Wir über uns:

Transcription

Wir über uns:
Mädchenbildung in Schwerte
am Beispiel des Handarbeitsunterrichts
1870 – 1970
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Kaiserzeit
Weimarer Republik
Nationalsozialismus
Nachkriegszeit
„Strickende Mädchen“
Schulklasse von Irene Jacobs, geb. Tönnges 1931 (4. Reihe 2. v. links)
Begleitheft zur Ausstellung
„Mädchenmuster – Mustermädchen“
Ruhrtalmuseum Schwerte, 9. – 23. November 2005
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Wir über uns:
Arbeitskreis Schwerter Frauengeschichte(n)
Der Arbeitskreis Schwerter Frauengeschichte(n) ist 1997 entstanden im Anschluss an
unsere
Broschüre
„Schwerter
Frauengeschichte(n)“,
die
von
der
Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Schwerte im Rahmen des Stadtjubiläums „600
Jahre erweiterte Stadtrechte Schwerte“ herausgegeben worden ist. Seit dieser Zeit
treffen sich regelmäßig 10 – 15 Frauen im Frauenraum, Westenort 1 (ehemalige
Theaterhalle 5,4).
Der Arbeitskreis hat sich u. a. folgende Ziele gesetzt:
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Wir wollen bemerkenswerte Frauen ins rechte Licht rücken.
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Wir wollen Frauen aus Schwerte, die in Vergangenheit und Gegenwart etwas
bewegt haben oder bewegen, ins Gespräch bringen.
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Wir wollen aufzeigen, dass Schwerter Stadtgeschichte und Stadtentwicklung
von Frauen und Männern gemeinsam geprägt worden ist.
•
Wir wollen mit Hilfe von Vorträgen Schwerter Frauengeschichte(n)
vorstellen, diskutieren und bewahren.
•
Wir wollen Frauen im Erzählcafe ein Forum bieten.
In den vergangenen Jahren hat der Arbeitskreis unterschiedliche Portraits von
Schwerter Frauen in der Westfälischen Rundschau veröffentlicht, viele
Stadtrundgänge auf den Spuren Schwerter Frauen durchgeführt und unzählige
Vorträge zu Frauenthemen und Frauengeschichte unserer Stadt gehalten. Ein
besonders erfolgreiches Projekt war die Herausgabe unseres Dauerkalenders
„Kräutergarten – Hexenküche“ im Dezember 2002.
Auch in der Zukunft wollen wir uns auf Spurensuche begeben und Frauengeschichte
in Schwerte sichtbar machen.
Schwerte, im Oktober 2005
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Inhaltsangabe
„Strickende Mädchen“
3
Wir über uns
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Inhaltsangabe
5
Gedanken zu unserer Ausstellung
6
100 Jahre Handarbeitsunterricht
8
Mädchenbildung im Kaiserreich
10
Auszug aus der Schulchronik von1957
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Mädchenbildung in der Weimarer Republik
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Weimarer Republik: Geschichte zum „Begreifen“
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Mädchenbildung im Nationalsozialismus
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„Das Ziel der weiblichen Erziehung“
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Mädchenbildung in der Nachkriegszeit
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Nachkriegszeit - Geschichte zum „Begreifen“
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Von der Höheren Töchterschule zum RTG
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Handarbeit in den Richtlinien und Lehrplänen
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Eine Frau, die Schwerter Schulgeschichte schrieb
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Acht Jahre Volksschule sind genug
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Trotz allem: 1. Bürgermeisterin in Schwerte
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„Nur ein Mädchen ?“
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Mustertücher – Merkzettel für Generationen
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Stickereien im Haushalt – Lebensweisheiten auf Stoff
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„Schulmädchen - Report“
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Literatur, Auswahl
50
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Gedanken zu unserer Ausstellung
Mädchenmuster – Mustermädchen
1870 – 1970
Einsichten:
Sei wie das Veilchen im Moose
bescheiden, sittsam und fein
und nicht wie die stolze Rose,
die immer bewundert will sein
(Joh. Wolfgang v. Goethe)
Durchsichten:
100 Jahre Mädchenbildung haben bis heute ihre Muster hinterlassen. Mustermädchen
wurden im lebenspraktischen Unterricht auf ihre zukünftige Rolle als Gattin, Hausfrau
und Mutter vorbereitet. Die Mädchen lernten, ihre eigenen Ansprüche zurückzustellen
und dienend und bedienend ihre Aufgaben zu meistern.
Mädchenmuster finden wir durch die Jahrhunderte auch in Mustertüchern. Mädchen
sollten mit Kopf, Herz und Hand Kunst und Kultur ins Volk bringen und den Jungen
das Denken überlassen. Auch in Schwerte wurde Nadelarbeit als Unterrichtsfach nur
für Mädchen, wie in ganz Preußen, 1872 verpflichtend eingeführt. Erst in den 70er
Jahren des 20. Jh. wurde die reine Mädchenschule aufgelöst und durch Koedukation,
das gemeinsame Unterrichten von Mädchen und Jungen, abgelöst.
Auch wenn sich die Inhalte des Handarbeitsunterrichts in der Vergangenheit immer
wieder geändert haben, so haben diese „Mädchenmuster“ ihre Auswirkungen bis
heute. Heute sind Mädchen gut ausgebildet, erfolgreich in Schule und Studium. Wenn
dann aber zum Beruf die Familie kommt, stoßen Frauen an ihre Grenzen und werden
in alte „Muster“ zurückgedrängt.
Aussichten:
Trotz moderner Ausrichtung des heutigen Faches Textilgestaltung führt der Unterricht
auch an Schwerter Schulen ein Schattendasein. In einer Umfrage haben wir alle 14
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Schwerter Schulen angeschrieben. Aus den Antworten von 10 Schulen können wir
ersehen, dass in 5 Schulen noch Textilunterricht angeboten wird. In den anderen 5
Schulen gehört das Fach nicht mehr in den Fächerkanon. Nach den neuen
Erprobungsrichtlinien soll Textiles Gestalten als eigenständiges Fach entfallen und in
den Kunstunterricht integriert werden. Dieser Trend zeichnet sich auch schon in
Schwerte ab. Nur noch in 2 von 4 Grundschulen, die sich an der Befragung beteiligt
haben, wird das Fach unterrichtet.
Dabei hat die Handarbeit gerade für jüngere Kinder, also sowohl für Mädchen als
auch für Jungen, eine besondere Bedeutung. Mit den Händen produzieren fordert
beide Gehirnhälften, schult die Feinmotorik und die Wahrnehmungsfähigkeit,
verbessert den Tastsinn und fördert die gesamte kognitive Entwicklung. Handarbeit
hilft dabei, die Welt durch Handwissen zu begreifen. In Finnland, dem „Pisa
Musterland“, ist das bekannt. Dort ist Textilgestaltung Pflichtfach für alle Kinder bis
zum zwölften Lebensjahr.
Ansichten:
Der Arbeitskreis Schwerter Frauengeschichte(n) hat sich zum Ziel gesetzt, den
Handarbeitsunterricht in Schwerte, wie er bis in die 70er Jahre existierte, wieder
lebendig werden zu lassen. Präsentiert werden aus der Zeit von 1870 – 1970
Handarbeiten, vorwiegend von Schwerter Schulmädchen, mit dem Ziel,
Mädchenbildung und deren Auswirkungen sichtbar zu machen.
Betrachterinnen und Betrachter sollen durch die Ausstellung zum Nachdenken über
„weibliche Muster“ angeregt werden. „Wir Mädchen wurden nicht ernst genommen
und hätten lieber mit den Jungen getauscht“, gaben viele der von uns befragten Frauen
an. Lebensläufe „Schwerter Mädchen“ sollen aufzeigen, dass „Muster“ bis heute ihre
Spuren hinterlassen haben.
Gezeigt werden in unserer Ausstellung Fotos, Schriftstücke und Handarbeiten - vom
Mustertuch bis zur Mustermappe - aus den Nachlässen Schwerter Frauen.
Das Begleitheft zur Ausstellung dokumentiert biographische Texte, ausgewählte
Bilder der Ausstellung und vermittelt Informationen über die verschiedenen
Zeiträume.
Rücksichten:
Die Ausstellung erhebt weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch auf
Wissenschaftlichkeit.
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100 Jahre Handarbeitsunterricht
Generationen von Mädchen haben sich mit Topflappenhäkeln und
Nadelmäppchensticken abgemüht. Die mehr oder weniger gelungenen Ergebnisse
schmückten dann zu Weihnachten die Gabentische der Verwandtschaft. Heute sind
die selbstgemachten textilen Haushaltshilfen selten geworden.
Bei einem spontanen Test in der zehnten
Klasse der Realschule am Bohlgarten,
Schwerte, fanden sich nur 2 von 22
Schülerinnen, die stricken konnten. Die
anderen versuchten zumindest zu häkeln,
aber das gelang den meisten auch nach
einer Stunde des Übens immer noch nicht.
„Hand – Arbeit“ ist heute nicht mehr
gefragt. Das war nicht immer so.
