DIE FIBEL SLOW FOOD
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DIE FIBEL SLOW FOOD
DIE SLOW FOOD FIBEL DIE PHILOSOPHIE Ziele und Aufgaben DER VEREIN Inhaltsverzeichnis 2 4 8 Die Mitglieder 10 Der Aufbau 11 GESCHMACKSERZIEHUNG 12 Slow Food in Schulen 14 Die Universität der gastronomischen Wissenschaften 16 Veröffentlichungen 18 DIE STIFTUNG FÜR BIOLOGISCHE VIELFALT 20 Die Arche des Geschmacks 22 Die Förderkreise 23 Terra Madre 24 ZUSAMMENFÜHRUNG VON ERZEUGER UND VERBRAUCHER 26 Salone del Gusto 28 Cheese 30 Slow Fish 31 Weltweit Veranstaltungen 32 IMMER LANGSAM SLOW 34 FAQs: Häufig gestellte Fragen 36 Slow Food: Die Geschichte 40 Das Slow Food-Manifest 42 Who’s Who: Namensverzeichnis 44 Kontakt 45 Treten Sie bei! 46 Die Philosophie 2 © G. Houlder/Corbis Auf gute, saubere und faire Lebensmittel setzen Ob wir an einem Grill stehen, auf einer Tatami Matte knien oder in einem eleganten Restaurant sitzen, Essen ist fundamentaler Bestandteil unseres Lebens. Ein einfacher Weg, unseren Alltag freudiger zu gestalten, ist die Qualität unserer Nahrung zu verbessern. Das ist die Slow Food- “Es ist nutzlos, den Rhythmus des Lebens forcieren Philosophie. Wenn wir den Nahrungsmitteln in unserem täglichen zu wollen. Die Kunst des Leben eine derart zentrale Bedeutung beimessen, spielen Lebens besteht darin natürlich auch die weit reichenden Auswirkungen auf un- zu lernen, allem und jedem die sere Umwelt eine Rolle. Und zwar sowohl auf die Zeit zu lassen, die er braucht.” Carlo Petrini, Agrarlandschaft als auch auf die Überlieferung von Traditionen und die biologische Vielfalt auf der Erde. Für einen überzeugten Gastronomen ist es unmöglich, den en- Gründer von Slow Food gen Zusammenhang zwischen Gericht und Lebensraum zu ignorieren. Hinter jedem Gericht stehen Menschen, die es ermöglicht haben: die Erzeuger. Sie verteidigen die Anbau- und Produktionstraditionen und arbeiten für unsere Ernährung und Befriedigung. Diese Betrachtungen verkörpern die Slow FoodPhilosophie. Unsere Lebensmittel sollten gut sein in ihrem Geschmack und ihrer Qualität; sie sollten sauber 3 sein, im Hinblick auf unsere Gesundheit und im Sinne einer nachhaltigen Produktionsweise, die Mensch und Tier respektiert; und sie sollten fair sein, so dass die Produzenten für ihre Arbeit gerecht entlohnt werden. Wir wollen nicht nur Konsumenten sein, sondern betrachten uns selbst auch als Co-Produzenten, also Mitwirkende des Produktionsprozesses in dem Sinne, dass wir uns informieren, wie unsere Lebensmittel hergestellt werden, wer sie herstellt, und dass wir die Produzenten aktiv unterstützen. 1986 in Italien gegründet, wurde Slow Food 1989 eine internationale Non-Profit-Organisation. Sie unterhält gegenwärtig über 850 “Convivien” (Tafelrunden), bzw. Regionalgruppen, die mit ihrem riesigen Netzwerk aus 80.000 Mitgliedern die Kraft der Bewegung ausmachen. Die internationale Zentrale von Slow Food befindet sich in Bra, Italien. Slow Food arbeitet sowohl lokal als auch global mit Akteuren der internationalen Politik, wie der UN-Abteilung für Ernährung und Landwirtschaft. Der Verein unterhält freundschaftliche Beziehungen zu Regierungen überall auf der Welt, er berät genauso den italienischen Landwirtschaftsminister, wie er auch mit dem Bürgermeister von New York oder der Regierung von Brasilien zusammenarbeitet. 4 Ziele und Aufgaben Durch seine gastronomische Sachkenntnis und die Beziehungen zu Politik, Landwirtschaft und Umwelt spielt Slow Food eine aktive Rolle in Landwirtschaft und Ökologie. Slow Food verbindet Genuss und Lebensmittel mit Bewusstsein und Verantwortungsgefühl. Die Aktivitäten des Vereins zielen darauf ab, die biologische Vielfalt in unserem Lebensmittelangebot zu bewahren, die Geschmackserziehung zu fördern und die Erzeuger exzellenter Lebensmittel durch Veranstaltungen und Initiativen mit dem Verbraucher zusammen zu führen. 5 Wahrung der biologischen Vielfalt Slow Food glaubt, dass der Genuss von hochwertigen Lebensmitteln und Weinen mit der Bemühung verbunden werden sollte, die zahllosen traditionellen Käse-, Getreide, Gemüse- und Obstsorten sowie Tierrassen zu erhalten, die durch die Vorherrschaft von bequemeren Lebensmitteln und durch die Geschäftemacherei in der Landwirtschaft zu verschwinden drohen. Mit den Projekten Arche des Geschmacks, Förderkreise (gefördert von der Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt) und Terra Madre versucht Slow Food unser unschätzbares Lebensmittelerbe zu bewahren. Geschmackserziehung In einer Welt, in der Gaumenfreuden nicht immer durch Essen mit Muße und in einer geselligen Tischrunde vermittelt werden, müssen wir bewusste Anstrengungen unternehmen, um dieses Thema zu erforschen, zu hinterfragen und auszuprobieren. Das ist das Ziel der Geschmackserziehung von 6 Slow Food. Die Convivien machen die Mitglieder mit guten Lebensmitteln vertraut, und in Geschmackserlebnissen werden Verkostungen unter Anleitung von Nahrungsmittelexperten angeboten. Unsere jüngsten Esser können aus Slow Food in den Schulen Nutzen ziehen, und an der Universität der gastronomischen Wissenschaften werden echte Gastronomen ausgebildet. Zusammenführung von Erzeuger und Verbraucher Slow Food fördert Messen, Veranstaltungen und Bauernmärkte, um Lebensmittel von gastronomisch exzellenter Qualität auszustellen. Das überaus erfolgreiche internationale Festival des Geschmacks, der Salone del Gusto, unterstützt mit seiner Vielfalt an Nahrungsmitteln, die von den Besuchern verkostet und gekauft werden können, die Erzeuger. Terra Madre bietet Erzeugern aus aller Welt die Gelegenheit zu Austausch und Begegnung. Weitere Veranstaltungen sind unter anderem Cheese, Slow Fish, Salon du Goût et des Saveurs d’Origine und A Taste of Slow. 7 © O. Franken/Corbis Der Verein 8 Das Wort “Convivium” stammt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie “Fest, Unterhaltung, Tafelrunde”. Slow Food verwendet diese passende Bezeichnung für seine örtlichen und regionalen Gruppen. Convivien sind der lokale Ausdruck der Slow Food-Philosophie, und über 850 Convivien bilden weltweit den Lebensnerv der Bewegung. “Zu wenige von uns gewahren wohl, dass das Brechen von Brot, das Teilen von Salz, das gemeinsame Essen aus einer Schüssel mehr bedeutet als Befriedigung eines Bedürfnisses.” Yuan Mei, Chinesischer Dichter Die Convivien knüpfen Beziehungen zu Erzeugern, organisieren Kampagnen, um traditionelle Lebensmittel zu bewahren, veranstalten Seminare und Verkostungen, ermutigen Küchenchefs, auf lokale Nahrungsmittel zu setzen, ernennen Erzeuger, um an internationalen Veranstaltungen teilzunehmen und arbeiten daran, dass die Geschmackserziehung in Schulen Einzug erhält. Am wichtigsten aber ist, dass sie Genuss und Qualität im täglichen Leben wieder ihren Stellenwert geben. 