Krankheiten am Gesicht erkennen
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Krankheiten am Gesicht erkennen
Seite 1 von 4 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 2 7 . 0 9 . 2 0 1 2 Krankheiten am Gesicht erkennen Das Gesicht eines Menschen verrät einiges über seinen Gesundheitszustand - oft bevor der Betroffene selbst etwas davon bemerkt. "Hauptsache gesund" zeigt, welche Schlüsse ein Blick auf Augen, Mund, Haare oder Haut ziehen lassen. Ein hochroter Kopf, ein blasses Gesicht, ein ausdrucksloser Blick: Selbst ein medizinischer Laie kann erkennen, ob es seinem Gegenüber gut geht oder nicht. Der professionelle Blick eines Arztes kann aber noch viel mehr sehen, denn die sogenannte Blickdiagnose ist ein wichtiger Bestandteil in jedem Medizinstudium. Ob Haut, Haare, Augen, Mund oder Zunge: Jeder Teil unseres Gesichts verrät, ob unser Körper aus dem Gleichgewicht geraten ist. Jede kleine Veränderung kann der Arzt deuten und zuordnen. Manche sind harmlos und gehen vorüber, andere wiederum können auf unerkannte Krankheiten hindeuten. Die Antlitzdiagnose des Kurt Hickethier Die Idee, Krankheiten aus dem Gesicht abzulesen, ist nicht neu. Der Thüringer Kurt Hickethier, geboren 1891 in Nebra, entwickelte seine ganz eigene Methode. Er war eigentlich von Beruf Polizeisekretär, doch wegen seiner Morbus-Bechterew-Erkrankung begann er, sich mit der Lehre von Wilhelm Heinrich Schüßler zu beschäftigen. Schüßler war zu der Auffassung gekommen, dass viele Krankheiten auf einem Mineralstoffmangel beruhen. Hickethier wiederum entwickelte diese Idee weiter, indem er postulierte, genau dieser Mineralstoffmangel lasse sich im Gesicht ablesen. Mehr als zehn Jahre lang erforschte er die Zusammenhänge zwischen den Veränderungen im Gesicht und einem Mineralstoffmangel. Bei dunklen Augenlidern empfahl er beispielsweise Kalium Sulfuricum, Kopf- schuppen deuteten seiner Meinung nach auf einen Mangel an Natrium Chloratum hin. In Halle an der Saale setzte er seine Erkenntnisse 1921 das erste Mal ein und trat damit auch an die Öffentlichkeit. Er war auch einer der Mitbegründer des dortigen biochemischen Vereins und zog mit seiner Theorie Tausende Menschen in seinen Bann. Beflügelt von diesem Erfolg gab er seinen Beruf als Polizeisekretär auf und eröffnete 1926 in Ellrich im Südharz das erste biochemische Kurhaus Deutschlands, das Schüßlerheim. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde er mit einem Berufsverbot belegt. Nach dem Krieg wurden seine beiden Kurhäuser von der russischen Armee beschlagnahmt. Kurt Hickethier wanderte nach Westdeutschland aus, wo er 1958 in dem kleinen Örtchen Dies starb. Die Gesichtsfarbe Rosige Gesichtshaut gilt als ein Zeichen von Gesundheit. Die Gesichtshaut wird normal durchblutet und durch den hohen Sauerstoffanteil ist das Blut hellrot. Eine kurzzeitige Veränderung der Gesichtsfarbe ist völlig normal. Wenn wir uns schämen, werden wir rot. Ein Schreck kann das Gesicht für kurze Zeit erbleichen lassen. Verändert sich die Gesichtsfarbe jedoch über längere Zeit, kann das ein Alarmsignal unseres Körpers sein. Ein bleiches Gesicht ist schlecht durchblutet. Kommen dazu noch eine allgemeine Schwäche oder Herz-Kreislauf-Beschwerden hinzu, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. 