Als trauriger Clown auf der Suche nach der Leitkultur
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Als trauriger Clown auf der Suche nach der Leitkultur
Der Pfaffenhofener Ausgabe 1 / KW 3 FREITAG, 22. JANUAR 2016 Preis: gratis! Auf Schatzsuche Mit Messer und Schere Mit der Liebe zu alten Dirndln zieht Patricia Reichensdörfer ins Kreativquartier Bei Nurcan Gecimli im Salon „NG-Style“ sind Haar und Bart in besten Händen Seite 3 Seite 7 METAPHORISCH Poesien der Erinnerung und der Sehnsucht entdeckt Hellmuth Inderwies in den Bildern von Doris Prütting und Roland Fürstenhöfer im Finanzamt Seite 4 TALENT UND ÜBUNG An Musik, Gesang und Komposition arbeitet Peggy Herzog im Kreativquartier Seite 5 REIN UND RAUS Im Ilm-Markenoutlet bietet Ilkay Murat günstige Markenware für Freizeit und Sport Seite 7 OPEN HOUSE Ein bilderreicher Einblick in die Ateliers des Kreativquartiers Seite 8 Als trauriger Clown auf der Suche nach der Leitkultur von Lorenz Trapp Das wird wohl etwas pikant, dieses Jahr, mit dem Fasching. Ich, dem wohl nicht nachgesagt werden kann, ein begeisterter Freund der närrischen Tage zu sein, habe dennoch ein Problem. Gehört so ein munteres Treiben am Faschingsdienstag auf dem Hauptplatz eigentlich zur im Moment viel diskutierten deutschen Leitkultur, die neben zentralen Werten auf Wunsch christlich-sozialer Politiker in der Bayerischen Verfassung verankert werden soll – mit einer darauf abzielenden Verpflichtung für Migranten? Alles nicht so einfach. Wenn Sie bisher überzeugt waren, das Deutsche Grundgesetz (Erinnern Sie sich, das ist die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland, deren Artikel 1 mit den Worten beginnt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“) hätte doch bereits seit Jahrzehnten auch in Bayern die wesentlichen Grundwerte abgedeckt, schließlich gilt es laut Präambel für das gesamte Deutsche Volk, dann müssen Sie jetzt neu darüber nachdenken. Sind Sätze wie „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich“, „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ oder „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden“ für uns Bayern nicht so leicht zu verstehen und nachzuvollziehen, muss da im Detail an der Bayerischen Verfassung rumgeschraubt werden, damit auch wir wissen, was eine Leitkultur ist? Es geht nicht um uns. Um uns Bayern. Es geht um Migranten, die in Bayern und Deutschland Hilfe, Schutz und Asyl suchen. Sie sollen durch die gewünschte Verfassungsänderung verpflichtet werden auf eine Deutsche Leitkultur, von der offensichtlich niemand mehr eine Ahnung hat. Wie man so hört, gehe es um die Definition von Grundwerten (nehmen wir doch die von oben; die meisten Migranten würden sich in ihrem Heimatland die Finger danach ablecken), um ein Bekenntnis zur deutschen Sprache (Falls Sie zu den Deutschen gehören, denen die Feinheiten der deutschen Sprache in Wort und Schrift mehr oder weniger nicht mehr geläufig sind, machen Sie sich keine Sorgen, ein Bekenntnis genügt.), um die Akzeptanz von Tradition (So was wie das Oktoberfest kann man nur – und dazu muss man nicht Migrant sein – akzeptieren.) und um eine Definition der Toleranz (Hier fordert quasi die Intoleranz, dass sie akzeptiert werde.). Dazu wird noch nebulös fabuliert von einer Hilfe für Schwache und von Respekt gegenüber Frauen (Respekt gegenüber Frauen ist beispielsweise nicht, wenn man mit übergriffigen Patschhändchen seine politischen Glubschaugen in ein Dekolleté fallen lässt und „Reschbeggt!“ lallt.). Es reicht. Es macht den Eindruck, als würde ein von der Flüchtlingskrise und ihren Begleiterscheinungen aufgescheuchtes, politisch eingezäuntes Federvieh nicht mehr wissen, wohin mit seinen Flügelschlägen. Da kann’s dann mal vorkommen, dass man sich gegenseitig oder gar sich selbst mit den Kampffedern ins Gesicht schlägt. Direkt beruhigend ist es da zu hören, dass niemand in Lederhose oder Dirndl gezwängt werden soll. Auf solche Ideen muss man kommen! Noch tragikomischer war die Äußerung einer Bundes-Sozialdemokratin, die die Aktion eines niederbayerischen Landrats, 31 Asylbewerber aus Syrien, anerkannt und deshalb von Obdachlosigkeit bedroht, im Bus zur Regierung nach Berlin zu schicken, als „geschmacklos“ bezeichnete. Damit schwappte die Welle der Hilflosigkeit beim Helfen auch ins rote Lager. Als ginge es in der Verzweiflung noch um Geschmacksfragen. „Diese Suppe schmeckt mir nicht“ bewegt sich auf dem Niveau vom Struwwelpeter. Geschmacklos ist, wenn ein Bundesfinanzminister, der schon mal das Wort Gerechtigkeit in den Mund zu nehmen beliebt, für (oder gegen) seine Bürger eine zusätzliche Steuer erwägt, um die Sicherung (oder Abschottung) der EUAußengrenzen zu finanzieren, während es ihn einen feuchten Kehricht schert, dass auf diesem gebeutelten Planeten die 62 Reichsten mittlerweile genauso viel besitzen dürfen wie die ärmere Hälfte der Menschheit zusammen. Und jetzt darf auch noch der Fasching lustig werden. Seien Sie achtsam bei der Auswahl Ihres Kostüms. Dschihadist oder Terrorist sollten nicht unbedingt erste Wahl sein; wenn Sie als Cowboy gehen, fuchteln Sie nicht zu unbedarft mit Ihrer Spielzeugpistole herum, jemand könnte sie für echt halten und sein Lichtschwert zücken. Meine Option ist der traurige Clown. In Melancholie. Auf der Suche nach der verlorenen Kultur. STADTKULTUR Seite 2 | Der Pfaffenhofener Immer mehr, immer mehr Liebe Pfaffenhofenerinnen und Pfaffenhofener, wie wird Pfaffenhofen in 20 Jahren aussehen? Wenn Sie die Entwicklung unserer Stadt aktiv mitgestalten wollen, bietet sich dazu jetzt eine gute Gelegenheit: Wir bereiten die Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes vor und laden Sie alle ein, sich mit Ihren Ideen und Visionen aktiv einzubringen. Eine erste Zukunftswerkstatt findet am 24. Februar im Festsaal des Rathauses statt, und ich würde mich freuen, dort ganz viele Bürgerinnen und Bürger begrüßen zu können. Der Flächennutzungsplan der Stadt Pfaffenhofen ist 20 Jahre alt und die Neuaufstellung hat der Stadtrat im Juli 2015 beschlossen. Die Ausarbeitung eines neuen Flächennutzungsplanes ist eine große Herausforderung für die Stadtplanung und zugleich eine große Chance für die Stadtentwicklung – für uns alle also ein Mittel aktiver Zukunftsgestaltung. Bei diesem