Gemeinschaftliche Betreibermodelle für Biomasse

Transcription

Gemeinschaftliche Betreibermodelle für Biomasse
2016/09/18 08:11
1/10
Gemeinschaftliche Betreibermodelle für Biomasse-Anlagen (z.B. für Pellett, Holzhackschnitzel)
Gemeinschaftliche Betreibermodelle für
Biomasse-Anlagen (z.B. für Pellett,
Holzhackschnitzel)
Betreibermodelle für Biomasseanlagen, Auswahl der
Biomasseanlage für den Betreiber
Im Hinblick auf die Auswahl eines Betreibermodells für Biomasseanlagen soll zunächst fest-gestellt
werden, welche Möglichkeiten und Vorteile sich bei der Auswahl der Biomasseanlage ergeben.
Anlagenarten:
Die einfachste Variante Biomasse in Nutzenergie umzuwandeln, ist die Verbrennung in Feuerungsanlagen. Dazu kommen unterschiedliche Arten von Biomasseanlagen in Frage:
Biomasseheizwerke und
Biomasseheizkraftwerke
In ihnen lässt sich Biomasse als fester, flüssiger oder gasförmiger Brennstoff zur Wärme- und/oder
Stromerzeugung nutzen. Im Folgenden soll ein Hauptaugenmerk auf die biogenen Feststoffe gelegt
werden, für die die direkte Verbrennung die weitaus größte Bedeutung unter den
Umwandlungsverfahren darstellt. Am häufigsten werden die Biomasseanlagen in Deutschland mit
Holzhackschnitzeln betrieben.
Biomasseheizwerke (BMHW) erzeugen Wärme durch die Verbrennung biogener Fest-brennstoffe in
einem Heizkessel. Die Verteilung der Wärme an die Verbraucher wird dann durch ein Rohrleitungsnetz
realisiert. Deutschlandweit gibt es über 1.200 Biomasseheizwerke, mit einer Leistung von jeweils
mehr als 500kW . Eine Liste von Herstellern für Biomasseheiz-werke findet sich in der Datenbank der
Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR) . Die Investitionskosten für ein BMHW belaufen sich
durchschnittlich auf 200 - 300 €/kW ther-mische Leistung, jedoch gibt es große Schwankungen durch
die unterschiedlichen verwend-baren Techniken. Mit steigender Anlagengröße ist eine relative
Verringerung der Kosten be-obachtbar .
Neben der Wärmebereitstellung durch Biomasseheizwerke, besteht auch die Möglichkeit der
Erzeugung elektrischer Energie aus biogenen Festbrennstoffen in Biomasseheizkraftwer-ken
(BMHKW). Dabei wird die durch die Verbrennung entstehende Wärme zum Betrieb eines Generators
verwendet. Während des thermochemischen Umwandlungsprozesses fällt stets auch Wärme als
Nebenprodukt an, welche man als Abwärme der Stromerzeugungsanlage bezeichnet. Wird diese
Abwärme über ein Fernwärmenetz als Nutzwärme verwendet, spricht man von Kraft-Wärme-Kopplung
(KWK).
KWK-Anlagen sind im Allgemeinen teurer und aufwendiger als die übrigen Formen von Biomasseanlagen. Bei der alleinigen Erzeugung von Wärme in einer Heizanlage kann ein Wir-kungsgrad
von 85 bis 90% erreicht werden, bei der reinen Stromerzeugung aus Biomasse in einem Kraftwerk
sind es rund 25 bis 35%. Durch Kraft-Wärme-Kopplung können Wirkungs-grade von 85 bis 90%
erreicht werden, jedoch wird so neben der Wärme auch das exerge-tisch höherwertige Produkt Strom
erzeugt. Im Vergleich zur Nutzung flüssiger und gasförmi-ger Brennstoffe, sind die Wirkungsgrade bei
BIO:logic - The Biomass Logistics Wiki - http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/
Last
update:
business:operation_models:plant_operation http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/business/operation_models/plant_operation
2014/06/24
19:04
der Nutzung von fester Biomasse wesentlich geringer. Hintergrund ist die niedrigere Temperatur, bei
der die Verbrennung stattfindet. Um diesen Nachteil zu kompensieren, empfiehlt sich eine KraftWärme-Kopplungs-Anlage in Form eines Biomasseheizkraftwerkes (BMHKW) . Möchte man mit der
thermischen Verwer-tung der Biomasse höhere Wirkungsgrade erreichen, besteht die Möglichkeit der
Produktgas-erzeugung aus Holzhackschnitzeln. Dabei werden die Hackschnitzel durch einen Reformer
(Vergaser) in brennbares Holzgas als Sekundärenergieträger umgewandelt und zum Betrieb des
Blockheizkraftwerkes genutzt. Die anfallenden Rückstände können zum Teil noch als hochwertiger
Dünger an Landwirte veräußert werden.
