ÖKZ 55.JG(2014) 8-9
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ÖKZ 55.JG(2014) 8-9
EMT Primärversorgung 55. JG (2014) 08-09 | € 11,– Gesundheitsförderung Gender-Medizin P.b.b. GZ 02Z033434 M | Verlagspostamt: A-8041 Graz, Kasernstraße 80/8/25 | www.schaffler-verlag.com | ISSN 0472-5530 schaf fler verlag Save the Date ademy äger ac r d , 4 1 er 20 . oktob r: 24. – 25 in edz e – sivm ung für Inten Intensivbeatm thos r u k d h un pa Cras ach asierter b z n e r Appro id te r e ti n ein ev rie gisch o physiolo Jetzt aktuell: Unser Seminarprogramm im 2. Halbjahr 2014 Mit einem vielfältigen Aus- und Weiterbildungsangebot für medizinisches und medizintechnisches Personal vermittelt und vertieft die Dräger Academy aktuelles fachorientiertes Wissen. Dabei arbeitet sie mit international anerkannten Fachleuten als Referenten zusammen. Die Veranstaltungen sind vom Fortbildungsreferat der Österreichischen Ärztekammer für das Diplom-Fortbildungsprogramm approbiert. Mehr dazu unter +43 1 60904 DW 911. infoS Und anmeldUng: www.draeger.com/academy Editorial :: Foto: Inge Prader Stimmungsbilder Jeden Morgen, knapp vor sechs Uhr, postet Sabine Oberhauser ein Foto in ihre FacebookChronik: ein Wetterstimmungsbild, wenn sie mit ihrem Hund Felix am Westrand Wiens Gassi geht. Diese Runden könnten in der nächsten Zeit etwas kürzer werden. Auf dem Schreibtisch, den Alois Stöger seiner Nachfolgerin hinterlassen hat, stapeln sich die Akten. Obenauf der Entwurf zur Novelle des Ärztegesetzes, in dem die neue Ärzteausbildung geregelt wird. Die Änderung soll Anfang kommenden Jahres, also in knapp vier Monaten in Kraft treten und die Krankenhausträger monieren in ihren Stellungnahmen unter anderem, dass diese Frist zu kurz ist, um die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen. Die Österreichische Ärztekammer hat sich offiziell zwar positiv zum Gesetzesentwurf geäußert, doch wie die Honorierung der Lehrpraxis erfolgen soll, ist noch gänzlich ungeklärt, und aus verschiedenen Kammerecken kommt Widerstand gegen die gesamte Novelle. Ebenso wie gegen die meisten anderen Neuerungsvorhaben im Gesundheitswesen, von Primärversorgung bis ELGA. Gerade von den Standesvertretern, die sich gern als die Stiefkinder des Gesundheitssystems und sämtlicher Reformvorhaben sehen, wurde die Ärztin Oberhauser im neuen Amt begrüßt wie die gute Fee, die jeden Bann zu lösen vermag. Der Wiener Ärztekammerpräsident konnte nicht umhin, seinen Jubel schon via Pressemeldung hinauszuposaunen, während das Gremium noch tagte und die Bestellung zur Gesundheitsminis terin noch nicht offiziell war. Prompt antwortete Oberhauser in ihrem ersten TV-Interview auf die Frage, ob der Zeitplan für die elektronische Gesundheitsakte ELGA halte: „Wichtig ist, dass die Anwender einen Benefit darin sehen. Mir ist lieber, es ist alles ordentlich, das ist kein Wettlauf mit der Zeit.“ Da werden im Speziellen die Ärztevertreter einhaken, die ELGA nach wie vor als „Klumpert“ abqualifizieren. Bei der Primärversorgung neuen Stils, von Oberhauser gern „Grätzelmedizin“ genannt, kann überhaupt noch alles scheitern. Da liegt der Ball jetzt bei den Ländern und den Sozialversicherungen – und dem Goodwill der Ärzteschaft. Die Gesundheitsministerin kann, wie sie selbst sagt, nur moderierend eingreifen, weil im Zielsteuerungsvertrag keinerlei Sanktionen vorgesehen sind, sollten sich die Partner nicht an die Wunschvorgaben halten. Und so ist völlig offen, ob es tatsächlich zu vernünftigen Lösungen kommt, die für die Patienten ebenso positive Veränderungen bringen wie für die Gesundheitsausgaben. Dabei zeigen etliche Beispiele aus der ganzen Welt, dass der EinzelkämpferHausarzt nicht mehr die beste Lösung ist. In der kanadischen 4,6-Millionen-Einwohner-Provinz British Columbia etwa wurde seit 2006 mehr als eine Milliarde kanadische Dollar (ca. 700 Millionen Euro) investiert, um die Honorare der Hausärzte aufzustocken. Anders als in anderen Provinzen wurde darauf verzichtet, PrimaryHealth-Care-Netzwerke aufzubauen. Resultat: Die Gesundheitsversorgung ist für Patienten schwerer zugänglich und noch schlechter koordiniert als zuvor und die Ärzte sind ebenfalls unzufrieden, weil überlastet.* So wird die neue Gesundheitsministerin viel von ihrem Moderationstalent brauchen, um ihre einstigen Kollegen und die Systempartner von Reformen zu überzeugen. Und viele Runden mit Felix, um ihre Nerven zu beruhigen. Elisabeth Tschachler [email protected] * Lavergne EM et al (2014): Full-Service Family Practice in British Columbia: Policy Interventions and Trends in Practice, 1991–2010. Healthcare Policy, 9(4): 32-47. Die Unterscheidung zwischen redaktionellen Inhalten und Werbung ist unseren Lesern und uns wichtig. Entgeltliche Einschaltungen sind im Sinne des § 26 Mediengesetzes als solche gekennzeichnet, in anderer Schrift gesetzt, orange hinterlegt oder Teil von gesundheitswirtschaft. 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 3 Was war und wird 06 Und was ist jetzt? Potjomkinsche Notfallaufnahme. Ärzteausbildung neu. Zuviel Beratung. Morgenbesprechung mit Medizin- Studienvertreter Jannik Stühmeier Wo ELGA steht Wo die Gesundheitsreform steht 08 Primärversorgung neu: Das Ende des Einzelkämpfertums 11 Gesundheitsförderung: Wenig Evidenz für den Nutzen 22 Patientenaktenlage: Reden Befürworter und Gegner von derselben Sache? Wo Koordination fehlt Sonderthema: Hygiene Warum Einheitlichkeit wichtig ist 43 Nosokomiale Infektionen: Unterschiedliche Datenerfassung 26 Demenz: Keine österreichweit Wozu es Daten braucht 14 akkordierte Vorgehensweise in der Versorgung Minimaler Pflegedatensatz: Die Pflegepraxis abbilden 48 Wie gut ist die Wo es Forschung braucht Was Gemeinsamkeit schafft 17 Ischler Gesundheitswerkstatt: Wie vulnerable Gruppen versorgt werden können Der Mann als Maß aller Dinge in Arzneimittelstudien 30 E-Health-Serie Teil 66: Benutzerfreundlichkeit 20 Wendekraft: Wie Menschen auf Hygieneverordnung? 47 CAS Clean-Air-Service: Partnerschaftliches MehrAugen-Prinzip 28 Gender-Medizin: Was E-Health bringt Was Management kann Wo es Feinschliff braucht 50 MAQUET Österreich: Gesamtkonzepte aus einer Hand 51 ÖRRG: Sommerfest & Jahrestagung 2014 52 Anbieter-Verzeichnis Veränderungen reagieren Am schnellsten löst 4 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Innensichten 58 Serie Innensichten Teil 22: Der Hartnäckige gesundheitswirtschaft 33 gsm: Neue AEMP im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried 35 la pura women’s health resort: Frauenspezifische Medizin Was Unternehmen leisten Rubriken 29 A1 Telekom: Online im 03 Editorial 36 nora flooring systems: 25 Leserbriefe 30 Tieto Austria: 32 International Primärversorgungszentren in Österreich – ein gutes Konzept? 36 Impressum 31 ELGA GmbH: ELGA kommt Schritt für Schritt 35 Cleanroom Technology Austria: Im Gespräch mit Roman Czech Kautschukböden – Die Allrounder fürs Gesundheitswesen 37 JASTRINSKY: Mehr Platz für kleine und größere Patienten in Schwarzach 38 IIR: Die Spital 2014 – Ein Nachbericht 38 SER Solutions: Erweiterung zum universellen Multimedia-Archiv Krankenzimmer – Das neue E-Care-Terminal 56 Karikatur 42 Roche Diagnostics: Point-of-Care-Vernetzung – höhere Versorgungsqualität und ökonomische Vorteile 59 Menschen im Gesundheitswesen 60 A. di Positas 61 Termine 57 Human Resources im 62 Schlusspunkt 40 wirtschaftliche lösungen: Gesundheitswesen, Teil 2: Unternehmenskultur und Personalentwicklung 63 Vorteilskarte 59 GRP Consult: Checkliste Gehalt 39 Alpen-Adria-Universität Klagenfurt: Neuer Universitätslehrgang Laborbetrieb kostengünstig & effizient man die Probleme anderer. 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com @_unkaputtbar_ Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 5 :: Was war und wird Potjomkinsche Notfallaufnahme Am 4. April dieses Jahres gab Josef Pühringer, Landeshauptmann und Gesundheitsreferent Oberösterreichs, eine seiner zahlreichen Pressekonferenzen. Thema: „Klinikum-Standort Grieskirchen auf Dauer gesichert und mehrfach gestärkt“. Doch in letzter Zeit fragen sich Bevölkerung und Ärzte, ob nicht weniger mehr wäre. Das auf drei Standorte (zwei in Wels und einer in Grieskirchen) verteilte Klinikum betreibt in Grieskirchen ein Standardkrankenhaus mit 24-Stunden-Erstversorgung. Seit April sind dort die Unfallchirurgen zwischen 19 und sieben Uhr nur auf Rufbereitschaft, die Erstversorgung erfolgt in dieser Zeit – wie laut Krankenanstaltengesetz auch möglich – durch einen Anästhesisten. nz Transpare arina Hintrin schrieb Kath e b n ri e 10 0 it e 2 r rb e Im Jänn ftliche Mita wissenscha alth ger, damals stitut für He In oltzmann B dass die ig Z, w d K Ö Lu r am ent, in de m ss e in ss A y mer wieder Technolog rtbildung im fo e: m d n lo rü ip G D er der ärztliche n gerate. Ein io t ss h ku ic n is s D a heftige dustrie, d durch die In Sponsoring werde.* offengelegt r der Pharie Mitgliede d n lle o w der Pharma Ab 2015 enverbands ss re ie te w In so s e g mig, d Sponsorin un solches eit mit der industrie, n m sa menarb Zu r e d n e n veröffentandere Art n Webseite re ih f u a ft a nsparenz in Ärztesch ffen von Tra a E ch S s a aft „D lichen. en Ärztesch gen zwisch n u pricht h e ts zi n e e B den Industrie r e h sc ti u ze a erungen“, und pharm onalen Ford ti a rn te in n . „Entscheijahrelange tringer dazu in H a hen n ri a sagt Kath it der fachlic abhängigke n der U n ie e d t ss is dend n Intere tschaftliche abe ir fg w r K (2010): u n A t vo is e , lt n * Hintringe terInha erzustelle ch ildung in Ös si s ie D Ärztefortb . ische Sponsoren österreich reich. Das ÖKZ gten.“ itswesen – he nd aller Beteili su Ge schafft Was Wissen Ärztefortb ildung in Öst Die Realität sieht so aus, dass die Patienten zuweilen lange warten müssen, wenn der Anästhesist beispielsweise auf der Chirurgie oder der Geburtenabteilung benötigt wird. Unfallchirurgisch zu behandelnde Patienten werden für den nächsten Tag wiederbestellt oder ins 17 Kilometer entfernte Wels weitergeschickt und ärgern sich darüber, den Umweg in Kauf genommen zu haben. Als Grund für diese Lösung wird von der Ärztlichen Leitung des Klinikums der Ärztemangel angeführt, die Ärzte selbst vermuten Einsparungen aufgrund der Spitalsreform. Die potjomkinsche nächtliche Notfallaufnahme in Grieskirchen – wie übri gens auch die in Gmunden und Schärding – weiterhin aufrecht zu erhalten, sei jedenfalls eine politische Entscheidung, heißt es vonseiten der Krankenhausleitung. ET :: erreich sein, ist für Ärzte ein Wissens zu Stand des enzen, wenn Auf dem neuestens bleibt es ohne Konsequ amm teilnimmt. Pflicht. Allerding ortbildungs-Progr am Diplom-F Arzt nicht r Hintringe n ärztKatharina setzungen/) ine der wesentlichste en ist die iplom/voraus eg-zum-dfp-d Landesärztelichen Berufspflicht an Krangramm/der-w ringung Gülbei der zuständigen bildungs-pro hat es eine Leistungserb und einen DFP-Antrag ausgestellt, Vorschriften nach dem aktuellen e kein sammeln und bestehenden Wird das Diplom Vermehken und Gesunden darf laut DFP-Richtlini sowie nach n die rasche kammer einreichen. In dieser Frist medizinische dards. Durch Stand der Wissenschaft drei Jahren. kontinuierlich in einer anderen kann wieder tigkeit von hen Qualitätsstan auch nicht sich Mediziner ÄrztIn werden. fachspezifisc gerecht zu n Wissens müssen weiteres DFP-Diplom, werden, aber der/die nach Ablauf dieser ungspflicht um beantragt rung medizinische Ärztegesetz eln fortfahren, Fachrichtung um ihrer Berufsausüb laut § 49 Abs 1 Fortzu können. Punktesamm weiterbilden, Fortbildung Rahmen von fleißig mit dem die ärztliche Diplom beantragen und hat im t erneut ein Seit 2001 ist verpflichtend der ammern und/oder Dreijahresfris Österreich d.h. nimmt 1998 auch in von den Landesärztek des Diploms, sind, zu erfolalboten, die bleibt das (ÖÄK) anerkannt zu einer Ausstellung ist nicht bildungsange ramm teil, hen Ärztekammer diese Pflicht erfüllt, Kommt es nicht ildungs-Prog bisher einzigen der Österreichisc jeder Arzt am Diplom-Fortb Die Teilnahme am ist Arzt nicht n. Ärztin und regelwerk Konsequenze gen. Wie jede Fortbildungs dies cherten geregelt. lerdings ohne geknüpft, wie eit* am weiter gesetzlich hen qualitätsgesi noch an Pflichten Abschlussarb österreichisc etc.) der Fall an weder an Rechte ne akademische anagement , USA, Niederlande Deutschland, freiwillig und abgeschlosse Gesundheitsm Eine kürzlich Ländern (DeutschlandArzt/einer Ärztin in (Innsbruck, Sozial- und beanderen Innsbruck einer in Nonprofit-, einem Center innerhalb drohen ärztStudiengang pflicht nicht ule MCI Management ngen bis und Finanzierung ist. Zum Beispiel Fortbildungs der Fachhochsch sich mit der Organisation lussarbeit von Honorarkürzu der/die seiner/ihrer Sanktionen 2 Studienabsch im Hinnachkommt, Tirol) beschäftigte in Österreich. Ziel dieser tigung . Fortbildung stimmten Frist der ärztlichen der Berufsberech hen Syslicher Fortbildung hin zum Verlust im österreichisc derzeitige Situation war es, die agen wurden und Finanzierung Forschungsfr ng blick auf OrganisationBeantwortung der deZur Finanzieru ärztlichen Fortbildungs spielt auch [= 92 tem abzubilden. ge bei Veranstaltern von 17,92 Prozent ärztlichen Fortbildung die Ärzteschaft te der eine Online-Umfra Österreich (Rücklaufquo Literaturrecherchen Organisation Rolle. Während Neben der en in der ärztlichen eine wesentliche agungen und veranstaltung und Gestaltung ren Finanzierung befragten ) sowie Expertenbefr der Organisation Prozent der Antworten] (knapp 80 g für die die Kompetenz . durchgeführt für sich beansprucht der Verantwortun Fortbildung der Übernahme der. , ist sie bei Veranstalter) on Mitteln zurückhalten im ärztaus eigenen Organisati en wesentlicher 1 Finanzierung veranstaltung ng. mung ist ein Fortbildungs hen Ärztefortbildu er der Selbstbestim Prozent der werden 53 durch das BetriebsbudDer Grundsatz in der österreichisc r und eigenständig bühren oder Laut Umfrage der Veran– so auch Teilnahmege 20 Prozent lichen Beruf ein unabhängige Auslagerung g für ihre der Ärzte, entweder durch Veranstalter abgedeckt. Absicht der kontiGegenleistun Die Akademie ÖÄK mit der Neben der die eine get der befragten von Finanziers, die keine 1995 von der ÖÄK gegründet. (CME)] Verein, wurde von Sponsoren, werden education Prozent rates aus der staltungen und 20 Die Sponsomedical finanziert. des Bildungsrefe g erwarten, ng [continuing und -Zertifikate, Unterstützun Ärztefortbildu Beitrag erwarten, Banken, öffentn ÖÄK-Diplome g für ihren nuierlichen möglichkeite g ktehersteller, der Ärzte auch Gegenleistun Fortbildungs Gegenleistun n, Medizinprodu bietet die Akademieund diverse andere fordern als ren (Pharmafirme ngen sträger etc.) n und ReferenFacharztprüfu Versicherung Referentinne Verliche Hand, Ärztinnen an. Auswahl der fläche am eit war cht bei der für Ärzte und g, Ausstellungs Abschlussarb Mitsprachere stungen zu bei der Veranstaltun ihre Produkte/Lei durch die fasste akademische ten, Redezeit relevant, die zusammenge Möglichkeit, 1995 eiFür die hier rt und die e Fortbildung (DFP)“ anstaltungso kontinuierlich gramms eivor allem die bildungs-Pro . des DFP ist präsentieren direkt beim des „Diplom-Fort bekommen hat. Ziel Gründung Medikamente dards in der chen Rahmen führte in gspflichtige Qualitätsstan verschreibun zu bewerben, nen organisatoris einheitlichen für Mediziner, Patienten – Das Verbot, dass UnterSchaffung von die Möglichkeit – also beim System nerseits die Ländern dazu, Ärzte Konsumenten ng und andererseits in einem geregelten muss europäischen kteindustrie Ärztefortbildu und vielen pflicht strukturiert zu bekommen, und Medizinprodu Österreich der Pharmaihre Fortbildungs DFP-Diplom ausgestellt nach einem nehmen aus Um ein 150 DFP-Punkte rtzu erfüllen. 9 drei Jahren .at/diplom-fo von ÖKZ – n arztakademie der Arzt innerhalb eitswese n Schema (http://www. vorgegebene chische Gesundh Das österrei www.schaffler-verla 01-02 | 51. Jg. (2010), g.com 0), 01-02, S. 51. Jg. (201 9. GRILL-Faktor, Quartal 02 /2014 Stellenangebot-Bewerber-Ratio / ÄrztInnen / Österreich: Anästhesiologie und Intensivmedizin . . . . . . . . . . . mehr Stellen Augenheilkunde und Optometrie . . . . . . . . . . . . . . . mehr Stellen Chirurgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mehr Bewerber Frauenheilkunde und Geburtshilfe . . . . . . . . . . . . . mehr Stellen Innere Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mehr Stellen Kinder- und Jugendheilkunde . . . . . . . . . . . . . . . . . mehr Stellen Neurologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mehr Stellen Orthopädie und orthopädische Chirurgie . . . . . . . mehr Bewerber Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin . . . mehr Stellen Entgeltliche Einschaltung Radiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mehr Bewerber Urologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . mehr Bewerber Mehr Detailinformationen erhalten GRPconsultKunden gerne – Beschreibung siehe Webseite: www.grillfaktor.at Quelle: www.grpconsult.at – Ihr Recruiting-Spezialist Zu viel Beratung Der Stadtrechnungshof Wien stellt in seinem Bericht fest, dass die Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) in den Jahren 2009 bis 2012 „keinen Gesamtüberblick über die von der Unternehmung extern vergebenen Beratungsleistungen hatte“.1 Zwar sind die externen Beratungsleistungen in diesem Zeitraum von 10,7 auf 5,5 Millionen Euro zurückgegangen, doch eine Reihe dieser Leistungen sei den Kernaufgaben des KAV zuzurechnen gewesen, die „grundsätzlich im Eigenbereich unter Ausnützung der Personalressourcen der Unternehmung und des vorhandenen Fachwissens abgewickelt werden sollten“, vor allem, was Vergabeverfahren und die Dienste von Rechtskundigen betreffe, kritisieren die Prüfer. ET 6 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Was war und wird Ärzteausbildung neu Noch zu Redaktionsschluss der letzten Ausgabe der ÖKZ konnte Silvia Türk, Leiterin der Abteilung für Qualität im Gesundheitssystem im Gesundheitsministerium, nicht sagen, bis wann die Reform der Ärzteausbildung reif für einen Beschluss sein würde.2 Am 25. Juli ging die entsprechende Änderung des Ärztegesetzes dann doch in die Begutachtung (die Frist dafür endete am 22. August).3 Die Ärztekammer, bis auf die Vertreter in Nieder österreich grundsätzlich positiv zum Gesetzesentwurf eingestellt, vermisst im Entwurf Aussagen, die eine Finanzierung der Lehrpraxis garantieren, und fürchtet, „dass die Primärversorgung in Österreich mittelfristig zusammenbricht, wenn in der Ausbildung der künftigen Hausärzte eine Lehrpraxis verpflichtend vorgesehen ist, aber diese nicht mit öffentlichen Mitteln ausreichend gefördert wird“. Die Krankenanstaltenträger in Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark – die wortgleiche Stellungnahmen abgegeben haben – lehnen unter anderem die vorgesehene Verbindung einer Anerkennung als Ausbildungsstätte mit der Übertragung von Aufgaben im mitverantwortlichen Tätigkeitsbereich der Pflege ab. Und Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer kritisiert in seinem Blog die Überwachung der Ausbildungsqualität durch die Ärztekammer und die damit verknüpfte Anerkennung als Ausbildungsstätte als „Blendwerk. Real wird die Zahl der notwendigen Turnusärzte weiterhin durch einen Bettenschlüssel bestimmt und nicht durch Ausbildungsinhalte oder gar den Bedarf“. ET Stadtrechnungshof Wien (2014): Unternehmung „Wiener Krankenanstaltenverbund“, Prüfung der externen Beratungsleistungen. KA II - KAV-5/13. 2 Pichler E (2014): Langsame Mühlen. Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55- Jg. (2014) 6-7, Seite 8. 3 Bundesgesetz, mit dem das Ärztegesetz 1998 geändert wird. Text des Gesetzesentwurfs, Erläuterungen und Stellungnahmen Zugang: http://www. parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/ME/ME_00053/ index.shtml. Zugriff: 28.8.2014. 1 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com :: Morgenbesprechung mit Jannik Stühmeier, Vorsitze nder der Studienver tretung Human- un d Zahnmedizin, Medizinische Universität Inn sbruck Die Medizinstudenten haben sich lange für mehr Praxis im Studium eingesetzt. Nun ist das Klinisch Praktische Jahr (KPJ) an allen öffentlichen Medizin-Unis eingeführt. Sind Sie zufrieden? Jannik Stühmeier: Das KPJ ist eine gute Möglichkeit der praktischen Ausbildung, das Problem sind die Umsetzung und die Arbeitsbedingungen. Es ist von Krankenhaus zu Krankenhaus völlig unterschiedlich, wie die Lehre aufgebaut ist. Es gibt auch keine Kontrollen der einzelnen Abteilungen, in denen gelehrt wird. Studienvertreter Jannik Stühmeier: „Das Problem des Klinisch Praktischen Jahrs sind die Umsetzung und die Arbeitsbedingungen.“ Foto: privat Derzeit läuft eine Petition der ÖH Medizin mit dem Titel „Wir sind dann mal weg“, Adressaten sind die Minister für Gesundheit und Wissenschaft. Welche Unterstützung erho ffen Sie sich von Regierungsseite? Stühmeier: Drei Dinge: einen transpare nten, einheitlichen und verpflichtenden Ausbildungskatalog für alle Famulatur en, KPJ-Stellen sowie Fachärzteausbildungsstellen in Österreich; die Einfü hrung eines einheitlichen Grundgehalts für alle angestellten Ärzte und Ärzti nnen zumindest auf dem Niveau der Gehälter der Vorarlberger Landeskli niken mit gleichzeitiger verpflichtender Einführung der 48-Stunden-Woche für alle neuen Dienstverträge. Und schließlich eine gesetzlich geregelte Aufw andsentschädigung von 650 Euro pro Monat für alle KPJ-Studierenden in Öste rreich, um den enormen zeitlichen Aufwand leistbar zu machen. Die Arbeitsze iten im KPJ erlauben keine Nebenbeschäftigung. Da an den Studienorten nicht genügend Plätze zur Verfügung stehen, müssen manche Studierende für das KPJ übersiedeln, zuweilen zwei Mieten bezahlen. In einer Umfrage der Wien er ÖH gaben zwölf Prozent an, für dieses letzte Studienjahr einen Kredit aufn ehmen zu müssen. Die 650 Euro ergeben sich aus 50 Prozent der 1. Beso ldungsstufe, die z.B. auf Turnusärzte angewandt wird und derzeit mit 1.300 Euro pro Monat in den ersten drei Monaten vergütet wird. Außerdem wären koste nlose Unterbringung und Verpflegung mehr als angebracht. Gab es schon Reaktionen? Stühmeier: Alois Stöger sagte in einer Auss endung, das falle nicht in seinen Zuständigkeitsbereich. Wissenschaftsminis ter Reinhold Mitterlehner sagte, das sei Sache der Krankenhäuser. Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 7 :: Wo die Gesundheitsreform steht Ende des Einzelkämpfertums in der Primärversorgung? Foto: MAST - Fotolia.com Wunschzettel Ende Juni wurde das Konzept zur Primärversorgung von den Systempartnern unterzeichnet. Ehe der erste Patient in einer dieser erst zu schaffenden Einrichtungen betreut werden kann, müssen nicht nur rechtliche Fragen beantwortet werden. Elisabeth Tschachler M it Umfragen ist das so eine Sache: Meist kommt durch geschickte Fragestellung das heraus, was der Auftraggeber hören und verlauten will. Aber manchmal sind die Ergebnisse doch recht aufschlussreich. 50 Prozent der österreichischen Bevölkerung haben keine Ahnung, ob sie es gut oder schlecht finden sollen, wenn sie nicht mehr nur vom Hausarzt, sondern von einem ganzen Team aus Allgemeinmedizinern, Pflegepersonen und Therapeuten betreut werden. Das ergab die Bevölkerungsstudie zur Gesundheitsreform, die das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger im April und Mai dieses Jahres durchgeführt hat. Erste Stufe Dabei wurde diese Art der Primärversorgung im Team („Primary Health Care“ PHC) bereits 1978 von der Weltgesundheitsorganisation WHO definiert: als erste Stufe eines Versorgungsprozesses, für jedermann leicht zugänglich und in die Lebens- und Arbeitswelt der Patienten integriert. Was in Ländern wie Australien, England, Spanien, den Niederlanden, Finnland oder Dänemark seit Längerem Standard ist, das soll es demnächst auch in Österreich geben. Ende Juni einigten sich die Mitglieder der Bundes-Zielsteuerungskommission auf ein Konzept, das in den vergangenen Monaten von Vertretern von Bund, Ländern, der Sozialversicherung und der Gesundheit Österreich GmbH ausgearbeitet worden war. Das 27-Seiten-Papier sieht „die allgemeine und direkt zugängliche erste Kontaktstelle für alle Menschen mit gesundheitlichen Problemen im Sinne einer umfassenden Grundversorgung“ vor, ganz so, wie es in Paragraf drei des BundesZielsteuerungsvertrags festgeschrieben ist. Für Gesundheitsminister Alois Stöger „ein Brückenschlag in die Zukunft.“1 8 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Wo die Gesundheitsreform steht Zugleich sollen die einzelnen Versorgungswege transparenter werden, die Behandlung von chronischen Patienten kontinuierlicher und nachhaltiger, der Beruf des Allgemeinmediziners attraktiver und die Honorierung so gestaltet, dass effektive und nicht quantitative Leistungserbringung einen Anreiz darstellt. Möglich soll das alles durch eine Vernetzung der einzelnen Akteure werden, die sich tatsächlich oder virtuell um das Kernteam aus Hausarzt, Krankenpflegeperson und Ordinationsassistent gruppieren, eine Erreichbarkeit von 24 Stunden an sieben Tagen der Woche garantieren, Hausbesuche machen und von einer zusätzlichen telefon- und webbasierten medizinischen Auskunftei unterstützt werden. Naives Papier Foto: privat „Das ist nicht mehr als ein Wunschzettel“, sagt der Arzt und Public-HealthExperte Franz Piribauer, Mitbegründer des Sozialmedizinischen Zentrums Graz-Süd Liebenau, eines bereits in den 1980er-Jahren etablierten PHCPublic-Health-Experte ähnlichen Projekts. Auch wenn PiriFranz Piribauer: „Keine Referenzen auf bauer es insgesamt löblich findet, internationale Standards.“ dass mit 30 Jahren Verzögerung endlich auch in Österreich Schritte in Richtung organisierter Primärversorgung gesetzt werden, so vermisst er „in dem absolut naiven Papier Referenzen auf bestehende Modelle in anderen Ländern und internationale Standards“. Ebenso fehle die sorgfältige Analyse des Ist-Zustandes, was allerdings nicht weiter verwunderlich sei, denn die Politik wisse aufgrund des chronischen Datenmangels gar nicht, was sie alles nicht wisse. Jedenfalls werde „es nicht damit getan sein, dass sich ein paar Leute zusammentun und auf ihr Türschild Primary Health Care schreiben“, sagt Piribauer. „Es braucht unbedingt eine entsprechende Ausbildung der Akteure“, sagt Martin Sprenger, Allgemeinmediziner und Leiter des Universitätslehrgangs Public Health an der Medizinischen Universität Graz, „da sind wir ebenso rückständig wie in der Versorgungsforschung.“ An einer Reform der Allgemeinmediziner-Ausbildung wird schon lange gebastelt, jetzt gibt es einen Gesetzesentwurf, der noch dieses Jahr im Nationalrat beschlossen werden soll. Die detaillierten Ausbildungsinhalte sind Sache der Ärztekammer. Auch die Pflegeausbildung soll entsprechend angepasst werden. 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Foto: privat Was die Finanzierung anlangt, ist noch alles offen. Etwas verquast heißt es im Konzept, dass ein „gemeinsames Finanzierungspaket zu schnüren [sein wird], das dem Versorgungsangebot in den jeweiligen Sektoren gerecht wird“. Immerhin besteht die Möglichkeit, für den Auf- und Ausbau der multiprofessionellen und interdisziplinären Primärversorgung Mittel aus dem Martin Sprenger, MedUni Graz: EU-Förderungsprogramm ländli„Hochtechnikmedizin ist nicht cher Entwicklung ELER zu lukriegleichbedeutend mit einer Verbesserung der Gesundheit.“ ren. Und zwar bis 2020 rund zehn Millionen Euro, die Gesundheitsdiensteanbietern, Städten und Gemeinden zugutekommen sollen. Allerdings nur bei einer Kofinanzierung durch die Länder. Aus dem Finanzministerium wiederum ist zu hören, dass das Primary-HealthCare-Konzept begrüßt werde, dass es aber wichtig sei, die Ausgabenobergrenzen einzuhalten und Doppelstrukturen zu vermeiden. Kein Geldsack Über die Art der Honorierung der einzelnen Berufsgruppen, allen voran der Ärzte, muss ebenfalls erst verhandelt werden, was umso schwieriger ist, als die Honorierungsordnungen der einzelnen Krankenkassen schon jetzt äußerst unterschiedlich sind. Im Konzept werden mögliche Modelle – Budget, Kopfpauschale, Fallpauschale, Einzelleistungsvergütung, Pay for Performance – mit Vorund Nachteilen aufgezählt, ohne dass einem der Vorzug gegeben wird. „Wenn der Schwerpunkt nicht mehr auf der Einzelleistung, sondern auf der Betreuung und Begleitung der Patienten liegt, muss das honoriert werden“, sagt Bernhard Wurzer, stellvertretender Generaldirektor im Hauptverband der Sozialversicherungsträger. Nachsatz: „Ohne dass solche Posten immer dazu addiert werden.“ Zudem muss auch erst vereinbart werden, wie das Einkommen der anderen Teammitglieder geregelt wird. „Dass man einen Geldsack in die Mitte stellt und der Arzt teilt den Inhalt unter den Akteuren auf, wird es jedenfalls nicht spielen“, sagt Gabriele Jaksch, Präsidentin von MTDAustria, dem Dachverband der gehobenen medizinisch-technischen Dienste Österreichs, zu denen Diätologinnen ebenso gehören wie beispielsweise Physiotherapeuten oder Logopädinnen. Freie Arztwahl Laut Piribauer gibt es international „eine scharfe Hinwendung zur Kopfpauschale“. Das bedeutet: Alle Bernhard Wurzer, Hauptverband: Menschen eines Einzugsgebietes „Wenn der Schwerpunkt nicht sind bei einem Team eingeschriemehr auf der Einzelleistung liegt, muss das honoriert werden.