Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungs topografie

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Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungs topografie
M
Archäologie Schweiz AS
Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die
Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit SAM
Schweizerischer Burgenverein SBV
(Herausgeber)
Siedlungsbefunde und
Fundkomplexe der Zeit
zwischen 800 und 1350
Archéologie Suisse AS
Groupe de travail suisse pour l’archéologie
du Moyen Age et de l’époque moderne SAM
Association suisse Châteaux forts SBV
(éditeurs)
Habitat et mobilier
archéologiques de la période
entre 800 et 1350
Akten des Kolloquiums
zur Mittelalterarchäologie in der Schweiz
Actes du Colloque
« Archéologie du Moyen Age en Suisse »
Frauenfeld, 28.–29.10. 2010
Verlag Archäologie Schweiz
Basel 2011
Umschlag:
Vornehm gewandeter Mann mit einem Falken auf der Faust, Messergriff aus Knochen. Höhe 6,8 cm. 1. Hälfte 14. Jh. Fundort Zürich, Rindermarkt 7. — Zeichnung
Franz Wadsack, Moudon.
Groteske Fratze, Pilzkachel mit grün glasiertem Reliefdekor. Fundort Altendorf SZ-St. Johann, Alt-Rapperswil. Fratzenhöhe 8,7 cm. Vor 1350. — Zeichnung Staatsarchiv Schwyz, C. Liechti.
Couverture: Manche de couteau en forme d’homme, noblement vêtu, avec un faucon dans la main, en os. Hauteur 6,8 cm. 1e moitié du 14e s. Provenance : Zurich, Rindermarkt 7. — Dessin Franz Wadsack, Moudon.
Visage monstrueux, catelle-champignon avec décor en relief et glaçure verte. Lieu de découverte Altendorf SZ-St. Johann, Vieux-Rapperswil. Hauteur du visage
8,7 cm. Avant 1350. — Dessin Staatsarchiv Schwyz, C. Liechti.
Wissenschaftliche Leitung / Direction scientifique: Steuerungsgruppe SPM VII (s. S. 5), im Auftrag der Wissenschaftlichen
Kommission der Archäologie Schweiz / sur mandat de la Commission Scientifique d’Archéologie Suisse.
Die Umsetzung dieser Internet-Publikation wurde unterstützt durch die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften SAGW. / La réalisation de cette publication éléctronique a été largement soutenue par l’Académie des Sciences
humaines et sociales ASSH.
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Redaktion:
Korrektorat:
Satzvorbereitung:
Druckvorstufe:
Urs Niffeler
Reto Marti
Marianne Grauwiler
Isabelle D. Oster
Copyright by Archäologie Schweiz, Basel 2011.
ISBN 978-3-908006-57-2
Inhaltsverzeichnis – Table de matière – Indice
Dank
....................................................5
Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Siedlungsbefunde — Habitat
Grubenhaus bis Wohnturm
Reto Marti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Kleinstädte nullachtfünfzehn?
Architecture civile urbaine des cantons de Berne
et Fribourg (1150–1350)
Gilles Bourgarel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197
Les problématiques des aménagements portuaires
dans l’arc lémanique
Valentine Chaudet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213
Villes et bourgs neufs de Suisse occidentale —
obser vations archéologiques sur le processus
d’édification aux 13e et 14e siècles
Jacques Bujard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225
Peter Frey . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23
Basel: Bauen bis zum Erdbeben —
die Stadt als Baustelle
L’habitat dans la plaine du Rhône et en moyenne
montagne au haut Moyen Âge
Alessandra Antonini et Olivier Paccolat . . . . . . . . . . . . . . . . . . 237
Christoph Philipp Matt und Bernard Jaggi . . . . . . . . . . . . . . . . . 29
Ländliche Siedlungen in der Nordostschweiz:
zur Entwicklung von Siedlungsanlagen, Bauformen
und Bautechnik (800–1350)
Les fortifications de terre et de bois au Moyen Âge,
origine et permanence en Suisse occidentale
Jean Terrier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253
Renata Windler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich,
Winterthur, Weesen
Andreas Motschi und Werner Wild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71
Fundkomplexe — Mobilier archéologique
Keramik der Nordwestschweiz —
Typologie und Chronologie
Reto Marti . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 269
Städtischer Hausbau in der Nordostschweiz bis 1350
(ohne Kanton Schaffhausen)
Andreas Motschi und Werner Wild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 83
Fundobjekte «premium selection» von der Burgruine
Alt Homberg, Wittnau AG
Christoph Reding . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293
Holz im Steinbau
Jürg Goll . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
Schaan FL — 22 m2 Hochmittelalter
Artisanat et industrie du fer dans le nord-ouest de la
Suisse du 9e au 14e siècle
Ludwig Eschenlohr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 303
Ulrike Mayr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121
Wohn- und Wirtschaftsbauten in der ländlichen
Zentralschweiz und in der Stadt Zug
Serientöpfe — Topfserien: Gefässformentwicklung
in der Nordostschweiz
Valentin Homberger und Kurt Zubler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311
Adriano Boschetti-Maradi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135
Bauten in Luzerner Städten
Christoph Rösch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149
Spezielles und regionale Besonderheiten der Gefässkeramik im Gebiet der Stadt und des Kantons Zürich
sowie in den Kantonen Schaffhausen und Thurgau
Annamaria Matter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319
Spurensuche zwischen 800 und 1350: Landsiedlungen
der Kantone Bern, Freiburg und Solothurn
Katharina König, in Zusammenarbeit mit Gabriele Graenert . . 161
Entwicklung und Besonderheiten des Kachelofens
in der Nordostschweiz
Albin Hasenfratz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 329
Solothurn, eine gewachsene Stadt von der Römerzeit
bis ins Spätmittelalter
Ylva Backman . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
Nichtkeramische Objekte aus der Nordostschweiz —
eine Auswahl
Werner Wild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333
Die «gegründeten» Städte — Stadtgründungen
und -erweiterungen in den Kantonen Bern, Freiburg
und Solothurn
Armand Baeriswyl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181
Recipienti dal Canton Ticino (800–1350): il punto
della situazione
Maria-Isabella Angelino . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 341
3
Lavez, Holz und Keramik: Gefässe aus der Burg
Marmels (Marmorera GR)
Lotti Frascoli . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349
Materielle Kultur im Kanton Bern 1150–1350 — die
wichtigsten Fundstellen und das Fundspektrum aus der
Gerechtigkeitsgasse in Bern (nach 1191 und bis 1300)
Andreas Heege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417
Keramik- und Lavezgefässe der Zeit von 800 bis 1200
aus Müstair GR-Kloster St. Johann
Christian Terzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361
Céramique en milieu urbain dans le canton de
Fribourg : 1150–1350
Gilles Bourgarel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 427
(K)eine Fundvorlage — zum Fundmaterial des
Zeitraums 800–1350 aus dem Kanton Luzern
Fabian Küng . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369
La céramique médiévale en Suisse occidentale —
état de la connaissance dans les cantons de Genève,
Neuchâtel, Valais et Vaud
Referenzkomplexe der Zentralschweiz
Michelle Joguin Regelin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449
Eva Roth Heege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 375
800–1350: Funde aus Landsiedlungen der Kantone
Bern, Solothurn und Freiburg
Gabriele Graenert, in Zusammenarbeit mit
Katharina König . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399
Synthesen — Synthèses
Befunde aus städtischen und ländlichen Siedlungen
(800–1350)
Solothurn: Exemplarische Stratigrafien und Funde
1000–1350
Ylva Backman . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405
Georges Descœudres . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 467
Fundkomplexe der Zeit zwischen 800 und 1350
Adriano Boschetti-Maradi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 475
Abkürzungen – Abréviations – Abbreviazioni
AAS
ABBS
ADSO
AF
AiZ
AKBE
AM
ArchBE
ArchBE
as.