9 Die Mitglieder “Sei du die Veränderung, die du in der Welt erreichen möchtest.” Mahatma Gandhi Slow Food ist ein Verein mit Bodenhaftung, der allen offen steht. Die Unterschiedlichkeit der Mitglieder ist eine seiner größten Stärken. Jeder kann Mitglied von Slow Food werden, indem er sein Convivium vor Ort kontaktiert, oder indem er sich auf der internationalen Webseite www.slowfood.com informiert. Die Mitgliedschaft gilt für mindestens ein Jahr und kann verlängert werden; das Datum, an welchem die Mitgliedschaft ausläuft findet sich aufgedruckt auf dem jeweiligen Mitgliedsausweis. Die Mitglieder sind ebenso Teil einer großen, internationalen Bewegung, als auch einer kleineren, lokalen Gemeinschaft: des Conviviums. Außerdem sind die Mitglieder Förderer der Arche- und der Förderkreisprojekte zum Schutz der biologischen Vielfalt, denn ein Teil des Mitgliedsbeitrages ist für die Entwicklung von Slow Food und seiner Projekte in den Entwicklungsländern bestimmt. Die Mitglieder haben die Möglichkeit, sich einem bestehenden Convivium anzuschließen oder ein neues zu gründen. Jedes Mitglied kann den Charakter seines Conviviums aktiv mitbestimmen und Veranstaltungen organisieren oder sich einfach den Aktivitäten auf lokalem, nationalem oder internationalem Niveau anschließen, die ihn interessieren. Die Mitgliedschaft beinhaltet internationale Publikationen, nationale Newsletter, Preisnachlässe auf Slow Food-Artikel sowie das Recht, an allen Veranstaltungen teilzunehmen, die Slow Food organisiert. Es gibt tausende Arten, sich uns anzuschließen; mehr auf Seite 46 oder unter www.slowfood.com. 10 Der Aufbau Slow Food ist ein weltweit tätiger Verein, der sich zur Verwirklichung seiner Projekte viele internationale Strukturen aufgebaut hat. Die Convivien bilden die Basis des internationalen Vereins, der von einem Internationalen Exekutivausschuss geführt wird, der alle vier Jahre auf dem Internationalen Slow Food-Kongress gewählt wird. Neben dem Präsidenten und den Vizepräsidenten gibt es einen Vorstandsausschuss und einen Internationalen Beirat, dessen Vertreter aus allen Ländern mit mindestens 500 Slow Food-Mitgliedern stammen. Einige Länder haben nationale Vereine mit eigener Leitung (siehe Diagramm unten). Nationale Vereine koordinieren landesweite Veranstaltungen und Projekte, basieren auf der besseren Kenntnis der eigenen Mitglieder, sowie der Bedürfnisse des eigenen Landes. Die Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt (s. Seite 21) wurde 2003 gegründet, um die Slow Food-Projekte in Bezug auf die biologische Vielfalt und die gastronomischen Traditionen zu fördern, besonders im Hinblick auf die Entwicklungsländer. Terra Madre (s. Seite 24) stellt mit dem Konzept von “guten, sauberen und fairen“ Lebensmitteln eine neue Herausforderung für Slow Food dar. Terra Madre hat ein Netzwerk zwischen Lebensmittelerzeugern und -händlern, Köchen und Wissenschaftlern und allen, die sich für eine verantwortungsvolle Lebensmittelproduktion einsetzen, aufgebaut und unterstützt seine weitere Entwicklung. Slow Food hat weiterhin die Universität der gastronomischen Wissenschaften (UNISG, s. Seite 16) gegründet, um ein multidisziplinäres, akademisches Programm im Bereich der Lebensmittelwissenschaft und -kultur anbieten zu können. Die UNISG ist das Projekt, mit dem Slow Food die Innovationen und die Forschung des akademischen und wissenschaftlichen Sektors und das traditionelle Wissen der Bauern und der Erzeuger zusammenbringt. Einige nationale Vereine haben gewinnorientierte Gesellschaften gegründet, um kommerzielle Veranstaltungen und Aktivitäten durchzuführen, deren Einnahmen der Unterstützung des Vereins zugute kommen. Convivium Convivium Convivium Slow Food Slow Food Frankreich Convivium Convivium Convivium Convivium Deutschland Convivium Slow Food Großbritannien Slow Food Convivium Convivium Japan Slow Food Schweiz Convivium Slow Food USA Slow Food Convivium im Rest der Welt Slow Food Convivium Slow Food Promozione Convivium Slow Food Italien Convivium Convivium Slow Food Editore Terra Madre Stiftung für biologische Vielfalt Universität der gastronomischen Wissenschaften 11 Geschmackserziehung 12 Mit einer frischen, innovativen Herangehensweise, die auf Wiedererweckung und Training unserer Sinne fußt, betrachtet Slow Food die Verkostung als eine pädagogische Erfahrung, die Bewusstsein bildet. Slow Food organisiert Programme zur Erziehung für jeden und für jedes Niveau: für Kinder, Lehrer, Mitglieder und jeden, der an einer Slow Food-Veranstaltung teilnimmt. In Italien haben die Programme für Erwachsene sich zur Organisation eines landesweiten Angebots entwickelt: der “Master of Food“ ist ein Fortbildungsprogramm mit 23 Kursen zu diversen Elementen der kulinarischen Kultur. “Jeder sollte das Recht auf gesundes, bezahlbares Die Aktivitäten der Convivien reichen von der Besichtigung von Apfelhainen in Tasmanien bis zu mehrtägigen Ausflügen auf den Spuren von Wein und Essen in Frankreich. Durch das Kennenlernen neuer Speisen Essen haben. Welche Revolution während der Teilnahme an Kursen oder durch den Besuch von könnte köstlicher sein als der Beginn, uns unseren besten Bauernhöfen schärfen die Mitglieder von Convivien ihr Geschmacksbewusstsein und erweitern ihr Wissen und ihre Ressourcen anzuvertrauen, und Wertschätzung für deren Herstellung. Durch die Arbeit mit Schulen, lokalen sie unsern Kindern zu vermitteln?” Erzeugern und die Organisation von Symposien mit Autoren und Experten Alice Waters, machen die Convivien einer breiten Öffentlichkeit Geschmackserziehung Slow Food Vizepräsidentin und Bewusstsein für gerade aktuelle Streitfragen zugänglich. Geschmackserlebnisse, ein Symbol für die internationalen und lokalen Veranstaltungen von Slow Food, ermöglichen es den Teilnehmern, Erzeugnisse zu verkosten, während diese von Erzeugern und Experten diskutiert und erklärt werden. Ein Seminar kann sich auf ein spezifisches Produkt, wie beispielsweise Honig, konzentrieren oder aber verschiedene Lebensmittel, die auf ähnliche Weise erzeugt werden, vergleichen, wie beispielsweise frische Mozzarella und Caciocavallo, zwei sehr unterschiedliche Sorten von Knetkäse. Oftmals werden auch ungewohnte Kombinationen von Speisen und Getränken geboten. 