“BUY GOOD STUFF” als pdf

Transcription

“BUY GOOD STUFF” als pdf
B U Y
GOOD
STUFF
FA I R FA S H I O N
SHOPPING GUIDE DÜSSELDORF
BUY GOOD STUFF!
Liebe Leser,
wie jedes vornehme Kind hat natürlich auch die Landeshauptstadt einen zweiten Vornamen.
Düsseldorf hört nebenbei noch auf „Mode“ und ist weit über ihre Grenzen bekannt als die Stadt der
Luxusgeschäfte, Designer und Konsumtempel. Aber nicht jedes Schaufenster, das glänzt, hält sein
Versprechen. Die AMD Akademie Mode & Design Düsseldorf wollte es genauer wissen und hat
nachgefragt: Wo gibt es in unserer Stadt eigentlich Mode, die unter fairen Arbeitsbedingungen oder
umweltfreundlich produziert wird? Angeregt wurden wir durch einen Einkaufsführer, der im Jahr
2013 durch die Organisation FEMNET e.V. für Bonn herausgegeben wurde.
Gesagt, getan. Unsere Studierenden wissen um die zunehmende Bedeutung ethischer Fragen in der
Modebranche. So haben sie in der Rekordzeit von nur einem Semester den ersten öko-fairen
Shopping-Guide für die Landeshauptstadt gestaltet. Studierende des Studiengangs Mode- und
Designmanagement entwickelten Fragebögen für eine umfangreiche Handelsbefragung mit fast
500 Teilnehmern in Düsseldorf. Das Ergebnis haben wir in einer Store-Liste zusammengefasst.
Weil das Thema aber viel zu komplex für einen simplen Einkaufsführer ist, wurde daraus gleich ein
ganzes Magazin. In der Redaktion: Studierende aus Modejournalismus/Medienkommunikation,
die eine Fülle von Fakten rund um die Themen Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen in der
Mode zusammengestellt haben.
Unterstützt wurden wir bei diesem Projekt von Dr. Gisela Burckhardt von FEMNET e.V. und
Tatjana Krischik. An dieser Stelle möchten wir unseren Hauptsponsoren danken, deren großzügige
finanzielle und ideelle Unterstützung die Realisation und den Druck der Publikation ermöglichen:
Das sind die Lokale Agenda 21 der Fairtrade Town Düsseldorf sowie Engagement Global gGmbH,
Service für Entwicklungsintiativen im Auftrage des Bundesministeriums für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung.
Jetzt liegt es an Ihnen, mit Hilfe des „BUY GOOD STUFF“ Fashion Guides die Modestadt
Düsseldorf neu zu entdecken. Das Motto lautet: „Buy good stuff!“
Viel Spaß beim Lesen wünschen Ihnen
Dipl. Des. Ina Köhler, Studienleiterin
Prof. Dr. Elisabeth Hackspiel-Mikosch,
Modejournalismus/Medienkommunikation
Professorin für Modetheorie und Modegeschichte
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FOTO: THORSTEN LÖNNECKER
FOTO: PETER MIRANSKI
Bockius, Elena Reudenbach, Samira Yontar, Marlene Charissé, Janine Meyer;
Natalia Werschbizky und Sarah Weyers
Carina Kockelke, Jana
Nadine Böhnke,
D
“Wir haben einen tollen Guide auf die Beine gestellt“ (Elena), “Das hat Spaß gemacht,
und er trifft genau den Nerv der Zeit“ (Marlene), “denn das Klischee ist ja, Ökokleidung
sei nicht stylish, nicht sexy“ (Nadine), “wir zeigen genau das Gegenteil, der erste Fashion
Guide dieser Art für Düsseldorf“ (Janine).
“Wir haben alle Hand in Hand gearbeitet“ (Carina), “Natürlich hat es manchmal gekriselt,
aber wir waren ein super Team“ (Elena), “trotz der vielen Arbeit, denn es gibt jede Menge
Stores, die fair produzierte Mode führen“ (Jana), “Taschen, Schmuck, ganz neue Fasern
kann man inzwischen aus Müll produzieren; das war mir nicht bewusst“ (Natascha).
“Das Thema der Nachhaltigkeit wird sich noch weiter etablieren“ (Samira), “Der öko-faire
Trend setzt sich in der Textilindustrie durch“ (Janine), “die Modeindustrie wird keine
andere Wahl haben“ (Elena), “die Arbeit war stressig“ (Natascha), “eine Glückserfahrung“
(Jana), “anstrengend“ (Marlene), “Ein Leben voller Nachtschichten“ (Sarah).
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Mike Arnus, Niclaas Bartels, Christian Berg, Dana Christine
Berns, Valentina Breuer, Nastassia Frank, Hannah Fritschle, Saskia Hamann, Friederike Hesselmann, Dominik
Huber, Philipp Kalisch, Lilian Kolter, Sina Lesch, Caroline Liehr, Sarah-Lucia Linde, Vivien Mann, Laura Newrzella,
Alice Parlowski, Alina Radermacher, Laura Aileen Schäfer, Gina Schimanski, Natalie Servatius, Patricia Simon,
Gabina Sommer, Felicia Städing, Beyza Nisa Tosun
„Mir hat am besten gefallen, dass wir ein reales Projekt erarbeitet haben“ (Gabina),
„Am schönsten war es mit dem ganzen Kurs zusammen zu planen“ (Alina),
„Vor allem die Zusammenarbeit mit den Modejournalisten fand ich toll! Dabei sind
Freundschaften geschlossen und vertieft worden.“ (Lilian), „Der Weg ist das Ziel, aber
das Ergebnis am Ende in den Händen zu halten ist das Beste! “ (Caroline).
„Ich bin unheimlich stolz darauf, was wir in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben.“ (Felicia), „Sehr erfreulich fand ich es zu sehen, dass sich auch so viele große Modeketten mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander setzen“ (Nisa), „und wie präsent
dieses Thema auch in Düsseldorf ist.“ (Dana), „Besonders hat mir gefallen, dass der
Besuch in einem Store zu einem ganz anderen Erlebnis geworden ist – in den Köpfen
ist ein neuer Blickwinkel entstanden. “ (Laura), „Eigentlich hätten wir beim Neuentdecken der Stadt und Stores Kilometer-Geld verlangen können (Dominik).
5
Suburbia
S. 48
Fräulein Bredow
S. 44
S. 84
Gerechtigkeit
S. 68
S. 86
S. 18
Fashion
Das ist öko!
S. 10
6
03
04
10
12
14
Editorial
Team
Was ist öko?
Das ist öko!
Greenwashing
18
20
22
24
Upcycling & Recycling
Fashion Revolution Day
Innovation im Design
Kolumne: Ökomode
S. 20
26
28
30
40
41
42
44
46
48
Über unsere Umfrage
Stadtplan
Storeregister
Secondhandstores
Alternative Secondhand
Frauenzimmer
Fräulein Bredow
Yavana
Suburbia
50
52
54
56
58
59
60
62
64
Plup
Kleiderswerth
El Martin
Faible 49
Kaethe Maerz
Soulgoods
DW-Shop
Hessnatur
Wunderwerk
68
Im Kampf für Gerechtigkeit
72
76
78
80
82
84
86
96
98
100
102
Menschenrechte
H&M vs. Hessnatur
Grüner Produzieren
H&M goes eco?
TOMS
Umasan
Urban Eco
Miguel Adrover
Teuer = Grün?
Grün = Qualität?
Impressum
S. 96
S. 98
7
ABOUT
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SA
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Was ist
Tim, 37, Rechtsanwalt
Chris, 27,
Abteilungsleiter bei
Peek & Cloppenburg
„Öko-faire Mode“... die ist grün?
Obwohl „Nachhaltigkeit“ mittlerweile allen ein Begriff ist,
haben viele noch Vorurteile und klischeehafte Ansichten,
sobald das Wort „öko“ fällt. Wir fragten auf Düsseldorfs
Straßen: Was verstehen Sie unter „Öko-Mode“?
Jaqueline, 16,
Schülerin
Caroline, 21, Studentin
André, 22,
Immobilienmakler
Jasmin, 19, Kauffrau im
Gesundheitswesen
Lars, 29 und Björn, 34.
Polizisten
10
11
Das ist
Dinkel-Kissen, so möchten wir
Sie gerne auf die Seiten 84-93 des
Guides verweisen. Dort finden
Sie unsere Fotostrecke, die mit
diesem Vorurteil aufräumen
wird. Da immer mehr Top-Designer, Marken und Stores Wert
auf Nachhaltigkeit legen, ist dieses Vorurteil inzwischen auf den
Kopf gestellt worden. Und übrigens: Oft sieht das billig Produzierte auch so aus.
Der Kopf ist rund, damit das
Denken die Richtung ändern
kann - und ärgerliche Vorurteile über „öko“ endlich verschwinden.
VORURTEIL 4: „FAIRE MODE IST NUR
EIN TREND!“
Carina Kockelke und
Jana Bockius
ein, wir erklären Ihnen
nicht, dass ökologische und
faire Mode wichtig ist. Und über
die Notwendigkeit von nachhaltigem Handeln, Produzieren oder
Konsumieren werden wir ebenfalls
keinen Vortrag halten. Dieser Text
möchte von Ohrfeigen reden.
Und es sind regelrechte Ohrfeigen,
die man erhält, wenn selbst Mitmenschen, denen man bislang
Klugheit unterstellte, ihre Vorteile über „Öko-Mode“ auspacken.
Ohrfeigen mitten ins Gesicht der
Vernunft. Und da Ohrfeigen mit
der ganzen Hand ausgeteilt werden und jede Hand fünf Finger
hat, widerlegen wir mit Entschiedenheit die fünf
allerschlimmsten Vorurteile
gegen „Öko-Mode“.
VORURTEIL 1: „ÖKO-FAIRE MODE IST
ZU TEUER!“
Wohl eine der häufigsten Ausreden,
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So stylish und trendy ist Öko-faire Mode
sich nicht mit fairer Mode
beschäftigen zu müssen. Der
Geldbeutel als Grund für
Gedankenlosigkeit. Sicherlich:
Zum Dumpingpreis von 4,99
Euro ist ein T-Shirt, das fair hergestellt wurde, nicht zu bekommen. Fakt: Ein fair gehandeltes
Shirt ist ab einem Preis von rund
20 Euro erhältlich und ganz ne-
benbei: Das gute Gewissen ist
bereits im Preis enthalten.
VORURTEIL 2: „ÖKO-FAIRE MODE IST
NUR
SCHWER
ZU
FINDEN!“
Die lange Liste der Läden, die alleine in Düsseldorf ökologische
und faire Mode anbieten, zeigt,
dass es sich keineswegs um die
Nadel im Heuhaufen handelt.
„Yavana“, „Plup“, „Suburbia“,
„Fräulein Bredow“ und „Faible
49“ sind nur einige Stores, die
„grünen Fashion-Glamour“ anbieten. Mit verantwortungsvoll produzierenden Labels wie
„Armedangels“, „Lanius“ und
vielen mehr beweisen sie, dass
„Öko-Mode“ keineswegs schwer
zu finden ist. Es sei denn, man
hält sich die Augen zu.
VORURTEIL 3: „ÖKO-MODE SIEHT
NACH ÖKO AUS!“
Denken Sie an dieser Stelle
immer noch an Kartoffelsack und
Also, noch einmal von vorne.
Unter fair gehandelter Kleidung
versteht man Mode, die unter
fairen Arbeitsbedingungen produziert wurde. Das bedeutet, dass
die Arbeiter in den Fabriken
nicht nur ausreichend Lohn erhalten, sondern auch in einem
für sie sicheren Umfeld arbeiten
können.
Mit
sogenannten
„Living Wages“, einer Bezahlung,
die den Menschen ein würdiges
Leben garantiert, mit Hilfe eines
geregelten Einkommens, wäre vielen wenigstens im Ansatz geholfen. In Ländern wie Bangladesch
würde zur Zeit der „Living Wage“
laut CCC bei rund 260 Euro im
Monat liegen. Ein Schritt in die
richtige RichtungZugegeben, es
ist nicht ganz einfach unter den
vielen Siegeln die „richtigen“ zu
finden. Aber dafür gibt es ja jetzt
auch diesen Guide! Einen ersten
Überblick durch den Dschungel
der Zertifikate finden Sie auf Seite 14 und 15. Und wenn Sie
dann noch nicht sicher sind, fragen Sie den Storebesitzer ihres
Vertrauens. Diese sollten Ihnen so
ziemlich alles über die Herkunft
und Herstellung der Kleidung erzählen können. Falls nicht, sollte
er nicht länger Verkäufer Ihres
Vertrauens bleiben. Also: Faire
Mode ist kein kurzlebiger Trend,
sondern sollte selbstverständlich
sein.
VORURTEIL 5: „ÖKO-FAIRE MODE IST
NUR EIN MARKETING-GAG“!
„Es gibt nichts Gutes, außer man
tut es“, wusste schon Altmeister
Erich Kästner. Viele Marken nutzen Nachhaltige Themen als reines Marketing-Tool. Wenn Unternehmen sich mit Ansprüchen
wie „fair“ und „ökologisch“
schmücken, sind das die Maßstäbe, an denen sie gemessen werden.
Und Sie als Konsumenten sind gefragt, die Versprechungen einzufordern. Damit Sie nicht auf die
gängigsten Phrasen hereinfallen,
haben wir die sieben Sünden des
„Greenwashings“ für Sie zusammengestellt (Seite 12-13).
Also: Wer nun weiterhin diese
Ausreden benutzen möchte, sollte
ab hier diesen Guide besser zur
Seite legen. Ganz im Ernst.
Legen Sie ihn einfach wieder zurück und tun Sie so, als hätten Sie
nie etwas gesehen. Bleiben Sie in
ihrem eckigen Kopf. Wir verstehen Sie. Die Welt ist eine Scheibe
und Dumbledore lebt noch! Für
alle Anderen beginnt an dieser
Stelle ein rasanter Ausflug durch
die Welt der wirklich coolen
Trendsetter.
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keine greifbaren Informationen. Auf Konsumenten
wirken solche Aussagen vertrauenseinflößend – oft völlig zu Unrecht.
Die Verwendung von nicht anerkannten Fantasielabels
führt zu noch mehr Verwirrung beim Kunden: Firmeneigene, nicht zertifizierte Ökolabels zum Beispiel.
Man sollte sich die Frage stellen, warum die „Conscious Collection“ von H&M eigentlich kein anerkanntes
Label trägt?
Marlene Charissé
Missbräuchliche Labelverwendung ist die offensichtlichste Variante des Greenwashings. Eigentlich ist der
irische Moderiese Primark Mitglied der ETI (Ethical
Trading Initiative) und spricht sich gegen Kinderarbeit, Sklavenhandel und Ausbeutung aus. Dennoch
steht das Unternehmen immer wieder im Fokus von
kritischen Berichten über unmenschliche Arbeitsbedingungen.
das kleinere Übel
Laut Duden ist Greenwashing „der Versuch von Firmen, sich durch Geldspenden
für ökologische Projekte (und) PR-Maßnahmen (...) als besonders umweltfreundlich darzustellen.“ Als Konsumenten
werden wir täglich mit solchen Lügen
konfrontiert. Hier gilt: Genau hinsehen
statt leichtfertig glauben. Um besser zu erkennen, welche Märchen uns die Modeindustrie täglich auftischt, kommen hier die
sieben Sünden des Greenwashings:
Viele Unternehmen heben richtige, aber irrelevante
Produkteigenschaften hervor. Ein umweltfreundlicher
Slogan, der vielleicht stimmt aber nicht hilfreich für
den Komsumenten ist. Beispiel: Das „Schaumstoffparadies“ in Münster wirbt mit dem Slogan: „Unsere
Schaumstoffe sind FCKW-frei“ – und platziert ein Siegel daneben. Etwas besonderes ist das Produkt deshalb
nicht, denn die Verwendung von FCKW
ist in der EU seit 2001 für alle Produkte verboten.
Es ist irreführend, positive Einzelaspekte eines Produktes stark hervorzuheben, um damit vom größeren Übel
abzulenken: wenn ein Produzent geringe CO2-Emissionswerte seiner Produktion ausweist, daneben aber
keine Angaben zu weiteren Giftstoffen macht. Jeanslabels werben damit, ökologische Materialien wie
Biobaumwolle zu verwenden. Sie produzieren aber
weiterhin in Billiglohnländern und bestehen darauf,
dass die Arbeiter weiterhin gesundheitsschädliche Verarbeitungsmethoden anwenden.
Marlene Charissé
Unternehmen heben Produktvorteile besonders
hervor, um damit eine negative Produkteigenschaft
zu verschleiern. H&M zum Beispiel wirbt für ihre
Conscious Collection, die Organic Cotton und
recyceltes Polyester beinhaltet. Auftritte von Prominenten in Conscious-Collection-Kleidern lassen das
Unternehmen so grün wie nie wirken. Guter Nebeneffekt: man lenkt vom restlichen Sortiment ab, das weiterhin unter fragwürdigen Kriterien produziert wird.
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Nicht beweisbare Angaben, wie ein umweltfreundlicher Slogan, der nicht nachvollziehbar und nicht
überprüfbar ist. Labels wie zum Beispiel Levi‘s werben offen damit, dass sie ihre Jeans nicht mehr mit der
schädlichen Sandstrahltechnik behandeln. Offiziell
schön und gut. In die Produktionsstätten gelangt aber
nur selten ein Reporter.
die unklare Aussage
Undeutliche Formulierungen verwirren und hinterlassen
beim Kunden offene Fragen. Typische Formulierungen
wie «Holz aus kontrollierten Beständen», «umweltfreundlich produziert » oder «klimafreundlich» sind
Man nehme einen gefeierten Popstar, dazu eine innovative Recyclingidee und
veröffentliche das Produkt als neue Kampagne – schon ist man der ökologische
Weltretter. Seit kurzem wirbt R’n’B-Schönling Pharrell Williams offiziell für
G-Star. Um fair zu sein: Pharrell liegt das Thema wirklich am Herzen. Er ist
Besitzer der Firma Bionic Yarn, die Plastikflaschen aus dem Meer sammelt,
sie zerschreddert und aus dem eingekochten, recycelten Plastik ein neues Garn
herstellt. In Zusammenarbeit mit G-Star wird dieses Garn in einem neuen
Jeansmodell verarbeitet. Die Idee ist neu, die Masche allerdings nicht. Sobald
ein bekanntes Gesicht auf den Werbeplakaten großer Moderiesen erscheint,
verkaufen sich dessen Produkte gleich besser. Vor allem, wenn der Kunde durch
den Kauf noch das Gefühl bekommt, etwas Gutes zu tun. Aber wo ist die
Grenze zwischen gutem Willen und „Greenwashing“? Denn ein Jeansmodell
aus Recyclinggarn macht die Umweltbelastung der restlichen Kollektion nicht
ungeschehen. Und dazu erfährt man von Seiten des Unternehmens wenig bis
nichts. Pharrell mag das nicht weniger glaubwürdig machen, G-Star dafür
schon.
Elena Reudenbach
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Führender Stand ard für biologisch erzeu
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Anforderungen: mindestens 70% zertifi
zierte, biologisch angebaute
Natu rfasern, Labelstufe „orga nic“ mind
estens 95 % biologische
Natu rfasern; Restfasern unterliegen
strengen Regeln
Kein genmanipu liertes Saatgut
oder umweltschädlichen
Keine Verwendung von gesundheit sinylch lorid
Polyv
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Substanzen wie Chrom,
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Keine Ver unreinigung bei
zierungsstellen
unabhängige Zertifi
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der Faser
Immer mehr scheinbar seriöse Siegel, frei erfunden von MarketingAbteilungen großer Firmen, rauben den „echten“ Siegeln ihre Glaubwürdigkeit. Denn es gibt sie, die guten Siegel: Um diese leichter zu
erkennen und zu wissen, was sie bedeuten, haben wir hier einen
Überblick über die wichtigsten Siegel zusammen gestellt und erklärt,
was wirklich dahinter steckt. Sie erfüllen hohe Ansprüche an Ökologie, menschenwürdige Arbeitsbedigungen und Transparenz
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oder kontrollier t biologischer Tierhaltung (kbT)
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16
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Produzenten entscheiden selbst über Investition der Prämie
17
Aus alth neu!