ASA
ASO
ASSPA
BSSI
BZ
CAF
CAR
ENr.
FA
FHA
FRB
4
Annuaire d’Archéologie Suisse
Archäologische Bodenforschung des Kantons BaselStadt
Archäologie und Denkmalpflege im Kanton Solothurn
Archéologie Fribourgeoise
Archäologie im Kanton Zürich
Archäologie im Kanton Bern
Archeologia Medievale
Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons
Bern
Archäologie Bern — Archéologie bernoise
archäologie schweiz — archéologie suisse — archeologia svizzera
Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde
Archäologie des Kantons Solothurn
Annuaire de la Société Suisse de Préhistoire et d’Archéologie – Annuario della Società Svizzera di Preistoria e di Archeologia
Bollettino Storico della Svizzera Italiana
Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde
Cahiers d’Archéologie Fribourgeoise, Fribourg
Cahiers d’Archéologie Romande, Lausanne
Ereignisnummer
Freiburger Archäologie
Freiburger Hefte für Archäologie
Fontes Rerum Bernensium
HA
HLS
HS
JbAB
helvetia archaeologica
Historisches Lexikon der Schweiz
Helvetia Sacra
Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung
Basel-Stadt
JbADGDG Jahresbericht des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Denkmalpflege Graubünden
JbAS
Jahrbuch der Archäologie Schweiz
JbHGL
Jahrbuch der Historischen Gesellschaft Luzern
(1983–2001); Historische Gesellschaft Luzern, Archäologie, Denkmalpflege, Geschichte (seit 2002)
JbHVFL
Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein
JbSGUF
Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Urund Frühgeschichte
KA
Kantonsarchäologie
KdS
Die Kunstdenkmäler der Schweiz
LAFL
Landesarchäologie des Fürstentums Liechtenstein
RHV
Revue historique vaudoise
SBKAM
Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters
SCA
Service Cantonal d’Archéologie
ZA
Zürcher Archäologie
ZD
Zürcher Denkmalpflege, Stadt Zürich, Bericht
ZAK
Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte
ZAM
Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters
Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich,
Winterthur, Weesen
Andreas Motschi und Werner Wild
1. Zürich1
Der mittelkaiserzeitliche Vicus Turicum, zu dem eine inschriftlich bezeugte Zollstation Statio Turicensis gehörte,
erstreckte sich über beide Seiten des Flusses Limmat am
Ausgang des Zürichsees. Die Kleinstadt profitierte von der
Lage an einer über weite Strecken schiffbaren Nord-SüdVerbindung zwischen dem Hochrhein und Chur bzw. Oberitalien. Bereits in der Spätlatènezeit bestand an der Stelle des
Übergangs zwischen Wasser- und Landweg eine Siedlung
mit zentralörtlichen Funktionen.2 Auf dem westlich der Limmat gelegenen Lindenhofhügel wurde in spätrömischer Zeit,
wohl um 300, ein Castrum errichtet. Das Kastell sollte für
die weitere Siedlungsgeschichte des Ortes von Bedeutung
sein und sich zu einem Kernpunkt der mittelalterlichen Stadt
entwickeln.3 Für das Frühmittelalter lassen sich hier mehrere
Stein-/Holzbauten fassen, die sich an den spätrömischen
Kastellmauern und -türmen orientierten (Abb. 1).4 In geringer Entfernung zum Lindenhof wurden am St. Peter-Hügel,
auf ehemals römischem Vicusareal, Bestattungen vorgenommen. Die beigabenführenden Gräber datieren in das 7. Jh.
Für die Region aussergewöhnlich ist die für die Gräber der
Jüngeren Merowingerzeit mehrheitlich angewandte Steinbauweise. Vorherrschende Grabformen sind Plattengräber,
gemörtelte, zum Teil mit Innenverputz versehene Mauergräber sowie trocken gemauerte Gräber.5
Spätestens in karolingischer Zeit wurde der befestigte Lindenhofhügel durch ein Pfalzgebäude herrschaftlich besetzt.6 Im
8. Jh. einsetzende Schriftquellen geben Hinweise auf die Siedlungstopografie Zürichs und auf ausgedehnten Fiskalbesitz.
Der schematisierte Siedlungsplan Abbildung 2 zeigt das castrum oder castellum als Befestigung mit der Königspfalz auf
dem Lindenhof sowie den offenen vicus als Ansammlung von
mehreren Siedlungseinheiten. Die Königshöfe Curtis regia
Abb. 1. Zürich, Lindenhof. Die wichtigsten Steinbauphasen. In und auf den Mauern des spätrömischen Kastells (rot) entstand in karolingischer Zeit ein erstes Pfalzgebäude (grün). Es wurde im frühen 11. Jh. durch einen grosszügigeren Komplex der
salischen Königspfalz ersetzt (blau). Weiter sind Mauerzüge aus römischer (violett)
und frühmittelalterlicher Zeit (gelb) dargestellt. Plan Stadtarchäologie Zürich, U. Jäggin.
Abb. 2. Zürich. Siedlungsplan 9.–11. Jh. Lindenhof mit Pfalzgebäude, Kirchen,
Höfe, offene Siedlungsbereiche. Plan Stadtarchäologie Zürich, U. Jäggin.
A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Weesen
71
Abb. 3. Zürich, Münsterhof und Fraumünster. Befunde des 9.–12. Jh. hervorgehoben. Plan Stadtarchäologie Zürich, U. Jäggin.
und villa werden in der Forschung mit den Höfen St. Peterhofstatt und Stadelhof als gutswirtschaftlichen Zentren des
Königsbesitzes identifiziert.7 An beiden Plätzen fehlen archäologische Befunde aus dem betreffenden Zeitraum. Der
Ort wird geprägt durch eine ungewöhnliche Sakrallandschaft auf Königsboden mit dem in der Mitte des 9. Jh. gestifteten Fraumünster und der Grossmünster-Propstei, einem
auch baulich anspruchsvollen Kirchenpaar, das den lokalen
Felix-und-Regula-Kult pflegte.8 Frühe Pfarrkirchen sind St. Peter und wahrscheinlich St. Stephan. Zürich war im 10. Jh. ein
Ort von hoher Rechtsqualität, der durch Zoll, Markt und
Münze ausgezeichnet war und den die schwäbischen Herzöge als Vorort in Anspruch nahmen.
