Zum Vergleich literarischer und begrifflicher Texte Literatūrinių ir

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Zum Vergleich literarischer und begrifflicher Texte Literatūrinių ir
kalbotyra
Zum Vergleich literarischer und
begrifflicher Texte
Literatûriniø ir dalykiniø tekstø
lyginimas
Astutë BENIULIENË
Vilniaus pedagoginis universitetas, Uþsienio kalbø fakultetas,
Vokieèiø filologijos ir didaktikos katedra
Studentø 39, Vilnius, LT-08106
[email protected]
Santrauka
Ðis straipsnis skirtas stilistinës teksto interpretacijos klausimams ir gali bûti panaudotas kaip teorinë- metodinë medþiaga nagrinëjant funkciniø stiliø temà. Tyrinëjimo objektà sudaro du tekstai:
V. Borchert’o trumpas pasakojimas Die Stadt ir
F. Linkë‘s dalykinis tekstas (straipsnis ið enciklopedijos) Stadt. Pirmasis tekstas – fiktyvus arba literatûrinis, antrasis nefiktyvus, t.y. dalykinis. Tekstai
lyginami remiantis teksto interpretacijos metodika, kuri apima tiek lingvistiná, tiek stilistiná abiejø
tekstø lygmená. Remiantis ðio lyginimo iðvadomis
nustatomi pagrindiniai abiejø tekstø skirtumai. Jie
apima tekstø struktûrà, turiná, leksikos parinkimà,
stilistiniø priemoniø panaudojimà ir t.t.
Skiriasi ne tik abiejø tekstø autoriø tikslai, tekstø apimtis ir t.t., bet svarbiausia – þodynas: teksto
Die Stadt kalba pasiþymi ekspresyvumu ir vadina-
ma Bildsprache (vaizdinga/vaizdø kalba), o tekstas
Stadt yra logiðkas, tikslus, t.y. neekspresyvus, kurio
kalba apibudinama terminu Begriffssprache (sàvokø kalba). Ávairios pirmajame tekste pavartotos stilistinës ir emocionalumo priemonës sukuria ypatingà teksto nuotaikà, o antrasis tekstas yra dalykiðkas, „sausas“. Dar vienas esminis skirtumas – Borchert‘o teksto „atvirumas“, kai skaitytojui paliekama galimybë fantazuoti ir laisvai aiðkinti bei interpretuoti tekstà. Linkë‘s tekstà charakterizuoja „uþdarumas“, nes jame mintys reiðkiamos ir suprantamos tiesiogine prasme.
Straipsnio pabaigoje pateikiamas paèiø svarbiausiø abiejø tekstø skirtumø sàraðas, kurá galima pritaikyti lyginant kitus skirtingø stiliø tekstus.
Esminiai þodþiai: stilistinë interpretacija, literatûrinis tekstas, vaizdinga kalba, sàvokø kalba.
The article deals with problems of text
interpretation and can be used as theoreticalmethodological material while analysing the topic
of functional styles. The object of the research
concerns two texts: a short story by W. Borchert Die
Stadt and a specific text (an article for on
encyclopedia) Stadt by V. Linke.
The first text is fictional or literary, the second non - fictional, i.e. factual. In comparing the texts
the method of intersubject coherence is used, which
includes the linguistic as well as the stylistic
interpretations of both texts. On the basis of the
linguistic interpretations the differences between
the two texts are defined.They include both the
structure and the content of the texts, as well as the
usage of stylistic means.
There is a difference not only in the aims and the
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volume of the texts but the vocabulary as well: the
vocabulary of Die Stadt is rich in expressiveness
(Bildsprache), while the text Stadt is logical, precise,
i.e. not expressive (Begriffssprache). Different
stylistic and emotional means used in the first text
create a particular atmosphere, while the second
text is factual,“dry”. Another essential difference is
the “overtness” (Offenheit) of Borchert’s text, and
“covertness” (Geschlossenheit) of Linke’s text,
because in the latter everything is expressed
(directly) in a clearly understandable direct sense.
The end of the article includes a list of the main
differeces between the two texts, that can be used in
comparing some other texts of different styles.
Key words: stylistic textinterpretation, literary text,
figurative language, notional language.
