FP Programmheft 2012

Transcription

FP Programmheft 2012
DEUTSCHER FILMPREIS 2012
im FriedrichstaDt-palast
27. APRIL 2012
GruSSwort
4
deutschen Kinos haben viele herausragende Produktionen und Persönlichkeiten beigetragen. Ihr
Einfallsreichtum soll beim Deutschen Filmpreis,
dem höchst dotierten deutschen Kulturpreis, belohnt werden.
Ich danke der Deutschen Filmakademie sowie
ihrem Präsidium Iris Berben und Bruno Ganz
für ihr großes Engagement bei der Organisation der Veranstaltung. Allen Gästen, Nominierten
und Preisträgern wünsche ich eine wundervolle
Preisverleihung.
Bernd Neumann, MdB
Staatsminister bei der Bundeskanzlerin
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur
und Medien
Foto: © Bundesregierung/Kugler
Für den Schriftsteller Jean Paul war die Kunst
bekanntlich nicht das Brot, wohl aber der Wein
des Lebens. Blickt man auf die herausragenden
Filmproduktionen des vergangenen Kinojahres
zurück, so lässt sich in diesem Sinne befriedigt
feststellen: es war ein ausgezeichneter Jahrgang! 28 Millionen Besucher sahen im Jahr 2011
deutsche Filme im Kino. Dabei hat vor allem der
Dokumentarfilm zunehmend an Attraktivität gewonnen. Immer mehr Dokumentationen erobern
die Kinoleinwand und begeistern die Zuschauer
durch eine ganz neue Erzählqualität. Um dieser
neuen Konjunktur des Genres Rechnung zu tragen, habe ich beschlossen, eine dritte und mit
100.000 Euro dotierte Nominierung für Dokumentarfilme beim Deutschen Filmpreis einzuführen. Damit soll auch die Bedeutung dieses besonderen Genres angemessen gewürdigt werden.
Das vergangene Kinojahr wartete wieder einmal mit großen Leinwandmomenten auf – mit
Filmen, die uns gefangen nahmen, uns heiter
oder nachdenklich stimmten. Zum guten Ruf des
Deutscher Filmpreis 2012
GruSSwort
informiert, ist mittlerweile gut vernetzt mit anderen Menschenrechtsorganisationen, hält die
Mitglieder und die Öffentlichkeit regelmäßig
auf dem Laufenden, mischt sich direkt ein und
wurde, beispielsweise für Filmemacher aus dem
Iran, eine direkte Anlaufstelle.
Das Engagement für Filmbildung in den Schulen – ständig begleitet durch das Wissensportal
Vierundzwanzig.de – wurde verstärkt durch die
Veröffentlichung einer vielbeachteten Lehr-DVD
und eine neue Initiative für mehr filmhistorisches Bewusstsein.
Wir haben uns mit konkreten Vorschlägen an
der Meinungsbildung zur anstehenden Novelle
des Filmförderungsgesetztes beteiligt. Und seit
Anfang des Jahres beteiligen wir uns an der
Debatte, die für die Identität und Existenz der
Kreativen aller Künste derzeit mehr als dringlich ist: Die Debatte um den Schutz des geistigen
Eigentums in einem Zeitalter, da Digitalisierung
nicht mehr bloß ein technischer, sondern offen- Iris Berben
Bruno Ganz
sichtlich auch ein kulturpolitischer, ja sogar ein (Präsidentin)(Präsident)
weltanschaulicher Begriff geworden ist.
Foto: © Mathias Bothor
Nun blicken wir schon zum dritten Mal an dieser
Stelle auf ein Jahr im deutschen Film zurück, liebe Gäste der Verleihung des Deutschen Filmpreises, um festzustellen, was jetzt endgültig feststeht: Kein Jahr ist mit dem anderen vergleichbar. Stets stehen andere Themen, Formen, sicher
auch Qualitäten im Vordergrund. Natürlich sind
immer Überraschungen und Enttäuschungen
dabei, aber unter dem Strich steht: Vielfalt, Abwechslung – das sind die zuverlässigen Konstanten im deutschen Kino. Auch das feiern wir an
einem solchen Abend.
Für die Deutsche Filmakademie war dieses Jahr
gewiss ein besonderes. Seit ihrer Gründung vor
nunmehr fast neun Jahren hat sie sich öffentlich
nicht so bemerkbar gemacht wie in den vergangenen Monaten. Die Frequenz und Intensität ihrer Aktivitäten ist gestiegen wie der Puls eines
Marathonläufers.
Die im Frühjahr letzten Jahres ins Leben gerufene Initiative „Filmmakers in Prison“, mit der
die Akademie über die Verfolgung und Bedrohung von Kolleginnen und Kollegen weltweit
5
Behind the sCenes
Alle Fotos: © Florian Liedel
6
Auf dem Weg zur Gala: Erste Drehbuchbesprechungen. Probelesen mit Regie und Moderation. Der Sitzplan als Orientierungshilfe für die
TV-Kameras. Fotos der Nominierten für die Proben. In der Maske wird es ernst.
Deutscher Filmpreis 2012
Foto: © Florian Liedel
Fotos: © Thomas Ebert
Vor und hinter der Bühne: Warten auf den Auftritt. Paten und Preisträger hinter den Kulissen –
im wahrsten Sinne des Wortes. Der Kampf der
Fotografen um das erste und beste Bild. Letzte
Proben für die Moderation.
7
Foto links unten: © Florian Liedel; alle weiteren Fotos: © Dieter Baganz
8
Deutscher Filmpreis live: Die Spannung steigt
auf dem Weg vom Hotel zur LOLA-Location.
Dekoration und Catering schmücken die After
Show Party und der rote Teppich als Laufsteg
und Informationsquelle.
Deutscher Filmpreis 2012
Deutscher
Filmpreis 2012
DasErste.de
Das Erste gratuliert allen Preisträgern.
EHRENPREIS FÜR MICHAEL BALLHAUS
„M
M
ichael Ballhaus ist ein Botschafter seiner
ichael Ballhaus wurde 1935 in Berlin gegroßen Kunst. Er war im Gründungsvorboren. Er hat nach einer Fotografen-Lehre
stand der Deutschen Filmakademie und hat sie sein Handwerk als Kameramann beim Fernsewesentlich mit aufgebaut. Michael ist einer der hen gelernt, wo seine langjährige Zusammenarwenigen wirklich bekannten Stars seines Faches. beit mit dem Regisseur Peter Lilienthal begann.
Und das, obwohl diesem klugen, freundlichen
und künstlerisch so präzisen Mann jede Fähigkeit zur Allüre fehlt“, begründet Iris Berben, Präsidentin der DEUTSCHEN FILMAKADEMIE und
Vorsitzende der diesjährigen Ehrenpreis-Jury,
die Auswahl des Preisträgers.
[...] 1974 erfand Michael
Ballhaus seine berühmte
Kreisfahrt
Und das, obwohl diesem
klugen, freundlichen und
künstlerisch so präzisen
Mann jede Fähigkeit zur
Allüre fehlt
10
Zwischen 1967 und 1969 gehörte Ballhaus zu
den ersten Dozenten für Kinematografie an der
neu gegründeten Filmhochschule in Berlin (dffb).
Durch seine Zusammenarbeit mit Ulli Lommel
lernte er Ende der sechziger Jahre Rainer Werner Fassbinder kennen, mit dem er von WHITY
(1970) bis zur EHE DER MARIA BRAUN (1978)
über zehn Filme drehte. Für den Fassbinder-Film
MARTHA (1974) erfand Michael Ballhaus seine
berühmte Kreisfahrt.
Seit Anfang der achtziger Jahre arbeitete
Ballhaus viel in den USA zunächst mit John
Sayles und James Foley. 1984 begann die Zusammenarbeit mit Martin Scorsese mit dem
Film AFTER HOURS. Es folgten unter anderem
DIE FARBE DES GELDES, GOODFELLAS und
DEPARTED – UNTER FEINDEN. Ballhaus drehte auch mit Francis Ford Coppola, Wolfgang
Petersen, Mike Nichols und Robert Redford. Für
die Kamera in BROADCAST NEWS (1987), DIE
FABELHAFTEN BAKER BOYS (1989) und GANGS
OF NEW YORK (2002) wurde Michael Ballhaus
für den Oscar nominiert.
Seit 2007 lebt und arbeitet Michael Ballhaus
wieder in Deutschland. Er ist wieder als Dozent tätig und engagiert sich mit dem „BallhausProjekt“ für den Klimaschutz.
Michael Ballhaus hat – neben vielen anderen Auszeichnungen – bereits zwei Mal den
Deutschen Filmpreis erhalten (DIE BITTEREN
TRÄNEN DER PETRA VON KANT, 1973 und
DESPAIR, 1978).
Deutscher Filmpreis 2012
Eines der großartigsten
Dinge an Michael Ballhaus
[...] ist sein Enthusiasmus.
E
ines der großartigsten Dinge an Michael
Ballhaus – blickt man auf alle Filme, an
denen wir zusammen gearbeitet haben – ist sein
Enthusiasmus. Michael begeisterte sich stets an
den Einstellungen und Shot Designs, und er
liebte es, auszutüfteln, wie sie wohl auszuführen waren. Ich hatte einige schwierige und enttäuschende Jahre hinter mir, bevor ich Michael
traf. Und endlich mit ihm zu arbeiten, brachte
mich dazu, neu zu entdecken, wie man Filme
macht. Es gab mir den Glauben an mich selbst
zurück und erneuerte mein Selbstvertrauen.
Wenn ich auf die vergangenen Jahrzehnte zurückblicke, sehe in meinem Gedächtnis vor
allem das Bild von Michaels Lächeln am Morgen.
Ich selbst bin kein Morgenmensch. Für gewöhnlich bin ich am Morgen ziemlich missmutig. Ich
komme deprimiert an den Drehort und bin
Foto: © Jan Linnartz
11
besorgt, wie wir den Tag bewältigen sollen. Michael aber hatte immer dieses Lächeln.
Er konnte mich dann ansehen, nicht zu laut
„Guten Morgen“ sagen und dann meinen:
„Heute, Martin, können wir die Einstellung
machen, die mit seiner Hand beginnt, sich zu
seinem Gesicht hoch bewegt, rüber zur anderen
Frau schwenkt, ihr hinterher bis ins Gebäude
folgt und dann beim Auto endet.“ Und ich sagte
dann: „Ja! Ja, das ist gut!“
Von seinem speziellen Licht abgesehen, hatten
wir eine gemeinsame Vorliebe für die Bewegung
der Kamera. Ich sagte immer zu ihm: „Meinst
du, wir schaffen das heute?“, und er antwortete
immer: „Natürlich!“. Es machte wieder Freude,
Filme zu drehen. Diese Freude wiederzufinden –
in dem, was ich mache und was ich bin – das ist
es, was ich Michael verdanke.
Martin Scorsese über Michael Ballhaus
12
I
In einer dieser Szenen sollte ich als Jesus die
Händler mit Gewalt aus dem Tempel werfen.
Wir verdrängten es zwar gewissermaßen, konnten die Szene aber nur andeutungsweise proben, da es einen enormen Neuaufwand bedeutet hätte, wenn ich in einer Probe das Szenenbild zerstört hätte. Wir entschlossen uns also,
die Probe direkt zu filmen. Ich war nervös, denn
ich wusste, dass nicht abzusehen war, was geschehen würde. Michael, der selbst die Kamera
führte, sagte: „Keine Sorge, tu einfach, was du
tun musst!“.
Wir machten einen Take: Tische überschlugen
sich, Gegenstände flogen umher, raufende Komparsen, Chaos und am Ende der Einstellung
sehe ich zu Michael. Er war gebückt, und hielt
sich mit der Hand den Kopf. Über sein Gesicht
rann Blut. Ich hatte während der Szene mit einer Metallplatte geworfen und ihn damit am
Kopf getroffen! Ich war entsetzt und entschulMichael war also gezwungen, mit den Schau- digte mich. Tatsächlich aber gab dieser Unfall
spielern in einer ständigen Kooperation von Michael die seltene Chance, Jesus zu vergeben.
Bewegungen zu arbeiten, an die ich mich stets
erinnern werde. Manchmal fühlte es sich an, Willem Dafoe über Michael Ballhaus
als ob wir Tanzpartner wären.
ch habe Michael Ballhaus am Set von Martin
Scorseses LAST TEMPTATION OF CHRIST kennengelernt. Ich kannte seine Filme und wollte
unbedingt mit ihm zusammenarbeiten. Zunächst war ich überwältigt von seiner Herzlichkeit und seiner Flexibilität, die so unverzichtbar
war bei einem Dreh, dessen Bedingungen unvorhersehbar waren und sich in Minuten schlagartig ändern konnten. Rückblickend kann ich
auch kaum glauben, wie wenig Equipment wir
hatten. Ich bin selbst kein Kameramann, aber
ein paar Schienen und ein kaputter Kran erschienen mir ziemlich dürftig!
[...] überwältigt von seiner
Herzlichkeit und seiner
Flexibilität [...]
Deutscher Filmpreis 2012
D
er Schlüssel zu Michaels Erfolg liegt in seiner Persönlichkeit und ist daher relativ
schwierig zu definieren. In diesem Sinne hat
mich Michael immer an den großen französischen Kameramann Henri Decaë erinnert, den
ich bei den Filmen von Melville und Louis Malle
erlebt habe. Er wirkte einfach durch sein schieres Dasein wohltuend und damit vorteilhaft für
den Regisseur, für die Produktion und damit für
den Film. So wirkt Michael Ballhaus beruhigend,
wenn Schauspieler an sich und ihrer Rolle zweifeln. Er wirkt ermutigend, wenn der Regisseur
„schwimmt“ und nach Inspiration sucht und
er wirkt beschwichtigend, wenn die Produktion Geldsorgen hat. Michael Ballhaus scheint zu
wissen und strahlt diese Gewissheit auch aus,
nämlich dass alles gut gehen wird – zumindest
wenn er mit talentierten Leuten arbeitet, was er
in weiser Voraussicht stets tut. Er ist souverän
und beherrscht – nicht einfach aus Glück, sondern durch sorgfältige Vorbereitung. Er stellt sich
Fragen, die ihn eigentlich nichts angehen, aber
ohne die die schönste Photographie nichts bringt.
Er sorgt sich um die Besetzung: Ist der Schauspieler richtig für den Part? Ist das Set Design
angemessen? Passt das Drehbuch zum Regisseur
und/oder umgekehrt? Ist die Auflösung die richtige, um die Geschichte zu erzählen? Das sind die
Fragen, die ihn mehr beschäftigen als das Licht.
Er stellt sich Fragen,
die ihn eigentlich nichts
angehen, [...]
Am Set angekommen – und das lange vor allen
Anderen – setzt er dann das Licht zunächst als
psychologisches Hilfsmittel ein. Nur wenn sich jeder wohlfühlt in diesem Licht, ist es auch für die
Kamera gut. Nicht umgekehrt. Selbst der kühl berechnende Blick der Kamera, den jeder fürchtet,
wird ein freundlicher durch den Umstand, dass
Michael Ballhaus hinter dem Monster mit dem
gläsernen Einauge steht. Und er tut es in Person. Dies ist entscheidend für den Schauspieler,
der seinen Blick auf sich fühlt. Wie war ich? Er
braucht nicht den Regisseur zu fragen, er sieht
es an Michael Ballhaus’ Gesicht, sobald es hinter
der Kamera auftaucht.
Sein technisches Können, sein visuelles Gespür,
Einstellungen zu komponieren und seine Virtuosität in der Bewegung der Kamera sind nichts
im Vergleich zu seiner Präsenz. Darin liegt sein
Genie, darum herrscht in einem Hollywood, wo
jeder egozentrisch, paranoid, größenwahnsinnig
und daher unsicher ist, eine derartige Nachfrage
nach einem Michael Ballhaus.
Als ich ihm einmal eines Nachmittags in den
Achtzigern auf dem Broadway begegnete und
TOD EINES HANDLUNGSREISENDEN erwähnte, war er sofort begeistert: „Wir müssen das
machen!“ Er hatte gerade AFTER HOURS mit
Martin Scorsese gedreht, und war sich noch
nicht im Klaren über seine Zukunft in den Vereinigten Staaten. Es war jedoch nicht der Gedanke
an seine Karriere, der ihn in diesem Moment antrieb, es war der Gedanke an seinen Vater. Sein
Vater war kein Handlungsreisender, und meines
Wissens hat Michael auch nie mit ihm gekämpft
wie Biff mit Willy Loman. Aber Michael hat seinen Vater erlebt als Theaterregisseur/Schauspieler/Impresario auf Reisen durch die deutsche Provinz, und seine allerbeste Rolle war der
13
Handlungsreisende Willy Loman. Michael sah in
der Adaption des Stückes eine großartige Gelegenheit, etwas zum Andenken an seinen Vater
beizutragen. Eine Motivation, die er, nebenbei erwähnt, mit Dustin Hoffman teilte. Dass Michaels
Kameraarbeit in unserem Film so brillant war,
rührte daher. Heutzutage haben, was die Technik
der Kinematographie angeht, alle die gleichen
Kenntnisse, und falls nicht, hilft die digitale
Lichtbestimmung später weiter. Der Unterschied
in der Qualität jedoch entsteht durch die Menschen, die sich ihrer bedienen.
Michael Ballhaus jedenfalls
hatte diese besondere, diese
präsente Ausstrahlung [...]
Michael Ballhaus jedenfalls hatte diese besondere, diese präsente Ausstrahlung schon als junger
Mann, als er mit Fassbinder zu arbeiten begann.
Ich erlebte sie bereits während unserer Jahre
14
in Deutschland in den Siebzigern. Später in
Hollywood kam dieser Wesenszug zu voller Blüte.
Es ist vor allem die Gabe, unterscheiden zu
können, was wichtig ist und was nicht. Er beeindruckt einen mit 360-Grad–Kamerafahrten
wie in DIE FABELHAFTEN BAKER BOYS, oder
mit jenem endlosen handgeführten Take durch
Küchen und Restauranträume in GOODFELLAS
oder durch die wie perfekte Pack Shots gestalteten Inserts in ZEIT DER UNSCHULD, aber was ihn
tatsächlich auszeichnet, ist der unterschwellige
Einfluss, den er auf alle Entscheidungen ausübt,
die am Set getroffen werden: Was ist wichtig?
Worauf müssen wir wirklich achten?
Einige sehr gute Schauspieler verdanken ihm einige ihrer besten Performances. Obwohl es jedem
Regisseur ein Dorn im Auge ist, bleibt es eine Tatsache, dass der Einfluss eines Kameramanns auf
die schauspielerische Leistung enorm sein kann.
Es kann zerstörerisch wirken, wenn durch das
Licht, auch durch das ständige Verändern des
Lichtes, durch den Blickwinkel oder eine Kamerabewegung die Schauspieler abgelenkt werden
und der Fluss des Spieles unterbrochen wird.
Andererseits kann der Kameramann das Beste
eines Schauspielers zur Geltung bringen, indem
sein Licht, seine Atmosphäre, sein Charisma den
Darsteller dazu verführen, ihn und – was wohl
der noch schwierigere Teil sein mag – sich selbst
zu lieben. Die Kamera liebt nämlich nur den,
der sich selbst liebt. „Um was geht es in deinem
Film?“ Indem er unerbittlich, und dennoch stets
respektvoll und höflich auf der menschlichen
Dimension bestanden hat, hat Michael sehr viel
zur Arbeit einiger der besten Regisseure beigetragen. Auch ich verdanke dir, Michael, eine Menge.
Und gratuliere dir zu dieser Auszeichnung.
Volker Schlöndorff über Michael Ballhaus
Deutscher Filmpreis 2012
WIE GEHT KINO?
Wir erklären es!
Vorauswahl Deutscher Filmpreis 2012 – Das Wahlverfahren
1. Die Vorauswahl
Seit 2010 gibt es statt der kleineren Einzelkommissionen insgesamt drei Vorauswahlkommissionen. Erstens: Eine größere, alle Sektionen repräsentierende Vorauswahlkommission für Spielfilm,
die aus insgesamt 18 Personen (inklusive zwei
Mitglieder des Bundestages) besteht. Zweitens:
Eine siebenköpfige Kommission für den Besten
Dokumentarfilm mit drei Vertretern aus der Sektion Dokumentarfilm, zwei Vertretern aus anderen
Sektionen, einem Mitglied des Bundestages und
einem branchenerfahrenen Kommissionsmitglied,
das nicht aus der Filmakademie kommt. Drittens:
Eine Vorauswahlkommission für den Besten Kinderfilm mit acht Mitgliedern – also Vertretern aus
allen Sektionen und einem MdB. Die aus allen
drei Kommissionen vorausgewählten Filme werden ebenfalls für die Einzelleistungen berücksichtigt. Die Vorauswahlkommission Kinderfilm
hat auch in diesem Jahr alle Filme zusammen mit
einer Gruppe von acht- bis zwölfjährigen filmbegeisterten Kindern angeschaut – und mit ihnen
diskutiert.
Die Vorauswahlkommissionen können aus den
eingereichten Produktionen höchstens eine
16
Spielfilm (von oben links nach unten rechts):
Anzahl von Filmen auswählen, die 40 Prozent
der Anmeldungen entspricht.
Sollten am Ende der Entscheidungen wesentliche Kandidaten für Einzelleistungen übersehen
worden sein, so haben die Mitglieder der Spielfilmkommission die Möglichkeit, jeweils einen
Kandidaten für jeweils das Gewerk, das sie in der
Kommission vertreten, nachzubenennen.
Seit 2011 enthalten die Richtlinien das Angebot
einer Dreitagesfrist (nach Bekanntgabe der Vorauswahl) für Produzenten nicht vorausgewählter
Filme, ihre Filme für die Wild Card anzumelden.