“ ben. Das muss nicht für alle Zeiten sein, in Frankreich etwa gilt die Bindung nur ein Jahr. Mit dieser Honorierungsweise wird Überversorgung eingedämmt und sie befördert Patientenorientierung und Wettbewerb. Bloß ist sie mit der in Österreich nach wie vor politisch Foto: Wilke Gleich mehrere Probleme des österreichischen Gesundheitswesens soll das Modell der Primärversorgung lösen: :: die unzureichende Lenkung der Patienten durch das Gesundheitssystem, zumal in Ballungsgebieten auch die medizinische Grundversorgung immer öfter in den Spitalsambulanzen stattfindet; :: die im internationalen Vergleich immer noch zu häufigen stationären Aufnahmen; :: die mangelnde Koordinierung der einzelnen Versorgungsstufen sowie der Gesundheits- und Sozialdienste; :: die aus Patientensicht wenig serviceorientierten Öffnungszeiten im ambulanten Bereich; :: die bislang unkoordinierte und bruchstückhafte Gesundheitsförderung und Prävention. :: Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 9 :: Wo die Gesundheitsreform steht gewollten freien Arztwahl nicht vereinbar. Das Festhalten an der freien Arztwahl ist überhaupt so eine Sache, die den Erfolg einer funktionierenden Primärversorgung gefährdet. „Es geht um die Stärkung der Rolle der Allgemeinmedizin, eine klare Profilbildung gegenüber der zweiten Versorgungsstufe (ambulante spezialisierte Versorgung durch niedergelassene Fachärztinnen und Fachärzte, Ambulatorien und Spitalsambulanzen), ohne damit den freien Zugang zu den einzelnen Versorgungsstufen zu beschränken“, lautet das Vorhaben im Konzept, das ein wenig nach Quadratur des Kreises klingt. Die GfK-Umfrage ergab, dass zwar 93 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher angeben, einen Haus- bzw. Vertrauensarzt zu haben. Aber für rund jeden Zweiten ist der bei medizinischen Problemen nicht die erste Anlaufstelle: Facharzt oder Spitalsambulanz werden eher angesteuert. Und rund ein Drittel der Befragten sieht auch keinen Vorteil darin, wenn der Hausarzt alle Fäden in der Hand hält. Wie also sollen die Menschen in die Primärversorgung neuen Zuschnitts umgelenkt werden, wenn es ihrem Gutdünken überlassen bleibt, wo sie um medizinische Behandlung einkommen? Der Zielsteuerungsvertrag sieht vor, dass bis 2016 ein Prozent der österreichischen Bevölkerung in den PHC-Modellen betreut wird. Bernhard Wurzer ist vom „Steuerungseffekt durch die normative Kraft des Faktischen“ überzeugt, was wohl so viel heißt wie: Die Ärzte und Ärztinnen engagieren sich in PHC und nehmen ihre Patienten quasi mit. Arzt im Mittelpunkt Dass sich die Ärzte für die neue Primärversorgung begeistern, stand bis zuletzt auf der Kippe und ist auch weiterhin alles andere als gesichert. In den ersten Entwürfen kamen die Begriffe „Hausarzt“ oder „Allgemeinmediziner“ nicht ein einziges Mal vor. Vielmehr war stets von „multiprofessioneller und interdisziplinärer Versorgung“ die Rede. Grund genug für die Ärztekammer, die Abschaffung des Hausarztes und überhaupt „der sozialen Medizin, wie wir sie kennen“ zu wähnen und sich „gegen Schildbürgerstreiche in der Gesundheitspolitik“ in Position zu bringen. So wurde in Foto: JAMÖ Optimistische Jungmediziner Sebastian Huter: Lernen, wie man im Team arbeitet. Die JAMÖ, die Gruppe der jungen Allgemeinmediziner Österreichs, macht das bestehende Konzept der Primary Health Care „optimistisch, dass wir in Zukunft bessere Arbeitsbedingungen und mehr Teamarbeit in der Primärversorgung vorfinden werden, womit auch das Profil des Faches Allgemeinmedizin geschärft wird“. Allerdings findet JAMÖ-Sprecher Sebastian Huter die freie Arztwahl „kontraproduktiv. Die PHC sollte die erste Anlaufstelle sein. Dafür muss sich aber erst eine Kultur entwickeln.“ Jedenfalls müsse laut Huter die Ausbildung angepasst werden. Es müsse Leadership gelehrt werden, aber auch, wie man im Team arbeitet. Auch Lehrinhalte zu Prävention und Gesundheitsförderung fehlen derzeit weitgehend im Medizinstudium und in der Ausbildung zum Allgemeinmediziner. der letzten Verhandlungsrunde der Hausarzt, bisher nicht gerade Liebkind der Politiker, zur zentralen Person der Primärversorgung à l’autrichienne, womit weder die Patientenanwaltschaft – die naturgemäß gern die Patienten im Mittelpunkt sehen würde –, noch die anderen Berufsgruppen eine große Freude haben. „International ist es üblich, dass abgesehen von Ärzten auch die Vertreter von MTD-Berufsgruppen als Erstes aufgesucht werden können, wenn sie gewisse Kriterien erfüllen“, sagt Gabriele Jaksch und will diese Bestimmung auch in Österreich verankert sehen. „Das ist insofern sinnvoll, als die Ärzte es allein nie schaffen werden, die Menschen auch präventiv und im Sinn der Gesundheitsförderung zu versorgen.“ Auch die Präsidentin des Gesundheitsund Krankenpflegeverbandes Ursula Frohner ist vom gelungenen Versuch der Ärztekammer, die Vormachtstellung der Hausärzte abzusichern, wenig begeistert. Pseudolösungen mit Staubsaugereffekt Als Erstes müssen nun ohnehin legistische Schritte gesetzt und ein Rahmenregelwerk für die einzelnen Organisationsformen geschaffen werden. Dabei geht es um Berufsrechte ebenso wie um Haftungsfragen. Bis Ende des Jahres sollen die entsprechenden Gesetze im Parlament beschlossen sein. An Pilotprojekten wird jetzt schon getüftelt, sie dürfen in Großstädten anders aussehen als auf dem Land. Das genaue Leistungsspektrum muss erst mit der Sozialversicherung und anderen Finanzierungsträgern vereinbart werden. Dabei ist unter anderem eins wichtig, sagt Martin Sprenger: „Alle Beteiligten müssen verstehen, dass Hochtechnikmedizin nicht gleichbedeutend mit einer Verbesserung der Gesundheit ist.“ Doch dieser Gedanke sei derzeit so fest in den Köpfen verankert, dass alles auf die Versorgung im Krankenhaus ausgerichtet sei. Deshalb sei zu befürchten, dass etliche der Projekte, die jetzt aufgesetzt werden, „Pseudolösungen sind, den Krankenhäusern vorgeschaltete Einrichtungen, die im Grunde nichts anderes sind als eine Triagestelle. Durch die Nähe zu dem technischen Pipapo im Spital kann es dann zu einem Staubsaugereffekt kommen – das bedeutet: noch mehr Ambulanzbesuche und stationäre Aufenthalte.“ Ob die Ärzteschaft und Vertreter anderer Gesundheits- und Sozialberufe überhaupt an Primary Health Care teilnehmen wollen, ist nicht nur eine Frage der Legistik, des Honorars und der Reibereien zwischen den einzelnen Berufsgruppen. „Dieses Konzept richtet sich […] in erster Linie an die zukünftigen Einsteiger in die Primärversorgung“, umschreiben die Autoren das Faktum des Trägheitsmoments und Verharrens in gewohnten Strukturen. So geht auch Bernhard Wurzer vom Hauptverband nicht davon aus, dass die PHC-Netzwerke wie Pilze aus dem Boden schießen werden, und setzt auf nachfolgende Generationen. „Die jüngere Generation ist teamorientiert“, weiß Martin Sprenger aus seiner Arbeit mit Medizinstudenten und Jungärzten, „von 100 wollen 100 nicht mehr allein in einer Praxis sitzen“. :: Literatur: 1 Das Team rund um den Hausarzt. Konzept zur multiprofessionellen und interdisziplinären Primärversorgung in Österreich. Zugang: http://www.bmg.gv.at/cms/home/attachments/1/2/6/CH0998/CMS1404305722379/primaerversorgung.pdf. Zugriff: 2.7.2014. Elisabeth Tschachler [email protected] 10 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Wo die Gesundheitsreform steht :: Wie im Bundes-Zielsteuerungsvertrag vorgesehen, wurde vor rund einem halben Jahr die Gesundheitsförderungsstrategie beschlossen. Die ersten Etappen der Umsetzung sind noch in diesem Jahr zu nehmen. Gesundheitsförderung: Welche Maßnahmen helfen wirklich? Foto: ©Dionisvera - Fotolia.com Neue Töne – alte Ziele Erika Pichler S paß“ und „Drive“ zählen nicht unbedingt zu den Begriffen, die einem als Erstes einfallen, wenn man an Verhandlungen im Gesundheitsbereich denkt. Und doch gebraucht Judith delle Grazie, ministeriale Abteilungsleiterin für Gesundheitsförderung und Prävention, diese Worte, um aktuelle gesundheitspolitische Prozesse zu beschreiben. „Es hat wirklich Spaß gemacht, gemeinsam die Rahmen-Gesundheitsziele zu entwickeln und die Vorsorgemittel-Strategie umzusetzen“, sagt delle Grazie. „Diese Themen haben einen ziemlichen Drive bekommen, dadurch ist es gelungen, Gesundheitsförderung und die Orientierung an den Rahmen-Gesundheitszielen im Bundes-Zielsteuerungsvertrag zu verankern.“ Dies sei umso bemerkenswerter, als die bisherige Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Sozialversicherung primär auf den Versorgungsbereich fokussiert gewesen sei. Neue Kultur der Kooperation streicht er – nach „Meilensteinen“ in der Gesundheitsförderung gefragt – nicht Einzelmaßnahmen hervor, sondern das tatsächlich „partnerschaftliche und gemeinsame“ Vorgehen beim Entwickeln und Umsetzen von Projekten. Zwei Euro jährlich pro Person Soweit die neuen Töne zum Atmosphärischen. Zum Inhaltlichen ergeben sich dennoch einige Fragen: :: Wie weit kommt man mit 150 Millionen Euro? Auf zehn Jahre und achteinhalb Millionen Einwohner gerechnet, bedeutet diese Summe nicht einmal zwei Euro jährlich pro Person. :: Wie sieht es mit dem Monitoring der gesundheitsfördernden Maßnahmen aus, das im Bundes-Zielsteuerungsvertrag festgeschrieben ist und operativ bedeutet, eine „regelmäßige, systematische, international vergleichbare und soweit erforderlich regionalisierte Messung der Outcomes im Gesundheitsbereich (insbesondere der Wirkungen von Gesundheitsförderung, Prävention und Kuration) zu etablieren“.2 :: Wie evidenzbasiert werden die gesundheitsfördernden Maßnahmen wirklich sein? Immerhin sollte die Umsetzung der Gesundheitsförderungsstrategie an wissenschaftlicher Erkenntnis und Best Practice orientiert sein.3 Die Gesundheitsförderungsstrategie1 selbst, die im März dieses Jahres in Ergänzung zum Bundes-Zielsteuerungsvertrag beschlossen wurde, soll die Grundlage für die Ausschüttung der Gesundheitsförderungsmittel (150 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren) an die Landesgesundheitsfonds und für die Ausschüttung der zusätzlichen Vorsorgemittel (je 3,25 Millionen Euro für 2015 und 2016) an Bund, Länder und Sozialversicherung werden. Der Drive, Zum letzten Punkt, der Forderung von Evidenzbasiertheit, ist am den delle Grazie ortet, ist einer dem Vernehmen nach neuen Kultur wenigsten Konkretes zu hören. Es wurde keine der bekannten der Kooperation unter den Mitgliedern der Bundes-Zielsteuerungskommission geschuldet. „Das regelmäßiHTA-Institutionen des Landes beauftragt, ge Vernetzen der Akteure schon seit dem einen Überblick über Maßnahmen und Kaum Evidenz zur erstmaligen Beschluss der Vorsorgemittel Projekte zu schaffen, deren Nutzen durch ab dem Jahr 2010 trägt jetzt Früchte.“ Wirksamkeit gesundheits- wissenschaftliche Daten oder Studien abgesichert sind. „Das liegt daran, dass förderlicher Maßnahmen. Einen konstruktiven Stil bestätigt auch auch international betrachtet die Herstellung von Evidenz zur Wirksamkeit von Stefan Spitzbart, der im Hauptverband Gesundheitsförderungsmaßnahmen auf Bevölkerungsebene ein der österreichischen Sozialversicherungsträger für Gesundheitsförderung und Prävention zuständig ist. So wie delle Grazie noch wenig entwickeltes und wissenschaftlich sehr herausfordern- 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 11 Wo die Gesundheitsreform steht des Unterfangen ist. Es gibt in Österreich seitens der Gesundheit Österreich GmbH erste Ansätze, die methodischen Probleme in diesem Bereich zu lösen, und auch der Fonds Gesundes Österreich investiert laufend in die Schaffung von Evidenz“, sagt delle Grazie. „Doch noch ist es nicht möglich, alle Entscheidungen hinsichtlich der Umsetzung von Gesundheitsförderungsmaßnahmen evidenzbasiert zu treffen.“ Spitzbart verweist darauf, dass innerhalb der Sozialversicherung im Vorfeld der Strategieerstellung ein Überblick bestehender und wirksamer Maßnahmen erstellt worden sei, der eine gute Basis für weitere Maßnahmen darstelle. Was das Ausmaß der Mittel betrifft, die in die Gesundheitsförderung investiert werden, so können auch die genannten Gesprächspartner nicht umhin, von einem bescheidenen Anfang zu sprechen. „Natürlich sollte es mehr sein, vor allem im Vergleich zu den Mitteln, die für die Versorgung aufgewendet werden“, sagt Judith delle Grazie. Das österreichische Gesundheitssystem sei klar versorgungslastig. Dennoch sei sie sehr stolz darauf, dass es überhaupt gelungen sei, das Thema „Gesundheitsförderung“ als Querschnittsmaterie prominent in der Zielsteuerung zu verankern. Stefan Spitzbart ist dafür, das Glas nicht als halbleer, sondern als halbvoll zu betrachten. „Es könnte zwar mehr sein, andererseits sind Investitionen in die Gesundheitsförderung nicht immer zwangsläufig mit hohem Kapitaleinsatz verbunden. Man kann auch mit geringeren Mitteln durch gezielte Intervention schon viel erreichen und in bestimmten Bereichen etwas verändern“, sagt der Vertreter des Hauptverbands. Zudem seien die nunmehr beschlossenen Mittel für Gesundheitsförderung und Vorsorge nicht die einzigen Gelder, die in diesen Bereich investiert würden. Es gebe dafür schließlich auch Mittel im Fonds Gesundes Österreich und bei den Sozialversicherungsträgern sowie eigene Budgets in den Ländern. „Entscheidend ist, dass wir die Initiativen abstimmen und eine gemeinsame Stoßrichtung, entsprechend den Rahmengesundheitszielen, erreichen. Wir müssen eben vernetzter denken und gezielter investieren, damit das Geld auch sinnvoll eingesetzt wird“, so Spitzbart. Koordinationsaufgaben Judith delle Grazie, Gesundheitsministerium: Spaß und Drive bei den Verhandlungen Foto: Schiffl :: Bereiche sind etliche Maßnahmenpakete möglich – von Gesundheitsförderung bei Schwangeren und Kleinkindern bis zu Maßnahmen in Pflegeheimen und für Senioren. Priorisierte Schwerpunkte Außerdem wurden sechs Prioritäten festgelegt, denen innerhalb der nächsten drei Jahre verstärktes Augenmerk zukommen soll (siehe Kasten). Für diese „priorisierten Schwerpunkte“ sind mindestens 50 Prozent der Gesundheitsförderungsmittel sowie die für die Jahre 2015 und 2016 beschlossenen Vorsorgemittel verbindlich zu verwenden. Prioritäten in der Gesundheitsförderung Diesen Bereichen soll in den nächsten drei Jahren verstärktes Augenmerk zukommen: :: Frühe Hilfen :: Gesunde Kinderkrippen und gesunde Kindergärten :: Gesunde Schulen :: Gesunde Lebenswelten und gesunde Lebensstile von Jugendlichen und Menschen im erwerbsfähigen Alter :: Gesundheitskompetenz von Jungendlichen, Menschen im erwerbsfähigen Alter und älteren Menschen :: Soziale Teilhabe und psychosoziale Gesundheit von älteren Menschen Der Löwenanteil der Mittel für Gesundheitsförderung, nämlich 130 von 150 Millionen, fließt dem Sozialversicherungsbereich zu (die restlichen 20 Millionen den Ländern selbst).4 Die Rolle des Hauptverbands sei allerdings eine rein kommunikative und innerhalb der Sozialversicherung koordinierend, sagt Spitzbart. „Unsere AufgaDie Generationen-Ausgewogenheit sei den beteiligten Verhandbe ist es, die Umsetzer zu koordinieren, zu vernetzen und zu komlungspartnern wichtig gewesen, berichtet Spitzbart. Gerade für munizieren, welche Maßnahmen und Programme gut umsetzbar sehr junge und für alte Menschen sollten vermehrt Maßnahmen gesetzt werden. Stolz ist er zum Beispiel auf den Punkt „Frühe Hilfen“, wären.“ Die Sozialversicherungsträger hätten schließlich in den also (vorwiegend niederschwellige) Unterstützungsangebote für letzten Jahren bereits etliche Schwerpunkte gesetzt, zum Beispiel Eltern und Kinder in der frühen Kindheit.6 Dass österreichweite gein schulischer und betrieblicher Gesundheitsförderung, zum Thema „Richtig Essen von Anfang an“ oder zur meinsame Programme möglich seien, habe Gesundheitsförderung von Senioren. Allein man im Rahmen der Vorsorgemittel 2010 mit Das österreichische daraus sowie aus den zahlreichen Maßnahdem Programm „Richtig Essen von Anfang men, die bereits in Ländern und Gemeinden an“ schon einmal gezeigt. „Bei den Frühen Gesundheitssystem ist gesetzt oder angedacht waren, sollten nun Hilfen wollen wir im Rahmen der nächsten versorgungslastig. breit angelegte und nachhaltige ProgramVorsorgemittelperiode gemeinsam mit dem me entstehen, und zwar in den Bereichen, Bund und Ländervertretern eine österreichweite Umsetzung unterstützen.“ Eventuell österreichweit ausrolldie in der Gesundheitsförderungsstrategie für die nächsten zehn bar wäre auch etwa ein steirisches Kindergarten-Pilotprojekt, das Jahre als „Interventionsfelder“ aufscheinen: Familie, Kindergarten, derzeit vom Land und der Krankenkasse finanziert wird und unterSchule, Betrieb, Gemeinde/Stadt(viertel), Freizeit/Konsumwelten, sucht, wo die Ressourcen und Problemlagen von GesundheitskomÖffentliche Dienstleistungen und Gesellschaft.5 In jedem dieser 12 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com 12 – 15 Nov 2014 Düsseldorf • Germany petenz im Kindergarten liegen – inklusive der Gesundheit auch des pädagogischen Personals. Eine Reihe von Modellen guter Praxis, die in ein gemeinsames Programm münden könnten, gebe es auch für Senioren. Hier kann sich Spitzbart beispielsweise vorstellen, künftig verstärkt Gemeinden oder regionale Vereine und Institutionen einzubeziehen, um über bestehende Strukturen die Gesundheitskompetenz älterer Menschen zu stärken und zum anderen der sozialen Vereinsamung entgegenzuwirken. Keine zentrale Stelle An diesen drei Beispielen zeigt sich, worin gleichzeitig die Stärke und die mögliche Schwäche des Vorhabens „Gesundheitsförderungsstrategie“ liegen: Es gab und gibt bereits eine Fülle von Maßnahmen, Pilotprojekten, Programmen und Modellen in vielen Bundesländern, Gemeinden, Versicherungsanstalten, Organisationen und größeren Betrieben, aus denen man schöpfen könnte. Manche davon sind nur intern evaluiert, manche überhaupt nicht. Manche werden zur Gänze von der öffentlichen Hand gefördert, andere kaum. Da es auch künftig keine zentrale Stelle gibt, die die Verteilung der Gesundheitsfördermittel nach einheitlichen Kriterien verantwortet, sondern die Landesgesundheitsfonds dafür zuständig sind, könnte erneut jenes punktuelle und nicht überregional koordinierte Förderunwesen fröhliche Urstände feiern, für das Österreich auch in anderen Bereichen als dem Gesundheitswesen berühmt ist. Genau dies sei der Grund, warum ein Monitoring etabliert werden müsse, sagt Spitzbart. „Wir werden laufend alle ein bis zwei Jahre darauf schauen, ob und wo der Mitteleinsatz auch Wirkung zeigt.“ Details dazu stehen derzeit allerdings noch nicht fest. Das Monitoring werde bis Ende 2014 von der Fachgruppe „Public Health/ Gesundheitsförderung“ entwickelt. Eines sei jedoch klar, sagt Spitzbart: „Es wird auch Teil des Monitorings sein, voneinander zu lernen. Wir müssen die Welt nicht neu erfinden, sondern das, was funktioniert, multiplizieren und so entsprechende Betreuungsstrukturen aufbauen.“ :: www.medica.de IT’S MEDICA Jedes Jahr im November ist die MEDICA ein herausragendes Ereignis für Experten aus aller Welt. Das Weltforum der Medizin präsentiert ein breites Produktangebot durch rund 4.600 Aussteller. Wollen Sie fachlich auf dem neuesten Stand sein? Suchen Sie nach neuen Entwicklungen in der Medizintechnik oder nach innovativen Anwendungen? In Düsseldorf erhalten Sie Antworten auf Ihre Fragen. Nutzen Sie die MEDICA und ihre speziellen Angebote auch für Ihren Aufgabenbereich. Be part of the No. 1! fotolia.com © apops Literatur: 1 Gesundheitsförderungsstrategie im Rahmen des Bundes-Zielsteuerungsvertrags, beschlossen durch die Bundes-Zielsteuerungskommission am 21. März 2014. Zugang: http://bmg.gv.at/home/Gesundheitsfoerderungsstrategie. Zugriff: 12.8.2014. 2 Bundes-Zielsteuerungsvertrag „Zielsteuerung Gesundheit“, beschlossen am 26. Juni 2013, Artikel 8 (Steuerungsbereich Ergebnisorientierung), Maßnahme 2: „Entwicklung und Festlegung einer Methodik zur laufenden Begleitung, Dokumentation und Berichterstattung im Sinne eines Umsetzungsmonitorings bis Ende 2014“. Zugang: www.hauptverband.at/portal27/. Zugriff: 12.8.2014. 3 Gesundheitsförderungsstrategie, s.o., Grundsätze für die Mittelverwendung, Seite 11, Punkt 3: „Die im Rahmen der Gesundheitsförderungsstrategie umgesetzten Maßnahmen sollen auf Evidenz zur Wirksamkeit beruhen und auf – nationalen und/oder international verfügbaren – Good Practice-Modellen aufbauen.“ 4 Gesundheitsförderungsstrategie, s. o., Tabellarische Auflistung der Mittelverteilung nach Ländern und Sozialversicherungen, Seite 2. 5 Gesundheitsförderungsstrategie, s. o., Tabelle 3: Gesamtrahmen für die inhaltlichen Schwerpunkte für die Jahre 2013-2022, Seite 6. 6 Definition „Früher Hilfen“ laut Glossar der Gesundheitsförderungsstrategie, s.o., Seite 18: „Gesamtkonzept von Interventionen in der frühen Kindheit (ab Schwangerschaft bis spätestens Schuleintritt), die die spezifischen Lebenslagen und Ressourcen von Familien berücksichtigen und mit vielfältigen Ansätzen, Angeboten, Strukturen und Akteuren vernetzt sind. In der praktischen Umsetzung sind „Frühe Hilfen“ auf lokaler und regionaler Ebene etablierte multiprofessionelle Unterstützungssysteme mit – von einer zentralen Stelle - koordinierten Angeboten für Eltern und Kinder in der frühen Kindheit, wobei der niederschwellige Zugang von großer Relevanz ist.“ Dr. Erika Pichler [email protected] 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Gesell GmbH & Co. KG Sieveringer Straße 153 _ A-1190 WIEN Tel.: (01) 3205037 _ Fax: (01) 3206344 [email protected] _ www.gesell.com :: Wozu es Daten braucht Die Pflegepraxis abbilden Die Nutzung von in der täglichen Routine erhobenen Pflegedaten birgt ein großes Potenzial für Entscheidungsträger im Gesundheitswesen. Doch in nationalen Statistiken und Gesundheitsberichterstattungen sind Daten der professionellen pflegerischen Betreuung kaum zu finden. Renate Ranegger, Werner Hackl, Elske Ammenwerth Foto: © drubig-photo - Fotolia.com Pflegedaten können die Grundlage für Entscheidungen im Gesundheitswesen sein. D ie steigenden Kosten und der weithin bekannte prognostizierte Wandel im Pflegebereich verstärken die Notwendigkeit, die Effektivität und Effizienz von Pflege aufzuzeigen. Viele Länder kommen durch Faktoren wie die Zunahme an chronisch kranken sowie multimorbiden Menschen, die fortschreitende Spezialisierung in der medizinischen Versorgung, den Rückgang der informellen Pflege durch Familienangehörige und die Forderung nach evidenzbasierter Pflege zunehmend unter Druck. Die Profession Pflege nimmt im Prozess dieser Neustrukturierung und -orientierung im Gesundheitswesen einen wesentlichen Stellenwert ein, da entsprechend den Zahlen von Statistik Austria 20121 Pflegende mit einer Beschäftigungszahl von 66.000 Personen alleine in österreichischen Krankenanstalten die größte und damit kostenintensivste Berufsgruppe darstellen. Daneben ist zu beachten, dass Pflegepersonen den intensivsten direkten Patientenkontakt haben und einen essenziellen Beitrag zur Patientensicherheit und Versorgungsqualität leisten. Für die Vergütung der Leistungen für stationäre Patientinnen und Patienten wird in Österreich das System der leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung (LKF) eingesetzt, das den tatsächlichen Pflegeaufwand sowie erbrachte Pflegeleistungen aber nicht berücksichtigt. Demnach besteht nicht nur aus berufspolitischer, sondern auch aus volkswirtschaftlicher Sicht großes Interesse, den Pflegebedarf, die Pflegeleistungen sowie die Pflegeergebnisse sichtbar zu machen. Allerdings fehlt es an validen Instrumenten, die vergleichbare Daten zum Pflegeaufwand, den Kosten, dem Personalbedarf, der erbrachten Pflegequalität liefern können und zugleich von der Pflegepraxis (klinisches Management) bis zur Gesundheitsberichterstattung (Gesundheitspolitik) verwendbar sind. Keine Informationen über pflegerische Leistungen In Zusammenhang mit der Sekundärnutzung von Routinedaten haben die modernen Informationssysteme im Gesundheitswesen erhebliche Vorteile mit sich gebracht. Viele Anwendungssysteme ermöglichen es beispielsweise, Daten ohne Zusatzaufwand 14 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Wozu es Daten braucht :: Die LKF berücksichtigt den tatsächlichen Pflegeaufwand nicht. für patientenübergreifende Fragestellungen (z.B. für Wissensmanagement, Qualitätssicherung, Controlling, etc.) zu nutzen. Wie die Erhebung von Ursula Hübner et al.2 zeigte, hatten 2010 bereits 66,7 Prozent der österreichischen Krankenanstalten IT-gestützte Pflegedokumentationssysteme im Einsatz. Trotzdem werden die bereits vorhandenen Pflegedaten in Österreich lediglich beschränkt, oft nur kasuistisch, für die Patientenversorgung genutzt und weder für patientenübergreifende Auswertungen noch zu nationalen oder internationalen Datenvergleichen herangezogen. rer minimaler Pflegedaten und stellt, je nach Umfang, die Variabilität der pflegerischen Versorgung, die Kapazität des Pflegeteams und die Pflegequalität dar und kann zur Pflegeberichterstattung und zur Forschung genutzt sowie mit anderen patienten- bzw. gesundheitsbezogenen Daten verbunden werden. Internationale Erfahrungen zeigen, dass ein NMDS eine Datenbasis liefern kann, um ressourcenorientiertes Personalmanagement (Personalverteilung und Personalkosten) sowie Vergleiche von Pflegeleistungen und Pflegeergebnissen zu ermöglichen. Es können dadurch auch Unterschiede zwischen Patientengruppen, Settings und geografischen Standorten aufgezeigt werden. Für Österreich liegen bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Herausforderungen bei der Entwicklung eines NMDS quantifizierbaren Informationen über pflegerische Leistungen, den pflegerischen Ressourceneinsatz und die Pflegequalität vor. Das Ein NMDS erfordert standardisierte und einheitliche Definitionen, Problem eines fehlenden Instruments zur Abbildung der Pflegepraxis besteht aber nicht nur in Österreich, sondern ist auch in andeum einen durchgängigen Datenaustausch über Institutionsgrenren Ländern bekannt. Deshalb wird in zahlreichen Ländern, aber zen hinweg zu ermöglichen. In der Pflege werden aber in den einzelnen Gesundheitseinrichtungen viele verschiedene Ordnungsauch international von der International Medical Informatics Association, Nursing Informatics Special Interest Group (IMIA NI-SIG) systeme (Terminologien, Nomenklaturen und Klassifikationen) und dem International Council of Nurses (ICN) an der Entwicklung, Einführung, Solide Wissensgrundlage Nutzung und Etablierung eines minimalen Pflegedatensatzes (Nursing MiDie Einführung eines Nursing MiniPflegepraxis forciert und die Pflegefornimum Data Sets – NMDS) gearbeitet.2 mum Data Sets in Österreich würde schung unterstützt werden. Ein minima- Instrument zur Sammlung einheitlicher Pflegedaten Ein NMDS ist ein minimales Set mit einheitlichen Definitionen und Kategorien bezogen auf die spezifischen Dimensionen der Pflege und es berücksichtigt die Informationsbedarfe multipler Datennutzer im Gesundheitswesen. Es ist ein Instrument zur Sammlung einheitlicher, standardisierter, vergleichba- Leistungstransparenz gegenüber den Kostenträgern bringen, den Beitrag der pflegerischen Dienstleistung am Versorgungsprozess abbilden und eine ressourcenorientierte Pflegepersonalverteilung und -berechnung erlauben. Zudem kann auf Basis von standardisierten Pflegedaten durch Reflexion der Pflegepraxis eine Wissensgrundlage entwickelt, der Ausbildungsprozess der Pflege unterstützt, eine evidenzbasierte ler Pflegedatensatz erlaubt auch eine Optimierung von Prozess-, Struktur- und Ergebnisqualität und kann als Monitoringinstrument in Gesundheitseinrichtungen herangezogen werden. Ein langjähriger Einsatz eines NMDS ermöglicht gegebenenfalls auch die Vorhersage von Trends und die Identifizierung von zukünftigen Pflegebedarfen. Ein NMDS kann als solide Grundlage für gesundheitspolitische Entscheidungen dienen. eisTIK.NET®: das ideale Werkzeug zur effektiven Kliniksteuerung Das bietet unser Datawarehouse den österreichischen Spitälern: > den entscheidenden Beitrag zu Kostensenkung und Effizienz > eine hochwertige Datenbasis zur Optimierung von Abläufen und Prozessen > Kompatibilität mit vorgelagerten Systemen, einschließlich SAP > Benchmarkprojekte zum anonymen Leistungsvergleich zwischen Kliniken (Österreich und Deutschland) > führendes und innovatives Wissensmanagment (in Deutschland setzen mehr als 400 Kliniken auf K|M|S) Besuchen Sie unseren K|M|S-Stand bei der Internationalen Controller Gesundheitstagung Österreich in Wien am 25. September 2014. Alois G. Steidel Vorstandsvorsitzender (CEO) 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Carsten Ohm Geschäftsbereichsleiter Vertrieb Seit Anfang 2012 ist K|M|S in Österreich engagiert. Wir sind Partner der Vorarlberger Landeskrankenhäuser. Harald Keckeis, Leiter des Zentralen Dienstes Finanzen und Controlling der Vorarlberger KHBG sagt: „Für mich ist es entscheidend, dass jemand unsere Sprache im Spital versteht. Und das hat K|M|S verstanden, weil sie aus diesem Bereich kommen und sich von dort aus weiterentwickeln.“ K|M|S Vertrieb und Services AG Inselkammerstraße 1 D-82008 Unterhaching Tel. +49 (0)89 66 55 09-0 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 15 Wozu es Daten braucht Wege zu vergleichbaren Pflegedaten Mit Blick auf die mögliche Nutzung eines minimalen Pflegedatensatzes für Österreich wurden im Rahmen einer systematischen Literaturrecherche international verfügbare NMDS strukturiert beschrieben und systematisch verglichen.3 Anhand von 22 Interviews mit Expertinnen und Experten und einer Gruppendiskussion wurde anschließend ein Vorschlag für ein österreichisches NMDS erarbeitet. 4 Ein österreichisches NMDS sollte Daten zur Institution, demographische Patientendaten, Pflegediagnosen, Pflegeergebnisse sowie Pflegeinterventionen beinhalten. Vorteilhaft im Zusammenhang mit den pflegerischen Datenelementen ist die in Österreich gesetzlich verankerte Dokumentationspflicht Vorbild Belgien Belgien ist bisher das einzige Land, in dem ein NMDS regelmäßig und flächendeckend zum Einsatz kommt. Grund dafür ist die gesetzlich vorgeschriebene Erfassung und Übermittlung von Pflegedaten an das belgische Gesundheitsminis terium. Die Daten aus dem belgischen NMDS werden zur Unterstützung von wissenschaftlichen Aktivitäten herangezogen beispielsweise zur Bestimmung der Faktoren, die eine erhöhte Arbeitsbelastung auslösen. Die Pflegedaten liefern auch eine Basis für epidemiologische Studien. In Österreich könnte mit der Implementierung eines minimalen Pflegedatensatzes ein „Pflegeregister“ installiert werden, das den Leistungserbringern Vergleiche der Pflegepraxis ermöglichen und sie bei der Verbesserung der Pflegequalität unterstützen würde. So wäre ein NMDS ein Beitrag zu einer qualitativ hochwertigen pflegerischen Versorgung der Bevölkerung und würde daneben eine ressourcenorientierte Mittelverteilung ermöglichen. Daher gibt es in Österreich bereits erste Initiativen zur Erarbeitung eines Nursing Minimum Data Sets Austria NMDS-AT. Hier wird basierend auf einer systematischen Analyse der NMDS-Ansätze in anderen Ländern3 gemeinsam mit österreichischen Fachexpertinnen und -experten ein Katalog möglicher Datenelemente für ein NMDS-AT erarbeitet.4 Zudem werden Ansätze entwickelt, damit Krankenhäuser und andere Institutionen der Gesundheitsversorgung möglichst einfach Daten aus der klinischen Dokumentation für ein derartiges NMDS-AT bereitstellen können, auch wenn in den Einrichtungen unterschiedliche Ordnungssysteme verwendet werden. Ergebnisse dazu werden in Kürze publiziert werden. :: Literatur: 1 Statistik Austria (2012): Personal in Krankenanstalten 2012 nach Fachrichtungen, Geschlecht und Bundesländern. Zugang: http://statistik.gv.at/web_de/statistiken/gesundheit/ gesundheitsversorgung/personal_im_gesundheitswesen/index.html, Zugriff: 13. Mai 2014. 2 Hübner et al (2010): IT adoption of clinical information systems in Austrian and German hospitals: results of a comparative survey with a focus on nursing. BMC medical informatics and decision making, 10 (1): 8. 3 Ranegger R, Ammenwerth E (2014): Nursing Minimum Data Sets (NMDS) - eine Literaturübersicht bezüglich Zielsetzungen und Datenelemente. Pflege, Hans Huber, in press. 