Astutë BENIULIENË
Summary
Comparison of Literary and Factual Texts
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1. Einleitende Bemerkungen
Eine der Aufgaben in dem Curriculum der
stilistischen Textinterpretation (STI) besteht darin,
die Studierenden in beide Fächer: Stilistik und STI
einzuführen. Diese beiden linguistischen
Disziplinen haben zum Gegenstand den Text.
Erfahrungsgemäß sind Lernende meist schon zu
Beginn des dritten Studienjahres für beide Gebiete
gut motiviert und können ihre Alltagserfahrungen,
ihr Sprachgefühl und ihr in unteren Semestern
erworbenes Wissen über Text - und Stilanalyse - oft
eher an literarischen als an Sachtexten
vorgenommen - einbringen. Andererseits ist es am
Anfang für Studierende recht schwierig, sich in der
umfangreichen Literatur zurechtzufinden und zu
theoretischem Grundwissen sowie zu praktischen
Interpretationsfähigkeiten zu gelangen.
Der vorliegende Beitrag hat die Absicht, durch
den linguostilistischen Interpretationsvergleich
eines literarischen bzw. fiktionalen und eines
begrifflichen, d.h. nicht fiktionalen Textes
(Fachtextes) Orientierung und Anleitung zu
weiterführender Beschäftigung mit praktischer STI
oder zu theoretischen Überlegungen anzuregen. Im
Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen zwei
Texte: W. Borchert Die Stadt und V. Linke Stadt.
Der Text von Borchert ist eine Kurzgeschichte, d.h.
ein literarischer Text während der Text von Linke
einen Lexikonartikel, also einen Fach - bzw.
wissenschaftlichen Text darstellt. Nach der
Funktionalstilistik gehören beide Texte
unterschiedlichen Funktionalstilen an und zwar:
dem Stil der schönen Literatur und dem der
Wissenschaft. Der untenstehende Interpretations –
bzw. Vergleichsversuch lässt sich in Vorlesungen
und Seminaren der STI einsetzen, um den
Unterschied bei dem Interpretationsverlauf und bei
der Unterscheidung der wichtigsten Merkmale von
Texten unterschiedlichen funktionalen Stils zu
illustrieren.
Nach den einführenden Bemerkungen folgen
beide Textbeispiele, anschließend die STI des Textes
von Borchert. Der weitere Interpretationsschritt gilt
dem Text von Volker. Abschließend wird ein
Vergleich zwischen Die Stadt und Stadt
unternommen und einige für STI relevante
Ergebnisse beschrieben. Für die vorliegende Arbeit
wurde der textimmanente Interpretationsansansatz
(Maingueneau 2000) gewählt, der sich auf die
Analyse des einzelnen literarischen Werkes
konzentriert und nicht über den Text hinausgeht.
Wolfgang Borchert Die Stadt
Ein Nächtlicher ging auf den Schienen. Die lagen
im Mond und waren schön wie Silber. Nur kalt,
dachte der Nächtliche, kalt sind sie. Links weit
ab ein verein samtes Geglüh, ein Gehöft. Und
dabei ein rauhgebellter Hund. Das Geglüh und
der Hund machen die Nacht zur Nacht. Dann
war der Nächtliche wieder allein. Nur der
5 Wind machte seine langatmigen U-Töne an den
Ohren vorbei. Und auf den Schienen tupfige
Flecken: Wolken überm Mond Da kam der
Mann mit der Lampe. Die schaukelte, als sie
zwischen die beiden Ge sichter gehoben wurde.
Der Mann mit der Lampe sagte: Na, Junge,
wohin denn?
10 Und der Nächtliche zeigte mit dem Arm auf das
Helle hinten am Himmel.
Hamburg? Fragte der mit der Lampe
Ja, Hamburg, antwortete der Nächtliche.
Dann polterten unter ihren Schritten leise die
Steine. Stießen sich klickernd. Und der Draht an
der Lampe quietschte hin und her, hin und her.
Vor ihnen lagen die Schtten
15 im Mond. Und die Schienen liefen silbern auf das
Helle zu. Und das Helle am Him mel in dieser
Nacht, das helle war Hamburg.
So ist es aber nicht, sagte der mit der Lampe, so
ist das nicht mit der Stadt. Es ist hell da, o ja,
aber unter den hellen Laternen gehn auch welche,
die Hunger haben. Das sag ich dir, du.
