Fingerprint und Mundraub.

Transcription

Fingerprint und Mundraub.
GRÜNEWELT
WELT
JOURNAL
8. OKTOBER 2014
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EITE 32
Zeit der
Ernte
Fingerprint und Mundraub.
Der neue Blick auf das Lieblingsobst
und seine Ver(z)ehrer
FOTO: PHOTOCREW/FOTOLIA
Individuell
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Inhalt
GRÜNE WELT JOURNAL
FOTOS: FLY-HIGH DRACHENLADEN, WALTER VORBECK, WWW.LANDSCHAFTSARCHITEKTUR.AT, SONJA EDER, ESTHER KONSTANZER
Schafsnasen
und Kronprinzen
Ob das bescheidene „Hausmütterchen“, der „Geflammte Kardinal“, der rotbackige
„Kronprinz Rudolf“ oder die
plattgedrückte „Schafsnase“
– alte Apfelsorten sind nachgefragt und überdies bekömmlicher als manches moderne Glamourprodukt. Der Konsument richtet
den Blick auf das Besondere, seine Kaufentscheidung trifft er nicht mehr allein
über den Preis. Das Bekenntnis zu regionalen Lebensmitteln, bevorzugt aus
Bio-Herkunft, gehört zum guten Ton
bei einer wachsend nachhaltig oriAusg
entiertenKlientel.Fürsiekommtdie beim Eeuzeroicphnet
Newspa ean
gute Nachricht, dass schon bald
pe
Award r
Schluss sein soll mit dem Regionaloder dem Bioschmäh. Wissenschaftler
aus Tirol beweisen, dass Herkunfts- und
Produktionsmethoden messbar sind. Sie
können an Hand von Analysen feststellen, ob Äpfel, Käse oder Fleisch aus dem
nächsten Tal, aus dem Nachbarland, aus
China oder Neuseeland stammen. Auch
gegen Verschwendung scheint bereits
ein Kraut gewachsen zu sein. „Mundraub“ oder „Zero Waste Jam“ heißen
Plattformen, die sich als Erntehelfer oder
Umverteilerverstehen,indemsieherrenloses Obst verwerten, statt es vergammeln zu lassen.
Und jetzt zur Nachlese. Wer frühere
Ausgaben des „Grüne Welt Journals“ versäumt oder seine Sammlung verlegt hat,
kann ab sofort von unserem neuen Service gratis Gebrauch machen. Einzelne
Artikel, aber auch komplette Ausgaben,
können als pdf bestellt werden, Printausgaben, so lange der Vorrat reicht. Auch
für Anregungen und Fragen steht Ihnen
das „Grüne Welt“-Team unter der neuen
Mailadresse zur Verfügung. Die nächste
Ausgabe erwartet Sie am 26. November.
Ihre Ingrid Greisenegger
[email protected]
gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“
des Österreichischen Umweltzeichens, Mediaprint
Zeitungs- & Zeitschriftenverlag GmbH & Co KG,
UW 1063
04
22
32
34
36
Rückblick auf den Gartensommer Mehr Horizont als Zaun .................................... 04
Österreich ist Apfel-reich Zwischen Romantik und Realität ...................................... 08
Grün im Blick Tipps für Workshops und Wandern ....................................................... 14
Fingerabdruck Die Herkunft von Lebensmitteln wird messbar ................................ 16
City Farm Schönbrunn Workshop „Kuchen im Glas“ ................................................. 18
Veggie-Pionier Karl Schillinger macht veganes Fast Food ......................................... 20
Kleine Drachenkunde An der Leine durch die Luft ...................................................... 22
Modemacher Upcycling wird international entdeckt .................................................... 24
Holzschuhe für den Winter Ein Vorarlberger macht Mode ........................................ 26
Fundstelle Neues zum Würzen, Waschen und Wärmen ............................................. 28
Hutters Biss in den Apfel Hochglanz und seine Folgen .............................................. 30
Torf und Klimaschutz Wie das Moor Beine bekam ...................................................... 32
Wölfe an der Leine Spaziergänge kann man buchen ................................................... 34
Kindermode Anna Pollacks Restlverwertung ................................................................. 36
Kinder als Forscher Schmetterlinge im Winterquartier ............................................... 38
Impressum: Herausgeber und Chefredakteur: Dr. Helmut Brandstätter Medieninhaber: KURIER Zeitungsverlag & Druckerei Ges.m.b.H., Leopold-Ungar-Platz 1, 1190 Wien Redaktion: Ingrid Greisenegger ([email protected])
Redaktionsassistentin: E. Plitzka CvD: G. Haller-Gallée Fotoredaktion: S. Schoberberger Layout: Beilagen-Grafik Geschäftsführer: Mag. Thomas Kralinger, Dkfm. Mark Mickasch Verleger: Mediaprint Zeitungs- & Zeitschriftenverlag Ges.m.b.H. & Co. KG, Muthg. 2, 1190 Wien Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei Ges.m.b.H. Co. KG, Richard-Strauss-Str. 23, 1230 Wien Anzeigen: G. Geweßler ([email protected])
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
4 GRÜNE WELT JOURNAL Gartenkultur
Stadtbiotop. Gemeinschaftsgarten mit Shops und Gastronomie in einem Frachtcontainer-Dorf vor der Hochhauskulisse in der Krieau in Wien. Im nächsten
Frühjahr soll der„Stadtbiotop“ auf einem anderen Gelände neu entstehen
Rückblick auf den
Gartensommer
Gemeinschaftsgarten
im Containerdorf
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
AFT SAR CH ITE
DS CH
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zeninseln zur Relaxzone für jeden, auch für Kind und Hund, gewordenist,kannpflegeleichtund
chemiefrei betrieben werden.
DerDachgartenaufeinemWohnmobilistTeileinesautarkenEnergie- und Wasserkreislaufsystems
für das ganze Gefährt und kultiges Pionierprojekt für Leute, die
ein einfaches Leben suchen. Im
„Stadtbiotop“ wird einwandfreies Biogemüse angebaut, für die
GastronomievorOrtundfürLeute,diesichrechtzeitigeinBeetgemietet haben.
GR EIS EN EGG ER
FOT OS : ING RID
D
planen. Unkonventionelle Modelle aus der Sommersaison wollen dazu anregen. Der Trend
geht weg vom enggezogenen,
blickdichten Gartenzaun, hin
zur Gemeinschaftsnutzung im
öffentlichen Raum. Die ausgewählten Beispiele verbindet
aber nicht nur der offene Horizont, sondern auch ein gezielter
Nachhaltigkeitscharakter. Der
Freiraum auf dem Campus der
neuen Wirtschaftsuniversität in
Wien, der mit seinen wie lässig
hingestreuten „wilden“ Pflan-
KTU R.A T
Neue Lösungen. Schräg und mit mehr Horizont als Zaun
ie Grüne Welle wogt, wer
einen grünen Daumen
hat, zeigt voll Stolz seinen Fingerprint. Das Werken mit
Grün wird vor allem im Stadtbild immer sichtbarer. Vom Zierpflanzen-Balkon bis zum Gemüse im Park. Fast unausbleiblich
machen sich aber auch aus dem
Eifer geborene kuriose Entwicklungen bemerkbar. Beispielsweise dort, wo Gemüsebeete auf Verkehrsinseln in der Wiener Innerstadt angelegt wurden. Der
HerbstisteineguteZeit,Neueszu
Campus der Wirtschaftsuniversität. Wogende Gräser und Blüten
Stadtbiotop.
Mobiles Urban
Gardening in
ausgedienten
Transportkisten
der ÖBB
Der
Unternehmensberater
Clemens Hromatka hatte die
Idee, nach Art eines Wanderzirkuses ein Container-Dorf zu
errichten, eine Erholungsstation mit ein paar Shops darin,
mit Essen und Trinken auf lässigen Palettenmöbeln. Nach
Vorbild des Londoner „Boxparks“ ist das Modell im Juni
auf einer Wiener Gstätten zwischen der Trabrennbahn
Krieau und einem modernen
Bürohochhausviertel unter
dem Label „Stadtbiotop“ entstanden. Nächstes Jahr soll
auch dieses Areal bebaut werden und das „Stadtbiotop“
wird weiterziehen, um an einem anderen Standort seine
Pforten zu öffnen.
Das Dorf, vorrangig eine
Chill-out-Zone auch für die
gleich jenseits der Straße angesiedelten Studenten der
Wirtschaftsuniversität,
besteht aus einer Ansammlung
von ausgedienten Schiffscontainern mit Gastronomie, die
nicht nur ein Freiraum-Sitzen
wie beim Heurigen anbietet,
sondern auch mit Biokost
punktet.
Das
frische
Gemüse
kommt direkt aus der eigenen
Urban-Gardening-Ecke. Ein
Waldviertler Biobauer hat sie
eingerichtet, betreut wird sie
vom Personal des „Stadtbiotops“. 30 Euro pro Hochbeet –
in ausrangierten hölzernen
Transportkisten der ÖBB –
zahlte man für das Recht, als
Privater Erntefreuden zu genießen.
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MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
6 GRÜNE WELT JOURNAL Gartenkultur
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Schauen und staunen
Sie stürzen sich Hänge hinunter, die andere nicht einmal zu
Fußbewältigen,springenüber
reißende Flüsse und bewältigen Wüsten: Brandon Semenuks „Rad Company“ ist ein
Highlight der diesjährigen EuropeanOutdoorFilmTourund
zeigt wagemutige Mountainbike-Fahrten.
In einem zweistündigen
Programm zeigt die E.O.F.T.
die besten Outdoorsport- und
AbenteuerfilmedesJahres.Jeder für sich ist besonders: „Nobody’s River“ erzählt die GeschichtevonvierFrauenbeiihrer Kajaktour auf dem Amur
von der Quelle zur Mündung.
„The Frozen Titans“ zeigt das
Kletterabenteuer von Will
Gadd, der einen gefrorenen
Wasserfall bezwingt. Traumhafte Bilder und Action ist bei
diesen und allen anderen
Filmen garantiert.
FOTOS: INGRID GREISENEGGER, WWW.LANDSCHAFTSARCHITEKTUR.AT, JANA FRANTAL (3)
Dachgarten.
Theresa Steininger und Christian
Frantal auf ihrem
„Wohnwagon„
Boulevardgarten
am Campus
Die Gebäude der neuen Wirtschaftsuniversität, entlang einer Längsachse angeordnet,
sind Visitenkarten international renommierter Architekten. Die Freiraumgestaltung
am Campus lädt mit ihren
Pflanzeninseln, Wasserflächen und Sitzplätzen, die wie
Einzelskulpturen in den „Boulevard“ eingestreut sind, zum
Entspannen und Naturerleben ein. Die Vegetation in der
parkähnlichen Anlage – Konzept von Architektin Laura P.
Spinadel, Hannes Batik und
Stefan Schmidt von „LandschaftsArchitektur“ – will
Schatten, Duft und vielleicht
einmal Honig spenden.
Vom Wiener Prater, in dem
der Campus liegt, wird das
Areal durch hohe Ziergräser
und Gingko-Bäume als etwas Eigenständiges abgegrenzt. Auf dem „Boulevard“
selbst bestimmt eine wiesenartige Bepflanzung, beispielsweise mit vom Wind bewegten Grasfontänen der
„Rasenschmiele“, kerzenförmigen blauen Duftnesseln
und Storchenschnäbeln das
Bild. Die Kompositionen wirken so, als wären sie immer
schon hier gewesen. Es sind
Pflanzen, die Trockenheit und
Hitze vertragen, ein Splitsubstrat unterdrückt die Unkrautbildung. „Dieses nachhaltige,
selbstregulierende System“,
sagt Stefan Schmidt, „benötigt
nur sechs Minuten Pflege pro
Jahr und m², diese aber von
sehr qualifizierten Leuten.“
www.landschaftsarchitekt.at
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
eiraum ist
Campus. Der Fr
Boulevard,
ein weitläufiger
rnationaler
te
in
gesäumt von
Architektur
Dachgarten
auf dem „Wohnmobil“
Was man so braucht zu einem
guten Leben, ist für das Team
von „Wohnwagon“ sehr wenig
und auf kleiner Fläche realisierbar. Die „Grüne Welt“ vom
12. März 2014 hat ausführlich
berichtet, wie es an einem
mobilen Zuhause in einem
Wohnwagen arbeitete, um
sich und Gleichgesinnten den
Traum vom autarken, ressourcenschonenden Leben zu verwirklichen. Dem Ziel ist man
inzwischen noch ein gutes
Stück nähergekommen. Ein
Garten auf dem Dach des
Mobilheims macht es jetzt
möglich, abgekoppelt von der
Außenwelt im Einklang mit
der Natur zu wohnen.
