FP Programmheft 2009 06

Transcription

FP Programmheft 2009 06
2009
Herzlich Willkommen zum Deutschen Filmpreis 2009
im palais am funkturm
24. APRIL 2009
GruSSwort
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Erneut wurde die Verleihung des Deutschen
Filmpreises von den Mitarbeitern der Deutschen
Filmakademie mit ihren Präsidenten Senta
Berger und Günter Rohrbach organisiert. Ich
möchte mich herzlich für ihre äußerst engagierte Arbeit bedanken. Allen Gästen, Nominierten
und Preisträgern wünsche ich einen spannenden
und unterhaltsamen Abend mit vielen interessanten Begegnungen.
Bernd Neumann, MdB
Staatsminister bei der Bundeskanzlerin
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur
und Medien
Foto: © Seekamp, Bremen
Die jährlich stattfindende Vergabe des Deutschen Filmpreises ist für alle Filmfreunde ein
mit Spannung erwartetes Großereignis. Endlich werden die Gewinner der begehrten LOLA
bekanntgegeben, kann man Stars von Nahem
bewundern, lassen sich in einem festlichen
Rahmen die filmischen Höhepunkte des zurückliegenden Jahres noch einmal in Erinnerung rufen.
Wieder einmal erstaunt, wie facettenreich sich
der deutsche Film präsentiert. So war es für
die Vorauswahljury und Akademiemitglieder
mit Sicherheit nicht leicht, eine Entscheidung
zu treffen. Die diesjährige Berlinale und die
Oscarnominierungen der letzten Jahre haben
zudem gezeigt, dass der deutsche Film derzeit
auch international ein außerordentlich großes
Ansehen genießt.
Deutscher Filmpreis 2009
GruSSwort
als hätten wir es stillschweigend akzeptiert,
ein permanenter Krisen-, also Pflegefall zu sein.
Immerhin hatte das ja auch gewisse Vorteile.
Man war gehalten, sich um uns zu kümmern.
In den letzten Jahren ist es uns aber immer
mehr gelungen, uns aus der selbst verschuldeten Gefangenschaft herauszuwinden, nicht
ohne Hilfe anderer, aber auch aus eigener Kraft.
So begegnen wir der allgemeinen Krise nicht
nur krisengestählt, sondern auch mit neuem
Selbstbewusstsein. Wir werden gebraucht, gerade auch dort, wo man glaubte und, wie sich
zeigt, gelegentlich immer noch glaubt, ohne
uns auszukommen. Gleichwohl sehen wir keinen Grund, übermütig zu werden. Wir können
und wollen uns weiter verbessern. Daran sollte
uns niemand hindern, schon gar nicht die internationalen Finanzmärkte.
Senta Berger
Günter Rohrbach
PräsidentinPräsident
Foto: © Mathias Bothor
Es erinnert an einen alten Werbespruch der
Deutschen Bundesbahn: Alle reden von der
Krise. Wir nicht. Jedenfalls noch nicht. Der
Kinobesuch ist unverändert gut, und die bewährten Krisen-Auguren versprechen weiterhin günstige Winde. In finanziell schwierigen
Zeiten, so kann man lesen, hat das Kino als ein
vergleichsweise billiges Vergnügen gute Chancen. Wir wollen das gerne glauben, auch wenn
die Erfahrungen, die diese These stützen, aus
einer Epoche stammen, in der es noch kein
Fernsehen gab.
Freilich haben wir ganz andere Gründe, im allgemeinen Krisengejammer Gelassenheit zu bewahren. Kein anderes Wort hat den deutschen
Film jahrzehntelang so hartnäckig begleitet wie
das der Krise. Sie war gewissermaßen unser
Dauerzustand, wir hatten uns in ihr eingerichtet. Lange, fast zu lange hat es so ausgesehen,
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Das erste Jubiläum
In diesem Jahr ist die Deutsche Filmakademie
zum fünften Mal für die Entscheidung über die
Vergabe des DEUTSCHEN FILMPREISES verantwortlich und richtet die Gala aus – eine kleine
Bilanz
Als am 8. September 2003 im Hotel Adlon am
Pariser Platz in Berlin etwa hundert Filmschaffende zusammen saßen, um endlich eine Deutsche Filmakademie zu gründen, hatte das im
Bewusstsein großer Teile der veröffentlichten
Meinung den Ruch eines geradezu verschwörerischen Aktes. Das lag nicht zuletzt daran, dass
die Deutsche Filmakademie von Anfang an klare
und ehrgeizige Ziele im Auge und diese auch öffentlich benannt hatte. Die Filmakademie wollte
der Ort werden, an dem sich die Filmkünstler
des Landes begegnen sollen, um sich und damit
natürlich vor allem ihre Arbeit und ihre Visionen
gegenseitig kennenzulernen. Ihre Gründung war
der Ausdruck eines gewachsenen und ständig
weiter wachsenden Selbstbewusstseins im deutschen Film, der tatsächlich seit Beginn des neuen Jahrtausends eine bislang nicht da gewesene
künstlerische und wirtschaftliche Konstanz er4
reicht hat. Inklusive großer internationaler An- der zu einer der Hauptqualitäten der Deutschen
erkennung bei Festivals und Preisverleihungen. Filmakademie werden sollte: nie zuvor wussten
die Filmschaffenden des Landes so viel über die
Und wie jede Filmakademie der Welt nahm auch Arbeit, über die Themen und Formen, Persöndie Deutsche Filmakademie für sich in Anspruch, lichkeiten und Konstellationen ihrer eigenen Kiüber die Vergabe der Filmpreise des Landes ent- nematografie. Der deutsche Film begegnete sich
scheiden zu dürfen, ja zu müssen. Doch anders selbst auf Augenhöhe.
als bei den Preisen der anderen Filmakademien
der Welt, ist der DEUTSCHE FILMPREIS dotiert. Dennoch war die Skepsis groß. Die Gefahr, die
Hochdotiert sogar. Die Deutsche Filmakademie Mitglieder der Filmakademie könnten aus der
musste mit der Kulturverwaltung des Bundes, Vergabe des DEUTSCHEN FILMPREISES einen
dem und damals noch der Beauftragten der Selbstbedienungsladen machen, wurde immer
Bundesregierung für Kultur und Medien, einen wieder beschworen. Doch abgesehen davon,
Modus finden, die Entscheidung über öffentli- dass eine Filmakademie, die sich ernst nimmt,
che Mittel durch die Vertreter der Branche, der weil sie ihr Thema und ihre Personen ernst
sie auch zu Gute kommen sollten, transparent, nimmt und liebt, gar kein Interesse daran haben
gerecht und nachvollziehbar zu machen. Das ist kann, die eigene Glaubwürdigkeit und Seriosität
mit dem gemeinsam entwickelten dreistufigen aufs Spiel zu setzen, sprechen auch die Zahlen
Auswahlverfahren gelungen – und hatte noch aus den Jahren, seit die Filmakademie die LOLA
einen wichtigen Nebeneffekt, der eigentlich die verantwortet, eine andere Sprache: Im Jahr 2005
Hauptsache sein sollte: Nie saßen in einer öf- hatte die Deutsche Filmakademie 565 Mitgliefentlichen Jury so viele kompetente Fachleute der. 76 Personen waren damals für einen Filmzusammen, um über Leistungen zu entscheiden, preis nominiert. Davon waren 43 Personen keideren Beschaffenheit ihr tägliches Brot ist. Und ne Mitglieder der Deutschen Filmakademie. Ein
dies wiederum hatte noch einen Nebeneffekt, Phänomen, das sich bis heute beobachten lässt,
Deutscher Filmpreis 2009
Auch die Filmpreisverleihung atmet seit 2005
mehr denn je den Geist des Kinos, was daran
liegt, dass die produzentische und künstlerische
Verantwortung für diese große und wichtige Fei-
er des deutschen Films
in den Händen der
Filmakademie liegt und
aus der Mitgliedschaft
heraus
unterstützt
wird. Die Produzenten Nico Hofmann und
Thomas Peter Friedl
lieferten gleich zum
Auftakt 2005 mit dem
neuen Gastgeber Michael Bully Herbig den
überzeugenden Beweis
dafür, dass die Branche
sich nicht nur selbst
feiern kann, sondern
auch in der Lage ist,
ihre gute Stimmung, die
auch eine Aufbruchsstimmung war, einem
Publikum zu vermitteln. „Zum ersten Mal ist die
2003 gegründete Deutsche Filmakademie verantwortlich für die Verleihung der Filmpreise, der
55. insgesamt. Sie hat die Vorauswahl organisiert und fürs Sponsoring gesorgt, hat den Abend
Foto: © Florian Liedel
obwohl die Zahl der Mitglieder jährlich steigt.
So hatte die Filmakademie 2006 bereits 707 Mitglieder. Von den damals 64 nominierten Personen
waren 34 nicht in der Filmakademie. 2007 waren
es 829 Mitglieder, 70 Nominierte, davon 40 nicht
in der Filmakademie. 2008 war das Verhältnis
erstmalig umgekehrt: Bei 991 Mitgliedern und
62 Nominierten waren die Mitglieder mit 35 in
der Mehrheit. Jetzt, 2009, da die Filmakademie
1100 Mitglieder zählt, sind unter den 66 Nominierten 38 nicht Mitglieder der Deutschen Filmakademie. Selbstbedienung sieht anders aus. Die
Mitglieder der Filmakademie entscheiden nach
Geschmack und Wissen. Dass nach den Nominierungen und nach den Filmpreisen viele der
Nominierten und Preisträger Mitglieder wurden,
liegt in der Natur der Sache: Sie haben verstanden, dass sie von ihren Kolleginnen und Kollegen
als Kreative des Kinos wahrgenommen und anerkannt wurden.
vorbereitet und die Fernsehausstrahlung und
ist vor allem für das neue Feeling verantwortlich, für das Zusammengehörigkeitsgefühl der
Branche“, lobte die „Süddeutsche Zeitung“ die
erste Gala der Filmakademie im Juli 2005.
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Und der Berliner „Tagesspiegel“ beschrieb das
als Gefühl, was für die Macher aus der Filmakademie tatsächlich das Ziel des Abends gewesen
war: „Eine Woge der Begeisterung schwappte
durch den Saal der Zufriedenheit über diesen
krönenden Abschluss eines an Höhepunkten
doch wirklich nicht armen Abends. Der, wie versprochen, Emotionen geboten hatte, Freude vor
allem, gut durchgemischt mit Humor, Selbstironie auch, ab und zu eine Prise Klamauk – und
kaum Längen. [...] Der Abend, eine Premiere für
die Filmakademie, war mehr als gelungen. [...]
Sie haben es schön hingekriegt, die mittlerweile 652 Leute von der Deutschen Filmakademie.
Sich selbst haben sie ein fröhliches Fest bereitet
in der Berliner Philharmonie und ihren Gästen
und den Fernsehzuschauern noch dazu. [...] Aber
zu spüren war während des angenehm straff
organisierten, heiter und warmherzig beseelten
Abends ein neuer Geist.”
Vier Mal waren Hofmann und Friedl für den
Abend verantwortlich. Im vergangenen Jahr
holten sie mit Barbara Schöneberger eine Nachfolgerin für Michael Bully Herbig, die stark und
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selbstbewusst genug war, diese Herausforderung
anzunehmen. Sie wird auch in diesem Jahr wieder
Gastgeberin sein, wenn erstmalig der Regisseur und Akademie-Vorstand Hans-Christoph
Blumenberg die künstlerische Leitung inne hat.
Und nichts spricht dafür, dass nicht auch im fünften Jahr der Gala aus dem Haus und dem Geist
der Deutschen Filmakademie wieder das zustande kommt, was den DEUTSCHEN FILMPREIS
neben der nicht zu unterschätzenden finanziel-
len Implikation so wertvoll und unverzichtbar
macht – ein Fest für den Film, seine Macher und
sein Publikum. Für Blumenberg geht es darum,
dass das „Publikum noch mehr Lust auf das
deutsche Kino bekommt.“ Und darum geht es
auch der Deutschen Filmakademie.
Deutscher Filmpreis 2009
harmantestes
Lächeln
lamourösester
Auftritt
pruch des
Abends
Verleihen Sie
doch Ihre ganz
persönlichen
LOLAs.
Das ZDF wünscht Ihnen
viel Vergnügen bei der
Verleihung des Deutschen
Filmpreises.
Wenn 1100 kreative Filmschaffende die Arbeit
ihrer Kollegen betrachten, beurteilen und
schließlich bewerten, kommen am Ende nicht nur
kompetente Entscheidungen heraus, die genauso
umstritten sein können wie jede andere Entscheidung auch. Es kommt vor allem dabei heraus, dass die Filmschaffenden die Gelegenheit
wahrnahmen, das Filmschaffen komplett und
mit wachen Augen zur Kenntnis zu nehmen. Das
hat die Filmkultur in Deutschland endlich auf
Diskurs-Kurs gebracht, die Wahrnehmung von
Themen und Formen verstärkt – und wird damit
auf Dauer noch mehr zur derzeit erfreulich auffälligen Vielfalt des deutschen Films beitragen.
Dies ist das besonders Wichtige an dem Auswahlverfahren der Deutschen Filmakademie,
das darüber hinaus so konzipiert ist, dass das
Know-how der einzelnen Berufsgruppen in der
Akademie ausdrücklich gefragt und eingesetzt
wird. Anfangs wählen Spezialisten die Filme und
Leistungen für die Vorauswahl. Die einzelnen
Sektionen besorgen dann die Nominierungen für
ihre Berufskollegen. Und alle Mitglieder finden
so die kompetente Basis für die endgültige Entscheidung für die Preisträger.
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Fotos: © Florian Liedel
DIE Jurys – vorauswahl und ehrenpreis
Spielfilm
Jan Tilman Schade Musik/Schnitt/Ton
Kit Hopkins Drehbuch
Volker Schlöndorff Regie
Birge Schade Schauspiel
Knut Loewe Szenenbild/Kostümbild/
Maske
Hendrik Handloegten Regie
Joachim von Vietinghoff Produktion
Monika Griefhahn (Kulturausschuss
Deutscher Bundestag)
Barbara Rudnik Schauspiel
Wolfgang Treu Kamera
Peter Zenk Produktion
Barbara Hennings Musik/Schnitt/Ton
Es fehlt: Dorothee BärKulturausschuss
Deutscher Bundestag
Kinder- und Jugendfilm
Natja Brunckhorst Drehbuch
Sven Burgemeister Produktion
Elisabeth Trissenaar Schauspiel
Anna Loos Schauspiel
Es fehlen: Lars Becker Regie
Marco Wanderwitz (Kulturausschuss
Deutscher Bundestag)
Dokumentarfilm
Stefan Tolz
Ute Badura
Bertram Verhaag
Angelika Krüger-Leißner
(Kulturausschuss Deutscher Bundestag)
Jörg Bundschuh
Nicole Leykauf
Deutscher Filmpreis 2009
Fotos: © Florian Liedel
Regie
Erwin Keusch
Peter Lichtefeld
Anno Saul
Dominik Reding
Ralf Huettner
Schauspiel
Angela Roy
Ulrike Luderer
Hartmut Becker
Ilona Schulz
Hansi Jochmann
Drehbuch
Knut Boeser
Holger Franke
Henriette Piper
Christoph Darnstädt
Es fehlt:
Stefan Dähnert
Szenenbild/
Kostümbild/Maske
Toni Lüdi
Ingrid Zoré
Lothar Holler
Jana Karen
Erwin Prib
Musik/Schnitt/
Tongestaltung
Arne Schumann
Marcel Spisak
Claudia Fröhlich
Josef Bach
Uta Schmidt
Manfred Arbter
Kamera/
Bildgestaltung
Jo Heim
Hagen Bogdanski
Peter Ziesche
Jacques Steyn
Franz Rath
Ehrenpreisjury
(ohne Foto)
Bernd Eichinger
Stefan Gärtner
Reinhard Hauff
Mechthild Holter
Michael Bully Herbig
Franz Kraus
Roland Suso Richter
Günter Rohrbach
Barbara Rudnik
Jasmin Tabatabai
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NOCH MEHR LUST AUF DEUTSCHES KINO
Ein Gespräch mit Hans-Christoph Blumenberg,
dem neuen künstlerischen Leiter der LOLAVerleihung, über Preise und Partner, Bühne und
Bildschirm und die Herausforderungen für die
Moderatorin Barbara Schöneberger.
?? Der Wechsel in der künstlerischen Leitung für
die Filmpreis-Gala ist ja nicht das Ergebnis eines
Putsches, sondern eine angekündigte Veränderung. Dennoch bleiben Vergleiche nicht aus. Was
soll auf jeden Fall bleiben? Und was soll sich auf
jeden Fall verändern?
Blumenberg: In den Jahren, in denen Nico Hofmann
und Thomas Peter Friedl verantwortlich waren,
ist die Veranstaltung immer besser geworden. Die
beiden haben großartige Arbeit geleistet. Will sagen: Seitdem die Deutsche Filmakademie die Verleihung des DEUTSCHEN FILMPREISES ausrichtet, hat die Veranstaltung deutlich an Glanz und
Witz gewonnen. Es geht also darum, die Arbeit
der beiden fortzusetzen, das Niveau, das natürlich in den ersten drei Jahren nicht zuletzt auch
durch Bully Herbig geprägt war, zu halten. Dafür
muss man aber im Detail auch Dinge verändern.
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?? Welche Details wären das denn?
Blumenberg: Ja. Und auch da hat es einen Wechsel gegeben. Wir hatten im letzten Jahr das Vergnügen mit Ralf Husmann zu arbeiten, der inzwischen ja nicht nur Comedy-, sondern auch
Bestseller-Autor ist und gar keine Zeit mehr hat.
Aber ich habe schon im letzten Sommer darüber
nachgedacht, wie man ein neues Autoren-Konzept
finden kann. Und kam schnell auf Johanna Adorján, die ich für eine der besten und witzigsten
jungen Autorinnen halte – als Journalistin und
Redakteurin der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“…
Blumenberg: Wir wollen zum Beispiel weniger
mit vorproduzierten MAZ-Zuspielern arbeiten.
Und weil wir mit Barbara Schöneberger eine
glänzende Moderatorin haben, die ja auch eine
sehr gute Entertainerin ist, wollen wir ihr mehr
die Möglichkeit geben, live mit dem Publikum zu
interagieren und sie weniger in Zuspielern auftreten lassen. Der DEUTSCHE FILMPREIS wird
ja auch durch ihre Person repräsentiert. Je mehr
Möglichkeiten wir ihr also geben, mit dem Publikum zu spielen, um so charmanter kann der
??…und auch als angehende Bestseller-Autorin.
Abend werden.
?? Sieht sie das auch so? Ist sie mit einbezogen in Blumenberg: Ja, jetzt aktuell hoch gelobt mit
ihrem ersten Buch „Eine exklusive Liebe“. Sie ist
die Entwicklung neuer Ideen, neuer Varianten?
der Filmbranche verbunden, hat zum Beispiel
Blumenberg: Selbstverständlich. Ich bin seit Mo- mit Heike Makatsch das Drehbuch zu dem Film
naten mit ihr regelmäßig im Gespräch. Und gera- SCHWESTERHERZ geschrieben. Und als ich sie
de, weil sie eine Entertainerin ist, hat sie beson- fragte, ob sie das Drehbuch zur Filmpreis-Verleideren Spaß daran, live zu arbeiten. Und sie ist in hung schreiben wolle, war sie im ersten Moment
ganz überrascht. Im zweiten Moment hatte sie
alle Phasen der Vorbereitung eingebunden.
aber Lust, darüber zu reden – und wir stellten
?? Das gilt ja auch für die Autoren oder Autorinnen. schnell fest, dass das eine gute Idee sein könnte.
Deutscher Filmpreis 2009
nehmen, die die Leute im Moment beschäftigen.
Was wahrlich nicht heißt, dass die LOLA-Verleihung eine Zwei-Stunden-Veranstaltung über die
Weltwirtschaftskrise wird.
?? Aber auch keine Zwei-Stunden-Veranstaltung
über die Krise des deutschen Films?
Blumenberg: Wo soll denn da die Krise sein?
Wahrscheinlich ist es im deutschen Film seit Jahren nicht mehr so krisenfrei zugegangen wie im
Augenblick. Der Marktanteil ist markant, die in?? Diese Kombination klingt gewagt. Hatten Sie ternationale Aufmerksamkeit ist hoch. Selbst eivon Anfang an das Gefühl, dass da kreativ die nen Oscar gab es wieder. Und ich will nicht sagen:
nur einen Kurzfilm-Oscar. Der hat denselben Wert
Funken stieben könnten?
wie ein anderer.
Blumenberg: Wenn man eine Kombination
schafft aus zwei Vertretern unterschiedlicher ?? TV-Partner bei der Verleihung ist das ZDF. Wie
Schreibpositionen, die aber verbunden sind gestaltet sich hier die Zusammenarbeit?
durch eine gemeinsame Liebe zum Film und beide auf der Höhe der Zeit, ist das ein guter Weg. Blumenberg: Wir haben mit dem UnterhaltungsDenn für mich ist sehr wichtig beim DEUTSCHEN chef Manfred Teubner und der verantwortlichen
Filmpreis 2009, dass man auch merkt: Es ist der Redakteurin Susanne Krummacher zwei Partner,
DEUTSCHE Filmpreis 2009 und nicht 2007 oder die leidenschaftlich und sehr konstruktiv bei der
1999. Die Veranstaltung muss ja die Themen auf- Sache sind. Es ist eine Veranstaltung der Deut-
schen Filmakademie in
Zusammenarbeit mit
dem BKM, die vom ZDF
übertragen wird. Da
heißt es, eine gemeinsame Linie zu finden.
Da kommen natürlich
auch Ideen vom ZDF.
Am Ende ist es für uns
alle wichtig, dass wir
nicht nur eine glamouröse Veranstaltung haben, die dem Publikum
im Saal gefällt, sondern
auch einem Fernsehpublikum, das die Show leider erst ab 22.15 Uhr sehen wird.
?? Um diese Zeit wird freitags im ZDF gerne
gekocht. In der Gala auch?
Blumenberg: Ich kann bereits jetzt versprechen: In der Show wird nicht gekocht. Und
es werden auch keine Köche Paten, Laudator oder Preisträger sein! Es könnten natürlich Köche im Publikum sitzen. Ich hoffe sehr,
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Foto: © Mathias Bothor
Dazu kam dann schnell die Idee, Johanna Adorján
mit einem zweiten Autor zusammenzubringen,
der über viel Erfahrung beim Schreiben von solchen Shows verfügt. Da kommt Christof Mannschreck ins Spiel, ein kluger, vielfach bewährter
Autor großer Fernseh- und Preisgalas. Ein enger
Mitarbeiter von Thomas Gottschalk zum Beispiel.
Die beiden sind jetzt das Autorenteam. Und obwohl sie aus sehr unterschiedlichen Traditionen
des Schreibens kommen, verstehen sie sich blendend und arbeiten sehr gut miteinander.
dass zum Beispiel Sarah Wiener mit ihrem
Mann Peter Lohmeyer kommt. Aber KochshowElemente sind definitiv nicht vorgesehen.
Blumenberg: Natürlich. Es ist die große Möglichkeit, zwei Stunden für den deutschen Film
zu werben. Und das tun wir schon dadurch, dass
wir den deutschen Film in seiner Vielfalt zeigen.
Eine Vielfalt, die sich ja auch hervorragend in den
Nominierungen widerspiegelt.
Foto: © Florian Liedel
?? Es soll natürlich auch eine Show für das Fernsehpublikum sein. Aber darüber hinaus doch
sicher auch eine Show, die – wenn auch ohne
Kochrezepte – das Fernsehpublikum auf den Geschmack fürs Kino bringen soll.