20 Hamburg! Lachte der Nächtliche, dann ist das
andere gleich. Da muss man doch wissen wohin,
immer wieder hin, wenn man daher gekommen
ist. Man muß wieder hin. Und dann, das sagte
er, als ob er sich viel dabei dächte, das ist das
Leben! Das einzige Leben!
25 Die Lampe quietschte hin und her. Und der Wind
uhte molltönig an den Ohren vorbei. Die
Schienen lagen mondgeglänzt und kalt.
Dann sagte der mit der pendelnden Lampe: Das
Leben! Mein Gott, was ist das: sich an Gerüche
erinnern, nach Türdrückern fassen. Man geht an
Gesichtern vorbei. Man fühlt nachts den Regen
im Haar. Dann ist schon viel.
Da weinte hinter ihnen eine Lokomotive wie ein
riesiges Kind voll Heimweh.
30 Und sie machte die Nacht zur Nacht. Dann
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2. Textbeispiele
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Zum Vergleich literarischer und begrifflicher Texte
Literatûriniø ir dalykiniø tekstø lyginimas
polterte ein Güterzug hart an den Männern
vorbei. Und er grollte wie Gefahr durch die
sternbestickte seidige Nacht. Die Männer
atmeten mutig dagegen. Und die runden
rotierenden Räder rollten rattern unter den
rostroten roten Waggons. Rasten rastlos
rumpelnd davon-davon. Und viel ferner noch
leise: davon-davon.
35 Da sagte der Nächtliche: Nein, das Leben ist
mehr, als im Regen laufen und nach Tür
drückern fassen. Das ist mehr, als an Gesichtern
vorbeigehen und Gerüche erinnern.
Das Leben ist: Angst haben. Und Freude haben.
Angst haben, daß man unter den Zug kommt
und Freude, daß man nicht unter den Zug
gekommen ist. Freude, daß man weitergehen
kann.
40 Dann lag an den Schienen ein schmales Haus.
Der Mann machte die Lampe kleiner und gab
dem Jungen die Hand: Also Hamburg!
Ja, Hamburg,sagte der und ging.
Die Schienen lagen schön blank im Mond.
Und hinten am Himmel ein heller Fleck: Die
Stadt
Volker Linke Stadt
Siedlung, Siedlungstyp, gekennzeichnet durch
1. relativ hohe Einwohnerzahl und geschlossene,
meist mehrgeschossige Bebauung,
woraus eine hohe Wohndichte resultiert,
2. hohe Konzentration von Arbeitsstätten im
sekundären (Industrie, Gewerbe) und tertiären (Handel, Verwaltung, Kultur)
Wirtschaftssektor;
3. soziale Schichtung und Viertelsbildung (u.a.
Citybildung),
4. lebhafter Verkehr, bedingt durch die Segregation
von Arbeits-,Wohn-,Versor
gungs- und Freizeitstätten.
3. Zur Bestimmung des literarischen Textes und des
Fachtextes
einer spezialisierten gesellschaftlich-produktiven
Tätigkeit ausgeübten sprachlich-kommunikativen
Tätigkeit; er besteht aus einer endlichen, geordneten
Menge logisch, semantisch und syntaktisch
kohärenter Sätze oder satzwertiger Einheiten, die als
komplexe sprachliche Zeichen komplexen
Propositionen im Bewusstsein des Menschen und
komplexen Sachverhalten in der objektiven Realität
entsprechen.“ (Hoffmann 1985: 5).
Die Aufgabenstellung der vorliegenden
Abhandlung zielt mit den gegensätzlichen Begriffen
literarische Sprache / Fachsprache darauf ab, an
konkreten Textbeispielen eingehender darzustellen,
was das Besondere, Spezifische literarischer Sprache
in Abgrenzung zur Fachsprache ist. Durch diese
Schwerpunktsetzung kommt es nicht darauf an
herauszuarbeiten, warum es sich bei Borcherts Text
um eine Kurzgeschichte handelt, denn es geht nicht
um eine Erläuterung dieser Textgattung, sondern
darum begrifflich zu erläutern, warum Borcherts
Text ein Literaturwerk und der Lexikonartikel ein
Fachtext ist und aufzuzeigen, worin die
Unterschiede liegen.
