FP Programmheft 2011

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FP Programmheft 2011
2011
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
IM FRIEDRICHSTADTPALAST
8. APRIL 2011
GRUSSWORT
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Mein aufrichtiger Dank gilt einmal mehr der
Deutschen Filmakademie und ihren Präsidenten Iris Berben und Bruno Ganz. Seit nunmehr
sieben Jahren gelingt es der Akademie immer
wieder aufs Neue, einen wunderbar glamourösen und spannenden Abend auszurichten.
Allen Gästen, Nominierten und Preisträgern
wünsche ich vergnügliche und unterhaltsame
Stunden.
Bernd Neumann, MdB
Staatsminister bei der Bundeskanzlerin
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur
und Medien
Foto: © Bundesregierung/Kugler
Der heutige Abend bietet die wunderbare Gelegenheit, sich herausragenden Filmproduktionen des zurückliegenden Kinojahres in Erinnerung zu rufen. Für mich ist die Verleihung
des Deutschen Filmpreises aber mehr als eine
bloße „Leistungsschau“ heimischen Filmschaffens. Ob dokumentarisch oder fiktional, provokant oder poetisch – Filme zeichnen immer auch
ein Bild unseres Landes. Was bewegt oder rührt
uns? Was amüsiert uns? Wie ein Seismograph
geben sie Aufschluss über Befindlichkeiten unserer Gesellschaft. Es gibt ein großes Bedürfnis
nach mitreißenden deutschen Produktionen.
Wir brauchen diese Filme der Nähe, die ein Bild
der Lage zeichnen – wir brauchen das deutsche
Kino! Ziel der Filmpolitik des Bundes ist daher
die Stärkung deutschen Filmschaffens, kulturell
wie auch wirtschaftlich. Mit der Vergabe des
Deutschen Filmpreises, dem höchstdotierten
deutschen Kulturpreis, will die Bundesregierung
nicht nur herausragende Filmkunst würdigen,
sondern sie zugleich fördern.
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
GRUSSWORT
einige sehr und einige weniger angenehme Überraschungen bereit. Vor allem aber war der deutsche Film im vergangenen Jahr politisch stark
angeschlagen. Die schwelende Rechtsunsicherheit um die Verfassungskonformität der wichtigen Filmförderinstrumente des Bundes und die
damit verbundene eingeschränkte Handlungsfähigkeit der Filmförderungsanstalt hat nicht
nur den Filmproduzenten des Landes schlaflose
Nächte bereitet. Alle Filmschaffenden spürten,
dass es um ihre künstlerische und wirtschaftliche Zukunft ging. Seit dem lange erwarteten
Urteil des Bundesverwaltungsgerichts am
23. Februar 2011 ist die Rechtssicherheit wieder hergestellt. Die Diskussion um moderne
Zukunftsmodelle zur Filmförderung geht weiter.
Sicher auch mit uns, mit der Filmakademie.
Foto: © Mathias Bothor
Als wir vor ziemlich genau einem Jahr zum ersten Mal an dieser Stelle auftauchten, hatten wir
gerade unsere ehrenvollen Ämter übernommen.
Zwar hatten wir von unseren Vorgängern durchaus erfahren, mit wieviel Verantwortungsgefühl,
Engagement, manchmal Geschick, manchmal
Rigorosität man als oberstes Organ der
Deutschen Filmakademie zur Sache gehen muss,
aber um es wirklich zu verstehen, mussten wir
es im Laufe der letzten zwölf Monate auch erleben. Wir haben es erlebt. Und es hat uns gefallen.
Denn wir haben vor allem erlebt, dass das alles
einen Sinn hat, weil der deutsche Film und die
Deutsche Filmakademie mit uns in Verbindung
gebracht werden. Wir konnten unsere Gesichter,
unsere Stimmen und unsere Meinungen zur Verfügung stellen – und wurden dafür respektiert,
kritisiert, gehört und – wie wir durchaus spüren Jetzt freuen wir uns darauf, mit den Nominierkonnten – auch geliebt.
ten und Preisträgern des Deutschen Filmpreises
einen Abend für den deutschen Film zu feiern. Iris Berben
Bruno Ganz
Dabei war das vergangene Jahr kein leichtes für Ab morgen ist das Kino wieder Alltag, Arbeit und (Präsidentin)(Präsident)
den deutschen Film. Wirtschaftlich schwächelte Aufgabe. Darauf und darüber freuen wir uns über. Künstlerisch gab es keine ausgesprochenen rigens auch.
Höhenflüge. Er hielt aber – da ist er verlässlich –
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DIE VORZÜGE DES PALASTES
Interview mit den Künstlerischen Leitern Gallenberger: Leider nicht ... Die Nummer kippt
Benjamin Herrmann und Florian Gallenberger.
gerade, weil sich das Pult des Staatsministers
nicht am Trapez festmachen lässt und er ohne
?? Der Friedrichstadtpalast bot schon bei der Pre- Pult nicht auftritt.
miere im letzten Jahr neue Möglichkeiten für die
Show. Mittlerweile kennt ihr euch in der Location ?? Gibt es etwas, das ihr grundsätzlich völlig annoch besser aus. Hat das überraschende Auswir- ders machen wollt als 2010?
kungen auf das Konzept?
Herrmann: Ja, DAS WEISSE BAND nicht alle
Florian Gallenberger: Wir versuchen natürlich Preise gewinnen lassen. Wir fanden die Show im
wieder die Vorzüge des Palasts zu nutzen und letzten Jahr ja nicht schlecht, so dass wir nicht
auch mit Elementen aus der aktuellen Show des grundsätzlich anders arbeiten wollen. Aber naFriedrichstadtpalasts zu arbeiten. Das wird den türlich wollen wir noch besser werden.
Abend sicherlich bereichern, allerdings wollen
wir nicht das Augenmerk verlieren, das liegt näm- Gallenberger: Also heißt es, die Show noch weiter
lich zweifellos auf den Filmen, den Nominierten zu entschlacken, durch überraschende Paten und
und den LOLAs. Und das soll auf keinen Fall an- den Verzicht auf den sonst so allgegenwärtigen
ders sein.
Laudationsmüll die Sache schwungvoll zu halten,
so dass der Zuschauer am besten vergisst, dass 17
Benjamin Herrmann: Stimmt. Nur für einen Mo- Preise in zwei Stunden vergeben werden müssen
ment darf man das vergessen: Wenn Iris Berben und man dabei immer Gefahr läuft, in eine repetiund Bruno Ganz an einem brennenden Trapez in tive Nummernrevue zu verfallen.
15 Meter Höhe ohne Fangnetz Salti Mortale schlagen und der Staatsminister sie dann auffängt ... Herrmann: Aber den Kinderchor aus der OscarVerleihung machen wir schon auch, oder?
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Gallenberger: Ja, aber bei uns mit dem Seniorenchor der Filmakademie, die die nominierten Filmmusiken pfeifen.
?? Wieviel Kino wollt ihr euch in der Fernsehshow
erlauben und dem Publikum gönnen?
Herrmann: Das wird sicher der entscheidende
Unterschied zum letzten Jahr: Das Bühnenbild
wird viel stärker großes Kino kommunizieren.
Und wenn die Technik mitspielt, wird das sehr
beeindruckend.
Gallenberger: Und worum geht es im Kino:
Emotionen, Unterhaltung und den Zuschauer
durch Geschichten bereichern – vielleicht gelingt
uns das eine oder andere auch in der Show.
?? Barbara Schöneberger moderiert die Verleihung zum vierten Mal. Was werdet ihr tun, damit
sie sich nicht langweilt?
Herrmann: Wichtiger ist doch: Was wird sie tun,
damit wir uns nicht langweilen? Vor allem wird
sie den Text für ihre Anmoderation erst nach
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
dem Warm-up bekommen, damit nicht schon die
Pointen für die Show getestet werden können.
Gallenberger: Barbara ist grundsätzlich nicht
jemand, der schnell langweilt – weder sich noch
das Publikum - und dass sie den Filmpreis nun
zum vierten Mal moderiert, finde ich eher einen
Vor- als einen Nachteil, denn man muss auch zusammenfinden, die Energie und die Art der Komik
und Ironie, die Barbara mitbringt, besser kennen, verstehen und schätzen lernen, um ihr dann
wirklich die bestmögliche Show auf den Leib zu
schreiben.
Foto: © Michael Tinnefeld
Herrmann: Die Vereinbarung ist ja, dass Barbara
den DEUTSCHEN FILMPREIS so lange moderiert,
bis ihr eine Hauptrolle in einem großen Kinofilm
angeboten wird. Und da die gesamte Filmbranche
sie offensichtlich nicht als Filmpreis-Moderatorin verlieren will, bekommt sie diese Rolle nicht.
Oder Florian: Barbara als einen der beiden Milli
Vanillis?
Gallenberger: Nee, dafür kann Barbara zu gut
singen ... leider.
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DER GESCHICHTENAUFHEBER – EHRENPREIS FÜR WOLFGANG KOHLHAASE
„Wir zeichnen einen Mann aus, der auf beiden deutschen Seiten Filmgeschichte und –
Geschichten geschrieben hat. Kluge, lakonische, lebensnahe, komische und manchmal
bittere Beschreibungen des Alltags. Es scheint,
dass Regisseure und Schauspieler dabei immer seine Komplizen sind. Und so kann man
nur gewinnen.“ Iris Berben, Präsidentin der Deutschen Filmakademie und Vorsitzende der Ehrenpreisjury
„Die Kunst von Wolfgang ist Poesie in Kurzform. Pathos oder Sentimentalität sind ihm
fremd. Er beschreibt komplizierte Dinge mit
einfachen Worten. Seine Texte sind klar und
direkt. In ihrer Lakonie treffen sie trotzdem
mitten ins Herz. Das hat damit zu tun, dass er
die Menschen und seine Figuren mit den Augen der Liebe betrachtet. Regieanweisungen
im klassischen Sinne kommen in Wolfgangs
Drehbüchern nicht vor. Es gibt keine in Klammern gesetzten Einschübe vor Dialogsätzen,
die die Gefühlslage der Figuren genauer erläutern. Dafür manchmal kleine, kommentierende Sätze von großer poetischer Genauigkeit.
Wolfgang vertraut seinen Partnern – und dass
sie genau lesen können. Kleine Menschen und
ihre großen Träume. Bei Wolfgang ist das lustig, aber nie lächerlich. Er wirkt mit seinen 78
Jahren manchmal wie ein großer Junge, der
sich gerade einen neuen Streich ausgedacht
hat. Im Gespräch reibt er sich bisweilen die
Hände an der Brust, so wie andere sich an der
Stirn kratzen. Es ist eine unbewusste Geste, als
wollte er sich im Gedankenflug seiner Körperlichkeit versichern, sich konzentrieren, ohne
grüblerisch zu sein. So bleibt er im Nachdenken offen.“
„Ich habe immer gesagt: Wenn man beispielsweise Prosa schreibt, schreibt man bei
geschlossener Tür. Und wenn man Filme
schreibt, Drehbücher schreibt, schreibt man
bei offener Tür. Und man hat immer Geräusche und Stimmen hinter der Wand, und immer kommt einer rein und sagt: ‚Wie weit biste denn?‘ Das Vergnügen, das ich immer empfunden habe, kam, weil ich gern an Schauspieler gedacht habe beim Schreiben. Natürlich hab ich an meine Figuren gedacht, aber
die Figur kommt ja auf die Welt als Rolle für
einen Schauspieler. Ich habe immer an Schauspieler gedacht, nicht so gezielt, dass ich gesagt habe, ich schreibe für den oder diese die
Rolle, sondern überhaupt an Schauspieler, als
Möglichkeit, als Schönheit. Und bis heute ist
Andreas Dresen, Regisseur, über Wolfgang es faszinierend, dass man sich hinsetzt und
Kohlhaase anlässlich des Ehrenbärens der sich eine Geschichte ausdenkt. Okay, dann
Berlinale 2010 in der „Zeit“
steht sie auf dem Papier, möglichst brauchbar
und genau. Aber dass sich dann Erwachsene verkleiden und plötzlich werden daraus
sozusagen Figuren, als ob sie aus dem Leben
wären, das hat für mich bis heute einen Zau-
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ber. Ich versuche, an Schauspieler zu denken,
wenn ich Dialoge schreibe: Sie sollen es gut
haben. Wenn es die Schauspieler gut haben,
hat es der Film gut. Also, das ist für mich bis
heute eine Realität. Und gut, jetzt kannst du
sagen: Die hat dann auch was Erotisches, im
allgemeinsten Sinne: Jetzt wird Fleisch und
Blut angeschafft, mit Hilfe der Schauspieler.“
Wolfgang Kohlhaase über die Erotik des
Schreibens auf VIERUNDZWANZIG.DE
„Ich habe im Laufe der Jahre meine Partner
nicht oft gewechselt. Da waren Konrad Wolf,
Frank Beyer und Gerhard Klein. Und ich glaube, ich würde nicht für den Film schreiben,
wenn ich ein Drehbuch abgeben müsste mit
schönem Gruß an den Zuschauer. Ich weiß genau, dass ein Drehbuch so gut sein kann, wie es
will. Es muss sogar ziemlich genau sein, aber es
ist ein Zwischenprodukt. Und alles entscheidet
sich im Drehprozess. Deshalb versuche ich, mit
dabei zu sein und meine Meinung einzubringen. Film ist ein synthetisches Unternehmen:
So genau Sie auch schreiben, die ganze Dimension beruht auf Verabredung. Selbst das, was
vom Vertrag am Ende wirklich eingelöst wird,
beruht auf Verabredung. Auch DER BRUCH hat
damit angefangen, dass ich zu Frank Beyer sagte: Ich erzähl´ Dir mal eine Geschichte, die ich
lange kenne. Das war nicht nur die Mitteilung
eines Faktums, sondern auch einer Tonlage.“
Wolfgang Kohlhaase über sein Verständnis der Zusammenarbeit mit Regisseuren (in
einem Interview mit Wolfgang Brenner und
Alfred Holighaus im TIP Magazin 1988 )
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„Also so schlecht ist es nicht herauszufinden,
was das Publikum mag. Das bringt ein bisschen Unruhe – und die ist wünschenswert.
Wir müssen zum Beispiel erreichen, dass jüngere Leute schneller zu ihrem Film kommen.
Es ist nicht in Ordnung, dass Regisseure in
ihren Dreißigern sind, wenn sie ihre erste eigene Klappe schlagen. Das Publikum ist jünger als die Regisseure. Bei uns geht die Ausbildung sehr solide, aber auch ein bisschen
langsam. Andererseits schlägt die Einnahme
nicht sofort um bei uns. Für den ambitionierten Film – selbst wenn nur eine Minderheit ihn
sieht – ist bei uns immer ein Platz. Und das
ist nötig, weil er die Filmkunst weiterbringt.
Sie bekommt in jedem Jahr das Geld, das sie
braucht. Kommerziell kann das gar nicht
aufgehen – vor allem nicht bei dem kleinen
Markt. Allerdings kann diese Unterstützung
auch bequem machen. Sie wirft ihre eigenen
Probleme auf.“
Wolfgang Kohlhaase über die Vor- und Nachteile der Filmproduktion im real existierenden
Sozialismus (in ebendiesem Interview)
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Foto: © Christine Halina Schramm
„Auch sollte ein Drehbuchschreiber nie vergessen, was er in den ersten zehn Jahren vom
Küchenfenster aus gesehen hatte. Das Küchenfenster seiner Kindheit war in Adlershof und es
ist nicht überliefert, ob der 14jährige Sohn eines
Maschinenschlossers da rausgucken durfte,
als die Russen kamen. Im prägsamsten Alter
wankte unter seiner Generation der Boden der
Wirklichkeit. Eben hatte er noch Veit Harlans
KOLBERG im Kino gesehen, jetzt liefen DIE
KINDER DES OLYMP. Wie relativ ist doch das
Absolute, erfuhr das Arbeiterkind und wollte
Geschichtenaufheber fürs neue Kino werden.
(...) Muss ein freier Berliner, um frei zu bleiben,
Westberliner werden? Wolfgang Kohlhaase
wurde freier Autor. Und das ist er nun schon
seit fast sechzig Jahren. Seine Dialoge sind oft
komisch, auch böse, auch melancholisch, poetisches Oszillieren an den Rändern durchaus
beabsichtigt – aber das alles auf Grundlage
höchstmöglicher Lakonie. Der Alltag und Wolfgang Kohlhaase machen nie (zu) viele Worte.“
Kerstin Decker im „Tagesspiegel“ anlässlich des
80. Geburtstages von Kohlhaase am 13. März 2011
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DEUTSCHER FILMPREIS 2011: DAS WAHLVERFAHREN
1. Die Vorauswahl
Seit 2010 gibt es statt der kleineren Einzelkommissionen insgesamt drei Vorauswahlkommissionen, die zusammen 33 Mitglieder haben. Erstens:
Eine größere, alle Sektionen repräsentierende Vorauswahlkommission für Spielfilm, die aus insgesamt 18 Personen (inklusive zwei Mitglieder des
Bundestages) besteht. Zweitens: Eine siebenköpfige Kommission für den Besten Dokumentarfilm
mit drei Vertretern aus der Sektion Dokumentarfilm, zwei Vertretern aus anderen Sektionen, einem Mitglied des Bundestages und einem branchenerfahrenen Kommissionsmitglied, das nicht
aus der Filmakademie kommt. Drittens: Eine Vorauswahlkommission für den Besten Kinderfilm
mit acht Mitgliedern – also Vertretern aus allen
Sektionen und einem MdB. Die aus allen drei
Kommissionen vorausgewählten Filme werden
ebenfalls für die Einzelleistungen berücksichtigt.
Die Vorauswahlkommission Kinderfilm hat in diesem Jahr alle Filme zusammen mit einer Gruppe
von acht- bis zwölfjährigen filmbegeisterten Kindern angeschaut – und mit ihnen diskutiert. Die
Vorauswahlkommission Spielfilm muss aus den
eingereichten Produktionen mindestens 20 Filme
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auswählen. Beim Dokumentarfilm sind es mindestens fünf, beim Kinderfilm mindestens vier
Filme. Höchstens kann in allen Kategorien eine
Anzahl von Filmen ausgewählt werden, die 40
Prozent der Anmeldungen entspricht. Sollten am
Ende der Entscheidungen wesentliche Kandidaten für Einzelleistungen übersehen worden sein,
so haben die Mitglieder der Spielfilmkommission die Möglichkeit, jeweils einen Kandidaten
für jeweils das Gewerk, das sie in der Kommission vertreten, nachzubenennen. Neu in den
Richtlinien ist das Angebot einer Dreitagesfrist
(nach Bekanntgabe der Vorauswahl) für Produzenten nicht vorausgewählter Filme, ihre Filme
für die Wild Card anzumelden. Diese Filme werden mit den vorausgewählten Filmen an die Mitglieder verschickt – und können von diesen freiwillig in die Abstimmung miteinbezogen werden.
Und zwar in allen Kategorien. Das wichtigste ist,
dass alle Kommissionen die Filme gemeinsam
im Kino anschauen. Darüber hinaus wird jedes
Kommissionsmitglied unmittelbar nach Anmeldeschluss mit DVDs der angemeldeten Filme
versorgt, so dass jedem persönlich genügend Zeit
bleibt, alle Filme angemessen zu sichten.
2. Die Nominierungen
Im nächsten Schritt wählen nun sämtliche Mitglieder der Deutschen Filmakademie in geheimer Wahl die Filme bzw. Einzelleistungen. In
der Kategorie Bester abendfüllender Spielfilm
sind sechs Nominierungen vorgesehen. In den
Kategorien Bester Dokumentarfilm und Bester
Kinderfilm jeweils zwei. Der Vorstand hat für
den Filmpreis 2011 drei Nominierungen bei den
Einzelleistungen festgelegt. Die Einzelleistungen
werden durch die jeweiligen Mitglieder der Sektion nominiert, in der das auszuzeichnende Gewerk
beheimatet ist. Beispiel: Kamera durch die Mitglieder der Sektion Kamera/Bildgestaltung usw.
Für die drei Hauptkategorien stimmen Mitglieder
mehrerer Sektionen ab. Konkret sind das beim
Besten Spielfilm und Kinderfilm die Mitglieder
der Sektionen Produktion, Regie und Drehbuch
und beim Besten Dokumentarfilm die Mitglieder
der Sektionen Dokumentarfilm, Produktion, Regie,
Kamera/Bildgestaltung sowie Musik/Schnitt/Ton.
3. Wahl der Preisträger
In der dritten Stufe stimmen alle Mitglieder für
alle Kategorien ab.
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Spielfilm (von unten links nach oben rechts)
Kinderfilm:
Eleonore Weisgerber,
Rainer Kölmel,
Gudrun Schretzmeier,
Jens Bartram,
Ray Müller,
Barbara Philipp,
Stephan Wagner,
Monika Bauert,
Peter Zenk,
Barbara Hennings,
Lisa Martinek,
Kit Hopkins,
Fotos: © Florian Liedel
Heinz Badewitz,
Andreas Wodraschke,
Wolfgang Treu,
Esther Gronenborn,
Hubertus Siegert,
Dorothea Neukirchen,
Gert Wilden Jr.,
Wolfgang Schukrafft
Dokumentarfilm:
Lucie Bates,
Martin Kukula,
Dani Levy
(es fehlt: Johannes Selle)
Niko von Glasow,
Christoph Hübner,
Angelika Krüger-Leißner, Douglas Wolfsperger,
Werner Grassmann,
Helge Albers
Stefan Schwietert,
Ehrenpreis (Ohne Foto)
Peter R. Adam
Dieter Ulrich Aselmann
Regine Baschny
Iris Berben
Marlis Heppeler
Mathias Schwarz
Manuela Stehr
Jasmin Tabatabai
Thomas Thieme
Markus Zimmer
13
Live dabei
sein mit
Enter tain
Glamour, Glanz
und Gloria!
Mit Entertain hautnah dabei sein, wenn der Deutsche Filmpreis verliehen wird.
Wir drücken allen Nominierten die Daumen!
