Medienmitteilung vom 28. Januar 2015

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Medienmitteilung vom 28. Januar 2015
Medienmitteilung vom 28. Januar 2015
SCHAUSPIEL
Di 10. Feb. 2015 19 Uhr
MEIN NAME SEI GANTENBEIN
Ein Bühnenstück nach dem Roman von Max Frisch
in der Regie von Dušan David Pařízek /
Gastspiel Schauspielhaus Zürich
«Er probiert Geschichten an wie Kleider»
50 Jahre nach Erscheinen wurde Max Frischs Meisterwerk «Mein Name sei Gantenbein» im Januar 2014 auf der Pfauenbühne des Schauspielhauses Zürich aufgeführt.
Die Inszenierung des tschechischen Regisseurs Dušan David Pařízek kommt am
Dienstag, 10. Februar 2015 als Gastspiel ans Theater Chur. Auf der Bühne werden
dabei Lukas Holzhausen, Miriam Maertens, Michael Neuenschwander sowie Siggi
Schwientek zu sehen sein.
Dušan David Pařízek hat keine Angst vor grossen Namen. Der tschechische Regisseur kombinierte am Zürcher Schauspielhaus schon munter Goethes «Faust» mit
Elfriede Jelineks «FaustIn and out» und er entrümpelte am gleichen Ort Schillers
«Wilhelm Tell» von allem erzeidgenössischen Plunder. 50 Jahre nach Erscheinen
von «Mein Name sei Gantenbein» hat Pařízek gemeinsam mit Roland Koberg eine
Bühnenfassung von Max Frischs Roman erstellt. Mit kühnen Strichen und ohne falsche Ehrfurcht dampft Pařízek die 91 Gantenbein-Geschichten zu zwei Dutzend
Szenen ein. Und einmal mehr zeigt der Regisseur ein glückliches Händchen für Stoffe, von denen es heisst, sie seien schwierig. Was bleibt, ist eine durchtriebene Liebeskomödie um die laszive Lila und ihre Verehrer Gantenbein und Enderlin sowie
ihren Ex-Gatten Svoboda.
Ein Panorama des Möglichen
1964 veröffentlicht Max Frisch mit «Mein Name sei Gantenbein» seinen letzten Roman als Sammlung von «Entwürfen zu einem Ich», als ein Panorama des Möglichen
mit dem Versuch, die eigene Position literarisch und künstlerisch einzukreisen und zu
definieren: Ein Mann sitzt in seiner Wohnung. Allein. Seine Frau hat ihn verlassen. Er
fragt sich: Wie ist es dazu gekommen? Er steigt aus seiner Geschichte aus und gibt
sich eine neue. Nicht nur eine. «Er probiert Geschichten an wie Kleider» – jede Erfahrung eine neue Identität, eine neue Rolle, neues Personal, neuer Schauplatz.
Keine Geschichte von Anfang bis Ende, stattdessen ein Kaleidoskop von Erfahrungen, Erlebnissen, Entwürfen – ein Leben im Konjunktiv, wie gemacht für die Bühne.
«Mein Name sei Gantenbein»: Ein Bühnenstück nach Max Frisch in der Regie von
Dušan David Pařízek
Dienstag, 10. Februar 2015, 19 Uhr
Online-Ticketing www.theaterchur.ch
Mit: Siggi Schwientek, Michael Neuenschwander, Lukas Holzhausen, Miriam Maertens
Stückfassung: Dušan David Pařízek, Roland Koberg
Regie / Bühne: Dušan David Pařízek
Licht: Ginster Eheberg
Kostüme: Kamila Polívková
Dramaturgie: Gwendolyne Melchinger
Produktion: Schauspielhaus Zürich (Premiere am Do 16. Jan. 2014)
Preise: CHF 48.– / 24.– erm.
Dauer: ca. 130 Min. (ohne Pause)
Einführung: 18.30 Uhr
«Was leicht (…) zu einer weiteren öden Romanbearbeitung hätte geraten können, ist
in Zürich ein intelligentes, traurigkomisches Spiel (…) Pařízek schneidert Gantenbein
völlig um, bis hin zu übermütiger Travestie und purer Körpermusik; aber der Anzug
ist jedenfalls nicht von der Stange, und er sitzt wie angegossen.»
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Weitere Pressestimmen zur Premiere finden Sie unter
http://www.schauspielhaus.ch/spielplan/premieren/414-mein-name-seigantenbein
Hintergrundinformationen zu «Mein Name sei Gantenbein»
In einem fiktiven Interview mit dem Titel «Ich schreibe für Leser» berichtete Max
Frisch, wie er auf die Idee zu «Mein Name sei Gantenbein» gekommen war: Durch
einen Autounfall. Während Frisch unverletzt am Strassenrand wartete, begann er zu
überlegen, was im Extremfall hätte geschehen können und stellte sich einen Mann
vor, der aufgrund des Verkehrsunfalles vorgibt, blind zu sein. Das war die Geburtsstunde von «Mein Name sei Gantenbein». Der Titel gibt die Art der Versuchsanordnung vor: Ein Erzähler schlüpft in die Rollen verschiedener männlicher Figuren und
wechselt die Geschichten, indem er sie «anprobiert wie Kleider». Diese Geschichten
werden nicht nacheinander, sondern in einer assoziativen Montagetechnik in 91 Abschnitten erzählt, ein Erleben, das der Erzähler selbst wie folgt beschreibt: «Ein
Mann hat eine Erfahrung gemacht, jetzt sucht er die Geschichte seiner Erfahrung.»
Max Frisch selbst schrieb in dem Text «Unsere Gier nach Geschichten», der zu einem programmatischen Entwurf für seinen im Herbst 1964 veröffentlichten Roman
wurde, dass man Wahrheit nicht erzählen könne: «Alle Geschichten sind erfunden,
Spiele der Einbildung, Entwürfe der Erfahrung, Bilder, wahr nur als Bilder. Jeder
Mensch, nicht nur der Dichter, erfindet seine Geschichten – nur dass er sie, im Gegensatz zum Dichter, für sein Leben hält – anders bekommen wir unsere Erlebnismuster, unsere Ich-Erfahrung nicht zu Gesicht.»
Dušan David Pařízek
1971 im tschechischen Brünn geboren. Nach seinem Studium der Komparatistik und
Theaterwissenschaften an der Universität München sowie Schauspiel und Regie an
der Akademie für Darstellende Künste in Prag leitete er von 1998 bis 2012 das Ensemble «Prager Kammertheater», das er gegründet hatte und das seit 2002 im «Divadlo Komedie» in der Prager Innenstadt beheimatet war. Neben Uraufführungen
tschechischer Dramatiker zeigte diese in Tschechien mehrfach als «Theater des Jahres» ausgezeichnete Bühne vor allem Werke zeitgenössischer österreichischer und
deutscher Autoren, die in neuen Übersetzungen oder Bearbeitungen gespielt wurden. Seit 2002 führt Pařízek regelmässig in Deutschland Regie, so am Deutschen
Theater Berlin, am Staatstheater Dresden, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg sowie am Düsseldorfer Schauspielhaus. Am Schauspielhaus Zürich waren zuletzt seine Arbeiten «Faust 1–3» von Goethe mit dem Sekundärdrama «FaustIn and
out» von Elfriede Jelinek (Uraufführung, eingeladen zu den Autorentheatertagen Berlin 2012 und den Mülheimer Theatertagen 2013) und Schillers «Wilhelm Tell» zu sehen.
Medienmitteilung und Bildmaterial finden Sie im Bereich Medien unter
www.theaterchur.ch/medien
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