Diese Filme werden mit den vorausgewählten Filmen an die Mitglieder verschickt – und können
von diesen freiwillig in die Abstimmung miteinbezogen werden. Und zwar in allen Kategorien.
Das wichtigste ist, dass alle Kommissionen die
Filme gemeinsam im Kino anschauen. Darüber
hinaus wird jedes Kommissionsmitglied unmittelbar nach Anmeldeschluss mit DVDs der angemeldeten Filme versorgt, so dass jedem persönlich genügend Zeit bleibt, alle Filme angemessen
zu sichten.
Heidi Specogna,
Axel Arft,
Peter Zingler,
Philipp Weinges,
Gioia Raspé,
Monika Bauert,
Frank Amann,
Heinz Badewitz,
Britta Knöller,
Karim Sebastian Elias,
Lars Kraume,
Stefanie Stappenbeck,
Helga Borsche,
Anno Saul,
Heike Makatsch,
Irina Tübbecke
es fehlen:
Dorothee Bär,
Claudia Winterstein
Fotos: © Florian Liedel
Deutscher Filmpreis 2012
Kinderfilm:
Dokumentarfilm:
Ehrenpreis
Iris Berben
Hans W. Geißendörfer
Dominik Graf
Michael Kranz
Christoph Ott
Philipp Stölzl,
Thomas Brussig,
Johannes Selle,
Ulrich Limmer,
Ali N. Askin,
Lucie Bates,
Adriana Altaras,
Hagen Bogdanski
2. Die Nominierungen
Im nächsten Schritt wählen nun sämtliche Mitglieder der Deutschen Filmakademie in geheimer Wahl die Filme bzw. Einzelleistungen. Dabei
wird in Sektionen abgestimmt. Beispiel: Kamera
durch die Mitglieder der Sektion Kamera/Bildgestaltung usw.
Hans Helmut Prinzler
Josef Reidinger
Mathias Schwarz
Ruth Toma
Markus Zimmer
Bernd Eichinger Preis
Beim Deutschen Filmpreis 2012 wird erstmals
der BERND EICHINGER PREIS verliehen. Der
Bernd Eichinger Preis zeichnet Einzelpersonen
aus, die durch künstlerische Leidenschaft, Gemeinschaftssinn, Originalität und DurchsetHelge Albers,
Uli Gaulke,
zungsvermögen einen maßgeblichen Beitrag zur
Ulla Brennecke,
Daniela Knapp,
Kinokultur leisten. Eine sieben- bis neunköpfige
Christoph Hübner,
Angelika KrügerJury trifft ihre Entscheidung über die Vergabe
Stefan Tolz,
Leißner
des Bernd Eichinger Preises nach gemeinsamer
und vertraulicher Erörterung. Das Ergebnis wird
3. Wahl der Preisträger
In der dritten Stufe des Wahlverfahrens stimmt bis zur Verleihung des Deutschen Filmpreises
die Gesamtheit der Mitglieder der Deutschen geheim gehalten und erst am Tag der Verleihung
Filmakademie ab – und zwar in allen und für alle im Rahmen der feierlichen Gala bekanntgegeben. Jury: Moritz Bleibtreu, Katja Eichinger, Nina
Kategorien.
Eichinger, Martin Moszkowicz, Christiane Paul,
Bettina Reitz, Oskar Roehler, Til Schweiger.
17
Nominierungen zum Deutschen Filmpreis 2012
Programmfüllende Spielfilme
ANONYMUS
BARBARA
DREIVIERTELMOND
HALT AUF FREIER STRECKE
HELL
KRIEGERIN
Programmfüllende Dokumentarfilme
CHARLOTTE RAMPLING – THE LOOK
GERHARD RICHTER PAINTING
THE BIG EDEN
Programmfüllende Kinderfilme
TOM SAWYER
WINTERTOCHTER
18
Roland Emmerich, Larry Franco, Robert Léger – Centropolis Entertainment
Regie: Roland Emmerich
Florian Koerner von Gustorf, Michael Weber – Schramm Film Koerner & Weber
Regie: Christian Petzold
Robert Marciniak, Uli Aselmann – die film gmbH
Regie: Christian Zübert
Peter Rommel – Rommel Film
Regie: Andreas Dresen
Thomas Wöbke, Gabriele M. Walther – Caligari Film- und Fernsehproduktion
Regie: Tim Fehlbaum
Eva-Marie Martens, Alexander Martens, René Frotscher – Mafilm Martens Film- und
Fernsehproduktion; Regie: David Wnendt
Gerd Haag, Michael Trabitzsch, Charlotte Uzu – Prounen Film, Tag/Traum, Les Film D‘ici
Regie: Angelina Maccarone
Thomas Kufus – zero one film
Regie: Corinna Belz
Benny Drechsel, Karsten Stöter – Rohfilm
Regie: Peter Dörfler
Boris Schönfelder – Neue Schönhauser Filmproduktion
Regie: Hermine Huntgeburth
Philipp Budweg, Thomas Blieninger, Mikolaj Pokromski – schlicht und ergreifend Film (jetzt
Lieblingsfilm) und Pokromski Studio; Regie: Johannes Schmid
Deutscher Filmpreis 2012
Bestes Drehbuch
Andreas Dresen, Cooky Ziesche
Christian Petzold
David Wnendt
Beste Regie
Andreas Dresen
Christian Petzold
Hans Weingartner
HALT AUF FREIER STRECKE
BARBARA
KRIEGERIN
HALT AUF FREIER STRECKE
BARBARA
DIE SUMME MEINER EINZELNEN TEILE
Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle
Christina Drechsler
DIE UNSICHTBARE
Fritzi Haberlandt
FENSTER ZUM SOMMER
Dagmar Manzel
DIE UNSICHTBARE
Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle
Hermann Beyer
VERGISS DEIN ENDE
Otto Mellies
HALT AUF FREIER STRECKE
Bernhard Schütz
DAS SYSTEM – ALLES VERSTEHEN HEISST
ALLES VERZEIHEN
Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle
Sandra Hüller
ÜBER UNS DAS ALL
Steffi Kühnert
HALT AUF FREIER STRECKE
Alina Levshin
KRIEGERIN
Beste Kamera/Bildgestaltung
Anna J. Foerster
ANONYMUS
Hans Fromm
BARBARA
Daniel Gottschalk
DIE VIERTE MACHT
Peter Przybylski
FENSTER ZUM SOMMER
Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle
Milan Peschel
HALT AUF FREIER STRECKE
Peter Schneider
DIE SUMME MEINER EINZELNEN TEILE
Ronald Zehrfeld
BARBARA
Bester Schnitt
Peter R. Adam
Bettina Böhler
Jörg Hauschild
ANONYMUS
BARBARA
HALT AUF FREIER STRECKE
19
Bestes Szenenbild
Uli Hanisch
Sebastian Krawinkel
Heike Lange
HOTEL LUX
ANONYMUS
HELL
Bestes Kostümbild
Lisy Christl
Anette Guther
Leonie Leuenberger
Ute Paffendorf
ANONYMUS
BARBARA
HELL
HOTEL LUX
Bestes Maskenbild
Christina Baier
Kitty Kratschke, Katharina Nädelin,
Georg Korpás
Björn Rehbein, Heike Merker
Beste Filmmusik
Oli Biehler
Lorenz Dangel
Timo Hietala
DER ALBANER - SHQIPTARI
HELL
FENSTER ZUM SOMMER
Beste Tongestaltung
Hubert Bartholomae,
ANONYMUS
Manfred Banach
Hubert Bartholomae,
HELL
Hugo Poletti
Andreas Mücke-Niesytka, BARBARA
Dominik Schleier,
Martin Steyer
HELL
HOTEL LUX
ANONYMUS
ES FOLGEN DIE NOMINIERUNGEN NACH FILMEN (in alphabetischer Reihenfolge der Filmtitel)
20
Deutscher Filmpreis 2012
46 NOMINIERUNGEN FÜR
15 MEDIENBOARD-GEFÖRDERTE FILME
BARBARA • HALT AUF FREIER STRECKE
ANONYMUS • HELL • KRIEGERIN
FENSTER ZUM SOMMER • HOTEL LUX
DIE UNSICHTBARE • TOM SAYWER
WINTERTOCHTER • CHARLOTTE RAMPLING –
THE LOOK • VERGISS DEIN ENDE • DAS SYSTEM –
ALLES VERSTEHEN HEISST ALLES VERZEIHEN
DIE VIERTE MACHT • DER ALBANER
www.medienboard.de
DER ALBANER - SHQIPTARI
„Hast Du gewusst, dass
Albanien das ärmste
Land in Europa ist?“
fragt Ilir seinen älteren Bruder Arben. „Und
ausgerechnet hier müssen wir leben“, setzt er
fort. „Hier“ ist in einem
kleinen Dorf an der
albanisch-griechischen
Grenze, wo viele Albaner jeden Tag etliche
Kilometer zurücklegen,
um im Nachbarland
etwas Geld zu verdienen. Damit Ilir weiter zur
Schule gehen kann und die ganze Familie ausreichend zu essen hat, gehen auch Arben und
sein Vater täglich über die Grenze zum Arbeiten.
Zieht man am Ende das Geld für die EinreiseVisa noch ab, bleibt nicht viel übrig für alle. Als
Arben für seine Geliebte Etlava 10.000 Euro
Brautgeld an ihre Familie zahlen soll, sieht er
nur einen Weg: Er muss nach Deutschland gehen
22
und versuchen, in kurzer Zeit sehr viel Geld zu
verdienen. Er muss sich beeilen, Etlava erwartet
ein Kind von ihm.
Ursprünglich wollte Regisseur Johannes Naber,
der eigentlich vom Dokumentarfilm kommt, in
seinem ersten Spielfilm eine Geschichte über
illegale Einwanderer in Deutschland erzählen.
Aber je mehr er sich damit beschäftigte, desto
klarer wurde ihm, dass er dann auch erzählen
muss, wo sie herkommen und was sie antreibt,
wegzugehen. Er hat sich für Albanien entschieden, einem Land in der Mitte Europas, das die
wenigsten von uns näher kennen.
DER ALBANER ist ein Film, der weh tut. Arben
gelingt es nicht, auf redliche Weise genug Geld
zu verdienen. Am Ende tötet er, um an das Geld
für die Heimreise und die Braut zu gelangen.
Die Musik zum Film schrieb Komponist
Oli Biehler (Beste Filmmusik), den Johannes
Naber seit vielen Jahren von der Filmakademie
Ludwigsburg kennt. Biehler hat dort Filmmusik
studiert und schon während des Studiums für
viele seiner Regiekollegen die Musik zu ihren
ersten Filmen komponiert. Für Johannes Naber
hat er bisher alle Arbeiten vertont. Als der Regisseur mit der Idee des ALBANERs zu Biehler kam,
sprach er von einer sehr archaischen Musik, die
er für den Film wolle. Er sagte: „Pass auf, ich will
eine archaische Musik. Das heißt, ich will keine
Verdopplung der Gefühle auf der Tonebene oder
eine reine Kommentierung von dem, was ich
sehe.“ Das passte, genauso hat Oli Biehler seinen
Job auch immer verstanden.
Beste Filmmusik –
Oli Biehler
– DER ALBANER (2011)
– FRECHE MÄDCHEN
(2008)
– FC VENUS (2006)
– DIE BLUME DER
HAUSFRAU (1998)
Deutscher Filmpreis 2012
ANONYMUS
Das
Hochfeuilleton
war in heller Aufregung. Da kommt dieser
Kamera schwingende
Raumfahrer und Pyromane aus Sindelfingen,
der es zwischenzeitlich
in der halbseidenen
Unterhaltungsindustrie im kulturell notorisch unterbelichteten,
aber stets sonnigen
US-Staat Kaliforniens
zu einigem Ruhm und
etwas Geld gebracht hat, zurück nach Deutschland. Und statt, dass Roland Emmerich seinen
Landsleuten endlich beibringt, wie man erfolgreiches Unterhaltungs- und/oder echtes Genrekino macht, also bei seinen Leisten bleibt, vergreift er sich am Säulenheiligen der altehrwürdigen Kunst des Theaters. Aber Roland
Emmerich ist bei seinen Leisten geblieben. Er
hat auch in Babelsberg einen aufwändig ausge-
statteten Film inszeniert, mit großartigen Kostümen, toller Maske – basierend, wie bei seinen
Filmen nicht unüblich, auf einer Verschwörungstheorie.
Mit ANONYMUS (Bester Spielfilm – Roland
Emmerich, Larry Franco, Robert Legér –
Centropolis Entertainment) betreibt der Regisseur Roland Emmerich Legendenbildung
gegen die Legende. „In diesem Film behauptet
Emmerich, dass der Nationalbarde gar nicht
Shakespeare war, sondern Edward de Vere, der
17. Earl von Oxford“, heißt es in der „Zeit“. „Diese
Nummer ist nicht ganz neu; auch Freud wähnte,
dass »Will« ein anderer war. Seit 1850 wurden
70 Schreiber aufgefahren, um Shakespeare als
Schummler zu entlarven. Demoliert haben diese Legenden zuletzt Jonathan Bate (Oxford), der
vier Bücher über Shakespeare verfasst hat, und
Professor James Shapiro aus Columbia.“
Von deren Thesen haben sich Emmerich und
sein Autor John Orloff zu der Geschichte inspirieren lassen, die von dem eitlen Schauspieler
Bester Spielfilm –
Roland Emmerich
Bester Spielfilm –
Larry Franco
– THE DAY AFTER TOMORROW (2004)
– DER PATRIOT (2000)
– INDEPENDENCE DAY (1996)
–STARGATE
(REGIE,1994)
– 2012 (2009)
– BATMAN BEGINS
(2005)
– JURASSIC PARK III
(2001)
– SLEEPY HOLLOW
(1999)
23
Will Shakespeare berichtet, der aus einfachsten
Verhältnissen in Stratford-upon-Avon stammte,
trinkfreudig war und gerne sein Gesicht hergab
für den Earl, der nicht schreiben durfte, es aber
konnte wie kein anderer – und nebenbei noch ein
spezielles Verhältnis zur damaligen Königin von
England hatte.
„Das passt jetzt weder zu der Geschichte, die wir
im Film erzählen, noch zu der Vorlage von John
Orloff, aber meine Meinung ist, dass Shakespeare ein Synonym für mehrere Schreiber und
Oxford eine Art Redakteur war, der umgeschrieben und redigiert hat, sozusagen die letzte Instanz. Er muss viele von diesen Stücken aber auch
selbst geschrieben haben. Da ist eine gewisse
Linie drin, und die muss von ihm stammen. Er
war die Hauptfigur – aber natürlich ist die ganze Geschichte viel komplexer als wir sie darstellen konnten“, relativiert Emmerich in einem
„Spiegel“-Interview die für das Kino zugespitzte
Version, in der ein großartiger Rhys Ifans als
Earl of Oxford dem Film ein besonderes Gesicht
verleiht.
24
Für die aufregenden Bilder ist Anna J. Foerster
(Beste Kamera / Bildgestaltung) verantwortlich,
die bereits bei einigen großen Projekten mit Roland Emmerich zusammengearbeitet hat, als Second-Unit-Director und Director of Photography
für Spezial Effekte – etwa für INDEPENDENCE
DAY oder THE DAY AFTER TOMORROW. Obwohl
Anna J. Foerster einige Monate an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg
Kamera studiert hat, ist ihr beruflicher Werdegang eher der einer Autodidaktin. Mit fünfzehn
Bester Spielfilm –
Robert Léger
– ANONYMUS (2011)
– TRADE WILLKOMMEN IN AMERIKA (2007)
hat sie – so ein Porträt von ihr im „HD Magazine“ – zum ersten Mal eine Kamerastudentin bei
der Arbeit gesehen und war angesteckt. „Meine Eltern haben mir sogar Entschuldigungen
für die Schule geschrieben, damit ich mich in
dem Handwerk weiterbilden konnte“, erzählt
Foerster. Sie hat schnell das Studium gegen die
praktische Arbeit getauscht und verantwortet
mittlerweile Prime-Time-Programme im USFernsehen – auch als Regisseurin. Bekanntestes
Beispiel: „Criminal Minds“.
Beste Kamera/
Bildgestaltung –
Anna J. Foerster
– ANONYMUS (2011)
Deutscher Filmpreis 2012
Beim Dreh von ANONYMUS war die Herausforderung, die düstere, ja schmutzige Stimmung
der Zeit einzufangen. Und das mit einer digitalen Kamera. „Das ist ein sehr dunkler Film“, sagt
Foerster. „Und wir mussten immer an die Grenzen gehen. Es ist auch eine düstere Geschichte,
deshalb wollten wir keine hellen, farbenfrohen,
sonnendurchfluteten Bilder, die man üblicherweise sieht, wenn es historisch wird. Tageslicht,
Kerzenschein und echtes Feuer waren unsere
Hauptquellen für das Licht. Manchmal haben
wir die Kerzen direkt neben der Kamera angezündet, um eine Szene auszuleuchten. Deshalb
musste ich eigentlich nie Filter benutzen.“
Auch Maske, Kostüm und Szenenbild haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Welt und
Zeit, in der das Theater eher ein interaktiver
Rummelplatz mit sinnlichen Sensationen war,
als ein Tempel der großbürgerlichen Kulturroutine. Sebastian Krawinkel (Bestes Szenenbild)
baute ein komplettes Theater in Babelsberg und
schuf auch mit den zusätzlichen Innen- und Außenbauten nicht nur schon direkte Angebote für
eine optische Zeitreise, sondern auch Flächen
für Spezialeffekte, ohne die ein historischer Film
dieser Größenordnung nicht mehr auskommen
kann. Der in Berlin lebende Szenenbildner Krawinkel hat am Art Center College of Design in
London in den neunziger Jahren Production Design studiert, hat manchen originellen Werbeclip
ausgestattet und ist aus den großen, internationalen Produktionen im Studio Babelsberg nicht
wegzudenken. Ob als Art Director von Polanskis
PIANIST und Paul Greengrass´ DIE BOURNE
Bester Schnitt –
Peter R. Adam
– ANONYMUS (2011)
– HERR LEHMANN (2003)
– GOOD BYE, LENIN! (2003)
– WIR KÖNNEN AUCH ANDERS (1993)
VERSCHWÖRUNG oder als Supervising Art
Director für Quentin Tarantino und seine
INGLORIOUS BASTERDS – oder eben als verantwortlicher Szenenbildner für ANONYMUS,
Krawinkel baut die Welten, aus denen große
Kinoträume entstehen.
Damit die Menschen in diesen Welten auch so
aussehen, als stammten sie aus denselben, sorgten die Make-Up-Artists Björn Rehbein und
Heike Merker (Bestes Maskenbild) und die Kostümdesignerin Lisy Christl (Bestes Kostümbild).
Bestes Szenenbild –
Sebastian
Krawinkel
– ANONYMUS (2011)
Foto: © Mathias Bothor
25
Der seit über einem Jahrzehnt international ar- im europäischen Kino unterwegs, was nicht zubeitende Maskenbildner Björn Rehbein ist Spe- letzt mit ihrer regelmäßigen Arbeit für Michael
zialist für historisches und Action-Kino mit ei- Haneke (u.a. FUNNY GAMES, CACHÉ) zusamner beeindruckenden Balance zwischen Genau- menhing. Und sie arbeitete immer historisch
igkeit und Fantasie. Er arbeitete mit Wolfgang und zeitgenössisch mit gleichem Elan. Dennoch:
Becker und Tom Tykwer (GOOD BYE, LENIN! und „Bei historischen Filmen bist du Historiker und
DAS PARFUM) ebenso wie mit Gianni Amelio, Kostümbildner in einem, du bist der Experte. Bei
Paul Anderson, aktuell mit Brian de Palma. Für zeitgenössischen Filmen bringen alle ihren eigeseine Arbeit an Oskar Roehlers JUD SÜSS war er nen Geschmack mit ans Set“, sagt sie dem „Spiebereits im vergangenen Jahr für den Deutschen gel“. Und: „Die Recherche ist mit das Schönste
Filmpreis nominiert. Die Filmografie seiner Kol- an meinem Job“, sagt Christl. Für ANONYMUS
legin Heike Merker liest sich wie ein Lexikon des
Bestes Kostümbild –
aktuellen deutschen Kinos. Bei Wolfgang Becker
Lisy Christl
arbeiteten die beiden bereits zusammen. Merker
machte Maske auch bei Hans-Christian Schmid
– WAS BLEIBT (2011)
(STURM), Florian Gallenberger (JOHN RABE)
– JOHN RABE (2009)
und Philipp Stölzl (GOETHE!), um nur einige zu
– CACHÉ (2005)
nennen.
– ERBSEN AUF HALB 6
Dabei ist sie nicht selten ihrer Kollegin Lisy
(2004)
Christl begegnet. „Die deutsche Spitzenschneiderin“, wie der „Spiegel“ sie unlängst in einer Story zu ihrer Oscar-Nominierung für ANONYMUS
bezeichnete, war von Anfang ihrer Karriere an
Foto: © Markus Jans
26
zog sie durch Museen, Porträtgalerien und Westminster Abbey, unterhielt sich dort über Kirchengewänder im 16. Jahrhundert und wälzte
Schnittbücher über Kleidung der Renaissance.
Wie diese Zeit klang, kann keiner recherchieren.
