Fashion Week Berlin
Transcription
Fashion Week Berlin
TEXTINATION NEWSLINE 10.07.2012 F ASHION W EEK B ERLIN Die Messelandschaft in Berlin ist während der Fashion Week unübersichtlich geworden. Da gibt es zunächst die Bread & Butter und die Premium als Zugpferde. Vor allem diesen beiden Messen sowie einigen unabhängigen Showrooms ist es zu verdanken, dass sich zweimal im Jahr zigtausend Einkäufer aus dem In- und Ausland auf den Weg in die Hauptstadt machen. Das weckt Begehrlichkeit. Jede Saison kommen neue Veranstaltungen dazu, die von dem hochkarätigen Fashion-Publikum in Berlin profitieren wollen. Doch © www.Clearlens-images.de / pixelio.de je mehr Messen innerhalb weniger Tagen stattfinden, umso klarer muss das Profil jeder einzelnen sein – sonst bleiben die Besucher angesichts der knappen Zeit weg. Und: Bald könnte der Spaß vorbei sein. Der Chef der Bread & Butter, Karl-Heinz Müller, ist der Meinung, dass die Stadt etwas tun muss gegen das Durcheinander. Genau wie in Düsseldorf reagiert die Stadt aber nicht. Zwar zeigte sich Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit als großer Freund der Mode und tauchte sowohl auf der Bread & Butter als auch in den Modenschauen auf, scheint es aber bei der Haltung zu belassen, am besten werkeln die Modeleute vor sich hin, wir verstehen sowieso nichts davon. Es gibt keine Strukturen, keinen Plan und Geld erst recht nicht. Und das obwohl die Fashion Week der Stadt mehr als 120 Millionen Euro Umsatz im Jahr bringt. Bread & Butter – Gleichbleibende Frequenz Zur Eröffnungsparty der Bread & Butter lud Geschäftsführer Karl-Heinz Müller in dieser Saison nicht auf das Areal des stillgelegten Flughafens in Tempelhof, sondern wartete mit einer neuen Location auf. Im „Café am Neuen See“, einer Berliner Institution, geführt von „Borchardt“-Chef Roland Mary und bei der Prominenz bestens bekannt, feierten rund 2.500 Gäste, darunter Fotografenlegende F.C. Gundlach, Moderatorin Sabine Christiansen mit Mann Norbert Medus sowie Deutsch- © Bread & Butter rocker Marius Müller-Westernhaben mit Frau Romney, bei schönstem Sommerwetter unter freiem Himmel den Auftakt der Leitmesse. Auf der Bread & Butter zeigten etwa 600 Aussteller aus den Bereichen Denim, Sportswear, Street Fashion, Function Wear und Casual Dressed Up. „Für uns ist das hier genau das richtige Umfeld“, freute sich Philipp Walendy, der mit seinen beiden Marken A Denim und Alberto auf der Messe vertreten war. „Wir haben hier sehr viele Kundenkontakte, geordert wird allerdings nicht. Die Händler nutzen die Messe, um sich zu informieren“, so Philipp Walendy. Kritisiert wurde vom Handel das Fehlen © Bread & Butter © Textination GmbH –1– einiger großer Marken aus dem Denim Bereich, die Besucherfrequenz bei den Ausstellern war aber in etwa gleichbleibend. Premium – hoher Besucherandrang Volle Gänge, durch die man sich im Besucherstrom schieben musste, gleich am ersten Tag auf der Premium. Als Messe für ausgesuchte Damen- und Herren-Kollektionen, AccessoireAnbieter, internationale Newcomer und exklusive Trendprodukte bot die Premium das richtige Markenumfeld. Rund 1400 Aussteller präsentierten dem Handel ihre Kollektionen. Die Premium, die erstmals 2003 stattfand, gilt inzwischen auch international als eine der wichtigsten Entschei© Premium dungshilfen für die Einkäufer. „Wir sind positiv überrascht. Das ist genau die richtige Messe für uns“, strahlte Brigitte Schellenberger von Raffaello Rossi. Das Hosenlabel hatte in dieser Saison das erste Mal einen Messestand in der Luckenwalder Straße. „Geordert wird zwar nicht, aber dafür haben wir ja auch den neuen Showroom in Düsseldorf“, so Brigitte Schellenberger. Seek – Neue Etage Schon in der letzten Saison hatte die Seek mit ihrem Umzug ins „Kühlhaus“ einen großen Sprung nach vorn gemacht und dort zwei Etagen gebucht. In dieser Saison musste die Ausstellungsfläche in dem historischen Gebäude, das um die Jahrhundertwende zu 1900 als eine der ersten Kühlhausanlagen dieser Größe in Europa gebaut wurde, um eine weitere Etage ergänzt werden. In der Luckenwalder Straße, quasi Tür an Tür mit der Premium, präsentierten sich 60 internationale Aussteller mit jungen trendigen Kollektionen auf rund 1.400 Quadratmetern. © Seek Mercedes-Benz Fashion Week – Plattform für avantgardistisches Design Im Fashion-Zelt an der Siegessäule