Der Dachgarten dient dem
Sammeln von Regenwasser.
Aus einem Speicher unter dem
Wagen wird es zu Dusche und
Waschbecken geleitet und von
dort wieder hinauf aufs Dach.
Auf dem Dach filtert eine
Pflanzenkläranlage das Grauwasser und der Kreislauf kann
von Neuem beginnen.
Der Filtereffekt wird durch
Seggen, Wasserminze und andere Pflanzen erzielt, unterstützt von einem mineralogischen Substrat und Pflanzenkohle. Die Stromversorgung
erfolgt über Fotovoltaik,
Warmwasser liefert eine Solaranlage. Trotz dieser Aufrüstung bleibt Platz für Gemüse,
Kräuter und den Liegestuhl.
Das stille Örtchen funktioniert
nach dem Prinzip einer Komposttoilette.
www.wohnwagon.at
– INGRID GREISENEGGER
JOHN GIBSON
Highlights der European Outdoor Film Tour
Campus. Fontänen
von Ziergräsern
auf den „Pflanzeninseln“ der Wirtschaftsuniversität
Brandon Semenuks „Rad Company“ ist einer der Programmpunkte
·······························································
European Outdoor
Film Tour
Auf dem Tourplan stehen über
240 Events in dreizehn Länderns.
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8 GRÜNE WELT JOURNAL Erntezeit
Im weiten Apfelreich
Romantik und Realität. Was alte Sorten können und Bio darf
Dann ging es ihnen an den
Stamm. In der zunehmend mechanisierten
Landwirtschaft
störten die Bäume in den FeldernundWiesen.Vielegroßkronige Obstbäume, Obstbaumwiesen und -alleen, die typisch
für die österreichische Kulturlandschaft sind, gingen damals
verloren.
Eine rationelle Tafelobstproduktion führte zur Anlage von
Intensiv-Obstplantagen, wobei
ertragssichere, moderne Sorten zum Einsatz kamen. Im Supermarkt beherrschten nur
noch wenige Sorten die Regale,
genetisch und im Geschmack
eng verwandt und bis zu 20mal gespritzt.
Kaiser Alexander, auch
Aporta Nalivia.
Bekannt seit
1800. Ein
Tafelapfel
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
Martin Artner betreibt seit
30 Jahren seine Biobaumschule
Mehr als ein Hobby
Nach Zeiten des Einerleis
herrschtwiederAufbruchsstimmung. Experten halten aber die
„Sortenliebhaberei“fürmehrals
nureinnostalgischesHobbyambitionierter Freizeitgärtner und
Gourmets. Denn Landwirte sehen in der Pflege und Wiederbe-
lebung dieser althergebrachten Sorten einen willkommenen Nebenerwerb in einer Sparte, die noch wenig besetzt ist.
„Das liegt daran“, erklärt Bernd
Kajtna vom Verein „Arche Noah“, der sich seit 25 Jahren für
die Bewahrung alter und seltener Sorten einsetzt, „dass
Pflückernte, Baumschnitt und
Pflanzenschutz bei den hochgewachsenen Altbäumen nach
heutigen Maßstäben kaum
möglich sind und es kaum Jungbäume gibt.“
Baumschulen, wie die von
Martin Artner in Reichenau am
Freiwald im nördlichen Waldviertel, experimentieren längst
mit niedrigeren und wirtschaftlichen Züchtungen für den
wachsenden Markt.
Artner hat allein 400
Apfelsorten zur Auswahl, konsequent in
Bioqualität. Diese
ist zunehmend bei
jüngeren Leuten
gefragt, die Umweltschutz und
Genuss unter einen Hut bringen möchten.
Die Althergebrachten wurden auf Geschmack und Widerstandsfähigkeit
gegen Krankheiten
gezüchtet oder sind
durch Zufall entstanden. „Die Modernen“,
meint Artner, „die den regionalen
Gegebenheiten
nicht angepasst sind, kommen
im rauen Klima nicht einmal
mit Chemie auf.“
Bio in Masse
Fritz Prem ist Obmann der Bioabsatzgemeinschaft „Von Herzen“, der größten Österreichs,
der 100 Landwirte angehören,
die Äpfel und Birnen produzie-
Roter Herbstkalvill, auch
Granatapfel. Bekannt seit 1670.
Ein Tafelapfel
ren. „Es sind viele Junge dabei“,
bestätigtauchPrem,„dieausder
konventionellen
Landwirtschaft umgestiegen sind.“
Über 80 Prozent der Ernte
gehen an vier große Supermarktketten. Denn der Biofachhandel ist in Österreich unterrepräsentiert und die Direktvermarktung minimal – nur rund
sechs Prozent der Apfelmenge
werden ab Hof verkauft.
Unbehandeltes Obst wird
man in der Regel, und das auch
nur in kleinen Mengen, direkt
beim Bauern finden. Moderne
glamouröse Designer-Sorten
hingegen können fast nur im
konventionellen Landbau wirtschaftlich produziert werden.
Dazwischen steht der Biobauer.
„Er hat es nicht leicht“, meint
FOTOS: NATUR IM GARTEN, PRIVAT, ALLE ÄPFEL: NEUE ALTE OBSTSORTEN, CLUB NÖ
D
as „Schmutzerl“, korrekt
„der Rote von Simonffi“,
ist klein, rund und von
sattem Dunkelrot. Er war in
Großmutters Kindheit als
Christbaumschmuck sehr beliebt. „Kronprinz Rudolf“, der
Flachkugelige,landeteimApfelstrudel oder erfreute beim
Frischverzehr. Manche „Schafnasen“, kegel- oder walzenförmig, konnten mit zartem Bananengeschmack überraschen.
Noch in den 50er-Jahren
des vorigen Jahrhunderts fand
man Äpfel in vielfältiger Optik
und vielen Geschmacksvarianten in den Gärten rund ums
Haus, auf dem Dorfanger oder
auf den Streuobstwiesen.
Bernd Kajtna, der Obstexperte,
„er steht unter doppelter Beobachtung. Für den Handel soll
der Apfel makelfrei sein, für
den Bio-Fundi aber völlig unbehandelt. Wenn der Standort
stimmt und die Witterung mitspielt, kann es zwar sehr schöne Bioernten geben, aber es
gibt Jahre, in denen bis zu 80 %
derÄpfeleinenWurmhaben.Alles andere ist eine romantische
Vorstellung vom Landleben“.
Bioobstbauer Fritz Prem hat
unteranderendieSorte„Golden
Delicious“ im Programm, die
schon vor 120 Jahren beschriebenwordenist,undandererseits
die Sorte „Topas“, eine tschechische Züchtung von 1984.
In der Tat würde sich nicht
nur der Bio-Obstbauer, sondern
Hausmütterchen, auch Pfundapfel.
Bekannt seit 1805. Ein Haushaltsapfel
Fritz Prem ist Bio-Apfelbauer im oststeirischen Kaindorf
Aus dem Alltag eines Bio-Obstbauern
Ein Biobauer spritzt nicht gleich
bei der ersten Blattlaus, er beobachtet erst einmal die Entwicklung. Denn Schadinsekten und
Schadpilze bauen sich langsam
auf, über drei bis vier Jahre. Dabei muss man sie im Auge behalten. Mit geringem Befall kann
man leben – sofern genug natürliche Gegenspieler auftreten.
Zum Beispiel Zehrwespen gegen Miniermotten. Selbstverständlichistdasnicht,dashängt
auch von der Witterung ab, ob
sie sich in Reaktion auf das Vorhandensein reicher Beute
schnell genug entwickeln können. Nur wenn es genug Zehrwespen gibt, reguliert sich das
Problem von selbst. Anderenfalls muss der Landwirt
eingreifen.
Was ist dann erlaubt?
Es sind Mittel aus natürlichen Ausgangsstoffen. So gewinnt man
zum Beispiel aus
Chrysanthemen
unddemNeembaum Wirkstoffe, die sich
schnell abbauen.
Da
der Wirkstoff
aus
den
Chrysanthemen aber nur
extrem kurzfris-
tig wirksam ist, muss man ihn
genauimrichtigenMomentaufbringen. Diesen Moment muss
man erkennen. Gegen Apfelschorf kann man Backpulver
verwenden, das der erste Regen
aber abwäscht. Es wirkt auch
Kupfer in geringen Dosen, es ist
nur1/10derMenge,dieimkonventionellen Landbau erlaubt
ist. Kupfer hat kaum hormonell
verändernde Wirkung, chemisch-synthetische Mittel aber
des Öfteren. Schwefelkalk
nimmt man gegen Schorf und
Mehltau, lebensmittelrechtliche Rückstände sind null. In der
Praxis finden fünf Fungizide
und fünf Insektizide Anwendung, z. B. Mittel auf Schmierseifenbasis gegen Blattläuse.
Wie wird gedüngt?
Kompost ist der Starter dafür,dasssichnatürlichesBodenleben entwickeln kann. Wir betreiben ein Bodenmanagement,
das die natürlichen Vorgänge
unterstützt, statt in Form von
chemisch-synthetischem Dünger nur Futter zu geben. Wir füttern das Bodenleben, nicht die
Pflanze. Der Unterwuchs wird
nicht weggespritzt, zum Beispiel mit Round Up, sondern
mechanisch entfernt mit rotierenden Bürsten oder durch Bodenlockerung und seichtes
Durchmischen.
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
10 GRÜNE WELT JOURNAL Erntezeit
Aufstand im Apfelland. Die Bürger von Mals im Südtiroler Vinschgau stimmten für eine Neuausrichtung der Landwirtschaft in ihrer Gemeinde
ven Landwirtschaft mit den großen Obstplantagen der Gemeinde zu schaffen gemacht. Tests ergaben stark überhöhte Werte auf
den Weiden und in den Gewässern. Zur Verschärfung der Situation trägt in dieser Region der legendäre Vinschger Wind bei, der
die Abdrift der Spritzungen weit
ins Land trägt, sodass auch Landwirtschaftsflächen, die Bio betriebenwerden,belastetsindund
die Bauern ihre Produkte nicht
mehr als Bioware verkaufen können. Unterstützt von Honoratioren des Ortes, vom Apotheker bis
zur Kinderärztin, und trotz
Gegenwinds durch Vertreter der
konventionellenLandwirtschaft,
hatte ein Promotorenkomitee eine Volksabstimmung ins Leben
gerufen. 70% der Bürger ab dem
16. Lebensjahr entschieden sich
bei einer Wahlbeteiligung von 75
% für eine pestizidfreie Landwirtschaft. Zustimmung gab es
auch von der Tourismusbranche,
die von dem neuen Wirtschaftskonzept profitieren können soll.
„Durch eine Landwirtschaft, die
auf Bio abzielt“, erklärt Johannes
Fragner-Unterpertinger, Spre-
cher der Rebellen, „kann unsere
Landwirtschaft besser überleben
und wir machen uns nicht schuldig, Umwelt- und Gesundheitsprobleme auf künftige Generationen abzuschieben.“ Geht es
nach den Malser Befürwortern
der Volksabstimmung, soll hier
eine europäische Vorzeigeregion
entstehen. Die Rechtsverbindlichkeit der Entscheidung dürfte
gegeben sein, eine kleine
Gemeinde im Trentino hat für
Teilbereiche die Vorreiterrolle
übernommen und die Absegnung von Rom erhalten.
auch manche seiner großen
Handelspartner mehr seltene
Apfelsorten im Programm zutrauen. Weil nämlich auch ein
auf Glanz-und-Glamour-Ware
getrimmter Konsument Innovationen wünscht.
Es gibt dafür
durchaus geeignete Sorten.
Doch das alleine genügt noch
nicht. „Ich müsste eine Abnahmegarantie für zehn Jahre bekommen“, erklärt Prem. Denn
den ersten Ertrag liefert ein neugepflanzter Baum erst nach
fünf Jahren. Und erst fünfzehn
Jahre Ertrag machen ihn wirtschaftlich. Auf so langfristige
Verträge wollen sich aber Großabnehmernurschwereinlassen.
