`Dead Poets` Society` Film und Buch im Englischunterricht der

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`Dead Poets` Society` Film und Buch im Englischunterricht der
‘Dead Poets' Society’
Film und Buch im Englischunterricht der Klasse 10
Walter Meyer
in: Materialien (der Landesmedienstelle) zu Film, Funk und Schulfernsehen Englisch,
Schuljahr 1994/95, Nr. 2, S. 27 - 33
In einem sehr praxisbezogenen Erfahrungsbericht schildert Meyer den Einsatz des
Buches (insofern ist der Titel des Aufsatzes etwas irreführend) im Unterricht. Er
formuliert in Englisch insgesamt 24 Leitfragen für die unterrichtliche Besprechung
und liefert die Antworten bzw. Ergebnisse der Diskussion auf Deutsch.
In Niedersachsen wird der Englischunterricht in Klasse 10 wieder vierstündig erteilt
und den Rahmenrichtlinien gemäß sollte man auch eine Ganzschrift lesen. Die
Lerngruppe, die aus 11 Mädchen und 7 Jungen bestand, schlug vor, "Dead Poets
Society" zu lesen und auch den gleichnamigen Film zu sichten. Ich ging darauf ein,
weil sich Thematik und Stoff gut einbetten ließen in das Lehrbuch "Learning English,
Green Line 6", denn in den ersten beiden Kapiteln werden der amerikanische Traum
und das amerikanische Bildungswesen behandelt. Zudem bieten der Film und das
nach dem Drehbuch entstandene Buch genügend Möglichkeiten, sich mit den
handelnden Personen und den sie bewegenden Problemen zu identifizieren.
In Anlehnung an einen Fachaufsatz, in dem die vielen literarischen Zitate auf ihre
Ursprünge zurückgeführt wurden, hatte ich auch zunächst vor, die englischen und
amerikanischen Gedichte näher zu analysieren und zu interpretieren. Ich ließ diesen
Gedanken dann aber fallen, weil ich meine, daß ein solches Unterfangen erst in der
Oberstufe ab Jahrgang 12 erfolgversprechend zu verwirklichen ist. In der Mittelstufe
kommt es darauf an, Text und Handlung zu verstehen und daran anknüpfend
darüber zu sprechen.
Das Buch hat 165 Seiten und besteht aus 15 Kapiteln. Ich übertrug je ein Kapitel
einer Schülerin bzw. einem Schüler zur Vorbereitung. Sie sollten die Vokabeln
heraussuchen, sie in englischer Sprache erklären, eine kurze Zusammenfassung
geben, die Weiterentwicklung von Handlung und Charakteren kommentieren und zu
guter Letzt noch Diskussionsvorschläge machen und diese auch selber zur Lösung
vorbereiten. Neben diesen Referaten zu einzelnen Kapiteln gab es auf Hauptfiguren
und Hauptthemen bezogene Referate.
Eine Woche nach den Herbstferien fuhr die Klasse nach München auf Klassenfahrt,
so daß die Unterrichtsreihe unterbrochen war. Insgesamt zog sie sich vom 05.
Oktober bis zum 10. November hin und wurde durch eine zweistündige Klassenarbeit
am 12. November abgeschlossen. Da vier Schüler fehlten, erhielten diese eine
Woche später Gelegenheit zum Nachschreiben, wobei ich die Aufgabenstellung
dementsprechend änderte. Um den Lernerfolg der gesamten Gruppe zu sichern,
führte ich nach der sechsten Unterrichtsstunde Protokolle ein, die ich vor dem
Abtippen korrigierte. Protokolle wie Referate waren von unterschiedlicher Qualität,
wobei das einsprachige Erklären der Vokabeln sicherlich am schwierigsten war. Es
empfiehlt sich, gemeinsam mit dem betreffenden Referenten die wirklich zum
Verständnis wichtigsten Vokabeln vorher festzulegen und evtl. gemeinsam auch zu
erklären. Ansonsten könnte fast die Hälfte der Unterrichtsstunde mit Erklärungen
vergehen, wobei oft nicht alle Schüler und Schülerinnen genau wissen, auf welcher
Seite und in welcher Zeile man sich befindet. Nicht alle hatten den Text
durchnumeriert, was das Auffinden enorm erleichtert hätte.
Vorausgesetzt man muß nicht immer mühsam die Räume tauschen, um an die
Videokombination zu gelangen, so könnte man des öfteren Film- und Textpassagen
abwechselnd vorführen bzw. lesen, da sich beide naturgemäß sehr ähneln. Infolge
organisatorischer Schwierigkeiten zeigte ich die ersten 45 Minuten in der fünften
Stunde und die restlichen 80 Minuten in einer Doppelstunde am Ende der Einheit.