Recycling beschreibt die Wiederverwertung, Upcycling die Aufwertung von Abfallstoffen.
Für beide Verfahren wird Müll zum wertvollen Ausgangsmaterial. Doch bevor man an
Komposthaufen und Altglascontainer denkt, aufgepasst! Hier erfährt man, wie modernes
Up- und Recycling funktioniert. Denn es gibt nur einen Ort, wo der Müll ganz sicherlich
nicht hingehört: auf die Deponie!
Elena Reudenbach und Jana Bockius
Plastik ist das Wunderkind des Up- und
Recyclings. Viele Websites beschäftigen
sich inzwischen mit der Wiederverwertung
von Plastikflaschen. Aus abgeschnittenen
Flaschenböden kreieren DIY-Künstler
große Kronleuchter, die zu einem echten
Ausstellungsstück werden. Anders dagegen
geht das Label Ecoalf (www.ecoalf.com) an
die Sache heran: aus Plastikmüll aus dem
Ozean stellt es ein Garn her. Dieses Garn
wird für neue Jeans, Jacken und sogar
Taschen und Rucksäcke verwendet.
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Alte Klamotten gehören nicht in den Müll.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, ein altes
Kleidungsstück wiederzuverwerten anstatt
dieses wegzuwerfen. Die Firma Pyua
(www.pyua.de) stellt Skimode aus alten
Jacken her. Aus den geschredderten Jacken
werden Garne gesponnen, die für die Produktion der Winterjacken verwendet werden.
Durch die hochwertige Verarbeitung wird
das Produkt nicht nur umweltfreundlicher,
sondern kann auch länger getragen werden.
Es gibt aber auch noch zahlreiche andere
Methoden, aus alten Textilien individuelle
Einzelstücke zu produzieren. So kann aus
einer alten Jeans eine Handtasche oder ein
Teppich entstehen. Der Kreativität sind
keine Grenzen gesetzt!
Die Behälter bringt man
einfach selbst mit.
Manche Flaschen sind zu schön, um sie wegzuschmeißen. Muss man auch nicht! Denn
mit einem Faden, Nagellackentferner, einem
Feuerzeug und ein bisschen Kreativität lassen
sich aus den Flaschen ausgefallene Trinkgläser machen. Weniger Müll, mehr Spaß. Aus
zerkleinerten Flaschen werden noch viele
weiter Dinge hergestellt – Schmuck zum
Beispiel (www.ybgreen.net). Das Glas wird
eingeschmolzen und zu neuen Anhängern
und Glasperlen geformt. Oder aber man
verwandelt ganze Teile von Flaschen in
Armreifen und runde Kettenanhänger. Mit
ein wenig Phantasie geht alles.
Ein Supermarkt ganz ohne Verpackung?
Das geht! In Berlin eröffnet dieses Jahr die
erste Filiale des verpackungsfreien
Supermarktes „Original Unverpackt“.
Einfach eigene Behälter mitbringen und
vor Ort füllen. Weniger Müll, damit auch
ein nachhaltigeres Einkaufserlebnis.
19
DAY
#insideout. Am „Fashion Revolution Day“ werden Kleider, Jacken und
T-Shirts auf links getragen. Denn ein Blick aufs Etikett verrät das
Herkunftsland, den Produktionsort. Und da beginnt oft das Problem.
Nadine Böhnke
A
m 24.04.2014 jährte sich die Tragödie
von Dhaka, Bangladesch, 1133 Menschen verloren durch eine einstürzende
Fabrik ihr Leben, viele Kinder blieben als
Waisen zurück, 2500 Menschen wurden verletzt.
An dieses Ereignis soll der „Fashion Revolution
Day“ erinnern. Viele Textilien aus unserem
alltäglichen Gebrauch werden unter menschenverachtenden Bedingungen hergestellt:
Primark, KIK, H&M und Zara sitzen dabei
auf der Anklagebank. Aber nicht nur Billigdiscounter machen sich die Hände schmutzig, auch
teurere Marken wie GUESS oder Benetton sind
keine Garanten für Umwelt- und Sozialverträg-
20
lichkeit. Durch die Globalisierung des Handels
kann es keinen unbeschwerten Konsum mehr
geben. Oft bedeutet ein scheinbar billiger Einkauf Elend und Unglück an anderen Stellen der
Welt. Nachhaltige Labels haben sich zusammen
getan und den „Fashion Revolution Day“ ins
Leben gerufen. Sie wollen damit ein Zeichen
setzen und für Transparenz in der Produktion
unserer Kleidung werben. Damit will man an
die Opfer von Dhaka erinnern. Was kann der
Einzelne tun? Sich öfter mal die Frage stellen:
„Who made your clothes?“ und darüber nachdenken, warum die Kleidung für uns so günstig
sein kann.
21
Natalia Werschbizky
Das Bewusstsein für ökologisch produzierte und fair
gehandelte Mode wächst.
Den Beweis dafür liefert ein
deutsch-niederländisches Gemeinschaftsprojekt, das sich
jetzt schon zum zweiten Mal
bewährt hat. Vier Hochschulen, 19 Studenten, ein Workshop. Das Ziel: Nachhaltige
Designstrategien entwickeln,
um Ressourcen einzusparen.
Die Herausforderung: Garn
aus recycelten Fasern produzieren und eine nachhaltige
Jeans konzipieren.
ie Hochschule Saxion aus
Enschede und die Hochschule Niederrhein aus Mönchengladbach, Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik,
lieferten den technischen Background. Die kreativen Ressourcen
dagegen steuerten die Studenten
der Kunsthochschule ArtEZ aus
Arnheim und der AMD Akademie Mode & Design Düsseldorf
bei. Vom Wissen des Anderen
profitieren und für das Thema
Nachhaltigkeit in der Modebranche sensibilisieren, das war
der Grundgedanke hinter der
Kooperation, der sich so bezahlt
D
22
gemacht hat, dass auf den ersten
Workshop ein Jahr später direkt
der Zweite folgte. Im Mai 2014
befassten sich die deutschen und
niederländischen Studierenden
mit dem Ursprung eines Kleidungsstücks - mit der Faser.
Farbliche Sortierung, Zerfaserung, Verspinnen. So werden aus
Second-Hand-Textilien recycelte
Fasern gewonnen. Doch wie
kann man die Qualität des
Garns verbessern? Was passiert,
wenn man für die Anfertigung
High-Fashion benutzt, die nicht
verkauft wurde? Welche Geschichte steckt hinter diesen Garnen? Kann recycelter Pret-à-Porter-Überschuss
ein
neues
Luxusmaterial werden? Diese
Fragen galt es während des viertägigen Seminars zu beantworten.
Die Studenten sollten sich Gedanken darüber machen, welche Textilien sie gerne recyceln
würden, um daraus im Laufe
des Projekts in Gruppen von
vier bis sechs Leuten, ein neues
Garn zu entwickeln. Für die
passende Marketingstrategie
galt Harris Tweed als Vorbild,
der bei vielen Kunden ganz bestimmte Assoziationen weckt:
Der Stoff erfüllt die höchsten
Materialstandards; er stammt
aus reiner Schurwolle von
Schafen, die auf den Äußeren
Hebriden in Schottland leben.
Anschließend wird diese von
Einheimischen per Hand gesponnen und gewebt.
In der Art soll auch das recycelte Garn der holländischen
und deutschen Studenten auf
dem Markt an Wert gewinnen,
indem es seine eigene ganz persönliche Geschichte erzählt. Einer ähnlichen Herausforderung
mussten sich auch Studierende
der fünften Semester der AMD,
Akademie Mode & Design
Düsseldorf und der Hochschule Niederrhein stellen: Ihre Semesterarbeit bestand darin, aus
einem Gewebe, ein Produkt zu
entwickeln, das sich über seine
Funktion definiert. Die Beliebtheit von Festivals war schon
immer hoch und steigt stetig
weiter. Aus diesem Gedanken
heraus entstand die Idee, ein
„Festival Kit“ zu entwickeln,
ein brauchbares Accessoire für
Menschen, die gern auf Musikfestivals gehen.
das recycelte Garn;
Zieht man an der Kordel eines
gestricken Luftmatratzenbezuges
entsteht eine Hängematte. Neben der Doppelfunktionalität
spielte auch der ästhetische Gedanke bei der Konzeptionsentwicklung eine entscheidende
Rolle.
Ein Jahr zuvor wurde die Aufgabe des Workshops etwas konkreter gestellt: „Entwickle eine
nachhaltige und modische Jeans,
mit charakteristischen Merkmale. Dazu begann der zweitägige
Workshop im März 2013 zunächst mit einer Einführung in
: Studierende entwickeln im Workshop nachhaltige Designstrategien
die technischen und ökologischen Aspekte der Jeansproduktion und zeigte Lösungen, die
das niederländische Unternehmen „G-Star“ dafür bereits gefunden hat. Danach hatten die
Studenten 24 Stunden Zeit, in
vier Gruppen ihre Konzepte zu
erarbeiten und daraus einen Prototypen zu entwickeln. Dabei
wurden unterschiedliche nachhaltige Faktoren ausgewählt, die
das jeweilige Design beinhalten
sollte.
Entstanden sind bei dem ersten
Workshop vier tragbare Prototy-
pen einer nachhaltigen Jeans.
Neuerungen suchten die Studierenden selbst im Detail: Alternativen zu Metallknöpfen und Metallreißverschlüssen,
Konzeptionen neuer Etikette; andere Nähmethoden. Für ihre einzigartigen Ideen, innovative und
zukunftsfähige Mode umzusetzen, erhielten die Studenten den
„German Lifestyle Award“ in der
Kategorie: „Design Nachwuchs“.
Das Projekt zeigt, dass es innerhalb kürzester Zeit möglich war,
nachhaltige Mode zu schaffen. Es
wird Zeit, Textilien und deren
Herstellung zu überdenken.
23
ne:
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K kunft der
Die Zu ode
Ökom
Auf Bratwurst, Buletten und
T-Shirt verzichten? Oder das
Einkaufen ganz sein lassen?
Was steckt wirklich hinter unseren Alltagsprodukten?
Nadine Böhnke
or ein paar Monaten
konnte ich Leute nicht verstehen, die freiwillig Tofu und
Soja auf den Rost legen. Doch
nach den letzen Fleischskandalen
wurden selbst die überzeugtesten Knochenabnager skeptisch.
Wir alle schreien danach: Unser
Lebensraum soll gesünder und
transparenter werden! Bewegungen wie „Clean-Eating“ kommen
also nicht von ungefähr. Hierbei
geht es darum, zu wissen, wo
genau welche Zutat herkommt.
Am besten Schokolade aus der
Milch von der eigenen Kuh, für
die Suppe die Erbsen selber sammeln. Sauberes Essen eben.
Und wie sieht das Ganze in der
Modeindustrie aus? Der Begriff
„Nachhaltigkeit“ ist in Mode.
24
Immer lauter werden die Stimmen jedenfalls, wenn es um den
Herkunftsort der Jeans geht. Für
die Medien sind Geschichten
über Ausbeutung und schlechte
Produktionsbedingungen
ein
riesiges Thema.Wir müssen uns
nur umschauen, um zu bemerken, dass die Botschaft auch
beim Bäcker um die Ecke angekommen ist: „Bio ist gut für
dich!“ steht inzwischen auf jeder
Brötchentüte. Selbst Tchibo setzt
auf „bio“. Beim Thema „ökologische Mode“ haben neuerdings
Prominente das Zepter in die
Hand genommen und predigen
für eine Revolution in der Textilbranche. Der schlichte Konsument hat längst den Überblick
verloren, zuckt mit der Schulter
und greift zum Billig-Fleisch,
zum Billig-T-Shirt. Von Aufklärung,
Gegen-Aufklärung,
von enthüllenden Berichten und
aufklärerischen Reportagen hat
er inzwischen genug und steckt
allzu häufig seinen Kopf wieder
zurück in den Sand. Natürlich
wollen wir nicht, dass Menschen tausende von Kilometern
weit weg sterben, unter elenden,
krankmachenden Bedingungen
produzieren – auf der anderen
Seite lockt die preiswerte Jeans,
das billige T-Shirt.
Wollen wir uns nicht einspannen
lassen in die menschenverachtende Seite des globalisierten Konsums, heißt es: Jeden Tag neu
hingucken, neu überprüfen, neu
Fragen stellen.
TO
Studierende der AMD Akademie Mode und Design nehmen den Einzelhandel unter die Lupe.
Ihr Ergebnis: Düsseldorf zeigt ein vielfältiges Angebot an nachhaltiger und fairer Mode
Nastassia Frank, Saskia Hamann, Sarah Linde, Vivien Mann und Laura Newrzella
Wo gibt es ökologische und fair produzierte
Mode in Düsseldorf? Wie hoch ist der Anteil und
wie sieht das Angebot aus? Kann man nachhaltige Mode auch in regulären Geschäften finden?
Angeregt durch eine Befragung, die FEMNET
e.V. in Bonn durchgeführt hatte, entwickelten
Studierende des Studiengangs Mode- und Designmanagement der AMD Akademie Mode & Design einen Fragebogen zur ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit. 468 Modeunternehmen
wurden der Fragebogen vorgelegt, 156 Zentralen
und 312 lokale Einzelhandelsgeschäfte.
Die Antworten
Immerhin: Insgesamt 103 Unternehmen antworteten, 91 inhabergeführte Unternehmen und 12
Filialen von Modeketten. Während sich die großen Ketten mit ihren Antworten zurückhielten,
beteiligte sich der lokale Handel mit ca. 30% an
der Aktion. Darunter waren fünf Secondhand-Läden sowie 21 Ateliers und kleine Designerläden. Letztere bieten
individuelle Couture-Kleidung oder anspruchsvolle Mode an, die sie vor Ort unter fairen Bedingungen anfertigen. Die Umfrage ergab, dass auch
Ketten im niedrigen und mittleren Preissegment
26
nachhaltige zertifizierte Mode verkaufen. Zum
Beispiel gibt C&A an, dass seit 2013 38% seiner
Baumwollkleidung aus mit GOTS- und OE
100-Siegel zertifizierter ökologischer Baumwolle
besteht. Sogar die eher für ihre hochmodische
und preiswerte Mode bekannte Marke Zara der
Inditex Gruppe antwortete, dass sie das
OE100-Siegel führt, was allerdings für nur weniger als 10% des Angebots gilt. Dies verdeutlicht
aber, dass auch weltweit agierende Unternehmen
im niedrigen und mittleren Preissegment beginnen, sich mit dem Thema der Nachhaltigkeit zu
beschäftigen. Von Billiganbietern und aus der
Luxusbranche trafen hingegen kaum Rückmeldungen ein.
36 der befragten Unternehmen in Düsseldorf
führen Mode mit strengen öko-fairen Siegeln
und Zertifikaten. Auf die Umfrage reagierten
zehn Konzeptläden, die sich ganz auf
ökologische oder fair produzierte Kleidung konzentrieren: DW-Shop, el martin, Faible49, Fräulein Bredow Hessnatur, Kleiderswerth, Pulp,
Soulgoods, Suburbia, Yavana. Diese Geschäfte
werden in unseren Guide vorgestellt.
Selbstredend konnten nur Rückschlüsse aus den
eingegangenen Antworten gezogen werden. Dass die Nachfrage nach öko-fairer Mode anWahrscheinlich bieten noch mehr Geschäfte in steigt, stellten übrigens 51 der befragten UnterDüsseldorf entsprechende Mode an. Denn allein nehmen fest. Häufig verlangen Kunden nach in
acht Unternehmen gaben an, dass sie zwar Deutschland hergestellten Produkten. Sicherlich
öko-faire Mode mit einem Anteil von mehr als eine Folge der zahlreichen Medien25% führen, aber keine Siegel vorweisen können. berichte über die menschenverachtenden
Das Fehlen der nötigen Siegel rührt häufig von Arbeitsbedingungen in den Billiglohnländern.
fehlenden finanziellen Mitteln her: Das Erlangen 28 weitere Betriebe können sich aufgrund der
dieser Siegel ist mit hohen Kosten verbunden. steigenden Nachfrage vorstellen öko-faire Mode
Gerade junge Designer und kleine Ateliers kön- in Zukunft anzubieten. Die Studierenden erlebnen sich die Mehrkosten der Zertifizierung ihrer ten bei Ihren Besuchen in den Geschäften häufig,
Mode nicht leisten, auch wenn sie ökologische wie ihre Umfrage neue Denkprozesse auslöste.
und fair hergestellte Stoffe verwenden. Einen nachhaltigen KonInsgesamt: Das Angebot an umsum von Mode ermöglichen darüweltfreundlicher und fair prober hinaus an die 30 Secondduzierter Kleidung in DüsselDas Angebot an
handläden
in
Düsseldorf.
ist sehr vielfältig. Es reicht
ökologischer und fair dorf
Die Ergebnisse der Umfrage
von preiswerter Kleidung für
produzierter Kleidung Familien bis hin zu hochmodischaffen die Grundlage für diesen
in Düsseldorf ist
Einkaufsratgeber. Siegel ist nicht
scher Designer- und Cousehr vielfältig.
gleich Siegel: Deshalb wählten die
ture-Mode. Während die groStudierenden Geschäfte aus, die
ßen Ketten mit ihrer homogenen
Mode mit Siegeln verkaufen, deMode weltweit immer mehr die
nen Verbraucher auch vertrauen
Stadtzentren dominieren, sind
können: GOTS, IVN best Naturtextilien, IVN es jedoch die kleinen lebendigen Stadtviertel mit
best Naturleder, OE100, Fairtrade und Fairwear ihren inhabergeführten Geschäften, die eine
Foundation (Siehe Seite 14-15). Aber auch Läden spannende und abwechslungsreiche Mode bereit
mit eigener Fertigung vor Ort sowie Second- halten. In Düsseldorf lohnt es sich Bilk, Flingern,
hand- und Vintage-Läden wurden in den Guide Oberkassel oder Pempelfort zu besuchen, wo
aufgenommen. Ebenso wurden Geschäfte akzep- man Mode für den individuellen Geschmack
tiert, die weniger strenge Gütesiegel besitzen, wie und mit nachhaltigem Anspruch finden kann.
Ökotex 100 und Blue Sign, wenn die so zertifi- „Buy good stuff“ will dazu beitragen, dass die
zierte Kleidung über 25% des Angebots aus- Möglichkeiten für verantwortungsvollen Modemacht. Firmen, die ihre eigene „Bio“-Mode, ohne konsum in Düsseldorf weiter bekannt werden
entsprechende Zertifikate verkaufen, wurden we- und in Zukunft mehr und mehr Geschäfte nachgen mangelnder Nachprüfbarkeit natürlich nicht haltige Mode in ihr Angebot aufnehmen oder
berücksichtigt.
dieses erweitern.
