Sonderdruck
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ý, t..:., t ý. ý -ý- s,:,.,,..., L.. .. _. ý. ý -ý-ýý.. ý Q. S_ Von Fakten und Fiktionen Mittelalterliche Geschichtsdarstellungen ihre kritische Aufarbeitung Herausgegeben von Johannes Laudage Sonderdruck - im Buchhandel nicht erhältlich (0 2003 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN und fiI, DER ÜBERLIEFERUNG BEI DER ERFORSCHUNG NARRATIVER QUELLEN DES MITTELALTERS ZUR DIMENSION von RUDOLF SCHIEFFER Vor Jahrzehnten hat der klassischePhilologe Ludwig Bieler auf den erden Literaturgeschichte" Seiten seiner weit verbreiteten Römischen sten Gegenstand,also die lateinische Literatur der Antike, in seinem Erscheides dem Art nach nungsbild mit einem Trümmerfeld" verglichen', aus Forum Romanum da und dort ein intakt gebliebenes,entsprechend bedie imposanten Ruinen daneben hervorragt, Monument manche rühmtes lassen, Bruchim übrigen Konturen aber unzählige noch ahnen einstigen des AuVerlorenen das Ausmaß vor unwiederbringlich stücke vor allem führen. gen Der Mediävist von heute, der an seinen Quellenvorrat denkt, findet den daß kaum Nicht diesem in Bild aus wieder. nur, sich gemeinhin Jahrhunderten von 500 bis 1500 unvergleichlich viel mehr überliefert ist jeder in Ledem Altertum von uns seiner als aus - mehr vermutlich als bensspanne überhaupt zur Kenntnis nehmen kann -, das Erhaltene bloß den Eindruck, der in Praxis noch zumeist auch nicht macht auf uns der kümmerliche Überrest von einst weit größeren Textmengen zu sein. Nur so ist es zu verstehen, daß die laufend erscheinendeFachliteratur ist Formulierundarauf von voll achtet wenn man einmal genau genug hätte beruhen, der die Voraussetzung es nie auf unausgesprochenen gen, daß feststellt, in Speyer die \Ver Quellen gegebenals uns geläufigen. mehr die Ottonen noch nicht in Erscheinung traten, daß die politisch gedachte Gein dem Italiens Boden Sammelbezeichnung auf zuerst Deutsche" brauch kam oder daß die Vita Heinrici IV eine ganz singuläre Form des haletzten Recht Endes darstellt, Herrscherlobs wird mittelalterlichen ben, müßte streng genommen aber jedes Mal den Vorbehalt machen, ' Ludwig BIELER, Geschichte der römischen Literatur 11. 1 (Sammlung Göschen 52,21965) S. 64 RudoySchieffer des Maßgabe Einsicht gelte nur nach verfügseine e negativo gewonnene baren Quellenbestandes,der nicht von vornherein so schmal wie heute durch Neufunde, braucht im Prinzip aber auch sich gewesenzu sein und Umdatierungen oder gewandelte Zuschreibungen jederzeit verändern könnte. Das ist nicht so trivial, wie es zunächst klingen mag, denn für Behauptungen bestimmten Quellen abgeleitete sowohl unmittelbar aus über die Ereignis- wie über die Bewußtseinsgeschichtebraucht man diedaß der Karl Große im Einschränkung etwa selbe nicht zu machen: Herbst 800 nach Italien gezogenist, daß die Polenpolitik Heinrichs II. in SachsenentschiedeneGegner hatte oder daß Otto von Freising nur unbloß Nicht die das Bescheid Konkordat Wormser über wußte. genau Reichweite, auch die Verbindlichkeit unserer Einsichten wird eben beÜberdas die konkrete des den Fensters, Abmessungen uns stimmt von lieferung auf dasMittelalter eröffnet, und daher mag es nicht unnütz sein, kritischen der Aufarbeitung die Tagung, mittelalterlicher sich auf einer Geschichtsschreibungwidmet, ein wenig auch über die in dieser Hinsicht Erkenntnis Grenzen zu reflektieren. unserer vorgegebenen Nur in scheinbaremGegensatzzu unserer eben erwähnten praktischen Selbstgenügsamkeitmit dem nun einmal vorhandenen Material steht die Gepflogenheit, am Beginn einer Abhandlung in geradezu topischen Wendungen die für das jeweilige Thema unzureichende Quellenlage zu beklagen. Dabei geht es genau genommen um zweierlei: neben Zeugnisdie früheren in ihrer Existenz verbürgt oder wenigstens gut vorstellsen, bar sind, sich aber leider nicht erhalten haben, also verlorenen Quellen, Widerhall die Anfang in Sachverhalte, an ohne von um schriftlicher auch Form geblieben sein dürften, also nie vorhanden geweseneQuellen. Geder letzten Jahrzehnte die für Aufmerksamkeit das Mitgesteigerte rade hat Kulturwelt den Blick dafür geprägte telalter als weithin mündlich damaligen Lebens die daß für Bereiche Quellen weite geschärft, nicht etwa sämtlich zugrunde gegangen,sondern gar nicht erst entstanden, Das sind. gilt nicht nur auf elemengenauergesagt:aufgezeichnetworden tarer Ebene wie z. B. beim bäuerlichen Alltag zur Karolingerzeit außerhalb großer Grundherrschaften, wovon sich so