ehrgeizigen und umfangreichen Projekt wollen wir natürlich Politiker, Fachleute und Behördenvertreter einbeziehen, aber ganz wichtig ist uns auch eine ausgedehnte Bürgerbeteiligung. Ganz klassisch steuert der Flächennutzungsplan die Grundzüge der Art der Bodennutzung, die sich aus der beabsichtigten städtebaulichen Entwicklung ergibt, für das gesamte Stadtgebiet. Er legt also fest, wo Wohnbebauung oder Gewerbegebiete entstehen sollen, wo Grünflächen oder Verkehrsflächen vorgesehen sind. Aber wir wollen noch mehr: Wir sehen den Flächennutzungsplan als Instrument zur Identitätsstärkung über die rein bauliche Entwicklung hinaus und als ein geeignetes Instrument für Veränderungsprozesse und Innovationen. So geht es bei der Erarbeitung des neuen Flächennutzungsplanes, der wahrscheinlich wieder 15 oder 20 Jahre Gültigkeit haben wird, auch um Identität und Potenziale, um Vernetzung und den schonenden Umgang mit Ressourcen sowie die Rolle unserer Stadt in der Metropolregion. Zum Flächennutzungsplan gehören auch ein Landschaftsplan und ein Verkehrsentwicklungsplan, damit alle wichtigen Themen übergreifend diskutiert und langfristig strategisch geplant werden können. Diese integrierte Vorgehensweise ist eine einzigartige Chance, die Zukunft für Pfaffenhofen ganzheitlich zu gestalten. Die Grundlagenermittlung als Basis für die Planungen ist mittlerweile abgeschlossen und mehrere Arbeitsgruppen, z. B. die AG Landschaft und die AG Mobilität haben ihre Arbeit bereits aufgenommen. Mit der Zukunftswerkstatt am 24. Februar setzen wir nun die Bürgerbeteiligung in Gang, die in den nächsten Monaten in weiteren Workshops oder Arbeitsgruppen fortgesetzt wird. Die Beiträge und Ergebnisse der Zukunftswerkstatt fließen auch in die Stadtratsklausur ein, zu der sich die Stadträte Anfang März treffen werden. Wenn alles nach Plan läuft, sollte unser neuer Flächennutzungsplan bis Ende 2017 fertig sein. Aber dazu brauchen wir Ihre Mitarbeit! Wir sehen uns also am 24. Februar im Rathaus, hoffe ich! Ihr Thomas Herker, Erster Bürgermeister Freitag, 22. Januar 2016 Pfaffenhofen wächst jedes Jahr schneller von Claudia Erdenreich Während andere Städte und Regionen über Bevölkerungsschwund und Überalterung klagen, wächst Pfaffenhofen kontinuierlich und überdurchschnittlich. Hier gibt es mehr Geburten als Sterbefälle, mehr Zuzüge als Wegzüge. Natürlich tragen auch die Flüchtlinge zur gestiegenen Bevölkerungszahl bei, aber es ist nicht zu übersehen: Die Kreisstadt ist attraktiv, so anziehend, dass immer mehr Menschen hierher ziehen wollen. Die Lage ist hervorragend, die Arbeitslosenquote verschwindend gering, das kulturelle Angebot fantastisch. Die Stadt hat Geld und gibt es für die Bürger aus, das merken diese, und zwar nicht nur hier. Die Bahn bringt Pendler in einer knappen halben Stunden in die Metropolen, zu den Arbeitgebern. Gleichzeitig kann man sich hier wohnen noch leisten, der Traum vom Eigenheim lässt sich für viele noch erfüllen. Und wenn es nicht das Reihenhaus mit Garten wird, dann zumindest eine bezahlbare Wohnung. Nur muss auch dafür gesorgt werden, dass es so bleibt. Und auch hier setzt Pfaffenhofen wichtige Schritte um, der soziale Wohnungsbau wird gefördert, es gibt Mietspiegel und Mietpreisbremse. Denn zwei Dinge will man unbedingt vermeiden: Dass Pfaffenhofen eine Schlafstadt wird, und dass sie nicht mehr bezahlbar ist für Menschen mit geringerem Einkommen. Es soll keine Verlierer auf dem Wohnungsmarkt und in der Stadt geben, die Krankenschwestern und Frisöre, die Handwerker und Rentner sollen noch unterkommen, ohne Probleme. erstellt am: 13.01.2016 Alterspyramide Stadt Pfaffenhofen a.d.Ilm Geburtsjahrgänge 1913 bis 1968 (Stichtag: 31.12.2015) 1 (0) 1913 0 (0) 0 (0) 1914 1 (0) 1 (0) 1915 0 (0) 1 (0) 1916 0 (0) 0 (0) 1917 0 (0) 5 (0) 1918 0 (0) 6 (0) 1919 1 (0) 7 (0) 1920 3 (0) 1921 5 (0) 11 (0) 16 (2) 1922 7 (0) 15 (0) 1923 5 (0) 25 (0) 1924 11 (0) 39 (0) 1925 39 (0) 1926 18 (0) 42 (0) 1927 20 (0) 41 (0) 1928 43 (2) 1929 62 (0) 57 (0) 66 (0) 53 (2) 93 (2) 1930 1931 1932 1933 1935 99 (1) 1936 117 (5) 128 (2) 133 (1) 158 (0) 15 (0) 28 (0) 42 (0) 28 (1) 31 (0) 42 (1) 54 (1) 1934 98 (2) 1937 83 (3) 60 (0) 70 (1) 78 (1) 1938 110 (2) 1939 112 (1) 1940 122 (5) 1941 149 (8) 126 (7) 1942 125 (7) 1943 117 (8) 99 (5) 120 (7) 112 (8) 1944 111 (6) 1945 111 (10) 1946 104 (6) 1947 104 (8) 136 (9) 114 (8) 127 (16) 135 (10) 127 (12) 171 (13) 154 (12) 180 (12) 173 (8) 179 (8) 158 (7) 203 (10) 207 (18) 93 (2) 80 (10) 1948 128 (13) 1949 127 (5) 1950 1951 161 (12) 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959 1960 114 (8) 137 (8) 128 (5) 147 (6) 171 (13) 146 (5) 167 (14) 176 (18) 197 (24) 180 (11) 223 (21) 214 (14) 1961 216 (20) 1962 217 (23) 1963 234 (35) 1964 236 (30) 250 (26) 234 (26) 228 (29) 204 (20) 215 (30) Ganz so ist es schon jetzt nicht, die Menschen von weiter her haben die Stadt entdeckt und mit ihr die ganzen von Roland Scheerer Er saß wie üblich auf seiner Hopfenstange, der Bussard, und blickte ohne erkennbare Regung auf die Staatsstraße 2232 hinunter. Es ist ihm ja wohl nicht langweilig dabei. Obwohl sich nicht so viel tut. Autos fahren halt vorbei. Wahnsinnig interessant. Es wird ja nicht so oft ein Tierchen überfahren, und wenn ja, dann muss er endlos warten, bis die Fahrbahn frei wird und er daran herumhacken kann. Gerade so gegen Feierabend kann man da lange warten. Und er wartet. Nichts lässt darauf schließen, dass B. jetzt lieber etwas anderes täte, als auf der Hopfenstange zu sitzen. Was könnte das schon sein, dieses Andere? Irgendwelche Verrichtungen, Vorgänge, Geschäfte im nahen Wäldchen. Auch Ungeduld ist B. fremd. Gier ist ihm fremd. Wann hätte man das schon mal gehört: der unersättlich-gierige Raubvogel? Oder: der dekadent-verfettete Raubvogel? Er frisst halt, was er braucht. Ansonsten sitzt er da. B. ist ja auch nicht zur Schule gegangen. Niemand musste es ihm erklären, wie wichtig das ist, dieses Sitzen auf der Hopfenstange. Es hat sich so ergeben. Es gab keinen Trainingskurs dafür, den B. mehr aus Pflicht denn aus Neigung besucht und dann mit „Befriedigend“ abgeschlossen hätte. Kein Lehrbuch, kein Online-Tutorial. Man hat es ihm auch nicht direkt gezeigt: Da, schau her, so geht das. Vielleicht, dass er mal selbst einen Artgenossen in der Art und