Fingerprint und Mundraub.
Transcription
Fingerprint und Mundraub.
GRÜNEWELT WELT JOURNAL 8. OKTOBER 2014 ····················· ··· ····· · hnwag ························· ····· ·G·a··r·t·e··n··f·a·v··o······· · · · · · ·„··Wo Stadtbiotop riten· b on“ SE is ITEN 4 –7 e aus Vorarl Handw b e rg Holzso erk und hlen SE ITE 26 Torf u nd Kli mas Wie da s M o o r chutz Beine bekam S Schuh ························· ····· EITE 32 Zeit der Ernte Fingerprint und Mundraub. Der neue Blick auf das Lieblingsobst und seine Ver(z)ehrer FOTO: PHOTOCREW/FOTOLIA Individuell Komfortabel Nachhaltig Denk 83015-72 Erhältlich bei: Think!-Store Wien, Bauernmarkt 1, 1010 Wien Think!-Store Salzburg, Pfeifergasse 9, 5020 Salzburg Sowie im ausgewählten Schuhfachhandel. Aida 83262-42 www.thinkshoes.com Inhalt GRÜNE WELT JOURNAL FOTOS: FLY-HIGH DRACHENLADEN, WALTER VORBECK, WWW.LANDSCHAFTSARCHITEKTUR.AT, SONJA EDER, ESTHER KONSTANZER Schafsnasen und Kronprinzen Ob das bescheidene „Hausmütterchen“, der „Geflammte Kardinal“, der rotbackige „Kronprinz Rudolf“ oder die plattgedrückte „Schafsnase“ – alte Apfelsorten sind nachgefragt und überdies bekömmlicher als manches moderne Glamourprodukt. Der Konsument richtet den Blick auf das Besondere, seine Kaufentscheidung trifft er nicht mehr allein über den Preis. Das Bekenntnis zu regionalen Lebensmitteln, bevorzugt aus Bio-Herkunft, gehört zum guten Ton bei einer wachsend nachhaltig oriAusg entiertenKlientel.Fürsiekommtdie beim Eeuzeroicphnet Newspa ean gute Nachricht, dass schon bald pe Award r Schluss sein soll mit dem Regionaloder dem Bioschmäh. Wissenschaftler aus Tirol beweisen, dass Herkunfts- und Produktionsmethoden messbar sind. Sie können an Hand von Analysen feststellen, ob Äpfel, Käse oder Fleisch aus dem nächsten Tal, aus dem Nachbarland, aus China oder Neuseeland stammen. Auch gegen Verschwendung scheint bereits ein Kraut gewachsen zu sein. „Mundraub“ oder „Zero Waste Jam“ heißen Plattformen, die sich als Erntehelfer oder Umverteilerverstehen,indemsieherrenloses Obst verwerten, statt es vergammeln zu lassen. Und jetzt zur Nachlese. Wer frühere Ausgaben des „Grüne Welt Journals“ versäumt oder seine Sammlung verlegt hat, kann ab sofort von unserem neuen Service gratis Gebrauch machen. Einzelne Artikel, aber auch komplette Ausgaben, können als pdf bestellt werden, Printausgaben, so lange der Vorrat reicht. Auch für Anregungen und Fragen steht Ihnen das „Grüne Welt“-Team unter der neuen Mailadresse zur Verfügung. Die nächste Ausgabe erwartet Sie am 26. November. Ihre Ingrid Greisenegger [email protected] gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Mediaprint Zeitungs- & Zeitschriftenverlag GmbH & Co KG, UW 1063 04 22 32 34 36 Rückblick auf den Gartensommer Mehr Horizont als Zaun .................................... 04 Österreich ist Apfel-reich Zwischen Romantik und Realität ...................................... 08 Grün im Blick Tipps für Workshops und Wandern ....................................................... 14 Fingerabdruck Die Herkunft von Lebensmitteln wird messbar ................................ 16 City Farm Schönbrunn Workshop „Kuchen im Glas“ ................................................. 18 Veggie-Pionier Karl Schillinger macht veganes Fast Food ......................................... 20 Kleine Drachenkunde An der Leine durch die Luft ...................................................... 22 Modemacher Upcycling wird international entdeckt .................................................... 24 Holzschuhe für den Winter Ein Vorarlberger macht Mode ........................................ 26 Fundstelle Neues zum Würzen, Waschen und Wärmen ............................................. 28 Hutters Biss in den Apfel Hochglanz und seine Folgen .............................................. 30 Torf und Klimaschutz Wie das Moor Beine bekam ...................................................... 32 Wölfe an der Leine Spaziergänge kann man buchen ................................................... 34 Kindermode Anna Pollacks Restlverwertung ................................................................. 36 Kinder als Forscher Schmetterlinge im Winterquartier ............................................... 38 Impressum: Herausgeber und Chefredakteur: Dr. Helmut Brandstätter Medieninhaber: KURIER Zeitungsverlag & Druckerei Ges.m.b.H., Leopold-Ungar-Platz 1, 1190 Wien Redaktion: Ingrid Greisenegger ([email protected]) Redaktionsassistentin: E. Plitzka CvD: G. Haller-Gallée Fotoredaktion: S. Schoberberger Layout: Beilagen-Grafik Geschäftsführer: Mag. Thomas Kralinger, Dkfm. Mark Mickasch Verleger: Mediaprint Zeitungs- & Zeitschriftenverlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Muthg. 2, 1190 Wien Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei Ges.m.b.H. Co. KG, Richard-Strauss-Str. 23, 1230 Wien Anzeigen: G. Geweßler ([email protected]) MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 4 GRÜNE WELT JOURNAL Gartenkultur Stadtbiotop. Gemeinschaftsgarten mit Shops und Gastronomie in einem Frachtcontainer-Dorf vor der Hochhauskulisse in der Krieau in Wien. Im nächsten Frühjahr soll der„Stadtbiotop“ auf einem anderen Gelände neu entstehen Rückblick auf den Gartensommer Gemeinschaftsgarten im Containerdorf MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 AFT SAR CH ITE DS CH (2) , WW W.L AN zeninseln zur Relaxzone für jeden, auch für Kind und Hund, gewordenist,kannpflegeleichtund chemiefrei betrieben werden. DerDachgartenaufeinemWohnmobilistTeileinesautarkenEnergie- und Wasserkreislaufsystems für das ganze Gefährt und kultiges Pionierprojekt für Leute, die ein einfaches Leben suchen. Im „Stadtbiotop“ wird einwandfreies Biogemüse angebaut, für die GastronomievorOrtundfürLeute,diesichrechtzeitigeinBeetgemietet haben. GR EIS EN EGG ER FOT OS : ING RID D planen. Unkonventionelle Modelle aus der Sommersaison wollen dazu anregen. Der Trend geht weg vom enggezogenen, blickdichten Gartenzaun, hin zur Gemeinschaftsnutzung im öffentlichen Raum. Die ausgewählten Beispiele verbindet aber nicht nur der offene Horizont, sondern auch ein gezielter Nachhaltigkeitscharakter. Der Freiraum auf dem Campus der neuen Wirtschaftsuniversität in Wien, der mit seinen wie lässig hingestreuten „wilden“ Pflan- KTU R.A T Neue Lösungen. Schräg und mit mehr Horizont als Zaun ie Grüne Welle wogt, wer einen grünen Daumen hat, zeigt voll Stolz seinen Fingerprint. Das Werken mit Grün wird vor allem im Stadtbild immer sichtbarer. Vom Zierpflanzen-Balkon bis zum Gemüse im Park. Fast unausbleiblich machen sich aber auch aus dem Eifer geborene kuriose Entwicklungen bemerkbar. Beispielsweise dort, wo Gemüsebeete auf Verkehrsinseln in der Wiener Innerstadt angelegt wurden. Der HerbstisteineguteZeit,Neueszu Campus der Wirtschaftsuniversität. Wogende Gräser und Blüten Stadtbiotop. Mobiles Urban Gardening in ausgedienten Transportkisten der ÖBB Der Unternehmensberater Clemens Hromatka hatte die Idee, nach Art eines Wanderzirkuses ein Container-Dorf zu errichten, eine Erholungsstation mit ein paar Shops darin, mit Essen und Trinken auf lässigen Palettenmöbeln. Nach Vorbild des Londoner „Boxparks“ ist das Modell im Juni auf einer Wiener Gstätten zwischen der Trabrennbahn Krieau und einem modernen Bürohochhausviertel unter dem Label „Stadtbiotop“ entstanden. Nächstes Jahr soll auch dieses Areal bebaut werden und das „Stadtbiotop“ wird weiterziehen, um an einem anderen Standort seine Pforten zu öffnen. Das Dorf, vorrangig eine Chill-out-Zone auch für die gleich jenseits der Straße angesiedelten Studenten der Wirtschaftsuniversität, besteht aus einer Ansammlung von ausgedienten Schiffscontainern mit Gastronomie, die nicht nur ein Freiraum-Sitzen wie beim Heurigen anbietet, sondern auch mit Biokost punktet. Das frische Gemüse kommt direkt aus der eigenen Urban-Gardening-Ecke. Ein Waldviertler Biobauer hat sie eingerichtet, betreut wird sie vom Personal des „Stadtbiotops“. 30 Euro pro Hochbeet – in ausrangierten hölzernen Transportkisten der ÖBB – zahlte man für das Recht, als Privater Erntefreuden zu genießen. www.cargo.vienna.at MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 6 GRÜNE WELT JOURNAL Gartenkultur ANZEIGE Schauen und staunen Sie stürzen sich Hänge hinunter, die andere nicht einmal zu Fußbewältigen,springenüber reißende Flüsse und bewältigen Wüsten: Brandon Semenuks „Rad Company“ ist ein Highlight der diesjährigen EuropeanOutdoorFilmTourund zeigt wagemutige Mountainbike-Fahrten. In einem zweistündigen Programm zeigt die E.O.F.T. die besten Outdoorsport- und AbenteuerfilmedesJahres.Jeder für sich ist besonders: „Nobody’s River“ erzählt die GeschichtevonvierFrauenbeiihrer Kajaktour auf dem Amur von der Quelle zur Mündung. „The Frozen Titans“ zeigt das Kletterabenteuer von Will Gadd, der einen gefrorenen Wasserfall bezwingt. Traumhafte Bilder und Action ist bei diesen und allen anderen Filmen garantiert. FOTOS: INGRID GREISENEGGER, WWW.LANDSCHAFTSARCHITEKTUR.AT, JANA FRANTAL (3) Dachgarten. Theresa Steininger und Christian Frantal auf ihrem „Wohnwagon„ Boulevardgarten am Campus Die Gebäude der neuen Wirtschaftsuniversität, entlang einer Längsachse angeordnet, sind Visitenkarten international renommierter Architekten. Die Freiraumgestaltung am Campus lädt mit ihren Pflanzeninseln, Wasserflächen und Sitzplätzen, die wie Einzelskulpturen in den „Boulevard“ eingestreut sind, zum Entspannen und Naturerleben ein. Die Vegetation in der parkähnlichen Anlage – Konzept von Architektin Laura P. Spinadel, Hannes Batik und Stefan Schmidt von „LandschaftsArchitektur“ – will Schatten, Duft und vielleicht einmal Honig spenden. Vom Wiener Prater, in dem der Campus liegt, wird das Areal durch hohe Ziergräser und Gingko-Bäume als etwas Eigenständiges abgegrenzt. Auf dem „Boulevard“ selbst bestimmt eine wiesenartige Bepflanzung, beispielsweise mit vom Wind bewegten Grasfontänen der „Rasenschmiele“, kerzenförmigen blauen Duftnesseln und Storchenschnäbeln das Bild. Die Kompositionen wirken so, als wären sie immer schon hier gewesen. Es sind Pflanzen, die Trockenheit und Hitze vertragen, ein Splitsubstrat unterdrückt die Unkrautbildung. „Dieses nachhaltige, selbstregulierende System“, sagt Stefan Schmidt, „benötigt nur sechs Minuten Pflege pro Jahr und m², diese aber von sehr qualifizierten Leuten.