DIE NOMINIERUNGEN ZUM DEUTSCHEN FILMPREIS 2011
Programmfüllende Spielfilme
ALMANYA - WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND
DREI DER GANZ GROSSE TRAUM
GOETHE! VINCENT WILL MEER
WER WENN NICHT WIR Programmfüllende Dokumentarfilme
KINSHASA SYMPHONY PINA Programmfüllende Kinderfilme
CHANDANI UND IHR ELEFANT
KONFERENZ DER TIERE
Andreas Richter, Ursula Woerner, Annie Brunner – Roxy Film
Regie: Yasemin Samdereli
Stefan Arndt – X Filme Creative Pool
Regie: Tom Tykwer
Anatol Nitschke, Raoul Reinert – deutschfilm, Cuckoo Clock Entertainment,
Senator Film Produktion
Regie: Sebastian Grobler
Christoph Müller, Helge Sasse – Senator Film Produktion
Regie: Philipp Stölzl
Harald Kügler, Viola Jäger – Olga Film
Regie: Ralf Huettner
Thomas Kufus – zero one film
Regie: Andres Veiel
Stefan Pannen, Holger Preuße –Sounding Images
Regie: Claus Wischmann, Martin Baer
Wim Wenders, Gian-Piero Ringel – Neue Road Movies
Regie: Wim Wenders
Arne Birkenstock, Helmut G. Weber – Fruitmarket Kultur und Medien, Tradewind Pictures
Regie: Arne Birkenstock
Reinhard Klooss, Holger Tappe – Constantin Film Produktion
Regie: Reinhard Klooss, Holger Tappe
15
Bestes Drehbuch
Miraz Bezar Florian David Fitz Nesrin Samdereli, Yasemin Samdereli Beste Regie
Florian Cossen Tom Tykwer Wim Wenders MIN DÎT – DIE KINDER VON DIYARBAKIR
VINCENT WILL MEER
ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND
DAS LIED IN MIR
DREI
PINA
Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle
Bernadette Heerwagen DIE KOMMENDEN TAGE
Lena Lauzemis WER WENN NICHT WIR
Sophie Rois DREI
Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle
August Diehl WER WENN NICHT WIR
Alexander Fehling GOETHE!
Florian David Fitz VINCENT WILL MEER
16
Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle
Meret Becker BOXHAGENER PLATZ
Katharina VINCENT WILL MEER
Müller-Elmau
Beatriz Spelzini DAS LIED IN MIR
Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle
Vedat Erincin SHAHADA
Heino Ferch VINCENT WILL MEER
Richy Müller POLL
Beste Kamera/Bildgestaltung
Matthias Fleischer DAS LIED IN MIR
Daniela Knapp POLL
Martin Langer DER GANZ GROSSE
TRAUM
Bester Schnitt
Mathilde Bonnefoy Ueli Christen Hansjörg Weißbrich DREI
WIR SIND DIE NACHT
WER WENN NICHT WIR
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Bestes Szenenbild
Silke Buhr POLL
Christian M. Goldbeck WER WENN NICHT WIR
Udo Kramer GOETHE!
Bestes Kostümbild
Monika Jacobs Thomas Oláh Gioia Raspé Bestes Maskenbild
Kitty Kratschke, Heike Merker
Björn Rehbein Susana Sánchez DER GANZ GROSSE TRAUM
JUD SÜSS – FILM OHNE GEWISSEN
POLL
GOETHE!
JUD SÜSS – FILM OHNE GEWISSEN
POLL
Beste Filmmusik
Matthias Klein Heiko Maile Tom Tykwer,
Johnny Klimek,
Reinhold Heil,
Gabriel Isaac Mounsey
Beste Tongestaltung
Manfred Banach, Christian Conrad,
Tschangis Chahrokh
Ansgar Frerich, Sabine Panossian,
Niklas Kammertöns
Frank Kruse, Matthias Lempert,
Arno Wilms
DAS LIED IN MIR
WIR SIND DIE NACHT
DREI
JERRY COTTON
PIANOMANIA – DIE SUCHE NACH DEM
PERFEKTEN KLANG
DREI
ES FOLGEN DIE NOMINIERUNGEN NACH FILMEN (in alphabetischer Reihenfolge der Filmtitel)
17
Drei* Vincent will meer*
Poll* Wer wenn nicht wir* Der ganz
große Traum* Goethe!* Kinshasa
Symphony* Pina* Die kommenden
Tage* Boxhagener Platz*
Wir sind die Nacht* Jerry Cotton*
* Medienboard-gefördert. Die zwölf
Filme sind insgesamt 36 Mal nominiert.
ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND
Dass die Produzenten
Andreas Richter, Ursula
Woerner und Annie
Brunner von Roxy Film
großen Wert auf ein
ausgereiftes Drehbuch
legen, haben die drei
schon bei dem Kinoerfolg WER FRÜHER
STIRBT IST LÄNGER
TOT (R: Marcus H.
Rosenmüller) bewiesen.
Und dass sich das bezahlt macht, auch:
Ihr Film bekam 2007 vier LOLAs, darunter die
für den Besten Spielfilm in Silber. Die Autoren
Christian Lerch und Marcus H. Rosenmüller
erhielten den Preis für das Beste Drehbuch.
Nun sind Roxy Film mit ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND (R: Yasemin
Samdereli) wieder als Bester Spielfilm nominiert
und – siehe da – die beiden Schwestern Nesrin
Samdereli und Yasemin Samdereli für das Beste
Drehbuch.
ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND
erzählt die Geschichte des 1.000.001. Gastarbeiters von seiner Ankunft 1964 bis zur Gegenwart. Sie beginnt in einem Dorf in Anatolien, von wo aus Hüseyin Yilmaz (Fahri Yardim)
Foto: © Christian Hartmann
ohne seine Familie nach Deutschland zieht, um
Geld zu verdienen. Später holt er Frau und Kinder nach. In der Jetztzeit ist Hüseyin Yilmaz
(Vedat Erincin) bereits zweifacher Opa und
sehnt sich zurück in seine Heimat nach Anatolien. Er hat dort ein Haus gekauft und möchte,
dass die ganze Familie in den Herbstferien dorthin reist. Auf der Fahrt wird dem sechsjährigen Enkel die ganze Geschichte der Emigration,
Integration und Emanzipation mit viel Witz in
Rückblenden erzählt. Der Film spielt somit auf
Bester Spielfilm –
ANDREAS RICHTER
Bester Spielfilm –
URSULA WOERNER
–ORANGE - MEIN LEB EN IN ORANGE (2011)
–ALMANYA - WILL KOMMEN IN
DEUTSCHLAND (2010)
–WER FRÜHER STIRBT
IST LÄNGER TOT (2006)
–DAS GESPENST VON CANTERVILLE
(2005/TV)
– ORANGE - MEIN LE-
BEN IN ORANGE (2011)
– ALMANYA - WILL KOMMEN IN
DEUTSCHLAND (2010)
– DAS BESTE KOMMT ERST (2009/TV)
– WER FRÜHER STIRBT
IST LÄNGER TOT (2006)
Foto: © Christian Hartmann
19
zwei Zeit-Ebenen und an zwei verschiedenen
Orten. Solch eine Struktur ist dramaturgisch
nicht immer leicht und überzeugend zu händeln,
aber die Autorinnen setzen hier auf Wiedererkennung und transportieren ausgesprochen
liebevoll und erfrischend ähnliche Situationen
geschickt in verschiedene Zeiten. Wenn z.B. die
kleine Schwester und ihr Bruder in Deutschland
am Fenster stehen, um begeistert das Müllauto
zu beobachten, dann ist das niedlich. Wenn sie
dann sagt, dass sie später mal Müllfrau werden
Foto: © Christian Hartmann
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will und ihr Bruder entgegnet, dass das nicht
geht: Müllfrauen gibt es nicht – dann muss man
schmunzeln. Und wenn dann das Mädchen als
Frau 45 Jahre später in der Türkei Müllfahrerinnen auf der Straße sieht, dann erzählt das auf
charmanteste Art, wie die Welt sich wandelt.
Den Roxy-Film-Produzenten sind Nesrin und
Yasemin Samdereli schon vor vielen Jahren an
der Münchner Filmhochschule mit ihrem Film
KISMET aufgefallen. Als ihnen die beiden dann
ein erstes Drehbuch zu ALMANYA vorlegten,
fanden die Produzenten ihre unkonventionelle
Erzählweise sehr reizvoll, wussten aber, dass
da noch eine ganze Menge Arbeit vor ihnen liegen würde. Zum Glück schreckte das niemanden
ab. Mit großem inhaltlichen Interesse und sehr
viel Liebe zum Detail entwickelten alle zusammen den Stoff erfolgreich zu einem großen Publikumsfilm, der aus einer deutsch-türkischen
Familiengeschichte ein universelles Thema
macht.
Bester Spielfilm –
ANNIE BRUNNER
Bestes Drehbuch –
NESRIN SAMDERELI
Bestes Drehbuch –
YASEMIN SAMDERELI
– ORANGE-MEIN LEBEN
IN ORANGE (2011)
– DIE HEBAMME - AUF
LEBEN UND TOD
(2011/TV)
– ALMANYA - WILL KOMMEN IN
DEUTSCHLAND (2010)
– WER FRÜHER STIRBT
IST LÄNGER TOT (2006)
– ALMANYA WILLKOMMEN IN
DEUTSCHLAND (2010)
– TÜRKISCH FÜR
ANFÄNGER (2006/TV)
– ALLES GETÜRKT
(2002 / TV)
–KISMET
(2001/Kurzfilm)
– ALMANYA WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND (2010)
– ICH CHEF, DU NIX
(2007 / Regie / TV)
– ALLES GETÜRKT (2002 / TV)
KISMET
(2001/ Kurzfilm)
Foto: © Raimar von Wienskowski
Foto: © Raimar von Wienskowski
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
BOXHAGENER PLATZ
Wenn man einen Berlin-Film dreht, kann
man mit Meret Becker
(Beste darstellerische
Leistung – weibliche
Nebenrolle) im Schauspiel-Ensemble definitiv nichts falsch machen. Im Gegenteil. In
Bremen geboren, aber
in Berlin aufgewachsen, lebt und atmet
sie diese Stadt. Wenn
Meret Becker aufspielt,
dann haben Herz und Schnauze noch eine direkte Verbindung.
In Matti Geschonnecks neuem Film BOXHAGENER PLATZ hört und sieht man das OstBerlin von 1968 – und man glaubt es regelrecht
zu riechen. Meret Becker spielt eine dauergewellte und auftoupierte Friseuse (wie es damals als gängige Berufsbezeichnung noch hieß),
verheiratet mit einem Polizisten, dem Abschnittsbevollmächtigten (Jürgen Vogel), und
die Mutter eines 12-jährigen Jungen (Samuel
Schneider). Sie heißt Renate, wie viele in dieser
Zeit – möchte aber gerne ein bisschen anders
sein als die anderen. Während draußen auf der
Straße linientreue DDR-Bürger ihre Fahnen
schwenken und dem Staatsoberhaupt Walter
Ulbricht zujubeln, revoltiert Renate auf ihre
Art, indem sie zuhause bleibt, das Radio und
West-Fernsehen gleichzeitig aufdreht und sich
Berichte von den Studentenprotesten auf dem
Ku´Damm anschaut. Als ihr Gatte nach Hause
kommt, macht er den Fernseher sofort leiser
und sagt zu ihr: „Musst du immer so extrem sein,
kannst du nicht mal ´nen vernünftigen Mittelweg finden.“ Genau das kann sie nicht. Eigentlich würde Renate am liebsten rüber machen,
aber nie würde sie ihren Sohn hier zurücklassen.
Und ihre Mutter (Gudrun Ritter) eigentlich auch
nicht. Also macht sie das Beste draus: Wenn ihr
die Decke auf den Kopf fällt und ihr Mann nervt,
dann zieht sie sich was Schönes an und geht gegen den Strich tanzen. Manchmal trifft sie auch
ihre Mutter auf ein Eierlikörchen, um sich von
ihren neuen männlichen Eroberungen erzählen
zu lassen. Dabei scheint sie sie zu beneiden und
fragt sich, wie sie es macht, dass ihr die Männer
immer früh genug wegsterben, während sie sich
immer noch mit Demselben herumplagen muss.
Meret Becker spielt diese Renate voller Hingabe
aufbrausend, nölig, punkig, clownesk. Sie wirkt
wie die, nein sie ist die Bohèmienne des Ostens.
Beste weibliche
Nebenrolle –
MERET BECKER
– KOMM NÄHER (2006)
– POEM (2003)
– PÜNKTCHEN UND ANTON (1999)
–COMEDIAN
HARMONISTS (1997)
Foto: © Volker Roloff - Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion
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DREI
Meist ist bei Dreien einer zuviel. Hier
nicht. Das herkömmliche Mainstream-Kino
ist eine Diktatur von
Zweierbeziehungen,
von Gut und Böse, von
Schwarz und Weiß,
von Mann und Frau.
Bei Tom Tykwer (Beste
Regie) aber wird die
Drei zur perfekten Zahl.
In seinem Film löst er
sich von der dichotomischen Ordnung und schafft einen Mehrwert.
Das macht diesen Filmstoff interessant. Und
noch interessanter macht ihn, dass der Dritte
hier nicht alles schwieriger, sondern am Ende
sogar einfacher macht.
DREI erzählt also die Geschichte einer ménage à Sauna und macht seine ersten homosexuellen
trois. Hanna (Sophie Rois, Beste darstellerische Erfahrungen mit ihm. Einer ahnt nichts vom
Leistung – weibliche Hauptrolle) und Simon anderen, alles läuft parallel, nichts scheint auf(Sebastian Schipper) leben seit 20 Jahren zusam- zufliegen. Bis Hanna plötzlich schwanger ist.
men. Beide um die 40, gut eingerichtet in ihrem Tom Tykwer wollte die Rolle der Hanna von
Job, in ihrem gemeinsamen Leben, im heutigen Anfang an mit Sophie Rois besetzen, er hat
Berlin mit seinen vielen offenen Möglichkeiten schon beim Schreiben in der Drehbuchphase
und wenigen Beschränkungen. Dann lernt Hanna ganz klar an sie und ihre Impulsivität gedacht.
den Stammzellenforscher Adam (Devid Striesow) „In meinen Augen hat sie eines der schönsten,
auf einer Ethik-Tagung kennen und beginnt aber auch nuancenreichsten Gesichter, das wir
eine Affäre. Simon trifft denselben Adam in der hier in Deutschland haben“, schwärmt er von
Bester Spielfilm –
STEFAN ARNDT
– DAS WEISSE BAND
(2009)
– GOODBYE LENIN! (2003)
– VÄTER - DER FILM
(2002)
– LOLA RENNT (1998)
Foto: © Mathias Bothor
22
Beste Regie/
Beste Filmmusik –
TOM TYKWER
– THE INTER NATIONAL (2008)
– DAS PARFUM - DIE GESCHICHTE EINES MÖRDERS (2006)
– LOLA RENNT (1998)
– DIE TÖDLICHE
MARIA (1993)
Foto: © Joachim Gern
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
ihr in einem Interview zu DREI. „Sie ist eine attraktive Frau, wie ich sie für meinen Geschmack
viel zu selten im Kino sehe, und sie schafft es,
das Liebenswerte dieser Figur hervorzubringen,
die ja von der Anlage auch eine sehr anstrengende Seite hat.“ Wenn Hanna z.B. in der Klinik am
Bett ihres Mannes sitzt und schmollend zu ihm
sagt: „Ich kann es nicht leiden, wenn du krank
bist. Mir ist dann langweilig!“, bekommt man
eine Ahnung von ihrer auch anstrengenden Seite. Aber egal ob Hanna ganz privat zu Hause im
Unterhemdchen, mit Blümchenschlüpfer und
schwarzer Feinstrumpfhose in ihrer Küche steht
oder gut geschminkt und aufgerüscht in ihrer
Fernsehsendung vor der Kamera agiert, Sophie
Rois gibt ihrer Figur in jedem Fall eine nonchalante Grandezza. Auf der Website zum Film bekennt Sophie Rois, dass sie katholisch ist und
deshalb einige Probleme hatte, sich für die Sexszenen ganz nackt zu machen. Dass sie in einer
Liebesszene rosa Bettsöckchen trägt, ist auf der
Leinwand dann nicht zu sehen.
Vielleicht sind die rosa Strümpfe am Ende der
Schere von Mathilde Bonnefoy (Bester Schnitt)
zum Opfer gefallen. Die aus Frankreich stammende Schnittmeisterin gehört neben dem
Kameramann Frank Griebe und dem Szenenbildner Uli Hanisch, den Musikern (Reinhold
Heil, Johnny Klimek, Gabriel Isaak Mounsey,
Beste weibliche
Hauptrolle –
SOPHIE ROIS
– DREI (2010)
– DER ARCHITEKT (2009)
– FRÄULEIN PHYLLIS (2004)
– WIR KÖNNEN AUCH ANDERS (1993)
Tom Tykwer, Beste Filmmusik), den Tongestaltern (Frank Kruse, Matthias Lempert, Arno
Wilms, Beste Tongestaltung) und vielen anderen
zu einem festen Stamm von Leuten, mit denen
Tom Tykwer immer wieder gern zusammenarbeitet, sowohl bei deutschen als auch bei internationalen Produktionen. Das erste Mal schnitt
Mathilde Bonnefoy für Tom Tykwer bei LOLA
RENNT und bekam für ihr Debüt als SpielfilmSchnittmeisterin den DEUTSCHEN FILMPREIS
(1999). Sie ist der Auffassung, dass ein Film
Bester Schnitt –
MATHILDE BONNEFOY
– ORLY (2010)
– THE INTER NATIONAL (2008)
– THE SOUL OF A MAN (2003)
– LOLA RENNT (1998)
Foto: © X Verleih AG
23
„erst im Schneideraum gestaltet wird“ und dass In dieser Zeit der Arbeit an der Struktur des
„ein guter Film vor allem auch ein gut geschnit- Films, konzentriert sich Tykwer mit Bonnefoy
tener Film“ ist. Tykwer beschreibt, dass er im auf den Rhythmus der Bilder. Gleichzeitig arSchneideraum mit Mathilde Bonnefoy immer beitet er auch schon mit seinen Kollegen von
ein grundlegendes Rewrite des gesamten Mate- Musik und Ton an der Gestaltung der akustirials vornimmt. Meist verschanzen sie sich mo- schen Ebene. Zur Filmmusik meint Tykwer:
natelang, um alle optimalen Möglichkeiten zu „Musik ist ein dramaturgisch wichtiger Bauprüfen. Er empfindet es als „großes Glück“, dass stein und ein emotionales Wirkungsmittel ei„Mathilde eigentlich vor nichts zurückschreckt, nes Films, da ist es doch geradezu grotesk, sie
um diese Alternativen aufzuspüren.“
am Ende noch auf die Schnelle zuzufügen, statt
24
Beste Filmmusik –
JOHNNY KLIMEK
Beste Filmmusik –
REINHOLD HEIL
– THE KILLER ELITE
(2011)
– DAS PARFUM - DIE
GESCHICHTE EINES
MÖRDERS (2006)
– ONE HOUR PHOTO
(2002)
– LOLA RENNT (1998)
– THE KILLER ELITE
(2011)
– LAND OF THE DEAD
(2005)
– ONE HOUR PHOTO
(2002)
– LOLA RENNT (1998)
sie mit dem Film zusammen zu entwickeln.“
Deshalb trifft er sich schon früh mit den Musikern, um Themen auf der Basis des Drehbuchs
zu entwickeln und am Ende setzen sie sich mit
einem Computer, einem Klavier und ein paar
Instrumenten in einen Raum und spielen los.
All diese Vertrautheit und gleichzeitige
Freiheit im Arbeiten ermöglichte ihm auch
sein langjähriger Freund, Kollege und Produzent Stefan Arndt (Bester Spielfilm) von
Beste Filmmusik –
GABRIEL ISAAC
MOUNSEY
– BIS AUFS BLUT BRÜDER AUF
BEWÄHRUNG (2009)
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
X Filme Creative Pool. Die beiden kennen sich
seit Ende der achtziger Jahre, als Stefan Arndt
noch Kinobetreiber des Sputnik-Kinos und
Tom Tykwer Programmleiter des Moviemento
in Berlin war. Obwohl sie damals eigentlich
„Konkurrenten“ waren, fragte Tykwer bei Arndt
an, ob er seinen Film DIE TÖDLICHE MARIA
(1993) mit ihm zusammen produzieren würde.
Daraufhin gründeten sie die Produktionsfirma
Liebesfilm und zwei Jahre später schließlich,
zusammen mit Dani Levy und Wolfgang Becker,
X Filme Creative Pool. Seitdem haben sich die
beiden nicht aus den Augen verloren. Im Gegenteil, sie sind Partner geblieben – auch in der
Zeit, als Tykwer viel international gearbeitet
hat. DREI ist der erste Film in der bewährten
Konstellation nach zehn Jahren.
Beste Tongestaltung –
FRANK KRUSE
Beste Tongestaltung –
MATTHIAS LEMPERT
Beste Tongestaltung –
ARNO WILMS
– ORLY (2010)
– THE INTER NATIONAL (2008)
– DAS PARFUM - DIE
GESCHICHTE EINES
MÖRDERS (2006)
–SONNENALLEE
(1999)
– PINA (2010)
– DREI (2010)
– ORLY (2010)
– NUIT DE CHIEN (2008)
– DAS LEBEN DER
ANDEREN (2005)
– ALLES AUF ZUCKER
(2004)
– DAS WUNDER VON
BERN (2002)
– DIE TÖDLICHE
MARIA (1993)
25
DER GANZ GROSSE TRAUM
Damit das Wunder von
Bern überhaupt stattfinden konnte, war keine hundert Jahre zuvor
erst einmal dieses Unding von Braunschweig
nötig. Dabei ist es weniger wichtig, ob der
Englischlehrer mit dem
Lederball in der Tasche
verpennt in der Postkutsche von Angelsachsen ins heutige Niedersachsen kam und
ausgerechnet aus dem viktorianischen England
moderne Erziehungsmethoden ins deutsche Kaiserreich brachte. Wichtig und bemerkenswert
ist, dass sich die Sportart, die die Engländer
heute definieren als den Wettkampf von 22 Männern, den am Ende immer Deutschland gewinnt,
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts so
gar nicht punkten konnte. Diese Sportart passte
nicht in eine militarisierte Gesellschaft, in der
die Regeln eines Turnvater Jahn den Exerzitien
26
auf dem Drillplatz eher entsprachen als ein Ballspiel, in dem sich individuelle Intelligenz, Intuition, Körperlichkeit und Kreativität mit solidarischem Teamgeist verbündete. DER GANZ GROSSE
TRAUM war für viele ein Alptraum.