27
4
3
2
6
ANNI + ICH
1
Birkenstraße 88 · Flingern
Carlsplatz 21 · Carlsstadt
FILZ
2
LANGBRETT
Collenbachstraße 31 · Derendorf
PLUP 10
3
Ackerstraße 168B · Flingern
Roßstraße 9 · Derendorf
KLEIDERSWERTH
SUBURBIA 11
4
Birkenstraße 40 · Flingern
Kaiserswerther Markt 47 · Kaiserswerth
DRITTE WELT SHOP
5
WUNDERWERK 12
Ackerstraße 113 · Flingern
Nordstraße 12 · Pempelfort
KAETHE MAERZ 13
6
Talstraße 79 · Bilk
Nordstraße 94 · Pempelfort
SOULGOODS
9
Ackerstraße 113 · Flingern
FRÄULEIN BREDOW
EL MARTIN
8
YAVANA 14
7
Brunnenstraße 32 · Bilk
Nordstraße 6 · Pempelfort
FAIBLE 49 15
Luegallee 49 · Oberkassel
UNSERE FAVORITEN
HESSNATUR
5
7
15
10
11
9
12
8
1
13
14
© Stadt Düsseldorf - Vermessungs- und Liegenschwaftsamt - Lizenz Nr.: 100 2014
STORE
REGISTER
HESSNATUR
MOHNFELD
Carlsplatz 21 · Carlstadt
Carlsplatz (BUS)
www.de.hessnatur.com
Hohe Straße 21 · Carlstadt
Carlsplatz (BUS)
www.mohnfeld-moden.de
Auf 400 Quadratmetern konsequent öko-faire Mode
für Damen, Herren, Kinder sowie Wäsche und Heimtextilien
Hochwertige Wäsche, Dessous, Bademode und Strümpfe
werden mit persönlicher Beratung angeboten
PEAK PERFORMANCE
PETER O.MAHLER
Carlsplatz 3 · Carlstadt
Heinrich-Heine-Allee (U/BUS/STR)
www.peakperformance.com
Bastionsstraße 33 · Stadtmitte
Benrather Str. (BUS/STR)
www.peteromahler.com
Mode für die Leidenschaft an Sport und Natur:
Outdoor-und Sportbekleidung sowie Casualwear
Designerlabel im minimalistischen Avantgarde Stil,
produziert in Deutschland und EU15-Staaten
STEPHANIE POTHEN
U. BRINKMANN COUTURE
Haroldstraße 14 · Stadtmitte
Poststraße (BUS/STR)
www.stephaniepothen.ch
Hohe Straße 25 · Carlstadt
Carlsplatz (BUS)
www.brinkmann-couture.de
Dieses Atelier fertigt Kleidung mit dem gewissen Etwas
für Business und Freizeit
Edle, italienische Materialien für klassische, elegante Couture,
gefertigt in einem Düsseldorfer Atelier
BRIONI
C&A
Königsallee 24 · Stadtmitte
Heinrich-Heine-Allee (U/BUS/STR)
www.brioni.com
Schadowstraße 77 · Stadtmitte
Jacobistr. (BUS/STR)
www.c-and-a.com
Das Label ist bekannt für hochwertige, körperbetonte
und zum Teil in Italien von Hand gefertigte Herrenanzüge
C&A bietet preiswerte Mode für die ganze Familie. Im Jahr 2013
waren bereits 38% aller Baumwolltextilien aus Bio-Baumwolle
Niclaas Bartels, Lilian Kolter, Caroline Liehr, Felicia Städing, Nisa Tosun
Das folgende Store-Register hilft bei der öko-fairen Shopping Tour durch Düsseldorf. Hier
finden Sie alle Geschäfte, die auf unsere Umfrage geantwortet haben und die öko-faire Mode
mit vertrauenswürdigen Siegeln anbieten. Die weniger strengen Siegel Ökotex 100 und Blue
Sign wurden akzeptiert, wenn sie mindestens 25% des Warenangebots umfassen. Darüber
hinaus sind auch Ateliers mit eigener Produktion vor Ort aufgelistet. Denn man kann davon
ausgehen, dass faire Arbeitsbedingungen in Deutschland und in den EU15-Staaten gesetzlich
garantiert sind. Ebenso finden Sie hier Vintage- und Secondhandläden. Das nach Himmelsrichtungen und Stadtteilen aufgebaute Register informiert über das Sortiment, die vorhandenen Siegel und den prozentualen Anteil der öko-fairen Mode. Die Angabe der Haltestellen
soll die umweltschonende Anreise ermöglichen. Gelb umrandet sind unsere Favoriten.
30
Damenbekleidung
Atelier / Schneiderei
Herrenbekleidung
Onlineshop
Kinderbekleidung
Anteil der ökofairen Mode
Fair Wear Foundation
OE 100 Standard
Fairtrade
Naturtextil
GOTS - Global Organic
Textile Standard
Naturleder
31
CARHARTT
CHELSEA FARMERS CLUB
Mittelstraße 16 · Altstadt
Heinrich-Heine-Allee (U/BUS/STR)
www.carhartt.com
Kasernenstraße 23 · Stadtmitte
Heinrich-Heine-Alle (U/BUS/STR)
www.chelseafarmersclub.de
Sportlich, lässige Mode, im US-amerikanischen Stil,
aber in Europa gefertigt
Socken, Sakkos, Tweed und Gin. Mode für den britischen Lifestyle
mit einem deutlichen Anteil von nachhaltigen Produkten
ZARA
Flingerstraße 28 · Altstadt
Heinrich-Heine-Allee (U/BUS/STR)
ELIMA MODEN
Angermunder Straße 32 · Angermund
Am Fettpott (BUS)
Schicke und tragbare Mode für Frauen ab Größe 40,
aus eigener und deutscher Fertigung
Schadowstraße 15 · Stadtmitte
Steinstr./Königsallee (U/BUS/STR)
32
CORNELIA MILLACK
ERN DER SCHNEIDER
Hohe Straße 19 · Carlstadt
Carlsplatz (BUS)
www.corneliamillack.com
Königsallee 94 · Stadtmitte
Steinstr./Königsallee (U/BUS/STR)
www.ernderschneider.de
Elegante Mode mit unkonventionellen Schnitten
aus ökologischer & fairer Produktion
Maßanfertigung von Hemden über Mäntel bis hin zu
Smoking und Kostümen - traditionell & hochwertig
JACQUES BRITT STORE
KOSTÜM & SCHNITT
KROMPHARDT
FRÄULEIN BREDOW
HANDGEMACHT
Königsallee 60 · Stadtmitte
Steinstr./Königsallee (U/BUS/STR)
www.jacques-britt.de
Klosterstraße 74 · Stadtmitte
Klosterstr. (STR)
www.inakromphardt.de
Roßstraße 9 · Derendorf
Essener Str. (STR)
www.fraeuleinbredow.com
Collenbachstraße 91 · Derendorf
Spichernplatz (STR)
www.handgemacht-mode.de
Die Premium-Marke der Seidensticker Gruppe führt
hochwertige Hemden, Blusen und Accessoires
Die Herrengewandmeisterin ist Spezialistin für historische
Herrenkostüme vom Mittelalter bis zum Barock
Green Concept Store - unkonventionelle Designermode
& Accessoires, ergänzt durch Schuhe & Schokolade
Individuelle Mode aus eigener Herstellung mit
ungewöhnlichen Stoffen, u.a. aus Dubai und Indien
LA CHEMISERIE
ELLY‘S ELLENBECK
ELLY‘S ELLENBECK
Königsallee 56 · Stadtmitte
Steinstr./Königsallee (U/BUS/STR)
www.hemden-nach-mass-24.de
Achenbachstraße 132 · Düsseltal
Düsseldorf-Zoo (S)
www.ellys-ellenbeck.de
Kaiserswerther Straße 105 · Golzheim
Friedingstr. (BUS/STR)
www.ellys-ellenbeck.de
Hemden aus feinsten italienischen und englischen Materialien,
gefertigt als Maßkonfektion in eigener Manufaktur in Spanien
Basics & modische Labels für jeden Geschmack
Basics & modische Labels für jeden Geschmack
Königsallee 64 · Stadtmitte
Jan-Wellem-Platz (STR)
www.zara.com
Urban, jung und am Puls der Zeit,
allerdings mit geringem Anteil von ökologischer Bekleidung
FILZ
Collenbachstraße 31 · Derendorf
Essener Str. (STR)
Hier wird zusammen gefilzt, erforscht und ausgetauscht.
Ein Material, das Menschen verbindet
33
MODE AM ZOO - RENATE MARKL
KLEIDERSWERTH
SOULGOODS
ANNI & ICH
Brehmstraße 2 · Düsseltal
Brehmplatz (STR)
Kaiserswerther Markt 47 · Kaiserswerth
Klemensplatz (U/BUS)
www.kleiderswerth.de
Nordstraße 6 · Pempelfort
Nordstr. (BUS/STR)
www.soulgoods-duesseldorf.com
Birkenstraße 88 · Flingern
D-Flingern (S/STR)
www.anniundich.com
Modegeschäft mit individueller, stilsicherer
Beratung und ökologischem Bewusstsein
Fair Fashion unter dem Motto „nicht Öko-Look,
sondern Green Fashion“ - casual aber auch business-like
BITTERSÜSS
34
Taschen aus kreativ recycelten Materialien und öko-faire T-Shirts,
die nach Wunsch bedruckt werden
Individuelle und handgefertigte Unikate bei Kleidern und
Accessoires, die die Kunden selbst gestalten können
DW-SHOP
BUTIK
LANGBRETT PATAGONIA
Nordstraße 71 · Pempelfort
Nordstr. (BUS/STR)
www.bittersuess.net
Nordstraße 12 · Pempelfort
Nordstr. (BUS/STR)
www.dw-shop.de
Ackerstraße 184 · Flingern
Lindenstr. (BUS/STR)
www.butik-duesseldorf.de
Ackerstraße 113 · Flingern
Uhlandstraße (BUS/STR)
www.langbrett.com
Ausgefallene, kreative Kleidung aus dem eigenen Modeatelier
Bodenständige, klassische Bekleidung mit zweifachem Effekt:
Naturmaterialien & Erlöse für die Welthungerhilfe
Kleine, feine und junge Modelabels, zum Teil fair produziert
Sportliche und lässige öko-faire Kleidung von Patagonia:
vom Hoodie bis zur Jeans neben Long- und Surfboards
EL MARTIN
ERNSTING‘S FAMILY
PLUP PLANET UPCYCLING
PURZEL-BAUM
Nordstraße 94 · Pempelfort
Dreieck (STR)
www.elmartin.de
Nordstraße 103 · Pempelfort
Dreieck (STR)
www.ernstings-family.de
Ackerstraße 168b · Flingern
Uhlandstr. (BUS/STR)
www.planet-upcycling.de
Birkenstraße 86 · Flingern
Flingern (S/STR)
www.purzel-baum.com
Fachgeschäft für fairen Handel von Modebasics
bis hin zu Kaffee und Schokolade
Preiswerte und modische Kleidung für die ganze Familie
mit geringem Anteil zertifizierter Ware
Aus alt mach neu: eine Fusion aus Mode und Kunst,
neu aufgelegt und handgefertigt
Von Bekleidung über Bettwäsche bis hin zum Spielzeug - alles
rund um das Kind und überwiegend aus ökologischer Herkunft
HIMMELHOCHZWEI
REBEL‘S GARAGE
SUBURBIA
Kappelstraße 2 · Pempelfort
Nordstr. (BUS/STR)
www.himmelhochzwei.com
Gneisenaustraße 10 · Derendorf
Venloer Str. (BUS/STR)
Birkenstraße 40 · Flingern
Flingern (S/STR)
www.suburbia-store.de
Maßgeschneiderte individuelle Braut- und Abendkleider
aus hochwertigen Materialien
Store mit lässiger Street- und Skaterkleidung und
Skateboardproduktion in der eigenen Werkstatt
Öko-faire Mode und Accessoires fernab der „Jute-Szene“,
modern und urban
OST
35
36
LIEBLINGSSTÜCKE
URSBOB
YAVANA
KAETHE MAERZ
Ackerstraße 161 · Flingern
Uhlandstr. (BUS/STR)
www.unterhaltung-lieblingsstuecke.de
Hermannstraße 33 · Flingern
Hermannstr. (BUS)
www.ursbob.de
Brunnenstraße 32 · Bilk
Karolingerplatz (STR)
www.yavana.de
Talstraße 79 · Bilk
Kirchenfeldstr. (STR)
www.kaethemaerz.de
Zum Stöbern für Lieblingsstücke in spe:
von handgemachtem Schmuck & lässiger Mode bis zum exklusiven Tee
Unkonventionelle Mode mit ausgefallenen Schnitten,
hochwertigen Stoffen und „Gute-Laune-Farben“
Die kesse Inhaberin des Concept Stores führt ein modernes Sortiment
und weiß genau, wo der Ökohase langläuft
Individuelle Öko-Mode made in Germany für
selbstbewusste Frauen: „edel, wild und authentisch“
WUNDERWERK
ELLY’S ELLENBECK
TERRIFIC OUTDOOR
ATELIER DSIGNS
Ackerstraße 133 · Flingern
Birkenstr. (STR)
Benderstraße 81· Gerresheim
Von - Gahlen - Straße (BUS/STR)
www.ellys-ellenbeck.de
Graf-Adolf-Straße 41 · Gerresheim
Berliner Allee (BUS/STR)
www.terrific.de
Friedenstraße 66 · Bilk
Kronprinzenstr. (STR)
www.lookatdsigns.de
Düsseldorfer Label mit konsequent nachhaltiger Kleidung im
entspannt-eleganten Casual-Look: jung, urban und frisch
Basics & modische Labels für jeden Geschmack
Outdoor-Laden mit zertifiziertem Sortiment und
kompetenter Beratung durch Outdoor-Profis
Die Mode von Atelier DSigns ist „gewöhnungsbedürftig,
extravagant und bisweilen auch schräg“
ERNSTING´S FAMILY
LOVELY KARMA
BABETTE BECKMANN
TASCHEN
BALOOZ
Benderstraße 24 · Gerresheim
Gerresheim Rathhaus (STR)
www.ernstings-family.de
Heyerstraße 84a · Gerresheim
Hardenbergstraße (STR, BUS)
www.lovelykarma.de
Volmerswerther Straße 21 · Bilk
Völklinger Str. (S)
Lorettostraße 34 · Bilk
Bilker Kirche (STR)
Preiswerte und modische Kleidung für die ganze Familie
mit geringem Anteil zertifizierter Ware
Eigenproduktion ökologischer und nachhaltiger Damenbekleidung,
individuell maßgefertigt für den besonderen Anlass
Handgefertigte, hochwertige Taschenunikate aus pflanzlich
gegerbtem Leder, kreativ und individuell aus eigener Fertigung
Mit Fokus auf natürliche Rohstoffe bietet Balooz Mode
mit einem Hauch Eleganz
CARMONA DESIGN
SACK & PACK
BOUTIQUE BILK 70
C&A
Brunnenstraße 30 · Bilk
Karolingerplatz (STR)
www.carmonadesign.de
Brunnenstraße 6-8 · Bilk
Bilk (S)
www.sackpack.de
Bilker Allee 72 · Bilk
Kronprinzenstr. (STR)
Friedrichstraße 131 · Stadtmitte
Düsseldorf - Bilk (S)
www.c-and-a.com
Aus Naturstoffen wie Seide, Wolle oder Leinen werden hier
Kleidungsstücke mit viel Liebe gefertigt
Neben Outdoor- und Campingprodukten findet man
bei Sack& Pack auch Fahrradzubehör
Damen und Herren finden hier Kleidung, die in EU15-Ländern
produziert wird (u.a. Alberto Pants)
C&A bietet preiswerte Mode für die ganze Familie. Im Jahr 2013
waren bereits 38% aller Baumwolltextilien aus Bio-Baumwolle
37
38
CLEVERKIDZ
ELA-SELECTED
ERNSTING`S FAMILY
FAIBLE 49
Lorettostraße 38 · Bilk
Bilker Kirche (STR)
www.cleverkidz.de
Volmerswerther Straße 21 · Bilk
Völklinger Str. (S)
www.ela-selected.com
Schiessstraße 31 · Heerdt
Schiess-Str. (BUS)
www.ernstings-family.de
Luegallee 49 · Oberkassel
Barbarossaplatz (U/BUS)
Die richtige Adresse für diejenigen,
die für Kinder etwas Besonderes suchen
Fashion meets Art - exklusive Designermode überwiegend
produziert in Deutschland und EU15-Ländern
Preiswerte und modische Kleidung für die ganze Familie
mit geringem Anteil zertifizierter Ware
Der Beweis, dass „Öko-Mode“ kein Fashion-Fauxpas ist:
minimalistisch, trendbewusst & urban
LUCIA BRÜGGEN
MODEATELIER ELKE DÜRER
HELMKAMP & KALLENBORN
RAFAEL
Wupperstraße 6 · Hafen
Rheinturm (BUS)
www.luciabrueggen.com
Wupperstraße 12 · Hafen
Rheinturm (BUS)
www.elke-duerer-modeatelier.de/
Luegallee 9 · Oberkassel
Luegplatz (U/STR)
www.helmkamp-kallenborn.biz
Cheruskerstraße 67a · Oberkassel
Barbarossaplatz (U/BUS)
www.rafael-beumker.de
Lucia Brüggen entwirft und fertigt Strickkollektionen
und Re-Designs im eigenen Atelier
In diesem Modeatelier kann man sich Damenmode
für jede Gelegenheit auf den Leib schneidern lassen
Handgefertigte, edle, klassische Kleidung
alles im Düsseldorfer Atelier gefertigt
Moderne und ausgewählte Labels für einen schicken Casual-Look
mit kleinem Anteil zertifizierter Ware
NADELSTREIFEN
NUDE & SILKY
Wilhelm-Tell-Straße 1 · Bilk
Polizeipräsidium (BUS/STR)
www.nadel-streifen.de
Düsselstraße 28 · Bilk
Polizeipräsidium (BUS/STR)
www.nude-and-silky.de
Ob Business oder Freizeit – Maßanfertigung von Herrenbekleidung
aus hochwertigen Materialien
Chic, seidig, & individuell: Hochzeits- und Eventkleider von Isi Lieb by
NUDE & SILKY, Maßanfertigung aus Düsseldorf
SILBER & SEIDE
TIM & LUCY
Volmerswerther Straße 2 · Bilk
Völklinger Str. (S)
www.silber-seide.de
Neusser Straße 119 · Bilk
Bilker Kirche (STR)
www.tim-und-lucy.de
Feminine, hochwertige Mode trifft auf exklusiven Schmuck,
beides aus eigener Anfertigung
Individuelle, handgefertigte Lieblingsstücke für Kinder & Babys
mit dem „Nur-für-Dich-Gefühl“
39
SECOND
HAND
FRAUENZIMMER
JACKE WIE HOSE
An manchen Tagen gehen die Türen
meines Kleiderschrankes nicht mehr zu.
Das sind meist die Tage, an denen ich
glaube, nichts anzuziehen zu haben.
Wenn Neues rein kommt, muss Altes
leider raus. Doch wohin damit? Eine
Empfehlung.
Jana Bockius
40
Bilker Allee 31 · Bilk
Bilker Kirche (BUS/STR)
Bilker Allee 24 · Bilk
Bilker Kirche (BUS/STR)
Im Frauenzimmer erwarten euch neben innovativen
Designern und exclusiver Vintage-Fashion auch
eine Galerie mit wechselnden Ausstellungen.
Bei Jacke wie Hose findet man Feines & Getragenes,
hochwertige Bekleidung und Accessoires für
Mann und Frau sowie dekorative Objekte.
ELEMENTARTEILCHEN
KLAMOTTE
Ackerstraße 125 · Flingern
Birkenstr. (BUS/STR)
Münsterstraße 147 · Derendorf
Ratherstr. (BUS/STR)
Wer Vintage-Kleider, Designermode aller Preisklassen,
modische Schnäppchen und die passenden
Accessoires sucht, ist hier genau richtig.
KLAMOTTE ist ein gemütlicher Kindersecondhandladen
im Herzen Derendorfs. Den zweiten Laden
findet Ihr auf der Aachenerstraße 10 in Bilk.
