"Neuen Medien"
Transcription
"Neuen Medien"
Inhalt Vorwort 3 Allgemeine Anmerkungen zum Internet Elektronische Kommunikation Begriffsklärung und Funktionsweise des Internets Die historische Entwicklung der internationalen Netze Grundsätzliche Aspekte der Kommunikation im Internet Asynchrone Kommunikation Synchrone Kommunikation 7 8 9 14 E-Mail-Kommunikation Allgemeine Anmerkungen zur E-Mail-Kommunikation Nicht öffentliche E-Mail-Kommunikation öffentliche E-Mail-Kommunikation Sprachgebrauch in der E-Mail 19 22 23 24 Chat-Kommunikation Geschichte des Chat Konzepte der schriftlichen Mündlichkeit Umgangssprachliche Merkmale Direkte Ausdrücke von Mündlichkeit Inflektive Anglizismen Akronyme Grafostilistische Mittel Effizienz 31 33 35 36 38 42 44 45 45 Sms-Kommunikation SMS-Nutzung in Deutschland Merkmale der SMS-Kommunikation Nutzungsmotive Sprachstil in SMS-Nachrichten 51 52 52 54 57 Schlusswort 63 Literaturverzeichnis 65 1 Vorwort Vorwort Die Welt der Wissenschaft entwickelt sich rasant und stetig. Ihre Entdeckungen und neuen Erkenntnisse über den Planeten auf dem wir leben, über immer modernere Dinge im Mikro- und Makrokosmos der menschlichen Kultur offenbaren sich nunmehr in einer immer größer werdenden Vielfalt an fachsprachlichem Denken, Entwickeln und Handeln. Parallel-Universum, Datenautobahn, Junk-Food – die Moderne erschafft mehr und mehr neue Wörter und Wendungen. Fortschrittliche Neuerungen und Technologien prägen sie, diese Begriffe für Modellierungen komplexer Eigenschaften der Welt des Großen und des Kleinen. Scheinbar im Verborgenen und nahezu unbemerkt haben sich die Menschen vor rund drei Jahrzehnten selbst ein neues Universum geschaffen, den Cyberspace. Trotz seines großen Abstaktionsgrades für uns alle so real wie Himmel und Erde. Dieses neue Universum existiert als ein eigenständiger Raum, in welchem Daten und Informationen auf elektronischem Wege ausgetauscht werden. Aber nicht nur auf diesem Weg findet der Kommunikationsdrang seinen Weg sondern auch in anderen Kanälen wie die der Mobilfunknetze. Das mit Strom betriebene Kommunikationsnetz wiederum besteht aus einer großen Anzahl verkabelter Computer (dem Internet) und Mobilfunksendemasten, die über alle geographischen und technischen Grenzen hinweg miteinander in Kontakt treten. „Mit der explosionsartigen Entwicklung der digitalen Medien und der Telekommunikation in den neunziger Jahren ist die Ära der globalisierten Informations- und Kommunikationsgesellschaft eingeläutet worden, und der Cyberspace expandiert in Geschwindigkeiten, die in Bit pro Sekunde gemessen werden“1. Die PC-Netzwerke sind der Garant für eine solche Entwicklung, denn sie umspannen immer größere Teile des Globus und beginnen das Leben von uns allen zu verändern. Internetbeobachter prognostizieren dazu, dass die Menschen in den hoch entwickelten Industriestaaten früher oder später den Auswirkungen der Computernetzwerke am Arbeitsplatz, in ihren sozialen Kontakten, in der Politik und womöglich auch in einigen anderen Gebieten begegnen werden, die man heute noch meilenweit von jeder Computerisierung entfernt wähnte. Dies gilt natürlich ganz besonders für den akademischen Bereich in Forschungseinrichtungen und Universitäten, wo Information und Kommunikation zum „Tagesgeschäft“ gehören.1 „People are distributed, information is distributed, and we need to build on the work of others“ schreibt Clark und sieht darin den wichtigsten Grund für das rasante Wachstum internationaler Computernetze.1 Das Internet verspricht, das menschliche Leben zu revolutionieren. Kein Tag vergeht, ohne dass diese Erkenntnis durch die Medienlandschaft geistert. Alles soll jederzeit verfügbar sein, dies ist Anspruch und Versprechen der weltweiten Vernetzung. Wer jenes nicht glaubt, gilt als ignorant, heillos hinterwäldlerisch, vergreist und macht sich zum Außenseiter. Nachdrücklich und mit dem erhobenen Zeigefinder prophezeien Vertreter aus Politik und Wissenschaft, dass auf dem (arg umkämpften) Arbeitsmarkt nicht länger konkurrenzfähig ist, wer das Netz der Netze meidet. Allein in der Bundesrepublik Deutschland verfügen bis zum heutigen Zeitpunkt etwa zehn Millionen Einwohner über einen PC mit InternetAnschluß. „In Europa zeigt sich bei der Internet-Nutzung ein Nord-SüdGefälle. In Schweden surfen 66,1 Prozent der Bevölkerung, in Deutschland 45,9 Prozent, in Italien noch 31,2 Prozent. Auch die Liebe der Frauen zum Netz unterscheidet sich deutlich. So nutzen in Schweden fast genauso viele Frauen das Internet wie Männer. In Spanien und Italien sind dagegen nur halb so viele Frauen online wie Männer. Insgesamt seien die InternetUnterschiede bei den Geschlechtern wesentlich geringer als einst angenommen. Weltweiter Spitzenreiter im Internet-Gebrauch sind die USA mit 71,1 Prozent“2. Schätzungen3 beziffern die Anzahl der Internetnutzer weltweit auf momentan circa 605,60 Millionen Menschen (Stand September 2002, wobei die USA und Kanada mit 182,67 Millionen und Europa mit 190,91 Millionen die vorderen Plätze bilden). Industrie- und Handelssektor haben einen neuen Standort für sich entdeckt. Gerade dieser Umstand führt dazu, dass der Zugang zum Netz bald jedem und jeder ganz umsonst möglich sein wird – um zu shoppen, sich zu informieren und zu kommunizieren. Obwohl in einem größeren Umfang seitens akademischer Disziplinen wie Natur- und Technikwissenschaften, in der Wirtschaft, in Psychologie und 1 2 1 Rundkehl, J. (u.a.) 1998, S. 7 2 3 Maier, G. u. Wildberger, A. 1994, S. 2 w&v Online Magazin für Marketing, Werbung, Medien und E-Business, 11.02.2004 vgl. www.nua.ie/how_many_online/ 3 Vorwort Sozialwissenschaften die Möglichkeit der Auswirkungen untersucht werden, ist festzustellen, dass Kommunikations-, Medien- und Sprachwissenschaften (die Philologen noch viel weniger) dieses Feld hingegen weitgehend ignoriert haben. Dies führt zu einer minimalen Bandbreite an veröffentlichten systematischen Analysen zur Sprache und Kommunikation im Internet und Mobilfunk. Wenn wir vom Internet als ein Zusammenschluss von weltweiten Computernetzen zur Kommunikation von Menschen auf dem gesamten Erdball sprechen, von internationalem Gedankenaustausch, wie die Vorsilbe des Begriffs ja suggeriert, so muss natürlich zunächst festgehalten werden, das hierzu Sprache oder (besser gesagt) Sprachen einen wesentlichen Faktor darstellen. Sprache (in Kombination mit Technik) macht Kommunikation und damit die Sicherstellung von Daten und Informationen „around the world“ erst möglich. Gerade diese Tatsache stimuliert die (Sprach-)Forschung nun, das Internet in seiner Funktion als „neues“ Medium hinsichtlich seiner Kommunikationspraxen und sprachlichen Strukturierungen zu untersuchen. Was dem Gestalter die Möglichkeit gibt sich „per Anleitung“ diese Medien zu Nutze zu machen und die richtige Sprache zu finden. Bei der elektronischen Kommunikation über das Internet entpuppen sich dessen Inhalte, Angebote und Bedienungselemente als eine weitgehend anglo-amerikanisch zentrierte Welt. Gründe hierfür liegen einerseits in der entwicklungshistorischen Komponente des Internets als eine Erfindung von Amerikanern und andererseits an der Vormachtstellung des Englischen als eine internationale Wirtschafts-, Technologie-, Wissenschafts- und Verkehrssprache mit vielen Millionen SprecherInnen.1 Das World Wide Web existiert somit als ein weltweites grenzenloses Computernetzwerk, ein so genanntes „global village“. Wer diese Informationsplattform nutzt, muss folglich primär englischsprachige Texte und Quellen lesen. Hierbei tauchen nun viele Begriffe auf, die wir weder in computerspezifischer Fachliteratur noch im englisch-deutschen Wörterbuch finden. Gemeint sind also weniger die technischen EDV-Fachausdrücke, sondern viel mehr ein reichhaltiges Sammelsurium an etablierten Slangwörtern, die mit Idiomen und angelsächsischer Umgangssprache gemischt sind. Die technologischen Entwicklungen wurden aus Amerika in die ganze Welt getragen und somit ist auch die Sondersprache der Dot.com-Szene gewissermaßen nach „good old Germany“ exportiert worden. Sicherlich auch, um hier Jugendlichkeit, Modernität und allgemeinen Fortschritt zu suggerieren. Überdies besteht das Vokabular des virtuellen Gebäudes Internet nicht ausschließlich aus technischen Fachtermini, sondern aus einer ganzen Reihe von Emoticons -und vor allem aus unverständlichen Kürzeln und Sprachspielformen eines deutsch-englischen Cyberslangs, der sich anschickt, zu einer neuen weltumspannenden Minimalsprache zu „mutieren“. Oft ist dieses „Weblish“ humorvoll, teilweise hintergründig und verklausuliert, nicht selten aber auch obszön. Ohne gewisse Grundkenntnisse dieses überaus speziellen Vokabulars ist beispielsweise das Lesen von E-Mails oder die Teilnahme an Chats im Internet nicht ganz einfach, einige Missverständnisse sind (vor-) programmiert. In diesem Zusammenhang sehen nicht wenige Kritiker und Intellektuelle ein Szenario des kommunikativen Werte- und Normenverfalls auf die Angehörigen der „Generation @“ zurollen.1 Denn, so scheint es: „wird aus der Öffentlichkeit jedoch zum ersten Mal in der Neuzeit ein Forum, das das Gespräch eines eher respektlosen Publikums mit sich selber ermöglicht. Diskussionen verselbstständigen sich, Indiskretionen machen die Runde, alles ist allen zugänglich. Ein autonomes, globales Bewusstsein der eigenen Kommunikationsmöglichkeiten entsteht, wie es Bertold Brecht schon 1932 in seiner Radiotheorie erhoffte: „...den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen...“2 und wie es Hans Magnus Enzensberger 1970 in seinem Bau kasten zu einer Theorie der Medien wieder aufgegriffen hatte. Die ganze Welt kann zum Chatroom werden, fragmentiert und chaotisch, basisnahe und höchst unrepräsentativ, aber äußerst präsent“3. So wundert es angesichts der rasanten Entwicklung und der Bedeutung des Internets für die Arbeits-, Freizeit- und Alltagswelt nicht, dass Vorbehalte gegenüber der Medienentwicklung bestehen, ja, Ängste und Vorurteile sind nicht selten. „Medienverwahrlosung“, „Sprachverfall“, „Internetsucht“, „PISA-Effekt“, „soziale Isolation“ und „kommunikativer Autismus“ sind Stichworte, die mit neuen Medien und Kommunikationsformen verbunden werden. Glaubte man solch kulturpessimistischen Positionen, so dürften in 1 2 1 Maier, Gunther 4 3 Holly, Werner/Biere, Bernd Ulrich Bertolt Brecht Avenarius, H. 2000, S.32 5 Allgemeine Anmerkungen zum Internet Deutschland in einigen Jahren nur noch stammelnde Internetfreaks vor ihrem Computer hocken. Ein Blick auf die Realität lässt andere Schlussfolgerungen zu. Dass die Kommunikation mit den neuen Medien unsere Sprache und unser Kommunikationsrepertoires beeinflusst ist unbestritten und Gegenstand des vorliegenden Buches. Aber Medien als ein Faktor im Hinblick auf Sprachvariation und Sprachwandel sind nicht Ursache für vermeintlichen Sprachverfall, wenngleich ihre Bedeutung für die Entwicklung von Sprachund Kommunikationsgemeinschaften auch nicht unterschätzt werden darf. Welche Kreativräume hat nun der Gestalter in der freien Wildbahn, um noch verstanden zu werden? Welche Sprachstile sind bei der Nutzung verschiedenen Kommunikationswege angemessen? Auch auf diese Fragen versucht dieses Buch Antworten zu finden. 6 Elektronische Kommunikation Um eine elektronische Kommunikation zu schaffen, benötigt man im simpelsten Fall zwei Computer, welche durch eine (Strom-) Leitung miteinander verbunden sind. Und ebenso wie bei der technischen Abwicklung des Transports von Schallwellen von einem Fernsprechpartner zum anderen (etwa beim Telefonieren), existieren beim PC-bedingten Informationsaustausch natürlich auch verschiedenartige Möglichkeiten, wie Zeichen gesendet und empfangen werden können (vor allem zwischen Rechnern unterschiedlicher Bauart ist dies der Fall). Der Fachausdruck für diese Technik, Zeichen von einem Betriebssystem zum anderen zu transportieren, wird in EDV-Kreisen Protokoll genannt. Der Auftrag des Protokolls ist eine Transportfunktion für digitale Daten, die eine gewaltige Anzahl an Teilaufgaben beinhaltet. Die Gewährleistung für eine möglichst sichere Übertragung von Bytes ist seine primäre Funktion; dazu unterteilt es die Ausgangszeichenfolge in mehrere durchnummerierte Pakete (packets). Sie finden unabhängig voneinander ihren Weg durch das riesige Netzwerk und fügen sich erst an der Bestimmungsadresse wieder zusammen. Schickt nun der Sendecomputer zum Beispiel ein Datenpaket auf die Reise und geht dieses unterwegs verloren, so ist das empfangende „Elektronengehirn“ in der Lage jenes Problem zu erkennen und schickt eine entsprechende Rückmeldung an den (Ab-)Sender, wobei es meist um ein nochmaliges Senden der fehlerhaft übertragenen Datensequenz „bittet“. Weiterhin muss das Protokoll auch dafür Rechnung tragen, dass die gesendete Daten auf ihrem Weg über die elektronischen Kanäle den angepeilten Empfänger auch finden. Es löst diese Vorgabe mittels der Wahl einer erfolgsversprechenden Route durch den Dschungel von Netzwerkrechnern. Dadurch lässt sich ein Stau auf den „Datenhighways“ vermeiden und Unterbrechungen der Leitungen haben keinen Ausfall des gesamten Systems, sondern höchstens eine Zeitverzögerung der Informationsübertragung zur Folge. Bei der Verbindung von Computern unterschiedlicher Bauart beziehungsweise ungleicher Rechner, achtet die Protokollfunktion darauf, dass die Zeichencodes des einen Systems in die des anderen übersetzt werden. Abschließend agiert das Protokoll als eine Art Anbieterinstitution, indem es Benutzern selbst einige Grundfunktionen zur Verfügung stellt, auf welche die Anwendungsprogramme dann Bezug nehmen respektive aufbauen und den Usern das Übertragen von Dateien oder das Einloggen auf einen andere Datenverarbeitungsanlage möglich machen. 