pro poLIZEI - Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport
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pro p oLIZEI INFORMATIONEN Heft März / April 2010 FÜR NIEDERSACHSENS POLIZEI www.polizei.niedersachsen.de Polizei Extrablatt von 1985 Auslandseinsätze Polizeimission Afghanistan – Mazar-e Sharif Kampagne Zivilcourage hat viele Gesichter Beschaffungsprogramm Neue Streifenwagen für Autobahnpolizei Inhalt | Impressum ✘ Titel Auslandseinsatz – Kommissarin aus Hannover in Afghanistan 4 Kommentar – Afghanistan ist weit weg – oder doch nicht? 7 Auslandseinsatz – Ein Tag in Mazar-e Sharif 8 Auslandseinsatz – Der Tod fährt an mir vorbei 12 Auslandseinsatz – Schünemann besucht Polizei in Mazar-e Sharif 13 Seite 13 ✘ Niedersachsen Zurück aus Afghanistan – Bruns empfängt Polizeibeamte 14 Audit berufundfamlie – Inspektionsleiter nimmt Elternzeit 15 Szenekundige Beamte – Bereitschaftspolizei informiert sich 16 40jähriges Dienstjubiläum 17 Kampagne – Zivilcourage hat viele Gesichter 18 Zivilcourage – was heißt das? 19 Zivilcourage – mir bedeutet sie viel 19 LÜKEX – Übung für den Ernstfall 20 Beschaffungsprogramm – Neue Wagen für Autobahnpolizei 21 Dialog – muslimische Organisationen und Polizei 22 Diebstahlkriminalität – „Gelbe Karte“ bringt erste Erfolge 23 Sternsinger – Besuch bei Polizei 23 Polizeiseelsorge – Seminarangebot 23 Meldungen 24 Seite 21 Seite 22 ✘ Sport Handball DPM Frauen 2010 – PD Oldenburg Ausrichter 26 ✘ Rubriken Gelesen 26 Titelbild: EUPOL Afghanistan in Mazar-e Sharif. Foto: Polizei Impressum proPolizei Seite 23 XXIII. Jahrgang Herausgeber: Niedersächsisches Ministerium für Inneres, Sport und Integration, Lavesallee 6, 30169 Hannover Verantwortlich: Klaus Engemann, Vertreter: Dirk Hallmann Redaktion: Frank Federau, Dirk Hallmann, Sabine Hampel, Sandra Matschi, Sabine Michel, Sven Thielert, Doris Wollschläger Anschrift der Redaktion: Niedersächsisches Ministerium für Inneres, Sport und Integration, Redaktion proPOLIZEI, Postfach 221, 30002 Hannover Tel. 05 11/1 20- 60 44 oder - 62 59, Fax 05 11/ 120- 65 55, E-Mail: [email protected] Konzept, Layout und Satz (DTP): @ktuell Redaktionsbüro Draxler, Im Lohe 13, 29331 Lachendorf Tel. 0 51 45/98 70- 0, Fax 0 51 45/98 70- 70, E-Mail: [email protected] Druck: CW Niemeyer Druck GmbH, Böcklerstr. 13, 31789 Hameln Alle in proPOLIZEI veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers oder der Redaktion übereinstimmen. Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften (gegebenenfalls in gekürzter Form) zu veröffentlichen. 2 proPolizei Heft 2/2010 Editorial Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter I n der zweiten Februarwoche habe ich mich mit fünf Polizeibeamten unserer Direktion getroffen, die kurz zuvor von Auslandsmissionen zurückgekehrt waren. Einer befand sich über ein Jahr im Kosovo, die anderen vier hatten jeweils etwa zweimonatige Aufenthalte in Afghanistan – teilweise zum wiederholten Mal – hinter sich. Auf letztere will ich hier näher eingehen. In dem Gespräch interessierte mich besonders, ob unsere Beamten gut auf die Aufgaben vorbereitet, gut durch die Mission begleitet und letztlich auch – zurück in der Heimat – gut „aufgefangen“ werden. Und natürlich: Bewerten sie ihre Arbeit in der Mission auch als sinnvoll? Alle lobten die Vorbereitungsseminare in Lübeck. Besonders in der ersten Woche würde den Bewerbern schonungslos vor Augen geführt, welche Gefahren auf sie in Afghanistan warten. Die Teilnehmer sollen sich noch rechtzeitig gegen einen Einsatz entscheiden können. Das führe dazu, dass, in Afghanistan angekommen, erst einmal in jedem fremden Auto eine Bombe und in jeder unübersichtlichen Situation eine Anschlagsgefahr gesehen werde. Die Sensibilität sei groß. Hier wurde deutlich, unter welch kolossalem Druck die Helfer dort stehen. Die Kollegen waren überzeugt davon, wie notwendig und sinnvoll es sei, den Sicherheitskräften mit der Vermittlung von Grundlagenwissen auf die „Sprünge“ zu helfen. Das Spektrum reiche von Anfängern, die meist Analphabeten seien, bis zu älteren, gut gebildeten Staatsanwälten und Kriminalbeamten. Zurück vom Afghanistan-Aufenthalt, finde ein so genanntes Debriefing-Gespräch statt. Außerdem gebe es Nachbereitungsseminare, leider jedoch oft in einem zu großen Zeitabstand zur Rückkehr nach Niedersachsen. Das müsse verbessert werden. Wichtig sei – auch schon während der Zeit in Afghanistan – die Betreuung der Kollegen, um Traumatisierungen sofort erkennen und behandeln zu können. Unsere Verantwortung gegenüber denen, die diese schweren Aufgaben übernehmen, ist sehr groß. Wir brauchen eine optimale Betreuung unserer Beamtinnen und Beamten bezüglich ihrer körperlichen als auch ihrer psychischen Belastung. Dass sich Gefahren für Leib und Leben nicht vermeiden lassen, sagen uns die täglichen Nachrichten aus dem Krisengebiet. Umso mehr benötigen unsere Frauen und Männer die Fürsorge ihrer Führungskräfte und die Solidarität ihrer Kolleginnen und Kollegen, die in den Heimatdienststellen weiterhin Dienst versehen. Eines ist sicher: Die Dienste in Afghanistan – aber auch in anderen Krisengebieten – haben mit einem, noch dazu bezahlten, Urlaub absolut nichts zu tun. Die zusätzlichen zum Gehalt gezahlten Tagespauschalen wiegen die Belastungen sicher nicht auf. Ob sie erneut nach Afghanistan gehen würden? Alle vier interessieren sich für weitere Aufenthalte. Wenn es dort auch mühselig sei, gebe es doch Fortschritte bei der Qualifizierung der einheimischen Sicherheitskräfte. Nicht zu vergessen sei das persönliche Wachsen an der herausfordernden Aufgabe unter schwierigen Bedingungen. Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter, unsere Kolleginnen und Kollegen, die sich dieser ungemeinen Herausforderung stellen, sind zu unterstützen. Machen Sie sich klar, welche Belastungen sie für uns alle auf sich nehmen. Darum bittet Sie Ihr Foto: Polizei Polizeipräsident Harry Döring PD Braunschweig Heft 2/2010 proPolizei 3 Titel PK‘in Kathrin Pfeiffer war als erste niedersächsische Polizeibeamtin von September 2009 bis Januar 2010 in Afghanistan tätig Auslandseinsatz Polizeikommissarin aus Hannover im Einsatz in Afghanistan D ie hannoversche Polizeikommissarin Kathrin Pfeiffer war ab dem 24.September letzten Jahres für vier Monate als erste weibliche Polizeibeamtin Niedersachsens in Mazar-e Sharif, Nord-Afghanistan, tätig. Die 28-Jährige trat 2001 in den Polizeidienst des Landes ein und gehört seit Januar 2007 in der PI Hannover-Mitte an. proPOLIZEI fragte, was die junge Beamtin bewog, in diesen 4 proPolizei Heft 2/2010 Auslandseinsatz zu gehen und welche Erfahrungen sie dabei gesammelt hat. ??? Was bewegt einen, sich für einen Auslandseinsatz zu bewerben? Pfeiffer: Ich habe mich bereits relativ früh für Auslandseinsätze interessiert. Da aber für eine Verwendung in Auslandsmissionen mindestens acht Dienstjahre erforderlich sind, musste ich mich natürlich noch etwas gedulden. Ich habe von einem Kollegen, der bereits im Kosovo und während seiner Zeit bei der Bundespolizei in den USA und in Asien war, viel über Auslandsmissionen erfahren. Dieser Kollege gab mir dann die Telefonnummer der niedersächsischen Koordinatoren für Auslandsmissionen. Nach einem Gespräch, bei dem ich viele Fragen stellte, wurden mir die Bewerbungsunterlagen zugesandt. Und Foto: Polizei Titel dann fiel die Entscheidung auch ziemlich schnell und leicht, weil ich nach einer Herausforderung unter völlig anderen Arbeitsbedingungen und kulturellem Hintergrund gesucht habe. Ein maßvoller Idealismus, selbst einen winzigen Beitrag zum Aufbau eines Landes zu leisten und dabei das Land Niedersachsen zu repräsentieren hat mit zu der Entscheidung beigetragen – und eine kleine Prise Abenteuerlust sicherlich auch. ??? Wie waren die Reaktionen im dienstlichen sowie privaten Umfeld auf den bevorstehenden Auslandseinsatz? Pfeiffer: Negative Reaktionen gab es eigentlich überhaupt nicht, weder von dienstlicher, noch von privater Seite. Zunächst hatte ich mich auch für einen Einsatz im Kosovo beworben. Als ich mich dann allerdings für Afghanistan entschied, haben zahlreiche Kollegen und Freunde versucht, mich angesichts der dortigen Gefährdungslage von meinem Vorhaben abzuhalten. Der Großteil allerdings war sehr neugierig auf die möglichen Aufgaben, die ich dort bekommen würde und fand es sehr spannend. ??? Wie waren die Vorbereitungen auf den Einsatz und wie beurteilen Sie die dienstlich gelieferte Ausstattung für den Einsatz? Pfeiffer: Nach dem Auswahlverfahren [Gespräch vor der Auswahlkommission, Englisch- und Sporttest, sowie eine medizinische Untersuchung] im November 2008 ging es erst mal zu einem missionsspezifischen Englischseminar und dann im April 2009 zum zweiwöchigen BasisSeminar für alle Teilnehmer an einer ersten Auslandserstverwendung. Es fand in Lübeck, zentral für alle Polizeiangehörigen, statt. Das Seminar war größtenteils auf Englisch. Dabei mussten Situationstrainings bewältigt und Vorträge zu Missionsthemen ausgearbeitet werden. Anschließend ging es dann im Mai zum dreieinhalbwöchigen Vorbereitungsseminar Afghanistan. Dort wurde viel Erste Hilfe unterrichtet, es gab Fahrund Situationstrainings mit simulierten Foto: Polizei Angriffen, sowie eine Woche bei der Bundeswehr mit der Einführung in das Gewehr G36 und weiterem taktischem Training. Hinsichtlich auf die Vorbereitung für mögliche Angriffe sowie für den Bereich des Foucused District Development, in dem man fast täglich in den Distrikten unterwegs ist, war die Vorbereitung sehr gut. In Bezug auf die Vorbereitung als Trainer sehe ich allerdings noch Verbesserungsbedarf. Wenn man in Afghanistan ankommt ist das für viele ein Kulturschock. Und wenn man dann drei Tage nachdem man angekommen ist alleine eine Klasse übernimmt, auf Englisch unterrichten muss und dabei aber auf die Sprachmittler, die ins Dari übersetzen, angewiesen ist, ist das für manche eine Überforderung. Zumal auch Leute als Trainer geschickt werden, die nie als Ausbilder gearbeitet haben. Wenn man bedenkt, wie die Lage in Afghanistan ist und das die Polizei dort mit das Hauptanschlagsziel ist, muss man sich klar machen, dass wir Trainer diejenigen sind, die den Rekruten beibringen sollen, wie man länger überlebt. Das ist eine ziemlich große Verantwortung und die Inhalte muss man sich teilweise selber erst vor Ort aneignen. Weiterhin ist unter anderem durch