Analysen kategorialer Daten
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Analysen kategorialer Daten
Analysen kategorialer Daten Log-lineare Modelle, Kategoriale Regression und Korrespondenzanalyse Uwe Mortensen Liegen Messungen mit Intervallskalenniveau für abhängige Variablen vor, so können die Beziehungen zwischen unabhängigen und abhängigen Variablen mit den gewöhnlichen Verfahren der Regressionsanalyse (einschließlich der Varianzanalyse) untersucht werden. Allerdings sind die dazu notwendigen Verteilungsannahmen oft zu restriktiv, darüber hinaus können oft nur die Häufigkeiten, mit denen Kombinationen von Kategorien vorkommen, erhoben werden. Die Berechnung von χ2 -Statistiken und die Anwendung nicht-parametrischer Verfahren liefert oft nur die Information, dass irgendwelche Beziehungen zwischen Kategorien bestehen, geben aber keine Auskunft über die Struktur der Beziehungen. Die genannten Verfahren – log-lineare Analyse, Kategoriale Regression und Korrespondenzanalyse – können diese strukturelle Information liefern. Ein Beispiel für die Extraktion struktureller Information ist die Analyse von Daten zu Kretschmers Theorie1 . Würde man den Daten der Tabelle 1 entnehmen, dass Kretschmers Theorie etwas mit der Wirklichkeit zu tun hat? Die Abbildung 1 zeigt das Ergebnis der Korrespondenzanalyse der Häufigkeiten aus der Tabelle 1; die Analyse legt nahe, dass den Daten eine 2-dimensionale Struktur unterliegt. Die offenkundige Korrespondenz zwischen Körperbau und Erkrankung entspricht der Kretschmerschen Theorie, dass die Struktur 2-dimensional ist, wußte Kretschmer nicht. Tabelle 1: Körperbau und Erkrankung (Kategorisierung von Patienten in Psychiatrischen Landeskrankenhäusern, Westphal (1931) in Der Nervenarzt). Es wurde insgesamt 8099 Patienten nach Maßgabe (i) ihres Körperbaus, und (ii) ihrer Erkrankung klassifiziert. Körperbau pyknisch athletisch leptosom dysplastisch atypisch man.-depressiv 879 91 261 15 115 Erkrankung Epilepsie Schizophrenie 83 717 435 884 378 2632 444 550 165 450 Dimension 2: 20.87 % Anteil Inertia Abbildung 1: Kretschmers Theorie und die (Korrespondenz-)Analyse der Daten in Tabelle 1. 0,6 0,4 0,2 manisch-depressiv pyknisch 0,0 -0,2 -0,4 -0,6 -0,8 -1,0 -1,2 epileptisch dysplastisch atypisch athletisch schizophren leptosom -1,2 -1,0 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 Dimension 1: 79.13 % Anteil Inertia 1 Ernst Kretschmer (1988-1964), Psychiater, entwickelte eine Typentheorie, derzufolge ein Zusammenhang zwischen Körperbau, Charakter und psychischer Erkrankung existiert; insbesondere sollen pyknischer Körperbau (KB) und manisch-depressive Erkrankung, leptosomer KB und Schizophrenie sowie athletisch/dysplastischer KB mit Epilepsie einhergehen. 1