Da waren die Sound Designer Hubert Bartholomae und Manfred Banach (Beste Tongestaltung) darauf angewiesen, ihre Fantasie mit den
Möglichkeiten des Kinos zu kombinieren – und
sich auf die Vielfalt natürlicher Töne auf unbefestigten Straßen, in riesigen Palästen und überBestes Maskenbild –
Björn Rehbein
– GODS BEHAVING –
BADLY (2012)
– MOONRISE KINGDOM
(2012)
– BEING FLYNN (2012)
– ANONYMOUS (2011)
Foto: © Oliver Mueller
Deutscher Filmpreis 2012
füllten Spelunken zu verlassen. Der in München
ansässige Hubert Bartholomae ist ein früher
Weggefährte Emmerichs (DAS ARCHE NOAH
PRINZIP, JOEY, MOON 44) und ist einer der am
meistbeschäftigsten Tongestalter im deutschen
Film (mit regelmäßigen Ausflügen in die Musik oder Animation). Er arbeitete auch an dem
ebenfalls nominierten Debütfilm HELL von Tim
Fehlbaum mit. Sein Berliner Kollege Manfred
Banach arbeitete mit Oskar Roehler ebenso wie
mit Gernot Roll oder Marco Kreuzpaintner. Im
Bestes Maskenbild –
Heike Merker
– CLOUD ATLAS (2012)
– ANONYMUS (2011)
– GOETHE! (2010)
– VALLEY OF FLOWERS (2004)
vergangenen Jahr war er mit seinen Kollegen
für das Sound Design der Genre-Parodie JERRY
COTTON für den Filmpreis nominiert.
Bei Roland Emmerichs ungewöhnlichem Kinodebüt DAS ARCHE NOAH PRINZIP von 1983 arbeitete Peter R. Adam (Bester Schnitt) noch als
Toningenieur zusammen mit Hubert Bartholomae. Danach wurde er zu einem der bedeutendsten und gefragtesten Editoren des deutschen
Films, was ihm bereits zwei Deutsche Filmpreise
bescherte (COMEDIAN HARMONISTS R: Joseph
Beste Tongestaltung –
Hubert
Bartholomae
– TÜRKISCH FÜR
ANFÄNGER (2012)
– ALLES AUF ZUCKER
(2005)
– DER KLEINE VAMPIR
(2002)
– WERNER 2 - DAS
MUSS KESSELN (1996)
Vilsmaier und GOOD BYE, LENIN! R: Wolfgang
Becker). Adams Herausforderung war nicht nur
das eigene Tempo des Films, sondern seine komplizierte Dramaturgie, bei der der Schnitt die
Spannung aufrecht erhalten muss, ohne Verwirrung zu stiften. Peter R. Adam war übrigens Mitglied des Gründungsvorstandes der Deutschen
Filmakademie im Jahr 2003, blieb im Vorstand
bis 2009 und ist der Mastermind hinter dem
Wissensportal der Filmakademie VIERUNDZWANZIG.DE.
Beste Tongestaltung –
Manfred Banach
– RUSSENDISKO (2012)
– ANONYMUS (2011)
– DER VORLESER (2008)
– ANONYMA EINE FRAU IN
BERLIN (2008)
27
BARBARA
BARBARA ist ein Hoffnungsschimmer. Und
das sicherlich nicht
nur aus der Sicht vieler
Kinogänger, sondern
auch aus der Sicht von
cirka 1400 Filmschaffenden, die sich an der
Abstimmung zur „fairsten Produktion 2011“
beteiligten. Die Produzenten Florian Koerner von Gustorf und
Michael Weber (Bester
Spielfilm) von Schramm Film erhielten die eben
„Hoffnungsschimmer“ genannte Auszeichnung
von der Bundesvereinigung der FilmschaffendenVerbände genau am Nachmittag vor ihrer
Berlinale-Premiere am 11. Februar. Schramm
Film zählt schon seit Jahren zu den Produktionsfirmen, die für ein gutes Arbeitsklima sorgen und dabei auch tarif- und arbeitsrechtliche
Bedingungen im Auge haben. Dass sie auch bei
28
BARBARA optimale Voraussetzungen geschaffen
haben, danken ihnen hochmotivierte Schauspieler und ein kreatives Team. Die Kostümbildnerin
Anette Guther (Bestes Kostümbild) schwärmt
in einem Interview: „Diesmal sind wir auch
schon vor Drehbeginn, als das Set im Prinzip
fertig war, mit den meisten Schauspielern nach
Kirchmöser (an den Drehort) gefahren und haben
im Kostüm Fotos gemacht. Das war großartig,
das zu sehen und darauf reagieren zu können.
Dann sieht man halt: Das funktioniert nicht, die
Bester Spielfilm –
FLORIAN KOERNER
VON GUSTORF
rostfarbene Bluse vor der braunen Wand. Und
das konnten wir machen, weil wir von Produktionsseite die Zeit dazu bekamen.“ Anette Guther
arbeitet schon seit 1993 (PILOTINNEN) als Kostümbildnerin für die Filme von Christian Petzold
(Beste Regie, Bestes Drehbuch) und ist meistens schon sehr früh involviert. Für BARBARA
hat sie bereits nach der ersten Buchfassung begonnen zu recherchieren und sich die Kollegin
Angelika Goetz zur Seite geholt, die selbst in der
DDR groß geworden ist.
Bester Spielfilm –
MICHAEL WEBER
Deutscher Filmpreis 2012
Christian Petzold ist dafür bekannt, seine Stoffe fundiert anzugehen und die Filme akribisch
vorzubereiten. Er nimmt sich die Zeit, die es
braucht, um die richtige Atmosphäre und das
richtige Timing herzustellen. Im Vorfeld guckt
das Team gemeinsam Filme, hört entsprechende Musik und inspiriert sich so, um eine gemeinsame Basis für das Herangehen an den
Stoff zu schaffen. Damit beschwört Petzold
eine Stimmung herauf, die er als Arbeitsgrundlage für den Dreh sucht. In Vorbereitung zu
BARBARA haben sie z.B. TO HAVE AND HAVE
NOT von Howard Hawks und HÄNDLER DER
VIER JAHRESZEITEN von Rainer Werner Fassbinder geguckt; zwei sehr unterschiedliche Filme, die beide auf ihre Weise die emotionale und
intellektuelle Palette zu BARBARA erweitert
haben.
Schikane und als Erziehungsmaßnahme in Militär- oder Provinzkrankenhäuser wechseln mussten, brachte Petzold die beiden Geschichten zusammen und setzte sich an ein Drehbuch.
BARBARA spielt 1980 in einer Kleinstadt in
Mecklenburg-Vorpommern, unweit der Ostsee.
Die Ärztin Barbara (Nina Hoss) wurde nach der
Stellung eines Ausreiseantrages inhaftiert und
danach von der Charité in das kleine Krankenhaus dieser Kleinstadt strafversetzt. Dort arbeitet sie fortan in der Kinderchirurgie unter Lei-
Angefangen hat alles mit der Novelle „Barbara“
des Österreichers Hermann Broch, die Petzold
Anfang der 2000er las. Und als er 2006 einen
Arzt aus Fürstenwalde kennenlernte, der ihm
von Kollegen aus der DDR erzählte, die einen
Ausreiseantrag gestellt hatten und danach aus
Foto: © Christian Schulz
tung des Arztes Andre Reiser (Ronald Zehrfeld –
Beste darstellerische Leistung – männliche
Hauptrolle); sie ist misstrauisch, und er verliebt sich in sie. Während Andre als anerkannter
Arzt mit seinem Leben in der DDR offensichtlich
Frieden schließen konnte, ist das für Barbara zunächst undenkbar. Mit der gleichen Rigorosität,
mit der sie sich dem System verweigert, verweigert sie ihm die Kommunikation. Als Zuschauer
geht einem das Herz auf, wenn man sieht, wie
viel Wärme Ronald Zehrfeld in seine Figur legt,
Bestes Drehbuch/
Beste Regie –
Christian Petzold
Beste männliche
Hauptrolle –
Ronald Zehrfeld
– JERICHOW (2008)
– GESPENSTER (2005)
– TOTER MANN
(2002, TV)
– INNERE SICHERHEIT
(2001)
– DAS UNSICHTBARE
MÄDCHEN (2011)
– 12 METER OHNE
KOPF (2008)
– IN JEDER SEKUNDE
(2007)
– DER ROTE KAKADU
(2004)
Foto: © Stefan Klüter
29
um die unterkühlte Barbara etwas aufzutauen.
Als er am Schluss am Krankenbett eines Patienten leise um Barbara trauert und sie im nächsten
Moment unerwartet das Zimmer betritt, weinen
und leuchten seine Augen gleichzeitig. Ein stiller
Moment, in dem Glück aufblitzt. Kameramann
Hans Fromm (Beste Kamera/Bildgestaltung)
gelingt es mit seinen Bildern, genau zwischen
die beiden Figuren zu kommen. Nur durch die
sich aufbauende Spannung werden Gefühle
wie Misstrauen oder Vertrauen, Ablehnung oder
sondern die DDR der 80er ganz selbstverständlich nebenbei zu erzählen. In BARBARA gibt es
keine Honecker-Bilder im Krankenhaus, keine
Blümchentapeten in den Wohnzimmern und keine Plattenbauten: Nichts Plakatives, das uns die
DDR erklärt. Christian Petzold erzählt in einem
Interview, wie es die Cutterin Bettina Böhler
(Bester Schnitt) geschafft hat, eine sehr teure
Petzold legte – wie in jedem seiner Filme – und aufwendig gedrehte Szene mit einer alten
großen Wert auf historische Authentizität. Da- DDR-Straßenbahn so verknappt zu schneiden,
bei war es ihm wichtig, nichts auszustellen, dass sie in nur zwei Sekunden – nicht nebenbei,
Liebe erzählt. Um diese Geschichte – auch ohne
Worte – so emotional wirken zu lassen, benutzte
Fromm häufiger als sonst Schuss-GegenschussEinstellungen. Seine Kamera trägt dazu bei, dass
wir uns wünschen, dass Barbara in der DDR
bleibt und am Ende doch noch alles gut wird mit
den beiden.
Beste Kamera/
Bildgestaltung –
Hans Fromm
– JERICHOW (2008)
– YELLA (2006)
– GESPENSTER (2003)
– DIE INNERE
SICHERHEIT (2000)
Bester Schnitt –
Bettina Böhler
Bestes Kostümbild –
Anette Guther
–CHARLOTTE
RAMPLING –
THE LOOK (2011)
– JUD SÜSS –
FILM OHNE
GEWISSEN (2010)
– SEHNSUCHT (2006)
– TERROR 2000 (1992)
– IM SCHATTEN (2009)
– YELLA (2006)
– FAY GRIM (2006)
– MARSEILLE (2003)
Foto: © Christine Fenzl
30
Deutscher Filmpreis 2012
aber ganz selbstverständlich – durchs Bild fährt.
Das ist kein aufdringliches Requisit, hier wirkt
die DDR sehr real. Bettina Böhler arbeitet wie
die meisten im Team schon seit vielen Jahren
mit Christian Petzold zusammen. Eine Besonderheit ihres Editierens ist die Auslassung.
Bettina Böhler möchte, dass „nur solche Momente der Geschichte erzählt werden, die wirklich
notwendig sind.“ Ein von ihr geschnittener Film
wird nie geschwätzig sein.
Beste Tongestaltung –
Andreas MückeNiesytka
– ORLY (2010)
– JERICHOW (2008)
– FERIEN (2007)
– HOLUNDERBLUETE
(2007)
Dass einem die DDR nicht aufdringlich, sondern eher vertraut erscheint, liegt auch an der
Geräuschkulisse: Einem „DDR-Soundtrack aus
Originaltönen“ (FAZ). Verantwortlich dafür sind
Andreas Mücke-Nisytka, Dominik Schleier und
Martin Steyer (Beste Tongestaltung).
Man sieht die DDR-Kleinstadt und hört: Hundegebell, Vogelgezwitscher, Nachbarn im Treppenhaus, Geklapper der Hackenschuhe auf Straßenbeton, Bäume wie Meeresrauschen, Zughupen an
unbeschrankten Bahnübergängen und tuckernde Ost-Autos. Und man hört all das Unangenehme und Unheimliche, das man mit einem Krankenhaus-Aufenthalt verbindet: Laute Schuhe auf
langen Linoleum-Fluren, fahrende Betten und
rollende Medizin-Wägelchen, knarzende Türen,
klapperndes Besteck und (un)menschliche Geräusche bei medizinischen Eingriffen. Und am
Ende glaubt man, die DDR zu riechen.
Beste Tongestaltung –
Dominik Schleier
Beste Tongestaltung –
Martin Steyer
–RUBBELDIEKATZ
(2011)
– THE LAST STATION
(2009)
– TRADE (2007)
– THE LAST KING OF
SCOTLAND (2006)
– WAS BLEIBT (2012)
– CIRCUS COLUMBIA (2010)
– RESIDENT EVIL (2002)
– WIR KÖNNEN AUCH ANDERS (1993)
31
www.volkswagen.de
Endlich: eine Fortsetzung, so spannend wie der erste Teil. Der neue Volkswagen CC.
Volkswagen, offizieller Partner des Deutschen Filmpreises, wünscht allen Gästen eine spannende Preisverleihung.
Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert zwischen 9,3 und 4,7, CO2-Emissionen in g/km: kombiniert zwischen 215 und 125.
DREIVIERTELMOND
Es war der richtige
Moment für Hartmut
(Elmar Wepper) und
Hayat (Mercan Türkoglu) – nur jetzt konnten
sie Freunde werden.
Hartmut, der grantelnde Taxifahrer, der nach
35 Ehejahren von seiner
Frau verlassen wurde
und die 6-jährige Hayat,
die nur türkisch spricht
und allein in der fremden Stadt Nürnberg ist,
weil ihre Mutter weit weg arbeitet und ihre Oma
im Krankenhaus liegt. Zwei, die alleine sind und
sich guttun könnten. Für Autor und Regisseur
Christian Zübert war von Anfang klar, dass er
die Rolle des Hartmut für Elmar Wepper schreibt.
Rückblickend ging eigentlich fast alles ganz einfach. Um den Film finanzieren zu können, schickte Zübert sein Drehbuch ziemlich schnell an
Robert Marciniak (die film gmbh, zusammen mit
Uli Aselmann – Bester Spielfilm), den er schon
seit über 10 Jahren kannte und vertraute, dass
DREIVIERTELMOND das richtige Buch für eine
erste Zusammenarbeit sein könnte. Die Produzenten waren begeistert und schickten das Buch
an weitere Partner und Fördergremien, die alle
schnell ins Boot geholt wurden. Schwierig war
nur die Besetzung des kleinen Mädchens Hayat.
Zum Glück fanden sie kurz vor Drehbeginn dann
doch noch durch Zufall die kleine Mercan Türkoglu, die Tochter einer Freundin einer Freundin.
Ihrem etwas starrsinnigen Charme konnte sich
niemand entziehen, auch Elmar Wepper alias
Harmut nicht. Sagt er noch zu Anfang des Films
hilflos „Kopftuchmädchen“ zu Hayat, nennt er sie
später beinah zärtlich die „Zahnluckerte“. Als er
sie einmal trösten muss und ihr liebevoll über
den Kopf streicht, flüstert er „Indianer kennen
keinen Schmerz“ und tröstet dabei auch ein bisschen sich selbst. Gerade als er denkt, sein Leben
ist schon gelaufen, kommt Hayat, und er ist gezwungen nochmal vollkommen umzudenken. Für
seine Abgestumpftheit und sich neu einschleichende Melancholie ist sie das richtige Heilmittel.
Bester Spielfilm –
Robert Marciniak
Bester Spielfilm –
Uli Aselmann
– DREIVIERTELMOND
(2010)
– DIE PERLMUTTER FARBE (2008)
– WINTERREISE (2005)
– AUS DER TIEFE DES
RAUMES (2003)
– DAS BLAUE VOM
HIMMEL (2011)
– WINTERREISE (2006)
– VAYA CON DIOS
(2002)
– DIE MUSTERKNABEN
(1997)
Foto: © die film gmbh
33
FENSTER ZUM SOMMER
Gegensätze
ziehen
sich an. Juliane (Nina
Hoss)
und
Emily
(Fritzi Haberlandt –
Beste
schauspielerische Leistung – weibliche Nebenrolle) arbeiten zwar zusammen,
scheinen aber in völlig verschiedenen Welten zu leben. Und sind
doch beste Freundinnen. Die nachdenkliche,
vorsichtige Übersetzerin Juliane und ihre lebenslustige, mitteilungsfreudige Kollegin brauchen einander und können sich aufeinander verlassen. Auch wenn Emily mal zu spät kommt, weil sie sich verquatscht
oder das alltägliche Timing als allein erziehende
Mutter nicht immer im Griff hat. Fritzi Haberlandt spielt diese Berliner Großstadtpflanze mit
ebenso idiomatischer wie emotionaler Wucht
und Authentizität. Immer an der Grenze zur
Tragödie, aber mit augenzwinkerndem Kontakt
zu einem Publikum, das sehr bald weiß, dass es
sich auf eine cineastische Gratwanderung zwischen Fantasie und Wirklichkeit, zwischen Witz
und Wahn eingelassen hat. Eine Gratwanderung,
bei der die Hauptfigur im Laufe der Geschichte
ihrerseits ein deutlich komplizierteres Verhältnis zur Zeit bekommt als ihre Freundin, deren
Tod sie zunächst erlebt, dann vorhersehen kann
und dennoch nicht verhindern wird.
Dieses Spiel mit dem Schicksal, dieses Leben in
der Endlosschleife ist das zentrale Motiv des
Films von Hendrik Handloegten, der nicht nur
zwischen den Zeiten, sondern auch zwischen
den Orten springt. Das FENSTER ZUM SOMMER
bietet den Blick von der Kälte in die Wärme, von
der Enge in die Weite, von Dunkel ins Licht. Berlin und Finnland, die Stadt der tausend Optionen
und das Land der tausend Seen, sind die Orte an
denen sich die Geschichte der unmöglichen Liebe zwischen Juliane und August abspielt. Das
Spannende an der Figur, die Fritzi Haberlandt
so lebendig verkörpert (auch wenn sie sterben
muss), ist, dass gerade sie in ihrer Direktheit
und Schnörkellosigkeit zum Katalysator einer
Geschichte wird, die per definitionem keinen Anfang und kein Ende haben kann.
Dieser Schwebezustand ist natürlich auch die
Herausforderung für die beiden Elemente, die in
diesem Film neben den Schauspielerinnen und
Schauspielern die größte Rolle spielen.
Beste weibliche
Nebenrolle –
Fritzi Haberlandt
– NICHTS ALS GE-
SPENSTER (2006)
– ERBSEN AUF HALB SECHS (2003)
– LIEGEN LERNEN (2002)
– KALT IST DER ABENDHAUCH (2000)
Foto: © Christian Schoppe
34
Deutscher Filmpreis 2012
Kameramann Peter Przybylski (Beste Kamera/
Bildgestaltung) verfolgt mit seiner Kamera ein
visuelles Konzept, das sich nicht nur sehr bewusst auf die von den Motiven des Films selbst
angebotene Schönheit einlässt. Er nimmt in seinen Cinemascope-Bildern das Publikum mit auf
die Reise der Protagonistin Juliane, die sich als
subjektiv Handelnde fühlt und sich dabei unverhofft oft in der Rolle der objektiv oder auch
einfach nur staunend und fassungslos Beobachtenden wiederfindet. Der Film erzählt auch
Raum und Zeit, weil seine Kamera das in hohem
Maße tut.
Peter Przybylski, der in den neunziger Jahren
des letzten Jahrhunderts seine Ausbildung an
der HFF „Konrad Wolf“ in Potsdam genoss, arbeitet seit vielen Jahren als Kameramann für
Kinofilme (FC VENUS, FRECHE MÄDCHEN) und
TV-Produktionen, hier mit einer offensichtlichen
Vorliebe für Kriminalgeschichten, was ihm 2009
den Deutschen Fernsehkrimipreis als bester Kameramann für den „Tatort“ „Der tote Chinese“
beschied. Für die Arbeit an FENSTER ZUM
SOMMER ging er im doppelten Sinn des Wortes auf eine Zeitreise – nicht nur innerhalb der
Geschichte, sondern auch beim Dreh, der in den
beiden gegensätzlichsten Jahreszeiten (Winter
und Sommer) stattfinden musste. Przybylski hat
aus beidem großes kinematografisches Potenzial
geschöpft.
Die Musik spielt in diesem Drama eine besondere Rolle. Auch sie hat zuallerletzt die Funktion, den Zuschauer zu beruhigen oder in Sicher-
heit zu wiegen. Doch weil der ganze Film nicht
mit vordergründigen Effekten eines Genres
spielt, sondern das Kino über den Kopf projiziert, ist die Musik des finnischen Komponisten
Timo Hietala (Beste Filmmusik) zurückhaltend
und beunruhigend zugleich. Hietala, der sowohl
Orchestermusik als auch Jazz und Pop schreibt,
gilt in seiner Heimat Finnland als eine Bank für
gelungene, intelligente Filmscores. Er wurde bereits mehrfach für nationale und internationale
Filmpreise nominiert und damit ausgezeichnet.
Beste Kamera/
Bildgestaltung –
PETER Przybylski
Beste Filmmusik –
TIMO Hietala
– Hiljaisuus (Silence) (2011) – Tali-Ihantala (2007)
– Lapsia ja Aikuisia
(Producing Adults) (2004)
– Cyclomania (2001)
– FRECHE MÄDCHEN
(2008)
– UNDERDOGS (2007)
– FC VENUS (2006)
– HELDEN WIE WIR
(1999)
Foto: © Heikki Tuuli
35
HALT AUF FREIER STRECKE
Was für ein Filmanfang! Das ist die Umkehrung des alten Hollywoodcredos, dass ein
Film mit einem Erdbeben zu beginnen habe.
Und es hat die gleiche
Wirkung. Denn dem
Ehepaar Frank und
Simone (Milan Peschel
und Steffi Kühnert –
Beste darstellerische
Leistung – männliche
Hauptrolle, weibliche
Hauptrolle) wird augenblicklich der Boden unter den Füßen weggezogen. Sie erfahren behutsam, aber unmissverständlich, dass Frank nicht
mehr lange leben wird. Hirntumor, irreparabel.