Die Lehrkraft muß berücksichtigen, daß die Lerngruppe den Film schon im Kino oder
im Fernsehen gesehen hat und auch z. T. über die deutsche Übersetzung des
Buches verfügt. Es wäre sicherlich reizvoll, in der Oberstufe nur den Film als Medium
zu behandeln, und man könnte dabei auf die Unterrichtserfahrungen und -vorschläge
von Lucille Grindhammer zurückgreifen. Im Anhang listet sie die jeweils vorher zu
erklärenden Vokabeln auf, wobei sie den Film in acht ungefähr gleichlange
Segmente von je 15 min Länge aufgeteilt hat.
Zu Kapitel 1 (Seite 1 bis Seite 8) bieten sich folgende Fragen an:
Q1: How are the setting and the main characters described?
Q2: Comment on the four pillars.
In Kapitel 2 erfahren wir mehr über die Hauptpersonen und auch über das
amerikanische Privatschulwesen, wobei man deutschen Schülern den Begriff
"summer school" näher erläutern müßte. Kapitel 2 und 3 bieten eine Einheit und
zeigen auch schon den entscheidenden Konflikt zwischen Neil Perry und seinem
Vater auf. Als einfache zusammenfassende Frage bietet sich an:
Q3: What information do we get about Todd and the other boys?
Man kann natürlich an dieser Stelle schon die Erwartungen der Väter an ihre Söhne
diskutieren und würde zu der Überzeugung gelangen, daß Neils Vater sehr
unsympathisch dargestellt wird, in Buch und Film gleichermaßen. Ich gab als
Hausaufgabe zur vierten Stunde auf, bis Seite 27 zu lesen und folgenden Aufsatz zu
schreiben:
Q4: Compare the teachers regarding their outer appearances and teaching methods.
Bei der Auswertung können dann die traditionelle und die moderne Lehrmethode
einander gegenübergestellt werden. Unter Umständen lassen sich auch Bedeutung
und Funktion des Gedichtes näher untersuchen. Das fünfte Kapitel erstreckt sich
über die Seiten 28 bis 42 und nimmt im Film 9 min und 20 sek ein. Wenn man Buch
und Film miteinander vergleicht, so wird man zu der Feststellung gelangen, daß die
Begegnung von Knox Overstreet mit den Danburrys sehr verkürzt dargestellt ist und
Sohn und Tochter gar nicht auftauchen. Man kann sich also ganz auf das Phänomen
der Liebe auf den ersten Blick konzentrieren und im weiteren Verlauf die am
folgenden Tag stattfindende Englischstunde näher analysieren.
Q5: What is Keating's approach to poetry in contrast to Evan Pritchard's methods?
Nach der einwöchigen Unterbrechung durch die Klassenfahrt zeigte ich in der fünften
Stunde die ersten 40 min des Films, die Kapitel 1 bis 7 umfaßten, und stellte dazu
folgende Hausaufgabe:
Q6: Compare action and characters with the book.
Die Referentin E. hatte sich hervorragend auf ihr Referat vorbereitet und dieses auch
vorher abgegeben, so daß ich ihre Zusammenfassung mit den Diskussionspunkten
vervielfältigte. Was mir an ihren Fragen besonders gut gefiel, war, daß sie sich genau
auf den Text bezog und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zur Stellungnahme und
Wertung herausforderte.
Q7: What is Todd thinking about, and what does he mean by 'big' and 'small'? (page
30, line 17/18)
Q8: Do you think it right of Mr. Keating to make the boys rip out the Pritchard essay?
Q9: Comment on the phrase 'Seize the day'.
Nach der Klassenfahrt war es schwierig, die Klasse wieder in Schwung zu bringen.
Ich gab meinen ursprünglichen Plan auf, in der siebten Stunde einen weiteren
Filmauszug zu zeigen und wollte statt dessen genauere Textanalyse einfordern.
Hinzu kam auch, daß die Referentinnen der Kapitel 8, 9 und 10 in Zeitverzug geraten
waren. Anstelle des Filmausschnittes gab ich der Lerngruppe mein Szenenübersicht,
um eine gemeinsame Gesprächsbasis zu schaffen. Bei der Durchnahme von Kapitel
6 bietet sich ein Vergleich des Lateinlehrers mit dem Englischlehrer an, und Keating's
Erklärung der Bedeutung von "Dead Poets Society" könnte diskutiert werden. Da wir
die ersten sieben Kapitel bzw. Szenen schon im Film gesehen hatten, ergaben sich
keine großen Schwierigkeiten. Daher konnten wir auch die folgenden beiden Kapitel
zügig durchnehmen, wobei sicherlich Kapitel 9 insofern einen Höhepunkt darstellte,
als Todd Anderson sein "coming out" hatte.
