Rede zur Pressekonferenz

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Rede zur Pressekonferenz
Rede zur Pressekonferenz von
TÜV Rheinland Holding AG und TÜV SÜD AG
am 13. Februar 2008 in Düsseldorf
Prof. Dr.-Ing. habil. Bruno O. Braun
Dr.-Ing. Axel Stepken
Vorsitzender der Vorstände
Vorsitzender des Vorstandes
TÜV Rheinland Holding AG
TÜV SÜD AG
– Es gilt das gesprochene Wort –
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Prof. Dr.-Ing. habil. Bruno O. Braun
Vielen Dank. Meine Damen und Herren, wir möchten Sie ganz herzlich heute hier
begrüßen und Ihnen danken, dass Sie unserer sehr kurzfristigen Einladung gefolgt
sind.
Mein Kollege Herr Dr.-Ing. Axel Stepken und ich freuen uns sehr, Sie heute gemeinsam über eine wichtige unternehmerische Entwicklung zu informieren: TÜV Rheinland Holding AG und TÜV SÜD AG wollen in der zweiten Jahreshälfte fusionieren,
sofern alle relevanten Gremien und die zuständigen Kartellbehörden dem in den
nächsten Wochen und Monaten zustimmen.
Unsere beiden Unternehmen stehen für Erfolg in unseren Märkten. Wir sind bisher
kräftig und profitabel gewachsen, zunächst in Deutschland, zunehmend aber auch im
Ausland. So erzielt TÜV Rheinland inzwischen 40 Prozent seines Umsatzes außerhalb Deutschlands, mehr als die Hälfte der Mitarbeiter arbeiten im Ausland. Auch
TÜV SÜD erwirtschaftet inzwischen 25% seines Umsatzes im Ausland. Unsere Unternehmen stehen für Unabhängigkeit, zuverlässige Qualität und exzellentes Knowhow auf höchstem technischem Niveau unter dem gemeinsamen deutschen
Markendach TÜV. Das ist das starke Fundament, auf dem wir unser neues Haus
bauen wollen. Damit sind auch einige rechtliche Besonderheiten verbunden, die
Ihnen Dr. Stepken später erläutern wird.
Wir wollen gemeinsam einen in Deutschland beheimateten international schlagkräftigen technischen Dienstleistungskonzern schaffen. Die Kernkompetenzen sind dabei
Prüfen, Testen, Zertifizieren und Ausbilden. Im Zuge der Globalisierung steigt weltweit der Bedarf nach diesen Dienstleistungen. Immer neue Branchen, Technologien
und Märkte tun sich für uns auf. Der Markt für unsere Dienstleistungen hat ein geschätztes Volumen von weltweit rund 20 Milliarden Euro, wächst rasant und ist deshalb für unsere Unternehmen und den künftigen Konzern äußerst attraktiv. Wir
wollen unsere Chancen nutzen und gemeinsam zu einem, wenn nicht sogar zu dem
international führenden Unternehmen in diesem Bereich werden.
Bei dieser Fusion steht das Wachstum im Vordergrund. Mit dem Erschließen neuer
Branchen und Märkte, dem Vorantreiben neuer Technologien und der wechselseitigen Ergänzung von Know-how werden bestehende Arbeitplätze gesichert und neue
geschaffen
Die Wachstumschancen liegen künftig in der Internationalisierung der Prüfmärkte.
Die Globalisierung, die weltweiten Warenströme und Handelsnetze fordern ebenso
global agierende Dienstleister, die für weltweit tätige Unternehmen immer mit
einem dichten Netzwerk vor Ort sind. Wer das kann – und wir tun das – wird die
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Chancen nutzen. Das neue gemeinsame Unternehmen wäre mit einem Umsatz von
mehr als 2,2 Milliarden € weltweit im Bereich technische Dienstleistungen die Nummer 2 weltweit und in Deutschland die Nummer 1.
I
Gemeinsam können wir unsere umfangreiche Expertise und unser exzellentes
Know-how unseren bestehenden Kunden weltweit zur Verfügung stellen und
damit ihren hohen Erwartungen an Qualität und Sicherheit entsprechen. Das
macht auch sie deutlich wettbewerbsfähiger.
I
Gemeinsam werden wir neue Produkte und Dienstleistungen effizienter entwickeln und auf den Markt bringen können.
I
Gemeinsam gewinnen wir im Ausland aber auch neue Kunden und Geschäftsbereiche.
I
Gemeinsam können wir alles deutlich schneller und effizienter tun als jeder für
sich alleine.