Der Regisseur Sebastian Grobler, ein Absolvent
der Filmakademie Baden-Württemberg, hat
sich mit den Autoren Philipp Roth und Johanna
Stuttmann mehr für die Wahrheit auf dem Platz
als die Details aus den Geschichtsbüchern interessiert und damit in jeder Beziehung den Dreh
gefunden, nicht nur den ganz großen Traum des
Konrad Koch, sondern auch seinen eigenen auf
die Leinwand zu bringen.
Der Produzent Raoul Reinert entwickelte die
Idee zu dieser Geschichte gemeinsam mit Grobler bereits zu seiner Zeit als Producer beim
Studio Hamburg. Mit Anatol Nitschke kam ein
Partner in das Projekt, der es mit persönlicher
Leidenschaft und großer Erfahrung im Kinomarkt weiter vorantreiben wollte und konnte.
Anatol Nitschke und Raoul Reinert (deutschfilm,
Senator Film Produktion, Cukoo Clock Entertainment – Bester Spielfilm) schafften die Möglich-
keiten für einen historischen Film mit Romantik,
Witz und dem Mut zum Gefühl, bei dem es weder
hinter noch vor der Kamera an Erstliga-Spielern
mangelte.
Daniel Brühl ist Konrad Koch, der Lehrer mit der
Vision. Burghart Klaußner ist der Schuldirektor
zwischen Tradition und Moderne. Und Justus
von Dohnányi ist der dünkelhafte Schulmäzen,
der zusammen mit den Lehrern Thomas Thieme
und Jürgen Tonkel Konrad Koch das Leben und
Lehren schwer macht.
Bester Spielfilm –
ANATOL NITSCHKE
– DER GANZ GROSSE
TRAUM (2010)
– GOETHE! (2010)
– WER WENN NICHT
WIR (2010)
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
2008
Für den Look des Films waren zusammen mit
dem Szenenbildner Thomas Freudenthal – der
unter anderem mit seiner Arbeit für Filme wie
HILDE und EFFI BRIEST Erfahrungen für historisches Szenenbild in unterschiedlichen Epochen
sammeln konnte – zwei Personen verantwortlich: Die Kostümbildnerin Monika Jacobs (Bestes Kostümbild), die bekannt wurde durch ihre
Zusammenarbeit mit Barbara Baum und ihre
Arbeit an den letzten Filmen von Rainer Werner
Fassbinder (u.a. BERLIN ALEXANDERPLATZ
und DIE SEHNSUCHT DER VERONIKA VOSS)
und von Anfang an mit Tom Tykwer, ist bei diesem Stoff besonders herausgefordert, weil sie
nicht nur das komplette Spektrum des sozialen
Lebens der Zeit neu einkleiden muss. Sie arbeitet
auch in unbekannten Welten. Was man wirklich
zum Bolzen trug in den siebziger Jahren des 19.
Jahrhunderts, ist eine Frage, deren Beantwortung auch eine gewisse künstlerische Freiheit
zulässt. Martin Langer (Beste Kamera/Bildgestaltung) schuf die Bilder aus einer anderen Zeit.
Der erfahrene Kinematograf, der regelmäßig
mit Roland Suso Richter, Marc Rothemund und
Hermine Huntgeburth zusammenarbeitet, bewegt sich sicher zwischen der räumlichen und
mentalen Enge eines Gesellschafts- und Erziehungssystems und der Entdeckung einer neuen Bewegungsfreiheit im wahrsten Sinne des
Wortes.
Bester Spielfilm –
RAOUL REINERT
Beste Kamera –
MARTIN LANGER
Bestes Kostümbild –
MONIKA JACOBS
– DER GANZ GROSSE TRAUM (2010)
– KOYAMAS MENÜ
(2009)
– PFARRER BRAUN
(2008-2009/TV)
–HIMMELFAHRT
(2003)
– DIE WEISSE MASSAI
(2005)
– SOPHIE SCHOLL - DIE LETZTEN TAGE
(2005)
– THE I INSIDE - IM
AUGE DES TODES (2004)
– 14 TAGE LEBENS LÄNGLICH (1997)
– DER GANZ GROSSE TRAUM (2010)
– EIN RUSSISCHER SOMMER (2009)
– LOLA RENNT (1998)
– DER HIMMEL ÜBER BERLIN (1987)
Foto: © Maria Krumwiede
27
GOETHE!
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Goethe im Kino. Das
könnte nach Deutschunterricht auf Zelluloid klingen. Oder nach
dem Faust im Nacken
unwilliger
Schüler,
die lieber die Faust
im Gesicht von Sylvester Stallone sehen
würden. Doch wenn
der nicht gerade für
trockene Bildungsbürgerkost bekannte Filmund Theaterregisseur
Philipp Stölzl auf die Produzenten Christoph
Müller und Helge Sasse (Senator Film Produktion, deutschfilm – Bester Spielfilm) trifft, kann
das auch ganz anders aussehen und ausgehen.
Christoph Müller wollte nämlich schon seit
vielen Jahren einen Film über Goethe machen.
ALEXANDER FREHLING
MIRIA M STEIN
MORITZ BLEIBTREU
Er hatte sich bereits mit einigen Regisseuren
und Drehbuchautoren getroffen und sich auch
schon an dem einen oder anderen Entwurf abgearbeitet. Bis ihm dann (eigentlich seinem
Bruder Markus) die zündende Idee kam, einen
Film über den noch sehr jungen Goethe zu machen, der als Dichter noch unbekannt war und
erst über die Liebe zu einer Frau (oder zu mehreren?) seinen „Werther“ schrieb - und zum echten
Bestseller wurde. Zusammen mit Philipp Stölzl
und Alexander Dydyna hat er dann „das Thema
DEMNÄCHST IM KINO
KI
GEOTHE! ++ WARNER BROS. ++ Artwork Poster A3/1/0
Foto: © Senator/ Fabrice Dall’Anese
28
geknackt“ und ein Drehbuch geschrieben. Der
Goethe, den die drei „erdichtet“ haben, ist sehr
nah am Leben des Dichterfürsten, ist aber kein
in jeder Hinsicht historisch verbürgter Goethe:
Er ist modern, rebellisch, komisch, intensiv.
Die Macher wollten „das verstaubte Bild einer
deutschen Legende in neuen Farben leuchten“
lassen. Und dabei haben sie sich inhaltlich einige Freiheiten genommen. Beim Szenenbild
sind sie allerdings anders vorgegangen. Philipp
Stölzl legt großen Wert darauf, dass alles so au-
Bester Spielfilm –
CHRISTOPH MÜLLER
Bester Spielfilm –
HELGE SASSE
– GOETHE! (2010)
– WHISKY MIT WODKA
(2008)
– VOLLIDIOT (2007)
– SOPHIE SCHOLL DIE LETZTEN TAGE (2005)
– GOETHE! (2010)
– WER WENN NICHT WIR (2010)
– DER GANZ GROSSE TRAUM (2010)
Foto: © Kim Frank
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
thentisch wie möglich aussieht. Mit Szenenbildner Udo Kramer (Bestes Szenenbild), der auch
schon das Set Design zu Stölzls letztem Film
NORDWAND entworfen hatte, recherchierten sie
Straßenzüge des 18. Jahrhunderts und orientierten sich dabei auch an Gemälden von Canaletto
(Bernardo Bellotto, 1722-1780). Dann machten
sie sich auf die Suche nach geeigneten Schauplätzen und fanden die meisten erhaltenen Bauten in ihrem Sinne in Sachsen und Thüringen.
Diese Originalschauplätze ergänzten sie dann
im Einzelfall: Das Team baute alles, was fehlte, in die vorhandenen Räume ein, um das Bild
stimmig zu machen. Udo Kramer nennt dieses
Prinzip „Mischtechnik“, die vom Ausstatter eine
ergänzende Arbeit erfordert und das Resultat
runder macht. Generell kann man sagen, dass 60
Prozent des Sets Originalbauten waren, 40 Prozent haben Kramer und sein Ausstattungsteam
hinzugefügt. Alle Straßenszenen sind in Görlitz,
einer zur Renaissance-Zeit recht wohlhabenden
Stadt, entstanden. Zu DDR-Zeiten war Görlitz
ein sehr beliebter Drehort. Das ist er in den letzten Jahren wieder geworden, obwohl heute die
meisten Fassaden schon renoviert sind. Aber
ein Marktplatz und zwei Straßenkreuzungen
reichten aus, um alle Straßburger, Frankfurter
und Wetzlarer Außenszenen zu drehen. Was
noch fehlte, wurde durch digitale Effekte ergänzt. Produzent Christoph Müller gab in einem
Interview ein schönes Beispiel: „Die Jungs von
Beste männliche
Hauptrolle –
ALEXANDER FEHLING
– WER WENN NICHT WIR (2010)
– 13 SEMESTER (2008)
–INGLORIOUS
BASTERDS (2008)
– AM ENDE KOMMEN TOURISTEN (2006)
Lug und Trug für visuelle Effekte arbeiten äußerst präzise. Einer von ihnen fuhr nach Straßburg und fotografierte das Münster – diese Bilder werden dann in die Filmbilder eingebaut.“
So konnten sie eine einzige Straße in Görlitz für
die unterschiedlichen Szenen so umbauen, dass
sie im Film wie drei verschiedene Städte aussieht. Aber selbst einem Laien fällt sofort auf,
dass hier gut und mit Liebe zum Detail gearbeitet wurde.
Bestes Szenenbild –
UDO KRAMER
– CHICKEN WITH PLUMS (2010)
– SAME SAME BUT DIFFERENT (2009)
– NORDWAND (2007)
– KNALLHART (2005)
Foto: © 2010 Warner Bros. Ent.
29
Der Dreck ist echt. In GOETHE! müssen sich die
Menschen zu Fuß oder in ihren Kutschen durch
Berge von Matsch und Abfall kämpfen. Das
macht Spaß anzuschauen. Es gab keine Kanalisation und auch keine Straßenreinigung im heutigen Sinne – und das sieht man. So sind Goethe
(Alexander Fehling, Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle) und sein Freund
Jerusalem (Volker Bruch) – den Umständen entsprechend – auch nicht immer korrekt zurecht
gemacht. Mal ist ein Fleck auf Goethes Frack,
mal sitzt die Perücke nicht richtig. Als Goethe
nach einer wilden Nacht am nächsten Morgen
an seinem Arbeitsplatz am Gericht antritt und
seine Ausgeh-Perücke offensichtlich nur schnell
über die Haare geworfen hat, tadelt ihn sein
Vorgesetzter Kestner (Moritz Bleibtreu) treffend:
„Ihr Äußeres lässt zu wünschen übrig.“ Die beiden Maskenbildnerinnen Kitty Kratschke und
30
Heike Merker (Bestes Maskenbild) hatten da einiges zu leisten, um die einzelnen Rollen im großen Ensemble in den jeweils rechten Gemütszustand zu versetzen. Wenn Goethe erst keck und
auftrumpfend ausschaut, später selig verliebt,
dann verzweifelt, dann dem Delirium nahe und
am Ende befreit und sogar stolz, dann kann
man das alles im glücklichen oder verschwitzten oder versteinerten Gesicht von Goethe sehen. Und dass das nicht allein eine Leistung der
Maske ist, bewies Alexander Fehling als auffäl-
liger Schauspieler in vielen seiner bisherigen
Filme. Das erste Mal nahm ihn ein größeres Publikum als Zivildienstleistenden in der Gedenkstätte Auschwitz im Film AM ENDE KOMMEN
TOURISTEN von Robert Thalheim wahr. Zuletzt
fiel er durch seine differenzierte Interpretation
des Terroristen Andreas Baader in Andres Veils
Berlinale-Wettbewerbsbeitrag WER WENN
NICHT WIR auf. Zurecht wurde er auch auf der
diesjährigen Berlinale als deutscher Shooting
Star 2011 ausgezeichnet.
Bestes Maskenbild –
KITTY KRATSCHKE
Bestes Maskenbild –
HEIKE MERKER
– HOTEL LUX (2011)
– RUBBELDIEKATZ (2011)
– GOETHE! (2010)
– NORDWAND (2008)
– ANOMYMUS (2010)
– JOHN RABE (2007)
– VALLEY OF FLOWERS (2004)
– SCHATTEN DER ZEIT (2003)
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Nicht jeder kann sie haben –
N
die LOLA
JERRY COTTON
Offensichtlich
lässt
sich der echte Mythos
eines Films oder einer Figur erst messen,
wenn man diesen dem
Härtetest einer parodistischen Hommage
unterzieht. Das Ergebnis für Winnetou und
Old Shatterhand wäre
demnach
überwältigend, was Michael Bully Herbig zu beweisen
wusste. Auch Edgar
Wallace´ Bösewicht mit dem Decknamen „Der
Hexer“ kommt nicht schlecht weg. Er war gut
32
für zwei veritable Parodien mit beachtlicher
Publikumsresonanz. Anders sieht die Bilanz in
dieser völlig hypothetischen, unredlichen, aber
vielleicht doch nicht ganz unsinnigen Rechnung für den Superhelden des Groschenheftes
aus: JERRY COTTON stand vergleichbar verloren in den Straßen von Manhattan, obwohl
alles um ihn herum stimmte (nur die Straßen
von Manhattan nicht, denn der Film wurde ausschließlich in Berlin und Hamburg gedreht.)
Christian Becker hatte mit dem Team aus seiner
Rat Pack Filmproduktion das Production Value
geschaffen, das man von ihm gewöhnt ist. Die
Besetzung mit Christian Tramitz und Christian
Ulmen gab ein schräges Duo ab. Und hinter der
Kamera, die Torsten Breuer souverän führte,
stand das Regie-Gespann, das uns schon NEUES VOM WIXXER zu bieten wusste, Cyril Boss
und Philipp Stennert. So wurde JERRY COTTON
also kein Blockbuster und kann sich dennoch
selbstbewusst und auffällig in die vielfältige
bis unübersichtliche deutsche Filmlandschaft
des letzten Jahres stellen, weil er handwerklich
Zeichen gesetzt hat.
Die Geschichte des FBI-Agenten, dem eigentlich
noch mehr gelingt als James Bond – und das
mit deutlich weniger technischen Hilfsmitteln –
und der sich minütlich aus einer ausweglosen Situation zu retten vermag, haben Boss
& Stennert konsequent als Action-Komödie
erzählt, in der neben dem Helden der Trottel
mit dem Glück des Törichten nicht fehlen darf.
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Tramitz und Ulmen geben das seltsame Ermittler-Paar nach allen Regeln der Slapstick-Kunst,
grüßen im Vorübergehen Peter Sellers und Leslie Nielsen, schauen auch mal beim Frosch mit
der Maske vorbei und lösen den Fall auf jeden
Fall.
Die Tongestalter Manfred Banach, Christian
Conrad und Tschangis Chahrokh (Beste Tongestaltung) sind treu und dabei mit viel Originalität den Regeln des Genres gefolgt.
Dabei war Banach für den Set-Ton zuständig,
Christian Conrad entwickelte das Sound-Design,
der Mischtonmeister Tschangis Charokh finalisierte. JERRY COTTON ist in keiner Beziehung
ein Film der leisen Töne. Das kann und will er
auch nicht sein. Aber da, wo es laut wird, wird
es irgendwie anders laut als erwartet. Das Irreale und Irrwitzige ist deutlich zu hören, wird
aber nicht mit dem Dampfhammer vertont.
Wenn es so etwas wie Ohrenzwinkern gäbe –
die Tongestaltung dieses Films hätte ein Musterbeispiel dafür geliefert.
Beste Tongestaltung –
MANFRED BANACH
Beste Tongestaltung –
CHRISTIAN CONRAD
Beste Tongestaltung –
TSCHANGIS CHAHROKH
– ANONYMOUS (2010)
– JERRY COTTON
(2009)
– DER VORLESER
(2008)
– KRABAT (2006)
– THE DOOR (2011)
– SAME SAME BUT
DIFFERENT (2009)
– BRONSON (2008)
– LAST KING OF
SCOTLAND (2006)
– JERRY COTTON
(2010)
– NORDWAND (2008)
– SOPHIE SCHOLL
(2004)
– NIRGENDWO IN
AFRIKA (2001)
33
JUD SÜSS – FILM OHNE GEWISSEN
34
Bestes Kostümbild –
THOMAS OLÁH
– JUD SÜSS - FILM
OHNE GEWISSEN
(2010)
– WOMEN WITHOUT
MEN (2009)
–TRANSSIBERIAN
(2008)
– KABALE UND LIEBE
(2005/TV)
Foto: © Stefan Oláh
Entstehung eines solchen Filmes führen und was
sie mit diesen Menschen anrichten. Doch auch bei
großen Themen verliert Oskar Roehler nie den
Blick für filmische Details. JUD SÜSS – FILM
OHNE GEWISSEN ist ein historischer Film mit
besonderen Chancen und Herausforderungen.
Jeder Kostümbildner weiß, welche Anzüge und
Kleider die politische und künstlerische Kaste jener Jahre trug. Und die Kostüme des Originalfilms sind in Archiven nachzuschauen. Aber
Thomas Oláh (Bestes Kostümbild) scheint nach
mehr gesucht zu haben. Nach der Brücke zwischen Moderne und Historie, die sich ja auch
durch seine bisherige Arbeit zieht. Und nach der
individuellen Erzählung eines Charakters durch
seine Be-, aber auch Entkleidung. Diese Liebe
zum Detail, die nicht zwingend die Liebe zur Authentizität sein muss, findet sich auch bei dem
international äußerst umtriebigen und gefragten
Maskenbildner Björn Rehbein (Bestes Maskenbild), der natürlich das Elend im Gesicht eines
Ghettobewohners ebenso sichtbar machen kann
wie die Perfidie in dem eines Nazi-Offiziers. Aber
richtig spannend wird es, wenn bei Goebbels die
Frisur für einen kurzen so teuflischen wie verräterischen Moment aus dem Lack gerät.
Bestes Maskenbild –
BJÖRN REHBEIN
– ANONYMOUS (2011)
– JUD SÜSS - FILM
OHNE GEWISSEN
(2010)
– DAS PARFUM - DIE
GESCHICHTE EINES
MÖRDERS (2006)
– GOODBYE LENIN
(2003)
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Foto: © Nik Moronese
Es ist und bleibt wohl
der berühmteste Film
aller Zeiten, den kaum
einer kennt. Veit Harlans „Jüd Süß“, den
Film- und Propagandaminister
Joseph
Goebbels von Anfang
an als „Panzerkreuzer
Potemkin“ des Nationalsozialismus konzipiert hatte, wurde auf
den Filmfestspielen von
Venedig 1940 uraufgeführt und durchaus gefeiert. Gleichzeitig inspirierte er SS-Schergen, ihre Hunde auf Juden zu
hetzen. Filmkunst und Volksverhetzung, beides in
Einem, nur eines von Beidem? Der Film hatte weit
über hundert Millionen Zuschauer nach seiner
Uraufführung in allen Ecken Europas, die kurzfristig deutsch gemacht wurden. Nach dem Krieg
wurde er verboten. Oskar Roehler hat sich für die
Entstehungs- und Wirkungsgeschichte interessiert. Und für die Menschen, deren Leben dieser
Film am Direktesten beeinflusst hat. Und er hat
sich für die Mechanismen interessiert, die zur
DIE KOMMENDEN TAGE
„Die Dinge werden sich
ändern in den kommenden Tagen“, ahnt
Laura Kuper, eine Tochter aus gutem Hause.
Und sie ahnt auch, dass
es dabei nicht nur um
ihren persönlichen Lebensweg geht, der nach
dem Studium eine neue
Richtung
einnehmen
muss. Es geht um viel
mehr. DIE KOMMENDEN TAGE – das ist
eine handfeste, also greifbare Beschreibung der
nahen Zukunft. Ein Hinweis auf die Zeit, in der
der gleichnamige Film von Lars Kraume spielt.
Es sind auffällige Kleinigkeiten – vor allem im
Bild der Stadt Berlin, die den Film jenseits von
heute ansiedeln: Verkehrsmittel, Ampelschaltungen, Teile des Interieurs von öffentlichen Orten.
Die kommenden Tage, das sagt der Film, werden
wir alle noch erleben. Aber die kommenden Tage
müssen auch überlebt werden.
Laura Kuper spürt, dass es existenziell wird.
Persönlich, weil es auch um Liebe und Familie
geht. Und poltisch. Das macht ihr ihre radikale Schwester klar. Bernadette Heerwagen (Beste
darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle)
spielt Laura Kuper. Und dass Johanna Wokalek
ihre ältere, politisch aktive Schwester spielt, ist –
ganz nebenbei – eine der tollsten Besetzungsideen des Jahres.
Die Schwestern, bei denen sich herausstellt, dass
das Haus, aus dem sie stammen, vielleicht doch
kein so gutes ist, leben mit Constantin (August
Diehl) zusammen, einem attraktiven Aktivisten.
Bis Laura den jungen Anwalt Hans (Daniel Brühl)
trifft, mit dem sie nicht nur die kommenden
Tage, sondern auch die kommenden Jahre plant.
Aber die Dinge werden sich ändern.
Besonders für Laura, die nicht schwanger werden kann von Hans und die die Welt und ihre
Familie retten will. Laura Kuper ist die zentrale Figur eines vielschichtigen Films – und nicht
nur deshalb eine vielschichtige Figur. Bernadette Heerwagen ist dieser Person auf bewundernswert souveräne Weise gewachsen. Sie ist
die Tochter, die sich noch mal eine Minute mehr
Zeit für ihre kaputten Eltern nimmt. Sie ist die
Schwester, die sich mit dem schwierigen Bruder
gegen jede Chance auseinandersetzt. Sie ist die
Frau, die Liebe lebt, weil sie Liebe erlebt. Sie ist
die Geliebte, die nicht betrügt. Und sie ist die
Mutter, die für die Zukunft ihres Kindes alles riskiert. Dabei gerät sie niemals zur Heiligen oder
zur Karikatur. Sie ist bei allem so sehr bei sich,
dass es dem Publikum nicht schwer fällt, bei
allem auch bei ihr zu sein.
Beste weibliche
Hauptrolle –
BERNADETTE
HEERWAGEN
– DIE KOMMENDEN TAGE (2009)
– AN DIE GRENZE (2006)
– GRÜSSE AUS
KASCHMIR (2002)
– DER SCHANDFLECK (1998)
Foto: © 2009 Badlands Film / UFA Cinema
35
DAS LIED IN MIR
Maria (Jessica Schwarz)
ist auf dem Weg
nach Chile zu einem
Schwimmwettkampf.