Ebay und Kleiderkreisel scheinen die einfachsten
Methoden zu sein, teilweise noch ungetragene
Kleidungsstücke, Handtaschen und Schuhe an
die Frau zu bringen. Das Ganze natürlich möglichst gewinnbringend. Also bei beiden Portalen
angemeldet, mehrere Bilder geknipst von den
Stücken und dann online gestellt. Jetzt heißt es
abwarten. Während das Angebot bei Ebay völlig
unbeachtet bleibt, steht bei Kleiderkreisel eine
Flut von Nachrichten. Die meisten wollen allerdings nur tauschen oder die Preise so drücken, so
dass nach Abzug der Versandkosten kaum noch
etwas übrig bleibt. Nach einer Woche die Ernüchterung: Keine brauchbaren Angebote, abgesehen von den nagelneuen High Heels, die ihren
Käufer fanden. Was nun? Flohmarkt? Standgebühren und Markenklamotten zu Dumpingpreisen verhökern? Meine Alternative: Secondhandshops. Runter von der Königsallee, weg von
den Haupteinkaufsstraßen, hinein in die entlegeneren Viertel Düsseldorfs; auf der Suche nach
dem richtigen Secondhandladen. Dort kann ich
meine Traumtops und Lieblingskleider verkaufen - und werde vielleicht sogar selbst fündig. In
Düsseldorf allein sind 28 Unternehmen angesiedelt, die bereits getragene Ware aus zweiter Hand
Wahre Schätze aus zweiter Hand
anbieten. „Elementarteilchen“, „Jacke wie Hose“,
„Klamotte“ und „Frauenzimmer“ sind nur einige
der Läden. Und genauso bunt wie die Namen ist
ihr Sortiment: Viel Auswahl, jedes Teil ein Unikat, jedes Teil etwas besonderes. Wild kombiniert hängen die Kleidungsstücke meist auf den
Bügeln - auf den ersten Blick etwas unübersichtlich. Doch mit etwas Geduld entdeckt man die
schönsten Kleider und Accessoires. Dass diese
schon einmal getragen wurden, sieht man ihnen
nicht an, denn die Teile sind alle in einem sehr
guten Zustand. Die Preise stimmen auch. Mit ein
wenig Glück und Geduld lassen sich echte Schätze finden. Doch inwiefern ist Second-Hand-Kleidung nachhaltig? In der Produktion oft nicht, da
es sich auch um Ware von Zara, H&M und Co
handelt. Allerdings ist das Tragen von Second-Hand-Mode eine Art des Recyclings. Getragene Kleidung wandert so nicht in den Müll,
sondern wird wiederverwendet – und die Umwelt
damit nicht belastet. Und modisch gesehen? Im
Zeitalter von Retro und Vintage ist alles möglich.
Nun kommt es auf den eigenen Style an.
41
FRAUENZIMMER
Ein Hauch von Hollywood Glamour der 50er, 60er und 70er Jahre
gibt es im Secondhandladen „Frauenzimmer“ in Bilk zu entdecken.
Jana Bockius
B
e a star – so lautet das Motto von Sabri- ne-Kollektion von 1985. „Von diesem Modell
na Ceccherini und Elke Steinröter von wurden nur wenige Kleider hergestellt, es gehört
„Frauenzimmer Vintage“. Ein kleiner zu meinen absoluten Lieblingsstücken“, sagt SabSecondhandstore auf der Bilker Allee. rina Ceccherini über den Traum aus schillernden
Fernab von Mainstream und dem Alltäglichen Plastikblüten. Authentizität steht für die beiden
kann sich hier jede Frau wie ein Star fühlen. Damen bei der Auswahl der Kleidungsstücke im
Egal, ob dick oder dünn, jung oder alt, groß oder Vordergrund. Diese versprühen den Glamour
des letzten Jahrhunderts, sind
klein. Geht es nach den Besitzeeinzigartig, bunt und marinnen Sabrina Ceccherini und
chen aus den Trägerinnen ein
Elke Steinrötter, so sind es gerade
Kunstwerk. Liebhaberinnen
die außergewöhnlichen Dinge, die
eine Person besonders machen. Uns ist es wichtig, dass von ausgefallener VintagemoWer also Exklusives sucht, ist bei die Kleider auch fair de werden bei „Frauenzimmer
Vintage“ definitiv fündig. Ist
Frauenzimmer goldrichtig. Es gibt
produziert wurden das dann einmal nicht der Fall,
dort Originalkleider aus den 50er,
so haben die Kundinnen die
60er und 70er Jahren, Vintage-Taschen aus den 20er Jahren, Schuhe, Schmuck Möglichkeit, ein Kleid nach eigener Wunschund sogar eine kleinere Auswahl an Möbeln. vorstellung anfertigen zu lassen. Der besondere
Unter den zahlreichen Kleidungsstücken und Clou: Die Stücke sind nicht nur schön und indiAccessoires lassen sich einige Schätze aus den viduell, sondern es wird auch auf Nachhaltigkeit
vergangenen Jahrzehnten finden. So auch Klei- in der Produktion geachtet. „Uns ist es wichtig,
der von namenhaften Designern wie Christian dass die Kleider fair produziert wurden und die
Dior, Emilio Pucci oder Andre Courrèges. Auf Stoffe aus Naturfasern wie Baumwolle sind“,
ein Kleid sind die beiden Frauen besonders stolz, erklärt Elke Steinrötter. Da es sich bei der Mode
„The Wedding Dress“, eines der bekanntesten meist um handgefertigte Unikate handelt, ist der
Plastikplättchen-Kleider aus einer Paco-Raban- Aspekt der Nachhaltigkeit ohnehin gewährleistet.
FRAUENZIMMER VINTAGE · Bilker Allee 31
40219 Düsseldorf · www.facebook.com/beastarvintage
43
FRÄULEIN BREDOW
„Ich weiß, dass ich allein die Welt nicht verändern kann, aber ich kann doch wenigstens meinen Teil
dazu beitragen, sie ein bisschen besser zu machen.“
Carina Kockelke
D
An einfachen Kleiderstangen hängen die tollsten Kleider - alle fair und nachhaltig
ieser Satz der Store-Besitzern Sia Bredow Zeichen mit seiner Mode, sondern kann sich
darauf verlassen, eine gute Qualität zu anhallt in meinem Kopf, als ich mich
umschaue im Laden in der Roßstraße ständigen Preisen zu bekommen. Neben der
in einer edlen und hellen Boutique. anspruchsvollen Mode glänzt Sia Bredow mit
Frisch und jung wirkt das Ambiente. Wunder- ihrem Wissen über Fair-Fashion und kann vieschöne Teile hängen rechts und links an Kleider- le Wissenslücken füllen. Schockierend, wenn
sie erzählt, dass Wolle aus
ständern und fallen direkt ins
Neuseeland und Australien
Auge. Neben dem stylischen
von Schafen stammen, die mit
Store lädt auch die UmkleideHilfe des schrecklichen „Mukabine ein, die Teile anzuprolesing“ parasitenfrei gehalten
bieren. Sehr geräumig und mit
Über viele
werden. Mit kleinen Anekdonormalen Kabinen nicht zu verGrausamkeiten bei ten über die innovative Hergleichen, ist sie doch viel besser beder Herstellung von stellung einiger Accessoires
leuchtet und ansprechender. Willmacht sie die ohnehin ansprekommen im Ankleidezimmer von
Kleidern wissen
chenden Teile zu einem echten
Fräulein Bredow. Im Shop findet
die meisten
„WOW-Erlebnis“. Der Weg der
man Labels wie Armedangels, Lanius, Alma & Lovis und Komodo,
Menschen gar nicht Kleidung wird transparent für
den Kunden. Sia Bredow führt
in einem Preissegment der oberen
Bescheid!
ihren Store mit viel Liebe zum
Mittelklasse. Neben Schmuck,
Detail und einem ausgeprägSchuhen und Accessoires wird als
ten Wissen über die angebobesonderes Highlight Schokolatene Kleidung. Sie wird auf all
de der Marke Zotter angeboten.
In diesem Store werden trendbewusste Frauen ihre Fragen Antworten wissen. Beim Verlassen
nicht dem allgegenwärtigen Mainstream-Look des Stores wird mir bewusst, dass sie die Welt
von H&M, Zara und Co. ausgesetzt. Chic ist nicht verändert, sie aber in der Tat ein bisschen
die Moderichtung, die im Store von Sia Bredow besser macht. Und das ist doch genau das, woherrscht. Wer hier einkauft, setzt nicht nur ein rauf es eigentlich ankommt.
FRÄULEIN BREDOW · Roßstraße 9 · 40476 Derendorf
www.fraeuleinbredow.com
45
YAVANA
Volle Regale, unzählige Denims, Blusen, Röcke, Jacken und Shirts – das Sortiment
ist riesig und mit Herz und Verstand ausgewählt.
Sarah Weyers
in leises Glöckchen klingelt etwas Unter den Brands: Der holländische Vorreiter in
schüchtern, sobald man die Türe auf- Sachen ökologischer Produktion, Kuyichi, der
drückt. “Wir sind von der Akademie seit 2001 Modegeschichte schreibt. Recolution,
Mode und Design”, sage ich vorsichtig; True Balance, Lanius oder die Brooklyn Soap
“Weiß ich doch.” Margarete Riemer, Inhaberin Company gehören ebenfalls zu den Marken im
des Stores „Yavana” in Bilk, lacht – hier wird je- Yavana-Sortiment. “Erst hatte ich nur diese Reder Kunde stets persönlich begrüßt. Eigentlich gale”, erzählt Margarete Riemer und zeigt dabei
hat sie etwas ganz anderes studiert: Psychologie. an die gut gefüllte Wand. Aber es kam mehr
Und jetzt betreibt sie einen kleinen Laden für Mode dazu, die Nachfrage wuchs – und nach
ökologisch produzierte und fair gehandelte und nach war der Sessel, der ursprünglich für die
Mode. Wie das zusammen passt? Auf den ersten wartenden Herren gedacht war, eher ein störender Platz-Dieb. Neben TrendartiBlick gar nicht. Aber sobald man
keln sind auch Klassiker auf den
“Yavana” betritt, versteht man alKleiderstangen zu finden: weiße
les: die Mode, weil zu jedem Stück
Ökologische
Baumwollblusen – ob fließend, in
eine kleine Geschichte erzählt
wird; den Handel, weil jedes Männermode wird festem Griff, mit klassischem ReStück zurück verfolgt werden
immer beliebter. vers oder ohne Kragen.“ Ich fahre
doch bald in den Urlaub”, ruft
kann; die Trends, die aktuell auf
den Laufstegen zu sehen sind, denn auch diese meine Begleiterin und nimmt vorsichtig einen
sind hier zu finden. Warum Margarete Riemer hellblauen Rock vom Spiegel. Ihre Augen gländiesen kleinen Laden betreibt: Ihr ganzes Herz zen förmlich, als sie den lockeren Schnitt und
steckt hier drin. Yavana ist klein; aber voller den Gummizug beschreibt, sich das Stück immer
Überraschungen und Highlights, Kleidung, Ac- und immer wieder anhält. Mit leichtem Kopfcessoires, Schals, Herrenmode mit Herz und See- schütteln versuche ich, mich wieder auf das Sorle. Auf Regalen, an der Wand entlang, liegen timent zu konzentrieren. Aber Recht hat sie.
Denims von verschiedensten Herstellern. Die Schön sind die Sachen, sommerlich und trendy...
klassischen Bootcut-, Straight-, aber auch Skin- etwas ganz anderes als ich – das muss ich wohl
ny-Jeans sind im großen Sortiment zu finden. gestehen – erwartet hatte.
YAVANA · Brunnenstrasse 32 · 40223 Düsseldorf
www.yavana.de
47
SUBURBIA
Andere Menschen sehen darin einen Widerspruch, für Renate Hunfeld-Addison ist es ein
Geschäftsmodell. Modisch gekleidet sein und trotzdem auf die Herstellungsbedingungen der
Kleidung achten – das ist die Philosophie von „Suburbia“ mitten in Flingern.
Marlene Charissé
S
ie war eine der ersten in Düsseldorf,
die das Thema Nachhaltigkeit so ernst
nahm, dass sie 2008 ihren Laden „Suburbia“ eröffnete. Ein Geschäft am Puls
der Zeit. Auf Facebook postet sie jede Woche ein
trendiges „Outfit of the Week“und im April beteiligte sich der Store zusammen mit seinen Kunden am ersten „Fashion Revolution Day“. Alle
Kunden trugen ihre Kleidung auf links. Plakate
erinnerten an die Katastrophe von Bangladesch:
„Do your kids work in a clothing factory?“ Die
Produktionsbedingungen von Mode sind bekanntermaßen ein Skandal. Die Idee, ökologische und fair produzierte Kleidung zugänglich zu
machen, setzte sich im Kopf von Renate HunfeldAddison fest. Bei „Suburbia“ merkt man schnell,
wie dieses Konzept auch beim Kunden fruchtet:
„Immer mehr junge Leute sind dabei umzudenken.“ Fündig werden sie hier auf der Suche nach
chicer, nachhaltiger Mode. Ein modern gestalteter Concept-Store. An der Wand hängen aufgeschnittene, mit Erde befüllte Plastikflaschen, die
Pflanzen ein recyceltes Zuhause geben. Als Präsentationsfläche für die Mode dienen Metallrohre
und alte, übereinander gestapelte Holzpaletten.
Eine kleine Küchenzeile, mit großem Tisch und
vielen Stühlen, unterstützt den einladenden Charakter. Gemütlich einen Kaffee trinken und Inte-
ressantes über Ökomode erfahren - das geht hier.
„KEEP IT CLEAN, GO FOR GREEN“ steht
in grünen Buchstaben an der Wand neben dem
Ganzkörperspiegel. Viel Persönlichkeit steckt in
allen Details. Wohlfühlen in Geschäft und Kleidung - das steht hier im Fokus. „Auf keinen Fall
möchte ich mit dem erhobenen Zeigefinger herumlaufen, sondern eine Motivation für andere
Leute bieten und das Thema Ökomode immer
positiv sehen.“ Das Sortiment umfasst Bekleidung und Accessoires für Frauen und Männer.
Von Kopf bis Fuß kann man sich hier einkleiden
- mit gutem Gewissen. Renate Hunfeld-Addison
setzt dabei vor allem auf die kleinen Labels, bei
denen eine hohe Transparenz in der Produktionskette gewährleistet ist. So können die Kunden besser überprüfen, ob sich die Marken auch
an die Produktionsauflagen halten. Das ist bei
großen Ketten nicht so einfach zu kontrollieren.
Momentan erlebt die studierte Modedesignerin
einen wahren Boom an neuen Marken. Zu ihrem Sortiment gehören People Tree, Studio Jux,
L’Herbe Rouge, Alma & Lovis, Alchemist, The
Baand, Misericordia, Armedangels und Grand
Step Shoes. Sie kennt bei allen Labels die Verantwortlichen. „Suburbia“ – der Nachhaltigkeit
einen Schritt voraus.
SUBURBIA · Birkenstrasse 40 · 40233 Düsseldorf
www.suburbia-store.de
49
PLUP
Es ist ökologisch, es ist fair, es ist upgecycelt! Sonnenbrillen aus Skateboards und
Kindermode aus Herrenhemden. So sieht modernes Upcycling aus.
Elena Reudenbach
S
eit Februar 2012 gibt es das „Plup“ jetzt die nicht jeder zuhause hat. Um das Thema Upschon. Planet Upcycling – ein kleiner cycling bekannter und den Herstellungsprozess
Laden mitten in Flingern. Wer auf der von Kleidung transparenter zu machen, haben
Suche nach ausgefallenen Stücken ist, sich Anne und Frank ein neues Konzept zur Ersollte hier definitiv einmal vorbeischauen. Anne weiterung ihres Angebots überlegt. Schon bald
und Frank Metzler haben es sich zur Aufgabe soll es eine „At Home“-Stilberatung geben, bei
gemacht, über Nachhaltigkeit aufzuklären, aber der Anne, als geschulte Stylistin Tipps gibt, wie
nicht mit erhobenem Zeigefinger! Denn bei ihnen man sich nachhaltig und modisch kleiden kann.
gilt es, Spaß an der eigenen Kreativität zu haben. Außerdem soll es ein Angebot für Firmen geben,
Kunden können alte Kleidungsstücke zu Anne Projekte in Zusammenarbeit mit „Plup“ zu realibringen und sie macht daraus etwas ganz neues. sieren. Workshops sollen dabei in Zukunft Chancen zur Diskussion über eine mögAus einem Herrenhemd wird dann
liche nachhaltige Umstrukturierung
zum Beispiel ein Kinderkleid. „Das
der Firmenführung bieten. Gerade
verringert die Müllproduktion, weil
aber für Jungdesigner ist „Plup“ eine
dann auch keine neuen Kleidungsstücke produziert werden müssen“, Wir bieten Kleidung gute Adresse. Um diesen eine Startso Anne. Generell müsse Nach- mit Geschichte an. hilfe und einen Präsentationsort für
ihre Kollektion zu bieten, vermieten
haltigkeit viel selbstverständlicher
werden. Der Laden an sich gleicht einer kleinen Anne und Frank Teile ihrer Kleiderstangen für
Schatzkammer. Er wirkt zusammengewürfelt kleines Geld. „Wir bieten Kleidung und Accesaus verschiedensten Fundstücken und gerade das soires, die eine Geschichte haben, anstatt einfach
macht ihn so interessant. Neben ihren eigenen Fabrikprodukte“, erklärt Anne. Und genau das
Sachen verkauft Anne ebenfalls Produkte an- zieht seit zwei Jahren sogar internationale Kunden
derer internationaler Upcycler. Taschen aus ins „Plup“. Bevor die etwas aus der Mode gekomenglischen Feuerwehrschläuchen, Dosenösen mene Jeans weggeworfen wird oder das Hemd von
oder alten Druckplatten sind außergewöhnliche Opa im Schrank vergilbt, schnell zu „Plup“ damit!
Blickfänge. Eierbecher oder Lampenschirme aus Und vielleicht sehen Sie dann schon bald ihr upDJ- und Schallplatten sind kleine Accessoires, gecyceltes Hemd im Schaufenster hängen.
PLUP PLANET UPCYCLING · Ackerstraße 168 b
40233 Düsseldorf · www.planet-upcycling.de
51
KLEIDERSWERTH
Organische Materialien, umweltschonende Weiterverarbeitung, soziale
Standards – das sind die Kriterien, nach denen „Kleiderswerth“ auswählt.
Natalia Werschbizky
H
elle Holzregale, nach Farben sortierte in Textilfabriken, wie in Indien und Bangladesch.
Kleiderstangen, eine freundliche und Seitdem legt Kirsten Rutschke Wert auf ethisch
kompetente Beratung. Kleiderswerth korrekte Kleidung. Das bedeutet, dass sie sowohl
ist eine Boutique, wie sie jeder kennt - Marken „Made in Germany“, wie beispielsweise
zumindest auf den ersten Blick. Denn was viele das Düsseldorfer Label „wunderwerk“ führt, aber
nicht wissen, wenn sie Kleiderswerth zum ers- auch soziale Projekte unterstützt, wie „Mivi“ in
ten Mal betreten: Die hochwertige Damen- und Thailand, die Armreifen herstellen. Die Kunden,
Herrenmode wird ausschließlich fair und nach- die nur aus Neugierde auf das schöne Kleid oder
haltig hergestellt und gehandelt. Doch nicht nur das T-Shirt mit dem Adlerprint im Schaufenster
das Angebot ist ethisch und ökologisch, sondern den Laden betreten, klärt Frau Rutschke gerauch das Geschäftsmodell. „Ich gehe zu Fuß zur ne auf, was sie da eigentlich kaufen. Ihr liegt es
am Herzen, die Menschen für das
Arbeit, beziehe für das Geschäft
Thema zu sensibilisieren. Aus dieÖkostrom, biete den Kunden fairen Kaffee an und verzichte auf Wichtig ist, Kunden sem Grund gibt die Ladeninhaberin bei Interesse Infoblätter mit,
Plastiktüten“, so Kirsten Rutschke,
die Gründerin von Kleiderswerth. nicht mit zu vielen die über Zertifikate, Hersteller und
Zertifikaten zu
Verkäufer informieren. Wenn es
Selbst das Holz der Ladeneinrichnoch offene Fragen gibt, scheut sie
tung stammt aus nachhaltiger
verwirren
sich nicht, den Hörer in die Hand
Forstwirtschaft oder recyceltem
Palettenholz. Viele Möbel wurden in Behinder- zu nehmen, um direkt beim Hersteller nachzutenwerkstätten angefertigt. Kirsten Rutschke ist fragen. Eine Methode, durch die viele Kunden
eigentlich Marketing- und Vertriebsberaterin. eine erste Beziehung zu dem Thema „Fair Fashion“
Der Besuch der ersten Fair Fashion Night 2011 in aufbauen und sie nach und nach zu StammkunKaiserswerth, führte sie in die Modebranche. Ihre den werden lässt. Selbst ihre 17-jährige Tochter,
Idee: Ein eigenes nachhaltiges Geschäft eröffnen. die anfangs noch der Devise folgte: „Was meine
2012, nur acht Monate später, folgten Taten. Das Mutter macht, mache ich nicht“, trägt mittlerweiBewusstsein für das Thema entwickelte sie vor al- le mit Begeisterung Kleidungsstücke aus ihrem
lem durch die Medienberichte über die Situation Sortiment.