4 Ranegger R , Hackl WO, Ammenwerth E (2014): A Proposal for an Austrian Nursing Minimum Data Set (NMDS): A Delphi Study. Applied Clinical Informatics, 5 (2): 538-547. Das belgische NMDS unterstützt sowohl das Pflegemanagement als auch die Gesundheitspolitik durch beispielsweise eine bundesweite Vergleichbarkeit der Personalausstattung, angepasst an die Pflegeintensität. Zusätzlich gibt es Bestrebungen auf Datenbasis des belgischen NMDS, ergänzend zu den Diagnosis Related Groups DRG ein Teilfinanzierungssystem für die Pflege zu entwickeln, welches auf dem tatsächlichen Pflegeaufwand als wesentlichem Kriterium für die Ressourcenzuteilung beruht.3 16 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ Foto: privat Eine weitere Herausforderung stellt die Datenqualität aus der Pflegedokumentation dar. Beim Einsatz eines NMDS ist die Datenqualität als essenzielle Voraussetzung für die Interpretation der Daten zu betrachten. Auch wenn der Einsatz einer elektronischen Patientenakte und standardisierter Pflegediagnosen und -interventionen positive Auswirkungen in Bezug auf die Dokumentationsqualität haben, so müssen die Reliabilität und Validität der Pflegedaten immer berücksichtigt werden. von Pflegepersonen im Gesundheits- und Krankenpflegegesetz GuKG 1997, welche die Grundlage für die Pflegedokumentation bildet. Diese Pflegedaten, die im Rahmen der pflegerischen Beziehung erhoben und in Pflegedokumentationssystemen gespeichert werden, können mögliche Inhalte eines NMDS darstellen. Langjährigen internationalen Erfahrungen und den Erkenntnissen aus Belgien zufolge, scheint ein Nursing Minimum Data Set die nötigen Eigenschaften zu haben, den angeführten Anforderungen am ehesten gerecht zu werden. Foto: privat für die Beschreibung von Pflegeproblemen, Pflegediagnosen, Pflegezielen, Pflegeinterventionen, Pflegeergebnissen etc. eingesetzt, deren Unterschiede den Datenaustausch und -vergleich erschweren. Eine große Herausforderung bei der Entwicklung eines nationalen NMDS ist es daher, die semantische Interoperabilität zwischen den dabei eingesetzten verschiedenen Begrifflichkeiten herzustellen und einen einheitlichen Bezugsrahmen für verschiedene Bezeichnungen, die dasselbe bedeuten, zu schaffen. Dies kann durch sogenannte Mappings geschehen. Die einzelnen Begriffe und Konzepte eines jeden eingesetzten Ordnungssystems müssen dabei einzeln untereinander oder einem übergeordneten Referenz-Ordnungssystem (z.B. einer Referenzterminologie) zugeordnet, d.h. auf dieses „gemappt“, werden. Foto: privat :: Mag. Renate Ranegger, BSc, EDV-Pflegeentwicklung und -controlling, Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft, KAGes-Management, OE Pflege, Graz. Dissertantin Gesundheitsinformationssysteme an der UMIT, Hall, Tirol. [email protected] Diplomingenieur Dr. Werner Hackl, B.Sc., Institute of Health Informatics, UMIT, Hall, Tirol. Universitätsprofessorin Dr. Elske Ammenwerth, Director Institute of Health Informatics, UMIT, Hall, Tirol. 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Was Gemeinsamkeit schafft :: Die Chancen angleichen Die Ischler Gesundheitswerkstatt setzt sich neben der Förderung der Gesundheit von vulnerablen Gruppen in der Kleinstadt auch das Ziel, wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln. Die Gesundheistzirkel treffen sich regelmäßig, um gruppenspezifische Interventionen zur Förderung der gesundheitlichen Chancengleichheit zu erarbeiten. G esundheitliche Beeinträchtigung geht vielfach mit bestimmten sozioökonomischen Merkmalen einher. In der Ischler Gesundheitswerkstatt* erkennen und verwirklichen gefährdete Menschen selbst strukturelle Verbesserungsmöglichkeiten. Die Gesundheitswerkstatt arbeitet gemeinsam mit vulnerablen Gruppen im Setting „Kleinstadt“ nach dem partizipativen Ansatz. In Gesundheitszirkeln erarbeiten Betroffene jene Verhältnisse, die für ihre Gesundheit förderlich oder hemmend sind und entwickeln Interventionen. Zentrale Kooperationspartner sind unter anderen der Fonds Gesundes Österreich, der Verein für prophylaktische Gesundheitsarbeit (PGA), die Stadt Bad Ischl, die Volkshilfe Oberösterreich, die Oberösterreichische Gebietskrankenkasse (OÖGKK) und das Institut für Gesellschaftspolitik der Johannes Kepler Universität (JKU). Die Ausgangssituation Der PGA gründete mit Mitgliedern der OÖGKK, der Volkshilfe Ober österreich und der JKU eine Steuerungsgruppe und entwickelte das Konzept für das Projekt „Ischler Gesundheitswerkstatt“. Nach ausführlichen Recherchen in nationalen und internationalen Datenbanken wurde festgestellt, dass für das Setting „Kleinstadt“ kaum Projekte zur gesundheitlichen Chancengleichheit existieren. Die Ischler Gesundheitswerkstatt wurde demnach als Pilotprojekt konzipiert. Sie setzt sich neben der Förderung der Gesundheit von vulnerablen Gruppen im kommunalen Setting auch das Ziel, wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln. Inwieweit wird durch einen partizipativen Ansatz in der Gesundheitsförderung die gesundheitliche Chancengleichheit für vulnerable Gruppen in einer Kleinstadt gefördert oder gehemmt? Ein Team der JKU begleitet das Projekt und garantiert dadurch eine objektive Beantwortung dieser Frage. Es bedurfte verschiedener Erwägungen und ausführlicher Gespräche mit politischen Verantwortungsträgern, ehe die Stadt Bad Ischl als geeigneter Rahmen feststand. Als vorteilhaft wurde das dichte Netz an Institutionen, Vereinen und Initiativen sowie Schulen und Betrieben, aber auch das erkennbare politische Engagement der Stadt („Energiespargemeinde“, „Gesunde Gemeinde“ etc.) aufgefasst. Eine Kooperationszusage des Stadtrates, Vorschläge von Betroffenen in den jeweiligen politischen Gremien im Sinne einer Optimierung der gesundheitlichen Verhältnisse in Bad Ischl zu behandeln, galt als unverzichtbar für ein Health-in-AllPolicies(HiAP)-Projekt. Dass ein verbesserter Gesundheitsstatus nicht allein von medizinischen Möglichkeiten eines Gesundheitssystems abhängt, sondern vor allem von lebensweltlichen Ressourcen und Rahmenbedingungen, gilt seit den Studien von McKeown und Lowe als evident1. Eine Vielzahl an Einflussgrößen ist für Gesundheit maßgeblich und im Sinne von HiAP bedarf es der Bereitschaft aller politischen Ressorts, die gesundheitliche Tragweite von Entscheidungen zu berücksichtigen. Die Ischler Gesundheitswerkstatt arbeitet mit fünf vulnerablen Gruppen (siehe Kasten): prekär Beschäftigte, Mindestsicherungund Mindestpensionsempfänger, Alleinerziehende, türkisch-stämmige Migrantinnen und Migranten sowie Jugendliche ohne Be- Vulnerable Gruppen Abb.1: Zusammenhang SES und Gesundheitsstatus Quelle: Hurrelmann (2010), S. 35 hoch Gesundheitsstatus Der sozioökonomische Status (SES) gliedert Gesellschaften nach festgelegten Kriterien. Ein niedriger SES verweist nicht nur auf prekäre Lebensverhältnisse sowie auf Restriktionen in der Entfaltung individueller Handlungsspielräume, er geht auch statistisch nachweisbar mit erhöhten gesundheitlichen Risiken einher. Der Zusammenhang zwischen SES und Gesundheitsstatus ist kurvilinear (siehe Abbildung 1). Je statusniedriger eine Bevölkerungsgruppe ist, desto deutlicher spiegelt sich das in einem schlechteren Gesundheitszustand wider2. Nicht ausschließlich, aber verstärkt am unteren Ende der Statusskala befinden sich vulnerable Gruppen. 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Ilona Schöppl, Rudolf Adamek niedrig Sozioökonomischer Status (SES) hoch Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 17 :: Was Gemeinsamkeit schafft schäftigung. Die spezifische Gesundheitsgefährdung der einzelnen Zielgruppen unterscheidet sich ebenso wie deren Zusammensetzung. Als prekär beschäftigt gelten z.B. Einpersonenunternehmer, Saison- und Leasingarbeiter, Personen in Teilzeit- oder Geringfügigkeitsbeschäftigungsverhältnissen, die Generation Praktikum und Working Poor. Von einer solchen Erwerbsarmut spricht man, wenn eine Person trotz Erwerbstätigkeit arm oder von Armut bedroht ist. Die Projektteilnehmer dieser Zielgruppe sind demnach äußerst heterogen, sowohl hinsichtlich Bildungsniveau bzw. Stellung im Beruf als auch in Bezug auf gruppenspezifische Problem- und Lösungsansätze. Bei Migrantinnen und Migranten scheinen hingegen, je nach Nation, die Problemfelder eher einheitlich, was auch die Entwicklung von Verbesserungsmöglichkeiten erleichtert (siehe Tabelle 1). Gesundheitsgefährdung vulnerabler Gruppen In gleichem Maße wie die Zusammensetzung der vulnerablen Gruppen variieren die Art und Stärke ihrer gesundheitlichen Gefährdung. Daten der OÖGKK zeigen, dass Erwerbslosigkeit sowohl bei Männern als auch bei Frauen mit einer hohen Anzahl an Gesundheitsproblemen verbunden ist. Bei Erkrankungen der Psyche sowie bei Beschwerden im Bereich Muskulatur/Skelett kommt es dabei sogar zu einer Vervielfachung der registrierten Diagnosen (siehe Abbildung 2).3 Neueste Studien haben gezeigt, dass die psychische Belastung bei langer Arbeitslosigkeit stärker ist, als Tab.1: Thematische Ausrichtung der Zielgruppen Zielgruppe Problem- bzw. Lösungsansätze Menschen mit Migrationshintergrund • Überwindung sprachlicher Barrieren • Allgemeine Informationen zum Gesundheitssystem • Förderung der Integration Alleinerziehende • Information und Beratung • Vernetzung innerhalb der Zielgruppe • Kinderbetreuung Prekäre Beschäftigung • Vernetzungs- und Informationsplattformen • Anlaufstellen • Infrastruktur und Synergieeffekte Mindestsicherungsund Mindestpensionsempfänger • Ressourcen zur Existenzsicherung • Körperliche Aktivität und Mobilität • Erlernte Hilflosigkeit Junge Arbeitsuchende • Teilhabe- und Betätigungsmöglichkeiten • Ausbildung und Erwerbstätigkeit • Aggression und Frustration wenn man einen nahen Angehörigen verliert. Allerdings ergeben sich messbare Effekte bereits, wenn bestehende Erwerbstätigkeit unter prekären Bedingungen geleistet wird. Ein Vergleich von Männern und Frauen in Fixanstellung mit Leasingarbeitern zeigt zwar weniger dramatische Unterschiede. Trotzdem ist die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage des Leasingpersonals höher als die der angestellten Arbeitnehmer. Auch Migrantinnen und Migranten sind spezifischen Belastungen ausgesetzt, die sich am Gesundheitsstatus manifestieren. Die Gegenüberstellung von Versicherten mit und ohne österreichische Staatsbürgerschaft macht deutlich, dass ein Migrationsstatus Erkrankungen im Bereich Atmung sowie Muskulatur/Skelett begünstigt. Der allgemeine Trend wird hier lediglich von psychischen Beschwerden durchbrochen (siehe Abbildung 3).3 Doch lassen sich im Kontext sprachlicher und kultureller Barrieren psychische Erkrankungen überhaupt diagnostizieren und adäquat behandeln? Projektphasen Die Projektumsetzung begann mit der Akquise regionaler Gesundheitstutoren, für je eine der fünf vulnerablen Gruppen. Dabei wurde der Zugang zur Zielgruppe vorausgesetzt, indem Tutorinnen und Tutoren entweder selbst aus der Zielgruppe stammten oder beruflich mit der Zielgruppe arbeiteten. Innerhalb mehrerer Schulungseinheiten wurde den Tutoren die theoretische Ausrichtung und Zielsetzung des Projekts vermittelt, wobei das Konzept der Salutogenese nach Antonovsky zugrunde liegt. Dieses beruht auf einer dezidierten Abgrenzung von kurativen zu gesundheitserhaltenden Interventionen. Es ersetzt die Dichotomie zwischen einer krankheits- und einer gesundheitsorientierten Sicht durch das Modell eines Kontinuums, in welchem kein Mensch zur Gänze gesund oder krank ist.4 Des Weiteren wurde den Tutoren die Differenzierung von Gesundheitsdeterminanten nach Dahlgren und Whitehead ermöglicht, wonach Gesundheit sowohl von Verhaltens- als auch Verhältnisfaktoren beeinflusst wird. Der Projektfokus bei der Ischler Gesundheitswerkstatt liegt jedoch auf Verhältnisfaktoren.5 Nur so kann die politische Tragweite der Ischler Gesundheitswerkstatt im Sinne des HiAP fruchtbar gemacht werden. Dann wurde je Zielgruppe ein Gesundheitszirkel gebildet, bestehend aus fünf bis zehn Personen. Jene vulnerablen Gruppen, die in Vereinen organisiert sind, wurden über die jeweiligen Obmänner bzw. Obfrauen rekrutiert. Solche, die keine ausreichende Institutionalisierung aufweisen, konnten über das Instrument der Abb.2: Arbeitsunfähigkeitstage pro 1000 Versicherte der OÖGKK erwerbstätig – arbeitslos / Alter: 11 bis 60 Jahre / 2. Quartal 2008 1600 1400 Männer – erwerbstätig 1200 Frauen – erwerbstätig 1000 800 Männer – arbeitslos 600 Frauen – arbeitslos 400 200 0 Quelle: Bencic et al, 2009 Psychische Erkrankung Atmung Muskel/Skelett 18 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ Verletzungen 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Was Gemeinsamkeit schafft :: Abb.3: Arbeitsunfähigkeitstage pro 1000 Versicherte (erwerbstätig) der OÖGKK ÖsterreicherInnen – MigrantInnen / Alter: 11 bis 60 Jahre / 2. Quartal 2008 1600 1400 Österreicher 1200 Österreicherinnen 1000 800 Migranten 600 Migrantinnen 400 200 Quelle: Bencic et al, 2009 Atmung Muskel/Skelett Aufsuchenden Beratung in ihren Lebenswelten („hot spots“) erreicht werden, was sich bei Mindestsicherungsempfängern, prekär Beschäftigten und Jugendarbeitslosen als erfolgreich erwies. Alle Zirkel treffen sich regelmäßig, um gruppenspezifische Interventionen zur Förderung der gesundheitlichen Chancengleichheit zu erarbeiten. Wo werden spezifische Chancen für verbesserte Rahmenbedingungen in Bad Ischl gesehen? Dem Setting-Ansatz in der Gesundheitsförderung folgend, sind Partizipation und Expertisen der Zielgruppen von entscheidender Bedeutung („bottom-up“). Durch Interventionen soll der Aufbau von Ressourcen (Empowerment) unterstützt und wenn möglich eine selbstständige Organisation der einzelnen Gruppen realisiert werden, vielfach durch Vernetzung und Kooperation mit bereits etablierten Initiativen. Aber die Projekterfahrung zeigt auch Grenzen auf. Zu welchem Ausmaß an aktiver Teilhabe sind Betroffene bereit bzw. befähigt und welche Partizipationsmöglichkeiten lassen politische oder strukturelle Verhältnisse zu? „Ohne die Akzeptanz der Strukturveränderung im Setting drohen extern angestoßene Maßnahmen wirkungslos zu verpuffen“, sagt der Public-Health-Experte Holger Kilian6, und das deckt sich mit unserer Projekterfahrung. Nachhaltigkeit Für die Interventionen strebt die Ischler Gesundheitswerkstatt Nachhaltigkeit auf verschiedenen Ebenen an. Das Team der Begleitforschung durch die JKU wird seine Ergebnisse im „Ischler Gesundheitsbericht“ bis 31. 12. 2015 publizieren, um diese auch anderen Projekten zugänglich zu machen. Umgesetzte Interventionen werden nicht nur so konzipiert, dass sie alle Individuen einer vulnerablen Gruppe unterstützen, sondern zugleich nach Möglichkeit in bestehende Initiativen integriert. Beispielsweise beschäftigt sich eine Intervention des Projektes damit, eine Art Jobbörse Verletzungen für Jugendliche aufzubauen, die folglich in die bestehende Homepage des Jugendzentrums aufgenommen werden soll. Gleichzeitig gelangen alle Themen des Projekts in den Sozialausschuss der Stadt. Bad Ischl kann folglich im Sinne des HiAP in allen Politikbereichen gesundheitsförderliche Entscheidungen treffen. Es erfolgt ein Prozess des „capacity building“, nicht nur auf kommunaler Ebene. Neu erworbenes Wissen gelangt auch in die Zielgruppen, um über den Projektzeitraum hinaus fruchtbare Impulse zu setzen und so zu mehr gesundheitlicher Chancengleichheit für vulnerable Gruppen beizutragen. :: * Das Projekt wurde mit dem Vorsorgepreis 2014 ausgezeichnet. Literatur: 1 Vgl. McKeown T, Lowe C H (1974): An introduction to social medicine. 2nd ed., Oxford, S. 3-40. 2 Vgl. Hurrelmann K. (2010): Gesundheitssoziologie. Eine Einführung in sozialwissenschaftliche Theorien von Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung. 7. Auflage Weinheim und München, S. 25-42. 3 Bencic W. et al (2009): Inanspruchnahme von Krankenversorgung durch vulnerable Grup pen. OÖGKK, Gesundheitswissenschaften, Dokument 22. 4 Antonovsky A (1997): Salutogenese. Zur Entmystifizierung der GesundheitTübingen, S. 21-36. 5 Dahlgren G, Whitehead M (1991): Policies and strategies to promote social equity in health. Institute for Future Studies, Stockholm. 6 Kilian H et al (2004): Die Praxis der Gesundheitsförde- rung für sozial Benachteiligte im Setting. Zitiert nach: Engelmann F, Anja H (2008): Der Setting-Ansatz in der Gesundheitsförderung. Genealogie, Konzeption, Praxis, Evidenzbasierung. Berlin, S.50. Foto: privat Psychische Erkrankung Foto: privat 0 Dr. Ilona Schöppl, Leitung F&E, Verein für prophylaktische Gesundheitsarbeit ilona.schö[email protected] Mag. Rudolf Adamek, Projektassistent F&E, Verein für prophylaktische Gesundheitsarbeit [email protected] FORUM Eye Care Data Management Mehr Zeit für das Wesentliche. Für Informationen kontaktieren Sie bitte Herrn Stefan Nicolaus-Witke unter [email protected] oder 0676/844 204 350 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 19 :: Was Management kann Z ielsteuerung Gesundheit, Wiener Spitalskonzept 2030 und die Gesundheitsreform waren unter anderem Themen des 57. Österreichischen Kongresses für Krankenhausmanagement1,2 im Mai in Wien. Alle diese Begriffe weisen auf Veränderungen hin. Diese betreffen – neben den Patienten und der Bevölkerung insgesamt – auch und vor allem die Health Professionals. Aber: „Wir sind innerlich wenig bereit, Veränderungen zu akzeptieren, wenn kein Druck da ist“, sagt der Psychiater Michael Lehofer. „Erst wenn der Druck groß wird und man schon nicht mehr kann, sind wir veränderungsbereit. Aber dann haben wir oft keine Energie und Ressourcen mehr für diese Veränderung. Das Hinauszögern von Veränderungen hat zur Folge, dass es dann besonders bitter wird.“3 Ein wichtiger Teil des Kongresses hat sich daher mit „Zeit der Veränderung: Chancen erkennen und nutzen“ befasst. Wendekraft Die Zeiten ändern sich und die Arbeitswelten ändern sich, auch im Krankenhaus. Aber wie reagieren die Menschen auf solche Veränderungen, warum tun sie das und ist das gut für den Betrieb? Josef Hradsky Erst wenn der Druck groß genug ist, sind Menschen zu Veränderungen bereit. Das Kaiserin-Elisabeth-Spital in Wien wurde 2012 nach Übersiedelung der Spitalsmitarbeiter und Verlagerung der medizinischen Leistungen in andere Gemeindespitäler geschlossen.4 Christine Zoubek, ehemalige Verwaltungsdirektorin, und Waltraud Eigl, ehemalige Pflegedirektorin, berichteten im Vortrag „Hilfe, unser Krankenhaus wird zugesperrt“, wie es ihnen persönlich, wie es den Mitarbeitern und ebenso, wie es den Patienten dabei ergangen ist, nachdem die bevorstehende Schließung und der Zeitplan bekannt gegeben worden waren. Bei aller vorhandener und verständlicher Emotion haben die beiden Vortragenden sachlich die Stimmungsbilder und Trauerphasen bei den Mitarbeitern dargestellt und in Details erläutert: überwiegender Schock, Gefühlschaos, Beginn einer Neuorientierung, Neubeginn in Sicht. Ein ganz wesentlicher Faktor zur letztlich positiven Bewältigung der Situation war die Unterstützung der Mitarbeiter. Es wurde versucht, sie durch eine lebendige Kommunikation von Betroffenen zu Beteiligten zu machen, intensiv eingebunden wurden die Führungskräfte aller Ebenen sowie Personalabteilung und Personalvertretung, professionelles Coaching wurde organisiert und die Stimmung durch gemeinsame Aktivitäten positiv beeinflusst. Bei den Patienten herrschten teilweise Trauer, Verunsicherung, Angst und Verzweiflung. Dem wurde erfolgreich begegnet mit z.B. einer Anlaufstelle für Patienten- und Angehörigenfragen, einer kontinuierlichen und einheitlich abgestimmten Information Foto: © tridland - Fotolia.com Die Schließung eines Krankenhauses sowie mit Anfragebeantwortungen, auch als das Spital bereits geschlossen war. In Wien stehen im Zusammenhang mit dem Spitalskonzept 20305 und dem Wiener Geriatriekonzept6 weitere Schließungen bzw. Übersiedlungen von Spitälern und Geriatriezentren bevor. Zoubek und Eigl haben für die Führungskräfte dieser Einrichtungen die Probleme zusammengefasst und vor allem die aus ihrer Erfahrung wesentlichen Erfolgsfaktoren angeführt: „Klare Aufträge. Zusammenarbeit. Zeitnahe Kommunikation. Zusagen, die halten. Soziale Prozesse steuern. Professionelles Coaching.“ Nicht allzu tröstlich, aber jedenfalls erheiternd, war allerdings der abschließende Verweis auf einen alten Kalenderspruch: „Erfahrung hat man immer, kurz nachdem man sie gebraucht hätte“! Warum fallen Veränderungen schwer? Jörg Zeyringer, Trainer, Coach und Buchautor, stellte in seinem Referat zur Diskussion, warum sich Menschen gegen Veränderungen wehren und was Führungskräfte dagegen tun können. Zum 20 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Was Management kann Einstieg ließ er die Zuhörer zu zwei Situationen abstimmen („900 Euro sicher erhalten oder eine 90prozentige Chance, 1.000 Euro zu gewinnen“ sowie „Einen sicheren Verlust von 900 Euro oder eine 90prozentige Wahrscheinlichkeit, 1.000 Euro zu verlieren“). Die Entscheidungen fielen so aus, wie Zeyringer es erwartet hatte, nämlich jeweils mehrheitlich für „900 Euro sicher“ und „90prozentige Wahrscheinlichkeit, 1.000 Euro zu verlieren“. Ausgehend von diesen Ergebnissen entwickelte er sehr klar und verständlich die These „Wir lieben, was wir haben“, da Verluste stärker zu Buche schlagen als Gewinne, da wir nicht mehr hergeben wollen, was uns „gehört“ und schließlich weil wir das, was wir gewohnt sind, sozusagen als unser Eigentum ansehen. Veränderungen verursachen somit eine emotionale Berg-und-Tal-Fahrt. Dem kann nur eine konkrete und offene Kommunikation entgegenwirken. Es sollten daher unbedingt zeitgerecht und transparent die Ziele der Veränderung erläutert und eine Begründung hierfür gegeben sowie dargestellt werden, was genau anders wird, was so bleibt, wie es ist, und welche Maßnahmen geplant sind. Mit offenem oder verstecktem Widerstand ist dennoch immer wieder zu rechnen. Als Grundsätze, wie damit umzugehen ist – auch wenn das oft schwer fällt –, wurden aufgezählt: Verantwortung übernehmen und sagen, was man fühlt und denkt; in Dialog mit Mitarbeitern treten, diese ernst nehmen und zuhören; Widerstand ansprechen und verdeutlichen; Veränderungen vorleben; sowie bereit sein, mit Widerstand zu leben. Fünf Punkte sind es, auf die Führungskräfte aller Ebenen bei Veränderungsprozessen besonders achten sollten, darunter sind z.B. „ … sagen, wofür man steht und zum Gesagten stehen; Vorbild sein und Veränderung vorleben; Mitarbeiter ernst nehmen und ihnen zuhören“. :: gelebte Werte und Würde, Tugenden“ gebraucht werden, führte Klein unter anderem zu den Thesen „Zählen und Messen ist gut, Menschen sind besser. Kontrolle ist gut, Werte sind besser.“ Peter Rohner, Vizedirektor des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität St. Gallen, befasste sich mit der Gesundheitsreform, mit Veränderungen, strategischen Ansätzen, vor allem TopDown versus Bottom-Up. Immer wieder zeigte er ein Bild mit Health Professionals und dem Text „Der ‚Schatz des Spitals‘: Das persönliche Engagement dieser Menschen ist der eigentliche ‚Schatz des Spitals‘ – es geht darum, optimale Bedingungen für deren Wirken zu schaffen“. Ein Blick in das Auditorium ließ vermuten, dass sich sichtlich viele der Anwesenden als „Schatz“ fühlen. Aber die Realität? In den Pausen, beim Besuch der Fachausstellung und bei den gesellschaftlichen Veranstaltungen wurden viele Diskussionen weitergeführt und Meinungen ausgetauscht. Wenn auch Fragen der Gesundheitsreform, der Finanzierbarkeit, der Compliance wichtig waren, so wurde das Thema „Umgang mit Mitarbeitern bei Reformen und Veränderungen“ doch am emotionalsten angesprochen. Viele der Führungskräfte unterschiedlicher Ebenen haben die Hinweise aus den Vorträgen positiv aufgenommen, auch festgestellt, dass sie für sich selbst einiges Neues mitnehmen, dass sie das Verhalten ihrer Mitarbeiter teilweise in einem neuen Licht sehen – und dann kam oft das große „Aber“. Erfahrung hat man immer, kurz nachdem man sie gebraucht hätte. Umgang mit Mitarbeitern Der Umgang mit Mitarbeitern – und zwar unabhängig von Veränderungen – wurde noch in weiteren Vorträgen angesprochen, auch wenn die Titel das nicht vermuten hätten lassen. Mit dem „Mythos des Zählbaren“ beschäftigte sich Andreas Klein, Dozent und Universitätslektor an der Universität Wien. Von der Attraktivität von Zahlen (erklärt mit zahlreichen, teils verblüffenden Beispielen) über den Zusammenhang von Zahlen und Realität ist er zur Frage des „Werts“ gekommen. Bei den jährlichen Rankings der „wertvollsten“ Unternehmen werden lediglich rein ökonomische, zählbare Parameter zugrunde gelegt. Werte wie etwa Vertrauen, Verantwortung, Freundschaft, Menschlichkeit und Zuwendung sind allerdings auf diese Weise nicht zu bewerten. Vor allem im Gesundheitsbereich lässt sich Erfolg nicht nur an Zahlen und ökonomischen Gesichtspunkten messen. Klein postulierte: „Gesundheitswesen hat eigene Ziele: der bedürftige, Hilfe suchende Mensch, der ‚Würde‘ hat. Gesundheitssystem ist um würdehafte Menschen herum gebaut. Effizient wirtschaften ist ethisch wichtig, wichtiger sind aber bedürftige Menschen.“ Auch die Mitarbeiter seien „anvertraute Menschen“, und wenn Menschen sich wohl fühlen, folgen gute Ergebnisse, Gesundheit und Produktivität. Der Hinweis, dass „Wertschätzung von Arbeit, kooperative Führung, Sozialkompetenz, Mitarbeiterzufriedenheit, 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Die Wertschätzung der Mitarbeiter steht zwar häufig in Leitbildern, wird von der Politik und den Verantwortlichen der Krankenhausträger auch in Reden betont, in der Realität jedoch nicht immer so gelebt. Mitglieder von Kollegialen Führungen vermissen oft die Wertschätzung von Seiten der Politik und der Krankenhausträger, ebenso vermissen Führungskräfte der mittleren Ebene manchmal die Wertschätzung der Krankenhausleitung, und dieses Empfinden von mangelnder Wertschätzung zieht sich oft noch durch alle anderen Ebenen des Krankenhauses. Anspruch, Theorie und gelebte Praxis klaffen oft noch auseinander – umso positiver wurden und werden Beispiele für wertschätzendes Miteinander sowie für gutes Management von Veränderungen aufgenommen. :: Literatur: 1 Im Auftrag der Bundeskonferenz der Krankenhausmanager Österreichs (BUKO) durchgeführt von der Arbeitsgemeinschaft der Verwalter der Kranken- und Wohlfahrtsanstalten Wiens 2 Zugang: http://www.krankenhaus-management2014.at, Zugriff: 8.8.2014. 3 Baierl S (2014): Wir sollten uns öfter sein lassen. Interview mit Michael Lehofer. Kurier 23.5.2014. Zugang: http://kurier.at/karrieren/weiterbildung/wir-sollten-unsoefter-sein-lassen/67.011.792, Zugriff: 8.8.2014. 4 Kaiserin-Elisabeth-Spital wird modernes Pflegewohnhaus. Zugang: http://www.wien.gv.at/rk/msg/2012/11/30016.html, Zugriff: 8.8.2014. 5 Zugang: https://www.wien.gv.at/gesundheit-soziales/spitalskonzept.html, Zugriff: 8.8.2014. 6 Zugang: https://www.wien.gv.at/gesundheit/pflege-betreuung/geriatriekonzept.html, Zugriff: 8.8.2014. Reg.Rat Josef Hradsky [email protected] Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 21 :: Wo ELGA steht Patientenaktenlage ELGA-Kritiker orten eine Kluft zwischen behaupteten und empirisch gezeigten Vorteilen. Für die Befürworter ist die elektronische Gesundheitsakte alternativlos. Zuweilen entsteht der Eindruck, die beteiligten Personen reden nicht von derselben Sache. I Foto: privat m April dieses Jahres staunten Österreichs niedergelassene Ärzte nicht schlecht. Über den Verteiler der Sozialversicherung flatterte ihnen wie jeden Monat Der Arzneimittelbrief ins Haus. Die Broschüre, seit 1997 von einer Gruppe Ärztinnen und Ärzten herausgegeben und betreut, informiert evidenzbasiert über Nutzen und Risiken zumeist medikamentöser Therapien. Im April jedoch widmeten sich die Autoren der Österreich-Ausgabe der elektronischen Gesundheitsakte ELGA. Und kamen gleich in der Überschrift zu dem Schluss: „Der ELGA-Fahrplan sollte wegen unklarer Nutzen/Risiko-Relation ELGA lässt Hoffnungen und Ängste aufeinander prallen. ausgesetzt werden.“1 Für die Adressaten war das umso bemerkenswerter, als die Sozialversicherung, die diese Kritik aussandte, neben dem im ELGA-Gesetz sei von einer Steigerung der Prozess- und Ergebnisqualität von Gesundheitsdienstleistungen durch die Nutzung Bund und den Ländern Systempartner von ELGA ist. von ELGA die Rede, und dafür gebe es ebenso wenig einen wisSchwache Evidenz für klinischen Nutzen senschaftlichen Nachweis wie für eine Verbesserung der Patientensicherheit und eine Kosteneffizienz, mit der häufig pro ELGA Bereits 2011 hatte Der Arzneimittelbrief auf die „schwache und argumentiert werde. In den vorhandenen Studien müsse wahrscheinlich auch von einem starken Publikationsbias ausgeganinkonsistente Evidenz für den klinischen Nutzen“ von E-Health gen werden, da viele Arbeitsgruppen eng mit den Providern der hingewiesen.2 Anlass war damals eine Übersichtsarbeit in der Public Library of Systeme zusammenarbeiten. „Unsere Kernkritik lautet: An ELGA Science gewesen. Eine Londoner Grupwerden nicht die gleichen Maßstäbe angelegt wie an Arzneimitpe aus Sozialmedizinern hatte dafür die tel oder Medizinprodukte. Auf der Grundlage der gegenwärtig Literatur systematisch nach Belegen schwachen Datenlage würde z.B. ein neues Medikament nicht zugelassen werden.“ Susanne Herbek, Geschäftsführerin der ELGA für den Nutzen von E-Health-Anwendungen, unter anderem von elektroniGmbH, kann diesem Vergleich nichts abgewinnen: „Die Zulasschen Gesundheitsakten, durchsucht. sungsprüfung von Arzneimitteln erfolgt sehr sorgfältig aufgrund Resultat: „Es besteht eine große Kluft von klinischen Studien. Grundlage der Einführung von ELGA ist zwischen den behaupteten und den ein Gesetz. Und dieses Gesetz wurde sorgfältig erstellt.“ empirisch gezeigten Vorteilen von ERisiken evaluieren Health-Technologien.“3 Internist Jochen Schuler: „An ELGA werden nicht die gleichen Maßstäbe angelegt wie an Arzneimittel oder Medizinprodukte.“ Der Salzburger Internist Jochen Schuler, Leiter der Österreich-Redaktion des Arzneimittelbriefs, sagt im Gespräch mit der ÖKZ: „Generell ist es gut, wenn möglichst umfassende Daten zu einem Patienten zur Verfügung stehen.