“ www.landschaftsarchitekt.at MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 eiraum ist Campus. Der Fr Boulevard, ein weitläufiger rnationaler te in gesäumt von Architektur Dachgarten auf dem „Wohnmobil“ Was man so braucht zu einem guten Leben, ist für das Team von „Wohnwagon“ sehr wenig und auf kleiner Fläche realisierbar. Die „Grüne Welt“ vom 12. März 2014 hat ausführlich berichtet, wie es an einem mobilen Zuhause in einem Wohnwagen arbeitete, um sich und Gleichgesinnten den Traum vom autarken, ressourcenschonenden Leben zu verwirklichen. Dem Ziel ist man inzwischen noch ein gutes Stück nähergekommen. Ein Garten auf dem Dach des Mobilheims macht es jetzt möglich, abgekoppelt von der Außenwelt im Einklang mit der Natur zu wohnen. Der Dachgarten dient dem Sammeln von Regenwasser. Aus einem Speicher unter dem Wagen wird es zu Dusche und Waschbecken geleitet und von dort wieder hinauf aufs Dach. Auf dem Dach filtert eine Pflanzenkläranlage das Grauwasser und der Kreislauf kann von Neuem beginnen. Der Filtereffekt wird durch Seggen, Wasserminze und andere Pflanzen erzielt, unterstützt von einem mineralogischen Substrat und Pflanzenkohle. Die Stromversorgung erfolgt über Fotovoltaik, Warmwasser liefert eine Solaranlage. Trotz dieser Aufrüstung bleibt Platz für Gemüse, Kräuter und den Liegestuhl. Das stille Örtchen funktioniert nach dem Prinzip einer Komposttoilette. www.wohnwagon.at – INGRID GREISENEGGER JOHN GIBSON Highlights der European Outdoor Film Tour Campus. Fontänen von Ziergräsern auf den „Pflanzeninseln“ der Wirtschaftsuniversität Brandon Semenuks „Rad Company“ ist einer der Programmpunkte ······························································· European Outdoor Film Tour Auf dem Tourplan stehen über 240 Events in dreizehn Länderns. Ab 8.November isd die Filmtour in Österreich unterwegs. Termine & Tickets: www.eoft.eu JACUZZI® DESIGN LINE ORIGINALE WHIRLPOOLS IN NEUEM AUSSEHEN Im gesam ten Okto – 3 0% auf alle A ber usstellun gsstücke Für Ihr persönliches Angebot Termin vereinbaren unter: 02254 / 72 689 od. www.garten-pool.at Wiener Straße (B16) | A-2483 Ebreichsdorf 8 GRÜNE WELT JOURNAL Erntezeit Im weiten Apfelreich Romantik und Realität. Was alte Sorten können und Bio darf Dann ging es ihnen an den Stamm. In der zunehmend mechanisierten Landwirtschaft störten die Bäume in den FeldernundWiesen.Vielegroßkronige Obstbäume, Obstbaumwiesen und -alleen, die typisch für die österreichische Kulturlandschaft sind, gingen damals verloren. Eine rationelle Tafelobstproduktion führte zur Anlage von Intensiv-Obstplantagen, wobei ertragssichere, moderne Sorten zum Einsatz kamen. Im Supermarkt beherrschten nur noch wenige Sorten die Regale, genetisch und im Geschmack eng verwandt und bis zu 20mal gespritzt. Kaiser Alexander, auch Aporta Nalivia. Bekannt seit 1800. Ein Tafelapfel MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 Martin Artner betreibt seit 30 Jahren seine Biobaumschule Mehr als ein Hobby Nach Zeiten des Einerleis herrschtwiederAufbruchsstimmung. Experten halten aber die „Sortenliebhaberei“fürmehrals nureinnostalgischesHobbyambitionierter Freizeitgärtner und Gourmets. Denn Landwirte sehen in der Pflege und Wiederbe- lebung dieser althergebrachten Sorten einen willkommenen Nebenerwerb in einer Sparte, die noch wenig besetzt ist. „Das liegt daran“, erklärt Bernd Kajtna vom Verein „Arche Noah“, der sich seit 25 Jahren für die Bewahrung alter und seltener Sorten einsetzt, „dass Pflückernte, Baumschnitt und Pflanzenschutz bei den hochgewachsenen Altbäumen nach heutigen Maßstäben kaum möglich sind und es kaum Jungbäume gibt.“ Baumschulen, wie die von Martin Artner in Reichenau am Freiwald im nördlichen Waldviertel, experimentieren längst mit niedrigeren und wirtschaftlichen Züchtungen für den wachsenden Markt. Artner hat allein 400 Apfelsorten zur Auswahl, konsequent in Bioqualität. Diese ist zunehmend bei jüngeren Leuten gefragt, die Umweltschutz und Genuss unter einen Hut bringen möchten. Die Althergebrachten wurden auf Geschmack und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten gezüchtet oder sind durch Zufall entstanden. „Die Modernen“, meint Artner, „die den regionalen Gegebenheiten nicht angepasst sind, kommen im rauen Klima nicht einmal mit Chemie auf.“ Bio in Masse Fritz Prem ist Obmann der Bioabsatzgemeinschaft „Von Herzen“, der größten Österreichs, der 100 Landwirte angehören, die Äpfel und Birnen produzie- Roter Herbstkalvill, auch Granatapfel. Bekannt seit 1670. Ein Tafelapfel ren. „Es sind viele Junge dabei“, bestätigtauchPrem,„dieausder konventionellen Landwirtschaft umgestiegen sind.“ Über 80 Prozent der Ernte gehen an vier große Supermarktketten. Denn der Biofachhandel ist in Österreich unterrepräsentiert und die Direktvermarktung minimal – nur rund sechs Prozent der Apfelmenge werden ab Hof verkauft. Unbehandeltes Obst wird man in der Regel, und das auch nur in kleinen Mengen, direkt beim Bauern finden. Moderne glamouröse Designer-Sorten hingegen können fast nur im konventionellen Landbau wirtschaftlich produziert werden. Dazwischen steht der Biobauer. „Er hat es nicht leicht“, meint FOTOS: NATUR IM GARTEN, PRIVAT, ALLE ÄPFEL: NEUE ALTE OBSTSORTEN, CLUB NÖ D as „Schmutzerl“, korrekt „der Rote von Simonffi“, ist klein, rund und von sattem Dunkelrot. Er war in Großmutters Kindheit als Christbaumschmuck sehr beliebt. „Kronprinz Rudolf“, der Flachkugelige,landeteimApfelstrudel oder erfreute beim Frischverzehr. Manche „Schafnasen“, kegel- oder walzenförmig, konnten mit zartem Bananengeschmack überraschen. Noch in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts fand man Äpfel in vielfältiger Optik und vielen Geschmacksvarianten in den Gärten rund ums Haus, auf dem Dorfanger oder auf den Streuobstwiesen. Bernd Kajtna, der Obstexperte, „er steht unter doppelter Beobachtung. Für den Handel soll der Apfel makelfrei sein, für den Bio-Fundi aber völlig unbehandelt. Wenn der Standort stimmt und die Witterung mitspielt, kann es zwar sehr schöne Bioernten geben, aber es gibt Jahre, in denen bis zu 80 % derÄpfeleinenWurmhaben.Alles andere ist eine romantische Vorstellung vom Landleben“. Bioobstbauer Fritz Prem hat unteranderendieSorte„Golden Delicious“ im Programm, die schon vor 120 Jahren beschriebenwordenist,undandererseits die Sorte „Topas“, eine tschechische Züchtung von 1984. In der Tat würde sich nicht nur der Bio-Obstbauer, sondern Hausmütterchen, auch Pfundapfel. Bekannt seit 1805. Ein Haushaltsapfel Fritz Prem ist Bio-Apfelbauer im oststeirischen Kaindorf Aus dem Alltag eines Bio-Obstbauern Ein Biobauer spritzt nicht gleich bei der ersten Blattlaus, er beobachtet erst einmal die Entwicklung. Denn Schadinsekten und Schadpilze bauen sich langsam auf, über drei bis vier Jahre. Dabei muss man sie im Auge behalten. Mit geringem Befall kann man leben – sofern genug natürliche Gegenspieler auftreten. Zum Beispiel Zehrwespen gegen Miniermotten. Selbstverständlichistdasnicht,dashängt auch von der Witterung ab, ob sie sich in Reaktion auf das Vorhandensein reicher Beute schnell genug entwickeln können. Nur wenn es genug Zehrwespen gibt, reguliert sich das Problem von selbst. Anderenfalls muss der Landwirt eingreifen. Was ist dann erlaubt? Es sind Mittel aus natürlichen Ausgangsstoffen. So gewinnt man zum Beispiel aus Chrysanthemen unddemNeembaum Wirkstoffe, die sich schnell abbauen. Da der Wirkstoff aus den Chrysanthemen aber nur extrem kurzfris- tig wirksam ist, muss man ihn genauimrichtigenMomentaufbringen. Diesen Moment muss man erkennen. Gegen Apfelschorf kann man Backpulver verwenden, das der erste Regen aber abwäscht. Es wirkt auch Kupfer in geringen Dosen, es ist nur1/10derMenge,dieimkonventionellen Landbau erlaubt ist. Kupfer hat kaum hormonell verändernde Wirkung, chemisch-synthetische Mittel aber des Öfteren. Schwefelkalk nimmt man gegen Schorf und Mehltau, lebensmittelrechtliche Rückstände sind null. In der Praxis finden fünf Fungizide und fünf Insektizide Anwendung, z. B. Mittel auf Schmierseifenbasis gegen Blattläuse. Wie wird gedüngt? Kompost ist der Starter dafür,dasssichnatürlichesBodenleben entwickeln kann. Wir betreiben ein Bodenmanagement, das die natürlichen Vorgänge unterstützt, statt in Form von chemisch-synthetischem Dünger nur Futter zu geben. Wir füttern das Bodenleben, nicht die Pflanze. Der Unterwuchs wird nicht weggespritzt, zum Beispiel mit Round Up, sondern mechanisch entfernt mit rotierenden Bürsten oder durch Bodenlockerung und seichtes Durchmischen. MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 10 GRÜNE WELT JOURNAL Erntezeit Aufstand im Apfelland. Die Bürger von Mals im Südtiroler Vinschgau stimmten für eine Neuausrichtung der Landwirtschaft in ihrer Gemeinde ven Landwirtschaft mit den großen Obstplantagen der Gemeinde zu schaffen gemacht. Tests ergaben stark überhöhte Werte auf den Weiden und in den Gewässern. Zur Verschärfung der Situation trägt in dieser Region der legendäre Vinschger Wind bei, der die Abdrift der Spritzungen weit ins Land trägt, sodass auch Landwirtschaftsflächen, die Bio betriebenwerden,belastetsindund die Bauern ihre Produkte nicht mehr als Bioware verkaufen können. Unterstützt von Honoratioren des Ortes, vom Apotheker bis zur Kinderärztin, und trotz Gegenwinds durch Vertreter der konventionellenLandwirtschaft, hatte ein Promotorenkomitee eine Volksabstimmung ins Leben gerufen. 70% der Bürger ab dem 16. Lebensjahr entschieden sich bei einer Wahlbeteiligung von 75 % für eine pestizidfreie Landwirtschaft. Zustimmung gab es auch von der Tourismusbranche, die von dem neuen Wirtschaftskonzept profitieren können soll. „Durch eine Landwirtschaft, die auf Bio abzielt“, erklärt Johannes Fragner-Unterpertinger, Spre- cher der Rebellen, „kann unsere Landwirtschaft besser überleben und wir machen uns nicht schuldig, Umwelt- und Gesundheitsprobleme auf künftige Generationen abzuschieben.“ Geht es nach den Malser Befürwortern der Volksabstimmung, soll hier eine europäische Vorzeigeregion entstehen. Die Rechtsverbindlichkeit der Entscheidung dürfte gegeben sein, eine kleine Gemeinde im Trentino hat für Teilbereiche die Vorreiterrolle übernommen und die Absegnung von Rom erhalten. auch manche seiner großen Handelspartner mehr seltene Apfelsorten im Programm zutrauen. Weil nämlich auch ein auf Glanz-und-Glamour-Ware getrimmter Konsument Innovationen wünscht. Es gibt dafür durchaus geeignete Sorten. Doch das alleine genügt noch nicht. „Ich müsste eine Abnahmegarantie für zehn Jahre bekommen“, erklärt Prem. Denn den ersten Ertrag liefert ein neugepflanzter Baum erst nach fünf Jahren. Und erst fünfzehn Jahre Ertrag machen ihn wirtschaftlich. Auf so langfristige Verträge wollen sich aber Großabnehmernurschwereinlassen. Denn wer weiß, was dem Kunden dann gerade schmeckt. __ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ __ Das ist neu in der EU. In einer Volksabstimmung haben die Einwohner der Gemeinde Mals im Südtiroler Vinschgau Anfang September darüber abgestimmt, die Ausbringung von chemischsynthetischen Pestiziden nicht länger zu dulden. Aus wirtschaftlichen und aus gesundheitlichen Gründen. In den vergangenen Jahren hattendieRückständezugelassener Spritzmittel aus der pestizidintensi- – INGRID GREISENEGGER . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· Kronprinz Rudolf. Bekannt seit 1860. Tafel- und Wirtschaftsapfel MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 INTERNET www.artner.biobaumschule.at www.prem-at.eu Neue alte Obstsorten. Bernkopf, Keppel, Novak Club Niederösterreich, ca 36 € Bezug: Club NÖ, Domgasse 4/2, 3100 St.Pölten, [email protected] Alle Aquarelle sind diesem klassischen Nachschlagwerk entnommen FOTOS: MARIA GAPP, NEUE ALTE OBSTSORTEN, BERNKOPF, KEPPEL, NOVAK, CLUB NIEDERÖSTERREICH Volksabstimmung gegen Pestizide Planet Erde – Die spektakuläre BBC-Dokumentation live in Concert Atemberaubende Bilder, einer der besten deutschsprachigen Moderatoren und ein grandioses Orchester – Planet Erde Live sprengt alle bisherigen Grenzen der Naturdokumentation und setzt völlig neue Maßstäbe. Die spektakulärsten Aufnahmen, außergewöhnlichsten Geschichten und dramatischsten Momenten der preisgekrönten BBC Dokumentation werden dabei in ausgezeichneter HD-Qualität auf eine gigantische, mehr als 240 qm große Leinwand projiziert. Dazu liefert das 80-köpfige The City of Prague Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Matthew Freeman live den aus der Feder von George Fenton stammenden Soundtrack. Dieser fängt die filmischen Szenen perfekt ein und verstärkt sie auf mitreißende Art und Weise – von leisen Tönen bis hin zu dramatischen Klängen, wenn zB. ein Weißer Hai majestätisch aus den Tiefen des Meeres durch die Wasseroberfläche bricht. Planet Erde – Live in Concert-Moderator Max Moor berichtet dazu über die Arbeit der Tierfilmer und begleitet die Zuschauer zwei Stunden lang auf einer einzigartig visuell-musikalischen Reise. Max Moor entführt das Publikum in ein rauschhaftes akustisch-visuelles Abenteuer. Aus 10.000 Stunden Film entstand nicht weniger als eine Neu-Bestimmung der Naturund Tier-dokumentation: Spektakulär, grandios, umwerfend. Von Kritikern gelobt, vom Publikum bestaunt, von Juroren mit Preisen geehrt. Die Serie erreichte traumhafte Einschaltquoten. Mehr als fünf Jahre dauerten die Dreharbeiten für die einzigartige Serie, 40 Kamerateams waren dafür an über 200 Drehorten in allen Ecken der Welt im Einsatz – filmten an Land, unter Wasser und aus der Luft. Liebeserklärung an die Welt Dem britischen Filmemacher Alastair Fothergill ist mit Planet Erde eine Liebeserklärung an die Welt gelungen. Untermalt werden die Aufnahmen von der Musik George Fentons, der bereits die Musik für zahlreiche Serien- und Kinohits geschrieben hat, darunter Ghandi, Und täglich grüßt das Murmeltier, Anna und der König und e-m@il für Dich. Mit seinen Kompositionen machte er bereits den Planet Erde-Vorgänger Unser Blauer Planet zu einem akustischen Highlight und trug maßgeblich zum Erfolg der beiden Serien bei. Nachdem Planet Erde bislang auf den Fernsehschirm bzw. die Kinoleinwand beschränkt war, kommt die Live-Adaption der Erfolgsserie endlich nach Österreich. Wie Serie und Kinofilm nimmt auch die von BBC Worldwide koproduzierte Live-Version die Besucher mit auf eine einzigartige visuelle und musikalische Reise zu den wildesten und schönsten Teilen unseres Planeten und bietet mit seiner faszinierenden Mischung aus Sinfoniekonzert und Kinobildern ein einmaliges Erlebnis. Planet Erde – Live In Concert von den tiefsten Höhlensystemen der Welt bis zu den Himalaya-Gipfeln, von den Eiswüsten bis zum tropischen Dschungel, vom Kalahari-Ödland bis zu den farbenprächtigen Korallenriffen unserer Ozeane. ● Planet Erde – Live In Concert Wiener Stadthalle Halle D 14. März 2015, 15 Uhr und 20 Uhr Infos und Tickets: www.lskonzerte.at Anzeige Fotos: FKP Scorpio, Herbert Schulze, Fred Olivier Der Welterfolg erstmals live in Wien am 14. März 2015 Live Moderation der Show: Max Moor 12 GRÜNE WELT JOURNAL Erntezeit Selbstbedienung in Nachbars Garten Anstiftung zum „Mundraub“. Plattformen organisieren die Verwertung von Überfluss D Nichts verkommen lassen will Evelina Lundqvist. Sie vernetzt Obstsammler und Marmeladeköche Ernte als Gruppenerlebnis. „Mundräuber“ setzen auf die Verwertung von herrenlosem Obst Die in Österreich lebende schwedische Unternehmerin Evelina Lundqvist geht einen etwasanderenWeg.2009gründete sie mit einer Freundin die Nachhaltigkeits- und Kreativitätsagentur „The Good Tribe“. Diese hat mit jungen Leuten, vielfach mit Migrationshintergrund, in einer Vorstadt von Stockholm ein experimentelles Projekt am Laufen: beim Rad- MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 fahren im Fitnessstudio gewonnene Energie soll für die Heizung eines Gewächshauses nutzbar gemacht werden. Auch in Österreich konzentriert sie sich auf die Sensibilisierung für die Produktion von Nahrungsmitteln und wirbt für Nachhaltigkeit. Das Projekt, für das sie in ganz Europa ein Netzwerk aufziehen möchte, heißt „Zero Waste Jam“. Das Motto lautet: null Abfall, wir verwerten restlos. Konkret geht es um die Herstellung und den Verkauf von Fruchtaufstrichen aus Überschuss-Obst, das verdorben wäre, hätte sich keiner darum gekümmert. Es stammt aus Gärten, die Private oder Institutionen zur Ernte zur Verfügung stellen, oder wird gespendet. „Ich will aufmerksam machen“, sagt Lundqvist, „dass wir WWW.MUNDRAUB.ORG (2), RUPERT PESSL er umgangssprachliche Begriff„Mundraub“steht in etwa für das Entwenden von Lebensmitteln von geringem Wert aus Hunger oder aus Not. Beispielsweise, wenn einer einen Apfel klaut und verputzt. Drei Berliner Freunde, die die gleichnamige Internetplattform gründeten – mit aktuell 10.000 Fans –, wollen aber damit keineswegs zum Übergriff auf fremdes Eigentum verführen (Kasten), sondern wollen auf Überfluss und Verschwendungaufmerksammachen.Tausende Tonnen Obst verfaulen ungenutzt auf Wiesen, an Straßenrändern und in aufgelassenen Gärten. Verwerten statt verkommen lassen, nutzt herrenloses Obst, ist die Botschaft der Macher. Auf einer interaktiven Landkarte kann man Obstbäume und Beerensträucher markieren, um andere auf ungenutzte Vorkommen aufmerksam zu machen. Da wird beispielsweise auf „Himbeeren in Menge an einem hübschen Waldweg“ bei Berlin,auf„wunderbareroteÄpfel“ bei Linz oder auf einzelne Maulbeerbäume beim Wiener „Gaswerk“ aufmerksam gemacht. Damit jemand davon nascht oder daraus Marmelade macht. Aber nicht nur. „Mundraub“ hat sich auch zum Ziel gesetzt,dieVielfaltderKulturlandschaftinsBewusstseinzurücken und die gemeinsame Nutzung des öffentlichen Raums. So Mancher „Mundräuber“ hat dabei zum ersten Mal mit seltenen alten Obstsorten Bekanntschaft geschlossen. „Mundraub“ ist noch ein Nischenprogramm, könnte aber zum Volkssport werden. Auch in Österreich greift die Idee, Plattformen oder Blogs heißen beispielsweise „Fruchtfliege“ oder „Linz pflückt“. von allem zu viel haben. Warum kaufen wir Obst, wenn es gratis vor der Tür wächst und ungenutzt liegen bleibt?“. Sie gibt sich selbst die Antwort: „Weil Essen zu billig ist, ist es wertlos. Wir geben heute im Vergleich zu früher immer weniger dafür aus.“ Wegwerfen möchte sie keinen einzigen Apfel. „Darin ist so viel Sonnenenergie gespeichert“, sagt Lundqvist, „doch wenn er einen Fleck hat, wird er schon als ungeeignet für den Verkauf erklärt.“ Für „Zero Waste Jam“ stellte sie beispielsweise Dirndl (Kornellkirschen)-Marmelade mit den jungen Leuten der gemeinnützigen Organisation „Jugend am Werk“ her oder gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen der Caritas-Einrichtung „Am Himmel“ in Wien. Dabei geht es auch darum, die Zusammenarbeit in einer Gruppe zu fördern. Im Vorjahr wurden 1400 Gläser mit „Zero Waste Jam“ in Handarbeit produziert, online und in Läden verkauft. Das 150Gramm-Glas zu 4,90 Euro, 900Gramm-Gläser zu 9,90 Euro. Apfelchutney, Kirschweichselkonfitüre und Vanille-Apfelmus sind die aktuellen Angebote aus dem Überfluss-Obst in einem Klosterneuburger Garten. Das wirklich Luxuriöse daran ist abernichtderPreis,sonderndas wechselnde Geschmackserlebnis, das sich aus dem Prinzip Zufall ergibt, denn eingekocht wird, was gerade zur Verfügung steht. Und was ohne „ZeroWaste“weggeworfenoder unbeachtet vergammelt wäre. – INGRID GREISENEGGER . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· INTERNET www.zerowaste.com www.thegoodtribe.com „Mundräuber“-Regeln AuszugausdemKodexderBerliner Plattform: – Stellt sicher, dass keine Eigentumsrechte verletzt werden. Erkundigt euch bei Flächen im öffentlichen Raum im Zweifelsfall bei den Gemeinden oder Naturschutzbehörden. – Geht behutsam mit den Bäumen, der umgebenden Natur und den dort lebenden Tieren um. Hochstämmige Obstbäume können bei sorgsamem Umgang und guter Pflege 100 bis 120 Jahre alt werden. Überprüft vor dem Klettern dieÄsteaufStabilität,einabgebrochener Ast ermöglicht Holz zersetzenden Pilzen und für den Baum schädlichen Bakterien ein leichtes Eindringen. Das kann seine Lebenszeit erheblich verkürzen. Lasst Obst für Tiere zurück. – Teilt die Früchte eurer Entdeckungen und gebt etwas zurück. Die Plattform lebt vom Teilen, das heißt, dass sowohl die Fundorte als auch die Ernte mit anderen geteilt werden. Es besteht kein Anspruch oder Ernterecht auf die Ernte eines öffentlichen Baums, weil man diesen entdeckt und in der „Mundraub“- Mundräuber mit reicher Beute: Überfluss-Obst vom Straßenrand Landkarte eingetragen hat oder gleich nebenan wohnt. Helft mit, der „Mundraub“Map weitere Fundorte hinzuzufügen. – Engagiert euch bei der Pflege und Nachpflanzung von Obstbäumen. . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· INTERNET www.mundraub.org MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 14 GRÜNE WELT JOURNAL Schauplätze Grün im Blick Aktiv im Herbst. Wandern bei Nacht mit einem Krimiautor, eine Hecke pflanzen, ein Haus planen und die letzten Blüten ins Haus holen Beim NÖ Heckentag kann man heimische Gehölze erwerben Der Verein „Regionale Gehölzvermehrung“ bietet heuer am 8. November an acht Standorten in NÖ Bäume und Sträucher aus den Baumschulen seiner Partnerbetriebe an. Es handelt sich um Nachfahren von Wildgehölzen aus der freien Natur, einzeln oder als Heckenpaket, die perfekt an unsere Standortbedingungen angepasst sind. Vorbestellungen bis 15. Oktober. www.heckentag.at ······················································································································································································································································································· Fixtermin für Gartenfreunde Literatur und wandern Mit Krimiautor und Förster durch den Wachauer Wald Am 8. November geht es gemeinsam mit dem Schriftsteller Stefan Slupetzky und Wolfram Hackl, dem kundigen Informanten zu Wald, Naturschutz und Jagd, zu einem spektakulären Aussichtspunkt, der Tischwand, im Dunkelsteinerwald. Den Rückweg tritt man im Fackelschein an. Anschließend Lesung im historischen Langegger-Hof. Preis: 15 Euro. www.ulnoe.at ··························································································································································································································································································· Hausbauern und Sanierern will ein Workshop auf die Sprünge helfen Wie man ein ökologisches, energieautarkes Wohlfühlhaus von Anfang an richtig plant und was bei der Umsetzung zu beachten ist, erfährt man in den Workshops der „Winjana-Akademie“ bei Winfried Schmelz und Tatjana Salomon. Baubiologie und -ökologie, Geomantik und Raumenergetik stehen auf dem Programm. Termine: 8./9. oder 29./30. Nov. Preis: 450 Euro www.bauatelier.at MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 Jahreszeitliche Schönheiten Workshops bei der Blumenlandwirtin MargritSchweighoferausderSteiermarkistbekanntfürregionale, saisonal und noch dazu biologisch produzierte Schnittblumen. In Workshops und Seminaren (Natur kunstvoll gestalten) vermittelt sie handwerkliches Arbeiten zugleich mit theoretischem Wissen, auch im Herbst und im Winter. Kurse werden in der Steiermark und in Wien angeboten. www.vomhuegel.at FOTOS: JOACHIM BROCKS , WOLFGANG KÜHN, WWW.BAUBIOLOGIE.AT, VOM HÜGEL DIY – Ökologisch bauen ANZEIGE Neues Logistikzentrum Nachhaltiges Gebäude. Lidl Österreich setzt sich für den Umweltschutz ein Das neue Lidl Logistikzentrum wird nach ökologischen Gesichtspunkten gebaut und verkürzt Transportwege N achhaltigkeit ist in aller Munde – doch was bedeutet das Wort eigentlich? Schlägt man im Lexikon nach, so wird es mit „Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung“ beschrieben.Wichtigistdabei,dassMaßnahmen gesetzt werden, die auch über einen langen Zeitraum hindurch Wirkung zeigen. Lidl Österreich ist Nachhaltigkeit in allen Belangen ein großes Anliegen. Daher werden auch neue Gebäude nach diesen Gesichtspunkten errichtet: Im Juni 2014 erfolgte südlich von Graz der Spatenstich für ein neues Logistikzentrum, in das Lidl Österreich 60 Millionen Euro investiert. Im steirischen Wundschuh entsteht auf einer Fläche von rund 37.000 Quadratmetern das derzeit modernste und nachhaltigste LidlLager in Europa. Das Lager auf dem ca. 100.000 Quadratmeter großen Grundstück im Süden von Graz wird nach modernsten Umweltstandards errichtet: Auch hier setzt Lidl Österreich – wie bei allen landesweit 202 Filialen – bei der Beleuchtung auf Alexander Deopito, Vorsitzender der Geschäftsleitung stromsparende LEDLampen und sauberen Strom aus Wasserkraft. Für die Kühlung werden ausschließlich natürliche Kältemittel eingesetzt, entstehende Abwärme wird für das Heizen genutzt. Somit ist der gesamte Bau freivonumweltschädlichenfluorierten Treibhausgasen. Zusätzlich wird auf dem Dach des Lagers eine etwa 5000 Quadratmeter große Fotovoltaik-Anlage installiert. Die Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) wird die Ideen für das zukünftige Gebäude mit dem Gütesiegel in Gold prämieren. und schont die Umwelt. Langfristig wären die Lieferwege von den beiden anderen Standorten aus viel zu weit gewesen“, erläutert Alexander Deopito, der Vorsitzende der Geschäftsleitung von Lidl Österreich. Die Effekte können sich sehen lassen: Knapp zwei Millionen LkwKilometer werden so pro Jahr durch das neue Regionallager eingespart. . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· INTERNET www.lidl.at Kürzere Transportwege schonen die Umwelt Von Wundschuh aus werden künftig rund 60 Filialen in der Steiermark, in Kärnten und im Südburgenland beliefert. „Das verkürzt unsere Transportwege MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 16 GRÜNE WELT JOURNAL Herkunftsnachweis Christian Hucks Projekt wird von der EU gefördert und ist viel mehr als ein Wissenschaftsspleen: Herkunft und Qualität von regionalen Lebensmitteln sind für nachhaltig orientierte Konsumenten ein wichtiges Kauf-Argument. Ungern lässt man sich ein X für ein U vormachen und einen konventionell ge- zogenen für einen Bio-Apfel verkaufen. Die Zeiten solcher BetrügereienkönntenbaldderVergangenheit angehören: Drei Jahre lang wurde im Rahmen von OriginAlp, so der Name des EUProjekts, von der Universität Innsbruck, der Freien Universität Bozen und dem Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg an unterschiedlichenMethodenzurÜberprüfungderHerkunftvonÄpfeln, Zwetschken, Fleisch, Wurst, Eiern, Milch oder Käse geforscht. Derartige Untersuchungen sind immer Teamarbeit und streng durchorganisiert, erzählt Huck: „Das Agrarmarketing Tirol holt sich bei Bauern und Molkereien Milchproben aus bestimmten Tälern und Höhenlagen. Das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg organisiert die Äpfel. Wichtig für die Tests: „Die Früchte müssen unter definierten Bedingungengewachsenundtransportiert worden sein“, sagt der Chemiker. Hucks Spezialgebiet ist die Nahinfrarotspektroskopie.„NahInfrarotlicht bringt die chemischenBindungenderMolekülein Schwingung. Diese Schwingungen sind charakteristisch und werden in einem Spektrum dargestellt.“ Für Wissenschaftler steckt sehr viel Information in diesen Spektren. Sie unterscheiden sich je nach Inhaltsstoffen, weildieMolekülejenachgeografischer Herkunft unterschiedlich schwingen. tigkeit von Äpfeln oder die Nährstoffzusammensetzung im Fleisch zu bestimmen. – Isotopenanalyse Hier bestimmt man das Verhältnis der Kohlenzu den Stickstoff-Isotopen in einem Lebensmittel. Auch das Verhältnis von Kohlenstoff und Sauerstoff kann interessant sein. Klima und Bodenbeschaffenheit beeinflussen dieses Ver- hältnis und sind für Forscher verräterisch.DieMessungdauere nur Sekunden und verrate Herkunft, Inhaltsstoffe und Anbauverfahren oder Einsatz verschiedener Düngemittel. So haben die Forscher das Isotopenverhältnis von Kohlenstoff und Stickstoff für 42 MozzarellaProben aus Italien, Österreich und Deutschland ermittelt. Pink Ladys Fingerabdruck CSI Apfel & Käse. Chemiker können messen, wo Lebensmittel hergestellt wurden B ei Äpfeln ist Christian Huckeinkleinwenigkapriziös: Pink Lady und Golden Delicious haben es ihm angetan.Und:AusdemEtsch-Tal,dem Meran-Tal oder aus der Gegend rund um Bozen müssen sie sein. Nein, das hat jetzt nichts mit dem Geschmackssinn zu tun, Christian Huck ist Spezialist für das sondern mit der Forschung des Innenleben von Nahrungsmitteln Chemikers vom Institut für Analytische Chemie und Radiochemie der Universität Innsbruck: „Wir wollen zeigen, dass sich der Apfel aus Südtirol von jenen aus Indien, Chile oder Japan unterscheidet.“ Und dabei hat der Wissenschaftler eben die angesprochenen Südtiroler Täler als Forschungsgebiet gewählt. Die große Vielfalt: Bio oder doch nicht? Jetzt kann man nachmessen, wie und wo der Apfel gewachsen ist Damit nicht genug: „Die Kollegen der Universität Bozen machenIsotopenanalysenbeiMilch, Käse und Äpfeln“, sagt Huck. „SieschauensichdieZusammensetzung der Sauerstoff-, Kohlenstoff-, Stickstoff- und Wasserstoff-Isotopen an.“ Michael Oberhuber, Direktor des Land- und Forstwirtschaftlichen Versuchszentrums Laimburg ergänzt: „Isotope ermöglichen ebenfalls einen Herkunftsnachweis“. Und sie enttarnen das AnbauverfahrensowiedenEinsatzverschiedener Düngemittel. So sei es möglich, nachzuweisen, ob beim Wachsen mit organischem oder mineralischem Dünger nachge- holfen wurde. „All das ergibt für jeden Apfel, jedes Stück Fleisch oder Käse, einen ganz charakteristischen Fingerabdruck, in dem sich Anbau- und Herstellungsort, -art und -höhe spiegeln“, sagt Huck. Da das Team rundumdenChemikerindenvergangenen drei Jahren nicht untätig gewesen ist – „Wir haben ApfelprobenausderganzenWeltorganisiert“ – kann Huck auf eine umfassende Datenbank mit Vergleichswerten zurückgreifen, in der die charakteristischen Muster eines Apfels aus Neuseeland genau so gespeichert sind wie die aus Amerika, Afrika, Indien, Japan und natürlich Europa. Huck und seinem Team ist es gelungen,160GoldenDeliciousaus 16 verschiedenen Regionen von 120Probenaus12verschiedenen Ländern zu unterscheiden. Zeit, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, hat Christian Huck nicht: Jetzt will er mit seinem Team kleinere und kostengünstigere Handgeräte entwickeln, damit überall geprüft werden kann. Schon in fünf Jahren könnte es für Biobetrüger viel schwerer werden. – SUSANNE MAUTHNER-WEBER . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· INTERNET originalp.eu – Nah-Infrarot-Methode (NIR) Wie der Name schon sagt, arbeiten die Forscher mit Licht, das eine Wellenlänge nahe dem Infrarot hat. Christian Huck: „Dieser Bereich schließt an das sichtbare Licht an, ist also im Infrarotbereich das Licht mit den größten Wellenlängen. Will man nun eine Messung machten, richtet man einen Lichtstrahl auf die Probe, ein Teil wird absorbiert, einer reflektiert. Diese beiden Werte werden verglichen.