KLEIDERSWERTH · Kaiserswerther Markt 47
40489 Düsseldorf · www.kleiderswerth.de
53
EL MARTIN
Ob Kleidung, Dekorationsartikel oder Lebensmittel; ob nachhaltig, fair oder recycelt:
Mit dem Store „el martin“ kreierte Martin Lessing ein Konzept
mit grünem Herzen für alle Lebensbereiche.
Natalie Servatius
D
as Herz von Pempelfort schmückt Hose entweder behalten, gegen ein neues Modell
seit 2005 ein kleiner Concept-Store tauschen oder zurückgeben. Im letzten Fall recynamens „el martin“. In seinem Fach- celt der Hersteller das Produkt zu Hoodies oder
geschäft für fairen Handel bietet der Taschen. Somit wird die Verschwendung von
Inhaber Martin Lessing Lebensmittel wie Kaffee, Rohstoffen vermieden. Auch bei den Accessoires
Schokolade, Wein und Mode. Darüber hinaus zeigt „el martin“ eine große Auswahl: Zum Beiaber auch ausgefallene Wohnungsaccessoires. spiel die veganen Ethletic Sneakers, die als erste
Das Besondere: „el martin“ führt ausschließlich Schuhe weltweit das Fairtrade Siegel tragen.
Darüber hinaus findet man hier
fair gehandelte und ökologisch
ein umfangreiches Schalsortiment
produzierte Mode. 2014 wurde
von der fairen Marke GEPA.
wegen der steigenden Nachfrage
Eine faire
Martin Lessings Philosophie ist
das Kleidungssortiment stark ausund attraktive
es, guten Service anzubieten: Er
gebaut. So findet man bei „el marAlternative zum kennt sein Sortiment, die Protin“ Alltagskleidung im mittleren
duzenten und HerstellungsbePreissegment für Männer und
konventionellen
dingungen. Ein besonderes HighFrauen. Zu den Marken zählen
Handel
light kulinarischer Art ist die groHempAge, Braintree, Mudjeans,
ße Auswahl der österreichischen
Amauta und Mariposa. Die stylischen Kollektionen von HempAge und Braintree Zotter-Schokolade - über 100 verschiedene Sorarbeiten überwiegend mit Hanf beziehungsweise ten. In regelmäßigen Abständen lädt das GeHanf-Bio-Baumwollgemisch. Im Winter bietet schäft zu Schokoladen-Genussabenden ein, bei
Lessing Alpaka-Kleidung aus Peru und Bolivien denen man verschiedene Sorten probieren kann.
an. Das niederländische Label „Mud Jeans“ er- Insgesamt ist „el martin“ das gelungene Beispiel
möglicht bei „el martin“ ein neues „Leasing-Kon- eines Concept Stores mit einem breiten Angebot
zept“ für Jeans. Nach einem Jahr kann man die von nachhaltigen Produkten unter einem Dach.
EL MARTIN · Nordstr. 94 · 40477 Düsseldorf
www.elmartin.de
55
FAIBLE 49
Ein Herz für Groß und Klein. Kleider, Schuhe und Schmuck - ein Sortiment, was das Frauenherzen
höher schlagen lässt. Mitten in Oberkassel.
Jana Bockius
D
Zeitlos schöne Klassiker in Oberkassel
ie klassische und elegante Damenmode die passend zu den Möbeln in Weiß gehalten
fällt sofort ins Auge, wenn man die sind. Die Kleidung ist hochpreisig. Aber dafür
kleine Boutique in der Luegallee in bekommen die Kundinnen von „Faible 49“
Oberkassel betritt. Zeitlos schöne und nur das Beste geboten: Edle Materialien wie
durchweg edle Kleidungsstücke. Trotzdem legen Kaschmir oder Waschseide und die Sicherheit,
die Besitzerinnen Drina Krolo und Rafaela Weber dass alle Stücke unter fairen Bedingungen proenormen Wert auf Nachhaltigkeit und die Herkunft duziert wurden. „Die Kleidungs ist sehr klasihrer Produkte. Sie führen in ihrem Laden aus- sisch, so dass die Kundinnen sie sehr lange
tragen können“, sagt Drina Krolo
schließlich Kleidungsstücke sowie
freundlich und bittet darum, sich
Accessoires von Designern, die in
ruhig genauer umzuschauen. Das
Europa produzieren. Das Hauptlässt man sich natürlich nicht
label „Villa Gaia“ hat seinen Sitz
am Chiemsee und verwendet in Unsere Kundinnen zweimal sagen. Man stöbert, sucht
der Produktion nur natürliche können die Kleidung aus, überlegt, probiert an – sofort
Materialien wie feiner Kaschmir
sehr lange tragen findet man ein Dutzend Teile, die
man umgehend mit nach Hause
aus der Mongolei. „Daraus entnehmen möchte. Selbst die Kleinen
steht eine unverwechselbare Kolwerden hier fündig: „Kinder sollen
lektion, bei deren Herstellung uns
der Respekt vor Natur und Mensch von großer keine Chemie am Körper haben“, sagt Drina
Wichtigkeit ist.“ Neben „Villa Gaia“ führt die Krolo und zeigt mir stolz zwei Shirts für KinBoutique auch Stücke des deutschen Designers der, die ihre Schwester für ihr Label „Fee und
Uli Schneider oder vom Label „Spoon“, das in Finn“ selbst designt hat. Die Shirts sind mit
Italien produziert. Edel und zeitlos ist auch das kindgerechten Motiven aus Wollwaschfilz
Ambiente des kleinen Ladens. Die Wände sind bestickt. Wer also Wert auf Nachhaltigkeit,
in einem warmen Erdton gestrichen und an der Qualität und schöne Designs legt, ist bei
Decke hängen große kugelförmige Lampen, „Faible 49“ goldrichtig.
FAIBLE 49 · Luegallee 49 · 40545 Düsseldorf
57
KAETHE MAERZ
Seit 2009 sitzt im Düsseldorfer Stadtteil Bilk das junge Modelabel „Kaethe Maerz“.
Die Philosophie: individuelle Mode aus ökologischen Materialien und regionaler Produktion.
Ausgezeichnet mit dem German Lifestyle Award in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ gehört das junge
Label zur Spitze der deutschen Fair-Fashion-Szene. Wir trafen uns mit Gründerin und
Chefdesignerin
in ihrem Bilker Atelier:
Mike Arnus
WIE BESCHREIBEN SIE DAS DESIGN VON „KAETHE
Der Stil ist inspiriert von fantastischen
Welten, mittelalterlichen bis futuristischen Einflüssen, die nie gezwungen oder aufgesetzt wirken oder die Trägerin in eine Schublade stecken.
Unsere Kleidung kann je nach Kombination leger oder elegant inszeniert werden. In unserem
Design fließen Elemente verschiedener Kulturen
zusammen.
Kaethe Maerz
MAERZ“?
Kathrin Gammisch macht Kaethe Maerz
WIE KAM ES ZUR IDEE DES LABELS „KAETHE MAERZ“?
Bereits in meiner Jugend entwickelte ich einen
besonderen Zugang zum Thema Kleidung. Dies
äußerte sich nicht nur in der Lust auf individuellen Ausdruck, sondern vor allem in dem Bewusstsein, wie kraftvoll die richtige Kleidung ist.
Nach meinem Abitur 2002 habe ich in Düsseldorf Modedesign studiert, mit dem Ziel, ein eigenes Label zu gründen. Während des gesamten
Studiums arbeitete ich die Idee vom eigenen Label immer weiter aus. Insgesamt habe ich sieben
Jahre Buch geführt, bis es dann 2009 zur Gründung von „Kaethe Maerz“ kam.
WIESO HABEN SIE SICH FÜR ÖKOLOGISCHE UND FAIRE
Es war für mich von Beginn
an eine Selbstverständlichkeit. Wir können nicht
überleben, wenn wir unsere Basis zerstören.
Grundsätzlich bin ich ein naturverbundener
Mensch. Bewusster Umgang mit unserer Umwelt ist die Voraussetzung dafür, ein gutes und
langlebiges Produkt zu schaffen. Ich möchte mit
meiner Kleidung inspirieren und auch anregen zu
hinterfragen, möchte aufklären, dass es wichtig
ist zu wissen, was wir in diesem Fall wortwörtlich
tragen. Denn hinter jedem Produkt steht eine
Produktion, eine Kette, die wir unterstützen,
wenn wir kaufen. Wir haben die Möglichkeit, die
Welt zu gestalten, indem wir Produkte herstellen,
hinter denen wir stehen, die wir reinen Gewissens konsumieren können, weil sie mit Liebe und
Leidenschaft unter ethischen und moralischen
Aspekten hergestellt werden.
MODE ENTSCHIEDEN?
KAETHE MAERZ · Talstraße 79 · 40217 Düsseldorf
www.kaethemaerz.de
58
SOULGOODS
Wenn es darum geht, T-Shirts bedrucken zu lassen, sollte man nicht zum ersten Internetanbieter
greifen, sondern sich gezielt umschauen. Doch warum eigentlich bei Soulgoods?
Elena Reudenbach
nsgesamt gibt es vier „Soulgoods“-Läden:
zwei in Deutschland und zwei in Österreich. „Der Name ist bei einem weinreichen
Abend in Portugal entstanden“, so Sabine
Sellier Görisch. Sie leitet das Geschäft in der Düsseldorfer Nordstraße. Neben dem eigenem Textildruck vertreibt sie kleine ökologische Labels.
Und wer meint, man bekomme bei Soulgoods
herkömmliche Massenware, hat sich geirrt. Jedes
Produkt hat eine eigene Geschichte. Taschen im
Army-Stil der Marke lemonfish werden in mühevoller Kleinstarbeit aus recycelten Materialien
der Bundeswehr angefertigt. Sie helfen Frauen
in deutschen Gefängnissen bei der Resozialisierung.Einige Frauen bekommen nach ihrer Ent-
lassung die Möglichkeit, als Festangestellte für
das Label zu arbeiten. Die Produkte sollen fair
hergestellt werden Das unterstützt Sabine Sellier
gerne. Der Name „Soulgoods“ kommt schließlich nicht von ungefähr. Denn auch sie und ihre
Geschäftspartner setzen sich für eine ökologische Produktion ein. In ihrer eigenen Produktionsstätte im portugiesischen Porto achtet „Soulgoods“
auf eine hohe Qualität. Von der Stoffproduktion
über das Färben bis zum Zusammennähen des
T-Shirts wird jeder Schritt genau kontrolliert.
Bedruckt werden sie dann in den Läden selbst.
Textildrucker gibt es viele, aber wohl wenige, die
hochwertig und zudem ökologisch und fair sind!
SOULGOODS · Nordstraße 6 · 40477 Düsseldorf
www. soulgoods-duesseldorf.de
59
durch
Handeln
Faire, menschenwürdige Produktion trifft außergewöhnliche
Unikate: Der Dritte-Welt-Shop bietet benachteiligten
Menschen in den Entwicklungsländern eine gesicherte
Zukunft und bewussten Verbrauchern eine Alternative zum
Massenkonsum. In unserem Interview erklärt Jörg Fauck,
was den Dritte-Welt-Shop ausmacht.
Elena Reudenbach und Janine Meyer
WIE LANGE GIBT ES DAS PHÄNOMEN „DRITTE-WELT-
Das Unternehmen wurde 1976
gegründet und ist aus einem Projekt der Welthungerhilfe entstanden. Damals wurden Korbwaren
aus Kenia als Hilfsprojekt für notleidende Fischer
verkauft. Den lokalen Handwerkern fehlte jedoch
eine Plattform und das Know-How, ihre Waren in
Deutschland entsprechend zu vermarkten. Durch
die Initiative verschiedener Mitarbeiter der Welthungerhilfe entstand der DW-Versandhandel.
WIE VIELE SHOPS GIBT ES INSGESAMT? Aktuell gibt
es zwei: jeweils einen in Bonn und Düsseldorf.
Durch direkten Kundenkontakt erhalten wir
ein unmittelbares Feedback auf unsere Angebote. Wir führen ein umfangreiches Sortiment aus
vielen verschiedenen Ländern und geben auch
kleinsten Projekten die Möglichkeit, ihre Produkte anzubieten.
SHOP“ SCHON?
zählt zu den Klassikern im DW-Shop aus der dritten Welt
SIND BEI IHNEN NUR EHRENAMTLICHE ARBEITER BESCHÄFTIGT ODER AUCH BEZAHLTE KRÄFTE? Um die
Kundenwünsche nach individuellen Produkten
und einwandfreier Qualität zu erfüllen, beschäftigen
wir ausschließlich professionelle Vollzeitkräfte.
WIE SIEHT IHR KONZEPT AUS? Unser Kernkonzept
„Helfen durch Handeln“ möchte benachteiligten
Menschen in aller Welt eine gesicherte Zukunft
ermöglichen. Unsere Ziele: faire Löhne, international geforderte Sozialstandards sowie zinslose
Darlehen für die Anschaffung von Maschinen,
Werkzeugen oder Rohmaterialien. Ein wesentlicher Bestandteil sind verlässliche Handelsbeziehungen mit dem DW-Shop. Unsere wichtigsten
Projekte sind die Förderung traditioneller Familienunternehmen, Initiativen und Kooperationen
ohne teuren Zwischenhandel und die Gewinnbeteiligung mit der Welthungerhilfe.
HAT SICH DAS KONZEPT MIT DER ZEIT VERÄNDERT? Das
Konzept ist unverändert, lediglich unser Sortiment ist über die Jahre stetig gewachsen. Im Mittelpunkt stehen Damenmode, Schmuck, Heimtextilien, Dekorationsartikel, Haushaltswaren
und natürlich runden handwerkliche Unikate
unser Angebot ab. Im Fokus steht dabei immer
das Außergewöhnliche und Zeitlose.
DW-SHOP · Nordstraße 12 · 40477 Düsseldorf
www.dw-shop.de
61
HESSNATUR - EIN SIEGEL FÜR SICH
Mit der Geburt ihres Sohnes 1976 stand für Heinz und Dorothea Hess fest: Ihr Kind soll in jeder
Hinsicht gesund aufwachsen. So gründeten sie das erste ökologisch und fair produzierende
Bekleidungsunternehmen in Deutschland. Aus einer Lebenseinstellung wurde ein Projekt:
eine Lebensaufgabe namens „Hessnatur“- ein Markenportrait.
Janine Meyer
H
eute gilt Hessnatur als wegweisender und führender Anbieter für einen
nachhaltigen Konsum und Lebensstil. 1991 verwirklichte Heinz Hess
zusammen mit der Sekem-Farm in Ägypten das
weltweit erste Bio-Baumwollprojekt. Auch die
Neuentdeckung des Rhönschafs für die Wollproduktion ist Hessnatur zu verdanken. Das Unternehmen produziert nur nach streng ökologischen
Richtlinien, bleicht ausschließlich mit Sauerstoff,
färbt ohne schwermetallhaltige Farbstoffe und
setzt Recyclingsysteme ein. Bestätigt wird dies
von drei Siegeln: GOTS - Global Organic Textile
Standard, IVN Best Naturtextil und Naturleder.
2005 trat Hessnatur als erstes deutsches Unternehmen der niederländischen Fair Wear Foundation bei und weitete seine Verantwortung auf den
sozial-fairen Bereich aus. Das heißt: verpflichtende Schulungen aller Mitarbeiter, existenzsichernde Löhne und eine hohe Transparenz durch
Veröffentlichung der regelmäßigen Kontrollen
von Produktionsstätten. Es werden ausschließlich eigene Kollektionen mit langjährig bekannten Lieferanten entwickelt und auch intern jeder
Schritt - vom Anbau bis zum Shop - begleitet.
Ein weiteres Plus: Der Produktionsschwerpunkt
liegt in Europa. Seit 1976 hat das Unternehmen
sein Angebot von Baby- und Kindermode auf
Mode für Damen, Herren, Outdoor und Wäsche
erweitert. 2008 expandierte es in die USA und
eroberte mit der Ausstellung „Hidden in Nature“
und Designer Miguel Adrover als Kreativdirektor
die New York Fashion Week. Im Februar 2014
eröffnete das Unternehmen seinen ersten Concept-Store in Frankfurt, drei Monate später den
zweiten in Düsseldorf. Bereits am Wochenende
der Eröffnung stürmten interessierte Kunden den
Store. Für Fragen bezüglich der Produktion hat
sich Hessnatur etwas ganz Besonderes einfallen
lassen: Eine große Weltkarte aus Holz zeigt auf
einzelnen Bildschirmen Videos zu jedem der dort
eingezeichneten Produktionsorte. Maximilian
Lang, Geschäftsführer bei Hessnatur, sagt zu dem
neuen Konzept-Laden Düsseldorf: „Wir wollen
authentische Geschichten erzählen, die zeigen,
dass Lebensfreude und Verantwortung harmonieren. Unsere Begeisterung für Mode steht in
unserem Handel im Einklang mit Mensch und
Natur.“ Mit einem Anteil von 100% ökologisch
und fair produzierter Ware im Gesamtsortiment
ist sich die Marke seit ihrer Geburtsstunde treu
geblieben. Und so trägt das Label noch ein fünftes Siegel. Ein Siegel der höchsten sozialen und
ökologischen Standards. Das einzigartige Siegel
namens Hessnatur.
HESSNATUR · Carlsplatz 21 · 40231 Düsseldorf
www.hessnatur.com
62
63
WUNDERWERK: PRÊT-À-ECO-PORTER
Tye-Dye und Alpaka-Jacken, Tücher, Shirts und Denims. Nur wenige
produzieren so nachhaltig wie das 2012 gegründete Düsseldorfer Label
„wunderwerk“- ein Markenportrait.
Sarah Weyers
D
ie große Glastür knarrt laut und obwohl es mitten am Tag ist, wirkt es, als
sei es innen heller als draußen. Wir sind
in Düsseldorf Flingern, dem In-Viertel
der Modestadt, im Showroom von Heiko Wunder und Tim Brückmann.
„Du bist Sarah?“ fragt ein junger Mann, kommt
mir schnellen Schrittes entgegen und schüttelt
fest meine Hand. Herzlich lächelnd führt er mich
durch die heiligen Hallen von wunderwerk, vorbei am Atelier und unzähligen Kleiderstangen.
Was macht die Marke mit dem ungewöhnlichen
Namen aus? Die Antwort liegt bereits nach wenigen Minuten auf der Hand. Es ist nicht etwa nur
die Nachhaltigkeit, mit der die Mode produziert
wird oder die Materialien, die verwendet werden,
64
um die Produkte zu veredeln. Nein, die Leidenschaft, mit der die Gründer hinter ihrer Marke
stehen – das macht wunderwerk wirklich aus.