„ungeschickte Hände“
Der Ort, wo Handarbeitsunterricht zuerst erteilt wurde, war die Familie. Solange in
jedem Hause gesponnen, gewebt, gestrickt, gestickt und genäht wurde, wurden die
Techniken von Generation zu Generation weitergegeben.
Die Lehrweise gestaltete sich als
mechanisches Vormachen seitens der
„Lehrerin“ und als ebenso mechanisches
Nachmachen durch die „Lernenden“.
Die Kenntnisse in den textilen Fertigkeiten hatten bis in die Nachkriegsjahre des 20.
Jahrhunderts eine hohe soziale Bedeutung für die Frauen und Mädchen.
Diese Arbeiten gaben den Frauen die Möglichkeit, den Lebensunterhalt zu verdienen,
ihre Familien mit Kleidung zu versorgen und die Wohnung mit textilen Gegenständen
zu gestalten. Preiswerte Massenproduktion von Kleidung gibt es erst seit den 50er
Jahren des 20. Jahrhunderts. Kleidung hatte bis dahin einen hohen Wert und
Beschädigtes musste ausgebessert werden. Auf die Vermittlung dieser Technik kam
es beim Handarbeitsunterricht in erster Linie an.
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Insgesamt sollte die Bildung der Mädchen im 19 Jh. Herz und Verstand umfassen.
Die Schulzeit sollte eine
Erziehung für das Leben
sein, wobei darunter die
Vorbereitung
der
Mädchen
auf
ihre
zukünftige Rolle als
Ehefrau, Hausfrau und
Mutter zu verstehen war.
Die Ausbildung an der höheren Töchterschule sollte sie dazu befähigen, ihrem
Ehemann eine angenehme Gesprächspartnerin zu sein, ihren Kindern bei der
Schulbildung unterstützend zur Seite zu stehen und einen bürgerlichen Haushalt
leiten zu können.
Handarbeit ist ein Fach, das in den
Schulen nur für Mädchen gelehrt
wurde. Die Schule war der
Ansicht, dass „in der Fähigkeit und
Gewandtheit für die Hausarbeit ein
wesentliches
Stück
der
Berufsausbildung der Frau, ein
wichtiges Mittel zur Erhaltung
eines rechtlichen, ordentlichen
Hauswesens“ liege.
Handarbeit wurde als eine typische
weibliche Arbeit dargestellt.
Erst seit den 60er Jahren des 20.
Jahrhunderts
geht
es
im
Handarbeitsunterricht der Schulen,
dem Textilen Gestalten darum,
Mädchen und auch Jungen in freier
Entfaltung und Gestaltung zu
schöpferischer
Arbeit
anzuhalten.
Heute wird Handarbeitsunterricht
nicht mehr geschlechtsspezifisch erteilt, wenn das Fach noch auf dem
Stundenplan steht.
Mustertuch Marlies Münster 1948
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Mädchenbildung im Kaiserreich
Schon in der Mitte des 19. Jh. nimmt die bürgerliche Frauenbewegung den Kampf um
Mädchenbildung und Frauenstudium auf, indem sie immer wieder Eingaben an die
Unterrichtsministerien und den Reichstag macht. Damit wird die öffentliche
Diskussion über dieses Thema ins Rollen gebracht. Frauen wie Helene Lange denken
an eine den Mädchen angemessene Ausbildung, die ihren „spezifischen Qualitäten“
Rechnung tragen soll. Ein weiteres Betätigungsfeld ist die Entwicklung von
qualifizierten, frauentypischen Ausbildungsgängen in den Bereichen Sozialpädagogik,
Erziehung und Pflege.
Das Regiment des Rohrstocks
Zwischen 1890 und 1930 entwickelt die sogenannte Reformpädagogik neue Ideen,
wie Erziehung kind- und menschengerechter werden könne. An die Stelle von
Unterordnung und Disziplin setzt sie das Prinzip der Erziehung zur Selbständigkeit
und freien Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit. Aber wie sieht es in der
Realität oft aus? Wenn ein Schüler einen Satz nicht lesen kann, wird er am Hals
gewürgt, mit dem Kopf gegen die Tafel gestoßen oder mit dem Rohrstock bestraft.
Hier werden die Mädchen gleich behandelt; auch sie bekommen den Rohrstock zu
spüren.
Den höheren Töchtern aus dem Bürgertum werden bessere Bildungschancen gegeben.
Klavierspielen, Tanzunterricht, Unterweisung in Religion, Handarbeiten, Aneignung
von Sprachkenntnissen (vor allem in engl. u. franz. Sprache), Literatur, Geschichte,
Anstandsunterricht ('Salonfertigkeiten') und Haushaltsführung stehen auf dem
Stundenplan. Vom Unterricht in Rechnen und Geographie können die Mädchen
durchaus befreit werden! Diese Pseudobildung verspricht bessere Heiratschancen und
hat wenig mit Selbstverwirklichung zu tun.
Kein Studium für Mädchen
So ermöglicht das aufkommende Bürgertum in vielen Fällen den Mädchen zwar den
Unterricht an höheren Töchterschulen mit typisch weiblichen Fächern, doch die
Mädchen dürfen in dieser Zeit weder das Gymnasium besuchen noch studieren.
Verheiratete Frauen haben die Aufgabe, das Heim zu schmücken und es ihrem Mann
gemütlich zu machen mit dem Resultat, dass es von Deckchen in so manchem
Bürgerhaus überfloss.
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„Es floss über von Deckchen!“
Für die Mehrzahl der Mädchen sieht die Realität nach Beendigung der
Elementarbildung jedoch anders aus. Sie arbeiten als unterbezahlte Heimarbeiterinnen
oder auch in schlecht gelüfteten Fabrikräumen bis zu 18 Stunden täglich.
„Der Kaiser ist
ein
lieber
Mann...“
In der Chronik der
Töchterschule
zu
Schwerte lesen wir:
„Kam dann Kaisers
Geburtstag oder der
den Kindern ebenso
wichtige Geburtstag
der Lehrerin, so zog
die ganze Schar
fröhlich
in
den
Besuch des Kaiserpaares auf der Hohensyburg 1908
Schwerter
Wald,
band Kränze und Girlanden und schmückte damit die Schulstube, nachdem dieselbe
von den größeren Schülerinnen sorgfältig gescheuert worden war, während die
kleineren diensteifrig jeden Stuhl zur Säuberung in den nahe gelegenen Spring
getaucht hatten. Danach erhielt die Kaiserbüste einen frischen Lorbeerkranz und
fröhlich wurde das Fest gefeiert.“
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„Damals bestand
eine
kleine
Elementarschule,
an der zwei
Lehrer
unterrichteten. Eine
Privatschule für
die
Knaben
wurde
eingerichtet, die unter
der Leitung eines
vorzüglichen
Pädagogen , des
Herrn
Pastor
Schütte,
einen
guten Ruf erlangte und auch
von den auswärtigen Schülern
be-sucht
wurde. Für die
höhere
Ausbildung
der
Mädchen bestand
eine
Strickschule, in
der, unter Tante
Julchens Leitung, die kleinen
Mädchen in die
Geheimnisse des
Strickens und
Nähens eingeführt wurden.
Da regte sich in
den
herzen
einiger Väter und
Mütter
der
bessersituierten
Kreise
der
Wunsch,
ihren
Töchtern eine
über das Ziel der
Elementarschule
hinausgehende
Bildung
zu
geben, sei es,
dass auch die
Frau zur Erfüllung ihrer späteren Pflichten der Ausbildung ihrer geistigen Kräfte bedarf und dass auch für sie das
Leben reicher wird in dem Maße, wie ihr Verständnis für alle Erscheinungen des
Lebens wächst, oder war es nur der Gedanke, dass ein Mädchen der besseren
Gesellschaft ein wenig Französisch können müsse – es wurde eine
Privatmädchenschule gegründet.
Am 8. März forderte der damalige Bürgermeister der Stadt, Herr Mitsdörffer
diejenigen Eltern, die sich für die Dauer eines Jahres verpflichteten, einen Beitrag von
12 Reichstalern pro Kind zu leisten, auf, ein entsprechendes Rundschreiben zu
unterzeichenen. Als erforderlich zur Gründung wurde eine Zeichnung von 240
Reichstalern erachtet. Man brachte auch wirklich das Geld zusammen, und der
Bürgermeister erließ eine Zeitungsannonce, in der eine Lehrerin für eine Stadt an der
Ruhr gesucht wurde. Es meldete sich Fräulein Luise Lohde aus Mörs, die ihre
Ausbildung an der städtischen höheren Mädchenschule in Berlin genossen hatte. Am
27.3.1857 kam ein Vertrag mit der Dame zustande.
Zur Aufnahme genügte laut Beschluß des Schulvorstandes vom 23.6.1857 Reife der
Elementarschule oder Bestehen einer besonderen Prüfung, bei der entsprechende
Kenntnisse gefordert wurden. ...“
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Erinnerungen:
Strickstunden bei „Tante Söffken“, Erica Reinhardt, 1. Reihe 2. von rechts
„Mitberufen ist die Frau zur Gestaltung des
öffentlichen Lebens auf allen Gebieten. In dieser
Betätigung all ihrer Kräfte, zur Entwicklung
aller in ihr liegenden Möglichkeiten bedarf die
Frau eines starken Rüstzeuges, einer
Ausrüstung, wie die höhere Schule sie ihr in
besonderem Maße geben kann. Längst betrachtet
man in unserer Stadt die höhere Mädchenschule
nicht mehr als überflüssige Einrichtung, als
Ausdruck einer gewissen Elterneitelkeit. In allen
Kreisen weiß man den Wert einer guten
Schulbildung zu schätzen.
