Der Froschkönig - Filminfos - Durchblick

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Der Froschkönig - Filminfos - Durchblick
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Durchblick 6+ – Der Froschkönig – Franziska Buch – Deutschland 2008 – 59 min.
2. Der Froschkönig
2.1 Informationen zum Film
Deutschland 2008
Länge: 59 Minuten
Regie: Franziska Buch
Drehbuch: Uschi Reich und Friederike Köpf
Kamera: Alexander Fischerkoesen
Musik: Enjott Schneider
Produzentin: Uschi Reich
Produktion: Bavaria Filmverleih- und Produktions GmbH im Auftrag des SWR / ARD
Darsteller:
Prinzessin Sophie – Sidonie von Krosigk
König – Friedrich von Thun
Eiserner Heinrich – Richy Müller
BJF-Empfehlung: ab 6 Jahren
Kurzinhalt
Der wunderschönen Prinzessin Sophie fällt ihr liebstes Spielzeug – eine goldene Kugel – ins
Wasser. Ein Frosch bietet ihr seine Hilfe an. Doch dafür muss sie ihm viele Versprechen leis­
ten. Am Abend fordert der Frosch seine Versprechen ein und gesellt sich zu den Geburts­
tagsgästen. Als er zu ihr ins Bett steigt, wirft sie ihn wütend gegen die Wand. Im gleichen Au­
genblick verwandelt sich das Tier in einen jungen Prinzen. Diesen dramatischen Höhepunkt
des Grimmschen Märchenklassikers „Der Froschkönig“ kennt wohl jedes Kind.
Die Drehorte
„Der Froschkönig“ wurde in Baden-Württemberg im Schloss Favorite und in der Barockresi­
denz Rastatt gedreht.
Schloss Favorite
Schloss Favorite in Rastatt-Förch ist das älteste deutsche „Porzellanschloss“. Markgräfin Si­
bylla Augusta von Baden-Baden hatte klare Vorstellungen, wie dieses barocke Gesamtkunstwerk mit reicher, dekorativer Innenausstattung auszusehen hatte. Denn hier zeigte sie
ihre berühmten Porzellan-, Glas- und Fayencesammlungen.
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Barockresidenz Rastatt
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, genannt „Türkenlouis“ (1655 bis 1707), war
nicht nur kaiserlicher Feldherr und strahlender Sieger über die Türken. Das Patenkind des
französischen Sonnenkönigs ließ mit Schloss Rastatt auch die erste deutsche Residenz
nach Versailler Vorbild errichten. Es zählt zu den ganz wenigen original erhaltenen barocken
Bauten in Deutschland. Heute ist im Mittelbau und im Südflügel das Wehrgeschichtliche Mu­
seum untergebracht, daneben die Erinnerungsstätte für deutsche Freiheitsbewegungen. Und
in den Prunkräumen des Schlosses können Schüler bei Sonderführungen hautnah in histori­
schen Kostümen das Leben bei Hofe nachempfinden.
Interview mit der Regisseurin Franziska Buch
„'Der Froschkönig' wurde bereits mehrfach verfilmt. Ich denke, eine Neuadaption die­
ses Klassikers macht nur dann Sinn, wenn man es wagt, eine eigene, zeitgemässe In­
terpretation dieser 'alten' Geschichte zu kreieren.“
Warum widmen Sie sich als erwachsener Mensch dem Thema Märchen?
Die Grimms Märchen gehören – ähnlich wie etwa die griechischen Heldensagen – zu den
großartigsten archetypischen Erzählungen der europäischen Kultur. Sie sind, wenn man so
will, eine Art kollektives Wiegenlied menschlicher Psyche und Kreativität. Wohl kaum eine
andere Literatur aus deutschen Landen hat in den letzten Jahrhunderten weltweit so viele
Kinder und Erwachsene in ihren Bann gezogen, wie Grimms Märchen.
Außerdem sind Kinder das begeisterungsfähigste, ehrlichste und dankbarste Publikum, das
man sich als Regisseurin denken kann. In unserer Branche gibt es so eine Art ungeschriebe­
ner Regel, die lautet: Einmal in seinem Leben muss man an einem Märchen mitwirken. Das
hier war die Gelegenheit!
Warum gerade dieses Märchen?