Denn wer weiß, was dem Kunden dann gerade schmeckt.
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Das ist neu in der EU. In einer
Volksabstimmung haben die Einwohner der Gemeinde Mals im
Südtiroler Vinschgau Anfang
September darüber abgestimmt,
die Ausbringung von chemischsynthetischen Pestiziden nicht
länger zu dulden. Aus wirtschaftlichen und aus gesundheitlichen
Gründen.
In den vergangenen Jahren
hattendieRückständezugelassener Spritzmittel aus der pestizidintensi-
– INGRID GREISENEGGER
.
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Kronprinz Rudolf. Bekannt seit 1860.
Tafel- und Wirtschaftsapfel
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
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FOTOS: MARIA GAPP, NEUE ALTE OBSTSORTEN, BERNKOPF, KEPPEL, NOVAK, CLUB NIEDERÖSTERREICH
Volksabstimmung gegen Pestizide
Planet Erde – Die spektakuläre
BBC-Dokumentation live in Concert
Atemberaubende Bilder, einer der besten deutschsprachigen Moderatoren und ein grandioses Orchester
– Planet Erde Live sprengt alle bisherigen Grenzen der
Naturdokumentation und setzt völlig neue Maßstäbe.
Die spektakulärsten Aufnahmen, außergewöhnlichsten Geschichten und dramatischsten Momenten der
preisgekrönten BBC Dokumentation werden dabei in
ausgezeichneter HD-Qualität auf eine gigantische, mehr
als 240 qm große Leinwand projiziert. Dazu liefert das
80-köpfige The City of Prague Philharmonic Orchestra
unter der Leitung von Matthew Freeman live den aus der
Feder von George Fenton stammenden Soundtrack. Dieser fängt die filmischen Szenen perfekt ein und verstärkt
sie auf mitreißende Art und Weise – von leisen Tönen bis
hin zu dramatischen Klängen, wenn zB. ein Weißer Hai
majestätisch aus den Tiefen des Meeres durch die Wasseroberfläche bricht.
Planet Erde – Live in Concert-Moderator Max Moor berichtet dazu über die Arbeit der Tierfilmer und begleitet
die Zuschauer zwei Stunden lang auf einer einzigartig
visuell-musikalischen Reise.
Max Moor entführt das Publikum in ein rauschhaftes akustisch-visuelles Abenteuer.
Aus 10.000 Stunden Film
entstand nicht weniger als eine
Neu-Bestimmung der Naturund Tier-dokumentation: Spektakulär, grandios, umwerfend.
Von Kritikern gelobt, vom Publikum bestaunt, von Juroren
mit Preisen geehrt. Die Serie
erreichte traumhafte Einschaltquoten.
Mehr als fünf Jahre dauerten
die Dreharbeiten für die einzigartige Serie, 40 Kamerateams
waren dafür an über 200 Drehorten in allen Ecken der Welt
im Einsatz – filmten an Land,
unter Wasser und aus der Luft.
Liebeserklärung an die Welt
Dem britischen Filmemacher
Alastair Fothergill ist mit Planet
Erde eine Liebeserklärung an
die Welt gelungen.
Untermalt werden die Aufnahmen von der Musik George
Fentons, der bereits die Musik
für zahlreiche Serien- und Kinohits geschrieben hat, darunter
Ghandi, Und täglich grüßt das
Murmeltier, Anna und der König und e-m@il für Dich. Mit
seinen Kompositionen machte
er bereits den Planet Erde-Vorgänger Unser Blauer Planet zu
einem akustischen Highlight
und trug maßgeblich zum Erfolg der beiden Serien bei.
Nachdem Planet Erde bislang
auf den Fernsehschirm bzw. die
Kinoleinwand beschränkt war,
kommt die Live-Adaption der
Erfolgsserie endlich nach Österreich.
Wie Serie und Kinofilm
nimmt auch die von BBC Worldwide koproduzierte Live-Version die Besucher mit auf eine
einzigartige visuelle und musikalische Reise zu den wildesten
und schönsten Teilen unseres
Planeten und bietet mit seiner
faszinierenden Mischung aus
Sinfoniekonzert und Kinobildern ein einmaliges Erlebnis.
Planet Erde – Live In Concert
von den tiefsten Höhlensystemen der Welt bis zu den Himalaya-Gipfeln, von den Eiswüsten
bis zum tropischen Dschungel,
vom Kalahari-Ödland bis zu den
farbenprächtigen Korallenriffen
unserer Ozeane.
●
Planet Erde – Live In Concert
Wiener Stadthalle Halle D
14. März 2015, 15 Uhr und 20 Uhr
Infos und Tickets:
www.lskonzerte.at
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Fotos: FKP Scorpio, Herbert Schulze, Fred Olivier
Der Welterfolg erstmals live
in Wien am 14. März 2015
Live Moderation der Show: Max Moor
12 GRÜNE WELT JOURNAL Erntezeit
Selbstbedienung in Nachbars Garten
Anstiftung zum „Mundraub“. Plattformen organisieren die Verwertung von Überfluss
D
Nichts verkommen
lassen will Evelina
Lundqvist. Sie
vernetzt Obstsammler und
Marmeladeköche
Ernte als Gruppenerlebnis. „Mundräuber“ setzen auf die Verwertung von herrenlosem Obst
Die in Österreich lebende
schwedische Unternehmerin
Evelina Lundqvist geht einen etwasanderenWeg.2009gründete sie mit einer Freundin die
Nachhaltigkeits- und Kreativitätsagentur „The Good Tribe“.
Diese hat mit jungen Leuten,
vielfach mit Migrationshintergrund, in einer Vorstadt von
Stockholm ein experimentelles
Projekt am Laufen: beim Rad-
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
fahren im Fitnessstudio gewonnene Energie soll für die Heizung eines Gewächshauses
nutzbar gemacht werden. Auch
in Österreich konzentriert sie
sich auf die Sensibilisierung für
die Produktion von Nahrungsmitteln und wirbt für Nachhaltigkeit. Das Projekt, für das sie
in ganz Europa ein Netzwerk
aufziehen möchte, heißt „Zero
Waste Jam“. Das Motto lautet:
null Abfall, wir verwerten restlos. Konkret geht es um die Herstellung und den Verkauf von
Fruchtaufstrichen aus Überschuss-Obst, das verdorben wäre, hätte sich keiner darum gekümmert. Es stammt aus Gärten, die Private oder Institutionen zur Ernte zur Verfügung
stellen, oder wird gespendet.
„Ich will aufmerksam machen“, sagt Lundqvist, „dass wir
WWW.MUNDRAUB.ORG (2), RUPERT PESSL
er umgangssprachliche
Begriff„Mundraub“steht
in etwa für das Entwenden von Lebensmitteln von geringem Wert aus Hunger oder
aus Not. Beispielsweise, wenn
einer einen Apfel klaut und verputzt. Drei Berliner Freunde,
die die gleichnamige Internetplattform gründeten – mit aktuell 10.000 Fans –, wollen aber
damit keineswegs zum Übergriff auf fremdes Eigentum verführen (Kasten), sondern wollen
auf Überfluss und Verschwendungaufmerksammachen.Tausende Tonnen Obst verfaulen
ungenutzt auf Wiesen, an Straßenrändern und in aufgelassenen Gärten. Verwerten statt verkommen lassen, nutzt herrenloses Obst, ist die Botschaft der
Macher.
Auf einer interaktiven Landkarte kann man Obstbäume
und Beerensträucher markieren, um andere auf ungenutzte
Vorkommen aufmerksam zu
machen. Da wird beispielsweise auf „Himbeeren in Menge an
einem hübschen Waldweg“ bei
Berlin,auf„wunderbareroteÄpfel“ bei Linz oder auf einzelne
Maulbeerbäume beim Wiener
„Gaswerk“ aufmerksam gemacht. Damit jemand davon
nascht oder daraus Marmelade
macht. Aber nicht nur. „Mundraub“ hat sich auch zum Ziel gesetzt,dieVielfaltderKulturlandschaftinsBewusstseinzurücken
und die gemeinsame Nutzung
des öffentlichen Raums. So
Mancher „Mundräuber“ hat dabei zum ersten Mal mit seltenen
alten Obstsorten Bekanntschaft
geschlossen.
„Mundraub“ ist noch ein Nischenprogramm, könnte aber
zum Volkssport werden. Auch
in Österreich greift die Idee,
Plattformen oder Blogs heißen
beispielsweise „Fruchtfliege“
oder „Linz pflückt“.
von allem zu viel haben.
Warum kaufen wir Obst, wenn
es gratis vor der Tür wächst und
ungenutzt liegen bleibt?“. Sie
gibt sich selbst die Antwort:
„Weil Essen zu billig ist, ist es
wertlos. Wir geben heute im
Vergleich zu früher immer weniger dafür aus.“ Wegwerfen
möchte sie keinen einzigen
Apfel. „Darin ist so viel Sonnenenergie gespeichert“, sagt
Lundqvist, „doch wenn er einen
Fleck hat, wird er schon als ungeeignet für den Verkauf
erklärt.“
Für „Zero Waste Jam“ stellte
sie beispielsweise Dirndl (Kornellkirschen)-Marmelade mit den
jungen Leuten der gemeinnützigen Organisation „Jugend am
Werk“ her oder gemeinsam mit
den Kindern und Jugendlichen
der Caritas-Einrichtung „Am
Himmel“ in Wien. Dabei geht es
auch darum, die Zusammenarbeit in einer Gruppe zu fördern.
Im Vorjahr wurden 1400
Gläser mit „Zero Waste Jam“ in
Handarbeit produziert, online
und in Läden verkauft. Das 150Gramm-Glas zu 4,90 Euro, 900Gramm-Gläser zu 9,90 Euro.
Apfelchutney, Kirschweichselkonfitüre und Vanille-Apfelmus
sind die aktuellen Angebote aus
dem Überfluss-Obst in einem
Klosterneuburger Garten. Das
wirklich Luxuriöse daran ist
abernichtderPreis,sonderndas
wechselnde Geschmackserlebnis, das sich aus dem Prinzip Zufall ergibt, denn eingekocht
wird, was gerade zur Verfügung steht. Und was ohne
„ZeroWaste“weggeworfenoder
unbeachtet vergammelt wäre.
– INGRID GREISENEGGER
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INTERNET
www.zerowaste.com
www.thegoodtribe.com
„Mundräuber“-Regeln
AuszugausdemKodexderBerliner Plattform:
– Stellt sicher, dass keine
Eigentumsrechte verletzt werden. Erkundigt euch bei Flächen im öffentlichen Raum im
Zweifelsfall bei den Gemeinden oder Naturschutzbehörden.
– Geht behutsam mit den Bäumen, der umgebenden Natur
und den dort lebenden Tieren
um. Hochstämmige Obstbäume können bei sorgsamem
Umgang und guter Pflege
100 bis 120 Jahre alt werden.
Überprüft vor dem Klettern
dieÄsteaufStabilität,einabgebrochener Ast ermöglicht
Holz zersetzenden Pilzen und
für den Baum schädlichen
Bakterien ein leichtes Eindringen. Das kann seine Lebenszeit
erheblich verkürzen. Lasst
Obst für Tiere zurück.
–
Teilt die Früchte eurer
Entdeckungen und gebt etwas
zurück. Die Plattform lebt
vom Teilen, das heißt, dass
sowohl die Fundorte als auch
die Ernte mit anderen geteilt
werden. Es besteht kein
Anspruch oder Ernterecht auf
die Ernte eines öffentlichen
Baums, weil man diesen entdeckt und in der „Mundraub“-
Mundräuber mit reicher Beute:
Überfluss-Obst vom Straßenrand
Landkarte eingetragen hat
oder gleich nebenan wohnt.
Helft mit, der „Mundraub“Map weitere Fundorte hinzuzufügen.
–
Engagiert euch bei der
Pflege und Nachpflanzung von
Obstbäumen.