Ein echter Arzt sitzt einem Schauspielerpaar
gegenüber. Alle drei machen in diesem Moment
ihren Job. Und alle drei machen das großartig.
Das ist eines der besonderen Elemente in vielen
Filmen des Regisseurs Andreas Dresen (Beste
Regie – Bestes Drehbuch), der Wirklichkeit inszenieren kann, indem er sie einerseits fast doku-
mentarisch abbildet und andererseits mit großer
Sorgfalt und Sensibilität herstellt und von seinen
Darstellern herstellen lässt. HALT AUF FREIER
STRECKE (Bester Spielfilm – Peter Rommel,
Rommel Film) ist wieder einer der Filme, für die
sich das Gespann Dresen (als Autor und Regisseur) und Peter Rommel (als Produzent) gesucht
und gefunden haben. Ein Teamfilm, ein Film, der
inhaltlich und thematisch lange entwickelt wird
und doch mit Drehbeginn noch lange nicht fertig entwickelt ist. Die Teams dieser Filme von
Dresen und Rommel sind sehr klein und sie bestehen zum größten Teil aus denselben Personen. Da
rückt man nicht nur schnell zusammen, man legt
auch mal zusammen. Beispielsweise, um mittelfristig den Drehort zu erstehen. Das Haus, in dem
HALT AUF FREIER STRECKE hauptsächlich und
zu verschiedenen Jahreszeiten spielt, gehörte aus
produktionstechnischen Gründen jenem Team
und konnte kurz vor Kinostart ohne Verlust wieder veräußert werden. Die Dramaturgin und Autorin Cooky Ziesche (Bestes Drehbuch) ist auch
Bester Spielfilm –
Peter Rommel
Bestes Drehbuch/
Beste Regie –
Andreas Dresen
– HALT AUF FREIER STRECKE (2011)
– ANGELS OF THE
UNIVERSE (2000)
– LOST KILLERS (2000)
– NACHTGESTALTEN (1999)
– HALT AUF FREIER
STRECKE (2011)
– SOMMER VORM
BALKON (2005/Regie)
– HALBE TREPPE (2002)
– NACHTGESTALTEN
(1999)
Foto: © Klaus-Dieter Fahlbusch
36
Deutscher Filmpreis 2012
ein Teil des Teams, dem das Kino schon Welterfolge wie HALBE TREPPE und WOLKE 9 verdankt.
Denn, Andreas Dresen spricht es einfach und
nachvollziehbar aus: „Mit ihr zusammen nähere
ich mich solchen Themen am liebsten.“ Dresen
nähert sich seinen Themen auch mit dem Schnittmeister Jörg Hauschild (Bester Schnitt), der
seit HALBE TREPPE ausnahmslos alle Filme von
Andreas Dresen geschnitten hat. Der Editor, der
auch Musiker und Komponist ist, hat nicht nur
den oftmals zärtlichen Rhythmus der Filme von
Dresen übernommen, er hat ihn mit entwickelt.
Und auch der Produktionschef Peter Hartwig
durfte bei dieser besonderen filmischen Herausforderung als verlässlicher Ansprechpartner für
alle Seiten nicht fehlen. Und dass der dokumentarisch äußerst versierte Kameramann Michael
Hammon hier kinematografisch experimentierte und dabei eine umwerfende dramaturgische
Genauigkeit entwickelte gehört zur speziellen
Aura eines Films, der viele Grenzen überschreitet.
HALT AUF FREIER STRECKE ist sicherlich Andreas Dresens radikalster Film – eine Zumutung,
die für viele Zuschauer auch tröstliche Wirkung
hatte. Dresen schaut dem Tod bei der Arbeit zu.
Er zeigt, wie er einen Menschen allmählich aus
dem Leben holt – und was mit diesem Menschen
geschieht. Vor allem aber zeigt er, was mit den
Menschen geschieht, die der Tod zurücklässt oder
für seine Arbeit verdingt. Er zeigt eine Familie,
die sich dafür entscheidet, den Sterbenden zu
Hause zu pflegen. Er zeigt, wer aus der Familie
dabei wie hilft – und wer das vielleicht gar nicht
kann (wie die eigene Mutter). Er zeigt die Konflikte in der Ehe, die Verletzungen und die liebevolle Fantasie, mit der die Familie dem Schicksal
in Momenten die Stirn zu bieten vermag. Und er
stellt dabei auch mal gängige dramaturgische
Regeln auf den Kopf. Dass Franks langjährige ExFreundin (Inka Friedrich) im letzten Akt des Films
einfach auftaucht und nicht nur für kurzfristige
sentimentale Verwirrung, sondern durchaus auch
für Trost sorgen darf, gehört zu den hinreißenden Überraschungen, für die das Buch-RegieGespann Dresen und Ziesche gut ist. Frank und
Simone haben Kinder. Kinder in einem Alter, in
dem man sich schon für gesunde Eltern schämt.
Beste weibliche
Hauptrolle –
Steffi Kühnert
Bestes Drehbuch –
Cooky Ziesche
– HALT AUF FREIER
STRECKE (2011)
– BLACK BROWN
WHITE (2011)
– HENRI 4 (2010)
– WOLKE 9 (2008)
– HALT AUF FREIER
STRECKE (2011)
– DIE ENTBEHR LICHEN (2009)
– DAS WEISSE BAND
(2008)
– HALBE TREPPE (2002)
Foto: © KASKARA
37
Hier muss sich die sportaktive Tochter von ihrem
Vater im Rollstuhl beim Wettkampf beobachten
lassen. Und der Sohn muss auf den lang ersehnten Aufenthalt im „Tropical Island“ verzichten,
weil der Alte mal wieder zusammengeklappt ist.
Dresen inszeniert diese Kinder nicht aus der Sicht
eines Erwachsenen, der sich seinerseits für die
Kinder schämt, sondern glaubwürdig und unsentimental aus deren eigener Perspektive. Vor dem
Vater stirbt der Sohn. Und auch der Vater begleitet ihn, seinen sehr begrenzten Möglichkeiten
Foto: © Stefan Klüter
38
entsprechend. Denn der große Charakterschauspieler Otto Mellies (Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle), dessen „Nathan,
der Weise“ am Deutschen Theater Legende ist,
lässt den Zuschauer in jeder Sekunde die Belastung und Herausforderung spüren, die das Tabu
einer unheilbaren Krankheit für seine Generation
ist. Eine Generation, die nie gelernt hat zu trösten
und zu trauern. Getragen wird die Tragödie, der
Dresen und sein Team immer wieder komische,
rührende, auch groteske Momente abgewinnen
Beste männliche
Hauptrolle –
Milan Peschel
Beste männliche
Nebenrolle –
Otto Mellies
– HALT AUF FREIER
STRECKE (2011)
– MITTE ENDE
AUGUST (2007)
– HÄNDE WEG VON
MISSISSIPPI (2006)
– NETTO (2003)
– TATORT: SCHERBEN-
HAUFEN (2011, TV)
– FREI NACH PLAN (2006)
– RAUS AUS DER HAUT (1997)
–FAHRSCHULE
(1986, TV)
können, natürlich von dem Ehepaar Frank und
Simone. Von Steffi Kühnert, auch Teil der beschriebenen Dresen-Rommel-Familie, und Milan
Peschel, von dem man meint, dass er auch schon
lange dazu gehört, der aber zum ersten Mal mit
Dresen gearbeitet hat. Von einem Paar, das sich
liebt und hasst, unterstützt und bekämpft, rettet
und gefährdet. Schauspielerei in Extremen – und
dabei doch immer auf dem Boden.
Bester Schnitt –
Jörg Hauschild
– FAUST (2010)
– HITSCH (2006)
– WILLENBROCK (2004)
– HALBE TREPPE (2001)
Foto: © Saxonia Media
Deutscher Filmpreis 2012
Stars und Sternchen
zum Greifen nah!
Mit Entertain hautnah dabei sein, wenn der Deutsche Filmpreis verliehen wird.
Wir wünschen allen Nominierten viel Glück!
Live dabei
sein mit
Enter tain
HELL
„Die Sonne wird dich
verbrennen.“ Das ist
keine vorsorgliche Warnung, das ist klare Gewissheit. Tom (Stipe
Erceg) hat großflächige
Verbrennungsnarben
am linken Unterarm,
weil er zwei bis drei
Stunden ungeschützt
der
Sonne
ausgesetzt war, als er von
Fremden ohnmächtig
zusammengeschlagen
wurde. So kann es jedem ergehen. Wen die Sonne
nicht auslöscht, der kann von seinen Mitmenschen getötet werden. Jeder hat Hunger, jeder
hat Durst. Keiner traut hier Keinem mehr.
HELL erzählt eine Geschichte in der nahen Zukunft. Es ist 2016: die Erdatmosphäre hat sich um
10° Celsius erwärmt, Wasser und Lebensmittel
sind aufgebraucht, gesellschaftliche Strukturen
haben sich aufgelöst. Nichts ist mehr wie es war,
die Zivilisation wird durch Barbarei verdrängt.
40
Der junge Regisseur Tim Fehlbaum hatte schon dass er mit dem jungen Regisseur das Projekt
lange vor, solch einen Genre-Film zu machen. HELL von Beginn an gemeinsam entwickelWährend seines Studiums an der Hochschule für te und als Produzent betreute. Wöbke hat in
Fernsehen und Film in München hat er bereits Fehlbaum gleich einen Filmemacher gesehen,
eine Art Zombiefilm (AM FLAUCHER) gedreht, „der Suspense nicht durch aufwändige Spezialder in Stil und Stimmung schon in die Richtung effekte, sondern durch nüchternen Realismus
von HELL verwies. Der sechs-minütige Kurzfilm bei der Inszenierung kreiert“. Das interessierte
lief 2006 auf den Hofer Filmtagen, wo ihn auch ihn. Bei der Finanzierung und Realisierung von
der Münchner Produzent Thomas Wöbke (Bes- HELL fand Thomas Wöbke mit der Filmproduter Spielfilm) sehen konnte. Wöbke begeisterte zentin Gabriele M. Walther (Caligari Film- und
sich so sehr für die Arbeit von Tim Fehlbaum, Fernsehproduktion – Bester Spielfilm) die pasBester Spielfilm –
Thomas Wöbke
– SOMMERSTURM
(2004)
– 23 – NICHTS IST WIE
ES SCHEINT (1998)
– JENSEITS DER
STILLE (1996)
– DER SCHÖNSTE
BUSEN DER WELT
(1990)
Bester Spielfilm –
Gabriele M. Walther
– HELL (2011)
– DER MONDBÄR DAS GROSSE KINO ABENTEUER (2008)
– KANALSCHWIMMER
(2004)
– DAS ARCHE NOAH
PRINZIP (1984)
Deutscher Filmpreis 2012
sende Produktionspartnerin und der gemeinsame Bekannte und langjährige Freund Roland
Emmerich fungierte als Executive Producer.
Um ein überzeugendes Endzeit-Szenario realisieren zu können, mussten ungewöhnliche
Drehorte recherchiert werden. Szenenbildnerin
Heike Lange (Beste Szenenbild) hatte bereits
knapp ein Jahr vor Drehstart mit der Planung
und Organisation von Bildmotiven begonnen, in
denen man das Ausmaß der Apokalypse zeigen
konnte. Ein zentraler Ort von HELL ist ein von
der Sonne versengter Wald, in dem es kein grün
gibt, der trocken und kahl aussieht. Nach ausgiebiger Suche entdeckte Heike Lange gerade
noch rechtzeitig ein großflächiges Waldgebiet
auf Korsika, in dem es kurz zuvor verheerend
gebrannt hatte. Für die Bewohner war es eine
Katastrophe, für das Drehteam ein Glücksfall.
Dass die Schauspieler entsprechend eines jahrelang währenden Überlebenskampfes angezogen sind, dafür ist die Schweizerin Leonie
Leuenberger (Bestes Kostümbild) verant-
wortlich. Leuenberger und Fehlbaum kennen
sich seit ihrer Schulzeit in Basel. Die Arbeit an
HELL ist Leuenbergers Premiere als Kostümbildnerin, in der sie als studierte Modedesignerin eigentlich genau das Gegenteil von dem
tat, was sie gelernt hatte. „Der Großteil meiner
Arbeit war nicht das Entwerfen, sondern das
gründliche Zerstören von Kleidung. Jedes Stück
musste eine mehrteilige Prozedur der Verunstaltung durchlaufen. Genau nach Plan und mit
Liebe zum Detail.“
Bestes Szenenbild –
Heike Lange
Bestes Kostümbild –
Leonie Leuenberger
Bestes Maskenbild –
Christina Baier
– HELL (2011)
– DWK 5 - HINTER
DEM HORIZONT
(2007)
– WHOLETRAIN (2004)
– SOMMERSTURM
(2003)
– HELL (2011)
– HELL (2011)
Foto: © Ben Bischof
41
Eine ähnliche Erfahrung konnte Maskenbildnerin Christina Baier (Bestes Maskenbild)
machen. „Die Gratwanderung war, unsere Figuren entsprechend schmutzig und verschwitzt
aussehen zu lassen – dabei durften sie aber nicht
unattraktiv oder unsympathisch wirken.“ Wie
hässlich wirken Haare, die seit drei Jahren nicht
gewaschen wurden? Wie wirkt eine so intensive Sonnenstrahlung auf Haut und Haare? Und
wie sehen Menschen aus, wenn sie arg schwitzen und kein Wasser zur Verfügung haben?
Beste Filmmusik –
Lorenz Dangel
– DAVON WILLST
DU NICHTS WISSEN
(2011,TV)
– DER RÄUBER (2009)
– DIE ZWEI LEBEN DES
DANIEL SHORE (2009)
– SCHLÄFER (2005)
42
Für Christina Baier war vor allem die Natürlichkeit und Authentizität der Rollen wichtig.
Der Volvo, in dem die drei Flüchtenden unterwegs waren, wurde vor dem Dreh erstmal richtig aufgeheizt, damit die Schauspieler die Hitze
auch richtig spüren konnten und der Schweiß
echt war.
Die größte Herausforderung beim Ton war es
wohl, alle Geräusche unserer derzeitigen Zivilisation außen vor zu lassen. Alles was nach Leben klang, musste vermieden werden. Für das
Beste Tongestaltung –
Hubert
Bartholomae
– TÜRKISCH FÜR
ANFÄNGER (2012)
– ALLES AUF ZUCKER
(2005)
– DER KLEINE VAMPIR
(2002)
– WERNER 2 - DAS
MUSS KESSELN (1996)
Gelingen waren Hugo Poletti und Hubert
Bartholomae (Beste Tongestaltung) zuständig.
Dass der Zuschauer diese leblose Welt erfahren
kann und bei diesem Szenario Angst bekommt,
geht zum großen Teil auch auf die Rechnung der
Tonmeister. Dazu kommt der Score von Lorenz
Dangel (Beste Filmmusik), deren Klangmaterial sich hervorragend an die Ästhetik des Films
anpasst: die Musik ist unheimlich, erschreckend und Furcht einflößend.
Beste Tongestaltung –
Hugo Poletti
– AM HANG (2012)
– MARY STUART (2011)
– GIULIAS VER-
SCHWINDEN (2009)
– VITUS (2005)
Deutscher Filmpreis 2012
Stars zum Anfassen!
Überragende Kamera. Spektakulärer Sound.
Absolut
empfehlenswert.
Erfahre mehr über die neue
–Produktfamilie unter www.htc.com/de.
HOTEL LUX
Laut Wikipedia war das
„Hotel Lux ein Hotel in
Moskau, in dem in den
frühen Jahren der Sowjetunion führende kommunistische Emigranten einquartiert wurden. (…) Die dort in den
1930er-Jahren lebenden,
überwiegend deutschen
Exilanten waren für
Moskauer Verhältnisse
sehr gut versorgt, obwohl Bewohner von
Rattenplagen berichteten. Viele Bewohner des
Hotel Lux wurden zur Zeit des Großen Terrors
zwischen 1936 und 1938 durch das NKWD festgenommen, verhört und gefoltert.“ Dorthin wollten weder der unpolitische Varieté-Künstler Hans
Zeisig (Michael Bully Herbig) noch sein im antifaschistischen Widerstand aktiver Bühnenpartner
Siggi Meyer (Jürgen Vogel). Die beiden Schauspieler, die auf einer der klassischen Berliner
Cabaret-Bühnen der zwanziger und tatsächlich
auch noch dreißiger Jahre Hitler und Stalin als
friedlich koexistierende Witzfiguren tanzen liessen, hatten eigentlich das Ziel aller darstellenden
Künstler ihrer Zeit. Sie träumten den Traum von
der Traumfabrik – und die lag geografisch in entgegengesetzter Richtung zu dem Hotel, in dem sie
sich dann aber viel später wiedersehen sollten,
als besagte Bühne dann doch von den Straßenschlägern der SA geräumt worden war.
In der von Günter Rohrbach und Corinna Eich
produzierten und von Leander Haußmann in Szene gesetzten Polit-Komödie feiert sich das Leben
der Bohème im Extremzustand an genau den
Orten, die zur Zeit der Beziehungen und Beziehungskrisen zwischen Hitler und Stalin die ganze
Welt in Angst und Schrecken versetzten. Dadurch
vollführt dieser Film natürlich immer eine Art
Tanz auf dem Vulkan, was auch die Dramaturgie
des Films bestimmt. Zu Beginn, besonders in den
Bühnenszenen mit Zeisig und Meyer geht es bei
aller latenten Bedrohlichkeit noch komisch, unterhaltsam zu. Im Verlauf der Geschichte wird es
düsterer, der Humor wird schwärzer, geht aber
Bestes Szenenbild –
Uli Hanisch
Bestes Kostümbild –
Ute Paffendorf
– WOLKENATLAS (2012)
– HOTEL LUX (2011)
– THE INTER NATIONAL (2009)
– DAS PARFÜM (2006)
– ZWEI LEBEN/
TWO LIVES (2011)
– TANNÖD (2008)
– EMMAS GLÜCK (2005)
– TEXAS, DOC SYNDER
HÄLT DIE WELT IN
ATEM (1992)
Foto: © Pauline Hanisch
44
Deutscher Filmpreis 2012
nie verloren. Diese Mischung war auch Inspiration für den Production Designer Uli Hanisch
(Bestes Szenenbild), dem klar war, dass er einen
schrecklichen Ort erzählen musste, an dem sich
komische Dinge ereignen: „Das ist eine ganz schöne Genre-Idee, dass man sagt, man hat natürlich
eine Komödie – in diesem Lubitsch-Gedanken –,
die sozusagen über ein ernstes Thema geht und
man nimmt das schreckliche Thema ernst. Und
letztendlich ist es in der Ausgestaltung des
schrecklichen Themas auch schrecklich“, sagte
Hanisch in einem Gespräch mit dem WDR. „Das
Hotel Lux ist eben auch ein schrecklicher Ort gewesen, an dem Schrecken herrschte. Es ist ja ein
absurder Ort.“ Daraus schlug der Film Funken.
Eine ähnliche Herausforderung stellte sich natürlich auch der Kostümbildnerin Ute Paffendorf
(Bestes Kostümbild), die in den ersten Kinogrotesken des Allround-Talents Helge Schneider spezielle Erfahrungen sammeln konnte. Seit zwanzig
Jahren arbeitet sie nun stilsicher in den diversen Genres des deutschen Films und konnte bei
HOTEL LUX zwischen schrägem Varietéröckchen
und realsozialistischer Gebrauchskleidung die
dem Komischen und Bedrohlichen gleichermaßen
geschuldete Balance halten. Die Make-Up-Artists
Kitty Kratschke, Katharina Nädelin und Georg
Korpás (Bestes Maskenbild) balancierten gekonnt mit und hatten dabei noch die spannenden
Fragen zu beantworten: Wie unterscheidet sich
der Bühnen-Stalin vom echten? Und wie sahen
Ulbricht und Wehner in den Moskauer Zeiten aus?
Irgendwie komisch – und wie später.
Bestes Maskenbild –
Kitty Kratschke
Bestes Maskenbild –
Katharina Nädelin
Bestes Maskenbild –
Georg Korpás
– HOTEL LUX (2011)
– RUBBELDIEKATZ
(2011)
– GOETHE (2010)
– NORDWAND (2008)
– HOTEL LUX (2011)
– DREI (2010)
– WARUM MÄNNER
NICHT ZUHÖREN,
UND FRAUEN SCHLECHT
EINPARKEN (2007)
– DER ROTE KAKADU (2006)
– KRABAT (2008)
– HUI BUH (2006)
– (T)RAUMSCHIFF
SURPRISE PERIODE 1 (2004)
– SUNSHINE - EIN
HAUCH VON
SONNENSCHEIN (1999)
45
KRIEGERIN
Der Filmemacher David unerkannt blieb (immer noch der wahrscheinWnendt (Bestes Dreh- lich größte kriminalistische, aber auch moralibuch) hat sich diese sche Skandal des jungen Jahrtausends in unseAktualität sicher nicht rem Land), hatte eine solche Frau im Zentrum.
gewünscht. Er hat sie „Frauen sind noch eine Minderheit in der rechsicher so auch nicht ten Szene, aber sie werden immer mehr“, erzählt
kommen sehen. Aber Wnendt der „Frankfurter Rundschau“. „Ich habe
er gehört ganz sicher das beobachtet und viel darüber gelesen. Es ist
zu den viel zu weni- klar, dass die Frauen nicht nur Mitläuferinnen
gen Menschen, die sind. Sie sind genauso rassistisch, gewaltbereit
auch nicht wirklich und ideologisch wie ihre männlichen Kollegen.