4. Zur LSI des Textes Die Stadt
Im Mittelpunkt von Borcherts Kurzgeschichte
steht das Gespräch zwischen dem Nächtlichen und
dem Mann mit der Lampe. Der Nächtliche ist ein
junger Mann: Der Mann mit der Lampe sagte: Na,
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Junge, wohin denn? (Z. 7). Er marschiert nachts,
die Schienen entlang, auf das Helle (Z. 10) am
Horizont zu. Das ist die Stadt Hamburg. Sie ist
Gegenstand des Gesprächs und sie wird
Astutë BENIULIENË
Die Linguisten sind sich einig, dass literarische
Texte vor allem schriftliche Texte sind, in denen
sprachliche Mittel gezielt eingesetzt werden. Da
Literatur Fiktion ist, sind literarische Texte
fiktionale Texte. Für die Wahrnehmung als
literarischer Text ist der Kontext wesentlich.
Literatur ist eine spezifische Form der Verwendung
von Sprache und das bedeutet Abweichung von der
Norm. Literatur organisiert sich in Gattungen.
Gattungen sind keine festen „Kategorien“.
(www.uni-potsdam.de/u/slavistik).
Was ist also die Fachsprache? Fachsprache ist
„das Mittel einer optimalen Verständigung über ein
Fachgebiet unter Fachleuten. Sie ist gekennzeichnet
durch einen spezifischen Fachwortschatz und
spezielle Normen für die Auswahl, Verwendung und
Frequenz gemeinsprachlicher und grammatischer
Mittel. Sie existiert nicht als selbständige
Erscheinungsform der Sprache, sondern wird in
Fachtexten aktualisiert, die außer der fachlichen
Schicht immer gemeinsprachliche Elemente
enthalten.“ (Schmidt 1969: 9). “Der Fachtext ist
Instrument und Resultat der im Zusammenhang mit
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unterschiedlich beurteilt. Der Nächtliche sieht in
ihr das erstrebenswerte Ziel seines Lebens, von
dem ihn nichts abhalten kann (Z. 20-23).
Der Mann mit der Lampe ist dagegen anderer
Meinung. Er sagt: So ist es aber nicht...so ist das
nicht mit der Stadt. Das ist hell da, o ja, aber unter
den hellen Laternen gehen auch nur welche, die
Hunger haben (Z. 17-18). Das klingt wie eine
gutgemeinte Mahnung, besonders nachdem er
hinzufügt: Das sag ich dir, du (Z.19).
Das Wesentliche des Gesprächs und der
Kurzgeschichte ist die unterschiedliche Bewertug
und Einschätzung der Großstadt. Die bewertenden
Personen bleiben namenlos und werden durch
konkretisierende Periphrasen mit dem Nächtlichen
und dem Mann mit der Lampe bezeichnet. Das
Ziel, die Stadt, nennt aber der Autor beim Namen
Hamburg. Mit dieser Festlegung löst er im Leser
bestimmte Assoziationen aus, die geprägt sind von
der Vorstellung einer pulsierenden Weltstadt. Mit
den elliptischen Stichworten und epiphorischer
Wiederholung des Wortes Leben: Hamburg! ... das
ist das Leben! Das einzige Leben! beginnt der Mann
mit der Lampe seine Auffassung über das Leben
mitzuteilen. Er drückt sich emotionell aus: Das
Leben! Mein Gott, was ist das: Sich an Gerüche
erinnern, nach Türdrückern fassen (...). ( Z. 26-28).
Die Bilder der Stadt können als metonymische
Perihprasen verstanden werden, bzw. vieldeutig sein:
es können verschiedene Gerüche sein, und das
Fassen nach Türdrückern lässt offen, um welche
Türen es sich handelt, d.h. wohin man geht. Offen
bleibt auch, ob man in ein Haus hineingeht oder es
verlässt. Der Mann mit der Lampe hat
wahrscheinlich seine Vergangenhei und Erfahrung
im Sinne und man empfindet in seiner Aussage
eine Art Wehmut und Resignation. Das kann man
auch dadurch erklären, dass er sich erinnert, an
Gesichtern vorbeigeht und nachts Regen im Haar
fühlt und das alles als schon viel empfindet.