Die Rekonstruktion der frühstädtischen Siedlung basiert auf
der Idee eines polyzentralen Gefüges.9 Kristallisationspunkte
sind der Lindenhof sowie die Sakralbauten mit jeweils eigenen
Umfassungen. Archäologische Hinweise dafür liegen am
Rennweg und beim Fraumünster vor. Ein am oberen Rennweg unterhalb des Lindenhofes an verschiedenen Stellen gefasster Spitzgraben ist wohl bereits als Erweiterung des weiter
72
hangaufwärts zu vermutenden spätrömischen Kastellgrabens
zu betrachten. Gemäss C14-Daten wurde er im 11. oder
12. Jh. verfüllt.
Ein früher Graben ist auch beim Fraumünster im Befund
nachgewiesen. Seine Verfüllung enthält nach Ausweis von
C14-Datierungen Material aus dem 7.–9. Jh. Ein weiteres
wichtiges Grabungsresultat ist der Nachweis von Holzbauten, die in die Zeit vor der Stiftung des Fraumünsters in der
Mitte des 9. Jh. zurückreichen. Weitere Grabungen in diesem
Quartier stehen bevor, Auswertungsarbeiten sind im Gang.10
Dabei werden auch die bisherigen Erkenntnisse zur Entwicklung des Seewasserspiegels zu überprüfen und präzisieren
sein. Der Wasserstand war naturgemäss ein entscheidender
Faktor bei der Erschliessung des vergleichsweise tief liegenden, seenahen Siedlungsplatzes, der nicht zuletzt die Standortwahl des Fraumünsters betraf.11 Holz- und frühe Steinbauten vom Münsterhof, nördlich der Fraumünsterkirche gelegen, wurden bereits früher erforscht und publiziert12 (Abb. 3).
Bei der weiteren Auswertung der hier jüngst durchgeführten
Grabungen werden die Befunde im Hinblick auf ein möglichst
A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Weesen
Abb. 4. Zürich um 1320, Rekonstruktion mit der im 13. Jh. neu errichteten Stadtbefestigung. Im Vordergrund Rennweg und Rennwegtor, links das Dominikanerinnenkloster Oetenbach, rechts, ausserhalb der Stadtmauer, die Kapellen St. Stephan und St. Anna. Grafik O. Lüde.
umfassendes Bild einer erneuten Beurteilung zu unterziehen
sein. In den Jahren um 1300 führten auf Initiative der Äbtissin
bauliche Veränderungen zu einer funktionalen Neupositionierung des Areals. Die Verkleinerung des Friedhofs und die
Niederlegung der Wohnbauten sowie der Jakobskapelle schufen einen grossen Platz im Norden des damals neu gebauten
Fraumünsters, den sich die Äbtissin, nominell das Stadtoberhaupt, zu Repräsentationszwecken dienlich machte. Erst in
der Zeit nach 1500 wurde der Münsterhof von städtischen
Einrichtungen wie Werkbauten und Märkten genutzt.13
Auf dem Lindenhofhügel wurde wahrscheinlich unter dem
salischen Kaiser Heinrich III. in der 1. Hälfte des 11. Jh. die
Königspfalz neu errichtet.14 Der über 70 m lange Gebäudekomplex umfasst ein doppelgeschossiges Palatium mit zentralem Hauptsaal, Anbauten und eine Kapelle. Die Anlage
beherrschte durch ihren erhöhten Standort das Stadtbild
auch optisch und hielt den örtlichen Sakralbauten ein starkes
Stück weltlicher Architektur entgegen.
Im 12. Jh. erhielt die Stadt eine erste umfassende Befestigung
mit Mauer und Graben. Reste davon kamen im links der Lim-
mat gelegenen Stadtteil an der Fortuna- und Kuttelgasse zum
Vorschein, rechts der Limmat am Seilergraben bei der Zentralbibliothek.15 Im 13. Jh. erfolgte eine massive Neubefestigung. Die neue Mauer umfasste grösstenteils bereits zuvor
überbaute und befestigte Quartiere, erschloss aber auch neue
Zonen. Dazu gehört das untere Rennwegquartier mit dem
Oetenbachkloster als Grossbau sowie dem unteren Rennweg, der als neue Hauptverkehrsachse in gerader Verlängerung des bestehenden oberen Rennweges angelegt wurde
(Abb. 4).16 Die bauliche Entwicklung des Rennwegquartiers,
der seit der späten Latènezeit besiedelten Zone am Westabhang des Lindenhofhügels, wurde von der Erweiterung und
Neubefestigung der Stadt im 13. Jh. und der damit einhergehenden Verlagerung der Hauptverkehrsachse von der Widderund Augustinergasse zum Rennweg unmittelbar beeinflusst.
Seit der 2. Hälfte des 13. Jh. entstanden an der neuen Hauptstrasse zahlreiche neue Wohnhäuser, offenbar im Rahmen einer gezielten Planung und Strukturierung.17 Die Neuerschliessung von bisher unbefestigtem Terrain stand nicht
an allen Stellen im Vordergrund. Der Befund bei der Zentral-
A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Weesen
73
Abb. 5. Zürich, Seilergraben. Stadtmauer in der heutigen Zentralbibliothek. 1 Moräne; 2 Hanglehm; 3.4 Wallschüttungen; 5 ältere Stadtmauer (12. Jh.); 6 Stadtmauer des
13. Jh.; 7 Grabensohle Stadtgraben; 8 Auflager Wehrgang; 9 Hinterfüllung; 10 Rondenweg. Zeichnung Stadtarchäologie Zürich, U. Jäggin.
Abb. 6. Zürich, Limmatquai 82. Die aus Bossenquadern gefügte Limmatufermauer
des 12. Jh. Blick nach Nordosten. Foto Stadtarchäologie Zürich.
Abb. 7. Zürich, Limmatquai 36/38. Die «Tillinen», der Laubengang vor den Wettingerhäusern während der Untersuchung 1993. Foto Stadtarchäologie Zürich.
bibliothek zeigt, wie nahe vor die ältere Mauer im 13. Jh. die
neue, 2.5 m mächtige Stadtmauer gesetzt wurde (Abb. 5).
Als Bauherrin der Befestigung des Limmatufers, des litus
muratum, erscheint in den Schriftquellen meistens die
Stadt. In einigen Fällen wurden die Kosten von den Anstössern mitgetragen. Private Interessen an der Uferverbauung
bestanden dort, wo letztere für den Warenumschlag genutzt
wurde.18 Vor allem in der Frühphase diente die Ufermauer
als Fundament für Steinbauten. In der Grabung Limmatquai
82 von 2007 wurde die bereits von früheren Untersuchungen bekannte, aus bossierten Quadern gefügte Ufermauer
erneut gefasst (Abb. 6). Anhand der Schichtdatierungen
lässt sie sich eindeutig dem mittleren 12. Jh. zuweisen. Sie ist
damit gut ein Jahrhundert älter als bisher angenommen.19
Bei den Wettingerhäusern ruhen auf der Ufermauer zwei
Doppelarkaden mit Kreuzrippengewölben, die «Tillinen».