gut wie keine schriftlifür haben, Spuren verbreitete Ausdruckssondern auch erhalten chen . formen von historischem Bewußtsein. Die prekären Überlieferungsbe- Zur Dimension der Überlieferung 65 dingungen von volkssprachigen Denkmälern wie dem Ludwigslied, dasin das dem Annolied, Aufzeichnung wir nur aus einmaliger vorliegt'', oder die komplexe lassen kennen', Druck ebenso wie einem neuzeitlichen Informationsbasis nicht weniger lateinischer Kreuzzugschroniken4 ab im Normalfall mündlich und sound zu wenigstens ermessen,was alles begrenzten Horizonts jenseits Vermittlung mit unseresvon schriftlicher blieb, obgleich davon das einstige Denken und Handeln nicht unwesentlich bestimmt worden sein wird. Wenn wir uns im Folgenden auf solche Quellen konzentrieren, die (und dem haben Inhalt Gestalt nach als tatsächlich einmal angenommen betont können), werden, so muß gleich narrativ gekennzeichnet werden daß auch unser Forum Romanum - um im Bilde desEingangs zu bleiben die Trümmergrundstücke Blessuren aufweist, und sogar veritable - seine bewußt hinreichender in Klarheit immer mawir uns vermutlich nicht der der den jahrhundertelangen Reduktionsprozeß, Auf erst von chen. Erfindung des Buchdrucks abgebremstwurde, hat eine ganze Reihe von Faktoren eingewirkt und nach Räumen und Zeiten, Inhalten und Gatdie Schon Einbußen gezeitigt'. allgemeinen tungen sehr unterschiedliche Gefährdungen, denen Handgeschriebenesimmer und überall ausgesetzt ist, wie Feuersbrunst und Wasserschaden,Plünderung und Schädlingsbefall betrafen potentiell am massivstenÜberlieferungen, die ihrem Wesen 2 Vgl. Wiebke FREYTAG,Ludwigslied, in: VI. 5 (1985)Sp.1036-1039. 3Vgl. Eberhard NEI MM N, Annolied, in: VI. 1 (1978)Sp. 366-371. . 4 Exemplarisch: Susan B. EDGINGTON, Albert of Aachen Reappraised, in: From Clermont to Jerusalem. The Crusades and Crusader Societies 1095-1500. Selected Proceedings of the International Medieval Congress, University of Leeds 10-13 July 1995, hg. von Alan V. MURRAY (International Medieval Research 3,1998) S. 55-67, über die Grundlagen des nicht auf Augenzeugenschaft beruhenden Werkes. $ Vgl. Karl LANGOSCH u. a., Geschichte der Textüberlieferung 2: ÜberlieferungsgeschichÜberlieferungs-Chance Über(1964); ESCH, der Literatur Arnold und te mittelalterlichen lieferungs-Zufall als methodisches Problem des Historikers, HZ 240 (1985) S. 529-570 (auch in: DERS., Zeitalter und Menschenalter. Der Historiker und die Erfahrung vergandes Der Umgang Historikers mit seinen QuelS. DERS., Gegenwart [1994] 39-69); gener len, in: Quelleneditionen und kein Ende? Symposium der Monumenta Germaniae Histoder bei der Bayerischen der Akademie WissenKommission Historischen rica und schaften, 21/23. Mai 1998, hgg. von Lothar GALL/Rudolf SCHIEFFER(HZ Beih. N. F. 28, 1999) S. 129-147. 66 Rudolf Sdiieffer dem lokal beschränkt Urkundenarchiv einer nach waren; zusammen mit Kirche konnten allzu leicht auch die Lebensbeschreibungdes Hauptheilidie hauseigenen die Darstellung der AnGründungsgeschichte oder gen, für nalen ein alle Mal ausgelöschtwerden, wenn es zu einem Unglück Überfall kam. Weitverbreiteten Weltchroniken oder vielgelesenen oder Exempelsammlungen vermochten dagegen derartige punktuelle Mißgeschicke weit weniger anzuhaben. Vorsätzliche, inhaltlich begründete Beseitigung historiographischer Werke dürfte nur selten vorgekommen für häretisch fällt dort sein und als aber einschneidend, geallenfalls, brandmarktes Schrifttum ins Gewicht, soweit wir es der Geschichtsdürfen. der Der um 1225 Theologie zuordnen schreibung und nicht allein des frühes Jahres der Katharer-Konzil Bericht 1167, über entstandene ein in einen Druck von 1660 gelangt istb, gehört zu den spärlichen Ausnahdie die Materials der bestätigen. Regel Vernichtung solchen men, zeitigen Aufs ganze gesehen,sind es somit Unachtsamkeit und Geringschätzung der Nachgeborenen mehr als alles andere gewesen,die im Mittelalter und fixierter den Erinnerung deziFundus noch schriftlich auch später an haben. jüngere Neubearbeitung die Heiligenviten, miert eine erfahren hatten, ebenso wie ältere Annalenwerke, die von späteren nach deren Maßstäben ausgeschlachtetworden waren, verloren schnell ihren Wert für die Lebenspraxis und teilten dann das Schicksal Memoüberholter" des der Gefahr Veraltens und der Selbst Weltchroniken rialbücher. waren Mißachtung ausgesetzt,sofern sie nicht aktualisierende, also verlängernde Bearbeiter fanden, und für die kontinuierliche Bewahrung der historiÜberlieferung schen