?? Um welche Themen wird es denn gehen? Um Thema entsteht zur Zeit originelles, komödianti- ein Regisseur, der in der Lage ist, die Stimmung,
die man sich in einem solchen Saal wünscht und
welche Personen oder Tendenzen?
sches Material für unsere Moderatorin.
die in einem solchen Saal entstehen soll, in die
Blumenberg: Es gibt gewisse Trends, die eine ?? Wie schaffen Sie denn den angesprochenen Sendung zu transportieren. Und wir haben mit
Rolle spielen könnten: die neue Welle der Litera- Brückenschlag vom Saal- zum Fernsehpublikum? Utz Weber, der das ja auch nicht zum ersten Mal
macht, einen der Besten dieses Faches. Utz Weber
turverfilmungen etwa oder die Tendenz zu regionalen Dialekt-Filmen. Natürlich kommen wir um Blumenberg: Das Wichtigste, was man neben der weiß zum Beispiel sehr genau, wie man mit dem
die globale Finanzkrise nicht herum. Zu diesem Moderatorin an einem solchen Abend braucht, ist Publikum arbeitet, wie man Reaktionen einfängt
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Deutscher Filmpreis 2009
und schneidet, wie man die Spannung zwischen die Preisträger, die auf die Bühne stolpern und
Barbara Schöneberger und ihrem Publikum er- sagen, sie hätten mit nichts gerechnet. Wir hoffen
auch nicht auf die Preisträger, die auf der Bühfasst – und dem Fernsehpublikum vermittelt.
ne einen Zettel mit dreißig Namen hervorkramen.
?? Sie sind ja auch Regisseur. Beißt sich da was? Wir wünschen uns die Preisträger, die sich charmant und auf persönliche Weise bedanken. Und
Blumenberg: Nein, als künstlerischer Leiter ist das sind ja glücklicherweise doch viele.
man eine Art Zirkusdirektor. Das ist eine Rolle
wie die von Peter Ustinov in LOLA MONTEZ. Du ?? Bleiben noch die Paten. Die sollten ja möglichst
musst dafür sorgen, von allen Mitwirkenden die prominent und kompetent sein. Man will als
bestmöglichen Leistungen auf ihrem Gebiet zu Preisträger vom Paten ernst genommen werden.
bekommen. Man könnte auch sagen: Der künst- Und man will als Publikum und Veranstalter auch
lerische Leiter ist der Trainer. Aber während des Glamour.
Spiels hat der Regisseur auf dem Platz die Fäden
in der Hand. Utz Weber ist sozusagen der Spielma- Blumenberg: Prominenz und Kompetenz ist ja
cher, die klassische Nummer Zehn beim Fußball. kein Widerspruch. Und ich glaube, dass es uns
gelungen ist, eine wunderbare Gruppe aus Damen
?? Dennoch kommt der Charme einer solchen Ver- und Herren zusammenbekommen zu haben, die
anstaltung auch durch die Unberechenbarkeit sowohl das eine als auch das andere verkörpern.
Ich finde zum Beispiel die Tradition sehr gut, dass
mancher Protagonisten.
Gewinner des Vorjahres Preise vergeben – wie
Blumenberg: Ja. Und es gibt einen Faktor, der völ- zum Beispiel Elmar Wepper. Es werden aber auch
lig unberechenbar ist – die Preisträger. Da können prominente und kompetente Paten dabei sein, die
große emotionale Momente entstehen wie mit Kate noch bei keiner Preisverleihung zu sehen waren.
Winslet bei den Oscars. Wir wünschen uns ja nicht
?? Aber es sind ausschließlich Filmschaffende.
Blumenberg: Auf jeden Fall. Es ist ja der Deutsche
Film- und nicht der Deutsche Fernsehpreis. Da
sollen als Paten Menschen auf die Bühne, die mit
dem Kino verbunden sind. Das sehen unsere Partner beim ZDF genauso. Es gibt viele prominente
Fernsehstars, die noch nie für das Kino gearbeitet
haben. Da sind tolle Leute dabei, aber die passen
nicht wirklich in unser LOLA-Konzept. Andererseits braucht man natürlich bekannte Gesichter.
Es gibt ja bei den nominierten Filmen durchaus
einige, die einem breiteren Publikum nicht so bekannt sind. Das ist normal und sagt überhaupt
nichts über die Qualität der Nominierungen aus.
Aber dann sollten prominente Paten die Aufmerksamkeit für diese Filme und Leistungen steigern.
Das ist eine der Aufgaben eines solchen Abends.
Das verbindet sich mit der Hoffnung, dass das
ZDF-Publikum durch die LOLA-Gala noch mehr
Lust auf deutsches Kino bekommt: am liebsten
sowohl auf das von Bernd Eichinger und Uli
Edel als auch auf das von Andreas Dresen und
Christian Petzold.
(Das Interview führte Alfred Holighaus.)
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Wertvoller als die Wirklichkeit –
Ein GruSS an den Ehrenpreisträger des DEUTSCHEN FILMPREISES: Vicco von Bülow
Seit einiger Zeit habe ich das große Vergnügen,
meinen Freund Vicco von Bülow beim Anfertigen von Dankesreden beobachten zu dürfen.
Eigentlich hatte er sich vorgenommen, nach
einem an Arbeit überreichen Leben etwas kürzer zu treten und nur noch zu zeichnen. Diesem
verständlichen Wunsch verdanken wir leider
auch die schmerzliche Tatsache, dass seinen
zwei Spielfilmen kein dritter gefolgt ist. Loriot
ist damit zweifelsohne der deutsche Erfolgsregisseur mit der kürzesten Filmografie – und
doch hat er mit seinen zwei Werken ÖDIPUSSI
und PAPPA ANTE PORTAS mehr Zuschauer erreicht, als so mancher von uns mit einer weit
größeren Anzahl von Filmen.
Die Tatsache nun, dass Loriot im fortgeschrittenen Alter mit Preisen aller Art bedacht wird, hat
einen wunderbaren Nebeneffekt. Er ist genötigt,
Worte des Dankes zu verfassen und hat auf diese
Weise eine – sein filmisches Oeuvre an Umfang
weit übertreffende – Sammlung von Reden zu
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Papier gebracht, herrliche Miniaturen von großer
Bescheidenheit und enormer Sachkenntnis.
Wo er sich zum Thema Film äußert, fällt sein
profundes Wissen ins Auge, das weit über den
ihm als Regisseur nachgesagten Perfektionismus hinausgeht. Es handelt sich um geradezu
philosophische Betrachtungen der technischen
und finanziellen Aspekte der Kinematografie:
„Was ist Film? Zunächst bedeutet ‚Film’ die Möglichkeit, 24 Bilder in einer Sekunde zu betrachten. Das sind 86.400 Bilder pro Stunde! Also rund
130.000 Bilder bei Spielfilmlänge. Und wenn der
Bundesbürger im Jahr 35 Kinovorstellungen besuchte, hätte er in diesem Zeitraum 4.550.000 Bilder gesehen. Auch der routinierteste Betrachter von Bildergalerien, Bilderbüchern, Illustrierten, Zeitschriften, Fotoalben und Ansichtspostkarten kann da kaum mithalten. Hier liegt die
ungeheure Bedeutung des Mediums ‚Film’ für
unsere schnelllebige Zeit“ – und weiter, nicht
weniger tief: „Wir sind es gewohnt, den Wert ei-
ner Sache – und damit auch ihre geistig-moralische Bedeutung – an ihren Kosten zu messen.
So gesehen, zählt der Film zu den kostbaren
Kulturgütern unserer Zeit. Der Spielfilm als
künstlerischer Spiegel der Wirklichkeit ist kostspieliger, also wertvoller als die Wirklichkeit.“
Dass ein derart intimer Kenner der Materie wie
Loriot es bei nur zwei Spielfilmen bewenden
(Vicco von Bülow anlässlich der Verleihung
des „Goldenen Möbelwagens“ in der
Stuttgarter Liederhalle, 12. Februar 1983)
Deutscher Filmpreis 2009
Foto: © Wilhelm W. Reinke
ließ, kann nur einen Grund gehabt haben: seine bedingungslose Liebe zur Symmetrie: zwei
Buchsbäume auf der Terrasse, zwei Möpse,
zwei Töchter – zwei Filme. Das lässt sich einfach besser arrangieren. Und nun, um die Reihe zu vervollständigen, der zweite DEUTSCHE
FILMPREIS – nach dem Filmband in Gold für
seine komödiantische Leistung in ÖDIPUSSI
(1989), übrigens das einzige Mal in der Geschichte des DEUTSCHEN FILMPREISES seit
1951, dass es in dieser Kategorie eine Auszeichnung gab.
Das ist kein Zufall, denn Loriot ist einmalig.
Wir alle verdanken ihm viel. Ich selbst habe
von niemandem mehr gelernt, persönlich und
professionell. Der Deutsche Film verdankt ihm
eine – seine – Komik, die nicht aus Schadenfreude resultiert, sondern aus der tiefen und
ernsten Kenntnis des Menschen und der Liebe zu ihm. Und das Publikum, dem er sich nie
durch billige Späße angebiedert hat, verdankt
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ihm viele Stunden klugen Vergnügens, denn einen Loriot-Film – es sind und bleiben ihrer nun
mal nur zwei – kann man gottlob immer wieder
sehen.
Mit tiefer Verbeugung: Danke, Vicco!
Stefan Lukschy
„Als Leiter des Referates für kulturelle Angelegenheiten auf Bundesebene und stellvertretender Kulturbeauftragter des Rahmenausschusses der Sonderbereiche Kunst und
Integration, Kunst und Kommunikation und Kunst und kulturelle Koordination zur
Aktivierung und Optimierung der Bundesmodelle für kulturelle Investitionsprogramme
übermittle ich Ihnen, auch im Auftrag des persönlichen Referenten der Abteilung kulturelle Öffentlichkeitsarbeit der Frau Bundeskanzlerin sowie des Arbeitskreises Kunst und
Kultur im Informationsstab des Herrn Bundespräsidenten, die herzlichsten Grüße.“
(Vicco von Bülow anlässlich der Wiedereröffnung des Deutschen Theaters in München,
8. Oktober 1982)
„Als er seinen ersten Spielfilm drehte, war er
bereits in seinen Sechzigern. Gleichwohl nannte er sich in schöner Selbstironie einen „Jungfilmer“. Er hat dann nach ÖDIPUSSI nur noch
einen weiteren Film, PAPPA ANTE PORTAS,
inszeniert, beides Höhepunkte deutscher Komödienproduktion, beide unvergleichlich in
ihrem Witz und ihrer intellektuellen Brillanz.
Vicco von Bülow, genannt Loriot, hatte sich
viele Jahre lang auf seine Filmkarriere vorbe16
reitet. In zahlreichen Fernsehsketchen hatte
er seinen unverwechselbaren Stil entwickelt.
Sein Humor gründete in der genauen Beobachtung der Wirklichkeit. Deren immanente
Komik, genaues Timing, seine bis ins Pedantische reichende Sorgfalt in den Arrangements
begründeten seine singuläre Position unter
den Komikern dieses Landes. Kein anderer hat
in den vergangenen Jahrzehnten ein vergleichbares Niveau erreicht. Auch wenn er selbst nur
zwei Spielfilme gedreht hat, so wurde er doch
zum Vorbild für jene, die sich neben und nach
ihm auf diesem Feld bemüht haben. Er hat d i e
Standards gesetzt, an denen sie sich zu orientieren hatten. Alle haben sie von ihm gelernt,
alle schulden wir ihm Dank für ein bewundernswert großes Werk.“
Begründung der Ehrenpreisjury
Deutscher Filmpreis 2009
WIE GEHT KINO?
Wir erklären es!
Die Nominierungen zum Deutschen filmpreis 2009
Programmfüllende Spielfilme
DER BAADER Bernd Eichinger –
MEINHOF Constantin Film
KOMPLEXProduktion GmbH
CHIKO
Fatih Akin, Klaus Maeck –
corazón international
GmbH & Co KG
IM WINTER EINUschi Reich,
JAHR Martin Moszkowicz –
Bavaria Filmverleih- und Produktions GmbH,
Constantin Film
Produktion GmbH
JERICHOW
Florian Koerner von
Gustorf, Michael Weber – Schramm Film Koerner &
Weber
JOHN RABEMischa Hofmann,
Benjamin Herrmann,
Jan Mojto – Hofmann &
Voges Entertainment
WOLKE 9Peter Rommel –
Rommel Film e.K.
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Programmfüllende Dokumentarfilme
LENIN KAM NUR Marianne Schäfer –
BIS LÜDENSCHEID
Florianfilm GmbH
NOBODY’S Niko von Glasow –
PERFECTPalladio Film
Beste Regie
Andreas Dresen
WOLKE 9
Uli Edel
DER BAADER MEINHOF
KOMPLEX
Florian Gallenberger JOHN RABE
Christian Petzold
JERICHOW
Programmfüllende Kinder- und Jugendfilme
HEXE LILLI, DERCorinna Mehner,
DRACHE UND DAS Michael Coldewey –
MAGISCHE BUCH
blue eyes, Trixter
WAS AM ENDESusann Schimk,
ZÄHLT
Jörg Trentmann –
credofilm GmbH
Beste darstellerische Leistung –
weibliche Hauptrolle
Anna Maria MüheNOVEMBERKIND
Ursula Werner
WOLKE 9
Johanna Wokalek
DER BAADER MEINHOF
KOMPLEX
Bestes Drehbuch
Christian Schwochow,NOVEMBERKIND
Heide Schwochow
Johanna StuttmannNACHT VOR AUGEN
Özgür YildirimCHIKO
Beste darstellerische Leistung –
männliche Hauptrolle
Josef BierbichlerIM WINTER EIN JAHR
Denis Moschitto CHIKO
Ulrich Tukur
JOHN RABE
Deutscher Filmpreis 2009
Beste Filmmusik
Element of CrimeROBERT ZIMMERMANN
WUNDERT SICH ÜBER
DIE LIEBE
Annette FocksKRABAT
Niki ReiserIM WINTER EIN JAHR
Beste darstellerische Leistung –
weibliche Nebenrolle
Irm HermannANONYMA
Susanne Lothar
FLEISCH IST MEIN
GEMÜSE
Sophie Rois
DER ARCHITEKT
Bester Schnitt
Anne Fabini
BERLIN CALLING
Peter Przygodda, PALERMO SHOOTING
Mirko Scheel,
Oli Weiss
Patricia RommelIM WINTER EIN JAHR
Sebastian ThümlerCHIKO
Beste darstellerische Leistung –
männliche Nebenrolle
Steve Buscemi
JOHN RABE
Andreas Schmidt
FLEISCH IST MEIN
GEMÜSE
Rüdiger VoglerEFFI BRIEST
Beste Tongestaltung
Manfred Banach, KRABAT
Tschangis Chahrokh,
Dirk W. Jacob,
Carsten Richter
Manfred Banach,ANONYMA
Christian Conrad,
Martin Steyer
Bestes Kostümbild
Christian Bischoff, NORDWAND
Lucie BatesEFFI BRIEST
Tschangis Chahrokh,
Lisy Christl
JOHN RABE
Birgit Missal
DER BAADER MEINHOF Heinz Ebner,
Guido Zettier
KOMPLEX
Beste Kamera/Bildgestaltung
Kolja BrandtNORDWAND
Jürgen Jürges
JOHN RABE
Wedigo von LULU & JIMI
Schultzendorff
Bestes Szenenbild
Christian M. GoldbeckKRABAT
Tu Juhua JOHN RABE
Udo KramerNORDWAND
19
ANONYMA
„Die Geschichte ist
sehr lästig.“ In der Lakonie dieses Satzes, mit
der vor fünfzig Jahren
eine Frau in Berlin ihr
eigenes Schicksal nach
dem Zweiten Weltkrieg
in der befreiten und
damit
naturgemäß
auch besetzten ehemaligen Reichshauptstadt
kommentierte,
liegen Faszination und
Risiko eines Kinostoffes für ein heutiges Publikum. Die klug und offen geschriebenen Memoiren einer Journalistin,
die sich mit einem Tabu auseinandersetzte, das
lange Zeit nicht nur zu ihrem Alltag im Nachkriegsdeutschland gehörte, erschienen in einem
kleinen Schweizer Verlag genau zu der Zeit, da
man sich in (West-)Deutschland noch für die
Verbrechen des Nationalsozialismus schämte,
aber auf eigene, neue, vor allem wirtschaftliche
Leistungen besonders stolz war. Da passte es
weder, dass deutsche Frauen von den verdienten Siegern misshandelt worden waren, noch,
dass einige von ihnen dieser Misshandlung mit
Mitteln trotzten, die vermeintlich unter ihrer
Würde waren. ANONYMA, so nannte sich die
Frau, die damals davon erzählte, wohlweislich,
hatte nicht als Einzige aus der Not eine Tugend
gemacht und die Grausamkeit mit Pragmatismus beantwortet, indem sie die Qualität ihrer
Opferrolle selbst bestimmte. Als das Buch 2003
noch einmal erschien, wurde es zum Bestseller.
Max Färberböcks Film gibt der anonymen Frau
ein Gesicht. Er gibt der ganzen Geschichte viele
Gesichter. Die Geschichte ist immer noch lästig.
Aber die Last der Geschichte wurde zur Herausforderung des Kinos.
Historische Filme müssen aus bekannten Bildern neue Bilder machen. Aus bekannten Aktionen Überraschungen, und sie finden eine künstliche Welt mitten im erwarteten Realismus
vor. Das erzählt sich über Kostüme und Szenenbild, über Kameraführung und Musik, über
Darstellung und über den Klang. Der O-Tonmeister Manfred Banach, der Sound-Designer
Christian Conrad und der Mischtonmeister
Martin Steyer (Beste Tongestaltung) haben den
Tönen erstaunlich viel Raum gegeben. In einer
Umgebung, wo alles in Schutt und Asche liegt,
haben sie Ordnung in ein akustisches Chaos gebracht. Die Stille im Luftschutzraum ist zu hören, weil es vor dem Angriff nichts anderes gibt.
Laut wird es, wenn geschossen wird. Aber auch
in der Kakophonie eines Feuerhagels lässt uns
der Ton des Films einzelne tödliche Schüsse hören, damit der Film den Krieg als massenhaftes
Beste weibliche
Nebenrolle –
Irm Hermann
– PAPPA ANTE
PORTAS (1991)
– DER ZAUBERBERG
(1982)
– FÜNF LETZTE TAGE
(1982)
–ANGST ESSEN
SEELE AUF (1974)
Foto: © Thomas Dashuber
20
Deutscher Filmpreis 2009
2008
Leid für Individuen erzählen kann. In diesem
Sinne liefert die Tongestaltung den eigentlichen
Soundtrack dieses Films, in dem sich die sparsam
komponierte Filmmusik deutlich zurückhält.
Nina Hoss ist die anonyme Frau, deren verletzliches Selbstbewusstsein sie zum Zentrum eines Mikrokosmos werden lässt, in dem es ums
Leben, ums Überleben geht und auch um Liebe
gehen darf. Und wie immer hat der Schauspieler-Regisseur Färberböck ein Ensemble um sie
versammelt, das Raum braucht und bekommt.
Irm Hermann (Beste darstellerische Leistung –
weibliche Nebenrolle) nutzt diesen Raum klug
und effektiv. Irm Hermann, die auf eine über
vierzigjährige Karriere im Kino, auf der Bühne
und im Fernsehen zurückblicken kann, die abwechslungsreicher und aufregender kaum sein
könnte, verkörpert in ihrer Rolle der ApothekerWitwe nicht nur das Schicksal einer Frau zwischen angedeuteter Opposition und gelebtem
Opportunismus. Sie verkörpert einen Zustand.
In kurzen, mit großer Freude, großer Präzision
und auch erkennbarer Melancholie gespielten
Szenen ist sie Michel und Mätresse in einer
Person. Man ist immer noch von dem überzeugt,
wofür sie gerade leidet. Und man möchte nicht
untergehen in dem, was einen offensichtlich
erwartet und sowieso nicht zu ändern ist. Irm
Hermann spielt auf den Punkt das Allzumenschliche, was einen rührt und zugleich abstößt.
Beste Tongestaltung –
Manfred Banach
Beste Tongestaltung –
Christian Conrad
Beste Tongestaltung –
Martin Steyer
– DER VORLESER
(2009)
– ANONYMA (2008)
– DER LADEN (1998)
– DER KINOERZÄHLER (1993)
– BRONSON (2009)
–OUTLAW (2007)
–LAST KING OF
SCOTLAND (2007)
– FATELESS (2005)
–YELLA (2007)
–LAST KING OF
SCOTLAND (2007)
–KNALLHART (2006)
– FRÄULEIN PHYLLIS
(2007)
Foto: © Matt Klitscher
21
DER ARCHITEKT
Die ganze Leinwand
ist weiß. Schneegestöber ist zu hören. Langsam zeichnet sich ein
schwarzer Punkt ab
und man erkennt die
Umrisse einer Frau, die
sich schwer atmend
durch
den
Schnee
kämpft: Sophie Rois
(Beste darstellerische
Leistung – weibliche
Nebenrolle). Als sie an
der Hütte von Maria
ankommt, findet sie die Alte tot im Schnee liegend. Das Telefon in Georgs (Josef Bierbichler)
Architektur-Büro in Hamburg klingelt. „Hier
ist Hannah.“ „Wer?“ „Ich habe gerade Deine
Mutter gefunden. Sie ist tot.“ Mehr wird nicht
gesagt. Man spürt sofort, dass sich die beiden
gut kennen müssen, aber vielleicht lange nicht
gesprochen haben. Irgendetwas ist seltsam.
DER ARCHITEKT Georg legt einfach auf und
ignoriert das Telefonat.
Als ein paar Tage später der Pfarrer anruft, um
ein paar Details zur Beerdigung zu klären, geht
Georgs Frau (Hilde van Mieghem) an den Apparat. Erst so erfährt sie, dass ihre Schwiegermutter gestorben ist. Kurz entschlossen ruft sie
ihre beiden Kinder (Sandra Hüller und Matthias
Schweighöfer) herbei und nötigt Georg, gemeinsam in sein Heimatdorf nach Tirol zu fahren.
Als Hannah nach der Beerdigung zum Leichenschmaus kommt, tauschen Georg und sie einen
ersten Blick: heimlich, schnell, beinahe verlegen.
Wieder spürt man, dass die beiden mehr verbindet, als die anderen wissen. Bei der Testamentsverlesung kommt es dann heraus: Der 19-jährige
Junge, der neben Hannah sitzt, ist Georgs Sohn.
Die Familie ist geschockt. Bis auf Georg wusste
niemand davon.
Sophie Rois spielt die Rolle der ehemaligen Geliebten sehr zurückhaltend. Im schönsten Österreichisch sagt sie gleich zu Beginn, dass sie Veränderungen nicht mag. Und man glaubt ihr sofort: Sie kümmert sich um ihren Laden, mag die
Berge und den vielen Schnee, ist stolz auf ihren
Sohn – und hat Georg über all die Jahre wahr-
scheinlich nie vergessen. Sophie Rois schafft
es sanft, aber mit Nachdruck, die Zuschauer zu
Komplizen zu machen – und sich selbst nicht
zum Opfer. Wenn Hannah für Georg einen Kaffee
kocht, bekommt sie einen verklärten Blick, ein
seliges Lächeln, beinahe wie ein kleines Mädchen. Und wenn sie sich das einzige Mal wieder
küssen – natürlich just in dem Moment, als Georgs Frau anruft –, dann beißt sie sich verlegen
auf die Lippen und schleicht rücksichtsvoll aus
dem Zimmer. Man ist ganz auf ihrer Seite.