Es handelt sich um eine aussergewöhnlich repräsentative
Baumassnahme im öffentlichen Raum, der hier teilweise ins
74
A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Weesen
Abb. 8. Zürich, Rössligasse. Entwicklung der Steinbauten von der Mitte des 12. bis ins frühe 14. Jh. zu geschlossenen Fassadenreihen entlang Ehgraben und Gasse. Zeichnungen und Plan Stadtarchäologie Zürich, B. Schefold und H. Obrist.
A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Weesen
75
Abb. 9. Zürich, Predigerkloster. Die klösterliche Quellwasser-Zuleitung mit Tonrohren, Mörtelbett und seitlichen Stellsteinen als konstruktiven Elementen. Nach
1230/31. Zeichnung Stadtarchäologie Zürich, U. Jäggin.
Marktgeschehen mit einbezogen war. Die Gewölbe überspannen die sogenannte Reichsstrasse, den öffentlichen Verkehrsweg am rechten Limmatufer (Abb. 7). Als früher Beleg
dafür gilt eine am Limmatquai ergrabene Wegbefestigung
des 7.–9. Jh.20
Durch ihre Regelmässigkeit erwecken die Baukomplexe im
Oberdorfquartier den Eindruck einer planmässigen Anlage.
Die Baulinien sind durch parallel laufende Gassenzüge und
dazwischen liegende feste Parzellenbegrenzungen, die Ehgräben, vorgegeben. In den Häusern an der Rössligasse wurde eine Bauabfolge vom 12.–14. Jh. dokumentiert (Abb. 8).
Unter anderem liess sich ein Holzbau (B) postulieren, der
später durch einen steinernen Anbau ersetzt wurde.21
Die gegen die Limmat gerichteten Giebelseiten der jeweils
zuunterst in der Gasse liegenden Häuser unterstreichen die
besondere Funktion des Flussraumes innerhalb des städtischen Gefüges, die den Eigenschaften eines Platzes nahekommen. Wichtige städtische Gebäude wie Rathaus, Zunfthäuser, das Haus «Zum Schwert» oder die Wasserkirche säumen
oder ragen in den Fluss, die breit ausgebaute Rathausbrücke
ist Marktplatz, am und im Fluss stehen Gewerbebauten wie
die Mühlen. Die Limmat ist Ort von Geselligkeiten, wie im
Fall des so genannten Metzgersteines, der nach Trockenperioden begehbar wurde. Der Fluss verbindet die beiden
Stadthälften, er trennt sie nicht.
In Bezug auf die Trinkwasserversorgung setzten die Dominikaner in der Zeit nach 1230 mit ihrer Tonrohrleitung neue
Massstäbe (Abb. 9). Ein Strang versorgte den Konvent, ein
anderer den öffentlichen Zübli-Brunnen. Die Stadt selber
zog erst nach 1400 mit der Zuleitung von Quellwasser
nach.22 Die Schöpfräder auf den beiden Limmatbrücken
wurden wohl im 14. Jh. eingerichtet und hatten trotz technischer Unzulänglichkeiten bis ins 19. Jh. Bestand. Es handelt
sich um wichtige und für Zürich typische Einrichtungen zur
Trinkwasserversorgung, die im archäologischen Befund keine Spuren hinterliessen. Private Sodbrunnen innerhalb von
Wohnhäusern sind mehrfach belegt. Am Münsterhof 19
wurde der hölzerne Unterbau eines Sodbrunnens ausgegraben, eine Bohlenkonstruktion mit genuteten Eckständern,
die nach Ausweis der Dendro- und Radiocarbondatierung
im 11. Jh. erstellt wurde.23 Die für die Entsorgung genutzten
offenen Ehgräben standen zum Teil bis ins 19. Jh. in Gebrauch. An der Fassade des Hauses Krebsgasse 10 wurde im
mittelalterlichen Mauerwerk ein 60 cm breiter «Schlupf» als
Zugang zu einem Abtritterker nachgewiesen (Abb. 10).24
2. Winterthur
Abb. 10. Zürich, Krebsgasse 10. Die dem Ehgraben zugewandte Nordfassade des
um 1200 errichteten Kernbaus. Der nur 1.55 × 0.6m grosse Durchgang im 2. Obergeschoss führte auf einen kurzen Laubengang, der anhand von Balkenlöchern nachgewiesen ist und wahrscheinlich einen Abtritt trug. Zeichnung Stadtarchäologie
Zürich, H. Obrist.
76
Die Altstadt von Winterthur wird seit über 25 Jahren intensiv archäologisch betreut, sie ist nach Zürich die Stadt mit
den meisten mittelalterlichen Befunden im Kanton.25
Bereits kurz vor Christi Geburt erfolgt in Oberwinterthur die
Gründung des römischen Vicus von Vitudurum (Abb. 11). Er
liegt an der Strasse, die quer durch das schweizerische Mittelland von Avenches über Baden nach Bregenz führt. Gemäss
einer Bauinschrift wird unter Kaiser Diocletian 294 n. Chr.
auf dem Kirchhügel von Oberwinterthur ein spätrömisches
A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Weesen
Kastell erbaut. In Oberwinterthur lässt sich in der Folge eine
kontinuierliche Besiedlung von der spätrömischen Zeit zum
Früh- und Hochmittelalter und bis heute feststellen. Eine erste Kirche im Kastellareal ist für das 6./7. Jh. zu erschliessen.
Eine Besonderheit ist der über das für Landkirchen übliche
hinausgehende bauliche Wettstreit mit der späteren Stadtkirche von Niederwinterthur im Hoch- und Spätmittelalter.26
In der Winterthurer Altstadt, also in Niederwinterthur, sind
hingegen nur wenige römische Siedlungsspuren bekannt.
Die heutige Marktgasse ist ursprünglich wohl die römische
Strasse nach Oberwinterthur, die kontinuierlich weiterbenutzt wird (Abb. 11).27 Kurz vor der Mitte des 6. Jh. dürfte
eine neue — ländliche — Siedlung angelegt worden sein; sie
ist in Form von Grubenhäusern und ebenerdigen Pfostenbauten, einer Holzkirche des 7./8. Jh. und eines Gräberfeld
des 6./7. Jh. archäologisch fassbar.28
2.1 Die Siedlung (Nieder-)Winterthur
im Hochmittelalter
Aus dem Zeitraum von 800 bis 1000 sind kaum Siedlungsbefunde bekannt (Abb. 12). Als Abbild der Entwicklung der
Siedlung in diesem Zeitraum lässt sich die Baugeschichte der
Kirche heranziehen.29 Im 9./10. Jh. wird der bestehende
Holzbau durch eine grössere Steinkirche mit einer Taufanla-
Abb. 11. Nieder- und Oberwinterthur. Karte von Hans Conrad Gyger (1644–1660).