einzelner Klöster und Stifte stand nicht bloß bei äußeren Katastrophen, sondern auch beim Wechsel des Konvents oder der Ordenszugehörigkeit allerhand auf dem Spiel. Zusätzlich haben der Wandel des literarischen Geschmacks,die Verdrängung eines Heiligenkults durch einen anderen oder schlicht dasmit wachsendemZeitabstand beschriebenen Begebenheiten immer Interesse schwindende an vordem bewirkt, daß man bestimmte Texte nicht länger aufbewahrte, ja wieder 6 Vgl. Bernard HAMILTON, The Cathar Council of Saint-Felix Reconsidered, Archivum Fratrum Praedicatorum 48 (1978) S. 23-53 (auch in: DERS., Monastic Reform, Catharism and the Crusades 900-1300 [1979] Nr. IX); Gerhard ROTI'ENwOHRER, Der Katharismus 1/1: Quellen zum Katharismus (1982) S. 46. Zur Dimension der Überlieferung 67 ihnen buchstäblich Gewalt antat, indem man das Pergament zu Makulatur verarbeitete, bekanntlich hin und wieder dem Ausgangspunkt ungeÜberlieferung wollter weiterer wenigstensin Fragmenten. Die Vielfalt der destruktiven Impulse und die Regellosigkeit ihres Wirkens legen den bereits angedeuteten Schluß nahe, daß wir nicht mit gleichmäßig verteilten Verlusten, sondern einer ziemlich gemischten Bilanz zu rechnen haben. Daraus ergibt sich die Frage, für wie repräsentativ wir das heute noch Vorliegende im Hinblick auf die gesamte histoder jeweiligen Produktion Entstehungszeit und Herkunftsriographische region ansehen dürfen. Die Antwort wird nicht anders als spekulativ können, lohnt doch in ausfallen wohl zumindest aber großen Zügen das Nachdenken. So besteht kaum Grund zu der Vorstellung, daß neben den berühmten Geschichtswerken der Spätzeit Ottos des Großen, also Widukind, Liutprand, Continuatio Reginonis, Ruotger und Hrotsvith, noch denselben in Jahren entstanden sind. allerhand andere, aber verlorene Auch die Flaute der Chronistik in der ausgehenden Merowingerzeit oder das völlige Fehlen nennenswerter Berichte aus der frühen Ottonenzeit Überlieferung besonderen der Ungunst wird man schwerlich einer anladaß dafür, Dagegen Paulus Diaconus am Ende der sten. spricht manches langobardischen Geschichte literarische Vorläufer in Italien gehabt hat, die sein Werk dann verdrängte', und auch das weite Feld der karolingilückenlos dürfte beileibe Annalistik schen nicht vor Augen steheng. uns Daß gerade dort, wo sich viel erhalten hat, noch mehr einst zu Pergadürfte, legt die Beschäftigung mit der gebracht ment worden sein auch den Hagiographie', Vitae und Gesta episcoporum der merowingischen mit Ottonen- und Salierzeit1D, mit den Klosterfundationen des Hochmit' Vgl. Ken GARDINIER, Paul the Deacon and Secundus of Trento, in: History and Historians in Late Antiquity, hgg. von Brain CROKE/A. Maitland EM METT(1983) S. 147-153. t Vgl. Matthew INNNES/Rosamond MCKrrrERICK, The writing of history, in: Carolingian culture: Emulation and Innovation, hg. von Rosamond MCKrrrERICK (1994)S. 193-220. 9 Vgl. Paul FOURACRE/Richard A. GERBERDII`G, Late Merovingian France. History and Hagiography 640-720 (1996) S. 26 ff. io Vgl. Reinhold KAISER, Die Gesta episcoporum als Genus der Geschichtsschreibung, in: Historiographie im frühen Mittelalter, hgg. von Anton SCHARER/Georg SCHEIBELREITER (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 32,1994) S. 459-480, bes. S. 472 f. 68 Rudolf Schieffer telalters" oder mit genealogischen Aufzeichnungen aller Art12 nahe. Überall haben Umfangs Defizite einzukalkuabschätzbaren schwer wir lieren, während umgekehrt die Abfolge der einander im Volumen überbietenden Weltchroniken des 12./13. Jahrhunderts eher den Eindruck haben". Wenn Werke einzelne nur vermittelt, sich vollzählig erhalten zu Überlieferung dies dürfte primär am gewaltigen eine schmale aufweisen, Aufwand für eine vollständige Abschrift liegen. Nicht allein über Sein oder Nichtsein jedes einzelnen Werkes hat die handschriftliche Tradition entschieden, sondern auch über sein faßbares Erscheinungsbild nach Wortlaut, Sprachgestaltund Umfang. Einen undie im Unterschied bieten Autographen, Anblick sich verstellten einzig dann dem immerhin Geschichtsschreibung und wann aus zur antiken Mittelalter erhalten haben". Die kostbare Reihe setzt, was Werke von den der HistoJahrtausendwende kurz Umfang mit vor einigem angeht, Urschrift Bamberg deren Richers Reims gelangte seit nach rien von ein, folgen in kurzen Es im Wochen Faksimile relativ vorliegt15. wenigen Abständen die Chronik des 1018 gestorbenen Thietmar von Merseburg in der bis 1945 lesbar gebliebenen Dresdner