Kapitel 9, Seite 81 bis 97, stellt sicherlich einen der Höhepunkte dar, da wir zwei
verschiedene Handlungsstränge haben, zum einen in der Höhle zum anderen auf der
Party im Hause der Danburrys. Hier bietet sich reichlich Diskussionsstoff, wobei man
zunächst die beiden Handlungsstränge sorgfältig auseinanderhalten sollte. Charlie
Dalton bringt zum ersten Mal zwei Mädchen mit zu einer Zusammenkunft des Clubs
der toten Dichter. Er erklärt seinen verdutzten Mitschülern, er habe seinen Namen in
Nuwanda geändert und habe außerdem in einem Artikel in der Schulzeitung für die
Aufnahme von Mädchen in die Internatsschule plädiert. Hierzu bieten sich folgende
Fragen an:
Q10
a: Why does Charlie change his name into Nuwanda?
b: Why did he put the article into the school paper?
c: How does Gloria react to Charlie's recitation of poetry?
Charlie verwendet die Gedichte, um das Mädchen zu beeindrucken und ins Bett zu
bekommen, was diese aber völlig verkennt und somit Charlie sehr verwirrt. Indem er
Gedichte als Mittel zum Zweck benutzt, folgt er damit seinem Englischlehrer, der ihm
beigebracht hatte, Gedichte seien dazu da "to make girls swoon".
Auf der Fete sind ebenfalls Mädchen Objekte der Begierde, wobei es Knox
Overstreet gelingt, der angebeteten Chris Noel näherzukommen. Zwar wird er dabei
von ihrem Freund Chet Danburry erwischt und zusammengeschlagen, was sich aber
dadurch relativieren läßt, indem er von Chris verteidigt wird.
Q11: Analyze and judge the behaviour of Knox Overstreet and Chris Noel and
compare the former to Chet Danburry.
Hatten sich beide Handlungsstränge über Kapitel 8 und 9 erstreckt, so finden wir nun
mitten in Kapitel 10 die Szene des folgenden Tages, an dem nämlich der Direktor
den Verantwortlichen für den Artikel sucht. Dies führt auch leicht dazu, den
Spannungsbogen zu unterbrechen, falls man die vorhergehenden Fragen zu intensiv
diskutiert hat. Wieder steht Charlie Dalton im Mittelpunkt, wobei es aber auch auf die
Reaktionen von Direktor und Englischlehrer besonders ankommt.
Q12
a: What do you think of Charlie's idea with the telephone call?
b: Did he not know he would have to suffer the consequences?
Q13: How do Nolan and Keating react to the letter and the telephone call?
Anknüpfend an letztere Frage läßt sich auch die Problematik der Verantwortlichkeit
für die Taten der Schüler erörtern.
Abweichend vom Film hat die Buchautorin die Seiten 111 bis 115 hinzuerfunden.
Basierend auf eigenen Erfahrungen erzählt John Keating den Schülern, wie man sich
auf das Universitätsstudium vorbereiten kann.
In den nächsten beiden Kapiteln verlagert sich das Geschehen auf Neil Perry und
seinen Vater und auf Knox Overstreets erfolgreiche Bemühungen, Chris Noel für sich
zu gewinnen. Die nächsten sechs Fragen beschränken sich jeweils zur Hälfte auf das
11. bzw. das 12. Kapitel.
Q14: Why does Mr. Perry forbid his son to play Puck, and how do you regard Neil's
defense?
Q15: What else could Mr. Keating have done besides advising Neil to have another
talk with his father?
Q16: Describe and judge Knox Overstreet's attempt at winning over Chris and her
reaction.
Q17: Why does Neil lie, and why does Keating believe the lie?
Q18: Analyze and interpret Puck's address.
Q19: Is Mr. Perry right to blame Keating for Neil's stubbornness?
Kapitel 13 behandelt eine weitere Englischstunde, in der Todd Anderson ein
selbstverfaßtes Gedicht vorträgt, welches inhaltlich näher analysiert werden könnte.
Abgesehen davon ist auch folgende Fragestellung vielversprechend:
Q20: What has caused the change in Todd Anderson, and how does it manifest
itself?
