Mit der Harley bis zum Ararat - Harley-Rolf

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Mit der Harley bis zum Ararat - Harley-Rolf
Mit der Harley bis zum Ararat
Rolf Kummer (63) aus Spiegelau legte auf dem legendären Zweirad über 11 000 Kilometer in vier Wochen zurück
Von Ursula Langesee
Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Türken tat ein
Übriges, um ihnen die Reisestrapazen zu erleichtern. Spontane Einladungen zum Tee, ein Handtuch
und ein warmes Getränk von einem Tankwart − eine Wohltat nach
einem Regenschauer − , die Übernachtungsmöglichkeit in der Istanbuler Wohnung einer Zufallsbekanntschaft und vieles mehr
zählten dazu. Den Diebstahl ihrer
Maschine brauchten die Spiegelauer nirgends fürchten. Polizisten
passten auf die Harley auf oder sie
bekam ein Nachtquartier im Hotelfoyer. „Selbst eine alte Armbanduhr, die ich als ersten Anreiz
für Diebe immer am Lenker befestigt habe, wurde uns erst in Georgien auf einem bewachten Parkplatz
gestohlen“, erzählt Kummer.
Spiegelau. Früher spotteten
Motorradfahrer über Harley-Davidson-Anhänger: „Eine Stunde
fahren, zwei Stunden schrauben“.
Dann wäre Rolf Kummer (63) aus
Spiegelau-Mühlberg noch lange
nicht von seiner im Mai begonnenen Reise zum Berg Ararat in der
Türkei zurück. Doch der Biker
konnte sich auf allen 11 307 Kilometern von Niederbayern bis an
die Grenze nach Armenien auf seine weiße ‘95-er FLHTP, eine Polizeimaschine mit 78 PS, verlassen.
Dabei war die Straßenmaschine,
gebaut für das gemütliche Cruisen
auf breiten Highways, auf den
Schotterstraßen im Osten der Türkei besonders gefordert. „Die hat
Nägel im Reifen als
einzige „Stopper“
jetzt 130 000 Kilometer auf dem
Buckel und es gingen nur ein Regler und die Lichtmaschine kaputt“,
widerlegt er das Vorurteil von den
Reparatur anfälligen, rollenden
Legenden. „Ich fahre mir nur gerne
Nägel ein. Die finde ich, wo immer
sie rumliegen“, lacht Kummer. Seine Leidenschaft für die amerikanischen Motorräder, die seit über
100 Jahren in Milwaukee gefertigt
werden, erwachte bei dem gebürtigen Tübinger in der Nachkriegszeit. Da fuhren die Amerikaner
und Franzosen damit durch die
Dörfer. Aber es sollte noch bis in
die 90-er Jahre dauern, bis sich der
frühere Ingenieur seinen Traum erfüllte.
Dabei waren Freiheit, Unabhängigkeit und Reisen in die ganze
Welt dem Schwaben immer schon
wichtig. Im Urlaub vagabundierte
er mit seinem Campingbus durch
Europa oder pilgerte zu Fuß nach
Santiago de Compostela. Drei Mal
hat Rolf Kummer diese Strecke
schon auf sich genommen: über
den stark frequentierten Camino
francés, die 1000 Kilometer lange
Route ab Sevilla/Andalusien und
heuer den Camino Português ab
Porto. Dabei hat er sich einen Wa-
Zum Lebensstil
gibt‘s das Motorrad
Auf dem höchsten Punkt der Türkei-Reise: Rolf Kummer mit seiner weißen FLHTP auf dem 2644 Meter hoch
gelegenen Tendürek-Pass nahe des Van-Sees.
− Fotos: Langesee/Agboka
Ein großes Holzrelief mit dem Firmenlogo der amerikanischen Motorradfirma hat einen Ehrenplatz über
der Wohnzimmercouch. Ein Hingucker ist auch die
Motorradweste von Rolf Kummer, übersät mit Aufnähern und Stickern zum Thema „Harley Davidson“.
denbeinbruch zugezogen und trat
trotz vom Arzt verordneter Schonung ein paar Wochen später die
lange Motorradtour in die Türkei
Ein sicheres und trockenes Quartier für die Harley:
Sie darf in einem Hotelfoyer in Afyon, dem Zentrum
des Schlafmohnanbaus in Westanatolien, übernachten. Beim Transfer der 400 Kilo schweren Maschine
helfen alle mit .
an. „Bei der Harley kann ich ja die
Füße vorne abstellen, das ging
ganz gut. “ Seine Frau Ursula Agboka war die Sozia. Auch sie steckt
die vielen Stunden im Sattel locker
weg. „Es ist sehr bequem und für
mich angenehmer als im Auto zu
sitzen.“
Der Osten und der Westen − das
sind für den 63-Jährigen keine Gegensätze, ganz im Gegenteil. Kummer hat auch eine Harley in Denver im US-Bundesstaat Colorado
geparkt und tourte damit nach der
Türkeireise zwei Monate lang erst
in Richtung Grand Canyon und
dann in den Norden nach British
Columbia und Alberta in Kanada.
„Ich fahr‘ aus Spaß an der Freud‘.
Ein Harley-Fahrer kann sich überholen lassen“, bemerkt er gemäß
der Firmenphilosophie: „ Wir verkaufen einen Lebensstil, das Motorrad gibt es gratis dazu.“
Nicht so sein Ding sind Harleyoder generell Motorradtreffen.
„Ich steh‘ nicht so auf Partys.“
Aber den wöchentlichen Stammtisch im Hotel Waldfrieden von
Franz Treml in Spiegelau jeden
Montag um 19.30 Uhr besucht er
gerne. Da stellt Kummer auch seinen Trip vor, der ihn von Ende Mai
bis Ende Juni 2011 jeweils 17 Tage
ab Denver in den Südwesten und
in den Nordwesten der USA führt.
Wer ihn dabei begleiten möchte,
kann sich unter www.harleyrolf.de mit ihm in Verbindung setzen.