die hohe Analphabeten-Rate das Unterrichtsniveau im Sonderschul-Bereich anzusiedeln. Bei den Rekruten sind recht geringe motorische Fähigkeiten vorhanden und die Konzentrationsfähigkeit gleicht der von Kindern. Mit Frontalunterricht kommt man nicht besonders weit, man muss also versuchen, die Unterrichtsinhalte in Geschichtsform und bildlich zu vermitteln. Bei Themen wie zum Beispiel Waffenhandhabung muss man viele Spiele mit einbinden, um die Aufmerksamkeit der Rekruten zu fesseln. Das wird einem vorher nicht gesagt, sondern es gilt die Annahme, dass jeder deutsche Polizist hier alles unterrichten kann. Hier müssen wir noch besser werden – gerade in der Vorbereitung. Die dienstlich gelieferte Ausstattung (teilweise vom Land, teilweise vom Bund) ist sehr gut, da ist an alles gedacht. ??? Wie haben Sie sich persönlich auf den Einsatz vorbereitet? Pfeiffer: Ich habe den Kollegen, die schon in Afghanistan waren, sehr große Löcher in den Bauch gefragt, etwas landeskundliche Literatur gelesen und nach einem kleinen Dari-Kurs eines Kollegen versucht, schon ein paar Brocken der Landessprache zu lernen. Gerade letzeres hat mir sehr viel gebracht; sobald die Afghanen gemerkt haben, dass man sich in ihrer Sprache bemüht, war das Interesse und die Akzeptanz eine ganz andere, positivere. ??? Welche Erwartungen oder Ängste gab es vor dem Einsatz? Pfeiffer: Durch die gute Vorbereitung in Wort und Bild hatte ich schon konkrete Vorstellungen von der Situation vor Ort, kam also nicht völlig unwissend oder gar blauäugig nach Afghanistan. Ein wenig Bedenken aber hatte ich Heft 2/2010 proPolizei 5 Titel zunächst, was meine Akzeptanz bei den afghanischen Rekruten, Sprachmittlern und Co-Trainern gerade als weibliche Trainerin angeht. Afghanistan ist ein streng islamisches Land und da muss man sich als Frau auch über Dinge Gedanken machen, über die man in Europa nicht nachdenken würde. Trotz allem selbstbewussten Auftreten: Was als Trainerin sicherlich auch bedenken muss ist die Tatsache, dass die Frauen unter den Taliban nicht einmal nackte Hände oder Füße zeigen durften. Unverschleierte Afghaninnen gibt es auch jetzt noch nicht. Und auch arbeitende Frauen sind noch eher selten und nicht so gut angesehen. Das heißt, dass man zwar vermitteln will, welche Rolle kämpft. Ihr Zugführer (und damit der „Klassensprecher“) und ich standen uns am Anfang etwas skeptisch gegenüber, aber nach den ersten Tagen gemeinsamen Trainings kam er dann mit der gesamten Klasse im Rücken zu mir und sagte mir, dass ich von nun an ihr „Commander“ sei und dass sie jeden meiner Befehle ausführen würden. Das war ein ziemlich überwältigender Ausdruck der Akzeptanz. Leider musste ich die Klasse dann abgeben, weil mittlerweile der ursprünglich vorgesehene Kurs im GPTC (GermanPoliceTrainingCenter) angekommen war. Aber auch hier haben meine Klasse und ich uns nach anfänglichem Beschnuppern sehr gut miteinander ein- Kicker- und Billardtischen, sowie diversen Veranstaltungen (Marathon, Weihnachtsmarkt, Feiern) einiges geboten. Außerdem bekommt man viele Einblicke in die verschiedenen Bereiche der Bundeswehr. Es war nicht nur in „afghanischer Hinsicht“ ein großer Blick über den Tellerrand. ??? Wie haben Sie die Gefährdungslage persönlich vor dem Einsatz bewertet und wie dann, quasi mittendrin? Pfeiffer: Man bekommt ja über die Nachrichten schon einiges von Anschlägen und Feuergefechten, gerade in Kunduz, mit. Über Mazar-e Sharif, wo ich war, muss man sagen, dass es die vergleichsweise ruhigste und sicherste Stadt im Norden, wenn nicht sogar ganz Afghanistans ist. auch afghanische Frauen eines Tages ausfüllen könnten, aber trotzdem muss man dabei auf Religion und Kultur Rücksicht nehmen. Ein Kopftuch habe ich nicht getragen, aber offenes Haar oder solche Dinge sollte man sich natürlich sparen. Eigene Bedenken, speziell um mich als weibliche Trainerin, haben sich aber schon am ersten Trainingstag aufgelöst. Ich hatte zunächst eine Klasse von Rekruten aus Kunduz, die hatten schon vorher monatelange gegen die Taliban ge- gearbeitet. Und zwischendurch kamen die Rekruten aus Kunduz immer mal wieder zu mir an und haben mich gefragt, ob ich nicht wieder bei ihnen unterrichten könne. Was die Erwartungen an das CampLeben angeht, das schon einige recht negativ und einengend beschrieben haben, so muss ich sagen, dass ich mich dort sehr wohl gefühlt habe. Der hygienische Standard ist absolut in Ordnung und man bekommt im Camp von Sportmöglichkeiten, Basar, Cafes und Kantine, Bei den ersten Fahrten ins Police Trainings Center, dass neben dem Bundeswehr-Camp liegt, war es schon ein komisches Gefühl. Noch mehr dann bei der ersten Fahrt in die Stadt, hin zu zwei anderen militärischen Camps, in denen ausgebildet wird, beziehungsweise die als nächster „Safe Haven“ dienen. Aber dann ist man überwältigt von der schönen Landschaft und dem afghanischen Leben und man kann auch genießen. Das mit dem Sicherheitgefühl hat sich nach den ersten Tagen ein wenig relati- 6 proPolizei Heft 2/2010 Foto: Polizei Titel viert. Man war zwar immer aufmerksam und gut ausgerüstet (unter anderem Sicherheitsweste Schutzklasse 4, G 36, Pistole, Sani-Tasche am Bein). Aber wir haben zum Beispiel im Straßenverkehr bei Einzelfahrern mit einer Glattrasur besonders hingeschaut, sie etwas schneller überholt oder Abstand gehalten. Eine gesunde Vorsicht, würde ich sagen. Es kam keine Routine auf, aber man hat sich eben auch nicht verrückt gemacht und konnte trotz der Lage die vielen Impressionen genießen. Ich habe mich eigentlich bis auf ganz wenige Situationen sehr sicher gefühlt. ??? Nochmal zurück zur eigentlichen Tätigkeit. Wie lange dauerte der Einsatz und was nehmen Sie davon persönlich für sich mit? Pfeiffer: Ich war insgesamt vier Monate in Afghanistan als sogenannte „Kurzzeitexpertin“; als Trainerin für die afghanischen Rekruten eingesetzt. Das Training hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht. Ich habe mich zusammen mit meinen Rekruten weiterentwickelt, mir neue Trainingsmethoden, vor allem auf spielerischer Basis, ausgedacht. Mit teambildenden Spielen haben sich die Klassen sehr gut zusammengeschweißt. Und neben den im Laufe der Zeit immer besser gewordenen Dari-Kenntnissen hat sich auch ein sehr guter Zugang zu den Leuten eingefunden. In meinem zweiten Kurs hatte ich sogar acht weibliche Rekrutinnen, so dass ich auch einen Einblick in das Leben der afghanischen Frauen gewinnen konnte. Überhaupt habe ich in Afghanistan viele sehr herzFoto: Polizei liche Menschen kennengelernt. Die vier Monate hier waren eine unglaubliche Erfahrung, die ich nicht missen möchte. ??? Wie war denn das eigentlich mit der Unterbringung? Pfeiffer: Untergebracht ist man in der Regel zu zweit (bei Langzeitverwendungen allein) in einem Zimmer (Container, etwa 10 Quadratmeter). Pro Shelter gibt es 32 Container sowie Gemeinschaftsduschen. Wer schon einen Castor-Transport mitgemacht hat, kann sich das ungefähr vorstellen. Vom Basar im Camp kann man sich dann natürlich noch diverse Accessoires besorgen, um es sich etwas wohnlicher zu gestalten. ??? Und wie war das in puncto Freizeit? Pfeiffer: In der kühleren Jahreszeit gehen die Trainings in der Regel außer donnerstags bis halb vier oder vier Uhr. Freitags ist, weil islamischer Feiertag, frei. Mit Unterrichtsvorbereitung und Besprechungen ist der Tag meist schon gut gefüllt. Dann bleibt noch etwas Zeit für Sport oder Internet, vielleicht noch für ein paar Runden Kicker und ein Abendessen. Vor dem Schlafengehen ab und an noch ein Film oder ein Buch und dann ist der Tag auch schon wieder um. Für mich ist die Zeit dahin geflogen. ??? Wie war es mit dem Kontakt nach Hause? Pfeiffer: Hauptsächlich via Internet; E-Mails und Skype. Aber man hat auch die Möglichkeit, sich übers deutsche Festnetz und die Bundeswehrvermittlung in einem der Büros anrufen zu lassen. Außerdem habe ich eine Art Tagebuch geschrieben und das dann mit Fotos gespickt per Rundmail verschickt, so dass auch meine Dienstabteilung und diejenigen, bei denen ich mich nicht im Einzelnen melden konnte, wussten, dass es mir gut geht und ein paar Eindrücke von meiner Arbeit hier gewinnen konnten. Die Fragen stellte POKin Sabine Michel Afghanistan ist weit weg … oder doch nicht? Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über Afghanistan berichtet wird. Begriffe wie „Selbstmordanschläge“, „Terror“, „Taliban“, „Krieg“ oder „kriegsähnlicher Zustand“ beherrschen die Schlagzeilen. Mittendrin ist die deutsche Polizei, und damit auch niedersächsische Kolleginnen und Kollegen. Ihre Aufgabe ist sinnvoll, gefährlich und schwierig zugleich. Ich persönlich „ziehe meinen Hut“ vor so viel Idealismus, Engagement und Einsatzbereitschaft. Afghanistan ist eines der korruptesten Länder der Welt. Jährlich versickern Millionenbeträge bei den Stammesfürsten. Im Süden wird so viel Schlafmohn angebaut wie nie zuvor. Tonnenweise kommen die Drogen nach Deutschland. Afghanistan ist von einem demokratischen Staat so weit entfernt wie der Hindukusch vom Dei ster. Und was passiert eigentlich mit den ausgebildeten afghanischen Polizisten? Sie verdienen nur wenig Geld, sind permanent gefährdet und müssen häufig die gesamte Familie ernähren. Eine Garantie, dass sie nicht zu den Taliban wechseln, gibt es nicht. Fazit: Die Gesamtsituation in Afghanistan können wir kaum ändern. Weil unsere Aufgabe aber zu sinnvoll ist, dürfen wir nicht resignieren. Aber wir sollten auch genau darauf achten, welche Fortschritte gemacht werden. Und stellen wir fest, dass wir aufgrund der Rahmenbedingungen nicht weiter helfen können, müssen wir folgerichtig die Konsequenzen einleiten. Rückzug! Historisch gesehen wären wir übrigens nicht die Ersten, die das Land (aus welchen Gründen auch immer) verlassen hätten. Frank Federau Heft 2/2010 proPolizei 7 Titel Auslandseinsatz Ein Tag in Mazar-e Sharif E in freundliches „Salam aleikum“ aus Afghanistan, Mazar-e Sharif, Camp Marmal. Mein Name ist Michael Cassens, ich bin Polizeibeamter aus Niedersachsen – genauer: aus Hannover. Ich habe mich für eine Auslandsmission entschieden und bin seit dem 4. Januar in Afghanistan, um dort Polizisten auszubilden. Im Folgenden möchte ich einen kleinen Einblick in meine Tätigkeit und das Leben in einem fremden Land geben, das fast 5000 Kilometer von Deutschland entfernt ist. Ich habe daher einen Tag in Mazar-e Sharif aufgezeichnet. 