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05.08.2011
10:20 Uhr
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„Jedes Pferdl hat eine eigene Persönlichkeit
und einen eigenen Charakter“
Interview mit Toni Sterff, „Pferdeflüsterer“ der Brauerei Hofbräu München
Kein Mann großer Worte ist
Anton „Toni“ Sterff (28 Jahre),
gelernter Pferdewirt, Hufschmied und vor allem „Pferdeflüsterer“ der Pferde, die immer
wieder für Hofbräu München im
Einsatz sind. Bereits mit zwei
Jahren zog er mit seinem Vater
auf dem Kutschbock bei der
Wiesn ein, mit 14 Jahren steuerte er sein erstes Gespann ganz
allein auf die Wiesn. Hauptberuflich betreibt er in der fünften
Generation einen Pferdehof in
Deisenhofen bei München, auf
dem 18 süddeutsche Kaltblüter
gehalten werden. Im Raum
München dürfte dies der letzte
Hof mit so vielen Pferde dieser
alten Rasse sein. HALLO-Wirtschaftsredakteur Bodo-Klaus
Eidmann sprach nun mit „Toni“
Sterff, dem „Pferdeflüsterer“
von Hofbräu München.
HALLO: Herr Sterff, wie sind
Sie eigentlich dazu gekommen,
bei besonderen Anlässen die
Ehre zu haben, für Hofbräu
München mit Ihren schönen
Pferden aufzufahren?
Anton Sterff: Das ist bei uns
eine gute Tradition! So lang ich
mich entsinnen kann, sind wir
mit unseren Pferdln für Hofbräu
München schon gefahren. Als
Zweijähriger saß ich mit meinem Vater auf dem Kutschbock
bei der Wiesneinfahrt. Mit 14
Jahren habe ich dann mein erstes Gespann auf die Wiesn gelenkt – übrigens nur ein
Zweispänner. Die Familie Sterff
betreibt in der fünften Generation einen eigenen Hof – mittlerweile ein reiner Pferdehof – in
Deisenhofen bei München. Wir
haben allein 18 süddeutsche
Kaltblüter, eine ganz eigene
bayerische Rasse mit besonderen Eigenschaften.
HALLO: Ja, was sind denn das
für Pferde bzw. welche Eigenschaften müssen solche Kaltblüter haben?
Anton Sterff: Süddeutsche
Kaltblüter sind reine Zugpferde,
die besonders ausgeglichen und
nervenstark sind. Diese Pferdl
haben ein Stockmaß von mindestens 1,70 Meter, wiegen rund
eine Tonne und können gut eine
solche ziehen. Die Gespanne, die
zu bewegen sind, wiegen 2,9
bzw. 3,2 Tonnen. Sie werden von
vier, sechs oder acht Pferden gezogen. Früher wurden sie für
den Transport schwerer Lasten
eingesetzt. Mit ihnen kann man
zum Beispiel auch in besonderem Gelände – wie zum Beispiel
dieses Jahr im Hofoldinger Forst
– geschlagene Bäume aus dem
Wald holen, ohne den Boden
dabei zu sehr zu verdichten.
HALLO: Sie werden in der
Brauerei auch der „Pferdeflüsterer“ genannt. Wie sind Sie zu
dieser „Ehrenbezeichnung“ gekommen?
Anton Sterff: Wenn die Familie
seit fünf Generationen einen eigenen Hof mit Pferden hat, lag
es bei mir nahe, dass ich mich
schon als kleiner Bub intensiv
für die Pferdl interessiert habe.
Da war es nur logisch, dass ich
meinen Pferdewirt gemacht und
Hufschmied gelernt habe.
Letztlich musst Du ein Gespür
für Pferde entwickeln. Jedes
Pferdl hat eine eigene Persönlichkeit und einen eigenen Charakter. So wie ich mit meinem
Pferd umgehe, so verhält es sich
auch letztlich.
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HALLO: Herr Sterff, ist tatsächlich Bier in den Fässern,
wenn Sie auf dem Oktoberfest
mit vollem Gespann einziehen.
Anton Sterff: Selbstverständlich! Hofbräu München ist eine
der letzten Münchner Brauereien, die richtig Bier auf die
Wiesn fährt – heuer zum Beispiel
auch das Bier auf die „Oide
Wiesn 2011“, den historischen
Teil des Oktoberfestes, die neben
der Wiesn zum zweiten Mal stattfindet. Hofbräu München beliefert dort das Theaterzelt von
Wirt Peter Reichert.
HALLO: Wie kommen Pferde
und Gespann eigentlich auf das
Oktoberfest? Müssen Sie von
Deisenhofen bis nach München
hinein fahren?
Anton Sterff: Nein, nein
(lacht)! Heutzutage sind wir modern – wir kommen mit Sattelschlepper und Tieflader.
Doch die Frage ist gar nicht so
abwegig: Früher mussten die
Fuhrleute tatsächlich weite Strecken zurücklegen – mein Großvater ging mit Gespann und
Pferden noch den weiten Weg
von Deisenhofen bis zur Wiesn.
HALLO: Werden Pferde und
Gespann dann nur hingefahren,
ausgeladen und aufgestellt?
Anton Sterff: Keineswegs! Die
Tiere wollen und müssen sich bewegen. Bei der Wiesn legen wir
eine ordentliche Strecke zurück.
Auch bei anderen Anlässen
schaue ich, dass die Pferdl ausreichenden Auslauf bekommen.
Der Tierschutz ist mir wichtig.
HALLO: Bei welchen anderen
Gelegenheiten sind Sie noch mit
Ihren Pferden unterwegs?
Anton Sterff: Beim Leonhardiumritt in Bad Tölz, bei der feier-
Anton „Toni“ Sterff (28 Jahre), gelernter Pferdewirt, Hufschmied
und vor allem „Pferdeflüsterer“ der Hofbräu München-Pferde.
Foto: Hofbräu München
lichen Einweihung einer Gaststätte – jüngst zum Beispiel bei
der des „Jagdschlössls“ in Harlaching, bei großen Hochzeiten
und vielen anderen besonderen
Anlässen sind wir mit von der
Partie – im vergangenen Jahr
immerhin bei 82 Feierlichkeiten.
HALLO: Neben dieser Tätigkeit für Hofbräu München betreiben Sie ja auch noch einen
eigenen Hof bei Sauerlach. Sind
die Pferdl Ihr Haupterwerb?
Anton Sterff: Ja! Meine Familie hat den Hof an der Sauerlacher Straße in Deisnehofen im
Jahre 1802 gekauft; davor hat-
ten wir ihn gepachtet.
Neben 18 Kaltblütern, einigen
Haflingern und Ponys werden
bei uns auch noch einige Pferde
eingestellt. Insgesamt stehen 32
Pferdeboxen zur Verfügung. Wir
haben 15 Hektar Weidegrund,
auf dem die Pferde herumtoben
und grasen können.
HALLO: Welches der Hofbräu
München Biere schmeckt Ihnen
besonders gut?
Anton Sterff: Ich mag die
„Münchner Weisse“ und natürlich den „Münchner Sommer“.
Ein herrlicher Biergenuss im
Sommer!