...Mögen hochgemute Frauen aus der Schule
hervorgehen, gesund und stark an Körper und
Geist, reich an selbstloser Liebe, zur Arbeit und
zu Opfern für andere bereit.“
Auszug aus dem Glückwunsch von Agnes Tütel, den sie zum 100jährigen Bestehen
der Höheren Töchterschule Schwerte 1957 für die Chronik geschrieben hat.
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„Das Ziel der Schule, Persönlichkeiten
heranzubilden, bedingt ferner..., das Knaben zu
kraftvoller Männlichkeit, die Mädchen zu
lebenstüchtiger Weiblichkeit erzogen werden.“
Mädchenbildung in der Weimarer Republik
Der Regelfall der Schulbildung in der Weimarer Zeit sieht so aus, dass der größte Teil
der Jungen nach der achtjährigen Volksschule eine Ausbildung beginnt, bei den
Mädchen ist das nur ein geringer Teil, sie helfen mit im elterlichen Betrieb, auf dem
Bauernhof, werden Dienstmädchen, arbeiten als Verkäuferin oder nehmen eine gering
bezahlte Angestelltentätigkeit auf.
Die Bürokraft entspricht dem Typ der neuen Frau, der propagiert wird: Das
Tippfräulein mit adretter Bluse, schickem Bubikopf und Seidenstrümpfen gilt als die
Verkörperung der modernen, selbständigen, städtischen Frau schlechthin.
Aber die Realität sieht oft anders aus. Nur wenige Mädchen absolvieren wirklich eine
Ausbildung, schon gar nicht jene, die auf dem Lande leben. Und eines steht fest: Die
bezahlte Tätigkeit soll von einer Frau nur übergangsweise ausgeübt werden, als
Warteplatz für die Ehe. Eine verheiratete berufstätige Frau ist in dieser Zeit
unstattlich. Die geschlechtsspezifischen Rollenmuster und Rollenerwartungen bleiben
trotz der großen politischen Veränderungen – die Einführung des Wahlrechts für
Frauen – in der Republik erhalten.
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Aber auch in dieser Zeit gibt es einige wenige Frauen, die studieren und dann auch in
der Öffentlichkeit stehen. Sie setzen sich über die Mittelmäßigkeit hinweg.
Beispiele für Frauenkarrieren:
Als erste Frau Deutschlands wird Gertrud Bäumer (1873 – 1954) Ministerialrätin
und betreut im Reichsinnenministerium das Schulreferat. Gertrud Bäumer, die sich
intensiv für die Frauenbildung einsetzt, studiert in Berlin, schließt mit der Promotion
ab und ist als Lehrerin tätig.
Marlene Dietrich (1901-1992) verkündet 1925 in einem Schlager: „Kinder heut´
Abend, da such´ ich mir was aus, einen Mann, einen richtigen Mann. Wie er aussieht,
mir egal, irgendeinen trifft die Wahl...“ Marlene Dietrich, Darstellerin der weiblichen
Hauptrolle in „Die fesche Lola“ wird fast über Nacht zum Star.
Clara Zetkin, (1857-1933) Vorkämpferin der Sozialistinnen, besucht in Leipzig das
Lehrerinnenseminar und schließt sich als 21-jährige der Sozialdemokratie an. 1889
referiert die bereits erprobte Klassenkämpferin auf dem Gründungskongress der II. Internationale über die Organisierung der proletarischen Frauenbewegung, deren
Begründerin und Führerin sie ist. Unter ihrer Redaktion (1892-1917) wird die
sozialistische Frauenzeitung 'Die Gleichheit' zu einem bedeutenden marxistischen
Organ.
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Weimarer Republik: Geschichte zum „Begreifen“
Die Geschichte der Verlobungsdecke
Frau Lohmann erzählt:
„Meine Großmutter war eine sehr strenge Frau
mit hohen moralischen Ansprüchen. Wenn mein
Vater und meine Mutter sich in der
Verlobungszeit trafen, durften sie nicht einfach
nur so zusammen sein. Sie mussten diese Zeit
sinnvoll nutzen. Mein Vater zog die Fäden für
den Hohlsaum aus dem Stoff, meine Mutter
arbeitete den Hohlsaum und nähte die Spitze an.
Diese „Verlobungsdecke“ ist für mich ein
wichtiges Erinnerungsstück“.
Erica Reinhardt mit selbst
bestickter Bluse 1928
(Mutter von Ruth Lohmann)
Die „Verlobungsdecke“
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Lebenslauf von Erica Börstinghaus geb. Reinhardt
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Mädchenbildung im Nationalsozialismus
Es herrschte ein Rollenverständnis, das von der Vorherrschaft des Mannes über die
Frau ausging und den weiblichen Lebensbereich vor allem auf Kinder und Haushalt
eingrenzte. Allein in der Mutterrolle sollte die Frau die persönliche Erfüllung und
gesellschaftliche Anerkennung bekommen.
Zwei Institutionen fiel diese Art
von „Erziehungsarbeit“ an der
Jugend zu: der Schule und der
Hitlerjugend. Den Mädchen
sollte die Schule „eindeutig die
Bildung
zur
kommenden
Mutter“ vermitteln. Nach den
Richtlinien für Volksschulen
war der Lehrplan so zu
gestalten, dass die Mädchen vor
allem „auf ihre spätere Aufgabe
als Hausfrau und Mutter“
vorbereitet werden würden.
Bei dieser Erziehung sei
- das Hauptgewicht auf die
körperliche Ertüchtigung zu
legen,
- erst dann auf die Förderung
der seelischen und zuletzt
auf
- die Förderung der geistigen
Werte.
Die Mittelschulen führten für
weibliche Klassen Hauswirtschaftslehre, verbunden mit
einem Unterricht in Säuglingsund
Kinderpflege,
als
Pflichtfach ein. An höheren
Schulen konnten Mädchen den Abschluss nur dann machen, wenn sie dabei den
Nachweis von „hausfraulichen Kenntnissen“ erbrachten. 1937 wurde die gymnasiale
Ausbildung für Mädchen abgeschafft. Andere Oberschultypen standen der weiblichen
Jugend zwar noch offen, doch mussten dort zusätzliche Fächer des Frauenschaffens
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(Handarbeit,
Kinderpflege,
Hauswirtschaft)
besucht
werden.
Reine
Mädchenoberschulen führten einen eigenen „hauswirtschaftlichen“ Zweig, für dessen
Abschluss der Volksmund den Namen „Puddingabitur“ prägte.
Hausfrauen wurden geschult: billig zu kochen, Reste zu verwerten, sich schlicht und
preiswert zu kleiden, Haushaltsgegenstände oder Kleinmöbel selbst herzustellen,
Altmaterial wiederzuverwerten.
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„Das Ziel der weiblichen Erziehung hat
unverrückbar die kommende Mutter zu sein!“
Reichsbildungsminister Rust 1938
Unterhemd, das von E. Mundt ca. 1940 gestrickt worden ist.
(Die Träger wurden später abgetrennt und anderweitig verwertet)
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Eine Anstecknadel, die ca. 1940 für das Winterhilfswerk gearbeitet
worden ist, wurde später umhäkelt und somit zum Deckchen
umfunktioniert.
Leibchen, an dem Strumpfbänder befestigt wurden, nachgearbeitet von
Frau Wilkes, gearbeitet ursprünglich von ihr1943 in der
4. Volksschulklasse
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Mädchenbildung in der Nachkriegszeit
Nach dem Krieg sind sich alle einig: Die deutsche Schule und ihre Erziehungsziele
sollen gründlich reformiert werden. Aber die Schüler und Schülerinnen der
Nachkriegszeit plagen andere Probleme. Es fehlt an Heizmaterial, an Schulmöbeln, an
Büchern und an Schreibwaren. Wie in vielen anderen Städten wurde auch in Schwerte
das Mädchenlyzeum zerstört.
Klasse Inge Voll, geb. Hövelmann (ganz hinten in der Ecke)
erstes Nachkriegsabitur 1947 in Schwerte
„Wissen bedeutet nach wie vor Verlust der Weiblichkeit“. Auch wenn den Mädchen
der Zugang zum Gymnasium nun nicht mehr verwehrt wird, fangen die meisten doch
nichts mit ihrem Abitur an.
„Du heiratest ja sowieso,“ der alte Spruch gilt immer noch. Viele heiraten tatsächlich
recht schnell nach ihrem Abitur. Es hat demnach keinen Sinn in die Mädchenbildung,
sprich in eine weitere gute Weiterbildung, die den Mädchen Unabhängigkeit
ermöglichen könnte, zu investieren.