06:00 Der Wecker klingelt. Ein Tag wie jeder andere, aber halt nicht zu Hause, sondern in Afghanistan. Nach dem Duschen und 8 proPolizei Heft 2/2010 der Morgentoilette rein in die Uniform und auf geht es zum Frühstück in der Versorgungseinrichtung des Camps. 06:30 Der erste Schluck Kaffee und der Biss ins Brötchen mit Marmelade oder wahlweise Käse oder Wurst. In der Versorgungseinrichtung wird so gut wie fast jeder Wunsch bedient. Es gibt ein gut sortiertes Frühstücksbuffet, was ab und an auch mal ein Highlight bietet. 07:00 Der erste dienstliche Gang steht an. Nach dem Frühstück ist der erste Weg zum Office des GPPT (German Police Project Team). Dort beginnt der Dienst mit dem Empfang eines geländegängigen Fahrzeuges. Es transportiert uns aus dem Camp zur Trainingseinrichtung. Die Fahrzeuge sind alle gepanzert und sollen uns Sicherheit während der Fahrt geben. Auch die tägliche Lageinformation über Ereignisse in Afghanistan und Warnmeldungen werden abgefragt. In einem Land, in dem immer noch militante Aufständische agieren, ist dies immens wichtig, um unsere eigene Sicherheit zu gewährleisten. Deshalb wird von einer Ausfahrt abgesehen, wenn sich auch nur der geringste Anhaltspunkt von Unsicherheit ergibt. Beispielsweise, wenn eine Warnung in der Lageinformation enthalten ist, die sich auf die Ausfahrt negativ auswirken könnte. Sicherheit hat bei der polizeilichen Arbeit in Afghanistan höchste Priorität. 07:15 Zurück im Shelter, so werden hier die Foto: Polizei Titel Wohncontainerbauten genannt, präpariert sich jeder für den Tag. Dazu gehört die persönliche Sicherheitsausrüstung. Das sind unter anderem eine Splitterschutzweste, ein Helm, die persönliche Pistole und eine Langwaffe. Außerdem noch ein „MediPack“, Kommunikationsmittel und nicht zu vergessen, der Rucksack mit dienstlichen, persönlichen und anderen wichtigen Dingen, die man für den Tag so braucht. Es hört sich im ersten Moment komisch an, was man so alles mitnimmt, aber all diese Sachen sind zu unserer Sicherheit da und sollen uns schützen, für den Fall, der hoffentlich nie eintreten wird. 07:30 Die Ausfahrt zur Trainingseinrichtung beginnt. Wir passieren das Main Gate (Haupttor) des Camps Marmal und sind mitten in Afghanistan. Eine kurze Strecke und wir erreichen das Tor des PTC (Police Training Center). 07:35 Noch einen schnellen Kaffee und das Training kann starten. Die Sprachmittler erscheinen und wir begrüßen uns herzlich. Aufgrund der sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten, denn wer kann von uns schon Paschto, Dari oder eine der anderen afghanischen Mundarten, sind wir auf unsere Dolmetscher angewiesen. Fotos: Polizei Sie übersetzen unsere Lehrinhalte aus dem Englischen ins Paschto oder Dari. Mittlerweile hat sich ein gewisses Vertrauensverhältnis aufgebaut. Ohne die Hilfe der afghanischen Übersetzer wäre unsere Aufgabe hier kaum zu bewältigen. Bis hierhin ist der Tagesablauf grundsätzlich immer gleich. Sobald das Training beginnt, werden die unterschiedlichen polizeilich relevanten Themen gelehrt. Ich stelle nun verschiedene Inhalte des Trainings vor. 08:00 Die Polizei-Trainees sind zum Unterricht erschienen und warten gespannt auf das, was wir heute mit ihnen vorhaben. Heute steht Selbstverteidigung auf dem Lehrplan. Wir zeigen den Polizisten unter anderem, wie sie ihren Kopf gegen einen Angriff schützen können. Bereitwillig lassen sie sich auf die Inhalte, die wir sie lehren wollen, ein. Mit Begeisterung fangen sie an zu trainieren und finden Freude und Spaß an der Ausbildung. Die Bewegungsabläufe sind ihnen zwar nicht geläufig, aber mit Fleiß und Bereitschaft, sich auf unsere Hilfen einzulassen, gelingen sie und das Ergebnis spricht für sich. Die Selbstverteidigung ist ein Teil des täglichen Sportprogramms, was wir mit ihnen absolvieren. Es soll ihre Leistungsfähigkeit steigern und ihnen dabei helfen, ihre Aufgabe als Polizist zu bewältigen. 10:00 Der Unterricht ist zu Ende und die Trainees haben eine kurze Pause. 10:30 Das nächste Thema steht auf dem Plan. Nun sollen sie lernen, wie sie eine Fahrzeugkontrolle sicher durchführen können. Aufgesessen auf einen Pickup „Ranger“ und mit Gewehrattrappen bewaffnet sind sie begierig, das vermittelte Wissen in die Tat umzusetzen. Sie springen vom Fahrzeug, postieren sich in einer 360-GradSicherung um ihren Dienstwagen. Sie sprechen den Fahrer des zu kontrollierenden Fahrzeuges heraus. Sie durchsuchen ihn und sein Fahrzeug nach Waffen, Sprengstoff und anderen gefährlichen Gegenständen. Sie finden Waffen und nehmen den Fahrer fest. Der Festgenommene wird zur weiteren Befragung zum Hauptquartier verbracht. Dies ist Heft 2/2010 proPolizei 9 Titel eine der vielen Aufgaben, die die afghanischen Polizisten in ihrem Land zu leisten haben. 12:00 Mittagspause. Die Afghanen haben Zeit zu essen und ihrem Gebet nachzugehen. Das Mittagessen ist traditionell, es heißt Palau. Hierbei handelt es sich um mit Rosinen gekochten Reis. Dazu wird eine Fleischbeilage gereicht. Ich kann aus Überzeugung sagen, die afghanische Küche ist ein Erlebnis. Zuerst gewöhnungsbedürftig, aber hat man sich daran gewöhnt, schmeckt es gut. 13:30 Das Training startet wieder. Auf dem Nachmittagsplan steht Formalausbildung. Wir trainieren hier auch Spezial- umzusetzen. Ab und an eine kleine Korrektur und die Formationen stehen. 16:00 Das Training ist beendet und die Trainees und die Trainer sind mit dem Ergebnis des Tages zufrieden. Noch kurz ein paar Worte über den Trainingstag und ein Ausblick auf den nächsten Tag, und dann ist der Feierabend für alle erreicht. Nach einer kurzen Rückmeldung innerhalb der Trainer geht es wieder mit dem gepanzerten Fahrzeug ins Camp Marmal zurück. Wir passieren das Main Gate und sind wieder zu Hause. 16:15 Wir erreichen unseren Wohnshelter. Abrüsten, Splitterschutzweste ausziehen, einheiten der ABP (Afghan Border Police), sogenannte QRF (Quick Reaction Force). Sie werden in gefährlichen und schwierigen Situationen eingesetzt, zum Beispiel bei Demonstrationen. Daher versuchen wir, ihnen Taktiken der geschlossenen Einheiten der deutschen Polizei beizubringen. Zu Anfang ist das nicht immer leicht, aber mit Geduld und Übung klappt auch dies jeden Tag besser. Das Einnehmen von Polizeiketten, das Begleiten von Demonstrationsaufzügen oder das Festsetzen gewalttätiger Störer ist Inhalt dieses Lehrabschnittes. Die Polizisten versuchen das, was wir ihnen zeigen, Helm und Waffe in den Schrank legen, den Rucksack in die Ecke stellen, fertig. Dann noch schnell das Fahrzeug wieder auf den Sammelparkplatz stellen und den Schlüssel im Office abgeben. Ein kurzer Plausch mit den Kollegen des Administrationsbereichs, die Frage, was bei ihnen heute gewesen ist und dann ist der Feierabend auch für mich erreicht. 17:05 Der Tag neigt sich dem Ende zu. Bei einem gemütlichen Kaffee wird alles nochmal durchdacht. Rückmeldung und Aufarbeitung des Tages sind wichtig, um sich im Training abzustimmen und einen gemeinsamen Weg zu finden. 10 proPolizei Heft 2/2010 18:00 Um sich noch ein bisschen körperlich zu betätigen, ist der Weg in die Sportstätte des Camps schon zum täglichen Programm geworden. Nicht nur in der heimatlichen Dienststelle, nein, auch hier gilt der Grundsatz der Aufrechterhaltung der Dienstfähigkeit und der körperlichen Leistungsfähigkeit. Denn in einer Auslandsmission ist nicht nur eine gute körperliche Fitness, sondern obendrein vor allem Ausdauer gefordert. In Afghanistan ist nicht nur das Wetter eine Herausforderung, sondern auch die physischen Herausforderungen des täglichen Dienstes. 19:00 Das Abendessen steht auf dem Plan. Entweder nutzt man die Versorgungseinrichtung oder man geht in die Betreuungseinrichtungen der Bundeswehr. Dort kann man dann auch mal Küche aus der Heimat genießen. Es gibt Steak, Burger oder ganz einfach einen Teller Pommes. Man darf allerdings nicht vergessen, dass alles, was hier gebraucht wird, durch Transportflugzeuge hierher geschafft werden muss. Eine logistische Höchstleistung, die in der Regel auch einwandfrei funktioniert. 20:00 Der Tag ist fast zu Ende. Noch kurz mit meinen Lieben daheim via Internet sprechen und ihnen mitteilen, wie der Tag war und das hier alles in Ordnung ist. Doch auch hier ist Geduld gefragt, genau wie im Training mit den Afghanen. Ab und an passiert es doch, dass ein Kontakt nach Hause nicht möglich ist, da die Technik nicht immer funktioniert. Aber wenn doch, dann ist der Rückhalt, den einem die Familie gibt, entscheidend für das Gelingen einer Auslandsmission. 21:00 Der Tag ist zu Ende. Müde und im festen Glauben daran, gute Arbeit geleistet zu haben, lege ich mich hin und versuche, ein paar Stunden zu schlafen. Denn morgen ist ein neuer Tag in diesem Foto: Polizei fremden Land. Wer jetzt der Meinung ist, wir würden den afghanischen Polizisten nur rein polizeiliche Inhalte vermitteln, der sollte wissen: Auch Themen wie afghanisches Recht, Menschenrechte und Erste Hilfe stehen auf dem Lehrplan. Den afghanischen Polizisten, die aus den verschiedensten Einheiten kommen, wird hier ein Rundumpaket an Ausbildungsinhalten vermittelt, welches sie auf ihre schwierigen Aufgaben in ihrem Land vorbereiten soll. Wir als deutsche Polizisten leisten hier unseren manchmal nicht ganz einfachen Beitrag beim Wiederaufbau des Landes in Zusammenarbeit mit den Afghanen und anderen, seien es nun Amerikaner, Norweger, Schweden, Kroaten oder eine Fotos: Polizei der anderen Nationen, die sich am Wiederaufbau dieses Landes beteiligen. Eine abschließende Bemerkung sei mir gestattet. Der Tagesablauf liest sich sicherlich fast wie ein ganz normaler Arbeitstag, halt wie zu Hause. Dennoch sind wir nicht in der Heimat. Wir haben uns hier mit den unterschiedlichsten Problemen auseinander zu setzen. Sei es nun die Kommunikation mit zu Hause, was nicht immer einwandfrei klappt, die klimatischen Bedingungen (Wetterumschwung innerhalb von 24 Stunden von Sonne auf Regen, von warm auf kalt) oder einfach nur die Tatsache, dass jeder von uns die Nähe seiner Familie vermisst. Ein Polizist, der in eine Auslandsmission geht, hat, obgleich er viele positive Eindrücke erlebt, eine Menge Entbehrungen zu ertragen und muss sich im Klaren darüber sein, dass er nicht in Deutschland, sondern in einem fremden Land fern der Heimat ist Ich hoffe, Sie als Leser haben einen kleinen Einblick in die Tätigkeit eines Polizisten in einer Auslandsverwendung