Es ist sicherlich typisch für die Dramaturgie eines Hollywoodfilmes, daß auf Freude
Leid folgt und umgekehrt. Anfangs bekommt Neil Perry mitgeteilt, man werde ihn nun
auf eine Militärschule schicken; in der nächsten Szene erklären sich Knox Overstreet
und Chris Noel gegenseitig ihre Liebe und zusätzlich erlebt Todd Anderson, wie sein
Gedicht begeistert von seinen Mitschülern gefeiert wird. Andererseits sind auch hier
schon etliche Anspielungen auf den dann folgenden Selbstmord. Die folgenden vier
Fragen entstammen Marians vorzüglichem Referat auf Computerausdruck.
Q21
a: What do you think is the magic of a frozen waterfall by night?
b: Why did Neil put on the crown of flowers before he shot himself?
c: What did Todd mean with the term: "Mr. Perry killed Neil"?
d: Why do you think did Cameron go finking to Mr. Nolan?
Im Zusammenhang mit den Einzelreferaten zu den Hauptfiguren diskutierten wir
dann auch intensiv, wie begründet die Motive von Neil Perry für seinen Selbstmord
waren.
Dabei muß man auch berücksichtigen, daß es sich bei seinem Vater um eine sehr
überzeichnete Figur in Schwarzweißtönen handelt. Melria formulierte in ihrem
hervorragenden Portrait folgende Fragen:
Q22
a: Can we really blame Keating for misguiding Neil and committing suicide?
b: Is his father solely responsible?
c: Why didn't Neil, Keating and Mr. Perry have a talk together?
Die letzte Frage beantwortete sie selbst, indem sie schrieb, es hätte dann keinen
Selbstmord als tragischen Höhepunkt des Filmes gegeben. Man kann im
Zusammenhang über Neil Perry und Todd Anderson sprechen und diskutieren,
inwiefern sie sich gegenseitig beeinflussen. Man kann aber auch Neil Perry im
Zusammenhang mit John Keating analysieren. In dem Zusammenhang stellte
Jeannis folgende Fragen zu Mr. Keating:
Q23
a: Why did Mr. Keating return to Welton Academy and let the boys revive the Dead
Poets Society?
b: Does he feel responsible for Neil's death?
c: Has he reached what he wanted (making the pupils become free thinkers)?
Betrachtet man die Schlußszene von Kapitel 15, muß man zu dem Schluß kommen,
daß John Keating sein Ziel erreicht hat, obwohl es für ihn mit dem Verlust seines
Lehrerberufes verbunden war. Indem nahezu alle Schüler auf ihre Tische klettern
und sich damit von ihrem Vorbild verabschieden, kommt es zu einem positiven und
versöhnlichen Abschluß. Nach der Durchnahme der einzelnen Kapitel zeigte ich in
einer Doppelstunde die letzten 80 min des Films und gab folgende Hausaufgabe auf:
Q24
a: Compare book and film regarding the highlights.
b: What has made the film such a success?
c: Are actors, plot, setting and atmosphere good and convincing?
Diese Fragen dienten natürlich auch der Vorbereitung auf die zweistündige Arbeit,
die ein Novum darstellte und deswegen natürlich auch mit einer gewissen Furcht
erwartet wurde.
Andererseits hatte sich aber im Verlaufe der Unterrichtsreihe gezeigt, daß besonders
die Mädchen ihren Enthusiasmus für Buch und Film durchhielten und sich im
Unterricht und in ihren Referaten und Protokollen sehr gut vorbereitet zeigten, was
sich auch auf einige der Jungen übertrug. Film und Buch knüpfen an die
Erfahrungswelt der Schüler an und bieten reichlich Gesprächsstoff, zumal beide
Medien sprachlich zu meistern sind. Dies ging allerdings auf Kosten einer
eingehenden Behandlung der Gedichte, was ich mir für einen konzentrierten
Oberstufenunterricht vorbehalten möchte. Reizvoll wäre es sicherlich auch, nur den
Film als Medium zu behandeln und ihn segmentartig zu zerlegen und in ca. zwei bis
drei Wochen zu behandeln.
Die Klassenarbeit fiel recht gut aus, obwohl ich sie ausgehend von meinen
Oberstufenerfahrungen etwas zu kompliziert gestaltet hatte und dies dann bei der
Beurteilung auch in Rechnung stellte. Da vier Schülerinnen und Schüler nicht
mitgeschrieben hatten, bekamen sie dann eine etwas vereinfachtere Version
angeboten, die ich zusammen mit der eigentlichen Klassenarbeit im Anhang
aufgeführt habe. In einer höheren Klassenstufe könnten dann auch ausgiebig die
Schwachstellen des Filmes diskutiert werden, als da wären:
a) die Rolle der Frauen, welche sich darauf beschränkt, Objekte der Begierde zu sein
b) Schwarzweißmalerei
c) Ausklammerung der politischen Ereignisse von 1959.