Somit orientieren sich Lehrinhalte und –ziele der Mädchenerziehung weiterhin an der
Rolle der zukünftigen Hausfrau und Mutter. Bis in die 70er Jahre werden spezielle
Unterrichtsfächer für Mädchen beibehalten und die Hinwendung zu traditionellen
Berufen in Bildung, Erziehung, Pflege und Hauswirtschaft gefördert.
- 22 -
Demgemäss sind in fast allen Schulformen die speziellen Mädchenfächer wie
Nadelarbeit und Hauswirtschaft vertreten, um die „Freude am hauswirtschaftlichen
Tun, sowie die Erhaltung der Bereitschaft zu hauswirtschaftlicher und
hausmütterlicher Arbeit ... zu wecken“.
Eine Besonderheit stellt der Abschluss der bereits 1932 begründeten Frauenoberschule
dar: das sogenannte „Puddingabitur“. Nach 1945 wird dieser Zweig der
Mädchengymnasien in NRW wieder eingeführt. Mit der Umstrukturierung des
Bildungswesens in den 70er Jahren endet diese typisch weibliche Erziehungsrichtung.
Gepaukt wird in den fünfziger und sechziger Jahren eine ganze Menge. Erziehung
zum selbständigen Denken steht jedoch noch nicht auf dem Lehrplan. Der Umbruch
zur Förderung der Gleichberechtigung der Mädchen setzt erst in den 70er Jahren ein.
In den 50er Jahren wird zwar auch das Erlernen eines Berufes akzeptiert, in der Regel
aber nur als vorübergehende Erwerbsmöglichkeit bis zur Verheiratung gesehen. Bei
der Mehrzahl der Mädchen endet der Bildungsweg mit dem Volksschulabschluss.
1957 haben fast 20 % aller weiblichen Schulabgängerinnen einen Realschulabschluss
und 3,8 % machen das Abitur. Nur die Hälfte dieser Mädchen erhalten eine
Berufsausbildung. Die beliebtesten Berufe für die Volksschulabgängerinnen sind die
der Verkäuferin, Arzthelferin, Schneiderin, Friseuse und Büroangestellten. Meist
befürworten die Eltern nach der Volksschule eine Ausbildung an einer
Hauswirtschafts- oder Frauenfachschule. Für die Abiturientinnen steht der Beruf der
Lehrerin an erster Stelle.
Minnimode schockt Spießbürger
Gegen den Wertekanon der Elterngeneration
wird in den 60er Jahren Kleidung zum Zeichen
jugendlichen Protests. Die Jugendlichen
wollen gegen die bürgerlichen Tugenden
Ordnung, Fleiß und Sauberkeit aufbegehren.
Mit Jeans und Minirock werden die Eltern
geschockt. Dieser Protest gegen das
Spießbürgertum hat den Weg für neue
Bildungsreformen vorbereitet.
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Nachkriegszeit: Geschichte zum „Begreifen“
Schulutensilien der 50er Jahre
Aus der Mustermappe von Ilse Kelsch, 50er Jahre
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Auch in den 60er und 70er Jahren sind „Musterarbeiten“ Bestandteil des Unterrichts
Webprobe 1959
Volksschule Garenfeld
Stickübung 1964
Ulrike Berkenhoff
Marienkäfer als Nadelkissen und „Wolllaufsack“
Ulrike Müller Bittner 1970
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Von der privaten höheren Töchterschule zum städtischen
Ruhrtalgymnasium für
Mädchen und Jungen
in Schwerte
Das alte Lyzeum am Mühlenstrang um 1940
1857 – 1896
Anfänge als private höhere Töchterschule: 16 Schülerinnen mit
Elementarschulreife werden 1857 eingeschult. Jede Schülerin muss
ihren eigenen Stuhl mitbringen (bis 1888). Der Unterricht erfolgt in
Privaträumen. 1885 kann die erste Turnstunde trotz Widerstände
durchgesetzt werden. Agnes Tütel wird 1883 eingestellt und
übernimmt im gleichen Jahr die Schulleitung.
Ziel des Schulkuratoriums: Auch den Töchtern der Stadt soll eine
über den Elementarunterricht hinausgehende Ausbildung gegeben
werden.
1896 – 1921
Städtische höhere Mädchenschule: Der Durchbruch der höheren
Mädchenbildung – auch in Schwerte. Die alte Rektoratsschule der
Jungen an der Ostenstraße wird 1902 zur 1. Mädchenschule
umgewandelt. 1908 erfolgt durch ministeriale Bestimmungen in
Preußen die Angleichung der Mädchenbildung an die höhere
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Knabenbildung. 1912 gehen 129 Schülerinnen auf diese Schule. In
Berlin wird 1896 die erste Reifeprüfung im Kaiserreich von einem
Mädchen abgelegt.
1921 – 1938
Das Lyzeum: Die höhere Töchterschule wird nur dann als 6-klassiges Lyzeum anerkannt, wenn ein akademisch gebildeter Lehrer
zum Leiter ernannt wird. Agnes Tütel, ohne akademische Bildung,
kann nicht mehr Rektorin, sondern nur noch als Lehrerin tätig sein.
1938 – 1945
Städtische Oberschule für Mädchen: 1938 erfolgt eine
Verkürzung
der
Gymnasialzeit
„aus
wichtigen
bevölkerungspolitischen Gründen“ auf 8 Jahre. Dies bedeutet eine
Rückwärtsentwicklung gegenüber dem, was gerade erst erreicht
worden ist. „Das Ziel der weiblichen Erziehung hat unverrückbar die
kommende Mutter zu sein.“ Der Erlass zielt auf eine Verbannung
der Frau aus höherer Bildung, die Städtische Oberschule für
Mädchen wird zur fünfjährigen „Zubringeschule“ für die Oberschule
degradiert.
1946 – 1971
Neusprachliches Mädchengymnasium: Der Unterricht findet bis
zur Einweihung des Neubaus 1952 in wechselnden Schwerter
Schulgebäuden - sogar mit Schichtunterricht am Nachmittag - statt.
1949 erfolgt die Anerkennung als vollausgebautes 9-klassiges
Mädchengymnasium durch das Kultusministerium.
ab 1971
Städtisches Ruhrtalgymnasium für Mädchen und Jungen:
Koedukation ist die neue Erziehungsrichtung. Ab 1972 erfolgt die
Oberstufenreform. Der Klassenverband wird zugunsten eines
Kurssystems aufgegeben. Leistungskurse werden eingerichtet und
eigenverantwortliches Lernen ist gefragt.
Das „RTG“
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Handarbeit in den Richtlinien und Lehrplänen
Von der Nadelarbeit zum Textilunterricht
Mustertücher erzählen Mädchengeschichte (1872)
Richtlinien, Lehrpläne, Didaktik oder Methodik? Um 1900 spielen diese Aspekte des
Unterrichts noch gar keine Rolle. Durch einfaches Vormachen und Nachmachen
werden
die
wichtigsten
Techniken
vermittelt.
Der
verpflichtende
Handarbeitsunterricht für Mädchen an allgemeinen Schulen in Preußen – und damit
auch in Schwerte – wird erst 1872 eingeführt. Der Stoff für den Unterricht ist aus dem
Lebenskreis der Mädchen zu nehmen, praktische Dinge – auch im Hinblick auf die
Aussteuer - haben den Vorrang. „Der Unterricht beschränkt sich auf Stricken, Nähen,
Flicken, Stopfen, Wäschezeichnen und Wäschezuschneiden“ heißt es in den
Lehrplänen von 1890. “Die ersten Übungen im Stricken werden an einem
Musterlappen... Das Zeichnen der Wäsche wird an einem Zeichentuche... Das Nähen
aller Nähte wird an einem Probetuche... vorgenommen“ Die Schülerinnen müssen in
vier von sechs „Handarbeitsschuljahren“ Mustertücher anfertigen.
Mustertuch Helene Böhmer, 1891
Nadelarbeit als erzieherischer Anspruch (1908)
Das Fach, das weiterhin nur für Mädchen unterrichtet wird, heißt jetzt Nadelarbeit und
bekommt einen erzieherischen Anspruch. Es soll „kein Vormachen und kein
Nachmachen“ mehr geben.
Die Lehrerin soll als Vermittlerin von Kultur, Schönheit und Anmut das
Schöpferische, das Eigene wecken und die Phantasie und Denkkraft anregen.
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Margot Grupe, Die neue Nadelarbeit, 1910
Reformen von 1920
Bis zum 1. Weltkrieg werden weiterhin Mustertücher gestickt. Daneben wird die
Anwendung der Arbeitstechniken an praktischen Beispielen gefordert: Schürzen
müssen genäht, Wäsche gestopft werden. Auch das Sockenstricken und
Topflappenhäkeln wird gelehrt.
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Nützlichkeit und Gebrauchsfertigkeit (1933)
Die in der Schule gearbeiteten Gegenstände sollen praktische Verwendung finden. So
schreiben es die Lehrpläne ab 1933 vor. „Ein trautes Heim, ein lieber Mann und eine
Schar glücklicher Kinder“, das alles entspricht dem Lebensbild der Frau. Ihre Waffe
ist der Kochlöffel.
Von Politik ist sie ausgesperrt, ihre beginnende
Emanzipation ganz aufzuheben misslingt aber.