13 Slow Food in Schulen Schmecken muss gelernt sein, und Geschmack muss gelehrt werden – in jedem Alter. Auf dem Internationalen Slow Food-Kongress 2003 beschlossen die mehr als 600 Delegierten, dass jedes Convivium einen Schulgarten anlegen sollte. Slow Food-Convivien arbeiten weltweit mit Schulen zusammen, um Kindern das Anlegen von “essbaren Gärten” und Geschmackserziehung beizubringen. Steiermark, Österreich Das Convivium Slow Food Styria ist seit 2005 in lokalen Schulen tätig. Mit Spielen und Aktivitäten, die die Sinne schulen, lernen Kinder aus 15 österreichischen Schulen praktisch an den Erzeugnissen aus ihren Schulgärten, die sie dort mit Hilfe der Lehrer, sowie der Eltern anbauen. Sie haben außerdem ein Netzwerk für den Austausch von Saatgut, Pflanzen und sogar Geschichten über die diversen traditionellen Zuchtsorten aufgebaut. Während die jüngeren Schüler Erdbeeren und Kräuter züchten, kümmern sich die Älteren um den Wein- und Obstgarten. Die Arbeit der Schüler trägt dazu bei, die Agrarkultur des Gebiets zu bewahren. St. Louis, USA Anfang 2004 arbeitete Slow Food Missouri mit dem Zentrum für gegenwärtige Kunst zusammen, um ein außerschulisches Nachmittagsprogramm zu gestalten. Dort wurden Schülern einer Grundschule in der Innenstadt vor Ort angebaute Lebensmittel nahe gebracht und ihnen wurde gezeigt, wie diese zubereitet werden. Bei dem achtwöchigen Programm halfen Küchenchefs und Bauern, und die von den Schülern angebauten Lebensmittel gelangten schließlich in ihre Mensa. 14 Bremen, Deutschland Hier hat Slow Food Deutschland 2006 ein pädagogisch begleitetes Schulgarten-Projekt gestartet. Es werden derzeit drei Schulen und ein Kindergarten betreut. Dabei musste Jörg Krüger den traditionellen Schulgarten-Anhängern klar machen: Es geht nicht um bunte Blumen für den Biologie-Unterricht sondern um Bauerngärten hinter der Schule. Mit Salat, Tomaten, Möhren, Kräutern und mehr. Sie werden ausgesät, gepflegt und anschließend in die Schulküche getragen, wo selber gekocht wird. Mittlerweile sind kleine Wirtschaftsbetriebe einbezogen, ein Gartencenter verkauft Kräuter aus dem Schulgarten. Hong Kong, China Slow Food Hong Kong arbeitet im Verband mit der Abteilung für Bildung an der Hong Kong Universität, um im Sommer Ernährungs- und Kochkurse für Kinder anzubieten. Seit 2004 lernen Kinder in einwöchigen Kursen die Grundlagen der asiatischen Kochkunst, vom Rollen von Sushi bis zum Wickeln einer Frühlingsrolle, und es werden Ausflüge organisiert, um Bauernhöfe und Küchen zu besichtigen. Caltanissetta, Sizilien Diese sizilianische Grundschule engagiert sich seit 2006 für das Schulgarten-Projekt, das bis jetzt 90 Schulen einbezieht. Für dieses Projekt wurde eine Lehr-Gemeinschaft aus Kindern, Eltern und Großeltern, Lehrern, Erzeugern und anderen lokalen Freiwilligen gegründet. Gemeinsam vermitteln sie den Kindern Wissen über die Pflanzen und nachhaltige, umweltfreundliche Anbaupraktiken und lassen sie fast verschwundene Geschmacksrichtungen wieder entdecken. Das Programm verbindet soziale Aspekte, Umwelt, Schulung der Sinne und bewussten Verbrauch. 15 Die Universität der Gastronomischen Wissenschaften An dieser Universität wird nicht gekocht: Die Studenten besuchen Seminare in Fächern wie Botanik, Lebensmitteltechnologie, Landwirtschaftsgeschichte, sensorische Bewer tung und Anthropologie. Der Lehrplan verbindet geistes- und naturwissenschaftliche Fächer mit Lebensmitteltechnologie und -kultur, Bewahrung der biologischen Vielfalt und Schutz der gastronomischen Traditionen. Auf dem Campus in Pollenzo in Piemont werden jedes Jahr 65 Studenten aus aller Welt für das dreijährige Basisstudium mit Diplom in gastronomischen Wissenschaften immatrikuliert, das auf Italienisch und Englisch unterrichtet wird. Ein weiterer Studienort befindet sich in Colorno, Emilia Romagna, der 50 Studenten zwei Masterstudiengänge bietet. Die UNISG ist eine private Universität, die von Slow Food in Zusammenarbeit mit den Regionalbehörden der Regionen Piemont und Emilia Romagna gegründet wurde. Sie ist die erste akademische Institution der Welt, die den gastronomischen Wissenschaften gewidmet ist, und vermittelt einer neuen Generation die Philosophie, die hinter Slow Food steht. Für weitere Informationen über die Universität der gastronomischen Wissenschaften besuchen Sie bitte www.unisg.it. 16 17 Veröffentlichungen “Essen ist unsere gemeinsame Grundlage, eine universelle Erfahrung.” James Beard, amerikanischer Gastronom Slow Food hat den Verlag “Slow Food Editore“, die internationale Webseite www.slowfood.com und die nationalen Newsletter ins Leben gerufen, um seine Philosophie zu verbreiten. Slow Food Editore Mit der Beteiligung an der Gründung von Gambero Rosso, der gastronomischen Beilage einer römischen Zeitung, begann Slow Food 1986, sich im publizistischen Bereich zu engagieren. Im Jahr 1987 wurde die erste Ausgabe von Vini d’Italia (Italienische Weine) veröffentlicht, der bis heute wichtigste, jährlich erscheinende Italien-Weinführer, erhältlich in den Sprachen Italienisch, Englisch und Deutsch. Weitere Bücher über Essen und Trinken folgten, und so wurde 1990 Slow Food Editore gegründet. Der Katalog der Verlagshauses führt inzwischen mehr als 100 Titel: Restaurant- und Weinführer, Reiseführer, Kochbücher, aber auch Essays und Handbücher. Einige davon werden von Partnerverlagen auch in deutscher Sprache herausgegeben. 18 Die nationalen Publikationen Ein wahrer Ausdruck der lokalen Identität von Slow Food sind die vierteljährlich erscheinenden Publikationen. Sie sind das direkteste Kommunikationsmittel für Länder, in denen ein enges Netzwerk an Convivien besteht. Allen Mitgliedern wird angetragen, mit Geschichten über regionale Lebensmittel, Förderkreisprojekte, Bildungsinitiativen, Veranstaltungen des Conviviums und anderen “Slow Happenings” beizutragen. 2006 gab es in 13 Ländern nationale Newsletter oder Zeitschriften, die man von der internationalen Webseite herunterladen kann. Slowfood.com Seit 2001 ist die englischsprachige Webseite www.slowfood.com die “virtuelle” Stimme der internationalen Slow Food-Bewegung. Die Seite wird laufend ausgebaut und verzeichnet alle Aktivitäten der Bewegung, sobald sie in der Entwicklungsphase stecken. Das Herzstück dieser Seite nennt sich Sloweb, eine dynamische Online-Tageszeitung mit Neuigkeiten und Artikeln von ausgezeichneten Spezialisten und Kennern wie Matthew Fort, Food-Chefredakteur der britischen Tageszeitung The Guardian , oder der indischen Umweltaktivistin Vandana Shiva. Die Webseite ist auch eine bequeme Art, die Organisation kennen zu lernen und um Karten für große Slow Food-Veranstaltungen zu kaufen. Convivien können ihre Neuigkeiten auf diese internationale Seite setzen, da diese mit unzähligen nationalen und lokalen Slow Food-Internetseiten verbunden ist. 19 Die Stiftung für biologische Vielfalt 20 Heutzutage vertrauen wir bei der menschlichen Ernährung auf wenige Getreidesorten – weniger als 30 Pflanzenarten übernehmen 95% der Welternährung. Im vergangenen Jahrhundert starben 300.000 Pflanzensorten aus. Seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts hat