Da die Wärmenachfrage im Sommer und Winter stark variiert, sollte die Möglichkeit geschaf-fen
werden, das Strom- und Wärmeerzeugungsverhältnis entsprechend anzupassen. Um diese Flexibilität
zu erreichen, bedarf es jedoch eines hohen technischen Aufwands. Deshalb sollte von Anfang an ein
fundiertes Wärmenutzungskonzept ausgearbeitet werden, um die Wirtschaftlichkeit der KWK-Anlage
sicherzustellen. Um die Wärmeversorgung bei Lastspitzen im Winter oder bei Anlagenausfall
sicherzustellen, kann ein Pufferspeicher aufgestellt oder ein fossilbefeuerter Ausfall- und
Spitzenlastreserve-Kessel eingerichtet werden. Gegenwärtig gibt es in Deutschland etwa 270
Biomasse(heiz)kraftwerke mit einer Leistung von 1400 MW . Eine Liste mit Anbietern von KWKAnlagen findet sich in der Datenbank des FNR . Zur Inves-tition in ein BMHKW müssen durchschnittlich
4000 €/kW aufgebracht werden. Wie bei BMHW ist mit steigender Anlagengröße ein Degressionseffekt
erkennbar.
Ist der Auswahlprozess der Biomasseanlagenart abgeschlossen, sollte eine genaue Dimensi-onierung
der technischen Komponenten vorgenommen werden. Dies kann anhand der Heiz-last und des
Jahresenergiebedarfs der zu versorgenden Objekte geschehen. Der Leistungs-bereich von
Biomasseheizanlagen reicht heute von etwa 20 kW bis 30 MW. Anhand der er-hobenen Daten sollte
auch eine Wirtschaftlichkeitsberechnung nach VDI 2067 durchgeführt werden. Eventuelle
Fehleinschätzungen oder Unachtsamkeiten in diesem Projektstadium können später zu ungenügender
Auslastung und mangelnder Wirtschaftlichkeit führen.
Hinweise zur Rohstoffbeschaffung
Bei der Versorgung von Biomasseanlagen mit Brennstoffen ist zu beachten, dass die erfor-derliche
Qualität der Holzhackschnitzel eingehalten wird. Eine unzureichende Brennstoffquali-tät
beeinträchtigt die Funktion der Anlage. Ein zu hoher Feuchtigkeitsgehalt kann bei der La-gerung zu
Schimmelpilzbildung oder sogar zur Entzündung des Holzhackguts führen. Ist das Holzhackgut bei der
Vergasung zu feucht (>15% Feuchtegehalt), kommt es zu einer ver-mehrten Teerbildung im
Produktgas und spezielle Filter werden nötig. Um die Einhaltung der Qualitätsstandards zu
gewährleisten, ist es zielführend klare Vorgaben zu vereinbaren und die Rohstofferzeuger eng
einzubinden. Dies kann zum Beispiel auf Basis von Verträgen oder durch die Beteiligung der
Waldbesitzer an der Anlage geschehen (Siehe Absatz 1.2.3). Das durch die mechanische Bearbeitung
zu Hackschnitzeln verarbeitete Holz, kann durch den Anbau von Lignocellulosepflanzen auf
Kurzumtriebsplantagen (KUP) bereitgestellt werden, oder als Nebenprodukt, Rückstand oder Abfall bei
anderen Prozessen entstehen. Eine Unter-scheidung der bei anderen Aktivitäten anfallenden Produkte
kann nach dem eigentlichen Hauptnutzungsprozess, wie folgt getroffen werden:
Durchforstungs- und Waldrestholz
Landschaftspflegeholz
Industrierestholz
http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/
Printed on 2016/09/18 08:11
2016/09/18 08:11
3/10
Gemeinschaftliche Betreibermodelle für Biomasse-Anlagen (z.B. für Pellett, Holzhackschnitzel)
Gebraucht- bzw. Altholz
Dementsprechend sind mögliche Lieferanten: Landwirte mit KUP, Forstwirte, Straßen-, und
Autobahnmeistereien, städtische Bauhöfe, holzbe- und verarbeitende Betriebe, aber auch
Großwaldbesitzer, wie Kommunen oder Kirchen. Um die Bewirtschaftung der Wälder zu op-timieren,
gibt es die Möglichkeit des Zusammenschlusses mehrerer Waldbesitzer zu Forstbetriebsgemeinschaften (FBG). So können die Nachteile, resultierend aus geringen Flächen-größen,
unzureichend vorhandenen Waldwegen oder anderen Strukturmängel, überwunden werden. Darüber
hinaus bietet sich die Option des Zusammenschlusses mehrerer Forstbe-triebsgemeinschaften zu
einer Forstwirtschaftlichen Vereinigung (FV), um die Vermarktung des Holzes besser zu organisieren .
