Im Regenwald - Wilderness International

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Im Regenwald - Wilderness International
Im Regenwald
Der Ruf des Waldes
Der Ruf des Waldes
Call of the Wild
Sieben Stunden Autofahrt - Motorengebrumm und die Hits der 60er
Jahre - klingeln uns allen noch in den Ohren und unsere müden Glieder
wollen einfach nicht glauben, dass das unser purer Ernst ist:
Seven hours by car, our engine hums, our ears are ringing and our members don’t believe that this is for real?
Jetzt wird gewandert.
Mit riesigen Rucksäcken auf dem Rücken werden wir uns ins Paradies
der Moskitos begeben. Auf dem staubigen Parkplatz wird uns sicherheitshalber schon mal erklärt, was wir tun sollen, falls uns einer der
Schwarzbären über den Weg läuft, die in diesem weltweit einzigartigen
Ökosystem noch in freier Natur leben. Ich kann nur hoffen, dass sie
wirklich so friedfertig sind, wie man uns mehrfach versichert...
Now we hike.
With huge backpacks on our backs, we‘ll go to a mosquito’s paradise. Before we leave the dusty parking lot we learn what to do if we run
into a Black Bear. I can only hope they are as peaceful as we have been
told….
Der Parkplatz liegt auf einer kleinen Anhöhe, sodass man einen Teil des
Waldes von hier aus schon überblicken kann. Es wird langsam Abend und
die ersten Nebelfelder scheinen zwischen den Wipfeln hängen zu bleiben.
Als auch die letzten Rucksäcke geschultert sind, laufen wir auf die maSpinnweben herabhängen. Kaum sind wir von Grün umgeben, wird die
Luft merklich kühler und der weiche Waldboden dämpft unsere Schritte.
Wie Watte liegt mir die Stille auf den Ohren, so plötzlich und unerwartet sind die Geräusche der Zivilisation verstummt.
Rechts und links vom Trail ist der Waldboden bedeckt von umgestürzten
Bäumen, die mit Moosen und mannshohen Farnen bewachsen sind und
wenn ich den Kopf hebe, blitzt der Himmel an einigen Stellen hell durch
das dicht verzweigte Geäst der Bäume. Sie wirken wie Riesen, die danach wetteifern, mit ihren Ästen nach den Wolken zu greifen.
Umgeben von einem der vielfältigsten Ökosysteme der Welt wachsen
hier tausendjährige Zedern, die wertvoller sind als jeder Baum in Europa.
Neben ihnen kommt man sich winzig vor.
Wir laufen ungefähr zweieinhalb Stunden durch den Wald und immer
wieder frage ich mich, ob das nicht vielleicht ein Traum ist, in dem ich
hier gelandet bin.
Doch das ist noch nicht alles, was dieser Tag an Naturszenarien für uns
bereithält.
Unser Ziel ist eine Bucht, die eingebettet zwischen grünen Hügeln liegt
und bei unserer Ankunft einen atemberaubenden Anblick bietet. Das
Sonnenlicht bricht in Bündeln durch die tief hängenden, bedrohlich wirkenden Wolken und malt helle Flecken auf die Baumkronen, die hoch
über unseren Köpfen hängen. Der Wind weht uns ein paar vereinzelte
Regentropfen ins Gesicht, ein paar Meter entfernt glitzern sie auf, wenn
sie durch die Sonnenkegel fallen. Auf den Wellenbergen des aufgewühlten
Meer sichtbar sind. Und plötzlich sehen wir sogar einen winzig kleinen
The parking lot is located on a small hill, so you can see a part of the forest from here. Dusk is falling and the fog is creeping over the tree tops.
The last of us shoulders our backpacks and we run towards the majestic
trees with the long cobwebby lichens hanging from their branches.
As soon as we are surrounded by green, the air chills and the soft forest
denly and unexpectedly do the sounds of civilization cease.
that are overgrown with moss and ferns as tall as a man. If I lift my head,
like giants, vying with their branches for a piece of the sky. Here, in the
one of the most diverse ecosystems in the world, grow the millennial
cedars, which are older than any tree in Europe.
Next to them we are tiny.
We walk for about two and a half hours, through the forest and more
forest; I wonder if this is a dream world I have landed in.