Amerika 93% seiner landwirtschaftlichen Produkte eingebüßt, Europa knapp 85%. Die Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt ist die Non- “Vielfalt ist die Profit-Institution, die hinter den Slow Food-Projekten für Öko- Seele des Gastronomie steht. Sie wurde 2003 von der Slow Genusses.” Food-Bewegung in Zusammenarbeit mit der Region Toskana gegründet. Ihr Auftrag ist es, Projekte zu organisieren und zu Aphra Behn (The Rover, 1677) finanzieren, die unser Welterbe an landwirtschaftlicher, biologischer Vielfalt und gastronomischen Traditionen bewahren. Die direkten finanziellen Beiträge der Stiftung sind im Besonderen für die am wenigsten entwickelten Länder der Welt bestimmt, in denen der Schutz der biologischen Vielfalt nicht nur Verbesserung der Lebensqualität bedeutet, sondern auch die Rettung von Leben, Gemeinschaften und Kulturen. Die Gelder werden verwendet, um Slow FoodProjekte für biologische Vielfalt, einschließlich der Arche des Geschmacks und der Förderkreise, zu unterhalten. Um zu spenden oder um mehr über die Stiftung für biologische Vielfalt, die Arche des Geschmacks und die Förderkreise zu erfahren, besuchen Sie die Webseite www.slowfoodfoundation.com. 21 Die Arche des Geschmacks Die Arche des Geschmacks hat das Ziel, in Vergessenheit geratene Geschmäcker wieder zu entdecken, zu katalogisieren und exzellente gastronomische Erzeugnisse, die im Begriff sind zu verschwinden, zu dokumentieren. Seit die Initiative 1996 ihre Arbeit aufnahm, wurden mehr als 500 Erzeugnisse aus Dutzenden von Ländern von überall aus der Welt in die Arche aufgenommen. Vom argentinischen Capia Korn über den sizilianischen Thymianhonig aus den Monti Iblei bis hin zum finnischen Kalakukko Brot ist alles inbegriffen. Durch die Arche sind diese Lebensmittel dokumentiert und anerkannt. Die Arche dient all denen als Ressource, die Interesse haben, seltene Arten wieder ins Leben zu rufen und den wahren Reichtum an Lebensmitteln kennen zu lernen, den uns die Welt bereithält. Der Arche-Ausschuss eines jeden Landes, der sich aus Forschern, Wissenschaftlern und Nahrungsmittelexperten zusammensetzt, ist verantwortlich für die Auswahl der Erzeugnisse, die in die Arche aufgenommen werden. Der internationale Arche-Ausschuss, der sich aus Repräsentanten der nationalen Ausschüsse zusammensetzt, gibt die Richtlinien für die nationalen Ausschüsse vor und wägt die Kandidatur von potentiellen Arche-Passagieren ab, die in ihrem Land über keinen eigenen Arche-Ausschuss verfügen. 22 Die Förderkreise Förderkreise sind kleine Projekte, die das Ziel haben, Gruppen handwerklicher Erzeuger zu unterstützen. 2000 entwickelte Slow Food das Konzept als praktische Umsetzung der Arche des Geschmacks, um die Präsenz von unterschiedlichen traditionellen Lebensmitteln auf dem Markt zu fördern. Von dem aus Kanada stammenden Red Fife Weizen bis hin zum marokkanischen Argan-Öl und dem holländischen Oosterschelde-Hummer sind die Slow Food-Förderkreise rund um den Globus tätig, um Lebensmittel zu fördern, Märkte zu schaffen, ein Erbe zu bewahren und Verbraucher zu erziehen. Die Strategien der Förderkreise variieren je nach Projekt und Erzeugnis. Das Betätigungsfeld reicht dabei von der Zusammenführung von Erzeugern über die Koordinierung der Promotion bis hin zum Festlegen von Richtlinien und der direkten Investition in die Anlagen, die der Bauer für seine Arbeit braucht. Slow Food-Förderkreise arbeiten zwar auf unterschiedliche Art und Weise, aber ihr Ziel ist dasselbe: handwerklich erzeugte Produkte zu fördern, mit Erzeugern Produktionsstandards zu etablieren, die die Qualität des Produkts sichern, und vor allem, traditionellen Lebensmitteln eine lebensfähige Zukunft zu garantieren. 23 Terra Madre Terra Madre ist das Slow Food-Projekt mit dem Ziel, ein internationales Netzwerk von Lebensmittelbündnissen, Köchen und Wissenschaftlern aufzubauen, um ein neues Produktionssystem kleineren Maßstabs zu etablieren, welches sich auf gute, saubere und faire Lebensmittel konzentriert, welches von Respekt gegenüber Mensch und Erde geprägt ist und welches die geschmackliche Diversität, sowie die Vielfalt von Lebensmitteln in dieser Welt zu bewahren hilft. Terra Madre begann 2004 in Turin mit dem bahnbrechenden Welttreffen der Lebensmittelbündnisse. Terra Madre unterstützt in einer Welt, die von Agrarindustrie dominiert ist, die kleinräumige, nachhaltige und traditionelle Landwirtschaft. Züchter, Produzenten und Händler haben angefangen, kleine Treffen, internationalen Austausch und Netzwerke zu organisieren. Sie sind ein wichtiger Teil der Slow Food-Philosophie, und viele von ihnen haben sich der Bewegung angeschlossen. Alle zwei Jahre treffen sich Vertreter aus den verschiedenen Bereichen der Lebensmittelproduktion in Turin, um Aspekte, die sie betreffen, zu diskutieren, um ihre Erfahrungen auszutauschen und um angehört zu werden. Während des Welttreffens nehmen die Delegierten an Workshops und Gesprächen teil, die sich auf die Hauptthemen Nachhaltigkeit, biologische Vielfalt und Entwicklung von lokalen Gemeinschaften beziehen. Terra Madre 24 "Ein Lebensmittelbündnis ist eine physisch identifizierbare Entität, die gemeinsame bietet dem kalifornischen Aprikosenzüchter die Chance, mit ei- Werte, Interessen und Ziele besitzt und mit nem peruanischen Obstanbauer zu sprechen, einem italienischen der Bewahrung von Saatgut, Anbau, Ernte, und einem spanischen Küstenfischer, Ideen auszutauschen, und Tierzucht, Fischerei, Lebensmittelverarbeitung einem kanadischen und einem äthiopischen Weizenfarmer, ge- und -vertrieb, Marketing, Ausbildung und verschiedenen öko-gastronomischen Tätigkeiten in kleinem Rahmen beschäftigt ist, um den Konsumenten Lebensmittel hoher Qualität anzubieten." Carlo Petrini meinsam zu speisen, zu diskutieren und Freundschaft zu schließen. Ein Fest der Kleinbauern, dem alle, von Frei Betto, Berater des Präsidenten Lula in Brasilien über Seine Königliche Hoheit Prince of Wales bis zu Giorgio Napolitano, dem italienischen Staatspräsidenten, ihre Unterstützung gewähren. Das zweite Treffen Terra Madre 2006 vereinte 9.300 Teilnehmer: 5.000 handwerkliche Lebensmittelerzeuger, Bauern und Fischer, die 1.600 Lebensmittelbündnisse aus 150 Ländern vertraten, 1.000 Köche und über 400 Wissenschaftler aus 225 Universitäten, 2.300 NGOs und institutionelle Vertreter, sowie 1000 Journalisten. Terra Madre wird mittlerweile auch regional veranstaltet, so in Schweden, Brasilien und im Mittleren Osten. Für weitere Informationen zu Terra Madre, besuchen Sie www.terramadre2006.org 25 Zusammenführung von Erzeuger und Verbraucher 26 © O. Franken “Für Erzeuger ist Slow Food beides, Richtschnur und Schirm, unter dem Zuflucht vor anwachsen- Slow Food