Der Jahresbedarf an Biomasse schwankt bei Anlagen von 300 kW bis 25 MW analog zwi-schen 150
und über 50.000t Trockenmasse . Je nach Qualität kann sich der Preis für Wald-hackschnitzel
zwischen 60€ und 150€ je Tonne bewegen. Im Mittel liegt er im Moment (Stand: 4.Quartal 2013) bei
138,80 €/t und 34,90 €/MWh Brennstoffenergiegehalt bei einer Liefermenge von 30 SRM mit 20 %
Wassergehalt inklusive Mehrwertsteuer und Anfahrt bis 20 km . Die Schwankungen des Preises sind
im Vergleich zu den starken Schwankungen der Heizölpreise, der sich derzeit auf etwa 0,85 €/l (85
€/MWh) beläuft überschaubar. Der Betrieb von Biomasseanlagen mit Hackschnitzeln zur Strom- und
Wärmebereitstellung stellt sich somit vergleichsweise preiswert und zukunftweisend dar. Die
avantgardistische Kompo-nente ergibt sich dadurch, dass die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und
Erdgas nur noch für wenige Generationen bereitstehen werden im Gegensatz zu den großen
verfügbaren Holzmengen und da der neutrale CO2-Ausstoß zur Abschwächung des Klimawandels beiträgt. Gegenüber der Atomkraft, bei der die Entsorgung der entstehenden Giftstoffe ein gro-ßes
Problem darstellt, bieten Biomasseanlagen eine effiziente Energieversorgung, auch unter
ökologischen Gesichtspunkten.
Finanzielle Förderung
Zur Steigerung der Wirtschaftlichkeit bei der Nutzung regenerativer Energien bieten sich at-traktive
Förderprogramme an. Durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) werden seit 2012 folgende
Vergütungssätze für neu in Betrieb genommene Biomasseanlagen zur Strom-erzeugung veranschlagt:
Tabelle 1: Vergütungssätze laut EEG 2012
Der Netzbetreiber wird durch das EEG verpflichtet den Strom der Biomasseanlage vorrangig in sein
Stromnetz einzuspeisen und auch die entsprechenden Zahlungen für einen Zeitraum von 20 Jahren
zuzüglich des Inbetriebnahmejahres zu leisten. Somit ist eine Abnahmesicher-heit für den
Anlagenbetreiber gewährleistet. Die Grundvergütung reduziert sich jährlich um 2%. Neben der
Grundvergütung besteht die Möglichkeit einen zusätzlichen Bonus für die Nut-zung von Einsatzstoffen
gemäß Biomasseverordnung (BiomV) zu erhalten. Nachweise müs-sen dazu über ein
Einsatzstofftagebuch aufgeführt werden. Einsatzstoffe gemäß Anlage 2 sind zum Beispiel Rinde,
BIO:logic - The Biomass Logistics Wiki - http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/
Last
update:
business:operation_models:plant_operation http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/business/operation_models/plant_operation
2014/06/24
19:04
Waldrestholz und teilweise Holz aus KUP. Unter Anlage 3 zählen beispielsweise Landschaftspflegeholz
und Biomasse aus Baum- und Strauchschnitt, wie Straßenbegleitholz. Die Förderungen in oben
genannter Höhe (Siehe Tabelle 1) werden jedoch nur gewährt, soweit es sich zu einem gewissen
Prozentsatz um Strom aus einer Kraft-Wärme-Kopplung handelt. In den ersten 2 Jahren nach
Inbetriebnahme müssen es 25% sein, danach 60% des erzeugten Stroms. Alternativ bieten sich durch
das EEG, Förderungen für die Direktvermarktung.