Weise hat sitzen sehen, dann und wann, und dass er es jetzt halt auch macht. Er ist einfach männlich männlich (nicht deutsch) weiblich weiblich (nicht deutsch) Anzahl Dt. (Anzahl Ausl.) da oben. Sehen. Gesehen werden. Greifvogel sein! Was für Vorstellungen verbindet man nicht alle damit! Aber B. – für ihn ist es ein ganz normaler Tag. Er verbindet nichts damit, Greifvogel zu sein. Er sitzt einfach da. B. muss sich nichts beweisen. Als Mensch würde man ja sagen: Gut, wenn ich schon viele Stunden da herumsitze, bis ich endlich wie- 1965 232 (23) 248 (27) 220 (31) 1966 219 (31) 1967 217 (26) 1968 229 (32) Angebote von Schulen und Kinderbetreuung bis Sport und Kultur. Pfaffenhofen bietet als Kleinstadt mehr der ein Viech von der Straße kratzen kann – da nehme ich mir doch was zum Lesen mit. Eine Zeitung, einen Heimatkrimi von Alexander Bálly. Oder ich nutze die Zeit und schreibe selber was, spiele Maultrommel. Höre ein Hörbuch. Lerne Persisch derweil. Irgendetwas Sinnvolles. Ganz anders B. Er hält von all dem nichts. B. sagt sich: Wenn ich da sitze, dann sitze ich. Und wenn es mir in den Sinn kommt, ’ne Runde über der Wiese zu drehen, dann drehe ich ’ne Runde über der Wiese. Und wenn ich auf die Straße runtergucke, dann gucke ich runter auf die Straße. So ist das. Und so ist B. B. sieht nie fern. Er hat gar keinen Fernseher. Warum sollte einer, der als manche Großstadt, und das noch mit Charme und Sicherheit. Eigentlich wollte man das jährliche Wachstum, den Zuzug auf ein halbes Prozent beschränken. Eigentlich. Zwei Prozent sind es im letzten Jahr geworden, und ein Ende ist nicht abzusehen, im Gegenteil. Es wird viel gebaut, aber eher hochpreisig. Die Stadt franst aus an den Rändern, gesichtslose Neubauviertel entstehen, mit ihren Toskanahäusern und Passivhaus-Lösungen und gepflegten Vorgärten. Zwei Autos sind dann Minimum, denn man kommt nirgends hin von diesen neuen Vierteln aus, und es gibt dort auch nichts. Man versucht, gezielt gegenzusteuern, aber Zentren, Leben, Markplätze lassen sich nicht nur verordnen, sie müssen gewollt und gelebt werden. Hier sieht sich Pfaffenhofen tatsächlich vor einer sehr seltenen Herausforderung: Die Menschen eher ein wenig davon abzuhalten, hierher zu ziehen. Und es den Einheimischen gleichzeitig noch zu ermöglichen, hier zu bleiben, zu wohnen. Selbst die ganzen Ortsteile sind bis auf wenige Ausnahmen gewachsen, von verwaisten Dörfern kann hier nirgendwo die Rede sein. Schon lässt sich eine gewisse Landflucht beobachten, hinaus auf die Dörfer, wo es noch günstig ist und auch nicht gar so weit weg vom Hauptplatz. Die Stadt wird die Herausforderungen sicher meistern, mit den Zuzüglern, mit den Flüchtlingen und mit den Neubauten. Mehr als ein Auge sollte sie aber trotzdem darauf werfen, um auch für die Zukunft tragbare Entscheidungen zu treffen und die Angebote so verlockend zu halten, wie sie jetzt sind. praktisch den ganzen Tag mit Sehen verbringt, sich abends noch irgendwas angucken? Eine meiner liebsten urban legends ist die von der Hirnstrommessung, die man bei jemandem durchgeführt hat, der fernsah, und dann bei jemandem, der einfach nur aus dem Fenster schaute. Natürlich zeigte sich, dass der TV-Zombie sich in einer Art Dämmer- und Energiesparmodus befindet. Kurz, es ist nicht viel los im Hirnkastl. Eine nur unmerklich gezackte horizontale Linie auf dem Oszilloskop. Jener andere dagegen, der einfach nur in den Garten guckte – in dessen Denkorgan müssen Dinge von entscheidender Bedeutung verhandelt worden sein. Wild auf und ab zuckte die Messkurve. Wie gesagt, urban legend. Aber zu gut, um sie nicht zu glauben. Und so ist es auch bei B. Je weniger auf der Straße los ist, desto mehr kommt er zum Nachdenken. Sicher – was heißt schon nachdenken. Die Allerhellsten sind er und seine Artgenossen nicht. Rabenvögel sind viel gescheiter. Manchmal kommen Rabenvögel vorbei und lachen B. aus, und er weiß dann nicht, warum. Dann sagt sich B.: Wer sagt, dass Intelligenz ein Vorteil in der Evolution ist? Es sind schon Tierarten ausgestorben, die allzu gescheit veranlagt waren. Und zwar deshalb ausgestorben, eben aufgrund dieser Siebengescheitheit. Und ganz so blöd, wie es heißt, können wir Bussarde ja auch nicht sein, denkt er sich weiter. Denn sonst gäb’s uns ja nicht, sonst wären wir ja von der Evolution aussortiert worden. Und ich habe auf jeden Fall ein Gutes an mir, denkt B., und zwar die berühmten, coolen Augen. Greifvogelaugen, das ist in der Welt da draußen ein Begriff. So hat ihm jemand gesagt, und so glaubt er auch. Überprüfen kann er es nicht. Freitag, 22. Januar 2016 DIE SEITE 3 Der Pfaffenhofener | Seite 3 Auf Schatzsuche Patricia Reichensdörfer bezieht Verkaufsraum im Kreativquartier von Claudia Erdenreich D ie Liebe zu alten Dirndln erwachte bei ihr schon früh, in der Kindheit. Im Kleiderschrank ihrer Mutter fand Patricia Reichensdörfer verschiedene Dirndl, die sie immer ehrfurchtsvoll betrachtete und anfasste – mehr war nicht erlaubt. Aber schon damals liebte sie die wertvollen Stoffe, die kostbaren Schürzen, den Duft der schweren Stoffe. Schon als junges Mädchen wollte sie Dirndl tragen, die nicht jeder hat, die ungewöhnlich wirken und denen man durchaus ansieht, dass sie nicht ganz neu sind. Sie mag auch hochgeschlossene Dirndl, Winterdirndl, Kleider ohne Ärmel. Patricia Reichendsörfer wuchs in Pfaffenhofen auf, studierte zunächst Wirtschaftspychologie in München und jetzt Soziologie in Bamberg, wo sie ihren Master machen möchte. „Der Abschluss muss sein“, erklärt sie, auch wenn sie ihr Hobby rund um alte Dirndl zum Beruf machen möchte. Vor kurzen ist die Studentin mit ihrem Mann wieder nach Pfaffenhofen gezogen und fühlt sich hier richtig daheim. Gleichzeitig konnte sie auch ihren Raum im Kreativquartier beziehen. Die Alte Kämmerei in der Frauenstraße ist damit voll belegt mit ganz unterschiedlichen Künst- lern. Patricia Reichensdörfer ist be- In den letzten Jahren sah sie imgeistert über diese Möglichkeit, die mer mehr schöne, alte Dirndl, beso von keiner anderen Stadt geboten kam Tipps und Geschenke und ging wird. So kann sie sich praktisch ohne schließlich immer wieder gezielt auf Risiko ausprobieren, sehen, ob ihre die Suche, durchforstete Flohmärkte. Geschäftsidee, ihre Kreativität an- Sie genießt diese