT®-SP3
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AUTOR UND Wissenschaftliche Beratung
Dipl. Sportwiss. Dr. med. Tomas Buchhorn
Dr. Tomas Buchhorn ist seit 2005 Gesellschafter im
sport­ho­paedicum Straubing. Sein Schwerpunkt ist die
konservative und operative Versorgung von Erkrankungen
und Verletzungen des Sprunggelenks und Fußes.
Zudem beschäftigt er sich intensiv mit der Behandlung von
Sportverletzungen. Er betreut nationale und internationale
Spitzensportler.
Konzept, Umsetzung, Druck:
ORMED GmbH, Freiburg
www.ormed-djo.de
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Wie viel wissen Sie
über Ihr Sprunggelenk?
Therapie-Leitfaden für Verletzungen
und Erkrankungen des Sprunggelenks
Jeder Mensch macht im Verlauf seines Lebens Erfahrungen
mit Fuß-, Fersen- oder Sprunggelenksschmerzen. In Deutschland knicken täglich etwa 10.000 Menschen mit dem Sprung­­
gelenk um. Im Regelfall ist eine konservative Therapie er­folg­­reich, z. B. die Stabilisierung mit einer Sprunggelenks-Orthese.
Allerdings entwickeln 20 – 40 % der Patienten lang anhaltende
Beschwerden in Form von Schmerzen und Instabilitäten.
Dieser Therapie-Leitfaden vermittelt einen anatomischen
Überblick über das Sprunggelenk und hilft, den jeweiligen
Unfall­mechanismus besser zu verstehen sowie verletzte
Strukturen zu erkennen. Er bietet sowohl Medizinern als auch
Patienten und interessierten Laien verständlich aufbereitete
Informationen zu bewährten Behandlungsoptionen und
Rehabilitationsübungen.
ISBN 978-3-00-035020-7