erhalten. Wir alle, ob nun GPPT oder andere polizeiliche Einheiten, sind gewillt, alle Schwierigkeiten und Probleme, die eine Auslandsverwendung mit sich bringt, zu bewältigen und unseren Auftrag nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen. Herzliche Grüße aus Mazar-e Sharif. Michael Cassens Heft 2/2010 proPolizei 11 Titel Der Tod fährt an mir vorbei Klirrende Kälte umgibt das Camp Marmal in Mazar-e Sharif. Beängstigende Stille liegt in der Luft. Nur das Surren der Generatoren ist zu hören. Niemand spricht ein Wort. Alle Augen sind ausdruckslos. Das Camp-Leben steht still. Plötzlich ist ein Motorengeräusch zu hören. Ein Sattelzug biegt in die Straße ein. Voran gehen drei Soldaten. Auf dem Auflieger des Sattelzuges steht der Sarg eines gefallenen Soldaten, eingehüllt in die norwegische Landesfahne. Dem Zug folgen norwegische Soldaten. Seine Kameraden erweisen ihm die letzte Ehre. ein ständiger Begleiter ist. Tränen rinnen über meine Wangen. Ich versuche sie zu unterdrücken, aber es geht nicht. Ich kenne diesen Soldaten nicht und dennoch nehme ich Anteil an seinem Schicksal, nehme Anteil an der Trauer, die diejenigen erleiden müssen, die ihn verloren haben. Ich suche Halt bei meinen Kollegen, aber ich finde ihn nicht. Die Augen der Kollegen sind zu Boden gesenkt. Auch andere ringen mit sich. Ehrfurcht erfüllt die Luft. Kein Laut erklingt, Totenstille. Schweigen, niemand spricht. Eine kurze Bewegung und alle setzen ihre Kopfbedeckungen ab. Ehrenbezeugung für den gefallenen Soldaten. Die Glocke der Kirche schlägt. Keine Regung. Der Zug ist vorbei, ich ringe nach Luft, einen Kloß im Hals. Immer noch keine Regung, nur das monotone Surren der Generatoren durchbricht die Stille. Die Ehrenformation wird aufgelöst. Ich gehe zurück zur Unterkunft, meine Gedanken sind bei dem gefallenen Soldaten. Der 22 Jahre junge Soldat, der bei einem Anschlag der Taliban ums Leben kam, wird durch die hier stationierten Soldaten und alle anderen, egal welcher Nationalität, geehrt. Er ist gefallen für sein Land und seinen Auftrag. Der Tod ist allgegenwärtig, er ist ein Teil des Lebens hier. Man versucht ihn zu verdrängen, aber er ist immer dabei und lauert im Verborgenen. Möge er vorbei gehen und niemanden von uns hier ereilen. Der Zug passiert mich. Meine Miene ist fest. Ehrfürchtig sehe ich hinauf zum Sarg. Ich versuche meine Gedanken zu ordnen, aber es gelingt mir nicht. Dieser Bericht aus dem Missionsgebiet ist anders als die vorangegangenen. Ich habe überlegt, ob und wie ich ihn schreiben soll. Aber ich bin überzeugt, auch dies ist wichtig und ein Teil der Mission hier. In einem Land, das den Tod und seine Schrecken täglich erlebt. Der Tod fährt an mir vorbei. Urplötzlich erkenne ich, wo ich bin. In einem Land, in dem einem der Tod jeden Tag begegnen kann. In dem der Tod 12 proPolizei Heft 2/2010 Michael Cassens Foto: Polizei Titel Innenminster Schünemann besucht Polizeibeamte in Mazar-e Sharif N achdem die Transall der Deutschen Luftwaffe in Mazar-e Sharif landete, wurden Niedersachsens Innenminister und seine Delegation in gepanzert e n Fa h r z e u g e n z u m d e u t s c h e n Polizei-Trainingszentrum (PTC) in Mazar-e Sharif gefahren. Das Trainingszentrum liegt nur wenige hundert Meter vom Bundeswehrstützpunkt entfernt, trotzdem werden auch für diese kurzen Wege nur gepanzerte Fahrzeuge benutzt. Im PTC traf der Minister die Beamten des deutschen Einsatzkontingents, die in der Schule ihren Dienst tun und freute sich ganz besonders die Niedersachsen zu treffen. „Ferrari-Polizisten“ werden sie scherzhaft von den afghanischen Rekruten genannt – wegen des springenden Pferds auf dem Landeswappen. Die bisweilen aufreibende Ausbildung der afghanischen Polizisten schilderte dann eindrucksvoll Martina Dryer, im deutschen Polizeitrainingszentrum für die Grundausbildung der Rekruten zuständig. Sie zeigte sich fasziniert von ihrer Arbeit und von der Lernbereitschaft der jungen Afghanen. Die meisten Rekruten haben keinen Schulabschluss und nie Sport getrieben. „Wir fangen ganz unten an“, sagt sie. „Duschen, Zähneputzen und Rasieren“ – das alles müssen die meisten erst mal lernen, bevor es darum geht, wie man Personen durchsucht und einen Verdächtigen festnimmt. Schünemann zeigte sich besonders interessiert an den Ergebnissen der Ausbildung. Wer zur Ausbildung ins PTC geschickt wird, ist den afghanischen Behörden überlassen. 1.856 Rekruten sind im vergangenen Jahr in den deutschen PTCs in Mazar-e Sharif, Kundus und Feisabad ausgebildet worden. Das sollten nach Ansicht des niederFoto: Polizei Innenminister Uwe Schünemann begrüßte gleich nach seiner Ankunft im PTC Mazar-e Sharif die dort eingesetzten niedersächsischen Polizeibeamten. Hinter dem Minister: Konteradmiral Jens-Volker Kronisch, der Schünemann zuvor als deutscher militärischer Vertreter begrüßt hatte sächsischen Innenministers noch deutlich mehr sein. Ein Wunsch, den auch der afghanische Innenminister Attar im Gespräch mit Schünemann geäußert hatte. Die unterschiedliche Bezahlung zwischen den Beamten der EU-Mission Eupol und denen des German Police Project Team war dann eines der Themen bei den Gesprächen des Innenministers mit den niedersächsischen Polizeibeamten. Schünemann hat sich – zwischenzeitlich zurück in Hannover – der Sache angenommen. Bei einem Treffen der Innenminister der CDU mit Bundesinnenminister Thomas de Maizieré besprach er die Bezahlungsproblematik. Der will nun prüfen, wie man Besserung erreichen kann. Auch für die Arbeit der Mentoring teams aus Polizeitrainern und Feldjägern interessierte sich Schünemann. „Es war spannend und interessant von der Arbeit dieser Teams außerhalb des Lagers zu erfahren. Ich hätte nicht gedacht, dass die Beamten hier vor Ort so viel aktive Entwicklungshilfe leisten.“ Besonders wohl fühlte sich der Innenminister am Abend bei „seinen“ Beamten in Mazar-e Sharif. Dabei erfuhr er zum Beispiel, dass sie gerne einen funktionsgerechten Einsatzanzug als Austattung hätten, der aber vom Bund nicht gestellt wird. Schünemann versprach Abhilfe und hat zwischenzeitlich das Landespolizeipräsidium entsprechend angewiesen. ken Heft 2/2010 proPolizei 13 Niedersachsen Zurück aus Afghanistan Bruns empfängt Polizeibeamte D er Präsident des Landespräsidiums für Polizei, Brand- und Katastrophenschutz, Andreas Bruns, empfing Anfang Februar fünf Afghanistanrückkehrer zum Informationsaustausch im Innenministerium. PK’ in Kathrin Pfeiffer (PD H), PK Kurosch Moayad (LKA), PO K Jörg Borchers-Richter (PD Gö), PO K Thomas Tiedt (ZPD) sowie PK Stefan Habermann (PD OL) berichteten über die beim polizeilichen Auslandseinsatz in Afghanistan gemachten Erfahrungen. Einen besonderen Schwerpunkt bildeten dabei neben Sicherheits- und Logistikfragen die Probleme, mit denen die Beamten vor Ort umgehen müssen. So gilt es nicht nur, sich auf die besonderen ethnischen, religiösen und kulturhistorischen Hintergründe einzustellen. Auch der unterschiedliche Bildungsstand sowie die unterschiedlichen Fähigkeiten der afghanischen Auszubildenden seien 14 proPolizei Heft 2/2010 nach wie vor große Herausforderungen. Nach der Ausbildung komme es darauf an, das Erlernte in den Distrikten anzuwenden; auch hierbei bedarf es der Begleitung und Anleitung durch die Trainer. Trotz bestehender Probleme wie bei der Infrastruktur, teils angespannter Sicherheitslage und auch Korruption sei es aus ihrer Sicht wichtig, weiter in den Aufbau Afghanistans zu investieren. „Sie leisten mit der Ausbildung und Beratung der afghanischen Polizei einen bedeutsamen Beitrag für den Aufbau demokratischer und rechtsstaatlicher Strukturen. Dafür danke ich Ihnen sehr.“ Andreas Bruns Landespräsident für Polizei, Brandund Katastrophenschutz Bruns bedankte sich ausdrücklich für die offenen Worte, zumal sie ihm einen ungefilterten Einblick in die Arbeit vor Ort in Afghanistan ermöglichen. Derartige unmittelbare Rückmeldungen aus den Missionen seien für eine fundierte Arbeit in den Gremien von Bund und Ländern wichtig. Dort gehe es vorrangig darum, den bisherigen deutschen Einsatz zu evaluieren, um das Engagement beim Wiederaufbau der afghanischen Polizei zur Stabilisierung des Landes qualitativ und quantitativ zu stärken. Dazu werde er zukünftig die Gespräche mit den Rückkehrern aus Afghanistan intensivieren. Bruns betonte, dass bei alledem die Gewährleistung der Sicherheit der eingesetzten Kräfte zentrales Anliegen bleibe. Insofern gelte es, die notwendigen Maßnahmen ständig an der besonderen Gefährdungslage auszurichten. Carola Brych | dh Foto: Polizei Niedersachsen Audit berufundfamilie Bemerkenswert: Erster Inspektionsleiter nimmt Elternzeit Z ielgerichtete Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die sich auf Frauen und Männer beziehen, sind vor dem Hintergrund des demographischen Wandels unerlässlich – auch für die Polizei Niedersachsen und ihre Zukunftsfähigkeit. Polizeidirektor Thomas Brych, Leiter der PI Goslar, betreute im Rahmen der Elternzeit zwei Monate lang seinen jetzt einjährigen Sohn Max. Brych ist in Niedersachsen der erste Polizeibeamte im höheren Polizeivollzugsdienst, der diese Möglichkeit wahrgenommen hat. ??? Herr Brych, als erster PI-Leiter in der Polizei Niedersachsen haben Sie zwei Monate Elternzeit in Anspruch genommen. Aus welchen Gründen haben Sie sich dazu entschlossen? Brych: Mit 49 Jahren noch einmal Vater zu werden stellt natürlich auch eine Foto: Polizei besondere Herausforderung dar, der ich mich in ganzer Verantwortung meiner Familie gegenüber stellen wollte. Nach einem Gespräch mit meinem Polizeipräsidenten und der Vizepräsidentin, die mich in meinem Anliegen voll und ganz unterstützt haben, stand dann mein Entschluss zur Inanspruchnahme der Elternzeit fest. Außerdem ist meine Dienststelle mit den dort arbeitenden Menschen gut aufgestellt, was mir die Entscheidung deutlich erleichtert hat. Entscheidend ist außerdem das Kriterium gewesen, mich meinem Max sehr intensiv zu nähern und ihm ein guter Vater zu sein. ??? Welche für Sie prägenden Erfahrungen haben sie in dieser Zeit gemacht? Brych: Da meine Frau während der zwei Monate in Vollzeit arbeitete, war ich allein im Wesentlichen für Max ver- antwortlich. Dabei habe ich eine völlig neue Dimension erleben dürfen: vom Wickeln über das nächtliche Aufstehen, Kochen, Haushalt führen, Besuch der Krabbelgruppe als einziger Mann neben sechs Müttern und sieben