Mädchen werden aus Gymnasien in
Hauswirtschafts – Oberschulen gedrängt. Dort
können sie das im Volksmund bekannte
„Puddingabitur“ ablegen. Schon wieder wird in
den Richtlinien für den Handarbeitsunterricht
die Nützlichkeit und Gebrauchsfähigkeit der
angefertigten Arbeiten gefordert und das
Einüben textiler Arbeitstechniken vermittelt
und gepflegt.
Neue Begründungen für ein altes Fach (1950)
In den 50er Jahre steht die Frage: „Welchen Beitrag kann der Textilunterricht, wenn
er im Fächerkanon der Schule unter dem Aspekt der Bildung und Erziehung gesehen
wird, heute noch leisten?“ im
Vordergrund. Neue Begründungen für das Fach werden gesucht.
Sowohl die ästhetische Qualität
eines Produktes als auch die
Materialbeschaffenheit sollen der
Schülerin
im
Unterricht
vermittelt
werden.
Die
Umsetzung im Schulalltag lässt
aber fast immer auf sich warten.
Im Unterricht bleibt es beim
beziehungslosen Erlernen textiler
Techniken. Nach wie vor werden
in erster Linie Topflappen
gehäkelt, Socken gestrickt und
Schürzen genäht.
- 30 -
„Textiles Gestalten“ ab 1965
1965 entsteht ein neuer Name für ein altes Fach. Die „Nadelarbeit“ wird durch
„Textiles Gestalten“ abgelöst. Die Richtlinien schreiben die Förderung der
schöpferischen Begabungen der Schülerinnen vor. Gleichzeitig soll der Unterricht
unter Verwendung moderner technischer Hilfsmittel wie die der Nähmaschine,
Hilfestellung geben, Kleidung zu gestalten. Die Schülerinnen sollen angeleitet
werden, ihre häusliche Umwelt zu gestalten und ihren persönlichen Stil zu finden.
„Applikationen“
Die legendäre „Klorollenhülle“
Als
Antwort
auf
das
Wirtschaftswunder (es kann alles
gekauft werden, Altes wird nicht
mehr gebraucht) wendet sich die
Didaktik gegen den Geschmacksverfall der Zeit. Bis in die 70er
Jahre
stehen
gesellschaftskritische Aspekte in Wohnung
und Kleidung im Vordergrund.
In den Lehrplänen wird zudem
der kommunikative Unterricht
für Jungen und Mädchen
gefordert.
Halbschürze, Ulrike Berkenhoff 1967
Die Handarbeiten in der Ausstellung zeigen, dass trotz neuer Namensgebung und
neuer Lehrpläne auch noch in den 70er Jahren Theorie und Praxis auseinander klaffen.
Es blieb alles wir es war.
- 31 -
Eine Frau, die Schwerter Schulgeschichte
schrieb
„Unser Streben sei darauf gerichtet, in unseren Schülerinnen das
Verständnis dafür zu wecken, daß das Leben jedem Menschen, auch der
Frau, eine Aufgabe stellt, zu deren Erfüllung es des heiligen Ernstes,
des unermüdlichen Strebens bedarf. Und wenn wir, dem Zuge der Zeit
folgend, der geistigen Ausbildung auch der Frau eine so hohe
Bedeutung zulegen, so sei es, nicht um Frauenrechtlerinnen, sondern
Frauenpflichtlerinnen zu erziehen.“
Agnes Tütel, 1907
„Wie sehr haben sich die Zeiten geändert. Das Recht auf Arbeit und
Bildung für die Frauen, um das sie einst so hart gekämpft haben, ist seit
langem anerkannt. Heute ist die Frau mitberufen zur Gestaltung des
öffentlichen Lebens auf allen Gebieten.“
Agnes Tütel, 1957
- 32 -
Name:
Tütel, Agnes
Geboren:
1865 in Schwerte, Große Marktstr. 4
Elternhaus:
Tochter des Sanitätsrats Dr. Tütel, Schwerte
Religion:
evangelisch
Familienstand:
ledig (erst 1915 wurde das Zölibat für Lehrerinnen abgeschafft)
Schulbesuch:
1873 Einschulung in die Private Höhere TöchterSchule in Schwerte nachdem sie die Sonderprüfung
zur Aufnahme bereits im Alter von 8 Jahren erfolgreich
bestanden hat
Ausbildung:
Ablegung des Lehrerinnenexamens in Wuppertal
Studium der französischen Sprache in Brüssel (Belgien),
gleichzeitig dort Lehrerin für Deutsch
Beruf:
2 Jahre Lehrerin an der High School in Ipswich
1893 Leiterin der privaten Höheren Töchterschule Schwerte
1895 Ablegung des Vorsteherinnenexamens
1896 Leiterin der Städtischen Höheren Mädchenschule
1908 Leiterin der Staatlich anerkannten Höheren Mädchenschule in Schwerte
1922 Die Schulleitung übernimmt Herr Dr. Knochendöppel,
da Agnes Tütel keine akademische Ausbildung – nur 29 Jahre
Erfahrung - hat. A. T. bleibt bis zu ihrer Pensionierung einfache Lehrerin.
Soziales
Engagement:
Leitung des „Roten Kreuz“ und der „Mütterberatung“ in
Schwerte zusammen mit Johanna Reifenberg (Jüdin), Organisation der Annahmestelle für „Liebesgut“ zur Truppenverpflegung und für bedürftige Familien im 1. Weltkrieg u.v.m.
Gestorben:
1957 in Schwerte, bestattet auf dem evgl. Friedhof
- 33 -
Christel Münster * 30.11.1936, vierte v. links
„Acht Jahre Volksschule sind genug,
ich will Frisöse werden.“
Sie ist fast 7 Jahre alt, als sie Ostern 1943 in die Schwerter Feldschule eingeschult
wird. Fräulein Hollmann ist ihre erste Lehrerin in einer reinen Mädchenklasse.
Unterrichtet werden die Fächer Religion, Rechnen, Schreiben und Lesen. Im 2.
Schuljahr kommt Nadelarbeit dazu. Christel ist zwar stolz auf ihr neues
Handarbeitskörbchen, doch Handarbeiten ist nicht ihr Ding, das können ihre
Schwestern besser. “Ich bin eher handwerklich veranlagt“, meint sie. Trotzdem hat sie
gelernt, Strümpfe zu stricken und Topflappen zu häkeln. In der 4. Klasse kann sie eine
bestickte Topflappen-Tasche vorweisen.
Die ersten beiden Volksschuljahre sind geprägt durch die letzten Kriegsjahre. Krieg
bedeutete Fliegeralarm, Tiefflieger, Bombengefahr. „Schon bei Voralarm ließen sie
uns aus der Schule nach Hause laufen“, erinnert sie sich. „Wir Kinder aus Schwerte
Ost liefen in Richtung Elternhaus bis wir Seitenstiche bekamen“.
1945 wird die Feldschule geschlossen, da es nicht genug Kohle zum Heizen gibt. „Wir
wurden auf Schwerter Schulen verteilt und hatten teilweise Nachmittagsunterricht.
Die Schulspeisung wurde eingeführt. Einen Nachschlag bekamen nur die, die
höchstens 3 Fehler im Diktat hatten. Das tat weh. Hunger hatten alle“; erinnert sie
sich.
Um 1947 muss es gewesen sein, als Frl. Kampmann einen Probesticklappen auf
Schülertuch mit ihrer Klasse arbeiten will. Den Stoff besorgt sie, die Schülerinnen
sollen 20 Pfennig für ein „Läppchen“ bezahlen. Christels Mutter weigert sich
hartnäckig, für „Unnützes“ so viel Geld auszugeben. Sie will höchstens ein kleines
Stück von einem alten Bettlaken herausrücken. Doch Christel kämpft letztendlich
erfolgreich um dieses Probestückchen – sie will vor ihren Mitschülerinnen nicht
zurückstehen.
In der 7. Klasse lernt sie dann das Sockenstricken. Ein Pullover, der zu klein
geworden ist, wird aufgeribbelt. Die Mutter wickelt das Garn ganz fest um ein
Holzbrettchen, befeuchtet es und lässt es über Nacht am Herd wieder trocknen. So ist
die Wolle wieder zu verwerten. Das ist was Sinnvolles und die Mutter unterstützt
Christel beim Stricken. Das Käppchen schafft sie nur mit ihrer Hilfe. An das Tragen
der Strümpfe hinterher erinnert sie sich mit Grausen: „Sie waren furchtbar kratzig,
aber sie waren zumindest warm.“
Und doch spricht Christel Münster von einer sorglosen Kinderzeit in Schwerte Ost,
die 1952 mit der Entlassung aus der Feldschule zu Ende ist.
- 34 -
„Meine Mutter wollte, dass ihre drei Töchter eine ordentliche
Ausbildung bekommen."