Um die EEG-Umlage zu senken, wird das EEG 2014 erneut reformiert. Laut Gesetzesent-wurf der
Bundesregierung soll der Zuwachs an Biomasse-Anlagen auf 100 Megawatt pro Jahr beschränkt
werden. Allerdings werden Erweiterungen bei bestehenden Anlagen nicht in die 100 Megawatt
eingerechnet. Ziel ist es zudem, dass die Biomasse-Anlagen stärker auf den Bedarf ausgerichtet
werden, dafür soll es einen Flexibilitäts-Bonus geben. Außerdem wird es durch die Umsetzung des
EEG 2014 zukünftig eine EEG-Umlage für eigenerzeugten Strom geben. Neuanlagen mit einer
installierten Leistung von mind. 500 kW sollen ab dem 1. August 2014 zur Direktvermarktung
verpflichtet werden. Anlagenbetreiber haben in diesem Fall für den erzeugten Strom gegen die
Netzbetreiber einen Anspruch auf die Marktprämie als finanziellen Ausgleich zwischen dem an der
Börse erzielten Strompreis und der Einspeisever-gütung (geförderte Direktvermarktung). Die Höhe
der Marktprämie wird als Differenz, aus anzulegendem Wert (Vgl. Tabelle 2)und Marktwert des Stroms
an der Strombörse, kalen-dermonatlich berechnet. Die Regelungen zur Einspeisevergütung werden
nur noch aus-nahmsweise zugelassen. Die Höhe der Einspeisevergütung berechnet sich aus den
anzule-genden Werten (Vgl. Tabelle 2).
Tabelle 2: Vergütungssätze laut EEG 2014
Neben der bundesweiten Förderung durch das EEG, gibt es noch weitere Möglichkeiten finanzielle
Förderung für Biomasseanlagen zu erhalten, wie beispielsweise über das Bundes-amt für Wirtschaft
und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder auch über die KfW-Bankengruppe. Au-ßerdem gibt es
Förderungsangebote auf Landesebene, welche unter folgendem Link einzu-sehen sind:
http://www.fnr.de/projekte-foerderung/foerderuebersicht/foerderprogramme-land/.
Entscheidet man sich stattdessen für einen Umbau vorhandener Anlagen auf die Nutzung von
Biomasse zur Energieerzeugung können Einsparungspotentiale im Bezug auf die Dauer der Planungsund Umsetzungsphase, aber auch bezogen auf die Kosten erzielt werden. Ein Beispiel dazu bietet der
Umbau der Müllverbrennungsanlage (MVA) in Landshut. Die MVA, für welche normalerweise ein
Komplettrückbau geplant war, wurde hier mit Investitionskosten von rund 22.000.000 € zur
Nachnutzung als BMHKW umgebaut. Dabei konnten bestehende Bau- und Anlagenteile weiter genutzt
werden und so eine besonders schnelle Umsetzung realisiert werden. Einen Monat nach der
Stilllegung der MVA, konnte das BMHKW bereits ans Netz angeschlossen werden. Lediglich für den
Ausbau des Fernwärmenetzes wurden weitere 9 Monate benötigt. Die Projektplanungszeit belief sich
auf zwei Jahre.
http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/
Printed on 2016/09/18 08:11
2016/09/18 08:11
5/10
Gemeinschaftliche Betreibermodelle für Biomasse-Anlagen (z.B. für Pellett, Holzhackschnitzel)
Einordnung des Begriffs Betreibermodell
Der Begriff Betreibermodell wird bei der Durchführung von Großprojekten vorwiegend im Bereich der
Infrastrukturbereitstellung verwendet. Dabei wird die Planung, Errichtung, Finan-zierung und der
Betrieb einer infrastrukturellen Einrichtung weitestgehend durch einen priva-ten Unternehmer, im
Auftrag der öffentlichen Hand, übernommen. Er trägt das wirtschaftliche Risiko und hat die
Bauherreneigenschaft. Für das Projekt wird meist eine Einzweckgesellschaft gegründet. Die
Refinanzierung kann entweder direkt oder indirekt über die Erhebung von Gebühren für die
Dienstleistung gegenüber dem Nutzer geschehen. Auf der Basis eines Betreibervertrags, welcher in
der Regel eine Laufzeit von etwa 20 bis 30 Jahren hat, wird die Begrenzung der Haftung durch das
private Unternehmen festgelegt. Außerdem werden die nötigen Kontroll- und Zugriffsrechte für die
Kommune darin verankert, welche ihr die Hand-habungen zur Sicherstellung der Versorgung der
Bürger ermöglicht. Darüber hinaus können noch eventuelle Nebenverträge abgeschlossen werden.