7 Allgemeine Anmerkungen zum Internet Begriffsklärung und Funktionsweise des Internets Das Wort Internet steht als eine Kurzform des englischen Begriffs interconnected networks, was übersetzt soviel heißt wie weltumspannendes Computernetz oder internationales Netzwerk. Sinn und Zweck dieses riesigen elektrischen Gewebes (welches aus einem Zusammenschluss etlicher, über den gesamten Erdball verteilter, Rechner besteht) ist es, die Infos und digitalisierten Daten, die auf allen diesen partizipierenden (Personal-) Computern gespeichert sind, allen zugängig zu machen, die einen Zugang zu diesem Netz aller Netze haben - ferner die Nutzung verschiedener Dienste (hauptsächlich World Wide Web und EMail) zu ermöglichen. Die zugangsbeschränkte Verflechtung von Computern innerhalb eines Unternehmens bezeichnet man als Intranet. Die Protostruktur des Netzes besteht aus zwei miteinander verbundenen Rechnern – nennen wir sie A und B. Zwischen ihnen können Informationen ausgetauscht werden. Zu einem Mininetz expandiert dieser Zusammenschluss, sobald ein drittes EDV-Gerät C ins Spiel kommt und zusätzlich mit den beiden bereits vorhandenen Systemteilnehmern A oder B verbunden wird. Der Rechner A, der dem Rechner C den Zugang zum Netz vermittelt, wird Host (Gastgeber) genannt. Ist C nun mit A zusammengeschlossen, so ist er folglich auch in der Lage, die Daten und Informationen von B abzurufen, wobei A als Knotenpunkt dient. Der Computer B, der die Nachrichten zur Verfügung stellt, wird als Server (Diener) bezeichnet. Derjenige, der die Informationen oder Daten in Empfang nimmt heißt Client (Kunde). Es ist weder erforderlich, dass alle Anlagen des Netzes vom gleichen Typ sind, noch ist Bedingung, dass bei sämtlichen teilnehmenden Rechnern dieselbe Software eingesetzt werden muss. Vielmehr hat sich die Hardware, die miteinander in Kontakt tritt beziehungsweise miteinander kommuniziert, auf einheitliche Übertragungsregeln und Zeichensätze zu einigen. Dies wird durch die speziellen, international gültigen Übertragungsstandards (Übertragungsprotokolle) erreicht . Die historische Entwicklung der internationalen Netze „ Like distant islands sundered by the sea, We had no sense of one community. We lived and worked apart and rarely knew That others searched with us for knowledge, too.“ Vinton G. Cerf In diesem Zitat aus Cerfs „Requiem for the ARPANET“ kommt etwas zum Ausdruck, was den weitreichenden, globalen und weltumspannenden Gesellschaftswandel durch das (Massen-) Medium Internet ausdrückt; nämlich eine Vorstellung oder Idee, wonach sich eine Technologie entwickelt hat, die beabsichtigt, den „Ausbau der Informationsgesellschaft auf eine historisch einzigartige Weise synchron im globalen Rahmen (zu) vollzieh(en)“1. Der Grundgedanke dieser Sequenz ist, einzelne Computer technisch so zu konzipieren, dass es ihnen möglich sein sollte, sich über einen Dialogbetrieb miteinander zu verständigen. Doch der Weg zu einer Realisierung dieser Vision war ebenso spannend wie langwierig, denn aller Anfang ist schwer... Vor dem Hintergrund des Sputnik-Schocks, nachdem die Amerikaner eine herbe Niederlage im Wettstreit um den ersten (bemannten) Satelliten im Weltall gegen die UdSSR einstecken mussten, wurde im Jahre 1957 auf Veranlassung des wissenschaftsaufgeschlossenen US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower eine Organisation namens ARPA (Advanced Research Projects Agency) ins Leben gerufen, die mit dem Auftrag betraut wurde, den technologischen Vorsprung und damit die Sicherheit der westlichen Welt im Zeitraum des eskalierenden Rüstungswettlaufs zwischen den demokratischen USA und der kommunistischen Sowjetunion sowie dem damit verbundenen Szenario einer nuklearen atomaren Vernichtung zu gewährleisten. Anfänglich begann sich diese Institution nun mit Fragen der Raketenabwehr oder Problemen der militärischen Kommando- und Kontrollstruktur zu beschäftigen, bis 1962 dem Leiter der zentralen Abteilung „Command and Control“ bei der ARPA, J.C.R. Licklider, das Forschungsprojekt vorgeschlagen wurde, „Nutzungsmöglichkeiten für Computer zu 1 8 Rundkehl, J. (u.a.) 1998, S. 9 9 Allgemeine Anmerkungen zum Internet finden, die über numerische Berechnungen für wissenschaftliche Zwecke hinausgingen“1. Nachdem allerdings die Umsetzung dieser Forderung, bedingt durch zu vage Vorstellungen hinsichtlich der Zielsetzung und Halbheiten bezüglich der Umsetzung zur Lösung des Problems das Team scheitern ließen, begann Licklider die führenden Zentren der nationalen Computerindustrie aufzuspüren und sie für die ARPA zu verpflichten. Das geschah primär in der Absicht, die materiellen Ressourcen und - was noch viel wichtiger war- das Wissenspotential dieser Experten für die Zwecke der Organisation zu nutzen. Die Überlegung war, ein integriertes Netzwerk zu schaffen - mit dem Ziel, teure Hardware und akademischen Grips ökonomischer einzusetzen. Mitte der 1960er Jahre kristallisierte sich nun die Prämisse heraus, forciert auch durch die Forderung des US-Verteidigungsministeriums, ein rechnerbasiertes System zu entwickeln, welches fähig sein sollte, die elektronische Kommunikationswege der US Army gegen die Folgen feindlicher Atomschläge zu sichern. Man fragte sich also in der Hauptsache, wie sich Kommunikationsstrukturen aufbauen ließen, in denen Teilbereiche auch nach einer verheerenden größeren Zerstörung anderer Teilstücke noch als eine zusammengehörige Einheit funktionstüchtig bleiben könnten. Paul Baron, ein Mitarbeiter der RAND Corporation (Forschungsgesellschaft für Beratungs-, Planungs- und Prognoseaufgaben), beschäftigte sich in der Kommunikationsabteilung dieser Vereinigung schon frühzeitig mit der Entwicklung von Modellen, die die Überlebensfähigkeit von (militärischen) Kommunikations- und Nachrichtensystemen zum Ziel hatte. Barons Arbeit trug schließlich Früchte. Das von ihm erfundene Modell einer Netzwerkstruktur war revolutionärund bitter nötig, denn das bisherige Problem stellte sich wie folgt dar: Die herkömmlichen Netzwerklösungen, die auf zentraler und dezentraler Basis arbeiteten, wiesen immer einen maßgeblichen Schwachpunkt auf. Durch die Verbindung eines oder mehrerer zentraler Knotenpunkte kam es beim Ausfall dieser Knoten zu einem teilweisen oder gar totalen Netzausfall. Knotenpunkt wiederum multipel mit drei bis vier anderen Knoten vernetzt) darstellte, was gegenüber den herkömmlichen, momentan fehleranfälligen Modellen eine bislang ungeahnte Zuverlässigkeit und Sicherheit bieten würde . „Der Vorteil dieser Idee lag auf der Hand: war ein Knoten belegt oder zerstört, folgte der nächstbeste als Übertragungsweg. Selbst nach einem Ausfall großer Teile des Netzes besteht noch immer die Möglichkeit für die Daten, einen Weg durch das Netzwerk zu seinem Ziel zu finden“1. Der Tüftler schuf weiterhin eine zweite bahnbrechende Neuerung. Es war ein Verfahren, die Daten nicht mehr in Form eines gleichmäßigen Stroms von Signalen durch die Leitungen zu jagen, sondern die Botschaften aufgeteilt in einzelne Nachrichtenblöcke zu versenden. Am Zielort eingetroffen, sollten diese Teilstücke dann zu Gesamtdokumenten zusammengefügt werden. Obwohl diese beiden Prinzipien auf einem hochgradig ineffizienten System beruhten, garantierten die Konzepte des verteilten Netzes und der Nachrichtenblock-Übermittlung dafür jedoch eine bis dato nie gekannte Sicherheit bei der Datenübertragung – und genau das war der springende Punkt. Anzumerken bleibt in diesem Zusammenhang, dass die Firma AT&T (zu jener Zeit größte Telefongesellschaft in den USA), welche das alleinige Monopol über das gesamte landesweite Leitungsnetz besaß, die Idee als völlig absurd abkanzelte. Daten und Informationen in Form kleiner Pakete zu versenden, kam den Konzernchefs etwa so logisch vor, wie Wasser tassenweise durch einen Feuerwehrschlauch zu pumpen. Doch hat die Ignoranz der Unternehmensführung in diesem Fall letztendlich doch noch einen positiven Aspekt nach sich gezogen: die Freiheit des Internets. Das neue Konzept schaffte den Durchbruch deshalb, weil es ein verteiltes Netzwerk mit einem Redundanzniveau von drei bis vier (folglich ist jeder Wenn man sich die Internet-Entstehung als eine Evolution vom ganz Kleinen zum Riesengroßen vor Augen führen will, so zeigt sich, dass der Grundstein dieses Mediums, zunächst weitab aller Öffentlichkeit, durch die Vernetzung zweier Computer eingeleitet wurde, bei der die Möglichkeit eines Zugreifens von Rechner A auf die gespeicherten Daten von Computer B bestand. 1960 wurde das erste dezentrale Netzwerk aus vier Militärcomputern geschaffen, basierend auf dem Grundstock des ARPANET-Protokollkonzepts. 23 Jahre später konzentrierte die Armee der Vereinigten Staaten die militä- 7 1 Hafner, K. u. Lyon, M. 2000, S.43 10 Rundkehl, J. (u.a.) 1998, S.11 11 Allgemeine Anmerkungen zum Internet rischen Informationen aus Sicherheitsgründen auf ein eigenes Verbundsystem. Bald schon schlossen sich weitere Computer, vor allem aus wissenschaftlichen Einrichtungen, dem ARPANET an. Es folgten Universitäten und zivile Forschungsstellen. Im Laufe der Jahre wurden durch immer umfangreichere Zusammenschlüsse einer immer größer werdenden Anzahl von Rechnern die Netzwerke kontinuierlich vergrößert und erweitert. Somit begannen diese nun den Vorteil der gemeinsamen Ressourcenteilung (Sharing) weitaus intensiver zu nutzen. “Das Netz, welches diese Verbindungen zwischen den Netzen herstellte, wurde Internet (Netz zwischen den Netzen) genannt“1. Aus jenem Boom resultierte schließlich die Möglichkeit, allen an diesem Netzwerk teilnehmenden Rechnern den Zugriff etwa auf einen Hochleistungsrechner zu bieten. Im Jahre 1972 wird die INWG (International Network Group) gegründet. Dort beschäftigt man Technik-Experten aus aller Welt, um eine Methode zu finden, mit dem PC über den gesamten Globus zu kommunizieren. Diese Vereinigung erweist sich als eine äußerst erfolgreiche Maßnahme, denn nur ein Jahr später stellen die US-Amerikaner die ersten internationalen Verbindungen nach Übersee (England und Norwegen) her. Seit Ende der 1970er Jahre entstanden daneben im Forschungsbereich, aber auch auf dem Kommerz-Sektor zahlreiche Netzwerke mit unabhängigem Status. Der Grund für eine solche (Trend-) Entwicklung lag darin, dass das ARPANET inzwischen technisch überholt war und durch neuere Konzepte ersetzt wurde. 1982 gingen Betreiber dazu über, das Übertragungsprotokoll TCP / IP (Transmission Control Protocol / Internet Protocol) einzuführen. Es ermöglichte die Verknüpfung der bisher (noch) isolierten Teilnetze. „Computer, die bis dahin nicht miteinander kommunizieren konnten, weil sie mit unterschiedlicher Software arbeiteten oder eine unterschiedliche Hardware-Architektur aufwiesen, konnten jetzt miteinander verbunden werden, wobei die Übertragungssicherheit des ARPANET übernommen und stark verbessert wurde“2 (1983 kam es aus Logistik- und Organisationsgründen zur Einführung des ersten Domänennamens, da die Anzahl der vernetzten Rechner bereits zu hoch war, um einen effektiven Überblick zu gewährleisten). 1 2 Kauffels, F.-J. 1997, S.705 Schönherr, H. u. Tiedemann, P. 1999, S.4 12 Die Einführung dieses Novums kann als die eigentliche Geburtsstunde des Internets angesehen werden. Den ersten deutschen Computer integrierten Wissenschaftler 1984 in das globale Netz, es handelte sich um den Großrechner der Universität Dortmund. Mit der Fortschritt der Personal Computer in den 1980er Jahren ist das Internet de facto für alle potentiellen Benutzer zugänglich. Doch erst zu Beginn der 1990er Jahre trat das internationale Weltnetz seinen geradezu explosionsartigen Siegeszug um den Planeten an. Initiiert wurde diese Ausbreitung durch die Entwicklung des World Wide Web (WWW, W3 oder einfach Web genannt) am Genfer Kernforschungszentrum (CERN) durch den Informatiker Tim Berners-Lee anno 1989. Das WWW existiert als das Pendant zum textbasierten Mailen und Chatten und wird mit Hilfe eines Browsers erzeugt. Der Browser ist ein Programm, das zum Bewegen und Zurechtfinden in einem Datensystem oder –netz verwendet wird. Weiterhin schafft es einen Zugang zu und das Betrachten von graphischen Internet-Seiten (allerdings nicht deren Bearbeitung!). Browser stellen somit den Graphik-Teil des multimedia-fähigen World Wide Web dar, welches dessen akustische Inhalte (Sprache, Laute, Musik) an entsprechende Programme zur Ausgabe weitergeben kann. Das Web ist zum einen in der Lage, per Mausklick und ohne spezielle Computersprachen-Kenntnisse, Texte aus dem Internet zu holen und zum anderen ermöglicht es die sogenannte Hypertext-Technik (HTML: Hyper Text Markup Language) auf Verweise (in Form anderer Texte und Dateien, die auf weit entfernten PCs gespeichert sind) zurückzugreifen, diese unmittelbar auszuwählen und auf den (eigenen) Monitor zu ziehen. Die benutzerfreundliche Oberfläche beinhaltet ebenfalls Steuerfunktionen, um auch die wichtigsten anderen Dienste im Netz zu erreichen. Dank W3 wandten sich nun immer mehr private User dem Netz der Netze zu. Und natürlich drängten kommerzielle Unternehmen und Firmen in den Cyberspace dieses Mediums, in dem sie (unter anderem) ein ideales Werbeforum sahen. Gerade diese Aspekte und innovativen technischen Angebote waren die besten Voraussetzungen dafür, dass die computermediatisierten Netzwerke einen solch durchschlagenden Erfolg verbuchen konnten und zum „Medium für die Massen“ avancierten. Die These, dass bei gleich bleibender Entwicklung das Internet bald ein ebenso weit verbreitetes und alltäglich genutztes Medium wie das Telefon oder das Fernsehen sein wird, dürfte heutzutage wohl niemand mehr ernsthaft bezweifeln. 