I
Unser gemeinsames internationales Netzwerk wird mit einem Schritt dichter, weil
sich unsere Standorte ideal ergänzen.
Durch die Fusion – und da sind wir uns absolut einig – gewinnen beide Unternehmen an Schlagkraft und Reichweite. Wir werden eine starke deutsche Marke durch
Internationalität noch stärker machen. Als Arbeitgeber werden wir noch attraktiver
für qualifizierte Fach- und Führungskräfte.
Unsere Gewissheit, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben mögen Sie auch daraus ersehen, dass wir auch Kernführungsfragen vorvertraglich eindeutig geregelt
haben. Den Vorstandsvorsitz des neuen Konzerns werde ich übernehmen. Mein
Stellvertreter und designierter Nachfolger wird Dr. Stepken werden. Es ist vorgesehen, dass dieser Wechsel zum 1. Januar 2010 stattfindet, wenn ich in den Aufsichtsrat
wechsele und dessen Vorsitz übernehme.
Und erlauben Sie mir eine persönliche Bemerkung: Beide Unternehmen haben eine
vergleichbare Historie und Organisationsstruktur und ergänzen sich international.
Beide haben umfangreiche Erfahrung bei der erfolgreichen Zusammenführung von
technischen Dienstleistungsgesellschaften im In- und Ausland. Diese Voraussetzungen ermöglichen eine zügige Integration.
Nun wird Ihnen Dr. Stepken den Fusionsfahrplan erläutern.
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Dr.-Ing. Axel Stepken
Lieber Prof. Braun, vielen Dank. Meine Damen und Herren, ich freue mich sehr, dass
ich Ihnen heute hier gemeinsam mit meinem Kollegen Prof. Braun unsere Pläne für
eine gemeinsame und wachstumsstarke Zukunft von TÜV Rheinland und TÜV SÜD
vorstellen kann.
Wie Sie wissen, zählen TÜV SÜD und TÜV Rheinland zu den führenden technischen
Dienstleistungsunternehmen. Dies ist eine gute Basis für die erfolgreiche Gestaltung
eines neuen gemeinsamen Konzerns.
Wie soll diese Zukunft praktisch gestaltet werden?
Unser Fusionsfahrplan sieht vor, dass bis Anfang Mai 2008 mit einer Due Diligence
und der Einleitung der Prüfungsverfahren bei den zuständigen Kartellbehörden die
Voraussetzungen für die Zustimmung der zuständigen Gremien geschaffen werden.
Die Gremien der Vereine sollen im Mai und Juni über die Fusion beratschlagen und
entscheiden, anschließend die Hauptversammlungen der operativen Konzerngesellschaften. Nach der Zustimmung der Kartellbehörden planen wir zunächst die Zusammenlegung unserer Trägervereine, TÜV SÜD e.V. und TÜV Rheinland Berlin
Brandenburg Pfalz e.V.. Sie sind die alleinigen Aktionäre der Konzerne TÜV SÜD AG
und TÜV Rheinland Holding AG. Anschließend erfolgen die Fusion der Konzerne
sowie deren Integration und Ausgestaltung. Das neue Unternehmen soll zum Jahreswechsel seine Arbeit aufnehmen. Neben der Fusion der Vereine und der Konzerngesellschaften planen wir auch die Gründung einer gemeinsamen Stiftung, die als
unveräußerbarer, neutraler und unabhängiger Dritter Aktienanteile an dem neuen
Konzern halten soll. Mit dieser Stiftung wollen wir uns insbesondere der Förderung
des Ingenieursnachwuchses widmen.
Es ist vorgesehen, den Sitz des fusionierten Vereins und der Stiftung nach Köln zu
legen. Der Hauptsitz der gemeinsamen Konzernobergesellschaft soll sich in München befinden. Unter deren Konzerndach sollen dann alle operativen Gesellschaften
angesiedelt werden. Dieses in Deutschland beheimatete neue internationale Unternehmen würde weltweit 25.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen,
einen Umsatz von voraussichtlich mehr als 2,2 Milliarden Euro erwirtschaften und in
über 60 Ländern vertreten sein.
Wir werden diese Fusion als eine Integration von zwei gleichberechtigten erfolgreichen Unternehmen vollziehen, um damit sowohl national wie auch international
einen der größten und leistungsfähigsten Konzerne für Prüfung und Zertifizierung zu
schaffen. Für die Integration haben wir uns der Unterstützung namhafter Strategieberater versichert. Die Fusion wird keine Arbeitsplätze kosten – im Gegenteil. Wir
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gehen davon aus, dass es in dem neuen Unternehmen nicht nur genug Arbeit für
alle gibt, sondern wir auch weiterhin im In- und Ausland qualifizierte Mitarbeiter
suchen. Wie in den vergangenen Jahren, wollen wir auch 2008 und darüber hinaus
neue Arbeitsplätze schaffen.