Dabei ist die Philosophie, auf der die Marke basiert, eigentlich ganz einfach: Jeder Faden, jeder
Knopf, jeder Schritt bei der Produktion wird genau durchleuchtet. Bis ins kleinste Detail sind
die Zutaten, die für die Mode verwendet werden,
fair und nachhaltig. Dabei sind beispielsweise die
Knöpfe frei von auf Erdöl basierenden Rohstoffen und alternativ aus Steinnuss, Metall oder Perlmutt. Sogar das Labeling, das bei vielen Brands
gern „vergessen“ wird, da es nicht sichtbar ist,
ist bei einer wunderwerk-Jeans aus natürlicher
Baumwolle oder recyceltem Papier.
Was faire und nachhaltige Produktion für sie be-
deutet, erläutern Brückmann und Wunder sehr
ausführlich bei einer Tasse Kaffee: Während eine
„normale“ Jeans knapp 100 bis 160 Liter Wasser
verbraucht, wird dies bei der Herstellung einer
wunderwerk-Jeans eingespart und dementsprechend nicht verschmutzt. Viele Marken machen
Mode, bei denen die Produktion und deren Bedingungen nur ein kleiner Aspekt sind. Brückmann und Wunder machen Mode, die „stylisch
und modern ist und bei der die nachhaltige und
faire Produktion der Kollektionen eine Selbstverständlichkeit ist.“ Auf die Fairness legen die
Gründer bei der Produktion viel Wert. Während
große Modelabels ihre Mode ausschließlich in
Fernost produzieren, um Kosten zu sparen, bezieht wunderwerk Garne, Knöpfe und Label
aus dem Inland und Europa. Das Unternehmen
schafft und sichert hier somit Arbeitsplätze und
stärkt das Vertrauen in Qualität und Umweltverträglichkeit. Fast alle Rohstoffe, die verwendet werden, sind aus kontrolliertem ökologi-
schem Anbau oder biologischer Tierhaltung. Auf
Bleichmittel wie Chlor und Stoffe wie Polyester
und Acryl wird gänzlich verzichtet.
Ein letzter Gang führt in den Store, direkt neben dem Atelier. Stolz präsentiert Heiko Wunder eine Jeans, die nur so strahlt vor Farbe. Der
Tye-Dye-Look, der momentan absolut im Trend
liegt, wurde dreifach angewandt. So leuchtet die
Jeans in Gelb, Rot und Violett, ohne dass dabei
die Umwelt belastet wurde. Denn anders als bei
herkömmlicher Batik wurde der Stoff nicht gebleicht, sondern gefärbt; er war also vorher hell
und die drei Farben wurden in das Material eingearbeitet.
Zurück auf der Straße ist alles wieder ein bisschen grauer, ein bisschen schmuddeliger, Auto
brettern laut vorbei, die Luft riecht nach Abgasen
- mehr wunderwerke braucht die Welt.
WUNDERWERK · Ackerstraße 133 · 40223 Düsseldorf
www.facebook.com/wunderwerk.fashion
66
Wichtig wären
gesetzliche
Rahmenbedingungen.
wendet sich an die Bundesregierung, Landesregierungen, Kommunen und ihre Verantwortung
für eine sozial verträgliche Beschaffung. Hinzu
kam 2011 der Bereich „CSR und staatliche Regulierung“. Er richtet sich mit dem Slogan „Rechte
für Menschen, Regeln für Unternehmen“ gezielt
an die Bundesregierung und die EU.
WAS VERSTECKT SICH DENN HINTER DEM STICHWORT
Dies ist ein besonders wichtiger
Aspekt, der mit dem internationalen Netzwerk
der CCC abgestimmt ist. Er ruft zur Unterstützung von Betroffenen in den Produktionsländern
auf und richtet Protestschreiben an deutsche
Unternehmen, die auf dem Rücken der Arbeiter
Innen produzieren lassen. Das Abkommen zum
Brand- und Gebäudeschutz in Bangladesch ist
hier das wichtigste Beispiel.
„EILAKTIONEN“?
beutet junge Frauen und Kinder in Indien aus
Die Nichtregierungsorganisation „Kampagne für saubere Kleidung“,
hat ihren Sitz in Wuppertal. Die Organisation prangt Verletzungen des
Arbeitsrechtes in der Textilindustrie an. Christiane Schnura, Koordinatorin der bundesweiten Kampagne erklärt, worauf es bei ihrer Arbeit
ankommt.
ON? Die Clean Clothes Campaign (CCC) besteht
aus 22 Trägerorganisationen, zu denen unter
anderem die Christliche Initiative Romero, die
IG-Metall und FEMNET e.V. zählen. Zusammen richten wir unsere Arbeit an sechs Schwerpunkten in der Textilindustrie aus: Eilaktionen,
68
IST FÜR SIE EINE BEWEGUNG HIN ZU ÖKOLOGISCH-FAIR
Ja, das mediale Interesse hat sich vergrößert, das Bewusstsein
der Konsumenten hat einen Schritt nach vorne
gemacht. Wobei die sozialen Fragen nach Arbeitsbedingungen noch nicht so lange im Fokus
der Verbraucher stehen.
WORAN SCHEITERT ES? Das Problem ist, dass alle
Maßnahmen hin zu einer fairen Produktion bislang auf freiwilliger Basis beruhen. Wichtig wären gesetzliche Rahmenbedingungen - ein Wirtschaftssystem, bei dem Arbeitsrechte Vorrang vor
Profitmaximierung haben.
PRODUZIERTEN KLEIDUNG ERKENNBAR?
IST IHRE ARBEIT AUF UNTERSTÜTZUNG VON BETROFFENEN ANGEWIESEN? ODER SUCHEN SIE SICH DIE UNTERNEHMEN NACH BESTIMMTEN KRITERIEN SELBST AUS?
Janine Meyer
FRAU SCHNURA, WIE GENAU ARBEITET IHRE ORGANISATI-
sch. Als einer der schlimmsten Unglücke in der
Textilbranche ist dies nach wie vor Haupteinsatzpunkt für CCC. Leider muss immer viel passieren, damit die Öffentlichkeit aufmerksam wird.
Discounter, Corporate Social Responsability und
staatliche Regulierung, Öffentliche Beschaffung,
Outdoor und Sport.
WAS VERSTEHT MAN DARUNTER? Die Bereiche „Outdoor und Sport“ informieren über Arbeitsbedingungen der dort tätigen Unternehmen wie Puma
und Adidas, Jack Wolfskin, Schöffel oder Mammut. Für die Discounterkampagne gilt dasselbe.
Sie richtet sich stellvertretend für alle Discounter
an die großen wie Aldi und Lidl und den Textildiscounter KiK. „Öffentliche Beschaffung“
Wir sind auf eine aktive Unterstützung angewiesen. Enge Kooperationen und Kontakte zu Fabriken in vielen Produktionsländern, Partnergemeinden und Kirchen leiten Informationen über
Verletzungen des Arbeitsrechtes zu uns weiter.
WIE REAGIEREN SIE DANN? Wir gehen solchen
Informationen sofort nach, prüfen sie und wenden
uns an die Unternehmen: Was und wo produzieren sie? Was ist an den Vorwürfen dran? Wenn
sie sich als wahr herausstellen, leiten wir sofort
eine Eilaktion ein, setzen das Unternehmen unter
öffentlichen Druck und stellen es an den Pranger.
WAS WAR BISHER IHR SCHLIMMSTES ERLEBNIS? Die
Katastrophe der Rana-Plaza-Fabrik in Banglade-
weitere Informationen unter:
www.sauberekleidung.de
www.facebook.com/saubere.kleidung
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Die Arbeiterinnen schuften für
einen Hungerlohn und riskieren
sogar ihr Leben!
Der Bonner Verein FEMNET e.V. unterstützt das neu von verschiedenen NGOS und der Gewerkschaft Ver.di gegründete Bündnis „Eigentum verpflichtet – für gesetzliche Unternehmensverantwortung“. Wir
sprachen mit der Vorstandsvorsitzenden Dr. Gisela Burckhardt über
Löhne und Arbeitsbedingungen.
Samira Yontar
IM APRIL 2013 EREIGNETE SICH DAS UNGLÜCK VON RANA
PLAZA IN BANGLADESCH, WAS HAT SICH SEITDEM VERÄNDERT? Es herrschen weiterhin schlechte Arbeitsbedingungen wie enorme Überstunden und
alltägliche Beschimpfungen der Näherinnen
durch männliche Vorgesetzte. Obwohl der Mindestlohn zum 1. Januar 2014 auf rund 46,- Euro
im Monat angehoben wurde, ist er immer noch
weltweit der niedrigste und einfach nicht ausreichend, um die Existenz einer Familie zu sichern.
Auch die Organisationsfreiheit wird in den meisten Fabriken immer noch nicht gewährt. Gewerkschaften sind nicht zugelassen und Aktive
riskieren teilweise sogar ihr Leben. Weiterhin
gibt es keine Tarifverhandlungen, die meisten
Beschäftigten haben nicht einmal einen schriftlichen Arbeitsvertrag, geschweige denn, dass sie
ihre Rechte kennen. Die Zwangsarbeit in Form
der erzwungenen Überstunden, die Frauendiskriminierung und die fehlende Organisations70
freiheit sind laut Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) verboten. Sie
geschehen trotz regelmäßiger Kontrollen und
freiwilliger Selbstverpflichtungen von Unternehmen.
INWIEWEIT SIND DEUTSCHE UNTERNEHMEN FÜR SOLCHE
ZUSTÄNDE MITVERANTWORTLICH? Deutsche Unternehmen profitierten von den billigen Löhnen in
Rana Plaza. Deshalb fordern wir Entschädigungszahlungen deutscher und internationaler
Firmen wie Adler Modemärkte, Kik, NKD,
KANZ Fashion Group, Güldenpfennig oder Benetton für die Opfer.
seinen Gewinn 2013 auf 18,6 Millionen Euro um
84 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöhen, in
den Entschädigungsfond haben sie trotzdem
nicht eingezahlt. Das ist ein Skandal. WELCHES FAZIT ZIEHEN SIE DARAUS? Unsere Erfahrung zeigt
aber, dass freiwillige Initiativen zur Verbesserung
dieser Zustände nicht ausreichen. Solange Unternehmen nicht auch rechtlich verbindlich zur Rechenschaft gezogen werden, wird es auch weiterhin zu Verstößen gegen die Menschenrechte und
Zerstörung der Umwelt kommen. Dass zu wenige Firmen bereit sind, für die Folgen von Rana
Plaza aufzukommen beweist, dass freiwillige Verpflichtungen der Industrie unzureichend sind.
Nur eine Form der Unternehmenshaftung kann
die Verhältnisse in den Textilfabriken deutlich
verbessern.
rung der Unternehmen, die heutzutage als Global Player schließlich weltweit wirtschaften.
Menschenrechtliche Sorgfaltspflichten müssen
also auch weltweit eingehalten werden. Dazu ist
eine politische und rechtliche Rahmensetzung
notwendig, die bestehende Regulierungslücken
schließt. Wir halten daher die Einführung einer
Unternehmenshaftung und zusätzlich die Einführung von Strafbarkeit von Unternehmen, die
Menschenrechte verletzen oder in Kauf nehmen,
für einen sinnvollen und notwendigen Schritt.
GIBT ES DERZEIT KEIN GESETZ, DAS DIE UNTERNEHMEN
Artikel 14 des Grundgesetzes
schreibt die Gemeinwohlbindung des Eigentums
vor und soll sowohl Kapitalmacht als auch die
Willkür von Unternehmen einschränken. Er bietet die Grundlage für die notwendige Regulie-
HAFTBAR MACHT?
WAR FÜR DIE OPFER NICHT EIN ENTSCHÄDIGUNGSFONDS
Es fehlen noch immer
knapp 25 Millionen US-Dollar in den Fonds für
die Katastrophe. Die ArbeiterInnen schufteten
für einen Hungerlohn und riskierten sogar ihr
Leben, aber die Unternehmen, die einzahlten wie
z.B. KiK, zahlten gemessen an ihrem Umsatz
und Gewinn zu wenig, andere wie Adler oder Benetton haben sich überhaupt nicht an den Entschädigungszahlungen beteiligt. Adler konnte
EINGERICHTET WORDEN?
weitere Informationen unter:
www.femnet-ev.de
www.facebook.com/femnetev
71
D
1130 Tote. Mehr als 1500 Schwerverletzte. Über 40 Millionen US Dollar Schaden. Es ist
der 24. April 2013 als das Rana-Plaza-Gebäude in Bangladesch einstürzt. Keine Manager,
keine Fabrikbesitzer, keine Vorarbeiter sind betroffen - es sind einfache Arbeiter, die hier
verunglücken. Die Mitverantwortlichen: 28 westliche Firmen, die ihre Kleidung dort
produzieren ließen. Unter ihnen deutsche Billig-Unternehmen wie Adler, KiK und NKD,
aber auch große Firmen wie Benetton. Hilfe, Einsicht oder gar eine Entschuldigung Fehlanzeige! Selbst die zugesagten finanziellen Entschädigungen lassen immer noch auf sich
warten.
Janine Meyer
Die Katastrophe hinterlässt viele Witwen und Waisen
72
as Lied der Globalisierung war lange ner alles bekommen. Die beteiligten UnternehZeit ein gefälliger Schlager: Austausch men sind Rekordhalter, im Gewinnen. Sie haben
der Kulturen, das Zusammenwachsen die Spielregeln verstanden. Man sollte eher sagen:
aller Menschen zu einer friedlichen, Sie machen die Spielregeln! Durch die wachsende
konsumglücklichen Gemeinschaft. Schon im Globalisierung steigt ihre Macht. Die LiberalisieUN-Pakt über die wirtschaftlichen, sozialen und rung des Handels, Öffnung der Märkte für auskulturellen Rechte (WSK-Rechte) von 1966 wur- ländische Produkte und andere wirtschaftliche
de der Grundton angeschlagen: Alle Menschen Freiheiten sind ihr Joker. Entwicklungs- und
haben ein Recht auf wirtschaftliche Entwicklung Schwellenländer bieten ihnen die perfekte Ausund die Güter dieser Welt. Kurz gesagt, der gangslage: Niedrige Zölle und die Errichtung
Schlager hatte einen Titel. Und dieser Titel lau- von freien Sonderwirtschaftszonen, spezielle Intet: Fortschritt. Inzwischen redet
dustriegebiete mit kostenloser
keiner mehr von einer schönen
Infrastruktur, Steuererlässe, extMelodie. Die Textilindustrie ist
rem niedrige Herstellungs- und
Vorreiter dieser Globalisierung.
Lohnkosten sowie einer willkürMittlerweile werden 90% unse- An Stelle gemeinsamer lichen Arbeitsgesetzgebung. Die
rer Kleidung außerhalb Europas
Werte ist die Suche wenigen verbindlichen Regelungefertigt.
nach immer billigeren gen für Konsequenzen ihres
Doch dieser Austausch, der Produktionsstandorte Handelns sind dabei ihr Vorteil.
wachsende Export und der masSpiel, Satz und Sieg ist ihr Motto,
gerückt
senhafte Konsum im Westen hat
mit nur einem Ziel: Profit. Da die
eine traurige Kehrseite: Ausbeuwachsende Konkurrenz aber den
tung und Unterdrückung der Schwächeren. An Profit bedroht, müssen die Unternehmen die ProStelle der gemeinsamen Werte ist die Suche nach duktionskosten senken. Stattdessen investieren
immer billigeren Produktionsstandorten gerückt, sie in Vermarktung und Werbung, um den Abeine Suche, die weltweit zu katastrophalen Ar- satz zu steigern. „Qualität und Produktivität habeitsbedingungen führt. Niedriglöhne, Miss- ben absolute Priorität bei den Unternehmen, aber
brauch von Kurzzeitverträgen und Gewalt gegen- unter welchen Arbeitsbedingungen die Bekleiüber den Arbeitern sind zur Normalität dung hergestellt wird, ist ihnen schlichtweg
geworden. Menschenrechte werden mit Füßen egal“, so Johanna Fincke, Referentin der Christligetreten. Ignoriert werden Erklärungen wie die chen Initiative Romero. Der prozentuale Anteil
„grundlegenden Prinzipien und Rechte bei der des Lohns einer Näherin am ProduktverkaufsArbeit“ der Internationalen Arbeitsorganisation preis beträgt gerade einmal 0,4 bis 1 Prozent.
(ILO), einer Sonderorganisation der Vereinten Verstärkt wird die Ausbeutung der Arbeiter
Nationen. Sie sollten jedem Menschen eine wür- durch den Druck des Lieferanten. Werden der
dige Arbeit sichern. Stattdessen nehmen Unter- verhandelte Preis und Liefertermin nicht eingenehmensprofite ihren Platz ein. Es ist wie es im- halten, ziehen die Unternehmen ihre Aufträge
mer war: Geld regiert die Welt. So ist aus sofort zurück. Um in diesem Spiel zu überleben,
Globalisierung, Entwicklung und gemeinsamen geben sie den Druck an die Arbeiter weiter: ÜberWerten ein zynisches Spiel geworden. Die Teil- stunden, Hungerlöhne und unsichere Arbeitsvernehmer: Unternehmen, Lieferanten, Arbeiter hältnisse. Beleidigungen, Entlassungen ohne ausund die Regierungen.
bezahlten Lohn und physische Übergriffe
Ein Spiel, bei dem die Verlierer mit ihrem Leben gehören zu den alltäglichen Formen der Bestraoder ihrer Gesundheit bezahlen und die Gewin- fung. In einem Bericht des „National Labor
73
Committee“ schildert Zenayda Torres, eine
Näherin in einer Fabrik in Nicaragua, ihren Arbeitsalltag: „Wenn Eilaufträge vorhanden waren,
wurden wir gezwungen 24 Stunden am Stück zu
arbeiten. Wir arbeiteten auch das Wochenende
durch. Sie behandelten uns wie Tiere oder so, als
ob wir Maschinen wären.“ Die Kampagne für
saubere Kleidung berichtet über ähnliche Zustände in Bangladesch: „Sieben Tage die Woche:
Bis zu 97 Stunden wöchentlich mussten die Näherinnen einer Fabrik in Bangladesch arbeiten bis eine Frau vor Erschöpfung starb.“
Die Gesundheit der Arbeiter spielt keine Rolle.
Schutzkleidung findet man kaum. Giftige
Dämpfe und herumfliegende Flusen verursachen
Atemwegserkrankungen, sich ständig wiederholende Bewegungen führen zu Haltungsschäden
und Rückenschmerzen. Die Arbeiter trinken
kaum, um keine Zeit auf der Toilette verlieren zu
74
müssen. Die Folge: Eine Entzündung der Harnwege. Und auch auf Essen wird oft verzichtet.
Pausen werden in den Fabriken sowieso nirgends
gerne gesehen - Zeit ist Geld.
Die Skrupellosigkeit kennt keine Grenzen. Das
beweist auch ein Trend, der in den letzten Jahren
immer deutlicher wird: Der Zusammenschluss
der Arbeiter zu Gewerkschaften, um sich gemeinsam gegen die unmenschlichen Maßnahmen zu
wehren, ist strengstens untersagt. Große Unternehmen verlagern mittlerweile ihre Produktion
in Fabriken, in denen härter gegen Gewerkschaften vorgegangen wird, oder deren Gründung erst
gar nicht erlaubt ist.
Sollte die Politik nicht dafür sorgen, dass die Einhaltung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen
fest im Gesetz verankert ist? Doch die sieht nicht
nur zu, wie Drittparteien - dazu zählen auch Unternehmen - die Menschenrechte verletzen.