„Der Froschkönig“ beinhaltet die vermutlich berühmteste Verwandlung der Literaturgeschich­
te. Ein Frosch wird zum Traumprinz. Welche Frau hat davon noch nicht geträumt?
Welches ist Ihr Lieblingsmärchen?
Als Kind war es „Dornröschen“. Als ich Mutter wurde, war es „Rotkäppchen“, weil die tägliche
Gute-Nacht-Forderung meiner den bösen Isegrimm fürchtenden Tochter lautete: „Mami, bitte
erzähl mir Rotkäppchen und der Wolf – aber ohne Wolf!“ Heute ist es „Brüderchen und
Schwesterchen“.
Was ist die Moral vom Märchen „Der Froschkönig“?
Mädchen, füg dich der Fremdbestimmung durch den Vater nicht!
Haben Sie eine eigene Interpretation?
Ja, eine durchaus emanzipatorische. Die Prinzessin unserer Verfilmung soll von ihrem Vater
aus Gründen der Staatsräson mit einem vermögenden Prinzen (zwangs-)verheiratet werden,
den sie nicht liebt. Die goldene Kugel, die sie zu ihrem 18. Geburtstag erhält, ist ein Ver­
mächtnis ihrer Mutter, die es gewagt hatte, aus einer sie beengenden Ehe zu fliehen und die
dabei zu Tode kam.
Als die Prinzessin diese goldene Kugel – das Vermächtnis – im Schlossteich verliert, tritt der
Frosch als vermeintlicher Retter auf den Plan. Doch als der König seine Tochter zwingen
will, wider ihren Willen ihre Verpflichtungen und Versprechen gegenüber dem verhassten
Frosch einzulösen, rebelliert das Mädchen erstmals gegen die Autörität des Vaters. Sie wirft
den Frosch in einem Akt des Widerstands gegen die Wand.
Diese Rebellion gegen den Vater bewirkt gleich zwei Verwandlungen: Erstens die des hässli­
chen Frosches in einen wunderschönen Prinzen und zweitens die des angepassten Mäd­
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chens in eine selbstbestimmte erwachsene Frau. Jetzt nimmt sie ihr Leben in die Hand. Sie
löst das Eheversprechen mit dem ungeliebten Verlobten und überlässt den Vater damit der
Selbstverantwortung für das Wohl seines Königreichs. Wenn er sie als Tochter nicht verlie­
ren will, muss er jetzt akzeptieren, dass sie ihren eigenen Weg geht, ihrem eigenen Kopf
folgt und ihn zugunsten des Mannes ihres Herzens verlässt.
Dieser emanzipatorische Ansatz, ein sehr lebendiges Mädchen zu zeigen, das ohne Rück­
sicht auf moralische Konventionen wagt, gegen staatliche und väterliche Autorität aufzube­
gehren um seinem eigenen Willen, seinem eigenen Lebensplan zu folgen, war mir bei der In­
terpretation dieses Märchens besonders wichtig.
Um so mehr, als es in der Kinderliteratur immer noch zu wenige starke, unkonventionelle
weibliche Heldinnen gibt! Und genau die brauchen Mädchen und Jungs!
Welche Unterschiede gibt es zwischen der Vorlage und dem Film?
Unsere Verfilmung folgt dem Faden des Märchens, nimmt sich aber eine ganze Reihe erzäh­
lerischer und formaler Freiheiten. Soziales Umfeld und persönliche Lebensgeschichte der
Heldin wurden stark verändert. Es wurden eine ganze Reihe von Figuren hinzuerfunden, die
es im Märchen nicht gibt. Der Film ist zwar erkennbar historisch und dort im Barock veran­
kert, in seiner Erzählstruktur, den Dialogen und der Bildsprache ist er jedoch modern und ge­
genwärtig.
Es war mir – wie der Produzentin und Co-Autorin Uschi Reich – besonders wichtig, dem Mär­
chen einen modernen, frischen, zeitgemäßen Look zu verpassen: ein Klassiker im modernen
Gewand für moderne Kinder. „Der Froschkönig“ wurde ja bereits mehrfach verfilmt und ich
denke, eine Neuadaption dieses Klassikers macht nur dann Sinn, wenn man es wagt, eine
eigene, zeitgemäße Interpretation dieser alten Geschichte zu kreieren.
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