Babys, Babyschwimmen und –gymnastik und… und… und…. Im Mittelpunkt stand allerdings ganz viel Zweisamkeit zwischen Max und mir und ich kann sagen, dass die Zeit für uns beide wunderschön war (und weiterhin sein wird) und wir sehr viel Liebe für einander empfinden. Teilweise habe ich erlebt, dass Max geweint hat, wenn ich den Raum verließ und mich anstrahlte, als ich wiederkam und ihn in den Arm nahm. Das sind schon unvergessliche und unvergleichliche Momente. Ich habe es als Glück empfunden, diese „andere Ebene“ einmal intensiv erleben zu dürfen und ich denke, diese Erfahrungen auch in meiner Leitungsfunktion gewinnbringend für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbringen zu können. ??? Wie haben die Kolleginnen und Kollegen darauf reagiert, dass Sie, in Ihrer Funktion als Führungskraft, die Elternzeit in Anspruch nehmen? Brych: Unterschiedlich sowohl von interner als auch von externer Seite. Der überwiegende Teil hat mich in meinem Entschluss bekräftigt und stellte als maßgeblich positiv heraus, dass auch eine Führungskraft die Normen und Werte der Familie und die Möglichkeiten des Audits nicht nur thematisiert, sondern auch lebt. Hier wurde besonders die Vorbildfunktion positiv hervorgehoben. In dem Bereich habe ich sehr viel Zuspruch erhalten. Heft 2/2010 proPolizei 15 Niedersachsen Allerdings gab es auch kritische Stimmen, die ihr Unverständnis äußerten, wie ein Dienststellenleiter es sich überhaupt leisten könne, zwei Monate lang „Urlaub zu nehmen“. ??? Gab es ihrerseits auch Befürchtungen, diesen Schritt zu gehen? Brych: Da ich sehr gerne Polizist bin und meine jetzige Funktion als meinen Traumjob bezeichne, habe ich mir diesen Schritt schon sehr genau überlegt. Letzt endlich war die „Rückendeckung von oben“ ein wichtiges Kriterium. ??? Die Polizei Niedersachsen befindet sich derzeit in einem Prozess, Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie einzuführen. Glauben Sie, dass es sinnvoll ist, sich auch als Dienststellenleiter um familiäre Belange der Beschäftigten zu kümmern? Brych: Ja. Gerade als Vorgesetzter gilt es, systemisch zu denken und empathisch auf seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuzugehen. Dazu gehört natürlich auch das Wissen um die familiären Belange der Beschäftigten. Hier gilt es gerade als Vorgesetzter größere Flexibilitäten zur Gestaltung – beispielsweise der Dienstzeit – an den Tag zu legen. ??? Glauben Sie, dass Sie von der Elternzeit profitiert haben und würden Sie dies auch empfehlen? Brych: Ja, ich habe eindeutig profitiert. Einerseits meine positive familiäre Situation zum anderen auch der Erwerb weiterer persönlicher Kompetenzen. Auf jeden Fall würde ich die Elternzeit unbedingt weiterempfehlen. Flexible dienstliche Lösungen lassen sich erfahrungsgemäß immer finden. ??? Mit welchen Gefühlen werden Sie nun wieder Ihren Dienst aufnehmen? Die zwei Monate sind wie im Fluge vergangen und ich habe wichtige Erfahrungen gesammelt. Unvergessen bleibt der mich nahezu täglich begleitende Satz meiner Frau: „Du bist jetzt die Mutter“. Andererseits freue ich mich natürlich auch, wieder meinen Dienst in Goslar aufnehmen zu dürfen. Denn die Arbeit macht mir sehr viel Spaß! Das Gespräch führte Inet Habenicht 16 proPolizei Heft 2/2010 Szenekundige Beamte Bereitschaftspolizei informiert sich D ie Einsätze bei Fußballspielen – bis hin zur vierten Liga – haben in den letzten Monaten stark zugenommen und auch die Gewaltentwicklung in diesem Bereich ist alarmierend. Gerade die Bereitschaftspolizei ist fast an jedem Wochenende in Niedersachsen im Einsatz und wird häufig mit Gewalt konfrontiert. Grund genug, sich mit der Thematik noch eingehender zu beschäftigen und aus berufenem Mund Hintergründe und Motive der Hooligans, Ultras und „normalen Fan-Gruppen“ kennen zu lernen. Angehörige der 3. Hundertschaft nutzten kürzlich die Gelegenheit, an einer Informationsveranstaltung der Szenenkundigen Beamten in Wolfsburg teilzunehmen. Nach der Veranstaltung rundete eine Besichtigung der VW-Arena (Bild) den Tag ab. Der Leiter des Ordnungsdienstes, Florian Gattwinkel, führte die Gäste in die Mannschaftskabinen, den VIP-Bereich und das Stadion. Hintergrund Szenenkundige Beamte (SKB): Die haupt- und nebenamtlichen SKB sind für die 42 niedersächsischen Mannschaften in den fünf höchsten Fußballligen zuständig. Die meist in zivil eingesetzten Beamtinnen und Beamten stehen in direktem Kontakt zu den verschiedenen Fangruppierungen sowie den Fanbeauftragten der Vereine und nehmen regelmäßig an den Sicherheitsbesprechungen vor den Spielen teil. Im Rahmen eines standardisierten Informationsaustausches erstellen sie vor Saisonbeginn ein umfassendes Informationspaket „ihrer“ Vereine mit allen Daten und Fakten zu Verein, Spielstätte und Umfeld, insbesondere vorhandenen Problemfanszenen. Vor jedem Auswärtsspiel übermitteln die SKB eine sogenannte Erkenntnismitteilung an die einsatzführende Dienststelle, in der unter anderem über anreisende Fans, Reisewege und Reisemittel informiert wird. Die Fanbegleitung am Spieltag, Beratung der Einsatzleitung vor Ort und die Nachbereitung dieser Einsätze runden das SKB-Spektrum ab. Matthias Mendel | dh | mat Foto: Polizei Niedersachsen 40jähriges Dienstjubiläum ++ 40jähriges Dienstjubiläum ++ 40jähriges Dienstjubiläum 1. April PD Braunschweig PHK Günter Albrecht PHK Horst Bittner POK Herbert Bock POK Werner Bock PHK Jürgen Bosse POK Egon Burschepers POK Dieter Glaubitz POK Willy Köhler PHK Joachim Maring POK Karl-Heinz Müller POK Klaus-Jürgen Vollenschaar PD Göttingen PK Kurt Meise POK Helmut Petz PHK Richard Schultz PHK Jürgen Schwartz PHK Klaus Titze POK Hans-Eberhard Waschkowski POK Wolfgang Weise PHK Reinhard Fülle POK Dieter Risch EPHK Werner Tesche POK Reinhard Tornow KHK Holger Lüer KHK Hans-Peter Ernst POK Kurt Hänel POK Hermann Grothey EPHK Klaus Röglin PK Joachim Bierend PD Hannover POK Jörg-Michael Bunte PHK Harald Lampe-Schaer KHK Werner Möller POK Heinz-Jürgen Lüer EPHK Deltef Müller POK Dieter Nürnberger PHK Jürgen Scheele POK Herbert Schiesgeries KHK Bernward Schuck POK Bernhard Geweke EPHK Manfred Henze POK Richard Klimke PD Lüneburg POK Karl-Heinz Braunholz POK Klaus Müller POK Frank Rossig POK Jürgen Brammer POK Horst Haberecht Gerhard Kühlke POK Hans-Dieter Theuser KHK Manfred Bargsten PHK Bernd Ehlers PHK Kurt Schinzel EPHK Hagen Schumacher PHK Karl Stemler POK Lothar Falkenberg POK Günter Schoeneberg POK Detlev Wycisk EKHK Heinz-Peter Klages PD Oldenburg KOK Klaus-Dieter Neumann PHK Bernd Kahl POK Rainer Dabitsch PHK Karl-Heinz Kuck POK Josef Ostmann POK Herbert Knocke POK Harald Brinkmann PK Benno Möller EPHK Uwe Homes KHK Werner Fischer EPHK Johann-Dieter Oldenburg PHK Dieter Jischke KOK Wolfgang Matz POK Rudolf Arkenau KHK Hermann Dannemann POK Heinz-Günter Dobelmann PHK Uwe Wispeler PHK Harry Rohleder PD Osnabrück POK Nanne Peters POK Edzart Romaneessen POK Udo de Winder POK Egon Hinrichs PHK Werner Köster POK Hans-Harald Winter POK Dieter Panteleit PHK Manfred Paul POK Peter Ritter POK Wilfried Rump POK Dietrich Ruppenthal EPHK Walter Sollmann POK Friedhelm Stefener POK Jürgen Wachhorst KHK Ulrich Hartig PAI Walter Klumpe POK Ewald Kruse 2. April PD Hannover PHK Ulrich Ellermann 5. April PD Braunschweig POK Manfred Pohler PD Hannover KOR Dieter Franzkowiak POK Klaus Pydd PD Oldenburg POK Peter Hensel 2. Mai PD Oldenburg PHK Wilhelm Kall 7. Mai PD Oldenburg PK Volker Lonkwitz PD Osnabrück PK Helmut Hortmeyer POK Peter Mörsdorf POK Hubert Riemann POK Hans-Michael Schmidt 14. Mai PD Oldenburg POK Heinz Thoben 18. Mai PD Oldenburg KHKin Rosemarie Erftenbeck 26. Mai PD Osnabrück Gesine Kiesow Heft 2/2010 proPolizei 17 Niedersachsen Initiative des Innenministers Kampagne: „Zivilcourage hat viele Gesichter – Zeig Deins.“ N ach dem tragischen Tod von Dominik Brunner war die Gefahr groß, dass Zivilcourage, das Eintreten gegen Gewalt, einen Rückschlag erleidet. Deshalb hat die Landesregierung auf Initaitive von Innenminister Uwe Schünemann beschlossen, Zivilcourage zu stärken, zur Hilfe zu ermuntern. Mit einer Kampagne und einem landesweiten Aktionstag wurde am 15. März die Bedeutung couragierten Verhaltens in den Fokus der Öffentlichkeit gestellt. „Zivilcourage hat viele Gesichter – Zeig Deins.“ ist der Slogan dieser Kampagne, die gemeinsam mit dem Partner üstra Hannoversche Verkehrsbetriebe entworfen und umgesetzt wurde. Ein Titel, der sehr treffend beschreibt, wie Zivilcourage richtig verstanden werden soll. Erwartet wird gerade nicht von jedem Bürger oder jeder Bürgerin, sich ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit in eine Gefahrensituation zu begeben. Das wäre unverantwortlich und überfordernd, geradezu abschreckend. Erwartet wird vielmehr, dass die Menschen im Rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv werden: Selber helfen oder Hilfe organisieren. Andere ansprechen oder telefonieren. Oder einfach genau beobachten und als Zeuge zur Verfügung stehen. Jede und jeder in dem Maße, wie er oder sie es sich zutraut. Dieser individuelle Mut erwächst aus dem Grad von Verantwortung für andere Menschen, den wir in uns tragen und hervorrufen können. Und dieses Maß an Verantwortung soll mit der Kampagne ausgeweitet werden. Dabei gibt es kein besser oder schlech18 proPolizei Heft 2/2010 ter, sondern Bewertung findet lediglich die Frage, ob geholfen wurde oder nicht. Und wer Notlagen ignoriert und wegsieht, wird bestraft. Das sehen unsere Gesetze zu Recht so vor. Nicht nur der Schläger muss bestraft werden, sondern auch der, der mit seiner Ignoranz den Täter bestärkt. Die Polizei ist naturgemäß ein wichtiger Teil der gemeinsamen Anstrengungen gegen Gewalt in unserer Gesellschaft. Und als zentrale Ansprechpartner für dieses Thema tragen alle ihre Angehörigen dazu bei, diese Anstrengungen unter ein gemeinsames Dach einer landesweiten Kampagne für Zivilcourage und gegen Gewalt zu stellen und damit für alle Menschen Mathias Schröder in Niedersachsen sichtbar zu machen. Mit dem Preis für Zivilcourage und der (Polizei-) Kampagne „Aktion Tu was“ setzt sich die Landesregierung seit Jahren gezielt dafür ein, Zivilcourage in der Gesellschaft zu stärken und auszubauen. Das wird von den Menschen anerkennend wahrgenommen. Die sichtbare polizeiliche Präsenz ist ein weiterer wesentlicher Faktor bei der Frage, ob sich die Menschen in unserem Land sicher fühlen. Das wissen wir