Der Nächtliche widerspricht ihm: Nein das
Leben ist mehr, als im Regen laufen und nach
Türdrükern fassen. Das ist mehr, als (...) (Z.35-36).
Und er drückt dieses Mehr zunächst abstrakt (Angst/
Freude haben), dann mit einem konkreteren Bild
in Form der isolierten Hauptsätze aus: Angst haben,
dass man unter den Zug kommt. Und Freude, dass
man nicht unter den Zug gekommen ist. Freude, dass
man weitergehen kann (Z. 37-39). Borchert lässt
den Nächtlichen diese Worte in dem Moment
aussprechen, nachdem ein Güterzug hart an den
Männern vorbei polterte (Z. 30-31). Dadurch
verbindet er das Bild, d.h. die Aussage des jungen
Mannes mit der Wirklichkeit, wobei der Güterzug
als metonymische Periphrase dessen verstanden
werden kann, was der Nächtliche mit dem Unterden-Zug-kommen meint, d.h. dass die Wirklichkeit
auch hart und mehr als enttäuschend sein kann.
Denn der Güterzug grollte wie Gefahr durch die
sternbestickte seidige Nacht. ... Und die runden
rotierenden Räder und das Rattern rollten ratternd
unter rostroten roten Waggons. (Z. 31-33). Das
Rotieren der Räder und das rattern der rostroten
Wagen können als metonymische Periphrasen für
den unermüdlichen Lebenskampf in dem Strom
des Schicksals (das Rotieren) aufgefasst werden,
wobei sich der Mensch immer wieder gegen
Widerstände durchzusetzen und sich zu behaupten
versuchen muss. Das ist ein Vorgang, der laut (das
Rattern) und manchmal auch blutig (Rot) vor sich
geht und die Gefahr in sich birgt, zermalmt zu
werden. Doch die Männer atmeten mutig dagegen.
(Z. 31-32).
Der Text ist sowohl expressiv als auch emotionell.
Die beiden handelnden Personen begegnen sich in
der Nacht auf Schienen. Die Stimmung der Nacht
wird vor allem durch sich wiederholende Motive
des Mondes, der Schienen und des Windes
geschildert. (Mond: Z. 1,6,15, 25, 43; Schienen: Z.
1, 5, 14, 15, 25, 40, 43; Wind: 5, 24 ). Sie bestimmen
auch gleichzeitig die Grundstimmung des
Gesprächs, wobei Schienen nicht nur am häufigsten
als Motiv klingt, sondern auch oft in einem Atemzug
genannt werden ( ... Schienen. Die lagen im Mond
und waren schön und blank wie Silber: Z. 1, auch Z.
14-15, und auch Z. 43: Die Schienen lagen schön
blank im Mond. Aber die Stimmung ist nicht nur
schön, denn die Schienen sind zwar schön blank,
aber auch kalt. (Z. 2 und 25). Der Wind macht zwar
langatmige Töne an den Ohren vorbei, aber das sind
U-Töne (Z.5), das sind nicht helle, sondern dunkle
Töne, die an das Ohr dringen und symbolhaft als
Ausdruck des Unheimlichen, der drohenden Gefahr
verstanden werden können. Dieses Gefühl
verstärken auch die tupfigen Flecken (Z. 6) auf den
Schienen, die die Wolken verursachen und die
Schatten auf den glänzenden, silbernen
Schienenstrang werfen. Nicht nur Schienen haben
in dieser Kurzgeschichte die symbolhafte Bedeutung
des Lebenswegs, sondern auch das Helle bzw. die
Stadt, Hamburg. Das kann bedeuten, dass die
Schienen in ihrer doppelten Natur (schön, aber kalt)
zwar auf das helle verweisen, aber gleichzeitig die
Frage aufwerfen, ob das Ziel, Hamburg, nicht auch
zwiegesichtig ist, d.h. dass in ihm neben Licht -auch
Schattenseiten vorhanden sind. Dann hat
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Zum Vergleich literarischer und begrifflicher Texte
wahrscheinlich auch der Mann mit der Lampe recht,
indem er darauf hindeutet, dass dahin ... auch nur
welche, die Hunger haben, gehen (Z. 18). An dieser
Stelle bekommt auch die Periphrase der Mann mit
der Lampe eine sinnvolle Deutung. Das
metaphorische Attribut lässt schließen, dass der
Mann aufgrund seiner Lebenserfahrung die
Durchsicht besitzt (im Besitz des Lichtes ist), das
ihm ermöglicht die Dinge richtig zu beleuchten bzw.