organisiert Veranstaltungen, um Erzeuger vorzustellen und zu fördern, die schmackhafte Lebensmittel dem Bürokratismus zu finden ist – auf nachhaltige Weise anbauen. Convivien-Treffen und hier finden wir kleinen Erzeuger internationale Veranstaltungen bieten Gelegenheit, die einen Anreiz, nicht auf die Beziehungen zwischen Produzent und Konsument, bzw. kommerzielle Schiene zu geraten.” Co-Produzent enger zu knüpfen, ein wesentlicher Schritt, Peter Gott, um eine Zukunft im Zeichen des Geschmacks zu schaffen. Sillfield Farm, England 27 Salone del Gusto Alle zwei Jahre im Oktober heißt der Salone del Gusto eine wachsende Anzahl von Besuchern (172.000 im Jahr 2006) in Turin, in SALONE DEL GUSTO Italien willkommen. Während der fünf Veranstaltungstage können geräuchertem Fleisch, eingelegtem Gemüse, Käsesorten, Schinken, Bieren, Champagnersorten und jeder nur erdenklichen Lebensmittelspezialität aus Dutzenden von Ländern wie auch eine Önothek mit Tausenden von zu verkostenden Weinen besuchen. Sie können an mehreren hundert Geschmackserlebnissen, an kulinarischen Ausflügen ins Piemont und am Theater des Geschmacks teilnehmen, in dem berühmte Chefköche für ein begeisterungsfähiges Publikum kochen. Außerdem gibt es verschiedene Bereiche, die der Geschmackserziehung bei Kindern und Erwachsenen gewidmet sind. Der Salone del Gusto ist Schauplatz für bewusste Erzeuger, um mit der Öffentlichkeit in Kontakt zu kommen, die immer mehr an hochwertigen Lebensmitteln interessiert ist, und es ist ebenfalls ein idealer Ort, um Geschmackserziehung bekannt zu machen und die Öffentlichkeit über die bedrohte biologische Vielfalt zu informieren. Vor allem aber ist es ein Ort, um der Gaumenfreude zu frönen. Für weitere Informationen besuchen Sie www.salonedelgusto.com. 28 © O. Franken sie einen riesigen Markt mit Reihen voller Süßigkeiten, Getreide, ® © O. Franken 29 © O. Franken © O. Franken Cheese, Formen der Milch Vom scharfen Geschmack des Almkäses Toma bis hin zum Büffelmozzarella – die Milch nimmt so zahlreiche und unterschiedliche Formen an, dass Slow Food beschloss, eines seiner großen Festivals ganz dem Käse zu widmen. Die Cheese findet alle zwei Jahre in Bra, Italien, statt, einem historischen Zentrum zur Lagerung und dem Verkauf von Käse. Die erste Cheese wurde 1997 ausgerichtet, und inzwischen ist sie so berühmt, dass über 100.000 Besucher – fast dreimal soviel wie die gesamte Einwohnerzahl der Stadt – im Laufe der dreitägigen Septemberveranstaltung durch Bra schlendern. Die Cheese bietet Gelegenheit, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf wichtige Fragen zu lenken, wie den Rechtsstreit gegen Rohmilchkäseerzeuger und das Verschwinden der traditionellen Wanderweidewirtschaft. Hunderte von Käsesorten aus der ganzen Welt werden den Besuchern präsentiert. Slow Food und Rohmilchkäse Beim Pasteurisieren von Milch werden potentiell schädliche Mikroorganismen abgetötet, die durch die Lagerung bei ungeeigneten Temperaturen oder durch das Melken von ungesunden Tieren entstehen können. Trotzdem ist die Pasteurisierung ein unnötiger Schritt, wenn Käse sorgfältig und in kleinen Mengen gemacht wird. Denn durch die kurzzeitige Erhitzung wird auch die nützliche Mikroflora abgetötet, die zu seinem einzigartigen Geschmack beiträgt. Es ist kein Zufall, dass viele der großen, bekannten Käsesorten der Welt aus Rohmilch gewonnen werden, sowohl Parmigiano Reggiano als auch Roquefort und Emmentaler. Im Jahre 2000 hat Slow Food für das Manifest zur Verteidigung von Rohmilchkäse (erhältlich unter www.slowfood.com) 20.000 Unterschriften gesammelt, um die Rechte der Käser in den Ländern zu wahren, in denen überzogene Hygienevorschriften das Herstellen von Rohmilchkäse zunehmend erschweren. Alle Slow FoodFörderkreise für Käse betreffen Rohmilchkäsesorten, und Slow Food setzt in den USA, Irland, Großbritannien und Australien einen besonderen Schwerpunkt auf die Wahrung der Rechte für die Herstellung dieser Käsesorten. 30 Slow Food und die Fischerei Slow Fish Der weltweite Bestand großer Meeresfische ist seit dem Zweiten Weltkrieg um 90% zurückgegangen, während beim Fischverbrauch nichts auf ein Nachlassen hinweist. Intensive industrielle Befischung zerstört nach und nach diese traditionelle Nahrungsquelle. Vor diesem Hintergrund organisierte Slow Food 2004 erstmals die Messe Slow Fish, die ganz dem nachhaltigen Fischfang gewidmet ist. Ziel der Veranstaltung ist es, Lösungen zur Behebung der Krise in unseren Ozeanen vorzuschlagen, die nach wie vor einen verantwortungsvollen Genuss der Gaben der Meere erlauben. Die Slow Fish findet alle zwei Jahre in der italienischen Hafenstadt Genua statt: Es gibt einen Markt der Fische und Meeresfrüchte, Geschmackserziehung für Kinder, Geschmackserlebnisse, Verabredungen zum Essen sowie ein Theater des Geschmacks. Es ist schwierig, die vielen Faktoren vereinfacht darzustellen, welche die Gesundheit der Fischpopulation beeinflussen. Sie reichen von der Verschmutzung der Meere bis hin zu den globalen Klimaveränderungen. Fisch ist die einzige primäre Proteinquelle der entwickelten Welt, die vorwiegend aus der Wildnis stammt, und ist in letzter Zeit eine der problematischsten geworden. Wie kann Slow Food für den Verzehr von einem Produkt werben, von dem wir weniger essen sollten? Slow Food-Förderkreise unterstützen Küstenfischerei in kleinem Rahmen und althergebrachte Fischereimethoden, Verarbeitungen und Konservierungen, die nachhaltig sind und hervorragende Produkte erzeugen, die einen Teil unserer kulturellen Identität bilden. Slow Food fördert den Verbrauch von Fisch vom unteren Ende der Nahrungskette – die kleineren, grätigeren Fische, die lange Zeit Grundlage der mediterranen Küche entlang der Küste waren. Der Verzehr von diesen unbekannten, aber wohlschmeckenden Fischsorten lindert den Druck, der auf den populäreren Menüvorschlägen lastet. Zu guter Letzt wird der wilde Fischbestand geschützt durch die Unterstützung von traditionellen, umweltfreundlichen Fischfarmen, wie beispielsweise Austernzucht oder gering besiedelte Frischwasserbeckensysteme, die ein wohlschmeckenderes Produkt erzeugen als der industrielle Gegenpart. 