Die Mutter, von Beruf Krankenschwester, will, dass ihre drei Töchter eine ordentliche
Ausbildung bekommen. Christels Traumberuf ist es, Frisöse zu werden. Doch
Lehrstellen sind Mangelware und so ist sie froh, überhaupt eine Lehrstelle zu
bekommen, wenn auch als Wäscherin und Plätterin, was nicht gerade ihr Traumberuf
ist. „Es war aber so wichtig für uns, eine Ausbildung machen zu können und auch
noch etwas zum Haushalt beizutragen. So mussten auch die Schwestern handfeste
Berufe erlernen, durch die die ganze Familie ihren Nutzen haben konnten. Meine
Schwestern sind Schneiderin und Steuerangestellte geworden. Beide konnten nachher
in der Wäscherei mit Rat und Tat zur Seite stehen.“
Eine eigene Berufsschulklasse gibt es nicht. Christel besucht während ihrer Lehrzeit
die Haushaltsklasse der Berufsschule. Zusätzlich bekommt sie Privatunterricht in den
berufsspezifischen Fächern durch ihren Lehrherrn, Herrn Schroer. 1959 besteht
Christel ihre Gesellenprüfung und im gleichen Jahr macht sie sich in der Wäscherei
Schroer selbständig. Sie führt als jüngste Chefin – schließlich ist sie erst 23 Jahre alt –
die Wäscherei „Münster und Wiese“. Sie beschäftigt 16 Mitarbeiterinnen und leitet
dieses Geschäft zusammen mit ihrer Schwester 33 Jahre lang.
Nie wieder will sie zu wenig Geld haben. Die Ausbildung ist die Grundlage dafür.
Es stimmt: Eine ordentliche Ausbildung hat sie bekommen!
- 35 -
Trotz allem: 1. Bürgermeisterin in Schwerte
Ursula Sobelat geb. Klanke * 30.10.1937
„Deutsch und
Rechnen sind
wichtig, alles
andere kann
man im Leben
noch lernen“,
an
dieses
Motto
ihrer
Lehrer
und
Lehrerinnen
kann
sich
Ursula
Sobelat noch
heute
gut
erinnern.
Im Herbst 1943 wird Ursula Klanke in die Volksschule Villigst eingeschult.
Unterrichtet werden die Klassen 1 – 4 und 5 – 8 in zwei Klassenräumen von jeweils
einem Lehrer. In den Kriegsjahren wird der Unterricht oft wegen Bombenalarm
unterbrochen, von April bis September 1945 fällt er ganz aus. Wegen der
Entnazifizierung müssen viele Lehrer nach Kriegsende ihren Dienst quittieren und bis
zu 180 Schüler werden teilweise von einem Lehrer allein in Villigst unterrichtet. In
den Jahren von 47 bis 51 gibt es die Schulspeisung, zunächst Suppen in Pulverform auch Rennfahrersuppe genannt - und ab 48 werden einfache Mahlzeiten für die
Schüler in der Schule gekocht.
Der Volksschullehrer überredet den Vater, die Tochter auf das Gymnasium zu
schicken. Nach erfolgreicher Aufnahmeprüfung in Mathe, Deutsch und
Allgemeinwissen besucht sie ab Ostern 1948 die Städtische Oberschule für Mädchen
in Schwerte. Von seinem Monatsgehalt in Höhe von 200 Mark muss der Vater allein
für seine Tochter 20 Mark Schulgeld bezahlen. 52 Schülerinnen werden in einer
Klasse unterrichtet. Da kein eigenes Schulgebäude zur Verfügung steht, werden die
Mädchen in den Jahren 48 – 53 zunächst in Räumen der Haselackschule und dann in
Wechselschicht mit den Jungen im Friedrich Bährens Gymnasium unterrichtet. Ursula
geht als einziges Mädchen aus Villigst in diese Klasse und nimmt täglich den
beschwerlichen Schulweg mit dem Fahrrad oder zu Fuß auf sich. Nadelarbeit gehört
zum Stundenplan – ein Topflappen wird gehäkelt, auch an Hohlsaum und Kreuzstich
kann sie sich erinnern – aber viel Interesse hat das Mädchen nicht an diesem Fach.
- 36 -
Mathe, Deutsch und Englisch liegen ihr mehr. Sie erinnert sich: „Typisch weibliche
Dinge waren nicht mein Ding“. Für 2 kg Altpapier gibt es in Hagen ein neues Heft zu
kaufen. Strafarbeiten müssen wegen Papiermangel auf Zeitungsrändern geschrieben
werden. Auf dem schlechten Papier läuft die Tinte oft aus und dafür bekommen die
Schülerinnen eine schlechte Zensur in „Handschrift“.
1950 wird die Städtische Oberschule für Mädchen, das Lyzeum, Vollanstalt und heißt
nun „Städtisches Neusprachliches Mädchengymnasium“.
1952 ist Ursula Klanke 14 Jahre alt und somit nicht mehr schulpflichtig. Sie erinnert
sich heute, dass sie in dieser Zeit den Wunsch hat, Lehrerin zu werden. Aber für ihre
Mutter, die selbst keine Ausbildung machen konnte, ist es wichtiger, sofort einen
Beruf zu erlernen. Eigentlich ist sie traurig, dass sie die Schule verlassen muss,
trotzdem ist sie ganz mit der Entscheidung der Eltern einverstanden. Frisöse, wie vom
Arbeitsamt vorgeschlagen, möchte sie dennoch nicht werden.
Mit viel Glück bekommt sie im
Stahlwerk
Ergste
einen
Ausbildungsplatz zum Industriekaufmann und besteht
nach zwei Jahren vorzeitig
erfolgreich ihren Abschluss. 16
Jahre alt ist Fräulein Klanke als
sie ihre Ausbildung beendet.
Sie bekommt eine gute Stelle
im Rechnungswesen der Firma.
„Bildung ist ein Wert an sich.“
sagt Frau Sobelat heute. „Mit
14 wäre ich gern Lehrerin
geworden. Wenn ich das Abitur
gemacht hätte, hätte ich mit 18
bestimmt
einen
anderen
Berufswunsch gehabt. Aber ich
bin mit meiner Ausbildung
zufrieden.“
„Wenn meine Eltern es gekonnt hätten, hätten sie mir alles
ermöglicht.“
- 37 -
„Nur ein Mädchen“ diese Auffassung hat mein Vater nie gehabt Und doch eine typische Mädchenausbildung?
Ulrike Berkenhoff, geb. Plätz *01.07.1952
An meinen ersten Schultag in der Schwerter Eintrachtschule erinnere ich mich gerne.
Das war 1959. Ich kam in die Klasse meines Großonkels Fritz Lange. Heimatkunde
war seine Passion und der erste Schulausflug ging zum damaligen Museumsleiter
Spiegel ins Ruhrtalmuseum. Mein Großonkel war mein Vorbild. Ich wollte deshalb
auch Lehrerin werden und wie er Heimatkunde unterrichten. Neben den üblichen
Fächern hatten wir auch Nadelarbeit. Ich hätte auch gerne am Werkunterricht der
Jungen teilgenommen, statt dessen mussten wir Topflappen häkeln. Für Mädchen
gehörte sich das so.
- 38 -
Nach dem 4. Schuljahr ging ich zum Neusprachlichen Mädchengymnasium, das ich
leider nach der Quarta verlassen habe. In diesen drei Jahren hatte ich
Handarbeitsunterricht bei Fr. Erdmann und ich nähte und strickte das erste Paar
Socken mit Hilfe meiner Mutter. Die damals überall beliebte Halbschürze habe ich
mit Eifer genäht. „Das hat mir Spaß gemacht, und ich wollte auch gerne gute Noten
bekommen.“
Ich erinnere mich, dass wir in der Volksschule bei Frau Wendt einen Pullover mit
Lochmuster gehäkelt haben.
Während
meiner
Volksschulzeit wurde
das 9. Pflichtschuljahr
eingeführt.
Unsere
Klasse wurde nach
Mädchen und Jungen
aufgeteilt und das
bedeutete
schon
wieder Kochen und
Handarbeit für die
Mädchen und Werken
für die Jungen. Das
Handarbeiten machte
mir zwar Spaß, aber
ich hätte auch gerne
Werkunterricht
gehabt.
Aus der Mustermappe: „Versäuberung von Nähten“
Ulrike Berkenhoff 1967
Nach Beendigung der Volksschule ging ich in die 2jährige Hauswirtschaftliche
Berufsfachschule „Am Stadtpark“ in Schwerte, mit dem Ziel, später Erzieherin oder
Kindergärtnerin zu werden. Hier wurde aber nicht nur Kochen und Handarbeit
unterrichtet – in den Jahren 1967 – 1969 entstand übrigens meine Mustermappe –
sondern auch Englisch, Algebra und Deutsch standen auf dem Lehrplan.
Meine damalige Deutschlehrerin, Frau Steinkamp, unterstützte mit ihrem für mich
faszinierenden Deutschunterricht mein Interesse an Literatur. Eine Leseratte war ich
schon immer gewesen und so wurde der Beruf der Buchhändlerin für mich immer
interessanter. Nach Beendigung der Hauswirtschaftsschule machte ich dann eine
Lehre.
Ich habe nie den Eindruck gehabt, dass meine Eltern mich „mädchentypisch“ erzogen
haben. Für meine Berufsausbildung durfte ich mich frei entscheiden und ich bin noch
heute von der Richtigkeit meiner Berufswahl überzeugt.
