Wahlpflichtmodul Gastronomie
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Wahlpflichtmodul Gastronomie
Wahlpflichtmodul Gastronomie Kulinarik, Foodkompetenz F&B Management und Controlling Verkauf, Events G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling Herausgeber GastroSuisse Berufsbildung Blumenfeldstrasse 20 8046 Zürich www.gastrosuisse.ch Autor Roland Furrer, Unternehmer Dipl. Restaurateur Aaregarten GmbH, Solothurn Willy Gerber Fachlehrer GastroBern Ausgabe 2011, 2. Ausgabe Quellenangaben Anmerkung Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in diesem Lehrmittel stellvertretend nur die männliche Form verwendet. Selbstverständlich gelten alle Aussagen für beide Geschlechter. © GastroSuisse Berufsbildung 2 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling Inhaltsverzeichnis 1. 1.1. 1.2. EINLEITUNG UND LERNZIELE Einleitung Lernziele 5 2. 2.1. 2.2. 2.3. 2.4. STRATEGISCHE VORGABEN Das Angebot als Teil des Betriebskonzepts Trends und Aktuelles Markt Analyse-Methoden 7 3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5. 3.6. 3.7. 3.8. 3.9. 3.10. 3.11. 3.12. 3.13. OPERATIVE ANGEBOTSPLANUNG UND -ENTWICKLUNG Einleitung Vorgehen bei der Angebotsplanung Grundregeln der Angebotsplanung Food-Moduling Angebots-Grobkonzept Typ und Stil der Küche Sortimentspolitik Koch- / Produktionsmethoden Infrastruktur Convenience Preisgestaltung Präsentation, Kartengestaltung Probekochen und Schulung 11 4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.4. BESCHAFFUNG UND LAGERHALTUNG Beschaffung Lagerung Lagerorganisation Inventurwesen 23 © GastroSuisse Berufsbildung 3 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling Einführung und Lernziele 1.1. Einführung Die Kernkompetenz von Gastronomiebetrieben ist die Produktion, Veredelung, Beschaffung, die richtige Lagerung und der Verkauf von Speisen und Getränken. Diese Definition beschreibt nach wie vor die vom Gast erwartete Kompetenz eines Gastrobetriebes. Der Markt ist in den letzten Jahren insgesamt spannender aber auch härter geworden. Der gastgewerbliche Unternehmer bewegt sich im Spannungsfeld von eher stagnierenden bis rückläufigen Umsätzen, steigenden Mitarbeiterkosten, sich dauernd verändernden Gästeerwartungen, einer steigenden Anzahl von gastgewerblichen Betrieben und einem schwankenden wirtschaftlichen Umfeld. Profitables F&B Management stellt hohe Anforderungen an den Betriebsleiter. Umfassende Kenntnisse bezüglich den Beschaffungsmärkten, fundierte Kenntnisse im Bereich der Angebotsplanung und Gestaltung, des Verkaufs und des F&B Controllings sind zwingende Voraussetzungen für den wirtschaftlichen Erfolg. Neue Angebotstrends aber auch solche bezüglich Infrastruktur und Technik, bleiben eine ständige Herausforderung. Für den wirtschaftlichen Erfolg ist es unumgänglich bestehende Konzepte bezüglich Produktivität und Wertschöpfung zu überprüfen und weiter zu entwickeln. Hier gilt der Grundsatz, dass nur innovative Konzepte, die sich von den Mitbewerbern deutlich abheben, diese Voraussetzungen schaffen können. 1.2. Lernziele • • • • • • • Ein betriebsspezifisches F&B Angebot erstellen Die Grundlagen der profitorientierten Angebotsplanung und Kartengestaltung kennen und anwenden können Vor- und Nachteile verschiedener Produktionsverfahren aufzeigen und bezüglich Qualität, Arbeitsaufwand, Lagerung und Kosten beurteilen. Die Konsequenzen der Produktionsverfahren auf die Beschaffung und die Lagerung ableiten können. Die Folgen der Wahl des Produktionsverfahren bezüglich Investition und Wirtschaftlichkeit beurteilen Ein Lager bezüglich gesetzlicher Vorgaben und Wirtschaftlichkeit beurteilen und dieses systematisch planen, einrichten, kontrollieren und unterhalten Geeignete Hilfsmittel für Beschaffung und Lagerung (Checklisten, Einkaufsspezifikationen) sinnvoll auswählen und adäquat einsetzen können. © GastroSuisse Berufsbildung 4 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 2. Strategische Vorgaben 2.1. Das Angebot als Teil des Betriebskonzepts Das F&B-Angebot ist ein Teil der für den Gast erkennbaren Umsetzung des am Markt kommunizierten Betriebskonzeptes. Das F&B-Angebot muss der am Markt kommunizierten Qualität und dem Preis-/Leistungsverhältnis voll entsprechen und mit den Marktaussagen wie dem Ambiente und dem Design stimmig sein. Daher orientiert sich das F&B-Angebot bezüglich Qualität, Produkten, Produktion, Präsentation und Preisgestaltung immer am Betriebskonzept. Vision Das Gastro-Management-Modell 1. Informationsbeschaffungsphase 2. Analysephase 4. Konzeptphase 3. Kreativphase 5. Realisierungsphase Prositioning Restauration Prositioning Beherbergung Support-Leistungen Mitarbeiter Organisation Finanzen Recht © GastroSuisse Berufsbildung 5 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 2.2. Trends und Aktuelles Was verstehen wir unter Trends? • Suche nach Neuem oder Anderem • Veränderung zu neuen aber auch alten Werten • weg von Problemen • Anders sein wollen als die Masse Eine mögliche Einteilung der Trends • Modetrend (6-18 Monate) • Gesellschaftliche Trends (z.B. Gesundheit) • Konsumtrends (z.B. frisch, marktgerecht) • Technologietrends (z.B. Functional Food) • Mega Trends Für eine langfristige Unternehmensstrategie sind die Mega