„Die Lederhose – kein Kleidungsstück, sondern eine

Transcription

„Die Lederhose – kein Kleidungsstück, sondern eine
HB-Muenchen_05_Seite.qxd:Layout 1
01.08.2012
14:42 Uhr
Seite 1
„Die Lederhose – kein
Kleidungsstück, sondern
eine Weltanschauung“
Interview mit Uli Schuler, Modedesigner und leidenschaftlicher Trachtenexperte, der die Hofbräu München-Trachtenkollektion entworfen hat
Erst ging es mit der „Landhausmode“ los, dann waren immer
mehr „echte“ Trachten gefragt
und mittlerweile ist das Traditionelle ein absolutes „Muss“! Uli
Schuler, Modedesigner und leidenschaftlicher Trachtenexperte, hat für Hofbräu München eine eigene Trachtenkollektion
(www.lederhosenmacherei.de)
entworfen, die in Bayern und der
ganzen Welt einen beachtlichen
Anklang findet. HALLO-Wirtschaftsredakteur Bodo-Klaus
Eidmann hat nun mit ihm über
seine Leidenschaft gesprochen.
HALLO: Herr Schuler, wie sind
Sie eigentlich gefragter „Trachtenexperte“ geworden?
Uli Schuler: Tracht ist hochspannend! Die Herkunft, die Geschichterln und die heutige
Tracht! Die Lederhose ist eigentlich kein Kleidungsstück,
sondern eine Weltanschauung.
Richtig in das Thema eingestiegen bin ich, als ich für mich selber eine Lederhose entworfen
habe. Meine Wadln sind für die
„Kurze“ zu dünn, so dass ich
mich für die „Lange“ entschieden habe. Diese älteste Form der
Lederhose ist bis ins 17. Jahrhundert zurück dokumentiert
und wurde von den Holzarbeitern und Flössern getragen.
Nach historischem Vorbild und
eigenen Vorstellungen habe ich
mir dann eine eigene „Lange“
geschneidert. Das war vor über
10 Jahren, als die „Lange“ fast
nicht getragen wurde. Als ich
meine Lederhose das erste Mal
bei einer Veranstaltung getragen
habe, war die Resonanz sehr positiv, so dass ich mir gedacht habe, das ist eine Marktlücke.
HALLO: Tracht ist heutzutage
schwer im Kommen! Worauf
führen Sie das zurück?
Uli Schuler: Nicht nur Bayern,
sondern Menschen weltweit –
vor allem auch die Jungen – sind
auf der Suche nach dem „Authentischen“. Angefangen hat alles mit der Landhaustracht, die
sich irgendwann totgelaufen hatte. Dann interessierten sich die
Leute immer mehr für die echte
Tracht. Mittlerweile ist dies ein
„Mega-Trend“.
Übrigens: Wer heute eine echte
Tracht trägt, trinkt keine Alkopops, sondern natürlich Bier –
das war zu Zeiten der Landhausmode noch anders!
HALLO: Wie kam es dazu, dass
Sie für Hofbräu München eine
eigene Trachtenkollektion entworfen haben?
Uli Schuler: Tracht und Brauerei sind zwei Themen, die ganz
eng beieinander liegen. Ich habe
mit meinem Vorschlag, eine Hofbräuhaus-Lederhose nach altem
Vorbild zu kreieren, offene Türen
eingerannt. Diese Begeisterung
habe ich aufgenommen und eine
eigene Hofbräu München-Kol-
5012136/374951/HAAR-MAC Graizi
lektion entworfen. Für die verschiedenen Lederhosen – der
„Kurzen“, der „Kniebund“ und
der „Langen“ – habe ich ein eigenes HB-Logo mit den königlichen Löwen entworfen.
HALLO: Woher kommt diese
Tracht, welche Bedeutungen haben die Stickereien auf der
Tracht?
Uli Schuler: Bei der Hofbräu
München-Tracht habe ich mich
an historischen Vorbildern orientiert. Außerdem befinden sich
wie bei alten Zunftzeichen
„Hopfen“, „Hopfendolden“ und
„Braugerste“ in Form von Stickereien darauf. Allein um diese
Zunftzeichen zu entwickeln, habe ich viele alte Bücher gewälzt.
Mittlerweile habe ich zwei Meter
Literatur über Trachten und Lederhosen zusammengetragen –
zum Beispiel eine Doktorarbeit
über die Lederhose von 1962.
Übrigens: König Ludwig II. hatte sogar eine Verfügung an die
Gemeinden herausgegeben, dass
sie zum Erhalt der bayerischen
Tracht beitragen sollten. Dorfschulmeister Josef Vogel gründet
in Bayerischzell 1883 den ersten
Trachtenverein.
HALLO: Was trägt man / frau
auf dem Oktoberfest 2012?
Uli Schuler: Wie bereits gesagt
– das „Originale“ ist immer
mehr gefragt! Bei den Damen
sind zum Beispiel die Tölzer
Waschdirndl angesagt. Der tra-
Uli Schuler, Modedesigner und leidenschaftlicher Trachtenexperte,
der die Hofbräu München-Trachtenkollektion entworfen hat.
Foto: Bodo-Klaus Eidmann
ditionelle Schnitt wird mit modischen Farben wie allen LilaSchattierungen oder Gelb – oft
in Kombination mit traditionellen Farben wie Grau und Blau –
kombiniert. Bei den Männern ist
die dunkle Lederhose aktuell die
erste Wahl. Zur Tradition gehört
auch die Herstellung. Die Hofbräu München-Trachten werden
nach altem Vorbild in Österreich,
Ungarn und Tschechien hergestellt und nicht irgendwo in
Asien. Nur zwei Beispiele: Das
Leder – ob Hirsch, Wildbock
oder Ziege – wird ohne schädliche Chemie wie PCP und AZOFarbstoffe gegerbt.
Die Stickereien sind aus echtem
Garn (und nicht aus Kunststoff).
HALLO: Herr Schuler, welches
Hofbräu Bier schmeckt Ihnen?
UIi Schuler: Aktuell bevorzuge
ich den „Münchner Sommer“
und ich mag sehr gerne das
„Hofbräu Dunkel“. Hofbräu
München verfügt über zehn verschiedene (teilweise saisonale)
Biere, die wir an der Bräuhausstraße 8 in unserer Lederhosenmacherei hinterm Hofbräuhaus
auch in kleinen Gläsern verkosten. Nicht nur dort gibt es die
Hofbräu-Trachtenkollektion,
sondern auch an der Grasbrunnerstraße 1 in Putzbrunn und im
Internet unter www.lederhosenmacherei.de