Bei einem Zwischenstopp in Buenos Aires
verpasst sie ihren Anschluss und muss in
der Stadt bleiben. Ihrem Vater (Michael
Gwisdek)
hinterlässt
sie
eine
Nachricht
auf dem Anrufbeantworter, damit er sich
nicht sorgt, und erzählt ihm außerdem von einer
merkwürdigen Geschichte, die ihr am Flughafen passiert ist. Eine Mutter hat ihrem Baby ein
spanisches Kinderlied vorgesungen – und Maria
kannte es. Sie weiß nicht warum und woher, aber
sie kannte die Melodie und konnte es mitsingen,
obwohl sie eigentlich gar kein spanisch spricht.
Einen Tag später steht ihr Vater vor ihrem Hotel in
Buenos Aires und will sie zur schnellen Weiterreise bewegen. Aber Maria bleibt. Sie fühlt sich
auf unerklärliche Weise von der Stadt und von
den Leuten angezogen. Sie muss das Geheimnis lüften. DAS LIED IN MIR ist der Diplomfilm
von Florian Cossen (Beste Regie) an der Filmakademie Ludwigsburg. Florian Cossen ist als
Kind eines Diplomaten in Tel Aviv geboren und
wuchs in verschiedenen Ländern auf, lebte beispielsweise von 1988 bis 1994 für sechs Jahre
in Spanien und kam dann mit 15 nach Deutsch-
Beste weibliche
Nebenrolle –
BEATRIZ SPELZINI
Beste Regie –
FLORIAN COSSEN
– DAS LIED IN MIR (2010)
– L‘OUBLI/DAS VER GESSEN (2006/ Kurzfilm, Co-Regie)
– WOLFSNACHT (2005/ Kurzfilm)
– EISTAG (2004/Kurzfilm)
Foto: © Julieta Schildknecht
36
land. Bei einem Auslandssemester 2006 an der
Universidad del Cine in Buenos Aires hörte er
zum ersten Mal von der Verschleppung von Kindern zur Zeit der argentinischen Militärdiktatur
in den siebziger und achtziger Jahren. Als ihm
klar wurde, dass von den rund 500 vermissten
Kindern viele ins Ausland verschleppt wurden,
auch nach Deutschland, hatte er seinen Stoff für
den Abschluss an der Filmhochschule gefunden. Zusammen mit Studienkollegin Elena von
Saucken schrieb er ein Drehbuch, das den BR
– EL GATO DESAPARE
CE (2010)
– YO LA RECUERDO AHORA (2007)
– OLGA,VICTORIA, OLGA (2005)
– RICONCILIATI (2000)
Foto: © Schwarz-Weiss Filmverleih
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
(Claudia Gladziejewski) und die Produktionsfirma teamworx (Jochen Laube und Fabian Maubach) überzeugten, so dass dem Dreh in Buenos
Aires nichts mehr im Wege stand. Jochen Laube
hat dem Regisseur dann den Kameramann
Matthias Fleischer (Beste Kamera) vorgestellt,
den Cossen schon von dessen Arbeit an Alain
Gsponers KIKI UND TIGER (2002) kannte und der
ihm für sein Vorhaben als sehr geeignet erschien.
Es war wohl Liebe auf den ersten Blick. Die beiden redeten sich heran und haben versucht, sich
ganz subjektiv, aus der Sicht Marias, der Stadt
und dem lang gehüteten Familiengeheimnis zu
nähern. Es ist das Gefühl eines Déjà Vu, das
Maria in Buenos Aires erlebt. Die Kamerabilder
unterstreichen diese Stimmung: Das geheimnisvolle Schwarz hinter den Fenstern der Häuser
und Autos, die Mauern und ihre Risse und die
Geschichten, die darin stecken, das besondere
Licht und die fremd-vertrauten Gesichter der
europäischsten Metropole Südamerikas. Für das
Casting der argentinischen Schauspieler war
Walter Rippel verantwortlich, der zuletzt
Francis Ford Coppolas TETRO (2009) gecastet
hatte. Rippel überredete die in Argentinien vor
allem als große Theaterschauspielerin bekannte
Beatriz Spelzini (Beste darstellerische Leistung –
weibliche Nebenrolle) zu einem Casting, in dem
sie dann alle Beteiligten 100prozentig überzeugte. Regisseur Florian Cossen sagt zu ihrer Besetzung: „Neben ihrem fulminanten Spiel ist es das
Leid, das in ihrem Gesicht geschrieben steht.
Das ist der Grund, weshalb sie zu dieser gebrochenen Figur der Tante wurde. In ihrem Gesicht
lese ich, dass die Suche nach der verlorenen
Nichte über Jahrzehnte diese einst sehr schöne Frau zermürbt hat.“ Den Film-Komponisten
Matthias Klein (Beste Filmmusik) kannte Florian
Cossen schon von kleineren Projekten an der
Filmakademie Ludwigsburg. Der Versuch war
es, eine Musik zu komponieren, die sowohl die
Größe des Kinos ausmalt, als auch eine, die der
Zerbrechlichkeit und der lange verschütteten
Emotionen gerecht wurde. Auf jeden Fall stand
sehr früh fest, das es hier keinen Tango und kein
Bandoneon geben wird.
Beste Kamera –
MATTHIAS FLEISCHER
Beste Filmmusik –
MATTHIAS KLEIN
– EINE ANGST
(2009 / TV)
– LILA, LILA (2009)
– DAS WAHRE LEBEN (2006)
– ROSE (2005)
– BABYDADDY (2011)
– DAS LIED IN MIR (2010)
– CINDY LIEBT MICH NICHT (2009)
– TEENAGE ANGST (2008)
Foto: © Fabian Maubach
37
MIN DÎT – DIE KINDER VON DIYARBAKIR
MIN DÎT – DIE KINDER
VON DIYARBAKIR ist
das Debüt des deutschkurdischen Regisseurs
Miraz Bezar (Bestes
Drehbuch). Dabei hat
der Filmemacher nicht
nur das Buch selbst
geschrieben, er hat
das Projekt bis in die
Postproduktionsphase auch selbst finanziert und natürlich
auch selbst inszeniert.
Nach seinem Abschluss an der dffb in Berlin hat
Miraz Bezar immer wieder versucht, seine
Ideen bei Förderern und potenziellen Finanziers
unterzubringen. Leider erfolglos. 2005 zog er einigermaßen verzweifelt in seine Heimat Anatolien, um dort die eine zwingende Geschichte zu
suchen, die er erzählen muss. In Diyarbakir, der
inoffiziellen Hauptstadt des türkischen Kurdistans, fand er sie dann. Er recherchierte über die
Gräueltaten in den neunziger Jahren, zur Zeit
des Bürgerkrieges zwischen kurdischen Rebellen und der türkischen Armee. Entstanden ist
eine Geschichte, die auf vielen einzelnen wahren
Begebenheiten beruht und für das Kino zu einer
lebendigen Erzählung verschmolzen ist. Miraz
Bezar beschreibt seine Herangehensweise so:
„Anstelle epischer Fiktion wollte ich eine Collage dieser Splitter wirklichen Lebens montieren.
Ich wollte eine Vielzahl von Themen ansprechen,
ohne dabei allerdings einen Kompilationsfilm zu
produzieren. Mir war es wichtig, eine Geschichte zu finden, die exemplarisch für alle stehen
konnte.“
Miraz Bezar hat sich bewusst dafür entschieden, die Geschichte aus der Sicht zweier Kinder
zu erzählen. „Min dit“ ist kurdisch und bedeutet „ich habe gesehen“. Die beiden Kinder haben
gesehen wie ihre Eltern bei einer nächtlichen
Straßenkontrolle von türkischen Paramilitärs
erschossen wurden. Seitdem sind sie traumatisiert und leben auf der Straße. Retten konnten
sie eine Kassette mit der Stimme ihrer Mutter,
auf der sie ihnen das Märchen vom Wolf mit
der Glocke erzählt. In erster Linie ist es für die
Kinder die beruhigende Stimme ihrer Mutter aus
einer anderen Zeit. Gleichzeitig erfahren sie aber
auch, wie ein böser Wolf gezähmt werden kann:
Im Märchen entschließen sich die Dorfbewohner, den Wolf nicht zu töten, sondern durch eine
klingende Glocke zu markieren, dass er weithin hörbar ist und somit von jedem rechtzeitig
bemerkt wird. Dieses Märchen wirkt, wenn am
Ende die beiden Kinder entscheiden müssen, wie
sie sich am Mörder ihrer Eltern rächen.
Bestes Drehbuch –
MIRAZ BEZAR
– MIN DÎT - DIE
KINDER VON DIYAR BAKIR (2009)
–FREIWILD
(2000/Kurzfilm)
– FERN (1997/Kurzfilm)
–BERIVAN
(1995/Kurzfilm)
Foto: © Ute Langkafel
38
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
www.volkswagen.de
Fast so schön wie vor der Kamera stehen: hinter dem Steuer sitzen. Der Phaeton.
Volkswagen, offizieller Partner des Deutschen Filmpreises, wünscht allen Gästen eine spannende Preisverleihung.
PIANOMANIA – DIE SUCHE NACH DEM PERFEKTEN KLANG
Vor dem Konzert von
Lang Lang gibt es ein
Bild, das ganz viel mit
Ton zu tun hat. Oder
mit den Tönen, die in
der
bevorstehenden
Situation auf keinen
Fall etwas zu suchen
haben – mit Klingeltönen. Ein Mitarbeiter
des Theaters trägt ein
aufwendig gerahmtes
Piktogramm durch die
Gänge des Konzerthauses und stellt es auf die Brüstung im ersten oder
zweiten Rang: Handyverbot.
Die Filmemacher Robert Cibis und Lilian Franck
erzählen in ihrem Dokumentarfilm PIANOMANIA
nach eigenem Bekunden eine Geschichte von
Liebe, Perfektion und ein bisschen Wahnsinn.
Sie erzählen die Geschichte eines Mannes,
Gewinner
Semaine de la Critique
Locarno
Nominierung
Bester Dokumentarfilm
Europäischer Filmpreis
Gewinner
Bester Schnitt
Diagonale
Gewinner
Internationales Filmfestvial
San Francisco
Ehrenpreis
Dokumetarfilm Festival
Eurodok
Pianomania
Ein Film von Robert Cibis & Lilian Franck
FARBFILM VERLEIH präsentiert eine produktion von WILDARt FILM und OVAL FILMEMAcHER GBR
Mit StEFAn KnüpFER, pIERRE-LAuREnt
ton sabine Panossian, benedikt
AIMARD, LAnG LAnG, ALFRED BREnDEL, tILL FELLnER, JuLIuS DRAKE, IAn BOStRIDGE, IGuDESMAn & JOO, u.A. kaMera Jerzy Palacz, robert cibis schnitt Michelle barbin
david, ina nikolow sounddesign niklas kaMMertöns Mischung ansgar Frerich produzenten ebba sinzinger, vincent lucassen, robert cibis, lilian Franck Buch und regie lilian Franck, robert cibis
www.pianomania.de
40
dessen Liebe der Perfektion gilt – und der
dafür ein bisschen wahnsinnig sein muss.
Die Geschichte von Stefan Knüpfer, der nur auf
den ersten Blick einfach ein Klavierstimmer ist.
Er stimmt Klaviere, aber versetzt sie auch in
Stimmungen, stimmt sie auf die Pianisten ein.
Und sogar umgekehrt. Knüpfer ist Cheftechniker
der berühmten Klavier- und Flügelbauerfirma
Steinway in Österreich. Er ist auf der Suche nach
dem perfekten Klang. Er schafft die Voraussetzung für die Töne, die die Musik der Pianisten
machen, für die er die Instrumente präpariert.
Stefan Knüpfer ist der Star eines Dokumentarfilmes, in dem einige der bekanntesten Namen
der internationalen Musikszene ebenfalls Rollen spielen. Stefan Knüpfer ist all diesen Stars
gemeinsam. Er schafft die Voraussetzungen für
Konzerte und Plattenaufnahmen von Lang Lang,
von Alfred Brendel, von Pierre-Laurant Aimard
oder Till Fellner. Stefan Knüpfer ist ein Dienstleister. Und – das wird deutlich trotz aller Virtu-
osität seiner Klienten – er ist ein Künstler. Auch,
weil er ein großer Künstlerversteher ist. Das ist
die Voraussetzung seines Berufes, der für ihn
ohne Zweifel eine große Berufung ist.
Robert Cibis und Lilian Franck ist es nicht nur
gelungen, Knüpfer in den faszinierenden und
tatsächlich nicht immer frei von Wahnsinn
stattfindenden Gesprächen mit den Pianisten
zu beobachten – als Zuhörer, als Ideengeber, als
Geschmeichelter und Geschockter. Sie erwischen
Beste Tongestaltung –
ANSGAR FRERICH
– KEEP SURFING (2010)
– LE QUATTRO VOLTE (2009)
– WOMEN WITHOUT MEN (2007)
– DIE GESCHICHTE VOM WEINENDEN KAMEL (2002)
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
ihn auch immer wieder in Situationen jenseits
der Kunst, die aber alle etwas Eigenes erzählen,
was selbst dem vermeintlich Alltäglichen noch
etwas Kurioses verleiht. Wenn sich Knüpfer
auf die Suche nach einem Klavierhocker begibt,
macht er keine normale Fahrstuhlfahrt.
Ein Film, der Menschen auf der Suche nach
Tönen begleitet und beobachtet, ist ein Tonfilm
in jeder Bedeutung des Wortes. Und damit ein
Segen und eine Herausforderung zugleich für
das Ton-Department. Sabine Panossian (Beste
Tongestaltung), die eigene Regieprojekte hat und
auch als Kamerafrau arbeitet, hat den Ton in all
den Räumen und Orten eingefangen, durch die
sich der Film bewegt und damit das Material
geliefert, aus dem Niklas Kammertöns (Beste
Tongestaltung) sein Sounddesign entwickeln
konnte. Dabei ist er nicht der Versuchung erlegen, dem großen und großartigen Angebot exzellenter Musik, gespielt von exzellenten Musikern,
nachzugeben. Stattdessen verortet gerade der
Sound den Film in der Wirklichkeit und macht
Beste Tongestaltung –
SABINE PANOSSIAN
Beste Tongestaltung –
NIKLAS KAMMERTÖNS
– PIANOMANIA (2009)
– ABGEBRANNT (2010)
TOM ATKINS BLUES (2009)
– DRAUSSEN AM SEE (2008)
– DER BLINDE FLECK (2006/TV)
die Kunst auch akustisch zum Teil des Arbeitslebens. Dafür war eine raffinierte Tonmischung
notwendig, bei der zum Beispiel das Öffnen einer Tür buchstäblich neben einem zweigestrichenen C zu hören ist. Dafür hat der Berliner
Mischtonmeister Ansgar Frerich (Beste Tongestaltung) gesorgt. Frerich, der auch eine eigene
Postproduktionsfirma betreibt, ist ein ausgewiesener Spezialist für Dokumentarfilme mit besonderer Atmosphäre – wie zum Beispiel Volker
Koepps HOLUNDERBLÜTE oder jüngst UNTER
KONTROLLE von Volker Sattel.
41
POLL
Die deutsche Dichterin
Oda Schäfer war so alt
wie das letzte Jahrhundert. Sie wurde in
Berlin geboren, wo sie
auch aufwuchs. Sie arbeitete als Journalistin
und später hauptsächlich als Lyrikerin. Zunächst in der inneren
Emigration, dann in
der Schweiz und nach
1950 in München.
Ihr Geburtsname Oda
Kraus verweist auf eine Verwandtschaft zu dem
Autor und Regisseur Chris Kraus, der in POLL
eine Geschichte aus ihrer Jugend erzählt. Eine
Geschichte, die viel erzählt über das Verhältnis
der Generationen untereinander in der Endphase des Wilhelmismus. Eine Geschichte, die aber
auch viel erzählt über die politische Spannungslage zwischen Völkern und zwischen den sozialen Schichten. Es ist eine Geschichte aus dem
Alltag einer Welt, eines Ortes und der KonstellaPAULA
BEER
EDGAR
SELGE
TAMBET
TUISK
JEANETTE
HAIN
RICHY
MÜLLER
INTERNATIONALES
FILMFESTIVAL
TORONTO 2010
INTERNATIONALES
FILMFESTIVAL
ROM 2010
OFFICIAL SELECTION
SPEZIALPREIS DER JURY:
BESTE REGIE · BESTE FILMMUSIK
NACH VIER MINUTEN DER NEUE FILM VON CHRIS KRAUS
tion von Personen, die alles andere als alltäglich
wirken. POLL ist der Name dieses Ortes, dieses
Mikrokosmos einer dekadenten Großbürgerlichkeit, deren Ende wohl auch ohne den Krieg
gekommen wäre.
Chris Kraus lässt die vierzehnjährige Oda (Paula
Beer) mit der konservierten Leiche ihrer leiblichen Mutter zu ihrem Vater (Edgar Selge)
und dessen neuer Frau (Jeanette Hain) reisen.
„Solange ich denken kann, hat mein Vater für
den Tod gelebt, für den er eine große Zuneigung
Beste männliche
Nebenrolle –
RICHY MÜLLER
Beste Kamera –
DANIELA KNAPP
– 12 METER OHNE
KOPF (2008)
– WAS AM ENDE
ZÄHLT (2006)
– EMMAS GLÜCK
(2005)
– MEINE BRUDER
DER VAMPIR (2001)
– INNERE SICHER HEIT (2000)
– DIE CELLISTIN (1998)
– IRREN IST
MÄNNLICH (1995)
– EINER MEINER
ÄLTESTEN FREUNDE
(1993)
Foto: © Piffl Medien
42
empfand. Eine größere vielleicht als für mich“,
erzählt Oda zu Beginn des Films aus dem Off
dem Publikum – und bereitet uns damit nicht
nur auf die morbide Disposition einer einzelnen
Familie vor, sondern einer ganzen Epoche. Ihr
Vater kann seine Tochter und seine verstorbene
Frau nicht vom Bahnhof abholen, weil er die Leichen von getöteten Anarchisten, die er sammelt
wie andere Schmetterlinge, sezieren muss. Kein
Wunder, dass es einmal aus seinem Gutsverwalter Mechmershausen (Richy Müller – Beste
Foto: © Kathinka Minthe
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle) herausbricht: „Menschen wie Sie machen die
Revolution erst möglich.“ Richy Müller ist der
Antipode des Vaters, eine Figur mit menschlichen Regungen, mit Furor und Leidenschaft
(auch für die Frau seines Chefs). Er spielt diesen Mann mit einer faszinierenden Mischung
aus Virilität und Verletzlichkeit, ohne Pathos
und unglaublich klar. Dass er dabei dann auch
noch aussieht, als habe man ihn aus der erzählten Zeit an den erbauten Ort der Drehar-
beiten geholt, ist natürlich nicht zuletzt dem
genauen Maskenbild von Susana Sanchez (Bestes Maskenbild) geschuldet. Die aus Spanien
stammende Susana Sanchez, die mit Carlos
Saura einen Spanischen Filmpreis gewann, die
vor Jahren aus Jasmin Tabatabai in dem Film
FREMDE HAUT einen der schönsten iranischen
Männer machte und mit Kraus schon bei VIER
MINUTEN zusammenarbeitete, hat sich mit
ihrer Kostüm-Kollegin Gioia Raspé (Bestes Kostümbild) in eine andere Zeit versetzt, um diese
Bestes Szenenbild –
SILKE BUHR
Bestes Kostümbild –
GIOIA RASPÉ
– POLL (2010)
– DIE FREMDE (2009)
– VIER MINUTEN
(2005)
– DAS LEBEN DER
ANDEREN (2005)
– POLL (2010)
– DIE FREMDE (2009)
– VIER MINUTEN
(2006)
– JARGO (2004)
auf der Leinwand nicht nur zu erhalten, sondern auch zu transportieren. Das Historische,
das im Kinofilm immer auch fiktiv ist, wirkt
hier eher wahr als echt.
Denn auf Echtheit um ihrer selbst Willen scheint
Chris Kraus nicht zu bestehen. Das Haus auf Gut
Poll mag so nicht ausgesehen haben, wie Silke
Buhr (Bestes Szenenbild) es an einem Strand in
Estland erbaut hat. Aber in seiner Kombination
aus Erhabenheit und Fragilität (da steht eine Art
Schloss auf Stelzen) ist dieses Haus die richtige Kulisse für eine Geschichte, über der immer
auch die Bedrohung des Untergangs schwebt.
Aber diese Geschichte selbst hat auch etwas
Zerbrechliches, weil es ja auch die Geschichte
einer Persönlichkeits-, einer Identitätsfindung
ist. Die junge Oda trifft in diesem familiären und
politischen Chaos einen wesentlich älteren dichtenden Anarchisten, den sie in der Höhle des Löwen, dem Laboratorium ihres Vaters, versteckt.
Dort halten sich in der Regel seinesgleichen nur
in konservierten Einzelteilen auf.
Foto: © Kai-Uwe Schulte-Bunert
43
Silke Buhr hat all diese menschlichen Monstrositäten in Gebäude, Räume und Gegenstände
übersetzt – und dafür bereits den Bayerischen
Filmpreis erhalten. Ihr Poll ist eine Bedrohung
aus Stein und vor allem Holz, die verdammt ist,
am Ende des Films buchstäblich zerstört zu
werden. Und sie ist der reale Drehort für diesen Film. Ein Set, das Silke Buhr in sechs langen Monaten ins Meer bauen ließ. Nicht weil
es so war, sondern weil es so hätte sein können
und die Erzählung unterstützt: „Kein Gutsbesitzer wäre so wahnsinnig gewesen, ein Haus an
den Strand zu bauen. Aber wahnsinnig genug,
es gleich direkt ins Meer zu setzen, waren die
Balten durchaus. Das passte zu ihrem exzentrischen Temperament. Wir entwarfen dann einen
ebenfalls ziemlich wahnsinnigen Filmbau. Die
geniale Szenografin Silke Buhr hat ihm die Patina des Verfalls gegeben“, erzählt der Regisseur
dem Berliner Stadtmagazin Zitty. Mit Silke Buhr,
die unter anderem auch mit Lars Büchel (JETZT
ODER NIE) und Feo Aladag (DIE FREMDE) gearbeitet hat, drehte Chris Kraus auch schon
seine anderen Spielfilme SCHERBENTANZ und
44
VIER MINUTEN. Dass ein solcher Ort und eine
solche Zeit nicht nur starke Symbolkraft für
eine Geschichte haben, die davon erzählt, wie
die Umstände sein könnten, damit jemand sich
selbst und seine Begabungen erkennt, sondern
auch das Potential für kinematografische Überhöhungen und Annäherungen bietet, war für
Daniela Knapp (Beste Kamera/Bildgestaltung)
eine Herausforderung, der sie sich offensiv
gestellt hat. Da der Film Geschichte und Geschichten erzählt, gelingt auch ihr der visuelle
Wechsel von der prall gefüllten, oft sich elegant
bewegenden Totalen über halbnahe Bilder einer
Familie am Rande des Abgrunds zur Nahaufnahme, die mal das Panoptikum der väterlichen
Obsession für den Tod einfängt – und mal von
einer geahnten und verbotenen Liebe berichtet.