“ Aber Tatsächlich gibt es wenige Studien, die sich damit auseinandersetzen, ob und in welchem Ausmaß sich beispielsweise das Führen von elektronischen Patientenakten negativ auf die Patientensicherheit auswirkt. In den Vereinigten Staaten wurde erst vor drei Jahren von dem zur Akademie der Wissenschaft gehörenden Institute of Medicine eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die Risiken 22 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Foto: ©apops - Fotolia.com Elisabeth Tschachler Wo ELGA steht :: Foto: bk/Wustinger im Zusammenhang mit elektronischen Patienmentenlisten das Risiko für Medikationsfehler tenakten evaluieren soll. Zudem wird angeund unerwünschte Arzneimittelwirkungen verregt, eine Stelle zu schaffen, bei der Fehler, ringern können. Allerdings unterscheiden sich Beinahe-Fehler und unerwünschte Ereignisse diese Untersuchungen erheblich in der Methodik und Qualität.5, 6 In einem nie veröffentlichgemeldet und ausgewertet werden. Allerdings ten HTA-Bericht zum Thema Polypharmazie des sind in den USA die meisten Systeme, die Patientenakten generieren, mit klinischen EntBundesinstituts für Qualität im Gesundheitsscheidungshilfen und anderen automatischen wesen aus dem Jahr 2011, der der ÖKZ vorliegt, Programmen verbunden und das Tempo, mit heißt es: „Für eine belastbare Bewertung der Michael Binder, Austrian Scientific dem diese Systeme eingeführt werden, sowie Wirksamkeit von elektronischen VerordnungsSociety for Telemedicine and eHealth: „ELGA ist ein Zeigerinstrument.“ systemen zur Reduktion der Hospitalisierung die Komplexität der Aufgaben, die sie vollführen, „können ein potenzielles Risiko für Patiund der Mortalität ist die bestehende Evidenz enten darstellen“, sagt Hardeep Singh vom Patientensicherheits[…] unzureichend.“ Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass hochzentrum des Baylor College of Medicine im texanischen Houston. 4 qualitative Studien nicht zu einem positiven Resultat kommen könnten. Bloß gibt es sie (noch) nicht. Dergleichen Zusatzprogramme sind in ELGA nicht vorgesehen. Zu viele Prüfungssysteme ELGA bündelt die Gesundheitsdaten einer Person und stellt sie berechtigten Gesundheitsdiensteanbietern bzw. den Patienten selbst Fest steht: Elektronische Systeme verändern die Arbeitsprozesse. auf Anfrage zur Verfügung. Für die nächsten Jahre werden diese Am Anfang kann das mehr Aufwand bedeuten. Und: Ärzte könnten Gesundheitsdaten nichts anderes sein als Krankenhaus-Entlassungsbriefe, Labor- und Radiologiebefunde sowie eine Medikatisich zu sehr auf die Elektronik verlassen und quasi aufhören, selber onsliste. „ELGA per se ist im grünen Bereich“, sagt Michael Binder, zu denken. Elektronische Signale, die auf mögliche Wechselwirkungen von Medikamenten hinweisen, können zu einem sogenannten Arzt und Präsident der Austrian Scientific Society for Telemedicine „alert overkill“ führen, dazu, dass die Warnung nicht mehr wahrgeand eHealth. „ELGA ist ein sehr simples Zeigerinstrument. Die Suche gibt Hinweis auf die Quelle der Daten. Dort wird dann zugegrifnommen oder die entsprechende Funktion überhaupt ausgeschalfen – Berechtigung vorausgesetzt. Mehr tut ELGA nicht.“ tet wird3 (was dem Vernehmen nach jetzt schon in vielen Ordinationen passiert). Dieser alert overkill war es schließlich auch, warum Grundpfeiler der Gesundheitsreform die zentrale elektronische Wechselwirkungsprüfung aus dem urIns. ÖKZ GW Konzept DUK 07.14_: 14.07.14 13:20 Seite 1 sprünglichen der e-Medikation getilgt wurde. Die offizielDie ungerichtete Übertragung personenbezogener Gesundheitsdaten ist einer der Grundpfeiler der Gesundheitsreform, ohne ELGA, so wollen es die Systempartner, sei beispielsweise eine Primärversorgung der neuen Schule nicht denkbar. Allerdings heizt schon seit Jahren kaum ein Thema der gesundheitspolitischen Debatte die Emotionen dermaßen an wie die elektronische Patientenakte. Bereits in der ersten Diskussionsrunde anlässlich des Beginn: 13. Oktober 2014 ELGA-Dialog-Forums Mitte Juni in Wien wurde es laut, PatientenAbschlüsse: Zertifikat, Akademische/r OP-Koordinator/in, anwältin und Ärzte auf dem Podium und im Saal warfen einander Master of Science (MSc), Master of Business Administration (MBA) Unsachlichkeit vor. Dabei hatte der Veranstalter in weiser VorausTeilnahmegebühr: ab EUR 4.800,www.donau-uni.ac.at/opk | www.donau-uni.ac.at/opm sicht „Schluss mit Polemik“ unter den Programmpunkt geschrieben und befunden: „ELGA muss endlich seriös und offen diskutiert werden!“ Doch ELGA lässt Hoffnungen und Ängste aufeinander prallen, und zuweilen bekommt man den Eindruck, die Beteiligten reden nicht von derselben Sache. „ELGA in der derzeitigen Form ist ein Klumpert“, befand der niederösterreichische ÄrztekammerpräBeginn: 23. März 2015 sident Christoph Reisner in der Diskussion. „Zu ELGA gibt es keine Abschlüsse: Master of Science (MSc), Alternative“, erwiderte Alexander Schanner von der IT-Abteilung Master of Business Administration (MBA) der Niederösterreichischen Landesklinikenholding. „Es gibt unTeilnahmegebühr: ab EUR 9.500,www.donau-uni.ac.at/technikimgw zählige Studien von Medikamentenwechselwirkungen, eine hohe Anzahl von Patienten wird im Spital aufgenommen, weil sie falsch pt. 2014 medikamentiert wurden. Das ist raschest abzustellen, und dazu ist Se ELGA ein entsprechendes Werkzeug.“ END OP-Koordination OP-Management 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com w. do /i n f W ie n mg im ww Die e-Medikation ist eine der vier Kernanwendungen von ELGA. Mit ihrer Hilfe soll die Medikamentenabgabe an die Patienten sowohl bei den verordnenden als auch bei den abgebenden Stellen (Krankenanstalten, Ärzte, Apotheker) einheitlich elektronisch in einer Medikationsdatenbank erfasst werden. Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass dergleichen elektronische Medika- B er INFOH-A ch o te l S a o 18. Management für Technik im Gesundheitswesen n au -un i .a c.a t/z Donau-Universität Krems [email protected] Tel. +43 (0)2732 893-2818 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 23 :: Wo ELGA steht Foto: Wilke le Begründung des Gesundheitsministeriums lautet, dass es „zu viele unterschiedliche Prüfungssoftwaresysteme in den einzelnen Ordinationen gibt und im Rahmen des Pilotprojekts oft Wechselwirkungen von Wirkstoffen vom System angezeigt wurden, die zu keinen tatsächlichen Wechselwirkungen führen würden“.7 Menschen für Menschen dankt für die Schaltung dieses Gratisinserates. Bis 31. Dezember dieses Jahres muss die e-Medikation jedenfalls Susanne Herbek, ELGA GmbH: eingerichtet sein. So will es das „Alles, was zu regeln war, Gesetz. Dass mit der zentralen steht in der aktuellen ELGAWechselwirkungsprüfung eines der Verordnung.“ Argumente, die vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger und vom Gesundheitsminister gern pro e-Medikation vorgebracht wurden, wegfällt, ist Wasser auf die Mühlen der ELGA-Kritiker. Die finden sich nach wie vor hauptsächlich unter den niedergelassenen Ärzten. Ohnehin fühlen sich die Kassenärzte schon überbeansprucht durch Tätigkeiten, die sie als nichtärztlich einschätzen: Dokumentation, die Berücksichtigung der Ökonomie bei der Verschreibung von Medikamenten oder Hygieneauflagen. Sie wollen nicht auch noch Zeit für digitale Extras aufbringen. Ihren Unmut äußern manche von ihnen mithilfe von Juristen. So hat Ende Juni der Wiener Anwalt Johannes Hock im Namen des Gynäkologen Alfred Pixner die Aufhebung des ELGAGesetzes beim Verfassungsgerichtshof beantragt. In dem 82-seitigen Konvolut werden unter anderem Bestimmungen des Gesetzes angefochten, mit denen das Grundrecht auf Datenschutz verletzt werde. Überdies wird bekämpft, dass den Ärzten zusätzlich Haftungen und die Verantwortung für die Datensicherheit zugemutet Ihre Spende trägt Früchte! Gemeinsam mit den Menschen in Äthiopien entwickeln wir langfristig ganze Regionen. Für Erfolge, die bleiben. Spendenkonto: Raiffeisen 222 000 | BLZ 32 000 IBAN: AT28 3200 0000 0022 2000 BIC: RLNWAT W W Online spenden: www.mfm.at würden. „Ärztinnen und Ärzten werden Aufgaben aufgebürdet, die sie nicht erfüllen können“, sagt Hock. Susanne Herbek sieht der Prüfung des Verfassungsgerichtshofs nach eigenem Bekunden gelassen entgegen: „Für die Sicherheit der Patientendaten sind Ärzte jetzt schon verantwortlich, egal, ob es sich um Karteikarten oder im Computer gespeicherte Aufzeichnungen handelt.“ Änderung im Fahrplan Ebenfalls Ende Juni beschloss die ELGA-Generalversammlung, den ursprünglichen Fahrplan für die Einführung der Gesundheitsakte zu ändern. Die Krankenhäuser werden Befunde und Entlassungsbriefe erst Ende, und nicht schon Anfang 2015 mit den für ELGA erforderlichen Dokumenten erstellen. „Das beruht auf einem Versäumnis des Gesetzgebers“, sagt Alexander Schanner von der Niederösterreichischen Landeskliniken-Holding. Es würden detaillierte Vorgaben für die Systemhersteller fehlen, beispielsweise was das situative Opt-out für Spitalspatienten betreffe. „Das habe ich bereits bei der Gesetzesanhörung eingebracht. Leider wurde es immer wieder überhört.“ Damit die Systemhersteller arbeiten können, müssten die Details erst in Verordnungen festgeschrieben werden. „Das ist kein Grund für die nunmehrige Konkretisierung des neuen Zeitplans“, sagt Herbek. Der Grund sei im Wesentlichen, dass noch nicht alle zentralen Komponenten fertiggestellt seien und auch die Krankenanstalten noch nicht alle notwendigen Vorkehrungen getroffen hätten. „Das hat aber mit den Inhalten einer Verordnung nichts zu tun. Auch trifft es nicht zu, dass die Systemhersteller ‚ohne Verordnung‘ nicht ihre Arbeit tun könnten. Unabhängig davon steht alles, was aktuell zu regeln war, in der aktuellen ELGA-Verordnung.“ Mit der Verschiebung um ein Jahr dürfte die Redaktion des Arzneimittelbriefs erst mal zufrieden sein. Von einem Full Stopp ist sowieso keine Rede. Nicht nur, weil es „ein Gebot der Zeit ist, Akten elektronisch zu speichern und abzurufen“, wie Jochen Schuler sagt. Die elektronische Vernetzung im Gesundheitswesen ist nicht nur ein Anliegen der heimischen Politik. Vielmehr hat die Europäische Kommission bereits im Jahr 2004 einen Aktionsplan für einen europäischen Raum der elektronischen Gesundheitsdienste entworfen. Im Vergleich zu seinen Nachbarn ist Österreich in der Umsetzung schon recht weit fortgeschritten. In Deutschland wird die e-Card, die es hierzulande bereits seit 2005 gibt, erst im kommenden Jahr verpflichtend eingeführt. Von einer elektronischen Patientenakte ist man dort noch so weit entfernt wie Österreich vom Silicon Valley. :: Literatur: 1 Der ELGA-Fahrplan sollte wegen unklarer Nutzen/Risiko-Relation ausgesetzt werden. Der Arzneimittelbrief, Ausgabe Österreich 2014, 48, 4. 2 E-Health: Fakten und Mythen. Der Arzneimittelbrief, Ausgabe Österreich 2011, 45, 4. 3 Black AD et al (2011): The Impact of eHealth on the Quality and Safety of Health Care: A Systematic Overview. PLOS Medicine 8,1. Zugang: http://www.plosmedicine.org/article/ info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pmed.1000387, Zugriff: 24.7.2014. 4 Singh H et al (2011): Creating an Oversight Infrastructure for Electronic Health RecordRelated Patient Safety Hazards. J Patient Saf 7(4): 169–174. 5 Ammenwerth E (2008): The effect of electronic prescribing on medication errors and adverse drug events: a systematic review. J Am Med Inform Assoc 15(5):585-600. 6 Ranji SR et al (2014): Computerised provider order entry combined with clinical decision support systems to improve medication safety: a narrative review. BMJ Qual Saf doi:10.1136/bmjqs-2013-002165. 7 Auer CM et al (2014): ELGA Handbuch. Die Elektronische Gesundheitsakte. Manzsche Verlags- und Universitätsbuchhandlung, Wien. S 26. Elisabeth Tschachler [email protected] 24 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Leserbriefe Leserbriefe zum Titelbild von Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 6-7/2014. Die Beiträge zum Thema Frauengesundheitsberatung sowie Ihr Intro in der letzten Ausgabe der ÖKZ finde ich durchwegs höchst interessant und spannend zu lesen. Ich finde es begrüßenswert, dass Sie sich diesen wichtigen Themen entsprechend widmen. Ziemlich „daneben“ ist aus meiner Sicht jedoch das zugeordnete Titelbild. Das Kunstwerk an sich wäre in anderem Rahmen durchaus positiv zu bewerten. Kunst hin oder her: Wiewohl ästhetisch in der Darstellung und künstlerisch ansprechend finde ich ein Titelbild mit erotischen Frauenbeinen in Minirock und Strapsen noch dazu im Kontext des angekündigten Themas „Frauengesundheitsberatung“ sexistisch und unpassend. Die Medizin wird zunehmend weiblich und im „österreichischen Gesundheitswesen“ insbesondere in den Krankenanstalten dominieren weibliche Mitarbeiterinnen. „Alltäglicher Sexismus“ gegenüber Frauen – natürlich stets ohne böse Absicht – ist an unseren Arbeitsplätzen durchaus nach wie vor ein Thema. Die vorliegende Titel illustration finde ich daher unsensibel, ärgerlich und gedankenlos! Dies ist übrigens nicht nur meine Meinung, sondern auch die zahlreicher mit diesem Bild konfrontierter Mitarbeiterinnen. Leserbrief zum Beitrag „Sinnvolle Nutzung“ in Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 6-7/2014, Seite 18. Wieso also gibt es Bedenken, Sorgen und Emotionen wegen Big Data im medizinischen Bereich? Ein Punkt betrifft die Konstruktion der Datensammlung in der ELGA. Aus guten Gründen gibt es ein individuelles Widerspruchsrecht im § 16 Ziffer 3 (situativer Widerspruch), weitere Schutzbestimmungen in der Ziffer 4 (Zugriffsausschluss für bestimmte Ärzte) und im § 19 (HIV, psychische Erkrankungen, Schwangerschaftsabbrüche dürfen nur auf Verlangen der Betroffenen gespeichert werden). Das ist alles nachvollziehbar, hebelt jedoch den Sinn einer Datenbank aus. Wer möchte schon mit Google arbeiten, wenn die Buchstaben M-R ausgeblendet werden? Die Einführung von ELGA kann durchaus verglichen werden mit der Einführung eines Medikaments oder eines technischen Medizinproduktes. Vergleicht man die Sicher- Dr. Piet Auer-Grumbach, Facharzt für Dermatologie & Venerologie, Gleisdorf in Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 6-7/2014, Seite 35. Die Titelseite der ÖKZ Juni/Juli 2014, zeigt überschlagene Frauenbeine mit hochgezogenem Rock und der Inschrift Ausbildungsreform Frauengesundheitsberatung. Ich halte diese Darstellung für eine Geschmacklosigkeit der besonderen Art sowie Sexismus pur. Genau das habe ich in der Vorstandssitzung der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie gebracht und habe dort nur Zustimmung bekommen. Man tut Frauen sicher keinen guten Dienst für diese Art der Aufmerksamkeitserregung. Universitätsprofessor Dr. Albert Tuchmann, SMZ Floridsdorf, Wien Auch wenn ein/e SachwalterIn für den Wirkungskreis „medizinische Angelegenheiten“ bestellt ist, heißt dies nicht, dass 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com heitsbestimmungen bis zur Markteinführung herkömmlicher Produkte mit den Standards der IT-Branche, kann man nicht zufrieden sein. Die IT-Branche hat offensichtlich ihr Waterloo noch nicht erlebt, wie zum Beispiel die Pharmaindustrie mit der Contergan-Katastrophe. Partizipation und nicht Negation ist das Gebot der Stunde. Dieser Aufforderung von Prof. Binder kann man sich nur anschließen. Persönlich halte ich mich sicherheitshalber an Prof. Farkas aus dem Simpl: „Schaun‘ Sie sich das an!“ Ich habe daher opt out gewählt und sehe, ob mir das Angebot künftig lohnend erscheint. Ist die Zahl der Ausgestiegenen groß, steigt die Motivation zur Verbesserung des Produkts. :: Leserbrief zum Beitrag „Legitim handeln“ Die Ausführungen im Artikel suggerieren eine Legitimität von Freiheitsbeschränkungen in bestimmten Situationen in der häuslichen Pflege. Wir erlauben uns eine Richtigstellung: Der Autor schreibt, das zuständige Pflegepersonal habe vor Setzen einer Freiheitsbeschränkung die „Einwilligung eines gesetzlich bestellten Vertreters oder Sachwalters einzuholen“. Dies ist falsch: Es ist ein höchstpersönliches Recht des/der Betroffenen, in eine Freiheitsbeschränkung einzuwilligen, auch unter Sachwalterschaft. Willigt der/die Betroffene in eine Freiheitsbeschränkung nicht ein oder kann er/sie mangels Einsichts- und Urteilsfähigkeit hierzu keinen rechtserheblichen eigenen Willen äußern, so liegt eine Freiheitsbeschränkung gegen oder ohne seinen Willen vor, die niemals durch die stellvertretende Zustimmung eines/r Sachwalters/in legitimiert werden kann. Dem extramuralen Pflegepersonal kommt darüber hinaus keine allgemeine Kompetenz für das Setzen von Freiheitsbeschränkungen zu. Primaria Dr. Christa Radoš, Landeskrankenhaus Villach :: er oder sie in Vertretung die Zustimmung zu einer Freiheitsbeschränkung geben darf. Ein/e SachwalterIn wird bei sämtlichen medizinischen Angelegenheiten nur dann tätig, wenn in der konkreten Situation die Einsichts- und Urteilsfähigkeit des/der Betroffenen nicht gegeben ist. Dies muss jeweils anlassbezogen überprüft werden. Eine „mutmaßliche Einwilligung“ des/der Betroffenen in eine Freiheitsbeschränkung kommt weder im Heimaufenthaltsgesetz noch im Unterbringungsgesetz vor. Bei Schaffung dieser Gesetze ging man davon aus, dass Freiheitsbeschränkungen nur dort nötig sind und erlaubt sein sollen, wo sich Gefährdungssituationen nicht mehr durch zwischenmenschlichen Kontakt innerhalb familiärer oder familienähnlicher Strukturen abfedern lassen. Auch Nothilfe oder Notwehr legitimieren niemals eine länger andauernde Freiheitsbeschränkung. Mag. Susanne Jaquemar, Fachbereichsleitung Bewohnervertretung DSA Franziska Tuppa, Fachbereichsleitung Sachwalterschaft VertretungsNetz, Wien Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 25 :: Wo Koordination fehlt Demenz ist kein Schicksal In Österreich fehlt eine bundesweit akkordierte Vorgangsweise im Umgang mit einer der größten gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit. An Beratungsangeboten für Menschen, denen die Diagnose Demenz mitgeteilt wird, mangelt es ebenso wie an der Adaptierung von Rahmenbedingungen in Pflege- und Behandlungseinrichtungen. Christian F. Freisleben-Teutscher L aut aktuellen Schätzungen sind in Österreich derzeit etwa 150.000 Menschen an Demenz erkrankt. Nach Berechnungen der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft wird diese Zahl bis zum Jahr 2050 auf etwa 230.000 ansteigen. Foto: TILAK Den in diesem Zusammenhang mitunter verwendeten Begriff „Seuche“ erlebt Josef Marksteiner, Pastpräsident der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft und Leiter der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie A im Landeskrankenhaus Hall, jedoch als problematisch und unpassend. „Es stimmt schon, dass die Zahl der dementiellen Erkrankungen aufgrund der höheren Lebenserwartung steigt“, sagt er. Wichtig sei deshalb eine intensive Forschung und gleichzeitig eine weitere öffentliche Auseinandersetzung mit den gesellschafts- und sozialpolitischen Konsequenzen des Gedächtnisschwunds. „Auch wenn sich die AwaPsychiater Josef Marksteiner: reness in den letzten zehn „Der Begriff ‚Seuche‘ ist unpassend.“ Jahren deutlich verbessert hat: Es gibt noch immer Verharmlosung, nach dem Motto dementielle Symptome seien eben altersgemäß und eine Übertreibung des Phänomens“, so Marksteiner. Das Wort „Seuche“ würde Ängste, Vorbehalte und Stigmatisierung verstärken und ebenso den Eindruck, der Krankheitsentwicklung hilflos ausgesetzt zu sein. veröffentlichten Übersichtsarbeit zufolge die Zahl der Alzheimerpatienten weltweit halbieren.1 Ausgangspunkt für weitere Analysen ist eine Studie, die darauf hinweist, dass der Anstieg der Zahl von Patienten mit Demenz bei später Geborenen im Abnehmen begriffen ist.2 „Die WHO bezeichnet Demenz berechtigterweise als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit“, sagt Stephanie Auer, Psychologin bei MAS-Alzheimerhilfe (siehe Kasten). Auch sie betont die Wichtigkeit, zwischen „Hochbetagung“ und Demenz zu diffe- MAS Alzheimerhilfe Der 1997 gegründete Verein MAS Alzheimerhilfe betreibt heute sechs, vom Land Oberösterreich geförderte, regionale Anlaufstellen, kombiniert mit einem mobilen Angebot. Angeboten werden überdies Bildungs- und Informationsveranstaltungen für Interessierte, Betroffene und Angehörige, Urlaubs angebote für Menschen mit Demenz und Angehörige. MAS setzt zudem kontinuierlich Impulse zur Demenz-Forschung. Gemeinsam mit der oberösterreichischen Gebietskrankenkasse gibt es ein Pilotprojekt in Kirchdorf und Wels Stadt, das im vergangenen Mai mit dem begehrten Preis „Integri 2014“ ausgezeichnet wurde. Eingebunden sind Demenzberatungsstellen sowie Tageszentren von Pflegeheimen, wo auch psychologische Beratung und fachärztliche Betreuung geboten wird, insgesamt ein Schwerpunkt ist die Ressourcenorientierung. Spezielle Unterstützungsmaßnahmen gibt es auch für Angehörige. Das Projekt wird derzeit evaluiert und soll auf ganz Oberösterreich ausgerollt werden. Prävention ist möglich Schließlich geht es auch um Prävention: Viele Risikofaktoren für Demenz entsprächen, wie Marksteiner betont, jenen, die für den Anstieg von koronaren Herzerkrankungen verantwortlich sind. Bedeutsam sei die Lebensphase zwischen 30 und 60 Jahren. Mit einer Reduzierung der Risikofaktoren Bewegungsmangel, Diabetes, Bluthochdruck, Übergewicht, Rauchen, geringe Ausbildung und mangelnde geistige Aktivität bzw. durch den bewussten Umgang mit Depression ließe sich einer im Fachmagazin The Lancet Universitätslehrgang Demenzstudien Die fünfte Auflage dieses interdisziplinären Angebots von MAS Alzheimer und der Donauuniversität Krems startet im Oktober 2015. Gefördert wird u. a. die kritische Auseinandersetzung mit den speziellen Bedürfnissen von Menschen mit Demenz sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit. www.donau-uni.ac.at/de/studium/demenzstudien/index.php 26 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Wo Koordination fehlt renzieren, dementielle Symptome nicht einfach zu übergehen und gleichzeitig Demenz als Prozess zu verstehen, der mit verschiedensten Maßnahmen beeinflussbar ist. „Einer der größten Mythen in Bezug auf Demenz ist, dass es sich um einen schicksalhaften Verlauf handelt. Betroffene und ihre Angehörigen können, wenn sich die Krankheit manifestiert hat, vieles tun, um Eigenständigkeit und Lebensqualität zu fördern.“ Personal schulen Marksteiner verweist auf viele sehr einfache Möglichkeiten, dementielle Symptome richtig einzuordnen. „Im klinischen Alltag ist dies noch nicht überall zufriedenstellend umgesetzt, teils aus der Haltung heraus ‚Was bringt schon so ein Test‘?“ Kontinuierliche Weiterbildungen würden dem Gesundheitspersonal zu differenzieren helfen, welche Symptome tatsächlich altersgemäß und welche einer krankhaften Entwicklung zuzuordnen sind. Dazu brauche es weitere Maßnahmen zur Aus- und Fortbildung von allen Fachkräften, die intra- und extramural Menschen mit Demenz betreuen und begleiten. Entscheidend sei, sagt der Psychiater, dass die Testergebnisse Einfluss auf die Planung diagnostischer, therapeutischer und pflegerischer Schritte haben. „Es sollte gerade bei fortgeschrittener Demenz so selten wie möglich zu einem Ortswechsel kommen bzw. die Betroffenen mit gleichbleibendem medizinischen und pflegerischen Personal zu tun haben.“ Das sei zwar, wie Marksteiner sagt, in Akutsituationen schwer umsetzbar. Doch dann sollten alle Schritte gut geplant und Angehörige miteinbezogen werden. Spezielle Bedürfnisse :: gesundheitspolitischer Seite zu überlegen ist, wie Angehörige und andere nahestehende Personen intensiver als bisher einbezogen werden können“, meint Auer. Sie weiß, dass für Menschen mit Demenz in vielen Fällen eher Strukturen wie entsprechend ausgestattete Wohngemeinschaften oder Pflegeheime wichtig sind. Dem Konzept der „Demenzdörfer“ begegnet die Psychologin hingegen skeptisch: In Deutschland und Dänemark etwa werden abgeschlossene Dörfer errichtet, die Menschen mit Demenz ein „sicheres Umfeld“ bieten sollen, doch „hier gibt es große Mängel an der wissenschaftlichen Begleitforschung, welche Effekte von dieser Herangehensweise zu erwarten sind“, sagt Auer. „Diese ‚Dörfer‘ sind jedenfalls mit Sicherheit nicht die einzige Möglichkeit.“ Das sieht auch Marksteiner so: „Eine künstliche Umgebung aufzubauen, mag für manche Betroffene hilfreich sein, gleichzeitig ist die Gesellschaft gefordert, Maßnahmen zur Integration, zum miteinander Leben zu setzen. Eindimensionale Lösungen gibt es nicht.“ Fähigkeiten fördern Generell eine Handlungsgrundlage müsste sein, „ im Umgang mit Menschen mit Demenz deren Fähigkeiten zu fördern und ihren Wünschen zu entsprechen“, sagt Marksteiner. Dabei steht an ers ter Stelle oft, in vertrauter Umgebung leben zu können. Das bedeutet auch eine Weiterentwicklung extramuraler Versorgungsmöglichkeiten, etwa mit mobilen Diensten, wobei gleichzeitig zentrale Fragen wie etwa Selbstbehalte zu klären wären. Oft fehlen regionale Anlaufstellen, an die Betroffene vermittelt werden können und die Unterstützung bei der Krankheitsund Alltagsbewältigung anbieten. Ebenso zu klären sind Fragen wie die entsprechende Einstufung beim Pflegegeld, hier würden die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen noch viel zu wenig berücksichtigt, sagen die Experten. Foto: privat „Menschen mit Demenz haben vor allem mit fortschreitender Krankheit spezielle Bedürfnisse“, ergänzt Auer. „So kann eine Person Gefragt sei laut Marksteiner zudem die strukturelle Unterstützung interdisziplinärer Zudie Botschaft, dass eine Untersuchung keine sammenarbeit. Auf gesundheits- und sozialSchmerzen verursachen wird, innerhalb weniger Minuten wieder vergessen haben.“ Auer politischer Ebene „wäre es hoch an der Zeit, Psychologin Stefanie Auer: ist daher davon überzeugt, dass Menschen mit wirklich alle Systempartner ins Boot zu holen „Demenzkranke sollten nicht auf fortgeschrittenen dementiellen Symptomen und gemeinsam an Konzepten zu arbeiten. Es Normalstationen betreut werden.“ nicht auf Normalstationen betreut werden köngibt viele bemerkenswerte regionale Ideen und nen. „Denkbar wäre, wie das mancherorts schon umgesetzt wird, Ansätze. Zukünftig ist ein akkordiertes Vorgehen in diesen Fragen die Kompetenzen von akutgeriatrischen Abteilungen auszubauen wünschenswert.“ Auer verweist dazu auf die Vorgangsweise in und dort auch für entsprechende Rahmenbedingung zu sorgen.“ Oberösterreich (siehe Kasten „MAS Alzheimerhilfe“), die sich in ganz Österreich umsetzen ließe. Wesentlich wäre, darauf Rücksicht Ein guter Umgang mit Demenz würde schon vor der stationären zu nehmen, dass immer mehr Menschen mit dementiellen Symptomen von sich aus entsprechende Beratungsstellen aufsuchen und Aufnahme beginnen: Einerseits bei der Planung und kontinuierlichen Evaluierung aller Prozesse, sodass die Bedürfnisse von „nicht erst im Schlepptau der Angehörigen kommen. So braucht es Menschen mit Demenz berücksichtigt werden. Andererseits von der öffentlichen Hand geförderte Angebote für Menschen, die durch standardmäßiges Einholen von Informationen von Hausdas Gefühl haben, ihr Gedächtnis würde nachlassen.“ :: ärzten, betreuenden mobilen Diensten, Angehörigen und natürLiteratur: lich den Patienten selber. Ballard C et al (2011): Alzheimer‘s disease. Lancet 377(9770):1019-1031. 1 Matthews et al (2013): A two-decade comparison of prevalence of dementia in individuals aged 65 years and older from three geographical areas of England: results of the Cognitive Function and Ageing Study I and II. Lancet 382(9902):1405-1412. 2 Demenz werde häufig mit aggressivem Verhalten gleichgesetzt – dies ließe sich zu einem großen Teil vermeiden, indem beispielsweise die Aufnahme gut geplant und in einem angepassten Tempo durchgeführt bzw. auf die Ausdrucksweise geachtet wird. „Von 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Mag. Christian F. Freisleben-Teutscher [email protected] Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 27 Foto: ©kasto - Fotolia.com :: Wo es Forschung braucht Ungleich besser Über die Frage, ob Frauen in der Sprache und in Vorstands etagen sichtbarer sein sollen, wird argumentationsreich gestritten. Gleichstellung ist nach wie vor ein Thema. In der Medizin hingegen ist es wichtig, die kleinen und großen Unterschiede der Geschlechter zu berücksichtigen. Ob Medikamente bei Frauen und Männern anders wirken, wird immer noch zu selten untersucht. Elisabeth Tschachler M itgemeint“. Dieses Wörtchen bringt nicht nur Feminis tinnen auf die Palme. „Mitgemeint“, das ist das Argument, das von Gegnern des Binnen-I oder anderer Formen der gendergerechten Sprache gern angebracht wird. „Mitgemeint“ will heißen, dass Frauen sich angesprochen fühlen sollen, wenn es um Ärzte und Patienten, Politiker und Bürger und die großen Söhne der Heimat geht. In der Medizin waren Frauen jahrhundertelang „mitgemeint“. Der Mann galt auch in Gesundheitsbelangen als das Maß aller Dinge. Erst in der 1980er-Jahren begann sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit den Unterschieden zwischen Mann und Frau abseits der Geschlechtsorgane zu beschäftigen. Etliche Studienergebnisse hatten darauf hingewiesen, dass vor allem bei HerzKreislauf-Erkrankungen sowohl hinsichtlich der Risikofaktoren als auch was die Symptome betrifft, Abweichungen zwischen den Geschlechtern bestehen. Seither beschäftigen sich immer mehr Fachleute verschiedener Disziplinen damit, herauszufinden, wie sich einzelne Gesundheitsprobleme bei Männern und Frauen zeigen und wie adäquate Präventions- und Therapieformen beschaffen sein müssen. Die Gender-Medizin hat sich etabliert, mittlerweile gibt es zwei Lehrstühle dafür an Österreichs Medizin-Universitäten. Mann im Mittelpunkt Allerdings ist noch viel Forschungsarbeit nötig. Denn auch bei Arzneimittelstudien stand und steht häufig noch immer der Mann – und hier wiederum vor allem der rund 30-jährige, weiße Mann – im Mittelpunkt. Und das, obwohl bekannt ist, dass Frauen mehr Medikamente zu sich nehmen als Männer. Sie schlucken 2,8mal so häufig Kopfschmerztabletten und etwa doppelt so häufig Antidepressiva, Schlafmittel oder Antirheumatika.1 Abgesehen davon, dass die Verordnungspolitik zu hinterfragen wäre, bemängelten Feminis tinnen schon in den 1980er-Jahren, dass Frauen aus den großen Arzneimittelstudien ausgeschlossen waren, obwohl doch klar sein müsste, dass aufgrund physiologischer Unterschiede Medikamente bei Frauen und Männern unterschiedlich wirken können. Dass eine einseitige Forschung Folgen hat, zeigt sich immer wieder. So hat sich erst in der Praxis herausgestellt, dass verschiedene Antibiotika bei Frauen eher Herzrhythmusstörungen auslösen als bei Männern; oder dass Frauen schon auf eine geringere Dosis von Beruhigungsmitteln ansprechen – unabhängig von ihrem geringeren Körpergewicht. Es mussten sogar „Medikamente vom Markt genommen werden, weil Nebenwirkungen und unerwünsch- te Ereignisse bei Frauen auftraten“, sagte Mariacarla Gadebusch Bondio, Direktorin des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Technischen Universität München, in einem Interview.2 „Es beginnt bereits mit präklinischen Tierversuchen, die der Untersuchung an Menschen vorangehen. Hier überwiegt nach wie vor die Zahl der männlichen Labortiere. Dies hat ökonomische und mentalitätsbezogene Ursachen. Weibliche Tiere werden traditionell für die Reproduktion und männliche für Experimente vorgesehen.