13 Grundsätzliche Aspekte der Kommunikation im Internet Grundsätzliche Aspekte der Kommunikation im Internet Kommunikationsdienste im World Wide Web lassen sich grundsätzlich in zwei Bereiche aufteilen. Im Folgenden sollen diese beiden Typen der Netzinteraktion kurz erläutert werden. Asynchrone Kommunikation Von einer Asynchronität der Kommunikation wird gesprochen, wenn der Austausch von Nachrichten zeitversetzt erfolgt. Als besonders typisches Beispiel wäre hier die Nachrichtenübermittlung mittels E-Mail zu nennen, aber auch Diskussionsforen wie Mailing-Listen oder das Usenet fallen in diesen Bereich. Grundlegendes Prinzip ist hier, dass die Kommunikation verzögert – also zeitversetzt – erfolgt; einmal bedingt durch die technische Seite der Nachrichtenübermittlung und weiterhin durch die individuelle Reaktionszeit des angesprochenen Partners.1 die andere Möglichkeit zur Verfügung. Durch diese Verkopplung beider Systeme können die Nutzer einerseits im Internet Relay Chat an Gruppendiskussionen teilnehmen, gleichzeitig jedoch auch Privatgespräche in einem separaten Fenster führen. Dasselbe gilt für die elektronische Post (E-Mail): Prinzipiell dient sie dem Austausch von Nachrichten und Information zwischen Sender und Empfänger, aber über Durchschläge, Verteiler und Mailing-Listen lassen sich auch Diskussionen in einer größeren Runde realisieren. Eine dritte –im Gegensatz zur zwischenmenschlichen Face-to-Face-Kommunikation ganz wesentliche – Unterscheidungsmöglichkeit berührt schließlich die zur Verfügung stehenden Kommunikationsmittel: E-Mail, Usenet und Internet Relay Chat basieren auf (nonverbaler) schriftlicher Fixierung, während Telefonieren die direkte Audiokommunikation zur Grundlage hat und Video auf der Übertragung von Bild-(und Ton-) Informationen beruht. Synchrone Kommunikation Entsprechend vollziehen sich die synchronen Kommunikationsdienste im Internet direkt – also zeitgleich; will heißen, beide (interagierenden) Gesprächspartner sitzen zur selben Zeit am Gerät. Die Kommunikation erfolgt ohne Verzögerung in Echtzeit. Übliche Vertreter dieser Kommunikationsform sind Internet Relay Chat, aber auch Telefon- und Videosysteme. Neben dieser ersten Unterteilung lässt sich noch eine weitere Differenzierung vornehmen. Sprachen wir zuerst von der Kommunikationsart, so wenden wir uns nun der Anzahl der Kommunikationsteilnehmer zu. Bei einer Kommunikation zwischen zwei Personen wird der Begriff der privaten Kommunikationssysteme verwendet. Sind mehrere Leute beteiligt, greift die Bezeichnung Chatsysteme. Die Grenzen sind jedoch fließend, denn die meisten Kommunikationsdienste stellen sowohl die eine als auch 1 Reid, Elizabeth M. 14 15 E-Mail-Kommunikation E-Mail-Kommunikation Allgemeine Anmerkungen Electronic Mail steht im Englischen für den Begriff der elektronischen Post. Analog der gewöhnlichen Postbeförderung, bei der Texte handschriftlich auf Papier festgehalten sind, „wird beim electronic mailing eine beliebige Mitteilung in Form von Sprache, Text, Bild oder sonstigen Daten an den Empfänger geschickt und in dessen „elektronischem Postfach“ (electronic mailbox) gespeichert. Der Empfänger kann die bei ihm eingehenden Mitteilungen zu beliebiger Zeit und in beliebiger Reihenfolge aus dem elektronischen Postfachspeicher abrufen, bearbeiten und beantworten“1. Die Email Kommunikation charakterisiert sich u. a. durch die zeitliche Asymmetrie, d. h. eine Email wird versandt, ohne zu wissen, ob der oder die Empfänger gerade online sind und die Nachricht zeitgleich lesen können. Im Vergleich zum Telefon, welches ein synchrones (Kommunikations-) Medium zur Nachrichten- und Informationsübertragung darstellt, da es voraussetzt, dass Sender und Empfänger gleichzeitig präsent sind, um miteinander zu interagieren, stellt die E-Mail ein asynchrones Medium dar. Das gleiche gilt für die Reaktion, die Antwort, auf diese Mail. Durch diese Definition grenzt sich die Email Kommunikation z.B. von der Kommunikation über Mobiltelefone (SMS) ab. Über SMS können zwar ebenfalls in Sekundenschnelle schriftliche Mitteilungen an ausgewählte Empfänger geschickt werden, in der SMS-Kommunikation stehen aber nur wenige Zeichen zur Verfügung und es besteht nicht die Möglichkeit, Dateien mitzuschicken. Andererseits bietet die SMS die Möglichkeit, den Adressaten auf Schritt und Tritt zu erreichen, was über E-Mail als einer (noch) stationären Form der Kommunikation nicht der Fall ist.2 Formell sind E-Mails mit der Adresse des Senders und einem Betreff gekennzeichnet. Aus dieser Kopfzeile, dem sog. Header kann der Empfänger einer E-Mail die Adresse, und wesentliche Informationen entnehmen. So sind Adressat, Absender, Datum und subject (Thema) einer E-Mail dort vermerkt3. Außerdem ist es möglich, durch einfachen Tastendruck (reply4) zu antworten. Der eigentliche Text oder Body erscheint im Anschluss. Wird auf eine Mail geantwortet, so erscheint die erste Nachricht als Zitat. So entsteht in einer E-Mail Kommunikation eine gewisse Dialogstruktur. Der Kommunikationsstrang lässt sich somit durch die einzelnen Nachrichten 1 2 3 4 Abel, J. 1999, S. 8 Koch, Peter & Oesterreicher, Wulf Langham 1993 S. 18 Uhlirova S. 276 19 E-Mail-Kommunikation bzw. Zitate verfolgen. Die erscheint aus syntaktischer Sicht unvollständig, aus kommunikativer Sicht ist diese Struktur jedoch durchaus angemessen. Die dadurch entstehende neue Textsorte bringt Lenk zu der Hypothese, daß die Quote durch ihren Aufbau Elemente in sich vereint, die für die gesprochene Sprache, insbesondere für das Gespräch (...), typisch sind.“1 Auch das Versenden einer Nachricht an mehrere Adressaten wird durch E-Mail wesentlich erleichtert. Derartige Schreiben gehen z.B. an alle Manager oder an alle Mitarbeiter“2. Auch in E-Mail-Kommunikationen gibt es bestimmte (informelle) Verhaltensregeln, so genannte Netikette, die E-Mails ihre Form und Struktur verleihen. Darüber hinaus werden auch in dieser Kommunikationsform Emoticons, wie z.B. Smilies verwendet, um bspw. bestimmte Stimmungen „bildlich“ auszudrücken. Wobei die Häufigkeik gegenüber Chat- oder SMSKommunikation deutlich geringer ist. Anwendungsdomänen von E-Mail-Kommunikation lassen sich anhand verschiedener Merkmale unterscheiden. Dies sind vor allem Textsorten und Kommunikationsbereiche, die sich wiederum linguistisch von einander unterscheiden. Durch diese Merkmale lässt sich die E-Mail-Kommunikation von anderen Kommunikationsformen, wie z.B. dem herkömmlichen Schreiben aber auch SMS- und Chat-Kommunikation abgrenzen. Diese finden in anderen Kommunikationsräumen statt. Allgemein lässt sich der Trend der letzten Jahre jedoch so beschreiben, dass E-Mails zu einem „praktisch universal verwendbaren Mittel allgemeiner Kommunikation herangewachsen sind“3. Uhlirova stellt weiter fest: „Two parties who are in e-mail contact always communicate with each other also via other media.“4 Dabei wird die elektronische Post als unterstützendes Hilfs-Medium gesehen, welches den Sinn hat: „to inform the other party that a message ( a letter, a document...) has been/was/will be send/received via another medium - by post, fax ect., at the same time to inform what was/is/will be the subject matter of it.“4 Solche Absicherungen des Informationsverkehrs über andere Medienkanäle werden erst sinnvoll durch die Ausnutzung der typischen Eigenschaften von E-Mail, nämlich geringen Kostenaufwand, hohe Übertragungsgeschwindigkeit, Speicherbarkeit und einfache und schnelle Handhabung. 1 2 3 4 Lenk (1995) S. 91 Janich (1994) S. 252 Schmitz, 2002 S. 33 Uhlirova (1994): S.274 ff. 20 Die Wahl eines bestimmten Mediums für den Informationsfluß hängt jedoch nicht nur von dessen technischen Möglichkeiten, sondern auch vom Gegenstand der Kommunikation ab. Janich stellt fest, daß E-Mail vor allem der Kommunikation zwischen größeren Personengruppen dient und daß sie fast immer informierende Funktion hat. „Hat der Kontakt ein anderes Ziel als bloße Informationsübermittlung, werden andere Medien bevorzugt. E-Mails verglichen mit herkömmlichem Schreiben (in Briefform) haben nicht nur in ihrer funktion sondern auch im Sprachgebrauch eher informellen, umgangssprachlicheren Charakter“2. Darüber hinaus können sie sich einer sehr großen stilistischen Variationsbreite bedienen. Allerdings kann man diese Unterscheidung nicht ohne Einschränkungen definieren. Häufig haben E-Mails einen Zwitterstatus, der auf den Sprachgebrauchsformen resultiert. Sie können Brief- und Gesprächscharakter zugleich auf sich vereinen. Die elektronischen Medien allgemeinhin als Hilfsmedien gesehen. Sie werden häufig zur Absicherung von Informationen benutzt, was darauf hindeutet, daß sie es nicht geschafft haben, herkömmliche Medien zu verdrängen. Holland/Wiest3 und Janich haben hierzu Verschiedene Unternehmen auf den Gebrauch von E-Mail untersucht und festgestellt, dass der Anteil der traditionellen Hauspost an der Kommunikation deutlich abgenommen hat, doch werden die anderen Kommunikationsformen kaum seltener genutzt als vor der Einführung von E-Mail. Dies verdeutlicht Janich am Beispiel des Telefons, das gerade bei der Notwendigkeit schneller Antworten der E-Mail vorgezogen wird. Falls telefonisch niemand zu erreichen ist, werden E-Mails verschickt. „Die E-Mail ersetzt weniger das Telefon als vielmehr den Anrufbeantworter.“2 Die Verwendung englischer Spracheigentümlichkeiten bei Deutsch sprechenden E-Mail-Usern zeichnet in der von Schlobinski1 angestrengten Analyse ein relativ unspektakuläres Bild. Elektronische Briefbotschaften weichen in Konsistenz und Inhalt im Vergleich zu ihrem handschriftlich-fixierten Pendant nicht ab, denn es sind schlichtweg keinerlei Anglizismen festzustellen. Selbst wenn tatsächlich Wörter anglophonen Ursprungs gebraucht wurden, erwiesen sich diese als völlig unabhängig von der computervermittelten Interaktion. Im Folgenden sollen nicht die unterschiedlichen Textsorten wie z.B. Geschäfts- oder Freundschafts-E-Mails erläutert werden. In dieser Betrach1 2 3 Schlobinski (WWW) Janich S.252 Holland/Wiest 21 E-Mail-Kommunikation tung liegt der Schwerpunkt auf den Anwendungsdomänen, den Kommunikationsbereichen. Man unterscheidet dabei in erster Linie zwischen öffentlicher und nicht-öffentlicher E-Mail-Kommunikation. Nicht öffentliche E-Mail-Kommunikation Nicht öffentliche E-Mail-Kommunikation wird bereits in der technischen Übermittlung der Nachrichten deutlich. Sie sind lediglich für jene einsehbar, die Zugang zu den Mailboxen der Empfänger haben, sie sind somit durch Passwörter verschlüsselt. Der Versand und der Empfang dieser Art EMail geschieht unter der Annahme, dass die Nachricht nur einen Sender bzw. Empfänger hat. Es handelt sich hierbei um eine Eins-zu-eins-Kommunikation. Sie haben einen privaten und persönlichen Charakter und entsprechen am ehesten herkömmlichen Briefen oder Postkarten. Sie zeichnen sich außerdem durch die Nähe zwischen den Sender und Empfänger aus. Dies wird durch die sprachliche Stilistik unterstützt, man bezeichnet dies als „konzeptionelle Mündlichkeit, die Sprache der Nähe“1. Deutlich wird die konzeptionelle Mündlichkeit durch „Ellipsen, Satzabbrüche, umgangssprachliche Ausdrücke, Gesprächsartikel“ (ebd.) etc. Innerhalb der nicht öffentlichen Kommunikation unterscheidet man zwischen verschiedenen Anwendungsdomänen. Dies wäre zum einen, wie bereits angedeutet, Nachrichten, die zwischen zwei sich bekannten Personen ausgetauscht werden. Aber auch zwischen Personen, die sich (noch) nicht kennen. Ein Beispiel hierfür wäre eine Bewerbungsmail. Eine weitere Domäne beschreibt den Versand von Mailinglisten und Newslettern. Die Nachrichten aus dieser Kategorie werden an individuelle Adressen geschickt. Hierbei stimmt der Empfänger dem Empfang einer solchen Mail vorab zu. Dennoch hat diese Art von E-Mail einen massenmedialen Charakter, bleibt doch der Sender dem Empfänger unbekannt. (Linguistisch zu klären bleibt, wie solche Sendungen an Spamfilter vorbei geschleust werden, also auch jene Empfänger erreichen, die diesen Nachrichtenempfang nicht explizit zugestimmt haben. Häufig werden hierbei Buchstaben durch Zahlen oder Sonderzeichen ersetzt, die ihnen ähneln.) Im Gegensatz zu Newsletter sind Mailinglisten nicht unidirektional gerichtet. Die Empfänger können ebenso auf die Mails antworten. 