Schatzsuche, überkommt. legt genau, was sie aus jedem Dirndl Ihr Zimmer im Erdgeschoss der Alten machen kann. „Meist sind die Stoffe Kämmerei geht zur Straße hinaus, noch nach Jahrzehnten hervorrazwar hat es weder Schaufenster noch gend, aber die Schnitte altmodisch“. eigenen Zugang, ist aber von außen Besonders die in den 70er und 80er genug einsehbar, um Neugierde und Interesse zu wecken. Sie hat das Zimmer zum perfekten Schau-Raum umgestaltet. Kleiderstangen hängen von der Decke und sind mit Dirndl belegt. So dicht, dass es einladend, aber nicht überladen wirkt. Jede Menge Accessoires von Schürzen über Blusen bis Anstecker, Taschen und Charivaris ergänzen das Angebot. Eine üppige Umkleidekabine mit Kronleuchter und Barockspiegel lädt zum komfortablen Probieren ein. Die schönen alten Dirndl sind nach Farben geordnet, nicht etwa nach Größen. „Zwei bis drei Grö- Kreativquartier Alte Kämmerei ßen kann man immer ändern“, erklärt die erfahrene Hob- Jahren so beliebten Puffärmel mag by-Schneiderin. Sie hat ein Semester heute niemand mehr sehen. Textilmanagement studiert und beim Patricia Reichensdörfer wandelt die dazugehörenden Praktikum in Pfaf- alten Dirndl gekonnt und behutsam fenhofen eine Menge gelernt. „Und um, man darf ihnen die ursprüngder Rest ist einfach Übung“. Schwie- liche Stilrichtung durchaus noch rige Näh-Fälle übergibt sie an eine ansehen. Sie orientiert sich dabei Freundin, eine Schneidermeisterin. an Traditionen, sie mag weder Mini- Dirndl noch Viskosestoffe. Daher kauft sie auch nicht im Internet ein. „Ich muss die Stoffe fühlen und riechen“. Gerade Baumwollstoffe verzeihen viel, sie sind robust und wandelbar. Bei ihr finden sich fröhliche, junge Dirndl, schwere Brokatstoffe, edler Samt. Die begabte Künstlerin probiert jedes Dirndl selber an, auch wenn es gar nicht passt. „Man merkt erst angezogen, wie es sitzt, welche Besonderheiten es hat und auch einfach, ob ein Knopf locker ist“, erklärt sie. Längst war ihr Dirndlbestand über den privaten Kleiderschrank hinaus gewachsen, zum Glück konnte sie einen Raum in dem großen Haus ihrer Mutter nutzen. Inzwischen ist sie stolze Besitzerin von über 100 Dirndln, ebenso vielen Schürzen und jeder Menge Zubehör. Erst jetzt, mit dem Verkauf, steigt sie auch in eine genaue Buchhaltung ein. Zu gerne würde sie ihr kreatives Hobby ganz zum Beruf machen, auch wenn sie weiß, wie hart und anstrengend Selbständigkeit sein kann. Beide Eltern waren ebenfalls selbständig. Teuer sind ihre schönen Dirndl trotzdem nicht, die günstigste Bluse gibt es für fünf Euro, das edle lange Brokatdirndl steigt auf 160 Euro. Dabei beschränkt sich Patricia Reichensdörfer auf Dirndl, Herren werden also bei ihr nicht fündig. Sie kann schon kleine Mädchen traditionell bekleiden, ansonsten findet der Teenager wie die gestandene Dame bei ihr wunderbare Dirndl, für festliche Anlässe ebenso wie für alle Tage. Zum „Open House“ eröffnete Patricia Reichensdörfer ihren Laden „Franz Xaver“. Der ungewöhnliche Name ist leicht zu erklären: So hieß ihr verstorbener Vater, „die bayerischste Persönlichkeit, die ich kenne“. Er wäre mit Sicherheit begeistert. Sie ist erst einmal von der Alten Kämmerei begeistert, genießt die Möglichkeiten, die das Kreativquartier bietet und die bunte Mischung der Künstler. Die kreative Atmosphäre ist im ganzen Haus spürbar und sie wird nun noch durch die Dirndl bereichert. Ein Blick hinein lohnt sich! www.franz-xaver.com Patricia Reichensdörfer Geöffnet: Jeden Samstag 10 – 17 Uhr Kreativquartier Alte Kämmerei Frauenstraße 34 – 36 85276 Pfaffenhofen KULTUR Seite 4 | Der Pfaffenhofener N icht wenigen, die als Gäste ein Finanzamt betreten, kommt der bekannte Attac-Anti-Banker-Spot „Wir wollen nur Ihr Bestes – Ihr Geld!“ ganz unwillkürlich in den Sinn und macht ihren Besuch endgültig zu einem unerquicklichen Behördengang, zumal oft schon das Gemäuer, das sie aufnimmt, nicht gerade ihre innere Befindlichkeit bessert. Pfaffenhofen ist auch in dieser Hinsicht eine ganz besondere Stadt. Denn das hier angesiedelte Finanzamt verfügt nicht nur, von den stets hilfsbereiten und freundlichen Staatsdienern einmal abgesehen, über eine Architektur, die mit ihren lichten Innenräumen und großzügigen Aufgängen die Stimmung hebt, sondern es bietet nun bereits länger als ein Jahrzehnt sehr anspruchsvolle Kunstausstellungen an, die auch den Geist auf durchaus erbauliche Gedanken kommen lassen. Selbstverständlich können sie stets auch Interessierte besuchen, die dem Finanzamt keinen offiziellen Besuch abstatten. Regionale und internationale Künstler aus europäischen Ländern, Kunst- und Fotovereine, Gymnasien, Mal- und Hauptschulen, begabte Amateure und allenthalben bekannte Profis usw. haben hier bereits eine Vielzahl und Vielfalt von Werken bildender Kunst so eindrucksvoll vor Augen führen können, dass ein früherer Kulturreferent der Stadt das Finanzamt einmal als Metaphorische Poesien der Erinnerung und der Sehnsucht Doris Prütting und Roland Fürstenhöfer stellen im Finanzamt aus von Hellmuth Inderwies Öffnungszeiten zur Besichtigung der Ausstellung: Montag bis Mittwoch jeweils von 7.30 Uhr bis 14.30 Uhr, Donnerstag von 7.30 Uhr bis 17.30 Uhr und am Freitag von 7.30 Uhr bis 12.30 Uhr ~ Doris Prütting ~ Seidenblau Freitag, 22. Januar 2016 Liebe, Luft und Vitamine Garten im September 2015 mit einer Vielzahl von bildenden Künstlern verschiedensten Genres zum 25. Mal das jährliche traditionelle Kunstfest, das von weither besucht wird. Nach ihrem Studium an den Kunstakademien in Nürnberg und München war sie als Kunsterzieherin an verschiedenen bayerischen Gymnasien (zuletzt am SchyrenGymnasium Pfaffenhofen) tätig. Ihr in Pöttmes ansässiger Kunstfreund Roland Fürstenhöfer, der gleichfalls die Kunstakademie in Nürnberg 1972 absolvierte, arbeitet seither als selbständiger Künstler. Zahlreiche Ausstellungen in Europa, Australien, die USA und Bildungsreisen in viele Länder verschiedener Kontinente machten ihn weltweit bekannt. Er erhielt für seine Werke, die sich auch in vielen Privatsammlungen und öffentlichen Gebäuden befinden, mehrfach nationale und internationale Preise. Ihre Ausstellung im Finanzamt besitzt für den Betrachter auf den ersten Blick ein hohes Maß an Spannung, weil sich ihre Werke formal wie inhaltlich stark von einander