zu beurteilen. Der Nächtliche tappt dagegen im
Dunklen und lässt sich vom Hellen blenden. Die
beiden Männer werden gegenübergestellt, denn der
junge Mann ist erst dabei Erfahrungen zu sammeln,
um Dinge richtig einschätzen zu können. Den
Schein der Schienen hat er schon erkannt, sie sind
kalt: Nur kalt, dachte der Nächtliche, kalt sind sie.
(Z.2). Der Autor bestätigt das durch auktoriale
Erzählperspektive: Die Schienen lagen
mondbeglänzt und kalt. (Z.25). In der Schilderung
der Nacht sind nicht nur die metaphorischen
Lichtverhältnisse von Bedeutung. Zur Nacht
gehören auch das vereinsamte Geglüh, ein Gehöft
(Z. 3) und ein rauhgebellter Hund (Z.3), die die
Nacht zur Nacht machen. (Z.4-5). Ähnlich finden
wir auch von der voll Heimweh aufweisenden
Lokomotive: Und sie machte die Nacht zur Nacht.
(Z.30). In der Personifizierung der Lokomotive, weil
sie mit einem riesigen Kind, das voll Heimweh
aufweint, (Z. 29) verglichen wird, entdeckt man
ein weiteres Symbol und zwar das für den jungen
Mann, der ungeduldig Hamburg, seine Vaterstadt
erreichen will. Diese Wortgruppe voll Heimweh
aufweinen oder auch das Lachen (Z. 20) zeugen
von starken Emotionen des jungen Mannes . Sonst
verhalten sich die Männer zu einander eher kalt
und nüchtern. Das verraten uns die Verben,
insbesondere die neutralen verba dicendi: Der
Nächtliche ging (Z.1), dachte (Z. 2), antwortete (Z.
12), sagte (Z. 35), sagte (Z. 42). Der Mann mit der
Lampe kam (Z.7), fragte (Z. 11), sagte (Z.17),
machte (Z. 40).Unterschiede in der Gefühlswelt
machen sich durch die Gestik bemerkbar: der
Nächtliche zeigte...(Z. 10), der Mann... gab dem
Jungen die Hand (Z. 40-41). Viel dynamischer
und mit Hilfe der expressiven Verben wird die
Umgebung um die Männer geschildert: die Steine
polterten, stießen sich klickend (Z. 13), der Draht
an der Lampe quietschte hin und her (Z. 14-15),
der Wind uhte (Z. 24), der Güterzug polterte (Z.
30, er grollte (Z. 31). So schafft Borchert das
intensive nächtliche Bild und unterstüzt den
Eindruck des Unheimlichen und des
Gefahrdrohenden.
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Die Syntax der Kurzgeschichte ist nicht
kompliziert. Die Sätze sind kurz und meistens
Hauptsätze: Ein Nächtlicher ging auf den Schienen.
- Z. 7. Da kam der Mann mit der Lampe.- Z.40 usw.
Häufig finden sich Ellipsen wie z.B. Z. 2, 3, 5, 13
u.a. Dadurch wird die Erzählweise hastig, unruhig
und kalt. Parataxe ist worherrschend und sie wird
durch die nebenordnende Konjunktion und
verstärkt. Und auf den Schienen...- Z. 5. Und der
Nächtliche zeigte...- Z. 10. Und das Helle am
Himmel...- Z.15 . Und der Wind uhte molltönig...- Z24. Man findet im Text auch temporale
Konjunktionen da und dann: Da weinte...-Z.29.
Dann polterten...-Z. 13. Diese Konjunktionen
verstärken den Erzählcharakter der Kurzgeschichte.