31 Weltweite Veranstaltungen Zusätzlich zu den internationalen Veranstaltungen organisieren die Convivien, oft mit Unterstützung von nationalen Geschäftsstellen, hunderte von nationalen und regionalen Veranstaltungen. Dazu gehören: Salon du Goût et des Saveurs d’Origine, Montpellier, Frankreich Alle zwei Jahre findet dieses Fest des Terroirs statt, eine Ausstellung von Speisen und Wein aus aller Welt sowie von internationalen Förderkreisprojekten, die besonders repräsentativ für gebietsgebundene Geschmacksrichtungen und Kultur sind. Es gibt einen großen Markt des Geschmacks, unzählige Geschmackserlebnisse, ethnische Kochvorführungen sowie eine Önothek mit hunderten Flaschen zum Verkosten. Slow Bier, Münchberg, Deutschland Die erste Slow Food-Veranstaltung zum Thema handwerkliches Bier und Brautraditionen findet in Münchberg in Oberfranken statt. Den Besuchern wird neben den verschiedenen Veranstaltungen eine Ausstellung und ein Markt der traditionellen Biere aus diesem Gebiet und aus verschiedenen europäischen Ländern geboten, wie auch eine „Bierothek“ mit mehr als 80 Biersorten, Stände mit Wurstwaren, Käse und Brot, Geschmackserlebnisse, die Vielfalt und Reichtum des Bieres zeigen. A Taste of Slow, Melbourne, Australien Australiens wichtigste Slow Food-Veranstaltung ist ein zweiwöchiges Programm mit Kursen, Menüs, Gesprächen und Verkostungsmöglichkeiten. Die Besucher haben die Chance, von den lokalen und internationalen Lebensmittelexperten 32 und Köchen zu lernen, das beste australische Essen zu probieren und deren Erzeuger zu treffen. Urban Harvest, New York City, USA Slow Food USA und das Französische Kulinarische Institut schließen sich zusammen, damit die Erntezeit in Manhattan einzieht. Als wahrhafte Verschmelzung von Stadt und Land feiert “Urban Harvest” die Jahreszeit, indem man auf großstädtischen und ländlichen Flächen erntet. Von einer Apfelverkostung bis zu einer Käsehöhle, in der die Besucher Rohmilch-Bauernkäse aus dem Nordosten kosten können, beliefert “Urban Harvest” die Stadtbewohner mit dem Aroma des Landlebens. Wie könnte man in der Stadt den Herbst besser feiern? Slow Food Ireland Weekend, Irland An diesem alljährlichen Wochenende rund um die irische Ess- und Trinkkultur werden die Besucher mit wildem, geräuchertem Lachs und Kerry-Rindfleisch bewirtet. Außerdem können sie gemeinsam mit Historikern, Journalisten und Chefköchen handwerkliche Erzeuger von Blutwurst und Rohmilchkäse besuchen. Ein Bauernmarkt und Geschmackserlebnisse runden die Veranstaltung ab. Convivien und Terra Madre Meeting, Machakos, Kenia Die Vertreter der Convivien und der Terra Madre-Lebensmittelbündnisse in Kenia haben Regierungsbehörden und die NGOs in Machakos getroffen, um Anregungen für die Lebensmittelproduktion und -verteilung in ihrem Land zu besprechen und um ihre Arbeit und Aufgaben zu diskutieren. 33 Immer langsam Slow 34 Slow Food ist der Schnittpunkt von Ethik und Genuss, von Nachhaltigkeit und Gastronomie. Als Bollwerk gegen die Homogenisierung des Geschmacks, die unbeschränkte Macht der Multiunternehmen, die industrielle Landwirtschaft und den Wahn der Schnelllebigkeit gibt Slow Food den Lebensmitteln ihre kulturelle Würde zurück und verlangsamt den Rhythmus der gemeinsamen Tafelfreuden zu Tisch. “Tafelfreuden gehören jedem Menschen, jedem Land, jedem Platz in der Geschichte oder jeder Gesellschaft. Sie sind Teil all unserer anderen Genüsse, aber sie sind am dauerhaftesten und können uns trösten, wenn der Rest sich verlebt hat.” Anthelme Brillat-Savarin, Französischer Gastronom Slow Food heißt mit gleicher Nonchalance japanische Chefköche und Fischer einer chilenischen Insel, Sommeliers der größten französischen Weingüter und sibirische Melkerinnen willkommen. Es ist eine Welt voller Menschen, die Wissen und Erfahrungen austauschen. Es ist eine Menschheit, die den schlichten Genuss von Lebensmitteln zu einem politischen Akt erhoben hat. Es ist das Bewusstsein, dass hinter jeder Speise Entscheidungen stehen, die auf dem Feld, auf Schiffen, in Weinbergen, in Schulen und in den Parlamenten gefällt wurden. 35 FAQs: Häufig gestellte Fragen Warum der Name Slow Food? Als bewusste Anspielung auf den Gegensatz zu den Werten des Fast Food will Slow Food eine Einladung zu einem Leben ohne Eile sein, das an der Essenstafel beginnt. Warum ist die Schnecke unser Symbol? Die Schnecke wurde wegen der Langsamkeit ihrer Bewegung ausgesucht, mit der sie sich in aller Ruhe ihren Weg durchs Leben frisst. Warum entstand Slow Food in Bra, Italien? Bra, die Heimat des Gründers Carlo Petrini, liegt mitten in einem Gebiet, das für seine Weine, weißen Trüffel, Käse und Rindfleisch berühmt ist. Essen war auf der italienischen Halbinsel schon immer integraler Bestandteil der freundschaftlichen Beziehungen. Insofern war diese Stadt die perfekte Brutstätte für die Slow Food-Bewegung. Was sind Città Slow? Slow Food hat zur Entwicklung von Città Slow (lebenswerte Städte) angeregt: Das sind unabhängige Gruppen von Städten und Kleinstädten, die die Lebensqualität ihrer Bewohner verbessern möchten, im Besonderen hinsichtlich des Essens. Città Slow halten sich an eine Reihe von Richtlinien, um zu schöneren und lebenswerteren Orten zu werden. So wird einmal in der Woche die Innenstadt für den Verkehr gesperrt und bei der Infrastruktur eine Politik eingeschlagen, die die typische Besonderheit der Stadt erhält. Città Slow 36 zielen darauf ab, traditionelle Lebensmittel zu wahren sowie Raum und Gelegenheit für den Kontakt zwischen Verbrauchern und Qualitätserzeugern zu schaffen. Città Slow sind von Norwegen bis Brasilien überall entstanden, allein in Italien gibt es mehrere Dutzend. Für weitere Informationen zu den Città Slow besuchen Sie www.cittaslow.net. Bedeutet Slow Food organische Landwirtschaft? Slow Food befürwortet die Prinzipien, die hinter der organischen Landwirtschaft stehen, beispielsweise das Eintreten für eine umweltschonende Bewirtschaftung und für die Reduzierung des Einsatzes von Pestiziden überall auf der Welt. Dennoch ist Slow Food der Meinung, dass organische Landwirtschaft, wenn sie in massivem und großflächigem Rahmen betrieben wird, dem konventionellen Monokulturanbau sehr ähnelt. Insofern wird allein das Zertifikat für organische Landwirtschaft nicht als zuverlässiger Nachweis betrachtet, dass das Erzeugnis auf nachhaltige Weise angebaut wurde. Obwohl die meisten Förderkreise organische Techniken einsetzen, verfügen nur wenige über eine Beglaubigung, da die Kosten für das Zertifikat für organischen Anbau sehr hoch sind. Um ein Förderkreis zu werden, müssen die Produkte den Konzepten für nachhaltige Landwirtschaft entsprechen, und darüber hinaus bemüht sich Slow Food um die Garantie, dass sie traditionell, naturbelassen, sicher und – vor allem – von hoher geschmacklicher Qualität sind. Ein Ziel der Stiftung für biologische Vielfalt ist es, in den nächsten Jahren für die Zertifizierung von Förderkreisprodukten zu werben (und wenn möglich sie zu finanzieren), für die diese Zertifizierung Märkte eröffnen oder Einnahmen steigern könnte. Wie steht Slow Food zu gentechnisch veränderten Organismen? Während Slow Food nicht gegen die Forschung von Universitäten oder Behörden ist, lehnt der Verein dem kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen ab. Wir sind fähig, das Gen einer Spezies in eine andere zu verpflanzen, aber wir sind bislang nicht fähig das Ergebnis vorherzusagen oder zu kontrollieren, und so schaffen wir damit eine Bedrohung für unsere natürliche und landwirtschaftliche, biologische Vielfalt. Ein weiteres Problem mit dem Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen ist die Tendenz, den Bauern die Entscheidung, welche Pflanze er anbauen will, aus der Hand zu nehmen. Wenn Samenflug eines GVO Feldes meilenweit fliegt und konventionell oder organisch bebaute Felder bestäubt, stecken Landwirte unwillentlich und unwissentlich ihre Arbeit und ihr Kapital in eine Ernte, die sie nicht gepflanzt haben. Slow Food glaubt, dass alle Produkte, die genetisch veränderte Inhaltsstoffe enthalten, gesondert gekennzeichnet werden müssen, um dem Verbraucher zu ermöglichen, eine bewusste Entscheidung zu treffen, was er unterstützen und was er schlucken möchte. 