zeigten über 50 Labels vom 4. bis zum 7. Juli ihre Frühjahr / Sommer-Kollektionen für 2013. Neben etablierten Marken wie Hugo Boss, Rena Lange, Schumacher oder Escada Sport, nutzten junge Labels den Catwalk, um dem Publikum ihre neuesten Arbeiten zu präsentieren. Immerhin bot das Zelt über 700 Plätze und wurde bei den Schauen nicht nur von Einkäufern, sondern auch von Journalisten, Bloggern und VIPs besucht. Gesichtet wurden unter anderem Cosma Shiva Hagen, Miriam und Florian Langenscheidt, Ruth Moschner, Minu Barati-Fischer, Vinzenz Kiefer und Stephanie Stumph. © Escada Sport / Mercedes Benz Fashion Week © Textination GmbH –2– The Gallery – Ausstellungsfläche wird zu klein Eine ruhige Arbeitsatmosphäre erwartete Handel und Aussteller auf der zweiten Ausgabe der neuen Igedo-Veranstaltung The Gallery im Café Moskau. Hier bildeten die klassische Avantgarde-Szene und designorientierte Mode sowie Accessoires den Schwerpunkt. „Hier geht es nicht um Besucherfrequenz, sondern um die richtigen Kunden. Die kommen hier her, um zu ordern. Unsere Aussteller sind sehr zufrieden. Wir haben 80 Prozent Wieder© The Gallery Berlin bucher. Mit 91 Kollektionen sind wir komplett ausgebucht. Wir haben schon das Catering nach draußen verlegt und einen Teil der Flurbereiche vermietet. Wir brauchen unbedingt mehr Fläche“, erklärte Mirjam Dietz, Executive Director Fashion der Igedo. Erstmals präsentierte die Gallery auch ein komplettes Showprogramm im Nachtclub des Café Moskau. Bright – Umzug nach Mitte Auf der Bright war das beherrschende Thema der kurz vor Messebeginn angekündigte Umzug. Die Skatermesse zieht zur kommenden Wintersaison in die IndustrieLocation Alte Münze Berlin, eine zuletzt in den 1970er Jahren betriebene Prägeanstalt in BerlinMitte. Bislang hatten die Aussteller von Streetwear, Sneaker, Fashion- und Boardsport im ehemaligen DDR-Ministerium für Staatssicherheit ausgestellt, das als geschichtsträchtiger Veranstaltungsort zuweilen für Diskussionsstoff gesorgt hatte. Das Gros der Aussteller begrüßt den Umzug in die neue Location: Die Alte Münze liegt zentral, nur 200 Meter Luftlinie zum Roten Rathaus entfernt. Dort bieten mehrere Produktionshallen sowie das in den 1930er Jahren erbaute Townhouse ausreichend Ausstellungsflächen. Show & Order – Ausstellungsfläche verdoppelt In einem stillgelegten Heizkraftwerk zwischen Berlin-Mitte und Kreuzberg öffnete die Show & Order ihre Türen schon am 3. Juli und somit einen Tag früher als die anderen Veranstaltungen. Zwischen nackten Betonpfählen stellten internationale High Fashion-Labels aus. Die Show & Order, die im Januar Premiere hatte, konnte die Ausstellerfläche im Vergleich zur Auftaktveranstaltung verdoppeln. „Wir fühlen © Show & Order uns sehr wohl hier. Das ist das richtige Umfeld für uns“, erklärte Sabine Lohel, Designerin von Sem Per Lei. Ein namhafter Neuzugang war Thomas Rath, Der Modedesigner und Juror von Germanys Next Topmodel präsentierte die neueste Kollektion seines gleichnamigen Labels höchstpersönlich. Auch Daniele Alessandrini, der gerade erfolgreich seine Kollektion in Mailand zeigte, war zum ersten Mal in Berlin und stellte den Einkäufern seine neuen Entwürfe vor Capsule – Junge Designer im Visier Die in New York gegründete Messe mit Ablegern in Paris und Las Vegas, hatte bereits im vergangenen Sommer ihr Debüt in Berlin. Auf der Capsule zeigten vor allem progressive Marken aus © Textination GmbH –3– Skandinavien und USA ihre Kollektionen. Die Messe arbeitet mit dem Berliner Collect Showroom zusammen, der auch zahlreiche hiesige Labels unter dem Dach der Capsule zeigt. Die amerikanischen Veranstalter suchen auch selbst den Kontakt zu deutschen Designerszene und sind überrascht von deren Vielfältigkeit. Viele der jungen Berliner Labels hoffen im Gegenzug auf eine Plattform in Übersee. White Label – Neue Sourcing-Messe Rund 100 chinesische Zulieferer stellten in der Max-Schmeling-Halle am Falkplatz aus. Die neue Messe, die von der Chinatex Advertising & Exhibition Company organisiert wird, richtete sich in erster Linie an europäische Einkäufer, die sich für die asiatische Produktion interessieren. Schon mit der nächsten Messe im Januar 2013 will sich die Messe für Aussteller aus aller Welt öffnen. Gezeigt wurden DOB, Haka, Kidswear und Accessoires. Susanne Schaper © Textination GmbH –4–