Die Wiederholungen (Reduplikationen): Nur
kalt...kalt sind sie. (Z.2), ...ein vereinsamtes Geglüh
... das Geglüh (Z.2-3), der Draht der Lampe
quietschte hin und her, hin und her. (Z. 14, 24) ...
liefen auf das Helle zu.... das Helle. (Z.15). ... muss
man doch wieder hin, immer wieder hin.... (Z. 2021) betonen das Gesagte, akzentuieren den
jeweiligen Sachverhalt. Manche Wiederholungen
sind elliptische Ausrufesätze, die zur besonders
starken Hervorhebung der Gefühle beitragen, aber
sie werden nur in den Situationen verwendet, in
denen es um den Hauptgedanken der
Kurzgeschichte geht und zwar: um die
Einschätzung des Lebens in der Stadt, in Hamburg,
z. B. Das ist das Leben! Das Leben! (Z. 26).
Hamburg! (Z- 20 und 41).
In seiner Kurzgeschichte werwendet Borchert
auch zahlreiche phonetisch-stilistische Mittel, die
eher in der Lyrik anzutreffen sind. Sie verleihen
dem Text eine gewisse Rhytmik, sie schaffen das
akustische Bild der Umgebung und verleihen dem
Text einen spezifischen und lyrischen Charakter.
Häufig findet sich die Alliteration: Geglüh, Gehöft
- Z. 3 ; Steine. Stießen - Z. 13; Schienen ... schmal Z. 40; Schienen ... schön blank - Z.43.
Das Wichtigste, das Helle, kommt im Text durch
Substantive, substantivierte Adjektive und
Präpositionen mit einander verknüpfend immer
wieder vor: ... Helle hinten am Himmel. Hamburg?Z. 10-11 . Helle am Himmel - Z. 15. ...hinten am
Himmel ein heller Fleck - Z. 40. Die Bewohner von
Hamburg haben Hunger - Z.18.
Der Vorbeifahrende Güterzug wird mit dem
immer wiederkehrenden Reibelaut r geschildert.
Borchert lässt uns den Zug hörbar werden und durch
diese Klangmalerei eine eindringliche Wirkung des
Monotonen, des Gefährlichen und Beängstigenden
mitempfinden: ... die runden rotierenden Räder
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kalbotyra
rollten ratternd unter rostroten roten Waggons. Rasten
rastlos rumpelnd davon - davon - davon. Und weiter
noch einmal ... davon-davon - Z.33-35.
Der intensive Gebrauch der Onomatopoetika
im Zusammenhang mit den anderen Mitteln der
Expressivität und Emotionalität verleiht der
Kurzgeschichte eine eigentümliche und
gefühlsbetonte Stimmung.
5. Zum Text Stadt (Lexikonartikel)
Der zweite Text besteht eigentlich aus einem
Satz, in dem sowohl asyndetisch als auch
polysyndetisch die wichtigsten Merkmale einer Stadt
aufgezählt werden. Der Text ist logisch aufgebaut,
sachlich und klar.
In dem Text geht es um eine Definition, wie sie
in einer allgemeinen Enzyklopädie abgedruckt sein
könnte. Die Definition gibt zuerst die höhere
Gattung an: Siedlung. Durch den Susatz Siedlungstyp
wird der Begriff Stadt als eine unter vielen
möglichen Siedlungsformen gekennzeichnet.
Demnächst folgen einige mögliche Merkmale, die
die Stadt von diesen Siedlungsformen (wie z.B. das
Dorf) abgrenzen. Diese Merkmale der Stadt sind
konkrete Strukturmerkmale (Einwohnerzahl,
Industrie, teritärer Wirtschaftssektor), die später zu
abstrakteren Einheiten zusammengefasst werden
(Handel, Verwaltung, Kultur). Zunächst werden
äussere Merkmale der Stadt genannt
(mehrgeschoßige Bebauung), um dann innere
Strukturelemente aufzuzählen (soziale Schichtung,
Viertelsbildung ). Zuletzt werden die für eine Stadt
nicht wegzudenkende dynamische Eigenschaften,
wie Segregation und Verkehr erwähnt. Die
Lebensdynamik der Stadt kommt im Text auch
durch Substantivierungen zum Ausdruck, wie
Bebauung,
Viertelsbildung,
Citybildung,
Konzentration, Segregation. Die lexikalische Ebene
des Textes zeichnet sich auch durch zahlreiche
Termini, meistens in Form von Zusammensetzungen
aus: Siedlungstyp, Einwohnerzahl, Wohndichte,
Viertelsbildung usw.
