Kleine Chronologie der Surrealen Welten

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Kleine Chronologie der Surrealen Welten
Kleine Chronologie der Surrealen Welten
1761 Giovanni Battista Piranesi veröffentlicht eine Neuauflage seiner
Radierungsfolge Carceri. Die imaginären Kerkerarchitekturen sind hier
stark eingeschwärzt und in dramatisches Hell-Dunkel getaucht.
1799 Francisco de Goya veröffentlicht die grafische Serie Los caprichos.
Sie markiert den schon bei Piranesi angedeuteten Übergang zu einer
neuen Epoche der fantastischen Malerei.
1878 Erste Ausstellung Max Klingers in der Berliner Akademie der
Künste, darunter auch die Vorzeichnungen zur Paraphrase über den
Fund eines Handschuhs.
1886 Jean Moréas veröffentlicht das Manifest Le symbolisme : »Die
wesentliche Eigenschaft der symbolistischen Kunst besteht darin, die
Idee niemals begrifflich zu fixieren und direkt auszudrücken. Und deshalb
müssen sich die Bilder der Natur, die Taten der Menschen, alle konkreten
Erscheinungen in dieser Kunst nicht selbst sichtbar machen, sondern
sie werden durch sensitiv wahrnehmbare Spuren, durch geheime
Affinitäten mit den ursprünglichen Ideen versinnbildlicht.«
1909 Der fantastische Roman Die andere Seite von Alfred Kubin mit
Illustrationen des Künstlers erscheint.
1915 Giorgio de Chirico begründet die Pittura metafisica: »Damit ein
Kunstwerk wahrhaft unsterblich ist, muss es ganz die Grenzen des
Menschlichen verlassen. Der gesunde Menschenverstand und das logische
Denken sind fehl am Platze. Das wirklich tiefgründige Werk muß
vom Künstler aus den entlegensten Tiefen eines Wesens emporgehoben werden […]«
1917 Der Begriff »Surrealismus« wird erstmals verwendet. Guillaume
Apollinaire schreibt über die Uraufführung des Balletts Parade : »Mit
Parade ist eine Art Sur-Realismus entstanden, worin ich den Ausgangspunkt
einer Reihe von Manifestationen des Neuen Geistes sehe […].«
1919 Der französische Literat André Breton entdeckt die Möglichkeiten
der »Écriture automatique«, die er auch als »Denkdiktat ohne jede Kontrolle
der Vernunft« bezeichnet.
1924 André Breton veröffentlicht in Paris das erste Manifest du surréalisme: »Der
Surrealismus beruht auf dem Glauben an die höhere
Wirklichkeit gewisser, bis dahin vernachlässigter Assoziationsformen,
an die Allmacht des Traumes, an das zweckfreie Spiel des Denkens.«
Breton nennt Man Ray, Max Ernst und André Masson als zum Surrealismus
gehörig; Pablo Picasso, Marcel Duchamp, Francis Picabia, Paul
Klee und Giorgio de Chirico als wichtige Einflüsse und Georges Seurat,
Gustave Moreau und andere als fernere Vorbilder.
1925 Erste surrealistische Gruppenausstellung in der Galerie Pierre in
Paris. Max Ernst erfindet die Technik der Frottage (Durchreibung).
1928 Man Ray dreht den Film L’Étoile de Mer (Seestern), Luis Buñuel
zusammen mit Dalí Un chien andalou (Ein andalusischer Hund).
1930 Breton verfasst Le second manifest du surréalisme (Zweites
Surrealistisches Manifest). Darin versucht er eine Neudefinition des
Surrealismus als einer sozial-revolutionären Bewegung. Salvador Dalí entwickelt die
paranoisch-kritische Methode doppelter Vorstellungsbilder.
1936 Ausstellungen Fantastic Art – Dada – Surrealism im New Yorker
Museum of Modern Art und Exposition surréaliste d’objets in
der Pariser Galerie Charles Ratton. Hans Bellmer kommt nach Paris.
Von Max Ernst erscheint Au-delà de la peinture (Jenseits der Malerei).
1938 Exposition internationale du surréalisme in Paris: Schaufensterpuppen
werden als ideale surrealistische Objekte inszeniert.
1939 Beginn des Zweiten Weltkrieges: Yves Tanguy, Kurt Seligmann und
Roberto Matta emigrieren nach New York. Wolfgang Paalen flieht nach
Mexiko. Joan Miró geht nach Spanien. André Breton und Paul Éluard
werden eingezogen, Max Ernst, WOLS und Hans Bellmer interniert.
1941 André Breton, Max Ernst und André Masson emigrieren ebenfalls
in die USA.
1942 Prolégomènes à un troisième manifeste ou non (Vorwort zu
einem dritten Manifest oder auch nicht) von André Breton erscheint.
In Peggy Guggenheims New Yorker Galerie Art of this Century, werden
Werke der emigrierten surrealistischen Künstler ausgestellt. Breton organisiert
die Ausstellung First Papers of Surrealism in New York: Der
europäische Surrealismus trifft auf die neue amerikanische Malerei.
1947 André Breton kehrt nach Paris zurück und konzipiert zusammen
mit Marcel Duchamp die letzte bedeutende Surrealisten-Ausstellung:
Le surréalisme en 1947: Exposition internationale du surréalisme
(Galerie Maeght, Paris) mit über 100 surrealistischen Künstlern.