Beste weibliche
Nebenrolle –
Sophie Rois – LICHTER (2003)
– DIE SIEBTEL BAUERN (1999)
– DR. KNOCK (1996)
– WIR KÖNNEN AUCH
ANDERS (1993)
Foto: © Thomas Aurin
22
Deutscher Filmpreis 2009
DER BAADER MEINHOF KOMPLEX
„Dieses Buch ist keine Anklageschrift und
nicht das Plädoyer eines Verteidigers. Es ist
auch kein Urteil, weder
in juristischer noch in
historischer Hinsicht“,
schrieb Stefan Aust
1985 als Vorbemerkung
in die erste Ausgabe
seines Buches über den
BAADER
MEINHOF
KOMPLEX und schloss
mit den Worten: „Wertungen habe ich möglichst vermieden. Dennoch
ist die Auswahl des Materials, die Gewichtung,
die Zusammenstellung meine subjektive Entscheidung.“ Diese Entscheidungen kamen mehr
als zwanzig Jahre später erneut auf ihn zu, als er
gemeinsam mit dem Produzenten Bernd Eichinger
(Bester programmfüllender Spielfilm) das Dreh-
buch zur fiktionalen Verfilmung dieses Buches kennt – hat Eichinger auch Uli Edel (Beste Regie)
schrieb. Die Verfilmung eines Buches, die vor al- gebeten, diesen Film zu inszenieren. Unmittelbar
lem aber die Verfilmung eines Stückes deutscher nach dem Deutschen Herbst erzählten die beiden
Geschichte ist, die schon über drei Jahrzehnte als junge Filmemacher eine andere Geschichte
zurückliegt – und doch wieder stark präsent aus der deutschen Wirklichkeit, die Geschichte
ist. Bernd Eichinger, der sich besonders bei den der KINDER VOM BAHNHOF ZOO. Danach hat Uli
Produktionen geschichtlicher Themen der Con- Edel in den USA gearbeitet. Er hat mit Jennifer
stantin Film auch als Autor engagiert, macht Jason Leigh Hubert Selbys Kultroman LETZTE
in keiner Sekunde des Films einen Hehl daraus, AUSFAHRT BROOKLYN verfilmt. Und mit Madondass es auch ihm um subjektive Entscheidun- na und Willem Dafoe den Erotikthriller BODY OF
gen ging. Es ging ihm um historische Ereignisse, EVIDENCE inszeniert. Er machte aus den kultium Wunden in der Gesellschaft. Es ging ihm um gen Kindergeschichten vom KLEINEN VAMPIR
historische Figuren. Figuren, die diese Wunden eine erfolgreiche europäische Jugendfilmprogeschlagen haben. Und Figuren, die an diesen duktion und kehrte vor wenigen Jahren mit
Wunden noch heute leiden. Es ging ihm aber der Adaption der bekanntesten deutschen Sage
auch um die äußere Aktion, die diese Ereignis- für das Fernsehen nach Deutschland zurück –
se so spektakulär und – auf welche Weise auch „Die Nibelungen“ mit Benno Fürmann.
immer – interessant machten. Deshalb wurde Mit einem beeindruckenden Ensemble deutscher
DER BAADER MEINHOF KOMPLEX auch ein Schauspieler aus verschiedenen Generationen –
Genrefilm. Deshalb – und weil er die Zeit aus von Hannah Herzsprung, Volker Bruch über
der Nähe und die danach eher aus der Distanz Moritz Bleibtreu, Nadja Uhl, Heino Ferch,
23
Martina Gedeck und Michael Gwisdek bis zu
Bruno Ganz – erzählt Edel, wie und warum
Menschen auf den Weg in den Untergrund gerieten. Von Ulrike Meinhof als Mitglied der
hanseatischen Linksschickeria, deren Texte sie
immer weiter von ihrem Lebensstil entfernten.
Vom 2. Juni 1967, dem Sündenfall der Staatsräson und dem Anfang der Gewalt. Von Andreas
Baaders proletenhaftem Politmachismo, der die
gar nicht brave Pfarrerstochter Gudrun Ensslin
fasziniert. Er erzählt von Stammheim, dem Prozess, den Haftbedingungen und der heute kaum
noch begreiflichen Welle der Sympathie. Er erzählt von den Unterschieden der ersten und der
zweiten Generation, vom Kampf des Staates gegen Terror und vom Kampf des Terrors gegen den
Staat, der immer mehr ein Kampf gegen die Menschen, gegen die Menschlichkeit wurde. Dabei haben sich Regisseur Edel und sein Autor und Produzent Eichinger klar dafür entschieden, nichts
zu beschönigen. Gewalt wird als Gewalt erzählt.
Fanatismus als Fanatismus. Und Hilflosigkeit
als Hilflosigkeit. Wenn Brigitte Mohnhaupt
tötet, dann tötet Brigitte Mohnhaupt. Und wenn
die Jubelperser vor der Deutschen Oper auf
Anti-Schah-Demonstranten einschlagen, dann
schlagen sie auf sie ein.
Naturgemäß ist DER BAADER MEINHOF
KOMPLEX ein Ensemble-Film. Die Bande war ein
Ensemble, aber eines, in dem es ständig krachte.
Besonders zwischen Ulrike Meinhof und Gudrun
Ensslin. Johanna Wokalek (Beste darstellerische
Foto: © Constantin Film AG
24
Leistung – weibliche Hauptrolle) spielt Gudrun
Ensslin als sensible, aber auffallend selbstbewusste Frau, extrovertiert, klug, unberechenbar, auch kalt – immer glaubwürdig in ihrer
Entwicklung von der politisch um Aufklärung
ringenden Studentin zum politischen Wirrkopf
mit eingebautem Zeitzünder. „Ich verstehe aus
der Geschichte heraus diese Sehnsucht nach
einer gerechteren Welt und auch den Kampf dafür. Aber ab dem Moment des Tötens ist sie für
mich nicht mehr nachvollziehbar. Der Reiz der
Bester Spielfilm –
Bernd Eichinger
Beste Regie –
Uli Edel
– DER BAADER MEIN HOF KOMPLEX (2008)
– DER UNTERGANG
(2004)
– DER NAME DER
ROSE (1986)
–CHRISTIANE F.–WIR
KINDER VOM BAHN HOF ZOO (1981)
– DER BAADER MEIN HOF KOMPLEX (2008)
– DIE NEBEL VON
AVALON (2002)
–LETZTE AUSFAHRT
BROOKLYN (1989)
–CHRISTIANE F.–WIR
KINDER VOM BAHN HOF ZOO (1981)
Foto: © Constantin Film AG
Deutscher Filmpreis 2009
Rolle lag aber auch darin, eine Frau zu spielen,
die mir letztendlich so fremd ist“, beschreibt
Wokalek in einem Interview mit der „Welt“ ihre
Motivation für diese Rolle. Eine Rolle, für deren Vorbereitung sie sich auch weit in die Welt
der Figur hineinbegeben musste: „Ich habe versucht, sie mir aus ihrer Biografie zu erschließen.
Natürlich habe ich Stefan Aust gelesen, aber
auch ‚Moby Dick’, aus dem sie die Tarnnamen
für die Gruppe entnahm. Ich habe ihre Briefe gelesen und ‚Die Reise’ von Bernward Vesper – um
Beste weibliche
Hauptrolle –
Johanna Wokalek
– DIE PÄPSTIN (2009)
– DER BAADER MEIN HOF KOMPLEX (2008)
–NORDWAND (2008)
– HIERANKL (2003)
ein Gefühl zu bekommen für die Zeit. Ich erinnere mich auch an einen Filmschnipsel, in dem
man sie sieht, wie sie in den Gerichtssaal kommt,
mit ihren schwarzen, schmalen Hosen und der
Kunstlederjacke – und es gibt das Tonmaterial.
Das war für mich interessant, weil zu hören ist,
mit welch großem Sendungsbewusstsein sie gesprochen hat.“
Den Sprung in die Zeit, die für viele noch sehr
präsent ist und für andere schlicht Geschichte,
schafft der Film übrigens in jeder Phase, wobei
Bestes Kostümbild –
Birgit Missal
alle Departments hinter der Kamera gute und
sorgfältige Arbeit geleistet haben. Die Kostüme
spielen für diese Epoche eine besondere Rolle.
Deutschland begann, sich allmählich umzuziehen. Krawatten kamen bei jungen Leuten aus der
Mode – und wurden dadurch andererseits mehr
zum Symbol des Establishments. Kostümchen
wurden durch Jeans mit Schlag ersetzt. Und Andreas Baader zog auch im Guerilla-Camp seine
Satin-Hosen nicht aus. Dafür seine Genossinnen
alles. Birgit Missal (Bestes Kostümbild) hat diese
Entwicklungen genau studiert und sorgsam umgesetzt. Die Figuren wirken niemals ausgestellt,
sondern einfach richtig angezogen.
– DAS FLIEGENDE
KLASSENZIMMER
(2003)
– FÜR IMMER UND
IMMER (1997)
–KARNIGGELS (1991)
–YASEMIN (1988)
Foto: © Gerald von Foris
25
BERLIN CALLING
BERLIN CALLING soll
das neue Album von
DJ Ickarus (Paul Kalkbrenner) heißen, findet
die Produzentin und
Labelchefin Alice (Megan Gay) – klingt so
schön „international“!
Icka hatte sich eigentlich schon für „Titten,
Techno & Trompeten“
entschieden – fand er
passender. Aber egal,
er ist heilfroh, dass
das Album nun doch noch rechtzeitig auf den
Markt kommt.
Der Absturz des Überfliegers Ikarus aus der
griechischen Mythologie steht hier sinnbildlich
für den Fall eines Übermütigen auf der Überholspur. Alles fängt damit an, dass Icka sich auf einer Techno-Party, bei der er nicht selbst auflegt,
eine „böse“ Pille einwirft, zusammenbricht und
erst in der Nervenklinik von Frau Prof. Dr. Paul
(Corinna Harfouch) wieder erwacht. Von da an
geht alles schief. Seine Freundin und Manage26
rin Mathilde (Rita Lengyel) verlässt ihn, sein Album und seine Auftritte werden gecancelt, und
er sitzt mit schizophrenen Schüben in einer Klinik. Alles, was ihm bleibt, ist seine Musik, die
ihm sein Leben wieder richten soll.
Regisseur Hannes Stöhr setzt die kalte Tageswelt der Großstadt gegen die in warmen Farben gehaltene Nachtwelt der Clubs. DJ Ickarus wandert durch diese beiden unterschiedlichen Bilder- und Farbwelten, die Tages- und
Nachtszenen in schnell aufeinander folgenden
Schnitten, die dem Rhythmus seiner Musik
zu folgen scheinen. Die Cutterin Anne Fabini
(Bester Schnitt) schnitt den Film so zur Musik,
dass Techno hier zur Reflexion des Großstadtlebens wird: schnelle Autos, viele Menschen,
erleuchtete Straßenzüge, öffentliche Verkehrsmittel, Plattenbausiedlungen. Oft trägt sich
die Musik weiter über die Bilder und verbindet gekonnt montierte Techno-Tanzbilder mit
Kamerabildern, die die Geschichte tragen.
Manchmal sind kurze Inserts eingeschnitten, die Ickarus mit Kopfhörern, nach der
Musik wippend, irgendwo in der Großstadt
zeigen. Und manchmal wechseln bunte Gra-
fiken mit Tanzenden im Techno-Rhythmus.
Anne Fabini verwendet oft bewusst sichtbare
Schnitte. Wenn Ickarus, Mathilde und ihre neue
Freundin Corinna (Araba Walton) nach einem
Liebesspiel zu dritt schlafend in einem Bett liegen, sind die Bilder wie einzelne Fotografien aneinander geschnitten. Dabei schlafen Mathilde
und Corinna immer in einer anderen Position
ganz ruhig. Ickarus aber, der nicht schlafen kann,
bleibt das einzige bewegte Element im Bild.
Bester Schnitt –
Anne Fabini
– BERLIN CALLING
(2008)
–ONE DAY IN
EUROPE (2005)
–MILCH UND HONIG
AUS ROTFRONT
(2001, Doku)
– BERLIN IS IN
GERMANY (2001)
Deutscher Filmpreis 2009
CHIKO
Der Anfang ist fulminant. Nicht nur, weil
er noch komisch ist
und originell. Er ist
auch fulminant, weil
er sich etwas traut. Der
Film beginnt wie eine
Gangsterkomödie. Aber
der Film erzählt eine
Tragödie. Das bringt
den Zuschauer in Bewegung. Und es wird ihn
bewegen. CHIKO stellt
sich seine Zukunft auf
dem Hamburger Kiez ganz leicht vor. Man muss
nur schneller, selbstbewusster, frecher sein als
die anderen. Man muss bei den richtigen Leuten
die richtigen Akzente setzen, Spuren hinterlassen. Gerne auch mal Kratzspuren. Das erhöht den
Respekt. Respekt will Chiko haben – und er weiß,
dass man ihn sich verschaffen muss. Was Chiko
nicht weiß ist, dass Respekt kein ungeteilter
Wert ist. Das aber ist die Lektion seines Lebens.
Und die Lektion eines Films, der ein guter Genrefilm ist, weil er – wie alle guten Genrefilme – die
Grenzen der Gattung überschreitet. Nicht äußerlich, sondern nach Innen. In die Tiefe.
Regisseur Özgür Yildirim (Bestes Drehbuch) ist
ein Geschichtenerzähler. Er hat schon Prosa verfasst, lange bevor er sich in seiner Heimatstadt
Hamburg zum Filmregisseur hat ausbilden lassen. Vielleicht ist sich Yildirim deshalb schon
in seinem ersten langen Spielfilm so sicher, wie
weit man die Erzählung treiben darf. Dass als
Spiel beginnen darf, was in blutigem Ernst enden wird. Dass Respekt auch die missverstandene Variante von Liebe und Loyalität die von
Freundschaft bedeuten kann. Yildirim schickt
seinen Chiko auf eine Reise durch die Halb- und
Unterwelt von Hamburg, in der man weder vor
kranken Müttern noch vor hingebungsvollen
Söhnen halt macht. Chiko fährt mit seinem großen weißen Schlitten direkt auf den Highway zur
Hölle und verliert, was er liebt, weil er gewinnen
will, was mit Liebe nicht zu bekommen ist. Dabei
erlebt der Zuschauer alles, was Kino spannend
und aufregend macht: Sex und Verbrechen, Gefühl und Härte, Tempo und Humor, Nervenkitzel,
Schock und tiefe Trauer. Yildirims Welt ist der
Welt der frühen Filme von Fatih Akin verwandt.
Aber Yildirim ist kein schlichter Epigone Akins.
Er ist ein Regisseur mit eigener Handschrift.
Und mit einem großen Thema.
Die Themen seiner Produzenten Fatih Akin und
Klaus Maeck von Corazón International (Bester
programmfüllender Spielfilm) sind bekanntlich
auch nicht klein. Das von ihnen produzierte
und von Fatih Akin inszenierte Drama auf Leben und Tod, AUF DER ANDEREN SEITE, gehörte zu den großen Gewinnern des letztjährigen
27
DEUTSCHEN FILMPREISES. Akin und Maeck haben sich auf beeindruckende Weise im deutschen
und internationalen Feld der unabhängigen
Kinoproduktion etabliert. Das macht sich nicht
nur an der Zahl von renommierten Preisen und
Nominierungen für ihre deutschen und internationalen Produktionen und Koproduktionen fest, sondern auch an deren thematischer
Bandbreite. Aktuell steht wieder eine Komödie
auf der Agenda: SOUL KIT(T)CHEN, eine Kiezgeschichte aus der Welt der Gastronomie.
Den fulminanten Anfang setzt übrigens der
Schauspieler Denis Moschitto (Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle) mit einer spektakulären Autofahrt durch die Straßen
von Hamburg. Danach wird er leisere Töne anschlagen. Denis Moschitto, der als Sohn italienisch-türkischer Eltern in Köln geboren wurde,
spielt einen Großkotz mit Köpfchen. Seine erste
Begegnung mit der Gangster-Größe Brownie
(Moritz Bleibtreu) zeigt, dass er schlau ist. Aber
der Film wird erzählen, dass er nicht schlau
genug ist für eine Welt, die anders gesteuert
ist. Chikos bester Freund betrügt Brownie. Das
ist der Auslöser für die Tragödie. Und wie aus
dem flotten, gewitzten Sprücheklopfer ein zerrissener Kämpfer zwischen den Fronten und
am Ende für die echten Werte wird, spielt der
Schauspieler Denis Moschitto mit abgrundtiefer Genauigkeit. Und herzzerreißend.
Foto: © Achim Kroepsch
28
Sein Tempo, seine Fiebrigkeit, seine beunruhigende Mischung aus tougher Milieustudie und
tragikomischem Buddy-Movie bezieht der Film
aber nicht nur durch den beeindruckenden
Gleichklang von Buch, Regie und Darstellung,
sondern auch durch den Schnitt des jungen Editors Sebastian Thümler (Bester Schnitt), der in
seinem dritten Spielfilm genau dieser Mischung
einen richtigen Rhythmus gibt. Thümler, der
in den neunziger Jahren sein Handwerk beim
NDR gelernt und sein Wissen danach auch als
Bester Spielfilm –
Fatih Akin
Bester Spielfilm –
Klaus Maeck
–CHIKO (2008)
–AUF DER ANDEREN
SEITE (2007)
–CROSSING THE
BRIDGE (2005)
– GEGEN DIE WAND
(2004)
–CHIKO (2008)
–AUF DER ANDEREN
SEITE (2007)
–CROSSING THE
BRIDGE (2005)
– GEGEN DIE WAND
(2004)
Foto: © Achim Kroepsch
Deutscher Filmpreis 2009
Schnitt-Dozent weitergegeben hat, hat zunächst
als Cutter für diverse Fernseharbeiten gewirkt,
bevor er mit CHIKO sein Kinodebüt gab. Ein Debüt, dem nicht von ungefähr das Zentralorgan
seiner Zunft, die Kölner Zeitschrift „Schnitt“,
ganz besonderen Respekt zollte: „Yildirims Welt
ist zwar, wie es das Genre verlangt, kräftig überzeichnet durch deutlich typisierte Figuren, durch
ein funktionierendes Gut-Böse-Schema und
durch ästhetisierte Gewalt- und Milieudarstellungen. Trotzdem aber hebt diese Welt erstaun-
licherweise nicht ins Fantastische ab, sondern
bleibt irgendwie beängstigend wahrscheinlich.
[…] Schon die Story von CHIKO orientiert sich
ganz offen an den Genreklassikern, und dass es
Yildirim bis zum furiosen Schluss gelingt, die
Ernsthaftigkeit dieser Geschichte sowie all ihrer Figuren keinen einzigen Moment, nicht eine
Einstellung lang in Frage zu stellen, diese Konsequenz sucht im deutschen Film wirklich ihresgleichen. Auch eine Figur wie Brownie mit seinen
zwei Gesichtern, dem des kultivierten Familien-
Bestes Drehbuch –
Özgür Yildirim
Beste männliche
Hauptrolle –
Denis Moschitto
–CHIKO (2008)
– DON JUAN DE
TURKO
(1999, Kurzfilm)
Foto: © Matthias Bollinger
vaters und des ultrabrutalen Gangsterbosses,
von Moritz Bleibtreu in energiegeladenen und
überzeugenden Szenen dargestellt, wirkt mit
ihrer klaren Boshaftigkeit nie übertrieben oder
unglaubwürdig. Özgür Yildirim hat es mit seinem Team ganz offensichtlich verstanden, den
frechen und harten Ton seines Films bis zum
Ende hin durchzuhalten.“ Sein Teammitglied
Sebastian Thümler hat mit seiner immer nah an
der Geschichte bleibenden Montage dazu einen
wesentlichen Beitrag geleistet.
Bester Schnitt –
Sebastian Thümler
– GANZ NAH BEI DIR
(2009)
–CHIKO (2008)
–CHIKO (2008)
– KEBAB CONNECTION
(2005)
– VERSCHWENDE
DEINE JUGEND (2003)
–NICHTS BEREUEN
(2001)
Foto: © Gerald von Foris
Foto: © Achim Hatzius
29
EFFI BRIEST
Regisseurin Hermine
Huntgeburth wandelt
die Liebes- und Ehebruchgeschichte von
Theodor Fontanes Roman EFFI BRIEST mehr
in eine Emanzipationsgeschichte um. In wundervollen, aber auch
auffällig dezenten Kostümen des 19. Jahrhunderts tragen die Figuren
dieses Films moderne
Konflikte aus. Und gerade weil EFFI BRIEST historisch sorgfältig funktioniert, ohne zum Kostümfilm zu geraten, hatten
alle Darsteller großen Respekt vor der Arbeit von
Lucie Bates (Bestes Kostümbild), die die passenden Kleidungsstücke ausgewählt und mit ihren
Schneiderinnen mit einem enormen Zeitaufwand
angefertigt hat.
Der Crampas-Darsteller Mišel Maticevic erzählte in einem Interview, dass zur Filmcrew auch
Berater für Benimmregeln des 19. Jahrhunderts
gehörten. Durch sein perfekt angefertigtes Kos30
tüm, eine Uniform der Ziethener Husaren aus
Rathenow, habe er „Strenge und Disziplin in den
Körper reinbekommen“. Und Juliane Köhler, die
Effis Mutter spielt, ergänzte, dass sie oft mehrere Korsetts übereinander getragen habe, die
wirklich fest eingeschnürt wurden. So habe sie
sich nicht nur sinnbildlich von einem Panzer
umgeben gefühlt, sondern musste ihrer Figur
auch dementsprechend Ausdruck verleihen.
Die herzlichste Figur im Film ist der Apotheker
Gießhübler (Rüdiger Vogler, Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle). In Effis
abgeschiedenem Leben mit Baron von Instetten (Sebastian Koch) ist Gießhübler der einzige
Mensch, dem sie sich verbunden fühlt. Er wirkt
genau wie sie als Fremdkörper im Ort, weiß um
ihre Sehnsüchte und ‚verordnet’ ihr mehr Aufregung. Vogler hat es mit seinem Spiel wunderbar
verstanden, aus der Gesellschaft herauszufallen – und sich dabei vorbildlich an die Etikette
zu halten. Einfühlsam gibt er seiner Figur Wärme und die richtigen Worte für eine einsame
Frau, die Zuwendung braucht: „Nach Ihnen sind
die Dünen zweifellos das Schönste, was wir hier
zu bieten haben.“
Beste männliche
Nebenrolle –
Rüdiger Vogler
–OSS 117 – RIO NE
REPOND PLUS (2009)
– DIE BLEIERNE ZEIT
(1981)
– IM LAUF DER ZEIT
(1976)
–ALICE IN DEN
STÄDTEN (1974)
Bestes Kostümbild –
Lucie Bates
– HILDE (2009)
– EIN FLIEHENDES
PFERD (2007)
–LIEBESLEBEN (2007)
–ALLES AUF ZUCKER
(2005)
Foto: © Katrin Neuhauser
Deutscher Filmpreis 2009
FLEISCH IST MEIN GEMÜSE
Die Achtziger waren –
zumindest, was die
schmidt
Mode betrifft – eine
fischer
wirklich schreckliche
Zeit. Auch musikalisch
gab es ein paar Stilblüist
mein
ten, die man heute im
besten Fall auf einer
Party ab früh um drei
hören möchte, wenn
alle schon betrunken
sind. Genau von dieser Zeit erzählt Heinz
Strunks
autobiografisch verankerter Roman, der Regisseur und
Drehbuchautor Christian Görlitz als Vorlage
für seinen Film diente. Heinz (Maxim Mehmet)
ist 23 Jahre, lebt allein mit seiner kranken Mutter (Susanne Lothar, Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle) und will unbedingt
Musik machen. Über mehrere Ecken landet er
bei der Tanzkapelle Tiffanys – eigentlich nicht
sein Ding, aber erstmal besser als gar nichts.