1 Seite 2 von 4 Was die Gesichtshaut außerdem verrät: • Im Sommer kann ein roter Kopf auch Zeichen eines Hitzschlags sein. • Gerötete Wangen oder eine gerötete Nase können das Zeichen für einen erhöhten Alkoholgenuss sein. Die Rötungen können aber auch auf die sogenannte Rosacea, eine Hauterkrankung, hinweisen. • Ein erhöhter Blutdruck lässt das Gesicht ebenfalls rot werden. Zusätzlich treten die Adern an den Schläfen stärker hervor. Zur Kontrolle sollte eine Blutdruckmessung über 24 Stunden erfolgen. • Rötliche Wangen, die durch erweiterte Äderchen hervorgerufen sind, können in Kombination mit einem speckigen Gesicht auf einen Typ-2-Diabetes hinweisen. Ein Arzt sollte unbedingt abklären, ob der Blutzucker außerhalb der Norm liegt. • Graue oder gelbliche Hautfärbungen können auf eine innere Vergiftung hinweisen. Der Körper kann sich über die Organe nicht mehr entgiften und deshalb kann es zu Farbveränderungen des Gesichts kommen. Auch hier sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. • Eine graue, großporige Haut weist auf extremen Nikotinkonsum hin. • Ist die Haut dünn, braun und pergamentartig, ist sie dauerhaft zu lange der Sonne ausgesetzt gewesen. • Bläulich verfärbte Lippen legen der Verdacht nahe, dass Herz oder Lunge nicht mehr richtig arbeiten. Kommen Luftnot oder Stiche in der Brust hinzu, sollte sehr schnell ein Arzt kontaktiert werden. • Blasse Lippen sind ein Zeichen für Blutarmut und Eisenmangel. • Risse in den Mundwinkeln wiederum deuten auf einen Mangel an Zink oder die Vitamine B und C hin. Lupus: Gefährliche Röte im Gesicht Was haben Hollywoodstar Ava Gardner und die Popstars Lady Gaga und Seal gemeinsam? Sie alle leiden oder litten an der Autoimmunkrankheit namens Lupus. Das ist das lateinische Wort für Wolf, denn früher konnte die Krankheit zu Rötungen und Verletzungen im Gesicht führen, die wie ein Wolfsbiss aussahen. Heute wird der Verlauf dieser Krankheit meist vorher medikamentös gestoppt. In Deutschland leiden circa 40.000 Menschen an Lupus. In neun von zehn Fällen sind Frauen betroffen. Meist bricht die genetisch bedingte Krankheit in einem Alter zwischen 20 und 35 Jahren aus. Manchmal werden die Flecken im Gesicht fälschlicherweise für eine Sonnenallergie gehalten. Über eine Blutuntersuchung, in der Antikörper nachgewiesen werden, und eine zusätzliche feingewebliche Diagnostik, kann die Krankheit aber zweifelsfrei festgestellt werden. Lupus ist medikamentös behandelbar. Darum ist die Krankheit nicht mehr so lebensbedrohlich wie einst. Heute liegt die Überlebensrate nach zehn Jahren bei 90 Prozent. Der Blick ins Auge Die Weltraumbehörde NASA entwickelt gerade eine Spezialbrille für Astronauten. Sie soll einen eingebauten Scanner enthalten, mit dem sich im Auge Hinweise auf mögliche Krankheiten ablesen lassen. Sicherlich werden früher oder später auch Menschen auf der Erde mit so einer Brille herausfinden können, ob ihr Blutdruck oder ihr Blutzuckerspiegel in Ordnung sind. Immer mehr Mediziner entdecken das Auge als idealen Diagnosepunkt. So können Anzeichen vieler Allgemeinerkrankungen wie Diabetes oder auch ein Nierenschaden im Auge erkannt werden. Die derzeitige Forschung versucht gerade, einen erfolgreichen und zuverlässigen Augentest für Alzheimer zu entwickeln. Mit Spaltlampe und