“ Langsame Veränderung Seit rund zehn Jahren werden Frauen zwar häufiger als Probandinnen in Studien aufgenommen. Doch „Unterschiede in der Wirkung und im Risiko unerwünschter Wirkungen bei Männern und Frauen werden nur selten miteinander verglichen“, sagt Gerald Gartlehner, Leiter des Departments für Evidenzbasierte Medizin und Klinische Epidemiologie an der Donau-Universität Krems. Er hat 59 Studien mit Daten von mehr als 250.000 Patientinnen und Patienten und 35 Medikamentengruppen unter die Lupe genommen, allerdings nur wenig Konkretes über unterschiedliche Wirkungen gefunden. Doch bei vielen dieser Studien ließe die wissenschaftliche Qualität zu wünschen übrig, so Gartlehner.3 Es braucht also bessere Daten. Freilich ist die Einbeziehung von Frauen im gebärfähigen Alter in klinische Studien eine ethische Herausforderung und für die Arzneimittelindustrie nicht nur deshalb teurer, weil höhere Versicherungsprämien anfallen. Es müsste gleichzeitig mit den Aufzeichnungen über Verträglichkeit, Wirksamkeit und Nebenwirkungen auch erhoben werden, in welchem Abschnitt des Zyklus sich die weibliche Testperson befindet. Allerdings kommt langsam eine Veränderung in Gang. Sowohl auf EU-Ebene als auch von den Wissenschaftsministerien in Deutschland und Österreich wurden Richtlinien erarbeitet, wonach der Gender-Aspekt in geförderten Forschungsvorhaben zu berücksichtigen ist. :: Literatur: 1 Stockinger S et al (2010): Frauenbericht 2010. Bericht betreffend die Situation von Frauen in Österreich im Zeitraum von 1998 bis 2008. Bundesministerin für Frauen und Öffentlichen Dienst im Bundeskanzleramt. Wien, Seite 272. 2 Zugang: http://www.gendermed.info/Auch-eine-Frage-der-Ethik-Bestemedizinische.1236.0.2.html. Zugriff: 30.7.2014. 3 Gartlehner G et al (2010): Differences in Efficacy and Safety of Pharmaceutical Treatments between Men and Women: An Umbrella Review. PLoS one. DOI: 10.1371/journal. pone.0011895. Elisabeth Tschachler [email protected] 28 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Was Unternehmen leisten :: Online im Krankenzimmer Das bietet das A1 E-Care-Terminal: Kommunikation und Unterhaltung :: TV, Radio, Videothek, Hörbücher :: Telefon :: Internet, E-Mail, SMS :: Mediatheken, Tageszeitungen :: Spiele Information :: Hauseigenes TV :: Menüpläne :: Veranstaltungen :: Gesundheits-Infos Patientenservice :: Bestellservice :: Termin-Erinnerungen :: Patienten-Fragebogen Entgeltliche Einschaltung Für Klinikpersonal Unterstützung im Behandlungsund Pflegeprozess :: Video-Dolmetsch :: Patientenaufklärung :: Pflege-Service-Call :: Zugriff auf Klinische Informationssysteme :: Patientenakte, Fieberkurven, Medikation 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Das neue A1 E-Care-Terminal bietet als All-in-one Lösung sowohl Services für Patienten als auch Arbeitsunterstützung für das Krankenhauspersonal. Seit Jahren entwickelt A1 fortschrittliche, am Anwender orientierte Lösungen für den Gesundheitsmarkt. Mit dem E-Care-Terminal bietet A1 eine Lösung an, die den Patienten den Krankenhausaufenthalt angenehmer macht. Die Touchscreens der A1 E-Care-Terminals sind über die Kommunikationsinfrastruktur des Krankenhauses mit dem Internet und dem Krankenhausinformationssystem direkt verbunden. Sie bieten einfach und intuitiv zu bedienende Kommunikationslösungen wie E-Mail, SMS, Telefon und Internet. Weiters sorgen das Fernseh-Angebot sowie Video-on-Demand-Filme und Serien, ähnlich wie bei A1 TV, sowie eine Auswahl an Spielen für Zerstreuung. Unterstützung für Krankenhauspersonal Der Arbeitsalltag wird mit dem E-Care-Terminal um einige Services reicher: Es bietet spitalsinterne Informationen wie Menüpläne, Hauspläne und Leitsysteme sowie Veranstaltungshinweise und kann künftig auch im Behandlungs- und Pflegeprozess unterstützen. Dank der erweiterbaren Architektur des Systems ist es möglich, weitere Informationen wie Me dikationsanweisungen für das Pflegepersonal oder Röntgenbilder für die nächste Visite einzubinden. Komplettlösung aus einer Hand Das E-Care-Terminal ist eine rein IP-basierte Lösung, die außer LAN keinerlei Infrastruktur im Krankenhaus voraussetzt. Es wird lediglich ein Router installiert, der weitere Betrieb erfolgt über A1. Von der Entwicklung über die Installation, den Betrieb bis hin zu Service und Content liefert A1 mit dem E-Care-Terminal eine absolute Komplettlösung – flächendeckender Service rund um die Uhr, redaktionelle Inhalte und Content Filtering inklusive. Flexible Finanzierungsmodelle Zur finanziellen Abwicklung stehen verschiedene Modelle wie Kauf eines Gesamtsystems, Überlassung, ein Betreibermodell mit Kostenbeteiligung oder ein Gestattungsmodell zur Wahl. Das multimediale Krankenbett – zukunftssicher erweiterbar Basierend auf den Informations- und Kommunikationsservices und den Unterhaltungsangeboten für Patienten kann das System schrittweise erweitert werden und trägt so zu einer kontinuierlichen Prozessunterstützung bei. Im Musterzimmer des Wiener Krankenhauses Nord kann man sich vor Ort vom Leistungsumfang des ECare-Terminals überzeugen. :: Kontakt: A1 Telekom Austria AG DI Erich Marecek [email protected] Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 29 6 he e ri e S - h alt il 6 e :T Durchblick schafft Sicherheit D Je mehr der Alltag von digitalen Anwendungen bestimmt wird, desto wichtiger wird die Usability einer Website, Software oder App. Wenn es dabei um heikle Inhalte wie Gesundheitsdaten geht, gilt das umso mehr. ie Gebrauchstauglichkeit, also die Usability einer Website, Software oder App, wird immer wichtiger, je mehr die digitale Welt in unseren Alltag eindringt. Menschen wollen und sollen schnell an die gewünschten Informationen kommen und sich nicht unnötig im Seitengewirr verlieren oder gar glauben, diese Anwendung sei fehlerhaft. „Usability beschäftigt sich mit der Anwenderorientiertheit“, so Georg Kaindl, freier Softwareentwickler und Interaction-Designer. „Typische Dimensionen der Usability sind Effizienz, Einprägsamkeit und Zufriedenheit. Unbenutzbare Websites werden bestenfalls ignoriert, sodass Potenziale brach liegen.“ Anders gesagt, wer sich nicht zurechtfindet, der surft weg und ist frustriert. Als Gründe, warum es mit der Usability oft nicht weit her ist, nennt Kaindl „knappe Budgets oder Angst der Entwick- Michaela Endemann ler vor unzulässiger Vereinfachung sowie ‚design by committee‘ d.h., es schalten sich zu viele Stakeholder mit unterschiedlichem Hintergrundwissen und persönlichen Präferenzen in den Prozess ein“. Vielfach werde auch Usability mit „Interface Design“ oder „Screen Design“ gleichgesetzt: Dann könne eine Anwendung zwar wunderbar designt sein, aber trotzdem völlig an den Bedürfnissen der User vorbeigehen. „Der Usability Engineer soll dann am Ende retten, was zu retten ist, ganz nach dem Motto ‚Machen Sie uns jetzt bitte das Interface schön!‘“ Thomas Trojer vom Institut für Informatik der Universität Innsbruck befasst sich mit Usability im Kontext von Sicherheit. Die Studie „Sicherheit nahe am Bürger – Faktoren zur erfolgreichen Umsetzung des Zugriffskontroll-Managements von Gesundheitsdaten“ wurde auf der diesjährigen HL7-Jahrestagung in Wien vorgestellt.1 Sie hatte zum Ziel herauszufinden, was Bürger in Bezug auf digital bereitgestellte Primärversorgungszentren in Österreich – ein gutes Konzept? Entgeltliche Einschaltung Die Reformierung des Gesundheitssystems in Österreich ist beschlossene Sache. Aber wie sollen die zukünftigen Strukturen dahinter aussehen? Können wir uns ein Beispiel an Finnland nehmen, einem Land mit ähnlichen Strukturen wie Österreich und doch weit weniger Ausgaben für ihr Gesundheitssystem? zeiten auf einen Arzttermin? Verbandswechsel oder das Messen des Blutdrucks übernehmen Krankenschwestern und der Arzt kann sich auf das konzentrieren, was das Wichtigste ist: das Gespräch und die Zeit mit den Patienten. Das klingt doch gut, oder? Stimmungsbarometer zeigen, dass die Menschen in Finnland mit den angebotenen Leistungen ihres Gesundheitssystems sehr zufrieden sind, weiß Ing. Johannes Rössler, Healthcare Verantwortlicher Österreich bei Tieto, dem finnischen IT-Spezialisten für das Gesundheitswesen in Skandinavien. Tieto hat in diesen Ländern große Erfahrung in der Umsetzung dieser Strukturen aufgebaut, beginnend bei Gesundheitszentren über integrierte Versorgung bis zu medizinischen Callcentern, Telemedizin und Lifecare-Systemen, die den Menschen von Geburt an Medizin-IT-gestützt begleiten. :: Gesundheitszentren tragen einen maßgeblichen Teil zur Effizienz des finnischen Systems bei, wo Allgemeinmediziner, ausgewählte Fachärzte und Therapeuten gemeinsam für ihre Patienten verfügbar sind. Einer der jüngsten Vorschläge des Hauptverbandes weist sehr stark in die Richtung dieses Modells und schlägt die Einrichtung von Primärversorgungszentren (Primary Health Care) vor. Die Kostenvorteile für die Ärzte und Therapeuten im Zentrum, die sich Adminis tration, Geräte, Warteräume, Therapieräume etc. teilen, liegen auf der Hand – wie auch das Potenzial eines solchen Systems für Österreich. Doch was bedeutet es für den Patienten? Längere Öffnungszeiten? Kleine Wegstrecken? Kürzere Warte- Johannes Rössler Topic Owner eHealth bei Tieto Austria 30 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ Weitere Informationen dazu erhalten Sie bei: [email protected] und unter www.tieto.at 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Was E-Health bringt Geekspeak UX-Design: User Experience oder UX beschreibt alle Interaktionen zwischen Menschen und Maschinen. Das Produkt soll angenehm zu benutzen sein und den Erwartungen der Nutzer entsprechen. Für Software oder Websites heißt das, dass sie z.B. einfach und sicher zu bedienen sind und nicht gehackt werden können. Sogar eine ISO- bzw. Ö-Norm gibt es dazu, die ISO 9241-210.2 Interface Design: Das Design bestimmt, wie die Schnittstelle Mensch-Maschine aussehen soll. Der Schwerpunkt liegt auf der Oberfläche und Informationsdarstellung. Screen Design: Unterbereich des Interface Designs, das sich auf die grafische Gestaltung von Inhalten auf Monitoren spezialisiert. Gesundheitsdaten erwarten. 95,5 Prozent der über 500 Befragten ist der Schutz ihrer Gesundheitsdaten wichtig, ebenso ein gutes Zugriffskontroll-Management. 66,6 Prozent befürchten, nicht autorisierte Personen könnten Zugriff erhalten. Ein Sicherheitsthema – auch durch unzureichende Usability. Trojer: „Je mehr davon auszugehen ist, dass Benutzer keine speziellen Kenntnisse mitbringen, desto wichtiger werden klare Überlegungen in Richtung benutzerfreundliches Anwendungsdesign. Ganz generell kann man sagen, dass Usability immer auch Einfluss auf die Sicherheit von Anwendungen hat.“ Dass sich auch die Spezialisten nicht immer einig über die Benutzerfreundlichkeit sind, zeigt die Beurteilung von Kaindl und Trojer der Seite www.gesundheit.gv.at, dem öffentlichen Gesundheitsportal Österreichs, auf dem derzeit der Zugang zu ELGA beheimatet ist. Kaindl stellt fest: „Generell visuell sehr stark überladen, Navigationselemente sind auf der ganzen Seite verteilt und sehr komplex und uneinheitlich, außerdem ist die Website selbst ist nicht responsiv programmiert, das heißt, sie passt sich nicht automatisch an verschiedene Endgeräte wie Handys oder Tabletts an.“ Trojer hingegen meint: „Die Navigation der Seite ist leicht erlernbar, sie entspricht einem von mehreren bekannten Standardmustern: Hauptnavigation oben, navigierbare Unterabschnit- :: te seitlich. Auch die Navigationselemente sind klar erkennbar, beispielsweise visuelles Feedback bei Mouse-Over von Verlinkungen bzw. Schaltflächen.“ Laut Stephan Sabutsch von der ELGA GmbH, werde es für Bürger ein Webportal geben, das „nicht nur die Abmeldung kann, sondern auch Befunde und eMedikation anzeigt. Dafür werden derzeit Entwürfe besprochen und sobald diese Entwürfe fertig sind, werden Usability Tests gemacht. Soviel ich gehört habe, wird derzeit auch www.gesundheit.gv.at überarbeitet.“ :: Literatur: 1 Trojer T (2014): Sicherheit nahe am Bürger – Faktoren zur erfolgreichen Umsetzung des ZugriffskontrollManagements von Gesundheitsdaten. Institut für Informatik, Universität Innsbruck Zugang: http://www.hl7.at/ das-war-die-jahrestagung-2014. Zugriff: 25.7.2014. 2 Ergonomics of human system interaction — Part 210: Human-centred design for interactive systems. ISO, Genf, 2010, Zugang: http://www.bdb.at/Service/ NormenDetail?id=378308. Zugriff: 25.7.2014. Dr. Michaela Endemann [email protected] ELGA kommt Schritt für Schritt Die ELGA-Gesundheitsdiensteanbieter (ELGA-GDA) werden in einer Pionierleistung flächendeckend miteinander vernetzt. Die Umsetzung erfolgt schrittweise – die öffentlichen Spitäler werden als Erste mit ELGA arbeiten. Im Spätherbst 2014 starten unterschiedliche technische Tests mit künstlichen Daten, wobei die zukünftigen Funktionalitäten von ELGA sorgfältig geprüft werden. Bis Mitte 2016 arbeiten alle öffentlichen Spitäler mit ELGA, dann folgen die niedergelassenen Vertragsärztinnen und Vertragsärzte sowie die Apotheken (e-Medikation). Private Krankenanstalten starten ab 2017. Die Bürgerinnen und Bürger haben mit ELGA die eigenen Gesundheitsdaten wie Befunde, Entlassungsbriefe oder Medikationslisten auf einen Blick parat und können selbst entscheiden, welcher GDA sie einsehen kann. Zudem werden mit ELGA alle Zugriffe auf ELGA-Gesundheitsdaten lückenlos protokolliert. So kann jeder darauf vertrauen, dass mit seinen Daten sorgsam umgegangen wird. :: www.elga.gv.at 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 31 Entgeltliche Einschaltung ELGA stärkt Patientenrechte :: International Deutschland – EVKD: Gegen europaweite Normung im Gesundheitswesen Das CEN1, ein privater Verein der nationalen Normungsorganisationen von 33 europäischen Ländern, beschäftigt sich seit einiger Zeit auch mit Normungsvorhaben im Gesundheitswesen. In Deutschland hat die Gesundheitsministerkonferenz dazu nun einstimmig beschlossen, dass „die Entwicklung von Normen für Gesundheitsdienstleistungen durch CEN“ abgelehnt wird. Begründet wird dies mit der Gefahr, „dass innerstaatliches Recht und der Regelungsspielraum der Selbstverwaltung ohne Einwirken der dafür zuständigen Institutionen umgangen werden“ kann. Auch im Deutschen Bundestag ist dieses Thema aufgrund einer Anfrage2, die sich auf Befürchtungen der Bundesärztekammer bezieht, bereits behandelt worden. Die Europäische Vereinigung der Krankenhausdirektoren – EVKD hat sich dieses Themas ebenfalls bereits angenommen und weist in ihrer Aussendung „Normen aus Brüssel sind nicht für alles sinnvoll“ darauf hin, „die EU sollte nicht vereinheitlichen wollen, was die einzelnen Mitgliedsländer besser individuell regeln können“. „Die Krankenhausdirektoren ... in den Mitgliedsorganisationen der EVKD halten es für wesentlich sinnvoller, wenn die Gesundheits systeme auch weiterhin im Regelungsbereich des jeweiligen Landes bleiben und hier weiterentwickelt werden … Alles über einen Kamm aus Brüssel zu scheren, ist aus unserer Sicht nicht sinnvoll.“ In Österreich beschäftigt sich Austrian Standards (früher Normungsinstitut) mit der Entwicklung von Normen, und zwar intensiv auch im Gesundheitswesen.3 :: Schweiz: Erfolg von Job Coach Placement Eine Studie der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD) zeigt, dass durch längere Zeit schwer und anhaltend psychisch kranke Personen eher wieder ins Berufsleben zurückfinden, wenn sie nach dem Motto „Erst platzieren – dann trainieren“ begleitet von einem Coach an einer Arbeitsstelle beginnen. Gegenüber der bisher üblichen Vorgangsweise, zunächst für die Wiedereingliederung trainiert zu werden und dann erst auf Arbeitssuche zu gehen, sind die Erfolge wesentlich besser: Bei der über fünf Jahre laufenden Studie konnten – gegenüber ansonsten lediglich 5 bis 30 Prozent – 65 Prozent der von einem Job-Coach begleiteten Teilnehmer eine Anstellung finden. Außerdem „waren der Verdienst besser, die Anstellungsverhältnisse länger und nachhaltiger und die Inanspruchnahme stationärer und teilstationärer psychiatrischer Dienste geringer“. :: HOPE – Österreich: Austauschprogramm 2015 Seit 1981 findet das von HOPE organisierte Austauschprogramm statt (ursprünglich nur für Health Professionals von Krankenhäusern vorgesehen, beteiligen sich nun auch ambulante Gesundheitseinrichtungen)7. Das Programm 2015 steht unter dem Generalthema „Hospitals 2020“, der Austausch wird vom 4. bis 30. Mai 2015 und die abschließende HOPE Agora vom 31. Mai bis 2. Juni 2015 in Warschau, Polen, durchgeführt. Nationaler Koordinator in Österreich ist das Gesundheitsministerium, bei dem bis 31. Oktober 2014 Bewerbungen sowohl für einen Aufenthalt im Ausland als auch als Gastgeber möglich sind. :: EU – Italien: Prioritäten zur Gesundheit WEBT!PP https://www.cen.eu CEN https://www.gmkonline.de/Beschluesse.html?id=204&jahr Beschlüsse der 87. GMK (2014), TOP: 13.1. http://www.eahm.eu.org EVKD, siehe Pressemitteilung vom 10.6.2014 https://www.austrian-standards.at Austrian Standards http://italia2014.eu Italienische Ratspräsidentschaft http://italia2014.eu/en/presidency-and-eu/programme-and-priorities/ the-trio-programme Trio-Programm Italien, Lettland, Luxemburg http://www.upd.gef.be.ch UPD, unter „Aktuell“ zu „UPD-Studie belegt Erfolg von Job Coach Placement“ http://www.hope.be/04exchange/exchangefirstpage.html HOPE Exchange Programm http://www.hope-agora.eu HOPE Agora Nach Griechenland4 hat für die zweite Jahreshälfte 2014 Italien die Ratspräsidentschaft der EU übernommen. Allgemeine Hauptziele sind – wie großteils bereits bei den vorhergehenden Präsidentschaften – Maßnahmen für mehr Beschäftigung und ein höheres Wirtschaftswachstum, aber auch „Europa näher zu den Bürgern zu bringen“ und die EU-Außenpolitik zu stärken. Darüber hinaus sind im neuen Trio-Programm von Italien und den kommenden Präsidentschaften von Lettland und Luxemburg die Umsetzung des Aktionsprogramms Gesundheit 2014 – 20205 sowie eine Evaluierung der EU-Richtlinie über Patientenrechte in der grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung6 geplant. :: Literatur: 1 Comité Européen de Normalisation (Europäisches Komitee für Normung). 2 S. http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/016/1801684.pdf , unter Frage Nr. 56 Antwort auf eine diesbezügliche Anfrage. 3 Bei Suche nach „Gesundheitswesen“ auf der Website (Zugriff: 21.8.2014) werden 1313 Treffer angezeigt. 4 Hradsky J (2014): EU – Griechenland – Ratspräsidentschaft und Gesundheit. Das österrei- chische Gesundheitswesen – ÖKZ 01-02, 22. 5 Hradsky J (2014): EU – Aktionsprogramm Gesundheit. Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 05, 26. 6 Hradsky J (2014): Viele offene Fragen. Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 01-02, 14-16. 7 Hradsky J (2013): HOPE – Österreich – Austauschprogramm 2014. Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 08-09, 32. Foto: Maruschka Im Bereich Gesundheit sollen unter anderem gesunde Lebensstile und Prävention (unter besonderer Berücksichtigung der GenderUnterschiede, sowie speziell bei Atemwegserkrankungen und bei Krebs) gefördert sowie noch mehr Augenmerk auf Patientensicherheit gelegt werden. Spezielle Überlegungen sollen über die Gesundheit im Mittelmeer-Bereich angestellt, Erfahrungen von Experten dieser Länder ausgetauscht und daraus gemeinsame Ziele und Strategien entwickelt werden. 32 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ Reg.Rat Josef Hradsky [email protected] 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com gesundheitswirtschaft 55. JG (2014) 08-09 35 la pura women’s health resort: Frauenspezifische Medizin 35 Cleanroom Technology Austria: Im Gespräch mit Roman Czech 36 nora flooring systems: Kautschukböden – Die Allrounder fürs Gesundheitswesen 37 JASTRINSKY: Mehr Platz für kleine und größere Patienten in Schwarzach 38 IIR: Die Spital 2014 – Ein Nachbericht 38 SER Solutions: Erweiterung zum universellen Multimedia-Archiv 39 Alpen-Adria-Universität Klagenfurt: Neuer Universitätslehrgang 40 wirtschaftliche lösungen: Laborbetrieb kostengünstig & effizient Neue AEMP im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried Zu Beginn eines neuen Projektes einer AufbereitungsEinheit für MedizinProdukte (AEMP) steht heute oft die Frage „Outsourcing oder Eigenleistung“. Dabei sind neben Kosten- und Personalfragen Themen wie Versorgungssicherheit, Auswahl- und Alternativenmöglichkeit der externen Partner, externe und interne Logistik zu bearbeiten. Im Krankenhaus Ried wurde die Entscheidung für Eigenleistung getroffen. Somit war der Startschuss für die Planung und Umsetzung der AEMP im Rahmen des Projektes „Neubau OP, Ambulanzen und Parkdecks“. Pro Jahr werden deutlich über 10.000 Operationen durchgeführt und ca. 23.000 Sterilguteinheiten (STE) produziert. Die technische Ausstattung besteht aus 5 Reinigungs- und Desinfektionsgeräten für Instrumente, einem Großraum (für Trans- 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com portwagen und Container) und 2 Endoskopie-Reinigungs- und Desinfektionsgeräten, 3 Dampf-Sterilisatoren für je 9 STE sowie einem Formaldehyd-Sterilisator. Die besonderen Herausforderungen in diesem Projekt waren neben einem Wasserschaden, der die Inbetriebnahme der AEMP um 12 Monate verzögerte, die Implementierung der neuen Logistik in Form des SteriBeschickungs-Systems, welches auch zur Belieferung und Lagerung dient, berichtet der Projektleiter Herr Helmut Wippel. Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 33 :: gesundheitswirtschaft ten – Expertise bei der Fragestellung Outsourcing/Eigenleistung können alle Details berücksichtigt werden, wie zB: :: Erforderliches Personal im Krankenhaus bei Outsourcing :: Work-Flow NEU – unabhängig vom gewählten Modell :: Dokumentation und Übersicht „wo befindet sich was“ während des Aufbereitungsprozesses :: Welche Leistungen können/sollen im Haus erfolgen :: Gewährleistung und Gefahrenübergang, Versicherungsumfang :: Anforderungen, Machbarkeit und Kosten für den Umbau der internen und externen Logistik :: Ausschreibung der externen Leistungen „Mit der Beratung und Begleitung durch Herrn Wippel von der Firma gsm waren wir sehr zufrieden. Die Konzentration der Aufbereitung der Sterilgüter, die früher dezentral organisiert war, brachte uns eine Qualitätssteigerung und eine gesicherte Dokumentation in diesem kritischen Bereich“, stellt DGKP Markus Bernauer (Fachlicher Leiter der AEMP) fest. Als unabhängiger Planer + Berater evaluiert die gsm Gesellschaft für Sicherheit in der Medizintechnik GmbH jedes Projekt individuell und objektiv und adaptiert das Ergebnis, sollten sich Rahmenbedingungen im Lauf der Zeit ändern. Aufgrund der – in Österreich wohl umfassends- Dosiertechnik und Prozess-Chemikalien, Hygiene mit System im ganzen Haus: Zentralsterilisation gsm Gesellschaft für Sicherheit in der Medizintechnik GmbH Medizintechnik-Fachplaner und Projektleiter KHBW Helmut Wippel, [email protected] www.gsm.at Österreichisches Reinraum und Hygiene Forum 2014 Küche Endoskopie Station Das Spannungsfeld zwischen hohen hygienischen Anforderungen, optimalen technischen Lösungen und limitierten wirtschaftlichen Möglichkeiten stellt in der Praxis häufig eine große Herausforderung für die Zusammenarbeit der einzelnen Interessensvertreter dar. In Kooperation mit der Österreichischen Reinraum Gesellschaft (ÖRRG) organisierte der Gesundheitstechnologie-Cluster im Juni 2014 das 6. Österreichische Reinraum & Hygiene Forum, welches dieses Spannungsfeld unter dem Gesichtspunkt der Raumluft thematisierte. Gastgeber war das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried Betriebsgesellschaft m.b.H. :: Wir bringen den besten Mix! Lösungen und Planungskonzepte. Chemische Fabrik Dr. Weigert Handelsgesellschaft m.b.H. Wienerbergstr. 11 / 12 a · 1100 Wien · Tel.: 01-99460 6275 Aber auch für die Eigenleistung gibt es Abklärungsbedarf: :: Tatsächlicher Bedarf an Reinigungs- und Desinfektionsgeräten und Sterilisatoren :: Reorganisation der Instrumente bzw. Siebe; ggfs. Bestandsaufnahme und Bewertung – Einpflegen in das Dokumentations-Tool :: Entscheidungsgrundlage Einweg-Instrumente oder Mehrweg? :: Der ideale Standort; Anbindung an die „Kunden“ der AEMP :: Ermittlung des Platzbedarfs der AEMP, idealer Grundriss :: Das richtige Zeitmodell :: Detailplanung der Arbeitsabläufe, Prozesse, der Logistik und der Mikrologistik :: Medizintechnik und Ausstattung der AEMP :: Auswahl der geeigneten Hersteller, unter Berücksichtigung des Bundesvergabegesetzes, der Versorgungssicherheit, Dokumentationsmöglichkeiten, Service-Qualität :: Inbetriebnahme der neuen AEMP www.drweigert.at [email protected] www.gesundheitstechnologie-cluster.at 19.08.2014 13:59:18 – ÖKZ 34 Das österreichische Gesundheitswesen Der beste Mix im ganzen Haus (88x121).indd 1 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com gesundheitswirtschaft :: pura“-Konzeptes. So ist sichergestellt, dass die Angebote des Resorts auf Basis neuester Erkenntnisse der Gendermedizin stetig verbessert und weiterentwickelt werden. Das Team aus Spezialisten der unterschiedlichen medizinischen Kompetenzfelder wird außerdem von externen Beratern wie zum Beispiel Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna unterstützt. Frauenspezifische Medizin Auch in Sachen Frauengesundheit erweist sich die VAMED als kompetenter Kooperationspartner. Im Mai 2011 wurde mit dem „la pura women‘s health resort kamptal“ Österreichs erstes Resort mit speziellem Fokus auf Frauengesundheit eröffnet. Wie Sie auch auf Seite 28 in dieser Ausgabe lesen können, gilt es, die weiblichen Ansprüche an die Medizin und medizinische Forschung noch stärker zu berücksichtigen. Das Konzept für das Resort wurde in Ko operation mit der Medizinischen Universität Wien entwickelt. Frau Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer ist als wissenschaftliche Beraterin die Schirmherrin des „la Ein Kubikmeter reine Luft: Gesamtpackage für den OP Die Cleanroom Technology Austria GmbH (CTA) versteht sich als Gesamtanbieter für Reinraumsysteme von der Planung und Produktion bis hin zur Teamschulung, Wartung und Haftungsübernahme, so Geschäftsführer Ing. Roman Czech. Der innovative Familienbetrieb mit vier Jahrzehnten Know-how liefert neben TAV-Decken auch moderne mobile Sterilluftanlagen. Wie lautet die Vision der CTA? Czech: Wir liefern unseren Kunden den Kubikmeter reine Luft und sehen uns als Gesamtanbieter in puncto Reinraum. Zu schlüsselfertigen Laminarflowanlagen, Reinräumen und Operationssälen bieten wir ein Gesamtpackage von der Planung und Produktion des optimalen Reinraumes bis hin zur Inbetriebnahme und Abnahmemessung. Inkludiert sind Team- 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Dr. Gabrielle Dienhart-Schneider, ärztliche Leiterin des Resorts, über „la pura“ als innovatives Modellprojekt: „Neben dem Fokus auf frauenspezifische Gesundheitsthemen wie Stoffwechselerkrankungen und Übergewicht, hormonelle Dysbalancen, Erschöpfungszustände und Schlafstörungen, Hauterkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Schwangerschaftsdiabetes und Gelenksbeschwerden bietet ‚la pura‘ maßgeschneiderte Programme, die unter anderem auf postoperative Betreuung zugeschnitten sind. Wir bemühen uns zu vermitteln, dass Gesundheit und Prävention integrierender Bestandteil eines vitalen Lebens sein müssen.“ :: www.lapura.at Wir produzieren reine Luft! schulungen ebenso wie laufende Wartungen sowie die Protokollerstellung für die Behörden. Das heißt, wir wollen unseren Kunden eigentlich nicht den Reinraum liefern, sondern die reine Umgebungsluft und garantieren somit während des Arbeitsbetriebes die höchstmögliche Sicherheit der Schutzzone. Welche neuen Entwicklungen wurden bei CTA in den letzten Jahren realisiert? Czech: Wir bauen u.a. weltweit Krankenhäuser und Operationssäle mit Firmen wie Vamed und Odelga und liefern auch die in der ÖNORM H6020 seit 1988 vorgeschriebenen TAV (Turbulenzarme Verdrängungsströmung)-Decken. Vor fünf Jahren brachten wir eine Innovation auf den Markt: die mobile Sterilluftanlage („SurgeonAir“ für das Wundfeld, „InstrumentAir“ für den Instrumententisch), die in gewissen Situationen eine vorteilhafte und kostengüns tige Option darstellt. Derzeit ist die neue ÖNORM H6020 in der Begutachtungsphase. Sie erscheint im Herbst und enthält erstmals auch eine Stellungnahme zu mobilen Sterilluftsystemen. :: www.cta.at Lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe die Positionierung der ÖNORM zu mobilen Sterilluftanlagen sowie über deren Vorteile und Einsatzgebiete. Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 35 :: gesundheitswirtschaft Kautschukböden: Die Allrounder fürs Gesundheitswesen Der ideale Fußboden fürs Gesundheitswesen sollte ein Allrounder sein: widerstandsfähig, wirtschaftlich, hygienisch, leicht zu reinigen und schön anzusehen. Bodenbeläge aus Kautschuk von nora systems bringen alle diese Anforderungen unter einen Hut und beweisen, dass Design und Funktionalität sowie Wirtschaftlichkeit und Hygiene keine Gegensätze sind. Funktion und Design gehen Hand in Hand Die umfangreichen nora Systemlösungen sind speziell auf die Bedürfnisse von Gesundheitseinrichtungen zugeschnitten und ermöglichen bereichsübergreifende einheitliche Gestaltungslösungen. So sind die Bodenbeläge mit unterschiedlichen funktionellen Eigenschaften, wie zum Beispiel elektrostatischer Ableitfähigkeit, im selben Design erhältlich. Hygienisch und wirtschaftlich Durch ihre dichte, geschlossene Oberfläche sind nora Kautschuk-Beläge äußerst verschleißfest, lassen sich leicht reinigen und sehen trotz hoher Beanspruchung auch nach vielen Jahren nahezu aus wie neu. Ein weiteres Plus: Im Gegensatz zu anderen elastischen Bodenbelägen benötigen die Kau- tschukböden keine Beschichtung. Dies spart nicht nur Zeit und Geld, sondern vermeidet auch Betriebsstörungen – alle Bereiche bleiben rund um die Uhr einsetzbar. Zudem sind nora Bodenbeläge beständig gegenüber Flächendesinfektionsmitteln, fleckunempfindlich und lassen sich vollständig desinfizieren. werden entlastet, sodass der Körper nicht so schnell ermüdet wie auf härteren Böden – ein großer Vorteil für Ärzte und Pflegepersonal, die auf Station oder im OP stundenlang auf den Beinen sind. :: Höchste Ergonomie Darüber hinaus bieten die Kautschukböden durch ihre dauerhafte Elastizität einen hohen Geh- und Stehkomfort: Rücken und Gelenke nora flooring systems GesmbH Reinhold Mayer, Rablstraße 30/1, A-4600 Wels, Tel.: (+43) 7242/74001 0 [email protected], www.nora.com/at Impressum nach § 24 MedienG: Medieninhaber: Schaffler Verlag GmbH, DVR 1031911, A-8041 Graz, Kasernstraße 80/8/25, T: +43(0) 316 820565-0, F: +43(0) 316 820565-20, E: [email protected], Web: www.schaffler-verlag.com. Druck: Dorrong, Graz. Chefredakteurin: Elisabeth Tschachler-Roth, [email protected], am Standort Redaktion Wien: Lorenz-Bayer-Platz 16/23, A-1170 Wien. Herausgeber: Mag. Roland Schaffler, [email protected], am Standort Redaktion Graz: Kasernstraße 80/8/25, A-8041 Graz. Weitere Informationen und Offenlegung nach § 25 MedienG: www.schaffler-verlag.com > „Impressum“ ¡¢¥¦ § ¨ ¨ ª © ¡¦ ¡¤ ¡ ¢¢£ 36 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com gesundheitswirtschaft :: Neues Kinder- und Jugendspital in Schwarzach eröffnet – Mehr Platz für kleine und größere Patienten Das Kardinal Schwarzenberg’sche Krankenhaus ist das zweitgrößte Spital im Bundesland Salzburg. Am 18. Juni 2014 wurde nach etwas mehr als dreijähriger Bauzeit nun auch das neue Kinder- und Jugendspital mit 55 Betten eröffnet. Für das Baumanagement und die örtliche Bauaufsicht war ein Team von Jastrinsky verantwortlich. Neubau mit vier Stockwerken Das neue Bauwerk umfasst vier Obergeschoße. Im Erdgeschoß befinden sich die Ambulanzen, der Mitarbeiter-Speisesaal sowie Café und Kiosk für Patienten, Besucher und Mitarbeiter. Zusätzlich zum Bettentrakt für Groß- und Kleinkinder wurde auf den anderen Ebenen auch Platz für Wohn- und Therapieräume für die Kinder- und Jugendpsychosomatik sowie für die Kinder- und Jugendpsychiatrie geschaffen und eine pädagogische Heilstättenschule eingerichtet. Der Intensivmedizin mit Angiographie, Intensivüberwachungspflege (IMC) und Neonatologie sind die restlichen Flächen gewidmet. Termin und Kosten eingehalten Die Projektentwicklung für dieses Großprojekt hat bereits 2007 stattgefunden, der Baubeschluss wurde Anfang 2009 gefasst. „Die größte Herausforderung für uns Baumanager war es, das Projekt ‚auf Schiene‘ zu halten, damit die Kosten und Termine auch bei der Inbetriebnahme im Jahr 2014 noch halten und die Qualität der Ausführung stimmt. Gerade auf dem medizinischen Sektor ist die 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Projektdauer: 2009 – 2015 Bauzeit: Neubau 2011 – 2014, danach Umbauten im Bestand Errichtungskosten: 35,5 Mio. € Das neue Kinder- und Jugendspital in Schwarzach im Salzburger Pongau. Das Haus öffnet sich architektonisch zur Marktgemeinde und ist künftig für die medizinische Versorgung im Kinder- und Jugendbereich der rund 200.000 Menschen in der Region im Süden Salzburgs bestens gerüstet. Bauherr: Kardinal Schwarzenberg‘sches Krankenhaus Foto: ©WTR on der Architektur bis zur medizinischen Versorgung: Bei diesem Neubau wurde besonders darauf geachtet, dass neben der hohen Funktionalität und der besten medizinischen Versorgung auch ein modernes, altersgerecht gestaltetes Umfeld für die Patientinnen und Patienten von 0 bis 18 Jahren geboten wird. So heißen z.B. die Stationen, auf denen die Kinder und Jugendlichen betreut werden, „Regenbogen“, „Sonnenstrahl“ und „Panorama“. Es gibt Internet-Oasen und Abreagierzonen, frische Farbakzente sorgen für eine besonders freundliche Atmosphäre. Foto: ©Krankenhaus Schwarzach V Architekt: Wörner Traxler Richter, Dresden Projektteam Jastrinsky: Ing. Mag. Martina Katzenbeisser, Ing. Gerald Brandstätter, Ing. Michael Bachofner Projektleistung: Baumanagement und Örtliche Bauaufsicht Die Hausherren Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef Riedler, Vorstand der Kinder- und Entwicklung rasant“, meint Jugendheilkunde und die leitende Stationsschwester für Kinder- und Jugendheilkunde, Karin Rieser mit der Projektleiterin von Jastrinsky, Ing. Mag. Martina Katzenbeisser dazu der Geschäftsführer von (links) bei der feierlichen Eröffnung am 18.6.2014. Jastrinsky, Bmst. Ing. Johann Jastrinsky. Rund 5.000 Kubikmeter Beton und zirka 800 Tonnen Baustahl Bauzeit als auch die geplanten Kosten genau wurden im neuen Gebäude verbaut, 245.000 eingehalten“, so der Krankenhaus-Geschäftsführer Karl Obermaier bei der Eröffnungsfeier. Meter Starkstromkabel verlegt, 390 Türen „Besonders freut uns auch der unfallfreie Vereingebaut. Der Neubau wurde bei laufendem lauf des Großbauprojektes sowie die vielen Krankenhausbetrieb hergestellt und hat über Verbesserungen für Kinder, Jugendliche, Elalle Geschoße Verbindungen zum Bestand. tern sowie Patienten der Inneren Medizin.“ :: Besonders wichtig war daher, „die Eingriffe in den laufenden Betrieb so gering wie möglich halten. Deshalb haben wir z.B. eine Vielzahl an JASTRINSKY GmbH & Co KG Staub- und Lärmschutzmaßnahmen eingesetzt Nußdorferstraße 2-4, A-5020 Salzburg Tel. +43 (0)662/822757 und die Mitarbeiter über Intranet laufend über www.jastrinsky.at die aktuellen Maßnahmen informiert“, erklärt die Projektleiterin Ing. Mag. Martina Katzenbeisser von Jastrinsky. Das professionelle Baumanagement sorgte nicht nur für einen reibungslosen Bau: „Wir haben sowohl die Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 37 :: gesundheitswirtschaft Größter Gesundheitskongress Österreichs Auf dem IIR-Jahreskongress „Die Spital 2014“ diskutierten am 25. und 26. Juni 2014 über 400 Teilnehmer mit den Key Playern der Gesundheitsbranche. Ganz nach dem neuen Motto „Wissen, das bewegt“ hat das IIR in bewährter Weise Österreichs Politik, Top-Experten und Opinionleader sowie Naomi Fied, PhD, Special Guest aus Boston, zusammengebracht. Neue Herausforderungen für die Pflege Impressionen zur Veranstaltung finden Sie als Nachbericht und auch als kurzes Video unter www.diespital.at Die eben beschlossene Neuerung in der Primärversorgung war das zentrale Thema der Veranstaltung und wurde unter anderem in der Key Note von Gesundheitsminister Alois Stöger beleuchtet. In der anschließenden Podiumsdiskussion waren sich alle einig, dass die Aufwendungen für das Gesundheitswesen in Zukunft vernünftiger eingesetzt werden müssen. Georg Ziniel, GÖG, appellierte an die Vertreter der Ärzteschaft und der Pflege, die Reformbausteine mit Inhalten zu füllen. Christian Euler, österr. Hausärzteverband, warnte hingegen davor, funktionierende Strukturen zu zerschlagen. Robin Rumler, P harmig, fordert ein Commitment der Politik zur Innovation. Julian Hadschieff, WKO, setzte sich für den „Gesundheitshunderter“ ein und Bernhard Wurzer, Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, betonte schlussendlich die Bedeutung der Sozialminister Rudolf Hundstorfer sprach über Strategien zum Ausbau der Pflege und Ursula Frohner, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands, betonte die Bedeutung der Ausbildungsreform. Vorreiter Boston Children’s Hospital Naomi Fried, PhD, Chief Innovation Officer am Boston Children‘s Hospital betonte, dass Innovationen für Kostensenkung und Effizienzsteigerung in der sich rasch wandelnden Gesundheitsbranche unerlässlich sind und von Führungskräften aktiv forciert werden sollten. Schon jetzt beginnen bei IIR die Recherchen für „Die Spital 2015“ und wir dürfen gespannt sein, welche Themen nächstes Jahr so brisant sind, dass sie beim Jahreskongress beleuchtet werden. :: Foto: © SER Primärversorgung neu Vernetzung aller Einrichtungen und Berufsgruppen im Gesundheitswesen. Erweiterung zum universellen Multimedia-Archiv Die KAGes ist auf dem Weg, bestehende Archive für Multimedia-Inhalte auszubauen und getrennte Archive zusammenzuführen. Ziel ist es, Daten- und Bildbestände für den Patientenbetrieb sowie für wissenschaftliche Zwecke bereit zu stellen. „Die KAGes hat sich von einer Reihe von Einzelstandorten zu einer vernetzten Spitalsorganisation entwickelt“, erklärte DI Dr. Markus Pedevilla, MSc, Bereichsleiter für Medizininformatik und Prozesse der Steiermärkischen Krankenanstalten GmbH (KAGes) anlässlich des SER-Praxistages am 12. Juni 2014 in Wien. Die KAGes betreibt seit 14 Jahren ein SER-Archiv, in dem zirka 100 Millionen Dokumente gespeichert sind und das vollständig in das Krankenhausinformationssystem openMEDOCS (IS-H und i.s.h.med) integriert ist. Dazu kommt ein wissenschaftliches Bildarchiv im LKH-Univ.Klinikum Graz mit rund 500.000 Bildern für Patientenbetrieb und Wissenschaft sowie das radiologische Bildarchiv (PACS). „Das ‚alte, digitale Krankengeschichtenarchiv‘ hat ausgedient und wird zu einem modernen, zeitgemäßen und nachhaltigen MultimediaArchiv ausgebaut“, meint Bernhard Voita, SER-Bereichsleiter Gesundheitswesen. Vorgesehen sind Erweiterungen um z. B. folgende Funktionen: :: KIS-Recherche patienten- und aufenthaltsorientiert, :: Wissenschaftliche Recherchen in den Multimedia-Daten von Patienten, :: Archiv-Recherche patienten- und aufenthaltsorientiert, :: Fotografen-Ablage und -Recherche für Patientenbetrieb und Wissenschaft mit Patienten- und Aufenthaltsdaten-Beschlagwortung. Die KAGes hat sich nach einem intensiven Auswahlprozess entschieden, dieses ambitionierte Erweiterungsprojekt – mit Ausnahme der PACS-Integration – mit der DokumentenmanagementLösung Doxis4 von SER durchzuführen. „Das Ergebnis ist somit ein multimediales NonDicom Universalarchiv anstatt getrennter Spezialarchive“, resümierte Pedevilla. :: www.ser.at 38 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com gesundheitswirtschaft :: Entrepreneurship & Sportmanagement Der Universitätslehrgang „Sports, Health and Entrepreneurship“ ist eine berufsbegleitende Weiterbildung, die in Kooperation zwischen dem Universitätssportinstitut Klagenfurt (USI) und dem Institut für Innovationsmanagement und Unternehmensgründung (IUG) der AlpenAdria-Universität (AAU) Klagenfurt angeboten wird. Der Lehrgang dient der Aus- und Weiterbildung im Bereich des Managements innovativer Sport- und Bewegungsprojekte und der Qualifizierung für Entrepreneurship. Im Rahmen der Outdoor-Module werden auch BasisKenntnisse gängiger Sportarten vermittelt. Ziel dieses Lehrganges ist die Befähigung der Teilnehmer, qualifiziert innovative gesundheitsfördernde Sport- und Bewegungsprojekte auf Basis neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse zu entwickeln, anzubieten und umzusetzen. Durch fächer übergreifende Lehrinhalte aus den Bereichen Sport, Be- triebswirtschaft und Psychologie sowie durch die Kombination von Theorie und Praxis wird die Fähigkeit vermittelt, am Kundenbedarf orientierte, innovative Angebote zu erstellen und Geschäftsmodelle und Business Pläne zu entwickeln. Organisation: 4 Semester, berufsbegleitend Im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Bewegende Ideen für Kärnten“ wurden eingereichte Projektideen prämiert. Die Gewinner-Ideen werden in den ersten beiden Semestern von den Lehrgangsteilnehmern in Projektteams bearbeitet. Nach erfolgreichem Abschluss der Projektarbeiten erhalten die Teilnehmer eine finanzielle Unterstützung vom Land Kärnten. :: Lehrgangsstart: Februar 2015 Abschluss: Master of Advanced Studies (Sports, Health and Entrepreneurship), zusätzlich kann auch der Abschluss zur/zum staatlich geprüften „Instruktor/ in für FIT/Erwachsene – Ausdauertraining“ erworben werden. Dauer: 4 Semester Bewerbungsfrist: 30. November 2014 – Anmeldungen ab sofort möglich! Interessierte finden auf www.aau.at/iug/unilehrgang weitere Informationen zum Lehrgang oder Sie kontaktieren das Lehrgangsbüro: +43(0)463/2700-4050, [email protected]. Keine Kompromisse bei der Hautgesundheit High Tech – dermaMeter® Das neue Hautmessgerät dermaMeter® professional 100 ist ein verlässlicher Begleiter in der Prävention als auch bei der Therapie von Hauterkrankungen. Durch einfaches Messen wird in Sekundenschnelle zuverlässig Auskunft über den aktuellen Zustand der Hautbarriere gegeben. Erkrankungen wie atopische Dermatitis oder Psoriasis können in einem Frühstadium erkannt und einer entsprechenden Behandlung zugeführt werden. Weitere Informationen: VASEMA GmbH Brunner Straße 67/4, A-1230 Wien Tel.: +43(0)1/890 48 33-0 [email protected] www.vasema.com Zertifikat: Class IIa 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Besuchen Sie uns auf der MEDICA 2014! Halle 17, Stand C20 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 39 :: wirtschaftliche lösungen Zu Beginn des Jahres 2013 wurde das strategische Projekt, alle fünf Labors der Kliniken der Thermenregion in eine gemeinsame Organisationseinheit zusammenzufassen und gemeinsam zu führen, abgeschlossen. Die neue Struktur bringt viele Vorteile. D ie Entwicklung des Zentrallabors ist ein Vorzeigeprojekt der Kliniken in der Thermenregion. Dadurch können wir viele Synergie-Effekte nutzen, es nützt den Patientinnen und Patienten – und bringt auch enorme Einsparungen für die beteiligten Standorte“, erklärt der für die Kliniken zuständige Landesrat Mag. Karl Wilfing. Die Labors in den Klinikstandorten der Thermenregion wurden schrittweise in das Institut für medizinisch-chemische und molekularbiologische Labordiagnostik im Landesklinikum Wiener Neustadt integriert, das nun als zentrales Labor fungiert. An den übrigen Klinikstandorten, also in Baden, Mödling, Neunkirchen und Hochegg, werden vor allem akute Laborleistungen erbracht. Einige Adaptierungen und Anschaffungen waren Kostengünstig & effizient: Zentrallabor der Thermenregion ist auf Erfolgskurs notwendig: Eine gemeinsame Chemie-Immunologie-Plattform wurde in Betrieb genommen und die jeweilige Ausstattung an den lokalen Bedarf angepasst. Im Zentrallabor in Wiener Neustadt gibt es zusätzlich noch einen Probenverteilautomaten. „Durch den Zusammenschluss der Labors und die gemeinsame Geräte-Plattform können wir nun die Untersuchungsergebnisse mit den Testergebnissen in den anderen Kliniken vergleichen. Alle Parameter können von den anderen Labors übernommen werden; dadurch müssen weniger Untersuchungen durchgeführt und Analysen können eingespart werden. Dies führt nicht nur zu einer Kostensenkung, sondern schont natürlich auch unsere Patientinnen und Patienten, die Untersuchungen nicht mehrmals vornehmen lassen 40 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ müssen“, nennt Prim.a Dr.in Karin Köhrer, MSc, MBA, Leiterin des Zentrallabors im Landesklinikum Wiener Neustadt, zwei der Vorteile. Neben dem Optimieren der diagnostischen Qualität ist die Wirtschaftlichkeit ein wesentlicher Vorteil. „Dieses Projekt ist ein wichtiger Meilenstein auf unserem Weg zu einer gut abgestimmten, regionalen Zusammenarbeit der Kliniken unter dem Dach der NÖ Landeskliniken-Holding“, erklärt der Regionalmanager der Thermenregion, DI Alfred Zens, MBA, die Wichtigkeit des Projektes. 20.000 Messergebnisse werden tagtäglich im Zentrallabor der Thermenregion produziert – eine beeindruckende Zahl. Das Zentrallabor der Thermenregion ist mit seinen fünf Standorten das leistungsstärkste Labor der NÖ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com wirtschaftliche lösungen :: In- und Ausland routinemäßig im Arbeitsalltag einzusetzen. Für die gesamte Thermenregion wurde außerdem eine neue IT-Software mitentwickelt, bei der es sich um ein, erstmals in Mitteleuropa genutztes, Lagerhaltungsprogramm handelt. Dieses Programm gestaltet den Umgang mit den Reagenzien deutlich rationeller. DI Alfred Zens lobt vor allem die Effizienz des Lagerhaltungsprogramms: „Die Lagerstände werden laufend automatisch kontrolliert. Wenn die definierte Mindestmenge unterschritten wird, wird auch die Bestellung automatisch ausgelöst.“ Dadurch kann in diesem Bereich der Personaleinsatz reduziert werden und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich auf ihre Kernkompetenzen – die Labortests – konzentrieren. v.l.n.r.: Klubobmann Mag. Klaus Schneeberger, die Leiterin des Zentrallabors Prim.a Dr.in Karin Köhrer, MSc, MBA, Landesrat Mag. Karl Wilfing und der Regionalmanager der Thermenregion DI Alfred Zens, MBA besichtigen die innovativen Entwicklungen im Zentrallabor. Landeskliniken-Holding. Neben der täglichen Arbeit investierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch Zeit in die Entwicklung von Hard- und Software, die den Laboralltag wesentlich effizienter gestaltet. Im Bereich Probenverteilung haben die Ideen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Entwicklung des sogenannten Bulk Loaders ermöglicht. Bei diesem Gerät werden die geschlossenen Proben in eine Öffnung geleert, automatisch ausgerichtet, sortiert und der Zentrifuge zugeführt. Damit wurde ein großer Zeitgewinn bei der Befüllung des Probenverteilautomaten erzielt und die Sicherheit durch automatisiertes Hinführen der Proben zum richtigen Analysegerät erhöht. „Über mehr als ein Jahr ist der Prototyp am Standort Wiener Neustadt weiterentwickelt worden. Europaweit ist er derzeit sogar das einzige Gerät seiner Art“, erzählt Frau Primaria Köhrer. Sie fügt auch hinzu, dass der Bulk Loader schon so weit verbessert wurde, dass bereits daran gedacht werden kann, ihn im Kompetenz für das Labor „Innovationen werden nur durch das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außerhalb der täglichen Routine möglich. Für das geplante Krebskompetenzzentrum im Landesklinikum Wiener Neustadt spielt auch das Zentrallabor eine wichtige Rolle, effiziente Arbeitsabläufe bieten für die künftigen Anforderungen eine optimale Grundlage“, so Klubobmann Mag. Klaus Schneeberger abschließend. :: Kontakt: DSA Mag.(FH) Markus Neuwirth, MSc, MBA Landesklinikum Wiener Neustadt Tel.: +43(0)2622/9004-0 [email protected] Unser Lieferprogramm umfasst: Laborhilfsmittel und Arbeitsschutz, Chemikalien, Laborgeräte bzw. Laborzubehör sowie Laboreinrichtungen Jetzt gratis Katalog anfordern unter www.lactan.at 8020 Graz, Puchstraße 85 Tel.: 0316/323692-0 | Fax: 0316/382160 [email protected] | www.lactan.at 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 41 :: Was Unternehmen leisten Foto: © spotmatikphoto - Fotolia.com Point-of-Care-Vernetzung: höhere Versorgungsqualität und ökonomische Vorteile Point-of-Care-Technologien (POCT) können sowohl in der Notaufnahme als auch im Stationsbetrieb maßgebliche klinische und ökonomische Vorteile erzielen. D ie Implementierung und Nutzung von POCT bedingt zusätzliche Aufwendungen. Diesen stehen jedoch erhebliche Nutzenpotenziale gegenüber, die sich vor allem aus der zeitnahen Verfügbarkeit der Laborergebnisse und deren rascher therapeutischer Umsetzung ergeben. Zwei Studien am Centrum für Krankenhaus-Management der Westfälischen WilhelmsUniversität Münster belegen dies eindrucksvoll: :: In der Notfallaufnahme konnten bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom durch das Vorliegen der Troponin-Werte nach 18 bis 20 Minuten bei POCT (vs. 45 bis 60 Minuten bei Zentrallaborlösungen) die medizinische Qualität erhöht sowie Patientenrisiko, Prozess- und Betriebskosten verringert werden. :: Bei stationären Patienten bewirkte ein dezentral vernetztes GlukoseMonitoring mittels POCT u.a. Rückgänge von Hypoglykämien, des Teststreifenverbrauches, der therapeutischen Turnaround Time (TAT) sowie der Kosten für „Gegentherapien“ bei Zwischenfällen und blockierte Betten. Entgeltliche Einschaltung Quelle: „POCT – Patientennahe Labordiagnostik“, 2. Auflage, Prof. Dr. Peter B. Luppa, Prof. Dr. Harald Schlebusch, ISBN: 978-3-642-20171 Diese Serie erscheint mit freundlicher Unterstützung von Roche Diagnostics. Ihre Fragen zu POCT richten Sie bitte an: Dipl.-Ing. Sandra Kurz, Point-of-Care-Vernetzung in der Praxis Interview mit Univ.-Prof. Dr. Ursula Köller, MPh, Institut für Labormedizin mit Serologie und Infektionsdiagnostik, Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel einzubinden. Dadurch sind notwendige Administrations- und Dokumentationsschritte ökonomisch sinnvoll umsetzbar. Im POCT-Netzwerk sind Blutzuckeranalysensysteme, Blutgasanalysatoren und in einzelnen Bereichen auch eine Basis-Gerinnungsanalytik eingebunden. Wo liegen die größten ökonomischen Vorteile von POCT? Unsere Erfahrungen sind sehr gut, seit 2013 nehmen wir flächendeckend an externen Rundversuchen teil und haben 100 Prozent positiv abgeschnitten. Damit ist auch die POCT-Diagnostik kontrolliert und in hoher Qualität umgesetzt. POCT-Tests sind grundsätzlich teurer als konventionelle Labortests, allerdings entfallen in den meisten Fällen präanalytische Schritte wie z.B. eine Zentrifugation. Sie machen daher im Spital besonders dann Sinn, wenn Einzelparameter und eine Entscheidung über das weitere Vorgehen rasch erforderlich sind. Im niedergelassenen Bereich liegen die Vorteile in erster Linie in der unmittelbaren Verfügbarkeit eines Ergebnisses, d.h. dass kein weiterer Termin notwendig ist. Welche konkreten Erfahrungen wurden in Ihrem Haus gemacht? Das Krankenhaus Hietzing verfügt derzeit über 1000 Betten. Bereits vor mehreren Jahren wurde die Entscheidung getroffen, die POCTDiagnostik soweit möglich zu standardisieren und on-line in das Laborinformationssystem Welche Aspekte sind vor einer POCT-Anschaffung wichtig? Besonders im Spitalsbereich ist es sinnvoll, eine on-line Einbindung vorzusehen und damit auch eine Standardisierung in Hinblick auf die Gerätelandschaft umzusetzen. Weiters ist es günstig, wenn Vernetzungssoftware und Endgeräte vom selben Hersteller kommen und es sich um ein offenes System handelt, in das Einzelgeräte anderer Hersteller integrierbar sind. Wichtig war auch die Einbindung der zukünftigen Anwender, da nur so eine reibungslose Umsetzung gewährleistet ist. :: Rückfragen: Univ.-Prof. Dr. Ursula Köller, [email protected] [email protected] 42 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Warum Einheitlichkeit wichtig ist Lösungsansatz Nationaler Aktionsplan und Einzelinitiativen: Aktuelle Trends im Kampf gegen nosokomiale Infektionen und multiresistente Krankheitskeime. Christian F. Freisleben-Teutscher K rankenhaushygiene ist ein vergleichsweise junges Fach – eigentlich beginnen wir erst jetzt, so richtig in die nötige Tiefe zu gehen“, analysiert Cornelia Lass-Flörl, Direktorin der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Als sie vor 15 Jahren ihre Funktion aufnahm, war das Feld, abgesehen von einzelnen Projekten, ein Neuland. Gerade in den letzten 20 Jahren war der medizinische Fortschritt enorm. Menschen, die früher etwa an Schlaganfällen, Krebserkrankungen oder Infektionen verstorben wären, überleben heute oft wesentlich länger. „So erfreulich das ist – damit hat sich die Risikogruppe in Bezug auf Probleme mit der Hygiene deutlich vergrößert, ich verweise nur auf die immer größere Gruppe der immunsupprimierten Patienten.“ (SSI = surgical site infections) werden seit 2003 im ANISS (Austrian Nosokomial Infections Surveillance System) erfasst – derzeit beteiligen sich ca. 60 Krankenanstalten. Weiters werden nosokomiale Infektionen auf Intensivstationen seit 2002 vom ASDI (Österreichisches Zentrum für Dokumentation und Qualitätssicherung in der Intensivmedizin) registriert (siehe Kasten „Datenerfassung und Bewertung“). Mehr als 50 österreichische Spitäler – darunter etwa die Medizinische Universität Innsbruck oder die Wiener Rudolfstiftung – spielen ihre Daten in die deutsche Referenzdatenbank für nosokomiale Infektionen (Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System – KISS [siehe Kasten „Datenerfassung und Bewertung“]) ein. So ist ein regelmäßiger Vergleich mit Häusern mit ähnlichen Patientenzahlen und inhaltlichen Ausrichtungen möglich. Zudem würden heute Operationen durchgeführt, die vor wenigen Jahrzehnten als Science Fiction galten – beispielsweise neurochi rurgische Eingriffe am Gehirn. Damit haben sich die Anforderungen Im Bundes-Zielsteuerungsvertrag ist vorgesehen, dass künftig alle an Operationsräume in Richtung Reinraumbedingungen erhöht. verfügbaren Daten zusammengeführt werden. Reinhild Strauss, Und dazu käme, so Lass-Flörl, der „nach wie vor oft nicht ausreiLeiterin der Abteilung III/1 des Gesundheitsministeriums, die auch chend reflektierte Einsatz von Antibiotika“. Die größten Probleme zuständig ist für Antibiotikaresistenz, Krankenhaushygiene, und in Bezug auf Hygiene ortet Lass-Flörl bei: :: Pneumonien bei beatmeten Patienten, :: Sepsis beim Einsatz von Kathetern, Datenerfassung und Bewertung :: Infektionen nach Operationen, :: Harnweginfekten sowie ANISS, ASDI: Im ANISS – die Abkürzung steht für Austrian Nosokomial Infec:: Infektionen bei immunsupprimierten tions Surveillance System – werden jährlich Daten von postoperativen WundPatienten. infektionen bei bestimmten Indikatoroperationen (z.B. Hüftendoprothesen-OP, „Da ist überall sicher eine Optimierung in BeSectio) erhoben, die vom Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle zug auf nosokomiale Infektionen oder das Aufvon Krankheiten (ECDC) definiert wurden. ASDI ist das Kürzel für das Österreichitreten multiresistenter Keime möglich; völlig sche Zentrum für die Dokumentation und Qualitätssicherung in der Intensivmezu verhindern sind sie in der modernen Medidizin. Dort werden Daten von Intensivstationen ausgewertet. Diese beiden Über zin aber nicht.“ wachungssysteme entsprechen den Anforderungen des ECDC, das im Rahmen des ARHAI Programmes (= Antimicrobial resistance and healthcare associated Derzeitige Datenlage infections) einen EU-weiten Datenvergleich durchführt. Österreichische Daten fließen so in ECDC-Berichte ein.2 Laut Krankenanstaltengesetz sind Spitäler verpflichtet, die Infektionshäufigkeit „nach KISS: Das Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System KISS wird vom Natioeinem anerkannten, dem Stand der Wissennalen Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen betrieschaft entsprechenden Surveillance-System“ ben, das vom Robert-Koch-Institut verwaltet wird.3 Ziel ist, aus den erhobenen zu erfassen. Daten für ganz Österreich beruDaten konkrete Maßnahmen für die Infektionsprävention in Deutschland abhen allerdings nach wie vor auf Hochrechnunzuleiten. Die Daten werden zudem an das European Centre for Prevention and gen und Vergleichen mit anderen Ländern. Disease Control (ECDC) übermittelt, das auch an Maßnahmen auf europäischer Zurzeit sind vor allem folgende Systeme in Ebene arbeitet. Anwendung: Postoperative Wundinfektionen 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com ÖKZ Sonderthema: Hygiene 43 Warum Einheitlichkeit wichtig ist Cornelia Lass-Flörl, Medizinische Universität Innsbruck: „Wer übernimmt die Kosten?“ Im 2013 veröffentlichten Nationalen Aktionsplans zur Antibiotikaresistenz (NAP-AMR, siehe Kasten „Nationaler Aktionsplan“) ist eine Umsetzung des einheitlichen Sammelns von Daten zu nosokomialen Infektionen festgeschrieben, laut Bundes-Zielsteuerungsvertrag soll nun die Umsetzung des NAP-AMR und damit die einheitliche Datenerfassung innerhalb der nächsten drei Jahre erfolgen. „Die Datenerhebung stellt eine wichtige Grundlage für die Beurteilung der epidemiologischen PHARMA LABOR REINRAUM APOTHEKE KRANKENHAUS Aktuelles Know-how und langjährige Erfahrung garantieren den gemeinsamen Erfolg. Unsere Leistungen ... GxP - Schulung & Training ... Planung und Fachberatung Basiswissen GMP Hygiene und Reinraum Basiswissen GDP Validierung | Qualifizierung Qualifizierung und Validierung Transportvalidierung Grundlagen d. Reinraumtechnik Thermo- & Kühlprozesse Messtechnik für Reinräume Reinraum- & Prozessmesstechnik Lüftungsanlagen im GMP-Bereich Qualitätsmanagement GMP-Audits GMP- Projekte erfolgreich umsetzen ing ra i n P-T G M m i t te n per he x Fac www.cleanroom.at www.cls.co.at CLS Ingenieur GmbH Triester Straße 10/3/4/4 A-2351 Wiener Neudorf T: +43 (2236) 320 218 E: [email protected] CLS | Um Fachwissen voraus. 44 ÖKZ Sonderthema: Hygiene Lage und damit der Größenordnung des Problems dar. Darauf aufbauend können dann die Ursachen untersucht und die Qualitätsverbesserung vor Ort im Sinn der Patientensicherheit durchgeführt werden“, meint Strauss. Ob der Zeitplan des NAP halten wird, darüber will sie keine Prognose abgeben. PROHYG: Von der Leitlinie zum Standard? Ein wichtiges Instrument im Bereich der Krankenhaushygiene ist aus der Sicht von Strauss PROHYG 2.0. Diese Leitlinie zur „Organisation und Strategie der Krankenhaushygiene“ wurde 2002 vom Gesundheitsministerium veröffentlicht und 2011 grundlegend überarbeitet.1 Darin geht es unter anderem um nosokomiale Erkrankungen und Antibiotikaresistenzen. Selbst wenn etwa in Wien die Sanitätsaufsicht an den Spitälern darauf achtet, ob diese die in PROHYG 2.0 vorgesehenen Maßnahmen umsetzen, oder, wie Strauss berichtet, sich der Rechnungshof in Analysen darauf bezieht, hat die Leitlinie momentan noch keinen gesetzlich verbindlichen Charakter. „PROHYG 2.0 hat den Status eines anerkannten und vielfach bewährten Expertenpapiers“, so Strauss. Vorgesehen ist im Reinhild Strauss, Bundes-Zielsteuerungsvertrag, Gesundheitsministerium: „Große Unterschiede in der Datenerhebung.“ dass aus PROHYG 2.0 innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre ein Bundesqualitätsstandard entsprechend dem Gesundheitsqualitätsgesetz wird. „Im Herbst werden sich die zuständigen Gremien, in denen die Bundesländer, die Sozialversicherungsträger und der Bund vertreten sind, eingehend mit diesem Thema befassen“, berichtet Strauss. Unbedingt sollte ihrer Meinung nach in all den Überlegungen auch das zunehmend wichtige Thema der Carbapenemasebildenden Enterobakterien (CPE) berücksichtigt werden, denn „invasive Infektionen mit solchen Erregern haben eine deutlich höhere Morbidität und Mortalität vor allem durch eingeschränkte Therapiemöglichkeiten“. Foto: privat Foto: MUI nosokomiale Infektionen, nennt dazu die zur Umsetzung dieses Projektes erforderlichen Schritte: „Zunächst braucht es eine Einigung, welche Variablen erhoben werden und nach welchen Standards dies geschieht, damit die Daten international vergleichbar sind.“ Bislang gebe es teils größere Unterschiede in den Vorgangsweisen verschiedener Krankenhäuser. Gleichzeitig müsse es geklärt werden, was überhaupt mit der vorhandenen Infrastruktur machbar ist. Für Lass-Flörl stellt sich zudem die Frage, wer die dabei entstehenden Kosten übernimmt. Auch sie verweist auf die großen Unterschiede in der Vorgangsweise einzelner Häuser und fehlende klare Kennzahlen. Als „zukunftsweisend“ nimmt Strauss zudem das Projekt MRSAAlert in den Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes wahr und sieht darin Ansatzpunkte für eine entsprechende Vorgangsweise in ganz Österreich. „Denn ein sehr wichtiges, bislang noch zu wenig beachtetes Thema ist die Übertragung multiresis tenter Keime in den niedergelassenen Bereich bzw. wie betroffene Patienten diese Keime in Spitäler einschleppen.