Schiffsreise Hamburg - Buenos Aires
Transcription
Schiffsreise Hamburg - Buenos Aires
Südamerika-Reise 2004 – 2005, Bericht 1 Schiffsreise Hamburg - Buenos Aires Planmässig brechen wir am 1. September nach Deutschland auf. Weil das Schiff eine grosse Verspätung hat, verbringen wir die Wartezeit an den Küsten der Nord- und Ostsee. Wir besichtigen ein paar Leuchttürme und verstauen die letzten Ausrüstungsgegenstände an ihrem definitiven Ort. rechts: Seeroute Europa / Afrika links: Seeroute Südamerika Das Grimaldi-Schiff "Repubblica Argentina" im Hafen Hamburg © Team North, Michèle & Reto Nussbaumer www.teamnorth.ch Seite 1 / 8 Südamerikareise 2004 – 2005, Bericht 1 Schiffreise Hamburg - Buenos Aires Am Morgen des 17. September ist es dann soweit, wir fahren im Hafen von Hamburg an Bord der „Repubblica Argentina“ der Reederei Grimaldi Napoli. Sogleich können wir unsere Kabine beziehen und lernen die fünf anderen Passagiere kennen. Den ganzen Tag über wird das Schiff noch mit Fracht (Container und Fahrzeuge) beladen. Am frühen Abend startet dann das Abenteuer Seereise, wir laufen aus dem Hafen in die Elbe aus. Von der Fahrt stromabwärts Richtung Nordsee bekommen wir nicht mehr allzu viel mit, weil es schon bald dunkel wird. Am nächsten Morgen erwachen wir bei spürbarem Seegang auf der Nordsee. Mit Ausschlafen wird es wohl nichts an Bord, bereits um 7:30 Uhr gibt es Frühstück. Den ganzen Tag fahren wir noch auf der Nordsee, gegen Abend erreichen wir dann den Mündungstrichter der Schelde an der niederländischen Küste. Unter Führung von Lotsen geht es nun in mehrstündiger Fahrt stromaufwärts in den belgischen Hafen von Antwerpen. Dem Fluss entlang liegen grosse Industrie- und Raffinerieanlagen sowie ein Atomkraftwerk. In der Dunkelheit sieht das Ganze ziemlich gespenstisch aus. Um Mitternacht erreichen wir die Schleuse an der Einfahrt zum Hafen. Weil gerade Ebbe ist, kann unser Schiff nicht selber manövrieren und wird von zwei Schleppern durch die Schleuse zum Liegeplatz gezogen. Noch in der Nacht wird mit den Ladearbeiten begonnen, diese dauern den ganzen folgenden Tag an. Antwerpen ist das grösste Autoterminal Europas und so wird auch die „Repubblica Argentina“ vorallem mit Fahrzeugen beladen. Beladen im Hafen von Antwerpen Nach 20 Stunden verlassen wir Antwerpen wieder und fahren zurück auf die Nordsee. Wie bei Frachtschiffen üblich ändert auch die „Repubblica Argentina“ ihren Fahrplan und streicht die Häfen von Le Havre und Bilbao. Stattdessen nehmen wir direkt Kurs nach Westafrika. Die Fahrt durch den Aermelkanal und den Golf von Biscaya wird wegen starkem Wind für unsere Begriffe ziemlich stürmisch. Die folgenden Tage auf See haben wir die Möglichkeit, uns etwas näher mit dem Schiff und der Mannschaft zu befassen. Die „Repubblica Argentina“ ist ein sogenannter Ro/Ro-Frachter (Roll on/ Roll off), was bedeutet, dass die Fracht über eine grosse Rampe am Heck auf das Schiff gefahren wird. Neben Autos, LKW’s und Baumaschinen werden auch die meisten Container in dieser Art auf die verschiedenen Decks gebracht. Auf dem Oberdeck hat es noch zusätzlichen Platz für Container, die per Kran verladen werden.Das Schiff hat eine Länge von 208.7m, eine Breite von 30.4m und eine Höhe von 49.1m, wovon ca. 40m über Wasser liegen. Angetrieben von einem gewaltigen Sulzer 8 Zylinder-Motor mit 23'805 PS erreicht es eine maximale Geschwindigkeit von 20.5 Knoten (ca. 37 km/h). In 24 Stunden Fahrt verbraucht © Team North, Michèle & Reto Nussbaumer www.teamnorth.ch Seite 2 / 8 Südamerikareise 2004 – 2005, Bericht 1 Schiffreise Hamburg - Buenos Aires dieser Motor ca. 70'000 Liter Brennstoff. Der Chefingenieur zeigt uns den Kontrollraum mit den Schalt- und Ueberwachungsanlagen und den Maschinenraum, in dem es 40 Grad heiss und extrem laut ist. Die Mannschaft der „Repubblica Argentina“ besteht aus 27 Mann: Kapitän, mehrere Decksoffiziere und Kadetten, Chefingenieur, mehrere untergeordnete Ingenieure, Koch, Steward und