Auf den Schützenfesten, Hochzeitsgesellschaften, Dorfjugend-Tanzabenden tragen die Frauen
maxim
mehmet
andreas
anna
gemüse
eine landjugend mit musik
Deutscher
Filmförderfonds
RIGGERS HOLDING
FIMG_Plakat Final.indd 2
28.01.2008 9:42:15 Uhr
hier gerne Leggins zu kurzen Röckchen, in den
Blusen stecken Schulterpolster und die Haare sehen aus, als kämen alle gerade von einem
Pudelfriseur. Die Männer nehmen sich da nicht
aus. Gurki (Andreas Schmidt, Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle), der
Chef von Tiffanys, hat einen Schnurrbart und
Minipli-Locken. Er spielt Gitarre, singt peinliche Party-Hits und klopft mit Vorliebe Sprüche:
„Da klatschen die Apatschen.“ Andreas Schmidts
Gurki ist eine Mischung aus Kotzbrocken, Beautiful Loser und Lebenskünstler. Die geradezu
diebische Freude, mit der Schmidt diesem Affen
Zucker gibt und ihn dabei aber nicht zur reinen
Karikatur verkommen lässt, ist in jeder seiner
Szenen zu spüren.
Susanne Lothar spielt die kranke Mutter von
Heinz. Wenn die Tabletten wieder mal nicht wirken, ist sie depressiv und hysterisch zugleich:
Ihre Hände rudern in der Gegend herum und
wenn sie lamentierend nach Luft ringt, säuft
ihre Stimme zum Satzende hin ab. Sie gibt ihrer
Figur etwas charmant Kindliches, das trotzig
mit ihrem angeschlagenen Zustand spielt.
Beste weibliche
Nebenrolle –
Susanne Lothar
Beste männliche
Nebenrolle –
Andreas Schmidt
– ENGELCHEN (1997)
– FUNNY GAMES
(1997)
– DAS SCHLOSS
(KAFKA) (1997)
–EISENHANS (1983)
– DIE FÄLSCHER
(2007)
–SOMMER VORM
BALKON (2006)
–PIGS WILL FLY
(2003)
–PLUS MINUS NULL
(1997)
Foto: © Oliver Hadji
Foto: © Jennifer Bressler
31
IM WINTER EIN JAHR
Der Roman „Aftermath“
von Scott Campbell
spielt in Boston und
war schon lange der
Stoff für den neuen
Film von Caroline Link.
Ursprünglich
hatte
ihr der amerikanische
Produzent Robert Curt
(DIE BRAUT, DIE SICH
NICHT TRAUT) den
Drehbuchauftrag
erteilt, und sie wollte den
Film an der Ostküste
drehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Constantin Film AG schon Rechte an dem Buch gesichert und wollte nach NIRGENDWO IN AFRIKA
unbedingt wieder mit Caroline Link zusammen
arbeiten. Doch aus unterschiedlichen Gründen
ließ sich das Projekt nicht in den Staaten realisieren. So konnten die beiden Produzenten Uschi
Reich von der Bavaria Filmverleih und Produk-
32
tions GmbH (Bester programmfüllender Spielfilm) und Martin Moszkowicz von der Constantin
Film Produktion GmbH (Bester programmfüllender Spielfilm) aus einem Problemfall made in
USA einen Glücksfall made in Germany machen.
Martin Moszkowicz war seit 1991 bei Constantin Film als Produzent und von 1996 bis zum
Börsengang 1999 auch als Geschäftsführer tätig.
Seitdem ist er Vorstand für den Bereich Produktion bei der Constantin Film AG (mittlerweile auch
für den Verleih). Als Produzent hat er an über
100 Kinofilmen mitgewirkt und war unter anderem an Erfolgen wie HARTE JUNGS, DAS PARFÜM oder DER BAADER MEINHOF KOMPLEX
beteiligt. Uschi Reich ist seit 1997 Geschäftsführerin der Bavaria Filmverleih und Produktions GmbH und hat in den letzten Jahren vor
allem erfolgreich Kinder- und Jugendfilme produziert. Unter anderem auch PÜNKTCHEN UND
ANTON mit Caroline Link. Als sie das Drehbuch
von IM WINTER EIN JAHR zum ersten Mal zu
lesen bekam, konnte sie sich gleich vorstellen, es
für deutsche Verhältnisse zu adaptieren. Da sie
zum Beispiel mit dem Constantin Film Verleih
schon seit langem gut zusammen arbeitete, kam
ihr dieses Projekt für eine gemeinsame Produktion sehr gelegen.
Auslöser für das Familiendrama IM WINTER
EIN JAHR ist der Suizid eines 18-jährigen Jungen. Der Film erzählt davon, wie seine Familie,
seine Eltern (Corinna Harfouch als Eliane Richter und Hanns Zischler als Thomas Richter) und
seine Schwester (Karoline Herfurth als Lilli)
nach diesem Tod weiterleben können. Weiterleben nach dem Verlust eines nahen Menschen,
bedeutet nicht nur, dass Zeit verstreichen muss.
Weiterleben bedeutet vor allem, sich dem Verlust
zu stellen, Antworten zu suchen auf die Fragen
nach dem wie und warum und einen Weg zu finden, ohne den Geliebten ein anderes, aber ähnlich erfülltes Leben weiterzuführen. Darum geht
es hier. Die Mutter des Jungen will den Verlust
nicht wahrhaben und macht jedem vor, dass ihr
Sohn bei einem Jagdunfall ums Leben kam. Man
Deutscher Filmpreis 2009
ein Bild von ihr und ihrem Bruder zu malen, das
sich „richtig anfühlt“. Die Figur des zurückgezogen lebenden Malers ist Bierbichler auf den Leib
geschrieben. Völlig unangestrengt, aber konsequent hinterfragt Hollander die Beziehung Lillis
zu ihrem Bruder: Allein durch Hollanders körperliche und emotionale Präsenz fühlt sich Lilli
sehr ernst genommen, aufgehoben, verstanden.
Sie spürt eine Nähe, die sie zu Hause schon lange nicht mehr erfährt. Bierbichler braucht dafür
einfach nur die Hände in seine Hosentaschen zu
stecken, Lilli nach einem Spaziergang zu fragen,
seinen Blick auf sie zu richten und ihr zuzuhören. Es ist die „Kunst des Weglassens“, die Bierbichlers Spiel dominiert und dabei so viel über
seine Figur erzählt.
Geschnitten hat den Film Patricia Rommel
(Bester Schnitt), die auch schon die ersten drei
Kinofilme von Caroline Link montiert hat – und
mit DAS LEBEN DER ANDEREN (R: Florian Henckel von Donnersmarck) und eben Caroline Links
NIRGENDWO IN AFRIKA (R: Caroline Link)
Bester Spielfilm –
Uschi Reich
–IM WINTER EIN
JAHR (2008)
– DIE WILDEN HÜHNER
(2006-09, Trilogie)
– DAS FLIEGENDE
KLASSENZIMMER
(2003)
–PÜNTKCHEN UND
ANTON (1999)
Bester Spielfilm –
Martin Moszkowicz
– DIE WELLE (2008)
– DAS PARFUM (2006)
– DER BEWEGTE
MANN (1994)
– DAS GEISTERHAUS
(1993)
33
Foto: © Martin Hangen
spürt, dass sie es selbst so glauben will. Fast
ein Jahr später sieht das Jugendzimmer immer
noch genauso aus wie zu seinen Lebzeiten. Und
in seiner Mutter sieht es genauso aus. Ihre Ehe
leidet darunter, ihr Mann sucht Zuflucht in seiner Arbeit und einer Geliebten. Irgendwann begibt sich Eliane in das Atelier des Malers Max
Hollander (Josef Bierbichler, Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle), der bei
ihnen in der Nähe wohnt. Sie möchte ein gemeinsames Bild von ihren beiden Kindern. Lilli findet das anfangs etwas geschmacklos, dass ihre
Mutter sie und ihren toten Bruder zur „Deko an
die Wand hängen will“. Nachdem sie aber das
erste Mal bei Hollander war, willigt sie ein, von
ihrem Bruder zu erzählen, Fotos mitzubringen
und selbst Modell zu stehen. Von nun an konzentriert sich die Geschichte hauptsächlich auf Lilli,
die Tanz- und Gesangsstudentin an der Theaterakademie, und Hollander, den schon etwas älteren, eigenbrötlerischen Maler. Max Hollander
schafft es, Lilli aufzubrechen und mit ihrer Hilfe
schon zwei Oscar-Gewinner auf ihrem künstlerischen Konto verbuchen kann. Ihr Debüt gab die
in Paris geborene Schnittmeisterin 1982 mit dem
Film von Eckhart Schmidt, DER FAN. Als Autodidaktin arbeitete sie danach für Nina Grosse und
regelmäßig für Uwe Janson, bis sich ihr 1995 mit
dem Erfolg von Caroline Links JENSEITS DER
STILLE alle Türen öffneten. Patricia Rommel
schneidet Bilder, Töne und Musik so sensibel
zusammen, dass zwei ungleiche Figuren wie die
Studentin Lilli und der ältere Maler Max zu einer
Beste männliche
Hauptrolle –
Josef Bierbichler
– DER KNOCHENMANN (2009)
– WINTERREISE
(2006)
– DER NEGER ERWIN
(1981)
– HERZ AUS GLAS
(1976)
Foto: © 2008 Constantin Film Verleih GmbH
34
sich gegenseitig anziehenden Einheit werden,
ohne dabei miteinander zu verschmelzen. Das ist
großes Handwerk und großes Gefühl zugleich.
Die Musik zum Film hat – wie immer bei Caroline Link – Niki Reiser (Beste Musik) komponiert.
In seinem minimalistischen Stil hat Reiser eine
sehr individuelle Musik geschaffen, die als tragendes Element mit den Filmbildern zusammenfließt und trotzdem soviel Eigenständigkeit besitzt, dass sie über den Filmkontext hinaus für
sich allein steht. Über einer zentralen Szene des
Films, einer Parallelmontage der inbrünstig tanzenden Lilli und der verzweifelt durch den Wald
irrenden Mutter, liegt der Song „Signal to Noise“
von Peter Gabriel. Alles andere ist Niki-ReiserMusik, die er in monatelanger Arbeit so entwickelt hat, dass sie den Zuschauer regelrecht in
den Film hinein ziehen kann. Sein musikalisches
Gesamtkonzept unterstützt die Dramaturgie des
Films und ist der Soundtrack für ein perfektes
Zusammenspiel von Kamera, Schnitt und Schauspiel.
Bester Schnitt –
Patricia Rommel
Beste Filmmusik –
Niki Reiser
– DAS LEBEN DER
ANDEREN (2006)
–KAMMERFLIMMERN (2005)
–NIRGENDWO IN
AFRIKA (2001)
– JENSEITS DER
STILLE (1996)
–UNDERTAKER´S
PARADISE/EIN
TÖDLICHES
GESCHÄFT (2001)
– JENSEITS DER
STILLE (1996)
–STILLE NACHT (1996)
– DU MICH AUCH
(1986)
Foto: © Mathias Bothor
Deutscher Filmpreis 2009
Deutscher Filmpreis 2009
Wir gratulieren allen Nominierten!
Medienboard-geförderte Filme:
Der Baader Meinhof Komplex
Im Winter ein Jahr
Jerichow
John Rabe
Anonyma
Nordwand
Lulu & Jimi
Berlin Calling
Wolke 9
Palermo Shooting
Hexe Lilli, der Drache
und das magische Buch
Effi Briest
Krabat
Robert Zimmermann
wundert sich über die Liebe
medienboard
Berlin-Brandenburg GmbH
JERICHOW
Christian Petzold (Beste Regie) begab sich
für seinen Film JERICHOW in die Prignitz,
um die Mentalität
Deutschlands weiter
zu erkunden, um weiter auf Gespensterjagd
zu gehen. Er zeigt eine
verlassene
Gegend
mit
langen, wenig
befahrenen
Straßen,
vielen
Imbissbuden,
Getränkemärkten und ein paar einsamen Häusern – sonst nichts. Hier treffen Thomas (Benno
Fürmann), ein ehemaliger Afghanistan-Soldat,
Ali (Hilmi Sözer), ein türkischer ImbissbudenUnternehmer und Laura (Nina Hoss), seine attraktive und wortkarge Ehefrau, aufeinander.
Petzold erzählt die ewige Geschichte von einer Frau zwischen zwei Männern ein weiteres
Mal. Und doch ist es so, als würde man sie zum
ersten Mal sehen. „Man sieht etwas, dass man
jeden Tag sieht und von dem man im gleichen
..
BeNno FURManN
Nina HosS
..
HilmI SOzeR
EIN FILM VON
CHRISTIAN
PETZOLD
36
Moment bemerkt, dass man es nie gesehen hat“,
schrieb der Filmkritiker Georg Seeßlen über
Petzolds GESPENSTER (2005). Das trifft auch
auf JERICHOW zu. Petzold zeigt Orte, wie sie
gewachsen sind: Alles steht an seinem Platz,
nichts Hingerücktes, zusätzlich Aufgestelltes,
dazu Komponiertes. Er ist sparsam mit Requisiten, jede Figur soll sich aus sich heraus erzählen: „Ich kontrolliere weder den Darsteller, noch
die ihn umgebende Landschaft. Das Einzige,
was ich andauernd überprüfe, ist: Wer erzählt
denn gerade? Alle anderen Fragen, etwa die, wo
ich die Kamera hinstelle, hängen von der Antwort auf diese eine Frage ab.“
Die Geschichte, die Petzold hier erzählt, ist angelehnt an James M. Cains Kriminalroman „The
Postman always rings twice“ (1934), ein Stoff,
der bereits mehr als einmal als Inspiration für
einen Film über die Zusammenhänge von Abhängigkeit und Treue, von Leidenschaft und
Liebe diente. Es geht um eine verhängnisvolle
Affäre, die in einem Mordkomplott gipfelt. In
JERICHOW hat der Deutschtürke Ali die gutaussehende Laura geheiratet und damit vor
dem finanziellen Ruin gerettet. Ihm gehören
45 Imbissbuden im Umkreis des titelgebenden Ortes, und seine Frau hilft ihm bei seinen
Touren, bei den Einkäufen und bei den Abrechnungen. Als Ali den aus dem Afghanistan-Krieg
zurückgekommenen Thomas als seinen Fahrer
engagiert, lernt Thomas die Frau seines Chefs
kennen und verliebt sich in sie. Laura ergeht es
nicht anders. Sie kann sich aber in ihren Gefühlen gegenüber Thomas nicht einfach so gehen
lassen, fühlt sie sich doch, durch ihre hohen
Schulden dankbar, an ihren Mann gekettet und
ihm gegenüber verpflichtet. Auf der Suche nach
einem Ausweg, beschließen die beiden Liebenden, Ali umzubringen.
Um die Schauspieler für die Art und Weise zu
motivieren, wie er seine Geschichte erzählen möchte, beginnt Christian Petzold bei der
Arbeit an einem neuen Projekt meist „mit einer ‚italienischen Probe’, also einem Ensembletreffen“, erzählt Nina Hoss. „Man liest den
Text einfach technisch, versucht zu verstehen
und zu prüfen. Danach geht es darum, miteinander ins Gespräch zu kommen.“ Petzold zeigt
Deutscher Filmpreis 2009
Filme, Fotos, spielt Musik – man umkreist die
Themen und füttert sich mit Material an. An
jedem Drehtag gibt es dann immer noch kurze
Gespräche und eine Probe. Diese Arbeitsweise
ist besonders und wird sowohl von den Schauspielern als auch von den anderen kreativen
Mitarbeitern des Filmteams sehr geschätzt.
Die beiden Produzenten Florian Koerner von
Gustorf und Michael Weber (Bester programmfüllender Spielfilm) von Schramm Film Koerner & Weber arbeiten seit vielen Jahren erfolgBester Spielfilm –
Florian Koerner
von Gustorf
reich mit Christian Petzold zusammen und haben den Großteil seiner Spielfilme produziert.
Koerner von Gustdorf und Weber sind selbstbewusst und effektiv. Dennoch schwingt bei ihrer
Arbeit und ihrem Auftreten immer ein gewisses
Understatement mit. In dieser Mischung gelingt
es so immer wieder, ungewöhnliche Talente und
Themen zu finden – und für diese dann Geldgeber und Partner, die fernab vom Mainstream
kleinere, künstlerisch wertvolle Filme finanzieren. In einem Gespräch hat Koerner von Gustorf
mal einen Kollegen zitiert: „Wir machen Filme
nicht für den Markt, sondern unsere Filme finden ihren Markt.“ Dieser Markt ist unterschiedlich groß, manchmal sogar richtig klein. Aber er
ist sicher und künstlerisch selten enttäuscht.
Und wer es noch nicht wusste: Der Name der
Produktionsfirma bezieht sich auf den Berliner
Kultfilm SCHRAMM (1993) von Jörg Buttgereit,
in dem Florian Koerner von Gustorf damals den
gleichnamigen Serien-killer spielte.
Bester Spielfilm –
Michael Weber
Beste Regie –
Christian Petzold
– JERICHOW (2009)
– GESPENSTER (2005)
–TOTER MANN
(2002, TV)
–INNERE SICHER HEIT (2001)
Foto: © Christian Schulz
37
JOHN RABE
Es war, wie er einmal erzählte, dieses eine Bild,
das dem Produzenten
Mischa Hofmann (Bester programmfüllender
Spielfilm) nicht mehr
aus dem Kopf ging. Ein
ungeheuerliches Bild,
ein Bild, das sich keiner ausdenken konnte
oder gar wollte, auch
weil es ein Bild war, das
sich keiner ausdenken
musste. Dieses Bild gab
es wirklich. Genau wie die Geschichte, die hinter
diesem Bild steckte.
Es war eine jener weitgehend unbekannten Geschichten aus der deutschen Historie des vergangenen Jahrhunderts, die nach und nach auftauchen, wiederkehren, erst jetzt zur Kenntnis
oder auch für bare Münze genommen werden.
Es war die Geschichte eines gebildeten Managers, der im Deutschland der dreißiger Jahre
den Nationalsozialismus für eine richtige Idee
hielt und dabei auch blieb, als er in dieser Zeit
38
für einen deutschen Weltkonzern nach China
ging. Es war die Geschichte von JOHN RABE.
Produzent Mischa Hofmann, dessen Firma Hofman & Voges (zusammen mit Philipp Voges) seit
1996 für Kinounterhaltung (WO IST FRED?) und
spannendes Fernsehen („Türkisch für Anfänger“)
steht, fand mit Benjamin Herrmann (Bester programmfüllender Spielfilm) und Jan Mojto (Bester programmfüllender Spielfilm) die richtigen
Partner für ein großes Projekt. Benjamin Herrmann, zuvor als Verleih- und Produktionschef
bei Senator erfolgreich (DAS EXPERIMENT) und
seit 2006 in diesen Funktionen bei Majestic Film,
für die er auch für das Großprojekt NORDWAND
maßgeblich mit verantwortlich zeichnete, kam
dabei noch seine langjährige Zusammenarbeit
und Freundschaft mit Regisseur Florian Gallenberger zu Gute. Der Produzent und Filmrechtehändler Jan Mojto – unter anderem bekannt für
seine multilateral produzierten TV-Formate mit
der Firma EOS – verfügt in diesem Trio über die
besten internationalen Erfahrungen. Zusammen
gelang es ihnen, in China und natürlich mit tätiger Unterstützung der chinesischen Behörden,
eine Geschichte zu erzählen, die für das Land
eine Art Nationalheiligtum ist: John Rabe hat
Hunderttausenden Landsleuten das Leben gerettet. Während der Besetzung durch Japan.
Am Beginn dieser Rettungsaktion stand jenes
Bild, das natürlich auch für den Kameramann
Jürgen Jürges (Beste Kamera/Bildgestaltung)
eine Herausforderung war. Um die Mitarbeiter
seiner Firma in Nangking vor einem Flugzeugangriff der Japaner zu schützen, versammelte
John Rabe die Menschen unter einer überdimensionalen und bis dahin in seinem Betrieb nicht
genutzten Hakenkreuz-Flagge. Das wirkte auf
die Verbündeten Hitler-Deutschlands wie Knoblauch auf einen Vampir. Die Bomber drehten ab.
Und John Rabe, der eigentlich nach Deutschland
zurückkehren sollte, blieb in Nangking und organisierte humanitäre Hilfe für die chinesische Bevölkerung. Und das Bild, das zwar zu einem Sinnbild wurde und zur Inspiration, wurde durch die
Bildgestaltung von Jürgen Jürges nicht zur Ikone
gemacht. Fast beiläufig zeigt er mehr die wie zufällig geschehene Entstehung des Bildes, anstatt
das Bild selbst zu zelebrieren. Das ist ja auch die
Handschrift eines der erfahrensten und vielseitigsten Kameramänner des deutschen Kinos, der
Deutscher Filmpreis 2009
wichtige Filme mit Rainer Werner Fassbinder und
Wim Wenders gedreht hat, mit Michael Haneke
und Helmut Dietl. Regisseur Florian Gallenberger hat bisher alle seine Filme mit Jürgen Jürges
gedreht. Und jedes Mal war die Herausforderung
der Bildgestaltung, den Personen, die sich an ungewöhnlichen, nicht selten auch ungemütlichen
Orten aufhielten, den richtigen Raum zu geben.
Das hatte immer etwas mit Licht zu tun und mit
Blicken für Bewegung und Wirkung der Figuren.
Und damit, wie diese Orte beschaffen waren. Für
eine historische Geschichte aus China konnte eigentlich nur ein erfahrener Set-Designer aus dem
Land in Frage kommen. Für JOHN RABE wurde
kein Geringerer als Tu Juhua (Bestes Szenenbild)
gewonnen, der unter anderem mit dem Szenenbild für Chen Kaiges Klassiker DER KAISER UND
SEIN ATTENTÄTER (1999) in Cannes ausgezeichnet wurde. In Juhuas Szenenbild fliegen Bomber
über eine Fabrik, Schiffe versinken und Gebäude
stürzen ein. Und in Juhuas Szenenbild erzählt sich
die rührende Liebesgeschichte zwischen John
Bester Spielfilm –
Mischa Hofmann
Rabe und seiner Frau. Das Krankenhaus platzt
aus allen Nähten, wie überhaupt im Verlaufe der
Geschichte, die in einem riesigen Land spielt, die
Räume immer enger zu werden scheinen.
Für die historischen Kostüme dagegen arbeitete
Gallenberger wieder mit der Frau zusammen, die
ihm bereits vor vier Jahren historische Kostüme
entwarf, als er mit SCHATTEN DER ZEIT eine
Geschichte aus dem Indien der vierziger Jahre
erzählte. Lisy Christl (Bestes Kostümbild), sonst
eher auf deutsche Gegenwartsstoffe abonniert
Bester Spielfilm –
Jan Mojto
Bester Spielfilm –
Benjamin
Herrmann
– JOHN RABE (2009)
–KDD – KRIMINAL DAUERDIENST
(2007, TV-Serie)
–ERKAN UND STEFAN
(2000)
– FUSSBALL IST
UNSER LEBEN (2000)
– JOHN RABE (2009)
–LA BOHÈME (2008)
– DAS LEBEN DER
ANDEREN (2006)
– DER MEDICIKRIEGER (2001)
– WÜSTENBLLUME
(2009)
– JOHN RABE (2009)
–NORDWAND (2008)
–MERRY CHRISTMAS
(2005)
Foto: © Majestic
Foto: © EOS
39
(WOLFSBURG, NICHTS ALS GESPENSTER), erliegt
zu keinen Zeitpunkt der Verlockung des Exotischen.