Zu beachten ist der Verlauf der wohl auf römische Zeit zurückreichenden Überlandstrasse von Ober- nach Winterthur. Karte Zentralbibliothek Zürich.
Abb. 12. Winterthur. Die wichtigsten Befunde. Das dunkel dargestellte Gebiet entspricht der Ausdehnung der mittelalterlichen Stadt. A Kernstadt; B Neustadt; C Untertor; 1
Marktgasse 10 (Befestigung, Bebauung); 2 Marktgasse 13/15 (Bebauung); 3 Marktgasse 44 (Bebauung); 4 Metzggasse (Bebauung; Infrastruktur: Gasse); 5 Obere Kirchgasse
4/6 (Bebauung); 6 Obergasse (Infrastruktur: Gasse, Stadtbach); 7 Obergasse 30 (Bebauung); 8 Stadtkirche (Kirche); 9 Steinberggasse (Infrastruktur: Gasse, Stadtbach); 10
Technikumstr. 8/Tösstalstr. 6/8 (Stadtbefestigung); 11 Technikumstr. 20/22 (Stadtbefestigung, Bebauung); 12 Technikumstr. 68 (Stadtbefestigung, Bebauung); 13 Technikumstr. 74/76 (Stadtbefestigung). Webkeller: gefüllter Kreis: gesichert; leerer Kreis: ungesichert. Montage KA ZH, W. Wild.
A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Weesen
77
Holzbauten,30 unterscheidet sich also klar von ländlichen
Siedlungen. Ausdehnung und Funktion eines Befestigungsgrabens, der die Marktgasse quert, sind unbekannt. Nach
Ausweis der dort geborgenen Keramik wurde er vor der Mitte bzw. der 2. Hälfte des 12. Jh. angelegt.31
Das übrige Gebiet der späteren «Kernstadt» ist durch eine
lockere Bebauung ohne erkennbare Anordnung geprägt.
Erwähnenswert sind Spuren eines frühen Steinbaus an der
Obergasse 30. Es handelt sich um einen ausgeräumten Fundamentgraben, der schräg zur Parzellierung der Zeit um
1200 verläuft. Nach Aussage der C14-Datierung wurde der
Bau spätestens im 12. Jh. abgebrochen.32 Ein in den Brandmauern mindestens eingeschossig erhaltener Steinbau an
der Technikumstrasse 68 datiert, wie die Bauabfolge zeigt,
in die Zeit um 1200, allenfalls noch ins 12. Jh.33
2.2 Die Stadtwerdung um 1200/
1. Hälfte 13. Jh.
Abb. 13. Winterthur. Stadtwerdungsprozess. Oben vorstädtische Siedlung des
11. Jh.; unten Stadt um 1200/1. Hälfte 13. Jh. Zeichnung KA ZH, M. Moser.
ge ersetzt. Um 1000 werden Annexe an der Nord- und Südseite angebaut. Sie dienen als Grablegen von lokalen Adelsfamilien. Die erste Steinkirche wird um 1100 wiederum
durch einen Neubau von jetzt 27 m Länge ersetzt, der an der
Südseite einen als Grabannex genutzten Anbau aufweist.
Für die zwei Jahrhunderte von 1000 bis 1200 lassen die Kirche mit den Grablegen des lokalen Adels und die regelmässige Bebauung entlang der heutigen Marktgasse auf eine
Siedlung mit einer gewissen Bedeutung — vermutlich einen
Marktort — schliessen (Abb. 13). Das rechtwinklig zur
Marktgasse ausgerichtete Bebauungsraster materialisiert
sich ab dem 11. Jh. in z. T. mit Erdkellern ausgestatteten
78
Der Zeitraum um 1200 und die 1. Hälfte des 13. Jh. bedeuten
für (Nieder-)Winterthur einen Entwicklungsschub, wie aus
der Anlage mehrerer wichtiger städtischer Einrichtungen
hervorgeht (Abb. 13). Damals entsteht die erste Stadtbefestigung, welche die Fläche zwischen Stadthausstrasse, Technikumstrasse, Graben und Casinostrasse-Neumarkt, die so genannte Kernstadt, umschliesst.34 Die Stadtmauer ist in eine
Schüttung eingetieft, bei der es sich vielleicht um den Erdwall einer Vorgängerbefestigung handelt. Zentrale Elemente
zur Datierung des Neubaus sind einerseits Funde des 12. Jh.
aus den Erdschüttungen (Technikumstrasse 74/7635) und
andererseits ein in die Jahre 1265/66 dendrodatierter Steinbau an der Technikumstrasse 20/22, der an die Stadtmauer
anstösst.36
Mit dem aus den Stadtgräben gewonnenen Aushub werden
im südlichen Teil der Kernstadt grossflächige Planierungen
durchgeführt. Es erfolgt die Anlage von Gassen, so der Steinberggasse, die von Anfang an in der Breite konzipiert wurde,
in der sie bis heute besteht. Aus der gleichen Zeit stammt der
Stadtbach mit Verbauungen aus Rutengeflecht.37
Weiter liegen mehrere Befunde zu Stein- und Holzhäusern
vor (Abb. 12).38 Die Steinbauten orientieren sich teilweise an
der Burgenarchitektur. Die Vergrösserung der Kirche weist
auf eine Bevölkerungszunahme hin.39 1180 verzeichnet eine
Schriftquelle das Anwachsen der Siedlung und nennt u. a.
Kaufleute.40 In der 1. Hälfte des 13. Jh. wird Winterthur in
weiteren Schriftquellen als städtische Siedlung besser fassbar.
Darauf weisen Begriffe wie «cives» und «burgenses», «oppidum» und «castrum». 1243 wird ein Schultheiss erwähnt.
2.3 Befestigung der Vorstädte
«Neustadt» und «Untertor»
Um die Mitte des 13. Jh. erfolgt die Befestigung der oberen
Vorstadt, der «Neustadt». Im Stadtrechtsbrief von 1264 wird
ein «vallum» erwähnt. Dazu liegen aufschlussreiche Befunde
von der Technikumstrasse 8 vor (Abb. 14).41 Als älteste Pha-
A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Weesen
Abb. 14. Winterthur. Stadtbefestigung, schematischer Schnitt an der Südseite der Neustadt. la Eulachschotter; Ib Schwemmlehm; 2 Wallschüttung; 3 Befestigungsgraben;
4 ältere Stadtmauer; 5 Humusschicht; 6 Schicht aus Sand und Sandsteinabschlagen; 7 jüngere Stadtmauer; 8 Zinnen; 9 Wehrgang. Zeichnung KA ZH, K. Stenzel.
se ist ein mindestens 8 m breiter Erdwall aus der Mitte des
13. Jh. nachgewiesen.42 Die nachfolgende ältere Stadtmauer
wurde stadteinwärts in die Wallschüttung eingesetzt. Sie lässt
sich nur grob zwischen der Mitte des 13. Jh. und der 2. Hälfte des 14. Jh. datieren. Die jüngere Stadtmauer schliesslich
entsteht nicht vor der 2. Hälfte des14. Jh.