überrascht waren. Als Sie arbeiten auf den verschiedensten Ebenen
er
sein
Kinodebüt mit. In unserem Film wird ja eher eine chaotiKRIEGERIN vorberei- sche, anarchische Gruppe gezeigt. Es gibt aber
tete und für das Drehbuch recherchierte, stieß auch Frauen jeder Altersgruppe, auch Mütter,
er auf das verschwiegene, irgendwie mit einem die sich in Schulen, in Elternbeiräten und anTabu behaftete Phänomen der auffälligen Prä- deren Institutionen engagieren und versuchen,
senz von dominanten Frauen, die in der Szene diese zu unterwandern.“ Wnendt musste für die
gewaltbereiter Neonazis ihre eigenen Töne an- Recherche zu einem Film, der sich schonungsschlagen – oder den Ton angeben. Die Zwickauer los, aber nicht spekulativ mit einem Problem
Zelle, die über ein Jahrzehnt schwerste Gewalt- beschäftigt, vor dem sich selbst sensationsoriverbrechen in Deutschland beging und dabei entierte Medien scheuen, dorthin gehen, wo es
wehtut. „Ich habe eineinhalb Jahre für diesen
Film recherchiert, zu unterschiedlichen Zeiten.
Ich bin bei Demos der rechten Szene mitgelaufen, was natürlich eine Gratwanderung war. In
den Jugendclubs, in denen ich recherchiert habe,
habe ich offen gesagt, dass es mir um eine Recherche für einen Film und um national gesinnte Frauen geht. Ich wollte die Szene von innen
erleben, aber meine Haltung war klar“, erzählt
er im selben Interview. Man sieht und hört das
seinem Film an. KRIEGERIN ist nahe an seinen
Bester Spielfilm –
Eva-Marie Martens
– BIS ZUM HORIZONT,
DANN LINKS (2012)
– DER MOND UND ANDERE LIEBHABER (2008)
– KRAUSES FEST
(2007, TV)
–MUTTERSEELEN-
ALLEIN (2005)
Foto: © Jonas Schmager
46
Deutscher Filmpreis 2012
Figuren. Figuren, denen viele nicht nahe kommen wollen. Deshalb mag er für viele abstoßend
wirken. Eigentlich gelingt es ihm aber, sich für
Menschen zu interessieren, die man nicht mögen muss.
Seine Heldin Marisa (Alina Levshin – Beste
darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle) lebt mit ihrer Mutter in einem Kaff ohne
Perspektive. Sie gehört einer Clique von rassistischen Schlägern an, weigert sich, als Kassiererin
im Supermarkt Asylbewerber zu bedienen, lässt
sich aber auch von den männlichen Alpha-Nazis ihrer Gruppen nichts sagen. Ein zärtliches,
wirklich vertrauensvolles Verhältnis hat sie eigentlich nur zu ihrem Großvater Franz (Klaus
Manchen), der ihr in leisem, aber bestimmtem
Ton rät, nicht alles zu glauben, was ihre (verlorene) Elterngeneration über die Vergangenheit
zu sagen hat. In der Gegenwart findet Marisa
einerseits eine Bewunderin (Jella Haase) aus
gutbürgerlichem Haus, für die der Weg in den
politischen und sozialen Extremismus ein Weg
weg von eben dieser Bürgerlichkeit ist. Ander- 1984 in Odessa geborene Absolventin der Schauseits erschrickt sie vor ihrer eigenen Brutalität, spielklasse an der HFF „Konrad Wolf“ Potsdamals sie eben jene Asylbewerber, die sie im Laden Babelsberg in Dominik Grafs Russenmafia-Epos
schikaniert, mit ihrem Wagen schwer verletzt. „Im Angesicht des Verbrechens“ als sensible und
Der Film erzählt dann den sich aus ihrer Mi- starke Zwangsprostituierte beeindruckt. Für ihr
schung aus Mitleid und Ideologie ergebenden Kinodebüt bei David Wnendt, bei dem sie sich
Loyalitätskonflikt als Wegbereiter einer mögli- auch ganz weit und bewusst von ihren ukraichen Läuterung.
nischen Wurzeln entfernen konnte, musste sie
Alina Levshin erzählt diese Entwicklung mit noch einmal in eine ganz andere, auch nicht
allen ihr reichlich zur Verfügung stehenden angenehme Welt eintauchen: „David hat mir
Ausdrucksmöglichkeiten. Das Publikum hat die Videomitschnitte seiner Interviews mit Frauen
Foto: © Jonas Schmager
Bester Spielfilm –
Alexander Martens
Bester Spielfilm –
René Frotscher
– BIS ZUM HORIZONT,
DANN LINKS (2012)
– DER MOND UND
ANDERE LIEBHABER
(2008)
– KRAUSES FEST
(2007, TV)
–MUTTERSEELEN-
ALLEIN (2005)
– BIS ZUM HORIZONT, DANN LINKS! (2012)
– KRIEGERIN (2011)
Foto: © Jonas Schmager
47
aus der rechten Szene gezeigt, die habe ich mir wählt. KRIEGERIN ist der Diplomfilm des HFF
angeschaut und ein Gefühl dafür entwickelt“, „Konrad Wolf“-Absolventen David Wnendt, den
berichtet Alina Levshin in einem Gespräch mit die mafilm-Produzenten Eva-Maria Martens,
der „Märkischen Allgemeinen“. „Da habe ich ge- Alexander Martens und René Frotscher (Bessehen, wie die wirklich sind. Zwei Wochen vor ter Spielfilm) in Koproduktion mit dem Kleinen
dem Dreh waren wir an den Orten des Films in Fernsehspiel und der HFF in Potsdam, auf der
Sachsen-Anhalt und haben dort geprobt. Ich bin auch Eva-Maria Martens und René Frotscher
im Kostüm mit dem Haarschnitt und einigen studiert haben, hergestellt haben. Seit der GrünTätowierungen durch die Orte gelaufen, sozu- dung von Mafilm im Jahr 1992 durch Eva-Maria
sagen als Marisa. Ich habe mich anders bewegt Martens hat sich die Firma auf anspruchsvolle
und wurde auch anders angeguckt.“ Ihr inten- TV-Formate (wie „Polizeiruf 110“), Imagefilme
sives Spiel hat nicht nur wesentlich zu der beBestes Drehbuch –
sonderen Kraft und Wirkung beigetragen, dem
David Wnendt
sich kaum ein Zuschauer des Films entziehen
konnte. Es hat auch bereits verschiedene Preis– KRIEGERIN (2011)
stifter und Juroren überzeugt. So erhielt sie
im Sommer vergangenen Jahres den Förderpreis Deutscher Film beim Filmfest München.
Während der Berlinale haben ihre Kolleginnen
und Kollegen vom Schauspielerverband BFFS
sie zur Besten Nachwuchsschauspielerin ge-
Foto: © Pola Shirin Beck
48
und einzelne ungewöhnliche Kinoprojekte spezialisiert. Dabei liegt auf der Zusammenarbeit
mit der Hochschule „Konrad Wolf“ ein eigener, nachvollziehbarer Akzent. Allein mit der
KRIEGERIN machen drei weitere Absolventen
der Babelsberger Talentschmiede ihr Diplom,
nämlich der Kameramann Jonas Schmager, die
Produktionsleiterin Sophie Stäglich und der
Sound Designer Paul Rischer.
Beste weibliche
Hauptrolle –
Alina Levshin
– KRIEGERIN
(2011)
– ROSA ROTH - DAS
MÄDCEHN AUS SUMY
(2008, TV)
– IM ANGESICHT DES
VERBERECHENS
(2008)
Foto: © Jonas Schmager
Deutscher Filmpreis 2012
DIE SUMME MEINER EINZELNEN TEILE
Martin (Peter Schneider, Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle) hat
es mit Zahlen. Zahlen
sind eine verlässliche
Größe in seinem Leben. Man kann sie in
ein System bauen, so
dass logische Folgen
entstehen, die zwanghaft sind und nur diese
eine Möglichkeit zulassen. Wie beim Sudoku. Martin juckt es in den Fingern, wenn er in
der U-Bahn sieht, wie sich eine Frau neben
ihm müht, die Zahlenfolgen eines Sudokus zu
entschlüsseln – bis er es ihr schließlich aus
der Hand reißt und in Sekunden selbst vollendet. DIE SUMME MEINER EINZELNEN TEILE
(Regie: Hans Weingartner – Beste Regie) beginnt
damit, dass Martin, körperlich und geistig völlig
am Ende, in die Psychiatrie eingewiesen wird.
Zeitsprung. Martin wird entlassen, bezieht vorerst eine Sozialwohnung in Marzahn und möchte
EIN FILM VON
HANS WEINGARTNER
ARTWORK: CHRISTIANE JÄGER
VOM REGISSEUR VON DIE
wieder als Mathematiker in seiner alten Firma
arbeiten. Dass Martin zwischenzeitlich aus dem
System gekippt war, lag am ewigen Leistungsdruck, an der Konkurrenz, Überforderung. Jetzt
soll es wieder anders werden. Aber nichts wird
gut: Martin bekommt seine alte Stelle nicht mehr,
seine Freundin hat ihn verlassen und aus der
Wohnung in Marzahn wird er zwangsgeräumt.
Als er den 10-jährigen Victor aus der Ukraine kennenlernt, entziehen sie sich gemeinsam der Gesellschaft und bauen eine Hütte im Wald. Hier be-
ginnt eine glückliche Zeit, fernab aller Konvention.
Dass Regisseur Hans Weingartner die Hauptrolle
in seinem vierten langen Film mit dem bisher
noch nicht so bekannten Peter Schneider besetzt
hat, war absolute Herzenssache. Weingartner hat
Peter Schneider in BERLIN CALLING (R: Hannes
Stöhr) gesehen und mochte sein Spiel sehr. Er hat
den Kontakt zu ihm aufgebaut, ihn getroffen, und
als er später nach der passenden Besetzung für
seinen neuen Film suchte, hat er gleich an Peter
Scheider gedacht. Für beide ein Glücksfall.
FETTEN JAHRE SIND VORBEI
WILD BUNCH PRÄSENTIERT EINE KAHUUNA FILMS PRODUKTION MIT UNTERSTÜTZUNG VON FFA FILMFÖRDERUNGSANSTALT DFFF DEUTSCHE FILMFÖRDERFONDS BKM FILMFÖRDERUNG DES BUNDES HERGESTELLT IN ZUSAMMENARBEIT MIT SWR AND ARTE
MIT PETER SCHNEIDER TIMUR MASSOLD ELEONORE WEISGERBER HENRIKE VON KUICK JULIA JENTSCH ANDREAS LEUPOLD UND THOMAS DANNEMANN
CASTING KAREN WENDLAND SILKE KOCH KAMERA HENNER BESUCH SZENENBILD SEBASTIAN WURM KOSTÜM CHRISTIAN RÖHRS MASKE HEIKO SCHMIDT KERSTIN GAECKLEIN MISCHUNG BJÖRN WIESE SOUND DESIGN BJÖRN WIESE STEFAN SOLTAU TOBIAS FLEIG
TON JÖRG KIDROWSKI GARIP ÖZDEM SCHNITT ANDREAS WODRASCHKE DIRK OETELSHOVEN PRODUKTIONSLEITUNG HI-SUN BAE PRODUZENTEN HANS WEINGARTNER JONAS DORNBACH KO-REGIE & KO-AUTOR CÜNEYT KAYA DREHBUCH UND REGIE HANS WEINGARTNER
Beste Regie –
Hans Weingartner
DER SOUNDTRACK
ZUM FILM IST
ERSCHIENEN BEI
WWW.SUMMEMEINERTEILE.DE
Beste männliche
Hauptrolle –
Peter Schneider
– DIE SUMME MEINER
EINZELNEN TEILE (2011)
– FREE RAINER - DEIN
FERNSEHER LÜGT
(2007)
– DIE FETTEN JAHRE
SIND VORBEI (2004)
– DAS WEISSE
RAUSCHEN (2001)
Foto: © Stefan Klüter
– BERLIN CALLING
(2008)
– DER BAADER MEIN HOF KOMPLEX (2008)
– SCHRÖDERS WUN-
DERBARE WELT (2006)
– HEIMAT 3 (2004)
Foto: © Robert Gergaut
49
DAS SYSTEM – ALLES VERSTEHEN HEISST ALLES VERZEIHEN
Mike Hiller (Jacob Bauder, erzählt von der beachtlichen HalbwertMatschenz) ist ziem- zeit politischer Systematiken. Böhm beherrscht
lich genau so lange auf sie – und weiß, wie sehr und wie schnell er den
der Welt, wie die DDR Sohn seines Freundes gewinnen kann, Teil dievon ihr verschwun- ses Systems zu sein. Es funktioniert wie früher
den zu sein scheint. Er – über ganz persönliches Engagement. Böhm
kennt sie nicht, sitzt in macht sich selbst zum Ersatzvater von Mike –
Rostock auf dem Dach und damit Mike zu seinem Instrument. Böhm ist
eines Hochhauses und Wirtschaftslobbyist, mit wenig Skrupeln, guten
träumt mit seinem alten und immer noch so wertvollen Beziehungleichaltrigen Freund gen, mit schickem Wagen – und vor allem mit
Dustin von einer neuen mephistofelischem Charisma. Nicht zuletzt weZukunft. Seine eigene gen dieses besonderen Charakterzugs musste
Vergangenheit, das ist der erfahrene und gefeierte Bühnen- und Leindie Zeit nach der Wende, die Zeit, in der sich zwei wandschauspieler Bernhard Schütz den Böhm
Staaten zu einem zusammenzuraufen versuch- spielen. Der gebürtige Rheinländer, der in Berlin
ten. Mit unterschiedlichem Erfolg. Mit unter- Schauspiel studierte und an den Theatern von
schiedlicher Intensität. Böhm (Bernhard Schütz Hamburg und Basel wichtige künstlerische Sta– Beste darstellerische Leistung – männliche tionen fand, gilt in Berlin seit langem als einer
Nebenrolle), ein alter Freund von Mikes Vater, der großen Protagonisten der Volksbühne. Seihat diese Zeit auf seine Art genutzt. Er hat in ei- ne ruhige Präsenz, der er schnell eine unheimnem System gelernt, wie er dies für ein anderes liche Bedrohlichkeit verleihen kann, legt er so
nutzen kann. DAS SYSTEM, der erste Spielfilm gekonnt in die Rolle des Ex-Stasi-Mitarbeiters
des durch interessante dokumentarische For- im Dienste des Turbo-Kapitalismus, dass ihm
mate aufgefallenen Berliner Regisseurs Marc die „Berliner Zeitung“ einen „glänzenden Auf-
tritt“ attestiert. „So einen Konrad Böhm kennen
wir doch alle“, erklärt Regisseur Marc Bauder
in der „Märkischen Allgemeinen“ das Besondere
und das Alltägliche an der Figur von Bernhard
Schütz. „ Dieser Prototyp ist zeitlos. Man kann
ihn überall finden. In Ost wie West. (...) Die heißen dann eben anders und spielten statt in Rostock in Cottbus, Leipzig oder Dresden, aber die
Art und Weise dieser Böhms ähnelte sich doch
sehr und manchmal wurden sie in der Realität
sogar übertroffen.“
Beste männliche
Nebenrolle –
Bernhard Schütz
– SOHNEMÄNNER (2011)
– HALT AUF FREIER
STRECKE (2011)
– 66/67 (2008)
– FRÄULEIN PHYLLIS
(2001)
Foto: © Matthias Scheuer
50
Deutscher Filmpreis 2012
PURE COLOR
VON TOM PECHEUX, CREATIVE MAKEUP DIRECTOR
ESTÊE LAUDER
Deutscher Filmpreis 2012
Wir gratulieren allen Nominierten!
ÜBER UNS DAS ALL
Marthas (Sandra Hül- diesen Moment nach dem Erhalt der schreckliler, Beste darstelleri- chen Nachricht als eine Art Schockstarre, die für
sche Leistung – weib- Außenstehende ungewöhnlich aussieht. Martha
liche
Hauptrolle) will das Entsetzliche schlicht und einfach nicht
Mann heißt Paul (Felix akzeptieren. Sie ist ungläubig, greift zum TeleKnopp). Am Abend vor fon und ruft ihren Mann an. Als die Mailbox anseiner Abreise nach geht, spricht sie ihm rauf, dass hier offensichtMarseille sagt Martha lich eine Verwechslung vorliege. Zwei Polizisten
spielerisch den ers- seien da und er solle sie dringend zurückrufen
ten Teil des Paulchen- – klare Realitätsverneinung.
Panther-Satzes zu ih- Regisseur Jan Schomburg hat Sandra Hüller in
rem Mann: „Heute ist seinem Debutfilm bewusst gegen das ihr sonst
nicht alle Tage, …“ und zugeschriebene unterkühlte Image besetzt.
Paul vollendet: „… ich Martha ist als hochemotionaler Charakter angekomm‘ wieder, keine Frage“. Paul wird nicht wie- legt, den Sandra Hüller mit einer ganzen Paletder kommen, und Martha wird ihm auch nicht te von unterschiedlichen Gefühlen herausspielt.
nach reisen. Denn schon einen Tag später erhält Schomburg sagt in einem Interview, dass sie
Martha die Nachricht, dass sich Paul auf einem seine Traumbesetzung war und schwärmt: „Wie
Parkplatz in Marseille das Leben genommen hat. Sandra eine filmische Realität herstellt, ihre
Der Zuschauer ist geschockt. Das kann nicht sein. Furchtlosigkeit, mit der sie in Emotionen eintauGestern war doch noch alles in Ordnung. Martha chen kann, die Sicherheit, mit der sie immer das
wollte nur noch den Umzug organisieren und Klischee meidet – es gibt, glaube ich, sehr weihm dann hinterher fahren. Sandra Hüller spielt nige Schauspielerinnen, die das so beherrschen.
In diesem Film war für mich aber die eigentliche Entdeckung, wie leichtfüßig, lustig und
sexy Sandra auch sein kann.“
Seine Uraufführung feierte ÜBER UNS DAS ALL
auf der Berlinale 2011 im Panorama. Zeitgleich
war Sandra Hüller auch als Hauptdarstellerin
in der niederländisch-deutschen Produktion
BROWNIAN MOVEMENT (R: Nanouk Leopold)
im Forum der Berlinale zu sehen. Zwei sehr unterschiedliche Frauen mit einem Gesicht: dem
Gesicht von Sandra Hüller.
Beste weibliche
Hauptrolle –
Sandra Hüller
–BROWNIAN
MOVEMENT (2010)
– DER ARCHITEKT
(2008)
– MADONNEN (2007)
– REQUIEM (2006)
Foto: © Christian Hüller
52
Deutscher Filmpreis 2012
DIE UNSICHTBARE
Fine
(Stine
Fischer
Christensen) ist als Fine
unsichtbar. Jedenfalls
fühlt sie sich so. Erst
wenn sie auf der Bühne
in ihre Rolle als Camille
schlüpft, spürt sie sich
wirklich: ihre Ängste,
ihre Verletzungen, ihre
Wut, ihre Begierden.
Sie spielt immer weiter,
bis zum Äußersten, um
endlich gesehen und
gehört zu werden. Irgendwann kann und möchte Fine ihre Rolle der
Camille nicht mehr verlassen, mit ihr fühlt sie sich
stärker und traut sich Dinge zu, die sie als Fine
niemals machen würde. Nach NOVEMBERKIND
ist DIE UNSICHTBARE der zweite Spielfilm von
Regisseur Christian Schwochow, in dem eine
junge Frau auf der Suche nach sich selbst ist. Erneut beweist Schwochow hier sein gutes Gespür
für die richtige Besetzung. In der Hauptrolle
glänzt die Dänin Stine Fischer Christensen, und
auch die Nebenrollen sind hervorragend besetzt.
Christina Drechsler (Beste darstellerische
Leistung – weibliche Nebenrolle) spielt (!) Fines
behinderte Schwester Jule und Dagmar Manzel
(Beste darstellerische Leistung – weibliche
Nebenrolle) die überforderte Mutter. Jule ist
schwer behindert, krampft oft, kann nicht richtig sprechen, nur mühsam laufen und bewegt
sich unkoordiniert. Einen körperlich Behinderten
zu spielen, ist für jeden Schauspieler eine große Herausforderung. Christina Drechsler spielt
die spastische Jule sehr überzeugend. Man mag
Foto: © Joachim Gern
sie, um sie im nächsten Moment zu verfluchen.
Christina Drechsler wurde nach ihrer Schauspielausbildung direkt ans Berliner Ensemble
engagiert, Jule ist ihre zweite Kinorolle. Dagmar
Manzel ist von den großen Bühnen und der Kinoleinwand schon lange nicht mehr wegzudenken. Hier spielt sie grandios die sich aufopfernde
Mutter, die sich 100% um ihre behinderte Tochter
kümmert und dabei völlig sich selbst aus den Augen verloren hat. Wenn sie sich am Ende auch auf
ihre große Tochter besinnt, ist es wie eine Rettung.
Beste weibliche
Nebenrolle –
Christina Drechsler
Beste weibliche
Nebenrolle –
Dagmar Manzel
– EIN STARKES TEAM
(2011, TV)
–STROMBERG
(2009, TV)
– NOVEMBERKIND (2008)
– MIT HERZ UND HANDSCHELLEN
(2005, TV)
– ZETTL (2011)
– DIE UNSICHTBARE
(2010)
– DIE VERLORENE ZEIT (2010)
– FREI NACH PLAN (2006)
Foto: © Janine Guldener
53
VERGISS DEIN ENDE
Hannelore
(Renate
Krößner) hat es nicht
leicht. Ihr demenzkranker Ehemann Klaus
(Hermann Beyer –
Beste darstellerische
Leistung – männliche
Nebenrolle) ist nicht
nur ein schwerer Pflegefall geworden. Seine
Verhaltensweisen
geraten auch – dem
Verlauf dieser weit
verbreiteten
Krankheit entsprechend – immer unberechenbarer –
und sind manchmal kaum auszuhalten. Deshalb denkt Hannelore auch gar nicht nach, als
sie eines Tages einem Gefühl, vielleicht auch
einem Fluchtreflex folgend, einfach in den Zug
steigt, den ihr geheimnisvoller Nachbar Günther
(Dieter Mann) nimmt, um an der Ostsee seinen
verstorbenen Lebensgefährten zu verabschieden.