“ (Siehe Kasten „Projekt MRSA-Alert“.) Die Wahrnehmung schärfen Es ist gesetzlich geregelt, wer in einem Krankenhaus für die Belange der Hygiene zuständig ist. Was vor Ort tatsächlich (nicht) geschieht, hänge allerdings oft viel zu stark von den handelnden Personen und ihrem Engagement ab, oder vom (fehlenden) Rückhalt etwa durch die Kollegiale Führung, Stationsleitung und Primarärzte bzw. durch gemeinsam festgelegte und evaluierte Richtlinien, sagt 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Strauss. Und verweist gleichzeitig darauf, dass in der reformierten Ärzteausbildung künftig auch Hygienethemen mehr Platz hätten. Ein Teil des NAP sei zudem, die verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten zum Thema für Medizin und Pflege auszubauen und in Hinblick auf Umfang und verbindliche inhaltliche Bausteine zu vereinheitlichen. Ganz zentral ist für die Innsbrucker Medizinerin Lass-Flörl, die institutionalisierte Wahrnehmung zu schärfen – „das gilt für die Handelnden in den Spitälern und ebenso für die Patienten“. Dies würde helfen, Warnsymptome Foto: KAV Projekt MRSA-Alert Die hygienebeauftragte Ärztin Agnes Wechsler-Fördös leitet das Hygieneteam an der Wiener Rudolfstiftung. Ihre Grundidee war zunächst die eines Passes für Patienten, in dem der Nachweis von multiresistenten Erregern eingetragen worden wäre. Somit wäre der Betroffene selbst der Träger der Information gewesen. „Das hat sich dann so nicht umsetzen lassen“, sagt sie, aber mit den neuen EDV-Möglichkeiten sei es jetzt machbar. Oft würden mit MRSA besiedelte, aber nicht manifest erkrankte Patienten lange unerkannt bleiben und der Nachweis von multiresistenten Erregern müsse dann naturgemäß als nosokomiale Infektion dokumentiert werden. „Dabei sind diese Keime eben schon da, wenn die Patienten ins Haus kommen. Manchmal liegen Informationen dazu zwar vor, aber auf anderen Abteilungen.“ Dazu komme das Problem, dass multiresistente Keime auch immer wieder nach außen in den extramuralen Bereich getragen werden. Agnes Wechsler-Fördös, Rudolfstiftung: Stakeholder aus dem extramuralen Bereich ins Boot holen. Nach der Abstimmung des Konzeptes in der Arbeitsgruppe Krankenhaushygiene Wien ist seit 2009 eine EDV-Lösung umgesetzt, mit der Hygieneteams oder Stationen schon in der Phase der Aufnahme auf ein mögliches MRSA-Problem hingewiesen werden. „Viele Probleme lassen sich vermeiden, wenn solche Patienten zunächst isoliert werden und unter anderem mit Kontrollkulturen abgeklärt wird, wie die Belastung genau aussieht, um wenn nötig entsprechende Maßnahmen einzuleiten.“ Auf keinen Fall dürfe dies dazu führen, betont Wechsler-Fördös, dass solche Patienten nicht die erforderliche Diagnostik und Therapie bekommen. Wichtig sei aber, dass wirklich alle Bereiche vorinformiert werden, etwa auch die Abteilungen, wo Röntgen, andere Diagnostik oder Therapien durchgeführt werden – „durch organisatorische und Maßnahmen der Desinfektion lässt sich eine Verbreitung der Keime sehr gut eindämmen“. Wetrok Speedclean Grundreinigung im Rekordtempo Als Vorbild für den MRSA-Alert wurden sehr gute Erfolge mit einem ähnlichen System am Universitätsspital Genf herangezogen. Die Maßnahmen in den letzten Jahren hätten in Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbundes – das AKH kann sich aufgrund einer anderen EDV hier derzeit noch nicht beteiligen – zu einer Verringerung von Problemen geführt, die durch MRSA auftreten. Das System ist seit Anfang 2014 auch im Einsatz bei multiresistenten gramnegativen Erregern (Stäbchenbakterien, bei denen eine zunehmende Resistenzentwicklung gegenüber verschiedenen Antibiotika vorliegt) sowie bei Vancomycin-resistenten Enterokokken. „Momentan geht es darum, auch extramurale Stakeholder aus dem Gesundheitsbereich in dieses Boot zu holen“, so Wechsler-Fördös. Schon jetzt sind Hinweise auf MRSA an deutlich sichtbarerer Stelle in Entlassungsbriefen zu finden. „Geklärt werden muss dabei nicht nur die Frage des sicheren Informationsaustausches – hier könnte auch die Entwicklung der ELGA einiges bringen. Es geht auch darum, dass etwa niedergelassene Ärzte bzw. die Hauskrankenpflege Abrechnungsposten in der weiteren Betreuung betroffener Patienten haben.“ Einzubeziehen sind daher unter anderen auch Sozialversicherung und niedergelassene Labore. 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Der erste kennzeichnungsfreie Grundreiniger Wetrok Speedclean steigert die Reinigungseffizienz und senkt die Kosten. Mit Wetrok Speedclean entfernen Sie Pflegefilme mit der Scheuersaugmaschine. Mit nur einer Person und bis zu 75% Zeitersparnis. Stellen Sie um und schalten Sie in der Grundreinigung einen Gang höher. Wetrok Austria GmbH Tel. 0800 20 48 68 www.wetrok.com Warum Einheitlichkeit wichtig ist rechtzeitig zu erkennen oder in Konzepten vorgeschlagene Maßnahmen tatsächlich kontinuierlich in die Praxis umzusetzen. „Es kommt durchaus die Frage auf, warum etwas scheinbar so Banales wie eine Händedesinfektion so eine große klinische Bedeutung haben kann“, berichtet Lass-Flörl aus ihrem Arbeitsalltag. Manchmal würden zudem Effekte durch Hygienemaßnahmen schwer messbar sein, umso wichtiger sei die rasche Umsetzung einer globalen Infektionserfassung, um vergleichbare Zahlen im Sinne eines Benchmarkings zu erhalten. :: Literatur: 1 PROHYG 2.0. Zugang: http://www.bmg.gv.at/home/Schwerpunkte/Krankheiten/Uebertragbare_Krankheiten/Epidemiologie/PROHYG_2_0_Organisation_und_Strategie_der_Krankenhaushygiene. Zugriff: 19.8.2014. 2 Antimicrobial resistance and healthcare associated infections ARHAI. Zugang: http://www. ecdc.europa.eu/en/healthtopics/Healthcare-associated_infections/HAI-net-annual-reports/ Pages/hai-net_annual_reports.aspx. Zugriff: 19.8.2014. 3 Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System KISS. Zugang: http://www.nrz-hygiene.de. Zugriff: 19.8.2014. 4 Nationaler Aktionsplan zur Antibiotikaresistenz. Zugang: http://www.bmg.gv.at/cms/home/ attachments/3/2/5/CH1318/CMS1361534036242/nap_amr.pdf. Zugriff: 19.8.2014. 5 Internationaler Tag der Hygiene – Dokumentation. Zugang: http://www.goeg.at/de/GOEGAktuelles/Internationaler-Tag-der-Haendehygiene193.html. Zugriff: 19.8.2014. 6 Symposium zum 7. Europäischen Antibiotikatag. 18.11.2014, 9 – 17 Uhr. BMG, Radetzkystr 2, 1030 Wien. Teilnahme kostenlos. Informationen: http://www.bmg.gv.at; [email protected]. 7 Hawker JI et al (2014): Trends in antibiotic prescribing in primary care for clinical syndromes subject to national recommendations to reduce antibiotic resistance, UK 1995–2011: analysis of a large database of primary care consultations. J Antimicrob Chemother. doi:10.1093/ jac/dku291 8 Action plan against the rising threats from Antimicrobial Resistance. Zugang: http:// ec.europa.eu/dgs/health_consumer/docs/communication_amr_2011_748_en.pdf. Zugriff: 10.8.2014. Mag. Christian F. Freisleben-Teutscher [email protected] Vision. Innovation. Expertise. 21. + 22.10.2014 Frankfurt am Main Im NAP-AMR abgekürzten Aktionsplan sind fünf Handlungsfelder definiert, die jeweils von intersektoralen, interprofessionellen Arbeitsgruppen mit Experten aus über 30 Institutionen bearbeitet wurden: :: Surveillance :: Hygiene und Infektionsprävention :: Antimicrobial Stewardship :: Diagnostik von Infektionskrankheiten :: Berichterstattung und Information Neben der einheitlichen Erhebung von Daten zu nosokomialen Infektionen und dem Upgrade von PROHYG 2.0 zum Bundesqualitätsstandard ist im NAP u. a. auch die Umsetzung einer Initiative der WHO für eine verbesserte Händehygiene vorgesehen.4 Als Schritt zu diesem Thema nennt Reinhild Strauss vom Gesundheitsministerium auch Veranstaltungen wie den jährlichen Tag der Händehygiene. Dazu gab es im Mai ein vom Bundesministerium gemeinsam mit der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) und anderen Partnern veranstaltetes Symposium, an dem sich über 150 Fachleute beteiligten.5 Eine weitere Aktivität zur Bewusstseinsbildung ist der jährlich am 18. November stattfindende European Antibiotic Awareness Day (EAAD), welcher vom ECDC lanciert wird. Das Gesundheitsministerium veranstaltet dazu auch dieses Jahr ein Symposium, in dem human- und veterinärmedizinische Aspekte beleuchtet werden.6 Die Dringlichkeit des NAP macht Strauss auch an Aussagen von Großbritanniens Premierminister David Cameron fest, der im Juli vor einem „Rückfall in die dunklen Zeiten der Medizin“ warnte, wenn nicht sehr rasch Maßnahmen gegen die zunehmende Resistenz gegen Antibiotika gesetzt würden. Cameron brachte das Thema zuvor auch beim Treffen der G7 in Brüssel ein. Anlass war die Veröffentlichung einer Studie des Britischen Gesundheitsministeriums und des University College London. Die Verschreibung von Antibiotika bei Husten und Schnupfen durch Allgemeinmediziner ist demnach in Großbritannien zwischen 1995 und 2011 um 40 Prozent gestiegen.7 Jetzt anmelden! Reinraumlösungen für alle Branchen Internationaler Expertentreffpunkt Hochkarätiger Fachkongress Cleanroom Award 2014 Hohe Aussteller- und Besucherzufriedenheit Kostenloses Messeticket bis zum 19.10.2014 Weitere Infos: cleanzone.messefrankfurt.com 46 ÖKZ Sonderthema: Hygiene Cleanzone_Anzeige_86x270mm+180x30mm_ÖKZ.indd 1 Nationaler Aktionsplan 11.08.2014 16:31:23 Cameron kündigte die Einsetzung eines unabhängigen Expertenrates an, der sich mit der übermäßigen Verordnung von Antibiotika beschäftigen sollte sowie mit einer Fehlfunktion des Marktes, der in den letzten 25 Jahren keine wesentlichen Neuerungen bei den verfügbaren Antibiotika erlebt habe. Allerdings könnte auch ein Blick auf die 2011 von der Regierung Cameron durchgesetzten starken Kürzungen des Gesundheitsetats neue Erkenntnisse bringen bzw. auf deren Folgen: Mediziner warnten in diesem Zusammenhang landesweit vor einer Verschlechterung der Krankenhaushygiene. Strauss verweist zudem auf den Aktionsplan gegen Antibiotikaresistenz der EU, der auch eine wichtige Grundlage für den österreichischen NAP-AMR ist.8 Außerdem setzt sie große Hoffnungen in den Global AMR-Action Plan der WHO, welcher bei der nächsten Weltgesundheitsversammlung (WHA) im Mai 2015 verabschiedet werden soll. 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Was Unternehmen leisten K inderwunschkliniken unterliegen aufgrund ihres Arbeitsbereiches den gesetzlichen Vorschriften für Reinräume. Am Beispiel der KinderWunschKliniken Dr. Loimer in Wels zeigt CAS, worauf es bei den vorgeschriebenen Messungen und Prüfungen ankommt. Die Klinik ist als Gewebeentnahmeeinrichtung und Gewebebank klassifiziert und unterliegt den entsprechenden gesetzlichen Anforderungen. Werkbank und Raum müssen den Reinraumklassen lt. ISO 14644-1 bzw. GMP entsprechen, um für die Tätigkeiten zugelassen zu sein. Die AGES überprüft die Klinik im Zwei-Jahres-Rhythmus. Laut Normvorschriften werden Partikel- und Keimmessungen vorgenommen. Die Partikelmessungen werden „at rest“ und „in operation“ durchgeführt, Luftkeimmessungen werden gemacht und ausgewertet. Zwischen Schwangerschaftsrate und gesetzlichen Vorschriften Der Laborleiter und Biologe Mag. Dr. Reinhard Schwarz zeigt die Herausforderungen für die Klinik auf: „Die Vorschriften aus den Normen sind teilweise für das Umfeld der Embryonen 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com ein Spagat für uns. Beispielsweise sind Laminar Flows kein gutes Umfeld, weil Embryos sehr temperaturempfindlich sind. Weiters sind Inhaltsstoffe der Desinfektionsmittel embryotoxisch. Somit müssen Prozesse wie die Reinigung der Werkbank dann erfolgen, wenn die Brutschränke geschlossen sind, um Schäden zu vermeiden.“ Prozesse und Messtechnik „Wir stimmen die gesetzlichen Anforderungen und die Mess-Strategie mit dem Kunden ab. Der Fokus auf die Prozesse bzw. Abläufe und die Abstimmung bei Fragestellungen ist neben den gesetzlichen Vorschriften für unsere Kunden von entscheidender Bedeutung“, so DI Holger Messner, geschäftsführender Niederlassungsleiter Österreich von CAS, über die Arbeitsweise des MesstechnikPartners. Die Kinderwunschklinik in Wels und Wien wird vom Messtechnik-Spezialisten CAS Clean-Air-Service AG betreut. „Wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen und wissen, dass CAS als verlässlicher Partner die Messungen übernimmt. Das MehrAugen-Prinzip ist ein großer Vorteil“, erklärt Reinhard Schwarz. :: Die Kinderwunschklinik wurde 2002 von Prim. Dr. Leonhard Loimer gegründet und hat neben dem Hauptsitz in Wels auch einen Standort in Wien. Jährlich werden mehr als 2.500 Behandlungen durchgeführt. Die CAS Clean-Air-Service AG ist ein messtechnischer, neutraler und produkteunabhängiger Fachbetrieb auf dem Gebiet der Reinraummesstechnik. Der Tätigkeitsumfang erstreckt sich über das gesamte Spektrum der Reinraummesstechnik im luftgetragenen Bereich sowie die Überprüfung der Druckluftqualität bis hin zu spezialisierten Ausführungen im Validierungs-/ Qualifizierungsbereich von Sterilisatoren, Kühlschränken, etc. CAS Clean-Air-Service AG Euro Plaza/Am Euro Platz 2 A-1120 Wien www.cas.ch ÖKZ Sonderthema: Hygiene 47 Entgeltliche Einschaltung Partnerschaftliches Mehr-Augen-Prinzip Wo es Feinschliff braucht „Ein bisserl Hygiene gibt’s nicht“ Foto: privat D en 14. Mai 2014 wird die In Wien regt sich der Unmut der niedergelassenen Wiener Hautärztin Maria D.* Ärzteschaft. Etliche Doktoren fühlen sich durch nicht so schnell vergessen. Hygieneauflagen schikaniert, zumal die Behörde nach Eine Abordnung von sieben Personen Standards prüft, von denen in der Hygieneverordnung nichts legte für zweieinhalb Stunden ihre Ordination lahm: Amtsbegehung von zu finden ist. Vertretern der Magistratsabteilungen 40 (Gesundheitsrecht) und 15 (GesundElisabeth Tschachler heitsdienst), der Ärztekammer und der ÖQMed. Ein Patient hatte sich anonym bei der Behörde über den Zustand der Patiententoilette in der Seit Kurzem ist in Wien Murren aus der niedergelassenen Ärzteschaft zu hören: Die behördlichen Kontrollen aufgrund von BePraxis beschwert. Und eine solche Beschwerde zieht, wie im Ärztegesetz vorgesehen, eine Überprüfung nach sich. schwerden würden nicht nur häufiger, sondern auch strenger. Geschichten von siebenstündigen Begehungen und willkürlich anmutenden Mängelrügen machen die Runde. Tenor: Man habe jahrLaut Ärztegesetz ist bekanntlich jeder Arzt verpflichtet, in seiner Ordination den hygienischen Anforderungen und den fachspezifischen zehntelang Patienten ohne Probleme behandelt, jetzt werde von Qualitätsstandards zu entsprechen. Seit 2004 prüft die Österreichiden Amtsärzten plötzlich so getan, als herrschten in Wiens Praxen sche Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement lebensbedrohliche hygienische Zustände. Fakt ist, ob bzw. wie oft in der Medizin GmbH (ÖQMed), eine Tochter der Österreichischen es in der Vergangenheit zu Infektionen kam, ist schlicht nicht bekannt. Es gibt – anders als etwa in Deutschland – bisher keine geÄrztekammer, die Qualität (und damit Hygiene) heimischer Ordinationen. Allerdings, wie von verschiedener Seite immer wieder setzlichen Vorgaben zur Infektionserfassung im niedergelassenen kritisiert, tut sie das vorwiegend in Form von Fragebögen, die die Bereich und deshalb auch keine verlässlichen Daten darüber. Ordinationsstätteninhaber selbst ausfüllen; Stichprobenkontrollen Dritte Fassung erfolgen nur bei sieben Prozent. Im aktuellen Ärztlichen Qualitätsbericht ist nachzulesen, dass es zwischen 2006 und 2011 in den Die Ärztekammer ist vom Gesundheitsministerium ermächtigt, 20.289 evaluierten Ordinationen nur fünf Mängel im Zusammenhang mit Hygiene gab, keinen einzigen in Wien. „Mir sind keine Verordnungen zu erlassen, auch solche zur Hygiene. Die seit 1. Jänner dieses Jahres gültige Hygieneverordnung ist bereits wirklichen Qualitätsprobleme bekannt“, sagt Christian Cebulla, die dritte Fassung und sie werde auch in Zukunft aufgrund von seit Kurzem Geschäftsführer der Aktualisierungen immer wieder novelliert, sagt Otto Pjeta, PräÖQMed. „Aber wir bemühen uns, sidialreferent für Qualitätssicherung in der Österreichischen Missstände herauszufinden.“ Ärztekammer. Denn „nicht nur der Stand der – nicht wirklich Verschärfung der Haftung definierbaren – Wissenschaft, auch die Tätigkeitsbereiche verändern sich“. Pjeta fand die Vorgängerversion praxisgerechter, Aus der MA 15 heißt es hingegen, die Paragrafenorientierung in der neuen Fassung erschwere die die ihrerseits durchgeführten Lesbarkeit. Festgeschrieben ist jedenfalls in Paragraf zwei: „Die Inspektionen hätten sich in den Anforderungen an die Hygiene in einer Ordinationsstätte sind letzten Jahren verzehnfacht. Allein an deren Aufgabenstellung, die Art der erbrachten Leistungen, Christian Cebulla, ÖQMed: von Jänner bis März 2014 wurden die Patientenfrequenz und das Gefährdungspotenzial beson„Kommunikation kann man immer derer Erkrankungen anzupassen. Der ordinationsführende Arzt in Wien 14 Ordinationen aufgrund verbessern.“ oder der Hygiene-Verantwortliche haben eine Abschätzung des von Beschwerden überprüft – und Infektionsrisikos vorzunehmen und die erforderlichen Hygieneimmer irgendwelche Mängel aufgespürt. Und in der Rechtsprechung Anweisungen dem Leistungsspektrum der Ordinationsstätte anist eine Verschärfung hinsichtlich der Haftung bei Hygienemängeln zupassen.“1 zu verzeichnen, denn sie zählen zu den voll beherrschbaren Risiken. Klagt ein Patient wegen eines Schadens, der möglicherweise in Die Dermatologin D. war sicher, genau das getan zu haben. So Zusammenhang mit einem Hygienemangel steht, kann es in einem gab es in ihrer Praxis einen Desinfektionsplan mit den berühmGerichtsverfahren zur Beweislastumkehr kommen, wenn Verstöße ten fünf Fragen – Was? Wann? Womit? Wie? Wer? Doch der war, gegen Hygieneanforderungen aufgezeigt werden. 48 ÖKZ Sonderthema: Hygiene 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Wo es Feinschliff braucht Der Hautärztin, seit 2006 stolze Besitzerin eines Qualitätszertifikats der ÖQMed, wurde wenige Stunden nach der Ordinationsbegehung per Bescheid untersagt, dermato-chirurgische Eingriffe durchzuführen, solange es kein Validierungsgutachten zum Dampfsterilisator gab, oder aber Einmalbesteck zu verwenden. D. entschied sich für letztere Alternative und musste zum Beweis die Rechnungen über die Instrumente der Behörde übermitteln. Information verbessern Was nicht nur die Dermatologin D. irritiert: Bestimmungen, wie das Aushängen des Hygieneplans, das Anbringen von Insektenschutz oder Hygieneheizkörpern in Behandlungsräumen oder ein verpflichtendes Validierungsgutachten zum Dampfsterilisator fin- den sich in der Hygieneverordnung gar nicht. Sie entstammen dem Medizinproduktegesetz bzw. den Richtlinien des Arbeitskreises für Hygiene in Gesundheitseinrichtungen der MA 15. Dass die Ärztekammer ihre Mitglieder nicht mit genügend Nachdruck darüber informiere, dass die Behörde in Sachen Hygienevorschriften kein Pardon kenne, ist nicht nur von Maria D. zu hören. „Information kann man immer verbessern“, sagt ÖQMed-Geschäftsführer Cebulla und will sich für eine bessere Abstimmung mit der MA 15 einsetzen, denn „die Behörde in Wien hat Standards vorgegeben, die außerhalb der Hygieneverordnung liegen und aus der Krankenhaushygiene stammen“. In Zeiten des Wunsches nach Evidenz und begründbaren Entscheidungen, sagt Ojan Ojan Assadian, MedUni Wien: Assadian, Professor an der Wiener Situationsgerechte Bewertung. Universitätsklinik für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle und wissenschaftlicher Leiter des MA-15-Arbeitskreises für Hygiene, „ist es verständlich, dass die Behörde sich bei Amtsbegehungen auf Standards und Regelwerke beruft. Der Großteil bestehender Gesetze, ÖNORMen oder Leitlinien wurde jedoch vor dem Hintergrund des Betriebes in Großkrankenanstalten formuliert, wodurch spezielle Aspekte, die eventuell in anderen OrganisatiFoto: privat obwohl es sich um das auf der ÖQMed-Website zum Download zur Verfügung gestellte und ausgefüllte Formular handelte, den Amtssachverständigen zu ungenau. Außerdem war er nicht in der Ordination sichtbar ausgehängt. Im Behandlungsraum, in dem die Hautärztin dermatologische Eingriffe vornimmt, entsprach der Heizkörper nicht der ÖNORM H 6020:2007 und es fehlte ein Fliegengitter vor den Fenstern. Zum Dampfsterilisator gab es kein Hygieneprüfgutachten. „Meine Assistentin und ich standen da wie zwei Schulmädchen, die etwas falsch gemacht hatten“, sagt D., die ihre Ordination seit 26 Jahren betreibt. Dabei hatte die Assistentin erst im vergangenen Winter den Refresher-Kurs der Ärztekammer absolviert und gemeint, die dort vermittelten Informationen hinsichtlich der Hygieneverordnung umgesetzt zu haben. R Reine Luft ist unser Business. Akkreditierte Prüfstelle STS 566 für die Qualifizierung von Reinraumsystemen und thermischen Prozessen. Akkreditierte Prüfstelle SCS 118 für die Kalibration von Luftgeschwindigkeitssensoren, CLiMET-Partikelzählern und Volumenstrom-Messhauben. Handel von CLiMET-Partikelzählern, Dwyer-Produkte und Kanomax-Luftgeschwindigkeitssensoren. Des weiteren bieten wir Strömungsvisualisierung, Qualitätssicherungsmassnahmen wie auch Kundenseminare und Workshops an. CAS Clean-Air-Service AG CH–9630 Wattwil T +41 (0)71 987 01 01 D-52134 Herzogenrath T +49 (0)2407 5656 - 0 A-1120 Wien T +43 (0)1 71728 285 www.cas.ch 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com ÖKZ Sonderthema: Hygiene 49 Wo es Feinschliff braucht Hygiene ist Hygiene ist Hygiene Die Frage ist: Lassen sich Hygienebestimmungen aus dem Krankenhaus tatsächlich so einfach auf den niedergelassenen Bereich übertragen? Assadian sagt: „Grundsätzlich kann nicht mit zweierlei Maß gemessen werden, ‚ein bisserl Hygiene‘ gibt es nicht“, wenngleich er einräumt, dass der Stand des Wissens etwas schwieriger zu fassen sei als der Stand der Technik, der in Normen beschrieben ist. Sowohl im Krankenhaus als auch im niedergelassenen Bereich müsse eine situationsgerechte Bewertung der erforderlichen Hygienemaßnahmen erfolgen. Den österreichischen Zahnärzten ist das bereits gelungen. Die Zahnärztekammer hat im Vorjahr einen 38-seitigen Hygieneleitfaden für ihre Mitglieder herausgegeben. Demnach sind in einer Ordination, in der Implantate und oral-chi rurgische Eingriffe angeboten werden, andere Hygienemaßnahmen erforderlich als in einer rein kieferorthopädisch tätigen Praxis. Auch die ÖQMed will jetzt gemeinsam mit den einzelnen Fachgruppen in allen Einzelheiten ausformulieren, welche Vorschriften für welche Fachdisziplinen gelten. Schließlich sind die notwendigen Hygienevorkehrungen in der Praxis eines Gastroenterologen anders als in der einer Psychiaterin. Die Chirurgen, Urologen und Fachärzte für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten haben laut Pjeta solche Detailpläne bereits in Zusammenarbeit mit Mikrobiologen und Hygienikern entworfen. Bis Ende des Jahres sollen auch die anderen Fachgruppen soweit sein, dann brauche es noch eine interne Abstimmung. ÖQMed-Geschäftsführer Cebulla schwebt auch ein Handbuch vor, das die einzelnen Bestimmungen für die jeweiligen Fachdisziplinen erläutert. Die Fachgruppe Dermatologie setzt sich dafür ein, dass die Ärztekammer ihren Mitgliedern etwa zur Validierung der Instrumentenaufbereitung kostenlos die Dienste eines Hygienikers zur Verfügung stellt. „Gute Idee“, sagt die Wiener Hautärztin D. Für sie kommt sie allerdings etwas zu spät. :: * Name von der Redaktion geändert. Literatur: 1 Verordnung der Österreichischen Ärztekammer über die hygienischen Anforderungen von Ordinationsstätten und Gruppenpraxen. Zugang: www.aerztekammer.at/kundmachungen. Zugriff: 25.7.2014. Elisabeth Tschachler [email protected] Foto: © MAQUET onsformen des Gesundheitswesens vorliegen, nicht ausreichend gewürdigt werden können.“ Hinsichtlich Desinfektion und Sterilisation schreibt das Medizinprodukte-Gesetz validierte Verfahren vor und es gelte grundsätzlich für alle, die Instrumente wiederaufbereiten. „Ein Gesetz lässt keine Ausnahmen zu und steht auch über einer Verordnung“, wird vonseiten der MA 15 betont. Gesamtkonzepte aus einer Hand Als einer der weltweit führenden Ausstatter von Operationssälen bietet MAQUET Lösungen, die in Qualität und Funktionalität neue Maßstäbe für die ideale Versorgung von Patienten setzen. Entgeltliche Einschaltung Im Dialog mit Kunden, Medizintechnikplanern und Architekten entwickelt MAQUET intelligente Raumkonzepte und so ein besonderes Verständnis für die Anforderungen in Krankenhäusern. Das modulare Raumsystem VARIOP hat sich weltweit bewährt, da es mit einem Höchstmaß an Flexibilität und durch den schnellen Zugang zu allen Installationsbereichen ein zukunftssicheres Konzept ist. Die weitsichtige Planung nutzt effizient alle Ressourcen und lässt viel Spielraum für zukünftige Veränderungen. VARIOP verbindet Funktionalität, Design und höchste hygienische Ansprüche auf einzigartige Weise. Der Einsatz von Farben und Bildern schafft eine angenehme Atmosphäre in der sich Personal und Patienten wohlfühlen. Die großflächigen und glatten Elemente sind leicht und schnell zu reinigen und somit ist für eine rasche Verfügbarkeit des OPs gesorgt. MAQUET Hospital Solutions entwickelt zukunftsorientierte Konzepte, die eine optimale Nutzung der Ressourcen und beste medizinische 50 ÖKZ Sonderthema: Hygiene Versorgung garantieren. Ob Neu- oder Umbau, Modernisierungs- oder Erweiterungsmaßnahmen, VARIOP passt sich den räumlichen Gegebenheiten an. Die bestens aufeinander abgestimmten OP-Einrichtungsprodukte ermöglichen einen reibungslosen OP-Ablauf und begünstigen bestmögliche Operationsergebnisse. Medizinische, funktionale und wirtschaftliche Effizienz greifen somit positiv ineinander und so entsteht ein Standard, den Kunden weltweit schätzen. :: MAQUET – THE GOLD STANDARD MAQUET Medizintechnik Vertrieb & Service GmbH [email protected] www.maquet-hospital-solutions.com 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Was Unternehmen leisten ÖRRG: Sommerfest & Jahrestagung 2014 Wie schon in den letzten Jahren lud die Österreichische Reinraumgesellschaft ÖRRG auch heuer am 27. Juni wieder zum Sommerfest in Riegersburg in der Steiermark. Nach Vorstandssitzung und Generalversammlung gab es beim Abendessen mit Schmankerln aus der Region genug Zeit zum Netzwerken. Im „Speakers Corner“ wurden aktuelle Produkte und Themen aus der österreichischen Reinraumtechnikszene präsentiert: Jack Filtertechnik GmbH mit dem neuen Produktionsgebäude für Schwebstofffilter, Niotronic GmbH mit einem innovativen GMPMonitoringsystem, HYGline GmbH mit ReinraumMaterialien und einer Datenbank, Messe Frankfurt GmbH mit einer Vorstellung der Leistungsangebote und Ausblick auf die Cleanzone 2014 in Frankfurt, Reinraumakademie GmbH mit Vorstellung der neuen Informationsplattform für ReinraumtechnikExperten. Für das nächste Halbjahr wird verstärkt Augenmerk auf die „OP-Schulungen im Schulungs-OP“ sowie auf die Fortsetzung der erfolgreich im Februar 2014 gestarteten „Kamingespräche“ gelegt, die einen wesentlichen Beitrag zum Erfahrungsaustausch der Reinraum-Experten darstellen. :: www.oerrg.at Grundreinigung • Grobreinigung von Reinräumen •Feinreinigung und Operationssälen •Desinfektion } Spezialreinigung • Von Geräten und Anlagen Rein Raum Reinigung 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Katastrophen-Dienst • Überbrückung bei Personalengpässen • Professionelles Clean-up und Monitoring nach Zwischenfällen mit gefährlichen Substanzen im Rein raum (z.B. Zytostatika) Entgeltliche Einschaltung Durch das Programm führte Sekretär Rupert Körber. Nach Begrüßung der Gäste folgte der Tätigkeitsbericht des Vereins auf nationaler und internationaler Ebene und es wurden die neuen Mitglieder und Partnerunternehmen vorgestellt. Für den Vorstand konnte Herr Andreas Fiebich von Niotronic als Reinraumexperte einstimmig gewonnen werden. Er verstärkt die ÖRRG mit seiner Erfahrung und tatkräftigen Mitarbeit. Ihre Kontakte für den Notfall: Mag. Herwig Reichl: +43(0)676/343 32 98 Mag. Joachim Schutting: +43(0)660/471 83 38 HÄMOSAN LSS® GmbH Neudorf 41, A-8262 Ilz Tel.: +43(0)3385/8117-5 www.haemosan.com ÖKZ Sonderthema: Hygiene 51 Anbieter-Verzeichnis technik und Prozess-Chemikalien, e mit System im ganzen Haus: Zentralsterilisation Küche Apotheker Fortbildungs Akademie GmbH Spitalgasse 31/3 A-1090 Wien Tel.: +43(0)1/404 14-407 [email protected] www.vaaoe.at Die Seminarreihe „GMP in der Praxis“ wird von Experten aus den Bereichen Reinraumtechnik, Hygiene und Qualitätsmanagement mit der Apothekerfortbildungsakademie (AFA) veranstaltet und richtet sich vor allem an pharmazeutische Betriebe, Krankenhaus - und Öffentliche Apotheken, die über eine AMG § 63 Bewilligung verfügen oder erlangen wollen. 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(2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Anbieter-Verzeichnis CLS Ingenieur GmbH Triester Straße 10/3/4/4 A-2351 Wiener Neudorf Tel.: +43(0)2236/320 218 [email protected] www.cleanroom.at www.cls.co.at CLS Ingenieur GmbH bietet hochwertige Ingenieur- und Service leistungen rund um Pharma, Labor, Reinraum, Apotheke, Krankenhaus – Ihre GMP-Experten! Unsere Leistungen: • Planung, Fachberatung • Hygiene, Reinraum • Validierung, Qualifizierung • Thermo- & Kühlprozesse • Reinraum- & Prozessmesstechnik • Qualitätsmanagement • GxP - Schulung & Training gsm Gesellschaft für Sicherheit in der Medizintechnik GmbH Leitermayergasse 43 A-1180 Wien Tel.:+43(0)1/403 84 90 [email protected] www.gsm.at gsm ist der verlässliche Partner, wenn es um Planung, Beratung und Prüfung in der Medizintechnik geht. 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KAGes Stiftingtalstraße 14 A-8010 Graz Tel.:+43 (0) 316/340-5700 [email protected] www.krankenhaushygiene.at Zusätzlich zertifiziert nach EN ISO 9001:2008 und § 63 AMG •Klinische Mikrobiologie, Infektionsserologie, Molekularbiologie •Überprüfung/Validierung von Reinigungs- und Desinfektionsgeräten •Mikrobiologische Umgebungsuntersuchungen •Überprüfung gemäß Bäderhygieneverordnung 2012 •Hygieneberatung und Betreuung für Kur- und Krankenanstalten (Hygiene-Kompetenzcenter) KIEFER technic GmbH Feldbacher Straße 77 A-8344 Bad Gleichenberg Tel.: +43(0)3159/2404-0 [email protected] www.kiefertechnic.at Produkte in Edelstahl und beschichtetem Metall für OP, medizinische Funktionsräume, Sterilisation und Apotheke: • OP-Wandsysteme • OP-Türen (Automatik, Strahlenschutz, Brandschutz) • Med. Funktionsmöbel • Reinraum-Möbel • Med. Kühlund Wärmeschränke • PACS-Konsolen, Packtische, Rollregale LACTAN VertriebsgmbH & Co. KG Puchstraße 85 A-8020 Graz Tel.: +43(0)316/323 692-0 [email protected] www.lactan.at Lactan betreibt einen Handel mit Chemikalien und Laborbedarf und zählt zu den größten Laborfachhändlern in Österreich. Wir betreuen das gesamte Bundesgebiet und versuchen unsere Position am Markt weiter zu stärken. Zu unserem Kundenkreis zählen vor allem Universitäten, Krankenanstalten, Industrie, Forschungsinstitute, Schuleinrichtungen, Kläranlagen. OP-Wandsysteme Professionelle Sanierung und Strahlenschutz-Nachrüstung. Echte Flexibilität – millimetergenau. Passend ergänzt mit weiteren Produkten von Kiefer technic. • • • • • • • • • NACHHER VORHER Kiefer technic GmbH • A 8344 Bad Gleichenberg • Feldbacher Straße 77 Tel.: (0043) 0 31 59 / 24 04-0 • Fax: (0043) 0 31 59 / 24 04-23 • e-mail: [email protected] www.kiefertechnic.at Türen Durchreichen Schleusen Innenverglasungen EDV/PACS-Konsolen Metallmöbel Rammschutz Lüftungsgitter Abluftkästen Wir beraten Sie gerne! 