unterscheiden, ja geradezu antithetisch wirken. Großflächige Gemälde von Doris Prütting, kleinformatige und Miniaturen von Roland Fürstenhöfer, starke Abstrahierung auf der einen, verspielte Gegenständlichkeit auf der anderen Seite. Warme Farbfeldmalerei mit zumeist fließenden Übergängen findet sich neben leuchtenden Farbradierungen mit klaren Umrissen und präzisen Kompositionslinien. Sehr Ernsthaftes, oft Melancholisches steht Witzigem, Humorvollem und mitunter auch ein wenig Satirisch-Surrealistischem gegenüber, Impressionen einem eher expressiven Genre. Objektivierte Titel, wie etwa „Bäume“, „Liebe, Luft und Vitamine“, „Seidenblau“, „Der Vogel“ mit einer eher plakativen Gestaltung kennzeichnen die Bilder von Doris Prütting, sehr konkrete und anschauliche, wie „Tulpen aus Istanbul“, „Trinkt Mokka in Mekka“, „Ansichtskarte aus der Steinzeit“, „Strapsodie in Blue“ oder „Arabischer Wüstenhalter“ mit einer bis ins kleinste Detail gehenden präzisen Ausarbeitung die von Roland Fürstenhöfer. Der Betrachter fragt sich unwillkürlich, wo eine Affinität, eine Analogie, ein Gleichklang zu entdecken sind, die er bei einer Gemeinschaftsausstellung im Allgemeinen erwartet. Unterweisung für den Betrachter ein Geheimnis bleiben muss. Die Kunstwerke beider vermitteln jene Innerlichkeit, die unserer Gegenwart oft so fremd geworden ist. Es handelt sich um metaphorische Poesien der Erinnerung und der Sehnsucht. So erwirbt Doris Prütting Rahmen, vielfach antiker Natur, um nach ihren Worten „ein Bild dazu zu malen.“ Ein Gegenstand, der entleert wurde, der einst als dekorativer Stabilisator einer bemalten Leinwand diente, erhält seine Funktion mit einem neuen Inhalt zurück. Seine Geschichte weckt in der Künstlerin gewissermaßen jene Inspiration, die sie für ihre Arbeit benötigt. Sie schafft wieder eine Einheit zwischen zwei wichtigen Faktoren bildender Kunst. Einen zumal sich darunter zuweilen auch ein düsterer Farbton mischt. Die Farben sind es, die bei Doris Prütting Erinnerung und Sehnsucht symbolisieren. Roland Fürstendörfers filigrane Miniaturen bedürfen der sehr genauen Betrachtung, will man sich ihnen nähern. Sie überschreiten die räumliche Begrenztheit ihres Formats. Ihre Titel und Inhalte gehen weit über den Mikrokosmos dargestellter Situationen hinaus. Für den Rezipienten sind es Wegweiser zu anderen Kontinenten, in andere Länder, zu anderen Kulturen, für den Künstler Reminiszenzen an vergangene Reisen. Die Erinnerung an fremde Menschen, Religionen, Sprachen und Lebensarten verdichtet sich bei ihm zu einer inne- ~ Roland Fürstenhöfer ~ Wüstenschiffe weggegnen sich Strapsodie in Blue Fernöstliches Mauerblümchen Die Spur finden zu sich selbst ähnlichen Zweck erfüllen vielfach wert- und nutzlos gewordene Gegenstände, die achtlos weggeworfen wurden. Auch sie dienen nicht selten als intuitive Urheber malerischer Fantasie und erhalten als Kompositionsdetail eines Gemäldes einen neuen Sinn. Die Farbgebung der Bilder verstärkt den nostalgischen Charakter. Man gewinnt den Eindruck, die Künstlerin habe das warme goldbraune Coleur des Bernsteins aus dem Samland, der unvergesslichen Heimat ihrer Kindheit, die sie verlassen musste, auf ihrer Flucht mit sich geführt und hierher gebracht, ren Melodie der Sehnsucht nach dem Schönen, wie es Maxim Gorkij einmal ausdrückte. Eine optimistische Lebensstimmung ist unverkennbar. Die Reflexion des Erlebten wiederum lässt ihn zu Erkenntnissen gelangen, die er humorvoll und mit liebenswerter Ironie und Symbolik ins Bild umsetzt. Gleichzeitig dient ihm seine Kunst wohl auch dazu, einen Weg zu sich selbst zu finden und sich selbst besser zu verstehen. „Meine innere Melodie“ betitelte er einst eine seiner Ausstellungen. Im Sinne Paul Klees ist sie für ihn ein Medium zwischen Außen- und Innenwelt. Melancholisches steht Humorvollem gegenüber Spirale Der Vogel „Kulturtempel Pfaffenhofens“ bezeichnet hat. Und er hatte damit gar nicht so unrecht. Denn keine andere derartige Einrichtung hier am Ort weist nur annähernd das Ambiente und die Vorzüge dieses behördlichen Gebäudes mit seinen lichtdurchfluteten und breiten Treppenhaus, den großzügigen Wandflächen und dem gut ausgestatteten Vortragsraum auf, um Kunst eindrucksvoll vor Augen zu führen. Ein Atrium und ein weites Gelände ringsum eignen sich zudem hervorragend für die Präsentation von Skulpturen. Und es gehört hier vor allem auch mit dem stellvertretenden Amtsleiter Franz Peter ein Initiator und Organisator der Kunstevents zu diesem Haus, der in seiner Freizeit selbst künstlerisch tätig ist, und auf diesem Gebiet Professionellen zumindest ebenbürtig. In seiner nunmehr 46. Ausstellung präsentiert er den Besuchern bis zum 31.03.2016 die Werke von Doris Prütting und Roland Fürstenhöfer. Beide leben in der Region und gehören zu deren herausragenden Repräsentanten künstlerischen Schaffens. So veranstaltete Doris Prütting auf ihrem Anwesen, dem Troobartl-Hof in Göbelsbach mit seinem idyllischen Wer freilich nicht nur mit dem Auge die Kunstwerke beider gründlich rezipiert – denn das ist lediglich die Voraussetzung für ein Verstehen –, sondern ihnen gegenüber auch Herz und Seele öffnet, der wird sehr schnell spüren, dass die Arbeiten durchwegs einen außerordentlich wichtigen gemeinsamen Kontext besitzen: Ursprung und Intuition künstlerischen Schaffens sind nahezu identisch. Beide Künstler wollen sich nicht aufdrängen, nicht belehren, nicht mit Appellen und sensationellen Parolen aufwarten, wie es heute in so vielen Bereichen der Gegenwartskunst der Fall ist, wenn gerade bei der Malerei integrierten Texten oft ein größeres Gewicht zukommt als der bildlichen Darstellung oder diese ohne eine derartige oberlehrerhafte didaktische STADTKULTUR Freitag, 22. Januar 2016 Der Pfaffenhofener | Seite 5 Musik, Gesang und Komposition Sängerin Peggy Herzog in ihrem Raum im Kreativquartier von Claudia Erdenreich www.pegeliagold.com I hren Proben- und Arbeitsraum erreicht man über verwinkelte Gänge und Treppen. Ganz oben in der Alten Kämmerei hat Peggy Herzog ihre Räume bezogen. „Ich genieße die Stille hier“, bekennt die Musikerin, Komponistin und Sängerin. Pegelia Gold, so ihr Künstlername, lebt seit zwei Jahren in Pfaffenhofen und hat sich hier Namen und Fans geschaffen. Zuletzt im Dezember trat sie in