1 Koch / Oesterreicher 22 Öffentliche E-Mail Kommunikation Die öffentliche E-Mail Kommunikation zeichnet sich durch Distanz zwischen dem Sender und dem Empfänger aus. „Auch hier können die E-Mails an bestimmte Personen gerichtet sein, sie werden aber an eine zentrale Adresse geschickt, von der aus sie – für alle zugänglich – ins Internet gestellt werden.“ Dazu werden die Nachrichten der Anwendungsdomänen in Newsgroups, in Weblogs und elektronische Gästebücher gezählt. Sie haben massenmedialen Kommunikationscharakter, denn theoretisch können eine große Zahl anonymer, heterogener Rezipienten an unterschiedlichen Orten und Zeiten diese Nachrichten erreichen. Darüber hinaus haben sie meist keinen unidirektionalen Charakter, sondern stellen stattdessen eine andere Kommunikationsform dar, sie sind schriftlich, Zeit versetzte, am Computer übermittelte Nachrichten. Als nächstes sind die elektronischen Diskussionsforen im Netz, die Newsgroups zu erwähnen. Diese Diskussionsforen sind öffentlich. Jeder, der seine Meinung zu einem bestimmten Thema kund tun möchte, antwortet auf eine entsprechende Nachricht. Die Themen in einer Newsgroup werden als Tthread bezeichnet. Der Diskussionsstrang/struktur in einem thread bleibt immer sichtbar und lässt sich dadurch leicht nachvollziehen. Weblogs sind weiter Anwendungsdomänen innerhalb der öffentlichen EMail-Kommunikation. „Ein Weblog ist eine Website, auf der ein Autor in regelmäßigen Abständen Einträge veröffentlicht.“1 Häufig kann auf die einzelnen Weblogs ein Kommentar von den Besuchern abgegeben werden. Dazu steht dem Besucher ein Online-Formular zur Verfügung, in das er seinen Namen und den Beitrag schreibt und frei schalten lässt. Auch hier gilt, dass viele der Texte einen nähe sprachlichen Charakter haben. Elektronische Gästebücher werden auch zur öffentlichen E-Mail-Kommunikationen gezählt. Sie sind, wie die anderen Anwendungsdomänen auch, hauptsächlich durch Mündlichkeit konzeptioniert, darüber hinaus beinhalten sie häufig Schreibfehler, die von den Betreibern der Gästebücher nicht berichtigt werden. 1 Schönberger 23 E-Mail-Kommunikation Sprachgebrauch in der E-Mail Der Medientheoretiker McLuhan ist mit seiner These „The medium is the message“ populär geworden. Für ihn liegt das Wesentliche des Mediums in seiner Form und nicht in dem vom Medium übermittelten Inhalt. „Nicht die aus dem Inhalt zu entschlüsselnde Botschaft ist für eine Medientheorie relevant, sondern die aus dem Medium heraus entstehende Wirkung.“1 Folgt man dieser Theorie und wendet sie auf die Sprache an, so müsste man aufgrund der Form des Mediums, und zwar hier der E-Mail, eine Wirkung auf die Sprache feststellen können. Denn schon allein die Wahl des Mediums impliziert die Aussage und somit auch die Form des Sprachgebrauchs. Wobei bei der E-Mail Kommunikation die charakteristische Sprache nicht so sehr von dem Medium, sondern viel mehr von dem Inhalt und den Themen bestimmt wird. So bringen bestimmte Themengebiete eine spezifische Form sprachlichen Ausdrucks mit sich und nicht nur allein die Art des Mediums. Deswegen muss man bei der E-Mail-Kommunikation weitere Unterscheidungen treffen. Es kann davon ausgegangen werden, daß der Schreibstil adressatenspezifisch ist: Der Stil einer Nachricht wird durch den Empfänger mitbestimmt. Aber auch das Verfassen von Texten am Computer mittels der Tastatur läßt Konsequenzen für den Sprachgebrauch erwarten. Janich stellt weniger medienspezifische Auswirkungen auf die Sprache als erwartet fest, muss aber dazu anmerken: „Als spezifische sprachliche und formale Auswirkungen der E-Mail kann man also beim untersuchten Unternehmen eine Tendenz zu einer gewissen Art von „Schludrigkeit“ oder zumindest zu formaler Freiheit festhalten, sowie zu Kürze und Ökonomie.“2 Ein Beispiel für die „Schludrigkeit“ ist das vernachlässigen der Rechtschreibung. „Betrachtet der Schreiber das Medium als formlos", neigt er dazu, am Zeilenende nicht zu trennen, Groß- und Kleinschreibung zu ignorieren und Tipp- und Rechtschreibfehler nicht zu korrigieren.“3 Einer der Vorteile der E-Mail-Kommunikation ist die schnelle Informationsübermittlung. Kommt es auch beim Schreiben einer E-Mail auf Geschwindigkeit an, weisen einige E-Mail-Systeme große Nachteile auf, da es in ihnen beispielsweise nicht möglich ist, den „Überschreib-Modus“ abzustellen. Im Falle eines Tippfehlers muß man dann die gesamte Zeile neu schreiben. Dies führt dazu, daß „the performer of a non-edited e-mail does not go back to delete typing errors. (...) the performer sometimes „corrects“ errors ex post and comments them verbally.“1 Auch bei moderneren E-Mail-Programmen geht es schneller, Fehler im Nachhinein zu kommentieren, als sie im Text zu verbessern. Vergessene Kommata werden aufgrund von Relevanz überhauptnicht kommentiert, außer sie sind notwendig um den Inhalt korrekt zu erfassen. Eine weitere Möglichkeit, die Schreib-Geschwindigkeit zu erhöhen, ist der Verzicht auf Groß- und Kleinschreibung. Zwar wird dieser Verzicht durch die Geschichte und die sprachliche Herkunft des Internet, mithin durch die englisch-amerikanische Schreibweise, nahegelegt, aber auch dort, wo Großschreibungen möglich sind „(...), verzichtet man gerne, da auch die Umschalttaste zu bedienen Zeit kostet.“2 Die vorgestellten Merkmale einer E-Mail-Sprache beziehen sich vor allem auf den falschen Gebrauch von Grammatik und orthographischen Regeln. Zu beachten ist, dass diese Merkmale kaum kommunikative Aussagekraft besitzen und E-Mails mit diesen Fehlern den Inhalt genauso gut transportieren können. Wenn die Lesbarkeit noch zu erkennen ist. Abkürzungen bilden in der elektronischen Kommunikation ein Mittel der Schreibökonomie, und „(...) erfüllen zudem noch soziale Funktionen, die den Verlust nonverbaler Kommunikation möglichst auszugleichen suchen.“3 Einige Beispiele für Abkürzungen, die deren humorvolle Komponente verdeutlichen:4 cu linx 2 3 McLuhan, Marshall Janich S.256 Wichter S.87 24 = mom = ne = n8 = see you 4get it = forget mfg mit 2 3 4 moment der (...) links Moment a = (in demnächst mompls = 1 1 = demnxt = please eine (...) gute nacht Bedeutung (Moment, ,Tschüss) bin gleich (...) wieder it freundlichen grüssen Uhlirova S.277 Wichter S.87 Wichter S.88 Dürscheid 25 da) Während Kopf- oder Endformen wie „mom“ oder „ne“ als Akronymeauch in anderen Medien nicht ganz ungewöhnlich sind, sind Formen vie „cu“ oder „4get it“ in E-Mails durchaus gewöhnungsbedürftig. Im Falle von „cu“ wird der alphabetische und phonetische Wert von „c“ gleichgesetzt mit dem phonetischen Wert des englischen Verbes „see“. Im zweiten Fall entspricht die phonetische Realisierung der englischen Ziffer „4“ der phonetischen Realisierung der Vorsilbe „for-“. Solche Abkürzungen werden in der betriebsinternen Kommunikation oder in rein in E-Mails mit rein informellem Charakter nur selten gebraucht. Einen Verzicht auf Abkürzungen sowie längere und höflichere Grußformeln stellt Janich nur in konkreten Geschäftsbriefen fest.1 1 Janich S.259 26 Chat-Kommunikation Chat Geschichte des Chat Chatten ist das englische Wort für Plaudern oder Quatschen. Es beschreibt als Oberbegriff die direkte Live-Kommunikation (über Online-Dienste) mit einem oder mehreren Partnern im Internet. Es gibt mehrere Möglichkeiten miteinander zu chatten. Welche man benutzt hat etwas mit persönlichem Geschmack, den Möglichkeiten, zusätzlich erforderlicher Software oder den Zielen, die man mit einem Chat erzielen möchte, zu tun. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Formen vor. Als „Vater“ des Chat gilt der finnische Student Jarkko Oikarinen, welcher 1988 an der Universität von Oulu den IRC (Internet Relay Chat) entwickelt hat. Oikarinen wollte ein elektronisches Echtzeit-Diskussionssystem schaffen. Dies gelang ihm gemeinsam mit seinen Freunden Jyrki Kuoppala und Jukka Pihl; es entstanden schnell Anbindungen an die Universitäten von Helsinki und Tampere, wenig später kamen schon Denver und Oregon hinzu. Schon 1989 gab es weltweit 40 IRC-Server, an denen durchschnittlich 12 User online waren. Das Netzwerk wuchs schnell zu einer solchen Größe heran, dass es zu technischen Problemen, Unübersichtlichkeit und chaotischen Zuständen kam. Daher entstanden ab etwa 1993 weitere kleinere Netzwerke. Im Sommer 1996 wurde dann auch das ursprüngliche IRC-Netzwerk aufgrund von Differenzen der Betreiber geteilt. Diese Teile findet man heute im IRCNet (meistens europäische Betreiber) und im EFnet (hauptsächlich Betreiber in den USA) wieder. Heute gibt es tausende voneinander unabhängige Netze, Die Größten mit gleichzeitig mehr als 120.000 verbundenen Clients.1 Der etwas spröde Charme des IR-Chat hat zu einer großen Beliebtheit der Webchats geführt. Hierfür wird keine zusätzliche Software benötigt; man gibt im Browser einfach eine entsprechende Webadresse ein und kann sofort in die angebotenen Chat-Kanäle einsteigen. Obwohl IRC sicherlich das älteste real-existierende Chatsystem ist, hatte es immer das Problem, dass, um daran teilzunehmen, eine zusätzliche Software installiert werden muss. Als das WWW populärer wurde entwickelten sich dort viele kleine Chatsysteme, die innerhalb des Browsers funktionierten und eben keine extra Software benötigten. Diese Chatsysteme nennt man Web-Chats. In der IRC-Welt werden Web-Chats mit einem arrogant 1 Klau, Peter 31 Chat müde lächelndem Auge gesehen weil sie sich der technischen Herausforderung der Softwareinstallation nicht gestellt haben. Objektiv lässt sich aber nichts gegen Web-Chats sagen. Allerdings muss man feststellen, dass die Benutzerzahlen beim IRC um ein vielfaches größer als beim Web-Chat sind. Wer also möglichst viele Menschen via Chat erreichen möchte, sollte IRC benutzen. Wer kleine Kreise sucht, für den ist vielleicht ein Web-Chat das Richtige. Als andere Möglichkeit via Chat zu kommunizieren stellte 1996 die ICQSoftware bereit. Sie wurde im November 1996 vom israelischen StartupUnternehmen Mirabilis veröffentlicht und wurde von den vier israelischen Studenten Yair Goldfinger, Arik Vardi, Sefi Vigiser und Amnon Amir entwickelt. ICQ breitete sich rasch aus, da es damals keine vergleichbare Software auf dem Markt gab und das Programm kostenlos erhältlich war. Ähnlich den beschriebenen Chats arbeitet ICQ als sogenannter „instant messanger“. Dieser Dienst stellt nicht, wie im IRC, Chaträume zur Verfügung sondern schafft eine Verbindung zwischen zwei bestimmten Clients. Somit chattet man nicht im öffentlichem Raum sondern privat mit Freunden und Bekannten. Wenn Freunde die ICQ-Software benutzen und online sind, wird eine entsprechende Meldung an den jeweiligen Partner vermittelt – so weiß man jederzeit, wer gerade von seinen Bekannten online ist und kann mit ihnen in Kontakt treten. Mit ICQ lassen sich auch Nachrichten senden wenn der angeschriebene User nicht verbunden ist, diese Nachricht erhält der User, sobald er wieder seinen ICQ-Client startet. Wobei sich die Beiträge („Turns“) der Chatter im Chat bei allen technischen Varianten ähneln abgesehen von kleinen technischen unterschieden die Clients bieten. So werden in einigen Programmen die Emoticons aus den Schriftzeichen gleich in kleine Bilder übersetzt und angezeigt. Die Turns Sie sind im Regelfall sehr kurz, Kleinschreibung wird bevorzugt und auf Interpunktion wird fast gänzlich verzichtet1. Die Ursache hierfür ist in der Tatsache zu suchen, daß die Turns der anderen Teilnehmer, besonders in gut besuchten Chats, durch den Autoscroll sehr schnell wieder vom Bildschirm verschwinden. Da die Texteingabe per Tastatur sehr zeitaufwendig ist, ist es daher kaum möglich, einem Chat zu folgen, wenn man beim eigenen Beitrag auf genaue grammatikalische Korrektheit achten möchte. Somit entsteht eine chat-spezifische Schnell- und Kurzsprache, die jedoch von den meisten Chattern verstanden wird. Punkte und Bindestriche stehen stellvertretend für Pausen und Abbrüche: „(...)boah...findet noch jemand dass die total hässlich sind?(...)“. Großschreibung mehrerer oder aller Zeichen in einem Wort signalisiert Schreien. Iterationen und Großschreibung werden zumeist emphatisch gebraucht: „(...) SCHEISSE(...)“ oder beispielsweise „HAAALLLOOOOO!!!!