Trends sehr bedeutend. • Individualisierung, Individuelle und bewusste Lebensgestaltung Ess-Kultur, Essen für Stilbewusste Essen und Wellness = Wohlbefinden • Feminisierung Mehr erwerbstätige Frauen/Mütter weniger Fleisch Männer sind nicht mehr die Kultur prägenden Gestalten Auswärtsessen verändert sich • Einpersonenhaushalte, Singles mehr kalt als warm hoher Conveniencegrad unregelmässig kochen und verpflegen kaum klassische Küche Isst weniger, dafür aber häufiger Trends und andere Entwicklungen müssen laufend beobachtet werden und sind im Betriebskonzept berücksichtigt. Trendbeobachtung ist eine strategische Aufgabe und deshalb in der Regel nicht Aufgabe eines Gastro-Betriebsleiters. © GastroSuisse Berufsbildung 6 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 2.3. • • • • Markt Gästemarkt Beschaffungsmarkt Mitbewerbermarkt Mitarbeitermarkt Dazu kommen die gesetzlichen Auflagen und die Bedürfnisse allfälliger Investoren. Im Folgenden gehen wir in erster Linie auf den Gästemarkt und in zweiter Linie auf den Mitbewerbermarkt ein. Wir setzt sich der Markt aktuell zusammen? • Je nach Region wenige/einzelne Gourmet Tempel, diese sind in der Regel dekoriert mit diversen Auszeichnungen • Je nach Region einige Trend Lokale (Stadt Zürich viele – Toggenburg wenige?) • Immer noch stark verbreitet sind individuell geführte Familienbetriebe, Gasthöfe, Beizen usw. allerdings sinkt deren Überlebensfähigkeit mehr und mehr • Steigende Anzahl von Betrieben in den Bereichen Handel-, Fast-Food-, System- und Gemeinschaftsverpflegung • Steigende Anzahl von Take Away-Betrieben Diese Zusammenstellung zeigt, dass Erfolg durch Professionalität, System, Organisation, Strukturen, Finanzen aber vor allem durch kreative, marktgerechte Konzepte erreicht werden kann. Die Märkte müssen laufend beobachtet werden und sind im Betriebskonzept berücksichtigt. Marktbeobachtung ist eine strategische Aufgabe und deshalb in der Regel nicht Aufgabe eines Gastro-Betriebsleiters. 2.4. • • • • Analyse-Methoden SWOT-Matrix Benchmarking Portfolio-Analyse Umfragen Das Beherrschen verschiedener Analyse-Methoden ist eine strategische Aufgabe und deshalb in der Regel nicht Aufgabe eines Gastro-Betriebsleiters. © GastroSuisse Berufsbildung 7 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 3. Operative Angebotsplanung und –entwicklung 3.1. Einleitung Bei der Angebotsplanung und -entwicklung muss man sich immer bewusst sein, dass über das Angebot sämtliche betriebswirtschaftlich relevanten Faktoren wie, Umsatz pro Gast, Umsatz pro Transaktion, Warenkosten und Renditen, etc. unmittelbar beeinflusst werden. 3.2. Vorgehen bei der Angebotsplanung 1. Qualitätsanspruch, -definition klären 2. Food-Moduling Angebotstiefe versus Angebotsbreite - Pareto Regel 3. Erstellen eines Angebots-Grobkonzeptes basierend auf dem Betriebskonzept 4. Kernangebot, Zusatzangebot, variables Angebot 5. Produktionsfreundlichkeit 6. Kalkulation des Angebotes und Festlegung der Preise 7. Karte gestalten 8. Marketingmassnahmen definieren 9. Einkauf und Lagerhaltung 10. Einführung mit Probekochen und Schulung der Mitarbeiter 11. Angebot weiter entwickeln 3.3. Grundregeln der Angebotsplanung Es gibt zwei einfache Regeln in der Angebotsplanung, die die Küche sehr viel produktiver und einfacher machen. Trotzdem wird diesen Regeln in der Praxis zu wenig Beachtung geschenkt. Die erste Regel besagt, dass bei der Zusammenstellung des Angebotes die Karte aus möglichst wenigen Bausteinen erstellt werden soll. Das heisst, dass man möglichst wenige Grundprodukte verwenden sollte. Die Vorteile dieser Regel in Bezug auf Einkauf, Produktion und Fertigung sind offensichtlich. Die zweite Regel besagt, dass mit einigen wenigen Speisen ein sehr hoher Umsatzanteil erzielt werden soll ("Pareto-Regel"). Diese Regel bedeutet, dass 20% der Gerichte 80 % der Bestellungen auslösen sollen. Interessant für den Unternehmer wird es dann, wenn diese 20% der Gericht auch 80 % Umsatzanteil generieren und diese Gerichte eine hohe Bruttorendite, sowohl in Franken wie in Prozenten, aufweisen. Diese Regel gilt auch bei den Getränken, im speziellen beim Weinangebot (Kapitalbindung). Da ist weniger (auf der Karte) oft mehr (Rendite in der Kasse)! © GastroSuisse Berufsbildung 8 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 3.4. Food-Moduling Food-Moduling beschreibt einen neuen Angebots-Entwurf. Das Drei-MahlzeitenDenken und das Denken in Menüs mit Vor-, Haupt- und Nachspeise sind für die Zukunft und die heutigen Bedürfnisse der ICH-Gäste ungeeignet. Die Auflösung des Menü-Denkens führt dazu, dass sowohl die Reihenfolge (1. Vorspeise, 2. Hauptspeise, 3. Nachspeise) als auch die Wertigkeit der Menüteile (Vor-, Haupt, Nachspeise) aufzugeben sind. An ihre Stelle tritt das Food-Moduling mit gleichwertigen Komponenten, deren Wahl, Kombination, Reihenfolge und Anzahl der Gast selbst bestimmt. Das gesamt Angebot oder nur ein Teil davon kann modularisiert werden. FoodModuling ist auch völlig unabhängig von der Serviceform, sei dies Full-Service oder Selbstbedienung. 