der Künstlerwerkstatt auf. Die Sängerin würde 1979 in Jena geboren und wuchs dort in einem kleinen Dorf auf, als mittlere von drei Schwestern. „Unspektakulär“, nennt sie ihre Kindheit, vor allem aber nicht sonderlich musikalisch. Weder kommt sie aus einer Musikerfamilie, noch hat sie in der Kindheit überhaupt ein Instrument gelernt. Mit 14 fing sie, inspiriert durch einen neu zugezogenen Musiker im Heimatort, an, Gitarre zu spielen. Nach dem Abitur begann sie erst einmal ein freies Vagabundenleben, trampte mit der Gitarre durch Europa, verdiente sich Geld mit Straßenmusik, bekam Kontakt zu zahlreichen anderen Künstlern. Dazwischen wohnte sie in Leipzig und Jena. „Lagerfeuermusik“, nennt sie heute lachend ihr damaliges Repertoire. Künstlername Pegelia Gold mit Hintergrund Pegelia war der Kosename enger Freunde und Gold, „pluma d’oro“, bekam sie von einem Schamanen bei einem schamanischen Ritual als Kraftnamen – so entstand der Künstlername Pegelia Gold. | www.polychrome-orchestra.de Die Idee Musik zu studieren wurde von anderen an sie herangetragen, Peggy Herzog hätte sich das selber gar nicht zugetraut. Doch mit eisernem Willen fing sie an zu lernen, Noten, Akkorde, sie übte bis zu acht Stunden am Tag, schrieb Liedtexte, beschäftige sich erstmals genauer mit Musiktheorie. Dennoch reichte es zunächst nicht aus, die Absagen waren schwer zu verkraften. Nach drei Jahren wurde sie an der Hochschule in Würzburg angenommen, studierte Gesang im Hauptfach, Klavier im Nebenfach. Auch Klavier spielen hatte sie erst kurz davor begonnen. Gerade zu diesem Instrument bekam sie sehr schnell Zugang. Dazu kam ihr unbedingter Wille. Sie ist auch heute überzeugt: „Wenn man etwas will, dann geht es“. Talent stehe da gar nicht im Vordergrund, Übung und Praxis sind ihrer Überzeugung nach zentral. produzierte CDs und trat auf. Bei Aufnahmen in einem Münchner Studio lernte sie ihren heutigen Freund und Lebensgefährten kennen und wurde prompt schwanger, 2014 kam der gemeinsame Sohn zur Welt, kurz davor zog sie nach Pfaffenhofen. | www.gesangsunterricht-paf.de bis Geistheiler alles ausprobiert“, beschreibt sie ihre Heilungsversuche. Erst jetzt hat sie sich ganz erholt, sieht auch die Vorteile der Kleinstadt, die kurzen Wege, die nahe Natur. Sie bewegt sich gerne, liest, schreibt Texte, singt und hört Musik. Album fertig und arbeitet an einer Filmmusik für einen Leipziger Regisseur. Auch diese Filmmusik wird in Pfaffenhofen aufgenommen, mit Kölner Musikern. Ihre Stimme ist präsent, intensiv, warm und klar. Die Musik durchaus Musikstudium und eigene Kompositionen Für Peggy Herzog war der Aufbruch in den Westen nicht ganz frei von Vorurteilen, die Unterschiede waren spürbar, für sie allerdings überraschend positiv. Sie befasst sich mit allen Epochen und Varianten der Musik, mit Bruckner und Mahler, modernen Komponisten, zuletzt auch Jazz und Pop. „Hören spielt eine große Rolle bei der Musik“, davon ist Peggy Herzog überzeugt. Auch nach dem erfolgreichen Studienabschluss hatte sie keinen großen Plan, sie wollte als freischaffende Künstlerin leben, ging nach Leipzig, © Rainer Kohl „Die Umstellung auf die Kleinstadt war nicht ganz leicht“, erzählt die Sängerin. Zudem hatte sie nach der Geburt ein Jahr lang mit Stimmproblemen zu kämpfen und verzweifelte fast daran. „Ich habe von Logopäden © Veronica Lange „Die Leute sind sehr nett hier“, freut sich Peggy Herzog, die dennoch eine wilde, experimentelle GroßstadtKunstszene etwas vermisst, aber auch anfängt, die kleine Pfaffenhofener Szene zwischen Musik, Künstlern und Ausstellungen zu erobern. In ihrem Raum in der Alten Kämmerei ist sie so oft als möglich, drei bis vier Mal pro Woche für wenige Stunden, immer dann, wenn die Kinderbetreuung klappt. Der Raum wirkt wohnlich, mit Schreibtisch, Klavier und Gitarre. Hier hat sie die Ruhe, sich in Texte zu vertiefen, die Stimme zu erproben, neue Ideen zu entwickeln. Derzeit stellt sie ein weiteres experimentiell, ungewöhnlich, nicht immer einfach zu hören, der Klang fordert heraus, fordert Konzentration. Die Sängerin weiß das durchaus, sie schätzt dichte, herausfordernde Musik. Peggy Herzog unterrichtet zudem seit zehn Jahren Gesang und hat Platz für weitere Schüler. Dabei hilft sie den Schülern, ihre Eigenwahrnehmung zu stärken, bewusst mit Körper, Atem und Stimme umzugehen und einen natürlichen, beweglichen Stimmapparat zu entwickeln. Auf dieser Basis kann mit den Schülern ein individuelles Repertoire erarbeitet und in Übungen gefestigt werden. STADTKULTUR Seite 6 | Der Pfaffenhofener Freitag, 22. Januar 2016 Kulturtermine Kunst „Skulptur und Entwurf“ lautet das Thema der Ausstellung in der Städtischen Galerie, Vernissage am 22.1. um 19.30 Uhr. Lesung Zu einer mundartlichen Lesung mit Konzert lädt die VHS am 23.1. ab 19 Uhr in den Festsaal des Rathauses. Kinder Die kleine Kinder-Winterbühne zeigt am 24.1. „Mein Name ist Wolferl und ich bin ein Musikus“ um 14 Uhr im Rathaus-Festsaal. Jazz Le Rex spielt mit vier Bläsern und einem Schlagzeug am 29.1. ab 21 Uhr in der Künstlerwerkstatt Streetjazz. Musik „Vorhang auf“, die städtische Musikschule spielt am 31.1. ab 18 Uhr ein Konzert im Theatersaal im Haus der Begegnung. Konzert Zu einem klassischen Winterkonzert lädt die Klavier- und Violinschule Gilman am 6.2. ab 18 Uhr in den Festsaal des Rathauses. Gate Mit „The Gate“ kommt am 7.2. ab 21 Uhr Phil Donkin als Bandleader in der Künstlerwerkstatt auf die Bühne. S tadtarchivar Andreas Sauer hält im Internet stets Ausschau nach Urkunden und Gegenständen zur Geschichte Pfaffenhofens. Gelegentlich wird er auch fündig und wenn die Stadt Pfaffenhofen nicht selber etwa eine für die Stadtgeschichte relevante Archivalie ankaufen möchte, so tut dies gelegentlich der Heimatund Kulturkreis. Vor zwei Jahren erwarb er eine ebenso schöne wie aufschlussreiche Karte zur Schlacht um Pfaffenhofen 1745, jetzt eine historische Schützenscheibe von 1921. Das besondere Stück fand sich in einem Antiquariat in Miesbach und war vor knapp einhundert Jahren der Hauptgewinn auf der Gewerbeschau in Pfaffenhofen. Die Vorsitzende des Heimat- und Kulturkreises Ursula Beyer stellte die Schützenscheibe im Hofbergsaal in einer kurzen und unterhaltsamen Präsentation vor Vereinsmitgliedern und Schützenvereinen vor. Es gibt eine