Spätestens um 1300 wird auch die untere Vorstadt, genannt
«Untertor», ummauert. Die räumliche Entwicklung der mittelalterlichen Stadtanlage ist damit abgeschlossen.
stammen aus dem Untertor. Offene Fragen bestehen zum
Ende der einzelnen Webkeller. Mehrere wurden nach Brandkatastrophen mit Schutt verfüllt und damit aufgegeben. Verlagerungen an andere Standorte zeichnen sich bislang nicht
ab. Auch bleibt die Frage unbeantwortet, ob nach der Aufgabe der Keller die Werkstätten in Erdgeschossräume verlegt
wurden. Immerhin lässt sich aufgrund der vorhandenen
Schriftquellen zeigen, dass das Webhandwerk über das 14. Jh.
hinaus wichtig blieb.
2.4 Webkeller des 13./14. Jh.
2.5 Brandkatastrophen im 13./14. Jh.
Die archäologisch untersuchten Webkeller des 13./14. Jh.
sind weit über Winterthur hinaus bedeutende Zeugnisse des
damaligen Gewerbes (Abb. 2).43 Als Besonderheit sind jeweils Standspuren im Boden, verkohlte Holzreste der Webstühle sowie Reste der Textilien zu nennen (Abb. 15). Die
Webkeller sind ungleich über das Gebiet der Altstadt verteilt.
Während an der Marktgasse bislang keine einziger nachgewiesen ist, liegen vier eindeutig identifizierte Werkstätten in
der Süostecke der Kernstadt. Ein sicher und ein unsicher zu
interpretierender Befund wurde im südlichen Teil der Neustadt freigelegt. Hinweise auf eine ebenerdige Werkstätte
Verschiedene Grabungen haben Befunde von Brandkatastrophen geliefert. Normalerweise sind diese nicht einer historisch
überlieferten Feuersbrunst zuweisbar. An der Marktgasse 13
sind für das 13. Jh. allein sechs verschiedene Ereignisse archäologisch belegt.44 Einzig dem von Johannes von Winterthur (Vitoduran) überlieferten Grossbrand vom 21. Dezember
1313 lassen sich archäologische und bauliche Befunde zuordnen, wie jüngste Untersuchungen von Ch. Muntwyler zeigen.
Sie ergaben den Nachweis, dass in der Altstadt von Winterthur das Geviert zwischen Steinberggasse/Marktgasse und
Metzggasse/Graben an eben jenem Tag abgebrannt ist.45
A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Weesen
79
Abb. 15. Winterthur, Tösstalstrasse 7. Hier standen in der Mitte des 14. Jh. insgesamt vier liegende Webstühle in einem Keller. Zeichnung und Foto KA ZH.
3. Weesen SG46
Die Stadt, wohl eine Gründung der Habsburger, liegt am
westlichen Ende des Walensees als wichtiger Handelsplatz
und Brückenkopf über den Fluss Maag. 1288 erstmals indirekt als Stadt erwähnt, wurde Alt-Weesen im Zusammenhang mit der Schlacht bei Näfels im Jahr 1388 bei einem
Brand zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die noch heute
bestehende Nachfolgesiedlung entstand an anderer Stelle
neu. Die Archäologie sieht sich also mit einem städtischen
Siedlungsplatz konfrontiert, der ohne Plünderung bei einem
katastrophalen Ereignis zerstört und verlassen wurde. Heute
ist praktisch das ganze alte Stadtgebiet wieder überbaut.
Der Plan Abbildung 16 fasst die in jüngerer Zeit freigelegten
Befunde zusammen. Die Stadtmauer war stellenweise noch
bis zu 2 m hoch erhalten, der vorgelagerte Graben rund
12 m breit. Im Innern der Siedlung zeigt sich eine mehrphasige Bebauung. Belegt sind unterschiedliche Haustypen.
Entlang der Stadtmauer wurden rechteckige Häuser in «Reihenhausbauweise» errichtet. Im verbleibenden Areal waren
die Hausgrundrisse dagegen schiefwinklig und trapezförmig. Nachgewiesen sind schwächer fundamentierte Kon-
80
struktionen, wohl von Mischbauten (Erdgeschoss gemauert,
Obergeschoss aus Holz). Daneben fanden sich Reste qualitätvoller, massiver Unterbauten, vermutlich von mehrgeschossigen Steinbauten. Eine Besonderheit sind Zungenmauern im Inneren von Häusern, welche die Binnendurchgänge flankieren. Ihre Funktion ist noch ungeklärt. Keller
fehlen bislang. Zwischen den Häusern sind ein Strassenzug
sowie mehr oder weniger parallel dazu ein Ehgraben nachgewiesen, der auch hier der Entsorgung diente, wie der teils
spektakuläre Fundanfall zeigt.
Andreas Motschi
Amt für Städtebau, Stadtarchäologie
Lindenhofstrasse 19
8021 Zürich
[email protected]
Werner Wild
Kantonsarchäologie Zürich
Stettbachstrasse 7
8600 Dübendorf
[email protected]
A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Weesen
2008
2007
2008
1994
2003
2006/07
2008
0
5 10
20
Abb. 16. Weesen SG. Gesamtplan der Ausgrabungen. Zeichnung KA SG.
Anmerkungen
1 Überblicksdarstellungen: H.C. Peyer, Zürich im Früh- und Hochmittelalter. In: E. Vogt/E. Meyer/H.C. Peyer (Hrsg.) Zürich von der Urzeit zum
Mittelalter, 165–227. Zürich 1971; J. E. Schneider, Zürich. In: M. Flüeler/N. Flüeler (Hrsg.) Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt
um 1300. Ausstellungskatalog, 69–91. Zürich 1992; A. Motschi, Pfalzen
und frühe Stadtentwicklung in Zürich. Ein Überblick. In: U. Gross/
A. Kottmann/J. Scheschkewitz (Hrsg.) Frühe Pfalzen – Frühe Städte.
Neue Forschungen zu zentralen Orten des Früh- und Hochmittelalters
in Süddeutschland und der Nordschweiz. Kolloquium Ulm. Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 58, 2009, 93–102.
2 M. Balmer, Zürich in der Spätlatène- und frühen Kaiserzeit. Vom keltischen Oppidum zum römischen Vicus Turicum. Monographien der
Kantonsarchäologie Zürich 39, Stadtarchäologie Zürich. Zürich/Egg
2009. – Zum Nord-Süd-Verkehrsweg in nachrömischer Zeit: R. Windler,
«Transcensis igitur Alpium iugis in finibus Alamannorum venit». Grenzzone und Verkehrsachse, Romanen und Germanen zwischen Chur und
Zürich im 6. bis 9. Jahrhundert. In: G. Graenert/R. Marti/A. Motschi
et al. (Hrsg.) Hüben und drüben – Räume und Grenzen in der Archäologie des Frühmittelalters. Festschrift für Prof. Max Martin zu seinem
fünfundsechzigsten Geburtstag. Archäologie und Museum 48, 233–
251. Liestal 2004.
3 E. Vogt, Der Lindenhof in Zürich. Zwölf Jahrhunderte Stadtgeschichte
auf Grund der Ausgrabungen 1937/38. Zürich 1948; M. Balmer/A. Motschi/D. Wild, Archäologie auf dem Zürcher Lindenhof. as. 27, 2004,
16–25.