Handschrift16, die bis 1082 lebenden Iren Marianus des in Mainz Scotus, Weltchronik abgeschlossene deren Niederschrift in Rom liegt17,ferner die Weltchronik Bernolds von " Vgl. Ludwig HOLZFURTNER,Gründung und Gründungsüberlieferung. Quellenkritider Klöster der Agilolfingerzeit und Bayerischen Studien Gründungsgeschichte sche zur ihrer hochmittelalterlichen Überlieferung (Münchener Historische Studien. Abteilung Bayerische Geschichte 11,1984). i2 Vgl. Leopold GENICOT, Les genealogies (Typologie des sources du moyen age occidental 15,1975). (Typologie des sources du moyen " Vgl. Karl Heinrich KROGER, Die Universalchroniken age occidental 16,1976). hgg. von Paolo " Vgl. Gli autografi medievali. Problemi paleografici e filologici, CHIESA/Lucia PINELLI (Quaderni di cultura mediolatina 5,1994). " Richer von Saint-Remi, Historiae, ed. Hartmut HOFFMANN (MGH SS 38,2000); vgl. DERS.,Die Historien Richers von Saint-Remi, DA 54 (1998)S. 445-532. ' Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung, ed. Robert HOLMANN (MGH SS rer. Germ. N. S. 9,1935); vgl. Helmut BEUMIANN, Thietmar, Bischof von Merseburg, VL 9 (1995)Sp. 795-801. " Mariani Scotti Chronicon, ed. Georg WA tz (NIGH SS5,1844) S. 481-564;vgl. AnnaDorothee VON DENBRINCREN,Marianus Scottus als Universalhistoriker iuxta veritatem Zur Dimension der Überlieferung 69 St. Blasien (t 1100) in einem Codex der Bayerischen Staatsbibliothek in München18sowie die in Jena aufbewahrte Chronik Frutolfs vom Bamberger Michelsberg". In solchen Fällen, die im späteren Mittelalter zahldes bloß können authentischen Wortlauts gereicher werden, wir nicht bei dem der Autor Endredaktion wiß sein, sondern zumeist sogar noch über die Schulter schauen,wie er letzte Einschübe macht, stilistische Verbesserungenanbringt oder auch inhaltliche Korrekturen vornimmt. Für gewöhnlich haben wir uns jedoch damit abzufinden, daß eine Quelle nur in kopialer Form zugänglich ist, also außer banalen Mißverder beim Veränderungen Abschreiben verschiedensten Art ständnissen haben kann. braucht Man nicht gleich überall gezielte Inerfahren fest, der Täuschung Nachwelt zu wittern, aber es steht terpolationen zur daß beispielsweiseso gut wie alle merowingerzeitlichen Texte im Zuge ihrer Vermittlung durch Kopisten der Karolingerzeit eine sprachliche Glättung im klassizistischen Sinne erfahren haben, die das ursprüngliche Erscheinungsbild fühlbar veränderte20,daß es kaum zwei textidentische Annalen Exemplare gibt, weil dieseForm der Stoffdarbietung regelmäßig daß Straffung Anreicherung einlud", oder zur zur auch geebenso wie im Instabilität Aufzeichnungen eine merkliche nealogisch ausgerichtete Überlieferungsprozeß an den Tag legen. Angesichts solcher Deformaihrerseits die sind, manchen Auftionen, natürlich, sobald sie erkannt Evangelii, in: Die Iren und Europa im frühen Mittelalter 2, hg. von Heinz LÖWE(1982)S. 970-1009. ISBernoldi Chronicon, cd. Georg Heinrich PERIL (MGH SS5,1844) S. 385-467;vgl. Ian S. ROBINSON,Bernold von St. Blasien, VL 1 (1978)Sp. 795-798.Eine Neuausgabebei den MGH ist in Vorbereitung. " Ekkehardi Uraugiensis Chronica, ed. Georg WAITZ (MGH SS 6,1844) S. 1-265; vgl. FranzJosef SCt-MALE,Frutolf von Michelsberg, VL 2 (1980)Sp. 993-998.Eine Neuausgabe bei den MGH ist in Vorbereitung. b Vgl. Michel BANNIARD,Viva voce. Communication ecrite et communication orale du IV` au IX` sieeleen Occident latin (1992)S. 49 ff., 254 If. 21Vgl. Michael MCCORASICK, Les annalesdu haut moyen age (Typologie des sources du moyen ageoccidental 14,1975) S. 27 ff., 41 ff. 22Exemplarisch: Otto Gerhard OEXLE, Walfische Memoria. Zugleich ein Beitrag über in: die ihrer Erforschung, Die Welfen ihr Kriterien Hausüberlieferung und und adlige Braunschweiger Hof im hohen Mittelalter, hg. von Bernd SCHNEDMÜLLER(Wolfenbütteler Mittelalter-Studien 7,1995) S. 61-94. 