ERCO Lichtbericht 37

Transcription

ERCO Lichtbericht 37
E
Erschienen im April 1991
Daß sich Völkerverständigung
nicht nur auf hoher politischer
Ebene abspielt, beweist der Erfolg
des deutsch-sowjetischen Gemeinschaftsunternehmens Burda
Moden. Seit 1987 erscheint eine
russische Ausgabe der Zeitschrift; im April 1990 wurde in
Moskau ein neues Beratungszentrum eröffnet, in dem auch die in
der Sowjetunion sehr beliebte
Fernsehsendung „Burda Moden
empfiehlt“ produziert wird. Fast
wie auf Raffaels berühmtem
Gemälde „Die drei Grazien“
posieren russische Models vor der
Kamera. Auch sie mögen Anmut,
Frohsinn und Schönheit symbolisieren. Doch in erster Linie vermitteln sie ein Stück „westliche
Lebensqualität“.
Lichtbericht 37
Inhalt
Zu diesem Heft
Des Ostens neue Kleider?
Burda Moden, Moskau
Die einsame Spitze
Bank of China, Hongkong
Ein Ankerplatz für Feinschmecker
La Flottille, Meulan-Hardricourt
Werkzeug Licht
Kompakte Lichtflut
Zwei Zoll: kleiner gemeinsamer
Nenner
Wo die Arbeit im Museum steht.
Landesmuseum für Technik und
Arbeit, Mannheim
St. James´s Church, London
St. Anne‘s Church, Kew
Küchen für gute Küche
Bulthaup, London
Schlußlichte
Zu diesem Heft
1
2-5
6-9
10-11
12-13
14-15
16-17
18-23
24-25
26-27
28-31
32-33
Fotos:
Frieder Blickle (14-17, 24-31, 32), Lars Christ (32), Helmut
Claus (1), Axel Gnad (33), Andreas Horlitz (12-13, 18-23),
Michael Kerstgens (10-11), Ian Lambot (6-9), Thomas Millutat
(U1, 2-5 ), Michael Wolf (16, U4)
© 1991 ERCO
Printed in Germany, Druckhaus Maack GmbH & Co. KG, W-5880
Lüdenscheid, 6379104
Graue Eintönigkeit, das ist die vorherrschende Erinnerung vieler Ostblockbesucher nach
ihrer Rückkehr. Das Fehlen jeglicher Konsumkultur, die wir im Westen bei uns so häufig
kritisieren, verrottende Fassaden, schlechte
Straßen und die durch die Sorgen des Alltags
bedrückten Menschen produzieren dieses
Gefühl eines alles beherrschenden Graus.
Umgekehrt geht es den Besuchern aus dem
Osten, die den Westen ungeheuer farbig und
bunt empfinden. Bunte Republik statt Bundesrepublik, so formulieren es die Bewohner
der ehemaligen DDR.
Doch seit einiger Zeit kann man ein Stück
Buntheit in Moskau ausmachen. Der Burda
Verlag eröffnete in Moskau vor einiger Zeit
seine Büros, richtete sie westlich bunt ein,
leuchtete sie dramatisch aus, mit Eclipse
Strahlern, die an Gantry- Trägern hängen.
Burda vermittelt ein Stück westliches
Modebewußtsein, indem der Verlag für den
sowjetischen Markt eine Modezeitschrift
produziert sowie Videoprogramme, die im
Fernsehen gezeigt werden. Der Erfolg dieses
Unternehmens ist beachtlich. Wahrscheinlich
wird in ihm ein Stück Hoffnung auf mehr
Individualität gesehen.
Von Hoffnungen ganz anderer Art lebt der
Bankenplatz Hongkong. Hier, wo man mit
Sorge auf das Übernahmedatum durch China
blickt, wird nach wie vor und ständig in drei
Schichten gebaut, und die Bauherren sind
nicht nur westlich orientierte Kapitalisten,
sondern auch rotchinesische Kommunisten.
Ein neues Wahrzeichen rotchinesischer Bauherrenpräsenz wurde mit der Fertigstellung
der Bank of China gesetzt. Der Architekt I. M.
Pei aus New York, chinesischer Abstammung,
Lichtbericht-Lesern durch den Bau der Pyramide des Louvre bekannt, hat das wie ein
großes Prisma wirkende Gebäude entworfen.
Der Lichtplaner Paul Marantz, ebenfalls aus
New York und Partner des Büros Jules Fisher
& Paul Marantz, machte die Lichtplanung.
ERCO lieferte die Downlights, Wallwasher
und Strahler und hat damit der langen Kette
großer Projekte in Hongkong ein weiteres
hinzufügen können.
Leider haben kommunistische Bauherren
eine Abneigung gegen Fotografie, so daß nur
ein relativ kleiner Teil des Gebäudes vorgestellt werden kann, nämlich der, der dem
Publikumsverkehr zugänglich ist. Doch auch
dieser Teil ist interessant genug, um einen
Blick darauf zu werfen.
Licht als Informationswerkzeug ist der
Arbeitstitel einer Fotoserie des Fotografen
Andreas Horlitz. In loser Folge werden wir im
Lichtbericht Arbeiten von ihm veröffentlichen. Horlitz dokumentiert mit seinen Fotos,
wieweit Licht in unserer Arbeitswelt Arbeitsinstrument geworden ist und nicht nur der
Beleuchtung, sondern auch der Information
dient.
Wie sich unsere Arbeitswelt verändert hat,
wie sie überhaupt einmal ausgesehen hat,
wird in einem neu gebauten Museum in
Mannheim dokumentiert. Das Landesmuseum für Technik und Arbeit wurde von
der Architektin Ingeborg Kuhler entworfen.
Auf schrägen Rampen durchlaufen die Besu-
cher die letzten 250 Jahre Technikgeschichte,
sehen mit einer gewissen Rührung alte Produkte und betrachten aus einer Mischung
von Nostalgie und Mitleid die Arbeitsplätze
ihrer Väter, Großväter und Urgroßväter.
Edgar Schlaefle, Lichtplaner und Elektroplaner aus Konstanz, hat einfühlsam die nachgebauten Werkshallen, Produktionseinheiten, Produkte und Dokumente ins rechte
Licht gerückt. Das Museum ist nach dem
Deutschen Museum in München damit wohl
das zweitgrößte Museum für Industriegeschichte.
Relighting, gemeint ist damit neues Licht
in bestehenden Gebäuden, wird an zwei Kirchenbauten in London gezeigt. Die Lichtplaner von ERCO London unter der Führung von
Mark Rowling waren verantwortlich für diese
beiden Projekte, die sich in ihrer Architektur
stark voneinander unterscheiden. Und da wir
gerade schon in London sind, soll auch der
Verkaufsraum des Küchenherstellers Bulthaup vorgestellt werden. Bulthaup gehört
innerhalb der deutschen Küchenhersteller zu
den Marktführern in der Spitzenklasse. Er
lebt von der Erkenntnis, daß gute Küche gute
Küchen braucht, und gute Küchen setzen
eine qualifizierte Küchenplanung voraus.
Küchenplanung und Küchenberatung sind
die beiden Schwerpunktakzente, die in dieser
Niederlassung in London gesetzt werden.
Der nächste Lichtbericht wird wohl wieder
ein Schwerpunktheft sein. Die britische
Königin hat im März 1991 den Flughafen
Stansted eröffnet. Stansted Airport, dessen
Architekt Sir Norman Foster ist, stellt das
zweitgrößte Leuchtenprojekt dar, das bis
jetzt von ERCO realisiert wurde. Das gleiche
Team, das bei der Hongkong and Shanghai
Bank zusammengearbeitet hat, nämlich das
Büro Norman Foster, das Lichtplanungsbüro
Claude Engle und ERCO, hat auch an diesem
Gebäude zusammen das Licht entwickelt.
Wie das Ganze aussieht, wird in der nächsten
Ausgabe gezeigt.
Bis zum nächsten Heft
Klaus J. Maack
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scheut. Sie hat ihr Interesse an Mode und den
schönen Dingen des Lebens nie versteckt und
sich damit von der Vorstellung gelöst, daß die
emanzipierte sowjetische Frau den „Firlefanz“
von Mode und Kosmetik nicht benötige. Mit
der nominellen Gleichberechtigung der Frau
während der Oktoberrevolution war dieses
Kapitel für die Kader der Kommunistischen
Partei abgeschlossen. Heute ist es anders;
Frauen fordern mehr als nur die Erfüllung ihrer
Pflichten in Haushalt, Familie und Beruf.
Deshalb ist die sowjetische Ausgabe der
Zeitschrift „Burda Moden“ so erfolgreich auf
dem sowjetischen Markt. Im März 1987 wurde
diese Premiere mit einem rauschenden Fest
und einer Modenschau in dem berühmten
Säulensaal des Moskauer Gewerk-schaftshauses gefeiert. Anwesend war neben Raissa Gorbatschowa auch die Verlegerin Aenne Burda,
die in ihrer Rede sagte: „Das ist die Kulmination in meiner Verlagstätigkeit, die wichtigste
Premiere meines Lebens“. Aufgrund dieses
großen Erfolges wurde im Januar 1988 das
deutsch-sowjetische Gemeinschaftsunternehmen Burda Moden gegründet. Einige
Daten: Die Gründungsmitglieder sind neben
dem Außenhandelsverlag „Vneschtorgisdat“,
der Offenburger Aenne Burda Verlag und die
Ferrostahl AG aus Essen. Die Auflage der russischen Ausgabe betrug zunächst über eine
Million Exemplare; im Moment sind es aufgrund der immensen politischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten in der UdSSR
nur rund 100000 Exemplare. Die Übersetzung, die Redaktion und die Vorbereitung
Des Ostens neue Kleider?
Burda Moden, Moskau
Innenarchitekt: Sergej Kisselew, Moskau
Lichtplanung: Klaus-Dieter Bastian, Essen,
in Zusammenarbeit mit ERCO
Ein ungewöhnliches Bild: Vor einem Gebäude
mitten in Moskau, das sich auch durch seine
aufwendige Restaurierung von seiner Umgebung absetzt, parken westliche, vor allem
deutsche Limousinen. Darüber hinaus sind
auf der Straße Parkboxen markiert - auch das
ist in der sowjetischen Hauptstadt sonst
nicht üblich. Das Gebäude an der Puschnechnaja Straße ist das im April 1990 eröffnete
Moskauer Beratungszentrum von Burda
Moden und liegt im historischen Zentrum
Moskaus in unmittelbarer Nachbarschaft des
Kremls, des Bolschoi Theaters und der großen
Kaufhäuser.
Burda Moden in Moskau - scheinbar ein
Anachronismus. Die Sowjetbürger leiden
unter einer katastrophalen Versorgungslage,
und auf der anderen Seite verkauft ein
deutsch-sowjetisches Gemeinschaftsunternehmen Mode. Aber gehört nicht über die
Sicherung der täglichen Nahrung hinaus auch
das „sich Schmücken“ zu unseren Grundbedürfnissen? Der Mensch fühlt sich nur wohl,
wenn er seine Kleidung - seine zweite Haut als seiner Persönlichkeit angemessen empfindet. Den sowjetischen Frauen ist es oftmals
nicht möglich, dieses zweite Grundbedürfnis
zu befriedigen. Die Textilindustrie des Landes
stellt zwar Kleidung her, aber keine, die die
Frauen gerne tragen. Außerdem funktionieren
Wirtschaft und Vertrieb bekanntermaßen so
schlecht, daß die Kleiderregale in den Geschäften meistens leer sind.
Im Zuge der Perestroika und der damit verbundenen Öffnung des Landes zum Westen
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witterten schon einige Modefirmen einen
schier unerschöpflichen Markt für den Absatz ihrer Produkte. So kann man in Moskau
Kostüme von Dior und Chanel und Kosmetik
von Estée Lauder kaufen; aber zu welchen
Preisen! Da schon kaum eine westliche Frau
sich den Luxus eines Dior-Modells zu gönnen
vermag, um wieviel weniger kann eine sowjetische Frau sich ihn leisten.
Der Aenne Burda Verlag dagegen hat genau
diese Marktlücke, etwas anzubieten, das für
Verspieltes Memphis und technische Konstruktion: Die von der Decke abgehängten
Gantry- Strukturen ermöglichen eine flexible
Beleuchtung. Die Eclipse Strahler setzen
Lichtakzente auf die von Schaufensterpuppen präsentierten Burda-Modelle.
eine größere Anzahl Frauen erschwinglich ist
und ihnen vielleicht den alltäglichen Überlebenskampf erleichtert, gesehen und reagiert.
Seit 1987 erscheint eine russische Ausgabe
der Zeitschrift „Burda Moden“, zunächst
viermal, dann sechsmal jährlich und inzwischen monatlich.
Das Erscheinen einer westlichen Modezeitschrift in der UdSSR wurde sicherlich auch
durch die Wandlung des Frauenbildes in der
Ära Gorbatschow möglich, und seine Frau
Raissa Maksimowa Gorbatschowa hat diese
Veränderung entscheidend beeinflußt. Es ist
das erste Mal, daß die Sowjetunion neben
dem Staatsoberhaupt auch eine First Lady
hat, die nicht respektvoll im Hintergrund
bleibt, sondern kraft ihrer Persönlichkeit eine
aktive Rolle spielt. Sie hat - im Gegensatz zu
ihren Vorgängerinnen - ihren Mann auf Auslandsreisen begleitet und auch die Konkurrenz mit der ehemaligen First Lady der Vereinigten Staaten, Nancy Reagan, um die
Sympathie der Weltöffentlichkeit nicht ge-
zum Druck finden in Moskau statt. Gedruckt
wird zur Zeit noch in Offenburg, aber für die
Zukunft ist eine eigene Druckerei geplant,
die den qualitativen Ansprüchen des Verlages
genügen kann.
Doch wie erklärt sich der Erfolg von Burda
in der Sowjetunion, denn die Zeitschrift ist
für russische Verhältnisse recht teuer. Sie
kann entweder gegen Devisen bezogen werden -zu dem Preis von DM 6,- wie in Deutschland - oder gegen Rubel. Wegen der ständi-
Die Varipoll Lichtstrukturen sind mit auf 3O°
abgeblendeten, hochglänzend eloxierten
Darklight-Reflektoren abgeschirmt und bieten dadurch eine blendfreie Beleuchtung, die
besonders für die Arbeit am Bildschirm wichtig ist.
gen Kursschwankungen des Rubels bewegt
sich der Preis zwischen 5 und 15 Rubel. Für
den sowjetischen Durchschnittsverdiener ist
das viel Geld. In vielen Betrieben, die Außenhandelsbeziehungen pflegen und dadurch
ein Devisenkonto haben, abonnieren die
Gewerkschaften „Burda Moden“ als Service
für die Mitarbeiterinnen. Wie begehrt die
Zeitschrift ist, zeigt sich auch daran, daß einzelne Schnittmuster lose unter der Hand verkauft werden.
Der eigentliche Grund für den Erfolg liegt
jedoch in der inhaltlichen Gestaltung. Die
meisten redaktionellen Themen zu Handarbeiten, Kochen und die Schnittmuster werden zwar von der deutschen Ausgabe übernommen, aber die Moskauer Redaktion
ändert die Tips, Rezepte und Handarbeitsanleitungen gegebenenfalls, um sie sowjetischen Verhältnissen anzupassen. Das bedeutet, daß bei Schnittmustern auf Materialien verzichtet wird, die in der Sowjetunion
sowieso nicht zu bekommen sind. Und ein
Täglich kommen Frauen in das Beratungszentrum, um Tips für die Anfertigung der
Burda-Muster zu bekommen. Hier erklärt die
Textilingenieurin Ludmilla Gridnewa einer
Kundin eine Strickanleitung.