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INTERNET
www.mundraub.org
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
14 GRÜNE WELT JOURNAL Schauplätze
Grün im Blick
Aktiv im Herbst. Wandern bei Nacht mit einem Krimiautor, eine Hecke
pflanzen, ein Haus planen und die letzten Blüten ins Haus holen
Beim NÖ Heckentag kann man heimische Gehölze erwerben
Der Verein „Regionale Gehölzvermehrung“ bietet heuer am
8. November an acht Standorten in NÖ Bäume und Sträucher
aus den Baumschulen seiner Partnerbetriebe an. Es handelt
sich um Nachfahren von Wildgehölzen aus der freien Natur,
einzeln oder als Heckenpaket, die perfekt an unsere Standortbedingungen angepasst sind. Vorbestellungen bis 15. Oktober.
www.heckentag.at
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Fixtermin für Gartenfreunde
Literatur und wandern
Mit Krimiautor und Förster durch den Wachauer Wald
Am 8. November geht es gemeinsam mit dem Schriftsteller
Stefan Slupetzky und Wolfram Hackl, dem kundigen Informanten zu Wald, Naturschutz und Jagd, zu einem spektakulären Aussichtspunkt, der Tischwand, im Dunkelsteinerwald. Den Rückweg tritt man im Fackelschein an. Anschließend Lesung im historischen Langegger-Hof. Preis: 15 Euro.
www.ulnoe.at
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Hausbauern und Sanierern will ein Workshop auf die Sprünge helfen
Wie man ein ökologisches, energieautarkes Wohlfühlhaus von
Anfang an richtig plant und was bei der Umsetzung zu beachten ist, erfährt man in den Workshops der „Winjana-Akademie“ bei Winfried Schmelz und Tatjana Salomon. Baubiologie
und -ökologie, Geomantik und Raumenergetik stehen auf dem
Programm. Termine: 8./9. oder 29./30. Nov. Preis: 450 Euro
www.bauatelier.at
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
Jahreszeitliche Schönheiten
Workshops bei der Blumenlandwirtin
MargritSchweighoferausderSteiermarkistbekanntfürregionale, saisonal und noch dazu biologisch produzierte Schnittblumen. In Workshops und Seminaren (Natur kunstvoll gestalten)
vermittelt sie handwerkliches Arbeiten zugleich mit theoretischem Wissen, auch im Herbst und im Winter. Kurse werden in
der Steiermark und in Wien angeboten.
www.vomhuegel.at
FOTOS: JOACHIM BROCKS , WOLFGANG KÜHN, WWW.BAUBIOLOGIE.AT, VOM HÜGEL
DIY – Ökologisch bauen
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Neues Logistikzentrum
Nachhaltiges Gebäude. Lidl Österreich setzt sich für den Umweltschutz ein
Das neue Lidl
Logistikzentrum
wird nach ökologischen Gesichtspunkten gebaut
und verkürzt
Transportwege
N
achhaltigkeit
ist in aller Munde
– doch was bedeutet
das Wort eigentlich? Schlägt
man im Lexikon nach, so wird
es mit „Handlungsprinzip zur
Ressourcen-Nutzung“ beschrieben.Wichtigistdabei,dassMaßnahmen gesetzt werden, die
auch über einen langen Zeitraum hindurch Wirkung zeigen.
Lidl Österreich ist Nachhaltigkeit in allen Belangen ein großes Anliegen. Daher werden
auch neue Gebäude nach diesen Gesichtspunkten errichtet:
Im Juni 2014 erfolgte südlich
von Graz der Spatenstich für
ein neues Logistikzentrum, in
das Lidl Österreich 60 Millionen Euro investiert. Im steirischen Wundschuh entsteht auf
einer Fläche von rund 37.000
Quadratmetern das derzeit modernste und nachhaltigste LidlLager in Europa. Das Lager auf
dem ca. 100.000 Quadratmeter
großen Grundstück im Süden
von Graz wird nach modernsten
Umweltstandards
errichtet:
Auch hier setzt Lidl Österreich –
wie bei allen landesweit 202 Filialen – bei der Beleuchtung auf
Alexander Deopito, Vorsitzender
der Geschäftsleitung
stromsparende LEDLampen und sauberen
Strom aus Wasserkraft.
Für die Kühlung werden ausschließlich natürliche Kältemittel eingesetzt, entstehende Abwärme wird für das Heizen genutzt. Somit ist der gesamte Bau
freivonumweltschädlichenfluorierten Treibhausgasen. Zusätzlich wird auf dem Dach des
Lagers eine etwa 5000 Quadratmeter große Fotovoltaik-Anlage installiert. Die Österreichische Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI)
wird die Ideen für das zukünftige Gebäude mit dem Gütesiegel
in Gold prämieren.
und schont die Umwelt. Langfristig wären die Lieferwege
von den beiden anderen Standorten aus viel zu weit gewesen“,
erläutert Alexander Deopito,
der Vorsitzende der Geschäftsleitung von Lidl Österreich. Die
Effekte können sich sehen lassen: Knapp zwei Millionen LkwKilometer werden so pro Jahr
durch das neue Regionallager
eingespart.
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INTERNET
www.lidl.at
Kürzere Transportwege
schonen die Umwelt
Von Wundschuh aus werden
künftig rund 60 Filialen in der
Steiermark, in Kärnten und im
Südburgenland beliefert. „Das
verkürzt unsere Transportwege
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
16 GRÜNE WELT JOURNAL Herkunftsnachweis
Christian Hucks Projekt wird
von der EU gefördert und ist viel
mehr als ein Wissenschaftsspleen: Herkunft und Qualität
von regionalen Lebensmitteln
sind für nachhaltig orientierte
Konsumenten ein wichtiges
Kauf-Argument. Ungern lässt
man sich ein X für ein U vormachen und einen konventionell ge-
zogenen für einen Bio-Apfel verkaufen. Die Zeiten solcher BetrügereienkönntenbaldderVergangenheit angehören: Drei Jahre
lang wurde im Rahmen von
OriginAlp, so der Name des EUProjekts, von der Universität
Innsbruck, der Freien Universität Bozen und dem Land- und
Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg an unterschiedlichenMethodenzurÜberprüfungderHerkunftvonÄpfeln,
Zwetschken, Fleisch, Wurst, Eiern, Milch oder Käse geforscht.
Derartige Untersuchungen
sind immer Teamarbeit und
streng durchorganisiert, erzählt
Huck: „Das Agrarmarketing Tirol holt sich bei Bauern und Molkereien Milchproben aus bestimmten Tälern und Höhenlagen. Das Land- und Forstwirtschaftliche
Versuchszentrum
Laimburg organisiert die Äpfel.
Wichtig für die Tests: „Die Früchte müssen unter definierten Bedingungengewachsenundtransportiert worden sein“, sagt der
Chemiker.
Hucks Spezialgebiet ist die
Nahinfrarotspektroskopie.„NahInfrarotlicht bringt die chemischenBindungenderMolekülein
Schwingung. Diese Schwingungen sind charakteristisch und
werden in einem Spektrum dargestellt.“ Für Wissenschaftler
steckt sehr viel Information in
diesen Spektren. Sie unterscheiden sich je nach Inhaltsstoffen,
weildieMolekülejenachgeografischer Herkunft unterschiedlich
schwingen.
tigkeit von Äpfeln oder die Nährstoffzusammensetzung
im
Fleisch zu bestimmen.
– Isotopenanalyse Hier bestimmt
man das Verhältnis der Kohlenzu den Stickstoff-Isotopen in einem Lebensmittel. Auch das
Verhältnis von Kohlenstoff und
Sauerstoff kann interessant
sein. Klima und Bodenbeschaffenheit beeinflussen dieses Ver-
hältnis und sind für Forscher
verräterisch.DieMessungdauere nur Sekunden und verrate
Herkunft, Inhaltsstoffe und Anbauverfahren oder Einsatz verschiedener Düngemittel. So haben die Forscher das Isotopenverhältnis von Kohlenstoff und
Stickstoff für 42 MozzarellaProben aus Italien, Österreich
und Deutschland ermittelt.
Pink Ladys Fingerabdruck
CSI Apfel & Käse. Chemiker können messen, wo Lebensmittel hergestellt wurden
B
ei Äpfeln ist Christian
Huckeinkleinwenigkapriziös: Pink Lady und Golden Delicious haben es ihm angetan.Und:AusdemEtsch-Tal,dem
Meran-Tal oder aus der Gegend
rund um Bozen müssen sie sein.
Nein, das hat jetzt nichts mit
dem Geschmackssinn zu tun, Christian Huck ist Spezialist für das
sondern mit der Forschung des Innenleben von Nahrungsmitteln
Chemikers vom Institut für Analytische Chemie und Radiochemie der Universität Innsbruck:
„Wir wollen zeigen, dass sich der
Apfel aus Südtirol von jenen aus
Indien, Chile oder Japan unterscheidet.“ Und dabei hat der Wissenschaftler eben die angesprochenen Südtiroler Täler als Forschungsgebiet gewählt.
Die große Vielfalt: Bio oder doch nicht? Jetzt kann man nachmessen, wie und wo der Apfel gewachsen ist
Damit nicht genug: „Die Kollegen der Universität Bozen machenIsotopenanalysenbeiMilch,
Käse und Äpfeln“, sagt Huck.
„SieschauensichdieZusammensetzung der Sauerstoff-, Kohlenstoff-, Stickstoff- und Wasserstoff-Isotopen an.“ Michael Oberhuber, Direktor des Land- und
Forstwirtschaftlichen Versuchszentrums Laimburg ergänzt:
„Isotope ermöglichen ebenfalls
einen Herkunftsnachweis“. Und
sie enttarnen das AnbauverfahrensowiedenEinsatzverschiedener Düngemittel. So sei es möglich, nachzuweisen, ob beim
Wachsen mit organischem oder
mineralischem Dünger nachge-
holfen wurde. „All das ergibt für
jeden Apfel, jedes Stück Fleisch
oder Käse, einen ganz charakteristischen Fingerabdruck, in
dem sich Anbau- und Herstellungsort, -art und -höhe spiegeln“, sagt Huck. Da das Team
rundumdenChemikerindenvergangenen drei Jahren nicht untätig gewesen ist – „Wir haben ApfelprobenausderganzenWeltorganisiert“ – kann Huck auf eine
umfassende Datenbank mit Vergleichswerten zurückgreifen, in
der die charakteristischen Muster eines Apfels aus Neuseeland
genau so gespeichert sind wie
die aus Amerika, Afrika, Indien,
Japan und natürlich Europa.
Huck und seinem Team ist es gelungen,160GoldenDeliciousaus
16 verschiedenen Regionen von
120Probenaus12verschiedenen
Ländern zu unterscheiden.
Zeit, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, hat Christian
Huck nicht: Jetzt will er mit seinem Team kleinere und kostengünstigere Handgeräte entwickeln, damit überall geprüft werden kann. Schon in fünf Jahren
könnte es für Biobetrüger viel
schwerer werden.
– SUSANNE MAUTHNER-WEBER
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INTERNET
originalp.eu
– Nah-Infrarot-Methode (NIR) Wie
der Name schon sagt, arbeiten
die Forscher mit Licht, das eine
Wellenlänge nahe dem Infrarot
hat. Christian Huck: „Dieser Bereich schließt an das sichtbare
Licht an, ist also im Infrarotbereich das Licht mit den größten
Wellenlängen. Will man nun eine Messung machten, richtet
man einen Lichtstrahl auf die
Probe, ein Teil wird absorbiert,
einer reflektiert. Diese beiden
Werte werden verglichen.“ Und
unterscheiden sich je nach Inhaltsstoffen. Die Messung sei
„extrem schnell, kostengünstig
und ungefährlich“, die Proben
könnten also danach problemlos verzehrt werden.
Mithilfe der NIR könnten
beispielsweise Äpfel aus der Re-
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
gionTiroldeutlichvonjenenaus
anderen Ländern unterschieden werden und Qualitätsparameter wie der Zucker- und Säuregehalt festgestellt werden.
Auch die Unterscheidung von
Käsesortenistinnerhalbvonwenigen Sekunden möglich.