Natürlich ist ein Abschiedsball eines deutschen
Technokraten in China auch 1937 farbenfroh. Aber
wenn der Technokrat wieder Technokrat ist, sehen auch die Kostüme entsprechend aus. Und wie
im Szenenbild zieht im Lauf der Geschichte auch
bei der Kleidung die Ernüchterung ein. Die auffälligste Farbe bleibt am Ende buchstäblich blutrot.
Florian Gallenberger (Beste Regie) hat seinen Abschlussfilm für die Münchner Filmhochschule in
Foto: © Majestic/Bothor
40
Mexiko gedreht und für diesen Film 2001 in Hollywood den Kurzfilm-Oscar gewonnen. Für Gallenberger ist nicht der Ort an sich wichtig, an dem
ein Film spielt, sondern die Verbindung zwischen
der Geschichte und ihrem Ort. Deshalb konnte er 2005 sein Langfilmdebüt in Indien drehen.
SCHATTEN DER ZEIT war eine Liebesgeschichte
mit langem Atem. Und vor einem faszinierenden
Hintergrund. Auch in JOHN RABE zeigt Gallenberger seine Affinität zum Romantischen. Die Liebe zwischen JOHN RABE und seiner Frau bildet
zwar nicht das dramaturgische Zentrum dieser
Geschichte eines Helden ohne Vorsatz, aber sie
setzt individuelle Emotionalität gegen die Wucht
des Historischen. Gallenberger, der auch das
Drehbuch zum Film geschrieben hat, erzählt zwar
die Geschichte eines Deutschen, der im Ausland
so deutsch bleibt, dass er sogar glaubt, persönliche Briefe an den Führer könnten eine Bedeutung
oder gar Wirkung haben. Er erzählt aber vor allem die Geschichte eines Mannes, der keine Wahl
zu haben scheint. Ein Mann mit Gewissen. Aber er
Beste Regie –
Florian
Gallenberger
Beste männliche
Hauptrolle –
Ulrich Tukur
Beste männliche
Nebenrolle –
Steve Buscemi
– JOHN RABE (2009)
– SCHATTEN DER
ZEIT (2004)
– QUIERO SER –
GESTOHLENE
TRÄUME
(2000, Kurzfilm)
– JOHN RABE (2009)
– SÉRAPHINE (2008)
– DAS LEBEN DER
ANDEREN (2006)
– DER STELLVERTRETER (2002)
–INTERVIEW
(2007, Regie &
Co-Autor)
– THE BIG LEBOWSKI
(1998)
– FARGO (1996)
–RESERVOIR DOGS
(1992)
Foto: © Majestic/Kikuchi
Foto: © Majestic/Bothor
Deutscher Filmpreis 2009
erzählt eben nicht nur die Geschichte eines Einzelnen, sondern auch die Geschichte einer eher
unbekannten Epoche in China, die Geschichte
eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit, eine
politische Geschichte und eine universelle.
Wie sehr aber der Einzelne in dieser Geschichte
zählt, wird auch dadurch deutlich, wie viele einzelne Geschichten und vor allem Figuren haften
bleiben. Neben Dagmar Manzel als Rabes souveräner Ehefrau und Daniel Brühl als jüdischer
Diplomat an der Seite des eher undiplomatischen
John Rabe ist es vor allem der unverwüstliche USamerikanische Charakterdarsteller Steve Buscemi
(Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle), der den amerikanischen Arzt Robert
Wilson mit seiner Mischung aus politischem Zynismus und humanitärer Passion zum faszinierenden Antagonisten der Hauptfigur macht.
Ulrich Tukur (Beste darstellerische Leistung –
männliche Hauptrolle) schließlich ist diese Hauptfigur. Ulrich Tukur ist John Rabe. Und er nimmt
diese Figur auf eine Art und Weise ernst, die dem
Beste Kamera/
Bildgestaltung –
Jürgen Jürges
– WOLFZEIT (2003)
– FUNNY GAMES
(1997)
–IN WEITER FERNE,
SO NAH! (1993)
–ANGST ESSEN
SEELE AUF (1974)
Foto: © Jörg Gruber
Zuschauer Spaß macht. Tukur ist John Rabe, der
Herrenmensch, der nicht nach Menschheitsherrschaft strebt. Er ist Ehemann, bei dem die Liebe
nicht zur Gewohnheit, sondern zur Gewissheit
geworden ist. Er ist der Industriemanager, der
plötzlich zum echten Krisenmanager wird. Er ist
nicht zu laut und nicht zu leise. Er ist immer da.
Der Film über John Rabe ist ein Film mit Ulrich
Tukur. Und auch deshalb ist er in erster Linie ein
Film und erst in zweiter Linie eine Heldensaga.
Bestes Szenenbild –
Tu Juhua
Bestes Kostümbild –
Lisy Christl
–THE PAINTED VEIL
(2007)
–TO BE WITH YOU
FOREVER (2001)
–THE EMPEROR AND
THE ASSASSIN
(1999)
– BAO AND HIS SON
(1983)
–EIN SPÄTES MÄDCHEN (2007, TV)
–CACHÉ (2005)
–SCHATTEN DER
ZEIT (2004)
– WOLFZEIT (2003)
Foto: © Suo Ke
41
KRABAT
1646 – zwei Jahre vor
Beendigung des Dreißigjährigen
Krieges.
Europa ist verwüstet,
der Krieg forderte drei
bis vier Millionen Tote,
die meisten von ihnen
fielen einer Seuche zum
Opfer. Um sich etwas
Essen zu erbetteln,
streift Krabat (David
Kross) durch die deutschen Wälder. Eines
Nachts wird er in seinem Traum von einer lockend hallenden Stimme zu einer schwarzen Mühle geführt. Er sieht
elf Raben auf einer Stange sitzen, ein Platz ist
frei. Als Krabat erwacht, folgt er dem düsteren
Ruf der Raben und macht sich auf den Weg zur
schwarzen Mühle. Wie sich herausstellt, sind die
elf Raben junge Burschen wie er, die von einem
Lehrmeister (Christian Redl) in der schwarzen
Magie unterrichtet werden. Krabat ist als zwölfter schon auserkoren und wird erwartet.
42
Marco Kreuzpaintners bildgewaltiger Film basiert auf Otfried Preußlers gleichnamigem Roman, einer deutsch-sorbischen Sage um den
Zweikampf des Zauberlehrlings Krabat mit
seinem Meister. Da die Geschichte in der Lausitz spielt, wollte man den Film eigentlich an
Originalschauplätzen drehen. „Die erste Reise,
die ich getätigt habe, war wirklich ins OriginalSchwarzkollm bei Hoyerswerda“, erinnert sich
der Production-Designer Christian M. Goldbeck
(Bestes Szenenbild). „Ich habe festgestellt, dass
dort zwar – typisch für die Lausitz – eine sehr
flache Landschaft existiert, aber die ganze Natur
nicht mehr unberührt ist und dementsprechend
filmisch weniger geeignet.“ Daraufhin setzte
Goldbeck seine Suche fort und bereiste mehrere osteuropäische Länder: die Tschechische
Republik, die Slowakei und Polen. Den idealen
Ort fand er dann in Rumänien, in den Karpaten.
Er begegnete dort Wäldern, die fast noch den
Charakter von Urwäldern hatten. Genauso hatte Christan M. Goldbeck es sich vorgestellt. Die
Landschaft erfüllte alle Ansprüche, die die Geschichte erforderte, auch wenn – anders als in
der sagenumwobenen Gegend der Lausitz – hohe
Berge den Hintergrund bildeten. Der Drehort
brachte aber auch Probleme mit sich: „Wir drehten mitten in den Bergen, wo man von unberührter Natur umgeben war. Das war wunderschön,
bedeutete aber auch schwierige logistische Herausforderungen, da kaum Infrastruktur vorhanden und der Aufwand für die Produktion daher
viel größer war“, erinnert sich Produzentin Uli
Pütz. Es musste sogar extra eine Straße zum Set
Bestes Szenenbild –
Christian M.
Goldbeck
–STURM (2009)
–LIEBESLEBEN (2007)
–REQUIEM (2006)
–ALLES AUF ZUCKER
(2005)
Foto: © Christine Halina Schramm
Deutscher Filmpreis 2009
gebaut werden, die dann aber nur mit Pferdekarren befahren werden durfte. Kreuzpaintner
erzählte nach dem Dreh, dass alles extrem aufwendig und beschwerlich gewesen sei: „Es war
eiskalt, mitten im Winter, aber der Schnee, den
man uns versprochen hatte, der kam nicht. Also
mussten wir alles mit Papierschnitzeln künstlich beschneien, was man zum Glück im Film
nicht sieht.“
Für die Mühle des Meisters wurde das Set nach
detaillierten Plänen komplett vor Ort errichtet
und nach Ende der Dreharbeiten zur Nutzung
durch die Einheimischen zurückgelassen, wie
Goldbeck zu erzählen weiß: „Die Mühle haben
wir zum Teil nicht mehr abgebaut, da die lokalen Schäfer sie gerne als Unterstand nutzen
wollten. Sie waschen nämlich im Sommer ihre
Schafswolle in dem kleinen Fluss, der sich durch
das Tal zieht.“
Otto Sander ist der Erzähler dieser geheimnisvollen Geschichte um Krabat. Es wirkt, als erzähle er als gealterter Krabat mit bedächtiger
und kratziger Stimme rückblickend von seinen Tagen als Zauberlehrling in der schwarzen
Mühle. Die Resonanz seiner Worte trägt das
Geheimnis der Geschichte, passt in die dunklen
Wälder und in diese Zeit. Überhaupt spielen Ton
(Manfred Banach, Tschangis Chahrokh, Dirk W.
Jacob, Carsten Richter – Beste Tongestaltung)
und Musik (Annette Focks – Beste Filmmusik)
eine sehr wichtige Rolle in dem Film. Die effektvollen Geräusche vermitteln dem Zuschauer, dass er mittendrin sei – in den Fängen der
schwarzen Mühle, in der Ehrfurcht und Angst
vor dem Meister, im Verliebtsein in das Mädchen
Kantorka. Alles knarrt in der Mühle beängstigend: die alten Türen, die Balken, die Dielen.
Immer wieder ist das Rattern des Mühlrades zu
hören. In der Zeit als der Meister rasend altert,
ächzt die Mühle – bis sie stillsteht. Man hört das
Kreischen der Raben, das Schlagen ihrer Flügel,
und in der Silvesternacht blitzt und donnert es
in den Bergen um die Mühle herum, dass einem
Angst und Bange wird. Der Schnee knirscht unter den Schuhsohlen und das Feuer knistert in
der Mühle: vertraute, eigentlich alltägliche Geräusche, die im Umfeld der schwarzen Magie
unheimlich und bedrohlich werden. Als Krabat
sich und die anderen elf Lehrlinge durch die
Hilfe seines Mädchens Kantorka (Paula Kalenberg) aus dem magischen Einflussbereich des
Meisters befreien will, wird Kantorka vom Lehrmeister die Aufgabe gestellt, ihren Krabat unter
den zwölf Raben herauszufinden. Als sie mit geschlossenen Augen an den Vögeln vorbei läuft
und auf eine Eingebung hofft, schlägt ihr Herz
so laut und echt, dass der Zuschauer sich fast
fragen möchte, ob es sein eigenes ist.
Beste Filmmusik –
Annette Focks
– DIE DREI ??? –
DAS VERFLUCHTE
SCHLOSS (2009)
– JOHN RABE (2009)
– DER ARCHITEKT
(2009)
– VIER MINUTEN
(2007)
Foto: © Kristina Magdalena Henn
43
Annette Focks hat für KRABAT die passende
Musik geschaffen, in der sich die dunkle und geheimnisvolle Atmosphäre des Films widerspiegelt. Die Münchnerin schreibt seit über zehn
Jahren Filmmusiken und ist vor allem durch
ihre Kompositionen zu VIER MINUTEN (Regie:
Chris Kraus) bekannt geworden. Im Jahr 2008
war sie für ihre Filmmusik für Rainer Kaufmanns EIN FLIEHENDES PFERD bereits für den
DEUTSCHEN FILMPREIS nominiert. Für KRABAT
ist sie in eine monumentale Fantasy-Welt eingetaucht und hat mit ihrer atmosphärisch
klangvollen Musik die Intentionen des Regisseurs unterstützt. Wenn Krabat sein Mädchen
Kantorka zum ersten Mal im Dorf sieht, erklingt
ein von den Frauen gesungenes Osterlied, das
aus dem Bild eines Kerzen überfluteten Dorfes
etwas Heiliges werden lässt. An dieser Stelle
vergisst man den bösen Zauber, ergibt sich dem
Schönen – und hört die Liebe auf den ersten Blick.
Beste Tongestaltung –
Manfred Banach
Beste Tongestaltung –
Tschangis
Chahrokh
Beste Tongestaltung –
Dirk W. Jacob
Beste Tongestaltung –
Carsten Richter
– DER VORLESER
(2008)
–ANONYMA (2008)
– DER LADEN (1998)
– DER KINOERZÄHLER (1993)
–NORDWAND (2008)
–KRABAT (2008)
–SOPHIE SCHOLL
(2005)
–NIRGENDWO IN
AFRIKA (2001)
– JERICHOW (2009)
–LAST STATION
(2009)
–TRADE (2007)
– GOOD BYE LENIN!
(2003)
–THE INTERNATIONAL (2009)
–THE COUNTESS
(2009)
– DIE DREI RÄUBER
(2007)
– DAS PARFUM (2006)
Foto: © Matt Klitscher
44
Foto: © Timo Nasseri
Deutscher Filmpreis 2009
LULU & JIMI
Deutschland 1959 auf
der Kirmes. „My Boy
Lollipop“ schallt aus
den Lautsprecherboxen
beim Autoscooter. Lulu
(Jennifer Decker) kurvt
mit ihrer Freundin
(Lavinia Wilson) in einem der Wagen herum
und kann ihren Blick
nicht von dem schönen Exoten Jimi (Ray
Fearon) abwenden. Der
schwarze junge Mann
mit der Ausstrahlung des klassischen Königssohns im Märchen arbeitet hier. Als Lulus Wagen
so gerammt wird, dass ihre Lippe aufgeschlagen
wird und zu bluten beginnt, schnippt Jimi lässig seine Zigarette weg und eilt herbei, um Lulu
sein Taschentuch zu reichen. Es ist Liebe auf den
ersten Blick!
Eine Liebe, die nicht in diese Zeit und an diesen
kleinen, konservativen Ort passt. Vor allem Lulus verbitterte Mutter (Katrin Sass) mobilisiert
all ihre bösartige Energie, um das Glück der beiden zu verhindern. Sie hetzt ihnen skrupellose
Verfolger auf die Fersen, die Jimi aus dem Weg
räumen und Lulu zurückholen sollen.
Regisseur Oskar Roehler erzählt mit sentimentaler Wucht und Entschlossenheit eine Liebesgeschichte, die die Kraft hat, sich gegen die miefige
Engstirnigkeit der fünfziger Jahre durchzusetzen. Jede Szene der Liebenden lebt gleichzeitig
von Lebenslust und Rebellion, von Rock’n’Roll
und wilder Romantik.
Kameramann Wedigo von Schultzendorff (Beste
Kamera/Bildgestaltung) unterstützt durch seine
Licht- und Bildgestaltung maßgeblich das Konzept Roehlers. Eigentlich verlässt der Film den
Rummelplatz nie. Er behält konsequent dessen
knallbunte, mit warmen Farben gut ausgeleuchtete Atmosphäre. Wenn LULU & JIMI sich zum
ersten Mal küssen, umrandet ein strahlend roter Lichtkranz ihre Köpfe und lässt die beiden
eins werden. Beim ersten Sex nimmt die Kamera
Jimis Stellung ein und schaut von oben in Lulus Gesicht, in ihre weit aufgerissenen, glücklichen Augen. Eine gegensätzliche Stimmung
gestaltet von Schultzendorff, als die Liebenden
auf der Flucht an einem Hotel Halt machen. Ein
schauerliches, rotes Licht und wabernde Nebelschwaden auf der Straße zeugen von Angst und
Gewalt. Roehler sagte über seinen Kameramann:
„Wedigo ist ein wahnsinnig erfahrener, brillanter Kameramann, der es versteht, ein wirklich
phantastisches Licht zu setzen. Es ist kein deutsches Licht, das er macht, das ist ein HollywoodLicht.“ Es ist Kino-Licht.
Beste Kamera/
Bildgestaltung –
Wedigo von
Schultzendorff
–PANDORUM (2009)
– IGBY GOES DOWN
(2003)
– HOLLYWOOD
ENDING (2002)
–THE 13TH FLOOR
(1999)
Foto: © Svenja von Schultzendorff
45
NACHT VOR AUGEN
Es ist gut für das Kino
und deshalb auch gut
für das Publikum,
wenn das Kino Geschichten sucht und
findet, die man nicht
für Geschichten oder
einfach nicht für möglich hält. NACHT VOR
AUGEN unter der Regie
von Brigitte Bertele,
einer Absolventin der
Filmakademie BadenWürttemberg, hat eine
solche Geschichte gefunden. Die Geschichte spielt
im Schwarzwald, aber sie hat ihren Ursprung
am Hindukusch. Was das Verteidigungsministerium neutral als Auslandseinsatz bezeichnet,
erleben einzelne Soldaten als kriegerischen Härtefall mit traumatischen Konsequenzen. Von solchen Konsequenzen ahnt man weder etwas im
46
Schwarzwald noch anderswo. Deshalb wirkt die
Geschichte des Afghanistan-Heimkehrers David
Kleinschmidt (Hanno Koffler) so unglaublich und
ungeheuerlich zugleich. Kleinschmidt soll einen
Attentäter erledigt haben und wird deshalb
zu Hause als Held empfangen. Die Geschichte hinter der Heldentat ist aber so schmutzig
wie Kriegsgeschichten nun einmal sind. Kleinschmidt leidet unter der Tat und trägt das Trauma in die gemütliche Wirklichkeit der Provinz.
Wie gefährlich das sein kann, wie beängstigend, verstörend und sogar zerstörerisch, hat
Johanna Stuttmann (Bestes Drehbuch) in ihrem
Skript zu NACHT VOR AUGEN spannend und
eindringlich geschildert. Stuttmann, die ebenfalls an der Filmakademie in Ludwigsburg studiert hat, erhielt für die Geschichte 2007 den renommierten Drehbuchpreis des Landes BadenWürttemberg („[...] ein dramaturgisch stimmiges
und mutiges Buch [...]“) und ist aktuell auch für
den Studio Hamburg Nachwuchspreis nominiert.
Bestes Drehbuch –
Johanna
Stuttmann
– DER TOTENTANZ
(2009, TV)
–NACHT VOR AUGEN
(2008)
– DER TAG, AN DEM
ICH MEINEN TOTEN
MANN TRAF
(2008, TV)
Foto: © Katrin Streicher
Deutscher Filmpreis 2009
Bei uns
führen Sie Regie!
Sobald Sie in Ihrem Business die Regie führen, wissen Sie zu jedem Zeitpunkt
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NORDWAND
Die Nordwand des
Eigers liegt 3970 Meter
über den Meeresspiegel
und ist sehr schwer zu
durchklettern. Da man
von der Bahnstation
Kleine Scheidegg im
Berner Oberland direkt
auf die Nordwand sehen und ihre Bezwinger
durch ein Fernglas beobachten kann, versammeln sich dort regelmäßig neugierige Schaulustige, interessierte Bergsteiger, sensationslüsterne Journalisten und Fotografen, um dabei zu
sein, wenn wieder einer in den Tod stürzt oder
endlich jemand den Berg doch bezwingen kann.
Als Produzent Boris Schönfelder mit dem
NORDWAND-Drehbuch zu Philipp Stölzl kam,
war er sofort fasziniert von der Geschichte um
den Deutschen Toni Kurz (Benno Fürmann),
der im Juli 1936 zusammen mit seinem Freund
Andreas Hinterstoißer (Florian Lukas) eine Erst-
durchsteigung der Eiger-Nordwand versuchte.
Am selben Tag starteten die zwei Österreicher
Willy Angerer (Simon Schwarz) und Eduard
Rainer (Georg Friedrich) als konkurrierende
Kletterer, die sich den beiden Deutschen aber
bald zu einer gemeinsamen Seilschaft anschlossen. Diese vier Männer hat es wirklich gegeben –
leider auch ihren tragischen Tod.
Für die filmische Umsetzung hat Szenenbildner
Udo Kramer (Bestes Szenenbild) die Gegend um
Kleine Scheidegg in die dreißiger Jahre zurückverwandelt. Da die gefährlichen Szenen am Berg
unter echten Wetterbedingungen gedreht werden
mussten, wurde zuerst mit Doublen gearbeitet.
Die weniger gefährlichen Stellen wurden dann
mit den Schauspielern an anderen Bergabschnitten passgenau nachgedreht. Extremsituationen
in den Bergen zu drehen, ist an sich schon sehr
schwierig, aber in dieser Situation perfekt auf
Anschluss zu drehen, war sicherlich noch einmal
eine besondere Herausforderung. Viele Szenen
sind an einer nachgebauten Wand in einem Kühlhaus in Graz entstanden.
Beste Kamera/
Bildgestaltung –
Kolja Brandt
Bestes Szenenbild –
Udo Kramer
–NORDWAND (2008)
–KNALLHART (2006)
–NORDWAND (2008)
–ROBERT ZIMMERMANN WUNDERT
SICH ÜBER DIE
LIEBE (2008)
– FREE RAINER
(2007)
–KNALLHART (2006)
Foto: © Nadja Klier
48
Deutscher Filmpreis 2009
Der ganze Film lebt von dem existenziellen Kampf
der vier Bergsteiger gegen die Naturgewalt.
Kameramann Kolja Brandt (Beste Kamera/Bildgestaltung) hat dieses verzweifelte Ringen um Leben und Tod in atemberaubende Bilder verwandelt. Wenn die vier Leute am Berg in ihren Seilen
hängen, hat man das Gefühl, die Kamera klettert
mit. Sie fokussiert die Hand, die einen Felsvorsprung sucht, um sich festzuhalten, kriecht zwischen die Felsen, wenn einer durch einen Spalt
klettern muss, und pendelt im Quergang an einer
Felswand entlang, wenn es gilt, einen entfernten Mauerhaken zu setzen. Das alles paart sich
mit einem Angst einflößenden Sound (Christian
Bischoff, Tschangis Chahrokh, Heinz Ebner,
Guido Zettier – Beste Tongestaltung), der den Zuschauer glauben und fühlen lässt, er selbst überwinde gerade eine ungeheure Anstrengung. Als
der Schneesturm Unheil ankündend tobt, scheppern die Fensterläden auf der Kleinen Scheidegg
bedrohlich und die Stühle auf der Terrasse gehen
krachend zu Boden. Alle Sinne werden vom Film
aufs Äußerste gereizt – nur riechen und schmecken kann man die Alpen noch nicht.