37 Wie finanziert sich Slow Food? Der internationale Verein erzielt den größten Teil seiner Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen. Durch Eintrittskarten beim Salone del Gusto und bei anderen internationalen Veranstaltungen kommen weitere Einnahmen hinzu, ebenso wie der Verkauf von Waren und Büchern zur Finanzierung von Slow Food beiträgt. Die sieben nationalen Slow Food-Vereine erhalten einen Teil der Mitgliedsbeiträge und bekommen zusätzliche Fonds aus anderen Quellen wie Förderern und Institutionen. Slow Food Italien ist der älteste nationale Verein mit der am weitesten entwickelten Mittelbeschaffung, wie beispielsweise durch das Verlagshaus Slow Food Editore. Ein weiterer geschäftlich tätiger Zweig ist Slow Food Promozione, das Büro, das die großen Slow Food-Veranstaltungen organisiert, Veröffentlichungen verkauft und Förderer ausfindig macht, die mit der Slow Food-Philosophie übereinstimmen. Laut Vereinssatzung übertragen Slow Food Editore und Slow Food Promozione ihre Gesamtgewinne dem Verein. Hat Slow Food-Richtlinien zum Fundraising? Ja. Beim Fundraising (Beschaffung von finanziellen Mitteln) steht für Slow Food ganz zu Anfang der Wunsch, langfristige Partnerschaften mit den Förderern zu schaffen, die sich auf ein gegenseitiges Verständnis und auf eine gemeinsame Philosophie gründen. Förderer dürfen keine Tätigkeiten ausüben, die im Widerspruch zu der Philosophie der Bewegung stehen, und Slow Food behält sich in vollkommener Achtung seiner Mitglieder totale Autonomie vor – der Verein lässt sich in seinen Entscheidungen oder Aktivitäten nicht beeinflussen. Für die gesamten Richtlinien zum Fundraising besuchen Sie www.slowfood.com. 38 Aufteilung des Mitgliedsbeitrages 10% Slow Food Mitglieder Service Center / Nationale Geschäftsstelle Mitgliedsausweise, Porto, gebührenfreie Telefonnummer, Database Management 10%-15% Convivium 30%-40% lokale Veranstaltungsplanung Slow Food Internationales Büro Entwicklung der Bewegung, nationale Newsletter, Mitgliederunterlagen, internationale Meetings 15%-20% Slow Food Editore Veröffentlichung von Publikationen 20%-30% Die Slow Food Stiftung für biologische Vielfalt Unterstützung von Arche- oder Förderkreisprojekten Wofür wird mein Mitgliedsbeitrag verwendet? Die Mitgliedsbeiträge werden zwischen dem Convivium und den verschiedenen Abteilungen der internationalen Slow Food-Hauptstelle aufgeteilt, welche sie zugunsten der Mitglieder bereitstellt. Auf lokaler Ebene werden die Gelder verwendet, um die Aktivitäten des Conviviums zu planen. Die internationale Hauptstelle verwendet die Gelder, um Publikationen zu veröffentlichen und um die Slow Food-Projekte für biologische Vielfalt zu fördern. Wird ein nationaler Verein etabliert, geht der Anteil des Mitgliedsbeitrages vom Mitglieder Service Center zurück an das entsprechende nationale Büro. Darf ich das Slow Food-Logo für meine Erzeugnisse oder für mein Restaurant verwenden? Das Slow Food-Logo ist ein eingetragenes Markenzeichen und soll grundsätzlich nur in Verbindung mit nationalen, internationalen Slow Food- oder Convivium-Veranstaltungen verwendet werden. Die vollständige Charta zur Nutzung der Slow Food-Marken findet sich unter www.slowfood.com. Wo kann ich Slow Food-Bücher in meiner Sprache finden? Englisch: Unter www.slowfoodusa.org, www.slowfood.com, www.slowfoodireland.com und über das Londoner Verlagshaus Grub Street Italienisch: Unter www.slowfood.it Deutsch: Unter www.hallwag-verlag.de und www.rotpunktverlag.ch Holländisch: Unter www.metsenschilt.com und www.roulartabooks.be (Flandern) Französisch: Unter www.souffledor.fr 39 Slow Food: Die Geschichte 1986 Bra, Serralunga d’Alba, und Barolo, Italien Die 62 Gründungsmitglieder treffen sich, um Arcigola einzuweihen, den Vorgänger von Slow Food. 1989 Paris, Frankreich Die internationale Slow Food-Bewegung wird mit einem Gründungsmanifest ins Leben gerufen, das Delegierte aus 15 Ländern unterzeichnen. 1990 Bra, Italien Slow Food Editore, das Verlagshaus, wird gegründet. Venedig, Italien Slow Food hält seinen ersten internationalen Kongress ab. 1992 Königstein, Deutschland Slow Food Deutschland wird gegründet. 1993 Zürich, Schweiz Slow Food Schweiz wird gegründet. 1994 Palermo, Italien Der nationale Kongress von Slow Food Italien entscheidet, in die internationale Entwicklung von Slow Food zu investieren. 1996 Bra, Italien Slow Food International wird als rechtliche Körperschaft gegründet und das Internationale Slow Food-Büro wird eröffnet. Die erste Ausgabe von Slow erscheint in Italienisch, Englisch und Deutsch. Turin, Italien Der erste Salone del Gusto findet statt. Turin, Italien Die Arche des Geschmacks wird lanciert. 1997 Bra, Italien Cheese, die Formen der Milch findet erstmals statt. Orvieto, Italien Slow Food hält seinen zweiten internationalen Kongress ab. 1998 Turin, Italien Slow Food hält seinen dritten internationalen Kongress ab. 2000 New York, USA Slow Food USA wird mit einem nationalen Büro in New York City ins Leben gerufen. Bra, Italien Das Förderkreisprojekt wird eingeführt. Bologna, Italien Der erste Slow Food Preis für den Schutz der biologischen Vielfalt wird vergeben. Bra, Italien Die internationale Webseite www.slowfood.com geht online. 2001 40 2002 Brüssel, Belgien Der Präsident der Europäischen Kommission, Romano Prodi, zeichnet Carlo Petrini mit dem Sicco-Mansholt-Preis 2002 aus. Damit wird der Beitrag von Slow Food zur nachhaltigen Landwirtschaft gewürdigt. 2003 Lastours, Frankreich Slow Food Frankreich wird mit einem nationalen Büro in Montpellier ins Leben gerufen. Neapel, Italien Slow Food hält mit über 600 Delegierten seinen vierten internationalen Kongress ab. Slow Food beschließt, sich auf Entwicklungsländer zu konzentrieren. Taormina, Italien Slow Food bietet 28 europäischen Landwirtschaftsministern bei ihrem informellen Treffen ein Buffet mit typischen Erzeugnissen. Montpellier, Frankreich Die Veranstaltung Aux Origines du Goût findet zum ersten Mal statt. 