Im Showroom informieren sich Moskauer
Frauen über neue Schnittmuster und Handarbeitsanleitungen. Sie können hierzu den
Schnittmustern auch das Material in der zur
Anfertigung entsprechenden Menge samt
Knöpfen und Reißverschlüssen kaufen.
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französisches Kochrezept mit ausgefallenen
Fleisch- oder Gemüsesorten hilft der Moskauer Hausfrau auch nicht bei der Überlegung weiter, wie sie mit einfachen Mitteln
das alltägliche Kartoffelgericht schmackhafter machen kann. Ein ganz wichtiges Element
der Arbeit von Burda sind in diesem Zusammenhang die Beratungszentren, die es in verschiedenen Städten von Kiew bis Wladiwostok gibt.
Das Gebäude des Moskauer Beratungszentrums, Anfang des 19. Jahrhunderts als
Wohnhaus eines reichen Kaufmanns namens
Karasin errichtet, gehörte später den Gründern der Moskauer Teehandelsgesellschaft,
den Brüdern Popow. Sie begannen 1873 mit
der Umgestaltung des Hauses. Erdgeschoß
und erster Stock waren Geschäftsräume, der
zweite Stock wurde als Wohnraum genutzt.
Die Fassade zeigt mit ihren Verzierungen und
Türmchen im Zuckerbäckerstil folkloristische
Einflüsse russischer Prägung. Die Innenausstattung zeugte von dem Reichtum der Familie Popow: reiche Stuckverzierungen, teure
Spiegel und verglaste Galerien. Als das
Gebäude für Burda ausgewählt wurde, übernahm das Unternehmen die Verpflichtung, es
vollständig zu renovieren, aber dabei die
historische Architektur zu erhalten. Nach für
sowjetische Verhältnisse kurzer Bauzeit
konnte das Beratungszentrum in der Puschnechnaja Straße eröffnet werden. Im unteren
Bereich befinden sich die Räumlichkeiten von
Burda. Die oberen Stockwerke werden noch
von einer wissenschaftlich-technischen
Bibliothek genutzt. Seit 18 Jahren wird am
Stadtrand von Moskau an einem Neubau für
die Bibliothek gebaut - man sagt wohl besser
gebastelt. Falls der Bau irgendwann einmal
fertig wird, möchte Burda das Haus in der
Puschnechnaja Straße erwerben und ganz für
seine Zwecke nutzen. In dem Gebäude befinden sich die Büros, ein Showroom und ein
Saal für Veranstaltungen. Der Bürobereich ist
ein großer Raum, der einerseits durch die vorhandene Struktur der Rundbögen und andererseits durch Stellwände gegliedert ist.
In der Redaktion arbeitet Michail Leschnew
mit drei bis vier Mitarbeitern an der Übersetzung der deutschen Ausgabe, und dort werden auch eigene Texte z. B. zu den Themen
Ernährung, Kindererziehung und Kosmetik
verfaßt. Alle anfallenden Redaktions- und
Büroarbeiten werden am Computer erledigt.
Anders könnte man die täglich eingehende
Flut von Anfragen und Anmeldungen zu
Nähwettbewerben gar nicht bewältigen.
In dem Showroom, auch Salon genannt,
finden kleinere Veranstaltungen statt, bei
denen von Ludmilla Gridnewa angefertigte
Burda Modelle präsentiert werden oder Frauen sich zu Materialien und Handarbeitstechniken von Frau Gridnewa beraten lassen
können. In einer Leseecke liegen Zeitschriften mit Schnittmustern aus, ein Arbeitsbereich lädt zum Handarbeiten ein, und hier
können Besucher auch direkt Zeitschriften
und Handarbeitsmaterial kaufen. Um dem
Raum farbige Akzente zu geben und ihn
nicht eintönig wirken zu lassen, ist die runde
Theke in der Mitte des Raumes von einem
bunten Portal im Memphis-Stil eingerahmt.
Memphis steht hier für die Farbigkeit der
westlichen Welt und für alles, was damit
zusammenhängt:Kapitalismus, Mode, Eigenwilligkeit, Individualismus.
Im Zuge der Neugestaltung des Gebäudes
wurde auch eine neue Beleuchtung installiert. Im Salon sorgen ERCO Eclipse Strahler,
bestückt mit Niedervolt-Halogenlampen und
an Gantry Stromschienen-Gitterträger mon-
tiert, für eine effektvolle Beleuchtung. Teilweise sind die Eclipse Strahler mit Blendschutzklappen oder Skulpturenlinsen ausgerüstet, um bestimmte Bereiche gezielt
auszuleuchten. In dem Bürobereich wurde
das System Varipoll für Direktbeleuchtung,
bestückt mit Leuchtstofflampen, installiert.
In der Sowjetunion sehr beliebt ist die Sendung „Burda Moden empfiehlt“, die in der
Puschnechnaja Straße produziert wird. Seit
März 1990 wird die rund halbstündige Sendung alle zwei Wochen samstags vormittags
- zur besten Sendezeit - im zentralen Unionsfernsehen ausgestrahlt. „Burda Moden
empfiehlt“ erreicht also alle Frauen in der
UdSSR, von Minsk bis Wladiwostok und von
Norilsk bis Alma-Ata - soweit ein Fernseher
vorhanden ist. Die Moderatorin ist die im
ganzen Land bekannte Fernsehansagerin
Marina Krainjaja. Zu den verschiedensten
Themen, die Frauen interessieren, werden
Informationen und Tips gegeben. So
beschäftigte man sich in einer Folge mit Kosmetik. Die professionelle Kosmetikerin Galina
Ledina wurde eingeladen, die wirklich
anwendbare Tips gab. Ein Beispiel: Da es
kaum Handcreme zu kaufen gibt, empfahl die
Kosmetikerin, Speiseöl zu kochen und nach
dem Erkalten damit die Hände einzureiben.
Nach dem Kochen rieche das Öl nicht mehr
unangenehm und habe die gleiche Wirkung
wie eine Handcreme.
In „Burda Moden empfiehlt“ werden auch
neue Modelle aus den Zeitschriften vorgestellt. In dem großen Veranstaltungssaal, in
Die Dreharbeiten zu, „Burda Moden empfiehlt“ finden teilweise im Showroom statt.
Die Sendung wird in der gesamten Sowjetunion ausgestrahlt und erreicht durch die
günstige Sendezeit am Samstagvormittag
auch die berufstätigen Frauen.
dem auch ein Laufsteg aufgebaut ist, präsentieren russische Models die Pullover, deren
Strickanleitung bei Burda Moskau bestellt
werden kann. Die Models, oft keine Profis,
verdienen 15 Rubel in der Stunde. Im Vergleich
zu westlichen Löhnen ist das sehr wenig,
aber in Relation zu sowjetischen Verdienstmöglichkeiten eine traumhafte Bezahlung.
So verdient beispielsweise ein Akademiker
ungefähr fünf Rubel in der Stunde. Die Dreharbeiten verlaufen ansonsten wie in jedem
Den Durchbruch in der Sowjetunion schaffte
Burda sicherlich durch das Konzept, etwas
anzubieten, was für die Frauen erstens machbar ist und sie sich zweitens auch leisten können. Darüber hinaus ist das Engagement einerwestlichen Zeitschrift im Osten auch als
ein Akt der Annäherung zwischen Ost und
Westzu verstehen. Völkerverständigung
spielt sich nämlich nicht nur auf hoher politischer und diplomatischer Ebene ab.
Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher gratulierte Aenne Burda anläßlich des
ersten Erscheinens derrussischen Ausgabe
mit den Worten: „Sie haben mehr geleistet
als drei Botschafter zuvor.“
MB
Die Pullovermodelle von Burda bieten etwas
für jeden Geschmack, ob man nun einfarbig
oder bunt oder ob man die Kombination verschiedener Materialien bevorzugt. Auch gibt
es Strickanleitungen jeglichen Schwierigkeitsgrades, so daß die Frauen ihrem Können
entsprechend handarbeiten können.
westlichen Studio: Kameras und Scheinwerfer werden in Position gebracht, Mannequins
probieren Pullover an und werden
geschminkt. Nach vielen prüfenden Blicken
in den Spiegel und einigen Probedurchläufen
wird gedreht.
Später, wenn die Sendung im Fernsehen
gelaufen ist, kann man den Erfolg der Burda
Modelle daran ablesen, wieviel Wolle und
Handarbeitsanleitungen für die Pullover
bestellt werden.
Die nächste Kameraeinstellung wird besprochen, und die Models erhalten Anweisung, in
welcher Formation sie den Laufsteg ablaufen
sollen.
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Die einsame Spitze
Bank of China, Hongkong
Architekt: I. M. Pei, New York
Lichtplanung: Büro Jules Fisher&
Paul Marantz, New York
Nicht das erste große ERCO Projekt in Hongkong: die Bank of China. Schon die Beleuchtung des benachbarten Bond Centre, der
Hongkong and Shanghai Bank sowie des
neuen Grand Hyatt Hotels stammt aus
Lüdenscheid.
Im alten Ägypten wurden einst Macht und
Einfluß an der Größe und Ausschmückung
der Pyramiden gemessen. Heute äußert sich
der Kampf um den Vorrang zweier Kreditinstitute in Hongkong durch die Größe ihrer
Bürotürme.
Mit 314 Metern Höhe und 72 Etagen ist die
Bank of China das höchste je gebaute Gebäude außerhalb der Vereinigten Staaten und
damit ein Rekordbrecher in Südostasien. Die
öffentlichen Meinungen über dieses Bauwerk
reichen von intellektueller Eleganz bis zu
„vollkommen brutal zur Umwelt“. Alle sie
umgebenden Bauten wirken durch dieses
Hochhaus klein. Selbst Fosters Hongkong and
Shanghai Bank mit nur 179 Metern Höhe
liegt der Bank of China zu Füßen. Die Bank of
China überragt damit ihre Erzrivalin um stolze 135 Meter und bekundet dadurch die
zukünftige Führungsrolle als Noten- und
Zentralbank Hongkongs, vor allem aber den
Herrschaftsanspruch der Volksrepublik China
über die britische Kronkolonie lange vor
deren offizieller Übergabe an die Pekinger
Regierung am 1. Juli 1997.
Ein nicht ganz neuer Zug in Hongkong, um
den Konkurrenten zu überrunden: Bereits
Ende der 40er Jahre hatte Mao Tse Tung verfügt, dem 1950 fertiggestellten Art Deco
Gebäude der Bank of China ein Dachgeschoß
hinzuzufügen, damit dieses wenigstens ein
bißchen höher würde als der Hauptsitz der
Hongkong and Shanghai Bank.
Für den Architekten I. M. Pei liegt der Grund,
derart hoch zu bauen, in der Lage und dem
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Zuschnitt des zur Verfügung stehenden
Grundstücks. Die starke Einengung der Fläche
durch Hauptverkehrsstraßen und ein Gewirr
von Straßenbrücken zwangen Pei dazu, mit
seiner Architektur in die Höhe zu gehen.
Von Anfang an hatte der Bau der Bank of
China eine kritische Presse. Kummer macht
vielen Chinesen die eigenwillige Form, nämlich
das Dreieck als Grundmuster sowie seine
streng geometrische Konstruktion mit vielen
spitzen Winkeln und scharfen Kanten. Ihre
Überzeugung sagt ihnen, Lage und Gestalt des
Gebäudes hätten ein schlechtes „Fengshui“.
Fengshui, ein Grundelement der chinesischen
Naturphilosophie, ist laut Encyclopedia Sinica
„die Kunst, die Behausungen der Lebenden und
Toten so zu arrangieren, daß sie mit den Strömungen des kosmischen Atems harmonieren“.
Der Glaube an das Fengshui ist in Hongkong
tief verwurzelt. Günstiges Fengshui, davon
sind traditionsbewußte Chinesen überzeugt,
sorgt für geschäftlichen Erfolg, Gesundheit
und privates Glück; bei schlechtem Fengshui
hingegen drohen sinkende Umsätze, Krankheit
und Bankrott - ein Omen für die rot-chinesische Übernahme Hongkongs 1997?
Auf Grund seiner streng geometrischen
Konstruktion wird der Neubau der größten
Bank Chinas in Hongkong für alle möglichen
Mißgeschicke und Unglücke verantwortlich
gemacht. Kanten und Winkel wirken für die
Fengshui- Anhänger wie Messer und Pfeile.
Sie gefährden Wohlbefinden und Wohlstand
derer, auf die sie deuten. Betroffen davon
sind die Hongkong and Shanghai Bank, das
Hilton Hotel und die umliegenden Bürohochhäuser.
Das architektonische Grundmuster des
Bauwerks ist ein durch seine Diagonalen in
vier rechtwinklige Dreiecke geteiltes Quadrat
mit 52 Metern Seitenlänge. Ein aus diesem
Quadrat zusammengesetzter Würfel, der sich
über dem fünften Stock erhebt, bildet das
unterste von fünf je 13 Etagen hohen Modulen. Der schlanke Turm aus Glas und Stahl
steht aber nicht nur auf einem in Dreiecke
unterteilten Grundriß, auch Gebäudekörper
und Fassade sind in Dreiecken und Pyramiden verschachtelt. Die horizontalen Verstrebungen des Wolkenkratzers wurden hinter
der Glasfront versteckt. Dadurch erscheint
der Bau wie ein Turm übereinanderliegender
Diamanten.
Bei der äußeren Gestalt hat Pei sich von
organischen Strukturen inspirieren lassen.
Seiner Aussage nach ist sie eine Metapher für
Bambus, der in der chinesischen Tradition,
Seine Höhe macht ihn zu einem Wahrzeichen, seine Materialien zu einem kristallinen
Gefüge voller Eleganz und Leichtigkeit. Der
Büroturm der Bank of China überragt mit
seinen 314 Metern Höhe alle anderen
Gebäude Hongkongs um Längen.
begründet durch seine Schnellwüchsigkeit,
Flexibilität und Härte, als Symbol für schnelles Wachstum, Durchsetzungsvermögen und
Stärke gilt. Die Basis des Turms ist aus Granit,
der den Eingang vor direkten Blicken von
außen sowie vor Straßenlärm schützt. Ein
Wunsch des Bankdirektors, der der Ansicht
ist, eine Bank müsse sicher aussehen. Dieser
die ersten fünf Geschosse einnehmende
Sockel erinnert an die chinesische Mauer: ein
Bollwerk gegen die Barbaren. Zwar wird mit
dem verwendeten hellgrauen Granit eine
farbliche Harmonie mit den übrigen Aluminium- und Glasflächen erreicht, im übrigen bildet der Sockel aber einen Kontrast zur geometrischen Gesamtstruktur des Baus.
Während der Turm sich durch schlichte,
gleichmäßige Eleganz auszeichnet, ist der
Sockelbereich stark eingeteilt und untergliedert. Die beiden Gebäudeteile bilden somit
einen extremen Gegensatz.
Die spiegelnde Glasverkleidung oberhalb
des Granitsockels wird durch die über 13
Stockwerke reichenden X-Verstrebungen
bestimmt. Pei hatte darauf bestanden, daß die
Fassade den Eindruck erweckt, als träfen sich
die Trasse exakt an den äußeren Kanten des
Gebäudes, was sie aber nicht wirklich tun. Die
Aluminium-Verkleidung täuscht dies nur vor.