Beste Tongestaltung –
Beste Tongestaltung –
Christian Bischoff Tschangis
Chahrokh
Beste Tongestaltung –
Heinz Ebner
Beste Tongestaltung –
Guido Zettier
–NORDWAND (2008)
– KRABAT (2008)
–SOPHIE SCHOLL
(2005)
–NIRGENDWO IN
AFRIKA (2001)
– DER KNOCHENMANN (2009)
–REVANCHE (2009)
– DIE SIEBTELBAUERN (1998)
–COMEDIAN
HARMONISTS (1997)
– HILDE (2009)
– DER MONGOLE
(2008)
–TRUE NORTH (2008)
–THE FLYING
SCOTSMAN (2007)
– JOHN RABE (2009)
– HEXE LILLI, DER
DRACHE UND DAS
MAGISCHE BUCH
(2009)
– DIE WELLE (2008)
– WHOLETRAIN
(2006)
49
NOVEMBERKIND
Für sein abendfüllendes Spielfilmdebüt
NOVEMBERKIND hat
sich der Regisseur und
Drehbuchautor Christian Schwochow viel
vorgenommen.
Und
sich genau die richtigen Partnerinnen dafür
gesucht: Seine Mutter Heide Schwochow
als Koautorin und
Anna Maria Mühe als
Hauptdarstellerin in
einer Doppelrolle. Das kluge Drehbuch verbindet mehrere Handlungs- und Zeitebenen anspruchsvoll zu einer ungewöhnlichen Reflexion
über eine Flucht aus der DDR, familiäre Geheimnisse und über egoistisches Verhalten zum
Schutze anderer oder aus Eigennutz.
Die 25-jährige Inga (Anna Maria Mühe, Beste
darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle)
lebt in Malchow (Mecklenburg-Vorpommern)
bei ihren Großeltern. Ingas Mutter ist gleich
50
nach ihrer Geburt bei einem Badeunfall ertrunken. Das glaubt Inga jedenfalls bis zu dem Tag,
an dem sie auf den Literaturprofessor Robert
(Ulrich Matthes) trifft. Robert ist aus Konstanz
in das kleine Nest gereist, um Recherchen für
sein neues Buch zu machen. Dass Ingas Mutter darin die Hauptrolle spielt, bleibt sein Geheimnis. Durch Andeutungen von Robert auf
die Spur gebracht, findet Inga schnell heraus,
dass ihre Mutter gar nicht 1980 ertrunken, sondern mit einem Deserteur der Roten Armee in
den Westen geflüchtet ist. Warum hat ihre Mutter sie zurückgelassen? Und warum hat sie sich
nie bei ihr oder bei den Großeltern gemeldet?
Warum nicht wenigstens nach der Wende, als
alle Grenzen offen waren? Inga beschließt, sich
in die Vergangenheit zu begeben und nach ihrer
Mutter Anne (Anna Maria Mühe) zu suchen. Robert nimmt sie mit.
Das komplexe Drehbuch verliert niemals die
beiden Hauptfiguren aus den Augen und schafft
es, sie dem Zuschauer emotional sehr nahe zu
bringen. Mit hohem dramaturgischen Geschick
entwickelten Regisseur Christian Schwochow
(Bestes Drehbuch) und seine Mutter Heide
Schwochow (Bestes Drehbuch) die Geschichte
für seinen Abschlussfilm an der Filmakademie
Baden-Württemberg. Für Christian Schwochow
war es nicht die erste Zusammenarbeit mit seiner Mutter, die vorwiegend als Autorin und Regisseurin von Hörspielen und Radiofeatures arbeitet. Das Team hatte sich schon 2006 bei dem
Buch zu Schwochows 60-Minüter MARTA UND
DER FLIEGENDE GROSSVATER bewährt. Sicher wirkte sich die Generationen übergreifende Zusammenarbeit von Mutter und Sohn sehr
positiv auf die Zeichnung der Charaktere aus.
Man begreift den Altersunterschied, den Unterschied zwischen Ost und West und schließlich
auch den zwischen Mann und Frau als latentes,
unaufdringliches Thema des Films. Das wirkt
sehr überzeugend und authentisch.
Anna Maria Mühe meistert ihre Doppelrolle.
Zwischen zwei Zeitebenen wechselt sie souverän von der beinahe naiven Kind-Frau Anne zu
der reflektierten Fast-Frau Inga. Wenn sie als
Anne in der DDR von 1980 lebt und sich in einen
desertierten russischen Soldaten verliebt, ist
Deutscher Filmpreis 2009
Bestes Drehbuch –
Christian
Schwochow
–NOVEMBERKIND
(2008)
–MARTA UND DER
FLIEGENDE
GROSSVATER
(2006)
Bestes Drehbuch –
Heide Schwochow
–NOVEMBERKIND
(2008)
–MARTA UND DER
FLIEGENDE
GROSSVATER
(2006)
Foto: © Frank Lamm
sie ängstlich, bescheiden, unsicher, liebevoll –
und niemals ganz bei sich. Wenn sie als Inga
in der kleinen mecklenburgischen Dorfbücherei
von heute arbeitet, ist sie niedlich, schnippisch,
souverän, unbeeindruckt, herzlich – ganz in ihrer Welt.
Eine Herausforderung, der Anna Maria Mühe
begegnete, indem sie ihre zwei sehr unterschiedlichen Rollen wie zwei verschiedene
Drehbücher behandelte. Das half ihr am Anfang
Beste weibliche
Hauptrolle –
Anna Maria Mühe
–NOVEMBERKIND (08)
–SCHWESTERHERZ
(2006)
– WAS NÜTZT DIE
LIEBE IN GEDANKEN
(2004)
– GROSSE MÄDCHEN
WEINEN NICHT (02)
Foto: © Philip Glaser
über die harte Probenzeit hinweg. Wenn Inga
dann erfährt, dass ihre Mutter ohne sie in den
Westen geflüchtet ist und heute vielleicht in
Konstanz lebt, muss Anna Maria Mühe ihrer Figur noch einmal eine neue Facette hinzufügen.
Die ganze Leichtigkeit und Lebensfreude, die
Inga in der mecklenburgischen Provinz ausgestrahlt hat, schwindet nun aus ihrem Gesicht.
Sie will jetzt wissen, wer sie ist; will wissen,
was ihre Großeltern veranlasst hat, ihr nicht die
Wahrheit zu sagen; will wissen, wo ihre Mutter
lebt und was sie macht – und wer ihr Vater ist.
Ihre Gesichtszüge sind nun oft traurig, voller
Gram, verunsichert und verzweifelt. Als sie am
Ende alles herausgefunden hat, fährt sie zurück
nach Malchow, um sich zu verabschieden – und
steigt am nächsten Morgen in einen Zug nach
Irgendwo. Auf der Suche nach ihrer Identität ist
sie erwachsen geworden.
51
PALERMO SHOOTING
SENATOR FILM VERLEIH ZEIGT EINE NEUE ROAD MOVIES PRODUKTION IN KOPRODUKTION MIT P.O.R. SICILIA REGIONE SICILIANA AAPIT PROVINCIA REGIONALE DI PALERMO ARTE FRANCE CINÉMA ZDF/ARTE IN ZUSAMMENARBEIT MIT PICTORION PICTURES RECTANGLE REVERSE ANGLE UND DEUTSCHER FILMFÖRDERFONDS FFA FILMSTIFTUNG NORDRHEIN-WESTFALEN MEDIENBOARD BERLIN-BRANDENBURG MEDIA PROGRAMM
DREHBUCH, REGIE
MUSIKHERSTELLUNGSWIM WENDERS FILM „PALERMO SHOOTING” MIT CAMPINO GIOVANNA MEZZOGIORNO UND DENNIS HOPPER BERATUNG
MILENA FESSMANN & BECKMANN FILM-MUSIK IRMIN SCHMI D T SCHNITT PETER PRZYGODDA OLI WEISS BILDKOSTÜM- SABINA MAGLIA SZENENBILD SEBASTIAN SOUKUP KAMERA FRANZ LUSTIG LEITUNG
MARCO MEHLITZ GIANFRANCO BARBAGALLO EXECUTIVE
PRODUCERS JEREMY THOMAS PETER SCHWARTZKOPFF PRODUZENT GIAN-PI E RO RINGEL UND PRODUKTION WIM WENDERS
EINEN
52
Azienda Autonoma Provinciale
per l‘Incremento Turistico
Provincia
Regionale
di Palermo
www.palermoshooting.senator.de
© 2008 SENATOR FILM VERLEIH GMBH
ART WORK: LICHTRAUSCH.COM
FOTOGRAFIE: DONATA WENDERS
Der
Fotograf
Finn
(Campino) weiß nicht
mehr, was er eigentlich tut. Er schießt
Bilder, die er in ihrer
ursprünglichen Form
schon lange nicht mehr
akzeptiert. Er verbindet jedes Bild, das
möglicherweise einen
Moment der Wahrheit –
oder zumindest Wirklichkeit – darstellt, mit
einer zusätzlichen Vision. Die Fotos in Finns Welt sind nicht mehr
die Fotos, die ein Fotograf aufnimmt, sondern
die Fotos, die er von seinen Mitarbeitern daraus
machen lässt. Hier noch ein paar Wolken, dort
eine Reflexion. Und im unteren Teil des Bildes
muss es schon Nacht werden. Ausgerechnet das
Model Milla (Milla Jovovich) durchschaut Finns
Zustand, findet sich selbst als Schwangere nicht
mehr in seinen aufgeblasenen Inszenierungen
wieder – und verlangt in der Welt der Manipulation nach dem Einfachen, dem Wesentlichen.
Das findet Finn jenseits seiner prätentiösen
Wirkungsstätte Düsseldorf. In Palermo, der
Stadt, die nicht nur wärmer, älter und weicher
erscheint als die Designer-Metropole am Niederrhein, sondern auch auf ewig mit Tod und
Bedrohung verbunden sein wird. Regisseur Wim
Wenders nutzt genau diese Spannung in seinem
Film PALERMO SHOOTING für die Erzählung
einer Geschichte über das Verhältnis zwischen
Leben und Tod, das Verhältnis zwischen Wirklichkeit und Täuschung, zwischen Kunst und
Manipulation. Von diesem Verhältnis, das im
Film auch als dynamische Beziehung erzählt
wird, ist auch die Montage des Films geprägt.
Verantwortlich dafür sind Peter Przygodda,
Oli Weiss und Mirko Scheel (Bester Schnitt).
Przygodda schneidet die Filme von Wenders
von der ersten Stunde an. Kaum einer der Filme von Wim Wenders ist ohne die Handschrift
dieses ebenso sensiblen wie coolen Schnittmeisters denkbar. Bereits Wenders‘ SpielfilmDebüt SUMMER IN THE CITY, zugleich der
Abschlussfilm des Regisseurs an der Münchner
Filmhochschule, hat Przygodda geschnitten. Es
folgten von der ANGST DES TORMANNS VORM
ELFMETER über ALICE IN DEN STÄDTEN und
PARIS, TEXAS bis DON´T COME KNOCKING
so gut wie alle Filme von Wim Wenders. In
den siebziger Jahren erhielt Przygodda unter
Deutscher Filmpreis 2009
Bester Schnitt –
Peter Przygodda
anderem für die Montage der Wenders-Filme
FALSCHE BEWEGUNG (1975) und DER AMERIKANISCHE FREUND (1978) die damals noch
so genannten Bundesfilmpreise. Oli Weiss stieß
Bester Schnitt –
Mirko Scheel
Bester Schnitt –
Oli Weiss
–PALERMO
SHOOTING (2008)
–SCHWEITZER (2009)
–PALERMO
SHOOTING (2008)
– GOING AGAINST
FATE (2008)
– DON‘T COME
KNOCKING (2005)
1993 bei LISBON STORY dazu. Mirko Scheel ist finierte Überblendungen oft eine größere Rolder Neue. Zu dritt haben sie einen Weg gesucht le als scharfe Schnitte. Ganz im Sinne dieses
und gefunden, die beschriebenen Beziehungen Films.
miteinander zu kombinieren. Dabei spielen raf-
53
ROBERT ZIMMERMANN WUNDERT SICH ÜBER DIE LIEBE
Robert Zimmermann
(Tom Schilling) hatte
eine schwere Jugend.
Er verdankt seinen Namen der Tatsache, dass
seine Eltern Bob Dylan
mit Donovan verwechselt haben – und wurde
wegen eines Namens
gehänselt, den er gar
nicht
hätte
tragen
müssen (oder dürfen).
Mit Mitte zwanzig hat
Robert
Zimmermann
dann allerdings ganz andere Sorgen.
Regisseur Leander Haussmann hat mit ROBERT
ZIMMERMANN WUNDERT SICH ÜBER DIE LIEBE
einen Film über Möglich- und Unmöglichkeiten
von Beziehungen gemacht. Hier wundert sich
nicht nur Robert über die Liebe, sondern vor allem auch seine 20 Jahre ältere Angebetete Monika (Maruschka Detmers). Es wundern sich seine
lesbische Schwester Pia (Annika Kuhl) und sein
schräger Mitbewohner Ole (Christian Sengewald),
besonders wundern sich aber seine Eltern (Adam
Oest und Marlen Diekhoff) – und am Ende wundert sich der Zuschauer selbst.
Der Film steckt voller musikhistorischer Details:
Platten der Woodstock-Generation und von Simon
and Garfunkel tauchen auf, Bob Dylan ist immer
präsent – und einmal sitzt James Garfunkel (Arts
Sohn) in einer Hamburger Kneipe. Die Stimmung
im Film wird stark vom wunderbaren Soundtrack
getragen, zu dem Element of Crime (Beste Filmmusik) eigens sieben Stücke komponiert haben:
vier Songs mit Texten von Sven Regener, die wie
Moritaten das Geschehen begleiten, und drei
Instrumentals, bei denen auch eine Dylansche
Mundharmonika zum Einsatz kommt.
Als die beiden Freunde und Kollegen Ole und
Robert, für eine Ego-Shooter-Präsentation in einen schicken Anzug gesteckt, noch einen Imbiss
nehmen wollen, bekommt Robert unbeabsichtigt
das „Ketchup-Curry-Variationsgemisch“ direkt
aufs Revers gespritzt. Als das Dilemma passiert
ist, legt sich Musik von Element of Crime über
die Szene und es erklingt in der schönsten melancholischen Loser-Stimmung: „Ein Hotdog un-
ten im Hafen und vor dem Einschlafen schnell
noch ein Bier…“ Das passt.
Dieser Song liegt über dem Filmschnitt zu den
beiden Frauen in der Schnellreinigung, die das
Lied (gemeinsam mit Element of Crime im Hintergrund) weiter singen – just an der Stelle, in
der es heißt: „Ohne Dich will ich nicht, mit Dir
kann ich nicht sein.“ Das passt mindestens genauso gut – und ist der sinnbildliche Vorbote zur
(un)möglichen Liebesgeschichte zwischen Robert
und Monika, der Frau von der Schnellreinigung.
Beste Filmmusik –
Element of Crime
–ROBERT ZIMMERMANN WUNDERT
SICH ÜBER DIE
LIEBE (2008)
–NVA (2005)
– BANDAGISTEN GLÜCK (1997, TV)
Foto: © Charlotte Goltermann
54
Deutscher Filmpreis 2009
WOLKE 9
„Nobody loves you,
when you‘re old and
grey”, heißt es in der
letzten Strophe von
John Lennons gleichnamigem Song aus dem
Jahr 1974. Und vorher
kommt die Zeile, die
den Regisseur Andreas Dresen bereits zu
einem Film inspirieren
wollte, bevor er überhaupt Regisseur war:
„Nobody sees you when
you‘re on cloud nine.“ Liebe im Alter findet auf
WOLKE 9 statt, jenseits der Wolke Sieben, auf
der sich romantische Debütanten tummeln. Und
Liebende im Alter soll man sehen, auch wenn
sie auf WOLKE 9 sitzen. Andreas Dresen (Beste
Regie) macht die WOLKE 9 zu einem Ort, an dem
sich die Liebe genau so zuträgt wie im Leben
derjenigen, die noch nicht dort angekommen
sind. Liebe ist albern und schön, unvernünftig
und zärtlich, zerstörerisch und schicksalhaft.
Sie macht verlegen und glücklich. Sie macht
manchmal ein bisschen dumm, sie macht einen
nervös und kann aber auch ungemein beruhigend sein. „Natürlich war mir auch wichtig zu
zeigen, dass alte Leute nicht nur Busfahrten machen, mit Dampfern durch die Gegend schippern
und Wärmedecken kaufen“, sagt Dresen, dessen
Filme am liebsten alltägliche Geschichten verhandeln – und sich dabei für das interessieren,
was eben nicht alltäglich ist: für das Tragikomische, für das Unvorhergesehene, das Über-
raschende, auch für das Liebenswerte. Dabei
liebt Dresen die Arbeit mit dem kleinen Team,
das genau diese Elemente in den Geschichten
aufspürt, verdichtet und präsentiert. Auch dem
Thema der Liebe im Alter hat er sich als Regisseur mit einem kleinen Team und vor allem
seinen drei Hauptdarstellern (Ursula Werner,
Horst Westphal, Horst Rehberg) genähert. Intuition und Improvisation sind zwei Elemente
dieser Art des Filmemachens, die schief gehen
würden, wenn der Regisseur sich nicht auf seine
Bester Spielfilm –
Peter Rommel
Beste Regie –
Andreas Dresen
–SIE HABEN KNUT
(2003)
– HALBE TREPPE
(2002)
–LOST KILLERS (2001)
–NACHTGESTALTEN
(1999)
–SOMMER VORM
BALKON (2005)
– HALBE TREPPE
(2002)
–NACHTGESTALTEN
(1999)
–STILLES LAND (1992)
Foto: © Klaus-Dieter Fahlbusch
55
Beste weibliche
Hauptrolle –
Ursula Werner
– WILLENBROCK (2005)
–DIE POLIZISTIN
(2000, TV)
–EIN IRRER DUFT VON
FRISCHEM HEU (1977)
–FRAU VENUS UND
IHR TEUFEL (1967)
Foto: © Martin Eggert
56
inszenatorische Sicherheit, das nahezu blinde (!) Verständnis mit dem Kameramann und
den Darstellern verlassen könnte.
Ein besonders verlässlicher Partner bei dieser
Art des Filmemachen ist für Dresen aber auch
sein langjähriger Produzent und Freund Peter
Rommel (Bester programmfüllender Spielfilm).
Für den klassisch independent arbeitenden
Rommel, dessen Firma in Berlin und Stuttgart
deutsch und international agiert, war WOLKE 9
bereits die vierte Zusammenarbeit mit Dresen
(Mittlerweile ist mit WHISKY MIT VODKA noch
eine Ko-Produktion dazu gekommen.). Und wie
bei den Filmen vorher ist der Produzent eine kreative Säule des Teams, dem er auch Halt geben
kann, indem er es zusammenhält und bezahlt.
WOLKE 9 erzählt eine normale Geschichte – und
bricht genau deshalb ein Tabu. Die Normalität
der Liebe im Alter, die eben auch Grausamkeit
implizieren kann und dies naturgemäß auch
eher tut, findet im Verborgenen statt. Andreas
Dresen hat zusammen mit seinen Schauspielern
Bilder dafür gefunden. Und er hat der Hauptdarstellerin Ursula Werner (Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle) die Chance gegeben, diese Bilder mit all dem zu füllen,
was die Geschichte lebendig macht: Freude
und Leid, Schönheit und Verzweiflung, Lachen
und Weinen. Eine Schauspielerin ohne falsche
Scham und mit großer Würde.
Deutscher Filmpreis 2009
Hôtel Concorde Berlin
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Das Hôtel Concorde Berlin verbindet
zeitgenössische Kunst, Design und
Architektur mit französischem Charme.
267 verschwenderisch große Zimmer
und 44 einzigartige Suiten laden zum
Verweilen und Genießen ein.
Die Brasserie Le Faubourg überrascht
Liebhaber des guten Geschmacks täglich
à la carte mit neuen Kreationen der
französischen Küche.
HEXE LILLI, DER DRACHE UND DAS MAGISCHE BUCH
Hexen scheinen immer
auf der Suche nach
Nachwuchs zu sein.
Deshalb sind kleine
Hexen beliebte Figuren
für Kinderbücher und
deren filmische Adaptionen. Auch Hexe Lilli
gehört zum Kreis der
magischen
Mädchen,
die das Erbe einer Zauberlehrerin im gesetzten Alter antreten sollen. Bei Lilli ist besonders starker Handlungsbedarf. Die Aktivitäten
des bösen Zauberers Hieronymus strapazieren
die Kräfte der Hexe Surundula so sehr, dass sie
auf der Stelle Unterstützung braucht. Deshalb
schickt sie den tapsigen Drachen Hektor direkt in
Lillis Kinderzimmer. Lilli ist keine geborene Hexe,
aber sie hat die richtigen Voraussetzungen, zum
Beispiel Selbstvertrauen.
Regisseur Stefan Ruzowitzky, der sich durch eine
besondere thematische Vielfalt auszeichnet, hat
aus den populären Büchern von Knister einen
58
Kinderfilm geschaffen, in dem sich alles tummelt,
was dem Zielpublikum Freude macht: starke Kids,
nicht immer ganz souveräne Erwachsene und ein
lustiges Fabelwesen. In diesem Fall ein hinreißend
animierter Drache mit der so komischen wie charismatischen Stimme von Michael Mittermaier.
Nach den zwei international renommierten Kinoprojekten 3 GRAD KÄLTER (Regie: Florian Hoffmeister) und SENKA (Regie: Milcho Manchewski)
wagte die Produzentin Corinna Mehner (Bester
programmfüllender Kinder- und Jugendfilm) den
nicht unbedingt naheliegenden Schritt zur Kinderunterhaltung. Mehner, die als Geschäftsführerin der Firma Blue Eyes Fiction, einer Tochter
der Blue Eyes Film & Television, arbeitet, fand
mit der Münchner Animationsfirma Trixter und
deren Miteigentümer Michael Coldewey (Bester
programmfüllender Kinder- und Jugendfilm) den
geeigneten Partner für ein Projekt, in dem gleich
drei Elemente unter einen kreativen Hut gebracht
werden mussten: erfahrene erwachsene Schauspieler wie Anja Kling und Ingo Naujoks, unbekannte Kinderdarsteller wie Alina Freund, die die
Titelfigur spielt, und ein animierter Charakter
wie der Drache Hektor.
Bester Kinder- und
Jugendfilm –
Corinna Mehner
– HEXE LILLI – Die
Reise nach Mandolan (2010)
– HEXE LILLI, der
Drache und das
magische Buch (09)
– SHADOWS (2007)
– 3° KÄLTER (2005)
Bester Kinder- und
Jugendfilm –
Michael Coldewey
– HEXE LILLI, der
Drache und das
magische Buch
(2009)
Deutscher Filmpreis 2009
WAS AM ENDE ZÄHLT
Carla (Paula Kalenberg) ist von zu Hause
abgehauen und will
nach Lyon: Mode studieren. Als sie in den
Zug steigt, gelingt es
einem Taschendieb, ihr
ganzes Geld, ihre Fahrkarte und den Koffer zu
stehlen. Ein Jahr später
wird sie immer noch
in Berlin sein. Sie wird
eine Freundin und ein
Baby haben und sich
der Frage stellen müssen, ob sie trotzdem nach
Lyon geht und – wie verabredet – ihr Kind bei ihrer Freundin Lucy (Marie-Luise Schramm) lässt.
Denn WAS AM ENDE ZÄHLT, weiß man immer
erst, wenn es soweit ist. Die Regisseurin Julia von
Heinz erzählt in ihrem ersten langen Spielfilm
über das Erwachsenwerden, über den schwierigen, oft auch schmerzhaften Lernprozess, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen,
für seine Ideale zu arbeiten, nicht zurückzustecken und das sehr individuelle Glück zu finden.