3.5. Angebots-Grobkonzept Bei der Entwicklung des Angebotes wird als erstes ein Angebots-Grobkonzept erstellt. Grundlage bilden folgende Punkte: • • • • • • • • • • • Qualitätsdefinition Typ und der Stil der Küche werden beschrieben Kern- oder Hauptsortiment respektive Angebot Zusatzangebot, variables Angebot, saisonales Angebot Anzahl Artikel je Angebot – Angebotstiefe und –breite (Food-Moduling) Angebot nach Zeitperioden Conveniencegrad Produktionssystem, Kochmethode Die nötige Infrastruktur Preisgestaltung – ergibt den geplanten Bruttogewinn Art der Präsentation, Leistungsmix, Kommunikation Dieses Angebotsgrobkonzept bildet die Grundlage für weitere planerische Arbeiten. 3.6. Typ und Stil des F&B Angebotes Wichtig sind bezüglich Stil die Aussagen im Betriebskonzept, die eigenen Stärken aber auch die vorhanden Möglichkeiten wie Anzahl Plätze, vorhandene Infrastruktur, Ambiente usw. © GastroSuisse Berufsbildung 9 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 3.7. Sortimentspolitik Ein Kernsortiment muss dem Grundkonzept entsprechen, ist bei den Gästen sehr beleibt, die Anzahl Gewinner ist hoch, es ist Produktionsfreundlich und zeichnet sich in der Regel mit Angebotstiefe aus. Zusatzangebote, variable Angebote und saisonale Angebot haben verschiedene Aufgaben. Diese Angebote zeugen von Innovation, helfen durch Zusatzverkäufe zusätzlich Erträge zu erwirtschaften. Sie sind auch ein Experimentierfeld für neue Eigen- oder Fremdkreationen oder zum Testen von Preisen. Weiter bieten Sie Gelegenheit qualitativ guten Waren zu liquidieren und von Lieferantenaktionen zu profitieren. Sie sind geeignet, in unterschiedlichen Zeitperioden angeboten zu werden – Gipfeli am Morgen- kleine Karte am Nachmittag-Cocktails am Abend etc. Wichtig dabei ist, dass auch die Dessertkarte nicht vergessen wird, sowie das gesamte Getränkeangebot, welches mit Vorteil separat erstellt wird 3.8. Koch- / Produktionsmethoden festlegen Der nächste Schritt ist nun die Festlegung der Koch- / Produktionsmethode. Die Basis dazu bilden die vorhandenen technischen Gegebenheiten und die Erfahrung des Planers. Teilweise ergeben sich die geeigneten Methoden bereits aus dem Angebot. Bei der Planung eines Angebotes ist es von grundlegender Bedeutung sich genau zu überlegen, welches die wirtschaftlich sinnvollste Methode der Speisenzubereitung ist. Es gibt viele Verfahren und Methoden die alle ihre Vor- und Nachteile haben, die es sorgfältig abzuwägen und zu prüfen gilt. Die Grundproblematik mit welcher wir konfrontiert sind, ist die unregelmässige, zeitliche Nachfrage auf der Gästeseite. Damit wir unsere personellen Ressourcen nicht einseitig auf Nachfragespitzen ausrichten müssen, was zu sehr hohen Kosten führen würde, steht hier die Frage nach der Zeitentkoppelung der Produktion im Vordergrund. Eine Zeitentkoppelung kann durch den gezielten Einsatz von Convenience-Produkten oder durch spezielle Produktionsmethoden erreicht werden. Die Zeitentkoppelung bietet den grossen Vorteil einer Vorfertigung, die in umsatzschwachen Zeiten vorgenommen werden kann und damit verbunden auch eine bessere Auslastung von Geräten, Maschinen, Anlagen und personellen Ressourcen. Sie vermeidet somit eine Über- oder Unterproduktion und nutzt zudem Einkaufsvorteile durch den gezielten Einkauf grösserer Mengen oder saisonalen Produkten. Im Folgenden werden die wichtigsten und gebräuchlichsten Methoden erklärt und beschrieben. © GastroSuisse Berufsbildung 10 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 3.8.1. Cook and chill Verfahren Bei diesem Verfahren werden die Speisen normal gegart und entweder ganz oder portioniert innert 20 Minuten auf eine Kerntemperatur von + 2 Grad C abgekühlt. So behandelt können die Speisen bis zu zwei Tage gekühlt gelagert werden. Die Speisen können danach mit allen herkömmlichen Verfahren (Mikrowelle, Steamer etc.) regeneriert und serviert werden. 3.8.2. Cook and Hold Verfahren Cook & Hold ist die Bezeichnung für einen konventionellen Kochvorgang, bei dem Speisen nach der Vorbereitung und dem Garprozess bis zur Ausgabe warmgehalten werden. Bei zu langem Warmhalten können Speisen allerdings an Qualität verlieren, da Nährstoffe und Vitamine verloren gehen 3.8.3. Niedertemperaturgaren Im amerikanischen Sprachgebrauch wird diese Methode auch "slow-cook and hold" genannt. Dies beschreibt sehr genau die Grundidee der angewandten Kochmethode. Die Speisen werden bei relativ tiefen Kochtemperaturen gegart. Die tiefere Kochtemperatur verlängert dabei den Kochprozess. Trotzdem resultieren aus dieser Methode enorme qualitative und finanzielle Gewinne. Diese Methode wird vor allem für Fleisch angewandt wodurch bis zu 18% Gewichtsverlustseinsparungen, und somit eine höhere "Wertschöpfung" erzielt werden kann, wofür sie ursprünglich auch entwickelt wurde. Ein weiterer Vorteil besteht auch darin, dass auch rosa gebratenes Fleisch haltbar wird ohne "durchzuziehen". 