“. All diese schriftsprachlichen Formen ersetzen zumeist paraverbale Ausdrucksmöglichkeiten der Face-to-face-Kommunikation, wie z. B. Lautstärke. Konzept der schriftlichen Mündlichkeit Der Chat ist nicht nur aufgrund seiner kommunikative Dynamik dem Telefongespräch zuzuordnen sondern auch dem Briefwechsel. Zwar ist der Briefwechsel asynchron, da er erst noch mit der Post verschickt werden muss und nicht wie beim Chat über einen Server in Bruchteilen einer Sekunde bei seinem Empfänger ankommt. Dennoch teilt der Chat mit dem Brief die „mediale Schriftlichkeit und konzeptionelle Mündlichkeit“1. Für Gottsched und Gellert war die Verschriftlichung mündlicher Rede die Briefkommunikation schlechthin - der Brief ist eine „geschriebene Anrede an einenAbwesenden“2, und Gellert schreibt, der Brief sei zwar „kein ordentliches Gespräch“, doch er vertrete „die Stelle einer mündlichen Rede“3. Dabei erfordert der schriftliche Dialog der Briefkommunikation eine Kunstsprache, welche die gesprochene Sprache in eine „schriftliche Mündlichkeit“ transformiert. Das Resultat ist eine briefliche Schriftsprache, die durch ihre Ähnlichkeit zur gesprochen Sprache unter Freunden ausgezeichnet ist. Hier stellt sich die Frage wie man den Chat damit vergleichen kann. Zwar zeigt die Sprache des Chats eine sorglose Umgangssprache, wie sie Gellert beschreibt - an die Stelle der Gefühlsbeschreibungen, welche die freundschaftliche Umgangssprache aufweisen soll, sind allerdings die chatspezifischen Ausdrucksformen der, Flektive, Emoticons und die der Comicsprache entlehnten Sprechblasen getreten. Ein weiterer Unterschied ist das Verhältnis zwischen Sender und Empfänger: Für die antike Brieftheorie ist der Brief kein Mittel zum Austausch von reinen Informationen, sondern ein Beweis für Freundschaft4. 1 2 3 1 Schlobinski S. 76 32 4 Fürchtegott Gellert, Christian (1989) S. 99-104 Gottsched 1973: S. 145 Gellert 1989:III Koskenniemi 1956: S. 35 33 Chat Deshalb ist auch ein lockerer Umgangston die vorherrschende Kommunikationsform. Zwar ist im Chat der Umgangston meist auch ungezwungen aber während in der antike Brieftheorie sich Freunde unterhalten sind es beim Chat im IRC meist unbekannte Personen. Der Chat dient nicht der Aufrechterhaltung des Kontakts zwischen Freunden, sondern der Kontaktanbahnung zwischen Fremden1. Ein dritter Unterschied betrifft die Übertragungsbedingungen. Der Chat stellt eine Radikalisierung jenes „written to the moment dar“, was auch einen Briefroman auszeichnete, wobei sich eine Verschiebung von der Sprechäußerung die eine schriftlichen Verkörperung zum Ziel hat zur Sprechäußerung die weitestgehend durch die Übertragungsbedingungen geprägt ist feststellen lässt. Während bei einem Brief die Freundschaft schon vorhanden ist muss beim Chat erst eine gewisse nähe hergestellt werden, dabei lässt sich bei der Chatkommunikation eine Tendenz zur Selbstbeschreibung feststellen. Damit radikalisiert sich im Schriftverkehr des Chat, was Luhmann als Konsequenz der Fremdheit zwischen Autor und Leser über die schriftliche Kommunikation im Allgemeinen sagt: Da Autor und Leser einander unbekannt sind, muss sich der Prozess der Kommunikation selbst kontrollieren, „indem er sich durch Ersatz-Anzeichen von Interesse und Relevanz konditioniert“2. Womit wir bei der genaueren Betrachtung der verwendeten Sprache in Chats angekommen sind. 1 2 Wirth 2006 S. 122 Luhmann 1993: 365 34 Umgangssprachliche Merkmale Typische umgangssprachliche Merkmale im Chat sind direkte Übernahmen von Ausdrücken aus der Alltagssprache, die das Gesagte verkürzen oder auf ein Minimum reduzieren. Sehr häufig sind hierbei Auslassungen von eigentlich grammatikalisch relevanten Redeteilen, die sog. Ellipsen1, z. B. „Ich komme nicht mit. - Ich schon.“. Die Entgegnung „Ich schon“ ist ein grammatikalisch gesehen unvollständiger und inkorrekter Satz. Uns sind diese Aussparungen aus der Umgangssprache jedoch so vertraut, dass wir sie schon gar nicht mehr als syntaktischen Fehler wahrnehmen. Auch ein plötzlicher Wechsel in der Satzkontruktion während des Sprechens (bzw. des Schreibens innerhalb eines Turns), Anakoluth genannt, fällt nur noch am Rande als inkorrekt auf. Das bekannteste Beispiel hierfür ist sicherlich der Weil-Satz mit Verb-Zweit-Stellung: „Ich konnte nicht kommen, weil ich war krank.“ Häufiger noch sind Tilgungen von Personalendungen anzutreffen, zumeist bei der 1. Person Singular (hab - habe, komm - komme etc.), oftmals in subjektlosen Sätzen: „Hab dich lieb.“ Wortinitiale Tilgungen treten fast nur bei unbestimmten Artikeln auf (‘ne - eine, ‘n ein etc.). Die wortfinalen t,d-Tilgungen werden am häufigsten vorgenommen: „(...) Wer is aus LIMBURG??(...)“. Andere Tilgungen am Wortende, wie „nu“ statt „nun“ oder „ma“ anstelle von „mal“, sind seltener. Assimilationen, die Zusammenziehung zweier Wörter, sind ein ebenfalls typisch umgangssprachliches Merkmal, das in der Chat-Kommunikation zu finden ist. Zumeist wird das es-Pronomen assimiliert (wars - war es, bins - bin es etc.), aber auch Zusammenziehungen der Personalendung der 2. Person Singular mit dem vorangehenden Verb sind häufig: „(...) biste sauer?(...)“. Diese Assimilation wird ebenfalls an den femininen bzw. maskulinen Personalpronomina der 3. Person Singular vorgenommen (kannse - kann sie, isser - ist er etc. ). Unbestimmte Artikel nach Verben oder Präpositionen können gleichermaßen assimiliert werden (aufn - auf einen etc.). Reduktionen (sehn - sehen) sind weitere alltagssprachliche Merkmale im Chat. Typisch umgangs- bzw. jugendsprachliche Lexik, wie „tach“, „nix“, „vollabern“ etc., oder dialektale Formen und Regionalismen, z. B. „(...) do schwetze se e bisje anners wenn de wast woas ich mahn!(...)“, werden bald von jedem verstanden und erweitern das Schreibregister. Trotzallem darf man nicht vergessen, dass die meisten der oben angeführten Stilmerkmale (von den meisten Regionalismen und dem Jugendjargon 1 Schlobinski S. 76 35 Chat einmal abgesehen) auszeitökonomischen Gründen angewandt werden, was eine weitere Gemeinsamkeit der Chat-Kommunikation mit der Sprechsprache darstellt. (18) <N trägt LaLaRu (19) A: [zu J] ähm..ja (20) O: [zu H] Bin [...] gibt LaLaRu Direkte Ausdrücke von Mündlichkeit (2) (3) (4) (5) (6) A: B: C: D: A: E: [zu 7me B] Einen Hallo [zu [zu [zu Q] (9) G: [zu E] C: Tag (10) B: [zu (12) <I mal (11) (13) H: J: [zu an A] O] is na G] (16) <L geniesst (17) M: [zu D] A] ;) lass nen mich wie hi da wir länger kotz [zu [zu du gehen A: K: nen auto hallöchen (14) (15) B] mitn schon alle ich etwas ...lool> [zu ^^ G] wir F: ^^ wünscht wunderschönen B] (7) (8) hallöle und kotz geht die A in in aber den dir? ...gg> nur rest gurkenlaster nicht fährt daily/x? mail wie ^^ einsperren schreiben ohhhhhhhh ärger Sonntag kmiscvh raum ist.. kübel es nen bissel weg ruhe gibts schönen guten schon drin in die Legos Krabbelecke zum Spielen.> und man doch sieht .......lach Der exemplarische (anonymisierte) Chatdiskurs ist bereits bereinigt von Computer-generierten Informationen wie „volkan“ kommt in den Raum Lobby gestürmt oder „soistes“ verläßt diesen Raum - und gleichwohl noch recht unübersichtlich. Geschuldet ist dies den parallelen „Gesprächssträngen“1: In einem Chatraum („Channel“) sprechen - ähnlich dem „Gesprächswirrwarr“ in einem Partykeller - nicht sämtliche Personen miteinander, sondern unterschiedlich große Gruppen vorwiegend untereinander, und die Bildschirmzeilen stellen quasi das niedergeschriebene Protokoll des mit einem Raummikrofon aufgenommenen Ganzen dar. Hierfür wäre es notwendig, die parallelen Gesprächbeiträge zu arrangieren, was der den Chat anbietende Server erledigt, indem er die eingegangenen Äußerungen (chronologisch) an alle oder beim „Flüstern“ an ausgewählte Nutzer weiterreicht. Aus dieser Abfolge ergibt sich, dass der Text nicht Zeile für Zeile gelesen werden kann, sondern zuerst die zusammengehörenden Gesprächspartner ermittelt werden müssen; nur deren Zeilen ergeben einen kohärenten Sinnzusammenhang, ein Gespräch. Da bei der Chat-Kommunikation die Gesprächsteilnehmer nicht wirklich anwesend sind und die Beiträge leicht zeitverzögert auf dem Bildschirm erscheinen, sind Interaktionen, im Besonderen die hörbaren beim echten Gespräch, kaum möglich. Daher wird eine Art schriftlicher Kodifizierung derselben durch die Chatter vorgenommen. So wird z. B. Lachen simuliert: „hahahahah“. Ein „oh“ steht für Erstaunen. Ausdrücke mit rein interaktiver Funktion werden häufig verwendet („mh“, „ähm“, „naja“, pff“ etc.), obwohl diese eigentlich nur in der Face-to-faceKommuniktion sinnvoll sind, um mit einem „mhmh“ beispielsweise zu signalisieren „Ich höre dir zu.“. Auch Lautwörter ersetzen hörbare Interaktionen: „aua“, „oops“, „huch“, „igitt“ etc. Auch wird Minik und Gesten mit Wörtern umschrieben wie in diesem Beispiel „kotz kotz kübel“ Oftmals werden diese Ausdrücke iteriert, um ihre Bedeutung zu intensivieren2 oder die Lautstärke zu simulieren. 1 2 36 paar Quelle: Mainfranken-Chat, 03.07.2005 Vor dem Einstieg in den Chat schlüpft der Nutzer allerdings - unabhängig vom Ort des Chattens - mittels selbstgewählten Pseudonyms wie Lisamaus, Mazuiruu oder Mr.Right in eine virtuelle Identität, über deren Übereinstimmung mit dem 'Original' in Bezug auf Alter, Geschlecht oder Wesenszuschreibungen etc. der Chattende selbst entscheidet. Nach dem Betreten eines „Raumes“, der ein Gesprächsthema (Flirt, Computer, Auto, usw.) oder örtliche Verbundenheit (Muenchen, Darmstadt, Schweiz, usw.) vorgibt, folgen in der Regel nach mehr oder minder langem Beobachten des Chatprotokolls die Begrüßungssequenzen, wie im folgenden Beispiel die Zeilen 1, 3-5, 7-8 illustrieren. (1) zurück ein Lenke/Schmitz 50: 117-141 Schlobinski S. 101 37 Chat Inflektive Inflektive wie *freu* erinnern vor allem an Comics. Hier werden und wurden sie vornehmlich als Lautwörter (Onomatopoetica) eingesetzt, um die auf Papier nicht realisierbaren Laute und Klänge indirekt darzustellen. Beispiele hierfür sind knarr, zisch und klapper. Neben den kurz Wörtern gibt es in Comics auch solche, die Mimik und Gestik begleiten bzw. unterstreichen und andere, die ganze Handlungsstränge in ein oder wenige Wörter stecken – z.B. kick! kuppel! schalt! (für ein rasant wegfahrendes Motorrad). Sind diese Wörter nun die ersten Inflektive? Während Teuber1 den Ursprung der Inflektive schon weit vor der ComicZeit ansetzt, sieht Schlobinski2 in diesen Wortstämmen den entscheidenden Anfang der Inflektive. Für Teuber sind Inflektive schon älter, da Johann Christoph Adelung sich bereits 1782 mit knall beschäftigt. Schlobinski hingegen hält diese Auseinandersetzung und möglicherweise weitere InflektivBelege für singuläre Erscheinungen und sieht in den Comics die maßgebliche Quelle. Den ersten möglichen Beleg konnte Schlobinski im Mickey Mouse newspaper comic strip vom 23.5.1931 finden - d.h. als Comic-Folge in einer Zeitung. Es handelt sich hierbei allerdings um einen englischsprachigen Comicstrip, sodass der Infinitiv mit der Nominalform übereinstimmt (to click, klicken vs. click das Klicken). Im ersten deutschsprachigen Micky Maus finden sich allerdings eindeutige Inflektive. *poch*, *schnapp*und *knarr* sind zweifelsfrei deutschsprachige Inflektive.3 Wobei nur einfache Inflektive als Belege gefunden worden sind. Komplexere Inflektiv-Konstruktionen (z.B. *aufdenbodenschmeißundlach*) hingegen sind anscheinend noch etwas Chat-Spezifisches da solche Beschreibungen in Comics die Bilder übernehmen. Aus den beschriebenen Handlungen wie sie in Briefen vorkommen werden explizite Handlungen in Form von „SPOOKY freut sich“ bzw. Sprechblasen (*freu*), Acronyme (*g* = „grins“) oder Emoticons wie z. B. :-). Die Selbstbeschreibungen und Ersatz-Anzeichen des Chat sind dabei nicht nur ,,Kompensationsmaßnahmen für fehlende non-verbale Information“4, sondern sie kommentieren die Aussagen der Chatter. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Formen, die eine bezieht sich auf andere wie das unvermeidlichen *knuddel* oder auf sich selbst wie 1 2 3 4 „Schneckchen24 kriecht durch den Raum und begrüßt mal alle Anwesenden“ oder „Jim wundertsich grad mal, dass hier zwei Frauen im Raum rumsitzen“, bei denen der Absender in der dritten Person auf sich Bezug nimmt. Diese ,,Zuschreibungsturns“ erinnern an Regieanweisungen und stellen mit Hilfe dieser Sprechakte imaginäre Zustände her. „Der Chatter ist sozusagengleichzeitig Regisseur und Akteur bzw. Autor und dramatis persona.