Wir werden nach IFRS bilanzieren, nicht weil wir einen Börsengang anstreben,
sondern weil wir auch den neuen Konzern von Anfang an kapitalmarktfähig führen
wollen. Wir wollen profitables Wachstum. Unsere Gewinne, die auf Grund der Eigentümerstruktur allesamt in der Unternehmensgruppe verbleiben, werden wir auch
künftig nutzen, um Innovationen zu finanzieren, den Aufbau von Know-how, Investitionen in neue Arbeitsgebiete, die konsequente Personalentwicklung in allen
Geschäftsbereichen und Regionen unseres Konzerns.
Wie Prof. Braun schon sagte, wird sich unser Markt sehr positiv entwickeln. Eine
kräftige Nachfrageentwicklung erwarten wir nicht nur in den wirtschaftlich starken
Ländern Europas, Asiens und Amerikas, sondern auch in zahlreichen Schwellen- und
Entwicklungsländern. Besonders dynamisch dürfte die Entwicklung angesichts der
starken Nachfrage nach unseren Dienstleistungen in der Wirtschaftsregion AsienPazifik ausfallen. Auch auf den amerikanischen Märkten werden wir wie bisher als
Konzern kräftig weiter wachsen.
In Deutschland ist der Markt für die meisten unserer klassischen Dienstleistungen so
gut wie gesättigt. In Folge der zunehmenden Liberalisierung gilt er jedoch für Anbieter aus dem In- und Ausland als sehr attraktiv. Anfang 2008 ist das letzte große
Monopol gefallen. Wir haben den Wettbewerb längst angenommen und werden die
Chancen der Liberalisierung weiter für uns nutzen. Auch für den neuen Konzern
spielt der Heimatmarkt eine Schlüsselrolle. Eine starke Position in Deutschland ist
die wichtige Basis für die weitere Internationalisierung unseres Geschäfts.
Aus vielfältigen Gründen wird vor allem das Zertifizierungsgeschäft boomen.
Gesetzliche Anforderungen zum Schutz der Verbraucher steigen, der Handel möchte
seine Haftungsrisiken ausschließen, Anbieter in Schwellen- und Entwicklungsländern werden durch Zertifikate unabhängiger Dritter nachweisen wollen, dass sie
internationale Standards erfüllen. Unsere Zertifikate sind freilich viel mehr als Qualitätsnachweise. Sie bestätigen auch optimale Betriebsabläufe, bei deren Realisierung
wir unseren Kunden mit unserer Erfahrung zur Seite stehen. Damit schaffen wir für
unsere Auftraggeber gleich in zweierlei Hinsicht wirtschaftlichen Mehrwert und
tragen zur Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit global bei.
Aufgrund der sehr positiven Perspektiven ist unser Markt jedoch hart umkämpft.
Das führt unter anderem dazu, dass sich unsere Branche in zunehmendem Maße im
Visier von Investoren befindet. Unsere großen internationalen Wettbewerber haben
sich darüber hinaus durch gezielte Zukäufe verstärkt.
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Unter diesen Umständen zielt die Strategie des neuen Konzerns vor allem in diese
vier Richtungen:
I
Erstens: In Deutschland werden wir unsere Marktanteile gegen neue Wettbewerber verteidigen beziehungsweise weiter ausbauen.
I
Zweitens: Wir werden erfolgreiche Dienstleistungen in weitere lukrative Märkte
transferieren, in denen wir heute schon präsent sind. Dabei werden wir unseren
Fokus verstärkt auf Angebote richten, die unsere Ertragskraft weiter stärken, wie
zum Beispiel die Zertifizierung von Produkten und Systemen.
I
Drittens: Wir werden neue Absatzregionen erobern.
I
Und viertens: Wir werden neue profitable Dienstleistungen entwickeln und auf
diese Weise eine nachhaltige Zukunftssicherung betreiben.
Was Ende des 19. Jahrhunderts die Dampfmaschine war, ist morgen die Satellitennavigation. Neue alternative Energiequellen werden schon in absehbarer Zeit Kohle,
Öl und Gas teilweise ersetzen. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Auf diese Weise
werden wir unseren Kunden auch in Zukunft ein im wahrsten Sinne des Wortes nützlicher Partner sein.
Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und freuen uns auf Ihre Fragen.