– Nasschemische Untersuchungen
Sie dienen dazu, die Fettsäure in
der Milch, die Fruchtfleischfes-
FOTOS: FOTOLIA, PRIVAT, ORIGINALP.EU
Der Hightech-Werkzeugkasten der Bio-Chemiker
Tiroler Chemiker haben Methoden entwickelt, um die Inhaltsstoffe von z.B. Äpfeln und Käse zu ermitteln
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
18 GRÜNE WELT JOURNAL City Farm
Der Herbst im Einkochglas
City Farm Schönbrunn. Do-it-yourself-Kurs für Eilige
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Kuchen mit Zwetschke & Apfel
– INGRID GREISENEGGER
City Farm Schönbrunn Städtischer
Erlebnisgarten der Gemüsevielfalt und
erster „Children’s Garden“ in Wien auf
dem Gelände der historischen Kammermeierei Schönbrunn. Hauptpartner: bellaflora.
Workshop mit Andrea Fičala „Ab-insGlas“: 14. Oktober 2014, 17 h bis
20 h, 45 €.
Anmeldung: [email protected]
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Schnelle Antipasti
Zutaten:
3 Paprikaschoten bunt, 2 Zehen
Knoblauch, 3 EL Pflanzenöl zum
Anbraten, 220 ml kaltgepresstes Olivenöl, Salz, Thymian, Rosmarin, 5 EL
dunkler Balsamico
Zubereitung:
Gemüse in grobe Stücke
schneiden und in Pflanzenöl anrösten, bis sie
Farbe annehmen. Salzen und pfeffern.
Thymian und
Rosmarin sowie
die Knoblauchzehen dazugeben.
Mit einem Schuss Balsamico und Olivenöl direkt in der Pfanne marinieren und alles noch einmal kurz erhitzen. Abschmecken. Alles noch heiß
in saubere Gläser füllen und vor dem
Verzehr mindestens 3 Stunden durchziehen lassen. Das Gemüse ist
bei kühler, dunkler Lagerung
etwa zwei Monate haltbar.
Tipp: Das Rezept kann Melanzani, Zucchini, Champignons und
Zwiebel erweitert werden.
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INTERNET
www.cityfarm.at
FOTOS: GILBERT NOVY
Kuchen schon vorher fertig. Der
KuchenwirdausdemGlasgelöffelt oder auf einen Teller gestürzt. Man kann sogar Brot im
Einmachglas zubereiten.“ Bei
maximal 18 Grad dunkel gelagert, bleibt das Do-it-yourselfProdukt zwei Monate lang haltbar.
Auch als Geschenk werden
die Gläser willkommen sein.
Eischnee unterheben. Mehl, Karotten und 50 g Nüsse unterheben.
Die Gläser mit Butter einfetten und
mit etwas Mehl ausstreuen. Jetzt
erst den Ofen auf 180 °C einschalten, die Temperatur sollte zu Beginn
noch nicht voll erreicht sein. Den
Teig so in die Gläser füllen, dass
diese etwa zu 1/2 gefüllt sind.
Zwetschken-Apfelröster löffelweise
dazwischengeben. Im Ofen ca.
30–35 Minuten offen backen. Nach
dem Backen eventuell überstehenden Kuchen abschneiden, Ränder
säubern und sofort verschließen.
Der Kuchen ist bei kühler (max.
18 °C) , dunkler Lagerung zwei
Monate haltbar.
Für längere Haltbarkeit (mind. 6
Monate): Nach dem Verschließen in
Wasserbad oder im Backrohr für mindestens 30 Minuten bei knapp unter
100 °C erhitzen.
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W
ährend der Antrieb
zum Selbermachen
jahrhundertelang Notwendigkeit oder die blanke Not
war, ist es nun die Freude an
der handwerklichen Tätigkeit
und die Entscheidung, selbst
darüber bestimmen zu wollen,
was im Essen drin steckt.
Auf der „City Farm Schönbrunn“ können sich jetzt auch
Anfänger in das Einmaleins des
Einkochens von Süßem und
Saurem im Rahmen des Workshops „Ab ins Glas“ einführen
lassen. Umwelt-und Ernährungsexpertin Andrea Fičala
(www.ess-werk.at), die den Workshop leitet und von der die Rezepte auf dieser Seite stammen,
hat Ausgefallenes im Programm, zum Beispiel den Kuchen im Einmachglas. Das ist
„Fast Cooking“ für eine wohlschmeckende Vorratshaltung.
„Wenn
Überraschungsgäste
kommen“, meint Fičala, „ist der
Zutaten:
300 g Karotten, 150 g Mehl, 3 Eier,
200 g Zucker, 120 g weiche Butter,
1 Apfel, 5 Zwetschken, 50 g gemahlene Nüsse, etwas Zitronensaft, ev.
2 TL Weinsteinbackpulver, Zimt,
Vanilleschote. Einmachgläser
Zubereitung:
Die Äpfel entkernen und gemeinsam
mit den Zwetschken klein schneiden. Mit einem Schuss Zitrone und
Zimt kurz dünsten. Die Karotten
waschen und fein raspeln. Beiseitestellen. Eier trennen und das Eiweiß
mit 120 g Zucker steif schlagen. Da
Eischnee verwendet wird, ist nicht
unbedingt Backpulver nötig. Es
macht den Kuchen aber noch flaumiger.
120 g Butter, 80 g Zucker und
Vanille aus der Schote gründlich
schaumig rühren. Eigelbe einzeln
dazugeben und unterrühren.
20 GRÜNE WELT JOURNAL Gastronomie
Schillinger goes Vienna
Umsteiger mit Erfolg. Vom Broker zum Veggie-Pionier
dem die Ziegelwände freigelegt
und die Fenster bis zur Decke
hochgezogen worden sind. Noch
im Herbst wird „Schillinger’s
Swing Kitchen“ in Betrieb gehen. Dieses erste vegane Fast-
Karl Schillinger.
Veganer Wirt
macht Fast Food
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
Food-Lokal in Wien will à la
McDonald’sschnelleLaberlnund
Wraps verkaufen, nur eben ohne
Fleisch und mit Raps- und ManiÖlivenöl. Auch Pommes stehen
imAngebot,siesindgrößeralsdie
konventionellen und innen cremig wie Püree. Fast alles ist bio
und fair. Charly Schillinger, der
Veggie-Pionierausdemgleichnamigen Gasthaus im Weinviertler
Großmugl, ist in Wien angekommen, gleich bei der Einkaufsmeile Mariahilfer Straße.
Seine Kundschaft stammte
schonzuvorzueinemgroßenTeil
aus dem urbanen Umfeld. Veganer, die bekanntlich Fleisch,
aber auch alle anderen Produkte, die vom Tier stammen, meiden, pilgerten zu ihm hinaus ins
Dorf, weil er sie dort im über
200 Jahre alten Wirtshaus nicht
mit fadem Gemüsestrudel, sondernmitHausmannskostbediente. Beispielsweise mit würzigem
Gulasch oder paniertem Schnitzel, mit Hendl oder Cordon
Bleu. Aufgebaut waren die Gerichte wie die klassischen Vorbilder,nurdassFleisch,KäseundPaniervonSeitan (Weizengluten) oder
Soja stammten. Auch Milch, Eier
und Honig waren tabu.
DieseneuenRezepturenwurden aber nicht als Mangel, sondern als eine Bereicherung erlebt.„ErstgaltenwiralsSpinner“,
erinnert sich Schillinger, „doch
als die Gäste aus Wien kamen,
meintemanauchimDorf,dassda
was dran sein könnte.“
Gastwirt wurde Schillinger
als junger Bursch, als der Vater
plötzlich starb, Spontan-Vegetarier, als er feststellte, dass er Vaters Schweine nicht zu töten imstande war. Für den Veganismus
entschied er sich nach Jahren als
Broker und Chef eines Investmentfonds in den USA. „Ich war
ursprünglichnichtWirtausBerufung“, sagt Schillinger, „sondern
mathematisch begabt, doch es
hat sich dann so ergeben.“ Auch
seine Frau Irene, die auch am
Herd steht, hat nicht als Köchin
begonnen, sondern Politologie
studiert. Zusammengekommen
sinddiebeiden,weilsieetwasver-
Martini-Gansl aus Großmugl. Die
vegane Variante des klassischen
November-Gerichts besteht aus
knusprig gebratenem Seitan
(Weizeneiweiß). Dazu Rotkraut mit
Apfel und Erdäpfelknödel
Veganer Vienna Wrap. Fast Food als
Gruß aus der Tex-Mex-Küche.
Die gerollte Weizenflade ist mit
gehackten, getrockneten Tomaten,
diversen Salaten und einem
Knoblauch-Dip gefüllt
Pommes. Für diese Edelvariante
verwendet man größere Erdäpfelstücke als für die Herkömmlichen. Sie haben weniger Kalorien,
weil das Fett nicht so weit eindringen kann, und sind innen cremig
Swing Burger. Er besteht aus einem
Ciabatta-Sauerteigbrot, mit Olivenöl und Hartweizengrieß. Das obligate „Fleisch“-Laberl ist in diesem
Fall aus Sojagranulat. Die Mayonnaise ist frisch und ohne Ei
ändern wollten. Er war Großspender bei der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“, sie leitete
eine Kampagne gegen „Bush
Meat“, den Verzehr exotischer
Tiere.
Seit 2006 gibt es im Großmugler Gasthaus nur mehr konsequent vegane Küche. Seinen
Heimatort hat Schillinger aber
nicht nur durch die vegane Gastronomie bekannt gemacht, sondern auch, indem er den „AstroTourismus“ unterstützte. Weil in
Großmugl, begünstigt durch seine besondere topografische Lage, der Sternenhimmel strahlender ist als anderswo, kommen
die Leute zum „Sternderlschauen“. Ein günstiger Zugang zu der
Hochfläche, von der man den
freien Blick auf die Milchstraße
genießt, nimmt am alten Wirtshaus seinen Ausgang. Da schaut
mancher nicht nur nach den Sternen,sondernkehrtauchein.Vielleicht auf ein herbstliches „Veganes Martini-Gansl“. Aber auch in
seiner Wiener „Swing Kitchen“
sorgt sich Schillinger nicht um
Kundschaft. „Der vegane Hype
hältan“,meinter,„undesgibtimmer mehr Leute, die das einmal
probieren wollen und hängen
bleiben, weil es schmeckt.“
– INGRID GREISENEGGER
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FOTOS: SCHILLINGER
N
och sind die Handwerker
im Lokal zugange, doch
man erkennt schon das
Konzept. „Industrial chic“ soll es
ausstrahlen, gemütliche LässigkeitineinemloftartigenRaum,in
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
22 GRÜNE WELT JOURNAL Herbstzeit
An der Leine in die Luft
Drachensteigen. Vergnügen für die Kleinen und Herausforderung für die Großen
D
rachen sind im Trend. Mit
denerstenHerbststürmen
werden sie an die Leinen
genommen und gen Himmel geschickt. „Man sollte schon gut
auf zwei Beinen laufen können“,
beschreibt Jan Houtermans vom
Wiener Drachenladen Fly-High
dasEinstiegsalterfürLuftpiloten.
Das passende Gerät ist ein einfacher Drachen mit geringer Zugkraft. Sind Konzentrations- und
Koordinationsfähigkeit gut ausgebildet, kann mit den Lenkdrachenbegonnenwerden.Egal,mit
welchem Gerät. Damit blutige
Anfänger ihre ersten Schritte auf
der Drachenwiese nicht als Desaster erleben, sollte ihnen ein erfahrener Erwachsener zur Seite
stehen. Spaßverderber, wie verworreneLeinen,gebrocheneStäbe und gerissene Bespannungen, haben bei Könnern wenig
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
Chancen. Es klingt etwas befremdlich, ist aber so: Für das
Drachensteigen gelten Luftverkehrsregeln. Drachenleinen dürfennichtlängerals100Metersein
und keine Metalle enthalten.
Der Startplatz jedes Drachens
muss mindestens 600 Meter von
Freileitungen oder Bahnstrecken entfernt sein. In der Schutzzone von Flughäfen gilt generelles Drachen-Flugverbot. Man
muss seinen Drachen nicht unbedingt in die Ferne schweifen lassen. Offene Wiesen gibt es in Österreich in großer Zahl. In Wien
gilt die Donau Insel als Drachenparadies, gefolgt von den Steinhofgründen, dem Cobenzl, dem
Roten Berg und dem Wolfersberg.