Produziert wurde WAS AM ENDE ZÄHLT von der
Berliner Firma credofilm, die 2001 von Susann
Schimk und Jörg Trentmann (Bester programmfüllender Kinder- und Jugendfilm) gegründet
wurde. Credofilm engagiert sich besonders für
den Filmnachwuchs und konnte unter anderem
mit Produktionen wie DER IRRATIONALE REST
(R: Thorsten Trimpop, 2005), VALERIE (R: Birgit
Möller, 2006) und JAGDHUNDE (R: Ann-Kristin
Reyels, 2007) Erfolge auf vielen Festivals weltweit feiern. Zuletzt gaben sie der 16-jährigen
Foto: © Katja Renner
Regisseurin Helene Hegemann die Chance für
ihr viel beachtetes Spielfilmdebüt TORPEDO.
Julia von Heinz ermöglichten sie die überzeugende, abendfüllende Version eines Kurzfilms,
den sie zuvor selber produziert hatte. Übrigens
mit derselben hervorragenden Kamerafrau Daniela Knapp. Und auch schon mit der unverwechselbaren Marie-Luise Schramm in einer der
Hauptrollen. Im Duett mit der anrührenden Paula
Kalenberg prägt sie die Atmosphäre eines Dramas,
das sich wirklich um seine Figuren kümmert.
Bester Kinder- und
Jugendfilm –
Susann Schimk
Bester Kinder- und
Jugendfilm –
Jörg Trentmann
– FREI NACH PLAN (2008)
– JAGDHUNDE (2007)
– VALERIE (2007)
– 7 BRÜDER
(2003, Doku)
– FREI NACH PLAN (2008)
– JAGDHUNDE (2007)
– VALERIE (2007)
– 7 BRÜDER
(2003, Doku)
Foto: © Katja Renner
59
LENIN KAM NUR BIS LÜDENSCHEID
LENIN
KAM
NUR
BIS LÜDENSCHEID –
45 Jahre nach seinem
Tod und ziemlich genauso viele Kilometer
westlich der sauerländischen Kleinstadt
hätte der Revolutionär
eine Menge konkreter
Antworten auf seine
berühmteste Frage bekommen. Vater Precht,
Designer, Menschenfreund und unverbesserlicher Weltverbesserer, wusste mit seiner
kleinen Familie in Solingen nämlich immer, was
zu tun war. Seine Kinder lebten in einer Parallelwelt, weil er das tat, was er meinte, für eine andere Welt tun zu müssen. Cola und Comics gab es
nicht. Und die Kinderlieder stammten von FranzJosef Degenhardt und Dieter Süverkrüp. Bei der
Fußball-Weltmeisterschaft hieß bei den Prechts
der Stürmerstar nicht Gerd Müller, sondern Jür-
60
gen Sparwasser. Und die Kinder mussten nicht
unbedingt aus Mamas Bauch kommen. Manche
kamen auch aus Vietnam, um einem Massaker
durch die US-Army zu entgehen.
Der Publizist und Schriftsteller Richard David
Precht – mittlerweile ein bekannter Autor philosophischer Bestseller („Wer bin ich – und
wenn ja, wie viele?“) – hat die Geschichte einer
real existierenden Sozialisten-Sozialisation tief
im Westen der Bundesrepublik Deutschland
vor wenigen Jahren aufgeschrieben. Sein Kollege, der Journalist und Dokumentarfilmer André
Schäfer, hat daraus einen Film gemacht, der den
sympathisierenden, aber auch ironischen Tonfall
des Buches beibehält und spannendes, authentisches, originelles Material mit O-Tönen mischt.
Offene Worte aller Familienmitglieder neben
Super-8-Home-Movies aus den sechziger Jahren,
Bilder aus dem sozialistischen Jugendlager in
Lüdenscheid und natürlich Ausschnitte aus dem
legendären Länderspiel 1974 im Volksparkstadion. So entstand ein ungewöhnlicher, weil auch
aus ungewöhnlicher Perspektive erzählter Bei-
Bester Dokumentarfilm –
Marianne Schäfer
–LENIN KAM NUR BIS
LÜDENSCHEID (2008)
–KÖNIG DER SPIONE JOHN LE CARRÉ
(2008, TV)
–SCHAU MIR IN DIE
AUGEN, KLEINER (07)
– 100 PORSCHES AND ME (2007, TV)
trag über den selten gedachten Zusammenhang
zwischen 1968 und 1989. Produzentin des Films
ist Marianne Schäfer (Bester programmfüllender Dokumentarfilm), die von Anfang an in der
von Regisseur André Schäfer 2001 gegründeten
Firma Florianfilm in Köln die Geschäfte führt.
Geschäfte, die die Entwicklung und Herstellung
von Kinofilmen ebenso beinhalten wie die von
Serien, Reportagen und TV-Filmen.
Deutscher Filmpreis 2009
NOBODY’S PERFECT
Regisseur und Produzent Niko von Glasow
(Bester programmfüllender Dokumentarfilm) bezeichnet seinen Film NOBODY’S
PERFECT als „Fröhlichkeitstherapie“. Klingt
gut. Und klingt noch
besser, wenn man weiß,
dass hier ein behinderter Filmemacher einen
Film über Behinderte
gemacht hat. Niko von
Glasow ist eines der insgesamt 5000 Opfer des
Medikaments Contergan, das der Pharmakonzern Grünenthal 1957 als Beruhigungsmittel für
Schwangere und als Schlafmittel in den Handel
brachte und das erst 1961 wieder vom Markt genommen wurde. Er suchte nach elf Menschen,
die – wie er selbst – im Mutterleib durch das verheerende Medikament geschädigt wurden und
heute mit schweren Fehlbildungen an Armen
und/oder Beinen leben müssen, zu kurze Arme
mit
Mat Fraser
Fred Dove Stefan Fricke
Sigrid Kwella
Andreas Meyer
Kim Morton
Doris Pakendorf
Sofia Plich
Petra Uttenweiler
Bianca Vogel Mandel von Glasow
Theo Zavelberg Niko von Glasow
www.lichtgruen.de
ein Film von Niko von Glasow
Gestaltung
www.nobodysperfect-film.de
Drehbuch ANDREW EMERSON KIKI VON GLASOW NIKO VON GLASOW Regie NIKO VON GLASOW Editor MECHTHILD BARTH MATHIAS DOMBRINK Kamera ANIA DABROWSKA ANDREAS KÖHLER Ton & Sound Design CLAAS BERGER Fotos ANIA DABROWSKA NIKO VON GLASOW Executive Producer EWA BOROWSKI Ausstattung HENRIKE MÜLLER
Make up NANCY FRIEDRICH CLAUDIA REITER Regieassistenz STEPHEN KENNEDY Produktion NIKO VON GLASOW ANNE-SOPHIE QUANCARD FRANK HENSCHKE Produktionsassistenz JENS KAULEN JULIAN KAZMIERCZAK JAN STOLLENWERK Filmgeschäftsführung JÜRGEN BROCK MILDENBERGER Fotostudio FOTOSTUDIO STEMPELLSCHULZ
Digitale Bildbearbeitung JENNY CREMER Mischung FALK MÖLLER Kopierwerk CINEPOSTPRODUCTION – GEYER KÖLN Redaktion WDR JUTTA KRUG KATJA DE BOCK ENNO HUNGERLAND Der Bildband zum Film ist erschienen im ELISABETH SANDMANN VERLAG, ISBN 978-3-938045-10-7
Gefördert von FILMSTIFTUNG NRW und DFFF Eine Koproduktion von PALLADIO FILM / WDR © MMVIII Im Verleih von VENTURA FILM mit Unterstützung von FILMSTIFTUNG NRW, BKM UND FFA
oder Beine haben oder gar keine. Sie sollten sich
bereit erklären, für einen Monatskalender nackt
Modell zu stehen. Die Idee war, sich buchstäblich frei zu machen von einer Scham über die
Behinderung – und durch das Ausstellen der
Fotografien einfach mal einen Seitenwechsel zu
vollziehen. Denn: „Sonst werde ich immer nur
angestarrt und jetzt sage ich: Hier guckt, guckt
mich an!“, sagt eine der Protagonistinnen treffend. Die fertigen Bilder zeugen von einer Verlegenheit, der jeder Einzelne von ihnen anders
begegnete: Der Astrophysiker Stefan inszenierte
sich beispielsweise als Buddha und thront auf
einem Sessel, der Radiomoderator Fred bedeckt
seine Scham mit einem Tennisschläger, Doris
sitzt auf einem Sessel und hält stilvoll ein Glas
Rotwein zwischen den Zehen und der schüchterne Gärtner Theo versteckt sich ein bisschen
hinter einem Rosenbusch. Niko von Glasow betrachtet die Dinge aus ungewöhnlichen Perspektiven, die dem Zuschauer die Augen öffnen und
zu einem Lachen anregen, das schamlos, ehrlich
und liebevoll ist. Sein Film ist tatsächlich fröhlich geworden.
Palladio Film wurde 1990 von Niko von Glasow
gegründet und hat sich darauf spezialisiert, qualitativ hochwertige Spielfilme und Dokumentationen zu produzieren. Zu den bekanntesten Projekten der Firma gehört von Glasows Film über eine
ungewöhnliche Widerstandsgruppe in Köln gegen
Ende des Dritten Reiches, genannt die EDELWEISSPIRATEN (2004). Der Name der Gesellschaft wurde durch den italienischen Architekten
Andrea Palladio (1508-1580) inspiriert, dessen
strukturelle Arbeit Niko von Glasow sehr verehrt.
Bester Dokumentarfilm –
Niko von Glasow
–NOBODY’S PERFECT
(2008)
–EDELWEISSPIRATEN
(2005)
–MARIES LIED (1994)
– HOCHZEITSGÄSTE
(1991)
61
Fördermitglieder
f i l m p r o d u k t i o n
3L Filmproduktion
GmbH & Co. KG
Concorde Filmverleih GmbH
Highlight
Communications AG
ARRI Arnold & Richter
Cine Technik GmbH & Co.
Betriebs KG
Constantin Film AG
HKR – Wirtschaftsprüfer
und Steuerberater
Askania Media
Filmproduktion GmbH
Deutsche Filmversicherungs
Gemeinschaft
d.i.e.film.gmbh
Band Pro Munich GmbH
Kinowelt GmbH
Kodak GmbH
Entertainment Imaging
drei d medien service GmbH
Bavaria Film GmbH
CIC Group Immobilienprojektentwicklungsgesellschaft mbH
LimeLight PR
e27 gbr
Monaco Film GmbH
Estée Lauder Companies GmbH
CineMedia Film AG
CineStar – Greater Union
Filmpalast GmbH
62
ENTERTAINMENT VALUE
ASSOCIATES GmbH
Filmpark Babelsberg GmbH
Okapi GmbH
PKF Piorek Thum Stenger
Beier
Deutscher Filmpreis 2009
Reverse Angle
Production GmbH
Universum Film GmbH
Rialto Film GmbH
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH
Saxonia Media
Filmproduktion GmbH
Warner Bros.
Entertainment GmbH
Senator Film Produktion
GmbH
X Verleih AG
SKW Schwarz
Rechtsanwälte
Studio Babelsberg
GmbH
Studio Hamburg GmbH
Thinking Networks AG
UFA Film & TV
Produktion GmbH
Die Deutsche Filmakademie hat ein klares Ziel:
die Kreativen des deutschen Kinos unter einem
Dach zu vereinen. Das bringt nicht nur Bewegung in die Kommunikation untereinander, es
schafft auch eine größere Wirkung nach außen.
In dieser Konstellation können die Kreativen
ihre Interessen besser austauschen und vertreten – und sie können dem Publikum noch einmal
anders nahe kommen. Seit 2005 entscheiden die
Mitglieder der Deutschen Filmakademie auch
über die Vergabe des DEUTSCHEN FILMPREISES,
der vom BKM gestiftet wird.
Viele Macher, die zur Entstehung eines deutschen
Films ihr handwerkliches und kreatives Potenzial beitragen, fühlen sich der Filmakademie
sehr verbunden. Sie sind Fördermitglieder
und unterstützen die gemeinsame Arbeit
auch materiell. In einem kleineren finanziellen Rahmen, aber mit ebenso viel Engagement,
sorgt auch der größere Kreis der Freunde der
Deutschen Filmakademie dafür, dass die
Akademie lebens- und handlungsfähig bleibt.
Aber aus den Mitgliedsbeiträgen allein könnte die Akademie nicht so aktiv sein, wie sie
ist. Durch die jährlichen Zuwendungen der
Fördermitglieder und der Freunde kann die
Akademie lebendig arbeiten, also Personal bezahlen, Projekte initiieren, Veranstaltungen organisieren, ihre Außenwirkung verstärken.
Freunde und Förderer werden in das aktive
Leben der Filmakademie mit einbezogen. Sie können alle Veranstaltungen besuchen, erhalten den
Akademie-Newsletter „Extrablatt“, können die
nominierten Filme kostenlos im Kino sehen und
nehmen immer wieder gerne an internen Treffen
der Akademie-Mitglieder teil. Sie sind natürlich
63
Freundeskreis
auch dabei, wenn die Akademie gemeinsam Filmanwalt | Wolf Dietrich Brücker Redakteur |
mit dem BKM einmal im Jahr den DEUTSCHEN Stephan Bürgi Agent, Schauspieler | Uwe Buschkötter Musikproduzent | Bernd Capitain SchauFILMPREIS verleiht.
spieler | Christina Capitain Schauspielerin | XaFreunde und Fördermitglieder tun das, was vier Chotard Marketingberater | Margit Chuchra
ihre Namen sagen: Sie fördern die Arbeit der Produzentin | Daniel Tobias Czeckay RechtsanDeutschen Filmakademie und leisten damit walt | Sandra Damiani Schauspielerin | Cathy de
dem deutschen Film und seinen Kreativen einen Haan Dramaturgin, Dozentin | Max Dehmel Ministerialrat a.D. | Ulf Dobberstein Rechtsanwalt |
großen Freundschaftsdienst.
Marion Döring Geschäftsführerin | Dirk Dotzert
Nicole Ackermann Geschäftsführerin | Wally Berater | Alexander van Dülmen CEO A-Company
Ahrweiler Agentin | Delia Albrecht Schauspiel- Consulting & Licensing | Pete Dwojak SchauspieAgentin | Georg Alexander Journalist | Katrin An- ler | Frank Eickmeier Rechtsanwalt, Filmrecht |
ders Agentin | Elke Apelt Agentin | Gabriela Ba- Jürgen Elbers Schauspielcoach | Katharina Elias
cher Produzentin | Simone Bachofner Junior Pu- TV-Redakteurin | Matthias Elwardt Gesellschafblicist | Rolf Bähr Ex FFA Vorstand | Anke Balzer ter | Jürgen Fabritius Geschäftsführer | Cordula
Agentin für Schauspieler | Frank Barner Steuer- Fassbender Wissenschaftlerin | Lutz Fassbender
berater, Rechtsanwalt | Julia Bartelt PR-Agentin | CEO i2i Musikverlag | Dirk Fehrecke Agent für
Regine Baschny PR-Beraterin | Iris Baumüller- Film, TV und Theater | Claudia Fehrenbach Fitz
Michel Casting Director | Caroline Beil Schau- Schauspielagentin | Milena Fessmann Musicsuspielerin | Astride Bergauer Agentin | Evi Bischof pervisor Nicole Fischer Casting Director | PhilAgentin | Mathias Bothor Fotograf | Oliver Boy ipp Fleischmann Trailer-Produzent, Regisseur |
Produzent | Elke Brand Medienagentin | Karin Susanne Franke Theaterkunst | Egon F. Freiheit
Brandner Agentin | Alice Brauner Produzentin | Drehbuchautor, TV-Consultant | Silke Fuhrmann
Frank Brauner Rechtsanwalt | Wolfgang Brehm Geschäftsführerin | Stefan Gärtner Leiter Ko64
produktion und Kofinanzierung | Gero Gandert
Filmhistoriker | Christina Gattys Agentin | Georg Georgi Schauspielagent | Norbert Ghafouri
Schauspieler | Maren Gilzer Schauspielerin Lara
Gross Redakteurin, Dramaturgin | Gerhard Groß
Filmtheaterbetreiber | Heinke Hager Agentin für
Filmrechte | Winfried Hammacher Produzent |
Britta Hansen Produzentin | Birgit Hass Geschäftsführerin | Sabine Hemstedt Schauspielerin | Frank Henschke Filmproduzent | Marlis
Heppeler Agentin | Wolfgang Hielscher Jurist
| Max Höhn Hair & Make Up Artist | Alexandra
Hölzer Rechtsanwältin | Bernhard Hoestermann
Agent für Schauspieler | Gerti Hofmann Gastronomin | Alexander von Hohenthal TV-Produzent |
Mechthild Holter Inhaber, Geschäftsführerin
Players | Nicole Houwer Autorin | Eva Hubert Geschäftsführerin FFHSH | Ilona Hüttersen Presseagentin | Britta Imdahl Schauspielagentin | Patrick Jacobshagen Rechtsanwalt | Bianca Junker
Presseagentin | Christine Kabisch Regisseurin |
Till Kaposty-Bliss Werbegrafiker | Klaus Keil Direktor Erich Pommer Institut | Uschi Keil Agentin |
Rainer Keller Lobbyist, Strategisches Management | Senta Dorothea Kirschner Schauspielerin |
Deutscher Filmpreis 2009
Romana Klein Schauspielagentin | Georg Kloster
Yorck Gruppe | Thomas Kluge Fotograf | Michael
Konstabel Archivrechercheur | Heide Kortwich
Maskenbildnerin | Detlev Krüger Sprecher der GF
Martin-Braun-Gruppe | Hildburg Krüger Fachbereichsleiterin Kunst & Kultur | Adrian Kutter Diplom-Kaufmann | Sandra Lampugnani Agentin |
Renate Landkammer Agentin | Claudia Lehmann
TV-Produzentin | Thomas Letocha Autor | Silvana
Liebich Agentin für Schauspieler | Amélie Linder
PR-Berater | Claudia Loewe GF DFA Produktion
GmbH | Yutah Lorenz Schauspielerin und Artistin | Stefan Lütje Rechtsanwalt | Stephen Manuel
Regisseur | Lars Meier Künstlermanager | Ulrich
Meinhard Agent | Henner Merle Rechtsanwalt |
Günther Mertins Kinobetreiber | Susanne Mertins Geschäftsführerin | Philipp von Mettenheim Rechtsanwalt | André Meyer Marketing &
Vertrieb | Kristin Meyer Schauspieler | Carsten
Meyer-Grohbrügge Regisseur | Caroline Millahn
Agentin | Benjamina Mirnik Produzentin | Benedict Mirow Regisseur, Produzent | Angelika Mittermüller Kommunikationstrainerin, Autorin |
Fabian Mittermüller | Marketa Modra Agentin |
Stefan von Moers Rechtsanwalt | Petra Maria
Müller Medienboard Berlin-Brandenburg | Katrin
Näher Agentin | Azizeh Nami PR-Agentin | Sigrid
Narjes Agentin | Maren Niemeyer Produzentin,
Regisseurin | Michaela Niemeyer | Christoph Ott
Verleiher | Volker Otte Rechtsanwalt für Filmförderungsrecht | Erik Paulsen Dialogautor & Synchronregisseur | Andreas Pense Rechtsanwalt |
Sabine Peters Pädagogin | Gabriele Pfennigsdorf
FilmFernsehFonds Bayern | Claudia Pöpsel Produzentin | Michal Pokorny Produzent | Astrid Posner Schauspielerin | Margit Preiss PR-Agentin |
Hans Helmut Prinzler Filmhistoriker | Katja Proxauf Agentin | Inga Pudenz Agentur-Managerin |
Wiebke Reed Agentin | Torsten Reglin Dramaturg |
Susanne Reinker Autorin | Mario Rempp Filmtheaterbetreiber | Mariette Rissenbeek PR-Managerin | Renate Rose European Film Promotion |
Stefan Rüll Rechtsanwalt | Nadja Runge Publicist | Klaus Schaefer FilmFernsehFonds Bayern |
Thorsten Schaumann Filmkaufmann | Thomas
Scheuble Bankkaufmann, Prokurist | Antje Schlag
Agentin für Schauspiel, Regie, Filmkomponisten |
Michael Schmid-Ospach Filmstiftung NRW | Josephine Schmidt Schauspielerin | Marie-Luise
Schmidt Agentin | Sonja Schmitt Delphi Film-
verleih | Lutz Schmökel Agent | Norbert Schnell
Agent | Marc Schötteldreier Casting Director |
Peter Schulze PR-Manager | Maria Schwarz
Agentin | Sibylle Seidel Gieth Agentin | Christian Senger Schauspieler | Hellmut Sieglerschmidt
Notar | Sebastian Sieglerschmidt Geschäftsführer | Ulla Skoglund Schauspieler-Agentin | Josef
Steinberger Filmproduzent | Inka Stelljes Agentin für Schauspieler | Simone Stewens Geschäftsführerin ifs | Volker Störzel Agent Theater, Film
und Fernsehen | Christiane Stützle Rechtsanwältin für Film- und Medienrecht | Conny Suhr
PR-Agentin | Judith Sutter Schauspielagentin |
Gisela Tatsch-Daust Schauspielagentin | Bettina von Trott zu Solz | Michaela von Unger Filmproduzentin | Harro von Have Rechtsanwalt |
Magnus Vortmeyer Marketingleiter Tobis Film |
Christiane von Wahlert Geschäftsführerin SPIO |
Christiane Waldbauer Schauspieleragentin | Katrin Wans Agentin | Steffen Weihe Agent | Thomas
Weymar Telepool München | Albert Wiederspiel
Filmfestleiter | Rafaela Wilde Rechtsanwältin |
Sylvia Wolf Medienberater | Beate Wolgast Agentin | Martin Zimmermann Produzent
65
WER SIND HELDEN?
Ein Gespräch mit der Schauspielerin und Regisseurin Nicolette Krebitz, der Autorin und Regisseurin Susanne Schneider, dem Regisseur und
Autor Florian Gallenberger und dem Produzenten Christoph Müller über die Themenvielfalt im
deutschen Kino, über Wahrheiten und Visionen,
Helden und Anti-Helden und die Suche nach Geschichten in der Geschichte und der Gegenwart
Moderation: Alfred Holighaus & Linda Söffker
Fotos: Florian Liedel
Alfred Holighaus: Florian Gallenberger macht
den Eindruck, als ob er seine Geschichten gar
nicht in Deutschland sucht. Und selbst wenn er
ein deutsches Thema hat, wie bei JOHN RABE,
findet es woanders statt, nämlich in China. Entspricht das eher Deinem Weltbild oder Deiner
persönlichen Sicht auf das Kino?
Florian Gallenberger: Ich glaube, das ist viel einfacher. Das ist Schicksal. Bei JOHN RABE habe
ja nicht ich den JOHN RABE, sondern der JOHN
RABE hat eher mich gefunden. Die Produzenten Mischa Hoffmann, Jan Mojto und Benjamin Florian Gallenberger, Nicolette Krebitz
66
Deutscher Filmpreis 2009
Herrmann haben mich darauf angesprochen, ob
mich das interessieren würde. Möglicherweise
schon mit dem Hintergedanken, dass ich vorher
einen Film in Indien und davor in Mexiko gemacht habe. Und vielleicht deshalb auch einen
Film in China machen können würde. Es war
gar nicht so sehr mein Wunsch, schon wieder im
Ausland zu drehen. Das ist zwar sehr spannend,
aber bringt schon auch viel Mühe mit sich. Die
Frage, spielt das in Deutschland oder spielt
das nicht in Deutschland, ist für mich noch nie
ein Kriterium gewesen, sondern die Frage war
immer: Interessiert mich die Geschichte oder
interessiert mich die Geschichte nicht? Es ist
interessant, wenn Du JOHN RABE eine „deutsche Geschichte“ nennst. Er erzählt tatsächlich
einen Teil deutscher Geschichte, aber er ist viel
mehr ein Teil chinesischer und japanischer Geschichte. Und das ist eine interessante Kombination – wie sich die Geschichten von so weit
entfernten und auch kulturell so unterschiedlichen Ländern in einem Brennpunkt, nämlich
der Figur des John Rabe, begegnen können.