- 39 -
Mustertücher – Merkzettel für Generationen
„Exemplum“ (= das Beispiel) heißt das lateinische Wort für „Mustertuch“ und genau
darum ging es bei der Herstellung von Mustertüchern. Sie dienten als Übung für die
einzelnen Stiche oder Nähte und wurden als „Merkzettel“ von der Mutter auf die
Tochter vererbt. In jeder Generation kamen neue Stücke hinzu, die als Stick- und
Nähvorlagen eine wichtige Rolle spielten. Dabei wurden Muster auch schon mal
ausgetauscht wie Kochrezepte.
Mustertücher waren aber auch Übungstücher, die der einfachen Bevölkerung, die
nicht lesen und schreiben konnte, half, Buchstaben zu identifizieren.
Viele Mustertücher wurden von sehr jungen Mädchen im Alter zwischen sechs und
vierzehn Jahren als Erstlingswerke gearbeitet. Die Arbeiten waren von erstaunlich
hoher Qualität. Mustertücher lagen auch nicht in der Schublade. Als Aushängeschild
zeigten sie den Fleiß und die Ausdauer der Stickerin. So wurden die Tücher in der
guten Stube aufgehängt und spielten bei der Brautwerbung eine große Rolle. Der
Heiratskandidat erhielt so „Aufschluß über die Nadelfähigkeit des Fräuleins“.
Nach 1920 verdrängten Reformen diese seit dem 16. Jahrhundert notwendige
Handarbeit. Bis dahin gehörten Mustertücher auch zum ständigen Bestandteil des
Handarbeitsunterrichts.
De Uutstüür - die gute Sparkasse
„Ein ordentliches Mädchen beginnt nach der Entlassung aus der Schule damit, für
seine Aussteuer zu sorgen. Es spart Geld für Stoffe und näht alles selbst. Das ist eine
gute Sparkasse“, so heißt es 1909 im praktischen Leitfaden für Jungfrauen als
„Wegweiser zum häuslichen
Glück“. So fertigen bis zum
Ende des 19. Jh. die meisten
Frauen ihre Aussteuerwäsche
selbst an. Alles wird mit dem
Monogramm oder mit dem
ganzen
Namenszug
der
Besitzerin gekennzeichnet.
Noch bis 1958 finden sich
Vorschriften im Bürgerlichen
Gesetzbuch, die den Vater
verpflichten, der Tochter im
Falle einer Heirat, eine seinem
Vermögen
entsprechende
Aussteuer mitzugeben.
Unterschiedliche Monogramme, die nachträglich zu
einem Deckchen zusammengearbeitet worden sind
- 40 -
Stickereien im Haushalt – Lebensweisheiten auf Stoff
Durch die Industrialisierung gewann die Hausfrau freie Zeit. So beschränkte sie ihre
Stickerei nicht mehr auf die Aussteuer, sondern sie schmückte das Haus mit
besticktem Zierrat aller Art. Sehr beliebt waren Tücher, auf denen mit großen
gestickten Lettern fromme Sprüche, Ermahnung und küchenpsychologische
Weisheiten standen.
Der Hausfrau Beruf,
zu dem Gott sie erschuf,
ist, in dem Hause still zu walten,
mit Fleiß die Ordnung zu erhalten.
Das Sticken von Sprüchen hatte seine Blütezeit von 1870 bis 1930. Die Sprüche
hatten außer der Schmuckfunktion den Sinn, ein immer ins Auge fallender
moralischer Appell zu sein. So sind häufig Bibelzitate, Dichterworte und
Glaubenssätze gestickt. Hierin spiegelt sich der von der
Gesellschaft geforderte Tugendkatalog, dem die Frau
verpflichtet war, wider.
Der beste Schatz für einen Mann ist eine Frau, die kochen
kann!
Kochst Du gut zu Haus, geht Dein Mann nicht aus.
Die Küche ist die schönste Zier des ganzen Hauses, glaube
mir!
Der bürgerliche Haushalt hatte - anders als heute - Personal, so dass die Hausfrau von
der täglichen Hausarbeit entlastet war und relativ viel freie Zeit für Handarbeiten
hatte. Was für die Damen der feinen Gesellschaft aber reiner Schmuck war, hatte für
die Bauersfrauen bzw. Arbeiterfrauen praktische Funktionen: Bügelbrettbezüge,
Wandschoner hinter dem Herd, ein Überhandtuch oder Abdecktücher für den
Wäschekorb waren nützlich im Haushalt, denn sie schonten Möbel und Geräte.
Heute stellen diese Stickereien ein kulturgeschichtliches Dokument dar, das
Aufschluss gibt über eine von der Emanzipationsbewegung leidenschaftlich
bekämpfte, dienende Rolle der Frau, besonders über ihre Beziehung zu den Bereichen
Kinder, Küche und Kirche
- 41 -
„Schulmädchen Report“
„Ich erinnere mich genau an den Handarbeitsunterricht im 2.
Schuljahr, in dem uns unsere Lehrerin das Stricken einer
kleinen Mütze beibrachte, als Einstieg zum Stricken von der
Ferse von Strümpfen. Das weiße Mützchen war nach
Fertigstellung an einigen Stellen schwarz. Von diesem
Unterricht profitierte ich nach dem Krieg, als ich aus
Wollresten jede Menge Strümpfe strickte.“
Diethild Dudek, Oberschichtmeisterin
„Meine Mutter konnte mir beim Fersenstricken von Socken
leider nicht helfen. Warum? Sie war Linkshänderin. Trotzdem
bekam ich ein „Sehr Gut“ in Handarbeit.“
Ulla Beyer-Feldmann,
Arbeitskreis Schwerter Frauengeschichte(n)
„Handarbeiten war nicht mein Fall. Weihnachtgeschenke,
z. B. Topflappen wurden ganz oft erst nach der Bescherung
fertig. Meine älteste Schwester hat mir meistens geholfen.“
Lore Seifert,
Gründungsmitglied des 1. Schwerter Beginenhofes
„Das Fach Handarbeit hat mich 9 Jahre auf dem Gymnasium
begleitet.
Manchmal war ich mit Lust dabei, öfters packte mich jedoch
der Frust, wenn ich z. B. ein Herren – Nachthemd im GeishaSchnitt anfertigen musste. Wer von uns würde je in seinem
Leben den evtl. späteren Ehemann mit so einem maßgeschneiderten Nachtgewand überraschen wollen?“
Ilse Kelsch, Hausfrau
- 42 -
„Ich musste während des Handarbeitsunterrichts in den
60er Jahren eine Schürze nähen, die ich dann beim
Kochunterricht tragen musste. Außerdem habe ich zwei
Kopfkissenbezüge für die Aussteuer genäht, in denen die
Knopflöcher mit der Hand eingearbeitet werden mussten.“
Christel Seiffert,
Arbeitskreis Schwerter Frauengeschichte(n)
„Handarbeit habe ich gemocht, besonders Kreuzstich und
Hohlsaum. Zur Schule gegangen bin ich in eine katholische
Mädchenschule und ich bin immer gern ein Mädchen
gewesen. Besonders gut erinnern kann ich mich an eine
selbst gewebte und gefütterte Tasche, die ich mit 12 Jahren
gearbeitet habe. Bis zu meinem 20 Lebensjahr habe ich sie
voller Stolz getragen, obwohl Fransenledertaschen damals
„in“ waren.“
Angelika Holz, Floristin
„Ich hatte nie viel Interesse am Handarbeitsunterricht.
Mathe, Deutsch und Englisch lagen mir mehr.“
Ursula Sobelat,
ehem. Bürgermeisterin von Schwerte
„Obwohl ich schon eine Ausbildung zur Apothekenhelferin
und zur Sekretärin gemacht hatte, habe ich mit 40 Jahren
noch die Frauenfachschule besucht. Ich wollte in der
Erwachsenenbildung tätig sein und so war dieser
Schulabschluss für mich eine wichtige Voraussetzung. Den
Handarbeitsunterricht fand ich in dieser Zeit sehr gut.
Keiner wollte mir was, ich lernte für mich selbst.“
Ursula Ackermann
1. Vorsitzende im Hausfrauenbund
- 43 -
„Mit 12 Jahren (Quinta 1952) mussten wir ein Babyhemdchen
nähen. Ich erinnere mich – wir hatten sehr viel Spaß dabei.“
Anneliese Lohmann
Arbeitskreis Schwerter Frauengeschichte(n)
„Handarbeit war nicht meine Stärke. Heute ändere ich im
Freundeskreis Hosen und Röcke.“
Christel Münster
Arbeitskreis Schwerter Frauengeschichte(n)
„Unsere Lehrerin Frl. Kampmann fand an meiner gestickten
Handarbeitstasche eine Naht nicht ordentlich genug. Ich sollte
sie wieder auftrennen. Dazu hatte ich aber keine Lust und
stellte mich dumm. Die Handarbeit schummelte ich, so wie sie
war, wieder unter die fertigen Arbeiten meiner
Mitschülerinnen. Trotzdem bekam ich eine gute Note.“
Elisabeth Karthaus
Lehrerin
„Frau Rother war eine sehr praktische Frau. Ihre
handarbeitlichen Fähigkeiten sind ihr bei ihrer langjährigen
Arbeit in der Frauenhilfe und besonders bei den Basaren
immer zu Gute gekommen.“ (Gudrun)
Susanne Rother, verstorben 2004
ehem. 1. Vors. der Frauenhilfe, „Grüne Dame“
- 44 -
„Mein Handarbeitsunterricht fiel in die Zeit des 2. Weltkrieges. Es wurden nur nützliche Dinge wie Strümpfe,
Mützen und Schals gearbeitet. Ich habe in meiner Freizeit
immer gern gehandarbeitet. Meine Socken und Handschuhe
sind noch heute in der Familie beliebt.“
Gudrun Nawothnig,
Arbeitskreis Schwerter Frauengeschichte(n)
„In der Schule war ich für ein Mädchen immer zu frech. Mit
den Handarbeitslehrerinnen stand ich besonders auf
Kriegsfuß. Deshalb hatte ich in diesem Fach
vergleichsweise schlechtere Noten. Dabei bin ich, was
Handarbeiten jeglicher Art betrifft, wirklich nicht
ungeschickt."