Schlimmer: Sie machen mit. Denn auch für die zum Teil materielle, medizinische oder psychosoRegierung geht es um Profit und Reichtum. Ihr ziale Hilfe. Sie wurden schlichtweg alleine gelasZiel ist: Die Einkünfte des Staates durch Export sen. Und auch bei den Demonstrationen ließen
vergrößern. Durch den Handel mit den reichen die Schlagstöcke und das Tränengas der Polizei
Industrieländern sehen sie die einzige Möglich- sie nur eins fühlen: Verachtung. Zwei Demonstkeit, auf dem globalen Markt zu überleben.
ranten wurden erschossen, 50 weitere erlitten
Die Opfer sind machtlos gegen Regierung, Liefe- schwere Verletzungen.
ranten und Konzerne. Sie haben nicht die Mittel, Zahlreiche Organisationen mischen sich bereits
eine Klage einzureichen oder Entschädigungen in dieses Spiel des Überlebens ein, versuchen, den
für das erlittene Unrecht zu fordern. Sie scheitern menschenverachtenden Zuständen ein Ende zu
an der Korruption und einem ineffizienten setzen. Die ILO setzt sich für eine Verbesserung
Rechtssystem. Und letztendlich sind sie auf diese von Arbeitsrechten, -bedingungen und -sichermenschenverachtende Arbeit anheit in Bangladeschs Textilfabrigewiesen - die einzige Chance
ken ein. Die Kampagne für saubere
zum Überleben. Die Flucht vor
Kleidung fordert mehr Transpader bitteren Armut treibt sie vom
renz bei Unternehmen und Zulieländlichen Raum in die Stadt. Alferfirmen. Und nach der Tragödie
Sieben Tage die
lein in China ist die Zahl der
Woche. Bis zu 97 des Rana-Plaza-Gebäudes werden
Wanderarbeiter seit 1980 von zwei Stunden wöchentlich die Zustände in den Fabriken imMillionen auf über 200 Millionen
mer mehr zum Gegenstand öffentgestiegen. Saisonale Beschäftigte
licher Diskussion. Ist das ein
oder Wanderarbeiter sind ein
Durchbruch? Bisher lediglich ein
wahrer Lottogewinn für die Lieferanten. Bei sin- Anfang. Und hier kommt der sechste Teilnehmer
kender Auftragslage oder geringeren Stückprei- des Spiels in die Runde: Der Kunde, Konsument,
sen werden sie schnell wieder entlassen, einen Käufer. Solange er weiter sorglos einkauft und
Arbeitsvertrag gibt es meist nicht.
Billig-Unternehmen unterstützt, wird sich nur
Was sollen die Arbeiter dagegen tun? Aufstände schwer etwas ändern.
bleiben folgenlos, wie es die Demonstrationen Um diesem mörderischen Teufelskreis ein Ende
zehntausender Textilarbeiter in Bangladesch am zu setzen, braucht es vor allem eins: Neue Spielre20.11.2013 bewiesen. Tagelang lieferten sie sich geln für alle Teilnehmer. Strenge politisch festgeStraßenschlachten mit der Polizei. Der Hinter- legte Gesetze müssen den Unternehmen die
grund: Die von dem Unternehmerverband Macht nehmen und der allgemeinen Ignoranz
BGME festgelegte Lohn-Erhöhung wird von den ein Ende setzen. Damit das Spiel des Überlebens
Unternehmen schlichtweg ignoriert. Ein Gehalt, endlich unterbrochen wird. Denn nur dann bedas nach wie vor unter der Armutsgrenze von steht die Chance, das alte Lied der Globalisie1,40 € täglich liegt. Wut und Trauer breitete sich rung neu zu hören, ein Lied, das immer noch
nach den beiden großen Industriekatastrophen zum Träumen einlädt: Das Lied der Fairness.
der letzten Monate in Bangladesch aus. 100 Tote
gab es bei dem Brand bei Tazreen Fashion in Ashulia, 1150 Tote und weit über 2000 Verletzte
beim Zusammensturz des Fabrikkomplexes
Rana Plaza in Savar. Die Opfer bekamen nur
75
5 Euro oder 20 Euro? Behandelte oder Bio-Baumwolle? Lohnt es sich, genauer
hinzuschauen; bietet ökologische Ware die bessere Qualität? Solchen Fragen sind
wir im Selbstversuch nachgegangen. Unser Test: ein ökologisches und ein konventionelles T-Shirt werden den alltäglichen Strapazen ausgesetzt. Die Protagonisten:
H&M und Hessnatur.
Elena Reudenbach und Natalia Werschbizky
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Das Hessnatur-Shirt hat im Großen und Ganzen
besser abgeschnitten als das H&M-Shirt. Nur beim
Waschen sollte man dann doch lieber den Waschhinweisen im Etikett folgen! (NUR BEI 40 °C)
Beim Preis gilt: Augen zu und durch! Anstatt fünf
günstige T-Shirts zu kaufen, lieber ein gutes, das
länger hält und eine deutlich bessere Qualität hat.
Denn billig sieht auch billig aus!
77
Die Modebranche steht unter
medialem Druck: Skandale um
unfaire Produktionsbedingungen lassen sie in einem schlechten Licht erscheinen.
Sarah Weyers
W
ie produziert man nachhaltig in einer globalisierten Branche? Wie sehen nachhaltige Managementstrategien
aus und wer sind hier Vorbilder?
Im Mai 2014 trafen sich in Düsseldorf Experten aus Handel
und Industrie zum „Sustainability Fashion Summit“. Gastgeber war das Fachmagazin Textil
Mitteilungen mit Chefredakteur
Rainer Schlatmann. Hauptziel
des Tages war es, Lösungsansätze für eine bessere Fertigung innerhalb und außerhalb Europas
zu diskutieren. Das Bielefelder
Familienunternehmen Seidensticker hat schon sehr früh seine
Produktion nach Asien in eigene
Fabriken verlagert. Vielen Konsumenten sei nicht bewusst, dass
der Großteil ihrer Garderobe
aus Asien stamme, sagt der geschäftsführende Gesellschafter
Frank Seidensticker. Seine Prognose: Immer mehr Unternehmen ziehen sich aus China zurück und weichen in Länder wie
Bangladesch aus, da es dort noch
günstigere Arbeitslöhne gebe.
Unabhängig voneinander zeig78
ten er und andere, dass es auch
in Asien möglich ist, nachhaltig
und fair zu produzieren. Hessnatur beispielsweise dokumentierte,
wie man Lieferanten kontrolliert
und dabei detailliert einzelne
Produkte nachverfolgen kann.
Um Transparenz ging es auch
bei dem Schweizer Unternehmen Remei AG, einem Hersteller von Baumwollprodukten, der
Markenunternehmen beliefert.
Diane Gerth von Remei sagte in
ihrem Vortrag, dass mehr Transparenz in der Branche geschaffen
werden müsse; nicht nur, um die
Produkte zu verbessern, sondern
auch um das Kundenvertrauen
durch lückenlose Aufklärung zu
stärken. Obwohl mit zahlreichen
Siegeln bereits ein Anfang für
bessere Kontrolle in der Produktion gesetzt ist, gibt es nach wie
vor Gesetzeslücken, die es vielen
Unternehmen ermöglichen, zu
fragwürdigen Konditionen zu
produzieren. Thomas Rasch,
Hauptgeschäftsführer des Modeverbands German Fashion:
„Wir können nicht jeden Betrieb
überwachen.“ Siegel sind daher
nur ein erster Schritt auf einem
langen Weg. Alles in allem waren
die verschiedenen Lösungsansätze doch sehr ähnlich – das Bewusstsein in der Branche steigt.
Doch die These lautet nach wie
vor, dass der Konsument selbst
hinterfragen müsse, woher die
Ware kommt, die er kauft.
Gastgeber TM-Chefredakteur Rainer Schlatmann
Durch Wiesen rennen, auf
Bäume klettern, in Pfützen
plantschen - Kinderkleidung
muss bequem sein, pflegeleicht
und frei von Giftstoffen. Keine
leichte Aufgabe.
Janine Meyer
Mit hohem Anspruch an Kindermode
B
abyhaut ist empfindlich und
reagiert schnell allergisch.
Vor allem auf chemisch belastete
Kleidung. Ökologisch produzierte Kleidung hingegen hält
ihr Versprechen: Der Verzicht auf giftige Chemikalien oder künstlichen Gewebe, minimiert das
Allergierisiko. Von dem
Begriff der Qualität ist es
nur ein kleiner Schritt zu
einem weiteren wichtigen Begriff
in der Textilbranche: Fairness.
Unternehmen, die ökologisch
und fair produzieren, haben eine
sozialverantwortungsvolle Unternehmenspolitik: Keine Ausbeutung, unmenschliche Arbeitsbedingungen oder Kinderarbeit.
Gerade der letzte Punkt sollte eine
entscheidende Rolle bei der Auswahl der Kleidung spielen.
Schließlich ist der Gedanke unerträglich, dass die Kleidung des eigenen Kindes womöglich von einem
Gleichaltrigen
in
Bangladesch angefertigt wurde.
Leider aber Realität. „Rund 168
Millionen Kinder arbeiten weltweit; 85 Millionen von ihnen sogar unter gefährlichen Bedingungen.“ Das veröffentlichte der
Bericht “Findings on the worst
forms of child labor” des U.S.
Department of Labor. In Bangladesch arbeiten zehn Prozent aller
Kinder zwischen fünf und vierzehn Jahren in den Textilfabriken.
Und während wir in Europa auf
der endlosen Suche nach dem
größten Schnäppchen sind,
schuften Kinder zwölf Stunden
pro Tag für einen Hungerlohn.
Dass es auch anders geht, beweisen zahlreiche Marken und Shops
für öko-faire Baby- und Kinderkleidung - auch hier in Düsseldorf. Da das Wohl der Kinder ein
wichtiges Thema ist, steigt die
Nachfrage nach ökologisch fairer
Kinderkleidung stetig. Denn
ökologisch und fair hergestellte
Kleidung sollte nicht nur etwas
für
Umweltaktivisten,
sondern im Interesse von
jedem sein. Je sorgsamer
und bewusster wir mit der
Erde umgehen, desto besser ist die Zukunft für unsere Kinder. Und nicht nur
für die Kleinen daheim.
Faible 49
Purzel-Baum
Clever Kidz
Tim&Lucy
www.waschbaer.de
www.mawaju.de
www.ulalue.de
www.kruemel-natur.de
www.ökimo.de
www.lila-einkaufen.de
www.naturtextilien-brinkmann.
de
www.green-avenue.com
79
Conscious Collection, Garment
Collecting, Öko-Cotton - Begriffe, die fast jeder kennt. Sie
stammen vom Marktführer der
Billig-Modewelt: H&M.
Janine Meyer
n jedem Schaufenster, jeder Filiale und Umkleidekabine findet der Kunde Plakate mit diesen
neuen Slogans. Ja, sogar Prospekte und die Website sind voll damit. Und es ist das erste Mal,
dass niemand von Werbung genervt scheint! Logisch! Diese
Werbung führt dem Kunden das
vor Augen, was er hören möchte:
Bewusstes Shopping - Einkaufen
ohne schlechtes Gewissen.
Die meisten lieben Shopping.
Besonders Frauen. So viel und so
oft wie möglich. Je billiger, desto
besser. Der Verkaufstrend schlechthin. Denn die Modelabels haben
längst begriffen: Um im harten
Konkurrenzgeschäft der Mode
zu überleben, muss man Frauen
jeden Wunsch von den Augen
ablesen. Besonders beliebt ist die
Farbe Rot, in Form von Zahlen
auf Papier: SALE! - das Signal der
Signale. Dann gibt es für Frauen
nur noch eins: fassen, probieren,
kaufen.
Doch seit geraumer Zeit macht
sich ein weiterer Trend unter den
Modelabels breit: Ökologie und
80
Fairtrade! Oder sollte man hier
eher sagen Greenwashing? Ein
Marketingtrick der Extraklasse.
Neben billigen Preisen möchte
man den Kunden mit einem guten Gewissen im Kaufrausch versinken lassen. Schließlich entwickelt
sich
durch
große
Aufklärungskampagnen
verschiedener Organisationen ein
neues Bewusstsein. Wer hat meine Kleidung produziert? Steckt
Kinderarbeit dahinter? Was ist
mit unmenschlichen Arbeitsbedingungen?
Ganz vorne mit dabei in Sachen
Unternehmensphilosophie à la
Öko ist H&M, mit scheinbar
hohen Selbstansprüchen, Selbstverpflichtungen, die Mode und
Nachhaltigkeit verbinden, sogar
voraussetzen. Der Großkonzern
gibt vor ethisch zu handeln und
Menschenrechte durch faire, respektvolle Arbeitsbedingungen zu
schützen. Regelmäßige Kontrollen und eine sorgfältige Auswahl
der Lieferanten sowie Partner
sollen dazu beitragen. Zudem
soll die Umwelt durch erneuer-
bare Energie, Ressourcen-Einsparung und Recyceln geschont werden.
Alles was das Label braucht, um
diese neue Philosophie an den
Kunden zu bringen, sind zwei
Aushängeschilder:
Erstens die „Conscious Collection“: Eine Kollektion aus
Bio-Baumwolle, Recycling-Polyester, Recycling-Polyamid und
Tencel. Das Ziel: Schonung von
Ressourcen und Umwelt. Und
zweitens das „Garment Collecting“: Jeder Kunde kann jedes für
ihn nutzlose Stück Kleidung, unabhängig der Marke, bei H&M
abgeben. Im Tausch dafür bekommt der Kunde einen 15%
Gutschein auf ein Teil seiner
Wahl. Eine Maßnahme von
H&M, angeblich um große
Müllmengen zu verhindern und
Recycling voranzutreiben.
Eine gute Sache, oder? Auf den
ersten Blick ja. Vielleicht auf den
zweiten auch noch. „Produzieren, nutzen, entsorgen“, das sind
die drei Punkte, die H&M selbst
auf ihrer Homepage zur Veränderung voranstellt. „Es gibt interessante Materialien, die für diese Umstellung eine wichtige Rolle
spielen“, heißt es ebenfalls dort im
Internet. Aber von welchen „interessanten Materialien“ ist denn hier
genau die Rede? Wie wird die Kleidung letztendlich produziert, was
ihren Namen „conscious“ rechtfertigt? Handelt es sich hierbei nicht
viel mehr um eine grüne Kleinserie, die lediglich anteilig biologische Materialien verwendet?
Beziehungsweise „Better Cotton“?
Better Cotton ist eine Initiative,
die H&M als Mitbegründer
2005 ins Leben gerufen hat.
Baumwolle gilt ohnehin als Verursacher beträchtlicher Schäden
an Mensch und Umwelt. Verantwortlich sind dafür der hohe Einsatz von Pestiziden und der Verbrauch an Unmengen von
Wasser. Die Initiative versucht,
diese Schäden zu reduzieren.
Dies fordert allerdings weit teurere Anbau-Maßnahmen als die
herkömmlichen. H&M aber hält
gleichzeitig eisern an der Niedrig-Preis-Strategie fest. Wie lässt
sich das vereinen? Sind „Better
Cotton“ und die „Conscious
Collection“ wirklich eine neue
Unternehmensphilosophie oder
doch eher nur eine Marketingstrategie? Wenn H&M wirklich
seine Philosophie geändert hat,
warum wird dann nicht anstatt
„Better Cotton“ gleich der Anbau
von reiner Bio-Baumwolle gefördert? Der Konzern gibt hier auf Nach-
frage keine Antwort. Das Wort trifft es
offensichtlich an dieser Stelle besser. Eine kleine Pseudo-Grünserie,
die das ganze Image eines Labels
ändern soll. Nicht schlecht,
H&M!
Ein Blick auf die Arbeitsbedingungen der Menschen, die in der Produktion arbeiten, lässt weitere Fragen offen. Denn auch „ethisch
handeln“ fällt als Begriff innerhalb
der „Conscious Collection“. Faire
Löhne und Schutz der Menschenrechte zählen zu den Selbstverpflichtungen von H&M. Doch laut der
(Foto:
Lanvin
Haute Couture Show for H&M
New York 2010)
Clean Clothes Campaign (CCC)
sind die Löhne alles andere als fair.
Sie erfüllen lediglich den festgelegten Mindestlohn in den Herstellerländern wie Bangladesch. Und dieser reicht noch lange nicht zum
Überleben! Zwischen Mindestlohn
und Existenzlohn liegen Welten.
Kommen wir nun zum „Garment
Collecting“. Alte Kleidung gegen
Gutschein: Ein guter Tausch, oder?
Reduktion der Abfallmengen
durch Recyceln. Aber hat sich mal
jemand gefragt, was das genau
heißt? Was genau mit der Kleidung passiert, nachdem man sie
abgegeben hat? Wahrscheinlich
nicht. Ein 15%-Gutschein ist
meist Grund genug für den kaufenden Kunden. Eine ansprechende Werbung reicht für die Überzeugung. Das denkt sich auch
H&M. Bei Nachfrage an den
Konzern bekommt man als interessierter Kunde zur Antwort:
Nichts.
Die Frage bleibt: eine Änderung der
Unternehmensphilosophie oder
doch nur eine clevere Marketingstrategie? Die Antwort liegt auf der
Hand. Auch H&M selbst gibt auf
der Homepage zu: „Es gibt noch
vieles, was wir zur Verbesserung unseres gegenwärtigen Systems tun
können“. Allerdings. Wie wäre es,
wenn man bei der Grundeinstellung beginnt? So darf man gespannt
sein, ob H&M sein Fair-Living-Wage-Versprechen einhält: Einen fairen Existenzlohn für 850.000 Textilarbeiter bis 2018. Die Wetten
laufen.
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„Mein Ziel mit TOMS ist es nicht nur, dir einen klassischen
Schuh zu verkaufen, sondern auch die Essenz des Gebens zum Teil
deines Stils zu machen“.
Blake Mycoskie, Men‘s Health Magazine, August 2008
Sarah Weyers
Hat bereits in vielen Ländern mit seinen
sozialen Projekten geholfen
wie bei den Schuhen: One for One. Seitdem 2011
die erste Sonnenbrille über die Ladentheke ging,
ermöglichte TOMS mehr als 200.000 Menschen
zu sehen; sei es mit einer passenden Brille oder
Augenoperationen. Mit dem neuen Projekt des
TOMS Roasting Co. wird ein bedürftiger
Mensch eine Woche lang mit sauberem Wasser
versorgt.
D
ie Augen der kleinen Jungen glänzen, als er sein
Paar Schuhe in den Händen hält. Das Prinzip der
Schuhmarke TOMS ist einfach:
One for One, also einer für einen.
Beim Kauf eines Paar Schuhe erhält
ein bedürftiges Kind in einem der
mehr als 60 Partnerländer der Marke auch ein Paar Schuhe. Inzwi-
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schen umfasst das Sortiment von
Gründer und Chief-Shoe-Giver
Blake Mycoskie jedoch nicht mehr
nur die klassischen Espandrilles,
sondern auch Keilabsatzsandalen,
Ballerinas, Sandalen, Schnürschuhe, Kinderschuhe, ein breites Herrensortiment, Sonnenbrillen und
sogar Kaffee. Das Konzept bei den
Brillen und dem Kaffee ist das selbe
Vor der Gründung von TOMS gründete Mycoskie bereits fünf Unternehmen; das erste war
ein Wäschereiservice an einer Universität, den er
später verkaufte. Im Zuge der CBS-Primetimeserie „The Amazing Race“, an der er zusammen mit
seiner Schwester teilnahm, reiste er um die Welt
und entwickelte anschließend das Unternehmen.
Nachdem Mycoskie in Argentinien sah,
dass die Kinder in den Dörfern keine Schuhe hatten, gründete er die Marke TOMS.
Das Projekt, das als einfache Idee begann,
entwickelte sich mit rasender Geschwindigkeit zu einem fruchtbaren Geschäftsmodell, von dem viele Menschen profitieren.
Die traditionellen argentinischen AlpargataSchuhe wurden zunächst für den US-Markt adaptiert und später auf der ganzen Welt verkauft.
Das Netz werk von TOMS arbeitet mit Nichtregierungs- und Non-Profit-Organisationen zusammen, die bereits in den Ländern etabliert sind.