Die Struktur stellt sich somit in der Regel wie folgt dar:
Abbildung 1: Struktur des Betreibermodells
Entscheidung zwischen gemeinschaftlichen Betreibermodellen und Eigenbetrieb
Zum Betrieb einer Biomasseanlage bieten sich neben der Möglichkeit die Anlage selbst zu betreiben,
viele Varianten der Kooperation und des Zusammenschlusses zwischen den direkten und indirekten
Beteiligten der Anlage. Als mögliche Betreiber kommen folgende Akteure in Frage:
die Kommune,
Rohstofflieferanten,
Anlagenbauer,
Projektplaner,
Energiekunden (Bürger) und
unbeteiligte Dritte (z.B. Banken,…)
Da sehr vielfältige unterschiedliche Aufgabenstellungen bei Planung und Betrieb der Anlagen zu
bewältigen sind, ist die Projektträgerschaft für ein einzelnes Unternehmen nur sehr schwer zu
bewerkstelligen. Deshalb werden in der Literatur viele Konzepte diskutiert, bei denen eine
Kooperation in Form eines Betreibernetzwerkes als Projektträger erfolgt. Die Kooperation öffentlicher
und/oder privater Akteure kann unterschiedliche Formen annehmen. Meistens basiert sie auf
gemeinsam ausgehandelten Vereinbarungen. Es kann aber auch zu einem Zusammenschluss
öffentlicher und privater Akteure zu einer gemischtwirtschaftlichen Gesellschaft kommen .
BIO:logic - The Biomass Logistics Wiki - http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/
Last
update:
business:operation_models:plant_operation http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/business/operation_models/plant_operation
2014/06/24
19:04
Die Kommune ist unabhängig von ihrer Einbringung in die Betreibergesellschaft ein wichtiger Partner
bei der Projektierung von Biomasseanlagen, da sie die Bauplanungshoheit hat und somit für
privilegierte Vorhaben, wie Biomasseanlagen (vgl. § 35 Abs. 1 BauGB) Standorte ausweisen kann,
wodurch ein Bau an anderen Standorten in der Gemeinde in der Regel nicht mehr möglich wäre.
Hinzu kommt, dass Einspeiseleitungen zum Teil in öffentlichem Grund verlegt werden müssen,
wodurch Gestattungsverträge mit der Kommune nötig werden. Es sollte also in jedem Fall in einem
frühen Stadium der Projektplanungsphase mit der zuständi-gen Kommune Kontakt aufgenommen
werden. Neben den baurechtlichen Vorteilen, die eine Zusammenarbeit mit der Kommune mit sich
bringt, kommen weitere Vorteile durch eine Kooperation zustande. Zum Beispiel können öffentliche
Liegenschaften als Anlagenstandort genutzt werden. Eventuelle daraus entstehende Miet- oder
Pachtverträge können für beide Par-teien von Vorteil sein. Durch eine Beteiligung der Stadtwerke,
welche als Teil der Kommune häufig für die Energieversorgung vor Ort zuständig sind, kann der
professionelle Sachver-stand dieser zur Umsetzung des Betriebs genutzt werden und die Erträge der
Betreibergesell-schaft der gesamten Gemeinde zu Gute kommen. Für die Kommune ist eine
Beteiligung vor-teilhaft, um einen höheren Anteil an der Wertschöpfung zu erreichen, aber auch um
stärkeren Einfluss auf die Projektgestaltung zu nehmen.
Durch die Einbringung von Rohstofflieferanten in die Projektgesellschaft, ergeben sich weitere
Möglichkeiten zur Kooperation mit Stadtwerken oder anderen Beteiligten. Bei der Bio-masseanlage in
Jena wurde zum Beispiel eine gemeinsame Projektgesellschaft gegründet -die Biogas Jena GmbH &
Co. KG. Hier halten die Stadtwerke (Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH) 50 Prozent der Anteile
an der Betreibergesellschaft. Weitere 50 Prozent werden durch die Gleistal Agrar eG gehalten. Wie
auch in diesem Fall geschehen, empfiehlt es sich seitens der Rohstofflieferanten als
Erzeugergemeinschaft aufzutreten, um als attraktiver Geschäftspartner in Erscheinung zu treten. Eine
Erzeugergemeinschaft ist ein Zusam-menschluss landwirtschaftlicher oder forstwirtschaftlicher
Betriebe. Durch sie kann eine hohe Liefersicherheit gewährleistet werden, ohne Verträge mit vielen
kleinen Lieferanten verhan-deln und abschließen zu müssen. Mögliche Partner können so FBGs, FVs
oder Landwirte mit KUP sein.