“ Und unterscheiden sich je nach Inhaltsstoffen. Die Messung sei „extrem schnell, kostengünstig und ungefährlich“, die Proben könnten also danach problemlos verzehrt werden. Mithilfe der NIR könnten beispielsweise Äpfel aus der Re- MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 gionTiroldeutlichvonjenenaus anderen Ländern unterschieden werden und Qualitätsparameter wie der Zucker- und Säuregehalt festgestellt werden. Auch die Unterscheidung von Käsesortenistinnerhalbvonwenigen Sekunden möglich. – Nasschemische Untersuchungen Sie dienen dazu, die Fettsäure in der Milch, die Fruchtfleischfes- FOTOS: FOTOLIA, PRIVAT, ORIGINALP.EU Der Hightech-Werkzeugkasten der Bio-Chemiker Tiroler Chemiker haben Methoden entwickelt, um die Inhaltsstoffe von z.B. Äpfeln und Käse zu ermitteln MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 18 GRÜNE WELT JOURNAL City Farm Der Herbst im Einkochglas City Farm Schönbrunn. Do-it-yourself-Kurs für Eilige ············································································································································ Kuchen mit Zwetschke & Apfel – INGRID GREISENEGGER City Farm Schönbrunn Städtischer Erlebnisgarten der Gemüsevielfalt und erster „Children’s Garden“ in Wien auf dem Gelände der historischen Kammermeierei Schönbrunn. Hauptpartner: bellaflora. Workshop mit Andrea Fičala „Ab-insGlas“: 14. Oktober 2014, 17 h bis 20 h, 45 €. Anmeldung: [email protected] ············································································································································ Schnelle Antipasti Zutaten: 3 Paprikaschoten bunt, 2 Zehen Knoblauch, 3 EL Pflanzenöl zum Anbraten, 220 ml kaltgepresstes Olivenöl, Salz, Thymian, Rosmarin, 5 EL dunkler Balsamico Zubereitung: Gemüse in grobe Stücke schneiden und in Pflanzenöl anrösten, bis sie Farbe annehmen. Salzen und pfeffern. Thymian und Rosmarin sowie die Knoblauchzehen dazugeben. Mit einem Schuss Balsamico und Olivenöl direkt in der Pfanne marinieren und alles noch einmal kurz erhitzen. Abschmecken. Alles noch heiß in saubere Gläser füllen und vor dem Verzehr mindestens 3 Stunden durchziehen lassen. Das Gemüse ist bei kühler, dunkler Lagerung etwa zwei Monate haltbar. Tipp: Das Rezept kann Melanzani, Zucchini, Champignons und Zwiebel erweitert werden. . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· INTERNET www.cityfarm.at FOTOS: GILBERT NOVY Kuchen schon vorher fertig. Der KuchenwirdausdemGlasgelöffelt oder auf einen Teller gestürzt. Man kann sogar Brot im Einmachglas zubereiten.“ Bei maximal 18 Grad dunkel gelagert, bleibt das Do-it-yourselfProdukt zwei Monate lang haltbar. Auch als Geschenk werden die Gläser willkommen sein. Eischnee unterheben. Mehl, Karotten und 50 g Nüsse unterheben. Die Gläser mit Butter einfetten und mit etwas Mehl ausstreuen. Jetzt erst den Ofen auf 180 °C einschalten, die Temperatur sollte zu Beginn noch nicht voll erreicht sein. Den Teig so in die Gläser füllen, dass diese etwa zu 1/2 gefüllt sind. Zwetschken-Apfelröster löffelweise dazwischengeben. Im Ofen ca. 30–35 Minuten offen backen. Nach dem Backen eventuell überstehenden Kuchen abschneiden, Ränder säubern und sofort verschließen. Der Kuchen ist bei kühler (max. 18 °C) , dunkler Lagerung zwei Monate haltbar. Für längere Haltbarkeit (mind. 6 Monate): Nach dem Verschließen in Wasserbad oder im Backrohr für mindestens 30 Minuten bei knapp unter 100 °C erhitzen. ············································································································································ W ährend der Antrieb zum Selbermachen jahrhundertelang Notwendigkeit oder die blanke Not war, ist es nun die Freude an der handwerklichen Tätigkeit und die Entscheidung, selbst darüber bestimmen zu wollen, was im Essen drin steckt. Auf der „City Farm Schönbrunn“ können sich jetzt auch Anfänger in das Einmaleins des Einkochens von Süßem und Saurem im Rahmen des Workshops „Ab ins Glas“ einführen lassen. Umwelt-und Ernährungsexpertin Andrea Fičala (www.ess-werk.at), die den Workshop leitet und von der die Rezepte auf dieser Seite stammen, hat Ausgefallenes im Programm, zum Beispiel den Kuchen im Einmachglas. Das ist „Fast Cooking“ für eine wohlschmeckende Vorratshaltung. „Wenn Überraschungsgäste kommen“, meint Fičala, „ist der Zutaten: 300 g Karotten, 150 g Mehl, 3 Eier, 200 g Zucker, 120 g weiche Butter, 1 Apfel, 5 Zwetschken, 50 g gemahlene Nüsse, etwas Zitronensaft, ev. 2 TL Weinsteinbackpulver, Zimt, Vanilleschote. Einmachgläser Zubereitung: Die Äpfel entkernen und gemeinsam mit den Zwetschken klein schneiden. Mit einem Schuss Zitrone und Zimt kurz dünsten. Die Karotten waschen und fein raspeln. Beiseitestellen. Eier trennen und das Eiweiß mit 120 g Zucker steif schlagen. Da Eischnee verwendet wird, ist nicht unbedingt Backpulver nötig. Es macht den Kuchen aber noch flaumiger. 120 g Butter, 80 g Zucker und Vanille aus der Schote gründlich schaumig rühren. Eigelbe einzeln dazugeben und unterrühren. 20 GRÜNE WELT JOURNAL Gastronomie Schillinger goes Vienna Umsteiger mit Erfolg. Vom Broker zum Veggie-Pionier dem die Ziegelwände freigelegt und die Fenster bis zur Decke hochgezogen worden sind. Noch im Herbst wird „Schillinger’s Swing Kitchen“ in Betrieb gehen. Dieses erste vegane Fast- Karl Schillinger. Veganer Wirt macht Fast Food MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 Food-Lokal in Wien will à la McDonald’sschnelleLaberlnund Wraps verkaufen, nur eben ohne Fleisch und mit Raps- und ManiÖlivenöl. Auch Pommes stehen imAngebot,siesindgrößeralsdie konventionellen und innen cremig wie Püree. Fast alles ist bio und fair. Charly Schillinger, der Veggie-Pionierausdemgleichnamigen Gasthaus im Weinviertler Großmugl, ist in Wien angekommen, gleich bei der Einkaufsmeile Mariahilfer Straße. Seine Kundschaft stammte schonzuvorzueinemgroßenTeil aus dem urbanen Umfeld. Veganer, die bekanntlich Fleisch, aber auch alle anderen Produkte, die vom Tier stammen, meiden, pilgerten zu ihm hinaus ins Dorf, weil er sie dort im über 200 Jahre alten Wirtshaus nicht mit fadem Gemüsestrudel, sondernmitHausmannskostbediente. Beispielsweise mit würzigem Gulasch oder paniertem Schnitzel, mit Hendl oder Cordon Bleu. Aufgebaut waren die Gerichte wie die klassischen Vorbilder,nurdassFleisch,KäseundPaniervonSeitan (Weizengluten) oder Soja stammten. Auch Milch, Eier und Honig waren tabu. DieseneuenRezepturenwurden aber nicht als Mangel, sondern als eine Bereicherung erlebt.„ErstgaltenwiralsSpinner“, erinnert sich Schillinger, „doch als die Gäste aus Wien kamen, meintemanauchimDorf,dassda was dran sein könnte.“ Gastwirt wurde Schillinger als junger Bursch, als der Vater plötzlich starb, Spontan-Vegetarier, als er feststellte, dass er Vaters Schweine nicht zu töten imstande war. Für den Veganismus entschied er sich nach Jahren als Broker und Chef eines Investmentfonds in den USA. „Ich war ursprünglichnichtWirtausBerufung“, sagt Schillinger, „sondern mathematisch begabt, doch es hat sich dann so ergeben.“ Auch seine Frau Irene, die auch am Herd steht, hat nicht als Köchin begonnen, sondern Politologie studiert. Zusammengekommen sinddiebeiden,weilsieetwasver- Martini-Gansl aus Großmugl. Die vegane Variante des klassischen November-Gerichts besteht aus knusprig gebratenem Seitan (Weizeneiweiß). Dazu Rotkraut mit Apfel und Erdäpfelknödel Veganer Vienna Wrap. Fast Food als Gruß aus der Tex-Mex-Küche. Die gerollte Weizenflade ist mit gehackten, getrockneten Tomaten, diversen Salaten und einem Knoblauch-Dip gefüllt Pommes. Für diese Edelvariante verwendet man größere Erdäpfelstücke als für die Herkömmlichen. Sie haben weniger Kalorien, weil das Fett nicht so weit eindringen kann, und sind innen cremig Swing Burger. Er besteht aus einem Ciabatta-Sauerteigbrot, mit Olivenöl und Hartweizengrieß. Das obligate „Fleisch“-Laberl ist in diesem Fall aus Sojagranulat. Die Mayonnaise ist frisch und ohne Ei ändern wollten. Er war Großspender bei der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“, sie leitete eine Kampagne gegen „Bush Meat“, den Verzehr exotischer Tiere. Seit 2006 gibt es im Großmugler Gasthaus nur mehr konsequent vegane Küche. Seinen Heimatort hat Schillinger aber nicht nur durch die vegane Gastronomie bekannt gemacht, sondern auch, indem er den „AstroTourismus“ unterstützte. Weil in Großmugl, begünstigt durch seine besondere topografische Lage, der Sternenhimmel strahlender ist als anderswo, kommen die Leute zum „Sternderlschauen“. Ein günstiger Zugang zu der Hochfläche, von der man den freien Blick auf die Milchstraße genießt, nimmt am alten Wirtshaus seinen Ausgang. Da schaut mancher nicht nur nach den Sternen,sondernkehrtauchein.Vielleicht auf ein herbstliches „Veganes Martini-Gansl“. Aber auch in seiner Wiener „Swing Kitchen“ sorgt sich Schillinger nicht um Kundschaft. „Der vegane Hype hältan“,meinter,„undesgibtimmer mehr Leute, die das einmal probieren wollen und hängen bleiben, weil es schmeckt.“ – INGRID GREISENEGGER . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· INTERNET www.charlys.at fair gehandelt. nah versorgt. ukte te Prod r e i z fi i t Zer ten ezialitä ieb p s e e ff tr Ka Großbe s i b o r für Bü de sparen Energie aten Autom FOTOS: SCHILLINGER N och sind die Handwerker im Lokal zugange, doch man erkennt schon das Konzept. „Industrial chic“ soll es ausstrahlen, gemütliche LässigkeitineinemloftartigenRaum,in MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 22 GRÜNE WELT JOURNAL Herbstzeit An der Leine in die Luft Drachensteigen. Vergnügen für die Kleinen und Herausforderung für die Großen D rachen sind im Trend. Mit denerstenHerbststürmen werden sie an die Leinen genommen und gen Himmel geschickt. „Man sollte schon gut auf zwei Beinen laufen können“, beschreibt Jan Houtermans vom Wiener Drachenladen Fly-High dasEinstiegsalterfürLuftpiloten. Das passende Gerät ist ein einfacher Drachen mit geringer Zugkraft. Sind Konzentrations- und Koordinationsfähigkeit gut ausgebildet, kann mit den Lenkdrachenbegonnenwerden.Egal,mit welchem Gerät. Damit blutige Anfänger ihre ersten Schritte auf der Drachenwiese nicht als Desaster erleben, sollte ihnen ein erfahrener Erwachsener zur Seite stehen. Spaßverderber, wie verworreneLeinen,gebrocheneStäbe und gerissene Bespannungen, haben bei Könnern wenig MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 Chancen. Es klingt etwas befremdlich, ist aber so: Für das Drachensteigen gelten Luftverkehrsregeln. Drachenleinen dürfennichtlängerals100Metersein und keine Metalle enthalten. Der Startplatz jedes Drachens muss mindestens 600 Meter von Freileitungen oder Bahnstrecken entfernt sein. In der Schutzzone von Flughäfen gilt generelles Drachen-Flugverbot. Man muss seinen Drachen nicht unbedingt in die Ferne schweifen lassen. Offene Wiesen gibt es in Österreich in großer Zahl. In Wien gilt die Donau Insel als Drachenparadies, gefolgt von den Steinhofgründen, dem Cobenzl, dem Roten Berg und dem Wolfersberg. – HENRIETTE HORNY www.fly-high.com FOTOS: FLY-HIGH DRACHENLADEN „Shark“, der schwarze Hai, schaukelt im Sturm und lässt seine spitzen, weißen Zähne in der Herbstsonne strahlen Die schnelle Lenkmatte Der König der Lüfte ZudenFerrarisunterdenLenkdrachen gehört der „Blade“. Extrem hohe Geschwindigkeit und Beschleunigung zeichnen ihn aus. Mit solch einem Drachen an der Leine ist es bei einer kräftigen Windböe schon vorgekommen, dass sein Pilot die Erde aus einigen Metern Höhe betrachten durfte. Die zwei- bis vierleinige Lenkmatte ist das passende Spielzeug für Mutige und Übermütige, die gern Außergewöhnliches mit ihrem Drachenerleben.EinHochleis- Der