Gabriele Kruse
Verantwortl. Online Redakteurin des Citynetzes
Schwerte
„Statt Frottestoff - wie von der Lehrerin vorgegeben - habe
ich Karostoff für den Unterricht mitgebracht. Erst habe ich
mich nicht getraut, den Karostoff herauszuholen. Doch die
Lehrerin, die in dieser Stunde eine Lehrprobe hatte, wurde
gelobt, weil unterschiedliche Stoffe bearbeitet wurden.
In den ersten 3 Wochen meinte mein Lehrer, Mädchen
hätten nichts auf dem Gymnasium zu suchen. Ich dachte:
Der spinnt!. Später hat er seine Meinung geändert.“
Heike Hoppe, Autorin
„Ergste ist ein Dorf. Die Jungen hatten Werkunterricht und
die Mädchen Handarbeit. Das habe ich nie hinterfragt,
denn innerhalb der Familie gab es bei uns die gleiche
Rollenverteilung und ich fand das zu dem Zeitpunkt auch in
Ordnung.“
Christa Grulke,
Sekretärin im evgl. Gemeindebüro Ergste
- 45 -
„Der Handarbeitsunterricht war für mich als Mädchen ein
Gräuel: die Hände waren zu klein, die Baumwolle zu kratzig,
die Lehrerin war furchtbar streng. Nach dem Krieg musste ich
ran. Ich war geschickter und da hat mir Nähen und Stricken
viel Spaß gemacht.“
Marlies Wilkes
Mitarbeiterin im ökumenischen Altenkreis
„Erinnerungen an den Handarbeitunterricht habe ich nicht
viel. Ich bin keine besonders begabte „Handarbeiterin“
gewesen. Ich habe einfach immer das getan, was wir mussten.
Trotzdem: Später, habe ich gern für meine Kinder genäht.“
Inge Voll
ehem. Vorsitzende der Frauenhilfe
„Handarbeitsunterricht - das war für mich eine einzige
Plagerei mit Häkel-, Strick-, Stopf- und Nähnadeln. Nie
wieder!“
Ilka Heiner
Chefredakteurin Westfälische Rundschau Schwerte
„Handarbeit? Dafür habe ich eine Hand gehabt. Am liebsten
habe ich Hohlsaum gearbeitet.“
Irene Jakobs
ehemalige Wirtin in Schwerte
- 46 -
„Am Handarbeitsunterricht habe ich nicht gerne
teilgenommen, weil alles nach genauen Vorgaben gearbeitet
werden musste. Ich hätte mir gerne einen Stoff oder ein
Muster selber ausgesucht. - Die Werkstücke verschwanden,
manchmal auch nicht ganz fertig, im Schrank.“
Bärbel Weydringer
AK Schwerter Frauengeschichte(n)
„Ich habe nicht gerne Handarbeit gehabt, da Frl. Witte,
meine Lehrerin, eine Seminarfreundin meiner Mutter war.
Später in der Ausbildung habe ich als Wahlfach die
„Nadelarbeit“ gewählt.
Ruth Lohmann,
Volksschullehrerin
„Mit 6 Jahren träumte ich bereits davon, mir eigene Pullover
zu stricken und Röcke nähen zu können, um schönere
Kleidung zu besitzen. Der Handarbeitsunterricht war deshalb
Mittel zum Zweck. Ich spürte früh bei mir eine große
Geschicklichkeit für die Fächer Handarbeit, Werken und
Kunst. Nun konnte ich für meine Familie Geschenke und für
mich modische Kleidung und Accessoires herstellen. Ein
wichtiger Besitz seit meinem 22. Lebensjahr ist eine
elektrische Nähmaschine.“
Elisabeth Stark – Reding, Künstlerin
„Ich hatte Angst vor meiner Handarbeitslehrerin, weil sie so
streng war, stechende Augen hatte und stechende Nadeln in
der Hand.“
Gudrun Bittner
Grundschullehrerin
- 47 -
„Als ungelernte Schülerin konnte ich 4 Tischsets nicht in 2
Tagen besticken - so viel hab ich im Handarbeitsunterricht
gelernt. Und meiner Mutter bin ich immer noch für die
Nachtschicht dankbar, die zum pünktlichen Abgeben der
Hausaufgabe verhalf.“
Anja Stock,
Leiterin Stadtbücherei Schwerte
„Unsere Handarbeiten in der Schule waren auf die Zukunft
gerichtet, als Hausfrau und Mutter zu leben. Wir lernten:
Socken stricken und stopfen, mit der Maschine Kopfkissen und
Schürzen zu nähen und flicken. Die Möglichkeiten, sich frei zu
entfalten, waren gering. Fleiß und ordentliches Arbeiten
wurden gut zensiert.“
Emmi Beck
ehemalige Kommunalpolitikerin, ehrenamtlich tätig
„Nadelarbeit? Note immer: „gut“.
Das kann ich nur mit Hilfe meiner
Schneidermeisterin war, geschafft haben.“
Mutter,
die
Marlies Müller
Volks-, Haupt- und Gesamtschullehrerin
„Handarbeit hat mir gelegen. Ich hätte aber trotzdem viel
lieber am Werkunterricht der Jungen teilgenommen.“
Ulrike Berkenhoff
Buchhändlerin
- 48 -
„Mit dem Handarbeitsunterricht verbinde ich eine übergenaue
Lehrerin und Dank an meine Mutter für viel Hilfe.“
Marlies Knäpper
Hausfrau
„Wir mussten so viel unsinnige Sachen arbeiten. Ich erinnere
mich genau, dass ich einen Rock aus Gehminderlinnen
(fruchtbar knitterig) ganz mit der Hand nähen und auch
besticken musste. Das war total unmodern. Ich habe ihn
nachher versteckt, damit meine Mutter ja nicht auf die Idee
kommen konnte, dass ich ihn tragen sollte. Später in der
Studentenzeit habe ich von den erworbenen Grundkenntnissen
profitiert. Ich habe mir so manches Teil preiswert arbeiten
können.“
Gabriele Breuer, Lehrerin
„Ich habe 1942 Abi gemacht, deshalb war meine Schulzeit
durch den Krieg geprägt. Handarbeit hat mich immer
interessiert. Da ich stets kreativ war, war das nichts
Besonderes für mich.“
Margarete Crone
ehem. Museumsleiterin
„Das Gestalten von Endlosschals, Fingerhandschuhen und
Stofflappen fand ich gruselig. Mit 14 machte ich meinen ersten
Nähkurs. Danach hat mir die Herstellung von Kleidung viel
Spaß gemacht.“
Ulla Hellmann
Lehrerin
- 49 -
Literatur, Auswahl:
Aus dem Ruhrtal einst und jetzt, Schwerte, 1. Teil,
Meinerzhagen 1982
Die Chronik der Frauen, Annette Kuhn (Hrsg.), Dortmund 1992
Die Chronik der Töchterschule zu Schwerte, 1957
Davidis, H., Der Beruf der Jungfrau, 1886
Ehlers - Hann, Prakt. Lehrkurs für Hausschneiderei und Handarbeiten,
Kreuzlingen, ca. 1928
Frauen in der Dortmunder Geschichte, in: Heimat Dortmund 3/97
Frauen mach(t)en Geschichte, Nieders. Kultusministerium,
Hannover 1994
Grupe, M. Die neue Nadelarbeit, Berlin, 1910
Herzog, M., Textilunterricht, Baltmannsweiler, 1988
Herzog, M., Textilunterricht in Deutschland, 1994
100 Jahre Höhere Mädchenschule Schwerte (Ruhr), 1857 – 1957
Ross, L., Stickereien aus dem 19. und 20. Jh., Vreden 1986
Schwerte 1397 – 1997, Essen 1997
Schwerter Frauengeschichten, Gleichstellungsstelle (Hrsg.),
Schwerte 1997
Westenrieder, N., Deutsche Frauen u. Mädchen, Düsseldorf 1984
Stichwörter aus dem Internet:
Nadelarbeit, Mustertücher etc.
- 50 -
Mädchenbildung,
Handarbeit,