Der Anlagenbauer als Betreiber bietet ebenfalls eine Menge Vorteile. Das technische Know-how stellt
dabei den größten Zugewinn dar. Eine Betreibergesellschaft kann so die produktbe-gleitenden
Dienstleistungen kostengünstig erhalten. Bei der wachsenden Komplexität von Biomasseanagen ist es
wichtig das Personal entsprechend zu schulen, was durch das Know-how des Anlagenherstellers gut
umsetzbar ist. Auch die schnelle Beseitigung von Störfällen und eine Verkürzung der Rüstzeiten kann
dabei durch das Know-how der Hersteller erreicht werden. Innovative und erfolgreiche Unternehmen
können so ihr Geschäftsfeld ausbauen und sich gleichzeitig Konkurrenzvorteile durch die bessere
Kundenbindung verschaffen, um mögliche Folgeaufträge zu akquirieren. Es entsteht also ein
Synergieeffekt. Ein Beispiel bietet hierzu der partnerschaftliche Betrieb einer Biogasanlage im
sächsischen Grimma, bei der der Anlagenhersteller Biogas Nord AG eine Biomasseanlage gemeinsam
mit dem Projektierer und Anlagenbetreiber Bio S. Biogas betreibt . Die Simple Energie KG als
Biomassean-lagenhersteller bietet zum Beispiel auch die Möglichkeit der Kraft-Wärme-Kopplung als
Be-treibermodell. Investoren können so über die KWK Betreiber KG eine Partnerschaft mit Simp-le
Energie aufbauen . Zur Beteiligung von Bürgern an Betreibermodellen für Biomasseanlagen finden
sich eine Menge Beispiele in der Realität wieder. Die Möglichkeiten der Beteiligung reichen von der
rein finanziellen Beteiligung bis hin zum Unternehmertum. Ein wichtiger Aspekt für BürgerEnergieanlagen, bei denen mehrere Bürger eine Anlage zur Nutzung erneuerbarer Energien
finanzieren oder betreiben, ist „die räumliche Nähe von Bürgern, Anlagen und Betreibergesell-schaft“.
Mögliche Ausprägungen können dabei die direkte und die mittelbare Beteiligung sein. Bei der direkten
Beteiligung treten die Bürger als Gesellschafter der Betreibergesellschaft auf und können aufgrund
des mit dem Anteilskauf erworbenen Stimmrechts bei Ent-scheidungen innerhalb der Gesellschaft
http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/
Printed on 2016/09/18 08:11
2016/09/18 08:11
7/10
Gemeinschaftliche Betreibermodelle für Biomasse-Anlagen (z.B. für Pellett, Holzhackschnitzel)
mitwirken. Bei der indirekten Beteiligung werden die Bürger über einen Investor bei der Finanzierung
eingebunden, wie zum Beispiel durch Inha-berschuldverschreibungen oder Genussrechte. Ein
Stimmrecht wird dabei nicht erworben. Werden die Bürger direkt beteiligt, sollte darauf geachtet
werden, die Rechtsform der Betrei-bergesellschaft dementsprechend auszuwählen, dass sich die
Haftung auf die geleistete Einlage beschränkt. Wie eine Kurzstudie der Agentur für erneuerbare
Energien ergeben hat, hängt das Ausmaß der Mitwirkung durch die Bürger von der Ursache ihres
Engagements ab, welche sich in wirt-schaftliche und ideelle Hintergründe unterteilt. Entweder steht
die Möglichkeit einer Geldanlage im Vordergrund, oder ein aktives Mitwirken bei der Klima- und
Energiepolitik in der Region. Ein für die Beteiligung sprechender Faktor ist auch die garantierte
Einspeisevergütung für 20 Jahre und der garantierte Netzanschluss, die durch das EEG gewährleistet
werden. Privat-personen wird dadurch eine Planungs- und Investitionssicherheit ermöglicht. Ein
Beispiel für die Beteiligung von Bürgern an einer Betreibergesellschaft, zeigt sich bei der Bürger
Energie Aschaffenburg eG. Hier wird den Bürgern in und um Aschaffenburg die Möglichkeit geboten,
sich mit einer typischen Einlagenhöhe von 1000 bis 5000€ an einer Bürger-Genossenschaft zu
beteiligen.
Durch die Einbringung lokaler Beteiligter in Projektgesellschaften, wie in diesem Fall, wird auch die
Akzeptanz der Anlagen und die gemeinschaftsorientierte regionale Wirtschaftsentwicklung gefördert.
In der Extremform des Bioenergiedorfes, wird die gesamte Wärme- und Stromversorgung möglichst
aus Biomasse bereitgestellt und die Anlagen in Eigenregie be-trieben. Durch die Nutzung regionaler
land- und forstwirtschaftlicher Energieträger und den Betrieb der Anlagen durch die Bürger, werden
die regionalen Wirtschaftskreisläufe gestärkt und die Arbeitsperspektiven im ländlichen Raum
verbessert . Hinderungsgründe für den Betrieb durch die Bürger in Eigenregie sind jedoch das
mangelnde Know-how, geringes Eigen-kapital und die fehlenden Möglichkeiten, die sich durch die
Einbeziehung weiterer Beteiligter ergeben. Um diesen Nachteilen entgegenzuwirken, gibt es
Vereinigungen die den Bürgern bei der Planung und Umsetzung von Erneuerbare-Energie-Projekten
beratend zur Seite stehen. Als Beispiel kann das im Januar 2014 gegründete bundesweite Netzwerk
„Bündnis für Bürge-renergie“ mit Sitz in Berlin angeführt werden .