einfache Seeleute. Die Offiziere und Ingenieure sind mehrheitlich Italiener, der Steward und die Seeleute stammen teilweise aus Rumänien. Bei den mehrere Stunden dauernden Ein- und Auslaufmanövern zu den Häfen führen der Kapitän und der 1. Offizier zusammen mit einem örtlichen Lotsen das Schiff, auf hoher See erledigt dies der Autopilot unter Aufsicht der unteren Offiziere. Wir haben jederzeit Zutritt zur Kommandobrücke, können uns mit der Mannschaft unterhalten und unseren momentanen Standort auf der Seekarte einsehen. Auf der Strecke nach Afrika verletzt sich einer der Ingenieure am Finger und muss in ein Spital gebracht werden. Da wir uns in der Region der kanarischen Inseln befinden, wird in Teneriffa ein Rettungshelikopter angefordert, der den Verletzten auf offener See per Seilwinde von Bord holt. Auf hoher See Im Hafen von Dakar Nach sechs Tagen Seefahrt laufen wir in den Hafen von Dakar (Senegal) ein. Hier werden vorallem alte Exportautos aus Europa entladen. Teilweise müssen die Fahrzeuge von Bord geschleppt werden, weil sie nicht mehr selber fahren können. © Team North, Michèle & Reto Nussbaumer www.teamnorth.ch Seite 3 / 8 Südamerikareise 2004 – 2005, Bericht 1 Schiffreise Hamburg - Buenos Aires Noch in der gleichen Nacht fahren wir weiter nach Süden und erreichen am nächsten Morgen unsere zweite afrikanische Destination, Banjul in Gambia. Die Stadt mit dem kleinen Hafen liegt nicht direkt am Atlantik, so müssen wir ein Stück weit den River Gambia hochfahren. Da der Fluss nur eine Tiefe von 7-10m hat, ist dies eine ziemliche navigatorische Heraus-forderung. Ankunft in Banjul Wir nutzen hier die Möglichkeit für einen Landgang und setzen zum ersten Mal einen Fuss auf afrikanischen Boden. In tropischer Hitze machen wir einen Rundgang durch die Stadt und den afrikanischen Markt. Nun nehmen wir endlich Kurs auf unser Ziel, den südamerikanischen Kontinent. Die folgenden sechs Tage überqueren wir den Atlantik Richtung Brasilien. Der Kapitän informiert uns, dass die „Repubblica Argentina“ den Fahrplan nochmals ändere und in Südamerika nicht bis nach Buenos Aires fahren werde. Die Reederei Grimaldi ermögliche uns aber das Umsteigen auf ein anderes ihrer Schiffe, um trotzdem an unser Ziel zu gelangen. Dies scheint für uns somit kein Problem zu werden. Die Ueberquerung des Aequators wird am 29. September mit einer kleinen Party gefeiert. Für einmal essen die Passagiere und die gesamte Mannschaft zusammen, es gibt Gegrilltes, Wein und Kuchen. Anschliessend werden die Passagiere auf dem Aussendeck mit Meerwasser aus dem Feuerwehrschlauch abgeduscht. In der Nacht zum 2. Oktober erreichen wir die Bucht vor Vitória in Brasilien und setzen dort den Anker. Mit uns warten noch ca. 20 andere Frachtschiffe auf die Einfahrt in den Hafen. Am Mittag sind wir schliesslich am Kai und gehen wieder für ein paar Stunden von Bord. Die nächste Etappe wird für uns die letzte an Bord der „Repubblica Argentina“, denn nachher werden wir das Schiff wechseln. Es sind nur wenige Stunden Fahrt nach Rio de Janeiro. Diesmal liegen wir aber fast 24 Stunden vor Anker, bevor wir am Zuckerhut vorbei in den Hafen einlaufen. Rio de Janeiro © Team North, Michèle & Reto Nussbaumer www.teamnorth.ch Seite 4 / 8 Südamerikareise 2004 – 2005, Bericht 1 Schiffreise Hamburg - Buenos Aires Es ist bereits Abend, als wir Passagiere mit den Fahrzeugen von Bord fahren und vom örtlichen Grimaldi-Agenten erwartet werden. Dieser hat aber offenbar nur mit Personen und nicht mit Fahrzeugen gerechnet und so beginnen stundenlange Diskussionen um einen sicheren Abstellplatz im Hafen. Schliesslich dürfen wir die Fahrzeuge für diese Nacht direkt bei einem Wachposten abstellen. Es ist bereits nach Mitternacht, als uns der Agent in ein luxuriöses Hotel in der Innenstadt bringt. Am nächsten Morgen fahren wir zurück in den Hafen und bekommen einen definitiven Abstellplatz bei der anderen, von der „Repubblica Argentina“entladenen, Fracht zugewiesen. Nun