Obwohl riesige X-förmige Rahmen zur Aussteifung von Hochbauten bereits in den späten
60er Jahren entwickelt wurden, sind die bei
der Bank of China verwendeten Techniken
beeindruckend und neu. Wie bei einem Bambusrohr wird das Gewicht des Gebäudes nicht
von Stützen im Innern getragen: Der Mittelpunkt des zweiten Moduls bildet die Basis eines zentralen, bis zur Spitze des Baus reichenden fünften Pfeilers, der die vertikale Last über
Diagonalverstrebungen nach außen leitet.
Die Konstruktion zieht allerdings im
Innenraum der Bank extrem viele spitze Winkel nach sich. Durch den Wegfall vertikaler
Stützinstrumente ist der Raum zwar flexibel
aufteilbar - über der Schalterhalle befindet
sich ein großzügiges atemberaubendes Atrium mit einer freien Spannweite von 48
Metern -‚doch riesige Betonstreben durchbohren das Gebäude diagonal. Räume, die
sich in der Nähe solcher Streben und Trasse
befinden, sind kaum nutzbar.
Edle Materialien beherrschen den Innenraum, zumindest im Empfangsbereich. Ein
schwarzer Marmorboden steht hellgrauen
sowie hell und dunkel gestreiften Granitwänden gegenüber. Erste Probleme gab es bereits
beim Bau der Fundamente. Das asymmetrische
Design hatte eine extrem ungleichmäßige
Belastung der einzelnen Eckpfeiler zur Folge.
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Die Eingangshalle wird von glanzvoller Geometrie bestimmt. Edler Stein wie Granit und
Marmor prägt das Bild. Die Verwendung van
Downlights verhindert die Ablenkung von
der Architektur.
Hinzu kamen die enormen seitlich wirkenden
Kräfte in Form von Taifunen. Die Statik des
Gebäudes ist berechnet für Windgeschwindigkeiten bis zu 230 Stundenkilometern. Der
Wolkenkratzer wurde etwa so tief in der Erde
verankert, wie das benachbarte Hilton-Hotel
hoch ist. Obwohl der Kostenrahmen von 1,1
Milliarden Hongkong Dollar nicht eingehalten werden konnte und auf 1,7 Milliarden
Hongkong Dollarstieg (218 Millionen USDollar), sind die Gesamtkosten relativ gering,
verglichen mit den 5,2 Milliarden Hongkong
Dollar (670 Millionen US-Dollar), die die
Hongkong and Shanghai Banking Corporation für den Neubau ihrer Hauptverwaltung
hinblätterte.
Nicht zuletzt auf Grund seiner chinesischen Herkunft erteilte die Bank of China
den Auftrag zum Bau ihres Renommiergebäudes dem New Yorker Architekten Pei,
ohne überhaupt einen Wettbewerb auszuschreiben. Hinzu kommt die Tatsache, daß Pei
der Sohn eines ehemaligen Direktors der Filiale
der Bank of China in Hongkong ist. In der
Finanzwelt Chinas war also schon Peis Vater
kein Unbekannter. Ohnehin werden nach
altchinesicher Tradition lukrative Aufträge
möglichst innerhalb der Familie vergeben.
Pei selbst emigrierte bereits mit 18 Jahren in
die Vereinigten Staaten, wo er von 1936 an am
Massachusetts Institut of Technology, anschließend unter Walter Gropius und Marcel
Breuer an der Graduate School of Design der
Harvard University Architektur studierte. 1955
gründete er das Architekturbüro I. M. Pei &
An ein Kirchenschiff erinnert dieser Gang zu
den Rolltreppen. Uplights beleuchten den
Rundbogen, der dadurch optisch noch unterstützt wird. Die Verkehrsfläche ist damit
indirekt beleuchtet.
Partners in New York. Der Bank of China gingen zahlreiche andere Großprojekte voraus,
wie die John- F. - Kennedy -GedächtnisBibliothek bei Boston, der Ostflügel der
National Gallery of Art in Washington sowie
die Glaspyramide und der neue Eingang des
Grand Louvre in Paris.
Wie schon bei diesem letzten Projekt
Grand Louvre entschloß sich Pei erneut dazu,
die Beleuchtungsfrage der Bank of China mit
ERCO zu lösen. Nicht das erste große ERCO
Projekt in Hongkong. Schon die Beleuchtung
des benachbarten Bond Centre, der Hongkong and Shanghai Bank sowie des neuen
Grand Hyatt Hotels stammt aus Lüdenscheid.
Kein Neuland also, sondern vielmehr Terrain,
auf dem ERCO sich bereits durch andere Projekte etabliert hat. Für die Lichtplanung
zeichnet das Büro Jules Fisher & Paul Marantz
aus New York verantwortlich. Zurückhaltung
und Schlichtheit bei der Beleuchtung werden
vor allem im Empfangsbereich und in der
Schalterhalle deutlich. Downlights, Einbau-
ausschließlich um Sonderanfertigungen. Auf
dekorative Leuchten und Schmuckelemente
ist weitestgehend verzichtet worden. Lediglich einige Wandeinbauleuchten mit einer
dekorativen Glasabdeckung und bestückt mit
A-Lampen kennzeichnen sowohl im Innenals auch im Außenbereich verschiedene Laufzonen. ERCO Notleuchten zeigen die Fluchtwege. Optec- Niedervoltstrahler, bestückt
mit Multimirrorlampen, sorgen für die
Akzentbeleuchtung in markanten Flurbereichen und Kommunikationszonen. Lichtakzente heben Kaffeetische, Blumenarrangements und Pflanzen hervor.
MG
Schrägaussteifungen bestimmen dos
Erscheinungsbild des Gebäudes, außen wie
innen.Optec- Niedervoltstrahler, plaziert on
denHorizontalverstrebungen, sorgen für eine
Akzentbeleuchtung in markanten Bereichen.
Richtstrahler und Downlight- Wandfluter,
bestückt mit PAR 56 Lampen, erfüllen unterschiedlichste Aufgaben, obwohl sie optisch
gleich aussehen. Ihr schlichter, zurückhaltender Charakter verhindert eine Ablenkung von
der Architektur des Innenraums. Die Downlight- Wandfluter sorgen für eine gleichmäßige Aufhellung der Wände, mit den Downlights
und Richtstrahlern wird eine angenehme Allgemeinbeleuchtung geschaffen. Bei den eingesetzten ERCO Leuchten handelt es sich
Das Lichtplanungsbüro Fisher & Marantz aus
New York hat weitgehend auf eine dekorative Beleuchtung und Schmuckelemente
verzichtet.
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Eine attraktive Speisekarte zu attraktiven
Preisen: Menüs werden schon für 125,- Francs angeboten. Genießer à la carte müssen
etwas mehr zahlen.
Ein Ankerplatz
für Feinschmecker
La Flottille, Meulan-Hardricourt
Architekten:Yonel Lebovici und
Jean Pierre Vitrac, Paris
Lichtplanung: ERCO Paris
Der Fabrikant Yvon Paullain zählt u. a. Chanel,
Dior, Yves Saint Laurent und Lancôme zu seinen Kunden. Mit rund 400 Beschäftigten ist
sein Unternehmen führend auf dem europäischen Markt. Mehr oder weniger als Hobby
betreibt er das,, La Flottille“. Und dazu nach
zwei Seine-Boote.
Die Art der Beleuchtung beeinflußt die
Atmosphäre entscheidend. Deckenbündig
eingebaute Downlights schaffen eine notwendige Allgemeinbeleuchtung. Bestückt
mit Niedervolt-Halogenlampen dienen sie
darüber hinaus zur Akzentuierung bestimmter Raumzonen oder Objekte.
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Das „La Flottille“ liegt direkt am Seine-Ufer
und verfügt nicht nur über eine hervorragende Küche. Über dem Restaurant befinden
sich noch sieben Hotelzimmer und ein Seminarraum. Also auch für Reisen und Tagungen
eine gute Adresse (Tel. 34742167).
Deutsche wissen, warum sie gern nach
Frankreich fahren. Sonnenanbeter erleben
die wohltuende Sonne, Weinkenner werden
zu Wiederholungstätern bei Wein proben,
und dem kundigen Gaumen werden kulinarische Hochgenüsse geboten. Wer Spaß an
Essen und Trinken hat, urlaubt hier richtig.
So führt uns dann unser geschulter Gaumen ins Seinetal nach Hardricourt, 35 Kilometer nordwestlich von Paris gelegen. Ziel
der Reise: „La Flottille“ - ein Restaurant gehobenen Standards.
Für die kredenzten Speisen zeichnet hier
der in Gourmet-Kreisen nicht unbekannte
Küchenchef Franck Launay verantwortlich. Er
stammt von der Mittelmeerküste; vielleicht
ein Grund dafür, warum häufig Fischgerichte
auf dem Speiseplan zu finden sind. Seine
Spezialität liegt aber nicht nur in der Kreation neuer Menüs, sondern auch in deren
Präsentation. Die fantasievolle Dekoration
der Speisen läßt seine Liebe zur Kunst und
zum Detail entdecken. Dem Niveau eines
guten Restaurants entsprechend, werden die
Zutaten des wöchentlich wechselnden
Menüplans täglich frisch eingekauft. Eingefrorenes ist tabu. Und nicht nur deshalb wird
das „La Flottille“ seit April letzten Jahres
auch in den Gourmet-Führern „Gault-Millau“
und „Champerard“ erwähnt. Man erhofft sich
dadurch auch den Zuspruch der Pariser
Bevölkerung, die sich am Wochenende verwöhnen lassen möchte. Bislang weiß
hauptsächlich der Feinschmecker aus der
Umgebung die gute Küche zu schätzen.
Stolzer Eigentümer des landschaftlich
reizvoll gelegenen Besitzes ist Yvon Poullain,
ein Fabrikant, der Präsentationsstände für
Schmuck- und Parfümerieartikel herstellt. In
Hardricourt geboren, war er schon als Kind
von dem ehemaligen Tanzlokal fasziniert.
Erst viel später jedoch erfüllte sich sein langjähriger Wunsch, Restauranteigner zu werden, als das Gebäude zum Kauf anstand.
Nach erheblichen Renovierungsarbeiten
konnte im September 1988 Einweihung
gefeiert werden.
Sein Faible für Wasser und Schiffe veranlaßte Monsieur Poullain dazu, seine „gastronomische Armada“ um zwei Seine-Boote zu
erweitern, die vor dem Restaurant vor Anker
liegen. Für 1400,- Francs pro Stunde können
die „Normandie“ und „Honfleur“ gemietet
werden; für Leib und Seele wird gesorgt. Ab
diesem Frühjahr besteht auch die Möglichkeit, eine Kreuzfahrt durch die Normandie zu
buchen. Schiff ahoi!
BR
Küchenchef Franck Launay hat zwei besondere Vorlieben: Erstens für Fischgerichte – er
selbst stammt von der Mittelmeerküste -und
zweitens für Dekorationen - die Desserts
sind kleine Kunstwerke, viel zu schade zum
Essen.
Die guten Geister aus der Küche: Drei Servicekräfte, drei Verwaltungsangestellte und
fünf Köche arrangieren und servieren bis zu
50 Gedecke pro Mahlzeit.
11
Werkzeug Licht
Verwaltet werden wir - und lassen es uns gerne gefallen. Das
Signal- und Kontroll-, Warn- und
Blinklicht, dein Freund und Helfer.
Ohne die hilfreich aufleuchtenden oder erlöschenden, warnenden oder befehlenden, entwarnenden oder bedrohlich weiter
blinkenden Licht- und Leuchtkommandos wären wir längst
verloren.
„Wir leben im Zeitalter des verwalteten Lichtes“, meinte 1961
Gaston Bachelard (in „La flamme
d‘ une chandelle“). Seither hat
die Emanzipation des Lichtes
glänzende Fortschritte gemacht.
Längst leben wir - Dioden und
Sensoren machen es möglich -im
Zeitalter des selbstverwalteten
Lichtes. Fast möchte man sagar
sagen: des verwaltenden Lichtes.
In den professionellen Schaltwarten der Luftfahrt-Towers sind die
Lichtsignale der Kontroll-schirme
ein wichtiges Informationsinstrument. Wo die Sehkraft des
Auges nicht mehr ausreicht, hilft
der Radar weiter. Ungehindert
dringt sein Auge durch Finsternis
und Nebel und liefert Informationen, die lebenswichtig sein können.
Robert Kuhn/AR
12
13
Kompakte Lichtflut
Der Wandfluter
Das umfangreiche Optec Wandflutersystem für Halogen-Glühlampen und Leuchtstofflampen
wurde durch einen kleinformatigen Wandfluter erweitert. Wie
auch bei dem neuen Trion UpLight erfolgt die Bestückung mit
der 100/150 W-Halogen-Glühlampe in 220V-Technik. Ziel der
Entwicklung war die vollkommen
gleichmäßige Wandbeleuchtung
vom Boden bis zur Decke. Einsatzbereiche für diese architekturbezogene und nicht auf
Einzelobjekte ausgerichtete
Wandbeleuchtung sind nicht nur
Das Up-Light
Trion Up- Lights werden bevorzugt zur Indirektbeleuchtung
von Räumen eingesetzt. Abgestimmt auf die zweiseitig
gesockelten Halogen-Glühlampen 100/150W für Netzspannung
in der Baulänge 75 mm entstand
ein neues Up- Light mit einer
Gehäusebreite von nur 140 mm
und einer Aufbauhöhe von 103
mm. Geblieben sind die strenge
geometrische Gehäuseform mit
dreieckigem Querschnitt und die
bewährte asymmetrische Reflektorkontur, die das Licht an der
Decke großflächig verteilt.
Das brillant weiße Halogenlicht
mit einer Farbtemperatur von
3000 K bietet eine ausgezeichnete
Farbwiedergabe. Erwähnenswert
ist auch eine hohe Konstanz über
die gesamte Lampenlebensdauer
14
ohne Lichtstrom- oder Farbtemperaturveränderungen was jeder
Anwender bei dem Einsatz von
mehreren Up- Lights in Einzelräumen zu schätzen weiß.
Um die sonst übliche und undifferenzierte Rückwandbeleuchtung kontrollieren zu können,
befindet sich an der hinteren
Reflektoröffnung ein stufenlos
verstellbarer Lichtbegrenzer. Mit
dessen Hilfe wird die Ausleuchtung der Decke über dem UpLight exakt begrenzt, und eine
Einstellung genau auf den Übergang Decke/Wand ist möglich.
Das Aluminium-Druckgußgehäuse bietet eine hohe mechanische Stabilität; das über der
Lichtaustrittsöffnung angebrachte Sicherheitsglas schützt
die Halogen-Glühlampe.
Diese Ausstattungsmerkmale
erweitern die Anwendungsmöglichkeiten von Up- Lights sowohl beim Einsatz in historischen Gebäuden als auch in der
modernen Architektur.
33440
Trion Up-Light für Wandmontage
QT-DE 12 150W, R7s
Museen und Galerien, sondern
auch Verkaufs-, Ausstellungsund Wohnräume.
Voraussetzung für eine
solche Gleichmäßigkeit in der vertikalen Ausleuchtung ist die Einhaltung von bestimmten Montageabständen. Bei diesem neuen
Wandfluter ist ein Mindestabstand von der Wand von nur 0,6 m
erforderlich. Der Leuchtenachsabstand sollte das Anderthalbfache
des Wandabstandes nicht überschreiten. So erzielen z. B. 5 Optec
Wandfluter für die 150 W-Halogen-Glühlampe bei einem Wandund Leuchtenachsabstand von 1m
und einer Raumhöhe von 3m
eine mittlere vertikale
Nennbeleuchtungsstärke von ca.
250 Lux.
Die Ausrichtung von Wandfluterreihen erfolgt mit dem eingebauten 360°-Drehgelenkschnell
und problemlos; eine vertikale
Ausrichtung ist überflüssig und
daher nicht vorgesehen.