Holighaus: Bei Nicolette Krebitz ist das ganz
anders. Du bist mit Deinen Themen eigentlich
schon ziemlich nah im Hier und Jetzt. Aber in
der Form entfernst Du Dich davon: Die Geschichten laufen auf einer zweiten Ebene, auf einer
phantastischen, märchenhaften Ebene. Ist das
Dein Kinokonzept?
Nicolette Krebitz: Ich merke jetzt schon immer
deutlicher, dass ich mich für Parallelwelten interessiere. Für die Momente, in denen sich Leute
ausklinken oder von etwas träumen. Dafür Bilder zu finden, macht mir Spaß. Bis jetzt gehe ich
immer von den hier lebenden Menschen oder einer Gruppe von Menschen aus – von mir selbst
eigentlich. Ich schreibe, vielleicht weil ich ja
eigentlich Schauspielerin bin, immer aus einer
Art Ich-Perspektive, damit ich mich überhaupt
auskenne. Ich spiele alles durch. Ich habe keinen
super distanzierten, analytischen Blick auf die
Welt.
Christoph Müller
67
Holighaus: Aber am Ende trittst Du ja dann als Krebitz: Auf Anhieb fällt mir kein neuerer deutSchauspielerin doch zurück und bist Autorin scher Film ein. Aber mein absoluter Lieblingsfilm
und Regisseurin.
ist zum Beispiel E.T. Da stellt sich ein kleiner
Junge jemanden vor, der ihm alle Probleme in
Krebitz: Ich habe, ehrlich gesagt, immer ein seinem Leben erträglicher macht. Ob es E.T. gibt
bisschen Angst davor, nicht ernst genommen zu oder nicht, ist völlig egal. Wir gucken uns das an
werden, wenn ich selbst spiele. Ich selber könnte und nennen es von mir aus Fantasy oder Science
mich dann auch irgendwie nicht ernst nehmen. Fiction, aber in Wirklichkeit berührt es uns auf
Außerdem finde ich meistens irgendjemand an- einer ganz realen Ebene. Dieser Junge erlebt
deren besser für die Rolle als mich.
durch E.T. Sachen, nach denen er sich sehnt, die
ihm sonst in seiner wirklichen Welt niemand bieHolighaus: Ich würde gerne noch mal auf die Pa- ten kann, die er aber braucht, um sich zu entwirallelwelten zurückkommen.
ckeln. In meiner Episode aus DEUTSCHLAND 09
ist es auch so. Helene Hegemann, die Hauptfigur,
Krebitz: Ja, Utopie ist für mich im Film eine soll sich Gedanken über die deutschen Zustände
wichtige Sache. Ich wünsche mir oft, dass es das machen und lässt dafür Susan Sonntag und Ulriim deutschen Film mehr gäbe. Das bedeutet für ke Meinhof wieder lebendig werden. Sie sind nur
mich, dass man sich im Film eine Sache vorstel- vorgestellt, aber sie sind da. Und Helene braucht
len darf, die so in unserer Welt eigentlich nicht sie, um eine Erkenntnis zu gewinnen. Das meine
vorkommt. Dass man dem Phantastischen einen ich mit Utopie.
größeren Raum einräumt.
Holighaus: Bei Christoph Müller ist es ja nun
Christoph Müller: Welcher deutsche Film hat wieder ganz anders. Auf der einen Seite steht
das geleistet? Fällt Dir da konkret ein Beispiel er ja für klassische historische Stoffe wie SOein, wo Utopien eine Rolle spielen?
PHIE SCHOLL und demnächst für den jungen
68
GOETHE, aber auch für Mainstream wie der
VOLLIDIOT oder eher experimentelle Sachen wie
das HOCHZEITSVIDEO. Das heißt, jeder Film
muss ein besonderes Ding haben, womit er Dich
kriegt.
Müller: Ja, das stimmt. Ein erster Unterschied
zu Nicolette und Florian ist ja, dass ich Produzent bin. Ich gehe etwas anders mit Stoffen um
als ein Regisseur oder Autor. Ich muss sagen,
dass ich mich sehr konkret für deutsche Stoffe
interessiere. Wenn ich mich mit der Figur Sophie
Scholl beispielsweise zwei Jahre beschäftige,
dann beschäftige ich mich mit der deutschen
Vergangenheit und mit unseren Wurzeln, das gefällt mir. Bei GOETHE ist das ähnlich. Schon die
Recherchen bei solchen Stoffen geben mir immer
viel. Und dann muss der Stoff ein Element haben, das neu ist, das ich so noch nicht kenne und
andere auch noch nicht kennen. Die Sturm-undDrang-Phase von Goethe zum Beispiel, seine Zeit
in Wetzlar, das hat nicht nur ein berühmtes Buch
hervorgebracht, nämlich den „Jungen Werther“,
sondern war auch die aufregendste Zeit seines
Lebens. Das HOCHZEITSVIDEO wiederum hat
Deutscher Filmpreis 2009
einen völlig neuen erzählerischen Ansatz: Der
Kameramann eines Hochzeitsvideos verliebt
sich beim Drehen in die Braut. Das ist zwar eine
Mockumentary, aber eine, die es noch nicht gab:
eine romantische. So was finde ich spannend.
Holighaus: Susanne Schneider arbeitet ja als
Autorin und Regisseurin. Zuletzt schrieb sie das
Buch und führte Regie für den Film ES KOMMT
DER TAG, der im Herbst ins Kino kommt. Darin
geht es auch um eine RAF-Geschichte von heute,
also eine Folge historischer Ereignisse. Auf der
anderen Seite hast Du das Buch zu dem Hölderlin-Film von Nina Grosse geschrieben, FEUERREITER, bei dem Du Dich auch mit einem Künstler beschäftigt hast. Ist das die Spannbreite, die
Dich interessiert? Was ist wichtig für Dich, wenn
Du Dir einen Stoff suchst?
Susanne Schneider: Ich muss wissen, was mich
an einer Geschichte interessiert und wie ich Sie in
meine Story packen kann. Bei FEUERREITER war
es so, dass man auf mich zugekommen ist – für
jemanden, der aus Tübingen kommt so wie ich,
besteht eine Art natürlicher Nähe zu Hölderlin. Es
sind Reisen in ganz andere Welten, die man bei
so einem historischen Stoff unternimmt. Wichtig
ist dann, herauszufinden, wo genau der Punkt ist,
der die Geschichte zu einer eigenen Geschichte werden lässt. Bei Hölderlin war es eine große
Geschichte über das Scheitern – das war das, wo
ich sagen konnte: Das interessiert mich. Bei ES
KOMMT DER TAG habe ich versucht herauszufinden, was Geschichte ganz konkret mit uns macht,
wie sie uns prägt und was passiert, wenn auf
einer sehr persönlichen Ebene das Gestern mit
dem Heute kollidiert. Spannend bei historischen
Stoffen ist, im uns scheinbar Fremden das Eigene
zu entdecken, im Vergangenen das Heutige. Man
hat im Historischen eine Folie, die einem eine
unglaubliche Freiheit des Erzählens lässt, auch
wenn es am Anfang gar nicht so scheint.
Müller: Ich glaube, da muss man ganz klar unterscheiden. Die gerade genannten Filme sind
ja genau genommen Remakes. Diese Bücher
wurden bereits mehrfach verfilmt. Das ist kein
neuer Trend. Diese Verfilmungen wird es wahrscheinlich in jeder neuen Kinogeneration geben.
Anders ist das mit den historischen Themen. Da
ist jetzt offenbar die Zeit reif, und zwar nicht
nur für Nazi-Geschichten, sondern auch für
Linda Söffker: Bei unseren Überlegungen zu diesem Gespräch spielte nicht nur der Eindruck eine
Rolle, dass im deutschen Film in den letzten Jahren historische Stoffe Konjunktur haben, sondern
auch die große deutsche Literatur. Stichworte:
EFFI BRIEST und BUDDENBROOKS. Wo kommt
dieses Interesse jetzt her?
Linda Söffker
69
Susanne Schneider
70
die jüngere Vergangenheit, also den Deutschen Gallenberger: Ich glaube, es ist ein bisschen
Herbst im Westen oder das Ende der DDR im schwierig, einen ‚Trend’ zu beurteilen, wenn
Osten.
man selber drin steckt. Es ist wahrscheinlich
einfacher für Festivalmacher, die ja sehr viele
Schneider: Ketzerisch könnte man ja auch mal Filme sehen und dann ausmachen können, gibt
fragen, ob es daran liegt, dass man den eige- es diesen Trend oder gibt es ihn nicht. Wenn wir
nen Stoffen von hier und heute nicht traut? dieses Jahr gucken, was für den DEUTSCHEN
Also dass es entweder die kleinen, privaten Ge- FILMPREIS in der Kategorie ‚Bester Spielfilm’
schichten gibt, die mit wenig Budget gedreht nominiert ist, dann ist das doch ein erstaunwerden können, oder Bestsellerverfilmungen, lich guter Schnitt durch alle möglichen Genres,
die dann auch ein ordentliches Budget haben. Formen, Aktualitäten. Daher finde ich eigentlich
In diese Kategorie fallen auch historische Stof- das Herausragende: Wenn es einen Trend gibt,
fe. Es gibt im Kino kaum Originalstoffe, die mit dann ist es die Vielfalt. Und das ist definitiv
richtig viel Geld und Aufwand gedreht werden, das beste Gesundheitszeichen für eine Branche.
dabei gäbe es viel zu erzählen. Es scheint, als Dieses Jahr haben wir den BAADER MEINHOF
trauten wir aus einer Übersättigung durch das KOMPLEX als großen, neuen deutschen GeFernsehen heraus unseren Gegenwartsstoffen schichtsfilm, Christian Petzold mit JERICHOW,
nicht so weit, dass wir sie, mit einem Etat wie die ganz andere Blickrichtung der Berliner
sie z.B. DER BAADER MEINHOF KOMPLEX Schule, WOLKE 9, ganz privat auf das Menschhatte, fürs Kino erzählbar machen würden. Bei liche zielend, CHIKO, eine Genregeschichte,
historischen Stoffen begibt man sich nicht ins JOHN RABE haben wir schon besprochen und…
erzählerisch Ungewisse, man hat einen Rahmen
und man hat Bekanntheitsfaktoren und natür- Söffker: ... IM WINTER EIN JAHR.
lich immer auch die Absicherung, dass das, was
man erzählt, wirklich passiert ist.
Deutscher Filmpreis 2009
Gallenberger: Ja, genau. Ein Familiendrama. Das
sind doch alles ganz unterschiedliche Geschichten, die jede auf ihre Art und Weise gelungen
ist. Das finde ich den Trend. Dass da auch historische Stoffe dabei sind, hat sicher auch mit
einer Angst zu tun, weil ein historischer Stoff
für Produzenten greifbarer ist, weil er sich auf
was bezieht – und das vermittelt dann eine gewisse Sicherheit, und weil es historische Stoffe gibt, die aus einer historischen Distanz am
Ende erzählbar werden. Wenn man sich JOHN
RABE anguckt, dann ist das ein Stoff, der nicht
so ganz in die Dritte-Reich-Geschichten hineinpasst, weil er mit dem Dritten Reich eigentlich
nur am Rande was zu tun hat. Er spielt in China
noch vor dem Zweiten Weltkrieg. Daher glaube
ich, es ist ein Blick auf die Geschichte, der vor
zehn Jahren gar nicht interessant gewesen wäre,
weil es ja nicht so eindeutig ist, weil man ja erst
die Sachen, die näher liegen, erzählen muss. Also
erst muss man den Kern abhandeln, bevor man
Charaktere in den Mittelpunkt stellen kann, die
eigentlich mehr oder weniger Satelliten dieses
Systems sind.
Müller: Kleiner Widerspruch. Sicherheiten gibt
es für den Produzenten eigentlich nicht. Die einzige kleine Sicherheit, die Du hast, ist, wenn Du
Literatur- oder Romanverfilmungen machst, dass
da möglicherweise schon eine Aufmerksamkeit
in der Öffentlichkeit besteht. Dann muss man
natürlich noch einen guten Film daraus machen.
Es braucht die neue Ansicht, die andere Sicht auf
die Dinge, die Dich interessiert und die Leute ins
Kino treibt.
Gallenberger: Aber nehmen wir mal an, ich hätte
die Figur John Rabe erfunden, dann ist so eine
Geschichte mit Sicherheit nicht finanzierbar.
Nur weil es diesen Menschen tatsächlich gegeben hat, sagen die Leute: Ja, das ist wahr – und
glauben tatsächlich an die Kraft der Geschichte.
Daher glaube ich schon, dass historische Stoffe
Sicherheiten vermitteln.
Holighaus: Eine Hamburger Wochenzeitschrift
zitiert im Zusammenhang mit JOHN RABE die
These, dass im Kino immer dann Heldengeschichten erzählt werden, wenn die Gesellschaft
in einer Krise ist.
Krebitz: Interessant ist aber schon, wer dann so alles zum Helden gemacht wird. Beim UNTERGANG
ging mir das zum Beispiel wahnsinnig auf die
Nerven. Mir hätte ein Film über die letzten Tage
im Führerbunker schon gereicht, wenn mich keine angeblich unschuldige Sekretärin durch den
Schlamassel geführt hätte. Es kann in so einem
Film doch wirklich nicht darum gehen, wie verrückt Adolf Hitler war und wie sehr alle anderen
darüber mit den Augen rollen mussten. Aber egal,
generell merkt man schon, dass die Generation
der Täter langsam ausstirbt und vielleicht auch
deshalb versucht wird, anders mit unserer Vergangenheit umzugehen. Es gab ja diese generelle
‚deutsche Hochstimmung’, als die Fußball-WM in
Deutschland war zum Beispiel – als alle plötzlich
wieder Lust hatten, Deutsch zu sein. Das konnte
man auch im Ausland spüren, dass es plötzlich
okay war, wenn man aus Deutschland kam. Dieser
Trend, das deutsche Selbstbewusstsein hochzujubeln, hat dann vielleicht auch eine Filmwut ausgelöst. Aus dieser, der oder jener Perspektive über
das Dritte Reich zu erzählen, wäre so früher nicht
möglich gewesen.
71
Alfred Holighaus
Gallenberger: Ich glaube auch, dass an der Heldenthese etwas dran ist. Denn das, was fehlt,
wird eben gesucht. Es ist aber auch so, dass in
einer Zeit, in der ein unheimlicher Werteverfall
stattfindet – und zwar nicht nur bei den Wert72
papieren; es werden ja
Werte in einer Größenordnung
vernichtet,
die sich ein normaler Mensch gar nicht
vorstellen kann –, da
geht dann das Interesse los, nach Werten
zu suchen, die auf
diese Art und Weise
nicht vernichtet werden können. Und das
sind dann eben ganz
andere Werte als die,
die man auf dem Konto hat, sondern Werte,
für die man einstehen
kann – Zivilcourage
etc. Diese Werte sind
fürs Leben letztendlich ja auch viel wichtiger und viel glücksstiftender. Das alles geht dann möglicherweise mit
Heldengeschichten Hand in Hand, weil Helden
natürlich immer Werte vertreten. Dabei geht
es dann nicht nur um die Heldenfigur an sich,
sondern es geht letztlich darum, sich zu positionieren in dieser Welt.
Schneider: Darin liegt ja dann auch der Unterschied zwischen einer fiktiven Figur und einer
historischen. Wenn es um Zivilcourage geht,
dann zeigt uns eine historische Figur immer:
Jemand hat etwas Konkretes getan, hat sich gewehrt, wie eben John Rabe oder Oskar Schindler.
Und hinter einer fiktiven Figur kann man sich
immer verstecken, sie fordert einen nicht so heraus, sie hält einem nicht den Spiegel vor, wie
es historische Figuren tun. Ich glaube, das hätte
keinen Sinn gemacht, einen John Rabe oder Oskar Schindler zu erfinden.
Holighaus: Sprechen wir doch mal über die Beschaffenheit von deutschen Helden. Wir haben es
ja nicht so einfach wie das Hollywood-Kino, das
einfach jemanden schwer bewaffnet, ihn dann
irgendwo hinschickt und zum Helden macht.
Gallenberger: Als wir in China beim JOHN RABEDreh mit den chinesischen Behörden die Drehgenehmigungen ausklamüsert haben, sagten sie:
Deutscher Filmpreis 2009
Es muss einen chinesischen Helden in dem Film Müller: Na, Batman oder John MacLane haben
geben. Am besten einen jungen Soldaten mit ei- sicher auch ihre Brüche…
ner Knarre, der ganz viele Japaner erschießt.
Krebitz: Ja, aber die sind ihnen dann angedichtet
worden vom Autor. Die sind so geboren oder hatKrebitz: Das haben die wirklich gesagt?
ten einen Unfall... Ein deutscher Held muss sich
Gallenberger: Und dann habe ich gesagt: Nein, sein Heldentum erarbeiten.
nein, das ist keine Heldenfigur, die ich in meinem Film haben will, das ist für mich gar kei- Schneider: Unsere Helden zeichnen sich einfach
ne Heldenfigur. Das heißt, diese Vorstellung von durch einen kompletten Mangel an Pathos aus –
dem Helden mit der Waffe in der Hand ist nicht das ist der Bruch. Das, was die Amerikaner sich
nur amerikanisch, die gibt’s woanders auch. einfach ungeniert trauen, Pathos zu zeigen, da
Ich glaube nur, der Unterschied ist vielleicht, sind wir aufgrund unserer Geschichte – zu Recht
wenn man einen Film mit Bruce Willis hat, dann wie ich finde – immer noch sehr vorsichtig.
kommt er ins Bild, und man weiß als Zuschauer
sofort: Das ist der Held! Aber John Rabe ist eher Gallenberger: Dabei spielt sicher auch eine große
jemand, der zum Helden wird – durch das, was Rolle, wie ein Land mit Erfolg umgeht. Darf ein
er macht. Ich glaube, in Deutschland braucht der Held Erfolg haben? Das ist ja hier ganz anders
Held irgendwo einen Bruch. Weil die Geschichte als in Amerika, wo Dich der Erfolg absolut adelt,
dieses Landes einfach eine gebrochene ist. Den wohingegen hier der Erfolg gerne auch kritisch
riesigen kulturellen Abbruch, den es gab, der beurteilt wird.
muss sich auch irgendwo in einem Helden nieSchneider: Ungebrochene Sieger gibt es bei uns
derschlagen.
eigentlich nur im Sport – ansonsten ist man da Alfred Holighaus, Linda Söffker, Susanne Schneider,
immer sehr skeptisch.
Christoph Müller, Nicolette Krebitz,
Florian Gallenberger
73
DAS TEAM
VERANSTALTER
Der Deutsche Filmpreis ist eine Veranstaltung der Deutschen Filmakademie in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, produziert
von der DFA Produktion GmbH.
Deutsche Filmakademie e.V.
Präsidium: Senta Berger, Günter Rohrbach
Vorstandsvorsitzender: Stefan Arndt
Geschäftsführung: Christiane Teichgräber
Team: Katja Hevemeyer, Claudia von Mickwitz,
Karina Pasternak, Stephan Pless, Tanja Riehn,
Janet Röder
BKM/Filmreferat K35,
Stefanie Hasler, Ulrike Schauz
MODERATION
Barbara Schöneberger
KÜNSTLERISCHE LEITUNG
Hans-Christoph Blumenberg
74
PRODUZENTIN
Claudia Loewe (DFA Produktion GmbH)
REGIE
Utz Weber
PRODUCERIN
Marion Gaedicke
REGIEASSISTENZ
Stefanie Herrmannsdörfer
PRODUKTIONSLEITUNG
Matthias Börner, Carsten Lehmann (MBTV)
REDAKTION
Claudia Voelker, Jenny Fiedler, Andrea Poulios
PRODUKTIONSKOORDINATION
Dorothee Hufschmidt
ZUSPIELER
Carlos Gerstenhauer, Natalie Kurz
KOORDINATION ZUSPIELER
Heike Hütt
BÜHNENBILD
Hassler Entertainment Architecture
KOSTÜMBILD
AUFNAHMELEITUNG
Martin Hoffmann, Roxana Hoh, Burkhard Krone, Heike Stemmler Collection
Julia Vetterl
MASKE
Udo Walz by Kérastase
NOMINIERTEN- UND GÄSTEBETREUUNG
Horst Kirchberger
Sigrun Hauer GmbH
Matthias Klemenz (Maske B. Schöneberger)
AUTOREN
LICHTSETZENDER KAMERAMANN
Johanna Adorján
Didi Garsoffky
Dr. Christof Mannschreck
Deutscher Filmpreis 2009
IMPRESSUM
TITELMUSIK
Loy Wesselburg, Bernhard Eichner
NOTAR
Hellmut Sieglerschmidt
EINSPIELUNG TITELMUSIK
Berliner Philharmoniker unter der Leitung
von Sir Simon Rattle
SENDEPARTNER
ZDF
Gesamtleitung: Manfred Teubner
Redaktion: Susanne Krummacher
Erste Produktionsleitung: Martin Wosseng
Produktionsleitung: Alexandra KammlerStromsky
MUSIKALISCHE BEGLEITUNG GALA
Tobias Kremer Big Band
PR
LimeLight PR
Petra Schwuchow, Carolin Bitzer
BETREUUNG PARTNER/DRUCKERZEUGNISSE
Verena Herfurth
DRUCKERZEUGNISSE/INTERNET
e27 Berlin, www.e27.com
RECHTSBERATUNG
Dr. Frank Brauner
Prof. Dr. Mathias Schwarz
LOLA PARTY
Fast Forward Communications GmbH
Daniel Kloß, Anke Brandt
LOLA FESTIVAL
Deutsche Filmakademie e.V.
Gisela Liesenfeld (DFA Produktion GmbH)
Saskia Vömel, Jasmin Knich (Entertainment
Kombinat)
Eduard Barnsteiner, Sascha Lubrich
(Barnsteiner Film)
HERAUSGEBER
Deutsche Filmakademie e.V.
Köthener Straße 44
10963 Berlin
(V.i.S.d.P. Christiane Teichgräber)
CHEFREDAKTION & TEXTE
Alfred Holighaus, Linda Söffker
Gastautor
Stefan Lukschy
PRODUKTION
Verena Herfurth
LAYOUT/GESTALTUNG
e27 Berlin, Robert Neumann
Abdruck der Texte nur nach vorheriger
Genehmigung und mit Quellenhinweis
„DEUTSCHE FILMAKADEMIE/DEUTSCHER
FILMPREIS 2009“
75
Wir danken von Herzen allen treuen Freunden des deutschen Films
medienboard
Berlin-Brandenburg GmbH
Den Produzenten für die Bereitstellung
des Filmmaterials und die Kooperationsbereitschaft,
den Kinobesitzern, Verleihern und Filmemachern, die aktiv beim LOLA FESTIVAL 09
mitgewirkt haben,
Unser ganz persönlicher Dank geht an:
Senta Berger, Günter Rohrbach und Stefan
Arndt für alles und jeden Tag,
den Paten für ihren engagierten Auftritt,
und allen anderen, die auf individuelle Art und
Weise zum Gelingen dieses Abends beigetragen
haben.
alle Vorstände für ihr unermüdliches
Engagement,
den Mitgliedern für ihre Kreativität und ihren
Einsatz in der Deutschen Filmakademie,
76
das wunderbare Team für die beständige
Motivation und Leidenschaft.
Deutscher Filmpreis 2009
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