Tabelle 3: Vor- und Nachteile bestimmter Akteure zur Beteiligung an der Betreibergesellschaft
BIO:logic - The Biomass Logistics Wiki - http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/
Last
update:
business:operation_models:plant_operation http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/business/operation_models/plant_operation
2014/06/24
19:04
Rechtsformen für die Betreibergesellschaft einer Biomasseanlage
Ist die Entscheidung zu möglichen Beteiligungen an der Betreibergesellschaft getroffen und die
Auswahl der Anlagenart abgeschlossen, empfiehlt sich die Gründung einer Betreibergesellschaft. So
wird eine Abgrenzung des Biomasseanlagenprojekts zu eventuellen anderen Projekten der
Betreiberunternehmen vorgenommen und für die Vielzahl vertraglicher Regelungen und
Vereinbarungen eine solide Basis geschaffen. Die Auswahl der Rechtsform kann anhand vieler
beeinflussender Kriterien erfolgen, deshalb sollte sie im Vorfeld gründlich durchdacht werden und alle
Vor- und Nachteile abgewogen werden. Dazu empfiehlt sich ein qualifiziertes Beratungsgespräch mit
einem Juristen oder Steuerberater. In Abschnitt 1.1 werden umfassende Informationen zu den
einzelnen Unternehmensformen aufgeführt. Eine all-gemein gültige Empfehlung für die Rechtsform
der Betreibergesellschaft ist nicht möglich, jedoch haben sich die GbR, GmbH, GmbH & Co.KG und
Genossenschaften als typische Gesellschaftsformen herauskristallisiert. Die eingetragene
Genossenschaft (eG) eignet sich besonders für größere Projekte mit vielen Beteiligten. Die
Energiegenossenschaft als Sonderform der eG, bietet vor allem Bürgern die Möglichkeit sich an
lokalen oder regionalen Energieanlagen zu beteiligen. Da einzelne Bürger sich den Bau einer solchen
Anlage in der Regel nicht leisten können, wird durch die Gründung einer Energiegenossenschaft über
eine Zusammenführung der finanziellen Mittel der Anlagenbau bewerkstelligt und so auch das
finanzielle Risiko des Einzelnen abgemildert. Die Flexibilität beim Mitgliederein- und austritt, die meist
auf das eingelegte Kapital begrenzte Haftung und das demokratische Mitspracherecht aller Mitglieder
spiegeln die Vorteile wieder. Der hohe Gründungs- und Verwaltungsaufwand und das hohe Maß an
Eigenleistungen sind je-doch als nachteilig zu bewerten. Unterstützend kann hier ein
Genossenschaftsverband wirken.
Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) ist ebenfalls für größere Projekte im
Biomassebereich vorteilhaft, jedoch eher für einen kleinen Gesellschafterkreis. Der Vorteil liegt im
Ausschluss der persönlichen Haftung über die Kapitaleinlage hinaus und in der überschau-baren
Organisation. Nachteilig anzuführen sind das hohe einzubringende Stammkapital und der Umstand,
dass Geschäftsanteile nur vererbt oder verkauft, jedoch nicht einfach gekündigt werden können.
Die GmbH & Co. KG als Rechtsform der Betreibergesellschaft eignet sich ebenfalls für grö-ßere
Projekte mit hohem Risiko. Dazu nutzt sie die Vorteile der beiden Gesellschaftsformen GmbH und KG.
Durch die KG wird die Einbringung vieler Kapitalgeber, zum Beispiel Bürger die den Kauf von Anteilen
als Geldanlage nutzen möchten, als Kommanditisten möglich. Die GmbH tritt als Komplementär mit
wenigen Mitgliedern zur Geschäftsführung auf und ermög-licht die beschränkte Haftung. Es entsteht
jedoch auch ein hoher Aufwand durch die Grün-dung zweier Gesellschaftsformen.
Gesellschaften bürgerlichen Rechts (GbR) sind besonders für kleinere Projekte mit geringem
Investitionsvolumen und wenigen Gesellschaftern geeignet, da der Gründungs- und Verwaltungsaufwand sich in Grenzen hält und ein hohes Mitspracherecht für alle Beteiligten gegeben ist.