aus zahlreichen Umfragen und Regionalanalysen. Und alle Polizeibeamtinnen und -beamte bekommen das unmittelbar zurückgemeldet in den Gesprächen mit den Bürgerinnen und Bürgern. Präsenz kann aber immer nur ein Ansatz unter mehreren sein. Es müssen Möglichkeiten geschaffen und angeboten werden, alle gesellschaftlichen Gruppen, alle Bürgerinnen und Bürger unseres Landes in diese uns alle berührenden Fragen über Verantwortung und Hilfsbereitschaft einzubinden. So sind der Ausbau von interkultureller und sozialer Kompetenz sowie Maßnahmen zur Empathieförderung und Verantwortungsübernahme in Schulen enorm wichtig, um Kinder und Jugendliche auf dem Weg zu selbstbewusstem und verantwortungsvollem Handeln zu unterstützen. Ein weiterer wichtiger Aktionsraum ist der Sport. Die zahlreichen Vereine und Verbände, altersübergreifend und breit in der Gesellschaft verankert, bieten unglaublich viele Möglichkeiten, Verantwortungsbewusstsein und Hilfsbereitschaft zu fördern. Viele Projekte von Vereinen belegen das Engagement, sich für andere einzusetzen und Kinder und Niedersachsen Jugendliche zu starken Persönlichkeiten zu machen oder die ältere Generation weiter intensiv am Gemeinschaftsleben teilhaben zu lassen. Gerade aber auch die schon angesprochene Jugendgewalt und Gewalt im öffentlichen Raum, eben auf der Straße und in öffentlichen Verkehrsmitteln und die zunehmende Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten gehören hier angesprochen. Hier muss es gelingen, das Hinsehen und das Helfen in den Mittelpunkt zu stellen und Flagge zu zeigen – gegen Gewalt, gegen Extremismus und gegen Ta- bus in der Gesellschaft, die Minderheiten unterdrücken und Ignoranz fördern. Die Landesregierung will den Menschen in Niedersachsen deutlich machen, dass Zivilcourage erwünscht ist und gefördert wird. Deshalb hat sich auch die Polizei daran beteiligt, am 15. März in Niedersachsen einen „Aktionstag für Zivilcourage und gegen Gewalt“ durchzuführen. Sie ist und bleibt beim Stichwort Prävention und Sicherheit der zentrale und kompetente Ansprechpartner – darum: (auch) wir zeigen unser Gesicht für Zivilcourage und gegen Gewalt! Mathias Schröder | hal Was heißt eigentlich Zivilcourage? Zivilcourage heißt wörtlich übersetzt Bürgermut. Erstmals 1835 in Frankreich nachgewiesen, geht der Begriff in Deutschland auf Otto von Bismarck zurück. Im Jahre 1847 soll dieser damit den Mut bezeichnet haben, der zwar auf dem Schlachtfeld unter Soldaten vorhanden sei, aber „ganz achtbaren Leuten“ nicht selten fehlen würde. Populär wurde der Begriff mit den Bürgerbewegungen in der ehemaligen DDR, den Bündnissen für Toleranz und Zivilcourage, die sich insbesondere gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt richten, sowie öffentlichen Aufrufen zur Zivilcourage, zum Beispiel vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau. Grundsätzlich wird zwischen drei Situationen unterschieden, die Zivilcourage verlangen: erstens im Unrechtsstaat (zum Beispiel im Nationalsozialismus), zweitens in Gewaltsituationen zwischen Einzelnen und Gruppen (zum Beispiel Angriffe auf Obdachlose), drittens bei struktureller Gewalt, wenn gesellschaftliche Zwänge Menschen Foto: Polizei Zivilcourage – mir bedeutet sie viel „Je mehr Bürger mit Zivilcourage ein Land hat, desto weniger Helden wird es einmal brauchen.“ Franca Magnani Das Thema „Zivilcourage“ liegt mir aus zwei Gründen am Herzen: Zum einen bin ich als Polizeibeamtin durch das Gesetz an Recht und Ordnung gebunden und setze mich für mehr Sicherheit ein. Zum anderen stehe ich als Schiedsrichterin im Fußball für Fairness und respektvollen Umgang miteinander. einschränken oder erniedrigen (zum Beispiel Diskriminierungen im Betrieb). Die Entscheidung, in einer bestimmten Situation (zivil-) couragiert einzugreifen, wird als ein vier Phasen umfassender Prozess beschrieben. Der erste Schritt besteht darin, ein Ereignis überhaupt wahrzunehmen, wozu es Aufmerksamkeit und sozialer Sensibilität bedarf. Der zweite Schritt ist, das Erkannte als Notsituation einzustufen. Dafür ist unter anderem die Fähigkeit zur Empathie entscheidend. Der dritte Schritt beinhaltet das Begreifen und Bejahen persönlicher Verantwortlichkeit. Dies erfolgt nur dann, wenn die Person der Überzeugung ist, die spezifischen Anforderungen der Situation auch bewältigen zu können. Im vierten und letzten Schritt geht es darum, eine erfolgversprechende Intervention auszuwählen und durchzuführen. Dazu sind soziale Kompetenzen und ausreichende Selbstsicherheit nötig. Es liegt in der Verantwortung der Erwachsenen mit positivem Beispiel voranzugehen. Wenn Kinder lernen, respektvoll miteinander umzugehen, Regeln einzuhalten, eigene Überzeugungen zu entwickeln und dennoch andere Meinungen zu respektieren, dann ist auch Zivilcourage selbstverständlich. Zivilcourage gründet auf einem persönlichen Wertesystem und lebt erst durch die positive Aktion handelnder Personen. Seien Sie Teil dieser starken Gemeinschaft. Lassen Sie uns gemeinsam am Ball bleiben! Dr. Claudia Heinzelmann Bibiana Steinhaus Heft 2/2010 proPolizei 19 Niedersachsen LÜKEX 2010 Stabsrahmenübung für den Ernstfall In Fortsetzung der alle zwei Jahre stattfindenden LÜKEX-Übungen hatte das Bundesinnenministerium die Grundzüge für die LÜKEX 09/10 bereits 2008 beschrieben. Danach war vorgesehen, eine 36 Stunden andauernde Stabsrahmenübung auf politisch-administrativer Ebene durchzuführen, die sich mit mehreren terroristischen Anschlägen/Anschlagsdrohungen unter Verwendung konventioneller, chemischer und radioaktiver Stoffe befasst. Vorrangiges Übungsziel war die Verbesserung des Zusammenwirkens von Bund und Ländern auf dem Gebiet des Krisenmanagements im Vorfeld und nach terroristischen Anschlägen durch das Üben der Krisenstäbe auf der administrativ-politischen Entscheidungsebene. Darüber hinaus sollten die gesamtstaatliche Lagebeurteilung, die bundesweite Koordinierung knapper Ressourcen, die Koordinierung von Maßnamen zwischen Bund und Ländern sowie die Erprobung des Zusammenwirkens der Rettungsdienste, Hilfsorganisationen, Bundeswehr und Krankenhäuser nach 20 proPolizei Heft 2/2010 Schadenseintritt in dem angenommenen Szenario dargestellt werden. Die 4. länderübergreifende Krisen„LÜKEX“ steht für „Länder Übergreifende Krisenmanagementübung/ EXercise“ Das Kunstwort bezeichnet eine Übungsserie im Bereich des nationalen Krisenmanagements in Deutschland. In der Bundesrepublik Deutschland haben die Terroranschläge vom 11. September 2001 und das Elbehochwasser im Sommer 2002 zu einem Umdenken geführt: Die Krisenanfälligkeit und Verwundbarkeit moderner Gesellschaften erfordern ressort- und länderübergreifende Übungen im Krisenmanagement. Die Innenministerkonferenz beschloss daher 2002 eine neue Strategie zum Schutz der Bevölkerung und damit die Vorausetzung von Übungen auf politischadministrativer Ebene (strategisches Krisenmanagement). Seit 2009 ist diese Aufgabe auch im Zivilschutzgesetz verankert. Weitere Informationen: http://www.denis. bund.de/luekex/ managementübung LÜKEX 09/10 wurde am 27. und 28. Januar dieses Jahres unter Beteiligung der vier Kernübungsländer Schleswig-Holstein, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern sowie unter abgestufter Einbeziehung aller anderen Länder durchgeführt. Im Bund waren federführend das Bundesministerium des Innern und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) mit einem gemeinsamen Krisenstab sowie ausgewählte – weil vom Szenario betroffene – Ressorts. Niedersachsen hat als Nichtkernübungsland mit einer Rahmenleitungsgruppe an der Übung teilgenommen. Zu dieser Rahmenleitungsgruppe gehörten neben Vertretern aus dem Niedersächsischen Ministerium für Inneres, Sport und Integration auch Angehörige des Niedersächsischen Ministeriums für Umwelt und Klimaschutz, des Niedersächsischen Ministeriums für Wirschaft, Arbeit und Verkehr, des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes sowie des Landeskommandos Niedersachsen der Bundeswehr. Rainer Lange | dh Foto: Polizei Niedersachsen Beschaffungsprogramm Neue Funkstreifenwagen für unsere Autobahnpolizei I nnenminister Uwe Schünemann stellte kürzlich 24 neue Funkstreifenwagen mit neongelben Reflexfolien für die Autobahnpolizei vor. Die Fahrzeuge werden landesweit auf Autobahnen und Schnellstraßen zur Verkehrsüberwachung und Unfallaufnahme eingesetzt. „Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten auf diesen Straßen wurden die Fahrzeuge erstmalig mit einer zusätzlichen, besonders auffälligen, gelben Warnbeklebung versehen“, erläuterte der Minister. Die Fahrzeuge sind Teil eines Be schaffungsprogramms von insgesamt 1.000 Fahrzeugen aus dem Jahr 2009 zur Verjüngung des Fahrzeugparks der Polizei. Die Funkstreifenwagen im Wert von rund 700.000 Euro werden aus Mitteln der Initiative Niedersachsen bezahlt, dem landesinternen Aufstockungsprogramm zum Konjunkturpaket II. „Das neue Aussehen der Fahrzeuge schafft bei Unfallaufnahmen und bei der Absicherung von Gefahrenstellen eine zusätzliche Sicherheit für die eingesetzten Polizeibeamten und die Verkehrsteilnehmer“, sagte Schünemann. „Es ist mir wichtig, dass wir den ‚Arbeitsplatz Funkstreifenwagen‘ für unsere Beamtinnen und Beamten so sicher wie möglich gestalten.“ Zur Unterstützung dieser Warnwirkung sind die Sondersignalanlagen dieser Fahrzeuge erstmalig mit gelb blinkenden LED, die nach hinten abstrahlen, ausgestattet, da gelbes Licht am Tag besser wahrgenommen wird. Bei der auffälligen gelben Beklebung handelt es sich um spezielle Folien, die das Tageslicht reflektieren. Die ErfahFoto: Polizei rungen haben gezeigt, dass Funkstreifenwagen auf Autobahnen und Schnellstraßen am Tage, auch mit eingeschaltetem Blaulicht, oft zu spät erkannt würden. Dafür gibt es, wie auch Untersuchungen belegen, verschiedene Gründe wie etwa Sonneneinstrahlung, Lichtreflektionen oder Schattenbildungen der Umgebung. Mit der neuen Beklebung wird die Auffälligkeit der Fahrzeuge bei Tageslicht deutlich verbessert. Zeitgleich hält damit auch ein neuer Fahrzeugtyp Einzug bei den Dienststellen der Autobahnpolizei. Die Fahrzeuge des Typs Audi A6 Avant bieten ausreichenden Platz für die erforderlichen Einsatzmittel der Autobahnpolizei. Sie sind mit umweltfreundlichen Dieselmotoren der neuesten Generation ausgestattet. „Mit der Anschaffung der neuen Fahrzeuge wird die Innovationsoffensive fortgesetzt, die als Voraussetzung für gute Polizeiarbeit die Ausstattung mit moderner, innovativer Technik zum Ziel hat“, so Schünemann. hal Heft 2/2010 proPolizei 21 Niedersachsen Vertrauensbildende Maßnahmen Dialog zwischen muslimischen Organisationen und der Polizei Z um Aufbau von Vertrauen zwischen islamischen Verbänden und der Polizei Niedersachsen hatte das Landeskriminalamt Niedersachsen kürzlich zu einer gemeinsamen Veranstaltung eingeladen. Neben niedersächsischen Vertretern muslimischer Verbände und Vereine waren auch deren polizeiliche Ansprechpartner vor Ort eingeladen. In der Akademie des Sports in Hannover konnte Uwe Kolmey (Bild r.), Direktor des Landeskriminalamtes, über 200 Gäste begrüßen. Kolmey betonte in seiner Begrüßung: „In der heutigen Veranstaltung werden in erster Linie diejenigen zu Wort kommen, die die Arbeit vor Ort leisten und dort bereits vertrauensvoll zusammen arbeiten. Die Darstellung gemeinsamer Arbeit und gegenseitiger Hilfe und Unterstützung soll zum gegenseitigen Kennenlernen und Verstehen beitragen und so mit zum Abbau von Vorbehalten und Ängsten beitragen.