Der Fluter
Ebenfalls auf die zweiseitig gesockelten 100/150W-HalogenGlühlampen sind die Maße des
neuen Optec Fluters abgestimmt.
Gegenüber dem bewährten
Optec Fluter für 300/500 WHalogen-Glühlampen reduziert
sich die Gehäusebreite von 190
mm auf 114 mm und die Gehäusetiefe von112 mm auf 82 mm.
Geblieben sind jedoch das markante Aluminiumgehäuse in
rechteckiger Bauform mit ausgeprägten Kühlrippen zwecks optimaler Wärmeableitung und das
leicht abnehmbare Sicherheitsglas als Leuchtenabschluß.
Im Gegensatz zu den Wandflutern bieten die Optec Fluter
einen vertikalen Verstellbereich
zwischen 0° und 90° ,so daß sich
bei Wandausleuchtungen der
Lichtschwerpunkt auf eine beliebige Höhe fixieren läßt.
Breitstrahlende Fluter, ob zur
Raum- oder bevorzugter Wandbeleuchtung eingesetzt, sollten
im Interesse der Raumbenutzer
mit den als Zubehör lieferbaren
Blendschutzklappen ausgerüstet
werden. Mit ihnen kann nicht nur
die Form des Lichtaustrittes zusätzlich beeinflußt, sondern
gleichzeitig auch ein höherer Seh-
77 756
Optec Wandfluter
QT-DE 12 150W, R7s
77814
Optec Fluter
QT-DE 12 150W, R7s
komfort sichergestellt werden.
Neben der Stromschienenausführung mit dem ERCO 3-Phasen-Adapter ist für die Einzelmontage auch eine Wand/Deckenarmatur lieferbar.
HF
15
Zwei Zoll:
kleiner gemeinsamer
Nenner
89 225
QT9 20W/12V, G4
Downlight mit DarklightReflektor
Abblendwinkel 40°
89 213
QR-CB35 20W/12V, GZ4
Kaltlicht
Downlight mit Lochblende
Lochdurchmesser: 40
89 218
QR-CB35 20W/12V, GZ4
Kaltlicht
Downlight mit Reflektor
89 224
QR48 20W/12V G4
Downlight mit Konus
89 233
QT9 20W/12V, G4, freistrahlend
Fassungsträger und Abdeckung:
silber, hochglänzend
89 208
QR-CB35 20W/12V, GZ4
Richtstrahler mit Lochblende
Lichtaustrittsöffnung:oval 30 x 38
Starpoint ist ein umfangreiches
Programm von kleinen, dekorativen Downlights und Richtstrahlern für Niedervolt-Halogenlampen. Die kleinste und gleichzeitig
neueste Baureihe in der Größe 2
erfüllt viele Anwenderwünsche
hinsichtlich der Minimierung von
Einbautiefe und Einbaudurchmesser, ohne dafür Abstriche bei
den sicherheitstechnischen Normen in Kauf zu nehmen. Im
Gegenteil: Alle Forderungen der
gültigen Europanorm EN 60598,
die identisch mit den internationalen Prüfbestimmungen der IEC
598 ist, werden mit dem Starpoint
Programm der Größe 2 erfüllt.
Voraussetzung dafür war die
Übernahme bekannter ERCO Konstruktionsprinzipien, die die
reichliche Verwendung von Aluminiumguß und eine räumliche
Trennung vom Einbauring und
Reflektor bzw. Lochblende vorsahen. Das Ergebnis: Einbautiefe
minimal 65 mm, Deckenausschnitt
für alle Ausführungen 77 mm.
Neue Dimensionen in den Abmessungen verlangen aber auch
den Einsatz von leistungsfähigen
Leuchtmitteln. Dazu gehören Niedervolt-Halogenlampen mit Kaltlichtreflektor QR-CB 35, 20 W/
12V, die von den Lampenherstel16
lern in den Ausstrahlungswinkeln
10° Spot, 20° Flood und 30°
Medium-Flood geliefert werden.
Das Funktionsprinzip, Glasreflektor mit infrarotdurchlässiger
Metalloxydbeschichtung, führt
zu einer 60 %igen Reduzierung
der Wärmestrahlung im Lichtbündel. Diese Entlastung erlaubt
nicht nur die Anstrahlung von
wärmeempfindlichen Objekten;
sie stellt auch ein wichtiges Komfortmerkmal für den Raumbenutzer dar.
Dem Einsatz von Starpoint
steht also bis auf das Vorhandensein von mindestens 65 mm Einbautiefe nichts mehr im Wege.
Wer die Brillanz einer frei in den
Raum strahlenden Halogenlampe
bevorzugt, kommt sogar mit einer
Einbautiefe von nur 35 mm aus.
Bei Downlights mit Lochblenden-Abdeckung sind die Kaltlichtlampen direkt über der runden
Lichtaustrittsöffnung plaziert.
Eine höhere Abschirmung bieten
dagegen konisch zulaufende Reflektoren, die wie die Lochblenden
aus hochglänzend- eloxiertem
Aluminium gefertigt werden. Eine
weitere Steigerung des Sehkomforts bietet ein Downlight für
die freistrahlende 20 W-Halogenlampe. Der Darklight-Reflek-
tor ist auf einen Abblendwinkel
von 40° ausgelegt.
Zwei Richtstrahler mit einem
Schwenkbereich von 30° und
einem Drehbereich von 360° sind
formal auf die Kaltlichtausführungen mit Lochblenden und Reflektoren abgestimmt. Das gleiche Erscheinungsbild in der
Deckenansicht garantiert, falls
erwünscht, eine formale Konti-
89 203
QR-CB35 20W/12V, GZ4
Richtstrahler mit Reflektor
matoren nach VDE 0551 verwendet werden. Im ERCO Leuchtenprogramm ist eine Vielzahl von
geprüften Transformatoren
einschließlich der elektronischen
Ausführungen aufgeführt.
HF
nuität. Kontinuität ist auch bei
der Wartung gegeben. Bei allen
Downlights und Richtstrahlern
werden die Leuchteneinsätze von
unten herausgenommen, so daß
trotz der kleinen Einbaudurchmesser die Lampenwechsel völlig
problemlos sind.
Zum Anschluß aller
Niedervolt-Leuchten sollten ausschließlich Sicherheitstransfor17
östlichen Stadteinfahrt der Autobahn Mannheim-Heidelberg liegt. Jedes Jahr fand hier
Anfang Mai die größte Regionalausstellung
der Bundesrepublik mit Hunderttausenden
von Besuchern statt. Der Einspruch kam
postwendend. Die notwendig gewordene
Verlegung des Maimarktes und die damit
verbundenen Kosten von über 27 Millionen
DM lösten im Herbst 1981 eine Protestbewegung in der Mannheimer Bevölkerung aus.
Stadt und Land hielten trotz kommunalpolitischer Querelen an dem Projekt fest.
Lothar Späth sah dunkle Wolken am Horizont:
„Stellen Sie sich darauf ein, daß wenig gute
Haare an diesem Projekt bleiben.“ Helmut
Böhme, designierter Direktor des „Jahrhundertprojekts“, zog 1983 seine Kandidatur zurück, da er einen „provinziellen Abklatsch des
Deutschen Museums in München“ bzw. die
übermächtige Dominanz der Technik gegenüber der Alltags- und Sozialgeschichte befürchtete. Ähnliche Bedenken waren auch von
Mannheimer DGB-Gewerkschaftlern geäußert
worden, die wissen wollten, ob im zukünftigen
Landesmuseum auch an die „Verlierer der
Wachstumsmaschine“ gedacht werde. Tatsächlich war im Anfangsstadium der Planung
hauptsächlich von der Technikgeschichte die
Rede, die Sozialgeschichte kam erst zu einem
späteren Zeitpunkt hinzu.
Heute ist das alles Schnee von gestern. Das
Museum funktioniert. Den Mannheimer
Museumsmachern Lothar Suhling, Direktor,
und Rainer Wirtz, Vize-Direktor, ist die Realisierung des besonderen museumspädagogischen Konzepts gelungen: Denn anders als in
anderen Industriemuseen werden in Mannheim auf rund 11000 Quadratmetern (die
Depot- und Werkstattflächen eingeschlossen)
nicht mehr einzelne Maschinen und Apparate
isoliert zur Schau gestellt, sondern vielmehr
die wechselseitigen Beziehungen zwischen
technischen und sozialen Entwicklungen aufgezeigt.
Die Leitidee dabei ist, den Menschen auf
seinem Weg durch die Geschichte der Technik zu begleiten. Der Rundgang bezieht sich
Wo die Arbeit im Museum
steht.
Landesmuseum für Technik und Arbeit,
Mannheim
Architektin: Ingeborg Kuhler, Berlin
Lichtplanung: Ingenieurbüro Edgar
Schlaefle, Konstanz
Reichlich mit Vorschuß-Lorbeeren versehen
öffnete das Landesmuseum für Technik und
Arbeit in Mannheim am 28. September 1990
seine Tore. Und erst recht nach seiner Eröffnung ist es von der Kritik euphorisch als krönendes Highlight des musealen Baubooms
der 80er Jahre gelobt worden. „Von allen
Kunst- und Geschichtsbewahrstätten des
letzten Jahrzehnts ist es das ungewöhnlichste, das couragierteste, auch das an Gedankenarbeit reichste. Es ist transparenter als
Behnischs Postmuseum, raffinierter als Meiers Museum für Kunsthandwerk... Das Museum macht Spaß. Und es ist ein bedeutender
Beitrag zur Architektur der Gegenwart... Es
wäre ein würdiger Schlußpunkt im
Museumsbau - wenn es so etwas gäbe.“
(Manfred Sack, „Die Zeit“, 19. Oktober 1990)
Dabei war die langjährige Gründungs- und
Realisierungsphase des ambitionierten
Museumsprojektes begleitet von allerlei
kommunalpolitischen Schwierigkeiten.
Schon die Standortfrage warf Probleme auf.
Neben Stuttgart und Mannheim hatten sich
noch weitere Städte des Landes beworben.
Mit großer Mehrheit fiel die Entscheidung
am 7. Februar 1980 zugunsten Mannheims,
einer der ältesten und bedeutendsten
Industriestandorte Baden-Württembergs,
Universitätsstadt im Schnittpunkt wichtiger
Nahverkehrsverbindungen gelegen, zudem
ein großes, über die Landesgrenzen
hinausreichendes Einzugsgebiet aufweisend.
Geplant war der Museumsneubau auf dem
traditionellen Maimarktgelände, das an der
18
Wie ein transparenter, lichtdurchfluteter sich
scheinbar in Richtung Stadt bewegender Körper setzt dos Landesmuseum für Technik und
Arbeit einen unübersehbaren Akzent am östlichen Stadteingang von Mannheim.
Die Galerie-Rundgänge um die beiden auskragenden „Schubladen-Hallen“ sind mit
diagonal durchgeschnittenen Kreuzrippengewölben überdacht, die an eine Illusionszeichnung von Escher erinnern. Die indirekte
Beleuchtung unterstreicht die suggestive
Kraft des Gewölbes.
Die Ausstellungsbeleuchtung wurde zu
einem großen Teil mit ERCO Produkten realisiert. Bei größeren Maschineneinheiten, wie
diese Anlage zur Herstellung von Papier und
Pappe aus dem späten 19. Jahrhundert, hat
Lichtplaner Edgar Schlaefle Eclipse- Strahler
mit Fresnellinsen unauffällig in die Anlage
integriert, um auch die Details ausreichend
mit Licht zu betonen.
Nach acht Jahren Planungs- und Bauzeit
zählt das Museum mit 135 Millionen Mark
Baukosten und rund 20 Millionen Mark Einrichtungskosten zu den Großprojekten des
Landes Baden-Württemberg.
auf verschiedene Landstriche des südwestdeutschen Raums und folgt gleichzeitig einer
historischen Zeitschiene. In dieser „RaumZeit-Spirale“ bewegt sich der Besucher als
„Geschichtstourist“, der Schwerkraft folgend
von oben nach unten, durch 300 Jahre Technik- und Sozialgeschichte und legt ganz nebenbei 3,5 Kilometer zurück. Er passiert dabei
16 Ausstellungseinheiten auf sechs Ausstellungsebenen, befindet sich am Anfang auf der
obersten Ebene (+ 20 m) vor einer barocken
19
In der Ausstellungseinheit „Die Eisenbahn
erschließt den Raum“ wird die Bedeutung der
Eisenbahn als eine der treibenden Kräfte im
Industrialisierungsprozeß aufgezeigt. Ein
historischer Zug, bestehend aus einer
Dampflokomotive und Personenwagen, fährt
den Besucher aus dem Museum hinaus in
das Freigelände und wieder zurück.
Kulisse höfischer Aufklärung, am Ende ganz
unten (- 5 m), wo klinisch reine MikrochipLabore den gegenwärtigen Status quo der
Technik darstellen und darüber hinaus Fragen
aufwerfen, wie sich das Verhältnis von Gesellschaft, Technik und Arbeitswelt in
Zukunft entwickeln wird.
Indem sich das Museum von der Präsentation des Einzelobjekts löst und komplexe
Arbeitsprozesse samt des dazugehörigen
Arbeitsumfeldes zeigt, macht es die Auswirkungen von technischem Fortschritt in aller
Komplexität deutlich. Nicht das „Was“
gezeigt wird, sondern das „Wie“ macht das
Museum zum Erlebnisraum, läßt den Besucher aus der passiven Rolle des Statisten heraustreten und zum Mitakteur werden, läßt
ihn Geschichte erleben. Gemäß dem Konzept
des Hauses, ein „arbeitendes Museum“ zu sein,
wird der Wandel von der Agrar- zur Industriegesellschaft bis hin zu postindustriellen
Produktionsmethoden mit möglichst vielen
funktionstüchtigen Original-Objekten ver-
Neben dem Thema Eisenbahn und ihrem sozialen Umfeld befinden sich noch zwei weitere Ausstellungsbereiche auf der Ebene E
des Museums: „Technischer Fortschritt und
soziale Frage“ sowie „Die Großstadt im Industriezeitalter“.
20
deutlicht. Die Besucher können unter fachmännischer Anleitung von insgesamt 18
geschulten Vorführtechnikern selbst einige
Maschinen bedienen und z. B. mit einer
Handpresse aus dem Jahr 1840 eine Fabrikordnung oder ein Revolutionsflugblatt
drucken.
Life dabei ist man auch bei der Herstellung
von Handpappen mit Original-Maschinen aus
der Zeit um die Jahrhundertwende. Alte Lumpen und Altpapier werden zu einem matschi-
gen Faserbrei verarbeitet und in mehreren
Lagen auf eine Walze gewickelt. Die so entstandenen Pappenbogen werden von Hand
abgenommen, stapelweise gepreßt und einzeln zum Trocknen aufgehängt. Das sechs
Meter große Wasserrad macht deutlich, welche zentrale Bedeutung die Nutzung der Wasserkraft für die Papierfabrikation hatte. Mit
der Entwicklung von modernen Papiermaschinen war den zahlreichen kleinen Papiermühlen, in denen noch von Hand geschöpft
wurde, bald ein Ende gesetzt - auch das bleibt
im Museum nicht ausgespart.
Ein weiteres Beispiel für den Industrialisierungsprozeß und den Übergang von der Handzur Maschinenarbeit ist die Aus-stellungseinheit „Vom Hausgewerbe zur Textilfabrik“. Dem
originalgetreuen Wiederaufbau der 1876 entstandenen Handweberei Störr aus Elzach im
Schwarzwald steht eine Inszenierung zur Wiesenthaler Textilindustrie gegenüber. Anders als
die mit hohem Kapitalaufwand errichteten
Textilfabriken handelt es sich bei der Weberei
Störr um einen kapitalschwachen Familienbetrieb mit entsprechend niedrigen Lohnkosten.