Ein Abschied, der auch sein eigener sein soll.
Und während Hannelore wie eine Schlafwandlerin weit weg von ihrem Mann unerwartete Dinge
tut, wird der immer mehr zum Kind mutierende Klaus zur Herausforderung für seinen Sohn
Heiko (Eugen Krößner) und dessen Familie.
Hermann Beyer, der seine Kino-Karriere mit
Konrad Wolfs DEFA-Klassiker ICH WAR NEUNZEHN begann und natürlich auch in Filmen
seines älteren Bruders Frank Beyer wie JAKOB
DER LÜGNER oder DER BRUCH mitspielte, gehört zu den großen Charakterschauspielern
aus der DDR, die auch aus dem deutschen Film
und Theater nach der Wende nicht mehr wegzudenken sind. Er spielte bei Oskar Roehler
(ALTER AFFE ANGST) und Christian Schwochow
(NOVEMBERKIND), gehörte zur Bevölkerung am
BOXHAGENER PLATZ von Matti Geschonnek, betrat mehrfach den „Tatort“ und gehörte unlängst
für mehrere Jahre zum Ensemble der Berliner
Volksbühne. Regisseur Andreas Kannengießer,
Absolvent der HFF „Konrad Wolf“, hat in seinem
Film VERGISS DEIN ENDE nach einem sehr fantasievollen Drehbuch von Nicolas Woche die große
schauspielerische Erfahrung von Hermann
Beyer genutzt. Denn Beyer gibt in keiner Sekunde
des Films seinem Affen unnötig Zucker. Er spielt
die Demenz dezent, ohne ihr das zu nehmen, was
sie einerseits für die Umgebung so schwierig
macht, und andererseits den Patienten beschützenswert. Eine starke, berührende Performance.
Beste männliche
Nebenrolle –
Hermann Beyer
– NOVEMBERKIND (2008)
– KASPER HAUSER (1993)
– TREFFEN IN
TRAVERS (1988)
– MÄRKISCHE FOR SCHUNGEN (1982)
Foto: © Ina Voigt
54
Deutscher Filmpreis 2012
DIE VIERTE MACHT
Der Legende nach soll
ja ein richtiger Genrefilm mit einer Explosion beginnen und sich
dann allmählich steigern. Dennis Gansel hat
sich für seinen PolitThriller in der Grauzone zwischen vermeintlicher Macht der Medien und Medien der
Macht dieser Formel
bedient. DIE VIERTE
MACHT beginnt tatsächlich mit einer Explosion. Und es soll nicht
die letzte sein. Im Gegenteil. Es ist der Beginn
einer politischen Manipulation mit Gewalt gegen Sachen (die auch mal so groß wie ein Hochhaus sein können) und Personen, die man nicht
immer nur schlagen muss, um ihnen weh zu tun.
Der Reporter Paul Jensen (Moritz Bleibtreu) Nebeneffekt der Arbeit von Daniel Gottschalk,
wird bei seinem Auftrag, in Moskau, wo sein dessen Bilder immer durch eine spannende MiVater einst eine Koryphäe des aufklärerischen schung aus stark erzählerischen und genau geJournalismus war, ein ehemaliges Polit- in ein stalteten geprägt sind. Das hat sich der in Saareher harmloses People-Magazin zu verwandeln, brücken geborene Kinematograf auch in seiner
beide Formen der Gewalt zu spüren bekommen. langjährigen Arbeit mit Marco Kreuzpaintner,
Dieses Moskau, für dessen äußeres Erschei- die ihn vor unterschiedliche stilistische Herausnungsbild zu einem nicht unerheblichen Teil Ber- forderungen stellte, erarbeitet. Gottschalk ist ein
lin herhalten musste und offenbar auch konnte, Gestalter spannender Bilder, also ein Bildgestalsieht nicht nur echt aus, weil der erfahrene Set ter für das Genre. Eine Rarität.
Designer Matthias Müsse die richtigen Orte in
echt erscheinende verwandelt hat. Der KameBeste Kamera /
ramann Daniel Gottschalk (Beste Kamera / Bildgestaltung –
Bildgestaltung) hat daran einen wesentlichen
Daniel Gottschalk
Anteil. Die Farbgestaltung ist durchaus beeinflusst von seinem verstorbenen Kollegen Ralf
– KRABAT (2008)
Bode, der vor dreißig Jahren in Michael Apteds
– TRADE –
Polit-Thriller GORKY PARK eine Art seriöser
WILLKOMMEN IN westlicher Film-Ikonografie für die russische
AMERIKA (2007)
Metropole entwickelte. Doch das ist nur ein
– SOMMERSTURM (2004)
55
CHARLOTTE RAMPLING - THE LOOK
„Bei mir dauert es sehr
lange, bis ich auftaue,
aber wenn ich aufgetaut bin, dann gebe ich
alles, und ich denke
hinterher nicht mehr
darüber nach. Ich muss
nicht die Kontrolle haben. Das entspricht
einfach
nicht
meinem Charakter“, sagt
Charlotte Rampling in
einem Interview mit
der „Süddeutschen Zeitung“ anlässlich des Kinostarts von CHARLOTTE
RAMPLING – THE LOOK von Angelina Maccarone.
Der von Gerd Haag, Michael Trabitzsch und
Chartlotte Uzu (Tag/Traum, Prounen Film, Les
Films D´ici – Bester Dokumentarfilm) produzierte Film entstand definitiv nach der emotionale Schmelze einer Protagonistin, die sich tat-
56
sächlich überzeugend und ehrlich jenseits aller Chapter One um „Exposure“ – da wird das gut geRollen präsentiert, in der die Menschen, die das launte Gespräch mit Starfotograf Peter Lindberg
Kino lieben, sie seit Jahrzehnten erleben und durch Szenen aus Woody Allens ACHTEINHALBHommage STARDUST MEMORIES kommentiert.
lieben konnten.
Dabei hat die eher durch ihre Spielfilme bekann- Im Kapitel „Taboo“ spricht Charlotte Rampling
te Regisseurin Angelina Maccarone (FREMDE mit dem Skandalkünstler Jürgen Teller und der
HAUT, VIVERE) einen großartigen dramaturgi- Film zitiert Liliana Cavanis erotische Nazitraschen Dreh gefunden, um die Frau, die sie einmal vestie DER NACHTPORTIER. Und beim Kapitel
anders zeigen und porträtieren wollte, für dieses „Love“, das ein Gespräch mit der Regisseurin Joy
Porträt fit zu machen. Sie teilte den Film in kla- Fleury und ihrer Schwester, der Fotografin Cynre Kapitel ein – und fand dann für jedes Kapitel thia enthält, darf der japanische Klassiker des
einen (und zwar wirklich immer nur einen) Film
Bester
aus dem Werk des britischen Superstars mit der
Dokumentarfilm –
Vorliebe für extreme Rollen. All diese Filme werGerd Haag
den ausführlich zitiert, sodass sie zu mehr gut
sind als zur fiktionalen Garnitur des dokumen– DAS KURZE LEBEN
tarischen Formats. Dafür bürgt auch die Idee,
DES JOSÉ ANTONIO
in jedem Kapitel eine Begegnung stattfinden zu
GUTIERREZ (2006)
lassen mit Menschen, die nicht unbedingt et– ENTDECKUNG DER
was mit Film zu tun haben müssen, dafür umso
CURRYWURST (2008)
mehr mit dem Thema des Kapitels. So geht es in
– KEIN ANGST (2009)
– TANZTRÄUME (2010)
Deutscher Filmpreis 2012
etwas anderen Liebesfilms Nagisa Oshima nicht
fehlen. Sein MAX MON AMOUR von 1986 ist einer der ungewöhnlichsten Filme mit Charlotte
Rampling und damit aber auch ein besonders
typischer. Er erzählt glaubwürdig, schonungslos,
rührend und irgendwie auch romantisch die Geschichte einer Liebe zwischen einer großbürgerlichen Frau und dem Affen Max.
„Die Kapitel hatte sie festgelegt, als wir anfingen
zu drehen – sie bat mich, das selbst zu tun, aber
ich hätte nicht gewusst, was ich da nehmen soll.
Meine Bedingung war, dass wir alles nur einmal versuchen, und so haben wir auch gedreht.
Was ich auf keinen Fall wollte, war ein einfacher
Dokumentarfilm“, sagte Rampling im zitierten
Interview. Das wollten auch die Produzenten
des Films. Drei unterschiedliche Produktionsfirmen mit unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten hatten sich für dieses deutsche Projekt
mit europäischer Aura zusammengefunden:
Gerd Haags Kölner Schmiede für ambitionierte
Dokumentarfilme und internationale ArthouseFiction (die Anfang des Jahres auch mit Christoph
Rüthers BRASCH-Film Aufsehen erregte), die
Berliner Produktion Prounen Film von Michael
Trabitzsch, die sich seit Jahren erfolgreich mit
Themen aus Kultur und Geschichte in den unterschiedlichsten
dokumentarischen
Formaten beschäftigt. Und schließlich – zusagen vor
Ort – Les Films D´ici von Charlotte Uzu, deren
Dokumentarfilm über den Pianisten Michael
Petrucciani ebenso im Programm des Festivals
von Cannes lief wie dieser Film über Charlotte
Rampling, dessen stringentes künstlerisches
Konzept die Regisseurin einmal so auf den
Punkt brachte: „Schon bei unserer ersten Begegnung im Oktober 2007 bekräftigte sich meine
Vermutung, dass es lohnender sein würde, ihr
selbst zuzuhören, als ihr in den üblichen Reflexionen und Reminiszenzen alter Weggefährten
nachzuspüren. Meine Einladung an sie, nicht
Objekt, sondern – in jedem Sinne des Wortes –
Subjekt des Films zu sein, hat ihr gefallen.“
Bester
Dokumentarfilm –
Michael Trabitzsch
Bester
Dokumentarfilm –
Charlotte Uzu
– DIE MARMOR STRASSE (2001)
– DER LETZTE TAG DES SLAVADOR
ALLENDE (2003)
– GESCHICHTE DES TODES (2009, TV)
– OPERATION DON NERSCHLAG (2011, TV)
– THE LOOK (2011)
– EL VELADOR (2011)
– CERRO BAYO (2010)
– BUSKASCHI, DAS
LIED DER STEPPE
(2009)
57
GERHARD RICHTER PAINTING
Der von Produzent
Thomas Kufus (zero
one film – Bester Dokumentarfilm) in Koproduktion mit TERZ
Film (Claudia Steffen
und Christoph Friedel)
realisierte
Dokumentarfilm über den Maler
Gerhard Richter fühlt
sich gelegentlich an
wie ein spannender
Krimi, in dem immer
wieder neue Konstellationen aufscheinen können und ein Ende nicht
absehbar ist. Am Anfang ist die Leinwand weiß
und alles ist offen. Nach und nach fügt sich Stück
um Stück zu einem Ganzen, aber man muss immer wieder einen Schritt zurücktreten, das Werk
betrachten und daran zweifeln, um der Wahrheit
ein Stück näher zu kommen. Richter sagt: „Ich
finde die Bilder schlecht, die ich begreifen kann.“
und setzt damit die Prämisse für ein fertiges
Kunstwerk – und für die Rezeption seiner Arbeit.
GERHARD RICHTER PAINTING ist ein Dokumentarfilm, der sich von selbst erzählt. Wir sehen, wie sich der Gerhard Richter auf seine Arbeit vorbereitet, die erste Farbe auf die Leinwand
setzt, weiter malt, überlegt, neue Farbe aufträgt,
Abstand nimmt und prüft, weiter malt, wieder alles hinterfragt, dann fortsetzt oder neu anfängt.
Die Regisseurin Corinna Belz gibt Gerhard Richter die Zeit, die er braucht, um ein neues Bild zu
entwerfen. Wenn ein Bild so aussieht, als wäre
es jetzt fertig, muss es erst mal die nächsten 24
Stunden an der Wand hängen, um erneut geprüft
zu werden, ob es dem Auge Stand hält. Wenn es
nach den nächsten zwei Wochen immer noch gut
aussieht, dann hat es vielleicht bestanden, aus
der Heimlichkeit des Ateliers entlassen und der
Öffentlichkeit vorgestellt zu werden. Die Regisseurin Corinna Belz hat mit ihrer filmischen Erzählung einen Weg gefunden, dem Künstler sehr
nahe zu kommen, ohne ihm zu nahe zu treten.
Es gibt keine erklärende, biographische Voice
Over und keine kunsttheoretischen Erläuterungen, das Arbeiten am Bild spricht für sich, wie es
der Filmtitel verspricht. Und in den Pausen des
Betrachtens entlockt Corinna Belz dem Künstler
immer wieder kurze erhellende Betrachtungen.
Mit einem Blick auf zwei großflächig schwarze
Bilder von ihm, sagt er einmal sehr schön, dass
die Bilder machen, was sie wollen. „Ich hatte sie
ja erst ganz anders angelegt. Schön bunt.“
Bester
Dokumentarfilm –
Thomas Kufus
– GERHARD RICHTER
PAINTING (2011)
– BLACK BOX BRD (2001)
– MOLOCH (1999)
– A TICKLE IN THE HEART (1996)
Foto: © Mathias Bothor
58
Deutscher Filmpreis 2012
THE BIG EDEN
„Nach dem Tod gibt es
nichts mehr. Und deswegen will ich bis dahin jede Sekunde schön
leben.“ Regisseur Peter
Dörfler lässt Rolf Eden
in seinem Dokumentarfilm von diesem Leben
erzählen. Eden fühlt
sich zum Playboy berufen, feiert im Film
seinen 80. Geburtstag
und lebt so als würde
es immer so weiter gehen. Eine kleine Irritation, als er stürzt und für
drei Wochen ins Krankenhaus muss, gibt ihm für
einen Moment die Ahnung, dass auch sein Leben
endlich ist und führt letztlich dazu, dass seine
derzeitige Freundin „vorübergehend“ bei ihm einziehen darf. Eden hat sieben Kinder von sieben
verschiedenen Frauen, die älteste ist schon 61
Jahre alt, der jüngste gerademal 13. Freundinnen
und One-Night-Stands hatte er Unzählige, aber
wirklich geliebt hat er nur drei, wie er vorsichtig
in die Kamera verrät. Als er mit einer von ihnen
»EINE EXZELLENTE DOKUMENTATION ÜBER ROLF EDEN,
DEN LETZTEN PLAYBOY DEUTSCHLANDS.«
Süddeutsche Zeitung
»DER FILM VON PETER DÖRFLER IST NICHT NUR
IRRSINNIG LUSTIG, SCHNELL, IRONISCH UND
SEXY; ER IST VOR ALLEM KLUG UND SENSIBEL.«
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
»NUN ERZÄHLT EIN GROSSARTIGER DOKUMENTARFILM ROLF EDENS GESCHICHTE. SIE HANDELT VON
DER FLUCHT NACH PALÄSTINA, DER GRÜNDUNG
DES STAATES ISRAEL – UND DEM RAUSCHHAFTEN
NACHTLEBEN DER BUNDESREPUBLIK.«
Welt am Sonntag
EIN FILM VON PETER DÖRFLER
im alten „Eden“ am Kudamm ist und über frühe- ACHTERBAHN (2009), porträtierte er zum einen
re Zeiten schwärmt, fühlt er sich „richtig nostal- Otto Schäfer, den Chef einer Gangsterbande und
gisch getouched“. So geht es sicher auch vielen zum anderen den Unternehmer und SpreeparkZuschauern, wenn sie die eingebauten Super- Betreiber Norbert Witte. Die Produzenten Benny
8-Filme sehen, die ein versunkenes Westberlin Drechsel und Karsten Stöter von rohfilm (Beswieder auferstehen lassen. Für Peter Dörfler ist ter Dokumentarfilm) produzierten schon ACHTHE BIG EDEN der Abschluss einer Trilogie über TERBAHN. Sie kannten seinen ersten Film PANjeweils einen Mann, der seine radikal eigene Sicht ZERKNACKER und waren von den „dichten und
auf die Dinge pflegt und sich dabei nicht um die betörenden Bilderwelten“ sehr beeindruckt. Sie
Meinung anderer schert. In den ersten beiden Fil- teilten die Vision und wussten gleich: Dörfler ist
men dieser Reihe, PANZERKNACKER (2006) und „einer der Glücksfälle im Filmgeschäft“.
MIT ROLF EDEN | URSULA BUCHFELLNER | BRIGITTE | UND VIELEN ANDEREN
CENTRAL FILM VERLEIH UND DEUTSCHFILM PRÄSENTIEREN EINEN FILM VON PETER DÖRFLER EINE KOPRODUKTION VON ROHFILM, STRANDFILM UND DEM ZDF, IN ZUSAMMENARBEIT MIT ARTE KAMERA/SCHNITT PETER DÖRFLER TON FRANK BUBENZER PRODUKTIONSLEITUNG RICARDO BRUNN REDAKTION MARTIN PIEPER REDAKTIONELLE MITARBEIT TANJA HALLER PRODUZENTEN BENNY DRECHSEL, KARSTEN STÖTER, KURT OTTERBACHER, BERT SCHMIDT
REGIE PETER DÖRFLER
Bester
Dokumentarfilm –
Benny Drechsel
Bester
Dokumentarfilm –
Karsten Stöter
– DER FLUSS WAR EINST EIN MENSCH (2011)
– UN MUNDO
MISTERIOSO (2011)
– ACHTERBAHN (2009)
– SNOW (2008)
– LORE (2012)
– DER FLUSS WAS EINST EIN MENSCH (2011)
– THE BIG EDEN (2011)
– SNIJEG/SNOW (2008)
59
done by WE DO
Lola wird das
große Bett
lieben.
concorde-hotels.com/concordeberlin
Perfektes Licht, edles Inventar und stimmungsvolle Atmosphäre: Bei uns wird aus einer einfachen Übernachtung großes Kino.
Deshalb freuen wir uns, auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Gäste des Deutschen Filmpreises bei uns zu begrüßen.
Wir wünschen Ihnen einen preisgekrönten Abend!
TOM SAWYER
TOM SAWYER (Louis
Hofmann) und sein
Freund
Huckleberry
Finn (Leon Seidel) sind
wohl die glücklichsten Jungs unter dem
Himmel von St. Petersburg. Sie faulenzen gern, gehen auf
Entdeckungstour und
suchen immer eine
neue Herausforderung.
Als sie jedoch eines
Nachts auf dem Friedhof einen Mord beobachten, schlottern ihnen
die Knie, und sie bekommen es mit der Angst zu
tun. Aber sie wollen wahre Männer sein! Wenn
es um große Geheimnisse geht, dann beschwören die beiden ihre Freundschaft, geloben zu
schweigen und besiegeln es mit ihrem Blut: „Wir
schwören, dass wir keinem nix davon erzählen.
Oder wir fallen tot um.“ Die Geschichte von Tom
Sawyer und seinem Freund Huckleberry Finn ist
schon über 130 Jahre alt, jeder kennt sie, und
sie fasziniert heute immer noch viele Kinder.
Wie die beiden Jungs da am Mississippi leben,
ist für jedes Kind der Traum von Freiheit und
Abenteuer.
Als Produzent Boris Schönfelder (Neue Schönhauser Filmproduktion – Bester Kinderfilm)
sich dafür entschied, einen Kinderfilm zu machen, erinnerte er sich als erstes an „Tom Sawyer“
von Mark Twain und an die vielen Verfilmungen, die er als Kind und später gesehen hatte.
Für ihn stand fest, das ist eine Geschichte, die
zeitlos ist: Die wollte er machen. Sehr schnell
konnte er Hermine Huntgeburth als Regisseurin gewinnen, die sowohl mit Kinderstoffen
(BIBI BLOCKSBERG, 2002) als auch mit Literaturverfilmungen (EFFI BRIEST, 2009) bereits
gute Erfahrungen gemacht hatte. Gemeinsam
stellten sie – vor und hinter der Kamera – ein
hervorragendes Filmteam zusammen, das es
schaffte, eine visuell überzeugende Mississippi-Landschaft an Drehorten in Deutschland zu
beleben. Hinzu kam als wahrer Glücksfall das
noch erhaltene COLD MOUNTAIN-Set (R: Anthony Minghella, 2003) in der Nähe von Bukarest, das sie für den Dreh nutzen konnten. Aus
den Kulissen ließen sich gut die Stadt St. Pe-
tersburg und Tante Pollys (Heike Makatsch) Haus
zimmern. Für Boris Schönfelder und seine Herstellungsleiterin Susa Kusche war es ein aufwendiges Puzzle-Spiel, das sie aus den verschiedenen
Drehorten zusammensetzen mussten. Sie hatten
manchmal das Gefühl, sie würden an drei Filmen
gleichzeitig arbeiten. Am Ende ist es nur einer
geworden. Und je perfekter so ein Film aussieht,
desto weniger sieht man ihm an, wie viel Arbeit
da drin steckt.
Bester Kinderfilm –
Boris Schönfelder
– DIE ABENTEUER DES HUCKLEBERRY FINN (2012)
– DER ALBANER - SHQIPTARI (2010)
– NORDWAND (2008)
– ANTIKÖRPER (2005)
Foto: © Mathias Bothor
61
WINTERTOCHTER
Das ist eine schöne Bescherung. Ausgerechnet an Weihnachten erfährt die zwölfjährige
Kattaka (Nina Monka),
dass ihr Vater Daniel
(Maxim Mehmet) nicht
ihr leiblicher Vater ist.