“ Im besonderen Fokus war daher die Vorstellung örtlicher Beispielprojekte des gemeinsamen Dialoges. In einem Einführungsreferat von Fulya Kurun wurde die historische Entwicklung der polizeilichen Ausländermittler in der PD Hannover nachgezeichnet. Gesa Johannssen und Mathias Fossenberger stellten ein Projekt aus WinsenLuhe vor, bei dem muslimische Frauen Fahrradfahren lernen können. Die Mittlerin der PI Braunschweig, Zerrin Özdemir, stellte zusammen mit örtlichen Moscheevertretern ein Projekt zur Gewaltprävention vor. Gerade die Vertreter der braunschweiger DITIB-Moschee, machten deutlich, dass man mit ihnen auch über gemeinhin als problematische Themen – wie sexuelle 22 proPolizei Heft 2/2010 Übergriffe oder Erziehung – sprechen könne. Alltägliche Beispiele zur Zusammenarbeit zwischen Moscheeverein und Polizei trugen Joachim Subklewe, PK Hann. Münden, der Vorsitzende des Moscheevereins, der Imam und der Vorsitzende der Türkisch-Islamischen Gemeinde zu Nienburg sowie Adolf Deterding von der PI Nienburg-Schaumburg vor. Als offizielle Vertreter nahmen Dr. Ali Ünlü von der DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion), Abdul Jalil Zaitun von der SCHURA (Landesverband der Muslime in Niedersachsen) sowie die Integrationsbeauftragte des Landes Niedersachsen, Honey Deihimi, an der Veranstaltung teil. Zur Auflockerung der Veranstaltung trugen die Jugendlichen der Tanzgruppe „Sputnike“ aus Nienburg sowie der zwölfjährige Beatboxer Cihan Karaca aus Goslar bei. Hinrich Heidemann | fed Stichwort: Vertrauensbildende Maßnahmen „Vertrauensbildende Maßnahmen“ sollen zum Aufbau von Vertrauen zwischen islamischen Verbänden und Sicherheitsbehörden und zur Stärkung des Vertrauens zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in der Bevölkerung beitragen. Ein entsprechendes Konzept wurde von der Innenministerkonferenz am 1. März 2006 gebilligt. Aufgabe der „Ansprechpartner zur Förderung des Vertrauens“ auf Seiten der Polizei und der Muslime soll es insbesondere sein, bei der Organisation und Durchführung regionaler Vortrags- und Informationsveranstaltungen sowie von Foren zum wechselseitigen Austausch mitzuwirken und die Bereitstellung und Verteilung von Informationsmaterial zu unterstützen. Zur Koordination der „Vertrauensbildenden Maßnahmen“ in Niedersachsen hat das LKA Niedersachsen im Mai 2008 eine „Geschäftsstelle Prävention islamistischer Terrorismus“ implementiert. Die Federführung der Geschäftstelle obliegt dem Dezernat 32 (Zentralstelle Polizeiliche Prävention und Jugendsachen) unter Mitwirkung des Dezernates 43 (Zentralstelle Politisch motivierte Ausländerkriminalität/Islamismus). Von der niedersächsischen Polizei sind mittlerweile insgesamt 68 örtliche Ansprechpartner benannt, die direkten Kontakt zu muslimischen Verbänden, Vereinen und Einzelpersonen aufnehmen bzw. aufgenommen haben. Foto: Polizei Niedersachsen Diebstahlkriminalität „Gelbe Karte“ bringt erste Erfolge A llein im vergangenen Jahr kam es im Zuständigkeitsbereich der PI Aurich/Wittmund zu annähernd 400 Diebstahlsdelikten aus Kraftfahrzeugen. Das bedeutet im Vergleich zum Vorjahr 2007 eine Steigerung um knapp 15 Prozent. Um dem strategisch und präventiv zu begegnen, wurde die „Gelbe Karte Pkw-Aufbruch“ entwickelt. Ziel des Projektes ist es, den Verkehrsteilnehmern in den Landkreisen Aurich und Wittmund bewusst zu machen, welche Gefahren und Risiken drohen, wenn sie ihre Wertgegenstände offen im Fahrzeug liegen lassen. „Verwarnung“ mit begleitenden Verhaltensempfehlungen übergeben. Im Rahmen der unterschiedlichen Aktionstage wurden über 1.500 Fahrzeuge überprüft. Fast jedes zweite Fahrzeug wurde bemängelt, weil von außen gut sichtbar Navigationsgeräte, Handtaschen, Laptops, Geldbörsen Mobiltelefone oder ähnliches im Auto lagen. Viele Fahrzeuge waren auch noch unverschlossen – oder wurden mit geöffneten Fenstern geparkt. Die Präventionsmaßnahmen wurden äußerst positiv in der Bevölkerung wahrgenommen. Der Erfolg ist messbar: Bereits heute zeichnet sich ein Rückgang der Delikte um bis zu zehn Prozent ab. Das Konzept der „Gelben Karte“ als „Verwarnmittel“ wurde daher auch auf den Taschendiebstahl ausgeweitet. Sternsinger besuchen die Polizei „Wir helfen – damit Kinder, die fehl- und mangelernährt sind, ausgewogene Nahrung erhalten und medizinisch betreut werden“, heißt es zur Aktion Dreikönigssingen 2010. Die „Sternsinger“ aus der St. Marien- Gemeinde besuchten auch die Polizeistation Salzgitter-Gebhardshagen. Dort überbrachten sie mit Liedern und Weihrauch den Segen „Christus segne dieses Haus“. Sie erhielten dafür Spenden für ihre Aktion sowie Süßigkeiten als Stärkung auf ihrem weiteren Weg durch die Gemeinde. Markus Müller Seminarangebot Ab Juli 2009 wurden an Großparkplätzen entsprechende Aktionen durchgeführt. Das Motto: Eine gelbe Karte durch die Polizei, anstatt einer Roten durch Pkw-Aufbrecher! An den jeweiligen Aktionsorten wurden einerseits Bürger angesprochen, die positiv aufgefallen waren und keinen Anreizpunkt für einen möglichen PkwAufbruch gesetzt haben. Sie erhielten von der Polizei den Anhänger: „Stopp! In diesem Auto liegen keine wertvollen Gegenstände“. Andererseits wurden Bürger, die durch Fehlverhalten aufgefallen waren, zielgerichtet durch die Polizei angesprochen und ihnen wurde die „Gelbe Karte – Pkw-Aufbruch“ als Foto: Polizei Hauptaktionsorte waren die Weihnachtsmärkte in der Region. Zivile und uniformierte Polizeibeamtinnen und -beamte wiesen dabei an Infoständen auf die Gefahren hin, machten auf Fehlverhalten aufmerksam und gaben Präventionstipps. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und soll dann auf seine Wirkungen hin überprüft werden. Sven Behrens | dh Die Katholische Polizei- und Zollseelsorge Niedersachsen und die Akademie des Bistums Hildesheim laden zum berufsethischen Seminar „Sicherheitsrisiko Jugendliche? Wie ticken Jugendliche heute? Milieus und Milieugrenzen“ nach Goslar ein. Das Seminar findet vom 26. - 30 April statt. Teilnehmen können Bedienstete von Polizei, Zoll und Bundespolizei sowie deren Angehörige. Kosten: 60 Euro für die Seminarwoche. Angehörige der niedersächsischen Polizei erhalten für die Teilnahme Sonderurlaub. Anmeldungen: Katholische Polizei- und Zollseelsorge Niedersachsen, Hildesheimer Str. 30, 30169 Hannover. E-Mail: [email protected] oder www.polizeiseesorge.org Heft 2/2010 proPolizei 23 Niedersachsen Waffenvernichtung Niedersachsen wird ein Stück sicherer Der damaligen Polizeiausbildungsstelle für Technik und Verkehr Niedersachsen war 1984 per Erlass „die Behandlung gerichtlich eingezogener Waffen und anderer Gegenstände“ übertragen worden. Deren Vernichtung – oder andere Verwendung – musste nachgewiesen werden, was in den Anfangsjahren durch handschriftliche Eintragungen in Bücher erfolgte. Heute erfasst und registriert der „Ein-Mann-Betrieb“ des Dezernats 44.3 der ZPD, Erster Polizeihauptkommissar Uwe Krummel, jede abgegebene Waffe elektronisch. Die Anzahl der zur Vernichtung abgegebenen Waffen stieg in den letzten Jahren kontinuierlich: Während 1995 lediglich 1.900 Waffen abgegeben wurden, waren es in den Jahren 2006 bis 2008 jeweils rund 6.000. Die Aktion der „freiwilligen Abgabe“ in Verbindung mit einer Amnestie ließ 2009 die Anzahl der zu vernichtenden Waffen nach oben schnellen. Rund 14.000 Schusswaffen, diverse Messer und verbotene Gegenstände wurden bis Dezember 2009 bereits vernichtet. Darüber hinaus lagerten zu diesem Zeitpunkt noch rund 1.500 weitere Waffen in den Waffenräumen. Die Anlieferung aus ganz Niedersachsen geht unvermindert weiter. In regelmäßigen Abständen – in diesem Jahr monatlich – bringt das Team um Krummel die gesammelten Waffen nach Salzgitter, wo sie in einem 24 proPolizei Heft 2/2010 Hochofen der Salzgitter AG eingeschmolzen werden. Der letzte Transport im Dezember umfasste rund 2.000 Schusswaffen, hunderte Messer und andere Gegenstände – insgesamt hatte die Ladung ein Gewicht von rund 2,5 Tonnen. Uwe Krummel | Christian Wenzel | thi Fotbildung“, sowie seit 2001 vierzig Seminare „Junge Führungskräfte“. Bei der jährlichen Tagung der Leitenden Polizeiärzte des Bundes und der Länder war er viele Jahre Co-Seminarleiter. Seit Dezember sieht sich der rüstige Pensionär vor allem intensiv in den neuen Bundesländer um. Norbert Reckers | mat | jrd Werner Kösters Eine Institution geht in den Ruhestand Genau 30 Jahre und sieben Monate war Erster Polizeihauptkommissar Werner Kösters (61) an der früheren PolizeiFührungsakademie (heute Deutsche Hochschule der Polizei) mitverantwortlich für die Fortbildung von Beamtinnen und Beamten des höheren Polizeidienstes in der Bundesrepublik Deutschland – es dürften in dieser Zeit rund viertausend gewesen sein. Besonders bewegend war für ihn die Zeit der Wiedervereinigung. Er erfuhr ab 1990 viel über das Leben in der ehemaligen DDR. Denn zwischen 1991 und 1994 gab es an der Bildungseinrichtung in Münster-Hiltrup zehn Grundseminare für frühere Volkspolizeioffiziere („Anpassungsfortbildung“). Übrigens: 361 von ihnen wurden nach absolviertem Lehrgang übernommen. Fünf auch heute noch lebende Dezernenten hat Kösters „überlebt“. Seine Handschrift trugen seit 1979 insgesamt 190 Seminare „Allgemeine Fachliche Osnabrücker Musikstreife An der jüngsten „Osnabrücker Musikstreife“ beteiligten sich in