In Wiesenthal werden dagegen Fragen zu
Arbeitsbedingungen und Fertigungstechniken
während der Frühindustrialisierung angesprochen: die hohen Anforderungen an die Fabrikarbeiter, ihre Gewöhnung an das bislang aus
Landwirtschaft und Handwerk unbekannte
Arbeiten nach streng festgesetzten und überwachten, zum Teil extrem langen täglichen
Arbeitszeiten, Familien- und Kinderarbeit. Der
Produktionsablauf in der Baumwollspinnerei
vom Aufbrechen der Rohfaserballen bis zur
Entstehung des Fadens, die Arbeitsbedingungen und die typischen Tätigkeiten von Arbeiterinnen in diesem Industriezweig bilden einen
weiteren Schwerpunkt.
Und wer noch weitergehende Fragen hat,
der kann sich jederzeit an Herrn Eisele wenden,
der zum festen Ausstellungsinventar gehört.
Zum ersten Mal begegnet man ihm im Foyer:
ein Mann im Regenmantel, mit rotkariertem
Schal, um den Hals ein leicht antiquierter
Fotoapparat. Neben einem Fernsehmonitor
wartet er auf seinen eigenen Auftritt. Bewegt
man sich näher als eineinhalb Meter an den
Bildschirm heran, wird die erste Episode ausgelöst; man lernt den leibhaftigen Eisele kennen, einen Geschichtstouristen, der im Landesmuseum für Technik und Arbeit in die
„Raum-Zeit-Spirale“ geraten ist. Auf 15 Monitoren erlebt der Besucher die ironisch informativen Abenteuer eines Mannes, der als Leitfigur mal genervt, mal sarkastisch auf die
Entwicklung der Zeiten reagiert. Auf spielerische Art und Weise wird auf die histori-
Auch aus größeren Entfernungen werden die
Exponate mit Eclipse Strahlern blendfrei und
mit höchstem Sehkomfort beleuchtet.
sehen und sozialen Hintergründe der letzten
drei Jahrhunderte aufmerksam gemacht.
Mit einer beinahe fanatischen Liebe zum
Detail sind nicht nur die Erlebnisse von Herrn
Eisele aufbereitet, sondern alle Ausstellungseinheiten gestaltet worden. Sei es der im Original wiederaufgebaute Mannheimer Hinterhof aus der Gründerzeit mit seinen typischen
Laubengängen, die rekonstruierte Autowerkstatt mit Tankstelle aus den dreißiger Jahren
oder das Teilstück einer Fertigungsstraße der
Firma Porsche, auf der bis 1989 die Karosserie
des Modells 911 gebaut wurde. Wer genau
hinsieht, kann im Kontor der Wiesenthaler
Textilfabrik so manche Skurrilität im Arbeitsbuch nachlesen. Die Vermerke erinnern an
Klassenbucheintragungen aus der Schulzeit,
die aber teuer zu stehen kamen: Luise Schuler
ist am 7. September 1905 von der Maschine
weggelaufen und hat geschwatzt, was sie 20
Pfennig kostete; Ida Urban machte „zuviel
Abgang“ - 20 Pfennig. „Spulen abrupfen“
und „Unfug treiben“ kostete mehr -30 Pfennig. Für die damalige Zeit viel Geld. Der Erlös
ging zu 50% in die Geschäftskasse, die andere Hälfte an die Krankenkasse. Kompliment
an Heinz Micheel und alle Mitarbeiter, die
die Museumseinrichtungen geplant und
realisiert haben, für die exzellente
Recherche.
Kompliment auch an die Architektin. Ingeborg Kuhler hat mit ihrem eigenwilligen Entwurf drei Ziele auf einmal erreicht: Erstens
kann der triste östliche Stadteingang von
Mannheim nun ein Bauwerk vorweisen, das
am östlichen Beginn oder Ende der „Mannheimer Museumsachse“ einen unübersehbaren Akzent setzt und den Vergleich mit Frankfurter Projekten nicht zu scheuen braucht.
Zweitens ist eine Architektur entstanden, die
das Konzept des „arbeitenden Museums“ mit
seiner abwärtsverlaufenden „Raum-ZeitSpirale“ durch die Technik- und Sozialgeschichte des deutschen Südwestens in idealer
Weise umsetzt und kommuniziert. Und drittens hat sich Ingeborg Kuhler mit ihrem
ideenreichen Entwurf nicht nur in der Architekturszene als couragierte Architektin profiliert.
Anfang der achtziger Jahre war Ingeborg
Kuhler - zusammen mit dem Gartenarchitekten Jürgen Zilling - als Siegerin aus einem
zweistufigen, von der Landesregierung ausgeschriebenen Architektenwettbewerb hervorgegangen. Sie hatte im Gegensatz zu fast
allen Mitbewerbern einen langgestreckten,
schlanken Hochbau entworfen, der, eingebettet in einen Grünraum, eine städtebaulich
wie architektonisch prägnante Erscheinung
bot. Die übrigen Wettbewerbsentwürfe
sahen fast alle große, ebenerdige Hallen vor,
da eine Reihe von tonnenschweren Maschinen untergebracht werden mußten.
Das fast zweihundert Meter lange Gebäude
hat eine auf die Stadt bezogene Richtung
und entwickelt sich von Westen nach Osten.
Im Süden ist dem Museum das Studio des
Süddeutschen Rundfunks vorgelagert. Das
Gebäude gliedert sich in einen schräg anstei-
genden Kopfbau, der den Vortragssaal, die
Bibliothek und die Büroräume enthält. Nach
Osten schließt sich der Brückenbau an - das
Haus der Distanz mit seinen Rampen, die in
das Ausstellungshaus, das eigentliche Museum, führen. Das Ende des Gebäudes bildet
das Produktionshaus, in dem Werkstätten
und Depots (alle sind zugänglich) untergebracht sind.
Ihrem Entwurf zugrunde gelegt hat Ingeborg Kuhler Urformen der Technik: Keil und
Hammer, schräge Ebene und Hebelarm. Virtuos hat sie die Elemente zu einer Komposition aus Rampen und Schrägen zusammengeführt. In der Vertikalen fällt der Bau um 3,5
Grad nach Osten ab und verbreitert sich in
der Horizontalen ebenfalls um den gleichen
Winkel. Wie ein Keil schiebt sich ein langgestreckter Rampenblock in das schmale
Gebäuderechteck. Abfallende und gegenläufig aufsteigende Rampen verleihen dem Bauwerk Dynamik und Spannung, genauso wie
die beiden seitlich auskragenden Hallen des
Das Ende des Rundgangs bilden die großen
Maschinenhallen, in denen sich u. a. eine
komplette Montagestation für Autokarosserien, vollautomatische Industrieroboter,
CNC-Drehmaschinen und ein „Reinstraum“
zur Herstellung von Computerchips befinden.
21
Ausstellungshauses, die in Gestalt einer „liegenden Acht das Konzept der „Raum-ZeitSpirale‘ architektonisch widerspiegeln.
An der Konstruktion des Gebäudes ist der
technische Charakter des Museums und seiner Inhalte abzulesen. Zwar mußte aus
brandschutztechnischen Gründen auf eine
reine Stahlkonstruktion verzichtet werden,
doch die gewählte Stahlskelett-Verbundkonstruktion mit ausbetonierten I-Stützen
und Trägern kommt dem Bild des Technischen sehr nahe und gewährleistet trotz
schwerer Lasten und großer Spannweiten die
erforderliche Tragfähigkeit und Steifheit.
Im lichten Foyer gelangt man mit gläsernen Aufzügen in das oberste Stockwerk. Hier
beginnt der Museumsrundgang, der die Besucher im „Zick-Zack-Kurs“ hinab über die
schrägen Rampen bis in das Kellergeschoß
führt. Am Ende des Museumsparcours befindet sich die Cafeteria, die leider mehr einer
sterilen Krankenhauskantine gleicht als einer
dem Museum angemessenen Erholungsstätte. Schade, den Schlußpunkt des Geschichtsspaziergangs hätte man sich anders vorgestellt.
Ein Museumsbesuch stellt in erster Linie
immer ein visuelles Erlebnis dar; die optische
Wahrnehmung ist abhängig von dem Ausstellungsambiente - einer spezifischen
Atmosphäre, die maßgeblich durch Licht
erzeugt wird. Anders als in Kunstmuseen
spielt im Landesmuseum für Technik und
Arbeit das Anfassen und Hören, in bestimmten Fällen auch das Riechen, eine wichtige
Rolle als Bestandteil des museumspädagogischen Konzepts, Geschichte nicht auf Wandtafeln nachzulesen, sondern als Erlebnis zu
erfahren. Trotzdem ist der weitaus wichtigste
und nachhaltigste Eindruck meist der visuelle. Erst das Licht macht sichtbar und sollte
deshalb ein fester Bestandteil eines jeden
Entwurfs sein.
Konzeption und Gestaltung der Beleuchtung in den Ausstellungs- und Museumsräumen mußten eine Vielzahl von Planungsparametern berücksichtigen. Dazu gehören die
Gebäudearchitektur, in der die Beleuchtung
ein integraler Bestandteil sein sollte, die Innenraumgestaltung, die Raumproportionen,
die Farbgebung, das Tageslicht und die Art
der Ausstellung. Zweitrangig waren Aspekte
des Lichtschutzes, da hochempfindliche Exponate weitestgehend fehlen. Das Landesmuseum ist vorrangig als Tageslichtmuseum
konzipiert. Die künstliche Beleuchtung hat
die Aufgabe, das Tageslicht zu unterstützen
bzw. zu ergänzen, und - als eigenständige
Beleuchtungskonzeption - das architektonische Gesamtkonzept zu untermalen sowie
die Exponate mit größtmöglichem Sehkomfort auszuleuchten. Die Kontraste zwischen
Fenster- und Wandflächen sollten ausbalanciert sein, da abrupte Helligkeitsunterschiede
zwischen Innen- und Außenraum Anpassungsschwierigkeiten verursachen, ja sogar
Blendungen erzeugen können. Der Kunstlichtanteil sollte zu geringes Tageslicht ergänzen, nicht aber die häufig ohnehin zu
hohe Beleuchtungsstärke des Tageslichtes
noch erhöhen, was eine unwirtschaftliche,
die Exponate belastende Anhebung des Ausstellungsniveaus bedeuten kann. In der Praxis
heißt dies, daß das Tageslicht kontrolliert in
die Räume gelangen sollte, um ein harmonisches Zusammenwirken von Tages- und
Kunstlicht zu ermöglichen.
Der Konzeption des Mannheimer Museums
liegt eine maximale Lichtdurchlässigkeit zugrunde - das ganze Gebäude wird von Tageslicht durchflutet. Selbst diejenigen Geländer,
die in Längsrichtung verlaufen, also entsprechend den Fensterbändern, bestehen nur aus
dünnen Stahlprofilen, während in der Querrichtung Bretter eingesetzt sind. Allerdings
sind die Handläufe der Geländer, die sich über
mehrere Kilometer durch das Haus ziehen,
extrem scharfkantig. Kleine Schönheitsfehler
findet man noch an anderen Stellen. Die Messingzierleiste, die unter den Fensterbändern
die Rampe hinunter verläuft, wirkt wie eine
Dissonanz in der harmonischen Farbkomposition von Weiß und Hellblau. Messingverzierungen finden sich auch in den Toiletten,
Das Haus im Haus: Einblick in eine Inszenierung, die die Lebensumstände und Wohnsituation der Familie Störr 20 Jahre vor und
nach der Gründung ihres Webereibetriebes
im Jahre 1876 darstellt.
Die räumlich differenzierte Lichtstimmung
wird erzeugt durch die Kombination von
Eclipse Strahlern, bestückt mit NiedervoltHalogenlampen und Eclipse Strahlern mit
Metalldampflampen, die sowohl in der Ausführung mit Fresnellinse als auch mit Abbildungsoptik zum Einsatz kommen.
Die Reise durch die „Raum-Zeit-Spirale“
beginnt in kleinteiligen Kabinetten und
endet in immer größer werdenden Sälen, die
die Phase der Hochindustrialisierung einleiten. In der mächtigen Maschinenhalle
arbeitet eine Kolbendampfmaschine mit
Schwungradgenerator. Sie wurde 1908 gebaut und im Spätsommer 1987 im Rohbau
des Museums installiert.
doch merkwürdig berührt ist man von der
Farbgestaltung: Herrentoiletten in Hellblau,
Damentoiletten in zartem Rosa.
Solche Nebensächlichkeiten sollte man
nicht überbewerten, denn das Gesamtbild
des Museums ist in sich schlüssig und läßt
den konstruktiven, technischen Geist des
Entwurfs spüren. Und spätestens wenn man
auf den harten Holzbänken in der vierten
Klasse eines Personenwagens der KöniglichWürttembergischen Staatseisenbahnen aus
dem Jahr 1913 Platz nimmt und sich von der
94 Jahre alten Tenderlokomotive „Eschenau“
aus dem Innern des Museumsgebäudes rund
300 Meter weit ins Freigelände hinausfahren
läßt, wird deutlich: „Das Museum macht
Spaß.“ Ein wünschenswertes Ergebnis, an
dem andere Museen noch lange arbeiten
müssen.
AR
Sie sind längst vorbei: die Zeiten, in denen
man seine ,,Lichtrechnung“ zu bezahlen hatte, weil die Beleuchtung der einzige elektrische Verbraucher im Haushalt war. Geblieben sind Erinnerungen an die Anfänge der
Elektrifizierung und Beleuchtung - eindrucksvoll wieder in das Bewußtsein gerufen
in der Lampen- und Leuchtensammlung des
Museums. Ein reizvoller Kontrast zum „
High-Tech-Licht“ der heutigen Zeit.
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St. James‘s Church,
Spanish Place, London
Lichtplanung:ERCO London
England, 16. Jahrhundert, Regierungszeit
Königin Elisabeths I., der jüngsten Tochter
Heinrichs VIII. aus der umstrittenen Ehe mit
der Hofdame Anna Boleyn: Die Bischöfe von
Ely überlassen ihren Palast und ihre Kapelle
am Londoner Ely Place dem spanischen Botschafter. Englische Katholiken haben weiterhin freien Zugang zur Kapelle. Die Repräsentanten des spanischen Weltreichs erleben
vom Ely Place aus die Hinrichtung Karls I.,
verlassen London, kehren aber nach der
Wiedereinsetzung Karls II. in die englische
Hauptstadt zurück. Ihre Botschaft steht
zunächst in der Ormond Street, später im
Hartford House, Manchester Square. 1791
entsteht auf Drängen des Botschaftskaplans
Dr. Hussey eine Kapelle an der Ecke Spanish
Place/Charles Street (heute George Street):
Vorgängerin einer Kirche, deren Standortbezeichnung den unkundigen Besucher
zunächst stutzig werden läßt. Denn St.
James‘ s Church, so der Name der Kirche,
steht eigentlich an der George Street, wird
jedoch noch immer - fast als eine Art zweiter
Titel - dem der Presbyteriumstür gegenüberliegenden Spanish Place zugeordnet. Die
Erklärung liegt in der Vergangenheit, bei der
spanischen Botschaft, bei der von Kaplan
Hussey gegründeten Kapelle.