70 Rudo4rSdVeffer bereit halten, helfen jeher Bemühungen Handsubtile um schluß seit schriftenvergleich, Stilkritik und Vorlagenanalyse, wie sie sich üblicherweise in kritischen Ausgaben der Texte niederschlagen.Aber alle Editidaß der kann letztlich Welt schaffen, uns Notkers onskunst nicht aus bald nach 883 verfaßte GestaKaroli Magni nur aus Abschriften seit dem 12. Jahrhundert bekannt sind', daß Brunos Buch vom Sachsenkriegaus dem Jahre 1082 erst vom 15. Jahrhundert an in vollem Umfang faßbar den Gorzer Quellen Miranda daß wie wird24 und von nicht unwichtigen dem dem de bello Ligurinus Gorgonii, Saxonico Carmen oder uns übers. haupt nur noch vor Augen steht, was Herausgeber von Drucken des 16. haben'. beim Man daraus Jahrhunderts 17. gewinnt oder gar gemacht Studium der auf solche Texte gestützten Literatur nicht immer den Eindruck, daß dies gebührend bedacht wird. Neben der Bestimmung desjeweiligen Abstandes zum Urtext dient die der der Sichtung Ergründung von Handschriftenlage sorgsame stets auch Verbreitung und Resonanz eines «Werkes.Auf der breiten Skala der rein bewegen Unterschiede quantitativen sich am einen Ende unverwüstliche Klassiker wie Einhards Vita Karoli mit weit über 10026oder die Chronik Ottos von Freising mit mehreren Dutzend erhaltenen Textzeugen aus dem Mittelalter27, aber mit einem ähnlichen Grad an Beachtung auch ein historiae dürftiges der Liber FranErzeugnis so wie spätmerowingische finden Rang Ende zu corum28,während am anderen nicht weniges von ' Notker der Stammler, Taten Kaiser Karls des Großen, ed. Hans F. RAFFELE(MGH SS in: (1987) St. Gallen, VL DERS., Notker L Sp. 1187Germ. 6 N. S. 12,1959); von rer. vgl. 1210,bes. 1198ff. ' Brunos Buch vom Sachsenkrieg,neu bearb. von Hans-Eberhard LOHMANN (MGH Dt. MA 2,1937); vgl. FranzJosef SCi-i'.tALE,Bruno von Magdeburg (Merseburg), VL 1 (1978) Sp. 1071-1073. 2sMiracula sancti Gorgonii, ed. Georg Heinrich PERTZ (MGH SS 4,1841) S. 238-247; (MGH SSrer. Germ. [17], 1889); Carmen de bello Saxonico, ed. Oswald HOLDER-EGGER Gunther der Dichter, Ligurinus, ed. Erwin ASSMANN(MGH SSrer. Germ. 63,1987). 26 Vgl. Matthias M. TISCHLER, Einharts Vita Karoli. rung und Rezeption 1-2 (MGH Schriften 48,2001)- Studien zu Entstehung, Überliefe- " Vgl. Ottonis episcopi Frisingeasis Chronica sive Historia de duabus civitatibus, ed. (MGH SSrer. Germ. [45], 1912)S. XXIII ff. Adolf HOFMEISTER " Vgl. Liber historiae Francorum, ed. Bruno KRUSCH(MGH SS rer. Merov. 2,1888) S. 215-328,bes.220 ff. Zur Dimension der Überlieferung 71 ist, das am seidenenFaden einer singulären Überlieferung hängt wie das des die Karls Großen mit Papst Begegnung Paderborner Epos über sog. das de Carmen Leo M. -, wie Wipos GestaChuonradiSO oder gestisFrederidie Gerade imperatoris in Lombardia31. textkritisch optimale Erhaltung ci für durch Geringschätzung die Indiz Autograph überwiegend als als muß Mit- und Nachwelt gelten, ist doch unter den vorhin hervorgehobenen Beispielen bei Richer, Bernold und im Grunde auch Frutolf die Urschrift das einzige uns bekannte Exemplar geblieben. Unter den Faktoren, die Verbreitung und Überleben einer Quelle begünstigten, standen sichtlich die der für Originalität literarider Informationsgehalt oder uns nicht für die das Funktionalität Stelle, Leben Form schon eher schen an erster die für den Universalität der Schulbetrieb, InGemeinschaft oder einer halte oder auch deren Erbaulichkeit. Im übrigen sollte man bei der Frage Überlieferung weder das Walten des der der jeweiligen Quantität nach Zufalls wegzudisputieren versuchen noch die Vorstellung hegen, jeder darauf Quellenautor aus gewesen,unbedingt überall sei mittelalterliche hindurch Jahrhunderte gelesenzu werden. und Fruchtbarer erscheint die Differenzierung der erhaltenen wie der bloß inhaltlichen ihrer bezeugten Anlage ihrer Handschriften nach und noch Verteilung in Raum und Zeit. Gewiß ist es beachtlich, wenn ein so anbis heute Ottos Freising die in Chronik Werk 46 von wie spruchsvolles Manuskripten vorliegt, doch tritt der Befund in andere Beleuchtung, daß der den EinzugsbeBlick sich wird, gewahr man auf zweiten wenn die bis in Steiermark beElsaß Süddeutschland vom reich völlig auf dem der der Teil Exemplare überwiegende erst späteren 15. schränkt und Silvio Enea Piccolomini dem Jahrhundert 16. von als entstammt, sowie diesem Text humanistisches Interesse geweckt worden an ein neues, " Vgl. Wilhelm HENIZE (Hg.), De Karolo rege et Leone papa. Der Bericht über die Zusammenkunft Karls des Großen mit Papst Leo III. in Paderborn 799 in einem Epos für Karl den Kaiser (Studien und Quellen zur westfälischenGeschichte 36,1999)11Vgl. Die Werke Wipos, cd. Harry BRESSLAU(MMGHSS rer. Germ. [61], 31915) S. XLIX f. " Vgl. Carmen de gestisFrederici I. imperatoris in Lombardia, cd. Irene SCHMALE-OTT (AMGHSSrer. Germ. [61-],1965)S. VII ff. 72 Rudolf Schieffer war". Natürlich ändert eine solche Erkenntnis nichts an Intention und Zuschnitt des ursprünglichen Werkes, das Otto am Vorabend des Zweiten Kreuzzugs konzipierte, aber sie bestimmt doch wesentlich das Bild vom, wie man sieht, begrenzten Erfolg seines Bemühens und von seinem Einfluß auf die weitere Entwicklung