„POLL ist im Grunde ein Kammerspiel. Die Größe
der Bilder ist wichtig, um die Sehnsucht Odas zu
illustrieren, natürlich auch die Größe der Welt,
in der die Menschen so klein sind. Deshalb war
es Daniela und mir wichtig, einerseits zu zeigen,
wie eng Oda die Welt empfindet und diese Enge
auch zu beschreiben“, erklärt der Regisseur das
Konzept der Bildgestaltung, über die er sich mit
seiner aus Österreich stammenden, mittlerweile
in Berlin lebenden Kamerafrau Daniela Knapp
sehr einig war. Knapp hat übrigens an der
Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg studiert, wo auch ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Regisseur Sven Taddicken
(u.a. EMMAS GLÜCK) begann.
Bestes Maskenbild –
SUSANA SÁNCHEZ
– POLL (2010)
– TRIAGE (2009)
– VIER MINUTEN (2006)
– GOYA (1999)
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
SHAHADA
„In Allahs Augen sind
alle Arten von Liebe
gleich.“
Diesen
Satz kann der islamische Geistliche Vedat
Erincin, Beste
SHAHADA (Vedat
darstellerische
Leistung – männliche Nebenrolle) zu einem
Ratsuchenden nur als
Freund und nicht als
Imam aussprechen. Er
tut es, indem er seine
Kappe abnimmt und
mit leicht verschwörerischer Geste seine Stimme senkt. Danach wendet er sich ab und atmet
schwer aus. Man ahnt den Kampf in seiner
Brust.
Der erste lange Spielfilm SHAHADA von Filmstudent Burhan Qurbani (Filmakademie
Ludwigsburg) ist ein Film über die Suche nach
dem richtigen Weg. Der Titel bezieht sich auf
die erste Säule des Islam – das Glaubensbekenntnis. Drei parallel erzählte Geschichten –
eine Geschichte vom Erwachen der Sexualität,
Wer bist Du? Wen liebst Du? Woran glaubst Du?
ein Film von Burhan Qurbani
Studio Hamburg Nachwuchspreis
Bestes Drehbuch
Beste Produktion
First Steps Award
Nominierung Bester abendfüllender Spielfilm
Nominierung Sonderpreis Kamera
Filmkunstpreis 2010
Festival des Deutschen Films
Originellste Darstellungsform
Originellstes Thema
Preis der Gilde der
deutschen Filmkunsttheater
mit Maryam Zaree, Jeremias Acheampong, Carlo Ljubek, Marija Škaricic, Sergej Moya, Vedat Erincin, Anne Ratte-Polle, Nora Abdel-Maksoud, Burak Yigit, Yollette
Thomas u.v.a. Drehbuch & Regie Burhan Qurbani Co-Autor Ole Giec Produzenten Susa Kusche, Uwe Spiller, Robert Gold Producer Leif Alexis Redaktion Burkhard Althoff (ZDF) Tutor Prof.Nico
Hofmann (Filmakademie Baden-Württemberg) Kamera Yoshi Heimrath Schnitt Simon Blasi Szenenbild Barbara Falkner Kostüm Irene Ip Maske Anja Heinemann, Sandra Meyer
Daniel Sus Ton Magnus Pflüger Mischung K 13 Sound Design Jörg Theil Titel Design weareflink Casting Karen Wendland Produktionsleitung Christine Günther Postproduktion Pictorion das werk
bittersuess pictures und 3Rosen präsentieren in Co-Produktion mit dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel und der Filmakademie Baden-Württemberg mitfinanziert durch
SHAHADA. Wer bist Du? Wen liebst Du? Woran glaubst Du?
Musik
www.shahada-der-film.de
46
eine Geschichte von Schuld und Sühne und
eine Vater-Tochter-Geschichte – zeigen auf,
wie Religionszugehörigkeit und familiäres
und soziales Umfeld unsere Entscheidungen
und unser Handeln beeinflussen. In der VaterTochter-Geschichte ist Vedats erwachsenes Kind Maryam (Maryam Zaree) ungewollt
schwanger und treibt illegal ab. In der Folge bekommt sie wahnsinnige Unterleibsschmerzen
und kräftige Blutungen. In ihrem Glauben, Unrechtes getan zu haben, vermutet sie, dass Allah
sie bestrafen will und findet das zunehmend gerecht. Immer fanatischer wendet sie sich ihrem
Glauben zu und stellt dabei auch ihren Vater
und seine liberale Gemeinde auf eine harte Probe. Vedat Erincin spielt diesen Vater mit Güte
und Besonnenheit, er ist das moralische Zentrum des Films, ein Mann der Ruhe. Nur kurzzeitig verliert er mal die Gelassenheit und schreit
seine Tochter an, ob sie den Verstand verloren
hat, als sie mit aufrührerischer Rede ein Gebet
in der Moschee stört.
Vedat Erincin hat auch in dem als Besten Film
nominierten ALMANYA – WILLKOMMEN IN
DEUTSCHLAND (R: Yasemin Samdereli) eine
wichtige Rolle übernommen. Die weist nicht
zufällig einige Parallelen zu dem auf, was von
ihm als Vater Vedat in SHAHADA abverlangt
wurde. Er spielt den Vater von drei Söhnen und
einer Tochter und den Opa von einem kleinen
Jungen und einer erwachsenen jungen Frau, die
schwanger ist und sich nicht traut, das ihrer Familie zu sagen. Hier wie da ist sein glaubhaftes
Spiel um das Verständnis von Glaubensfragen
gefordert und gewünscht.
Beste männliche
Nebenrolle –
VEDAT ERINCIN
– ALMANYA –
WILLKOMMEN IN
DEUTSCHLAND
(2010)
– SHAHADA (2009)
– EVET, ICH WILL
(2007)
– VÖGEL OHNE BEINE
(2006)
Foto: © bittersuess pictures GmbH
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
VINCENT WILL MEER
„Das Tourette-Syndrom
ist eine neurologischpsychiatrische, ätiologisch noch ungeklärte
Erkrankung, die durch
das Auftreten von Tics
charakterisiert ist. Es
wird zu den extrapyramidalen Hyperkinesien
gerechnet. Bei den Tics
handelt es sich um unwillkürliche,
rasche,
meistens
plötzlich
einschießende und mitunter sehr heftige Bewegungen, die immer wieder in gleicher Weise einzeln oder serienartig auftreten können. Verbale,
ungewollte Äußerungen zählen mit dazu sowie
Ausrufe oder eigenartige Geräusche“, lautet
die medizinische Beschreibung einer Nervenkrankheit, die in der ersten Hälfte des 19. JahrKAROLINE
HERFURTH
KATHARINA
FLORIAN DAVID
FITZ
HEINO
MÜLLER-ELMAU
FERCH
hunderts zum ersten Mal bei der französischen
Adeligen Marquise de Dampierre beobachtet
und 1885 von dem Neurologen Georges Gilles
de la Tourette beschrieben wird. Der Schauspieler und Drehbuchautor Florian David Fitz
(Bestes Drehbuch) hat das in die Sprache des Kinos übersetzt: „Ich habe einen Clown im Kopf,
der mir ständig zwischen die Synapsen scheißt.“
Aufmerksam wurde Fitz auf die Krankheit,
die erst in den letzten zwanzig Jahren auch in
Deutschland ein Thema ist, durch seinen Schau-
spiellehrer in Boston, der unter einer nicht ganz
so auffälligen Variante der Krankheit litt und
seine Schüler zu Beginn des Unterrichts vor
verbalen Ausfällen ihnen gegenüber warnte.
Ein Bericht über einen jungen Mann, der unter
einem so heftigen Syndrom litt, dass er nur unter
höchsten Sicherheitsbedingungen leben konnte,
gab ihm den Impuls, darüber eine Geschichte
zu schreiben. Und: „Ich wollte gerne mal was
schreiben, was ich dann eventuell auch spielen
kann.“
JOHANNES
ALLMAYER
MUSIK STEVIE
Vincent_Hauptplakat_RZ.indd 1
CONSTANTIN FILM ZEIGT EINE OLGA FILM PRODUKTION “VINCENT WILL MEER” MIT FLORIAN DAVID FITZ KAROLINE HERFURTH HEINO FERCH KATHARINA MÜLLER-ELMAU JOHANNES ALLMAYER
B-ZET & RALF HILDENBEUTEL SCHNITT KAI SCHROETER SZENENBILD HEIDI LÜDI KOSTÜM NATASCHA CURTIUS-NOSS KAMERA ANDREAS BERGER CASTING NESSIE NESSLAUER PRODUKTIONSLEITUNG ANDREA OECHSNER
INHABERIN DER AUSSCHLIESSLICHEN NUTZUNGSRECHTE IST DIE CONSTANTIN FILM VERLEIH GMBH © 2010 OLGA FILM PRODUKTION
PRODUZENTEN VIOLA JÄGER HARALD KÜGLER DREHBUCH FLORIAN DAVID FITZ REGIE RALF HUETTNER
05.03.10 10:56
Foto: © Jürgen Olczyk
Bester Spielfilm –
HARALD KÜGLER
Bester Spielfilm –
VIOLA JÄGER
– VINCENT WILL
MEER (2010)
– HANAMI – KIRSCH BLÜTEN (2007)
– BANDITS (1996)
– KLEINE HAIE (1992)
– VINCENT WILL
MEER (2010)
– GANZ UND GAR
(2003)
– NAPOLA (2004)
–MÄDCHEN,
MÄDCHEN (2001)
Foto: © Olga Film GmbH
47
Dafür ging der Schauspieler in die Münchner Drehbuchwerkstatt, wo er die Produzentin
Viola Jäger wiedertraf, mit der bei Dennis
Gansels MÄDCHEN, MÄDCHEN zusammen gearbeitet hatte. Viola Jäger und Harald Kügler
(Olga Film – Bester Spielfilm) konnten sich schnell
für ein Script begeistern, das sich sicher auf dem
schmalen Grat zwischen Drama und Komödie
bewegte. Fitz hat als Autor einen Tonfall gefunden, der den Zuschauer und die Figuren ernst
nimmt – und dabei noch eine Menge Spaß bietet. Dafür erfand er zum einen Vincents Leidensgenossen, die Anorektikerin Marie (Karoline
Herfurth) und den Zwangsneurotiker Alexander
(Johannes Allmayer), die bald seine Freunde und
Verbündeten werden. Zum anderen – sozusagen
als Antipoden aus der vermeintlichen Normalität – die Figur seines Vaters, eines Politkarrieristen, der sich im Zweifel seines Sohnes schämt.
Und die engagierte, aber überforderte Ärztin
des Trios, die sich mit dem Vater auf die Suche
nach den Dreien macht. Denn Vincent will nicht
nur zum Meer, er fährt mit Marie und Alexander auch dorthin. Heino Ferch (Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle) und
Katharina Müller-Elmau (Beste darstellerische
Leistung – weibliche Nebenrolle) spielen dieses
ungleiche Paar, das sich zusammenraufen muss,
weil es nichts anderes gemeinsam hat als ein
Ziel, als kongeniales Ensemble in einer Tragödie
der Lächerlichkeit und der Sympathie durchaus
im guten Geist von Spencer Tracy und Katherine
Hepburn. Wenn auch mit anderem Ausgang.
Florian David Fitz hat ein Roadmovie geschrieben, in dessen Mittelpunkt eigentlich ein Ding
der Unmöglichkeit steht - und damit schon wieder als Autor etwas richtig gemacht. Drei Personen, für die die Gesellschaft beschlossen hat,
dass sie nicht alleine in der Welt klarkommen
können, ziehen alleine in diese Welt und stel-
len sich den Unbilden derselben auf ihre Weise. Vincent steht im Zentrum dieser Geschichte.
Er will die Asche seiner verstorbenen Mutter
mittels einer Bonbondose ins Meer befördern.
Marie kommt gerne mit, weil sie erstens alles
liebt, was man nicht tut, und zweitens vielleicht auch Vincent. Und Alexander wird einfach
entführt. Was ihm gut tun wird. Florian David
Fitz (Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle) spielt Vincent mit unglaublicher Sensibilität, verletzlich, ernst, romantisch,
Bestes Drehbuch / Beste
männliche Hauptrolle –
FLORIAN DAVID FITZ
– VINCENT WILL
MEER (2010)
–MÄNNERHERZEN
(2009)
– DOCTOR´S DIARY
(2008/TV)
– 3 GRAD KÄLTER
(2005)
Foto: © Constantin Film Verleih
48
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
rührend und irgendwie auch als Held. Er vergreift sich nicht im Ton. Und als er einmal Alexander im Auto als Arschloch bezeichnet, ist das
kein Tic. „Das habe ich ernst gemeint“, betont er
in dieser Situation – und überrascht, wie so oft
und so gerne in diesem Film, für den er – wie er
der FAZ in seinen guten Worten gesteht – „über
jedes Stöckchen springen“ würde.
Das mussten übrigens auch seine Produzenten Viola Jäger und Harald Kügler, für die die
Finanzierung und Entwicklung dieses Projektes
kein Spaziergang war. Nicht überall hielt man
das Buch eines Schauspielers, der sich an ein
schwieriges Genre gewagt hat, für überzeugend
und bankable. Doch mit Ralf Huettner, einem
erfahrenen Spezialisten für tragikomische Konstellationen (DAS MÄDCHEN MIT DEN FEUERZEUGEN, DIE MUSTERKNABEN), als absolut
richtige Wahl für die Regie und mit der Constantin Film als Koproduzent und Verleiher ließ sich
dann ein Fundament für das legen, was zu einer der größten und schönsten Überraschungen
des vergangenen Kinojahres wurde. Behutsam,
aber selbstbewusst gestartet entwickelt sich
VINCENT WILL MEER zu einer Rarität im aktuellen deutschen Kinogeschäft. Er wurde zum
„Sleeper“. Und das steht beim Film weder für
Langeweile noch für mangelnde Originalität.
Ganz im Gegenteil. VINCENT WILL MEER hielt
sich für Monate gut in den Kinos, weil man über
ihn redete. Der Film wurde zum Publikums-
liebling. Und eine These sei gewagt: Dem Hauptdarsteller, dem Autor und schließlich dem Film
hat es nicht geschadet, dass Florian David Fitz
ganz nebenbei einem großen Publikum über eine
TV-Serie bekannt ist. Das ist überhaupt nicht
selbstverständlich. So wenig übrigens wie die
außergewöhnliche Qualität von „Doctor´s Diary“.
Beste männliche
Nebenrolle –
HEINO FERCH
Beste weibliche
Nebenrolle –
KATHARINA MÜLLERELMAU
– DER UNTERGANG
(2004)
– DER TUNNEL
(2000/TV)
– COMEDIAN HARMO NISTS (1997)
–WINTERSCHLÄFER
(1996)
Foto: © Constantin Film Verleih
– BITTERE TRAUBEN
(2009/TV)
– DIE VERZAUBERUNG
(2006/TV)
– HERZ IM KOPF (2002)
– DREI D (1987)
Foto: © Constantin Film Verleih
49
garantiert.
Wer einen ganzen Abend dem Film widmet, darf zur Nacht selbst die Hauptrolle spielen.
Wir wünschen unseren Gästen des Deutschen Filmpreises viel Spaß bei der Verleihung und allen
Preisträgern herzlichen Glückwunsch. Bonne nuit et bonjour im Hôtel Concorde Berlin.
done by WE DO
Happy End
Hôtel Concorde Berlin
Augsburger Straße 41 · 10789 Berlin
Tel: +49 (0)30 800 999 0
[email protected]
concorde-hotels.com/concordeberlin
WER WENN NICHT WIR
Andres Veiel ist ohne
Zweifel einer der namhaftesten
Dokumentarfilmer des Landes.
Dennoch kommt sein
Spielfilmdebüt
nicht
überraschend. Auf den
ersten Blick hat das
etwas mit dem Thema
zu tun. Veiels Interesse
für die RAF und ihre
Geschichte ist – im
mehrfachen Sinne des
Wortes – dokumentiert.
Auf den zweiten Blick hat es etwas mit seiner
eigenen Filmografie zu tun. Schon mit seinem
zweiten Dokumentarfilm BALAGAN (1993) bekundete er sein Faible für politische Historie
wie für die Schauspielerei gleichermassen. Sein
neben BLACK BOX BRD berühmtester Dokumentarfilm heißt DIE SPIELWÜTIGEN. Manche
der Charaktere in diesem Film über Schauspielschüler, die für ihre Leidenschaft brennen,
haben etwas von den Figuren, die Andres Veiel
in den Mittelpunkt seines Spielfilmdebüts stellt:
Bernward Vesper, Gudrun Ensslin und Andreas
Baader sind spielwütig, lebenswütig, politikwütig, wirkungswütig.
Und sie sind bekannte Figuren der jüngeren
deutschen Geschichte. Die einen mehr, der andere etwas weniger. Bernward Vesper (August
Diehl), der Sohn des Nazi-Vorzeige-Dichters Will
Vesper („Auf ihre Gräber als Kranz / legte der
Führer den Glanz / der Berge des Heimatlands“,
Das Neue Reich), hatte Gudrun Ensslin (Lena
Lauzemis) beim Studium in Tübingen Anfang
der sechziger Jahre kennengelernt. Mitte des
Jahrzehnts gingen sie nach Berlin, wurden bald
aktive Zaungäste der linken Literaturszene und
verkehrten mit den Protagonisten der Außerparlamentarischen Opposition. So kommt Andreas Baader (Alexander Fehling) ins Spiel, der
in jeder Beziehung das Gegenteil des sensiblen,
grüblerischen und manchmal hilflosen Intellektuellen Vesper ist – und darum eine besondere
Faszination auf Ensslin ausübt. Der Film erzählt
das, was der Autor Gerd Koenen in seinem Buch
über das tragische Trio „Urszenen des deutschen Terrorismus“ nennt. Koenens Buch war
eins der Motive für Veiel, den Film zu machen.
Dabei interessiert sich Veiel nicht für die spektakulären Aktionen des linken Terrorismus,
sondern eher für dessen Wurzeln und Auswirkungen. Dieses Interesse brachte ihn bereits vor
über zehn Jahren mit dem Produzenten Thomas
Kufus (zero one film GmbH – Bester Spielfilm)
zusammen, mit dem er damals den Dokumentarfilm BLACK BOX BRD drehte. Die umwerfende Parallel-Beobachtung der Geschichten des RAF-Opfers Alfred Herrhausen und
des RAF-Täters Wolfgang Grams erhielt den
Bester Spielfilm –
THOMAS KUFUS
– 24H BERLIN – EIN
TAG IM LEBEN
(2009/TV)
– BLACK BOX BRD
(2000)
– MUTTER UND
SOHN (1997)
– TICKLE IN THE
HEART (1996)
Foto: © Mathias Bothor
51
DEUTSCHEN FILMPREIS 2002. Kufus, der Ende
der achtziger Jahre als Autor und Regisseur von
Dokumentarfilmen begonnen hatte, produzierte Filme mit Didi Danquart, Stefan Schwietert,
Tamara Trampe, Aelrun Goette und Alexander
Sokurov. Mit der zero one film GmbH entwickelte
er sowohl ungewöhnliche TV-Formate (wie das
Projekt „24 h Berlin“) als auch außergewöhnliche Kino-Dokumentarfilme wie BIERBICHLER
von Regina Schilling oder WIEGENLIEDER von
Tamara Trampe und Johann Feindt. WER WENN
NICHT WIR ist sein Spielfilmdebut mit der zero
one film GmbH – und wurde gleich in den Wettbewerb der 61. Berlinale eingeladen, wo er den
Alfred-Bauer-Preis gewann.
Veiel und Kufus setzten bei der Besetzung dieses
Films, der natürlich mit seinen Figuren steht und
fällt, nicht auf Nummer Sicher. Lena Lauzemis
(Beste darstellerische Leistung – weibliche
Hauptrolle) stammt aus Berlin, wo sie auch ihre
Ausbildung an der Ernst-Busch-Hochschule
für Schauspielkunst absolvierte. Doch sie war
bisher eher einem Münchner Theaterpublikum
bekannt, weil sie zum Ensemble der Münchner
52
Kammerspiele gehört. August Diehl (Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle) war für Veiel schon während der Arbeit am
Drehbuch der einzig mögliche Bernward Vesper.
Und Alexander Fehling, der beim DEUTSCHEN
FILMPREIS 2011 für seinen zweiten großen
Film im letzten Jahr (GOETHE!) nominiert wurde, überrascht als Andreas Baader nicht wegen
der Frisur. Er hat dieser attraktiven Rolle für
jeden jungen Schauspieler noch mal eine neue,
überraschende Facette hinzugefügt.
Lauzemis und Diehl spielen das Paar Ensslin
und Vesper mit der existenzialistischen Wucht,
in der die beiden extremen Charaktere die Beziehung mit Sicherheit auch gelebt haben. Dabei
wird in Lauzemis´ Spiel der innere und äußere
Kampf mit ihrer Familie und ihren eigenen Umständen ebenso deutlich wie das unterschwellig
zerstörerische Verhältnis, das Vesper zu Vater
und Mutter hatte bei August Diehl. Lauzemis
und Diehl spielen die das Leben des Paares bestimmende Zerrissenheit, Leidenschaftlichkeit
und Hilflosigkeit so intensiv, dass man es mit
Händen greifen zu können scheint.
Die Zeit vor der Revolte war die Zeit, in der man
noch in Krawatte zur Vorlesung ging und nur zusammen wohnen durfte, wenn man mindestens
verlobt war. Diese Zeit hat ein Gesicht, in das
sich mit Räumen und ihren Inhalten schauen
lassen kann.
Christian M. Goldbeck (Bestes Szenenbild) hat für
WER WENN NICHT WIR diese Räume erschaffen.