Mikroskop Die Spaltlampe ist ein Spezialmikroskop des Augenarztes mit dem zum Beispiel die Hornhaut genau untersucht werden kann. Krankheiten, bei denen bestimmte Stoffe im Körper nicht ausgeschieden werden und deshalb im Körper verbleiben, können so über die Hornhaut diagnostiziert werden, denn dort lagern sie sich ab. Bei Morbus Wilson zum Beispiel ist der Kupferstoffwechsel der Leber gestört. Im Auge sieht der Experte einen grünlichen, manchmal auch bräunlichen Ring am Rand der Hornhaut, den sogenannten "Kayser-FleischerKornealring". Ist die Hornhaut beigefarben getrübt, liegt möglicherweise eine angeborene Erkrankung namens Morbus Fabry vor. Bei Frauen in den Wechseljahren können die Augen durch den veränderten Hormonspiegel austrocknen. Bei der Untersuchung des Augenhintergrundes betrachtet der Augenarzt kleinste Blutgefäße, welche die Netzhaut des Auges versorgen. Veränderungen dieser Blutgefäße sind auf das gesamte Blutgefäßsystem des Menschen übertragbar. So können ein Schlaganfallrisiko, Bluthochdruck oder Diabetes sicher erkannt werden. Manchmal lässt sich so eine Diagnose 2 Seite 3 von 4 stellen, noch bevor der Betroffene irgendwelche Beschwerden spürt. Auch rheumatische Autoimmunerkrankungen sind manchmal mit einer Entzündung des Auges verbunden. Bei einer Multiplen Sklerose kann ein Augenarzt mit seinen Spezialinstrumenten im Auge auch die dort ebenfalls angegriffene Schutzschicht der Nervenfasern sehen. Wenn Medikamente das Auge belasten Amiodoron ist ein Medikament gegen Herzrhythmusstörungen. Einlagerungen dieses Medikaments in der Hornhaut können den Sehnerv in Mitleidenschaft ziehen und das Sehvermögen beeinträchtigen. Dann muss das Medikament abgesetzt werden. Anzeichen dieser Nebenwirkungen kann der Augenarzt mit Hilfe des Spaltlampenmikroskop feststellen. Glukokortikoide sind Hormone, die Entzündungen im Körper wirksam bekämpfen. Allerdings können sie auch den Augeninnendruck ansteigen lassen. Damit erhöht sich das Risiko, ein Glaukom zu bekommen. Außerdem kann eine Linsentrübung auftreten. Tamoxifen ist ein Medikament, welches bei bestimmten Arten von Brustkrebs eingesetzt wird. Auch hier kann es als Nebenwirkung zu Linsentrübung oder kristallinen Einlagerungen in der Netzhaut kommen. Mit bloßem Auge Folgende Veränderungen kann ein Allgemeinarzt mit bloßem Auge erkennen: • Schimmert das Weiße im Auge gelb, könnten Leber- oder Gallenprobleme die Ursache sein. • Geschwollene Lider oder Tränensäcke unterhalb der Augen können ein Hinweis auf eine Allergie oder eine beginnende Nierenerkrankung sein. • Gibt es weiße Ablagerungen unter dem Auge oder befindet sich um die Iris ein blassgrauer Ring, kann das auf erhöhte Cholesterinwerte hindeuten. Die ABCDE-Regel Der Unterschied zwischen einem Melanom und einem Muttermal besteht darin, dass gutartige Hautveränderungen in der Regel sehr regelmäßig sind. Das betrifft ihre Form, ihre äußere Begrenzung, die Oberfläche und die Farbe. Zur Unterscheidung haben Hautärzte die sogenannte ABCDE-Regel aufgestellt, mit der auch Laien gutartige von krankhaften Malen unterscheiden können. Sie beinhaltet folgende Anzeichen für ein malignes Melanom. A = Asymmetrie: Die Form des Flecks ist asymmetrisch. B = Begrenzung: Der Fleck ist unregelmäßig und unscharf. C = Color: Der Fleck