der Gattung. Funktionsänderungen in späterer Zeit, die der Autor schwerlich hat voraussehen oder gar wollen können, lassen sich auch sonst mitunter an der Streuung der Überlieferungen ablesen. So verdanken wir den seit dem 13. Jahrhundert erst greifbaren Liber gestorum recentium Arnulfs von Mailand aus den 1070er Jahren zum guten Teil der Tatsache, daß das eigentlich vom Selbstbehauptungswillen der Mailänder Kirche veranlaßte Werk den Nachgeborenen als frühes Echo der Mailänder Bürgerfreiheit erschienen ist". Nicht so sehr um ihrer selbst willen, sondern als vermeintliche Fortsetzungen berühmter haben Einhards Karlsvita von nach Ausweis nahezu aller Handschriften die beiden Prosaviten Ludwigs des Frommen, also die Werke Thegans und des sog. Astronomus, die Zeiten überdauert und ihre Leser gefunden". Die vom Astronomus verfaßte Vita geriet dabei auf die Dauer überhaupt nur noch zum Baustein eines weit höher aufgetürmten Gebäudes, worin man während des 12. und 13. Jahrhunderts im Kloster Saint-Denis Quellen der verschiedensten Individualität zu einem großen fränkisch-französischer Königsgeschichte verband". Ohne Kontinuum Frage ist damit zu rechnen, daß die konsequentere Beachtung des kodikologischen Kontexts noch manche weitere Einsicht über die Deutungen Überleben das der denen erbringen wird, auf einzelnen Quellen beruht. 72 Vgl. Brigitte SCHORMANN, Die Rezeption der Werke Ottos von Freising im 15. und frühen 16. Jahrhundert (Historische Forschungen 12,1986). " Arnulf von Mailand, Liber gestorum recentium, ed. Claudia ZEY (MGH SS rer. Germ. 67,1994); vgl. Jörg W. BUSCH, Die Mailänder Geschichtsschreibung zwischen Arnulf und Galvaneus Flamma. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit im Umfeld einer oberitalienischen Kommune vom späten 11. bis zum frühen 14. Jahrhundert (Münstersche Mittelalter-Schriften 72,1997) S. 122 ff. 34 Vgl. Thegan, Die Taten Kaiser Ludwigs, Astronomus, Das Leben Kaiser Ludwigs, ed. und übers. von Ernst TREMP (MGH SS rer. Germ. 64,1995) S. 30 f. und S. 123. 'S Vgl. Ernst TREMP,Die Überlieferung der Vita Hludowici imperatoris des Astronomus (MGH Studien und Texte 1,1991) S. 37 ff. Zur Dimension der Überlieferung 73 Wie die Archäologen auf dem Forum Romanum haben sich auch die bloß den immer Quellenforscher mit vorgefundenicht mediävistischen die Rekonstruktion des begnügen Bruchstücken an sich mögen und nen der in Zeit, in Es Untergegangenen gab eine zumal gewagt. an sich Deutschland die scharfsinnige Rückgewinnung einer verlorenen Quelle Meisterschaft dem Gipfel Mittelalter zünftiger galt. Beaus geradezu als Übernahdie der der bei Erforschung Annalistik, von zahllosen sonders dementsprechenden Filiationsketten jeweils XVerken älteren und men aus über weite Zeiträume bestimmt wird, hat dies neben Hypothesen, um die dauerhaften ist, Erfolgen Weile zu geworden nach einer wieder still es ihre daß die Voraussetzungen längst wir uns geführt, uns so geläufig sind, kaum noch bewußt machen. So haben die Annales Hildesheimenses maioder bis überliefert 1043 oder gedruckt, zu nirgends res, reichend, obzwar Quelle" zu sein, Einschätzung gelangen können, vorzügliche ganz eine die sich indes allein aus ihren diversen, konkret faßbaren Ableitungen speistJ6.Die von 794 bis 1144 reichenden, verlorenen Annales Patherbrunnenses,die vielleicht auch aus Corvey stammen, kann man seit 130 Jahren sogar in einer Textausgabenachschlagen,die aus nichts als einer Zusammenschau der davon abhängigen jüngeren Quellen besteht". Zu besonderer Berühmtheit sind naturgemäß Fälle gelangt, in denen eine Überliefebloß Quelle später auch als tatsächliche zunächst postulierte die Karl Hampe in ist. 1895 Ich von an zutage getreten erinnere rung Durham als Abschrift des 12. Jahrhunderts entdeckten Annales Mettenses die Altahenses, die bis Annales 80538 1073 priores von oder an reichenden dann durch 1867 EdWilhelm Giesebrecht erst von rekonstruiert und des Oefele Kopie Aventinus aufgefunden worden sind39. von als mund Wenn es seit längerem um derartige Forschungen ziemlich still geworden x Vgl. Robert HOL'IZ uNN, Das Reich und Sachsen,in: Wilhelm WArrENBACH/Robert HoLTZUANN, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. Deutsche Kaiserzeit "1 (1938)S. 42 (Zitat); Klaus NASS,Die Reichschronik des Annalista Saxo und die sächsische Geschichtsschreibungim 12.Jahrhundert (MGH Schriften 41,1996) S. 86 ff. " Paul SCHES BOiCHORST, Annales Patherbrunnenses. Eine verlorene Quellenschrift des zwölften Jahrhunderts aus Bruchstücken wiederhergestellt (1870); vgl. NASS, Reichschronik (wie Anm. 36) S. 209 ff. (MGH SSrer. Germ. [10), 1905). Annales Mettensespriores, cd. Bernhard VONSI MSON )s Annales Altahenses maiores, ed. Edmund VON OEFELE(MGH SSrer. Germ. [4], 21891). 