Das Interieur des Gutes der Familie, wo es immer
noch so aussieht wie in der Zeit, als Bernward
Beste weibliche
Hauptrolle –
LENA LAUZEMIS
– WER WENN NICHT
WIR (2010)
– YUGOTRIP (2003)
Foto: © Markus Jans / zero one film
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
pflichtschuldig im in jeder Beziehung kalten Bett
für den Führer gezeugt wurde, ebenso wie das
schwäbische Kleinfamilienmobiliar im kleinbürgerlichen Pfarrersheim. Die großzügigen Wohnund Diskutierküchen der sozialdemokratischen
Verlautbarungsrevolutionäre in Berlin ebenso wie
die komplett heruntergekommene und deshalb
unglaublich billige Altbauwohnung ebendort.
Goldbeck baut das nicht nur naturalistisch nach.
Er schafft die Atmosphären, in denen glaubwürdige Bilder und Inszenierungen entstehen können.
Foto: © Markus Jans / zero one film
Knapp zehn Jahre ist die Zeitspanne, die Andres
Veiel in seinem Film erzählt, der 126 Minuten
lang ist. Der Schnittmeister Hansjörg Weißbrich
(Bester Schnitt), Preisträger der LOLA 2010 in
dieser Kategorie für Hans-Christian Schmids
STURM, wird auch bei dieser Arbeit, die seine
erste Zusammenarbeit mit Andres Veiel war,
seinem guten Ruf gerecht, nicht auf Tempo oder
Effekt zu schneiden, sondern den Rhythmus
auch aus der Inszenierung zu holen, einzelnen
Szenen, aber auch Gesten und Blicken den Raum
in der Zeit zu geben, den sie benötigen. Dabei
versteht sich Weißbrich aber ausdrücklich auch
als Dramaturg am AVID. Bei Hans-Christian
Schmid, für den er fast jeden Film montiert hat,
schneidet er nach eigener Aussage auch schon
im Drehbuch.
Beste männliche
Hauptrolle –
AUGUST DIEHL
Bester Schnitt –
HANSJÖRG
WEISSBRICH
Bestes Szenenbild –
CHRISTIAN M.
GOLDBECK
–INGLORIOUS
BASTERDS (2008)
–DR. ALEMÁN (2007)
– WAS NÜTZT
DIE LIEBE IN
GEDANKEN (2003)
– 23 (1997)
– KRABAT (2008)
– JOHN RABE (2007)
– REQUIEM (2006)
– LICHTER (2003)
– KRABAT (2008)
–LIEBESLEBEN
(2007)
– REQUIEM (2006)
– ALLES AUF ZUCKER
(2004)
Foto: © Marco Nagel
Foto: © Florian Liedel
53
WIR SIND DIE NACHT
Genau genommen wollte Regisseur Dennis
Gansel diesen Film
schon vor 15 Jahren
machen.
Finanzierungsprobleme haben
das Projekt aber immer wieder hinten angestellt. Nachdem das
Genre des Vampirfilms
nach TWILIGHT und
vielen anderen auch
in Deutschland wieder
seine Zuschauer gefunden hatte, gaben die Produktionsfirmen Rat Pack
und Constantin Film grünes Licht. WIR SIND DIE
NACHT erzählt eine Vampir- und eine Liebesgeschichte. Luise (Nina Hoss), eine Vampirin, die nur
noch auf Frauen steht, weil alle Männer „zu laut,
zu gierig oder zu dumm“ waren, sucht nach der
Liebe ihres Lebens und glaubt sie in der Kleinkriminellen Lena (Karoline Herfurth) gefunden zu
haben. Aber das dachte sie bei der Stummfilmschauspielerin Charlotte (Jennifer Ulrich) und
bei der Love-Parade-Raverin Nora (Anna Fischer)
auch schon. Dummerweise hat sich Lena, genau
einen Tag bevor sie von Luise gebissen wurde, ein
bisschen in den Polizisten Tom (Max Riemelt) verguckt – und das erschwert die nächtlichen Beutezüge des Vampir-Quartetts nun außerordentlich.
Filmeditor Ueli Christen (Bester Schnitt) hat für
diesen actionreichen Vampirfilm den richtigen
Rhythmus gefunden. Der Film ist sehr furios
auf Tempo geschnitten, ohne dass gefühlvolle
Szenen zu kurz kommen. Wenn der Polizist Tom
das erste Mal auf die Diebin Lena trifft und sie
jagt, um sie zu stellen und die zwei danach auf
der Brücke sitzen und das erste Mal reden, dann
gibt der Film den beiden und dem Zuschauer Zeit
sich kennenzulernen. Filmkomponist Heiko Maile
(Beste Filmmusik) setzt passend zum NachtclubLeben hauptsächlich auf elektronische Beats.
Wird allerdings eine Szene um die – in der Unsterblichkeit melancholisch gewordene – Charlotte erzählt, ändert sich der Sound. Als Charlotte
zum Abschluss ihre Tochter, nun eine Greisin, im
Krankenhaus besucht, singt sie ihr das Kinderlied „Au clair de la lune“ vor, ein Lied, das auch
unsterblich scheint.
Bester Schnitt –
UELI CHRISTEN
Beste Filmmusik –
HEIKO MAILE
– DIE WELLE (2008)
– DAS WUNDER VON
BERN (2003)
– ANATOMIE (2000)
– DIE APOTHEKERIN
(1997)
– VORSTADTKROKO DILE 3 - FREUNDE
FÜR IMMER (2010)
–VORSTADTKROKO DILE 2 - DIE COOL STE BANDE IST
ZURÜCK (2009)
–VORSTADTKROKO DILE (2008)
– DIE WELLE (2007)
Foto: © Christiane Brunner-Schwer
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DEUTSCHER FILMPREIS 2011
NEW
PURE COLOR
LIPSTICK
BY TOM PECHEUX, CREATIVE MAKEUP DIRECTOR
ESTéE LAUDER
Deutscher Filmpreis 2011
Wir gratulieren allen Nominierten!
CHANDANI UND IHR ELEFANT
Kinder
lieben
Tiere. Fast jedes Kind
wünscht
sich
ein
Haustier. Die 16-jährige Chandani Sunamabanda aus Sri Lanka
wünscht sich einen
Elefanten. Sie ist mit
Elefanten groß geworden, ihr Vater ist seit
vielen vielen Jahren ein
Mahout, ein Elefantenführer. Nun hat sie den
Wunsch, bald in seine Fußstapfen zu treten. Was das in Sri Lanka
bedeutet, zeigen Regisseur und Produzent Arne
Birkenstock und Produzent Helmut G. Weber
(Fruitmarket Kultur und Medien, Tradewind
Pictures – Bester Kinderfilm) in ihrem dokumentarischen Kinderfilm CHANDANI UND IHR
ELEFANT. Der jahrhundertealten Tradition entsprechend ist das ein Männerberuf, in dem Frauen nichts zu suchen haben. Da Chandani nur
drei Schwestern und keine Brüder hat, widersetzt sich der Vater den Regeln und beschließt,
56
sein über Generationen angehäuftes Wissen an
seine älteste Tochter weiterzugeben. Zu Beginn
schenkt er ihr erstmal einen Elefanten zum Üben,
den Chandani liebevoll Kandula tauft. Kandula
freut sich über sein neues kinderreiches Zuhause und benimmt sich erstmal wie „ein Elefant
im Porzellanladen“. Er reißt die Wäsche von
der Leine und spielt mit einem roten Kleid als
wäre er ein Torrero, schmeißt Stühle um und Geschirr vom Tisch. Chandani muss nun in Zukunft
besser auf Kandula aufpassen. Je länger und je
besser sich Chandani mit ihrer neuen Aufgabe
identifiziert, desto mehr wird sie zum Gesprächsstoff unter den alteingesessenen Mahouts. Sie
fühlen ihre Domäne bedroht und fragen sich besorgt: „Müssen wir dann irgendwann an Stelle
der Frauen Kokosnüsse raspeln?“
Kinder können viel über ein fremdes Land und
über Verantwortung gegenüber Tieren lernen,
aber vor allem können sie mitnehmen, dass es
gut ist, wenn man an seinen Träumen festhält.
Bester Kinderfilm –
ARNE BIRKENSTOCK
Bester Kinderfilm –
HELMUT G. WEBER
– SOUND OF HEIMAT
(2011)
– CHANDANI UND IHR
ELEFANT (2010)
– 7000 KILOMETER
HEIMWEH (2008/TV)
– 12 TANGOS (2005)
– CHANDANI UND IHR
ELEFANT (2010)
– DAS ORANGEN MÄDCHEN (2009)
– TORTUGA – DIE UN GLAUBLICHE REISE
DER MEERES SCHILDKRÖTE (2009)
– MEIN BRUDER IST
EIN HUND (2004)
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
KONFERENZ DER TIERE
Sie sind die Pioniere
des computergenierten
Kinos in Deutschland:
Reinhard Klooss und
Holger Tappe (Constantin Film Produktion –
Bester
Kinderfilm).
Klooss, Autor und Produzent bei der Bavaria,
dann bei Oedon Film
und schließlich für die
Constantin, zeichnete
für publikumswirksame Filme verantwortlich (von GO TRABI GO bis ASTERIX & OBELIX
GEGEN CÄSAR) und hat Mitte des letzten Jahrzehnts ganz neue Zeichen der Zeit erkannt. Zusammen mit Holger Tappe, der mit dem ersten
CGI-Animationsfilm BACK TO GAYA kurz zuvor reüssierte, nahm er einer der beliebtesten
Marionetten der verlängerten Nachkriegskriegszeit digital die Fäden weg. So retteten die beiden
nicht nur das Urmel aus dem Eis, sondern auch
Kinderstoffe made in Germany für das Familienkino. Das ging zwei Mal gut. Und dann kam Erich
Kästner nicht als er selbst, sondern als Vorlage
für einen Film, in dem die Themen verhandelt
werden sollten, die die Erwachsenen beschäftigen, aber die Kinder etwas angehen. Kästners
politisches Pamphlet KONFERENZ DER TIERE machten die Produzenten Klooss und Tappe
(auch als Regisseure) zu einem Abenteuerfilm für
die ganze Familie, der seine politische und moralische Botschaft nicht aus den Augen verliert,
der aber auch weiß, wie das Genre funktioniert:
Zum Beispiel mit Figuren, die weder im Eiszeit-
alter noch auf Madagaskar untergehen würden,
aber vor allem gegen den Untergang der Zivilisation kämpfen. Und das in drei Dimensionen. Und
jenseits der Grenzen. KONFERENZ DER TIERE
war nicht nur der erfolgreichste deutsche Film
2010 im eigenen Land, er stellte auch in Großbritannien und Frankreich Rekorde auf. So kann
es gehen, wenn lebendige Kinotechnologie auf
aktuelle Inhalte in der Tradition postmoderner
Aufklärungsliteratur für Kinder trifft.
Bester Kinderfilm –
REINHARD KLOOSS
Bester Kinderfilm –
HOLGER TAPPE
– DIE „URMEL“ FILME (2006 / 2008)
– ASTERIX UND
OBELIX GEGEN CAESAR (1999)
–COMEDIAN
HARMONISTS (1997)
– GO TRABI GO (1991)
– KONFERENZ DER
TIERE (2010)
– URMEL VOLL IN
FAHRT (2008)
– URMEL AUS DEM
EIS (2006)
– BACK TO GAYA
(2004)
Foto: © 2011 Constantin Film Verleih GmbH
Foto: © Tappe
57
KINSHASA SYMPHONY
„Freude schöner Götterfunken, Tochter aus
Elysium“ singen die
Chormitglieder des Orchestre Symphonique
Kimbanguiste,
des
einzigen
Symphonieorchesters in Zentralafrika. Deutsche Umlaute zu sprechen oder
zu singen fällt schwer,
aber richtig schwierig wird es erst beim
fauchenden „ch“ aus
Tochter, das es hier und auch im Französischen
nicht gibt. Ein paar Takte weiter lauscht man
der deutschen Liedzeile „Alle Menschen werden Brüder“ aus den Kehlen der Einwohner von
Kinshasa. Spätestens hier beschleicht einen das
Gefühl: Sie wissen nicht, was sie singen. Der Kongo ist ein von Bürgerkrieg, Armut und Korruption
gezeichnetes Land, und in der 8-Mio-Hauptstadt
Kinshasa sieht es entsprechend schmutzig und
ärmlich aus. Aber davon lassen sich die mittlerweile fast 200 Mitglieder des Orchesters nicht
beirren. Wenn die Musiker mit weißem Hemd und
58
Anzug oder die Frauen in ihren schönen weißen
Kleidern und in weißen Schuhen zum Open Air
Konzert anlässlich des Unabhängigkeitstages
durch lauter Pfützen und Schlamm staken, dann
kann der Gegensatz nicht größer sein. Stolz und ein
wenig aufgeregt, nehmen sie den Dreck und den
Krach um sich herum gar nicht wahr und freuen
sich nur auf ihre Musik und die Zuhörer. Der von
Stefan Pannen und Holger Preuße mit ihrer Firma
Sounding Images (Bester Dokumentarfilm) produzierte Dokumentarfilm KINSHASA SYMPHONY
zeigt eindrücklich, wie Menschen aus einem Land,
wo man es nicht gleich vermuten würde, ihre
Begeisterung für klassische Musik (Beethoven,
Mozart, Verdi u.a.) leben und auf andere übertragen. Die beiden Regisseure Martin Baer und Claus
Wischmann sind erfahrene Dokumentarfilmer,
die sich bei diesem Projekt gut ergänzen konnten,
Kameramann Martin Baer hat sich auf Reportagen über Afrika spezialisiert und Wischmann
hat schon etliche Dokumentationen im Bereich
klassischer Musik realisiert. Die beiden bringen
uns die Leute und ihre Stadt so nahe, dass jeder
glaubt, noch nie schönere Musik gehört zu haben.
Bester Dokumentarfilm –
STEFAN PANNEN
Bester Dokumentarfilm –
HOLGER PREUSSE
– ZU TISCH
(seit 2010/TV)
– NICHT VON DIESER
WELT (2010/TV)
– WHERE IST HE
WALL? (2009/TV)
– ALBTRAUM IM
MÄRCHENLAND
(2001/TV)
– ANJA SILJA - EIN
LEBEN WIE IN DER
OPER (2008/ TV)
– WÜSTENTOUR ZU DEN
TUAREG (2005/TV)
– FÜR MICH GAB’S NUR
NOCH FASSBINDER
(2000/TV)
– VERBOTENER FANG
AM RIFF (1997/TV)
Foto: © sounding images GmbH
Foto: © sounding images GmbH
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
PINA
Wim Wenders konnte
Pina Bausch nicht kennen, als sie ihre ersten
ganz großen Erfolge feierte. Die Avantgardistin
des modernen Tanztheaters, die aus Solingen
stammte und von dem
einen Steinwurf entfernten Wuppertal aus
die ganze Welt des Tan3D
zes und Tanzens veränderte, machte mit Stücken wie „Café Müller“
und „Kontakthof“ Ende der siebziger Jahre von
sich Reden. Zu dieser Zeit arbeitete Wenders in
den USA – von HAMMET bis PARIS, TEXAS. Erst
Mitte der Achtziger sah er ihre Arbeiten bei einem Festival in Venedig. Das war der Beginn einer
wunderbaren Freundschaft, aus der eigentlich
schon immer ein Film entstehen sollte.
Dass dieser Film, der einfach ihren Namen trägt,
erst nach ihrem Tod gedreht werden konnte,
machte PINA (Wim Wenders, Gian-Piero Ringel,
Neue Road Movies Filmproduktion – Bester DokuEin Film für PINA BAUSCH von WIM WENDERS
mentarfilm) nicht nur zu einem großartigen
Künstlerinnen- und Kunstporträt, sondern auch
zu einem Vermächtnis. Wim Wenders (Beste
Regie) hat früh begriffen, dass das, was die Kunst
von Pina Bausch aus- und einzigartig macht,
dreidimensional ist: Die Körper in Bewegung
und in den Elementen. Und die Tiefe des Raums,
in dem sich die Körper in Bewegung und in den
Elementen befinden. Er hat auch früh und vielleicht als erster begriffen, dass es dafür eine
technische und kinematografische Entsprechung
gibt, die jenseits der legitimen und erfreulichen
Jahrmarkteffekte des Kinos funktionieren kann.
PINA wurde ein behutsam inszenierter 3-D-Film,
weil er im Spektakulären nie den Blick auf das
Wesentliche verliert. PINA erzählt von einer Frau
und ihrer Kunst. In originellen Wiedergaben ihrer Inszenierungen, in einfachen und naturgemäß
zweidimensionalen Selbstzeugnissen. In schönen, inhaltsreichen Bildern. Aber auch in den einfachen Worten ihrer Kolleginnen und Kollegen.
PINA ist ein Wim-Wenders-Film.
Bester Dokumentarfilm /
Beste Regie –
WIM WENDERS
Bester
Dokumentarfilm –
GIAN-PIERO RINGEL
– BUENA VISTA
SOCIAL CLUB (2000)
– HIMMEL ÜBER
BERLIN (1988)
– DER AMERIKANI SCHE FREUND (1978)
– FALSCHE BEWE GUNG (1975)
– UNFAIR WORLD
(2011)
– PINA (2011)
– ORLY (2009)
–PALERMO
SHOOTING (2008)
Foto: © Donata Wenders
59
FÖRDERMITGLIEDER/FREUNDE
ARRI Arnold & Richter
Cine Technik GmbH & Co
Betriebs KG
DFG Deutsche FilmversicherungsGemeinschaft
HKR Hollmann Knappe Reimert
cic group immobilienprojektentwicklungsgesellschaft mbH
die film gmbh
Just Publicity GmbH
drei d medien service GmbH
Kinowelt GmbH
e27 design gbr
Kodak GmbH
Entertainment Imaging
CineMedia Film AG
CineStar-Gruppe CMS
Cinema Management
Service GmbH & Co.KG
Estée Lauder Companies
GmbH
Mast-Jägermeister SE
Commerzbank AG
Falcom Media GmbH
maz & movie GmbH
Concorde Filmverleih
GmbH
Filmpark Babelsberg GmbH
Okapi GmbH
FPS Fritze Wicke Seelig
PKF Fasselt Schlage
Partnerschaft
Constantin Film AG
Highlight
Communications AG
60
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Saxonia Media
Filmproduktion GmbH
Walt Disney Studios Moti- so aktiv sein wie sie ist. Durch die jährlichen
on Pictures Germany GmbH Zuwendungen der Fördermitglieder und der
Scanline VFX GmbH
Warner Bros.
Entertainment GmbH
Senator Film Produktion
GmbH
SKW Schwarz
Rechtsanwälte
X Verleih AG
Immer mehr Personen und Firmen, die an der
Entstehung, Vermarktung und Präsentation eines deutschen Films beitragen, fühlen sich der
Filmakademie sehr verbunden. Sie sind FörderStudio Hamburg GmbH
mitglieder und unterstützen die gemeinsame
Arbeit auch materiell.
Universal Pictures Inter- In einem kleineren finanziellen Rahmen, aber
national Germany GmbH mit ebenso viel Engagement, sorgt auch der
größere Kreis der Freunde der Deutschen Filmakademie dafür, dass die Akademie lebens- und
Universum Film GmbH
handlungsfähig bleibt. Denn aus den Mitgliedsbeiträgen allein könnte die Filmakademie nicht
Freunde kann die Akademie lebendig arbeiten,
also Personal bezahlen, Projekte initiieren, Veranstaltungen organisieren, ihre Außenwirkung
verstärken.
Freunde und Förderer werden in das aktive Leben der Filmakademie mit einbezogen. Sie können viele Veranstaltungen besuchen, erhalten
den Akademie-Newsletter „Extrablatt“, können
die nominierten Filme kostenlos im Kino sehen
und nehmen immer wieder gerne an Treffen der
Filmakademie-Mitglieder teil. Sie sind natürlich
auch dabei, wenn die Akademie gemeinsam
mit dem BKM einmal im Jahr den DEUTSCHEN
FILMPREIS verleiht.
Freunde und Fördermitglieder tun das, was
ihre Namen sagen: Sie fördern die Arbeit der
Deutschen Filmakademie und leisten damit
dem deutschen Film und seinen Kreativen einen
großen Freundschaftsdienst.
61
Nicole Ackermann Geschäftsführerin | Wally Ahrweiler Agentin | Delia Albrecht Schauspieler-Agentin | Georg Alexander Journalist | Katrin Anders
Agentin | Christian Angermayer Unternehmer | Elke
Apelt Agentin | Gabriela Bacher Produzentin | Simone Bachofner Junior Publicist | Rolf Bähr ehem.