3.8.4. Sous vide Verfahren Als weitere Möglichkeit steht das Sous Vide Verfahren offen. Dabei werden die Speisen gegart, gekühlt und unter Vakuum in Plastikbeutel verpackt und darin auch wieder regeneriert. Die Regeneration kann mit den gleichen Geräten wie bei den anderen Verfahren stattfinden. Dieses Verfahren kann auch in herkömmlichen Küchen eingeführt werden. Dabei ist zu beachten, dass die Produktion, bedingt durch sehr strenge Hygienevorschriften und einer Umstellung im Gerätepark, nicht oder nur teilweise in Kleinküchen stattfinden kann. Durch die aufwändige Produktion und Verpackung sind Sous Vide Produkte sehr teuer, daher muss deren Einsatz genau geplant erfolgen. Eigentlich ist Sous Vide eher als ein Konzept anzusehen denn als ein Produktionsverfahren. Grundsätzlich sollte die Sous Vide Produktionsküche komplett von der Fertigungsküche getrennt sein, da dieses Verfahren absolute Reinlichkeit verlangt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Sous Vide Produktion differenzierte Anforderungen an die Mitarbeiter stellt, womit diese Mitarbeiter grundsätzlich und ausschliesslich für die Produktion von Sous Vide Produkten eingesetzt werden sollten. Die führenden Mitarbeiter dieser Küche müssen hoch qualifiziert sein und ein ausgeprägtes Hygienebewusstsein haben. Dies bedeutet, dass die Anwendung dieser Methode nur dort wirtschaftlich vertretbar ist, wo die entsprechenden Mengen zu einer betriebswirtschaftlichen Verbesserung beitragen können. © GastroSuisse Berufsbildung 11 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 3.8.5. Kombinierte Kochmethode Die kombinierte Kochmethode nutzt sämtliche am Markt verfügbaren Einkaufsmöglichkeiten von vorbereiteten Frischprodukten, halbgefertigten Grundprodukten und vorgefertigten Gerichten in frischem, gekühltem und tiefgekühltem Zustand. Dies bedingt einen disziplinierten Umgang mit Lieferanten, eindeutige Definitionen der Produktestandards, rezeptgetreues Arbeiten auch in der à la Minute Zubereitung und einen kreativen Umgang mit den zur Verfügung stehenden Produkten, sowie gute Kenntnisse des zur Verfügung stehenden Maschinenparks. 3.8.6 Vor- und Nachteile der verschiedenen Verfahren Praktisch alle Verfahren haben gemeinsame Vorteile wie zum Beispiel: • weniger Warenverlust • leichtere HACCP (hazard analyse of critical controll points) • gute Küchenqualität auch mit Nicht-Fachleuten • zeitlich unbeschränktes Küchenangebot • optimale Nutzung der modernen Technologie • minimiert die Investitionskosten • vermindert Energie-, Ver- und Entsorgungskosten • zeitentkoppelte Produktion • einfachere Handhabung grosserer Volumen • weniger qualifizierte Mitarbeiter Ebenso haben alle Systeme gewisse Nachteile gemeinsam: • hoherer Einsatz von Technik • hohere Investitionen • genaueres arbeiten erforderlich • höherer Einsatz von Logistik • grössere Kühl- und Lagerräume (= höhere Mietkosten) • strenge Hygienevorschriften (vor allem bei Sous Vide) • getrennte Kücheneinrichtungen • mehr Verpackungsmaterial • spezialisiertere Mitarbeiter notig 3.9. Infrastruktur Folgende Punkte sind zu Berücksichtigen wenn die Infrastruktur geplant wird: • Betriebskonzept • Angebotskonzept • Anzahl Sitzplätze • Budgetierte Umsätze • Anzahl Gäste pro Std./Tag • Produktionskonzept • Kochmethode Zu schwache Infrastruktur schränkt die Möglichkeiten in verschiedenen Bereichen ein. Zuviel an Infrastruktur bedeutet Überinvestiert sein und kann für das Überleben des Unternehmens manchmal gefährlicher werden als gewisse Mängel. © GastroSuisse Berufsbildung 12 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 3.10. Convenience 3.10.1. Begriffsklärung Der Begriff "Convenience" kommt aus dem Englischen und genau übersetzt bedeutet er nichts anderes als "Bequemlichkeit". In Verbindung mit dem Wort "Food" heisst dann die freie Übersetzung "bequeme Nahrungsmittel". Der Einsatz von Convenience-Food sollte aber keinesfalls den Eindruck einer bequemen, faulen Küchenbrigade erwecken. Vielmehr ist der sinnvolle Einsatz von Convenience-Produkten ein möglicher Ansatz um gewisse Arbeitsschritte auszulagern, um sich auf andere Arbeitsschritte zu konzentrieren, damit die Arbeit besser, zeitsparender, günstiger, sicherer, mühe- und problemloser wird. Convenience Produkte ist nichts anderes als Outsourcing in der Küche. Unter Convenience-Food versteht man Produkte, die dem Verbraucher einen Teil der Arbeit, wie waschen, rüsten, kochen, würzen, konservieren etc. abnehmen. 3.10.2. Warum wurden Convenience-Produkte entwickelt? Der Druck auf die Margen, die steigenden Kosten vor allem im Lohnbereich und das zunehmende Tempo der Nahrungsaufnahme - man nimmt sich immer weniger Zeit zum Essen - machen es unumgänglich die Produktivität und die Wertschöpfung in der Küche zu steigern. Einer der wichtigsten Grundsätze im F&B Management lautet, dass die Lohnkosten im Küchenbereich, daher für die Mitarbeiter in Produktion und Fertigung, exkl. Reinigungsmitarbeiter, höchstens 18-20% des Küchenumsatz betragen sollten. Damit wird klar, dass in vielen Küchen, nicht mehr alles selber hergestellt werden kann. Ferner haben sich mit dem Wandel der Zeit und des wirtschaftlichen Umfeldes auch die klassischen Küchen-Brigaden mit Spezialisten wie Sauciers, Entremetiers, Garde-mangers etc. geändert. Anstelle von Grossbrigaden und Spezialisten sind heute vielerorts Klein- oder Mittelbrigaden mit Allroundern und grundsätzlich neue Produktionssysteme gefragt. Effizienzsteigerung, günstigere Produktionsmethoden und eine hygienisch, einwandfreie Herstellung einer grösseren Angebotspalette im richtigen Preis-/ Leistungsverhältnis, sind somit unter anderem die heutigen Anforderungen an eine moderne Küche, welche diese jedoch in Zukunft nur unter