“1 Aus Sprachökonomischer Sicht sind Inflektive in Chat außerst effizient da sie manchmal mit nur einem Buchstaben wie z.B. *g* eine Palette von Gefühlen beschreiben kann die je nach Kontext leicht variiert. Hier einige Inflektiven und Inflektivkonstruktionen aus dem Buch „Sprache und Kommunikation im Internet“ auffang: bussiauffang aufreiss: klappeaufreissundhandvorhalt aufsperr: mund aufhalt: aufsetz: 38 pappnase ausquetsch: pickel begrüß: sunny beneid: drueck: fall: festhalt: flüster: zunge ausquetsch begrüß beneid daumendrueck kruemmend Kite ins JELLY aufzieh ausfaaaaaaahhhhhhr herzlich dich zu festhalt Ohr fütter: MD mit vvvvvvviiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeee- ellllllllllllllllll Schokolade fütter malsoebenmalindierundegaehnentuuauchmalwaszusagen saugen grins: fiesgrins guck: ganzliebguck 1 fall superfreu geh: greif: zw. flüster vorsichtigfrag gaehn: im boden frag: freu: zurückwerf aufsetz aufsperr fahrradhelm ausfahr: und aufhalt aufzieh: guck: Oliver Teuber S. 7-26 Schlobinski (2001) S. 192–218 Dolle-Weinkauff S. 312-315 Lenke und Schmitz: S. 128 arme geh nachbutzeseisenstange greif frechguck Turkle 1997 S. 328 39 Chat guck: ganzliebundverführerischguck sabber grumpfelschluckglucksjubelierundsabber guck: gespanntguck schau: AngeIMooon: guck: liebguck schlabber: liiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeeebt guck: neugierigguck schlawenzel: umxantirumschlawenzel guck: schüchtern schluck: japs schneid: grimmassen schneid: kleinschneid schüttel: kopfschüttel in die runde guck wer möchte mit chatten? mir guck: traurig guck: traurigindieeckeguck guck halt: locker halt: sackhalt herschleich: hinter mit einer hand auf abstand halt und <-------gebannt wasser dahinschweb seh: am away herschleich sei: Nobse herspring sei: schonoksei spring: in sprint: zum See sprint der leitung hinter hinweis: drauf hochschick: huhu hoer: AufschreidurchdieMengegehenhoer steh: auf klopf: auf stress: Arrg stups: liebstups teil: die die ;-)) Gruss Schuzlter klopp: ineen knuddel: ciaoknudeel knuddel: drachenknuddel knuddel: hinlauf knuddel: reknuddel, die A2 hochschick klopf solarplexusklopp und (drachen Traeumling weil ein = MrsDragon) nieder baer knuddel den See :-) spring steh stress Kinderschokolade handliche bin seh sei herspring: Surfine schluck liegen Nobse hinweis den stücke tret: mal tröst: schlappohr mal Wasser auspack getarnten clown gegens warriorknuddel tunk: Kite zurueckindenChatknuddele versteh: nixversteh knuuuuutsch: auch vorhalt: klappeaufreissundhandvorhalt kraul: rücken kraul: und kues: am lach: CATTIE love: roomlove mach: denknmach mach: Kopfstand plansch: wild nochmal ganz lieb knuuuuutsch kraul die flügel Hals MD kraul kuess its mit von MAGIC lach mach nobse proll: sorumproll raetsel raetselraetsel raushol: mobilatraushol renn: schnell rett: iiiiiiihhhh zu rüberreich: rüber rüttel: AngeIMooon: dir zu mal wein: megawein von werd: rotwerd staub Kite werf: in wink: zaunpfahlwink wink: winkwild zuck: mit den schienbein tret tunk wegschleich werf Schultern zu elise zuck plansch MANTI reich wegschleich: in tröst knuddel: unter und teil knuddel: cyber bildschirmschau schneid schweb: boden auf schlabber renn vor Manti ... dem schleim Wird schon <-------Waldfee mal rett ;)) noch klappen an (L-D) schulter rüttel....... 40 41 Chat Anglizismen Wenn wir uns nun noch einmal explizit die Benutzung von Anglizismen in den deutschsprachigen Teilen der vernetzten Welt vor Augen führen, dann sticht eines ganz besonders hervor: Im Umgang mit den World Wide Web-Angeboten hat sich ein anglophoner Wortstamm herausgebildet, der aus technischen, werbesprachlichen und netspezifischen Wörtern und Sprachformeln zusammensetzt ist. Anglizismen werden laut Definition in wissenschaftlicher Hinsicht verstanden als eine aus dem britischen Englisch in eine andere Sprache übernommene beziehungsweise entlehnte lexikale, idiomatische oder syntaktische Einheit. Es sollen hier noch die Typisierungen von Anglizismen im Hinblick auf ihre Verwendung (sowohl bei deutschen Internet-UserInnen als auch im gewöhnlichen Leben) aufgeführt und unterschieden werden:1 1. Eingedeutschte Anglizismen, welche Begriffe repräsentieren, die bestimmend in die Umgangs- und Alltagssprache eingegangen oder entlehnt worden sind. Hierzu lassen sich Ausdrücke wie Center oder Shop anführen. 2. Anglizismen, die durch einen deutschen Begriff ersetzt werden. Etwa display durch Bildschirm. 3. Anglizismen, die, obwohl sie in das Deutsche eingegangen sind, im Englischen faktisch nicht existent sind und neu kreiert wurden, zum Beispiel dress man oder handy. 4. Hybride (Misch-) Formen, auch Internationalismen genannt, die halbdeutsche respektive halbenglische Kunstprägungen darstellen. Hier werden eine deutsche und eine englische Wortkomponente kombiniert. Virenscanner wäre hier möglich. 1 Mackensen 42 Im Zusammenhang mit Anglizismen (wobei es in Bezug auf das Internet korrekterweise eigentlich Amerikanismen heißen müsste) tritt oftmals auch der Begriff des Denglisch in den Blickpunkt der öffentlichen und akademischen Diskussion. Scheinbar kein anderer Begriff als dieser Wortzwitter drückt treffender aus, wie entscheidend dass Anglo-Amerikanische Einfluss auf die deutsche Sprachgemeinschaft nimmt.1 Das Kunstwort Denglisch, zusammengesetzt aus Deutsch und Englisch, steht für die Vermischung von deutschen und englischen Sprachelementen, wobei ab und an auch anglophone Grammatik auf Wörter des Deutschen angewendet wird. Als Beispiel hierfür lässt sich anführen, dass häufig gesagt wird „etwas macht keinen Sinn“, obwohl es in der deutschen Grammatik korrekter „es ergibt keinen Sinn“ heißen müsste. Diese Begriffskreation ist ursprünglich aus der Jugendkultur entstanden und etabliert sich heutzutage mehr und mehr, nicht zuletzt durch Werbung, Massenmedien und vor allem durch die fortschreitende Computerisierung der Gesellschaft, im (bundesrepublikanischen) Sprachgut. Anglizismen kommen in diesen netzbasierten „Brabbel“-Stuben allerdings kaum vor. Werden sie tatsächlich verwendet, dann zumeist im Bereich der rituellen Kommunikation. Bestimmend hier bei Begrüßungs- („Hi“) und Verabschiedungssequenzen („Bye“ oder „CU“), als Abkürzungen (etwa für expressive und nicht-assertive Sprechakte), mitunter auch bei der Wahl von Pseudonymen. Da die aus dem englischen Wortschatz stammenden Begrüßungsformeln vornehmlich aus der Alltagssprache übernommen sind, lassen sie sich somit nicht unter die internetspezifische Fachlexik subsumieren. Akronyme etablieren sich indes neben den Smilies als besondere Produkte der Netzsprache, da diese Abkürzungen eines aus mehreren Wörtern bestehenden Begriffs (zum Beispiel „rtfm“ =“read the fucking manual“, deutsch: lies das verdammte Handbuch – wenn jemand eine überflüssige Frage stellt), hauptsächlich aus englischsprachigen Raum stammend, den ökonomischen Vorteil besitzen, die Tipparbeit wesentlich erträglicher zu machen. 1 Turkle, Sherry 43 Chat Akronyme Grafostilistische Mittel Neben den Akronymen, die uns aus dem alltäglichen Sprachgebrauch geläufig sind, wie etwa „USA“, finden sich in der Chat-Kommunikation solcherlei Abkürzungen, die nur in ihrem schriftlichen Gebrauch sinnvoll sind. Dies trifft besonders auf Akronyme zu, die - zumeist aus dem Englischen stammend - auf Homophonen basieren (Schlob., S. 87), d. h. sie werden unterschiedlich geschrieben, lauten jedoch gleich. Ein Beispiel hierfür ist „4“ für „for“ oder „u“ für „you“, doch auch Mischformen wie „8ung“ statt „Achtung“ sind zu finden. Eines der beliebtesten Akronyme im Chat ist wohl das „lol“ für „laugh out loud“, das, ebenso wie das einfache „g“ für „grins“, stellvertretend für eine nicht sicht- oder hörbare non-verbale Interaktion steht. Es ist selbstredend, dass auch Akronyme wegen ihrer Kürze im Chat so beliebt sind1. Einige dieser Abkürzungen haben sich im Laufe der Zeit verselbstständigt und nun wird auch ihre reduzierte Form ausgesprochen, was definitionsgemäß den Kurzwörtern vorbehalten ist. In diese Reihe fügen sich bd/bb (bis dann, bis bald) oder cu (seeyou), sofern cu und nicht see you verbalisiert wird, außerhalb der Chatwelt km/h oder cl (Zentiliter).2 Akronyme sind folglich schriftliche Ökonomieformen par excel-lence, da sie zwar in der Kurzschriftform dastehen aber vom Leser in ihrer Vollform verstanden werden. Sie reduzieren unmittelbar die Zahl der Anschläge und sind von den Rezipienten, sofern ihnen die zugehörige Vollform bekannt ist, schneller zu verarbeiten, so dass die Kommunikationsgeschwindigkeit gesteigert wird3. Wobei es einige Kurzformen gibt mit denen man sich durchaus unterhalten kann ohne das man die Vollform kennt, wenn man weiß, welches Sinnkonzept dahinter steht. So hat beinahe jeder eine Ahnung davon was DNA ist oder was sie macht. Um mitreden zu können reichen nur einige Schlagwörter aus die wir mit dem Kürzel DNA verbinden. Erbinformation, Gene, Doppelhelix, usw. Man muss nicht wissen das DNA in der Vollform Desoxyribonukleinsäure heißt. So haben es einige Akronyme geschafft in den Olymp der „eigenständigen Wörter“ aufgenommen zu werden. Zumindest in ihrem gebrauch. Für eine unterhaltsame Kommunikation sind die Abkürzungen von erheblicher Bedeutung, so dass über die standart Abkürzungen hinaus auch ad hoc gebildete verwendet werden; so mom für Moment, j für Jahre (das sich 20j bin) oder NP für Nickpage“. Wobei einige wiederum nur im Kontext entschlüsselt werden können. Die Chattenden kennen die Einschränkungen des Mediums genau. Da Mimik, Gestik und andere außersprachliche Handlungen für die Gesprächspartner nicht sichtbar sind, bedarf es einer entsprechenden Kompensation. Als Mimikersatz dienen Smileys wie ;) als zwinkerndes „Gesicht“ (die Vollform mit Nase ist ;-) ). Während im Rahmen eines Briefes jede schriftliche Mitteilung ein Abdruck der des emotionalen Zustandes war, welcher vom Leser erst erschlossen werden musste, wird bei der schriftlichen Mitteilung des Chats die Gemütsverfassung des Schreibenden in Form eines kommentierenden Emoticons angezeigt. Emoticons erscheinen an der Oberfläche als „ikonische Rekonstruktion typisierter Gesichtsausdrücke“1, welche die emotionale und intentionale Einstellung ihres Verfassers porträtieren. So ist das Smiley :-) ein Zeichen für gute Laune, das iterierte Smiley :-))) bezeichnet sehr gute Laune, und das winky Smiley ;-) dient als Ironiesignal. Die semiotische Funktion der Emoticons bestehtjedoch nicht in erster Linie darin, eine „Verbildlichung der Schrift“ (Sandbothe 1997:152)vorzunehmen, sondern emotionale und intentionale Einstellung ihres Verfassers hinweisen. Das Typische des Schreibens im Chat ist dadurch ausgezeichnet, dass alle Ersatzzeichen - ebenso wie die gewählten Pseudonyme - den Charakter der Selbstbeschreibung haben. Sie fungieren als Selbstkommentar des Schreibenden. 1 2 3 Schlobinski Kobler-Trill Moser 1970 S 102ff. 44 Effizienz Ein weiterer Wesenszug von Chats ist Effizienz. Korrekte Schreibweise ist in der Regel einer schnellen, schlagfertigen Kommunikation untergeordnet, sodass sich in den seltensten Fällen Groß- und Kleinschreibung findet, sondern vorwiegend konsequente Kleinschreibung. Auch bei den Satzzeichen wird wenig Wert auf die richtige Schreibung gelegt: wir mitn auto in nen gurkenlaster fährt is schon nen bissel kmiscvh. Die Vermutung, dass es sich um Schreibschwächen handelt, ist nicht nur vielfach bezweifelt worden, sondern zeigt sich auch innerhalb eines Chats. Als Ursache für die „fehlerhafte“ Schreibung wird in der Regel die Verwendung einer Tastatur in 1 Beißwenger 2000: 97 45 Chat Verbindung mit der Dauer für das Tippen angesehen, das für den oder die Gesprächspartner unsichtbar abläuft. In der Umkehrung bedeutet dies, dass die Chattenden keine Kenntnis haben von einer Reaktion oder Inaktivität ihres Chatpartners. Folgerichtig bemühen sie sich um eine möglichst zügige Antwort, schon um zu verhindern, dass andere früher oder zeitgleich reagieren - was zu Überlagerungen führt. Auch hier lässt sich wiederum Gesprächswertiges insofern erkennen, als man das Gegenüber nicht lange auf eine Antwort warten lassen möchte und kann. Parallelen lassen sich gar zu solchen Telefonaten ziehen, die unter einer „schlechten Verbindung“ leiden, d.h. wo zwischen Äußerung und Rezeption zeitliche Differenzen liegen. In solchen Fällen kommt es ebenfalls immer wieder zu parallelen Turns. Um dies beim Chat zu vermeiden, müssen Äußerungen schnellstmöglich produziert oder aber fragmentiert werden. tragenen Sinne eine Art analytische Komparation zugrunde liegt, d.h.g entspricht dem Positiv, gg etwa dem Komparativ, ggg und mehr demSuperlativ. Für gesteigerte Lautstärke wird üblicherweise die Majuskeischreibung gewählt (KRACH!). Alle Belege sind einem Chat entnommen, der am 3. Juli 2005 unter www.mainchat.de aufgezeichnet wurde; der Text kann nachgelesen werden. www.mediensprache.net/dudenchat/ Neben der „falschen“ Orthografie bleiben weitere Möglichkeiten zur effizienteren Kommunikation. Auffällig sind hierbei fehlende Zeichensetzung sowie Phänomene wie die Assimilationen (kannste statt kannst du). Natürlich gehören auch Abkürzungen in diesen Bereich. Wenngleich die beschriebenen sprachlichen Merkmale in zahlreichen Chatdiskursen auszumachen sind, können sie je nach Serverbetreiber, Inhalt, persönlichen Erfahrungen (vor allem mit Chats), dem Alter und weiteren Variablen erheblich variieren - so etwa bei einigen moderierten (z.B. politischen) Chats1 oder bei multilingualen Chats (Code-Switching). Durch die Eingabe über die Tastatur ist auch die Übermittlung von Betonungen oder wortakzent bei der Schriftkommunikation ausgeschlossen, und auch hier haben sich kompensierende Mittel etabliert. Als wichtigstes kann sicherlich die Wiederholung von Buchstaben- und Interpunktionszeichen angesehen werden, die zwar ein Mehr an Zeichen bedeutet, jedoch dennoch als ökonomisch anzusehen ist, da eine Betonung nur mit vielen Wörtern korrekt vermittelt werden kann. Das ungläubige „bayern anja?????