74 Rudolf Schiefer ist, so wird das daran liegen, daß die wirklich lohnenden Chancen von den Altvorderen längst genutzt sind und die Unbeweisbarkeit mancher Überlegung hat. Grundsätzkühner gewirkt anderer eher entmutigend lich bleiben aber die dabei gewonnenen methodischen Erfahrungen ein darf. das Faches, Kapital gehen nicht verloren wertvolles unseres Es wäre sinnlos, sich Quellen gewissermaßenzurückzuwünschen, die, hat Sinn, immer, Ursachen aber es sind, aus welchen auch untergegangen besonderem in darauf Maße Gedanken einige was uns zu verwenden, fehlt, nicht im Rahmen der hauptsächlichen Textgattungen, die trotz bieten, Gesamtbild Verluste überschaubares sondern mancher ein relativ Überliefebegünstigenden deren das die Konventionelle Rändern, an wo dies Um zu verdeutlichen, möchte rungschancena priori geringer waren. ich im letzten Teil meines Referatesauf drei nicht ganz unbekannte nardie im kommen, Mittelalter BeachQuellen so wenig rative zu sprechen tung fanden, daß ihre Vermittlung an die neuzeitlichen Historiker als purer Zufall bezeichnet werden muß. Ich meine erstens die allein in einer Abschrift des 10. Jahrhunderts aus Soissons überkommenen Historien Nithards, jenes natürlichen Enkels Karls des Großen, der im Mai 841 von Karl dem Kahlen, einem der Rivalen des damaligen Bruderkampfes, den Auftrag empfing, die Geschehnisfestzuhalten`. der (res Gegenwart" se vestris temporibus gestas)schriftlich Er wählte nicht den Weg der individuellen Fortschreibung eines vorhandenen Annalenwerkes, sondern disponierte seinen Erzählstoff gleichsam der deren in Büchern, zum Verständnis wemonographisch erstes vier dem die Frommen Ludwig Vorgeschichte gilt, während sentlichen unter dem Detailfreude Einschub von Doweiteren mit ungewöhnlicher und kumenten wie dem Text der Straßburger Eide den Gang der politischmilitärischen Verwicklungen seit Sommer 840 nachzeichnen. Das geschieht eindeutig aus der Sicht Karls und zur Rechtfertigung seines Handelns, aber auch als Reflex unmittelbaren Erlebens und eigener Beteilidaß gung, so man von einer Verschränkung von öffentlicher" und pri- '0 Nithard, Histoire des fils de Louis le Pieux, hg. und übers, von Philippe LAUER (I.es classiquesde l'histoire de France au moyen age7,1926), Zitat S. 2. Zur Dimension der Überlieferung 75 können". hat Geschichtsbetrachtung Nithards innere sprechen vater" Anteilnahme drückt sich zu Beginn des 3. Buches in der Bemerkung aus, er habe seinen Bericht eigentlich beenden wollen, weil nur noch Mißlifortfahren, doch um wahrheitswidrigen ches auszubreiten sei, wolle aber Darstellungen von anderer Seite zuvorzukommen. Bezeichnenderweise hat man darüber streiten können, ob der Abschluß des 4. Buches im März 843, einige Monate vor dem Teilungsvertrag von Verdun, dem Willen des Autors entspricht oder seinem Tod bereits im Jahre 845, wenn ist42. der Defekt Handschrift anzulasten nicht gar einem Mein zweites Beispiel ist die Relatio de legatione Constantinopolitana Liutprands von Cremona aus dem Jahre 969, deren heutige Kenntnis fußt''. Exklusiv Druck 1600 und weithin in den einzig auf einem von Details nicht nachprüfbar schildert der Verfasser seine Eindrücke auf der des im Großen GesandtschaftsAuftrag Ottos unternommenen eben erst den den Erfolg die Bosporus, gewünschten geblieben war. reise an ohne Im (kaum ganz ernst gemeinten) Gewande eines diplomatischen Berichts verarbeitet Liutprand seine Enttäuschung einerseits zu Hohn und Spott über die Griechen, andererseits zur Rechtfertigung des eigenen Auftretens. Das führt ihn zu kulturgeschichtlich wertvollen Beobachtungen, die bekannten des östlichen wie westlichen Horizonts außerhalb aller sonst Quellen der Epoche liegen', während andererseits die politischen Hintergründe und Voraussetzungen seines Scheiterns ziemlich im Dunkeln bleiben, was kaum hinreichend mit entsprechender Vorkenntnis des des kann. Hofes Adressaten erklärt werden ottonischen als unmittelbaren 11Vgl. Janet L. NasoN, Public Histories and Private History in the Work of Nithard, Speculum 60 (1985) S. 251-293 (auch in: DIES., Politics and Ritual in Early Medieval Europe [1986] S. 195-237). ' Vgl. Max MANrrius, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters 1: Von Justinian bis zur Mitte des zehnten Jahrhunderts (Handbuch der Altertumswissenschaft IX 2/1,1911) S. 658. " Liudprandi Cremonensis Relatio de legatione Constantinopolitana, in: Liudprandi Cremonensis Opera omnia, ed. und bearb. von Paolo CHIESA(CC Cont. med. 156,1998) S. 185-218;vgl. DERS.,Per um storia del testo delle opere di Liutprando di Cremona net medioevo, Filologia mediolatina 2 (1995)S. 165-191,bes.S. 166. " Vgl. Johannes KODEI/Thomas WEBER, Liutprand von Cremona in Konstantinopel. Untersuchungen zum griechischen Sprachschatz und zu realienkundlichen Aussagen in seinen Werken (Byzantina Vindobonensia 13,1980). 