– HENRIETTE HORNY
www.fly-high.com
FOTOS: FLY-HIGH DRACHENLADEN
„Shark“, der schwarze Hai, schaukelt im Sturm und lässt seine spitzen, weißen Zähne in der Herbstsonne strahlen
Die schnelle Lenkmatte
Der König der Lüfte
ZudenFerrarisunterdenLenkdrachen gehört der „Blade“.
Extrem hohe Geschwindigkeit
und Beschleunigung zeichnen
ihn aus. Mit solch einem
Drachen an der Leine ist es bei
einer kräftigen Windböe schon
vorgekommen, dass sein Pilot
die Erde aus einigen Metern
Höhe betrachten durfte.
Die zwei- bis vierleinige
Lenkmatte ist das passende
Spielzeug für Mutige und
Übermütige, die gern Außergewöhnliches mit ihrem
Drachenerleben.EinHochleis-
Der Kastendrachen ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts.
Erste Experimente mit derartigem Gerät gehen auf den britischen Erfinder Lawrence Hargrave zurück. Die ersten Kastendrachen waren zur Bewältigung des Alltags konzipiert –
das Heben großer Lasten war
ihre Aufgabe. Das Militär nutze sie zur Feindbeobachtung,
Wetterwarten um meteorologische Instrumente zu transportieren. In der Zwischenkriegszeit erreichte der Kastendrachen auf europäischen
tungsdrachen für Sportler, die
sich zu Wasser und zu Land
gern ziehen lassen. Die Matte
schwimmt nicht, dafür fliegt
sie gut.
Drachenballett
Der Gutmütige
Einen einzigen Drachen zu
Steuern, lernt man schnell. Die
Herausforderung beginnt bei
zwei Drachen, die Meisterschaft mit dem dritten. Das abgebildete Trio wird von einem
einzigen Mann gesteuert. Eine
Leine in der rechten Hand, eine
in der linken, und eine an der
Hüfte montiert, bewegt sich
der Steuermann rhythmisch
über den Strand und lässt die
Drachen in der Luft tanzen.
Drachenballett nennt man derart kunstvolle Vorführungen.
Meister dieses Fachs treffen
Der Deltadrache ist eine der
jüngeren Erfindungen der
Drachengeschichte. Als Einleiner erfüllt er alle grundsätzlichen Ansprüche unbedarfter Drachensteiger. Er ist
schnell und einfach aufzubauen, er fliegt bei wenig
Wind,erfliegtbeivielWind,er
hat keine Waage die, wie
Drachensteiger aus leidvoller
Erfahrung wissen, im Zweifelsfall immer falsch eingestelltist.Werwill,hängtihm
einen bunten Schwanz an und
verleiht ihm damit eine per-
sich bei Drachenflugwettbewerben. Austragungsorte sind
Plätze mit gutem Wind, etwa
im italienischen Cervia, einer
kleinen Stadt an der Adria.
Flugfeldern große Popularität. Man nannte ihn „König der
Lüfte“. Heute gibt es ihn in vielen Formen für spielfreudige
Zivilisten.
sönliche Note. Eine gute
Methode, um ihn fliegend zu
erkennen, denn derartige
Drachen finden sich in unseren Breiten rudelweise.
Der Aufgeblasene
Der älteste Österreicher
Die letzte revolutionäre Erfindung in der Welt der Flugdrachen ist der „Parafoil“,
ersonnen vom kanadischen
Aerodynamiker
Domina
Cleophas Jalbert. Im Jahre
1966 wurde ihm für seinen
Prototyp das Patent erteilt.
Neu daran war die Idee der
aufblasbaren
Tragflächen.
Dieser Drachentyp gilt auch als
Stammvater von Fallschirm
und Paragleiter. Praktisch am
„Parafoil“ ist, dass nichts
zerbrechen kann, da er ganz
ohne Stäbe auskommt. Dass er
Wo sich der erste Drachen in
die Lüfte erhob, darüber gibt
es keine gesicherten wissenschaftlichen
Erkenntnisse.
Lokalisieren die einen das
Ereignis in China, etwa 200
vor Chr., tendieren andere
nach Polynesien und Indonesien. Für China spricht, dass
Bambus, Seide und Papier verfügbar waren. Für Indonesien
und Polynesien, dass dort heute noch Drachen aus getrockneten Blättern hergestellt und
beim Fischfang eingesetzt
werden. Sicher ist, dass der
zusammengefaltet in jede
Hosen- und Handtaschen
passt, macht ihn zudem zu
einem unkomplizierten Reisebegleiter.
„draco viennensis“ der erste in
Österreich
dokumentierte
Drachen ist. Gemeldet ist er in
Wien, in der Österreichischen
Nationalbibliothek.
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
24 GRÜNE WELT JOURNAL Upcycling Mode
Retourfahrkarte.
Nelly und Nelsa Guambe
tunen europäische
Altkleider, die sie auf
Märkten in Mosambik
finden. Gekauft werden
die Designerstücke
auch in Europa
Einfall statt Abfall
T
Besitzänderung.
Unter der Regie
von „km/a“ werden
aus alten Heeresdecken schicke
Mäntel für Zivilisten
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
onnenweiser Abfall markiert Anfang und Ende der
Modewelt. Erste Reste türmen sich in den Textilfabriken.
Hier setzt die estnische Modemacherin Reet Aus an. Als weltweit
erste Upcyclerin hat sie den
Schritt in die Massenproduktion
gewagt. Partner ist Beximco,
Bangladeschs größter Bekleidungshersteller. 56 Millionen
Teile werden hier jährlich hergestellt,mitbiszu30%textilemAbfall. Daraus entwickelt Reet Aus
ihre Kollektionen und lässt sie
bei Beximco produzieren. Jedes
ihrer Teile verbraucht durchschnittlich 89 % weniger Strom
und 85 % weniger Wasser im Vergleich zu konventioneller Massenware. Die Modemacher
„ALUC“ hingegen lassen aus fehlgefärbten Stoffen und EndstückeneleganteHemdeninkleinen
FOTOS: GABRIELA LIIVAMÄGI, MIMA-TE, LINA SHEYNIUS, ALUC (2), MILCH (2), KM/A
Energiesparer.
Genäht in Bangladesh
aus Fabrikabfällen.
Jedes Teil des estnischen Modelabels
REET AUS trägt einen
Energieausweis
Upcycler. Müll fällt in der
Textilbranche in großen Mengen an.
Eine junge Modemacher-Avantgarde
gibt ihm eine zweite Chance.
Auflagen fertigen. Am anderen
Ende der Modekette bedient
sichPriscillaBaumgartnermitihrem Label „MILCH“. Sie bringt
Damenmode, gefertigt aus alten
Anzügen und Hemden, auf den
Markt.
Großes nehmen sich Katha
Harrer und Michael Ellinger mit
ihrer Marke „km/a“ vor und nähen Mäntel und Jacken aus alten
Fallschirmen und Heeresdecken. In Europa gesammelte Altkleider werden tonnenweise in
Drittweltländer exportiert und
landen dort auf Kleidermärkten.
Für Nelly und Nelsa Guambe in
Mosambique mit ihrer Marke
„Mima-te“ wahre Fundgruben.
Ihre aufgepeppten Kleider verkaufen sie auf Modepartys
und im Internetshop. Vieles
davon geht nach Europa.
Chic. Das Berliner
Label ALUC lässt
Herrenhemden aus
neuen Stoffresten
nähen. Die Auflagen
sind dementsprechend klein
Elegant. Ein Klassiker
der Herrenmode ist das
weiße Hemd. Dass es aus
Stoffresten gefertigt ist,
sieht man dem Modell
von ALUC nicht an
Aufsteiger. Der
Hosenbund sitzt
jetzt am Rücken
und gibt Rucksack
„Fridolin“ Halt.
Modelabel: MILCH
Transsexuell. Sie war
einmal ein Er. Die Gesäßtasche wanderte auf den
Kopf. Cloed Baumgartner
ist die Verwandlungskünstlerin. Ihr Label heißt MILCH
– HENRIETTE HORNY
.
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aluc.eu
www.kmamode.com
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
26 GRÜNE WELT JOURNAL Handwerk
Der Holzschuhmacher
David Devich. Ein Handwerker aus Leidenschaft
ein zusammenhängender Organismus. So wie früher, nur
dass man nicht mehr händisch
schnitzt und schleift, sondern
maschinell.
Die
Formen
werden automatisch mittels
CNC-Maschinen
hergestellt,
Roboter schleifen anschließend
das Holz. Zum Schluss legt der
Holzschuhmacher Hand an
und befestigt das Leder. Das
geht tatsächlich so schnell wie
es scheint. „Fängt man mit dem
Zeitzählen an, sobald man den
bearbeitungsfertigen Holzklotz
zur Hand nimmt, dauert es etwa eine Stunde für ein Paar
Schuhe. Rechnet man das Aus-
suchen und Beschaffen von
Holz, Leder und anderen Materialien mit, ist es viel länger“,
erklärt der Chef. Für die Sohlen
verwendet er Weiden- und
Pappelholz. „Weil es warm,
leicht und angenehm zu tragen
ist.“ Die Felle kommen Größtenteils aus Brasilien, Argentinien,
Italien und Frankreich. Alles,
was mit der Haut in Kontakt
kommt, ist chromfrei gegerbt.
Die Vielfalt der einfachen
Produkte ist groß, von Sandalen bis Stiefeln. Es gibt sie mit
durch eingesetzte Gummikeile
biegsam gemachten und mit
klassisch starren Sohlen. Mit
Leder und Fellen von Kuh,
Schaf oder Ziege, gefärbt oder
Natur. Tragbar sind die Holzschuhe aus der kleinen Werkstatt für alle Altersklassen und
zu allen Jahreszeiten.
David Devich selbst kennt
kein Leben ohne Holzschuhe.
„Ich hab in Holzschuhen laufen
gelernt und hab schon mit acht
Jahren im Verkauf und in der
Werkstatt geholfen. Das war
damals einfach so“, erzählt der
23-Jährige aus seinem Leben.
Die Handelsakademie hat er abgeschlossen, „weil es im Ort
eine gab und weil es auch fürs
Geschäft gut ist, wenn man
Die Künstlerin Ona B. steht auf Holz
David Devich, Nachwuchstalent in Sachen traditionsreiches Handwerk, in seiner Werkstatt im Bregenzerwald
vomWirtschaftenwasversteht“,
begründet der Mann, für den es
nie einen anderen Berufswunsch gab als Holzschuhmacher, seine Schulbildung.
Vom Handelsakademiker
zum Holzschuhmacher, das
geht auch ohne Lehre, denn das
Handwerk ist wie das Produkt
selbst: resistent gegen Regeln.
Es ist ein freies Gewerbe. Dafür
gibt es keine Ausbildung.
Devich hat es beim Großvater
gelernt und der vom Urgroßvater. Hauptsache, man kann’s.
Frische trinken
Absolut sauber. Emil – die Flasche®
W
enn es heiß wird, freut
mansichübereineFlasche, die das Getränk
frisch hält und auch in der prallen Sonne nichts Unerwünschtes zum Geschmack „beiträgt“.
Emil – die Flasche®, die Glasflasche mit dem schützenden Thermobecher, vermeidet außerdem
Plastikmüll!
Schon1990hatteAgnesZiegleder-WeißdieNasevollvomVer-
– HENRIETTE HORNY
Schnürstiefel aus Kuhfell sind der Renner bei Frauen
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
Verboten wurde schon vieles.
Auch das Tragen von Holzschuhen, was Verordnungen
ausmaria-theresianischerZeit
belegen. Industrie und Haushalte brauchten mehr Energie
und somit mehr Holz. Der
KnappheitwirktemanmitAufforstungen und Verboten entgegen. Untersagt war das Aufstellen von Maibäumen, das
Abbrennen von Johannisfeuern und das Tragen von Holzschuhen. Auf der italienischen
Insel Capri wurde 2009 das
Tragen von Holzschuhen wegen zu hoher Lärmentwicklung verboten. Strafandrohung 50 Euro. Die Holzschuhe
haben auch das überlebt.
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Holzschuhe verboten!
packungsmüll. Deswegen erfand sie die wiederverwendbare, transportsichere Pausenflasche aus Glas, die auch hinsichtlich der Lebensmittelechtheit
keineFragenoffenlässt. Nureine
Glasflasche erhält den Geschmack und die Reinheit eines
Getränks in vollem Umfang.