Damit sorgt TOMS dafür, dass die Spenden des
Unternehmens verantwortunsbewusst behandelt
werden. Seit 2013 unterstützt TOMS Organisationen in mehr als 60 Ländern.In bereits 13
Ländern verhilft die Brand zusammen mit der
Seva Foundation und einem Netzwerk professioneller Augenspezialisten Menschen zu besserer
Sehkraft.
Seit der Gründung im Jahr 2006 wurden über 10
Millionen Paar Schuhe weitergegeben, die Tendenz
steigt weiterhin. Auch in Düsseldorf gibt es verschiedene Modelle von Toms: beispielsweise bei Görtz 17.
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IST ES DENN MERKLICH TEURER, DIESE STOFFE EIN-
Der Preis ist natürlich hoch, aber im Vergleich zu tierischen
Fasern wie Kaschmir und Seide teilweise sogar
günstiger. Tencel hat dieselbe Haptik wie Seide,
ist aber günstiger in der Anschaffung. Die Verarbeitung ist dieselbe. Den Unterschied erkennen
die wenigsten.
ZUKAUFEN UND ZU VERARBEITEN?
„Umasan“ - das sind die Schwestern
. Das Berliner
Duo steht für schnörkellose Avantgarde
und vor allem für rein vegane Mode ohne
tierische Fasern. Mit Sandra Umann haben
wir über die Berliner Fashion Week, ihre
Erfahrungen mit Vorurteilen gegenüber
veganer Mode und deren Zukunft
gesprochen.
„SLOWING DOWN“ IST IHR KERNGEDANKE. KÖNNEN SIE
ERKLÄREN, WAS DAS GENAU FÜR SIE BEDEUTET? „Umasan“ bewegt sich weg von Fast-Fashion-Trends.
Für die Modewelt reichen zwei Kollektionen im
Elena Reudenbach
WARUM HAT ÖKOLOGISCHE, FAIRE UND VEGANE MODE
Das kommt noch vom
90er-Jahre Ökochic. Es ging dabei immer nur
um Jute und um eine ganz bestimmte Bewegung.
Die vegane Szene war damals sehr strikt und predigte Verzicht. „Umasan“ hat nichts mit Verzicht
zu tun. Wir wollen ein neues Bewusstsein schaffen. Man muss kein Veganer sein, um eine vegane
Hose zu kaufen.
EIN SO SCHLECHTES IMAGE?
ÖKOMODE IST TEUER, SO LAUTET EIN VORURTEIL. WIE
STEHEN SIE ZU DIESEM STATEMENT? Entweder ich
zahle für einen Namen oder für gute Qualität.
Als Kunde möchte ich doch ein Kleidungsstück,
welches lange hält, anstatt alle drei Wochen ein
günstigeres Shirt zu kaufen, das nach ein paar
Mal tragen und waschen kaputt geht. Diesen
Vorteil bietet ökologische Mode.
KLEIDEN SICH DIE MENSCHEN BEWUSSTER ALS NOCH
Auf jeden Fall. Gerade in
den letzten zwei Jahren scheinen immer mehr
Menschen begriffen zu haben, dass vegane Mode
nicht unmodisch sein muss. Mit dem negativen
Image konnte meiner Meinung nach aufgeräumt
werden. Nachhaltigkeit ist nicht nur in der Modeszene ein aktuelles Thema, sondern festigt sich
langsam auch in anderen Lebensbereichen.
VOR EIN PAAR JAHREN?
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Sandra und Anja Umann sind Umasan
SIE HABEN IM JANUAR BEI DER FASHION WEEK IN BERLIN IHRE MODE GEZEIGT. WIE WAR DAS FEEDBACK? Sehr
gut! Das Interesse von der Presse und der Gesellschaft war sehr groß. Viele wissen nicht, dass wir
vegan sind und sind überrascht, mit welchen neuen Materialien wir arbeiten.
Jahr nicht mehr aus. Von diesem Gedanken wollen
wir uns abgrenzen. Unser Kerngedanke ist es,
Mode zu kreieren, die über Dekaden hinweg
trendig ist, anstatt immer wieder kleinen Trends
hinterherzujagen.
ALS VEGANES HIGH FASHION LABEL HABEN SIE EINE
VORBILDFUNKTION. WERDEN SIE VON ANDEREN FIRMEN
UM RAT GEFRAGT? Hin und wieder schon. Häufige
Fragen sind, welche Materialien wir verwenden
und woher wir unsere Stoffe beziehen. Ein allgemeines Umdenken zu erzielen, ist in unserem
Interesse, deshalb helfen wir gerne Newcomern,
Fuß zu fassen. Dadurch wollen wir auch Firmen
dazu animieren, umzudenken.
WAS IST IHR GRÖSSTES ZIEL? Raus aus der Nische!
Bald wollen wir auch global und international
agieren, um den Gedanken der veganen Produktion zu verbreiten und dessen Vorteile deutlich zu
machen.
WIE SIEHT IHRER MEINUNG NACH DIE ZUKUNFT DER MODE
AUS? Definitiv nachhaltiger! Luxury-Fashion
geht nicht mehr ohne ökologisches Produzieren.
Wir müssen als Luxussegment die Richtung vorgeben, dann zieht auch das mittlere Preissegment mit.
SIE ARBEITEN VOR ALLEM MIT VIELEN UNGEWÖHNLICHEN
MATERIALEN WIE SEACELL ODER TENCEL. WAS SIND DIE
Zum einen sind die
Stoffe atmungsaktiver, das heißt, man fühlt sich
den ganzen Tag frisch. Zum anderen sind Stoffe wie Tencel pflegeleichter, da sie aus Cellulose
und Holzzellstoff gewonnen werden. Man muss
sie nicht extra schonend waschen, sondern kann
sie zur normalen 30° Wäsche hinzugeben. Unsere Kleidungsstücke aus SeaCell, einer Faser aus
Holzzellstoff, die mit Algen angereichert wird,
sind besonders hautberuhigend. Allergiker müssen sich also keine Sorgen darum machen, ob sie
negativ auf die Stoffe reagieren. Ein Angebot,
welches Konzerne mit Chemiefaserprodukten
nicht bieten können.
VORTEILE DIESER MATERIALEN?
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Nikola Noppen
Simon Leipelt, www.simon-leipelt.com
Christina Taska, salonlocal
Einen besonderen Dank an Suburbia, wunderwerk, Yavana und
Shorts und Blazer,Katharina Kaiser;
Schuhe, Zara (Made in Spain)
Jumpsuit, Alchemist;
Schuhe, Jackson Shoes
Ketten, Studio Jux
Herrenpullover,
Project Pieta
Jersey-Kleid, L‘Herbe Rouge;
Schuhe, Zara (Made in Spain)
Hose und
T-Shirt-Bluse, Lanius
Bleistiftrock
und Rollkragen-Pullover,
Vyosna
Bleistiftrock und
Rollkragen-Pullover, Vyosna;
Schuhe, Zara (Made in Spain)
Hose, People
Tree; ärmelloses Top, Alma &
Lovis und Schuhe, Zara (Made
in Spain)
SOLLTEN DIE LEUTE AUCH MEHR EMOTIONEN IN DIE ENTSCHEIDUNG BEIM KLEIDERKAUF STECKEN? Auf jeden
Fall! Jeder spricht zwar von Nachhaltigkeit, aber
wie viele Konsumenten denken wirklich gewissenhaft darüber nach? Wir müssen überlegen,
was für den Menschen existentiell notwendig ist.
Was ist unser Ziel? Was steckt hinter all diesen
Trends? Heute geht es nur um ein gewisses
Image. Dabei sollten wir viel mehr auf die Produktionshintergründe achten. Wie ist es möglich, dass Kleidung so günstig zu bekommen ist
wie noch nie zuvor? Eigentlich gar nicht!
Er recycelt die Kleidung seiner Verwandten,
liebt die Natur und hält nichts vom
Hollywood-Glamour. Designer
(48) ist ein wahrer Querdenker
und wohl einer der inspirierendsten
Persönlichkeiten der öko-fairen Branche.
KAM ES DESHALB ZU DER ZUSAMMENARBEIT MIT HESS-
Hessnatur und ich vertreten den selben
Grundgedanken. In den acht Jahren, in denen
ich dort Creative Director war, war es uns möglich, die Firmenphilosophie weltweit bekannt zu
machen. Das gelang besonders durch die Ausstellung „Hidden in Nature“, auf der „Mercedes
Benz Fashion Week“ in New York 2008. Anstatt
die Mode an Models zu präsentieren, wählten wir
einen künstlerischen Ansatz. Die Idee, die Entwürfe an Holzpuppen zu zeigen, sollte die Verbindung der Mode zur Natur darstellen. Ökologische Mode sollte zu Kunst und auf einem
internationalen Level präsentiert werden. Wir
bekamen tolle Reaktionen. Sogar Suzy Menkes
hat über uns berichtet!
NATUR?
Elena Reudenbach und Janine Meyer
WIE KAMEN SIE ZUR MODE? Ich bin bereits seit 20
Jahren in der Branche. Damals war es nicht möglich, jederzeit einkaufen gehen zu können. Heute
ist an jeder Ecke ein Einkaufszentrum, wo einem
alles durchgehend zugänglich ist. Aus diesem
Grund mag ich das Wort Mode heute nicht
mehr. Es geht weniger um Kommunikation als
immer mehr um Konsum. Der Grundgedanke,
dass alles von der Erde kommt, wird immer mehr
in den Hintergrund gedrängt.
ABER IHRE MODE SPIEGELT DIESEN GRUNDGEDANKEN
Ja! Ich mag die Möglichkeit, etwas selbst
zu gestalten. Die Mode-Industrie heute ist vergleichbar mit einem Highway, an dessen Ende
ein großes Schild steht mit den Worten: Glamour, Sexyness und Erfolg. Dies ist allerdings
nur eine Illusion, die von einem kleinen Bruchteil
der Menschen gelebt wird: den Hollywood-Stars.
Alle anderen bleiben am Straßenrand stehen und
erreichen nie das Ziel. Mit diesem Konsumwahnsinn möchte ich nichts zu tun haben. Meine
Mode basiert auf einer anderen Realität. Ich verwende ausschließlich Naturmaterialien, um verWIDER.
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Miguel Adrover hinterfragt die Modeszene
Hessnatur verpasste die Chance, auch die junge
Generation für sich zu begeistern. Mir war dieser
Aspekt jedoch sehr wichtig, da ich denke: Die Jugend ist unsere Zukunft.
Designideen entwickeln. Dabei beschäftigen wir
uns mit dem Prozess von der Idee bis zum Endprodukt. Das natürliche Färben ist nur einer der
vielen Aspekte, die ich den Studenten näher bringen möchte.
WAS IST IHR WUNSCH FÜR DIE MODE? Ich würde mir
wünschen, dass die Menschen aufhören, sich
dem Modediktat von Stilikonen wie Anna Wintour zu unterwerfen. Sie sollten nicht versuchen,
ein Klon eines Prominenten zu sein, sondern ihre
eigene Persönlichkeit finden und ausleben. Auch
wenn mir wahrscheinlich viele widersprechen
würden: Perfektion kommt von innen, ist nichts
Äußerliches. It’s all about individuality.
ALSO STEHT DIE ARBEIT MIT JUNGEN ERWACHSENEN
DENKEN SIE, DASS ÖKO-FAIRE MODE SICH ALSO DURCH-
Definitiv! Zur Zeit unterrichte ich unter anderem Kurse an der „Parsons - The New School for Design“ in New York
City und am „Central St. Martins College of Arts
and Design“ in London. Nächsten Sommer plane
ich zudem, eigene Kurse bei mir auf Mallorca für
Studenten anzubieten. Zusammen werden wir
uns Inspiration aus der Natur holen und neue
SETZEN WIRD? Es gibt keinen anderen Weg! Irgendwann müssen die Menschen begreifen, dass
ihre Oberflächlichkeit den Planeten zerstört. Was
wir brauchen, ist eine neue Verbindung zur Realität: Das ist die öko-faire Mode!
WARUM TRENNTEN SICH DANN 2013 IHRE WEGE?
antwortungsvolle Mode herzustellen. Denn wir
haben nur diesen einen Planeten.
ARBEITEN SIE DENN AUCH MIT NEUEN NATURMATERIALIEN WIE ZUM BEISPIEL TENCEL? Nein. Ich bin da eher
altmodisch. Mir kommt es vor allem darauf an,
dass die Kleidungsstücke eine Bedeutung, eine
Geschichte haben. Aus diesem Grund bin ich
großer Fan des Recylings. Ich nehme gerne alte
Kleidungsstücke, wie eine Jacke von meinem
Opa oder einen Rock von meiner Oma und kreiere daraus etwas komplett neues! So bekommt
die Mode einen weiteren wichtigen Aspekt: Emotionen.
Miguel Adrover bei der Arbeit
HEUTE BEI IHNEN IM FOKUS?
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Wer sich beim Kauf eines T-Shirts gezielt für einen Luxusdesigner entscheidet, der kauft damit nicht
zuletzt ein gutes Gewissen. Ab einem höheren Preis sollte auch die Produktion der Kleidung einem
bestimmten Standard entsprechen und dazu gehört eigentlich nachhaltige und faire Herstellung –
oder nicht?
Samira Yontar
D
ie Wirklichkeit sieht anders aus: In Billiglohnländern wie Indien oder Ägypten haben die Textilfabriken volle Auftragsbücher. Allein im ägyptischen
Unternehmen Arafa Holding arbeiten 13.000
Arbeiter – und das nicht nur für Billig-Ketten
wie Takko oder Kik. Hier entstehen Herrenanzüge für Valentino, die in Europa als Luxusprodukt
verkauft werden. Auch Luxuslabels spüren den
Wettbewerb auf dem Textilmarkt und verlagern
ihre Produktion in Billiglohnländer. Laut corpoAID, einer österreichischen Initiative für
Wirtschaft und globale Entwicklung, produziert
Louis Vuitton seit 2008 in eigenen Fabriken in
Indien – allerdings ohne Vermerk auf dem Etikett.
Es geht auch anders: Im Januar 2012 erscheint
Honest by, das Label des ehemaligen Hugo Boss
Art Directors Bruno Pieters, das sich einen Namen als erstes vollkommen transparentes Unternehmen machte. Jedes Kleidungsstück ist bestimmten Kategorien zuzgeordnet: organic,
vergan, skin friendly, recycled, european. Doch
honest – ehrlich - ist nicht nur diese Einteilung.
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Das Label verweist ebenso auf jeden Aspekt der
Herstellung der Kleidung. Woher stammen die
Stoffe und Materialien und wie viel kosten sie?
Wo wurde produziert und von wem? Und letztlich: Wie viel verdiente jeder Beteiligte bei der
Herstellung des jeweiligen Textils? All diese Fragen werden von HonestBy und den beteiligten
Designern beantwortet. Das Unternehmen ist
gleichzeitig eine Antwort auf den Trend von Luxusdesignern: Sie lassen immer häufiger in Billiglohnländern in Massen produzieren, ihre Kleidung allerdings als „made in Europe“ etikettieren
und wollen somit ihren hohen Preis legitimieren.
Das bedeutet aber nicht, dass Mode aus dem Luxussegment fair produziert ist. Ein Grund für
Bruno Pieters, ein komplett transparentes Label
zu gründen. Dass sein Beispiel Schule machen
kann, zeigt auch die Ankündigung des Kering
Konzerns mit Luxusmarken wie Bottega Veneta,
Balenciaga, Stella McCartney, Brioni oder Saint
Laurent. Bis 2016 will der gesamte Konzern den
ökologischen Fußabdruck des Konzerns messen
und entwickelt dazu ein eigenes System. Aber bis
dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg....
des Labels Honest by
setzt Bruno Pieters
auf Transparenz
W
Was sagt Nachhaltigkeit über Qualität aus? Wir
fragten bei
nach, der Leiterin der
Stiftung OEKO-TEX in Frankfurt. Das Siegel
OEKO-TEX 100 ist seit über 20 Jahren auf dem
Markt. Mit dem Siegel „ Sustainable Textile Production“ (STeP) hat die Stiftung ein zusätzliches Siegel
geschaffen, das neue Aspekte beinhaltet.
Elena Reudenbach
GIBT ES EINEN NACHWEISBAREN QUALITÄTSUNTERSCHIED ZWISCHEN NACHHALTIG UND KONVENTIONELL
Ob bei der Herstellung
die besten Technologien eingesetzt werden, umweltschützend produziert wird und gute Arbeitsbedingungen bestehen, kann man am Produkt
nicht erkennen. Dafür müssen Unternehmen
ihre Produktion transparent machen. Dies lässt
sich anhand von verlässlichen Zertifizierungen
durch neutrale Organisationen belegen. Die Frage ist, welche Maßstäbe vom Verbraucher beim
Einkauf angelegt werden. Das Wissen um ausbeuterische Arbeitsbedingungen und ökologische
Gedankenlosigkeit verdirbt die Freude beim Textilkauf.
PRODUZIERTEN TEXTILIEN?
LOHNT SICH NACHHALTIGE MODE AUCH IN BEZUG AUF
Um wertige Textilien herzustellen, sind
hohe qualitative Ansprüche an die eingesetzten
Materialien und ein technisches Know-how erforderlich. Fakt ist, dass die Verbraucher nachhaltige Produktionsbedingungen, d.h. eine ökologisch und ethisch verantwortliche Produktion
zunehmend als eigenständiges Qualitätskriterium ansehen. Hersteller und Handel ihrerseits
sind sich ihrer unternehmerischen Verantwortung durchaus bewusst und werden dem veränderten Bedürfnis verstärkt gerecht.
QUALITÄT?
günstiger Preis das entscheidende Kaufkriterium.
Vielen sind modische Trends wichtiger als typische Qualitätsmerkmale wie optimale Passform,
gute Verarbeitung und eine lange Lebensdauer.
WOMIT BESCHÄFTIGT SICH OEKO-TEX®? Die OEKO-TEX® Gemeinschaft bietet den Unternehmen der Textilbranche verschiedene Zertifizierungen, die gezielt dazu beitragen, dass mehr
Nachhaltigkeit in Firmen umgesetzt wird. Der
OEKO-TEX® Standard 100 untersucht Textilien im Rahmen von umfangreichen Laborprüfungen auf gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe.
Die STeP by OEKO-TEX® Zertifizierung erfasst
ganzheitlich das Betriebsgeschehen und bewertet,
in welchem Umfang Firmen entlang der textilen
Kette umweltfreundlich und sozial verantwortlich produzieren.
G
WARUM HABEN SIE IHR URSPRÜNGLICHES SIEGEL ER-
Unser Ziel ist es die Eigenverantwortung
der Unternehmen in Bezug auf humanökologische
Produkte zu unterstützen und damit die Produktsicherheit der gesamten Branche zu erhöhen.
Dies versuchen wir seit Jahren mit der Firmenauszeichnung nach OEKO-TEX® Standard 1000
und seit 2013 auch mit der STeP by OEKO-TEX®
Zertifizierung sichtbar zu machen.
WEITERT?
WIE ERKLÄREN SIE SICH, DASS KUNDEN DENNOCH OFT
KLEIDUNG VON MANGELHAFTER QUALITÄT KONSUMIE-
Die Qualität spielt beim Textilkauf eine
wichtige Rolle. Für viele Konsumenten ist ein
REN?
100
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Modejournalismus/Medienkommunikation MM 14 (Redaktion)
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Ina Köhler (Redaktion)
Ulrike Jägerfeld, René Linke,
Thorsten Lönnecker, Peter Miranski
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Carina Kockelke und Marlene Charissé
Marlene Charissé
Nadine Böhnke
Mike Arnus, Jana Bockius, Nadine Böhnke, Marlene Charissé, Carina Kockelke, Janine Meyer, Elena
Reudenbach, Natalie Servatius, Natalia Werschbizky,
Sarah Weyers, Samira Yontar
102
Telefon: 0211 82 89 88-0
Internet: www.quirinbank.de
E-Mail: [email protected]
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