76 RudolfSchieffer Das subjektive Erleben steht dermaßen im Vordergrund, daß funktionale Deutungen des Werkes, etwa als Propagandaschrift zur Begründung des die in Süditalien'S, Kampfes Byzantiner auf prinzipielle weiteren gegen Schwierigkeiten stoßen, zumal auch noch der Schluß des Berichts fehlt, entweder weil er verloren ging oder nie geschriebenwurde. Drittens sei auf die anonyme Aufzeichnung in einem Codex des Klode Lotharii die in regem Narratio Göttweig electione als sters verwiesen, Romanorum bekannt ist46.Der Autor, möglicherweise der Göttweiger Abt Chadaloh, beschreibt mit geringem zeitlichen Abstand und offenbar die die die Königswahl Lothars III., Vorgänge Augenzeuge sich als um über etwa neun Tage Ende August/Anfang September 1125 hingezogen hatten47.Dabei haftet der Blick auf den äußeren, zeremoniellen Prozedu(bis GewährsRede), Wiedergabe wohingegen ren unser zur wörtlicher der im den Großen Verhandlungen mann von eigentlich politischen Vorfeld und Hintergrund des Geschehensnichts zu berichten weiß, weil daran die des Das Beurteilung er augenscheinlich unbeteiligt war. macht allein von ihm wiedergegebenenWahlversprechens Lothars gegenüber der Kirche so schwierig, wenn nicht unmöglich. Undeutlich ist auch die Erzählabsicht des Verfassers, der im ersten Satz ohne Widmung oder Anrede lediglich äußert, Erinnerung Würdiges" (quid dignum memoder (brevifiterit) in dem Kürze Pergament zu wollen anvertrauen ria gestum Überder Studie Verfasser Der ter cartaemandavimus). maßgeblichen zur lieferung des Textes spricht denn auch von einem unter Fremdling ... den GeschichtsquellendesdeutschenMittelalters`. In der Tat erschöpfen sich die Gemeinsamkeiten unter den drei vorgeführten narrativen Denkmälern nicht darin, singulär überliefert, nirgends I' So Martin LINTZEL, Studien über Liudprand von Cremona (Historische Studien 233, 1933)S. 35 ff. (auch in: DERS.,Ausgewählte Schriften 2 [1961] S. 370ff.). 46 Narratio de electione Lotharii in regem Romanorum, ed. Wilhelm WATTENBACH (MGH SS 12,1856) S. 509-512. " Vgl. Die Regesten des Kaiserreiches unter Lothar M. und Konrad III. 1: Lothar III. 1125(1075)-1137,neubearb. von Wolfgang PETKE(RegestaImperii IV 1/1,1994) S. 52 if. Nr. 92. ' Vgl. Hermann KALBFUSS, de electione Lotharii", MIÖG Zur Entstehung der Narratio 31 (1910)S. 538-557,Zitat S. 538. Zur Dimension der Überlieferung 77 im Mittelalter erwähnt oder zitiert, mithin völlig isoliert zu sein. Es ist die daß Zuordnung bemerkenswert, in Fällen allen ebenso zu einer bedie formalen besser Bestimmung Gattung, Vorbileines gesagt: stimmten des schwer fällt. Gegenüber vorgegebenen Konventionen dominiert weit die Gestaltungswille, der individuelle Prägung durch mehr spontane und in die Erleben Ausrichtung außergewöhnlicher, zeitlich und auf eigenes begrenzter Situation, die den Darstellungen des Geschehenen memoirenhafte Züge verleiht. Ganz ungezwungen fließen Elemente ein, die gefremd dieser Zeit der die dopGeschichtsschreibung sind, wie meinhin bei Nithard, Eide 230 griechische TerStraßburger pelt volkssprachigen bei das Pactum in der irgendwie Liutprand, Narramißverstandene mini tio. Dabei kann gewiß keine Rede davon sein, daß sich die jüngeren Auhandelt hätten; den älteren toren an vielmehr es sich um völlig orientiert bis Mitteilungen, die autobiographische eigenständige zeitgeschichtliche blieben, können, daß der Resonanz aber zeigen uns zwar ohne sichtbare Spielraum historiographischer Artikulation aus aktueller Veranlassung fühlbar breiter war, als es die große Masse unseres Quellenbestandes ahTexte ließe. die ja Wären untergegangen, wozu nen genannten nicht viel keines die Historikers hätte, Phantasie ausreichen, sie gefehlt würde wohl besonders die Insofern Verengung gut geeignet, zu vermissen. sind sie uns des Blickwinkels bewußt zu machen, die die Überlieferung bewirkt hat.