ganze Reihe von Schützenvereinen in Pfaffenhofen und Umgebung, der älteste trägt den ehrwürdigen Namen „Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft Pfaffenhofen von 1435“. Damit ist diese Gesellschaft, die einst zu echten Verteidigungszwecken zusammenfand, älter als die Stadt. Und stammt noch aus dem Mittelalter. Schutzpatron der Schützen war und ist immer der heilige Sebastian. Den Zusatz „königlich“ erhielt diese Schützengesellschaft gleich nachdem Bayern 1806 Königreich wurde, noch von König Max I. Im letzten Jahrhundert wurde sie endgültig modern, seit 1926 dürfen auch Frauen Mitglieder werden. Sie stiftete auch anlässlich der Gewerbeschau 1921 diese Scheibe, die Die Vorsitzenden der Schützenvereine mit der Scheibe 16 Einschusslöcher und fast 100 Jahre Der Heimat- und Kulturkreis kauft eine historische Schützenscheibe von Claudia Erdenreich von einem Konrad Schneider in Vohburg gefertigt wurde. Zur damaligen Gewerbeschau stellten auch einige Firmen aus, die es heute noch gibt, etwa Bergmeister. Dazu fanden sich heute exotisch klingende Berufe wie Haffner, Holzbieger oder eine Schäfflerei. Zum Unterhaltungsprogramm gehörte ein Zimmerstutzenpreisschießen, das mit einem Luftgewehr mit Treibladung durchgeführt wurde. Den ersten Preis, die Schützenscheibe, gewann Franz Xaver König, der damals als Meisterschütze galt. Er war vermutlich Inhaber eines Lebensmittelgeschäftes in der heutigen Ingolstädter Straße und hatte sogar das Brandrecht zum Schnapsbrennen inne. Auf der Schützenscheibe findet sich als Symbol für die Gewerbeschau Hammer und Zahnrad, sowie nur 16 Einschusslöcher – vermutlich gab es nicht mehr teilnehmende Schützen. Die farbige, sehr gut erhaltene Scheibe wird nun beim Heimat- und Kulturkreis verwahrt. Heimat- und Kulturkreis Pfaffenhofen Ursula Beyer Augustin-Schwarz-Straße 5 85276 Pfaffenhofen www.hkk-paf.de Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft Pfaffenhofen von 1435 www.fsg-pfaffenhofen.de Fasching Der diesjährige kurze Fasching klingt aus mit dem Faschingstreiben auf dem Hauptplatz am 9.2. ab 13 Uhr. Lieder „Um a Fünferl a Durchanand“, Lieder, Dramen, Blasmusik, wird am 13.2. ab 20 Uhr im Rathaus-Festsaal gespielt. Scheine Die „Gute Scheine“-Serie des Hallertauer 2016 wird am 20.2. um 19.30 Uhr in der Städtischen Galerie vorgestellt. Ursula Beyer, Vorsitzende des Heimat- und Kulturkreises, präsentiert die Scheibe IMPRESSUM Verlag/Herausgeber/Herstellung: KASTNER AG – das medienhaus, Schloßhof 2–6, 85283 Wolnzach, Telefon 08442/9253-0 V.i.S.d.P.: Kilian Well E-Mail: [email protected] Redaktion: Claudia Erdenreich, Kilian Well, Hellmuth Inderwies, Lorenz Trapp Layout: Monika Lang Anzeigen: Claudia Scheid Telefon: 0 84 42 / 92 53-7 04 Erscheinungsweise: monatlich Der Pfaffenhofener erhalten Sie in der Buchhandlung Osiander, der Buchhandlung Kilgus, bei Schreibwaren Daubmeier, Schreibwaren Prechter, Tabak Bergmeister, Tabak Breitner etc. Nächste Ausgabe voraussichtlich Freitag, 19. 02. 2016 Details der bunt bemalten Scheibe Der Landkreis Pfaffenhofen ist Bildungsregion Der Landkreis Pfaffenhofen a.d. Ilm ist nun offiziell „Bildungsregion in Bayern“. Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle verlieh das begehrte Prädikat unter Anwesenheit zahlreicher Akteure des Bewerbungsprozesses. Neben Landrat Martin Wolf und Bürgermeister Martin Schmid nahmen auch Vertreter der Konferenz der Schulaufsicht, der Koordinator der Bildungsregion für Oberbayern, Vertreter der Regierung von Oberbayern, MdL Karl Straub sowie weitere Ehrengäste teil. „Was gibt es Schöneres, als zu Beginn eines Jahres ein Zeugnis mit dem Zertifikat „bestanden“ vom Minister zu bekommen“, so Landrat Martin Wolf bei seiner Begrüßung. Wie der Landrat ausführte, wurde das Projekt „Bildungsregi- on in Bayern“ vor knapp zwei Jahren, am 13. Februar 2014, mit dem ersten Dialogforum in Reichertshausen gestartet. „Rund 100 Akteure haben sich damals bereit erklärt, aktiv an dem Projekt zur Verbesserung der Bildungschancen im Landkreis mitzuwirken. In über 30 Arbeitssitzungen wurden Ist-Stände erhoben und Verbesserungsvorschläge erarbeitet, die dann in die Bewerbung eingeflossen sind. Minister Ludwig Spaenle lobte die Ergebnisse, die in den Bewerbungsunterlagen dargelegt sind und gab sich sicher, dass sich die Arbeit, die in das Projekt gesteckt wurde, für den Landkreis auszahlen würde. Vielleicht sei das ein oder andere Projekt sogar bayernweit beispielgebend. Martin Wolf: „Die Zeit und Energie, die in dieses Projekt geflos- sen sind, werden zwar mit der Verleihung des Qualitätssiegels gewürdigt, aber das kann nur eine Bestätigung dafür sein, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Die Arbeit muss und wird fortgesetzt werden.“ Der Landkreis Pfaffenhofen wird daher ein Bildungsbüro mit zwei Mitarbeitern im Landratsamt einrichten. Darauf haben sich die Mitglieder des Kreistags mit großer Mehrheit geeinigt. © Köstler-Hösl STADTKULTUR Freitag, 22. Januar 2016 Der Pfaffenhofener | Seite 7 W Im Salon „NG-Style“ ist das Haar in besten Händen von Lorenz Trapp Salon NG-Style Nurcan Gecimli Scheyerer Str. 24 85276 Pfaffenhofen Tel. 08441 7972200 Öffnungszeiten: Di. bis Fr. 9 bis 18 Uhr Sa. 8 bis 13 Uhr www.ng-style.de er den Salon zum ersten Mal betritt, ist beeindruckt von der angenehmen Offenheit, die den Besuch zu einem erholsamen Erlebnis werden lässt. Und wer ganz entspannt auf einem Stuhl Platz nimmt, seinem Spiegelbild zulächelt und sich voller Vertrauen der Schere von Nurcan Gecimli überlässt, kann beruhigt davon ausgehen, den Salon mit einer tollen Frisur zu verlassen. „NG-Style“ nennt Nurcan Gecimli ihren Salon, den sie seit einigen Wochen in der Scheyerer Straße betreibt. Jung und Alt, Damen und Herren fühlen sich bei „NG-Style“ gleichermaßen „daheim“, denn Nurcan Gecimli beherrscht die ganze Bandbreite der klassischen Friseurkunst professionell: Junge, ausgefallene Frisuren sind ebenso selbstverständlich wie festliche Frisuren (für die Hochzeit oder andere Feiern) und Hochfrisuren (vielleicht ein heißer Tipp für den Faschingsball?). „Schneiden“, sagt die Friseurmeisterin, die in Pfaffenhofen geboren ist und hier bei einem bekannten Salon auch ihre Ausbildung absolviert hat, „Schneiden ist das A&O!