But that‘s not all the day holds for us. Our goal is a bay, nestled between
green hills. It offers a breathtaking sight when we arrive.
The sunlight breaks through the low-hanging branches and menacing
clouds to paint bright spots on the trees high above our heads. The
wind is blowing a few scattered rain drops in our face. A few meters
ahead they fall through the solar cone, glittering until they pass through
ble far out on the dark sea. Suddenly we see a tiny little rainbow appear
Regenbogen, der kurz am Himmel auftaucht und bald darauf wieder verschwunden ist.
Ein paar magische Sekunden lang ist die Aufmerksamkeit der ganzen
Gruppe völlig gefangen von diesem Schauspiel.
Hier also werden wir unsere erste Nacht in der Wildnis verbringen.
Schlafsäcke gekuschelt haben, schlafe ich mit dem Gedanken ein, dass
mich in der nächsten Zeit wohl immer das Wellenrauschen ins Reich der
Träume wiegen wird.
Was werden wir in den kommenden Tagen noch alles erleben? Welche
Abenteuer hält dieses Stückchen Erde wohl für uns bereit?
bags, I fall asleep with the thought the waves crashing outside are from
the realm where dreams are made.
What will we do in the coming days? What adventures does this land
hold for us?
Im Regenwald
Die Urwaldriesen
Im Regenwald
Das Leben im Regenwald
Das Leben im Regenwald: Jagd und Handel
Life in the Rainforest: Hunting and Trading
In den Zeiten vor der europäischen Kolonisierung von Amerika galten
auf Vancouver Island unter den verschiedenen Völkern und Stammesgruppen ungeschriebene Gesetze. Diese Gesetze regelten Handel und
territoriale Angelegenheiten. Eines dieser ungeschriebenen Gesetze regelte die Jagd- und Fischgründe.
Before and during the time of colonization unwritten laws applied to all
tribes. These laws regulated trading and other territorial issues. One of
Something that wasn’t allowed though was hunting in another tribes territory. Problems arise when you consider that some tribes did not have
Jede Stammesgruppe und jedes Volk hatte Nutzungshoheit über sein Territorium, sie konnten tun und lassen was ihre Mitglieder für richtig hielten. Was aber nicht erlaubt war, ist dass Jagen und Fischen in dem Gebiet
einer anderen Stammesgruppe. Es ergeben sich dabei einige Probleme,
da einige Gruppen keine direkte Anbindung ans Meer hatten und somit
nicht Fischen und nur schwer handeln konnten. In diesem Fall konnte ein
Stamm welcher am Wasser lebte mit seinen Nachbarn ihren Fisch z.B.
gegen Fleisch, Felle oder andere Lebensmittel tauschen, die sie nicht in
Auch wenn es erst einmal etwas merkwürdig klingt, war eine der erfolgreichsten Jagdmethoden die Jagd von einem Kanu aus. Das Kanu war
das schnellste und manchmal auch das einzige Fortbewegungsmittel. Die
Jäger paddelten auf einem Fluss ins Landesinnere. An den Ufern halten
sich oft Tiere auf, denn für sie ist das Tal eine Möglichkeit weite Strecken
zurück zu legen und der Fluss eine Tränke. Lange Zeit wurde mit Pfeilen
und Speeren gejagt, aber mit dem Einsetzen der Kolonisierung ging weitestgehend auch diese Tradition unter, zu Gunsten der Bewohner. Die
meisten Tiere wurden zum Verzehr und zur Gewinnung von Fellen gejagt.
lieferten die begehrten Felle. Aber auch exotische Tiere wie Seelöwen
sind für die Cowichan und andere Stämme noch wichtig. Die Fangzähne werden noch heute für Rituale genutzt. Auf dem Weg zurück von der
Jagd wurde oft ein Teil des erlegten Fleisches gegen andere Waren getauscht.
Die ausgeklügelten Handels- und Hilfssysteme wurden zwischen den
Stämmen durch die Kolonisierung entweder verboten oder sie sind im
Alkohol und der neuen, aufgezwungenen Lebensweise, untergegangen.