Das äußerst eigenwillige Mädchen ist darüber so wütend und
enttäuscht, dass sie sofort Himmel und Hölle
in Bewegung zu setzen
bereit ist, um den Mann zu finden, den ihre Mutter (Katharina Schubert) vor Daniel kannte. Als
die Russen noch im Osten Deutschlands stationiert waren, war sie mit Alexej (Merab Ninidze),
einem Seemann aus Wladiwostock, zusammen,
der mittlerweile auf einem Containerfrachtschiff arbeitet.
Kattaka will sich sofort auf dem Weg zu dem
Mann machen, von dem sie herausbekommt,
dass er im Augenblick in Stettin arbeitet.
62
Die Eltern haben keine Möglichkeit, sie aufzu- „BLÖDE MÜTZE-Regisseur Johannes Schmid erhalten und vertrauen sie ihrer Nachbarin Lene zählt mit dem heiter-melancholischen Roadmo(Ursula Werner) an, die sich mit ihrem alten vie von einer generationenübergreifenden Suche
VW-Bus (ohne Blinker) und Kattakas kleinem nach Identität, Herkunft und Heimat“, schwärmt
Freund Knäcke als blinder Passagier auf eine Thorsten Krüger auf kino.de. „Schmid beweist
Reise begibt, die viel mehr mit ihr selbst zu tun wieder seine Sensibilität für junge Menschen,
haben wird, als sie anfangs ahnt oder einfach verbindet ein einfühlsames Coming-of-Age mit
wahrhaben will: Denn Alexej hat Stettin längst einem generationenübergreifenden Drama für
Richtung Danzig verlassen. Und so gerät das su- Jung und Alt gleichermaßen. Die Odyssee von
chende Trio, das natürlich – Kinder finden immer Katharina, genannt Kattaka, auf der Suche nach
und überall schnell Anschluss – bald Hilfe und ihrem leiblichen Vater sowie die ihrer einsamen
Verstärkung vor Ort bekommt, in die Nähe von
Bester Kinderfilm –
Lenes masurischer Heimat. Lene hatte bis daPhilipp Budweg
hin ihre Vertreibung und Flucht verdrängt – und
dennoch Erinnerungsstücke daran bei sich ge– WINTERTOCHTER tragen. Und während Kattaka ihren Vater Alexej
(2011)
findet (und dadurch ihren Papa Daniel wieder
– BLÖDE MÜTZE! (2007)
zu akzeptieren lernt), nimmt Lene mit siebzig– AUS DER TIEFE DES jähriger Verspätung Abschied von ihren Eltern.
RAUMES (2004)
Das ist die Geschichte der WINTERTOCHTER
(Bester Kinderfilm – Philipp Budweg, Thomas
Blieninger und Mikolaj Pokromsi – schlicht und
ergreifend und Pokromski Studio), die eigentlich die Geschichte der Wintertöchter ist.
Deutscher Filmpreis 2012
Nachbarin auf der Suche nach der verlorenen Heimat verbindet sich zu einer anrührenden DoppelBegegnung mit der eigenen Vergangenheit. Sie
erforscht Herkunft und Identität, treibt Dämonen und Traumata aus und findet zu einem versöhnlichen, deutsch-polnisch-russischen Ende,
wie es schöner nicht ausfallen könnte. In atmosphärischen, dampfenden Winterbildern begibt
sich das Trio auf Reise, die Unbefangenheit
der beiden dickköpfigen und selbstbewussten Kinder ist eine Wohltat und ermöglicht einen zwanglosen Umgang mit Vorurteilen und
Altlasten der Geschichte. Der Film weiß (dank
des hervorragenden Drehbuchs) genau, wann
er locker-launig und wann gefühlvoll-ernst zu
sein hat, was sich auch im harmonischen Score
niederschlägt.“ Und auch auf „Eltern.de“ wurde
zum Kinostart der besondere Wert des Films,
der Eltern und Kinder gleichermaßen ansprechen kann, hervorgehoben: „WINTERTOCHTER
ist ein Film, der zum Diskutieren über Familienthemen anregt: Ehrlichkeit und Erwachsen
werden, familiäres Zusammengehörigkeitsgefühl und individuelle Identitätssuche. Es ist
sicher schön, den Film mit der ganzen Familie zu
besuchen. Die Kinder brauchen Ihre Begleitung
aber nicht notwendigerweise, sondern werden
WINTERTOCHTER auch alleine verstehen und
verarbeiten können.“
Für Philipp Budweg und Thomas Blieninger von
Lieblingsfilm (ehemals schlicht und ergreifend)
war es die zweite international erfolgreiche und
auf vielen Festivals beachtete Zusammenarbeit
mit dem Kino- und Theaterregisseur Johannes
Schmid (nach dem erwähnten Debüt BLÖDE
MÜTZE). Gemeinsam mit ihrem polnischen Kollegen Mikolaj Pokromski und seinem Pokromski
Studio konnten sie nicht nur die aufregenden
Dreharbeiten an den verschiedensten Orten Polens sicher bewältigen, sondern auch noch den
Gastauftritt des polnischen Kinostars Daniel
Olbrychski gewährleisten.
Bester Kinderfilm –
Thomas Blieninger
Bester Kinderfilm –
Mikolaj Pokromski
– WINTERTOCHTER (2011)
– GRENZVERKEHR (2005)
– UNSERE KLASSE (2012)
– WINTERTOCHTER (2011)
63
Fördermitglieder/FREUNDE
ARRI Arnold & Richter
Cine Technik GmbH & Co
Betriebs KG
cic group immobilienprojektentwicklungsgesellschaft mbH
CinePostproduction GmbH
CineStar-Gruppe CMS
Cinema Management
Service GmbH & Co.KG
DFG Deutsche FilmversicherungsGemeinschaft
HKR Hollmann Knappe Reimert
drei d medien service GmbH
Just Publicity GmbH
e27 design gbr
Kodak GmbH
Entertainment Imaging
Estée Lauder Companies
GmbH
Mast-Jägermeister SE
Falcom Media GmbH
maz & movie GmbH
Filmpark Babelsberg GmbH
Paramount Pictures Germany GmbH
Concorde Filmverleih
GmbH
FPS Fritze Wicke Seelig
PKF Fasselt Schlage
Partnerschaft
Constantin Film AG
Highlight
Communications AG
DCM Productions GmbH
64
Saxonia Media
Filmproduktion GmbH
Deutscher Filmpreis 2012
Scanline VFX GmbH
Universum Film GmbH
Senator Film Produktion
GmbH
Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH
SIXT AG
Warner Bros.
Entertainment GmbH
SKW Schwarz
Rechtsanwälte
X Verleih AG
SONY
Immer mehr Personen und Firmen, die an der
Entstehung, Vermarktung und Präsentation eines deutschen Films beitragen, fühlen sich der
Filmakademie sehr verbunden. Sie sind FörderSTUDIOCANAL GmbH
mitglieder und unterstützen die gemeinsame
Arbeit auch materiell.
In einem kleineren finanziellen Rahmen, aber
Universal Pictures International Germany GmbH mit ebenso viel Engagement, sorgt auch der
größere Kreis der Freunde der Deutschen Filmakademie dafür, dass die Akademie lebens- und
Studio Hamburg GmbH
handlungsfähig bleibt. Denn aus den Mitgliedsbeiträgen allein könnte die Filmakademie nicht
so aktiv sein wie sie ist. Durch die jährlichen
Zuwendungen der Fördermitglieder und der
Freunde kann die Akademie lebendig arbeiten,
also Personal bezahlen, Projekte initiieren, Veranstaltungen organisieren, ihre Außenwirkung
verstärken.
Freunde und Förderer werden in das aktive Leben der Filmakademie mit einbezogen. Sie können viele Veranstaltungen besuchen, erhalten
den Akademie-Newsletter „Extrablatt“, können
die nominierten Filme kostenlos im Kino sehen
und nehmen immer wieder gerne an Treffen der
Filmakademie-Mitglieder teil. Sie sind natürlich
auch dabei, wenn die Akademie gemeinsam
mit dem BKM einmal im Jahr den DEUTSCHEN
FILMPREIS verleiht.
Freunde und Fördermitglieder tun das, was
ihre Namen sagen: Sie fördern die Arbeit der
Deutschen Filmakademie und leisten damit
dem deutschen Film und seinen Kreativen einen
großen Freundschaftsdienst.
65
Nicole Ackermann Geschäftsführerin | Wally Ahrweiler Agentin | Delia Albrecht Schauspieler-Agentin | Georg Alexander Journalist | Katrin Anders
Agentin | Sigrid Andersson Schauspielcoach |
Christian Angermayer Unternehmer | Elke Apelt
Agentin | Gabriela Bacher Produzentin | Simone
Bachofner Publicist | Rolf Bähr ehem. FFA Vorstand | Anke Balzer Agentin für Schauspieler |
Frank Barner Steuerberater, Rechtsanwalt | Julia
Bartelt PR-Agentin | Regine Baschny PR Beraterin |
Iris Baumüller Casting Director | Joachim Behnke
Wahlforscher | Caroline Beil Schauspielerin |
Astride Bergauer Agentin | Marieanne Bergmann
Leiterin Förderabteilung FFHSH | Frank Betzelt
Filmcoach | Evi Bischof Agentin | Carolin Bitzer
PR-Agentin | Gero von Boehm Regisseur, Filmproduzent | Rüdiger Böss SVP Group Programming Acquisitions | Mathias Bothor Fotograf |
Oliver Boy Produzent | Elke Brand Medienagentin |
Karin Brandner Agentin | Frank Brauner Rechtsanwalt | Alice Brauner Produzentin | Wolfgang
Brehm Filmanwalt | Bettina Breitling Leitung
Lizenzen, Filmrechte | Wolf Dietrich Brücker
Redakteur | Gero Brugmann Rechtsanwalt |
Christoph Caesar PR-Agent | Bernd Capitain
Schauspieler | Christina Capitain Schauspielerin |
66
Xavier Chotard Marketingberater | Daniel Tobias
Czeckay Rechtsanwalt | Martin Danner Prokurist |
Cathy de Haan Dramaturgin, Dozentin | Max
Dehmel Ministerialrat a.D. | Gitta Deutz PR-Agentin für Film und Fernsehen | Ulf Dobberstein
Rechtsanwalt | Jochen Doell Agent | Marion Döring
Geschäftsführerin | Alexander van Dülmen CEO |
Michael Düwel Geschäftsführer | Thomas Eckelkamp Film-/TV-Produzent | Katharina Elias TVRedakteurin | Matthias Elwardt Gesellschafter |
Lilly-Draga Engel Regisseurin | Andreas Erfurth
Agent | Andrea Etz Agentin | Jürgen Fabritius |
Lutz Fassbender CEO | Cordula Fassbender Wissenschaftlerin | Dirk Fehrecke Agent für Film, TV
und Theater | Claudia Fehrenbach Fitz Schauspielagentin | Annic-Barbara Fenske Schauspielerin | Milena Fessmann Musicsupervisor |
Cordula Fink Agentin | Pamela Fischer Agentin |
Philipp Fleischmann Trailer-Produzent, Regisseur | Susanne Franke Theaterkunst | Egon F.
Freiheit Drehbuchautor/TV-Consultant | Mattias
Frik Agent | Stefan Gärtner Leiter Koproduktion
und Kofinanzierung | Nicola Galliner Festivalleiterin | Christina Gattys Agentin | Georg Georgi
Schauspielagent | Reinhard Gerharz Rechtsanwalt | Anna Gerloff Schauspielerin | Max Gertsch
Schauspieler | Norbert Ghafouri Schauspieler |
Maren Gilzer Schauspielerin | Ralph Oliver Graef
Rechtsanwalt | Nico Grein Producer | Gerhard
Groß Filmtheaterbetreiber | Heinke Hager Agentin für Filmrechte | Winfried Hammacher Produzent | Britta Hansen Produzent | Birgit Hass
Geschäftsführerin | Harro von Have Rechtsanwalt | Franziska Heller Verkaufsleiterin | Marlis
Heppeler Agentin | Wolfgang Hielscher Jurist |
Sabine Hielscher Pädagogin | Max Höhn Hair
& Make Up Artist | Alexandra Hölzer Rechtsanwältin | Bernhard Hoestermann Agent für Schauspieler | Gerti Hofmann Gastronomin | Alexander
von Hohenthal TV-Produzent | Mechthild Holter Inhaber/Geschäftsführerin Players | Nicole
Houwer Autorin | Eva Hubert Geschäftsführerin |
Britta Imdahl Schauspielagentin | Patrick Jacobshagen Rechtsanwalt | Marielouise JanssenJurreit Filmautorin | Bianca Junker Presseagentin | Christine Kabisch Regisseurin | Till
Kaposty-Bliss Werbegrafiker | Anja Karmanski
Schauspielerin | Ringo Kaufhold Schauspielagent | Klaus Keil Direktor | Uschi Keil Agentin
| Rainer Keller Lobbyist, Strategisches Management | Nicole Kellerhals Dramaturgin | Dagmar
Kempf Mitarbeiterin MdB | Senta Dorothea
Deutscher Filmpreis 2012
Kirschner Schauspielerin | Georg Kloster Yorck
Gruppe | Thomas Kluge Fotograf | Michael
Konstabel Archivrechercheur | Heide Kortwich
Maskenbildnerin | Tobias Krisa Producer | Detlev
Krüger Sprecher der GF Martin-Braun-Gruppe |
Hildburg Krüger Fachbereichsleiterin Kunst &
Kultur | Karin Kruse Manager/Agent | Adrian
Kutter Diplom-Kaufmann | Sandra Lampugnani
Agentin | Renate Landkammer Agentin | George
Lenz Schauspieler | Thomas Letocha Autor |
Silvana Liebich Agentin für Schauspieler | Amélie
Linder PR-Berater | Yutah Lorenz Schauspielerin
und Artistin | Stefan Lütje Rechtsanwalt | Lars
Meier Künstlermanager | Ulrich Meinhard Agent |
Henner Merle Rechtsanwalt | Susanne Mertins
Geschäftsführerin | Günther Mertins Kinobetreiber | Philipp von Mettenheim Rechtsanwalt |
Werner Wolfgang Metzger Journalist | André
Meyer Geschäftsführer bei Bagainpark GmbH |
Kristin Meyer Schauspieler | Carsten Meyer-Grohbrügge Regisseur | Caroline Millahn Agentin |
Benedict Mirow Regisseur, Produzent | Marketa
Modra Agentin | Stefan von Moers Rechtsanwalt |
Petra Maria Müller | Katrin Näher Agentin |
Azizeh Nami PR-Agentin | Sigrid Narjes Agentin |
Till Neumann Rechtsanwalt | Michaela Niemeyer |
Christoph Ott Verleiher | Volker Otte Rechtsanwalt für Filmförderungsrecht | Erik Paulsen Dialogautor & Synchronregisseur | Katharina Pauly
Agentin | Andreas Pense Rechtsanwalt | Michal
Pokorny Produzent | Margit Preiss PR-Agentin |
Hans Helmut Prinzler Filmhistoriker | Inga
Pudenz Manager/Agentur | Wiebke Reed Agentin |
Josef Reidinger | Susanne Reinker Autorin |
Mario Rempp Filmtheaterbetreiber | Angelika
Reuter Film- und Fernsehagentin | Jacqueline
Rietz Casterin | Mariette Rissenbeek PR Managerin | Renate Roginas Geschäftsführerin der Villa
Kult OHG | Renate Rose European Film Promotion | Stefan Rüll Rechtsanwalt | Nadja Runge
Publicist | Klaus Schaefer FilmFernsehFonds
Bayern | Thorsten Schaumann Filmkaufmann |
Harald Schernthaner Head of Digital Filmworks |
Christian Schertz Rechtsanwalt | Thomas Scheuble Bankkaufmann (Prokurist) | Antje Schlag
Agentin für Schauspiel, Regie, Filmkomponisten |
Michael Schmid-Ospach | Marie-Luise Schmidt
Agentin | Steffen Schmidt-Hug Rechtsanwalt |
Sonja Schmitt Delphi Filmverleih | Lutz Schmökel
Agent | Marc Schötteldreier Casting Director |
Oliver Schündler Geschäftsführer | Peter Schulze
PR-Manager | Maria Schwarz Agentin | Petra
Schwuchow PR-Agentin | Sibylle Seidel-Gieth
Agentin | Christian Senger Schauspieler | Manuel
Siebenmann Regisseur, Autor und Produzent |
Sebastian Sieglerschmidt Geschäftsführer | Ulla
Skoglund (Schauspieler)agentin | Gisela Spiering
Agentin | Inka Stelljes Agentin für Schauspieler |
Volker Störzel Agent Theater, Film und Fernsehen | Christiane Stützle Rechtsanwältin für
Film- und Medienrecht | Conny Suhr PR-Agentin |
Judith Sutter Schauspielagentin | Gisela TatschDaust Schauspielagentin | Johannes Thielmann
Produzent, Regisseur, Autor | Achim Thielmann
Banker | Michael Töteberg Agent | Sonya Tuchmann Schauspielerin | Michaela von Unger Filmproduzentin | Burkhard Voiges Geschäftsführer |
Magnus Vortmeyer Marketingleiter Tobis Film |
Christiane von Wahlert Geschäftsführerin SPIO |
Christiane Waldbauer Schauspieleragentin |
Katrin Wans Agentin | Steffen Weihe Agent | Anne
Wels Agentin | Simone Wernet Lektorin & Dramaturgin | Thomas Weymar Telepool München |
Albert Wiederspiel Filmfestleiter | Rafaela Wilde
Rechtsanwältin | Claudine Wilde Schauspielerin |
Harald Will Agent für Film Fernsehen & Theater |
Sylvia Wolf Medienberater | Beate Wolgast Agentin | Ute Zahn Geschäftsführerin |
67
ALLES WAS RECHT IST
DER KÜHLSCHRANK
„Eine Idee ist nur solange etwas wert, wie man
sie nicht weitererzählt.“ Dieser Aphorismus des
dritten Präsidenten der Vereinigten Staaten,
Thomas Jefferson, markiert so etwas wie den
Beginn der modernen Debatte um den Schutz des
geistigen Eigentums.
Wir wollen an dieser Stelle den Ideendieben
unserer Zeit ein Schnippchen schlagen und sie
mit Ideen locken, die in den eigenen Augen ihrer
Urheber ihren Wert schon verloren hatten, bevor sie hier weitererzählt wurden. Geschichten,
die sie nie erzählen wollten. Filme, die niemals
gemacht werden sollten. An dieser Stelle sind
namhafte, aktive Autorinnen/Autoren und Regisseurinnen/Regisseure diese Ideen im doppelten
Sinne des Wortes losgeworden.
Von Nesrin Samdereli, Autorin
(ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND)
Mit Illustrationen von Benjamin Kniebe (Storyboarder und Comic Artist – u.a. DER VORLESER,
FENSTER ZUM SOMMER)
Maria Weiß (44) lebt ein gutes Leben! Sie hat einen liebenden Mann, eine Koryphäe auf dem Gebiet der
Proktologie und zwei Kinder, die es mit Drogenhandel weit gebracht haben. Maria wacht morgens auf
und kann ihr Glück nicht fassen. Dann schreibt sie Gedichte und vertanzt sie. Manchmal geht sie auch
raus auf die Straßen und rezitiert ihre Verse vor Obdachlosen. Eines Tages jedoch bricht ihre heile Welt
zusammen. Ein bis dato unbekannter Ministaat im Pazifik feuert versehentlich 101 Atombomben ab.
Alles Leben nimmt ein Ende, nur Maria überlebt. Nach einem Tag der Trauer entscheidet sie sich nach
vorne zu blicken. Immerhin ist sie gesund und der Kühlschrank funktioniert! Nicht nur das, er scheint
zu leben! Wirkt Marie deprimiert, öffnet sich seine Tür und
eine Milchschnitte fällt heraus.
Scheint sie einsam, macht der
Kühlschrank lustige Geräusche.
Maria bemerkt die Avancen ihres
Kühlschrankes, aber sie steht vor
einem großen Konflikt. Der Tod
ihres Gatten liegt kaum eine Woche zurück. Wird der Kühlschrank
es schaffen, Marias Herz trotzdem
zu gewinnen?
69
DER ROTE PLANET oder DIE WARZE DES GROSSEN FÜHRERS
Von Thomas Brussig, Autor
(SONNENALLEE, HELDEN WIE WIR)
Pjöngjang, Mausoleum des Großen Führers Kim Il Sung. Ein
entführter südkoreanischer Wissenschaftler, der behauptet
hat, er könne Menschen klonen, entnimmt unter Androhung
von Waffengewalt der konservierten Leiche Kims eine Warze
am Hals. Daraus stellt er, wie befohlen, Klone her. Zu seiner
Überraschung wachsen in den tausend Petrischalen tatsächlich
tausend kleine Große Führer. Da die Nordkoreaner aber nur einen Kim wollten, die übrigen Kims aber nicht einfach in den
Ausguß kippen können, schicken sie 999 Kim-Klone mit ihrer
neuen Rakete auf den Mars. Da gründen die Kims eine Kolonie und verwandeln den gesamten Mars in eine riesige Nuklearwaffe, mit der sie kamikazemäßig Kurs auf die Welt nehmen. Zunächst bemerkt nur ein Görlitzer Hobbyastronom Kursabweichungen des Mars von seiner Laufbahn, doch bald halten
die Regierungen der ganzen Welt den Atem an. Eine Task Force
der UNO entert den Mars und liefert sich tolle Action-Szenen.
Am Ende siegt das Gute, und in einer friedlichen Sommernacht
70
schaut der Chef der Task Force gemeinsam mit seinem fünfjährigen Sohn in den Himmel, zeigt auf den Mars und erklärt,
warum der Mars auch „der rote Planet“ genannt wird.