Einsatz von neuen Kochgeräten, neuen Kochmethoden und einer neuen Küchenorganisation erfüllen kann. Der gezielte Einsatz von industriell vorgefertigten Produkten - Convenience Food kann mithelfen, die Kosten unter Beibehaltung oder gar Steigerung der Qualität zu senken und somit den Anforderungen der heutigen Zeit gerecht zu werden. © GastroSuisse Berufsbildung 13 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 3.10.3. Convenience-Stufen Convenience-Produkte können gemäss ihrem Bearbeitungsgrad in verschiedene Stufen eingeteilt werden. Man unterscheidet folgende Stufen: Stufe Rohprodukt Stufe 1 küchenfertige Produkte 20% Stufe 2 garfertige Produkte 40% Stufe 3 mischfertige Produkte 60% Stufe 4 regenerierferige Produkte Stufe 5 verzehrferitge Produkte 80% 100% = Eigenleistung Arbeitszeiterspranis bei Convenience Produkten Der Einsatz von Convenience-Produkten führt zu Arbeitszeit-Ersparnissen (Personalaufwand -). Dabei gilt, je höher die Convenience-Stufe ist, desto höher auch die Arbeitszeit-Ersparnis und umso weniger Zeit muss im Betrieb für die Aufbereitung der Speisen für den Service aufgewendet werden. Stufe Rohprodukt Stufe 1 Küchenfertige Produkte Stufe 2 garfertige Produkte Stufe 3 mischfertige Produkte Stufe 4 regenerierferige Produkte Stufe 5 verzehrferitge Produkte = Eigenleistung im Endverbraucher Betrieb Der durchschnittliche Convenience food-Grad hat Auswirkungen auf die Verschiebung der Kosten innerhalb der Prime costs. © GastroSuisse Berufsbildung 14 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 3.10.4 Arbeitszeitersparnis bei Convenience-Produkten Der Einsatz von Convenience-Produkten führt zu Arbeitszeit-Ersparnissen. Dabei gilt, je höher die Convenience-Stufe ist, desto höher auch die Arbeitszeit-Ersparnis und umso weniger Zeit muss im Betrieb für die Aufbereitung der Speisen für den Service aufgewendet werden. 3.10.5. Prime Cost Die wichtigste Regel im F&B Management besagt, dass die Warenkosten plus die Personalkosten (inklusive Sozialleistungen und Unternehmerlohn) optimal bei 68-70% vom Umsatz liegen sollten, jedoch 75 % in keinem Fall überschreiten dürfen. Diese beiden Kostenkomponenten nennt man die Prime Cost. Sie bildet die wichtigste Grundlage bei Betriebsvergleichen. Der Einsatz von Convenience-Produkten führt zu Veränderungen der Prime Cost: Bei der obigen Aufstellung wird nur der Produktionsaufwand betrachtet, da der Serviceaufwand sich aufgrund des Einsatzes von Convenience-Produkten nicht verändert. Mit einem vermehrten Einsatz von Convenience-Produkten wird nicht nur eine Verschiebung der Personalkosten zugunsten der Warenkosten, sondern allgemein eine Senkung der Prime Cost angestrebt. Ein vermehrter Einsatz von Convenience-Produkten ohne entsprechende Anpassungen in den Arbeitsablaufen und im Stellenplan führt jedoch zu höheren Warenkosten bei gleich bleibenden Personalkosten und somit zu einer insgesamt höheren Prime Cost. Eine Änderung des Conveniencegrades darf also nicht ungeplant erfolgen, sondern das gesamte Produktionssystem muss systematisch überdacht und neu geplant werden; entsprechend sind Arbeitsabläufe, Stellenplan und Anforderungsprofile neu zu bestimmen. © GastroSuisse Berufsbildung 15 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 3.10.6. Veränderung des Convenience-Grades Mit folgenden Arbeitsschritten sollten die finanziellen Auswirkungen einer Conveniencegrad-Veränderung bestimmt und somit eine Entscheidungshilfe für die allfällige Anpassung des Produktionssystems erarbeitet werden: • Erfassung convenience-fähiger Lebensmittel (unter Einbezug betriebsspezifischer Vorgaben). • Ermittlung der Warenkosten bei bestehender Produktionsmethode. • Erfassung der Rüst- und Vorfertigungszeiten. • Berechnung der Lohnkosten der am Rüst- und Vorfertigungsprozess beteiligten Mitarbeiter. • Berechnung der Betriebskosten bei bestehender Produktionsmethode (Abfallentsorgung, Energie und Unterhalt) sowie bei Gemeinschaftsverpflegung der Managementkosten (Honorar an den Caterer und allenfalls Risikoprämie) • Ermittlung der Warenkosten bei gleichen Lebensmitteln der gewünschten Convenience-Stufe • Erfassen der Arbeitszeit beim Einsatz der Convenience-Produkte Berechnung der Lohnkosten der am Prozess beteiligten Personen Kalkulation der Betriebskosten sowie der Managementkosten • IST / SOLL - Vergleich • Produktionssystem A (niedriger Conveniencegrad) versus • Produktionssystem B (höherer Conveniencegrad) 3.10.7. Weitere Aspekte von Convenience-Produkten • Durch den Wegfall monotoner Arbeit wird die Arbeitsqualität verbessert. • Da Convenience-Produkte keinen grossen Abfall- und Reifeschwankungen unterliegen, kann stets mit den gleichen Kennzahlen kalkuliert werden. • Die HACCP-Richtlinien sind leichter umzusetzen, da durch den höheren Vorfertigungsgrad die kritischen Punkte in der Prozesskette auf ein Minimum reduziert sind. • Durch den Einsatz von Convenience-Food kann evtl. auf die Anschaffung von Maschinen verzichtet werden. Ferner sind Einsparungen im Energiebereich möglich. • Durch beispielsweise den Verzicht auf eine betriebseigene Rüsterei oder Patisserie kann bei Neuplanungen die Fläche und somit auch die entsprechenden Immobilienkosten reduziert werden. © GastroSuisse