Ein Cowichan Indianer, bei dem ich zwei Wochen gewohnt habe, wusste
leider nichts mehr von Gesetzen, die einst für den Stamm galten. Heute
können die Cowichan auf ganz Vancouver Island für den Eigengebrauch
Jagen und innerhalb ihres Reservats steuerfrei einkaufen und tanken.
Aber auch diese Privilegien nutzt er kaum.
and trade. In this case a tribe close to the water could trade with the
tribe far away from water. They would trade something that could only
be found inland like furs and meat.
Such complex trading and aiding systems died down during colonization due to alcohol or just the new way of living. One Cowichan member that I lived with for two weeks sadly did not know anything of his
former culture laws. The only thing that stayed was the law that natives
could buy some things cheaper and are allowed to hunt for private use
all over Vancouver Island. It is sad that all those rituals and knowledge
are only brought up for tourists and cameras.
from a canoe. Since the canoe was the only given source of fast transportation it was used to go to remote hunting territories. The hunters
paddled upstream and on the river banks animals come to drink. For
a long time arrows and spears were used for hunting. Most of the animals were hunted for meat and furs. The most commonly hunted animal is white tail deer. Predators such as cougar and bear are more for
furs. We learned on our trip that even exotic animals such as sea lions
are still important for the Cowichan culture today. On the way back,
downstream, some of the meat was already traded against other goods.
Pretty much a perfect cycle which was almost completely lost due to
colonization.
Im Regenwald
Der Lebensbaum
Die Cowichan und ihre Beziehung zum Wald
Vor 16.500 Jahren wanderten die ersten Menschen über die Beringstraschelberge, weisen auf erste Siedlungen der Vorfahren der CowichanIndianer 6000 v.Chr. hin. Ihre Lebensgrundlagen waren das Meer mit
seinem reichen Nahrungsangebot wie den Lachsen, den Seegurken, Muscheln, Austern und dem Wald. Mit sorgsamer Nutzung des Waldes ge-
The Cowichan and their Forest
wichan settlements to around 6000 BCE. Their livelihood was the sea
with its rich food supply, such as salmon, sea cucumbers, mussels, and
oysters. The sea and the forest. The Cowichan managed their resource
sustainably for millenia.
lang es den Indianern nachhaltig vom Wald zu leben. Ein Beispiel hierfür
ein Teil der Rinde für die Herstellung von Kleidung und zeremoniellen
Masken vorsichtig entfernt wird. Die Wunde wächst allerdings nach einiger Zeit wieder zu und die Bäume leben oftmals noch tausend Jahre
länger. Das Holz und die Rinde - insbesondere der Red Cedar (Riesenlebensbaum) - wurden zur Herstellung von Häusern, den sogenannten
Longhouses, genutzt. Auch Totempfähle, Kanus, Kleidung, Gürtel, Hüte
und Essbesteck wurden aus diesem Material hergestellt. Kanus waren
das wichtigste Fortbewegungsmittel der Indianer auf dem Meer, ob zur
Fischerei oder zum Handel mit anderen
Stämmen.
Heutzutage haben Autos und Schiffe das
Kanu als Fortbewegungsmittel abgelöst,
rikanischen Nordwestküste die Tradition des Kanufahrens, z.B. bei den jährzu 100 Kanus legen eine wochenlange
Reise auf traditionellen Handelswegen
Zedernkanus sind hierbei bis zu 20 Meter lang und die Cowichan legen damit
lange Strecken auf dem offenen Meer
zurück.
Doch der Wald, mit dem die Cowichan
eine so innige Beziehung haben, ist in
Gefahr.
Trees. This is when part of the bark is removed from the tree for use,
while leaving the tree living for further use in the years to come. The
wound that is left heals, and the tree grows normally. The wood and
bark, especially the Red Cedar (or giant Tree of Life), were used for the
production of houses, long houses. Totem poles, canoes, clothing, belts,
hats and eating utensils were also made from this tree. Canoes were the
to trade with other tribes.
These days, cars and ships are replacing the canoe as a means of travel and
trade, but the tribes of the American
Northwest Coast maintain their tradition of canoeing. Initiatives such as the
Tribal Journeys take up to 100 canoes on
a week-long trip along the coast. The biggest cedar canoes are up to 20 meters
long.
But the forest and Cowichan and their
close relationship is in danger.