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ie sind weder sexy, noch
schick, noch elegant, noch
billig. Sie sind einfach da,
haben sich irgendwann in die
Schuhkasteln der Menschen
eingenistet, haben vieles, sogar
Attacken der Kunststoffwelt
überlebt, und sind einfach nicht
von den Füßen zu kriegen. Holzschuhe.
David Devich ist in vierter
Generation Holzschuherzeuger
im Bregenzerwald. Mit Vater,
Schwester und neun Angestellten produziert und verkauft er
Holzschuhe, im eigenen Geschäft und online. Laden,
Schauraum und Werkstatt sind
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
28 GRÜNE WELT JOURNAL Grünes Brett
Kultiger Seifenzauber
Was nach Konditorei klingt, wie ZimtHonig-Salbeischnecke oder MajoranSalbei-Stangerl, ist nicht zum Reinbeißen
gedacht, sondern zum Duschen und
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für einen optimalen Ph-Wert vier Wochen
lang reifen. 150 Gramm Schnecken gibt
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Werkzeug des Pflanzensammlers
Wer ein eigenes Herbarium anlegen oder die herbstliche
Blätterfülle zu kreativen Collagen, Tischkärtchen oder als Dekor
am Briefpapier à la dazumal nutzen möchte, muss die Pflanzen
zunächst flach trocknen. Das gelingt in einem dicken Buch oder,
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Herbst ist der Rückzug ins Haus.
Allerlei für das Wohlbefinden, zum
Wäschewaschen, die feine Küche
und die Sammelleidenschaft.
Da wird einem schon beim Anschauen warm.
Für die Wärmflasche „Alina“ gibt es waschbare
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Wiederentdeckte Würze
Verjus, der französisch benannte pure
grüne Saft aus unreifen sauren Trauben
war im Mittelalter weit verbreitet, geriet aber in
Vergessenheit, als die ersten Zitrusfrüchte verfügbar wurden. Die Spitzengastronomie hat ihn neuerdings zum
Würzen für Marinaden und Saucen wiederentdeckt. Den
„Kamptal Verjus“ gibt es aus Trauben des Grünen Veltliner und
vom Zweigelt. www.verjus.at
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30 GRÜNE WELT JOURNAL Kritischer Konsument
Des Apfels Ver(z)ehrer
Was Kunden wünschen. Ein Biss in Glanz und Glamour
A
Hochglanzprodukt. Obst
wird immer
schöner. Aber
auch Allergien
legen zu
Werte“, sondern um den
Glamour-FaktorohneeinPünktchen Schorf. Der Geschmack
rutscht oft in die Nebenrolle.
Verstörend ist überdies, wenn
Äpfel, die nicht den Norm-
Umweltmediziner Hans Peter Hutter hat sich den Apfel vorgenommen
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
maßen entsprechen, einfach
weggeworfen werden.
Paradoxerweiseistheuteder
Apfel, der einmal ein preiswertes „Grundnahrungsmittel“ unserer Vorfahren war und in breiter Vielfalt zur Verfügung
stand, für viele Menschen gar
nicht mehr bekömmlich. Schon
rund eine Million Europäer leiden an Apfelallergie. Natürlich
spielen bei der Entwicklung
von Allergien etliche Faktoren
eine Rolle, aber seit Kurzem
weiß man auch, dass Apfelallergiker auf alte Sorten seltener
reagieren als auf neuere Züchtungen. Hauptverantwortlich
dafür sind offensichtlich Polyphenole, die allergene Apfeleiweißstoffe inaktivieren und besondersinaltenApfelsortenent-
halten sind. Hingegen weisen
neue Sorten nur geringe Mengen dieser Farb- und Geschmacksstoffe auf, die das Verspeisen bekömmlicher machen.
Dennsiewurdenweitgehendgezielt weggezüchtet. Beispielsweise, um zu verhindern, dass
sich das Fruchtfleisch des Apfels nach dem Anschnitt schnell
braun verfärbt. Weil der Konsumentdasnichtmag.Diesersollte
sich aber bewusst sein, dass er
mit seinem Kaufverhalten abstimmt, ob die althergebrachtenSortennebenGlanzundGlamour bestehen können.
– HANS PETER HUTTER
.
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FOTOS: TATYANA GLADSKIH/FOTOLIA, DUJMIC
n apple a day keeps the
doctor away. Der Apfel,
mit seiner rund zehntausendjährigen
Vergangenheit
und eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit, kann
bekanntlich viel mehr als nur
Hauptkomponente des traditionellen Wiener Strudels sein.
Schon ein einziger Apfel pro
Tag hält gesund, besagt das bekannte englische Sprichwort,
und das ist nachvollziehbar. Unzählige Inhaltsstoffe – wie zum
Beispiel Vitamine, Spurenelemente, Quercetin, Pektine – wirken tumorprotektiv, regen die
Verdauung an, senken den Cholesterinspiegel und schützen so
gemeinsam mit ihren antioxidativen Eigenschaften vor Arteriosklerose. Damit kann das Herzinfarktrisiko gesenkt und Demenzerkrankungen vorgebeugt
werden. Weil er zu 85 Prozent
aus Wasser besteht, ist der Apfel auch ein idealer Durstlöscher und wegen seines Trauben- und Fruchtzuckergehaltes
auch prompter Energielieferant. Sehr gesund jedenfalls.
Nach dem Motto ,Sie wünschen, wir spielen‘ ist der
Gesundheitsbolzen Apfel aber
vom reinen Nahrungsmittel
zum Designobjekt hochgezüchtet worden. Es geht nicht mehr
vorrangig um die „inneren
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32 GRÜNE WELT JOURNAL Natur-und Klimaschutz
Wie das Moor
Beine bekam
Biotop und- Klimaschutz.
Experten fordern Gärtnern ohne Torf. Ein Gartencenter
nimmt den kompletten Ausstieg in Angriff
L
eicht abgewandelt lässt
sich das Zitat von Friedrich von Schiller auch auf
einen der sensibelsten Lebensräume der Landschaft anwenden: „Das Moor hat seine Schuldigkeit getan, es kann gehen.“
Mit dem erheblich Unterschied,
dass das Moor, vom Menschen
überstrapaziert,zumTeilbereits
Kostbarer
Lebensraum Moor
„gegangen ist“ – nur mehr 10 %
bis 20 % der ursprünglich vorhanden Flächen sind in Österreich erhalten geblieben.
Moore können nur in niederschlagsreichen Gebieten mit einer wasserstauenden Bodenschicht entstehen. Es wird
hauptsächlich von einer Pflanzenart, dem Torfmoos, geprägt.
Durch den ständigen Wasserüberschuss in diesem Biotop,
der zu einem Sauerstoffmangel
führt, werden Pflanzenreste
nur unvollständig abgebaut
undalsTorfunterhalbderlebendenPflanzenschichtabgelagert.
Die Entstehung einer Torfschicht von zwei Metern hat
2000 Jahre lang gedauert, weil
Verschwendung
Professionelle Bio-Anzuchterden dürfen bis zu 70 % aus Torf bestehen,
für den Hobbymarkt gibt es keine Einschränkungen. Das Österreichische
Umweltzeichen auf der Verpackung garantiert, dass die Erde torffrei ist.
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
das Moor pro Jahr nur einen einzigen Millimeter in die Höhe
wächst. Bei der wirtschaftlichen Nutzung durch industriellen Abbau wird dieses Werk der
Natur weitflächig innerhalb
von Minuten von Baggern zerstört. Torf findet als Heizmaterial und zur Energiegewinnung
in Kraftwerken Verwendung
oder wandert als Bestandteil
von Erden in die Gärten ab.
Torfsüchtig
Was diesen Rohstoff so begehrt
macht? Er ist ein guter Wasserspeicher, allerdings nur, solan-
ge man nicht zu gießen vergisst. Vor allem aber ist er billig,
zu billig. „Das Wertvollste am
Torf ist der Plastiksack,“ sagt ein
geflügeltes Wort aus der Gartenbranche. Aus den genannten
Gründen haben Hochmoore
„Beine bekommen“, indem sie
scheibchenweiseabgetragenund
indenGärtenverscharrtwurden.
Ist dieser Lebensraum aber einmal zerstört, gehen auch seine
Bewohner, wie der fleischfressende Sonnentau und rare Orchideen verloren. In Österreich findet der Abbau von Torf nicht
mehr im industriellen Maßstab
ab (Kasten „Mehr vom Moor“),esdarf
aber Moorerde für medizinische Zwecke entnommen werden. Für den Einsatz in Gartenerde wurden aber nach Statistik Austria 160.000 Tonnen (im
Jahr 2003) importiert, vor allem
aus Deutschland und dem Baltikum. Damit hat man das Problem ins Ausland verlagert. Aus
der Welt ist es damit aber nicht.
Denn die Zerstörung der Moore
wirkt sich auch auf den Klimaschutz aus. Auch wenn Moore
nur drei Prozent der Erde bedecken,speichernsiedochdoppelt
so viel Kohlenstoff wie alle Wäl-
Vielfalt
In Österreich gibt es 24 Varianten
des Biotops Moor, 20 davon sind als
gefährdet eingestuft.
Klimaschutz
Moore bedecken zwar nur 3 % der Erdoberfläche,
speichern aber mehr Kohlenstoff als alle Wälder
zusammen.
Raus aus dem Torf
Für beispielhaften Moorschutz
steht heute im nördlichen WaldviertelderNaturparkHochmoor
Schrems, wo 2006 auch das Informationszentrum „UnterWasserWelt“ eröffnet wurde. Seit
zehn Jahren laufen erfolgreich
Renaturierungsbestrebungen,
das heißt, das Moor darf wieder
zuwachsen und vermoosen
und erinnert an den urprünglichenZustand.„Esistaberfalsch,
zu behaupten, wie das Verfechter des Torfabbaus tun“, erklärt
Dominik Linhard von der Umweltorganisation „Global 2000“,
„man könne durch Renaturierung den entstandenen Schaden vollständig ausgleichen.
ErstenswürdedasJahrtausende
brauchen und zweitens sind lokal ausgestorbene Arten nur
sehr schwer wieder anzusiedeln. Ein entschiedenes Signal,
Torf mittelfristig ganz aus dem
Garten zu verbannen, kommt
vom Gartencenter „bellaflora“,
das mit der schrittweisen Ökologisierung seiner Angebotspalette eine Pionierstellung einnimmt. Nach der Auslistung
von Pestiziden und chemischsynthetischen Düngern, geht
man jetzt, in Zusammenarbeit
mit „Global 2000“,das Torfproblem an. „Es sind zwar schon Ersatzstoffe auf dem Markt“, sagt
Isabella Hollerer, die Nachhaltigkeitsbeauftragte des Unternehmens, „sie sind aber teuer
undentsprechennichtvollunseren Ansprüchen.“ Schon jetzt
sind hier alle Bioerden 100 Prozent torffrei, obwohl nach EUÖKO-Verordnung Bioerden für
den Hobbygärtner erstaunlicherweise noch immer jede
Menge Torf enthalten dürfen.
Mehr
vom Moor
Feuchtgebiete im allgemeinen und Moore im Speziellen zählen zu den Lebensräumen, die am meisten durch menschliche
Eingriffe gefährdet sind.
Die Entwässerung von
Mooren für landwirtschaftliche Nutzung als
Äcker, Wiesen und für
Fichtenaufpflanzungen
haben dafür gesorgt, dass
es in Österreich nur noch
wenigeintakteMoorgebiete gibt. Die Zerstörung von
Moorflächen, sagt Martin
Essl vom Umweltbundesamt, das mit dem WWF die
Broschüre „Aktiv für
Moore“ erarbeitet hat, ist
in den meisten Naturschutzgesetzen der Bundesländer verboten. In der
Praxis zeigt sich jedoch,
dass durch Sondergenehmigungen immer noch
Moore für Golfplätze oder
Skipisten zerstört werden.
FOTOS: SONJA EDER , UNTERWASSERWELT
derderErde.DurchdieMoorzerstörung entfallen aber zum einen wichtige Kohlenstoffspeicher und zum anderen führt die
Entwässerung zur Freisetzung
von klimaschädigendem CO2.