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Außerdem bieten wir zusätzlich die Montage, Inbetriebnahme sowie eine Einschulung auf unsere Produkte an. nora flooring systems GesmbH Rablstraße 30/1 A-4600 Wels Tel.: +43(0)7242/740 01-0 [email protected] www.nora.com/at Kautschuk-Bodenbeläge von nora systems eignen sich mit ihren guten hygienischen Eigenschaften optimal für Einrichtungen des Gesundheitswesens. Sie enthalten keine Weichmacher (Phthalate) und benötigen dauerhaft keine Beschichtung. nora® Bodenbeläge sind mit dem „Blauen Engel“ – weil emissionsarm – sowie dem Österreichischen Umweltzeichen UZ56 ausgezeichnet. Somit tragen sie maßgeblich zu einer gesunden Innenraumluft bei. Österreichische Reinraumgesellschaft (ÖRRG) Neudorf 41 A-8262 Ilz Tel.: +43(0)3385/8117 [email protected] www.oerrg.at Die ÖRRG ist ein 2008 gegründeter, unabhängiger Verein und gehört der internationalen Dachorganisation ICCCS (International Confederation of Contamination Control Societies) an. Die wichtigsten Aufgaben sind • Interessenvertretung • Informationsaustausch • Wissenstransfer • Teilnahme an Symposien, in Arbeitsgruppen und Ausschüssen Stangl Reinigungstechnik GmbH Gewerbegebiet Süd 1 A-5204 Straßwalchen Tel.: +43(0)6215/8900-0 [email protected] www.stanglreinigung.at • antibakterielle Bodenreinigungsmaschinen • Hygienetechnik • Reinigungsmittel • Seifen- und Papierspender • Sauger • Kehrmaschinen • Grundstückspflegemaschinen • Winterdiensttechnik • unverbindliche Vorführung in ganz Österreich Wetrok Austria GmbH Kolpingstraße 18 A-1230 Wien Tel.: 0800 20 48 68 [email protected] www.wetrok.com Fortschritt in der Reinigungstechnik und Hygiene durch Systeme und Methoden: Die Wetrok Austria bedient professionelle Kunden in Österreich in einem ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatz. Dahinter steht ein Team von Spezialisten des Facility Managements aus den Bereichen Reinigung und Hygiene, Hotellerie, Bau und Handwerk. Mit dem umfassenden Sortiment von Wetrok können Kunden alles aus einer Hand beziehen. Weitreichende Konsequenzen Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München haben herausgefunden, dass Antibiotika, die in der Tierhaltung eingesetzt werden und über die Gülle in die Umwelt gelangen, die Zusammensetzung von Bakterien in Böden beeinflussen. Die Forscher 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com beschreiben im Fachjournal PLoS ONE*, dass schon nach dreimaligem Ausbringen kontaminierter Gülle eine deutliche Abnahme nützlicher Bodenbakterien zu verzeichnen ist, während es gleichzeitig zu einer Zunahme an potenziell humanpathogenen Mikroorganismen kommt. „Die Zunahme an humanpathogenen Mikroorganismen in der Umwelt hat weitreichende Konsequenzen für die menschliche Gesundheit“, sagt ichael Schloter, Leiter der Abteilung UmM weltgenomik am Helmholtz Zentrum München. „Wir stehen in stetigem Kontakt mit diesen Mikroorganismen und entsprechend steigt die Wahrscheinlichkeit, an Infektionen zu erkranken.“ ET * Schloter M et al (2014): Dynamics of Soil Bacterial Communities in Response to Repeated Application of Manure Containing Sulfadiazine. DOI: 10.1371/journal. pone.0092958. ÖKZ Sonderthema: Hygiene 55 :: Karikatur Hygienemaßnahmen müssen situationsgerecht erfolgen. EMT 56 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com eil T , es en c r ou swes s Re heit n masund u H Ge im 2 Was Unternehmen leisten :: Unternehmenskultur und Personalentwicklung K ein Unternehmen ohne Kultur: In jeder Firma gibt es Werte, Verhaltensnormen und Praktiken, die vielleicht nicht offen ausgesprochen, jedoch täglich gelebt werden. Eine Unternehmenskultur entwickelt sich über viele Jahre hinweg und wird von allen Mitarbeitern getragen. Einstellungen, die hier zum Tragen kommen, wirken sich aber nicht nur beim Erfolg eines Unternehmens und im Umgang der Mitarbeiter untereinander aus. Auch der Erfolg von Personalentwicklungsmaßnahmen hängt zu einem Großteil davon ab, welche Kultur in einem Unternehmen herrscht. Also eine Wechselwirkung zweier Unternehmensgrößen. Gezielte Personalentwicklung kann ihre Vorteile erst dann entfalten, wenn die Führungsriege eine Unternehmenskultur unterstützt, die solche Maßnahmen als wichtig ansieht und unterstützt. Hinter einer solchen Unternehmenskultur steht die Idee der lernenden Organisation, für die die Umwelt eine Herausforderung und keine Bedro- hung darstellt. In einer solchen Kultur geht man davon aus, dass Mitarbeiter zum Unternehmens erfolg beitragen wollen und motiviert sind. Man weiß, dass das Unternehmen davon profitiert, wenn Mitarbeiter im Team arbeiten, anstatt als Einzelkämpfer zu agieren. Personalentwicklung steht in der Unternehmenshierarchie an einer zentralen Stelle, um zukünftigen Anforderungen rasch begegnen zu können. Eine besondere Position in der Verbindung zwischen Unternehmenskultur und Personalentwicklung kommt Führungskräften zu. Als Maßstab für das Handeln der Mitarbeiter können sie als Vorbilder im positiven Sinn Unternehmenswerte glaubwürdig verkörpern. Ist dies nicht der Fall, ist die Personalentwicklung gefragt: Führungskräfte müssen für kulturelle Zusammenhänge und deren Auswirkung sensibilisiert und trainiert werden. Vorsicht jedoch vor allzu starren Konzepten: Menschen wollen nicht gesteuert werden, sie wollen überzeugt werden. :: StepStone ist die erste Wahl für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Vertrauen Sie auf unsere Expertise, wenn es um nationale oder internationale Stellenausschreibungen sowie die Ansprache der besten Nachwuchskräfte und Absolventen geht. Kontakt: www.stepstone.at [email protected] Frater Ulrich Fischer OH Provinzial der Österreichischen Ordensprovinz der Barmherzigen Brüder 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Zur Erfüllung dieses Ordensauftrags leisten alle, die zu unserer Dienstgemeinschaft gehören, ungeachtet ihrer verschiedenen Aufgaben und Verantwortungsbereiche, einen gleichermaßen wichtigen Beitrag. Sie lassen sich von unserer Hospitalität, unserer christlichen Gastfreundschaft und ihren Werten Qualität, Respekt, Verantwortung und Spiritualität leiten und vermitteln diese an unsere Patienten, Bewohner, Klienten und Gäste. Um diese Werte leben zu können, müssen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese aber auch selbst am Arbeitsplatz und im täglichen Dienst erfahren. Darum hat unser Personalmanagement den Auftrag, in unseren Einrichtungen die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Werte unseres Ordens spürbar und erlebbar sind und bleiben. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind unsere wertvollste „Ressource“, ohne die wir unseren Ordensauftrag nicht erfüllen können. Personalmanagement ist für uns daher eine wichtige Investition, von der nicht nur wir Barmherzige Brüder und die uns anvertrauten Menschen, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst profitieren sollen. Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 57 Entgeltliche Einschaltung Foto: Helge Bauer Bereits vor über 470 Jahren wurde unser Ordensgründer, der hl. Johannes von Gott, von Mitarbeitern unterstützt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Im Gegenteil: Heute arbeiten allein in Österreich mehr als 6.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam mit den Ordensbrüdern der Barmherzigen Brüder daran, unser Motto „Gutes tun und es gut tun!“ in die Tat umzusetzen. 2 2 l i e :T ic s en Inn n e t h Der Hartnäckige Rudolf Elsenwenger hält in der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft die Maschine Krankenhaus am Laufen. Christian F. Freisleben-Teutscher M it seiner Grundausbildung als Diplomingenieur war Rudolf Elsenwenger 20 Jahre im Bauwesen tätig. Sein Schwerpunkt war das Projektmanagement, „wobei ich dabei einige Projekte in Spitälern abgewi ckelt habe“. Seit einem Jahr ist er in der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft KAGes für den Bereich „Bau, Technik, Betrieb und Umwelt“ zuständig. Elsenwenger betreut unter anderem die gesamte Baubudgeterstellung, wenn in einem der 24 KAGes-Spitäler neu- oder umgebaut wird. Und das ist nicht selten: 130 Millionen Euro werden allein 2014 im Baubereich investiert. Umweltschutz am Bau Ein gar nicht unbedeutendes Themenfeld der Arbeit Elsenwengers ist der Umweltschutz: „Die KAGes hat 2010 ein Konzept auf dem Weg zu einem ‚klimafreundlichen Unternehmen‘ beschlossen – inzwischen wurden über 160 Maßnahmen großteils umgesetzt. So sind eine Mitarbeiterin und ich auch für die Umweltschutzkoordinatoren der einzelnen Häuser zuständig bzw. für die Nachschärfung der Ziele. Der Anteil erneuerbarer Energien liegt bereits bei 47 Prozent, damit ist das eigentlich für 2020 gesetzte Ziel von 34 Prozent schon übererfüllt.“ Auch bei den Finanzplanungen würden Umweltthemen eine immer wichtige Rolle spielen. „Etwa wenn es um den Einsatz von klimafreundlichen Baumaterialien oder erneuerbaren bzw. alternativen Energiequellen geht.“ Elsenwenger sieht das als logische Konsequenz des KAGes-Leitsatzes „Menschen helfen Menschen“: „Klimaschutz gehört hier fix dazu und es gibt ein Budget für Ausgaben für diesen Zweck, aber auch den entsprechenden Rückhalt in der Führungsebene“, so Elsenwenger. In der täglichen Arbeit hat der Diplom ingenieur am häufigsten mit dem Vor- stand, den Betriebsdirektoren der KAGesHäuser sowie mit den technischen Leitern zu tun. Auch im Technischen Dienstleis tungszentrum der KAGes, dessen Mitarbeiter für die operative Umsetzung der verschiedenen Bauprojekte zuständig sind, ist Elsenwenger oft anzutreffen. Immer neue Abläufe Ausgangspunkte für Elsenwengers Arbeit sind die Vorgaben des Regionalen Strukturplans Gesundheit (RSG) und des KAGes-Entwicklungskonzepts, in das auch aktuelle funktionale Anforderungen einzelner Standorte und Abteilungen sowie Weiterentwicklungspläne einfließen. Bauingenieur Rudolf Elsenwenger: „Rückhalt in der Führungsebene.“ Foto: KAGes Wunschzettel an die Gesundheitsministerin. Was steht ganz oben? «Das Gesundheitssystem soll auch noch für unsere Kinder leistbar sein.» 58 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ „Meine Arbeit ist sehr vielfältig und abwechslungsreich, ich komme von meiner Position aus mit allen Bereichen, die es in einem Krankenhaus gibt, in Berührung“, erzählt Elsenwenger. Er schätzt die Auseinandersetzung mit komplexen Projekten und Zahlen „und dass ich mit meiner Arbeit dazu beitrage, dass die hochkomplexe ‚Maschine Krankenhaus‘ am Laufen bleibt“. Er sieht einen engen Zusammenhang zwischen baulichen Maßnahmen, Umweltschutz und der Qualität der Patientenbetreuung bzw. des Arbeitsplatzes Spital. Positiv nimmt er zudem die Möglichkeit zum Austausch mit Kollegen aus anderen Spitalsträgern etwa im Zuge von Weiterbildungen wahr – regelmäßigen intensiveren Kontakt gibt es etwa mit ähnlichen Bereichen des Tiroler Krankenhausträgers tilak. Interne Wünsche und langfristige Planung mit den Finanzzielen auf einen Nenner zu bringen, kann ziemlich herausfordernd sein, ebenso wie der Umgang mit unvorhersehbaren, teils kurzfris tigen Planänderungen. Auch deshalb erlebt Elsenwenger die Fähigkeit, mit unterschiedlichen Menschen umgehen und im Team arbeiten zu können, als eine der Voraussetzungen für einen Job wie den seinen. „Natürlich braucht es fachliche Kompetenz, viel Wissen über Projektmanagement und Technik sowie die Bereitschaft, sich mit den immer wieder neuen Abläufen in den verschiedenen Bereichen eines Krankenhauses auseinander zu setzen.“ Gerade beim Umweltschutzthema sei zudem eine gewisse Hartnäckigkeit von Vorteil. Als Ausgleich erlebt Elsenwenger Zeit mit seiner Familie, Radfahren, Bergwandern und Schifahren. :: Mag. Christian F. FreislebenTeutscher [email protected] 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Menschen im Gesundheitswesen 1 2 3 Aufstiege und Umstiege 4 5 1 Die Juristin Mag. Kristina Edlinger-Ploder, ehemalige Landesrätin für Gesundheit in der Steiermark, wurde zur Vizerektorin für Personal und Gleichstellung der Medizinischen Universität Graz gewählt. Neuer Vizerektor für Finanz- und Organisationsmanagement ist der Jurist und Betriebswirt MMag. Gerald Lackner 2 . Mag. (FH) Wolfgang Hermann wurde zum neuen Allein-Geschäftsführer der AGES, der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, bestellt. 3 Karl Kuntner, MSc, ist seit Juni IT-Regional koordinator für die gesamte Thermenregion der Niederösterreichischen LandesklinikenHolding. 4 6 Klaus Schober, MA, übernimmt das Business Development Management für den Healthcare-Bereich bei GS1 Austria. 5 7 6 Der Transfusionsmediziner Dr. Peter Schlenke wurde zum Professor für das Fachgebiet Blutgruppenserologie und Transfusionsmedizin an der Medizinischen Universität Graz berufen. 7 Privatdozent Dr. Raffi Topakian ist neuer Leiter der Neurologie im Klinikum WelsGrieskirchen. 8 8 Universitätsdozentin Dr. Monika Graninger leitet seit Kurzem die III. Medi zinische Abteilung für Innere Medizin und Psychosomatik am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien. Mag. Christian Peinbauer übernahm mit Juni die Leitung der Schule für Gesundheitsund Krankenpflege am LKH Freistadt. 9 9 Fotos: 1: Christian Jungwirth | 2: MedUni Graz | 3: AGES | 4: LKNOE | 5: GS1 Austria | 6: MedUni Graz | 7: Klinikum Wels-Grieskirchen | 8: BHS Wien | 9: gespag 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com :: BewerberInnen aller Berufsgruppen wie auch ärztliche KandidatInnen interessiert vor der Stellenzusage das zukünftige Einkommen; allerdings ist das bei Ärztinnen komplizierter. Bekanntermaßen errechnet die Personalverrechnung Grundverdienst, Zulagen, Überstunden sowie Dienste etc. Die Sonderklassegebühren werden von der Buchhaltung auf Basis eines vom Primar festgelegten Aufteilungsschlüssels überwiesen. Quelle für Gehaltsangaben in Kliniken • Personalabteilung, die den Bezug genau kennt, aber oftmals die Sonderklassegebühr nicht im Detail • Abteilungsleitung (Primar/ia), die die Sonderklassegebühr im Detail kennt, aber aufgrund der Vordienstzeitenanrechnung den Grundbezug nur schwer abschätzen kann • Kollege/in, die/der hilfsbereit am Gang einen Nettobezug nennt, dessen Grundlage unbekannt bleibt Mit den Daten der obigen Quellen und auf Basis seines derzeitigen Gehaltssystems versucht der Bewerber sein Einkommen zu ermitteln – Unterschiede der Gehaltssysteme zweier Länder uvm. bleiben unberücksichtigt. Fazit: Die Praxis zeigt, dass in mehr als 2/3 der Fälle das Interesse des Bewerbers genau an dieser Problematik kippt. Die einen fühlen sich mit den Daten alleingelassen; die anderen schütteln den Kopf über den vermeintlich unpassenden Bezug und suchen weiter. Um die richtigen Informationen zur richtigen Zeit bereitzustellen, bedarf es interner Festlegungen – dazu folgende Checkliste. Checkliste Gehalt • Ist die Kommunikation des Bezugs festgelegt? • Wurde idealerweise genau 1 Ansprechpartner für den Bewerber zum Thema Gehalt definiert? • Kennen alle anderen Personen den Ansprechpartner? • Sind alle anderen Personen instruiert, keine Gehaltsangaben zu machen und Fragen zum Bezug an den Ansprechpartner weiterzuleiten? • Wurde dieser Ansprechpartner mit Informationen der Personalverrechnung und der Sonderklassegebühren ausgestattet? • Bei mehreren Ansprechpartnern: Liegen vollständige Musterberechnungen vor? • Können die Musterberechnungen von allen in Frage kommenden Personen verständlich erklärt werden? GRPconsult MMag. Peter Grill findet die passenden Ärzte für Kliniken – der Spezialist für die Ärzterekrutierung. www.grpconsult.at Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 59 :: A. di Positas Baustellen H ans Jörg Schelling könne komplizierte Dinge so einfach erklären, dass der Experte nicht lache und der Laie es verstehe, so Reinhold Mitterlehner bei der Pressekonferenz des ÖVP-Bundesvorstands am 31. August. HJS habe gezeigt, „dass er auch schon sozusagen Erfahrungswerte im Verhandlungsprozess einbringen kann“ und ein Finanzminister, so Mitterlehner, müsse, „gerade was Finanzen anbelangt, Erfahrungswerte haben“. Das neue ÖVP-Regierungsteam sei eine „Ansage in Richtung einer bestimmten Erneuerung“ und „eine bestimmte Erneuerung in Richtung einer Wissensgesellschaft“. Sozusagen bestimmt eine gute Idee, wenn HJS nicht wie seinerzeit in der Möbelbranche nach „internen Friktionen“ zur Konkurrenz wechselt … Mitterlehner stellte ja selbst erstaunt vor laufender Kamera fest, dass sowohl HJS als auch Harald Mahrer, der neue Wirtschafts- und Wissenschaftsstaatssekretär, größer sind als er. Dass der schon mehrmals angezählte Ablösekandidat Stöger nun das Infrastrukturministerium übernehmen darf, wird von Medien als Aufstieg bezeichnet. Als ob es etwas Bedeutenderes in der österreichischen Politik gäbe als die Gesundheit! Offiziell ist die immerhin „in all policies“ zu Hause. fast sechsjährigen Amtszeit! Diese vielen Baustellen, die uns der scheidende Gesundheitsminister hinterlässt, gingen als seine größten Erfolge über den Äther, die Glasfaser und die Druckerpressen. Die ÖKZ widmet sich auch der Aufgabe, diesen Täuschungsversuchen tapfer entgegenzuhalten, damit vermeintliche politische Erfolge auch während der Nachtstunden als Baustellen für die Sys temteilnehmer und Gefahrenstellen für die Patienten erkennbar bleiben: :: Kassensanierung (z.B. A. di Positas: Selbstverwaltung und Hochwasser, ÖKZ 6-7/2013) :: Beschluss der Gesundheitsreform (E. Tschachler: Reformzielsteuerungspool, ÖKZ 11/2013) :: Gesundheitsförderung (E. Pichler: Neue Töne – alte Ziele, ÖKZ 8-9/2014) :: Primärversorgungskonzept (E. Tschachler: Wunschzettel, ÖKZ 8-9/2014 oder E. Pichler: Nix is fix, ÖKZ 3-4/2014) :: ELGA (E. Tschachler: Patientenaktenlage, ÖKZ 8-9/2014) :: Ärzteausbildung NEU (E. Pichler: Langsame Mühlen, ÖKZ 6-7/2014) Eine böse Zunge meinte, Stöger könne sich nach so vielen nicht evidenzbasierten Entscheidungen im Gesundheitswesen nun nahtlos mit ebenso wenig kausal fundierten Infrastruktur-Baustellen, wie z.B. dem Koralmtunnel, beschäftigen. :: Gratis-Zahnspange und Kindergesundheitsstrategie (B. Benesch: Kindertheater, ÖKZ 3-4/2014) :: Impfungen (M. Sprenger: Update HPV- :: Brustkrebsscreening (E. Tschachler: Retro, Editorial, ÖKZ 6-7/2014) :: Krankengeld für Selbstständige (E. Tschachler: Geld oder Speckbauch, ÖKZ 8-9/2011) :: Wartezeitenmanagement (E. Tschachler: Bitte warten, ÖKZ 12/2013) :: Schönheits-OP-Gesetz (E. Tschachler: Durchgesetzt, ÖKZ 7/2012) Mit Sabine Oberhauser haben wir eine Gesundheitsministerin, die, sicher nicht weil sie Ärztin ist, sehr genau weiß, worum es in ihrer neuen Funktion ginge. Sie liest; auch die ÖKZ: „Als Gesundheitspolitikerin ist es meine Aufgabe, an der Weiterentwicklung des österreichischen Gesundheitssystems und der Erhaltung der bes ten gesundheitlichen Versorgung für alle Menschen mitzuwirken. Dabei dient mir die Fachzeitschrift des österreichischen Gesundheitswesens – ÖKZ seit jeher als wertvolle Informationsquelle.“ Wir werden beobachten, wie sie die vielen offenen Baustellen schließt. Alois Stöger ist fachlich sicherlich für sein neues Ressort ebenso kompetent wie für sein altes. Erfreulich ist, und das wollen wir dem neuen Straßenminister jedenfalls lassen, dass das österreichische Gesundheitsministerium neben einer „gesundheitsbezogenen Ernährungspolitik“ nun endlich auch ein Gütezeichen für „tierschutzqualifizierte Hundetrainer“ und einen Bundestierschutzpreis auf Schiene gebracht hat. :: Impfung, ÖKZ 1-2/2013) Nicht schlecht für ein immer als „kompetenzlos“ apostrophiertes Ministerium: Stöger spricht von 300 Verordnungen und 70 Gesetzen/Novellen während seiner :: Leistungserweiterungen beim Mutter-Kind-Pass (E. Tschachler: „Bullshit“, ÖKZ 3/2012) 60 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ Ihr noch gütezeichenloser Hundeführer A. di Positas mit nasser Pfote 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Termine 2014 30.9.-1.10., München (D) 13. Europäischer Gesundheitskongress München www.gesundheitskongress.de 2.-4.10., St. Wolfgang (A) 31. Jahrestagung ACO-ASSO www.aco-asso.at/ jahrestagung2014 8.-11.10., Düsseldorf (D) Rehacare Düsseldorf: Internationale Fachmesse und Kongress Rehabilitation – Pflege – Prävention – Integration Vorteil: 15% Ermäßigung 17.10., Wien (A) Medizin&Management 2014: Gesundheitsreform auf Österreichisch – Aktueller Umsetzungstand der Zielsteuerungsverträge und ihre Auswirkungen www.medizin-management.at 21.-22.10., Frankfurt/Main (D) Cleanzone 2014 www.cleanzone.messefrankfurt.com 21.-24.10., Zürich (CH) IFAS Fachmesse für den Gesundheitsmarkt www.ifas-messe.ch www.rehacare.de 9.-10.10., Hamburg (D) Future OP 2014 www.management-forum.de 15.-18.10., Prag (CZ) 15th World Sterilization Congress 23.10., Linz (A) Linzer Forum 2014: Gesundheitskompetenz – der informierte und mündige Patient www.jku.at/konferenzen 23.10., Karlsruhe (D) AAL-Fachkongress www.wfhssprague2014.com www.aal-karlsruhe.com Vorteil: 15% Ermäßigung Vorteil: 15% Ermäßigung 16.10., Linz (A) GC-Jahrestagung: Trends und Impulse für die Gesundheitstechnologie 23.-24.10., Wien (A) E-Health in Österreich 2014 www.gesundheitstechnologiecluster.at 17.-18.10., Wiener Neustadt (A) Jahrestagung 2014: Physikalische Medizin und Rehabilitation im Akutspital www.oegpmr.at Vorteil: 15% Ermäßigung 25.-26.11., Wien (A) Bau und Betrieb von Spitälern – Fachtagung mit Best Practices www.management-forum.de/ kkh-wien 27.-29.11., Wien (A) 17. Zentraleuropäisches Seminar www.acr-itr-vienna.at Vorteil: Bei diesen Veranstaltungen erhalten Sie mit Ihrer Schaffler Verlag-Vorteilskarte Ermäßigungen. Die vollständige Vorteilsliste finden Sie auf schaffler-verlag.com > Vorteilskarte. 2015 Vorteil: 15% Ermäßigung 26.-27.2., Wien (A) 7. Pflege-ManagementForum www.businesscircle.at Vorteil: € 280,- statt € 350,- 19.-20.3., Wien (A) 11. Internationales Symposium Qualität im Gesundheitswesen: Great place to work – Spannungsfeld zwischen MitarbeiterInnenzufriedenheit und PatientInnenerwartung? www.wienkav.at/ qualitaetssymposium Anzeigenschluss: ÖKZ 11/2014 und ÖKZ EXTRA: Bildung: 10. Oktober 2014 ÖKZ 12/2014: 11. November 2014 Ins. ÖKZ PFM DUK 07.14_: 14.07.14 15:55 Seite 1 24.-25.10., Berlin (D) hospital concepts: Medizinzentren planen, errichten & betreiben www.hospital-concepts.de 5.-6.11., Wien (A) Personal Austria www.personal-austria.at Private staatlich anerkannte Hochschule University of applied science berufsbegleitend studieren Fernstudium - Seminare u. a. in D-Friedrichshafen oder online auch berufs- oder ausbildungsbegleitend Kontinenz- und Stomaberatung Abschluss: Zertifikat/Akademische/r Kontinenz- & Stomaberater/in Dauer: 1 Semester/2 Semester Teilnahmegebühr: EUR 2.850,-/4.100,Start des s Lehrgang 5 1 0 31.08.2 Frühpädagogik (B.A.) Leitung und Management von Kindertageseinrichtungen - AHPGS akkreditiert Medizinalfachberufe (B.A.) Donau-Universität Krems Tel. +43 (0)2732 893-2742 [email protected] Zugangsberufe: Physiotherapie, Ergotherapie, Altenpflege, Krankenpflege, Logopädie u. a. - AHPGS akkreditiert 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com www.medica.de www.businesscircle.at Bachelor Info unter 0049 57 22 / 28 69 97 32 12.-15.11., Düsseldorf (D) MEDICA 2014 :: www.diploma.de www.donau-uni.ac.at/pflegewissenschaft Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 61 :: Schlusspunkt Das Hol-Ding Eine weitere Verwaltungsebene bringt zwar keinerlei Wertschöpfung, schlägt aber mit Fixkosten zu Buche. Und die müssen irgendwo eingespart werden. Herbert Stekel D er Ausblick war fantastisch: schneebedeckte Gipfel, grüne Weiden, Hochwald und vor der Almhütte eine KuhManagerin mit Erfahrung im Käs-Management, vulgo Sennerin. Die Gedanken flogen in Assoziationsketten dahin, auch verbaler Schabernack war dabei. Wie war das doch mit dem Käse und der Milch? Gab es da nicht Betriebe, in denen die Kühe dicht an dicht standen und die Milch in Kühlbehältern in die Bezirkssammelstelle und per Tankzug zur Zentralmolkerei unterwegs war? Dann maschinelle Verarbeitung – streng kontrolliert –, Auslieferung, Supermarkt etc. Und dann leben eben viel mehr Menschen davon, machen Werbung, verkaufen mehr Käse … Wie kann das sein? Ist es wirklich so einfach, wie es im Ökonomiegrundkurs dargestellt wird? Dass eine weitere Verwaltungsebene keinerlei Wertschöpfung erbringt, aber mit Fixkosten zu Buche schlägt? Dass daher Einsparungen – koste es, was es wolle – überlebensnotwendig sind, weil ja die Einnahmenseite (Zahl der Erkrankungsfälle, LKF-Punkte) nicht zu steigern ist, außer mit unlauteren Mitteln. Mehr Käse kann hier eben nicht verkauft werden. Und die verhandelbaren Spannen im Einkauf sind auch nicht mehr das, was sie waren, dafür haben wir mit jahrelangem Preisdruck schon gesorgt. Und wenn wir dann noch regional unterteilen, dann ist es noch eine unproduktive Ebene mehr. Denn lokal ist ja keine kollegiale Führung, Einkaufsleitung, EDV-Leitung eingespart worden, geht auch schwer, irgendjemand muss sich ja ums Kerngeschäft vor Ort kümmern. Würde das bedeuten, dass das Denkmodell einer Holding als zusätzliche Verwaltungsebene(n) grundsätzlich in Frage gestellt werden muss? Ist es wirklich so einfach, wie es im Ökonomiegrundkurs dargestellt wird? Wie würde dieses System aussehen, wenn der Absatz an Käse nicht zu steigern wäre? Wenn jeder Mensch eben nur eine bestimmte Menge an Käse braucht, kauft – und kein Gramm mehr. Dann müsste doch der Gewinn der Manager, das Zentralpersonal, die Transporteure etc. aus dem vorhandenen Umsatz bezahlt werden. Je mehr Personen das sind, desto weniger Geld bleibt für die Produktion – schöner Käse. Wenn man also das Produkt zentral bearbeitet und alles herausholt, wird es ein Hol-Ding. Und dann schlug die Assoziation unerbittlich zu. Neue Potenziale Bei den langen Wanderungen durch die tiefen Täler und Schluchten der Gesundheitssysteme ist mir ein Phänomen immer wieder begegnet: „Durch den Zusammenschluss unserer renommierten Kliniken zur Lebensglück-Holding können neue Einspar- und Kos tendämpfungspotenziale gehoben werden, die unsere Arbeit noch effizienter machen“ (O-Ton des neuen Holdingchefs). „Seit wir in der Holding sind, ist keine Beschaffung von Farbdruckerpatronen möglich, weil zu teuer, und bei den Injektionsnadeln haben wir jetzt Billigprodukte mit mangelhaftem Schliff“ (O-Ton Oberärztin). „Seit Eintritt (wer hat da getreten?) in die Holding sind zwei Posten auf meiner Station nicht nachbesetzt worden, Koordinierend Die ersten Gewitterwolken zogen auf, in den ersten Donnerschlag hinein rief ich ein lautes „Ja – vielleicht gibt‘s einen Leichtkäse, ich meine Holding light! Oder zumindest einen Landeshäuptling, der ehrlich zugesteht, dass die Holding koordinierend sein wird, aber das Landesbudget, das soeben im Hinterdipfler Teich versenkt wurde, nicht retten kann.“ Etwas Feuchtes, Raues holte mich aus dem Traum heraus, Rindszunge war noch nie mein Favorit. Und in Gedanken an die Hol-Dinge versunken stieg ich weiter talwärts. Das Hol-Ding – schöner Käse. :: Foto: Laresser, OÖÄK HALT! dafür haben wir ein neues Logo“ (O-Ton diplomierte Gesundheitsund Krankenpflegerin). 62 Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ Primarius Dr. Herbert Stekel, Abteilungsvorstand, Zentrallabor AKh Allgemeines Krankenhaus, Linz 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com Vorteilskarte :: Vorankündigung 19. und 20. März 2015 Jetzt anmelden! ars.at Das Symposium findet traditionell im Wiener Rathaus statt und widmet sich diesmal dem Thema Patientensicherheit Akademie Zertifizierte Ausbildung in 6 Tagen mit Dr. MAZAL, M. ZOTTL, MSc u. a. von 22.10.–18.12.14, Wien (6-tägig) Umgang mit desorientierten Patienten g äßig un 10 % Erm rlag e V r e affl mit Sch skarte Vorteil Great place to work – Spannungsfeld zwischen MitarbeiterInnenzufriedenheit und PatientInnenerwartung? im Krankenhaus- und Pflegealltag Schwerpunktthema 1. Tag: Great place to work – und der Generationswechsel im Gesundheitswesen mit Dr. KLETECKA-PULKER u .a. am 23.10.14, Wien | 22.10.15, Wien Schwerpunktthema 2. Tag: Qualität des Arbeitslebens und der PatientInnen-Versorgung Krankenanstaltenrecht mit Univ.-Prof. DDr. KOPETZKI am 28.11.14, Wien | 14.12.15, Wien www.wienkav.at/qualitaetssymposium Arzt und Krankenpfleger/-innen 350,– statt € € 280,– Verlag r e ffl a mit Sch skarte Vorteil mit Univ.-Prof. Dr. MAZAL Dr. HAUSREITHER am 25.09.14, Wien Von den Besten lernen. Bau und Betrieb von Spitälern Fachtagung mit Best Practices 25. und 26. November 2014 im FH Campus Wien Informieren Sie sich über aktuelle Trends bei Konzeption, Neubau, Sanierung und Betrieb von Krankenhäusern > Moderne Gebäude und effiziente Prozesse > Betriebsorganisation und FM-Optimierung im KH > Ausschreibung und Vergabeverfahren > Internationale Perspektiven Die wegweisende Plattform für IKT im Gesundheitswesen Ihre Vorteile: Praxiserfahrungen aus aktuellen Bauprojekten – Top-Referenten – Hochkarätiges Networking SPECIAL – BESICHTIGUNG Besichtigen Sie mit uns das Orthopädische Spital in Wien Informationen und Anmeldung bei > Management Forum Starnberg > Telefon +49-(0) 8151-2719 0 > www.management-forum.de/kkh-wien 55. Jg. (2014), 08-09 | www.schaffler-verlag.com 6. Jahresforum E-Health in Österreich | 23./24. Oktober 2014, Wien g äßig un 15 % Erm ag er Verl ffl a h c mit S e rt a k s Vorteil › › › › E-Health im Kontext der Gesundheitsreform Die Realisierung der ELGA Apps & Co. im medizinischen Umfeld Erfahrungen aus aktuellen Projekten: Telemedizin – Arzneimitteltherapiesicherheit – Radiologie www.businesscircle.at/gesundheit g äßig un 15 % Erm rlag e V r e affl mit Sch e skart Vorteil Das österreichische Gesundheitswesen – ÖKZ 63 HEALTHCARE IT. ONLINE NEWS. AUSTRIA. Der neue News-Channel von CGM in Österreich. Der österreichische eHealth-Marktführer zeigt ab sofort Profil. Tauchen Sie ein in die Welt von CGM und lernen Sie uns besser kennen. Tagesaktuelle Branchennews sowie Innovatives und Wissenswertes rund um IT-Lösungen für Krankenhäuser und Arztpraxen finden Sie ab sofort auf: www.cgm-media.at CGM-Media entdecken und iPad gewinnen! cgm-media.at