4 F. Küng, Das Zürcher Kastell im Umbruch. Die bauliche Entwicklung
des Lindenhofs im frühen Mittelalter. Stadt Zürich, Archäologie und
Denkmalpflege 2003–2006 (2006), 20–23. Zürich.
5 A. Motschi, Frühmittelalterliche Gräber am St. Peter-Hügel in Zürich.
In: G. Graenert/ R. Marti/A. Motschi et al. (Hrsg.) Hüben und drüben
– Räume und Grenzen in der Archäologie des Frühmittelalters. Festschrift für Prof. Max Martin zu seinem fünfundsechzigsten Geburtstag.
Archäologie und Museum 48, 219–232. Liestal 2004.
6 F. Küng, Der König blickt zur Limmat. Die Befunde zur karolingischen
Pfalz auf dem Zürcher Lindenhof. Stadt Zürich, Archäologie und Denkmalpflege 2006–2008 (2008), 24–27. Zürich.
7 R. Kaiser, Castrum und Pfalz in Zürich: Ein Widerstreit des archäologischen Befundes und der schriftlichen Überlieferung? In: L. Fenske,
Pfalzen – Reichsgut – Königshöfe. Deutsche Königspfalzen 4. Beiträge
zu ihrer historischen und archäologischen Erforschung, 84–109. Göttingen 1996.
8 Ch. Barraud Wiener/P. Jezler, Liturgie, Stadttopographie und Herrschaft in den Festtagsprozessionen des Zürcher Liber Ordinarius. In:
H. Leuppi, Der Liber Ordinarius des Konrad von Mure. Die Gottesdienstordnung am Grossmünster in Zürich. Spicilegium Friburgense
37, 127–156. Freiburg 1995.
9 Stadtmauern. Ein neues Bild der Stadtbefestigungen Zürichs. In: Hochbaudepartement der Stadt Zürich (Hrsg.) Stadtgeschichte und Städtebau in Zürich. Schriften zu Archäologie, Denkmalpflege und Stadtplanung 5, 28f. Zürich 2004.
10 P. Ohnsorg, mit einem Beitrag von Ch. Rösch, Zwischen Limmatquai
und Fraumünster. Neue Erkenntnisse zur Uferzone am Zürcher Stadthausquai und zur Fraumünster-Abtei. Stadt Zürich, Archäologie und
Denkmalpflege 2008–2010 (2010). Internetpublikation www.stadt-zuerich.ch/denkmalpflegebericht.
A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Weesen
81
11 D. Wild, Zürcher City unter Wasser. Interaktion zwischen Natur und
Mensch in der Frühzeit Zürichs. Stadt Zürich, Archäologie und Denkmalpflege 2006–2008 (2008). Internetpublikation www.stadt-zuerich.
ch/denkmalpflegebericht.
12 J. Schneider/D. Gutscher/H. Etter et al., Der Münsterhof in Zürich.
Bericht über die Stadtkernforschungen 1977/78. SBKAM 9, 10. Olten
1982; D. Gutscher, Karolingische Holzbauten im Norden der Fraumünsterabtei. ZAK 41, 1984, 207–224.
13 D. Wild, Zürichs Münsterhof – ein städtischer Platz des 13. Jahrhunderts? Überlegungen zum Thema «Stadtgestalt und Öffentlichkeit» im
mittelalterlichen Zürich. In: A. Boschetti-Maradi/B. Dieterich/L. Frascoli et al. (Hrsg.) Fund-Stücke – Spuren-Suche. Festschrift für Prof.
Georges Descoeudres. Zurich Studies in the History of Art. GeorgesBloch-Annual, University of Zurich, Institute of Art History 17/18,
2010/11, 326–351.
14 A. Motschi, Palatium imperiale. Neue Befunde zur jüngeren Königspfalz auf dem Lindenhof in Zürich. Mittelalter – Moyen Age – Medioevo – Temp medieval 16, 2011, 3, 65–87.
15 D. Wild/J. Hanser/U. Jäggin, Ein Doppelgraben vor der Altstadt rechts
der Limmat? Neues zur mittelalterlichen Stadtbefestigung. Zürcher
Denkmalpflege, Bericht 1997/1998, 61–66. Zürich 1999.
16 D. Wild, Mittelalterliche Stadtplanung im Rennwegquartier. Ein Vorbericht zu den archäologischen Untersuchungen von 1997 bis 1999.
Zürcher Denkmalpflege, Bericht 1997/1998, 47–60. Zürich 1999.
17 B. Moser, Mittelalterliche Stadtplanung am Rennweg? Unpublizierte
Lizentiatsarbeit Universität Zürich 2006.
18 Barraud Wiener/Jezler 1999, 155–157.
19 P. Ohnsorg, Die hochmittelalterliche Bebauung am Limmatufer. Archäologische Befunde und Funde von Zürich-Limmatquai 82. Stadt Zürich,
Archäologie und Denkmalpflege 2008–2010 (2010). Internetpublikation
www.stadt-zuerich.ch/denkmalpflegebericht.
20 Abegg et al. 2007, 29.
21 J. E. Schneider/J. Hanser, Die «Glocke», das «Glätteisen» und der
«Weisse Adler». Monumentalarchäologische Untersuchungen in und
an den Häusern Rössligasse 5, 7 und 9 in Zürich. Nachrichten des
Schweizerischen Burgenvereins 65, 1992, 78–83.
22 D. Wild, Das Predigerkloster in Zürich. Ein Beitrag zur Architektur der
Bettelorden im 13. Jahrhundert. Monographien der Kantonsarchäologie Zürich 32, Stadtarchäologie Zürich, 244–269. Zürich/Egg 1999.
23 Dokumentation Stadtarchäologie Zürich.
24 Krebsgasse 10: Zürcher Denkmalpflege, Stadt Zürich, Bericht 1991/
92, 81f. Zürich 1993.
25 Überblick: W. Wild/R. Windler, Früh- bis hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung und Stadtwerdungsprozesse im archäologischen Befund:
Das Beispiel Winterthur. In: M. Untermann, Die vermessene Stadt.