Durch die unbeschränkte Haftung der Gesellschafter wird die Kreditbeschaffung vereinfacht. Der Einoder Austritt von Gesellschaftern gestaltet sich jedoch schwierig.
Quellen:
1. M. Kaltschmitt, H. Hartmann, H. Hofbauer: Energie aus Biomasse, 2.Auflage, Springer Verlag,
http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/
Printed on 2016/09/18 08:11
2016/09/18 08:11
9/10
Gemeinschaftliche Betreibermodelle für Biomasse-Anlagen (z.B. für Pellett, Holzhackschnitzel)
Berlin Heidelberg, 2009, S.19
3. http://www.carmen-ev.de/biogene-festbrennstoffe/biomasseheizwerke/brennstoffeinsatz, abgerufen am 22.02.2014
5. http://www.bioenergie.de/index.php?option=com_content&view=article&id=290&Itemid=6,
abgerufen am 22.02.2014
7. http://datenbank.fnr.de/anbieter/bioenergie/waermeerzeuger-biomasse-heizungen/, abgerufen
am 27.02.2014
9. http://www.carmen-ev.de/biogene-festbrennstoffe/biomasseheizwerke/wirtschaftlichkeit/474-wa
ermegestehungskosten, abgerufen am 27.02.2014
11. M. Kaltschmitt, H. Hartmann, H. Hofbauer: Energie aus Biomasse, 2.Auflage, Springer Verlag,
Berlin Heidelberg, 2009, S.551ff
13. http://www.carmen-ev.de/biogene-festbrennstoffe/biomasseheizkraftwerke, abgerufen am
27.02.2014
15. http://datenbank.fnr.de/anbieter/bioenergie/kwk-anlagen/, abgerufen am 27.02.2014
17. http://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/fuehrung/unternehmen/sbs_ forstbetriebsgemeinschaften/index_DE, abgerufen am 27.02.2014
19. F. Zormaier: Versorgung von Biomasse(heiz)kraftwerken mit Holzhackschnitzeln, LWF Aktuell,
2010, Heft 74, S.19 – 21
21. http://www.carmen-ev.de/infothek/preisindizes/hackschnitzel, abgerufen am 27.02.2014
23. http://www.iwo.de/fachwissen/brennstoff/preisentwicklung-von-heizoel/, abgerufen am
21.02.2014
25. J. von Garrel, T. Dengler, Dr. J. Seeger: Industrielle Betreibermodelle, In: Industrielle Dienstleistungen und Internationalisierung - One-Stop Services als erfolgreiches Konzept, Teil 4, S.
267-330, M. Schenk, C. M. Schlick, Springer, Wiesbaden, 2009
27. http://www.hans-markus.de/finance/74/unternehmensfinanzierung_investitionscontrolling/ppp/,
abgerufen am: 27.02.2014
29. M. Zuther: Flexible Konfiguration von Betreibernetzwerken, in: Dienstleistungsorientierte Geschäftsmodelle im Maschinen- und Anlagenbau, S.175-189, H. Meier, Springer Verlag Berlin
Heidelberg, 2004
31. http://www.fes-kommunalakademie.de/_data/P_Betreibermodell.pdf, abgerufen am: 27.02.2014
33. http://www.economics.phil.uni-erlangen.de/lehre/bwl-archiv/lehrbuch/kap3/outsour/outsour.pdf.,
abgerufen am:27.02.2014
35. http://www.iwr.de/news.php?id=15508, abgerufen am:27.02.2014
37. www.simple-energie.de, abgerufen am:27.02.2014
39. http://www.energie-innovativ.de/fileadmin/user_upload/energie innovativ/Dokumente/StMWIVT
EnergieGewinner.pdf. , abgerufen am:27.02.2014
41. http://www.unendlich-viel-energie.de/media/image/4429.titelbild_rk_buergerenergie.jpg, abgerufen am:27.02.2014
43. http://www.bea-aschaffenburg.de/, abgerufen am 27.02.2104
45. http://www.fnr-server.de/ftp/pdf/literatur/pdf_318-leitfaden_bioenergiedorf_2010_web_neu.pdf,
abgerufen am 27.02.2014
47. http://www.buendnis-buergerenergie.de/, abgerufen am 27.02.2014
Betreibermodelle & Projektmanagement
BIO:logic - The Biomass Logistics Wiki - http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/
Last
update:
business:operation_models:plant_operation http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/business/operation_models/plant_operation
2014/06/24
19:04
From:
http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/ - BIO:logic - The Biomass Logistics Wiki
Permanent link:
http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/business/operation_models/plant_operation
Last update: 2014/06/24 19:04
http://www.green-logistics.iff.fraunhofer.de/biologic/
Printed on 2016/09/18 08:11