Berufsbildung 16 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 3.11. Preisgestaltung Bezüglich Preisgestaltung sollten vorgängig folgende Fragen geklärt werden: • • • • Wie kalkulieren Sie die Kosten Welche Kalkulationsmethode soll angewendet werden (Gerichtsspezifischer Faktor, DB)? Wie legen sie den Preis fest (marktorientiert, kostenorientiert)? Welchen Gewinn wollen wir erzielen? Damit wir die Kosten eines Gerichts herausfinden können, benötigen wir Rezepturen. Für die Erstellung der Rezepturen stehen Ihnen heute diverse EDV-gestützte Programme zur Verfügung. Folgende Punkte müssen die Rezepturen in jedem Falle beinhalten. • • • • • • • • • • • • Rezeptbezeichnung Erstellungsdatum Evt. Foto Produkt Conveniencegrad Masseinheit Menge Wareneinstandspreis (entsprechend der Masseinheit) Berechnung Warenkosten Zeitaufwand Arbeitsgänge Temperaturvorgaben Bei der Auswahl von EDV-gestützten Programmen ist festzulegen, ob dass Programme auch eine Inventarlösung beinhalten soll. Gute Programme liefern auch eine Angebotsübersicht mit Preisvorschlägen zur Preisentscheidungsfindung. Die Mehrwertsteuer ist in den Rezepturberechnungen noch nicht berücksichtigt. Diese wird erst auf der Zusammenfassung für den Preisentscheid eingerechnet. Nachdem die Warenkosten ermittelt wurden werden alle anderen Kosten inkl. Gewinn dazugerechnet, dazu folgende Möglichkeiten: 3.11.1. Aufschlags- Deckungsbeitrags-Kalkulation Warenkosten + % Bruttoergebnis = kalkulierter Verkaufspreis Die ersten Schritte zur Ermittlung des richtigen Preises sind nun gemacht. Diese sollten die Kosten abdecken und dazu führen dass ein angemessener Gewinn erzielt wird. In der Praxis werden Sie sich nun wohl fragen ob diese Preise vom Markt auch angenommen werden (Marktpreis). © GastroSuisse Berufsbildung 17 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling Falls Ihr Angebot unvergleichbar ist und am Markt eine einzigartige Stellung einnimmt werden Sie keine Probleme haben die kalkulierten Preise durchzusetzen. Wenn Sie die Kosten jederzeit im Griff haben, kann Ihrer Cash Cow nichts passieren. Wenn Ihr Angebot jedoch vergleichbar ist, müssen Sie folgende Fragen prüfen: • Welchen Preis hat das vergleichbare Produkt beim Mitbewerber? • Welches sind regionale Gegebenheiten? • Wie wird der Kunde reagieren? Hier starten wir nochmals einen neuen Anlauf zur Preisfestlegung. Folgendes Vorgehen hatten wir gewählt und sind beim Punkt Markt- Mitbewerberanalyse hängen geblieben. 3.11.2. Faktorkalkulation Formel: Umsatz (exkl. MWSt.) Warenkosten Warenkosten x Faktor = Faktor + MWSt. = kalkulierter Verkaufspreis 3.11.3. Vorgehen bei Preisfestlegung Rezeptur Kalkulation Kostenorientierte Preisgestaltung oder marktorientierte Preisgestaltung Theoretischer Verkaufspreis Markt- und Mitbewerberanalyse Neuer Entscheid kostenorientierte Preisgestaltung oder marktorientierte Preisgestaltung Preis Plus Mehrwertsteuer © GastroSuisse Berufsbildung 18 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling Nach der Markt- / Mitbewerberanalyse müssen wir wieder einen Schritt zurück machen und uns folgende Fragen stellen: • Muss dieses Gericht auf unserer Karte sein? Wenn nein: Gericht streichen, wenn ja: zur nächsten Frage. • Dürfen wir dieses Produkt teurer anbieten als der Mitbewerber? Wenn ja: ohne Änderung auf die Karte setzen, wenn nein: zu den nächsten Fragen • Können wir die Warenkosten bei gleicher Qualität senken (Einkauf, Menge usw.)? Können wir die Betriebskosten senken? Können wir den Sales Mix so steuern, dass über das ganze Angebot die Rendite gleichwohl stimmt? Wenn Sie eine dieser drei letzten Fragen positiv beantworten können, hat das Produkt eine Chance verdient. Berücksichtigen Sie jedoch, dass bei entsprechenden Marktbedingungen eventuell auch höhere Preise durchsetzbar wären. Natürlich ist es auch möglich, dass ein errechneter Preis als zu tief beurteilt wird und der Markt zeigt, dass problemlos höhere als die kalkulierten Preise durchgesetzt werden können. In der Regel machen Sie mit dem tieferen Preis nicht mehr Umsatz sondern nur weniger Gewinn. Realisieren Sie diesen Gewinn! Zusammenfassend können wir feststellen, dass die Kalkulation und die Preisfestlegung eine der wichtigsten betriebswirtschaftlichen Grundlagen darstellt. Weiteres dazu im Skript Controlling © GastroSuisse Berufsbildung 19 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 3.12. Präsentation, Kartengestaltung Der Gestaltung der Karten und weiterer Verkaufshilfsmittel ist höchste Bedeutung beizumessen, wobei im Vordergrund immer die Verkaufsförderung und der Informationsgehalt stehen muss und nicht die "gestalterische Schönheit"! Die Speisen- und Getränkekarten sind die Visitenkarte des Betriebes und werden vom Gast visuell und durch den Tastsinn wahrgenommen. Bei gedruckten Karten ist vor allem darauf zu achten, dass diese sauber gehalten werden können und die Ränder nicht leicht knickbar sind. Die Kosten sollen ein Austauschen von verschmutzten oder geknickten Karten jederzeit erlauben. Das beste Design, die beste Idee und Kreativität bewirken nichts, wenn die Karten als schmutzig, schmuddelig oder zerknittert vom Gast wahrgenommen werden. Nachfolgend eine Checkliste zur Gestaltung von Speisen- und