unterscheidet sich von der Umgebung durch starke Pigmentierung bzw. Mehrfarbigkeit. D = Durchmesser: Der Fleck ist durch schnelles Wachstum bald größer als ein gewöhnliches Muttermal. E = Erhabenheit: Der Fleck wölbt sich in relativ kurzer Zeit aus seiner Umgebung. Was Ohren, Nase, Mund und Haare verraten Eine Falte, welche diagonal übers Ohrläppchen verläuft, könnte ein Hinweis auf ein verstecktes Herzkranzgefäß-Leiden sein. Allerdings ist die Studienlage zu diesem Thema noch sehr vage. Oft weisen Falten im Ohrläppchen auch einfach auf eine Austrocknung der Haut oder einen ganz normalen Altersprozess hin. Entzündete Rötungen und Pusteln um die Nase weisen auf eine Erkrankung namens Rosacea oder eine Nickelallergie hin. Den Unterschied sollte unbedingt ein Arzt abklären. Eine trockene Falte zwischen Nase und Wangen kann Zeichen eines Ekzems sein. Der Blick auf die Haut Veränderungen auf der Haut bedürfen besonderer Abklärung, denn hinter einem typischen Leberfleck oder einer scheinbar unauffälligen Rötung können sich auch Krebstumore verbergen. Gerade im frühen Stadium ist eine Verwechslung häufig. Doch je früher ein Melanom erkannt und entfernt wird, desto größer sind die Heilungschancen für den Patienten. Ist Haut um die Mundwinkel herum gerötet und schuppig, kann Zinkmangel die Ursache sein. Die Haare im Visier Plötzlicher Haarausfall kann viele Ursachen haben: falsche Ernährung, Nebenwirkung von Medikamenten, Hormonschwankungen nach der Geburt eines Kindes, der berufsbedingte Kontakt mit Chemikalien oder schlicht und einfach Stress. 3 Seite 4 von 4 Während der kreisrunde Haarausfall meist unbedenklich ist, sollte bei einem büschelweise ausfallenden Haar schnellstmöglich die Ursache abgeklärt werden. Ist der kreisrunde Haarausfall nicht erblich, genetisch bedingt, beginnen die Haare nach einer geraumen Zeit wieder nachzuwachsen. Dünne und brüchige Haare können auf eine chronische Niereninsuffizienz hinweisen. Werden die Haare so dünn, dass keine Frisur mehr hält, kann das ein Hinweis auf eine Schilddrüsenerkrankung sein. Damit einher geht die Beobachtung, dass diese Haare auch nicht mehr fetten. Sie bleiben trocken, rau und stumpf. Der Spiegeltest "Hauptsache gesund"-Expertin Prof. Antje Bergmann empfiehlt einen täglichen Blick in den Spiegel. Dabei solle man sich das Gesicht ganz genau betrachten. Durch den täglichen Spiegelblick kann man selbst kleine Veränderungen schon sehr früh erkennen und langfristig beobachten. Generell gilt: Plötzliche Veränderungen sollten umgehend einem Arzt vorgestellt werden. Langsame Veränderungen können erst einmal beobachtet und so lange sie keine Beschwerden bereiten, bei der nächsten Routineuntersuchung dem Arzt vorgestellt werden. Welche Farbe hat die Haut? Ist die Haut eher fettig oder trocken? Wie sehen die Augen aus? Sind sie verklebt? Oder getrübt? Treten die roten Blutäderchen hervor? Schimmert das Weiße im Auge eventuell gelblich? Muttermale oder Leberflecken sollten genau beobachtet werden. Wachsen Sie? Verändern sie ihre Farbe oder Struktur? Anschrift MDR FERNSEHEN, Redaktion Wissenschaft und Bildung "Hauptsache Gesund" 04360 Leipzig Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund E-Mail: [email protected] Thema der Sendung am 04.10.2012: "Reizdarm oder Darmkrebs?" 4