– INGRID GREISENEGGER
Raubbau
Weltweit werden jährlich rund
63 Millionen m3 Torf verbraucht, 41 Prozent
davon von den Hobbygärtnern.
Isabella Hollerer von bellaflora will
„Torf raus!“ aus den Gartenerden
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
34 GRÜNE WELT JOURNAL Wolfsforschung
Keine Angst vorm Wolf
Forschungszentrum. In Ernstbrunn kann man Meister Isegrim an der Leine führen
H
Zwei Wölfe
warten aufmerksam auf
Kommandos
ihrer Trainerin
dürftiges Tier. Seine Sprache,
Heulen genannt, bleibt in ihrer
unverwechselbar melodischen,
durchdringenden Art, lange im
Gedächtnis. Fixer Programmpunkt, weil von der Tageslaune
desTieresunabhängig,istdasBegrüßungsritual,wennderWolfin
seinGehegezurückkehrtundvon
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
seinen Kollegen wieder in Empfang genommen wird. Ein stürmisch, zärtlicher Akt, der auch
die Verspieltheit der Wölfe zeigt.
Nach einer Begegnung mit
einem Ernstbrunner Wolf wird
klar: Äsop und die Brüder
Grimm haben sich geirrt. Der
Wolf ist weder böse noch dumm.
Er ist ein kluges Tier, das auch
mit Menschen kann.
– HENRIETTE HORNY
Info
Wolfsforschungszentrum im Wildpark
Ernstbrunn. Dörfles, 2115 Ernstbrunn
www.wolfscience.at
FOTO: WALTER VORBECK
undebesitzer wissen es.
Tägliches Gassigehen ist
Pflicht. An einem Ende
der Leine der Hund, am anderen
das Herrl. Weniger bekannt ist,
dass auch die Vorfahren von Dackel, Pudel und Co. gemeinsame
Ausflüge mit Menschen genießen. Im Wolfsforschungszentrum im niederösterreichischen
Ernstbrunn kann man das erleben. Bei einem Spaziergang mit
einem Wolf an der Leine.
Das Wolfsforschungszentrum Ernstbrunn ist ein in Europa einzigartiges Unternehmen.
Mitten in einem Wildtierpark gelegen, werden Wölfe nicht hinter
verschlossenen Türen, sondern
offen für alle Besucher beforscht. Im Rahmen von Veranstaltungenkannmangemeinsam
mit den Forschern die insgesamt
fünfWolfsrudelhautnaherleben.
Ein Angebot, das angenommen
wird. Bereits im Sommer waren
alle Veranstaltungstermine mit
WolfskontaktbisJahresendeausgebucht. Reservierungen für
2015werdenbereitsentgegengenommen.„Foto-Shooting“,bietet
die Möglichkeit mit der Kamera
im Wolfsgehege zu arbeiten, die
Tiere von allen Seiten und in unterschiedlichen Posen abzulichten. Beim „Spaziergang mit einem Wolf“ begleitet man einen
Wolf ca. 90 Minuten lang mit einer Trainerin durch den Wildpark. Ohne an der Leine zu ziehen, geht der Wolf an den GehegenvonFreundundFeindvorbei.
Selbst Beutetiere wie Schafe,
Wildschweine oder Hirsche werden ignoriert. Ein Wolfstrainer
steht für Fragen zur Verfügung,
erklärt, wie er gemeinsam mit
den Wölfen trainiert, sie bereits
im Welpenalter an Halsband
und Leine gewöhnt und den Tieren Kommandos beibringt. GearbeitetwirdohnePeitsche,nurmit
Zuckerbrot. Mit etwas Glück, begleitet man ein mitteilungsbe-
Harald
Krassnitzer
Weil mir meine Pension
nicht wurscht ist.
Die Pension kann wie ein dünn belegtes Weckerl schmecken.
Ich will’s gern mit ein bisschen mehr Wurst drin.
Darum sag ich: Gut, dass es die ERGO Pensionsvorsorge mit
Garantie gibt! Damit es einem später einmal besser geht.
www.ergo-austria.at
36 GRÜNE WELT JOURNAL Kinderkleidung
Maus auf dem Bauch
Mode für Kleine. Anna Pollack setzt auf Öko und Restlverwertung
W
Modemacherin Anna Pollack hat alle Modelle an ihren eigenen Kindern und deren Freunden getestet
waisten Textilien her. Dort findet sie Vintage-Stoffe aus den
60er- und 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts, aus denen
neugefertigte Kindermode entsteht. Auch Freunde unterstützen ihre Sammelleidenschaft
und überlassen ihr ausgediente
Kleidungsstücke aller Art. Die
Knopfleisten von alten Herrenhemden setzt sie in ein neues Kollektionsstück ein, beim Modell
„Piratenhose“ können die Beine
aus zwei verschiedenen alten
Gegen das Wegwerfen
Anna Pollack liebt Stoffe und ver- Dirndlschürzen gefertigt sein.
Jeden kleinsten Stoffrest
steht es, sie zu sammeln. Bei Verlassenschaften ist sie hinter ver- weiß die Designerin zu verwerMITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
ten. Aus Flicken fertigt sie Applikationen in Form von Blüten,
Schmetterlingen oder Mäusen,
Jausenbrottaschen oder eine
Patchworkhülle für einen Luftballon, der so zum weichen, bunten Ball wird.
Die Preise für das Startermodell, den Schlafsack, liegen zwischen28€und59€.DasistnatürlichmehralsfüreinBilligprodukt
aus Fernost. „Die Textilindustrie
hat unsere Kaufmoral korrumpiert“, meint Pollack, „ein Kleidungsstück um 10 € kann weder
sauber noch fair produziert worden sein und um dieses Geld
könnte ich nicht liefern.“ Bei immer mehr Konsumenten kommt
Pollacks Botschaft gegen den Billig-Wahn an, gewachsen ist auch
das Verständnis für ökologische
Standards. „Noch vor ein paar
Jahren“, erinnert sie sich, „wollten Eltern kaum Kleidung aus
meinen Gebrauchtstoffen kaufen. Das hat sich geändert. Heute ist „Recycling“ ein gutes Verkaufsargument.“
– INGRID GREISENEGGER
.
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INTERNET
www.pollack.com
FOTOS: : ESTHER KONSTANZER
eil Anna Pollack für ihre drei Kinder nichts
Passendes fand, setzte
sie sich selbst an die Nähmaschine und fabrizierte erst einmal
Schlafsäcke. Warum sie Babys in
den Sack steckt? Säcke sind praktisch, das Baby kann sich nicht
freistrampeln,nichtunterderDecke verschwinden und es kann
seine nackten Füße spüren, weil
sie nicht durch Socken vor Kälte
geschützt werden müssen. Als ihre eigenen Kinder größer wurden,ließdieJungunternehmerin
die bunten „Piratenhosen“ von
ihnen testen. Sie haben BündcheninderTailleundandenKnöcheln.
Vor acht Jahren, beim Start
ihres Ein-Frau-Unternehmens
für Kindermode, das auch ihren
Namen trägt, hat Anna Pollack
Biobettwäsche eines österreichischen Anbieters gekauft, weil es
damals keine andere Möglichkeit gab, in Kleinmengen an Biostoffe heranzukommen.
Heute besorgt sich die Kostümbildnerin, die über Vivienne
Westwood ihre Magisterarbeit
verfasste,
GOTS-zertifizierte
Baumwollefürdievonihrdesignten Modeartikel. Das Kürzel
steht für Textilien aus biologisch
produzierten Naturfasern und
die Einhaltung bestimmter Sozialstandards.
Einen Anteil ihrer Modelle
lässt Anna Pollack in der Nähwerkstätte „Merit“ der „Volkshilfe“ fertigen. Ziel dieses Projekts
ist es, die Integration langzeitarbeitsloser Frauen in den Arbeitsmarkt zu fördern. „Dort habe ich
die Möglichkeit“, sagt sie, „die
Produktionsbedingungen zu sehen und die Modelle im Detail
zu besprechen“.
38 GRÜNE WELT JOURNAL Jugend forscht
Winterquartier
Umweltspürnasen. Junge Forscher schützen Schmetterlinge
Noch sind die Landkärtchen-
FOTOS: ANDREAS POSPISIL
B
untes Laub und die letzten
Blumen zaubern Farbe in
die Landschaft. Wo es geblüht hat, reifen jetzt Samen und
Früchte.Nochkannmanauchdie
letzten Schmetterlinge durch die
Luft segeln sehen. Wo werden
sie überwintern?
Wichtige Rückzugsgebiete
und Lebensräume zu jeder JahreszeitsindfürsiedieGstätt’n,die
Wildnisflächen in der Stadt, auf
denen sie meist ihre Futterpflanzen vorfinden. Auch wer im eigenen Garten eine möglichst vielfältige „Unkraut-Ecke“ stehen
lässt, trägt dazu bei, gefährdete
oder vom Aussterben bedrohte
Arten zu schützen.
Viele Schmetterlingsarten legen praktischerweise gleich auf
den Futterpflanzen ihrer Raupen ihre Eier ab. Wenn dann im
Frühjahr die Raupen schlüpfen,
haben sie gleich einen nahrhaften Start ins Leben. Eine beliebte
Futterpflanze ist die Brennnes-
Raupen auf den Futterpflanze
n
sel. „Admiral“ oder „Landkärtchen“ überwintern im Puppenstadium auf ihr, das „Tagpfauenauge“ hingegen überwintert als
Falter und legt erst im Frühjahr
seine Eier ab.
Wer genau hinschaut, findet
auch jetzt im Herbst nicht nur EiGelegeaufdenPflanzen,sondern
auch noch manche Raupen. Sie
werden sich verpuppen, ehe der
Frostkommtundindiesermitseidenen Fäden befestigten Puppe auf den nächsten Frühling warten.
– INGRID GREISENEGGER
Das Landkärtchen
als fertiger Falter
im Frühjahr
MITTWOCH, 8. OKTOBER 2014
Den Winter werden sie Im
Puppenstadium verbringe
n
Mach mit! Stadtwildnis erforschen
Termine: Teilnahme gratis, für Kinder ab 5 Jahren und Erwachsene – Sonntag, 12. Oktober, 10 Uhr, auf den Wienerberggründen, Dauer 2 bis 3 Stunden, und Freitag, 24. Oktober, 14 Uhr, am Marchfeldkanal, Dauer 2 bis 3 Stunden
Anmeldung ist erforderlich: Dr. Gerhard Desbalmes
Telefon: 0650/5484821
Gstätt’nführer: „Am Anfang war die Gstett’n“, diese Publikation der Wiener Umweltanwaltschaft zu den Stadtwildnisflächen kann man kostenfrei bestellen:
[email protected]
WESTspartage Herbst
bis 27.11.14 ab €9,90
Jetzt WESTspar-Ticket online oder in der Trafik kaufen und an markierten
Tagen bis November besonders sparsam reisen!
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WESTspar-Tickets gelten bei Zustieg ab 10:00 Uhr**
WESTspartage
Aktionspreise:
Linz - Salzburg
Wels - Salzburg
(oder umgekehrt)
Wien - Linz
Wien - Wels
St. Pölten - Attnang
Amstetten - Salzburg
(oder umgekehrt)
WESTspar-Tickets gelten bei Zustieg bis 14:00 Uhr*
Fahrplan gültig bis 13.12.2014
St. Pölten - Salzburg
Wien - Attnang
(oder umgekehrt)
Wien - Salzburg
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So erhalten Sie Ihr WESTspar-Ticket:
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Fahrplan gültig bis 13.12.2014
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* Es gilt die fahrplanmäßige Abfahrt an den gekennzeichneten Tagen bis inkl. 14:00 Uhr von Ihrem Einstiegsbahnhof.
** Es gilt die fahrplanmäßige Abfahrt an den gekennzeichneten Tagen ab inkl. 10:00 Uhr von Ihrem Einstiegsbahnhof.
WESTspar-Tickets gültig bis 27.11.14 an den markierten Tagen lt. Kalender (blau, grün und braun hinterlegt). Tickets erhältlich nur online und in über 3.000 Trafiken österreichweit (nicht im Zug erhältlich). Es
gelten die AGB der WESTbahn Management GmbH. Alle Informationen sowie Trafiken mit Terminalausstattung finden Sie unter westbahn.at. Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
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