FFA Vorstand | Anke Balzer Agentin für Schauspieler | Frank Barner Steuerberater, Rechtsanwalt | Julia Bartelt PR-Agentin | Regine Baschny
PR Beraterin | Iris Baumüller-Michel Casting
Director | Caroline Beil Schauspielerin | Astride
Bergauer Agentin | Marieanne Bergmann Leiterin
Förderabteilung FFHSH | Evi Bischof Agentin |
Rüdiger Böss SVP Group Programming Acquisitions | Mathias Bothor Fotograf | Oliver Boy
Produzent | Elke Brand Medienagentin | Karin
Brandner Agentin | Alice Brauner Produzentin |
Frank Brauner Rechtsanwalt | Wolfgang Brehm
Filmanwalt | Bettina Breitling Leitung Lizenzen,
Filmrechte | Wolf Dietrich Brücker Redakteur |
Gero Brugmann Rechtsanwalt | Christoph
Caesar PR-Agent | Bernd Capitain Schauspieler |
Christina Capitain Schauspielerin | Xavier Chotard Marketingberater | Daniel Tobias Czeckay
Rechtsanwalt | Martin Danner Prokurist | Cathy
62
de Haan Dramaturgin, Dozentin | Max Dehmel
Ministerialrat a.D. | Ulf Dobberstein Rechtsanwalt | Jochen Doell Agent | Marion Döring Geschäftsführerin | Alexander van Dülmen CEO |
Michael Düwel Geschäftsführer | Thomas Eckelkamp Film-/TV-Produzent | Katharina Elias TVRedakteurin | Matthias Elwardt Gesellschafter |
Andreas Erfurth Agent | Andrea Etz Agentin |
Jürgen Fabritius | Cordula Fassbender Wissenschaftlerin | Lutz Fassbender CEO | Dirk
Fehrecke Agent für Film, TV und Theater |
Claudia Fehrenbach Fitz Schauspielagentin |
Annic-Barbara Fenske Schauspielerin | Milena
Fessmann Musicsupervisor | Cordula Fink Agentin | Pamela Fischer Agentin | Philipp Fleischmann
Trailer-Produzent, Regisseur | Susanne Franke
Theaterkunst | Egon F. Freiheit Drehbuchautor/
TV-Consultant | Mattias Frik Agent | Stefan Gärtner Leiter Koproduktion und Kofinanzierung |
Nicola Galliner Festivalleiterin | Christina Gattys Agentin | Georg Georgi Schauspielagent |
Reinhard Gerharz Rechtsanwalt | Anna Gerloff
Schauspielerin | Max Gertsch Schauspieler | Norbert Ghafouri Schauspieler | Maren Gilzer Schauspielerin | Nico Grein Producer | Gerhard Groß
Filmtheaterbetreiber | Heinke Hager Agentin für
Filmrechte | Winfried Hammacher Produzent |
Birgit Hass Geschäftsführerin | Harro von Have
Rechtsanwalt | Sabine Hemstedt Schauspielerin |
Marlis Heppeler Agentin | Sabine Hielscher Pädagogin | Wolfgang Hielscher Jurist | Max Höhn Hair
& Make Up Artist | Alexandra Hölzer Rechtsanwältin | Bernhard Hoestermann Agent für Schauspieler | Gerti Hofmann Gastronomin | Alexander
von Hohenthal TV-Produzent | Mechthild Holter Inhaber/Geschäftsführerin Players | Nicole
Houwer Autorin | Eva Hubert Geschäftsführerin |
Britta Imdahl Schauspielagentin | Patrick Jacobshagen Rechtsanwalt | Marielouise Janssen-Jurreit Filmautorin | Bianca Junker Presseagentin |
Christine Kabisch Regisseurin | Till Kaposty-Bliss
Werbegrafiker | Anja Karmanski Schauspielerin |
Ringo Kaufhold Schauspielagent | Klaus Keil Direktor | Uschi Keil Agentin | Rainer Keller Lobbyist, Strategisches Management | Nicole Kellerhals
Dramaturgin | Senta Dorothea Kirschner Schauspielerin | Georg Kloster Yorck Gruppe | Thomas
Kluge Fotograf | Michael Konstabel Archivrechercheur | Heide Kortwich Maskenbildnerin | Detlev
Krüger Sprecher der GF Martin-Braun-Gruppe |
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Hildburg Krüger Fachbereichsleiterin Kunst &
Kultur | Karin Kruse Manager/Agent | Adrian
Kutter Diplom-Kaufmann | Sandra Lampugnani
Agentin | Renate Landkammer Agentin | George
Lenz Schauspieler | Thomas Letocha Autor | Silvana Liebich Agentin für Schauspieler | Amélie
Linder PR-Berater | Yutah Lorenz Schauspielerin
und Artistin | Stefan Lütje Rechtsanwalt | Lars
Meier Künstlermanager | Ulrich Meinhard Agent |
Henner Merle Rechtsanwalt | Günther Mertins
Kinobetreiber | Susanne Mertins Geschäftsführerin | Philipp von Mettenheim Rechtsanwalt |
Werner Wolfgang Metzger Journalist | Kristin
Meyer Schauspieler | Carsten Meyer-Grohbrügge
Regisseur | Caroline Millahn Agentin | Benjamina
Mirnik Produzentin | Benedict Mirow Regisseur,
Produzent | Marketa Modra Agentin | Stefan von
Moers Rechtsanwalt | Petra Maria Müller | Katrin
Näher Agentin | Azizeh Nami PR-Agentin | Sigrid
Narjes Agentin | Till Neumann Rechtsanwalt |
Maren Niemeyer Produzentin, Regisseurin | Michaela Niemeyer | Christoph Ott Verleiher | Volker
Otte Rechtsanwalt für Filmförderungsrecht | Erik
Paulsen Dialogautor & Synchronregisseur | Andreas Pense Rechtsanwalt | Michal Pokorny Pro-
duzent | Margit Preiss PR-Agentin | Hans Helmut
Prinzler Filmhistoriker | Inga Pudenz Manager/
Agentur | Wiebke Reed Agentin | Josef Reidinger
Leiter der Postproduktion | Susanne Reinker Autorin | Mario Rempp Filmtheaterbetreiber | Angelika Reuter Film- und Fernsehagentin | Mariette
Rissenbeek PR Managerin | Renate Roginas Geschäftsführerin der Villa Kult OHG | Renate Rose
European Film Promotion | Stefan Rüll Rechtsanwalt | Nadja Runge Publicist | Klaus Schaefer
FilmFernsehFonds Bayern | Thorsten Schaumann
Filmkaufmann | Harald Schernthaner Head of Digital Filmworks | Christian Schertz Rechtsanwalt |
Thomas Scheuble Bankkaufmann (Prokurist) |
Antje Schlag Agentin für Schauspiel, Regie, Filmkomponisten | Michael Schmid-Ospach | Josephine Schmidt Schauspielerin | Marie-Luise Schmidt
Agentin | Steffen Schmidt-Hug Rechtsanwalt |
Sonja Schmitt Delphi Filmverleih | Lutz Schmökel
Agent | Norbert Schnell Agent | Marc Schötteldreier Casting Director | Peter Schulze PR-Manager |
Maria Schwarz Agentin | Sibylle Seidel-Gieth
Agentin | Christian Senger Schauspieler | Manuel
Siebenmann Regisseur, Autor und Produzent |
Sebastian Sieglerschmidt Geschäftsführer | Ulla
Skoglund (Schauspieler)agentin | Josef Steinberger Filmproduzent | Inka Stelljes Agentin
für Schauspieler | Volker Störzel Agent Theater, Film und Fernsehen | Christiane Stützle
Rechtsanwältin für Film- und Medienrecht |
Conny Suhr PR-Agentin | Judith Sutter Schauspielagentin | Gisela Tatsch-Daust Schauspielagentin | Johannes Thielmann Produzent,
Regisseur, Autor | Sonya Tuchmann Schauspielerin | Michaela von Unger Filmproduzentin |
Burkhard Voiges Geschäftsführer | Magnus
Vortmeyer Marketingleiter Tobis Film | Christiane von Wahlert Geschäftsführerin SPIO |
Christiane Waldbauer Schauspieleragentin |
Katrin Wans Agentin | Steffen Weihe Agent | Anne
Wels Agentin | Simone Wernet Lektorin & Dramaturgin | Thomas Weymar Telepool München |
Albert Wiederspiel Filmfestleiter | Rafaela Wilde Rechtsanwältin | Harald Will Agent für Film
Fernsehen & Theater | Sylvia Wolf Medienberater | Beate Wolgast Agentin | Ute Zahn Geschäftsführerin
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GENUG IST NICHT GENUG
Teilnehmer: Jan Schütte (Direktor dffb), Herbert
Schwering (Produzent), Manuela Stehr (Produzentin, X Verleih Vorstand), Rüdiger Suchsland
(Filmjournalist)
Moderation: Alfred Holighaus, Linda Söffker
Fotos: Florian Liedel
Alfred Holighaus: Das Thema „Gibt es zu viele
deutsche Filme auf dem Markt?“ ist uns nicht
einfach zugefallen, es schwelt ja eigentlich schon
eine ganze Weile und scheint durch das FFA-Urteil
des Bundesverwaltungsgerichts noch dringender
geworden zu sein. Die Fragen „Wie wird Filmförderung weitergehen? Wie wird sie in Deutschland
aussehen und was macht sie aus? Was richtet sie
vielleicht auch an?“ führen zu diesem Thema. Manuela Stehr ist als Verleiherin und Produzentin
auch nicht erst seit gestern mit dem Thema beschäftigt. Belastet dich das in diesem Jahr mehr
als vorher oder gehst du damit ganz anders um?
Manuela Stehr: Nein. Von der Anzahl der Filme
her belastet mich das überhaupt nicht. Die Frage
ist vielmehr: Warum hatten wir im vergangenen
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Alfred Holighaus, Herbert Schwering, Linda Söffker, Rüdiger Suchsland, Jan Schütte, Manuela Stehr
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Jahr relativ schlechte Zahlen mit den deutschen
Filmen? Wenn man sich deutsche Produktionen,
aber auch die Koproduktionen anschaut, muss
man feststellen, dass die unter dem Wert, den
man üblicher Weise erwarten kann, gelaufen sind.
Das ist dann tatsächlich eine Frage, mit der ich
mich beschäftige.
Holighaus: Und das hat für dich mehr mit der
Qualität zu tun als mit der Menge der Filme?
Stehr: Ich will nicht abstreiten, dass das auch
mit den Inhalten der Filme zusammenhängt, die
dann eben einfach nicht ihr Publikum erreicht
haben oder vielleicht dem Zeitgeschmack nicht
entsprachen. Aber ich finde viel gravierender, was
mit diesen Filmen in den Kinos passiert. Meines
Erachtens erzählt das eine ganze Menge darüber, warum diese Filme mit sehr viel weniger Zuschauern nach Hause gehen, als es vielleicht vor
ein oder zwei Jahren noch der Fall gewesen wäre.
Rüdiger Suchsland: Wenn wir auf die Landschaft
gucken, glaube ich nicht, dass die jeweiligen
Marktzahlen das wirkliche Problem spiegeln,
über das wir hier reden. Denn hätten wir 2010 einen Til-Schweiger-Film und noch einen Bully-Film
gehabt, dann wäre es plötzlich zahlenmäßig ganz
gut gelaufen. Aber ginge es uns deshalb wirklich
besser? Vielleicht doch sogar eher schlechter, weil
dann andere Filme im Vergleich noch viel miesere
Zahlen gehabt hätten. Das alles hat wenig zu tun
mit einer Filmkultur, die an Vielfalt interessiert
ist, am Entdecken des Besonderen.
Da ist dann ein Punkt erreicht, an dem wir mal
über das Publikum reden müssen, über das sonst
zu selten geredet wird. Wie es sich verändert und
was es von den Filmen erwartet. Ist das Publikum
neugierig genug? Ist es offen genug? Beziehungsweise wann ist es offen und neugierig? Die Leute
schauen sich nämlich ganz tolle DVDs mit Audiokommentaren und in Originalversion an – und
das, wo in Deutschland angeblich kaum ein Film
im Original funktionieren kann. Da fragt man
sich: Braucht es Events? Braucht es das Pantoffelkino zu Hause mit den besseren Anlagen? Oder
braucht es auf der anderen Seite auch ein Publikum, das ganz anders gefordert, in irgendeiner
Weise gebildet, ja – ich scheue mich fast, es zu
sagen – erzogen wird.
Jan Schütte
Stehr: Du hast natürlich absolut Recht, dass man
über diese Fragen dringend reden muss. Trotzdem möchte ich nochmal in ganz pragmatischer
Sicht zurück auf das Kino. Wichtig ist, dass die
Anzahl der deutschen Filme in den letzten fünf
Jahren nicht wirklich gestiegen ist. Die Anzahl
der deutschen fiktionalen Filme erst recht nicht.
Nach den Statistiken der FFA ist nur die Anzahl
der Dokumentarfilme gravierend gestiegen. Das
heißt, die Anzahl der fiktionalen Filme ist sogar
gesunken. In 2010 waren es allein 70 Dokumentarfilme, die in die Kinos gekommen sind.
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Linda Söffker: Von wie vielen?
Stehr: Von 189 Filmen. Das ist wirklich viel. Auch
im Vergleich zu früheren Jahren. Weshalb ich
aber zu Beginn sagte, dass die Filme unter Wert
laufen, hat vielleicht mit einer sich ändernden
Strategie der Kinobetreiber zu tun. Ich rede jetzt
natürlich im Wesentlichen von den Programmkinos. Die haben früher sehr viel stärker eine
eigene Auswahl getroffen. Das heißt, sie hatten
offenbar mehr Zeit, sich die Filme vorab anzuschauen und für sich eine Entscheidung zu treffen. Da hat sich entscheidend etwas verändert.
Jetzt werden nämlich im Zweifel einfach alle
Filme gezeigt.
Mein Lieblingsbeispiel ist immer ein Kino mit vier
Leinwänden. Die haben früher sechs bis acht Filme gespielt, vielleicht noch einen Kinderfilm oder
etwas Neues zur Matinée. Heute spielen sie am
Start-Donnerstag – mit den bereits laufenden –
20 Filme. Das bedeutet, dass du für deinen Neustart unter Umständen nur noch eine Vorstellung
bekommst. Und nicht wie früher, als all diese
Filme ganz normal in der Nachmittags-, Abend-,
Spätvorstellung eingesetzt wurden.
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Zu jeder Uhrzeit läuft ein anderer Film. Warum?
Die Kinobetreiber sagen uns, sie wissen selber
nicht mehr genau, was beim Publikum ankommt.
Das heißt, sie setzen die Filme ein, probieren
es aus und was nicht funktioniert, fliegt raus.
Das führt natürlich dazu, dass du nur ein Drittel
der Vorstellungen hast und es am ersten Wochenende nicht schaffst, die magische Zahl zu erreichen, die dafür steht, dass dein Film Potenzial
hat. Ein Film, der sonst für 200.000 Zuschauer gut
ist, der macht dann eben nur noch 100.000.
Jan Schütte: Was mir auffällt, ist, dass es inzwischen viel mehr Filme mit hohem Potenzial gibt,
die sehr schnell verschwinden, obwohl sie eigentlich eine relativ hohe Aufmerksamkeit hatten. Ein
Beispiel aus der dffb: Emily Atef hatte eine irrsinnige Presse, Fernsehen etc. Sie hatte auch ein gutes Thema. Und blieb dann bei 6300 Zuschauern.
Da denkt man sich, das kann gar nicht wahr sein!
Herbert Schwering
schauer ziemlich schwach. Dann waren 30.000
eine schwache Marke und heute sind es 5.000.
In solchen Zahlen wird überhaupt schon nachgedacht! Es fällt mir auch mit meinen eigenen
Filmen auf, wie schwierig es ist, unter den vielen
Konkurrenzfilmen im Kino noch wahrgenommen
zu werden. Ein anderes Phänomen sind die neuen
Produktionsmöglichkeiten, durch die heute viel
Söffker: Du redest über DAS FREMDE IN MIR?
mehr Filme entstehen. Nicht unbedingt bei uns.
Aber ich weiß, dass das Sundance-Filmfestival
Schütte: Ja. Vor 20 Jahren waren im Indepen- viel mehr amerikanische Filme zur Auswahl hat,
dent-, im Arthouse-Kino 50.000 oder 80.000 Zu- die oft mit einem no-budget produziert worden
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
sind. Mit 5.000 Dollar, mit 10.000 oder 20.000.
Und davon setzen sich dann am Ende zwei oder
drei durch. Aber 500 oder 700 bleiben auf der
Strecke. Man weiß weder, wie die aussehen, noch
wo die sind.
Holighaus: Herbert Schwering ist mit seiner
Firma ja ein klassischer Vertreter des deutschen
Independent-Marktes. Wie läuft das bei uns?
Herbert Schwering: Man versucht schon, sich
rechtzeitig zu ändern und auch marktgerechter
Arthouse zu produzieren, damit man nicht Gefahr
läuft, unterzugehen. Der Independent-Bereich
in Deutschland ist durch die Filmhochschulen
in den letzten zehn Jahren sehr stark geworden. Es gibt plötzlich viel mehr Talente auf dem
Markt, die mit ihren ersten Filmen präsent sind.
Hans Weingartner, der vor zehn Jahren für DAS
WEISSE RAUSCHEN verantwortlich war, ist so
ein Beispiel. Erst mit 15.000 Euro Budget starten, später eine Produzentin finden, dann einen
Verleih und den Film dann auch noch erfolgreich
ins Kino bringen. Heute ist das schon wieder
schwieriger. Konkurrenzdruck entsteht bereits
bei den Studenten und an den Hochschulen, viele
Studenten denken, sie müssen bereits dort ihren
ersten Langfilm machen.
Schütte: Wir machen da aber auch einen Fehler,
wenn wir immer wieder fragen: Wo sind junge
Talente? Woher nehme ich sie? Der Fehler liegt
darin, zu glauben, man müsse Hochschulen noch
marktorientierter machen. Es geht letztlich nicht
darum. Diejenigen, die das tun, landen später sowieso eher in einer Berufsschiene, die wenig mit
dem zu tun hat, warum wir als Fach Regie an
Filmhochschulen unterrichten.
Jan Schütte und Rüdiger Suchsland
immer nur jetzt beobachten, wir wissen gar nicht,
wie er in sechs Jahren sein wird. Das wäre sogar
tödlich! Was in allen Filmhochschulen, wenn sie
engagiert sind, ausgebildet wird, ist eine persönliche Handschrift. Diese dann zu fördern, herauszuarbeiten und auszuprobieren, ist unsere Aufgabe. Wenn Studenten an die Hochschule kommen,
machen sie erstmal die Filme, die sie selber machen wollen und im Kopf haben. Sie gucken erstSchütte: Weil du vorhin die Ausbildung an- mal überhaupt nicht auf das Publikum und das
sprachst: Keine Filmhochschule sollte und darf finde ich auch in Ordnung. Wenn sie dann ins
sich am Markt orientieren. Den Markt können wir vierte Jahr kommen und an ihren Abschlussfilm
Schwering: Es ist wichtiger zu fragen, wie verändert sich das Publikum, wie mache ich Filme, die
den Zuschauer erreichen? Diese Frage stellen wir
uns alle, denke ich. Auch bei schwierigen Projekten versuche ich, herauszubekommen, ob es ein
reiner Festivalfilm ist oder ob das Projekt weiteres Potenzial hat.
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denken, beginnen sie, auch darüber stärker nachzudenken: Wer ist mein Publikum? Wer soll den
Film denn ansehen und wo? Das ist von der Bewegung her richtig. Das ist immer noch eine Phase, in der man etwas entdecken, entwickeln und
ausprobieren kann. Auch für die Branche, die
sagen kann: Okay, mit diesem Talent mache ich
jetzt einen so gearteten Film.
stellationen. Vielleicht auch nur 60 oder 70 min.
lang. Die Abschlussfilme müssen unabhängiger
werden. Sie müssen sich dem Markt noch nicht so
stellen wie der Debütfilm, der mit Förderung und
Fernsehpartnern klassisch produziert wird.
Suchsland: Eine Hochschule sollte dafür da sein,
dass sich die Leute selber erstmal finden, sich als
Regisseure entdecken. Das hat aber auch etwas
Holighaus: Ein spannender Aspekt, auch damit zu tun, dass man in Bedingungen arbeiten
Debütfilme abgekoppelt vom Markt zu betrach- können muss, die einem Mut machen.
ten. Heißt das, sie sollen gar nicht versuchen,
den Markt zu erreichen? Oder heißt das, man Söffker: Herbert, Du sprachst von Festivalfilmen.
muss den Markt dafür anders entdecken, auf- Was bedeutet das? Es gibt von Jahr zu Jahr mehr
mischen oder vorbereiten?
Festivals, allein in Berlin. Deutschlandweit sowieso, auch weltweit. Es könnte sein, dass Festivals
Schütte: Dafür muss man vielleicht zwei Begriffe die Funktion des Arthouse-Kinos übernommen
noch einmal definieren. Ich habe nicht abkoppeln haben, nur dass Produzent und Verleih nichts
gesagt, sondern erstmal frei. Und auch in ers- verdienen, wenn sie an Festivals teilnehmen. Das
ter Linie Abschlussfilme – und nicht Debütfilme. ist etwas, worüber man reden könnte. Der Markt
Dazwischen gibt es ja auch noch einmal einen verändert sich.
Sprung. Ein Abschlussfilm müsste eigentlich billiger, kleiner sein, eher vielleicht auch eine Auf- Schwering: Man muss Filmemacher pushen, dass
tragsproduktion mit dem Kleinen Fernsehspiel. viel mehr Output kommt. Für mich ist in DeutschDa gibt es ja eine ganze Reihe von denkbaren Kon- land Dominik Graf ein Beispiel, der drei Filme pro
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Linda Söffker
Jahr macht. In Hongkong jemand wie Johnnie To
oder Andrew Lau, die wir oft besser finden als
deutsche Regisseure. Warum kann man solche Bedingungen nicht hier schaffen? Gerade weil man
ja für 5.000 EUR mit einer digitalen Kamera einen
90-Minüter drehen kann. Das kann ja auch eine
Chance sein. Ich finde, da müssen manche Filmemacher, die gerne meckern, sich auch mal an die
eigene Nase fassen und erklären, warum sie, wenn
sie Jahre oder Monate warten, in der Zeit nicht einfach mit ihrer Homevideo-Kamera Filme machen.
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Der andere Punkt geht dann an die Verleiher oder
auch die Kinobetreiber. Auch das macht mich
wütend: Wie kann es denn sein, dass wahnsinnig gute Filme nach zwei Wochen komplett verschwunden sind? Und das ist der Skandal! Natürlich verändern sich Rezeptionsgewohnheiten,
man schaut mehr auf DVD. Auf der anderen Seite
sind die Leute in der Lage, sich ein Theaterereignis oder ein Filmfestival vorzumerken und hinzugehen. Warum schafft man es dann nicht, dass die
Leute auch ins Kino gehen?
Stehr: Das ist ein ewiges Problem, das wir haben.
Was sich aber durch das, was ich vorhin sagte,
noch verschärft hat. Der Zuschauer wird nicht
nur mit diesen vielen Filmen im Kino konfrontiert, sondern natürlich auch mit der entsprechenden medialen Aufmerksamkeit.
Söffker: Was aber nicht mehr wahrgenommen
wird. Das ist der Unterschied.
Stehr: Es gibt in der Breite einfach mehr, was im
Kino läuft und deshalb gibt es natürlich auch
mehr Filmkritiken. Während es früher so war,
dass Filme auch mit 15-20 Kopien ins Kino gekommen sind, sind es heute dann 40-50. Außerdem passiert noch etwas Fatales: Der Kinobesucher ist gewohnt, dass er je nach Kino seine
19 Uhr-, 19:30 Uhr-, 20 Uhr-Vorstellung hat. Wenn
er jetzt sieht, der Film läuft aber nur um 17 Uhr,
dann ist er schon wieder genervt. Damit ist er
für diesen Film verloren. Das sind diese kleinen
Mechanismen, die die Zuschauerzahlen pro Film
immer weiter nach unten drücken.
Schütte: Es gibt so zwei, drei Sachen, die hier
in der Diskussion herumschwirren. Einmal hat
Herbert vorhin Theaterbesucher genannt, die
ganz gezielt zu einer Vorstellung gehen, ein
Abonnement haben, und dann noch die Festivals. Manchmal frage ich mich – was mich auch
bei meinen eigenen Filmen betroffen hat –, ob es
für diese kleinen Filme nicht einen fatalen Mythos gibt: den des bundesweiten Kinostartes. Das
hat sich verändert. Vor zwanzig Jahren lag eine
durchaus solide Kopienanzahl bei 20 Kopien.