Kastendrachen ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Erste Experimente mit derartigem Gerät gehen auf den britischen Erfinder Lawrence Hargrave zurück. Die ersten Kastendrachen waren zur Bewältigung des Alltags konzipiert – das Heben großer Lasten war ihre Aufgabe. Das Militär nutze sie zur Feindbeobachtung, Wetterwarten um meteorologische Instrumente zu transportieren. In der Zwischenkriegszeit erreichte der Kastendrachen auf europäischen tungsdrachen für Sportler, die sich zu Wasser und zu Land gern ziehen lassen. Die Matte schwimmt nicht, dafür fliegt sie gut. Drachenballett Der Gutmütige Einen einzigen Drachen zu Steuern, lernt man schnell. Die Herausforderung beginnt bei zwei Drachen, die Meisterschaft mit dem dritten. Das abgebildete Trio wird von einem einzigen Mann gesteuert. Eine Leine in der rechten Hand, eine in der linken, und eine an der Hüfte montiert, bewegt sich der Steuermann rhythmisch über den Strand und lässt die Drachen in der Luft tanzen. Drachenballett nennt man derart kunstvolle Vorführungen. Meister dieses Fachs treffen Der Deltadrache ist eine der jüngeren Erfindungen der Drachengeschichte. Als Einleiner erfüllt er alle grundsätzlichen Ansprüche unbedarfter Drachensteiger. Er ist schnell und einfach aufzubauen, er fliegt bei wenig Wind,erfliegtbeivielWind,er hat keine Waage die, wie Drachensteiger aus leidvoller Erfahrung wissen, im Zweifelsfall immer falsch eingestelltist.Werwill,hängtihm einen bunten Schwanz an und verleiht ihm damit eine per- sich bei Drachenflugwettbewerben. Austragungsorte sind Plätze mit gutem Wind, etwa im italienischen Cervia, einer kleinen Stadt an der Adria. Flugfeldern große Popularität. Man nannte ihn „König der Lüfte“. Heute gibt es ihn in vielen Formen für spielfreudige Zivilisten. sönliche Note. Eine gute Methode, um ihn fliegend zu erkennen, denn derartige Drachen finden sich in unseren Breiten rudelweise. Der Aufgeblasene Der älteste Österreicher Die letzte revolutionäre Erfindung in der Welt der Flugdrachen ist der „Parafoil“, ersonnen vom kanadischen Aerodynamiker Domina Cleophas Jalbert. Im Jahre 1966 wurde ihm für seinen Prototyp das Patent erteilt. Neu daran war die Idee der aufblasbaren Tragflächen. Dieser Drachentyp gilt auch als Stammvater von Fallschirm und Paragleiter. Praktisch am „Parafoil“ ist, dass nichts zerbrechen kann, da er ganz ohne Stäbe auskommt. Dass er Wo sich der erste Drachen in die Lüfte erhob, darüber gibt es keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Lokalisieren die einen das Ereignis in China, etwa 200 vor Chr., tendieren andere nach Polynesien und Indonesien. Für China spricht, dass Bambus, Seide und Papier verfügbar waren. Für Indonesien und Polynesien, dass dort heute noch Drachen aus getrockneten Blättern hergestellt und beim Fischfang eingesetzt werden. Sicher ist, dass der zusammengefaltet in jede Hosen- und Handtaschen passt, macht ihn zudem zu einem unkomplizierten Reisebegleiter. „draco viennensis“ der erste in Österreich dokumentierte Drachen ist. Gemeldet ist er in Wien, in der Österreichischen Nationalbibliothek. MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 24 GRÜNE WELT JOURNAL Upcycling Mode Retourfahrkarte. Nelly und Nelsa Guambe tunen europäische Altkleider, die sie auf Märkten in Mosambik finden. Gekauft werden die Designerstücke auch in Europa Einfall statt Abfall T Besitzänderung. Unter der Regie von „km/a“ werden aus alten Heeresdecken schicke Mäntel für Zivilisten MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 onnenweiser Abfall markiert Anfang und Ende der Modewelt. Erste Reste türmen sich in den Textilfabriken. Hier setzt die estnische Modemacherin Reet Aus an. Als weltweit erste Upcyclerin hat sie den Schritt in die Massenproduktion gewagt. Partner ist Beximco, Bangladeschs größter Bekleidungshersteller. 56 Millionen Teile werden hier jährlich hergestellt,mitbiszu30%textilemAbfall. Daraus entwickelt Reet Aus ihre Kollektionen und lässt sie bei Beximco produzieren. Jedes ihrer Teile verbraucht durchschnittlich 89 % weniger Strom und 85 % weniger Wasser im Vergleich zu konventioneller Massenware. Die Modemacher „ALUC“ hingegen lassen aus fehlgefärbten Stoffen und EndstückeneleganteHemdeninkleinen FOTOS: GABRIELA LIIVAMÄGI, MIMA-TE, LINA SHEYNIUS, ALUC (2), MILCH (2), KM/A Energiesparer. Genäht in Bangladesh aus Fabrikabfällen. Jedes Teil des estnischen Modelabels REET AUS trägt einen Energieausweis Upcycler. Müll fällt in der Textilbranche in großen Mengen an. Eine junge Modemacher-Avantgarde gibt ihm eine zweite Chance. Auflagen fertigen. Am anderen Ende der Modekette bedient sichPriscillaBaumgartnermitihrem Label „MILCH“. Sie bringt Damenmode, gefertigt aus alten Anzügen und Hemden, auf den Markt. Großes nehmen sich Katha Harrer und Michael Ellinger mit ihrer Marke „km/a“ vor und nähen Mäntel und Jacken aus alten Fallschirmen und Heeresdecken. In Europa gesammelte Altkleider werden tonnenweise in Drittweltländer exportiert und landen dort auf Kleidermärkten. Für Nelly und Nelsa Guambe in Mosambique mit ihrer Marke „Mima-te“ wahre Fundgruben. Ihre aufgepeppten Kleider verkaufen sie auf Modepartys und im Internetshop. Vieles davon geht nach Europa. Chic. Das Berliner Label ALUC lässt Herrenhemden aus neuen Stoffresten nähen. Die Auflagen sind dementsprechend klein Elegant. Ein Klassiker der Herrenmode ist das weiße Hemd. Dass es aus Stoffresten gefertigt ist, sieht man dem Modell von ALUC nicht an Aufsteiger. Der Hosenbund sitzt jetzt am Rücken und gibt Rucksack „Fridolin“ Halt. Modelabel: MILCH Transsexuell. Sie war einmal ein Er. Die Gesäßtasche wanderte auf den Kopf. Cloed Baumgartner ist die Verwandlungskünstlerin. Ihr Label heißt MILCH – HENRIETTE HORNY . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· INTERNET www.mimate.bigcartel.com www.milch.tm www.reetaus.com aluc.eu www.kmamode.com MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 26 GRÜNE WELT JOURNAL Handwerk Der Holzschuhmacher David Devich. Ein Handwerker aus Leidenschaft ein zusammenhängender Organismus. So wie früher, nur dass man nicht mehr händisch schnitzt und schleift, sondern maschinell. Die Formen werden automatisch mittels CNC-Maschinen hergestellt, Roboter schleifen anschließend das Holz. Zum Schluss legt der Holzschuhmacher Hand an und befestigt das Leder. Das geht tatsächlich so schnell wie es scheint. „Fängt man mit dem Zeitzählen an, sobald man den bearbeitungsfertigen Holzklotz zur Hand nimmt, dauert es etwa eine Stunde für ein Paar Schuhe. Rechnet man das Aus- suchen und Beschaffen von Holz, Leder und anderen Materialien mit, ist es viel länger“, erklärt der Chef. Für die Sohlen verwendet er Weiden- und Pappelholz. „Weil es warm, leicht und angenehm zu tragen ist.“ Die Felle kommen Größtenteils aus Brasilien, Argentinien, Italien und Frankreich. Alles, was mit der Haut in Kontakt kommt, ist chromfrei gegerbt. Die Vielfalt der einfachen Produkte ist groß, von Sandalen bis Stiefeln. Es gibt sie mit durch eingesetzte Gummikeile biegsam gemachten und mit klassisch starren Sohlen. Mit Leder und Fellen von Kuh, Schaf oder Ziege, gefärbt oder Natur. Tragbar sind die Holzschuhe aus der kleinen Werkstatt für alle Altersklassen und zu allen Jahreszeiten. David Devich selbst kennt kein Leben ohne Holzschuhe. „Ich hab in Holzschuhen laufen gelernt und hab schon mit acht Jahren im Verkauf und in der Werkstatt geholfen. Das war damals einfach so“, erzählt der 23-Jährige aus seinem Leben. Die Handelsakademie hat er abgeschlossen, „weil es im Ort eine gab und weil es auch fürs Geschäft gut ist, wenn man Die Künstlerin Ona B. steht auf Holz David Devich, Nachwuchstalent in Sachen traditionsreiches Handwerk, in seiner Werkstatt im Bregenzerwald vomWirtschaftenwasversteht“, begründet der Mann, für den es nie einen anderen Berufswunsch gab als Holzschuhmacher, seine Schulbildung. Vom Handelsakademiker zum Holzschuhmacher, das geht auch ohne Lehre, denn das Handwerk ist wie das Produkt selbst: resistent gegen Regeln. Es ist ein freies Gewerbe. Dafür gibt es keine Ausbildung. Devich hat es beim Großvater gelernt und der vom Urgroßvater. Hauptsache, man kann’s. Frische trinken Absolut sauber. Emil – die Flasche® W enn es heiß wird, freut mansichübereineFlasche, die das Getränk frisch hält und auch in der prallen Sonne nichts Unerwünschtes zum Geschmack „beiträgt“. Emil – die Flasche®, die Glasflasche mit dem schützenden Thermobecher, vermeidet außerdem Plastikmüll! Schon1990hatteAgnesZiegleder-WeißdieNasevollvomVer- – HENRIETTE HORNY Schnürstiefel aus Kuhfell sind der Renner bei Frauen MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 Verboten wurde schon vieles. Auch das Tragen von Holzschuhen, was Verordnungen ausmaria-theresianischerZeit belegen. Industrie und Haushalte brauchten mehr Energie und somit mehr Holz. Der KnappheitwirktemanmitAufforstungen und Verboten entgegen. Untersagt war das Aufstellen von Maibäumen, das Abbrennen von Johannisfeuern und das Tragen von Holzschuhen. Auf der italienischen Insel Capri wurde 2009 das Tragen von Holzschuhen wegen zu hoher Lärmentwicklung verboten. Strafandrohung 50 Euro. Die Holzschuhe haben auch das überlebt. www.holzschuhe.at STOFFAUSSENHÜLLE (ÖKO-TEX® STANDARD100 ODE R BIO) WATTIERUNG STABILER, THERMOISOLIERENDE R BECHER GLASFLASCHE STOFFINNENHÜLLE (ÖKO-TEX® STANDARD 100) www.emil-die-flasche.at FOTOS: ONA B., MICHAEL KEMPTER, CARMEN ANGERER Holzschuhe verboten! packungsmüll. Deswegen erfand sie die wiederverwendbare, transportsichere Pausenflasche aus Glas, die auch hinsichtlich der Lebensmittelechtheit keineFragenoffenlässt. Nureine Glasflasche erhält den Geschmack und die Reinheit eines Getränks in vollem Umfang. . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· INTERNET ANZEIGE EMIL - DIE FLASCHE® S ie sind weder sexy, noch schick, noch elegant, noch billig. Sie sind einfach da, haben sich irgendwann in die Schuhkasteln der Menschen eingenistet, haben vieles, sogar Attacken der Kunststoffwelt überlebt, und sind einfach nicht von den Füßen zu kriegen. Holzschuhe. David Devich ist in vierter Generation Holzschuherzeuger im Bregenzerwald. Mit Vater, Schwester und neun Angestellten produziert und verkauft er Holzschuhe, im eigenen Geschäft und online. Laden, Schauraum und Werkstatt sind MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 28 GRÜNE WELT JOURNAL Grünes Brett Kultiger Seifenzauber Was nach Konditorei klingt, wie ZimtHonig-Salbeischnecke oder MajoranSalbei-Stangerl, ist nicht zum Reinbeißen gedacht, sondern zum Duschen und Baden. Barbara Freyberger lässt ihre handgemachten Naturseifen nach dem Sieden für einen optimalen Ph-Wert vier Wochen lang reifen. 