zeitungstechnik - WAN-IFRA

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zeitungstechnik - WAN-IFRA
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Deutsche Ausgabe 04/98 D20834E
APRIL 1998
zeitungstechnik
die Monatszeitschrift der IFRA
Redaktion: Ein Projekt für das 21. Jahrhundert
Das nächste Jahrhundert ist nicht mehr fern. Verschiedene Tools, die den Journalisten heute zur Verfügung
stehen, vermitteln schon jetzt einen kleinen Eindruck von
den möglichen Arbeits-, Informationsgewinnungs- und
-verarbeitungsmethoden der Zukunft.
Als Einstieg in die Thematik veröffentlichen wir einige
Grundsatzüberlegungen von Kerry J. Northrup, dem
IFRA-Experten für redaktionelle Organisation. In einem
zweiten Artikel entwickelt K. J. Northrup ein futuristisches
Bild von der Funktionsweise eines Zeitungsverlages von
morgen, bei dem nicht das Medium, sondern die Verbreitung von Informationen und Werbung im Vordergrund
steht. Das Printprodukt ist nur ein Element von vielen.
Das „VCU News Center“-Projekt
Von besonderem Interesse ist K. J. Northrups Mitarbeit
am Programm „VCU News Center“ der Universität von
Virginia (School of Mass Communication), das darauf
abzielt, Journalisten auf ein berufliches Umfeld vorzubereiten, in dem die Technik allgegenwärtige Bedeutung hat.
Das Projekt wird von IFRA unterstützt und dürfte 1999
zum Abschluß kommen.
Der Einfluß des Internets auf die Marktbedingungen für
viele Unternehmen weltweit kann schon heute nicht mehr
geleugnet werden, und die Prognosen für die Zukunft
IFRA/WAN: Gulf
Newspapers Conference
siehe Seite 6
Redaktions-Organisation:
siehe Seite 18
Zur ersten gemeinsamen „Gulf
Newspapers Conference“ luden IFRA und WAN nach Abu
Dhabi ein; hier ein Blick in den
Konferenzsaal. Der Konferenz,
die 300 Teilnehmer zählte, war
eine kleine Ausstellung angegliedert.
weisen einmütig auf eine geradezu explosive Entwicklung
bei der Nutzung dieses globalisierenden Mediums als
Informationsquelle, Kommunikationsmittel und Medium
für die Abwicklung von Handelsgeschäften hin. Die endgültige Entfesselung wird mit der Einführung eines sicheren elektronischen Zahlungsverfahrens (E-Cash) erwartet.
Auch die Zeitungen – seit eh und je fast unbehelligte
Monopolisten auf ihrem Gebiet – müssen sich neuen
Herausforderungen durch selbstbewußte und potente Konkurrenten stellen. Die Beschwichtigung „Die Zeitung hat
die Einführung von Radio und Fernsehen überlebt, sie wird
auch diese Prüfung bestehen“ klingt nicht mehr so überzeugend, seit die Zeitungen zunehmend an Leserzahlen und
vor allem Anzeigeneinnahmen abgeben müssen. Bisher ist
dieser Einfluß in Europa noch nicht so deutlich spürbar wie
in den USA, aber erste Anzeichen für eine ähnliche
Entwicklung sind erkennbar. Doch Internet, Printprodukt
und andere Medien sind nur einzelne Faktoren in der
Zukunftsgleichung, die auch noch eine Reihe von Unbekannten enthält.
Von der Unternehmensberatung The Cole Group stammen zwei konkrete Beispiele von US-amerikanischen Zeitungen, die sich in ihren Geschäftsstrategien neu orientiert
haben. David M. Cole ist ein renommierter Berater in den
USA, der auf einen beruflichen Werdegang in der TagesFortsetzung auf Seite 32
IFRA-SEMINAR: Qualitäts-Management
http://www.ifra.com
. . . Projekt für das 21. Jahrhundert
Fortsetzung von Seite 1
presse, insbesondere beim San Francisco Examiner, zurückblicken kann. L. Carol Christopher, Autorin der in der
diesjährigen Januar-Ausgabe der Cole-Papers erschienenen und hier in Übersetzung veröffentlichten Artikel,
erläutert, mit welchen Schwierigkeiten sich die Zeitungen
jeweils konfrontiert sahen, die schließlich zu einer redaktionellen Reorganisation als Lösungsstrategie führten. Die
Tageszeitung Orlando Sentinel schloß eine Allianz mit
einem Fernsehnachrichtensender, und in San José kam es
zu einer Fusion der gedruckten Zeitung mit dem elektronischen Mercury Center.
Das dynamische Büro
Ein sehr futuristisches Entwicklungsprojekt des Instituts für Integrierte Publikations- und Informationssysteme
(IPSI) des Forschungszentrums für Informationstechnik
(GMD) in Darmstadt, welches das dynamische Büro der
Zukunft zum Gegenstand hat, stellen wir in einem auf eine
typische Situation im Zeitungsalltag zugeschnittenen Szenario vor. Die Roomware – in Analogie zu Hard- und
Software – soll die Brücke zwischen der stofflichen und der
digitalen Welt schlagen.
Komponenten im
Roomware-Programm: die CommChairs. Links mit
einer Docking-Station für mobile Laptops und hinten mit
integriertem Notebook. Sie kommunizieren über Funk.
In einem Vortrag, den Vince Giuliano von The Electronic Publishing Group in Boston im Rahmen eines IFRASeminars im Herbst letzten Jahres in Darmstadt hielt,
stellte er zwei mögliche Entwicklungsrichtungen für Verlage gegenüber, die, je nachdem wie diese ihre strategische
Ausrichtung wählen, im Jahr 2003 zu ganz unterschiedlichen Marktpositionen führen.
Um zu wissen, was die Zukunft bringen wird, ist ein
Blick in die Kristallkugel weniger geeignet als ein auf
bekannten und möglichen Einflußfaktoren sowie erkennbaren Entwicklungstendenzen basierender Ansatz. Was
kann eine Zeitung heute tun, um morgen diesen Herausforderungen gewachsen zu sein? Welche Strategien sind
geeignet? Welche Fähigkeiten werden von unseren Journalisten gefordert sein, und welche Technologien werden
ihnen zur Verfügung stehen? Die in dieser Ausgabe zusammengestellten Beiträge sollen helfen, einer Beantwortung
dieser Fragen näherzukommen.
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zeitungstechnik April 1998