6. Vergleich zwischen Die Stadt und Stadt
Die Kurzgeschichte von Borchert und der
Lexikonartikel behandeln das gleiche Thema Stadt.
Das sollte bedeuten, dass sie mit dem gleichen Wortund Begriffsmaterial arbeiten. Beide Texte aber
erhalten durch Textgestaltung (Kontext) einen ganz
anderen Sinn, durch den sie sich verschiedenen
Textsorten zuordnen lassen.
Die Definition Stadt benennt Tatsachen, die
genau festgelegt sind. Das sind real vorhandene
Angaben, die für jeden eindeutig sind (Zahl, Gräße
u.a.). Die Vorstellung, die der Nächtliche von der
Stadt hat, ist verschwommen. Dem Autor geht es
dabei darum, die Phantasie des Lesers und seine
eigenen Vorstellungen anzuregen. Der Autor
erreicht das dadurch, dass der Leser die Periphrasen
der Nächtliche, der Mann mit der Lampe, Geglüh,
das Helle u.a. unteschiedlich aufnimmt und sieht.
Die Vorstellung, die der Artikelautor durch seine
Definition gibt, zielt dagegen auf Eindeutigkeit und
Klarheit.
Dem Dichter kommt es darauf an, das Gefühl
des Lesers zu erreichen. Er will den Leser so
bewirken, dass er sich in die Situation des
Nächtlichen hineinversetzt, einfühlt auch das
Weltversständnis des Mannes mit der Lampe (seine
Vorstellung von der Stadt) nachempfindet, was
Borchert sehr expressiv zeichnet.
Der Wissenschaftler dagegen ist bestrebt, ,,bei der
Vernunft zu bleiben“ und Stadt eindeutig zu
beschreiben. Er will eine allgemeingültige
Zusammenfassung der mannigfaltigen Vorstellungen
mit Hilfe der allgemeinbekannten lexikalischen
Mittel vorführen. Der Text ist insofern objektiv.
Der Text von Borchert ist dagegen als subjektiv
zu bezeichnen, weil die von ihm hervorgerufene
Vorstellung offen bleibt.
7. Zusammenfassung
Die Stadt
fiktionaler Text
Bildsprache
Bilder
Textes von Linke Stadt hat einige wichtige
Unterscheidungsmerkmale hervorgehoben, die sich
wie folgt verallgemeinen lassen:
Stadt
nichtfiktionaler Text
Begriffssprache
Begriffe
ISSN 1392-8600
Der anhand der STI durchgeführter Vergleich
des dichterischen (fiktionalen) Textes von Borchert
Die Stadt und begrifflichen (nicht fiktionalen)
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Zum Vergleich literarischer und begrifflicher Texte
Literatûriniø ir dalykiniø tekstø lyginimas
Vieldeutigkeit
Subjektivität
Offenheit (Raum zur persönlichen Vorstellung
bzw. Deutung)
Expressivität / Emotionalität
Schaffung einer Stimmung
Vernetzung sprachlicher und stilistischer
Exspressivitätsmittel (Wortwahl, lexikalisch,
syntaktisch und phonetisch stilistische Mittel)
Sprachkunstwerk
Ästhetische Absicht
Diese Zusammenstellung der Hauptunterschiede
eines literarischen und eines begrifflichen Textes
lässt sich auch auf andere Texte übertragen. Sie
zielt keinesfalls auf Vollständigkeit, sie ist eher ein
erster Versuch zwei Texte unterschiedlicher Gattung
Eindeutigkeit
Objektivität
Geschlossenheit (Eindeutigkeit)
Rationalität
Schaffung einer eindeutigen
Vorstellung
Festlegung durch konkrete Größen
(Zahl, Größe, Länge Umfang u.a.)
wissenschaftliche Definition
Zweckhaftigkeit
zu vergleichen und dadurch zur Erarbeitung einer
universelleren Vergleichsmethode von Texten
beizutragen. Die jahrelange Erfahrung der Arbeit
mit Texten hat die Notwendigkeit des Textvergleichs
bestätigt.
Literatûra
Beniulienë, A. 2004. Interpretation literarischer Texte. –
Vilnius.
Fix,U. 2002. Textlinguistik und Stilistik für Einsteiger: ein
Lehr-und Arbeitsbuch.– Frankfurt am Main: Peter
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