Die Erinnerung an diesen Ursprung - der
Straßenname zeigt es - hat die Gemeinde von
St. James‘ s bis heute nicht aufgegeben, auch
nicht 1827, als die spanische Kapelle dem
Londoner Vikariat übergeben wurde, und
aufgrund eines abgelaufenen Pachtvertrages
Londons. Kopiert wurde der Haupteingang der
Lichfield Cathedral, viele andere Details sind
den herausragendsten Beispielen englischer
Gotik des 13. Jahrhunderts entnommen, Salisbury und in Teilen Westminster Abbey beispielsweise. Majestätisch, besonders in ihrer
Höhe, ehrt die römisch-katholische Kirche
den Heiligen Jakobus, dessen Marmorstatue
mit Schwert und Palme, Stab und Brotbeutel
der Pilger hoch über dem Kirchenschiff
thront. Sehenswert der „Altar der Märtyrer“,
der kunstvoll ausgestattete Hochchor, den
schönsten Kathedralen französischer Gotik
nachempfunden, das Rosenfenster aus dem
Jahre 1915 mit der Darstellung des Heiligen
Jakobus, umgeben von den Wappen der spanischen Königsfamilie, und die Orgel, eines
der besten Instrumente von Alfred Hunter,
1922 gebaut, um nur einige Kostbarkeiten der
Kirche zu nennen. Sie dezent zu unterstreichen, ohne die einem Gotteshaus innewohnende Atmosphäre zu zerstören, war nur eine
der schwierigen Aufgaben, vor die sich ERCO
TM -Strahler an unauffälliger Stelle hoch
über den Kirchenbänken plaziert. Moderne
Technik, die den Charakter des Gotteshauses
erhält.
St. James ‘s beherbergt Kostbarkeiten, die teilweise bis ins 16. Jahrhundert zurückgehen.
Eine Kirche - zumal eine mit reicher Vergangenheit - zeitgemäß auszuleuchten, erfordert viel Einfühlungsvermögen. Aufgabe der
Beleuchtung ist es zu dienen, zu unterstreichen, den historischen Charakter zu
bewahren, ohne dabei selbst in den Vordergrund zu treten.
im Rahmen der Installation einer zeitgemäßen Beleuchtungsanlage gestellt sah.
Aufgaben, die mit Hilfe der Systeme Trion,
TM, Eclipse und Oseris gelöst werden konnten.
MS
Majestätische Dimensionen, durch das Licht
überschaubar gemacht: Trion Deckenfluter
zur gleichmäßigen Ausleuchtung des der
Frühgotik nachempfundenen Deckengewölbes, TM -Strahler für die Sitzreihen des
Kirchenschiffs.
ein Standort für eine neue Kirche gefunden
werden mußte. Entdeckt wurde er, das
Grundstück stand zum Verkauf, genau
gegenüber der alten Kapelle. Ein öffentlich
ausgeschriebener Wettbewerb entschied
über den Architekten des Kirchenneubaus,
Edward Goldie, den Urenkel des Architekten
der ehemaligen Kirche. Teilweise fertiggestellt, konnte St. James´ s Church am Michaelistag (29. September) 1890 geöffnet werden.
Dem Stil der Frühgotik nachempfunden,
gilt St. James‘ s als eine der schönsten Kirchen
Der heiligen Handlung eine effektvolle
Beleuchtung, die selbst bei ausgewogener
Umfeldhelligkeit noch deutliche Akzente
zu setzen vermag: Oseris Strahler für den
Taufstein, für die Taufkapelle.
24
Zu den Sehenswürdigkeiten der Kirche
gehört die Statue des Heiligen Petrus, kenntlich am Fischernetz und den Himmelsschlüsseln, die er in Händen hält: einfühlsam - wie
alle Skulpturen - durch Eclipse Strahler hervorgehoben.
Der Hochchor, Zentrum des Gotteshauses,
baukünstlerisch die höchste Steigerung der
architektonischen Möglichkeiten. Eine Steigerung, die auch beleuchtungstechnisch
durch den Einsatz von Eclipse Strahlern zum
Ausdruck kommt.
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St. Anne‘s Church, Kew, Surrey
Lichtplanung: ERCO London
Klassischer Stil, im Chorraum teilweise
durchbrochen: Elegant die korinthischen
Säulen, farbenprächtig die Maßwerkfenster
im venezianischen Stil. Trion Deckenfluter
leuchten die Kuppel aus.
Durch Säulen- und Vorhalle betritt der Besucher die Kirche von Westen her, empfangen
vom sanften Licht der zeitlosen Domotec
Strahler, die sich unauffällig in das Ambiente
des Gotteshauses einfügen.
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Ein achteckiger Lichtgaden mit runden und
halbrunden Fenstern trägt die Kuppel des
Chorraumes und läßt Tageslicht ins Kircheninnere. Trion Deckenfluter unterstützen
die Wirkung.
Sie steht für den Charme, die Geschichte
und die Gastlichkeit einer Region, weiß sich
mit einer ruhmreichen Vergangenheit zu
schmücken, ist Mittelpunkt einer lebendigen
Gemeinde und Anziehungspunkt für Millionen von Besuchern, die jedes Jahr einen der
schönsten botanischen Gärten der Welt aufsuchen. Londons Kew Gardens mit ihrer einmaligen Sammlung alter Bäume und Pflanzen, 1759 von Prinzessin Augusta angelegt,
sind ohne St. Anne‘ s, im Norden auf dem Kew
Green gelegen, undenkbar. König Georg III.
nahm regelmäßig an ihren Gottesdiensten
teil, der Herzog und die Herzogin von Teck,
Eltern der Königin Mary, ließen sich hier
trauen, ein so berühmter Maler wie Thomas
Gainsborough liegt im Kirchenhof begraben.
Dabei war St. Anne‘ s zunächst nichts
anderes als eine kleine rechteckige Kapelle,
gebaut für die Menschen der Region, die
Königin Anne um ein eigenes Gotteshaus auf
dem Kew Green gebeten hatten. Ziegelsteinmauerwerk, rundbogige Fenster und M-förmiges Dach bestimmten - ganz dem klassisch
orientierten Stil der Zeit gehorchend - ihr
Äußeres. Einweihung war am 12. Mai 1714,
gewidmet wurde die Kapelle der Heiligen
Anna. Schon 1770 - König Georg III. hatte die
Kew Gardens zum festen Aufenthaltsort
gewählt, neue Häuser hauptsächlich für den
königlichen Hofstaat waren entstanden mußte die Kirche zum ersten Mal erweitert
werden. Ein nördliches Seitenschiff kam hinzu, das eine Verlängerung des Daches notwendig machte, im Süden eine zweistöckige
Erweiterung, die Zahl der Sitzplätze wuchs
auf über 140, die Galerie wurde vergrößert.
Eine herrschaftliche neue Galerie, die die
große Familie Georgs III. samt königlichem
Hofstaat aufnehmen konnte, wurde 1805 eingebaut. Andere Umbauten - die zweistöckige
südliche Erweiterung beispielsweise wurde
dem nördlichen Kirchenschiff angeglichen folgten. König Georg IV. schenkte der Kirche
1822 eine Orgel, die in einem Anbau am Ostende ihren Platz fand. 1837, als die Kapelle ihre
eindrucksvolle Westfassade und die königliche
Galerie ihren endgültigen Platz an der Westseite fand, und 1851, als Georg, Herzog von
Cambridge, im Osten ein Mausoleum für seinen auf dem Kew Green begrabenen Vater
Adolphus Frederick errichten ließ, sind weitere
Daten baulicher Veränderung.
Ihr heutiges Aussehen, von kleineren nachfolgenden Umgestaltungen abgesehen, erhielt
St. Anne‘ s im wesentlichen 1884 durch eine
Erweiterung im Osten, die sich u. a. durch
das Mausoleum schwierig gestaltete. Unter-
Selbst versteckte Details kommen durch
Trion Deckenfluter zur Geltung: Architektonisch gelungen herausgearbeitet der Übergang von der Hauptlinie des Daches zur Kuppel über dem Chor.
schiedliches Bodenniveau - verursacht durch
Gräber, die im Laufe der Jahre im Kirchenhof
angelegt worden waren - mußte ausgeglichen, für den Anbau ein Entwurf für die Neugestaltung des Daches gefunden werden.
Henry Stock, der beauftragte Architekt, fand
einfühlsame Lösungen: Er teilte das Kirchenschiff durch einen Mittelgang, legte Hochchor und Apsis des Anbaus, optisch reizvoll,
auf höherem Bodenniveau an und überdachte die neu gestaltete Ostseite durch eine
niedrige Kuppel. Das Mausoleum erhielt östlich des Chores seinen Platz. Ein neuer Fußboden belag, die Installation einer Heizungsanlage und neue Kirchenbänke für 737
Gläubige vervollständigten die Arbeiten.
Die Zeiten, als sich St. Anne‘ s regelmäßiger
königlicher Aufmerksamkeit erfreute, sind
vorbei, von gelegentlichen Besuchen der
Königsfamilie abgesehen. Vieles, wie Möblierung oder Gedenktafeln, erinnert noch heute
an die glänzende Vergangenheit. Vieles ist
seit langem jedoch auch dringend renovierungsbedürftig, angefangen beim Innenraum und der Orgel, bis hin zum Dach, zum
Kirchenhof und der Umlage. Renovierungsbedürftig auch die Beleuchtungsanlage, die
mit Hilfe von ERCO auf den neuesten Stand
der Technik gebracht wurde: Durch den Einsatz so effektiver wie vom Design her unauffälliger Leuchten wie Trion, Oseris und
Domotec.
MS
Nicht allein durch höheres Bodenniveau,
auch beleuchtungstechnisch wird der Chor,
auf den das Mittelschiff zuläuft, hervorgehoben. Oseris Strahler, kompakt und zeitlos
in der Bauweise, richten präzise plaziertes
Licht in den Altarraum.
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Bulthaup konzentriert seine Kräfte auf die
Entwicklung langlebiger Produkte im privaten und semiprofessionellen Bereich von
Küche und Kochen.
Küchen für gute Küche
Bulthaup, London
Innenarchitektur und Lichtplanung:
Bulthaup
Wigmore Street - so könnte der Titel einer
neuen britischen TV-Serie mit dem Drehort
London heißen. Die bühnenartige Kulisse
stimmt, in Pose steht allerdings ein Bulthaup
Showroom, und das seit Januar 1989. Zwar
sind die ausgestellten Küchensysteme längst
kein europäisches Novum mehr, aber Kochkunst und Designanspruch sind hier in
besonderer Weise miteinander verbunden.
Bereits vor dem Betreten des Showrooms
fällt der Blick durch die großen Schaufensterfronten unweigerlich auf die anspruchsvollen Ausstellungsstücke aus dem Bulthaup
Küchenprogramm. Licht schafft eine optische Verbindung zwischen Schaufenster und
Ausstellungsraum. Durch den gezielten Einsatz von ERCO Eclipse Strahlern sind die
moos-grünen Küchenschränke ausdrucksstark und effektvoll in Szene gesetzt. Der
Showroom bietet dem Ausstellungsbesucher
durch Hell- und Dunkelzonen bzw. Lichtinseln reizvolle Perspektiven.
Die Eclipse Strahler unterstreichen mit
ihrer hervorragenden Designqualität den anspruchsvollen Rahmen der Innenarchitektur
nebst Exponaten. Jeder Aspekt des Studiodesigns, angefangen vom edlen Eschenholzboden bis hin zur Lichtsituation, ist fachmännisch abgestimmt. Das offene
Raumkonzept erlaubt dem designorientierten Besucher sogar einen kritischen Blick auf
die Zeichenbretter der Planer. Kritisch ist
nicht nur der Branchenkenner, gesellschaftliche Veränderungen erfordern im Küchenbereich ein Umdenken. Design und bewußtes
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Gestalten bestimmen heute die Wohnlandschaften. Der Mensch identifiziert sich mit
Produkten, die seinem persönlichen Lebensstil entsprechen. Welche Wertstellung
erfährt nun gerade die Küche?
Küche und Kochen, Essen und Trinken werden international für viele Menschen zu
einem wichtigen Punkt ihrer sozialen und
gesellschaftlichen Beziehungen und ihres
persönlichen Strebens nach Genuß. Kochen
und Essen sind längst nicht mehr darauf
ausgerichtet, satt zu werden. Die Küche wird
heute zur zentralen Werkstatt einer neuen
Lebenskultur, in der Kochen als eine gesellige
Tätigkeit und das Essen als sinnliches Ereignis
verstanden wird. Durch die Koch- und Tafelkultur entfalten sich im besonderen Kommunikation und Geselligkeit, sofern sie nicht nur
als Sicherung physischer Bedürfnisse gesehen
werden, sondern als eine psychische und
intellektuelle Sättigung. Das gemeinsame
Abendessen mit Freunden oder Gästen entwickelt sich zur kreativen Runde, es appelliert
Eingerahmt van gründerzeitlichen Bauten
erinnert die Hausfassade des Bulthaup
Showrooms an das „handwerkliche“ Zeitalter. Hinter den Kulissen dominiert in wirksamer Form die Arbeitswelt der technischen
Zivilisation.
Design-Prinzip: Flexibilität.
Ein verbreitetes Anwendungsbeispiel sind
Eclipse Strahler mit Niedervolt-Halogenlampen in Schaufenstern, Verkaufs- und
Ausstellungsräumen. Daneben Eclipse
Strah1er mit Fresnellinse für Hochdrucklampen, die einen im Ausstrahlungswinkel variablen, weichzeichnenden Lichtkegel erzeugen.
Atmosphäre, die von Begeisterung getragen
wird. Im Bulthaup Showroom London werden
dem interessierten Publikum, Handelskunden und Fachspezialisten die Funktionseinheiten der Küchenmöbelsysteme anschaulich demonstriert.
an die Sinne und weckt kulinarische Neugier.
Abendfüllende Diskussionen kannten schon
die Naturvölker, die alle wichtigen
Angelegenheiten beim Essen verhandelten,
und große Ereignisse, Verschwörungen nicht
ausgenommen, wurden bei Tisch ausgedacht
und vorbereitet.
Die Küche fördert die innere Bindung der
Familie und verbannt die Hausfrau, den Hobby- oder Profikoch nicht mehr in die Rolle
des Alleinakteurs in der Küchenmanege.
Ebenso hat die Küche als Schaltraum mit
industriell vorgefertigter Gemeinschaftskost
an Gewicht verloren. Kreativität ist gefordert, die Hand wird wieder zum aktiven Körperteil, die Küche zur Ideenschmiede. Hohe
Ansprüche klingen im Ruf nach der Professionalisierung der Privatküche.
Wie Bulthaup die gesellschaftlichen Trends
und Einstellungen beim Küchenkonzept aufgreift und für den Küchenbereich erschließt,
wird durch die Küchenausstellung vorbildlich
zitiert. Das spontane Verständnis des kritischen Publikums, der Experten, Fachhändler
aus Europa und Küchenprofis beweist die
Logik und Funktionalität der Küchenentwürfe.
Ästhetik und Funktionalität bahnen neben
einer eindeutigen Zielgruppendefinition, einer
klugen Produktionsweise und einem klaren
Vertriebskonzept den Weg zum Erfolg.