Getränkekarten: • • • • • • Stil- und Qualitätsstandard sollten dem Konzept entsprechen Karten müssen immer sauber gehalten werden können Die Herstellungskosten müssen ein Austauschen nach Bedarf erlauben Preis- und Herkunftsdeklarationen entsprechen den gesetzlichen Vorgaben Gut zum Druck in Ruhe kontrollieren und von weiteren Personen lesen lassen Karteneinsatz rechtzeitig planen und organisieren Weiteres muss vorbereitet werden: • • • • • • 3.13. Einkauf der Produkte organisieren Kassenprogrammierung frühzeitig vornehmen Kassenhilfsmittel an Kassenstationen vorbereiten Gasteinformation vorbereiten z. B. in Form von Flyers, Inseraten, Web Site etc. Planen der Verwertung von Produkten aus der alten Karte, welche nicht mehr gebraucht werden Inventar überprüfen und gegebenenfalls anpassen Probekochen und Schulung Nachdem die Karte nun fertig erstellt ist, wird die Küche in einem weiteren Prozess die Präsentation der Gerichte erarbeiten. Hier ist Originalität und Kreativität gefragt, um die Gerichte einzigartig und verkaufsfördernd präsentieren zu können. Je spezieller das Gericht präsentiert werden kann, desto höher wird die mögliche Wertschöpfung sein, es gilt also die Gerichte mit Emotionen "aufzuladen"! Wenn diese Vorarbeit abgeschlossen ist, werden die Mitarbeiter zu einer Degustation und Verkaufsschulung eingeladen. Die Gerichte werden zubereitet, erklärt und degustiert. Der Küchenchef ist für die Schulung verantwortlich. Die Servicemitarbeiter müssen über genaue Produktekenntnisse verfügen, um den Gast korrekt und umfassend orientieren zu können. Spezielle Anforderungen werden an die Beratung von Allergikern gestellt. © GastroSuisse Berufsbildung 20 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 4. Beschaffung und Lagerhaltung 4.1. Beschaffung Grundsätzlich soll festgehalten werden, dass nur soviel Ware beschafft werden soll, wie innerhalb der mit dem Lieferanten vereinbarten Zahlungsfrist verarbeitet und verkauft werden kann. Sicherlich gibt es hier Ausnahmen vor allem im Non-Food Bereich und bei gewissen Weinsorten. Im Lebensmittelbereich lohnt sich meistens die als "beste" angepriesene Aktion nicht, wenn die Rechnung betriebswirtschaftlich gemacht wird, nämlich mit den Mietkosten, den Kapitalzinsen, der Lagerverwaltung und der Warenverluste. Um genau diese Kosten zu sparen, versuchen die Zulieferer mittels Rabatten, diese dem Käufer zu übertragen. Warenbeschaffung seriös gemacht, ist harte Arbeit. Es gilt sich dauernd am Markt nach neuen Produkten und Innovationen zu informieren, Preisvergleiche anzustellen und Messebesuche minutiös zu planen, sich über neue Verpackungs-, Herstellungsund Lagerungsmethoden zu informieren. Ein breites, fundiertes, Fachwissen zu den umfassenden Qualitätsmerkmalen der in der Gastronomie und Hotellerie verwendeten Produkten, Materialien und Gerätschaften zeichnen den qualifizierten Einkäufer aus. Als gute Hilfsmittel haben sich interne und externe Bestelllisten mit Angaben zu Richtstecken bewährt. 4.2. Lagerung Die betriebliche Lagerorganisation ist sorgfältig zu planen und zu organisieren. Grundsätzlich verfügt ein Restaurations- oder Hotelbetrieb über folgende Lagerräumlichkeiten im Food-, und Non Food-Bereich. • • • • • • • • • • • • Papier - und Büromateriallager Putzmittellager mit Auffangwanne Getränkelager evtl. gekühlt und ungekühlt Bierkeller Leergutlager Lebensmittellager Trockenlager für Lebensmittel Tiefkühler (min. -18°C) Convenience Kühlraum (2°C) Gemüse-, Salat-, Früchtekühlraum (8°C) Milchproduktkühlraum (5°C) Entsorgungsraum (Nassmüll, Trockenmüll, Altöl, Gebinde, etc.) © GastroSuisse Berufsbildung 21 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 4.3. Lagerorganisation Für die Lagerorganisation gilt, gemäss Pauli "Lehrbuch der Küche", folgender Grundsatz: Eine Ware muss vom Einkauf über die Kontrolle, Herstellung bis zum Verkauf verfolgt werden können. Der korrekten Wareneingangskontrolle ist grösste Aufmerksamkeit zu schenken. Folgende Punkte sind zu Überprüfen: • • • • • Übereinstimmung der bestellten mit der gelieferten Menge Verpackungseinheit, produktbezogene und richtige Verpackung Qualität Produkte Anlieferungstemperatur bei verderblichen Produkten Preis (falls ersichtlich) Einige nennenswerte Vorteile verschafft man sich mit dem Einsatz von Lagerkarten. Sie sind grundsätzlich für alle Produkte und Lagerarten geeignet (Food und Beverage). Bei Frischprodukten für den täglichen Bedarf macht der Einsatz von Lagerkarten nur für Luxusprodukte Sinn. Bei allen anderen Produkten, Materialien bietet die Lagerkarte die Möglichkeit, nicht verbuchte Aus- oder Eingange wahrzunehmen. Der Verbrauch wird visualisiert und erleichtert Ihnen den Entscheid der Nachbestellungsmenge. Die Kartei kann manuell oder mittels EDV geführt werden. Anhang: Kontrollblatt Lagerhaltung und Lagerorganisation © GastroSuisse Berufsbildung 22 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling Merkblatt Lagerung Unsachgemässe Lagerung – insbesondere ungenügende Kühlhaltung – führt zu Lebensmittelverderb und erhöht das Gesundheitsrisiko. SOLL-ZUSTAND MASSNAHMEN I HILFSMITTEL Die Temperatur in den Kühlanlagen muss je nach Produkten zwischen + 2° bis + 5° Celsius liegen. Die Kühlkette darf nie