“ müsste bei nicht iteriertem ungefähr mit du hast dir nicht wirklich den nickname „bayern anja“ gegeben? umschrieben werden, um nicht etwa als Anrede aufgefasst zuwerden. Mittels Iteration lässt sich eine gedehnte und damit als verständnislos zu interpretierende Aussprache simulieren. Entsprechende Dehnungen können z.B. auch als nöööö und ohhhhhhhh vorkommen. Iteriert werden auch Smiley-Bestandteile wie in :»), umauszudrücken, dass sich der oder die Schreibende nicht nur freut, sondern sich sogar sehr freut, oder Abkürzungen wie g in gg, dem im über- 1 Diekmannshenke 2001 46 47 SMS-Kommunikation SMS-Kommunikation Einleitung Auch die SMS (Short Message Service) ist als Kommunikationsform kaum noch aus unserem Alltag wegzudenken. Ob Liebesbotschaft , nüchterne Informationen oder einfach ein “Ich denke gerade an Dich“, fast alles kann scheinbar auf wenige Zeilen reduziert im Handumdrehen von Sender zu Empfänger huschen. Und schon lange ist die SMS nicht mehr nur eine Kommunikationsform für Jugendliche. Manchen Pennäler wird voraussichtlich noch ein überraschtes Lächeln ereilen wenn eine SMS von seiner Oma erhält, insgesamt jedoch haben die Kurznachrichten ihren Platz in der allgemeinen Privaten Kommunikation wie auch zunehmend in der Arbeitswelt gefunden. Zwar gab es früher schon die Möglichkeit, kurze Nachrichten über Funkruf-Dienste wie Quix und Telmi an mobile Endgeräte zu verschicken, doch setzte sich dieses „Paging“ in Deutschland nicht durch.1 Von den Telekommunikationskonzernen als wichtigen Profitposten erkannt werden immer weitere Nutzungsmöglichkeiten wie SMS-Chat, Gewinnspiele per SMS oder Klingeltonabonnements entwickelt welche einen stetig hohen Umsatz garantieren sollen. Natürlich unterliegt die SMS-Kommunikation auch gewisser Einschränkungen die sich unabhängig von der Beschränkung durch die Preispolitik der Anbieter ergeben. Und gerade innerhalb der kleinen Sprachfragmente haben Einschränkungen erstaunliche Auswirkungen auf die Sprachgestaltung der gesamten Kommunikationsform: Die Beschränkung der Zeichenzahl, die für eine Nachricht zur Verfügung steht, die Art der eher umständlichen Eingabe mit dem dicken Daumen auf zwölf filigranen Tasten, die Dezentheit des Verschickens und Empfangens, die erstaunliche Nähe die durch wenige Zeilen scheinbar kalter digitaler Zeichen generiert werden kann, haben eine inzwischen technisch sowie kulturell etablierte Kommunikationsform hervorgebracht. Bereits haben sich in der SMS-Kommunikation jedoch unterschiedliche kommunikative Gattungen herausgebildet was eine gewisse kommunikative Kompetenz der Benutzer erfordert. Der Kommunizierende muss entscheiden welche sprachliche Ausarbeitung dem jeweiligen Verwendungszweck wie auch dem Verhältnis von Sender und Empfänger am besten gerecht wird. 1 „Allenfalls nie auffindbare Schulhausmeister oder wichtige Oberärzte schleppten die vergleichsweise leistungsschwachen Teile mit sich herum“, so schreibt Haller (2000: 8). 51 SMS-Kommunikation SMS-Nutzung in Deutschland Die SMS ist wohl die jüngste Kommunikationsform mit solch starker Ausbreitung. Kaum zehn Jahre alt ist sie, eigentlich von den Betreibern nicht intendiert, zunächst ein reines Zufalls- und Nebenprodukt des mobilen Telephonierens und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Achtzig Prozent der Deutschen sind bereits Handynutzer und die Tendenz ist immer noch steigend. Somit kann von einer nahezu Flächendeckenden Handynutzung in Deutschland gesprochen werden. Das Handy selbst hat sich von einem Telephon zu einem Multimediagerät entwickelt: SMS, MMS (Multimedia Messaging Standard), Diktiergerät, mp3-player, Kamera und Spielkonsole. Während sich MMS-Nachrichten momentan auch aus preislichen Gründen nochweiter etablieren müssen kann man sagen, dass die SMSKommunikation sich in Deutschland großer Beliebtheit erfreut. Das lässt sich leicht an den Zahlen ablesen. So wurden alleine im Jahre 2003 in Deutschland rund 25 Milliarden SMS-Botschaften verschickt, was Deutschland an die Spitze im Europäischen vergleich setzt.1 Vor allem Jugendliche haben das Handy für sich entdeckt. Diese Entwicklung hat durch die Prepaid-Karten – d.h. die Nutzung des Handys ohne feste monatliche Grundgebühren – einen besonderen Schub erfahren. Insbesondere die SMSMöglichkeiten sind bei Jugendlichen besonders beliebt: Über ein Handy zu verfügen heißt für sie vor allem, kurze Textbotschaften zu verschicken! 2 im Schnitt mehr Botschaften. Dabei zeigt sich, dass SMS-Gespräche hauptsächlich von Personen geführt werden, die SMS aus Gründen der Lebenshilfe nutzen.1 Verwandte Kommunikationsformen sind im Online-Chat und in der E-Mail zu finden. Dennoch unterscheidet sich die SMS-Kommunikation vom Chat durch die Zeichenmenge und die Asynchronität und von der E-Mail vor allem durch die verwendbare Zeichenmenge sowie Einbussen im Komfort der Zeicheneingabe über die Zahlentastatur des Mobiltelephons. Das wichtigste Merkmal der SMS-Kommunikation ist somit die eingeschränkte Zahl der zur Verfügung stehenden Zeichen von in der Regel 160 Zeichen. Bei neueren Geräten ist auch das Verschicken von Nachrichten mit deutlich mehr Zeichen oder das Aneinanderketten von Nachrichten technisch möglich. Jedoch ist davon auszugehen, dass die recht mühselige Eingabe der Zeichen nicht zu einem signifikanten Anstieg von längeren SMS-Botschaften und damit zu einer Veränderung der Kommunikationsform führt. Diese Kapazität wird von Personen, die häufig SMS-Gespräche führen, tendenziell häufiger voll ausgenutzt. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Mädchen, die an diese Grenze vorstoßen.1 Typischerweise läuft die SMS-Kommunikation vor allem in zwei- bis viersträngigen Dialogen ab. So zum Beispiel: Frage und Antwort Grundlegende Merkmale der SMS-Kommunikation Vorschlag und Reaktion Die SMS-Kommunikation wird, sieht man von der Sonderform des SMSChat ab, in der Regel zwischen zwei einzelnen Kommunikationsteilnehmern abgehalten. Es besteht also eine 1:1- Kommunikation, die zumeist Dialogartige und stets asynchrone Merkmale aufweist. In einer Studie wird speziell nach der Häufigkeit sogenannter SMSGespräche gefragt, in denen Nachrichten in schneller Folge hintereinander ausgetauscht werden, ähnlich wie beim Online-Chat. Diese Nutzungsform erweist sich insbesondere unter Mädchen als sehr verbreitet, während Jungs häufiger auch nur einzelne Botschaften absenden. Und erwartungsgemäß verschicken bzw. empfangen Personen, die SMS-Gespräche führen, pro Tag 1 2 Bundesamt fur Strahlenschutz, Salzgitter Patrick Rössler 52 Wunsch und Gegenwunsch Oft wird dies durch einen dritten Strang erweitert der in der Regel phatischexpressiven Inhalt wie Dank, Bedauern oder Grüße beinhaltet. Der zeitliche Abstand zwischen den Dialogzügen ist unterschiedlich überschreitet allerdings selten eine bestimmte Dauer. (15-30 Minuten) Fast die Hälfte aller SMS-Dialoge sind zweisträngig (44%) gefolgt von den dreisträngigen Abfolgen (23%).2 Dies unterscheiden die SMS-Kommunikation 1 2 Joachim Höflich Androutsopoulos / Schmidt (2002: 61) 53 SMS-Kommunikation deutlich von gesprochener Sprache, E-Mail Dialogen und Chatdialogen welche meist längere Strangfolgen aufweisen. Der Nutzungsraum der SMS-Kommunikation ist durchaus vielfältig. Inhalte können sowohl Liebesbotschaften, Verabredungen oder arbeitsinhaltliche Hinweise sein. Nach einer Untersuchung von Krause und Schwitters (2002)1 sind Freizeitplanung und Termine (21,5 %) sowie Liebe und Freundschaft (17.6%) die weitaus wichtigsten kommunizierten Themen. Kommuniziert wird hierbei vornehmlich zwischen Freunden und Partnern. Nutzungsmotive An der Universität Erfurt wurde im Juli 2000 eine kommunikationswissenschaftliche Studie zur SMS-Nutzung Jugendlicher durchgeführt, unterstützt von der Universität Augsburg. Hierzu wurden 204 Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 Jahren in verschiedenen Regionen Deutschlands befragt, die in öffentlichen Einrichtungen oder an öffentlichen Plätzen kontaktiert wurden. Das Durchschnitttsalter der Teilnehmer beträgt 16,4 Jahre, 45% waren männlich und 55% weiblich. Das Bildungsniveau der Stichprobe ist im Vergleich zur Gesamtbevölkerung leicht überdurchschnittlich, denn 43% der Befragten besuchen ein Gymnasium (auch Fachgymnasium), 32% eine Real- oder Hauptschule und 25% absolvieren derzeit eine Berufsausbildung. Den Befragten wurde eine Reihe von Begründungen vorgelegt, weshalb man SMS nutzen kann. Befragt nach ihren eigenen Motiven liegt der Schwerpunkt eindeutig auf dem einfacheren verabreden und dem planen von gemeinsamen Unternehmungen. Mehrheitlich treffen ferner diejenigen Motive zu, die die gegenseitige Vergewisserung über das eigene Befinden bzw. das des Angeschriebenen umfassen, sowie die allzeitige Erreichbarkeit. Außerdem wird SMS gerne an Stelle von Telefonaten eingesetzt, und um Kontakte zu erhalten, oft in Fällen räumlicher Distanz. Von untergeordneter Bedeutung, aber keineswegs ausgeschlossen sind hingegen komplexere Bedürfnisse wie die Erörterung von Problemen oder das Erteilen von Ratschlägen. 1 Auch die Nutzungsmotive sind zum Teil geschlechtsspezifisch verteilt: Mädchen legen größeren Wert darauf, anderen ihre Befindlichkeit mitzuteilen oder sich nach deren Befindlichkeit zu erkundigen, und genauso nutzen sie SMS eher, um Langeweile zu vertreiben oder einfach nur wegen des Spaßes am Kontakt mit anderen. Jungs hingegen spielen lieber mit den technischen Möglichkeiten des Geräts und rufen eher zweckorientiert Informationen ab bzw. verabreden sich mit anderen. Fragt man nach dem Einfluß dieser Motive auf die letztlich angegebene Nutzungshäufigkeit, so stechen in einer Regressionsanalyse besonders drei Dimensionen her-aus: das Geben und Annehmen von Ratschlägen sowie der Informationsabruf. Ob-wohl diese Motive nicht sonderlich verbreitet sind, tragen sie am meisten zur Erklärung der Nutzungshäufigkeit bei: während alle anderen Motive wenig differenzieren, sorgt die Befürwortung dieser Items für eine deutlich erhöhte SMS-Nutzung. Mit Hilfe einer Faktorenanalyse lassen sich die 15 abgefragten Motive auf fünf Nut-zungsdimensionen reduzieren, die die Einzelergebnisse verdichten. Probleme besprechen Ratschläge geben in Erinner. bleiben Kontakte erhalten Befinden der Freunde eig. Befinden mitt. statt telefonieren sich verabreden Spass am Kontakt Überbrückung Distanz Notsituationen immer erreichb. sein Technik ausprobieren Information abrufen Männlich Langeweile vertreib. Weiblich 0 20 40 60 80 100 Krause, Melanie / Daniela Schwitters 54 55 SMS-Kommunikation Zentrales Nut-zungsmotiv ist demnach die gegenseitige Rückversicherung zu erfahren, was die Freunde oder der Partner machen und ob es ihnen gut geht bzw. selbst mitzuteilen, was man macht und wie es einem geht. Am zweitwichtigsten ist die allgemeine Kontaktpflege: man verabredet sich oder schickt Mitteilungen um ihrer selbst willen, einfach weil es Spass macht, und schickt SMS an Leute, die man gerade nicht persönlich treffen kann oder mit denen man in der Situation nicht telefonieren kann. Fast gleichbedeutend ist die Verfügbarkeit des Mediums, beispielsweise in Notsituationen, gepaart mit der ständigen Erreichbarkeit. Bereits deutlich weniger relevant sind Aspekte der Lebenshilfe, z.B. das gegenseitige Rat geben oder die Bindung an die Freunde in dem Wissen, daß andere Leute an einen denken. Bemerkenswert erscheint ferner, dass alle diese Gratifikationen von Mädchen eher genannt werden als von Jungen, also die weiblichen Befragten generell stärkere Motive für die SMS-Nutzung angaben. Einzig für ein Bündel von Gründen gilt dies nicht, und zwar für das am wenigsten relevante: wenn es nämlich um den Nutz-Spass an SMS geht – das ausprobieren der Technik, Informationsabruf und das Vertreiben von Langeweile. Das Alter der Jugendlichen und die Dauer des Handy-Besitzes machen kei- nen Unterschied für die angegebenen Motive, jedoch ist die Bildung ein relevanter Einflußfaktor: Insgesamt ziehen Haupt- und Realschüler aus ihrer Sicht den größten Nutzen aus SMS (MW 2,5), gefolgt von Personen in Berufssausbildung (2,7) und Gymnasiasten (3,0). Hinsichtlich der Bedeutung für Kontaktpflege und Rückversicherung zeigen sich keine Unterschiede, ansonsten nutzen Gymnasiasten SMS signifikant weniger als Real- und Berufsschüler wegen des Nutz-Spasses und seiner Verfügbarkeit, und weniger als Realschüler für die Lebenshilfe. Sprachstil in SMS-Nachrichten Der Sprachstil in SMS-Nachrichten ist vornehmlich durch Reduktion geprägt. Hierbei ist der Grad der Reduktion allerdings abhängig vom Grad der Vertrautheit der jeweiligen Kommunikationspartner. Je näher die persönliche Bindung desto stärker die Reduktion. Bei unpersönlicheren Kontakten wird meist auf traditionelle Sprachformen, welche als höflicher empfunden werden, zurückgegriffen. 