2004 Sendai, Japan Slow Food Japan wird mit einem nationalen Büro in Sendai ins Leben gerufen. Rom, Italien Die FAO (Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Vereinten Nationen) nimmt offiziell die Zusammenarbeit mit Slow Food auf. Genua, Italien Die Messe Slow Fish findet zum ersten Mal statt. Pollenzo, Italien Die Universität der gastronomischen Wissenschaften wird eröffnet. Turin, Italien Die erste Terra Madre, das Welttreffen der Lebensmittelbündnisse, bringt 5.000 Landwirte und Lebensmittelerzeuger zusammen. London, GB Das Time Magazine (Europäische Ausgabe) nimmt Carlo Petrini in die Liste der 29 “Europäischen Helden” des Jahres 2004 auf. 2005 Großbritannien Slow Food Großbritannien wird ins Leben gerufen. Porto Alegre, Brasilien Slow Food arbeitet mit dem Minister für Landwirtschaftsentwicklung zusammen, um auf dem World Social Forum 2005 ein Seminar abzuhalten. Machakos, Kenia Die Slow Food-Convivien und Terra Madre-Lebensmittelbündnisse aus Kenia treffen sich zum ersten Mal. 2006 Bra, Italien Slow Food Italien feiert seinen 20. Geburtstag. 41 Das Slow Food Manifest Unser Jahrhundert begann und entwickelte sich unter dem Zeichen Offiziell wurde Slow Food Wir sind Sklaven der Geschwindigkeit und unterliegen alle demsel- International ins Leben gerufen, als ben heimtückischen Virus: der Schnelllebigkeit, die unsere Abgesandte aus 15 Ländern dem Gewohnheiten durchbricht, in die Privatsphäre unseres Zuhauses Slow Food Manifest beipflichteten, vordringt und uns dazu bringt, uns mit Fast Food zu ernähren. der industriellen Zivilisation: Zuerst wurden Maschinen erfunden und schließlich wurden sie zum Lebensmodell erhoben. das am 9. November 1989 vom Gründungsmitglied Folco Portinari verfasst wurde. Um seinem Namen zur Ehre zu gereichen, müsste der Homo Sapiens sich selbst von diesem Tempo befreien, bevor er von diesem verschlungen wird. Die einzige Schutzmaßnahme, um dem universellen Wahn der Schnelllebigkeit etwas entgegen zu setzen, ist der standhafte und stille materielle Genuss. Mögen die zuträgliche Dosis garantieren Sinnesgenusses und die langsame, lang anhaltende Gaumenfreude uns vor Ansteckung bei dem Pöbel bewahren, der Raserei mit Effizienz verwechselt. 42 Unsere Schutzmaßnahmen sollten mit Slow Food, mit bewusstem Essen, bei Tisch beginnen. Lasst uns die Aromen und Geschmäcker der regionalen Küchen neu entdecken und die degradierenden Auswirkungen von Fast Food verbannen. Im Namen der Produktivität hat die Schnelllebigkeit unser Wesen verändert und bedroht unsere Umwelt und Landschaften. Darauf ist Slow Food heute die einzig wahre, progressive Antwort. Das ist es, worum es in echter Kultur geht: Geschmack zu entwickeln, anstatt ihn zu entwürdigen. Und was könnte diesbezüglich hilfreicher sein als ein internationaler Austausch der Erfahrungen, Sachkenntnisse und Projekte? Slow Food gewährleistet eine bessere Zukunft. Slow Food ist eine Idee, die viele qualifizierte Anhänger braucht, um dabei zu helfen, dieses (langsame) gemeinsame Bestreben in eine internationale Bewegung zu verwandeln, deren Symbol eine kleine Schnecke ist. 43 Who's Who: Namensverzeichnis Internationaler Beirat Italien Silvio Barbero Gino Bortoletto Roberto Burdese Alberto Capatti Carlo Casti Antonio Cherchi Mavi Negro Gaetano Pascale Nanni Ricci Piero Sardo Renato Sardo Cinzia Scaffidi USA Barbara Bowman Erika Lesser Garrett Oliver Nancy Piianaia Hansjakob Werlen Deutschland Hans-Werner Bunz Helmut Ertel Hans-Georg Pestka Präsident Carlo Petrini (Italien) Vizepräsidenten Giulio Colomba (Italien) Alice Waters (USA) Vorstandsausschuss Paolo Di Croce (Italien) Michael Dimock (USA) Friederike Klatt (Deutschland) Jean Lhéritier (Frankreich) Giacomo Mojoli (Italien) Rafael Pérez (Schweiz) 44 Schweiz Luca Cavadini Giuseppe Domeniconi Australien James Broadway Leonie Furber Frankreich Didier Chabrol Holland Andrea van Gemst Japan Kazumi Oguro Hirotoshi Wako Großbritannien John Fleming Chris Walton Österreich Manfred Flieser Kanada Sinclair Philip Irland Darina Allen Terra Madre Repräsentantin Vandana Shiva Aus diesen Personen setzt sich der Exekutivausschuss von Slow Food zusammen. Sie wurden vom Internationalen Slow Food-Kongress 2003 in Neapel für vier Jahre in ihr Amt gewählt. Weitere internationale Beiräte werden entsprechend den Mitgliederzahlen hinzukommen. Für die aktuellste Liste besuchen Sie bitte www.slowfood.com Kontakt Slow Food P.zza XX Settembre, 5 12042 Bra (Cuneo) - Italien Tel. +39 0172 419611 [email protected] www.slowfood.com Slow Food Deutschland +49 (0)4271 951165 [email protected] www.slowfood.de Slow Food Schweiz 0800 562898 [email protected] www.slowfood.ch Slow Food USA +1 718 2608000 [email protected] www.slowfoodusa.org Slow Food Italien +39 0172 419611 [email protected] www.slowfood.it Gebührenfreie Rufnummern Österreich Australien Belgien Frankreich Irland Kanada Niederlande Spanien 0800 281141 1800 009684 0800 79329 0800 907164 1800 553930 18662 666661 0800 0227794 9009 86946 Slow Food Frankreich +33 (0)4 99 613047 [email protected] www.slowfood.fr Slow Food Japan +81 (0)22 7272347 [email protected] www.slowfoodjapan.net Slow Food UK +44 (0)1584 879599 [email protected] www.slowfooduk.co.uk 45 Es gibt Tausende Arten Slow Food zu unterstützen Weil Sie glauben, dass Lebensmittel gut, sauber und fair sein sollten, und dass alle Menschen unabhängig von ihren sozialen oder ökonomischen Bedingungen das Recht auf hochwertiges Essen haben. Weil Sie zusammen mit den Mitgliedern Ihres Conviviums gern am Tisch sitzen, um Ihre Region und deren Traditionen zu fördern, um ihre Lebensmittel und Erzeuger kennen zu lernen und bekannt zu machen. Weil Sie glauben, dass gastronomischer Genuss unlösbar mit unserem Erbe an Saatgut, Gemüse, Obst und Tierrassen, wie aber auch der kulinarischen Kultur verbunden ist. Weil Sie glauben, dass wir, um etwas zu beeinflussen und zu ändern, Verbraucher aller Altersgruppen erziehen müssen. 46 Tausende Arten... und noch eine Verbreiten Sie die Inhalte und helfen Sie Slow Food zu wachsen. Treten Sie bei! Slow Food Members Service Centre Via della Mendicità Istruita, 8 12042 Bra (Cuneo) – Italien www.slowfood.com [email protected] 47 Verfasser Simona Malatesta, Michèle Mesmain, Sarah Weiner, Winnie Yang Redaktion Renato Sardo Co-Redaktion Oliver Birk, Raimondo Cusmano, Ulrich Rosenbaum, Veronica Veneziano Grafikdesign Cristina Capussotti , Mauro Olocco, Paolo Rubei Druck Stamperia Ramolfo, Carrù, Italien Titelfoto © T. 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