unterbrochen werden. Tägliche Kontrolle der Raumtemperatur und festhalten der Werte im Formular "Lager-Temperatur-Kontrolle". Wöchentliche Kontrolle der Produktkerntemperatur (Stichproben) und festhalten der Werte Tägliche Kontrolle der Raumtemperatur und festhalten der Werte Die Temperatur in den Tiefkühlanlagen sollte mindestens - 18° Celsius betragen. Die Tiefkühlkette darf nie unterbrochen werden. Die Temperatur im Economat sollte zwischen + 15° bis + 18° Celsius betragen. Die Luftfeuchtigkeit darf max. 30% betragen. Können die Werte nicht eingehalten werden, so gilt eine maximale Lagerdauer von zwei Monaten (Ausnahmen; Konservendosen und Glaskonserven) Rohwaren (insbesondere Geflügel und Eier) von pfannenfertigen und genussfertigen Lebensmitteln trennen. Werden rohe und fertige Speisen in der gleichen Kühlzelle gelagert, so müssen die Produkte so aufbewahrt werden, dass eine Kontamination durch Kontakt oder Tropfen zwischen den rohen und den fertigen Lebensmitteln vermieden wird. Lebensmittel zugedeckt, in korrosionsgeschützten Gefässen lagern. Achten Sie auf saubere Packmaterialien. Sämtliche Produkte müssen mit dem Herstellungsund dem Verbrauchsdatum versehen werden. Die Menge der gelagerten Produkte richtet sich nach dem Abverkauf Die Rotationskontrolle (FIRST IN - FIRST OUT) der Lebensmittel-Iager wird täglich durchgeführt. TK-Gebinde müssen bei einer Teilentnahme sauber verschlossen werden. Bombierte Dosen müssen vernichtet werden. Der Inhalt kann sehr giftig sein (Clostridium botulinum) und gehört deshalb auch nicht in das Schweinefutter. Lagerräume können leicht gereinigt und gelüftet werden Lagerräume müssen gut beleuchtet sein © GastroSuisse Berufsbildung Einsatz von Thermo- und Hydrometer. Wöchentliche Kontrolle der Raumtemperatur und festhalten der Werte Periodische Kontrolle der Luftfeuchtigkeit. Halten Sie fest, welche Produktgruppen in den einzelnen Lagerräumen gelagert werden (Betriebsstruktur). Wenn möglich reine und unreine Lager sowie Zonen schaffen. Unsaubere Lebensmittel unterhalb der sauberen Produkte lagern. Offene Konservendosen umschütten. Offene Beutel, Tetrapack etc. in geeignete Gefässe umschütten. Dünnflüssige Produkte wie Milch und Fruchtsäfte müssen nicht umgeschüttet werden. Plastikbeutel, Portionierschalen, Alufolien, Klarsichtfolien etc. verschlossen aufbewahren. Einsetzen eines Handauszeichnungsgerätes (siehe Kleinmaterial-Liste). Werden Produkte umgepackt, so muss die ursprüngliche Datierung übernommen werden. Führen von Stock- & Auffülllisten Überprüfen der Gebindegrössen. Ständige bauliche Instandhaltung. Es gelten folgende Mindest-Nennbeleuchtungsstärken; Büroräume 500 Lux Küchen 500 Lux Lagerräume 100 Lux Treppen 100 Lux Flure 50 Lux Nebenräume 50 Lux 23 G2+Wahlpflichtmodul Gastronomie – F&B Management und Controlling 4.4. Inventurwesen Die Inventur bedeutet für die meisten Menschen ein notwendiges Übel. Dabei ist sie in einem wirtschaftlich geführten Betrieb unabdingbar, damit aussagekräftige Kennzahlen erarbeitet werden können. Der Rhythmus der Inventur richtet sich nach den Bedürfnissen des Betriebes. Lebensmittel und Getränke sollten monatlich aufgenommen und ausgewertet werden. Non Food Produkte wie Papierwaren, Reinigungsmaterial, Geschirr und Besteck etc. mindestens einmal im Jahr. Es ist von Vorteil, die Inventurblätter mittels EDV zu erfassen und nachzuführen. Inventuren sollten immer zu zweit aufgenommen werden, wobei eine Person zählt und die Andere schreibt. Wir empfehlen den Aufbau der Inventur nach Warendefinition (Konserven, Fleisch, Fisch usw.) aufzubauen. Da die Produkte mehrmals im Betrieb benutzt werden können, finden Sie diese während der Inventaraufnahme schneller. Auch die Preisund Einheitsverwaltung ist bedeutend einfacher, da diese nur an einer Stelle nachgeführt werden müssen. Von Vorteil ist bei der Inventurvorlage Spalten für die einzelnen Lagerorte vorzusehen. Viele Male sind Produkte ausreichend im Hause, nur eben an einem anderen Ort. Mit diesem Hilfsmittel können Sie über das Inventar schnell und effizient prüfen, ob nicht in einem anderen Lager, Standort noch ausreichend Material zur Verfügung steht! Nachfolgend ein Beispiel eines MusterInventars: Eine wichtige Kennzahl, die durch die Inventuren berechnet werden kann, ist der Lagerumschlag. Diese Kennzahl gibt an wie oft das Lager wertmässig umgeschlagen worden ist. Alle Fachleute sind sich einig, dass die Lager möglichst klein gehalten werden sollten um dadurch einen hohen Lagerumschlag zu erzielen. Lager binden Kapital, welches dann nicht als flüssige Mittel dem Betrieb zur Verfügung steht (Liquidität) und zudem keine Zinsen bringt. Zur Berechnung des Lagerumschlages braucht es drei Rechenschritte. 1. Berechnung des durchschnittlichen Lagerbestandes: Eröffnungsinventar plus Schlussinventar geteilt durch zwei 2. Berechnung des Warenverbrauches: Eröffnungsinventar plus Einkäufe minus Schlussinventar 3. Berechnung des Lagerumschlages: Warenverbrauch geteilt durch den durchschnittlichen Lagerbestand Empfohlene wertmässige Richtwerte: • Frischprodukte 10 Mal • übriger Food-Bereich 4 bis 6 Mal • Getränke 0,4 bis 0,6 Mal Diese Werte können je nach Betriebstyp und Betriebsart variieren. © GastroSuisse Berufsbildung 24