1. SMS-Verabredung zwischen Freunden: Hanne: Lebenshilfe Jan: um 20.00 geht in vorm kino? ordnung. Der Nachrichtendialog ist von einer einfachen Fage-Antwort-Struktur geprägt. Der Dialog ist vollständig ungerahmt, das heißt, es ist weder eine Gruß- noch eine Abschiedsfloskel integriert. Das völlige Wegfallen dieser rahmenden Floskeln zeugt von einer intakten und recht nahen Beziehung und wird ob der Wortkargheit keineswegs als unhöflich aufgefasst. Rückversicherung Verfügbarkeit Kontaktpflege Spass 1,0 2,0 3,0 1= Trifft voll zu, 5= Trifft gar nicht zu 4,0 5,0 Männlich Weiblich 56 57 SMS-Kommunikation 2. Offiziellerer SMS-Kontakt Herr X: Guten Tag Beispiele für Abkürzungen in SMS-Nachrichten: Herr angesetzten verschieben? Herr Y: Hallo einen ihnen um Herr X: Y. steckengeblieben. Sie Termin Mit Ich aber alternativ die im Stunde dank Gruß und leider Ich Umstände. um WE den zu Grüssen könnte einen Y Stau möglich eine habe Termin. anbieten. bitte es freundlichen X Vielen leider um Herr weiteren 13.00 Gerne. Bin Wäre X 11.30 Termin entschuldigen Im Gegensatz zu dem vorangegangenen Beispiel zeigt dieser Dialog kaum sprachliche Reduktion, sondern ist standartsprachlich gehalten. Die Kommunikationspartner sind nicht besonders vertraut miteinander und versuchen durch die gewählte Sprachform höflich und bemüht zu wirken. Je privater und näher die Beziehung der Kommunizierenden , desto stärker werden die Nachrichten an der Mündlichkeit orientiert. In diesem Punkt kann eine starke Ähnlichkeit zur Chat- oder E-Mail-Kommunikation festgestellt werden. Abkürzungen von Wörtern scheinen eher auf einer spontanen Entscheidung zu basieren als auf der Anlehnung an allgemein gültige Abkürzungen oder bereits etablierter Regelform innerhalb der SMS-Kommunikationsform. Hierbei steht die größere Effizienz bei der Texteingabe im Vordergrund. Eine nicht reduzierte Schreibweise hätte keinen Mehrwert für die Nachricht, weder für den Informationsgehalt der Nachricht noch auf der Beziehungsebene. Wochenende viell. HDL – – h – – heimgekommen vielleicht „Hab Knubus Uhr – zumiozudi Dich lieb“ Knutscher – „Zu mir und oder Bussis zu 1 Dir?“ Neben den beobachteten Abkürzungen sind bei Textnachrichen jedoch auch Wörter oder Phrasen festzustellen, die nicht abgekürzt, sondern explizit ausgeschmückt werden. Hier wird deutlich das es in der SMS-Kommunikation letztlich nicht nur um das Erreichen einer bestmöglichen Effizienz in der Textgestaltung geht sondern sehr wohl auch auf das generieren von persönlicher Nähe durch die Zeichenwahl geachtet wird. Das folgende Beispiel kann eine ganze Reihe sprachlicher Reduktions- und Verlängerungsphänomene zeigen: Anna: Tu grad knubus mit jo phonieren: tschüssilein! ganz Anna+jo viele BYE :-) Zunächst wird mit dem Verb Tu eine kindliche Sprache verwendet, die mit phonieren, einer englisch-deutschen Wortkreation verbunden ist. Diese Kreation spart gerade einmal drei Zeichen ein, was die Reduktion nicht als primären Grund der Verwendung des Ausdrucks erscheinen, sondern eher eine dem Mündlichen ähnelnde Sprachspielerei vermuten lässt. Das Wort grad ist ebenfalls an den Mündlichen gebrauch angelehnt. Knubus ist quasi als Akronym von Knuddeln und Bussi zusammengesetzt. Tschüssilein von „tschüss“ und eine ausdrückliche Verlängerung, die der Nachricht eine sehr 1 58 – heimgek. Die Eingabevon „knubu“ bei Google ergibt ca. 12600 Treffer 59 herzliche Note verleiht, was alleine durch das Wort „Tschüss“ nicht zu erreichen wäre. Die Verabschiedungsfloskel wird mit BYE verstärkt und ein Smiley, bekannt aus E-Mail und Chatkommunikation, :-), wird dahinter gesetzt. Mehr als die Hälfte der Nachricht besteht also aus verschiedenartigen Verabschiedungsfloskeln die unterstreichen das der Sender gar keine Zeit hat, eine SMS zu schreiben. Allerdings ist die gesamte Nachricht zusammengesetzt aus Reduktionen und Verlängerungen sowie der Verwendung nonverbaler Zeichen, die der SMS eine herzliche und Nähe erzeugende Färbung verleihen. Die gezeigte SMS steht exemplarisch für das vielfältige Ausdrucksrepertoire in Textnachrichten, das unter anderem Elemente aus konzeptioneller Mündlichkeit, Dialektalem, Kindersprachlichem, „gebrochener Sprache“ und Sprachverformung beinhalten und all diese Elemente in gerade mal 160 Zeichen einbinden kann. 60 Schlusswort Schlusswort Es wird oft behauptet, dass das Kommunikationsmedium die Gedanken beeinflusst – auch, dass das Schreibwerkzeug nicht nur den Schreibprozeß und das Schreibprodukt1, sondern auch das damit verbundene Denken verändere2. So trägt die „Technologisierung des Wortes“3 dazu bei, dass nicht mehr gedacht sondern nur noch aufgenommen wird. Wie ja schon Platon sagt: Schrift verleite die Lernenden dazu, „sich nur von außen vermittels fremder Zeichen, nicht aber innerlich sich selbst und unmittelbar (zu) erinnern“4. Aber Schrift schafft auch zu dem Gedachten eine Distanz durch die man sich besser mit dem eigenen Gedachten auseinandersetzen kann. Ein Zusammenhang zwischen Medium und Denkweise ist schwer nachzuweisen, weil andere Medien oft mit anderen kulturellen Bedingungen einhergehen.5 Doch so ganz kann man den Gedanklichen Inhalt nicht von dem Kommunikationsmedium trennen. Schrift in Printmedien erlaubt nur eine lineare Darstellungsweise. Schrift als Kommunikationsmedium hat der Kultur „bestimmte allgemeine Formen aufgeprägt, für die syllogistisches Denken und lineare Kodifizierungen der Realität zwei Beispiele wären“6. Neue Medien erlauben dem entgegen assoziative, mehrdimensionale, hierarchische, netzartige, multimediale Darstellungsweisen. Sie verändern demzufolge lineare Denkstrukturen.7 Mit anderem Denken entsteht eine andere Sprache. Wir sehen uns „einer fortschreitenden Formatierung der Sprache gegenüber (...), einer Festlegung und Vorstrukturierung von Handlungsmöglichkeiten“, während gleichzeitig „aber das Wissen über Sprache durch das Rationalisierungspotential der Technik differenzierter und die individuellen Handlungsmöglichkeiten (...) durch technische Unterstützung potentiell erweitert“ wird.8 Der Wert neuer Medien hängt davon ab, was man mit ihnen tun will und wie man mit ihnen umgeht. „Man kann dummes Zeug sagen und geniales in Computer tippen, schlimme Bücher lesen und bewegende elektronische Botschaften empfangen - und eben auch umgekeh“.9 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Jakobs/Knorr/Molitor-Lübbert McLuhan 1962, Perkins 1985, Bolter Ong 1987 Platon 1958:55=275a vgl. die usbekisch-kirgisische Untersuchung Kurzfassung bei Lurija Gough Theall Weingarten Schmitz, Ulrich 63 Verzeichnis der verwendeten Literatur und Webinhalte Literatur Abel, Jürgen: Cyber Slang. Die Sprache des Internet. Beck: München 1999 Androutsopoulos, Jannis K. und Schmidt, Curly: SMS-Kommunikation: Ethnografische Gattungsanalyse am Beispiel einer Kleingruppe. In: Zeitschrift für angewandte Linguistik, Nr. 36, S. 49-79. Avenarius, Horst: Public Relations. Die Grundform der gesellschaftlichen Kommunikation. Primus: Darmstadt 2000 Beißwenger, Michael (Hrsg.): Chat-Kommunikation. Sprache in synchroner computervermittelter Kommunikation. Stuttgart: ibidem 2001, S. 3-24. Brecht, Bertolt: Der Rundfunk als Kommunikationsapparat. Rede über die Funktion des Rundfunks Diekmannshenke Chat-Kommunikation. in Sprache, Interaktion, synchroner computervermittelter Kommunikation. Stuttgart 2001, 227-254 Dolle-Weinkauff, Bernd: Comic. In: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft. Vol. 1. Berlin/NewYork 1997 Dürscheid, Christa E-Mail - verändert sie das Schreiben? In: Websprache.net. 2005a Fürchtegott Gellert, Christian: Gedanken von einem guten deutschen Briefe, an den Herren F.H.v.W (1742). Gesammelte Schriften Kritische, kommentierte, Ausgabe Band IV: Berlin 1989 Gottsched, Johann Christoph: Von poetischen Sendschreiben oder Briefen. In: Ausgewählte Werke (1751). Sechster Band, zweiter Teil. Berlin, New York, 1973 Gough, Kathleen Gough, Kathleen: Entstehung und Folgen der Schriftkultur (engl.1968). Frankfurt/M.: Suhrkamp, S. 123-145(1986) Hafner, Katie und Lyon, Matthew: Arpa Kadabra oder die Geschichte des Internet. dpunkt: Heidelberg 2000 Haller, Andy: SMS-Messages. Niedernhausen. 2000 65 Holland, Gabriele /Wiest, Georg : Neue Kommunikationsformen in Organisationen: Electronic Mail. Bericht über ein laufendes DFG-Projekt. In: Medienpsychologie. 4, 25-43 (1992) Lenke, Nils / Peter Schmitz: Geschwätz im „Globalen Dorf“ Kommunikation im Internet, Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie (Obst) 1995 Holly, Werner/Biere, Bernd Ulrich Medien im Wandel. Opladen. 1998: Luhmann, Niklas: Höflich, Prof. Dr. Joachim Projekt: Die kommunikative Funktion des Briefes in der telematischen Gesellschaft Universität Erfurt, August 2000 Die Form der Schrift. In: Schrift. Hrsg. von Hans Ulrich Gumbrecht und K. Ludwig Pfeiffer. Munchen, 1993 Lurija, Alexander R. Wissenschaftliche Textproduktion. Mit und ohne Computer. Frankfurt/M. u.a.: Peter Lang (Hg.1995): Romantische Wissenschaft. Forschungen im Grenzbezirk von Seele und Gehirn (russ.1982). Reinbek: Rowohlt (1993) Mackensen, Lutz Die deutsche Sprache in unserer Zeit. Zur Sprachgeschichte des 20. Jahrhunderts. 2. Aufl. Heidelberg: Quelle & Meyer Marshall, McLuhan: Das Medium ist die Botschaft = The medium is the message, Dresden : Philo Fine Arts 2001 Maier, Gunther und Wildberger, Andreas: In 8 Sekunden um die Welt. Kommunikation über das Internet. Addison-Wesley: Bonn 1994 Moser, Hugo: Typen sprachlicher Ökonomie im heutigen Deutsch. Institut für deutsche Sprache Jahrbuch 1970 Düsseldorf Ong, Walter J. Oralität und Literalität. Die Technologisierung des Wortes (amerik.1982). Opladen: Westdeutscher Verlag (1987) Perkins, David N. The fingertip effect: How information-processing technology shapes thinking. In: Educational Researcher 14, No. 6, S. 11-17 (1985) Platon Phaidros (griech.ca.450 v.u.Z.). In: ders.: Sämtliche Werke (Hg. Walter F. Otto, Ernesto Grassi, Gert Plamböck), Bd. 4. Hamburg: Rowohlt (1958) Reid, Elizabeth M. Electropolis: Communication and Community on Internet Relay Chat. Honours Thesis. University Of Melbourne, Department Of History. (1991) Rundkehl, J., Schlobinski, P. und Siever, T.: Sprache und Kommunikation im Internet. Überblick und Analysen. Westdeutscher Verlag: Opladen 1998 Jakobs, Eva-Maria/ Knorr, Dagmar/ Molitor-Lübbert, Sylvie Janich, Nina: Kauffels, Franz-Joachim: Klau, Peter Koch, Peter & Oesterreicher, Wulf: Von Lust und Leid. Metakommunikation in der E-Mail am Beispiel einer universitären Mittelbau-Initiative. In: Ziegler, Arne & Christa Dürscheid (Hrsg.). Kommunikationsform E-Mail. Tübingen. S. 217-243. Moderne Datenkommunikation. Eine strukturierte Einführung. International Thomson Publishing: Bonn 1997 Das Internet - Weltweit vernetzt. Eine praxisnahe Einführung in das größte Computernetzwerk der Welt. Vaterstetten bei München: IWTVerlag (1994) Schriftlichkeit und Sprache. In: Schrift und Schriftlichkeit. Ein interdisziplinäres Handbuch internationaler Forschung. Hrsg. von Hartmut Gunther & Otto Ludwig. Berlin/New York, 1994. S. 587-604. Kolbert-Trill, Dorothea: Das Kurzwort im Deutschen. Reihe Germanistische Linguistik Bd. 149 Tübingen 1994 Koskenniemi, Heikki: Studie zur Idee und Phraseologie des Griechischen Briefes bis 400 n.Christus Helsinki 1956 LANGHAM, Matthew: 66 EMail und News: Weltweite Kommunikation über UUCP, Internet und andere Computernetzwerke. München.1993 67 Rössler, Prof. Dr. Patrick Kommunikationssoziologie und -psychologie Jugendliche und SMS Gebrauchsweisen und Motive Universität Erfurt, August 2000 Wichter, Sigurd: Zur Computerwortschatz-Ausbreitung in der Gemeinsprache. Elemente der vertikalen Sprachgeschichte einer Sache. Frankfurt/M., Bern, New York, Paris. 1991 Schlobinski, Peter: *knuddel–zurueckknuddel–dichganzdollknuddel*. Infektive und Infektivkonstruktionen im Deutschen. In: Zeitschrift für Germanistische Linguistik 29. Wirth, Uwe von hdl bis cu8r Sprache der Kommunikation in den neuen Medien GfdS Gesellschaft für deutsche Sprache Wiesbaden 2006 Schönherr, Hartmut und Tiedemann, Paul: Internet für Germanisten. Eine praxisorientierte Einführung. Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1999 Webinhalte Schmitz, Ulrich Die Maschine als Oberlehrer. In: Diskussion Deutsch 16 (Heft 84), S. 448-453 1985 vgl. www.nua.ie/how_many_online/ Schmitz, Ulrich: E-Mails kommen in die Jahre. Telefonbriefe auf dem Weg zu sprachlicher Normalität. 2002 In: Kommunikationsform E-Mail. Hrsg. von Arne Ziegler & Christa Durscheid. S. 33-56. Teuber Oliver: fasel beschreib erwähn - Der Inflektiv als Wortform des Deutschen. In: Germanistische Linguistik 1998 Theall, Donald F. Beyond the Orality/Literacy Dichotomy: James Joyce and the Pre-History of Cyberspace. (Elektronisch verteilt im Internet: ftp-server wiretap.spies.com (2006) Turkle, Sherry Die Wunschmaschine. Vom Entstehen der Computerkultur (amerik.1984). Reinbek: Rowohlt (1984) Turkle, Sherry: Life on the screen. Identity in the Age of the Internet, New York. Touchstone. Uhlirova: (...) the receiver of an e-mail message is always respected to react. UHLIROVA 1994 Weingarten, Rüdiger Die Verkabelung der Sprache. Grenzen der Technisierung von Kommunikation. Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch Verlag (1989) 68 w&v Online Magazin für Marketing, Werbung, Medien und E-Business, 11.02.2004 Krause, Melanie / Daniela Schwitters http://www.mediensprache.net /de/networx/docs/networx-27.asp Schlobinski, Peter (WWW): http://www.mediensprache.net/networx/ networx-46.pdf wiretap.spies.com (2006) 69