Denn mit dem Bekenntnis zu zeitlosem,
modernem Design, guter Form und Funktion
der Küchenmöbelsysteme erzielte die Bulthaup GmbH & Co 1989 einen Umsatz von
rund 115 Mio. DM. Der etwa 90 Kilometer
nordöstlich von München beheimatete
Küchenmöbelhersteller (Produktion: Werk
Aich) beschäftigt derzeit rund 600 Mitarbeiter. Europaweit agieren ca. 500 Handelspartner. Der Vertrieb erfolgt nur über den Fachhandel. Mit 40 % ist der Exportanteil
beziffert, den Exportschwerpunkt bilden
dabei die Niederlande und Italien. Jede vierte
Küche wird nach Frankreich, Großbritannien,
Belgien, Österreich, Schweiz oder Spanien
geliefert. Neu in das Ausstellungsnetz
eingeflochten ist seit dem 1. Februar 1991
Istanbul. Der feine Unterschied zwischen
Kommerz und Kultur schlägt Wellen bis hin
nach Japan. Hier gibt es eine Lizenzproduktion
mit der Firma Toto in Tokio. Westliche Kochund Küchenkultur vereint mit asiatischen
Tischmanieren? Diese Botschaft ist genauso
anregend wie die Vielfalt der Funktions-einheiten der Küchensysteme in der Wigmore
Street im zentralen London. Die Präsentation
der Küchenmöbelsysteme gibt hier maßgeblich Anregung für Küchenarchitektur, Raumgestaltung, Ästhetik und Küchenkultur; sie
bietet darüber hinaus eine faszinierende Alternative, mit dem der „Profikoch“ seinem Individualismus Ausdruck verleihen kann.
Gute Küchenplanung berücksichtigt die
Architektur des Raumes und die optimale
Eingliederung in das Gesamtkonzept. Die
Küchen sind klar in ihrer Gliederung und
Linienführung, funktional und eigenständig
in ihrem zeitlosen Design. So entstehen
Funktionszentren in ergonomisch aufeinander abgestimmter Anordnung. Bereits die
Grundversion bietet ambitionierten Einsteigern perfekte Funktionalität. Die hohe Strapazierfähigkeit und die gute Kombinierbarkeit der Küchenfunktionseinheiten prägen
insgesamt den Charakter einer Profiküche.
Hochwertige Materialien werden gezielt
nach ihrer Gebrauchstüchtigkeit eingesetzt.
Die Küchenprogramme, deren Flächen feinstrukturiert und mattschimmernd sind, entwickeln eine neue Materialästhetik und bieten ausdrucksstarke und praktische Gestaltungsmöglichkeiten zugleich. Das Pro-
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gramm wird in 138 RAL-Farben, sieben Mattlack- und sieben Hochglanz-Farben sowie in
zahlreichen Kunststoff- und Holzoberflächen offeriert.
Die neuen küchengerechten Oberflächen
sind strapazierfähig und pflegeleicht, unempfindlich gegen Fingerabdrücke, Flecken
und Schlieren. Bei der Herstellung von Oberflächen finden lösungsmittelarme und damit
umweltfreundliche Lacke Verwendung. Weiter bezeichnend für eine klug gegliederte und
ablauftechnisch organisierte Küche sind folgende Merkmale: zusätzlicher Stauraum in
Hoch- und Unterschränken, durch Einsätze
funktionell gegliedert; statt herkömmlicher
Oberschränke bieten Regalborde, die mit Rollos blitzschnell geöffnet und geschlossen
werden können, eine praktische Lösung; breite Abstellflächen hinter dem Flachbecken;
das verschiebbare Schneidebrett, mobil vom
Kochfeld bis zum Tiefbecken; stabile und absolut verschleißfreie selbsttragende Metallborde aus Edelstahl; in Greifnähe Ablageborde und Aufhängevor- richtungen für Töpfe
und Pfannen, Keilen und Schöpfen, diskret
aber präsent; integrierte Lichtsysteme, hinter
Blenden verborgen; mobile Rollcontainer,
praktisch für Küchenutensilien oder Lebensmittel; Kühlgeräte mit leichtgängigen Auszügen etc. Und noch etwas: Das Detail, der
Handgriff, die Radien, die Fugen, die Farbund Materialwahl haben Vorrang. Die Konzentration liegt auf zeitgenössischem Design
und systemgerechter Einbindung der Einzelgeräte. Zeuge für eine gelungene Küchenar-
chitektur der 90er Jahre ist beispielsweise die
neue Bulthaup Dunstesse, ein Dunstabzug
auf das Wesentliche reduziert, die 1990 die
Auszeichnung „höchste Design-Qualität“ des
Design Zentrums Nordrhein-Westfalen in
Essen erhalten hat.
Ähnlich wie die Vielfalt köstlicher Rezepturen können Gefäße und Bestecke in uns
Visionen zum Schlaraffenland erwecken.
Einen Großteil der „handwerklichen“ Grundausstattung liefert Bulthaup gleich mit. Die
stummen Künstler der weißen Brigade haben
für das gute Gelingen eines Rezeptes eine
hohe Bedeutung. Sie sind genauso unentbehrlich geworden wie einige Grundregeln
der Küche. Der Hobbykoch sollte diese beherzigen, ohne jedoch gleich in den Wettstreit
mit dem Berufskoch treten zu wollen.
In erster Linie werden die durchaus berechtigten „Design-Objekte“ mit ihrem praktischen Wert als Gebrauchsgut verstanden.
Liebhaber schätzen diese hochglanzpoliert
aus Edelstahl. Andere Metalle, weniger prädestiniert, werden vergleichsweise von Obstsäure angegriffen, und ein irdener Schmortopf kann nicht durch einen Topf aus
beschichtetem Aluminium ersetzt werden,
weil die Wärmeleitfähigkeit vollkommen
anders ist. Letztendlich ist es dem Gourmet
selbst überlassen, ob er selbstgezogene
Küchenkräuter, einen Edelstahl-Wasserkessel
von Alessi oder einen durch Licht in Szene
gesetzten Herd zum optischen Brennpunkt
werden läßt. Die Küche entpuppt sich auf
diese Art als Bühne, auf der sich das Schauspiel Kochen ideal inszenieren läßt.
Die Gerätschaften der Grundausstattung
bestehen aus einer Batterie von Sauteusen,
Stiltöpfen, Bratentöpfen und Pfannen. Sie dienen im Ruhestand nicht nur als „Schmuckstück“, sie benötigen in Funktion auch Platz.
Platz, den der Planer durch großzügige
Arbeits- und Abstellflächen schafft.
Viele Grundtätigkeiten bilden bei der
Küchenarbeit den Schwerpunkt. Das Putzen
und Waschen, das Zubereiten, das Kochen
und das Anrichten. Es entstehen Arbeits-
Entwicklungen zu verzeichnen. Wie die Küche
ein Optimum an arbeitsplatzmäßiger Organisation und mechanischer und elektronischer
Ausstattung verlangt, werden genau auf die
Funktion berechnete und gestaltete Leuchten
und Leuchtensysteme benötigt, um auch im
privaten Bereich Beleuchtungsprobleme zu
lösen. Gleich wie der Verbraucher ein Bewußtsein für Koch- und Tafelkultur entwickelt,
sollte er auch ein Lichtbewußtsein entfalten
und Licht als ein wesentliches Element der
Reizpunkte in der Küche: Gerätschaften aus
Edelstahl verursachen eigene, lebendige Reflexe. Die stummen Künstler wirken archaisch und futuristisch zugleich.
schwerpunkte, die autonom organisiert werden müssen. Genauer betrachtet werden diese Tätigkeiten in vier selbständigen „Greifräumen“, die in Linien einer Halbkugel
nachvollziehbar sind, abgewickelt. Von der
zentralen Arbeitsfläche aus lassen sich einfache Handgriffe nach allen Seiten tätigen, die
ein Hin- und Herlaufen überflüssig machen.
Daraus ergibt sich eine Hauptarbeitsebene,
mit darunter- und darüberliegendem Greifraum bzw. Stapelraum. Über Kopfhöhe befinden sich Aufhänge- und Ablagekonstruktionen, die Arbeitsgut des täglichen Bedarfs
aufnehmen. So werden beispielsweise im
Herd bereich Geräte integriert, die griffbereit
an einer Etagere, Magnetleiste oder an Haken
aufgehängt werden.
Besonderer Wert wird auf die Helligkeit
ganz bestimmter Funktionsbereiche gelegt.
Die Arbeit am Herd erfordert große Sorgfalt,
das Hantieren mit dem Küchenmesser höchste Konzentration. Eine Ausleuchtung dieser
Aktionsfelder ist daher wichtig und bietet
Eine Ausleuchtung der eigentlichen Arbeitszonen hilft die Konzentration und Aufmerksamkeit zu erhöhen.
Innenraumgestaltung verstehen. Im Normalhaushalt entfallen nur ca. 8 % der insgesamt
verbrauchten elektrischen Energie auf die
Beleuchtung. Mit Hilfe von neuen kompakten, energiesparenden Lichtquellen ist es
sogar möglich, diesen Einsatz weiter zu reduzieren. Während in der Arbeitswelt von
Großküchen die Gewerbeaufsicht auf einwandfreie und somit sichere Beleuchtung
achten muß, liegt die Verantwortung für die
Beleuchtung im privaten Bereich beim Verbraucher. Speziell die Küche ist ein Ort, in der
mit Sorgfalt und Konzentration gearbeitet
werden muß.
Licht als visuelles Gestaltungsmittel gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die Grundhelligkeit, die für das Sichtbarmachen von
Architektur, Möbeln und Orientierung sorgt,
kann durch das Licht zum „Hinsehen“, das
Akzente setzt oder z. B. bestimmte Flächen
abgrenzt, ergänzt werden. Der übliche Einsatz wirtschaftlichen Leuchtstofflampenlichts erzielt auf der einen Seite eine gleichmäßige Beleuchtung, andererseits wirkt die
Atmosphäre oft monoton, gar klinisch, bekannt aus Großküchen oder Kantinen. Auch
die berühmte Pendelleuchte über dem Küchentisch gehört längst der Vergangenheit
an, wenn sie als einzige Lichtquelle allen Erfordernissen einer guten Beleuchtung entsprechen soll.
Bereits der Einsatz von einzelnen Strahlern, bestückt mit Niedervolt-Halogenlampen, holt die lukullische Oase aus dieser Isolation heraus. Ähnlich wie bei der
Küchenplanung sollte der Verbraucher die
Beleuchtungsplanung nicht dem Zufall überlassen, sondern den Lichtplaner oder Leuchtenfachmann für Beleuchtungslösungen zu
Rate ziehen. Grundrezepte lassen sich zwar
beschreiben, Patentrezepte gibt es allerdings
keine. Der Anwender oder Planer - ob für die
Küche oder das Licht - muß die räumlichen
Gegebenheiten, Lebensgewohnheiten und
die persönliche Arbeitsweise individuell
berücksichtigen.
KG
Die Lichtlandschaft des Showrooms läßt sich
durch den Einsatz van Stromschiene und
Strahler variieren und dosieren. Im
Planungsbüro bieten quadratische, vierzellige Combinair Leuchten für kompakte
Leuchtstofflampen eine Alternative zu herkömmlichen Rasterleuchten. Der Firmenschriftzug wird mittels Eclipse Strahler auf
eine Wandzone und den Boden des Eingangbereiches projiziert.
darüber hinaus eine stimulierende Atmosphäre. Als universelles Beleuchtungssystem
hat sich die Stromschiene mit Strahler erwiesen. Die Strahler können an jeder beliebigen
Stelle der Schiene eingesetzt werden. Der
Strom wird nur an einer einzigen Stelle eingespeist. An der Stromschiene montiert,
macht der Strahler durch seine Mobilität
auch kleinere Umzüge mit, wenn sich die
Raumfunktion ändert oder das Küchensystem
mit weiteren Elementen ausgebaut wird. Mit
wenigen Handgriffen ist die Beleuchtung der
neuen Gegebenheit angepaßt.
Seit dem Urmodell, der Frankfurter Küche
von 1923, propagieren die neuen Küchen keine
tiefgreifenden Veränderungen. Die Erkenntnisse der Architektin Grete Schütte-Lihotzki,
Raum zu sparen, Leerflächen und überflüssige
Wege zu vermeiden, haben sich bis heute profiliert. Das Gewicht der Entwicklung hat sich
vielmehr auf die Erweiterung der technischen
Ausstattung bis hin zur Elektronik verlagert.
Auf dem Beleuchtungssektor sind ähnliche
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Modellhaft
Im November letzten Jahres war bei ERCO
London in der Dover Street eine interessante
Architekturausstellung zu sehen. Gezeigt
wurden verschiedene Modelle zeitgenössischer Architektur. Insgesamt waren 17 Architekten und Architekturbüros durch Objekte
vertreten, unter anderem Richard Rogers,
Nicholas Grimshaw und Skidmore, Owings
& Merrill (Foto rechts unten: St. Giles Circus).
Die Resonanz auf die Ausstellung war sehr
gut, allein an der Vernissage am 6. November
1990 nahmen über 200 geladene Gäste teil,
darunter viele Architekten und Designer. Als
Rahmenprogramm organisierten die ERCO
Mitarbeiter Führungen und abendliche Veranstaltungen. Der Erfolg dieser Ausstellung
veranlaßte uns, ein ähnliches Projekt im
Technischen Zentrum von ERCO in Erwägung
zu ziehen. Das Foto links zeigt den von Norman Foster geplanten Heliport von London.
Die beherrschenden Elemente des Gebäudes
sind die 48 x 48 Meter große Hubschrauberlandefläche auf dem Dach und, daraus resultierend, die tragende Stützenkonstruktion. In den Ebenen unter dem Dach sind der
Zoll, die Verwaltung und die Bereiche für den
Publikumsverkehr untergebracht. Diese
Bereiche wirken durch den Einsatz von Glasflächen transparent und freundlich. Das
Architekturbüro GMW Partnership war
auf der Ausstellung mit dem Entwurf für ein
Gebäude vertreten, das inmitten älterer Bauten in der Londoner Lombard Street entstehen soll (oberes Foto). Gefordert war ein
zeichensetzendes Gebäude, an dem auf der
einen Seite moderne Konstruktionsprinzipien
ablesbar sein sollen, das aber auf der anderen
Seite auch mit den klassischen Strukturen
der Umgebung nicht kollidieren durfte. Die
Ausstellung hat deutlich gemacht, daß technische Aspekte in der zeitgenössischen
Architektur ein wichtiger Faktor sind,
aber nicht ohne in Beziehung zu der Umgebung und der Funktion des Gebäudes zu
stehen.
Emanon Katalog erschienen
Im letzten Lichtbericht haben wir die neue
ERCO Produktfamilie Emanon vorgestellt;
mittlerweile gibt es auch einen speziellen
Katalog zu diesem Hochleistungsscheinwerfer-Programm. Er bietet detaillierte
Informationen zu dem Scheinwerfer sowie
Raymond Loewy im Design Museum
London
Nachdem die dem Designer des „American
Way of Life“ gewidmete Retrospektive
erfolgreich in Berlin und mehreren anderen
europäischen Städten gezeigt worden ist, ist
sie bis zum 16. Mai 1991 im Design Museum
London zu sehen. Loewys Entwürfe für so
bekannte Marken wie Shell, BP, Lucky Strike
und Coca Cola werden von ERCO ins rechte
Licht gesetzt. TM -Strahler, bestückt mit Niedervoltlampen 100 W/12 V, sind an senkrecht
nach oben ragenden Monopoll-Stromschienen montiert, die ihrerseits an Ständern angebracht sind. TM- Strahler mit Skulpturenlinse
beleuchten einzelne Objekte optimal. Eine
gleichmäßige Wandausleuchtung wird durch
TM- Strahler mit Floodreflektor erzielt.
EOS Handbuch in Neuauflage
In Kürze wird ein Handbuch zu dem von
ERCO entwickelten Lichtsteuerungssystem
E0S2 erscheinen. Kennzeichnend für das
EOS2-System ist die Gestaltung von Lichtszenen, ihre Speicherung und Reproduktion
auf Knopfdruck. Es wird überall dort eingesetzt, wo Räume aufgrund wechselnder
Nutzungs- oder Umgebungsbedingungen
eine räumlich oder zeitlich variable Beleuchtung benötigen. Das Handbuch wird auf rund
100 Seiten, neben einem allgemeinen Teil,
Einsatzgebiete und Technik von dem programmierbaren System EOS2 erläutern. Es ist
als Arbeitsunterlage für Architekten, Lichtund Elektroplaner gedacht, richtet sich aber
gleichzeitig an den interessierten Laien.