150 Gramm Schnecken gibt es zu 13,50 €, eine Badestange zu 3,80 € das Stück. www.seifensieder.at Werkzeug des Pflanzensammlers Wer ein eigenes Herbarium anlegen oder die herbstliche Blätterfülle zu kreativen Collagen, Tischkärtchen oder als Dekor am Briefpapier à la dazumal nutzen möchte, muss die Pflanzen zunächst flach trocknen. Das gelingt in einem dicken Buch oder, noch perfekter, mit der aus geschichtetem Buchenholz gefertigten edlen Blumenpresse aus dem Hause Manufactum. Preis: 61 Euro. www.manufactum.at Flauschige Bettbegleiter FOTOS: JOACHIM HASLINGER, WWW.MANUFACTUM.AT, WWW.STEINER1888.COM, KARL SCHWILLINSKY Fundstelle Herbst ist der Rückzug ins Haus. Allerlei für das Wohlbefinden, zum Wäschewaschen, die feine Küche und die Sammelleidenschaft. Da wird einem schon beim Anschauen warm. Für die Wärmflasche „Alina“ gibt es waschbare Hüllen aus Alpaca und Merinowolle in 21 Farben von „Agave“ und „Anthrazit“ bis zu „Winterweiß“. Produziert wird das Wellnessprodukt im Traditionsbetrieb der Firma Steiner am Fuße des Dachsteins, der auf Naturmaterialien spezialisiert ist. Preis: 41 Euro. www.steiner1888.com Wiederentdeckte Würze Verjus, der französisch benannte pure grüne Saft aus unreifen sauren Trauben war im Mittelalter weit verbreitet, geriet aber in Vergessenheit, als die ersten Zitrusfrüchte verfügbar wurden. Die Spitzengastronomie hat ihn neuerdings zum Würzen für Marinaden und Saucen wiederentdeckt. Den „Kamptal Verjus“ gibt es aus Trauben des Grünen Veltliner und vom Zweigelt. www.verjus.at ENTDECKEN SIE UNSERE WEITERENTWICKELTEN PRODUKTE Hergestellt in unseren Öko-Fabriken Mit Pflanzenbasierten Inhaltsstoffen ZERO Linie: Ohne Duft- und Farbstoffe Schnell und vollständig biologisch abbauber In diesem Herbst führt ECOVER neue Packungen ein, die zeigen, dass Ecover‘s Produkte von der Cleverness der Natur inspiriert sind. * * * Neue Verpackung zu 75% aus Zuckerrohr und 25% aus recyceltem Plastik. Effiziente Reinigung mit Respekt für die Haut Bahnbrechendes Grün. Mit freundlicher Unterstützung von Mutter Natur. Und natürlich Ecover. Für mehr Informationen, besuchen Sie bitte www.ecover.com 30 GRÜNE WELT JOURNAL Kritischer Konsument Des Apfels Ver(z)ehrer Was Kunden wünschen. Ein Biss in Glanz und Glamour A Hochglanzprodukt. Obst wird immer schöner. Aber auch Allergien legen zu Werte“, sondern um den Glamour-FaktorohneeinPünktchen Schorf. Der Geschmack rutscht oft in die Nebenrolle. Verstörend ist überdies, wenn Äpfel, die nicht den Norm- Umweltmediziner Hans Peter Hutter hat sich den Apfel vorgenommen MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 maßen entsprechen, einfach weggeworfen werden. Paradoxerweiseistheuteder Apfel, der einmal ein preiswertes „Grundnahrungsmittel“ unserer Vorfahren war und in breiter Vielfalt zur Verfügung stand, für viele Menschen gar nicht mehr bekömmlich. Schon rund eine Million Europäer leiden an Apfelallergie. Natürlich spielen bei der Entwicklung von Allergien etliche Faktoren eine Rolle, aber seit Kurzem weiß man auch, dass Apfelallergiker auf alte Sorten seltener reagieren als auf neuere Züchtungen. Hauptverantwortlich dafür sind offensichtlich Polyphenole, die allergene Apfeleiweißstoffe inaktivieren und besondersinaltenApfelsortenent- halten sind. Hingegen weisen neue Sorten nur geringe Mengen dieser Farb- und Geschmacksstoffe auf, die das Verspeisen bekömmlicher machen. Dennsiewurdenweitgehendgezielt weggezüchtet. Beispielsweise, um zu verhindern, dass sich das Fruchtfleisch des Apfels nach dem Anschnitt schnell braun verfärbt. Weil der Konsumentdasnichtmag.Diesersollte sich aber bewusst sein, dass er mit seinem Kaufverhalten abstimmt, ob die althergebrachtenSortennebenGlanzundGlamour bestehen können. – HANS PETER HUTTER . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· INTERNET www.aegu.net FOTOS: TATYANA GLADSKIH/FOTOLIA, DUJMIC n apple a day keeps the doctor away. Der Apfel, mit seiner rund zehntausendjährigen Vergangenheit und eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit, kann bekanntlich viel mehr als nur Hauptkomponente des traditionellen Wiener Strudels sein. Schon ein einziger Apfel pro Tag hält gesund, besagt das bekannte englische Sprichwort, und das ist nachvollziehbar. Unzählige Inhaltsstoffe – wie zum Beispiel Vitamine, Spurenelemente, Quercetin, Pektine – wirken tumorprotektiv, regen die Verdauung an, senken den Cholesterinspiegel und schützen so gemeinsam mit ihren antioxidativen Eigenschaften vor Arteriosklerose. Damit kann das Herzinfarktrisiko gesenkt und Demenzerkrankungen vorgebeugt werden. Weil er zu 85 Prozent aus Wasser besteht, ist der Apfel auch ein idealer Durstlöscher und wegen seines Trauben- und Fruchtzuckergehaltes auch prompter Energielieferant. Sehr gesund jedenfalls. Nach dem Motto ,Sie wünschen, wir spielen‘ ist der Gesundheitsbolzen Apfel aber vom reinen Nahrungsmittel zum Designobjekt hochgezüchtet worden. Es geht nicht mehr vorrangig um die „inneren J et z t Ich will, dass mein Geld jetzt mehr bringt, Eröffnen Sie jetzt einfach ONLINE Ihr Ethik-Sparkonto. mehr Verantwortung für eine gemeinsame Zukunft. Marketingmitteilung. Es gelten die aktuellen Konditionen für das ONLINE-Ethik-Sparen gemäß www.ethiksparen at. Bankhaus Schelhammer & Schattera AG, FN 58248i, DVR 0060011, Goldschmiedgasse 3, 1010 Wien, Tel. +43 1 534 34, Fax DW -8065, www.schelhammer.at (Irrtum und Druckfehler vorbehalten.) 32 GRÜNE WELT JOURNAL Natur-und Klimaschutz Wie das Moor Beine bekam Biotop und- Klimaschutz. Experten fordern Gärtnern ohne Torf. Ein Gartencenter nimmt den kompletten Ausstieg in Angriff L eicht abgewandelt lässt sich das Zitat von Friedrich von Schiller auch auf einen der sensibelsten Lebensräume der Landschaft anwenden: „Das Moor hat seine Schuldigkeit getan, es kann gehen.“ Mit dem erheblich Unterschied, dass das Moor, vom Menschen überstrapaziert,zumTeilbereits Kostbarer Lebensraum Moor „gegangen ist“ – nur mehr 10 % bis 20 % der ursprünglich vorhanden Flächen sind in Österreich erhalten geblieben. Moore können nur in niederschlagsreichen Gebieten mit einer wasserstauenden Bodenschicht entstehen. Es wird hauptsächlich von einer Pflanzenart, dem Torfmoos, geprägt. Durch den ständigen Wasserüberschuss in diesem Biotop, der zu einem Sauerstoffmangel führt, werden Pflanzenreste nur unvollständig abgebaut undalsTorfunterhalbderlebendenPflanzenschichtabgelagert. Die Entstehung einer Torfschicht von zwei Metern hat 2000 Jahre lang gedauert, weil Verschwendung Professionelle Bio-Anzuchterden dürfen bis zu 70 % aus Torf bestehen, für den Hobbymarkt gibt es keine Einschränkungen. Das Österreichische Umweltzeichen auf der Verpackung garantiert, dass die Erde torffrei ist. MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 das Moor pro Jahr nur einen einzigen Millimeter in die Höhe wächst. Bei der wirtschaftlichen Nutzung durch industriellen Abbau wird dieses Werk der Natur weitflächig innerhalb von Minuten von Baggern zerstört. Torf findet als Heizmaterial und zur Energiegewinnung in Kraftwerken Verwendung oder wandert als Bestandteil von Erden in die Gärten ab. Torfsüchtig Was diesen Rohstoff so begehrt macht? Er ist ein guter Wasserspeicher, allerdings nur, solan- ge man nicht zu gießen vergisst. Vor allem aber ist er billig, zu billig. „Das Wertvollste am Torf ist der Plastiksack,“ sagt ein geflügeltes Wort aus der Gartenbranche. Aus den genannten Gründen haben Hochmoore „Beine bekommen“, indem sie scheibchenweiseabgetragenund indenGärtenverscharrtwurden. Ist dieser Lebensraum aber einmal zerstört, gehen auch seine Bewohner, wie der fleischfressende Sonnentau und rare Orchideen verloren. In Österreich findet der Abbau von Torf nicht mehr im industriellen Maßstab ab (Kasten „Mehr vom Moor“),esdarf aber Moorerde für medizinische Zwecke entnommen werden. Für den Einsatz in Gartenerde wurden aber nach Statistik Austria 160.000 Tonnen (im Jahr 2003) importiert, vor allem aus Deutschland und dem Baltikum. Damit hat man das Problem ins Ausland verlagert. Aus der Welt ist es damit aber nicht. Denn die Zerstörung der Moore wirkt sich auch auf den Klimaschutz aus. Auch wenn Moore nur drei Prozent der Erde bedecken,speichernsiedochdoppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wäl- Vielfalt In Österreich gibt es 24 Varianten des Biotops Moor, 20 davon sind als gefährdet eingestuft. Klimaschutz Moore bedecken zwar nur 3 % der Erdoberfläche, speichern aber mehr Kohlenstoff als alle Wälder zusammen. Raus aus dem Torf Für beispielhaften Moorschutz steht heute im nördlichen WaldviertelderNaturparkHochmoor Schrems, wo 2006 auch das Informationszentrum „UnterWasserWelt“ eröffnet wurde. Seit zehn Jahren laufen erfolgreich Renaturierungsbestrebungen, das heißt, das Moor darf wieder zuwachsen und vermoosen und erinnert an den urprünglichenZustand.„Esistaberfalsch, zu behaupten, wie das Verfechter des Torfabbaus tun“, erklärt Dominik Linhard von der Umweltorganisation „Global 2000“, „man könne durch Renaturierung den entstandenen Schaden vollständig ausgleichen. ErstenswürdedasJahrtausende brauchen und zweitens sind lokal ausgestorbene Arten nur sehr schwer wieder anzusiedeln. Ein entschiedenes Signal, Torf mittelfristig ganz aus dem Garten zu verbannen, kommt vom Gartencenter „bellaflora“, das mit der schrittweisen Ökologisierung seiner Angebotspalette eine Pionierstellung einnimmt. Nach der Auslistung von Pestiziden und chemischsynthetischen Düngern, geht man jetzt, in Zusammenarbeit mit „Global 2000“,das Torfproblem an. „Es sind zwar schon Ersatzstoffe auf dem Markt“, sagt Isabella Hollerer, die Nachhaltigkeitsbeauftragte des Unternehmens, „sie sind aber teuer undentsprechennichtvollunseren Ansprüchen.“ Schon jetzt sind hier alle Bioerden 100 Prozent torffrei, obwohl nach EUÖKO-Verordnung Bioerden für den Hobbygärtner erstaunlicherweise noch immer jede Menge Torf enthalten dürfen. Mehr vom Moor Feuchtgebiete im allgemeinen und Moore im Speziellen zählen zu den Lebensräumen, die am meisten durch menschliche Eingriffe gefährdet sind. Die Entwässerung von Mooren für landwirtschaftliche Nutzung als Äcker, Wiesen und für Fichtenaufpflanzungen haben dafür gesorgt, dass es in Österreich nur noch wenigeintakteMoorgebiete gibt. Die Zerstörung von Moorflächen, sagt Martin Essl vom Umweltbundesamt, das mit dem WWF die Broschüre „Aktiv für Moore“ erarbeitet hat, ist in den meisten Naturschutzgesetzen der Bundesländer verboten. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass durch Sondergenehmigungen immer noch Moore für Golfplätze oder Skipisten zerstört werden. FOTOS: SONJA EDER , UNTERWASSERWELT derderErde.DurchdieMoorzerstörung entfallen aber zum einen wichtige Kohlenstoffspeicher und zum anderen führt die Entwässerung zur Freisetzung von klimaschädigendem CO2. – INGRID GREISENEGGER Raubbau Weltweit werden jährlich rund 63 Millionen m3 Torf verbraucht, 41 Prozent davon von den Hobbygärtnern. Isabella Hollerer von bellaflora will „Torf raus!“ aus den Gartenerden MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 34 GRÜNE WELT JOURNAL Wolfsforschung Keine Angst vorm Wolf Forschungszentrum. In Ernstbrunn kann man Meister Isegrim an der Leine führen H Zwei Wölfe warten aufmerksam auf Kommandos ihrer Trainerin dürftiges Tier. Seine Sprache, Heulen genannt, bleibt in ihrer unverwechselbar melodischen, durchdringenden Art, lange im Gedächtnis. Fixer Programmpunkt, weil von der Tageslaune desTieresunabhängig,istdasBegrüßungsritual,wennderWolfin seinGehegezurückkehrtundvon MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 seinen Kollegen wieder in Empfang genommen wird. Ein stürmisch, zärtlicher Akt, der auch die Verspieltheit der Wölfe zeigt. Nach einer Begegnung mit einem Ernstbrunner Wolf wird klar: Äsop und die Brüder Grimm haben sich geirrt. Der Wolf ist weder böse noch dumm. Er ist ein kluges Tier, das auch mit Menschen kann. – HENRIETTE HORNY Info Wolfsforschungszentrum im Wildpark Ernstbrunn. Dörfles, 2115 Ernstbrunn www.wolfscience.at FOTO: WALTER VORBECK undebesitzer wissen es. Tägliches Gassigehen ist Pflicht. An einem Ende der Leine der Hund, am anderen das Herrl. Weniger bekannt ist, dass auch die Vorfahren von Dackel, Pudel und Co. gemeinsame Ausflüge mit Menschen genießen. Im Wolfsforschungszentrum im niederösterreichischen Ernstbrunn kann man das erleben. Bei einem Spaziergang mit einem Wolf an der Leine. Das Wolfsforschungszentrum Ernstbrunn ist ein in Europa einzigartiges Unternehmen. Mitten in einem Wildtierpark gelegen, werden Wölfe nicht hinter verschlossenen Türen, sondern offen für alle Besucher beforscht. Im Rahmen von Veranstaltungenkannmangemeinsam mit den Forschern die insgesamt fünfWolfsrudelhautnaherleben. Ein Angebot, das angenommen wird. Bereits im Sommer waren alle Veranstaltungstermine mit WolfskontaktbisJahresendeausgebucht. Reservierungen für 2015werdenbereitsentgegengenommen.„Foto-Shooting“,bietet die Möglichkeit mit der Kamera im Wolfsgehege zu arbeiten, die Tiere von allen Seiten und in unterschiedlichen Posen abzulichten. Beim „Spaziergang mit einem Wolf“ begleitet man einen Wolf ca. 90 Minuten lang mit einer Trainerin durch den Wildpark. Ohne an der Leine zu ziehen, geht der Wolf an den GehegenvonFreundundFeindvorbei. Selbst Beutetiere wie Schafe, Wildschweine oder Hirsche werden ignoriert. Ein Wolfstrainer steht für Fragen zur Verfügung, erklärt, wie er gemeinsam mit den Wölfen trainiert, sie bereits im Welpenalter an Halsband und Leine gewöhnt und den Tieren Kommandos beibringt. GearbeitetwirdohnePeitsche,nurmit Zuckerbrot. Mit etwas Glück, begleitet man ein mitteilungsbe- Harald Krassnitzer Weil mir meine Pension nicht wurscht ist. Die Pension kann wie ein dünn belegtes Weckerl schmecken. Ich will’s gern mit ein bisschen mehr Wurst drin. Darum sag ich: Gut, dass es die ERGO Pensionsvorsorge mit Garantie gibt! Damit es einem später einmal besser geht. www.ergo-austria.at 36 GRÜNE WELT JOURNAL Kinderkleidung Maus auf dem Bauch Mode für Kleine. Anna Pollack setzt auf Öko und Restlverwertung W Modemacherin Anna Pollack hat alle Modelle an ihren eigenen Kindern und deren Freunden getestet waisten Textilien her. Dort findet sie Vintage-Stoffe aus den 60er- und 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, aus denen neugefertigte Kindermode entsteht. Auch Freunde unterstützen ihre Sammelleidenschaft und überlassen ihr ausgediente Kleidungsstücke aller Art. Die Knopfleisten von alten Herrenhemden setzt sie in ein neues Kollektionsstück ein, beim Modell „Piratenhose“ können die Beine aus zwei verschiedenen alten Gegen das Wegwerfen Anna Pollack liebt Stoffe und ver- Dirndlschürzen gefertigt sein. Jeden kleinsten Stoffrest steht es, sie zu sammeln. Bei Verlassenschaften ist sie hinter ver- weiß die Designerin zu verwerMITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 ten. Aus Flicken fertigt sie Applikationen in Form von Blüten, Schmetterlingen oder Mäusen, Jausenbrottaschen oder eine Patchworkhülle für einen Luftballon, der so zum weichen, bunten Ball wird. Die Preise für das Startermodell, den Schlafsack, liegen zwischen28€und59€.DasistnatürlichmehralsfüreinBilligprodukt aus Fernost. „Die Textilindustrie hat unsere Kaufmoral korrumpiert“, meint Pollack, „ein Kleidungsstück um 10 € kann weder sauber noch fair produziert worden sein und um dieses Geld könnte ich nicht liefern.“ Bei immer mehr Konsumenten kommt Pollacks Botschaft gegen den Billig-Wahn an, gewachsen ist auch das Verständnis für ökologische Standards. „Noch vor ein paar Jahren“, erinnert sie sich, „wollten Eltern kaum Kleidung aus meinen Gebrauchtstoffen kaufen. Das hat sich geändert. Heute ist „Recycling“ ein gutes Verkaufsargument.“ – INGRID GREISENEGGER . ·· · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·· INTERNET www.pollack.com FOTOS: : ESTHER KONSTANZER eil Anna Pollack für ihre drei Kinder nichts Passendes fand, setzte sie sich selbst an die Nähmaschine und fabrizierte erst einmal Schlafsäcke. Warum sie Babys in den Sack steckt? Säcke sind praktisch, das Baby kann sich nicht freistrampeln,nichtunterderDecke verschwinden und es kann seine nackten Füße spüren, weil sie nicht durch Socken vor Kälte geschützt werden müssen. Als ihre eigenen Kinder größer wurden,ließdieJungunternehmerin die bunten „Piratenhosen“ von ihnen testen. Sie haben BündcheninderTailleundandenKnöcheln. Vor acht Jahren, beim Start ihres Ein-Frau-Unternehmens für Kindermode, das auch ihren Namen trägt, hat Anna Pollack Biobettwäsche eines österreichischen Anbieters gekauft, weil es damals keine andere Möglichkeit gab, in Kleinmengen an Biostoffe heranzukommen. Heute besorgt sich die Kostümbildnerin, die über Vivienne Westwood ihre Magisterarbeit verfasste, GOTS-zertifizierte Baumwollefürdievonihrdesignten Modeartikel. Das Kürzel steht für Textilien aus biologisch produzierten Naturfasern und die Einhaltung bestimmter Sozialstandards. Einen Anteil ihrer Modelle lässt Anna Pollack in der Nähwerkstätte „Merit“ der „Volkshilfe“ fertigen. Ziel dieses Projekts ist es, die Integration langzeitarbeitsloser Frauen in den Arbeitsmarkt zu fördern. „Dort habe ich die Möglichkeit“, sagt sie, „die Produktionsbedingungen zu sehen und die Modelle im Detail zu besprechen“. 38 GRÜNE WELT JOURNAL Jugend forscht Winterquartier Umweltspürnasen. Junge Forscher schützen Schmetterlinge Noch sind die Landkärtchen- FOTOS: ANDREAS POSPISIL B untes Laub und die letzten Blumen zaubern Farbe in die Landschaft. Wo es geblüht hat, reifen jetzt Samen und Früchte.Nochkannmanauchdie letzten Schmetterlinge durch die Luft segeln sehen. Wo werden sie überwintern? Wichtige Rückzugsgebiete und Lebensräume zu jeder JahreszeitsindfürsiedieGstätt’n,die Wildnisflächen in der Stadt, auf denen sie meist ihre Futterpflanzen vorfinden. Auch wer im eigenen Garten eine möglichst vielfältige „Unkraut-Ecke“ stehen lässt, trägt dazu bei, gefährdete oder vom Aussterben bedrohte Arten zu schützen. Viele Schmetterlingsarten legen praktischerweise gleich auf den Futterpflanzen ihrer Raupen ihre Eier ab. Wenn dann im Frühjahr die Raupen schlüpfen, haben sie gleich einen nahrhaften Start ins Leben. Eine beliebte Futterpflanze ist die Brennnes- Raupen auf den Futterpflanze n sel. „Admiral“ oder „Landkärtchen“ überwintern im Puppenstadium auf ihr, das „Tagpfauenauge“ hingegen überwintert als Falter und legt erst im Frühjahr seine Eier ab. Wer genau hinschaut, findet auch jetzt im Herbst nicht nur EiGelegeaufdenPflanzen,sondern auch noch manche Raupen. Sie werden sich verpuppen, ehe der Frostkommtundindiesermitseidenen Fäden befestigten Puppe auf den nächsten Frühling warten. – INGRID GREISENEGGER Das Landkärtchen als fertiger Falter im Frühjahr MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014 Den Winter werden sie Im Puppenstadium verbringe n Mach mit! Stadtwildnis erforschen Termine: Teilnahme gratis, für Kinder ab 5 Jahren und Erwachsene – Sonntag, 12. Oktober, 10 Uhr, auf den Wienerberggründen, Dauer 2 bis 3 Stunden, und Freitag, 24. Oktober, 14 Uhr, am Marchfeldkanal, Dauer 2 bis 3 Stunden Anmeldung ist erforderlich: Dr. Gerhard Desbalmes Telefon: 0650/5484821 Gstätt’nführer: „Am Anfang war die Gstett’n“, diese Publikation der Wiener Umweltanwaltschaft zu den Stadtwildnisflächen kann man kostenfrei bestellen: [email protected] WESTspartage Herbst bis 27.11.14 ab €9,90 Jetzt WESTspar-Ticket online oder in der Trafik kaufen und an markierten Tagen bis November besonders sparsam reisen! Oktober 2014 6 13 20 27 7 14 21 28 1 8 15 22 29 2 9 16 23 30 3 10 17 24 31 4 11 18 25 November 2014 5 12 19 26 WESTspar-Tickets gelten den ganzen Tag 3 10 17 24 4 11 18 25 5 12 19 26 6 13 20 27 7 14 21 28 1 8 15 22 29 2 9 16 23 30 WESTspar-Tickets gelten bei Zustieg ab 10:00 Uhr** WESTspartage Aktionspreise: Linz - Salzburg Wels - Salzburg (oder umgekehrt) Wien - Linz Wien - Wels St. Pölten - Attnang Amstetten - Salzburg (oder umgekehrt) WESTspar-Tickets gelten bei Zustieg bis 14:00 Uhr* Fahrplan gültig bis 13.12.2014 St. Pölten - Salzburg Wien - Attnang (oder umgekehrt) Wien - Salzburg (oder umgekehrt) So erhalten Sie Ihr WESTspar-Ticket: online geldsch er nk 01 % pü 4) 9 5,8 end on Steu Fahrplan gültig bis 13.12.2014 tlic h ( S e p 2 * Es gilt die fahrplanmäßige Abfahrt an den gekennzeichneten Tagen bis inkl. 14:00 Uhr von Ihrem Einstiegsbahnhof. ** Es gilt die fahrplanmäßige Abfahrt an den gekennzeichneten Tagen ab inkl. 10:00 Uhr von Ihrem Einstiegsbahnhof. WESTspar-Tickets gültig bis 27.11.14 an den markierten Tagen lt. Kalender (blau, grün und braun hinterlegt). Tickets erhältlich nur online und in über 3.000 Trafiken österreichweit (nicht im Zug erhältlich). Es gelten die AGB der WESTbahn Management GmbH. Alle Informationen sowie Trafiken mit Terminalausstattung finden Sie unter westbahn.at. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. PESTIZIDFREIE REGALE FUR DEN SCHUTZ VON BIENEN & CO. UMSTIEG AUF NATUR- NAHE DUNGER FUR GESUNDE BODEN! TORFFREIE UND TORF- REDUZIERTE ERDE FUR DEN ERHALT DER MOORE! EINZIG ARTIG IN ÖSTERR EICH! www.bellaflora.at WIEN NORD DAS IST FLOWER POWER!