der OsnabrückHalle neben dem Polizeimusikkorps Niedersachsen das Heeresmusikkorps 1 aus Hannover, die Pipes and Drums of the Royal British Legion und die Carolinger Kapelle aus Osnabrück. Unter musikalischer Leitung von Thomas Boger hatten alle Orchester ein abwechselungsreiches und anspruchvolles Musikprogramm zusammengestellt. Die Pipes Band begeisterte das Publikum mit schottischen Klängen aus dem Dudelsack, aber auch mit ihrem strahlenden Outfit. Die Carolinger Kapelle setzte eigene Akzente mit moderner Musik, so aus der Filmmusik „Pirates of the Caribean“. Es war ein langer Abend, bis das Publikum die Orchester nach einigen Zugaben begeistert verabschiedete. Da alle Musikkorps ohne Gage spielten, konnten der frühere Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip und Polizeipräsident Rolf Sprinkmann letztlich noch vor Weihnachten 14.000 Euro an die zwei begünstigten Organisationen übergeben konnten. Martin Ratermann | dw Fotos: Polizei Niedersachsen 6. Ostfriesische Krimitage Polizei als Tatort Bei den 6. Ostfriesischen Krimitagen lasen die Autoren aus ihren Werken in verschiedenen ostfriesischen Orten. An zwei Tagen gab es auch Lesungen in den Polizeidienstgebäuden in Leer und Emden. Und die begannen mit einer kleinen „Einlage“: Das Licht wurde abgedunkelt und wenige Sekunden später schlich ein maskierter „Einbrecher“ (in Person von Günther Fischer – Sachbearbeiter Prävention beim PK Emden) durch die Stuhlreihen in Richtung Podium, wo er blitzschnell ein Fenster aufhebelte und dann von der Polizei gestellt wurde. Nachdem die Zuhörer mit dieser Szene auf das Thema des Abends eingestimmt waren, wurden sie in Leer von PI-Leiter Johannes Lind und Peter Gerdes als Veranstalter sowie in Emden durch die PKLeiterin Ann Oldiges und die Moderatorin Barbara Wendelken, begrüßt. Anschließend stellten Ulrich Hefner, Polizeibeamter aus Lauda-Königshofen (Baden-Württemberg) sowie Norbert Horst aus Bielefeld auf unterhaltsame Weise einige Passagen aus ihren Krimi romanen „Das Lächeln der toten Augen“ (Hefner) und „Sterbezeit“ (Horst) vor. Fragen der Besucher. Und im Anschluss an die Lesungen konnten die Zuhörer mit den Autoren, den jeweiligen Dienststel lenleitern und weiteren Vertretern der Polizei während einer Podiumsdiskussion über die Unterschiede zwischen Roman und Realität diskutieren. Andrea Berends | dw Landesfahrradturnier des ADAC Bereits zum 40. Mal veranstaltete der ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt e.V. sein Landesfahrradturnier unter der Schirmherrschaft von Innenminister Uwe Schünemann. In dieser Zeit haben sich mehr als 1,6 Millionen Kinder an der Veranstaltung beteiligt. An dem jüngsten Turnier hatten sich über 72.000 Kinder der Herausforderung gestellt und in verschiedenen Parcours ihre sichere Beherrschung des Fahrrades unter Beweis gestellt. Damit standen sie alle bereits zu diesem Zeitpunkt als Gewinner fest. Schließlich hatten sie auch Fertigkeiten erlernt, die zu einer sicheren Fortbewegung im Straßenverkehr betragen. Die Besten unter ihnen qualifizierten sich in Auswahlturnieren für den Endkampf in Hannover. Für die Besten gab es dann vom ADAC sowie der Landesverkehrswacht gestiftete Sachpreise rund die Sicherheit am Fahrrad. Und die Sieger der verschiedenen Altersgruppen freuten sich am Ende über ein neues Fahrrad, das bereits mit einer kompletten Sicherheitsausrüstung überreicht wurde. Zusätzlich erkämpften sie sich so die Berechtigung zur Teilnahme am Bundesentscheid in Speyer. Uwe Albers | mi Vor der Veranstaltung und in der Pause wurde den Gästen ein Rahmenprogramm geboten. Beamte des Fachkommissariates 5 und Arbeitsfeld 5 bauten sowohl in Leer als auch in Emden einen kleinen Tatort auf und beantworteten die zahlreichen Foto: Polizei Telekommunikationsüberwachung Im Mai vergangenen Jahres hatte die Projektgruppe „Zentrale TKÜ-Anlage –neu–“ im Dezernat 23 des Landeskriminalamts Niedersachsen ihre Arbeit aufgenommen. Ziel des Projektes ist die Neubeschaffung und Inbetriebnahme einer leistungs- und zukunftsfähigen Telekommunikationsüberwachungsanlage (TKÜ) sowohl für die klassische als auch für die operative elektronische Kommunikationsüberwachung der kooperierenden Bundesländer Niedersachsen und Bremen. Die neue TKÜ-Anlage soll kein abstraktes „High-Tech-Konstrukt“, sondern vor allem ein hilfreiches und praktisches Ermittlungsinstrument für die Sachbearbeiter in der Fläche darstellen. Deswegen wurden diese bereits von Beginn an mit in die Planungsprozesse der Projektgruppe einbezogen. So gingen vielerlei Antworten bezüglich der fachlichen und technischen Anforderungen an eine derartige TKÜ-Anlage bei der PG ein. Diese Zusendungen ließen bereits erahnen, welch Vielfältigkeit sich hinter den zentralen Begriffen „leistungs- und zukunftsfähig“ verbirgt. Nach der erfolgten Auswertung wurden Arbeitspakete erstellt und auf die Projektgruppenmitglieder aufgeteilt. Zwei Informationsveranstaltungen, mehrere TKÜ-Anwender-Workshops mit TKÜ-Anlagen-Herstellern sowie interne und externe Besprechungen, zum Beispiel mit Vertretern anderer Länderzentralstellen halfen dabei, Problemfelder zu erkennen und (Lösungs-)Möglichkeiten aufzuzeigen. Schließlich konnten die geforderten Pakete pünktlich fertig gestellt werden. Der erste Meilenstein wurde am 1. Okto ber 2009 erreicht. Der zweite Meilenstein, das Vergabeverfahren, folgte bis zum 1. November 2009. Wenn alles planungsgemäß läuft, wird das Projekt Ende 2011 erfolgreich abgeschlossen sein. Zur Zeit werden im Dezernat 23 neue Standards und umfassende, aber aufs Wesentliche reduzierte, Nachschlagewerke entwickelt. Ziel ist es, die Ermittler in der logistischen Arbeit rund um operative und TKÜ-Maßnahmen zu unterstützen und vor allem zu entlasten. Thimo Holze | dh Heft 2/2010 proPolizei 25 Sport | Gelesen Kriminalistik PD Oldenburg Ausrichter der nächsten Handball-DPM der Frauen Als amtierender Deutscher Meister im Handball der Frauen hat Niedersachsen auf Wunsch des Deutschen Polizeisportkuratoriums die Ausrichtung der diesjährigen Deutsche Polizeimeisterschaft übernommen. Das Niedersächsische Ministerium für Inneres, Sport und Integration hat die PD Oldenburg mit der Ausrichtung der Endrunde, an der neben dem Gastgeber Niedersachsen die Sieger der fünf Vorrundengruppen teilnehmen, betraut. Die Vorrundenspiele werden deutschlandweit zu unterschiedlichen Zeiten ausgetragen. Die Teilnehmer der Endrunde stehen daher erst Ende März endgültig fest. Die Endrundenspiele werden in der Zeit vom 26. - 30. April in der Sporthalle des Schulzentrums Eversten in Oldenburg ausgetragen. Neben der Eröffnung durch Polizeipräsident Hans-Jürgen Thurau am 27. April 2010 ist für die Mannschaften und Besucher ein umfangreiches Rahmenprogramm geplant. Die Siegerehrung und Abschlussveranstaltung findet am 29. April statt. Josef Schade | dw 26 proPolizei Heft 2/2010 Lehr- und Studienbrief Kriminalistik/ Kriminologie. Herausgegeben von Horst Clages, Ltd. KD a.D. und Klaus Neidhardt, Präsident der Deutschen Hochschule der Polizei. Nr. 12: Bearbeitung von Jugendsachen. Von Horst Clages und Dr. Reinhard Nisse, 1. Auflage 2009, 117 Seiten Broschur, 12,90 Euro im Abo, 14,90 Euro im Einzelbezug. Zu beziehen über Verlag Deutsche Polizeiliteratur GmbH Buchvertrieb, Forststr. 3a, 40721 Hilden, [email protected]. In diesem Studienbrief stellen die Autoren die wesentlichen Tätigkeitsfelder polizeilicher Jugendarbeit – Kriminalprävention, Jugendschutz durch Gefahrenabwehr, Strafverfolgung von Jugendkriminalität – dar. Sie vermitteln fundierte Kenntnisse sowohl zur Phänomenologie, zu den Ursachen und der Entwicklung der Kinder- und Jugenddelinquenz als auch zu den spezifischen Bestimmungen des Jugendgerichtsgesetzes und der entsprechenden Polizeidienstvorschrift (PDV 382). Den im operativen Dienst und im Ermittlungsdienst der Polizei tätigen Beamtinnen und Beamten gibt der Lehrund Studienbrief eine praxisorientierte Anleitung zum Thema Jugendsachen in dw die Hand. Strafrecht Strafrecht für Polizeibeamte. Band 1: Grundlagen und Delikte gegen die Person.Von Dr. Holger Nimtz, 1. Auflage 2009, 256 Seiten Broschur, 19,90 Euro. Zu beziehen über Verlag Deutsche Polizeiliteratur GmbH Buchvertrieb, vdp.buchvertrieb@ vdpolizei.de, www.vdpolizei.de. ISBN 978-3-8011-0520-4. Die Anwendung des Strafrechts gehört zu den Kernkompetenzen aller Polizeibeamten im rechtswissenschaftlichen Bereich. Gegliedert ist dieser erste von zwei Bänden in die Abschnitte „Einführung“, „Die Straftat“ und „Delikte gegen Personen“. Schematische Übersichten nebst Definitionen, die den Erläuterungen der einzelnen Straftatbestände vorangestellt sind, gewährleisten einen schnellen Überblick für die polizeiliche Ausbildung und Praxis. Zahlreichen Aufbauschemata, Verweise und Vertiefungshinweise unterstützen das weitergehende Selbststudium, wie es insbesondere die neue polizeiliche Ausbildung erfordert. „Klausur- und Praxishinweise“ bieten zudem hilfreiche Tipps auch für dw interessierte Polizeipraktiker. Kontrolle von Ausländern Ausländer im deutschen Straßenverkehr. Ein Leitfaden für die Kontrolle ausländischer Verkehrsteilnehmer. Von Bernd Huppertz, 3. Auflage 2010, 254 Seiten, DIN A5, Broschur, 19,90 Euro. Zu beziehen über Verlag Deutsche Polizeiliteratur GmbH Buchvertrieb, [email protected], www. vdpolizei.de. Deutsche Autobahnen und Landstraßen sind eine Lebensader internationaler Warenströme. Tausende Fahrzeuge ausländischer Herkunft nutzen sie täglich. Für die Polizei ergeben sich bei der Verkehrsüberwachung dieser Verkehrsteilnehmer und deren Fahrzeuge wie auch bei der Verkehrsunfallaufnahme zahlreiche rechtliche Besonderheiten. Im Einzelnen ermöglicht dieser Leitfaden einschreitenden Polizeibeamten die Beurteilung ausländischer Fahrzeugführer in fahrerlaubnisrechtlicher sowie ausländischer Fahrzeuge in zulassungs-, versicherungs- und steuerrechtlicher Hinsicht. Daneben sind auch die notwendigen Beschaffenheits- und Ausrüstungsvorschriften berücksichtigt. Zudem werden die speziellen Vorschriften des Nato-Truppenstatuts ebenso dargestellt wie die Besonderheiten, die aus den Regelungen über die grenzüberschreitende Polizeiarbeit resultieren. Weiterhin ist der Behandlung von Diplomaten und anderen bevorrechtigten Personen wie auch den Themen Autobahnmaut und Sicherheitsleistung jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet. Heft 2/2010 proPolizei 27