haben wir noch fast zwei Tage Zeit, die Stadt Rio de Janeiro zu erkunden. Wir spazieren in der Innenstadt und gehen an den Strand Copacabana, der jetzt im Frühling aber noch menschenleer ist. Mit der Seilbahn fahren wir auf den Zuckerhut und bekommen einen faszinierenden Ueberblick über die schöne Lage der Stadt zwischen Meer, Stränden und grünen Hügeln. Wir sehen aber auch, wie sich die Armensiedlungen an den steilen Hängen hochziehen. Am Abend des zweiten Tages holt uns der Agent wieder im Hotel ab und bringt uns zurück zum Hafen. Hier stellen sich am Zoll aber grössere Probleme mit unseren Pässen ein und wir warten stundenlang, bis wir zum Grimaldi-Schiff „Grande Francia“ gelassen werden. Um 3:00 Uhr morgens sind die Fahrzeuge endlich an Bord und wir beziehen unsere neue Kabine In Brasilien nimmt man es mit der Zeit nicht so genau und so verlassen wir Rio de Janeiro statt am Morgen erst gegen Abend. Aber wir sind froh wieder an Bord zu sein und lernen erstmal die fünf anderen Passagiere kennen. Rio de Janeiro © Team North, Michèle & Reto Nussbaumer www.teamnorth.ch Seite 5 / 8 Südamerikareise 2004 – 2005, Bericht 1 Schiffreise Hamburg - Buenos Aires Santos ist unsere letzte Station in Brasilien. Auch hier liegen wir zuerst wieder einen halben Tag vor Anker und sehen dabei noch die „Repubblica Argentina“ aus dem Hafen Richtung Norden zurückfahren. In der Nacht laufen wir in den Hafen ein und gehen am nächsten Tag für einen Stadtbummel an Land. Santos ist der grösste Hafen Brasiliens, die Millionenstadt São Paulo liegt nicht weit von hier. Die „Grande Francia“ hat hier sehr viel Fracht umzuschlagen, so liegen wir den ganzen Tag im Hafen. Im Hafen von Santos © Team North, Michèle & Reto Nussbaumer www.teamnorth.ch Seite 6 / 8 Südamerikareise 2004 – 2005, Bericht 1 Schiffreise Hamburg - Buenos Aires Nun geht es aber wirklich nach Argentinien. Nach zwei Tagen Fahrt erreichen wir den Mündungstrichter des Río de la Plata und können die Stadt Buenos Aires am Horizont erkennen. Bis zu unserer Ausschiffung müssen wir uns aber noch etwas gedulden, denn zuerst wird das etwas im Landesinneren gelegene Autoterminal von Zárate angelaufen. Um dahin zu gelangen müssen wir ca. 70km auf der schmalen Fahrrinne des Río Paraná zurücklegen. Die „Grande Francia“ fährt hier sehr langsam, an beiden Flussufern breitet sich der Urwald aus. Nur einzelne kleine Holzhäuser mit Bootsstegen sind zu sehen. Am Abend legen wir am Terminal an und die Hafenarbeiter beginnen mit dem Entladen der 2'800 Fahrzeuge an Bord. Am nächsten Morgen sind diese Arbeiten abgeschlossen, nun beginnt aber noch das Einladen von unzähligen anderen Autos, die offenbar für Brasilien oder Europa bestimmt sind. Autoterminal in Zárate Gegen Abend legen wir dann definitiv zur allerletzten Etappe unserer Seereise ab, bis Buenos Aires kann es nur noch wenige Stunden dauern. Dieser Eindruck täuscht jedoch, wegen niedrigem Wasserstand müssen wir im Fluss nochmals Anker setzen und den nächsten Morgen abwarten. Zurück im Río de la Plata erscheint die Skyline von Buenos Aires wieder am Horizont. Fahrt auf dem Río Paraná Richtung Buenos Aires © Team North, Michèle & Reto Nussbaumer www.teamnorth.ch Seite 7 / 8 Südamerikareise 2004 – 2005, Bericht 1 Schiffreise Hamburg - Buenos Aires Noch dauert es aber ein paar Stunden, denn auch hier ist der Wasserstand niedrig und wir müssen zuerst ziemlich weit Richtung Atlantik hinausfahren um in die Fahrrinne nach Buenos Aires einzubiegen. Schliesslich ist es aber soweit, die Hafeneinfahrt kommt in Sichtweite, zwei Schlepper nehmen uns an die Leine und ziehen uns an den Kai. Nach 28 Tagen Seereise erreichen wir am 14. Oktober unser Ziel. Das Ausfüllen der Zolldokumente geht hier ziemlich zügig voran. Schon bald fahren wir aus dem Schiff und steuern für die nächsten Tage einen bewachten Parkplatz in Fussdistanz zur Innenstadt an. Ankunft in Buenos Aires © Team North, Michèle & Reto Nussbaumer www.teamnorth.ch Seite 8 / 8