“ Viel Erfahrung sammelte sie in verschiedenen Salons in München, und jetzt hat sie mit der Eröffnung ihres eigenen Salons den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Lange habe sie diesen Schritt überlegt, doch nun ist sie überrascht über die positive Resonanz, die sie bereits in den ersten Wochen erfahren hat. Bezeichnend im Salon „NG-Style“ sind ein gutes PreisLeistungs-Verhältnis und eine kompetente und freundliche Beratung. Spezialgebiete von Nurcan Gecimli sind die Arbeit mit Strähnen und das Färben. Wer sich mit seiner Farbe im Haar nicht glücklich fühlt, ist bei ihr in besten Händen: Die komplizierte Kunst der Farbkorrektur beherrscht die Langhaarspezialistin perfekt, ebenso wie die Haarentfernung mit Fadentechnik. Für tapfere Männer, die sich unters Messer wagen, bietet Nurcan Gecimli nun einen einmaligen Service an: die Nassrasur mit dem klassischen Rasiermesser. Und, Männer, aufgepasst: So sanft und weich hat eure Wange noch nie zum Streicheln verführt! Nicht nur Schönheit, auch Wohlbefinden steht bei Nurcan Gecimli an erster Stelle, ein kleiner Schritt auf dem Weg zu innerer Gelassenheit – und da kann eine neue Frisur vom Salon „NGStyle“ nicht schaden! Rein ins Outlet und raus mit günstiger Markenware von Lorenz Trapp I lkay Murat ist glücklich in seinen neuen und großzügigen Geschäftsräumen. Nach dem Umzug von Hettenshausen empfängt er seine Kunden beim „Ilm-Markenoutlet“ nun seit einigen Wochen in der Moosburger Straße – ein Katzensprung vom Hauptplatz. Ilkay Murat verfügt über mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Modebranche, nutzte diese Zeit auch, um exzellente Beziehungen zu renommierten Herstellern aufzubauen – und diese Vorteile kommen nun den Kunden zugute. Sein Outlet führt eine große Auswahl an Outdoor-, Freizeit- und Sportbekleidung. Auch Bademode, pfiffige Bandanas, Sportbrillen, Wander-, Berg- und Trekkingschuhe gehören zum Sortiment. Wintersportartikel und Wintersportequipment wie Skihelme, Skibrillen und weitere Artikel sind zu finden. Dazu gibt es Rucksäcke für verschiedene Einsatzbereiche wie Wandern, Klettern oder Trekking und sportliche Taschen – für den alltäglichen Einsatz. Die Liste der Markenhersteller, mit denen Ilkay Murat bevorzugt zusammenarbeitet, enthält zum Beispiel Berghaus, Icepeak, Maul, Demon/ Bigline, Biemme, Blue Chips und LI-NING. Kleines Preisbeispiel gefällig? Eine GORETEX Skijacke ab 129,– € oder Demon Sportbrillen ab 19,90 € sprechen eine deutliche Sprache. „Das hier ist kein Spaß-Outlet“, stellt Ilkay Murat fest, es gebe ja viele, die sich so nennen, aber gerade mal 20 % nachlassen. Bei ihm allerdings sind Preise gang und gäbe, die gerade mal die Hälfte der Katalogangabe ausmachen. „Wir machen den Gewinn beim Einkauf“, erklärt er, „nicht beim Verkauf!“ Diese Vorteile gibt er uneingeschränkt an seine Kunden weiter. Doch die Qualität sei immer verlässlich „1A!“, sagt Ilkay Murat. Es lohnt sich also, einfach mal vorbeizuschauen in der Moosburger Str. 10. Wer zum Stöbern Zeit braucht, bekommt von Ilkay Murat nicht nur kompetente und freundliche Beratung, sondern auch einen Espresso. Der Besuch wird auch Ihrem Geldbeutel ein Lächeln entlocken, und vielleicht Ilm-Markenoutlet Moosburger Str. 10 85276 Pfaffenhofen Tel. 08441 7973330 Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 10 bis 19 Uhr Sa. 9.30 bis 14 Uhr www.ilm-markenoutlet.de gehören Sie schon demnächst zu den Stammkunden. Stammkunden sind diejenigen, die sich bereits jetzt verabschieden mit einem gutgelaunten „Bis zum nächsten Mal!“ ANSICHTEN Seite 8 | Der Pfaffenhofener Freitag, 22. Januar 2016 Open House Das Kreativquartier öffnete seine Ateliers von Claudia Erdenreich O ben im großen Flur hat jemand einen Schrein für David Bowie aufgebaut, nebenan unterhalten sich Künstler vertieft über Farben, von unten dringt Musik aus einem Übungsraum und dazwischen lugen interessierte Besucher, Freunde und Gäste in die Räume, naschen Gummibärchen und trinken Wein. Bereits zum fünften Mal luden die Künstler der Alten Kämmerei zum Tag der offenen Tür, zum „Open House“. Sie gaben damit allen Besuchern einen Einblick in ihre Ateliers, Werkstätten und Übungsräume. Viele Pfaffenhofener nutzten die Gelegenheit, einmal nachzuschauen, was da so läuft im Kreativquartier. Und es läuft eine Menge, das Haus ist inzwischen voll belegt, alle Räume sind vermietet an Künstler, Kreative und Kulturschaffende. Seit drei Jahren wird im alten Einwohnermeldeamt nun Kunst betrieben, frei und vielfältig. Hobbykünstler sind neben Musikern untergebracht, Kunsthandwerker neben Sprayern. Die bildenden Künstler machen die Mehrzahl der 14 Mieter aus, daneben gibt es aber auch eine DirndlSchneiderin, eine Sängerin, einen Tättowierer, Drucker und Rapper. Manche probieren sich nur nebenher in der Freizeit aus mit Ölmalerei oder Skulpturen, andere wollen ganz ernsthaft einen Berufsweg aufbauen. Allen aber ist gemeinsam: Sie genießen die völlige Unabhängigkeit und Freiheit des Kreativquartiers, jeder kann kommen und gehen, wie er will, ganz alleine arbeiten oder Kontakte knüpfen. Mal herrscht gänzliche Stille, mal proben zwei Bands gleichzeitig, es ist ein bisschen wie WG und sehr großstädtisch. Und immer wieder einmal arbeiten sie zusammen, für Ausstellungen, Workshops und eben ihr Open House, bei dem die Besucher inzwischen völlig überrascht die Vielfalt erleben können. Das Kreativquartier ist nicht nur in der Region einzigartig, keine Stadt leistet sich ein ganzes Haus für Künstler. Kreativquartier Alte Kämmerei Frauenstraße 36 85276 Pfaffenhofen Die Künstlerin mit dem akribisch aufgeräumten Atelier kapituliert vor den Besuchern und verschwindet erst einmal bei den Nachbarn, die Dicken Schnösel spielen sich gemütlich warm, ein Besucher fragt, ob es noch Probenräume gibt und ganz oben sucht einer den Pit. Genau so stellt man sich fröhlich-kreatives Leben vor. Die ehemaligen Büroräume sind belegt bis unters Dach, der Behördenmief ist derart gründlich vertrieben, auch wenn keine Umbauarbeiten in dem Gebäude stattfanden. Die Künstler haben es einfach übernommen und für sich genutzt, es gab und gibt Wechsel bei den Mietern, aber eines bleibt konstant: Die künstlerische Freiheit und was daraus entsteht. Ein Schrein für David Bowie als Gesamtkunstwerk erwartet die Besucher im 1. Stock