Mittelalterliche Stadtplanung zwischen Mythos und Befund. Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der
Neuzeit 15, 2004, 36–40; R. Windler/R. Marti/U. Niffeler et al. (2005)
SPM – Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter. VI,
Frühmittelalter, 411 (Regeste 102 Winterthur-Altstadt); R. Windler (in
Vorbereitung) Von der Römerzeit bis ins 13. Jh. (Arbeitstitel). In:
E. Eugster (Hrsg.) Stadtgeschichte Winterthur [erscheint 2014].
26 Jäggi et al. 1993; Schmaedecke 2010.
27 V. Jauch, mit einem Beitrag von B. Zäch, Das römische Winterthur. In:
Archäologie im Kanton Zürich 2003–2005, Berichte der Kantonsarchäologie Zürich 18, 175–218. Zürich/Egg 2006.
28 zuletzt: R. Windler, mit Beiträgen von M. Kühn/W. H. Schoch/
B. Stopp, Ein frühmittelalterlicher Werkplatz und eine Uferverbauung
an der Eulach bei Winterthur. JbAS 93, 2010, 137–171.
29 Jäggi et al. 1993; Schmaedecke 2010.
30 Matter/Tiziani 2009.
31 Matter/Tiziani 2009, bes. 9–11.
32 Wild, in Vorb.
33 R. Szostek/W. Wild, Ein Adelssitz des 12. Jh. im heutigen «Bauhof»? –
Bauarchäologische Untersuchungen an der Technikumstrasse 66 und
68 (Arbeitstitel). Mittelalter – Moyen Age – Medioevo – Temp medieval
16, 2011, 4.
34 Matter et al. 1996, 302–304; R. Windler, Winterthur. In: B. Sigel (Red.)
Stadt- und Landmauern 2, Stadtmauern in der Schweiz. Kataloge, Darstellungen, ID. Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege an
der ETH Zürich 15.2, 356f. Zürich 1996.
35 Matter et al. 1996, 282.
36 W. Wild, Technikumstrasse 20–22. ZAK 59, 2002, 1–24.
37 M. Volken/S. Volken/W. Wild, Lederfunde des 13. Jahrhunderts aus
dem Winterthurer Stadtbach. In: Archäologie im Kanton Zürich 1999–
2000, Berichte der Kantonsarchäologie Zürich 16, 237–269. Zürich/
Egg 2002.
38 s. in dieser Publikation S. 85–102, Beitrag Motschi/Wild, Hausbau.
39 Jäggi et al. 1993, 191f.; Schmaedecke 2010, 323–331; zur revidierten
Datierung der Phase V: F. Schmaedecke, Die reformierte Kirche St. Arbogast in Oberwinterthur. Neuauswertung den Ausgrabungen und Bauuntersuchungen 1976–1979. Zürcher Archäologie 20. Zürich/Egg 2006.
40 M. Illi, Die Geschichte der Stadtkirche anhand der hoch- und spätmittelalterlichen Schriftquellen. In: Jäggi et al. 1993, 119–145; ferner:
E. Eugster, Baden – Aspekte des spätmittelalterlichen Befundes. In:
H.R. Sennhauser (Hrsg.) Ausgrabungen in Stadtkirche und Dreikönigskapelle Baden 1967/68, 423–430, besonders 427–429. Zürich 2008.
41 Matter et al. 1996, 297–302.
42 Auch das Vergraben des um 1261 datierten Münztopfs am Holderplatz
weist auf Bauarbeiten im Zuge der Stadtbefestigung hin: B. Zäch/
R. Warburton-Ackermann, Die Münzfunde aus der Winterthurer Altstadt 1807–1994. In: Archäologie im Kanton Zürich 1993–1994, 205–
238. Zürich/Egg 1996.
43 R. Windler/A. Rast-Eicher, Spätmittelalterliche Weberwerkstätten in der
Winterthurer Altstadt. ZAM 27/28, 1999/2000, 1–82. – Als neuster
Befund ist ein Webkeller von der Steinberggasse 5 zu ergänzen: Wild
(in Vorb.).
44 A. Stebler-Cauzzo, Hochmittelalterliche Siedlungsspuren an der Marktgasse 13 und 15 in der Winterthurer Altstadt. In: Archäologie im Kanton Zürich, Zürcher Denkmalpflege 12. Bericht 1987–1992 Teil 1, 159–
206, bes. 159–162.167–169. Zürich/Egg 1994.
45 Ch. Muntwyler, Winterthur – Spuren eines Stadtbrandes vom 21. Dezember 1313. In: A. Boschetti-Maradi/B. Dieterich/L. Frascoli et al.
(Hrsg.) Fund-Stücke – Spuren-Suche. Festschrift für Prof. Georges Descoeudres. Zurich Studies in the History of Art. Georges-BlochAnnual, University of Zurich, Institute of Art History, 352–371.
46 Informationen: Valentin Homberger, KA St. Gallen. Laufende Auswertung der Grabungen 2006–2008 unter der Leitung von Valentin Homberger. Vorbericht: V. Homberger/M. Schindler, Weesen. Rosengärten
und Speerplatz, Ausgrabungen im 1388 zerstörten Weesen 2006–2008.
In: Denkmalpflege und Archäologie im Kanton St. Gallen 2004–2008,
264–267 (mit weiterer Literatur). St. Gallen 2009.
Bibliografie
Abegg, R./Barraud Wiener, Ch./Grunder, K. et al. (2007) Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. III.II. Die Stadt Zürich, Altstadt rechts
der Limmat, Profanbauten. Bern.
Barraud Wiener Ch./Jezler, P. (1999) Die Kunstdenkmäler des Kantons
Zürich. I, Die Stadt Zürich, Stadt vor der Mauer, mittelalterliche Befestigung und Limmatraum. Basel.
Jäggi, C./Meier, H.-R./Windler, R. et al. (1993) Die Stadtkirche St. Laurentius in Winterthur, Ergebnisse der archäologischen und historischen
Forschungen. Zürcher Denkmalpflege, Archäologische Monographien
14. Zürich/Egg.
Matter, A./Szostek, R./Windler, R. (1996) Archäologische Untersuchungen zur Winterthurer Stadtbefestigung. In: Archäologie im Kanton
Zürich 1993–1994, Berichte der Kantonsarchäologie Zürich 13, 279–
315. Zürich/Egg.
82
Matter, A./Tiziani, A., mit Beiträgen von P. Albertin und B. Zäch (2009)
Siedlungsentwicklung an der Marktgasse in Winterthur vom Hochmittelalter bis in die Neuzeit. ZA 27. Zürich/Egg.
Schmaedecke, F. (2010) Im Wettstreit erbaut. Die Kirchen von Ober- und
Niederwinterthur im Früh- und Hochmittelalter. In: N. Krohn und Alemannisches Institut (Hrsg.). Kirchenarchäologie heute, Fragestellungen – Methoden – Ergebnisse, 308–331. Darmstadt.
Wild, W. (in Vorbereitung) Die südliche Kernstadt von Winterthur im
Hoch- und Spätmittelalter (Arbeitstitel). Publikation in der Reihe Zürcher Archäologie vorgesehen.
A. Motschi/W. Wild, Städtische Siedlungen — Überblick zu Siedlungsentwicklung und Siedlungstopografie: Zürich, Winterthur, Weesen