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ERCO Spanien plant neues Gebäude
ERCO Iluminación S.A., die spanische
Tochtergesellschaft von ERCO in Barcelona,
plant ein neues Gebäude, das dem florierenden Geschäft Rechnung trägt und darüber
hinaus alle Abteilungen unter einem Dach
zusammenfaßt. Der Neubau soll in Molins de
Rei -rund 10 km von Barcelona entfernt entstehen. Architekt Juan B. Bartrà hat ein
vierstöckiges Gebäude mit rechteckigem
Grundriß geplant. Die unteren drei Stockwerke umfassen jeweils 1000 m2, das vierte
dagegen wird ein 250 m2 großes Penthouse
werden. In dem Gebäude wird Platz für ein
Lager, eine Werkstatt und großzügige
Büroräume sein. Daneben plant man einen
Mock-up Raum und ein Elektrolabor. Des
weiteren werden sich in dem Neubau Schulungs- und Seminarräume befinden. Mit dieser Ausstattung möchte ERCO Spanien seinen Kunden und an Beleuchtung
Interessierten einen noch besseren Service
bieten.
antike Vase in eine Vitrine stellen. Die
Konzeption des Museums sieht vor, sich dem
Phänomen Licht aus verschiedenen Blickwinkeln zu nähern. Der Schwerpunkt wird der
naturwissenschaftliche Aspekt sein; mit
eindrucksvollen Inszenierungen und einer
Museumswerkstatt will man die Beschaffenheit des Lichts deutlich machen. Daneben
wird es eine Präsentation zur Lichtgeschichte
vor dem Hintergrund der zeitgenössischen
Zusammenhänge geben, und in ständig
aktualisierten Inszenierungen wird die Lichttechnik der Gegenwart vorgestellt werden.
Um der Öffentlichkeit Idee und Konzeption
des Museums näherzubringen, wird schon
Ende 1991 eine Ausstellung zu Technik und
Anwendungsmöglichkeiten von Holographie
stattfinden. Eröffnet wird das Museum voraussichtlich 1994.
Schlußlichter
zu Zubehör, Befestigungen und Tragestrukturen. Der Katalog ist als Ergänzung zu dem
aktuellen Leuchtenprogramm gedacht und
ist deshalb auch genauso aufgebaut. Er ist in
zwei Versionen (deutsch/englisch) bei ERCO
erhältlich.
In Planung: Ein Museum für Licht
In Arnsberg wird ein Museum entstehen, das
sich mit Licht befassen wird. Eine schwierige
Aufgabe, denn Licht läßt sich nicht wie eine
Design Zentrum Dresden gegründet
In Dresden wurde am 1. Dezember 1990 ein
neues Design Zentrum gegründet. Es ist das
erste neugegründete Institut dieser Art auf
dem Gebiet der ehemaligen DDR und wird
innerhalb des bestehenden föderalistischen
Systems der Designförderung in der Bundesrepublik diese Aufgabe für den Freistaat
Sachsen übernehmen. Das Design Zentrum
unter der Leitung von Viola Hößelbarth hat
sich zum Ziel gesetzt, den Wiederaufbau der
sächsischen Wirtschaft durch Designförderung aktiv zu forcieren. Dabei versteht es sich
als Mittler zwischen Wirtschaft und Kultur
und möchte über eine neue Industriekultur
eine Brücke zwischen beiden schlagen.
Neues Institut für Licht- und Bautechnik
An der Fachhochschule Köln ist ein Institut
für Licht- und Bautechnik gegründet worden, das vorhandene Forschungsarbeiten und
-einrichtungen zu den Themen
„Klimagerechtes Bauen“ und „Solarenergienutzung in Gebäuden“ ausbauen soll. Die
Zielsetzung ist, in Zusammenarbeit mit der
Industrie neue Lösungen für transparente
Bauteile zu finden, die eine verbesserte Nutzung von Solarenergie für Beleuchtung, Heizung und Kühlung von Räumen sowie für
photovoltaische Stromerzeugung ermöglichen. Ein im Oktober letzten Jahres gegründeter gemeinnütziger Verein wird die Arbeit
des Instituts unterstützen.
Führungswechsel im Design Zentrum Nordrhein-Westfalen
Nach über achtjähriger Tätigkeit als Geschäftsführer des Design Zentrums Nordrhein-Westfalen in Essen ist Ulrich Kern zum
31. März 1991 ausgeschieden. Nachfolger ist
seit dem 1. April 1991 Dr. Peter Zec, vormaliger Geschäftsführer der Designer-Verbände
BDG und VDID. Ulrich Kern wird Geschäftsführer eines in Gründung befindlichen Tochter-Unternehmens der AGIPLAN in Mülheim/
Ruhr, welches sich künftig mit Industriearchitektur befassen wird. Die AGIPLAN ist ein
Unternehmen für Managementberatung,
Industrieplanung und Projektkoordination.
Unter der Leitung von Ulrich Kern verzehnfachte das Design Zentrum seinen Jahresetat
auf 2 Mio. DM. Ebenso fällt die Intensivierung der Jahresauswahl „Design-Innovationen“, die heute zu den bedeutendsten
Design-Auszeichnungen der Bundesrepublik
gehört, in diese Zeit. Peter Zec ist der Öffentlichkeit vor allem durch die Organisation
zahlreicher Veranstaltungen bekannt, wie z.
B. der Ausstellung „Mehr Licht“ 1985 in der
Hamburger Kunsthalle oder der Ausstellung
„Holographie in Wien“, die er 1986 als Leiter
des Museums für Holographie & neue visuelle Medien organisierte.
Zaha Hadid baut für Düsseldorfer Werbeagentur
Ein Bauherr, der sich nicht als Investor, sondern als Initiator begreift, ist auch dazu
bereit, bei einem Neubau ungewöhnliche
Wege zu gehen. Thomas Rempen, Mitinhaber
der Düsseldorfer Werbeagentur Hildmann,
Simon, Rempen & Schmitz, hat sich dafür
entschieden, ein in der Fachpresse viel
beachtetes Projekt zu realisieren. Im Düsseldorfer Hafenbereich, Zollhof 3, wird in einem
17000 m2 großen Gebäudekomplex ein neues
Medienzentrum für die Werbeagentur entstehen. Ungewöhnlich ist das Projekt, weil
der Entwurf von der Architektin Zaha Hadid
stammt. Fast eine Premiere, denn bis jetzt ist
Zaha Hadid zwar schon in einigen Wettbewerben erfolgreich gewesen, aber gebaut
wurde fast noch nichts von der bekannten
Architektin und Künstlerin. Der Entwurf wird
wie ihr gesamter Stil als „dekonstruktivistisch“ bezeichnet, aber die Architektin selber verwahrt sich gegen solche Klassifizierungen. Sie will emotionale Räume schaffen,
Rationalität ist für sie kein Kriterium. Ihre
Entwürfe konfrontieren uns mit einer Aufsplitterung und Zerlegung der Fassaden, die
nicht nur logisch nachvollziehbar sein wollen. Sie stellen deshalb auch kein Gehäuse für
einen bestimmten Zweck dar, sondern schaffen einen Erlebnisraum. Erlebnisräume sind
eigentlich mehr ein Thema der bildenden
Kunst, und auch die Entwürfe von Zaha
Hadid haben eine ganz eigene künstlerische
Qualität, so daß hier die Grenzen zwischen
Architektur und bildender Kunst verschwimmen. Bei dem Düsseldorfer Neubau soll diese
künstlerische Komponente endlich einmal in
die Realität umgesetzt werden, und man darf
gespannt sein, welche Impulse ein solches
rahmensprengendes Gebäude der Architektur einer Stadt wie Düsseldorf geben kann.
ERCO: Ziel vieler Architekturstudenten
Im Zuge des zunehmenden Lichtbewußtseins
ist auch an den Universitäten Lichtgestaltung
ein Ausbildungsthema geworden. Von den
insgesamt 6000 Besuchern, die im letzten
Jahr den Weg nach Lüdenscheid in das Technische Zentrum von ERCO fanden, waren rund
600 Architekturstudenten. Mit Gruppen bis zu
60 Leuten reisen die Studenten aus ganz
Deutschland an. Auf dem Programm stehen
eine Führung durch das Technische Zentrum
und Informationen über Lichttechnik und
Architekturbeleuchtung. Besonders interessant sind für die Studenten die Demonstrationen im Mock-up Raum, in dem Lichtwirkungen im 1:1 Versuch getestet werden.
Emanon setzt Marilyn Monroe in Szene
Auf der diesjährigen Hannover Messestand bei
ERCO die Präsentation eines Produkts und seine vielfältigen lichtgestalterischen Möglichkeiten im Mittelpunkt. Eine der berühmtesten Szenen der Filmgeschichte wurde
nachgestellt und mit 55 Emanon Scheinwerfern dramatisch inszeniert: In 2,30 m Höhe
steht die bis zu den Schuhen originalgetreu
nachgebildete Figur von Marilyn Monroe auf
dem Gitterrost eines U-Bahn-Schachtes, wie
einst in Billy Wilders Film „Das verflixte siebte
Jahr“. Schon seit langem war geplant, 1991
dem Showeffekt einen großen Anteil zu geben.
Aber nicht Show um der Show willen, sondern
vielmehr, weil Emanon ein Produkt ist, das dem
wachsenden Interesse nach „theatralischem
Licht“ außerhalb des Theaters - z .B. bei Präsentationen, Performances und Shows - gerecht wird. Entworfen wurde die Inszenierung
mit Emanon von dem Lichtplaner Uwe Belzner
von dem Heidelberger Büro Belzner, Kucan und
Partner. Uwe Belzner, eigentlich Architekt,
wandte sich nach seinem Studium der
Beleuchtungs- und Theatertechnik zu. Er hat
als Lichtdesigner an rund 80 erfolgreichen Inszenierungen im Theaterbereich, unter anderem an der Mailänder Scala, mitgearbeitet.
Daneben plant er lichttechnische Anlagen in
der Architektur, in Museen und Ausstellungen,
für Messen und Industrieveranstaltungen. Er
verbindet Kreativität mit technischem Knowhow und gab auf der Hannover Messe eine
eindrucksvolle Demonstration der verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Emanon.
Das Design vor dem Design
Unter dem Titel „Urdesign - Zeichen, Formen,
Techniken“ ist eine von dem westfälischen
Museums-Amt in Münster konzipierte
Wanderausstellung in verschiedenen westfälischen Städten zu sehen. Untersucht und
vorgestellt werden ausgewählte archäologische Funde. Sie zeigen, daß schon in dem
frühen Handwerk der Region Gestaltung eine
Rolle gespielt hat. Einerseits Gestaltung im
Sinne von Dekor, durch das man die Exponate
dem Bereich des qualitativ hochwertigen
Kunsthandwerks zuordnen kann und andererseits Gestaltung im Sinne von Design, da
viele Gegenstände auch in Formgebung und
Funktion überzeugen. Die Ausstellung soll
einen Kontrast zum modernen Designbegriff
vermitteln und Assoziationen zur Fachdisziplin der Ur- und Frühgeschichte erwecken.
Bis 14. April 1991 ist die Ausstellung in Detmold zu sehen, vom 19. April bis zum 20. Mai
1991 in Herne, und bis Ende des Jahres wird
sie noch in anderen Städten gezeigt.
Computerprogramm Lucy
Das neue, von ERCO entwickelte, Computerprogramm Lucy läuft unter Windows 3.0 und
ermöglicht neue Wege in der Beleuchtungsplanung. Wie auf einer Werkbank können
Beleuchtungspläne erarbeitet und berechnet
werden. Neben dem bisher üblichen Rechteckschema stehen weitere Grundrißtypen zur
Verfügung: L-Form, Polygon, Apsis und Viertelkreis. Aus einer Datenbank können die einzusetzenden Leuchten nach Artikelnummern
oder Produktgruppen ausgewählt und dazu
Infotexte oder technische Zeichnungen über
die Leuchten abgerufen werden. Alle
Planungsschritte können jederzeit am Bildschirm in Farbe kontrolliert und revidiert werden. Weitere spezielle Hilfsmittel - acht Wandzonen, zwei Zonen in der Nutzebene, die auch
gekippt werden können, und zwei geneigte
Deckenflächen - ermöglichen es, auch schwierigste Beleuchtungssituationen zu meistern.
„Design - Made in Germany“ in Seoul
Vom 27. Februar bis zum 9. März 1991 fand im
Korea Exhibition Center in Seoul die bislang
größte deutsche Industrieausstellung im Ausland, die Technogerma Seoul ‘91, statt. Zu dem
Programm gehörte neben Vorträgen, Symposien und einem kulturellen Rahmenprogramm
auch die Sonderausstellung „Design - Made in
Germany“, für die das Design Zentrum Nordrhein-Westfalen verantwortlich zeichnet. In
einer Arena von 100 m2 wurden 72 Produkte
vorgestellt, die in den letzten Jahren von dem
Design Zentrum für ihr beispielhaftes Design
ausgezeichnet wurden. In dem weitgefächerten Spektrum war auch ERCO vertreten. Diese
Präsentation dokumentierte innerhalb der
Industrieausstellung das aktuelle Leistungsniveau der deutschen Produktgestaltung.
Vortragsreihe Design und Ökologie
Aus der Erkenntnis heraus, daß Umweltschutz
nicht erst dann einsetzt, wenn es um die Entsorgung des Müllbergs geht, hat sich das
Design Center Stuttgart der Frage zugewandt,
inwieweit Designer schon bei der Produktentwicklung ökologische Aspekte einbeziehen
können. Die Zielsetzung ist, bei Designern und
Unternehmern nicht nur die ethische Einsicht
in das Bessere zu fördern, sondern die
Erkenntnis, daß das Bessere auch technisch
machbar ist. In einer Vortragsreihe im letzten
Jahr, deren Manuskripte beim Design Center
Stuttgart erhältlich sind, haben mehrere Referenten den Themenkomplex aus verschiedenen
Blickwinkeln beleuchtet. Auch 1991 sind Vorträge und Informationsveranstaltungen zu
dem Designfaktor Ökologie geplant.
33
Lichtzeichen in der Osternacht:
Bei den Osterfeuern von Attendorn im Sauerland werden am
Ostersonntagabend auf den
Hügeln rund um die Stadt vier
große Scheiterhaufen abgebrannt. Im Zentrum jeden Feuers
steht jeweils eine 30 m hohe
strohumwickelte Fichte in Kreuzform. Entzündet wird das Feuer
mit Pechfackeln, die das Licht der
Osterkerzen hinaus ins Land tragen sollen. Zwischen dem ersten
Fasten- und dem Ostersonntag
haben die Mitglieder der vier
Osterfeuervereine der Stadt das
notwendige Feuerholz gesammelt, die vier Fichten aus dem
Gemeindewald herangeschleppt
und sie für die Feuer der Osternacht präpariert. Der Brauch hat
sich in Attendorn in seiner heutigen Form im letzten Jahrhundert
entwickelt. Dennoch hat er ältere
Wurzeln. Er erinnert an die „Mitwinterfeuer“ der vorchristlichen
Zeit, bei denen die Winterdämonen angelockt und verbrannt
wurden und der niedergehende
Funken regen die Fruchtbarkeit
der Felder und Wiesen wecken
sollte.
E
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