Deutscher Filmpreis 2012
IDEEN, DIE MAN MIR DRINGEND MAL KLAUEN SOLLTE
Von Dietrich Brüggemann, Autor und Regisseur
(RENN, WENN DU KANNST)
GISELA
Die schweigsame Tierarzthelferin Gisela (43) führt
ein Doppelleben: Tagsüber schläfert sie mit zärtlicher
Hand todkranke Tiere ein, nachts hat sie eiskalt distanzierten Sex mit wildfremden Männern, Frauen und
Pferden. Bis eines Tages der Hengst Nebukadnezar
(13) in ihrer Praxis auftaucht, mit dem sie vor Jahren
eine Affäre hatte.
ZANDER MIT ERDBEEREN
t (89) ist verbittert, seit
Der alte Krabbenfischer Knu
eine defekte Nähmah
durc
seine einzige Tochter
daran erinnert, hat
was
schine zu Tode kam. Alles,
t, er trägt seitdem nur
ann
verb
en
Leb
em
sein
er aus
dann steht eines Tages
noch Strickkleidung. Doch
Tür. Das unschuldige
der
vor
hn
sein kleiner Enkelso
er der rauen Schale
hint
n
Kind bringt den weichen Ker
in – doch eines Tages
che
Vors
zum
nes
Man
n
des alte
maschine auf dem Speifindet der Junge eine Näh
ert.
eist
beg
cher und ist sofort
RAMBOW
hen sinnlosen
aus Rumhängen, Saufen und gelegentlic
Tag
der
ht
beste
e
Cliqu
seine
Danach stellt
ln.
Für Ronny (16) und
prüge
Tode
zu
frau
eine durchreisende Geschäfts
Gewaltexzessen. Bis sie eines Tages
t vor seinem Schmerz stürzt
Fluch
en
eifelt
verzw
der
Auf
er.
Mutt
sich heraus: Die Frau war Ronnys
hentlich selbst totschlägt.
Gewaltexzess, bei dem er sich verse
Ronny sich in einen weiteren sinnlosen
PLEITEGEIER UND ANDERES FEDERVIEH
Die Arbeiter in der Steuerkanzlei Platkowski&Co in Dortmund sind echte Kumpels, wie es sie nur im Pott gibt: Rau,
aber herzlich. Doch die Zeiten sind hart. Immer mehr Menschen machen ihre Steuererklärung selber. Eines Tages kauft
eine chinesische Investorengruppe den Betrieb auf. Die
Arbeiter sollen entlassen werden, die Maschinen demontiert
und nach China verschifft. Doch die neuen Chefs haben
nicht mit den Kumpels von Platkowski&Co gerechnet.
SCHWEIGER
Der Angestell
te Norbert (3
9) verläßt je
den Tag seine
Familie und ge
ht zur Arbeit.
Behauptet er.
In Wahrheit
setzt er sich
eine leerstehe
in
nde Wohnung
und schweigt de
ganzen Tag. Al
n
s seine Frau
dahinterkomm
schweigt sie eb
t,
enfalls.
VIROLOGIE FÜR ANFÄNGER
Ein brillanter Wissenschaftler (60) und seine brillante Studentin (20) verlieben sich.
Doch dann erkrankt er schwer – an genau der Krankheit, die er seit Jahrzehnten erforscht. Er lässt sich einfrieren, sie forscht weiter, 40 Jahre später hat sie die Therapie
gefunden, taut ihn wieder auf und heilt ihn. Sie sind jetzt beide 60 und könnten glücklich werden. Doch dann verlässt er sie wegen einer Jüngeren.
71
BERLIN ALEXANDERPLATZ – RELAUNCH (AT) ein nicht verfilmter Dokumentarfilm
Von Annekatrin Hendel, Autorin und Regisseurin
(VATERLANDSVERRÄTER)
Der Film erzählt von der sich langsam entwickelnden Zuneigung zwischen Mackie Marquard, dem ehemaligen Stanzer, dessen Frau gerade im Sterben liegt, und Ines, einer
Friseuse, deren arbeitsloser Mann sie ständig prügelt. Ich
lerne beide 2004 an einem Stehimbiß auf dem noch weiten,
freien Alexanderplatz kennen. Der geplante Umbau „ihres“
Alex entsetzt sie. „Inspiriert“ von Döblins Roman, beschließe
ich einen Film über diese Liebe zu machen. Der sich nun
stets wandelnde Platz bietet den optimalen Hintergrund
für diesen Film. Mackie und Ines zeigen sich immer mehr
vom Traum vereint, zusammen ein besseres Leben führen
zu wollen, aber es stellen sich große innere wie äußere
Hindernisse in ihren Weg. Während sich Mackie Marquard
schon bald nach Drehstart zu Tode trinkt, beginnen die Baumaßnahmen an einem halben Dutzend Hochhäuser. Damit
verliere ich meinen Hauptprotagonisten, der Alexanderplatz
verliert sein Gesicht und Ines ihren Traum vom Glück.
72
Deutscher Filmpreis 2012
WIR KINDER VOM PRENZL´BERG
Von Tim Staffel, Autor und Filmemacher
(TERRORDROM, WESTERLAND)
Krassimir und Jordan wohnen zusammen mit einem Mastiff und
einem Mops in einem Ladenlokal.
Die beiden Bulgaren sind Voodoopriester. In ihrem Chemielabor experimentieren sie erfolgreich mit
bewusstseinserweiternden
Kräutern aus Haiti. Krassimir und Jordan kaufen das Haus und betreiben
fortan zur Tarnung eine Hundepension. Salara vom Yoga- und Meditationszentrum „Miranlaya“ fürchtet sich vor der Voodoo-Konkurrenz, verliebt sich aber in Jordan.
Krassimir verliebt sich in die türkische Bäckerin Ayla. Das Geschäft
mit Voodoo-Drinks floriert – die
Kinder sind dankbare Abnehmer.
Die Eltern organisieren eine Bürgerwehr, um die Bulgaren zu vertreiben. Die Hundebesitzer machen
nicht mit, weil
sie auf die Bulgaren
angewiesen sind. Immer
mehr Kinder verschwinden. Salara schließt sich
den Eltern an,
Ayla den Bulgaren, die die Kinder und Hunde
zu Voodoo-Soldaten ausbilden.
Türken stürmen
den Kiez und
verbünden sich
mit der Bürgerwehr. Eine Entscheidungsschlacht
ist unausweichlich.
73
MISS WORLD WAR
Von Ziska Riemann, Autorin und Regisseurin
(„Kraft durch Freunde“, LOLLIPOP MONSTER)
Bei den internationalen ‚Miss World‘- Wahlen in Moskau
kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen. Jede Nation
beansprucht den Titel für die von Ihnen gestellte Schönheitskönigin. Schließlich gewinnt die Israelische Schönheit. Es kommt zu Prügeleien, wüsten Beschimpfungen
und einem Mord. Während der Tumulte verschwindet die
‚Miss World‘ auf unerklärliche Weise. Man vermutet eine
Entführung. Dem als Gastgeber anwesenden russischen
Präsidenten ist es ein äußerst wichtiges Anliegen, die
Schönheitskönigin wieder aufzufinden. Er setzt den russischen Geheimdienst auf die Entführer an.
Die Schönheitskönigin befindet sich tatsächlich in der Gewalt von Entführern. Ein arabischer Ölscheich möchte die
‚schönste Frau‘ der Welt zu seinem Eigentum zählen. In seinem Harem befinden sich bereits alle Miss Worlds der vorangegangenen Jahrgänge. Die Schönheitskönigin wird im
schwarzen Meer auf einen Hochseefrachter verladen und
soll über den Bosporus ins Mittelmeer gebracht werden.
Doch schon in der Meerenge beim Goldenen Horn gerät
sie in die Hände indischer Piraten. Da die Schönheitskönigin eine uneheliche Tochter des russischen Präsidenten ist,
kann dieser die Großfahndung nicht vor seiner Ehefrau
74
verantworten. Er gibt eine Erklärung ab, wonach es sich
um Brennstäbe aus einem seiner Reaktoren handelt. Eine
Großfahndung nach den „Brennstäben“ wird eröffnet.
Auf internationaler Ebene beschuldigt man den Iran. Der
Iran bestreitet irgend etwas mit Brennstäben zu tun zu
haben. Die Amerikaner drohen mit einem Atomschlag.
Eine internationale Krise bricht aus.
Die Piraten laufen den Pazifik an. Die Schönheitskönigin ist widerspenstig, da sie an Bord des Schiffes den
gewohnten Luxus vermisst. Im Glauben, die Schönheitskönigin doch noch in seine Gewalt zu bekommen investiert der arabische Scheich hohe Summen in eine islamistische Geheimorganisation.
Im Hintergrund läuft ein Japaner mit Knarre in der Hand
hinter einem Chinesen her oder umgekehrt. Der russische Präsident wird von seiner Ex-Geliebten und Mutter
der Schönheitskönigin um Geld erpresst. Als seine Frau
davon erfährt, beginnt ein öffentlicher Scheidungskrieg
in dessen Verlauf der Präsident gestürzt wird. Nach anfänglichen Widerständen entwickelt sich zwischen der
Schönheitskönigin und dem Piratenkapitän an Bord des
Frachters eine Liebesgeschichte.
Die amerikanische Präsidentin lässt sich von ihrem Mann
die Pickel auf dem Rücken ausdrücken, dabei kommt er
beim auf ihr herumkriechen mit dem Knie an die Atombomben-Fernbedienung, die sich in ihrer Handtasche
befindet.
Es kommt zum Atomschlag auf China. China antwortet
noch in der gleichen Stunde mit mehreren Neutronenbomben. Das ganze wird mit Überwachungskameras gefilmt. Die Piraten laufen in Indien ein. Die Hochzeit wird
durch Bollywood-Tanzszenen dargestellt. Während der
Hochzeitsfeierlichkeiten wird die Schönheitskönigin von
dem arabischen Scheich entführt und in dessen Harem
gebracht. Der Piratenkapitän (ein enger Verwandter des
indischen Präsidenten) macht Pakistan für den Verlust der
Braut verantwortlich. Indien droht Pakistan mit einem
Vergeltungsschlag ... und so weiter.
Deutscher Filmpreis 2012
DER LETZTE FALL
Von Peter Zingler, Autor (ALLES NUR TARNUNG,
Ein starkes Team)
ACHTUNG !!!
Copyright. Autor und Deutsche Filmakademie.
Es ist strengstens untersagt, dieses Expose zu
lesen, zu kolportieren oder abzufilmen, oder
sonstige Kopien zu fertigen. Es darf auch nicht
mit der Hand abgeschrieben werden!
RAUBKOPIEN werden mit Zuchthaus, bei
PC-süchtigen Jugendlichen mit Runterladeverbot und Arbeitshaus nicht unter zwei
Jahren bestraft.
Die Idee zu der Geschichte entstand unter
Auswertung sämtlicher vorhandener Daten
über den garantierten Erfolg! Grundlage bieten die deutsche Film- und Fernsehindustrie.
Was ist im TV am erfolgreichsten? Krimis!
Tatort mehr als 10 Millionen Zuschauer. Was
ist im Kino am erfolgreichsten? Komödien!
Meist über 2 Mio. Kinogänger.
Also folgerichtig: Wir planen weder das eine
noch das andere sondern eine Mischung,
einen KRIKOM, auch KOMKRI genannt:
K
ommissarin Svenja Bärson, aus dem hohen
Norden, Leiterin einer, na klar doch, Mordkommission, hat in ihrem Berufsleben schon
viele düstere Leichen in düsterem Licht gesehen, ihr ist fast nichts fremd.
Dennoch ist ihre Lebensfreude überwältigend,
sie ist, natürlich, eine Intelligenzbestie, sehr
gut aussehend, alleinerziehende Mutter, total
autark und könnte, wäre sie nicht Polizistin,
auf jedem Laufsteg Karriere machen. Zudem ist
sie sportlich und läuft im Show down auf High
Heels schneller als jeder Ganove! Ihre männlichen Kollegen sind meist schwul, was den
Dienst ungeheuer erheitert (Komödie!)
V
or allem ihr engster Mitarbeiter Karl steckt
in einer tiefen Lebenskrise, midlife, spätlife und pubertär gemischt, ist er der Mann, der
bewegt, die Emotionen und die Lachmuskeln.
Also eine typische Konstellation wie in tausenden KRIKOMS vorher auch, nur dieses mal
doch anders.
Kommissarin Bärson hat nämlich ein tiefgehendes Problem. Ihr Sinn für Schönheit und
Ästhetik hat harte Rückschläge erlitten. Mit
einem Wort, alle Leichen sind ihr zu hässlich.
Nicht nur die aus dem Wasser oder aus den
verbrannten Autos. Nein überhaupt. Nicht eine
einzige schöne Leiche hatte sie in ihrer Karriere und das nagt an ihrem Selbstverständnis.
Das muss sie ändern!
Zunächst erstellt sie sich einen Fragekatalog,
wie soll sie aussehen, die Leiche?
N
ach langen Monaten hat sie eine perfekte
Vorstellung. Männlich soll sie sein, jung,
und bis auf den lockigen dunklen Kopf, völlig unbehaart, so, wie sie selbst, der Tod des
Schamhaares ist ja eh längst beschlossene Sache.
D
urch Vermittlung von Assistent Karl findet sie einige hübsche Männer in seinen
Schwulenkneipen, die ihrem Ideal durchaus
entsprechen. Aber Vorsicht, zuviel darf Karl
nicht wissen. Sie hat aber nicht damit gerechnet, dass es ihr als attraktiver Frau, der alle
Männer hinterher winseln, schwer fällt, das
Interesse eines Schwulen zu wecken. Doch
letztlich gelingt ihr auch das. Nachdem sie sich
75
ihres Amtes bewusst
wurde,
nimmt sie den
Kerl einfach unter einem Vorwand fest und
verstaut ihn in
ihrem Dienstfahrzeug. Die
nächste
logistische Frage löst sie
schnell, sie tötet den Schönling mit einer,
aus dem „Archiv sichergestellter Waffen“ entwendeten 45er Colt-Pistole, dessen acht
Kugeln sie ihm in den Bauch jagt, um die Schönheit
des Gesichtes intakt zu halten. Aber wohin mit der
Leiche? Der Fluss scheidet aus. Also ab mit dem
76
Torso in den Wald, nahe einem befahrenen Weg –
und tatsächlich wird die Leiche schon Stunden
später der Mordkommission gemeldet. Und da
sieht sie sie, IHRE SCHÖNE LEICHE! ENDLICH!
K
ommissarin Bärson ist überwältigt! Ihre Augen strahlen, ihr Köper vibriert, am liebsten
würde sie ihn küssen, aber da Assistent Karl sie
beobachtet nimmt sie sich zusammen und übernimmt den Fall. Da sie alle Spuren selbst gelegt
hat, findet sie sie auch schnell, und rückt sich
selbst, aber auch ihrem Assistenten Karl, der
das Opfer kannte, nahe auf den Pelz. Der wird
bereits misstrauisch und kurz überlegt sie, auch
noch einen Justizirrtum zu inszenieren und Karl
zu beschuldigen, da denkt sie an ihren Diensteid. Nein, sie wird die Ermittlungen zu einem
richtigen Ende bringen. Nur wie sie sich selbst
die Handschellen auf dem Rücken anlegen soll,
weiß sie noch nicht. Aber ihr und dem Autor ist
schon soviel eingefallen, da wird es daran nicht
scheitern.
Deutscher Filmpreis 2012
Jetzt
downloaden.
ONE
iPH
JE T Z T FÜR S
.
P
P
A
R
TARFINDE
S
A
L
A
G
E
U
DIE NE
DAS TEAM
VERANSTALTER/AUFTRAGGEBER
Der DEUTSCHE FILMPREIS ist eine Veranstaltung der Deutschen Filmakademie in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, produziert
von der DFA Produktion GmbH.
Deutsche Filmakademie e.V.
Präsidium: Iris Berben, Bruno Ganz
Vorstandsvorsitzender: Thomas Kufus
Geschäftsführung: Alfred Holighaus, Anne Leppin
Team: Jule Bartram, Katja Hevemeyer,
Karina Pasternak, Stephan Pless, Tanja Riehn
Teamassistenz: Nora Ackermann, Clemens Thurn
BKM/Filmreferat K35
Stefanie Hasler, Ulrike Schauz, Sandra Wemmel
MODERATION
Jessica Schwarz, Elyas M´Barek
PRODUCERIN
Marion Gaedicke
REGIE
Utz Weber
PRODUKTIONSLEITUNG
MBTV Produktions GMBH, Carsten F. Lehmann
REGIEASISTENZ
Stefanie Herrmannsdörfer
PRODUKTIONSKOORDINATION
Verena Herfurth, Dorothee Hufschmidt
REDAKTION
Andrea Poulios, Claudia Voelker
KOORDINATION ZUSPIELER
Heike Hütt
ZUSPIELER
Arnd von Rabenau
PRODUKTIONSASSISTENZ
Anne Ballschmieter, Caroline Riggert,
Janina Schafft
ON AIR DESIGN
Stefan Stöckle
AUFNAHMELEITUNG
Julia Haupt, Martin Hoffmann, Nuschi Kelm
KÜNSTLERISCHE LEITUNG
Florian Gallenberger, Benjamin Herrmann
GÄSTEMANAGEMENT/HOSTESSEN
Hardenberg Concept GmbH
Frederike Hodde, Kerstin Schilly
PRODUZENTIN
Claudia Loewe
AUTOREN
Johanna Adorján, Dr. Christof Mannschreck
78
BÜHNENHINTERGRÜNDE
flora&faunavisions GmbH
BÜHNENBILD
Hassler Entertainment Architecture
KOSTÜMBILD
Betty Sommer
Deutscher Filmpreis 2012
IMPRESSUM
MAKE UP UND HAARE
Amélie Goldstaub (Maske Moderation)
Estée Lauder, Max Höhn
LICHTSETZENDER KAMERAMANN
Manfred Olma
TITELMUSIK
Loy Wesselburg, Bernhard Eichner
EINSPIELUNG TITELMUSIK
Berliner Philharmoniker unter der Leitung von
Sir Simon Rattle
MUSIKALISCHE BEGLEITUNG GALA
Tobias Kremer Band
Musikalische Leitung: Tobias Kremer
PR
Just Publicity
Regine Baschny, Anja Oster, Elena Marquardt,
Julia Gebefügi, Gerold Marks
DRUCKERZEUGNISSE/INTERNET
e27 Berlin, www.e27.com
NOTAR
Hellmut Sieglerschmidt
CONTROLLING
Frank Graf
SENDEPARTNER
Das Erste, Rundfunk Berlin Brandenburg rbb
Programmbereichsleitung Neue Zeiten:
Heiner Heller
Abteilungsleitung Unterhaltung: Gernot Binkle
Redaktion: Katrin Mandel
Herstellungsleitung: Torsten Klein
Produktionsleitung: Jörgen Radach
ROTER TEPPICH und LOLA PARTY
CB.e Clausecker | Bingel AG,
Agentur für Kommunikation
Eberhard Bingel, Gregor Weinhold,
Elsa Wormeck
AUF DEM WEG ZUR LOLA
Deutsche Filmakademie e.V.
Projektkoordination: Gisela Liesenfeld
(DFA Produktion GmbH)
HERAUSGEBER
DFA Produktion GmbH
Köthener Straße 44, 10963 Berlin
Claudia Loewe
CHEFREDAKTION UND TEXTE
Alfred Holighaus (V.i.S.d.P)
TEXTE
Linda Söffker
PRODUKTION
Verena Herfurth
LAYOUT/GESTALTUNG
e27 Berlin, Robert Neumann
Abdruck der Texte nur nach vorheriger
Genehmigung und mit Quellenhinweis
„DEUTSCHE FILMAKADEMIE/
DEUTSCHER FILMPREIS 2012“
Diese Broschüre ist ein Projekt der Deutschen
Filmakademie e.V., herausgegeben von der DFA
Produktion GmbH.
79
WIR DANKEN
Den Präsidenten Iris Berben und Bruno Ganz so- den singenden Mitgliedern für ihren Einsatz auf
wie Thomas Kufus, Dorothee Schön, Tom Spieß der Bühne,
und allen weiteren Vorständen für ihr unermüdliches Engagement,
den beteiligten Produzenten für ihre Hilfsbereitschaft bei der Beschaffung und BereitstelFlorian Gallenberger und Benjamin Herrmann lung des Filmmaterials,
für ihre Ideen, ihren unerschütterlichen Blick
nach vorne und ihre Leidenschaft für den den Akademiemitgliedern für ihren Einsatz
Deutschen Filmpreis,
in der Deutschen Filmakademie und für den
Deutschen Film,
Jessica Schwarz und Elyas M’Barek, dass sie als
Gastgeber durch den Abend führen,
der Berlinale und German Films für ihre Unterstützung bei LOLA@Berlinale,
den Paten für ihr persönliches Engagement für
die nominierten Kollegen,
der ASTOR FILM LOUNGE, den Verleihern,
Institutionen und beteiligten Filmschaffenden,
die aktiv AUF DEM WEG ZUR LOLA dabei waren
und damit die LOLA VISIONEN und das LOLA
FESTIVAL geprägt haben,
Beate Wolgast und Bernhard Hoestermann für
die treue Begleitung,
unserem Team für die beständige Motivation,
Leidenschaft und die nicht enden wollende Einsatzbereitschaft
und Kirsten Niehuus, Elmar Giglinger, Peter
Dinges, Frank Völkert und dem Präsidium der
FFA für ihre andauernde Unterstützung.
81
WIR DANKEN VON HERZEN ALLEN UNTERSTÜTZERN DES DEUTSCHEN FILMPREISES 2012
C H A M PA G N E
medienboard
Berlin-Brandenburg GmbH
82
Deutscher Filmpreis 2012