Damit hat man den Film super in Umlauf gebracht
und im Notfall noch einmal fünf mehr gemacht.
Heutzutage ist das gar nicht mehr akzeptabel.
Manuela Stehr
Schwering: Weil du dann bei 3000 Zuschauern
bist. Ich habe lange in der sehr guten Kinostadt
Münster den Filmclub Münster geleitet. In Münster sind alle Filme gut aufgehoben. Nicht nur,
weil sie Studentenstadt ist, sondern das liegt an
einem Filmtheaterbesitzer, der zwar eine Monopolstellung besitzt, aber diese gerade für eine
kluge Programmpolitik nutzt und nicht nur für
Mainstream. Wir waren damals als Filminitiative
anfangs sehr kritisch. Dann haben wir gemerkt,
dass da jemand ist, der Filme liebt. Gerade die
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Grenzen wagen, zu interessieren. An dieser Stelle
bin ich skeptisch, ob wir so eine Roots-Bewegung
noch einmal hinbekommen. Gerade weil es jetzt
andere Medien gibt, die das kompensieren, z.B.
das Internet. Du bist nicht mehr darauf angewiesen, 30 km zu fahren, um einen Film zu sehen.
Chartliste, die nach reiner Zuschauerzahl geordnet ist – da stehen natürlich immer US-Majors
oben, weil es nur um die nackte Masse geht. Da
wird nichts ins Verhältnis gesetzt zur Kopienzahl,
zum Produktionsbudget, zum Marketing-Budget
usw. Würde man den Kopienschnitt zum Maßstab
nehmen, kämen aber auf einmal die ganzen schöSuchsland: Aber es geht auch etwas verloren. Ich nen Arthouse-Filme hoch.
würde nie eine DVD oder das Internet gegen ein
Kino ausspielen. Beim Kino steht schon das ge- Stehr: Man müsste neue Kategorien für die Stameinsame Erlebnis im Mittelpunkt, der Festcha- tistiken schaffen. Warum muss sich ein Debütfilm
rakter, das Besondere spielt eine Rolle.
überhaupt mit KOKOWÄÄH messen?
Rüdiger Suchsland
Liebe zum Kino ist sehr wichtig. Ich glaube, dass
sich auch bei den Programmkinos etwas ändert.
Wenn man schaut, wer diese kleinen Kinos, die es
ja auch in der Provinz noch gibt, betreibt, dann
sind das fast alles ältere Besitzer. Was wird daraus in zehn Jahren? Gibt es Initiativen, die diese Orte dann übernehmen? Gibt es überhaupt
noch so eine Filmclub-Idee? Das schließt den
Kreis zu der Frage, wie schaffen wir es überhaupt, Publikum für Filme, die sperriger, herausfordernder sind oder einen Blick über unsere
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Stehr: Wir haben das Problem, dass Debütfilme,
Dokumentarfilme, Fernsehfilme mit Förderbeteiligung, großbudgetierte internationale Koproduktionen und am Ende noch die amerikanischen Filme alle in einem Topf sind. Alle schlagen sich um
dieselbe Öffentlichkeit, dieselben Plätze in den
Medien und um dieselben Leinwände. Im Grunde
ist das unfair.
Schwering: Wenn wir über Lobby-Arbeit reden,
müsste da nicht vielleicht auch die DEUTSCHE
FILMAKADEMIE darüber nachdenken, ob man zu
der Branche mehr Kontakt aufnimmt, die unsere
Filme abspielt. Wie schaffen wir da eine stärkere Vernetzung? Ich glaube, es hat damit zu tun,
ihnen wieder Mut zu machen, dass viele Filme
funktionieren würden. Bei SATTE FARBEN VOR
SCHWARZ haben alle gesagt, das kann nicht
Suchsland: Sollte man nicht den Kopienschnitt funktionieren. Guckt man sich aber die Zahlen an,
zum Maßstab nehmen? Selbst meine Kollegen dann stellt man fest, dass wir momentan alle dazum Beispiel beim „Tagesspiegel“ drucken eine von leben, dass die über Fünfzig-, Sechzigjährigen
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
viel ins Kino gehen. Die sind augenblicklich die
Rettung für deutsche Filme. Dann passt der Film
nämlich wieder durchaus in die eigene Perspektive, wenn man über 50 ist und sich fragt, wie lange
dauert denn das alles noch?
Suchsland: Ich frage mich, wie man die Kinobetreiber eigentlich einschätzen muss? Von außen
habe ich den Eindruck, das ist der depressivste
Ort der Branche. Die sind relativ alt, sie meckern
immer und sagen immer, was alles schlecht läuft:
Die Filme sind scheiße, die Kritiken sind scheiße,
das Publikum kommt nicht. Wenn ich dann in
deren Höhlen gehe, in denen zum Teil noch der
Teppichboden von 1967 liegt und die Sessel sind
angenehm durchgesessen – ich mag ja eher so alte
Kinos –, dann weiß ich auch, meine Mutter würde da nicht reingehen. Sie hat dann Rückenprobleme. Dabei wäre sie die Zielgruppe 60plus. Wie
kann man daran etwas ändern?
Stehr: Genau. Natürlich gibt es auch viele super
ausgestattete Programmkinos, aber offenbar sind
weder sie noch die Filme für das junge Publikum
interessant. Das Problem ist, dass uns das junge
Arthouse-Publikum fehlt. Ich bin jedes Mal wieder erschüttert, wenn ich auf internationalen
Festivals Filme schaue und sehe, was es für tolle
Filme für junge Leute gibt. Die modern und unterhaltsam sind, sich aber auch intensiv mit Problemen beschäftigen, die geile Musik haben und bei
denen ich weiß: Keine Chance, ich kann die hier
nicht ins Kino bringen. Diese Arthouse-Kinos sind
für die jungen Leute gestorben. Da haben wir alle
etwas verpasst.
Suchsland: Wenn du dir mal nicht die deutschen
Filmcharts anguckst, sondern das, was im Internet heruntergeladen und was auf DVD ausgeliehen wird, dann stellst du fest, dass 50 Prozent der
Filme überhaupt nicht in Deutschland starten.
Was die sich angucken, das sind Horror, SplatterSöffker: Wir verlieren aber seit längerem vor Kram, asiatische Thriller bis zum Bereich Porno/
allem die jüngeren Zuschauer um die 20.
Softporno. Ebenso Musikvideo-Filme oder Experimentalfilme auf YouTube, aber auch HardcoreAutorenfilme. Die haben teilweise super Zahlen
im Netz. Umgekehrt verschiedene Komödien, die
auch schräger und schriller sind, und von deutschen Produzenten nicht hergestellt werden. Wir
haben bestimmte Segmente gar nicht im Kino.
Teilweise weil sie im Fernsehen stattfinden: Genrefilme. Teilweise auch, weil sie bisher gar nicht
gemacht werden, weil es angeblich nicht funktioniert. Dazu gehören für mich Horrorfilme, bestimmte Typen an Thrillern, Science-Fiction. Das
sind jugendaffine Filmtypen. Wenn man dagegen
ins Fantasy-Filmfestival geht oder zum Beispiel
an einen Ort wie „Nippon Connection“ in Frankfurt, wo nur japanische Sachen laufen, funktioniert in Zuschauerzahlen super. Das sind dann
zwar nur zwei oder drei Screenings pro Stadt,
aber die sind voll. Wir kennen diese ganzen Verleiher, Splendid, 3L usw., was die alles rausbringen, was im DVD-Bereich super geht. Und bei
Festivals natürlich auch. Ich denke, es gibt wahnsinnig viel, was man ins Kino bringen könnte –
wenn es so, wie es das Kino des Vertrauens der
60-Jährigen gibt, auch ein Kino des Vertrauens
der 20-Jährigen gäbe, dann würde man da die
Leute reinkriegen.
71
Alfred Holighaus
Stehr: Das wär’s!
Holighaus: Aber der Oberbegriff für das, worüber
du redest, ist Special Interest? Dann bleibt aber
die Frage nach den Produzenten. Kann ich als
Produzent Special Interest bedienen oder muss
ich nicht ganz anders denken?
Suchsland: Also wenn die Spanier und die Franzosen Horrorfilme machen können, die weltweit
verkäuflich sind, warum können das die Deut72
schen nicht? Und das, wo die Deutschen den
Horrorfilm in den 1920er Jahren erfunden haben.
Stehr: Genau aus dem Grund. Wenn wir das heute machen würden, würden wir davon ausgehen,
dass es ein Film wird, der in die Programmkinos gehört – er soll ja nicht mit 60 Mio.-DollarProduktionen konkurrieren – und da gibt es die
Zuschauer nicht. Im Prinzip bräuchten wir eine
großangelegte Kampagne unter dem Motto: der
junge Arthouse-Film, mit den entsprechenden
Filmen, um die 20-Jährigen wieder für die Programmkinos zu begeistern, um ihnen die Lust am
Filme gucken, jenseits der reinen Unterhaltung zu
vermitteln.
Suchsland: Genau. Aber es muss auch risky sein.
Vorhin war der Konsens, dass es darum geht,
gute Geschichten zu erzählen. Dabei habe ich
mich gefragt, ob es denn wirklich immer auf die
Geschichte ankommt? Ich mag manchmal nämlich auch Filme, die, genau genommen, keine
Geschichten erzählen, sondern über Atmosphäre
funktionieren. Die erzählen vielleicht viele kleine
Geschichten oder eine Szene. Ich denke, es geht
nicht nur um Geschichten. Diese Fixierung ist
auch eine Verengung. Wir müssen eigentlich an
den Rändern stärker werden.
Stehr: Ich glaube, wir sind uns in einem einig.
Keiner am Tisch sagt, es sollten weniger Filme
Holighaus: Es ist doch interessant, dass immer, gemacht werden. Oder weniger Absolventenwenn über den Stand, die Rettung, die Zukunft filme.
des deutschen Films geredet wird, das Stichwort
Genre fällt. Weil Genre Kino ist und Kino Genre. Suchsland: Ich habe mir die Frage auch gestellt:
Das ist natürlich auch wichtig. Andererseits sind Gibt es zu viele deutsche Filme? Klassische AntNachwuchsfilme zu 99 Prozent das Gegenteil von wort: ja und nein. Ja, natürlich gibt es zu viele
Genre. Darauf sind die Macher stolz.
Filme, weil es viel zu viele schlechte Filme gibt.
Nicht nur deutsche, aber insgesamt zu viele, die
Stehr: Das stimmt. Das Publikum wünscht sich ich langweilig, so wenig überraschend finde, so
Genre, weil es Regeln hat und Vertrauen gibt.
mittelmäßig. Und nein, es kann gar nicht genug
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
Filme geben, wenn sie gut sind. Jeder, der Kino
liebt, wünscht sich natürlich noch mehr Filme!
Dennoch sind das beides unbefriedigende Antworten. Man kann ja keinen Darwinismus fordern, so ein survival of the fittest. Das hieße,
die Studenten mit ihren Abschlussfilmen sollen
schon mal draußen bleiben und erstmal einen
zweiten Film machen. So kann man nicht anfangen. Was macht man stattdessen? Das einzige, was einigermaßen realistisch ist, wäre, sich
wieder mehr darauf zu besinnen, dass Film zwar
ein Wirtschaftsgut ist, von dem Menschen leben
müssen – aber Film ist zugleich auch ein Kulturgut. Man muss offen aussprechen, dass Film von
allen Kulturgütern das am wenigsten öffentlich
geförderte ist. Aber es ist die wichtigste, weil
gegenwärtigste Kunst. Man muss mehr Kulturfördergeld aufwenden – und zwar orientiert an
Qualität und Vielfalt.
Söffker: Aber mehr Filmförderung macht doch
noch keine besseren Filme. Wir haben 300 Mio.
EUR Förderung pro Jahr. Ich frage mich, ob es
dann nicht auch ein anderes Regelsystem geben
müsste, damit auch die Filme gefördert werden,
von denen wir uns das wünschen. Und wer entscheidet das dann? Ich kann nicht einfach unterschreiben, dass es mehr Förderung geben soll.
Schwering: Bei der Förderung muss man sehr differenzieren. Regionalförderung versteht sich in
erster Linie als Wirtschaftsförderung, erst dann
spielt der kulturelle Aspekt eine Bedeutung. Das
müssen diese Förderungen auch, weil sie sonst
überhaupt nicht existieren würden. Bei der Frage, wie stellen wir uns eine Filmförderung der
Zukunft vor, wäre es erstens interessant zu überprüfen, ob dieser regionale Wahnsinn veränderbar ist. Zweitens müssen wir es schaffen eine
stärkere Trennung zwischen Kino- und Fernsehförderung einzuführen. Ich glaube, gerade im Debütbereich, beim Nachwuchs, wird oft vermischt,
was heute Kino und was Fernsehen ist. Nicht alles
in diesem Bereich muss Kino sein. Wir befinden
uns da aber in einem grundlegenden Dilemma.
Einerseits brauchen wir das Fernsehen als freien Finanzierungspartner, aus der Lizenzsumme
der Sender ergibt sich oft erst die mögliche Höhe
des Gesamtbudgets, andererseits gibt es keinen
wirklichen Abspielort für Kinofilm im Fernsehen
und man hat den Eindruck, dass Kino für die
Fernsehmacher heute keine große Bedeutung hat.
Schließlich sitzen die Sender dann auf der Entscheidungsebene der regionalen Filmförderung!
Dieses System hat sich in den letzten 20 Jahren
so ergeben und es stellt sich gerade schon die
Frage, ob dieses System die nächsten 20 Jahre so
bleiben muss.
Stehr: Aber das ist jetzt beinahe ein neues Thema.
73
SPOTLIGHT AUF DEN KLIMASCHUTZ –
DER DEUTSCHE FILMPREIS WIRD DANK ECOGOOD KLIMANEUTRAL VERLIEHEN
Der DEUTSCHE FILMPREIS verbindet Kultur
und Unterhaltung. Kultur ist aber nicht nur Thema in Filmen. Kultur ist auch, sich mit dem Alltag in zeitgemäßer Art und Weise auseinander
zu setzen. So ist das Thema Umwelt- und Klimaschutz auf ganz natürliche Weise zu einem Thema des DEUTSCHEN FILMRPEISES geworden.
Ecogood ist die deutsche Plattform, die Klimaschutz ganz einfach in den Alltag integriert.
Der DEUTSCHE FILMPREIS sieht sich als höchst
dotierte Auszeichnung für den deutschen Film
in einer Vorbildfunktion. Damit identifizieren
sich auch die Mitglieder der Filmakademie. Klimaschutz ist gerade für die Filmbranche eine
besondere und nicht einfach zu bewältigende
Herausforderung.
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Gemeinsam mit ecogood setzt der DEUTSCHE
FILMPREIS nun die Kampagne „Spotlight auf
den Klimaschutz“ um. Der Startschuss erfolgt
zur Verleihung 2011. Es geht darum, die Filmbranche zu sensibilisieren, zu aktivieren und gemeinsam etwas für den Klimaschutz zu tun.
Einbezogen werden nicht nur Strom, Heizung,
Catering oder Veranstaltungsmaterialien, sondern auch Übernachtung sowie An-und Abreise
aller Gäste. All diese nicht vermeidbaren CO2Emissionen werden kompensiert und der DEUTSCHE FILMPREIS wird somit klimaneutral verliehen.
Hier greift in erster Linie das Konzept der Kompensation. Das heißt: Für jeden unvermeidbaren CO2-Ausstoß werden an anderer Stelle klimasoziale Projekte unterstützt, die zusätzlich
aufgesetzt werden um a) CO2 zu sparen und
b) in Regionen von Schwellen- und Entwicklungsländern eine zukunftsträchtige wirtschaftliche Unabhängigkeit für die dort lebenden
Menschen zu erreichen. Hierzu erstellt ecogood
eine detaillierte Klimabilanz der Filmpreis-Gala.
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
DAS CATERING-KONZERT – LIVE BEIM DEUTSCHEN FILMPREIS 2011
Gute Nachrichten für unsere Gäste: Sie können
auch beim Filmpreis so gut essen, wie sie es gewohnt sind. Für das leibliche Wohl im Rahmen
der Verleihung des DEUTSCHEN FILMPREISES
2011 sorgen diejenigen, die sonst gerne, gut
und auf unterschiedlichste Weise für das leibliche Wohl in der Branche sorgen. Sieben Berliner Cateringfirmen oder bei Filmleuten beliebte
Restaurants und Gastronomen haben sich wieder entschlossen, für die Gäste der LOLA 2011
zu kochen. Für diese konzertierte Aktion steigen
sie aus ihren Catering-Wagen oder verlassen die
angestammten Herde, um gemeinsam am Ort der
Verleihung kulinarisch kreativ zu werden. Ein
Projekt, das im vergangenen Jahr begann und in
diesem Jahr gerne fortgeführt wird.
Wir möchten uns bei den diesjährigen Unterstützern ganz herzlich bedanken, freuen uns
auf ungewöhnliche Kreationen und auf das
nächste Jahr.
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DAS TEAM
VERANSTALTER/AUFTRAGGEBER
Der DEUTSCHE FILMPREIS ist eine Veranstaltung der Deutschen Filmakademie in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, produziert von
der DFA Produktion GmbH.
Deutsche Filmakademie e.V.
Präsidium: Iris Berben, Bruno Ganz
Vorstandsvorsitzender: Thomas Kufus
Geschäftsführung: Alfred Holighaus, Anne Leppin
Team: Jule Bartram, Katja Hevemeyer,
Karina Pasternak, Stephan Pless, Tanja Riehn
Teamassistenz: Nora Ackermann, Susann Pocha
BKM/Filmreferat K35
Stefanie Hasler, Ulrike Schauz
MODERATION
Barbara Schöneberger
KÜNSTLERISCHE LEITUNG
Florian Gallenberger, Benjamin Herrmann
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PRODUZENTIN
Claudia Loewe
AUTOREN
Johanna Adorján, Dr. Christof Mannschreck
PRODUCERIN
Marion Gaedicke
REGIE
Utz Weber
PRODUKTIONSLEITUNG
MBTV Produktions GMBH
Matthias Börner, Carsten Lehmann
REGIEASISTENZ
Stefanie Herrmannsdörfer
PRODUKTIONSKOORDINATION
Dorothee Hufschmidt, Verena Herfurth
KOORDINATION ZUSPIELER
Svenja Rieck
PRODUKTIONSASSISTENZ
Friederike Fröhner, Janina Schafft
AUFNAHMELEITUNG
Julia Haupt, Sophie Stäglich, Martin Hoffmann
GÄSTEMANAGEMENT
Hardenberg Concept GmbH
Frederike Hodde, Kerstin Schilly
REDAKTION
Claudia Voelker, Andrea Poulios
ZUSPIELER
Arnd von Rabenau
ON AIR DESIGN/BÜHNENHINTERGRÜNDE
Stefan Stöckle
BÜHNENBILD
Hassler Entertainment Architecture
KOSTÜMBILD
Heike Stemmler Collection
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
IMPRESSUM
MAKE UP UND HAARE
Matthias Klemenz (Maske B. Schöneberger)
Estée Lauder, Max Höhn
LICHTSETZENDER KAMERAMANN
Didi Garsoffky
TITELMUSIK
Loy Wesselburg, Bernhard Eichner
EINSPIELUNG TITELMUSIK
Berliner Philharmoniker unter der Leitung von
Sir Simon Rattle
MUSIKALISCHE BEGLEITUNG GALA
Tobias Kremer Big Band
RECHTSBERATUNG
Prof. Dr. Mathias Schwarz
NOTAR
Hellmut Sieglerschmidt
CONTROLLING
Frank Graf
SENDEPARTNER
ZDF
Gesamtleitung: Manfred Teubner
Redaktion: Susanne Krummacher, Berlinda Kestler
Leiter Produktion Show: Martin Wosseng
Produktionsleitung: Alexandra Kammler- Stromsky
LOLA PARTY
PR
Crown & Crown Eventmarketing GmbH
Just Publicity
Daniel Kloß, Katja Riemann, Christian Piecuch
Regine Baschny, Anja Oster, Elena Marquardt,
Julia Gebefügi, Gerold Marks
AUF DEM WEG ZUR LOLA
Deutsche Filmakademie e.V.
DRUCKERZEUGNISSE/INTERNET
Projektkoordination: Gisela Liesenfeld
e27 Berlin, www.e27.com
(DFA Produktion GmbH)
HERAUSGEBER
DFA Produktion GmbH
Köthener Straße 44
10963 Berlin
CHEFREDAKTION UND TEXTE
Alfred Holighaus (V.i.S.d.P)
TEXTE
Linda Söffker
PRODUKTION
Verena Herfurth
LAYOUT/GESTALTUNG
e27 Berlin, Robert Neumann
Abdruck der Texte nur nach vorheriger
Genehmigung und mit Quellenhinweis
„DEUTSCHE FILMAKADEMIE/DEUTSCHER
FILMPREIS 2011“
Diese Broschüre ist ein Projekt der Deutschen
Filmakademie e.V., herausgegeben von der DFA
Produktion GmbH.
77
WIR DANKEN VON HERZEN ALLEN TREUEN FREUNDEN UND UNTERSTÜTZERN DES
DEUTSCHEN FILMPREISES 2011
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Berlin-Brandenburg GmbH
Den beteiligten Produzenten für ihre Hilfsbereitschaft bei der Beschaffung und Bereitstellung des Filmmaterials,
den Paten für ihr persönliches Engagement
für die nominierten Kollegen,
den Präsidenten Iris Berben und Bruno Ganz
sowie Thomas Kufus und allen anderen
Vorständen für ihr unermüdliches Engagement,
Florian Gallenberger und Benjamin Herrmann
für ihre Ideen und ihre Durchsetzungskraft,
den Akademiemitgliedern für ihren Einsatz in
der Deutschen Filmakademie und für den
Deutschen Film,
Peter Vorderer für seine Gedanken und
Innovation,
der Berlinale und German Films für ihre
Unterstützung bei LOLA@Berlinale,
78
den Kinobesitzern, Verleihern, Institutionen
und beteiligten Filmschaffenden, die aktiv
AUF DEM WEG ZUR LOLA dabei waren
und damit die LOLA VISIONEN und das
LOLA FESTIVAL geprägt haben,
Maik Uwe Hinkel, der uns die Herstellung
dieser Broschüre ermöglicht hat,
und unserem Team für die beständige
Motivation und Leidenschaft.
DEUTSCHER FILMPREIS 2011
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