18. Unglaubliche Post vom Polarkreis / So süß. Finnische Süßwaren

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18. Unglaubliche Post vom Polarkreis / So süß. Finnische Süßwaren
Verschiedenes
Artikelauswahl Ulla-Maija Kusel
Unglaubliche Post vom Polarkreis
Thorbjön freut sich über Brief aus Finnland
Bericht von Karin Jordt in der Kieler Zeitung (Kiel lokal) vom 21. Juni 2011
Eine Flaschenpost, die älter ist als er selbst, fand
Thorbjörn (11) aus Elmschenhagen im Oktober 2008 in
Heikendorf. Nun hat er endlich Post aus Finnland von der
Tochter des Verfassers bekommen. Fotos Jordt
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Elmschenhagen. Mehr als zehn Jahre lang
dümpelte die Flaschenpost eines finnischen Seemanns in der Ostsee, bis ein
Schüler aus Elmschenhagen die Botschaft
in der Gemeinde Heikendorf am Wasser
fand und einen Brief an die Adresse im
Flaschenbauch schrieb. Weitere zwei Jahre
und acht Monate vergingen. Nun kam die
Antwort aus Finnland.
„Du hast Post, rate mal von wem“, sagte
Christiane Kellner, als ihr Sohn Thorbjörn
aus der Schule kam. Der Elfjährige staunte
nicht schlecht, dass Anne aus Finnland doch
noch auf seinen Brief geantwortet hat.
Annes Vater war es nämlich, der vor gut 13
Jahren die Flaschenpost von der MS AILA
aus in die Ostsee geworfen hatte. Er sei ein
„Finnish seaman“ stellte er sich vor und
berichtete mit Datum „Kiel, 7.2.98“, dass er
eine 14 Jahre alte Tochter habe mit Namen
Anne Maria. „Wenn du 10 bis 17 Jahre alt
bist, Junge oder Mädchen, schreibe bitte
meiner Tochter nach Finnland...“, hieß es
weiter in der Nachricht auf Englisch, die in
einer Kunststoffflasche einer finnischen
nordjournal . 3/2011
Spirituosenmarke steckte – zwar leicht zerkratzt und von Algenresten verschmutzt,
doch immer noch fest verschlossen und gut
lesbar.
Thorbjörn, damals acht Jahre alt, setzte
sich sofort hin und schrieb mit Hilfe seiner
Eltern einen Brief auf Englisch an die
angegebene Adresse von Anne Maria in
Kotka, einer südfinnischen Hafenstadt,
etwa 130 km östlich von Helsinki. Dann
wartete er. Und wartete. Zwar ließ sich die
angegebene Straße im Internet auf dem
Stadtplan finden und der Name von Anne
Maria tauchte in der Absolventenliste einer
örtlichen Schule auf, doch eine Antwort
blieb zunächst aus. Da die Nachricht der
Flaschenpost auf einem Briefbogen der
Firma
Wärtsilä NSD Corporation mit
finnischem Briefkopf verfasst war, wurde
auch in der Hamburger Niederlassung des
Unternehmens geforscht doch ohne Erfolg.
Der weltweit operierende Konzern der
Antriebs- und Energietechnik mit Hauptsitz
in Helsinki baut unter anderem Schiffsmotoren und hat fast 17 000 Mitarbeiter an
160 Standorten.
Während Thorbjörn in Kiel-Elmschenhagen langsam die Hoffnung aufgab, jemals
eine Antwort von Anne zu erhalten, vagabundierte sein Brief durch Finnland. Denn
Anne war inzwischen mehrmals umgezogen
und wohnte längst nicht mehr an der Südküste, sondern in der Nähe des Polarkreises,
wo sich Fuchs und Hase und Rentier gute
Nacht sagen, nämlich in Rovaniemi, der
Hauptstadt Lapplands. Mehr als zweieinhalb Jahre war der Umschlag aus Kiel unterwegs, bis die finnische Post ihn endlich der
Empfängerin zustellen konnte. Die junge
Frau ist inzwischen 26 Jahre alt und antwortete umgehend in einem drei Seiten langen Brief auf Englisch. Sie berichtet, dass sie
mit ihrem Vater früher sogar Deutschland
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und den Nord-Ostsee-Kanal besucht habe
und die Reise toll fand: „beautiful“.
Thorbjörn erfuhr, dass sie bald 27 Jahre alt
wird , mit Alexander verlobt ist, ein Kaninchen namens Minerva besitzt und dass in
ihrer Stadt Rovaniemi der Wohnsitz des
Weihnachtsmannes ist, der im Weihnachtsmanndorf am Polarkreis sogar ein eigenes
Postamt hat.
Thorbjörn, der noch gar nicht geboren
war, als die Flaschenpost in der Ostsee
landete, wird nun natürlich wieder zurück
schreiben. “Es ist interessant, man kann gut
Englisch dabei üben“, findet der Schüler.
Auch für Anne in der Weihnachtsmannstadt
am Polarkreis, deren Vater ein Leben lang
Seemann war, ist der Briefverkehr nach Kiel
etwas ganz Besonderes: „Mein Vater ist vor
zehn Jahren gestorben“, schreibt sie. Die
Kopie seiner 13 Jahre alten Message in a
Bottle sei für sie wie ein Gruß, von ihm
„from the other side“, von der anderen
Seite. Durch die Post sei die Welt nun etwas
zusammen gerückt und „ein freundlicherer
Ort“ geworden.
Der Brief des finnischen Seemanns in
13 Jahre alter Flaschenpost ist noch gut erhalten.
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So süß. Oder: In Finnland kann man Schicksal essen
FANTASTIC! – 9. Juni 2011 von fantasticblog
Vor kurzem waren wir mal wieder auf
Reisen: in Helsinki. Marimekko feierte
seinen 60. Geburtstag mit einer Modenschau auf einer Grünfläche im Stadtzentrum und eröffnet demnächst ein Café
namens Marikahvila (Maris Café) neben
seinem Flagshipstore auf der Esplanade.
Außerdem wird Helsinki 2012 World
Design Capital, und wir besuchten die
1935 von Alvar und Aino Aalto gegründete
Möbelfirma Artek sowie das Arabia-Werk,
wo heute immer noch das von Kaj Franck in
den 50er Jahren entworfene Geschirr
Teema (ursprünglich Kilta) hergestellt wird.
Doch nicht nur in
Sachen Möbel-, Glasoder Textildesign liegen die Finnen ganz
weit vorn, auch was
die Verpackungsgestaltung und Namensgebung von Schokoriegeln und anderen
Süßigkeiten anbelangt, war der Besuch äußerst inspirierend.
Ein Waffelriegel namens Kismet (rotweiß
gestreift, seine leichte Minznote ist an die
berühmten Marianne-Bonbons angelehnt)
erfreute uns mit der Vorstellung, dass man
sein Schicksal essen kann und es auch noch
gut schmeckt. Aber auch Suffeli, Jim oder
Ahaa konnten wir nicht widerstehen
Bilder:
1=HelsinkiSchokoriegel Finnische Süßigkeiten Foto: a.ballschmiter
2=HelsinkiKismet Finnische Süßigkeiten Foto: a.ballschmiter
3=P5244798 Finnische Süßigkeiten Foto: a.ballschmiter
4=HelsinkiLakritsi Finnische Süßigkeiten Foto: a.ballschmiter
Quelle:
fantastic.welt.de/so-sus-oder-in-finnland-kann-man-schicksalessen/20110609
nordjournal . 3/2011
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