Technische Grundlagen BVG2015
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Technische Grundlagen BVG2015
Aon Hewitt Retirement & Investment Aon Hewitt News Ausgabe 1 | Februar 2016 Technische Grundlagen BVG 2015 Am 16.12.2015 haben Libera und Aon Hewitt die technischen Grundlagen BVG 2015 vorgestellt, die in Zusammenarbeit mit fünfzehn grossen autonomen Vorsorgeeinrichtungen erarbeitet worden sind. Damit steht bereits die vierte Ausgabe der technischen Grundlagen BVG zur Verfügung. Es sind bald 20 Jahre her, seit sich auf Anstoss der beiden Autoren Aon Hewitt und Libera einige der grössten autonomen Pensionskassen der Schweiz bereit erklärt haben, ihre Versichertenbestände für die Erstellung von technischen Grundlagen zur Verfügung zu stellen. Die Grundlagen BVG werden mittlerweile von rund zwei Drittel der schweizerischen Vorsorgeeinrichtungen verwendet. Beteiligte Vorsorgeeinrichtungen Folgende Pensionskassen haben aufgrund der umfassenden Datenlieferung und ihrer Beteiligung an den Produktionskosten zum Gelingen beigetragen: • ABB Pensionskasse • Pensionskasse Alcan Schweiz • Pensionskasse der BASF Gruppe Schweiz • comPlan Pensionskasse der Swisscom Übersicht: •Die Grundlagen BVG 2015 sind verfügbar •Die Zunahme der Lebenserwartung setzt sich fort •Die Invalidierungswahr- • CPV/CAP Pensionskasse Coop scheinlichkeiten nehmen • Pensionskasse der Credit Suisse Group (Schweiz) stark ab • PKE Pensionskasse Energie Genossenschaft •Migros-Pensionskasse • Fonds de pensions Nestlé • Pensionskasse des Bundes PUBLICA • Pensionskasse Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft (Swiss Re) • Pensionskasse SBB • Caisse de pensions Swatch Group • Sulzer Vorsorgeeinrichtung • Pensionskasse der UBS Statistische Daten Die technischen Grundlagen BVG 2015 beruhen auf der statistischen Erfassung der Versichertenbestände der Jahre 2010 bis 2014. Die Ergebnisse spiegeln folglich die beobachtete Realität des “mittleren Jahres” 2012 wider. Die während den fünf Jahren unter Risiko gestandenen Versichertenbestände umfassen insgesamt rund 1.4 Mio. beitragspflichtige Versicherte und 0.9 Mio. Rentenbezüger. Risk. Reinsurance. Human Resources. •Neu sind Berechnungen aufgrund von Zinskurven möglich Aon Hewitt Retirement & Investment Mit dieser breiten Datenbasis ist sichergestellt, dass die erhobenen Resultate statistisch signifikant sind. Wir sind hier um mit Ihnen Resultate zu erzielen Aus den Grundlagen BVG 2015 lassen sich die folgenden üblichen Hauptwahrscheinlichkeiten ableiten: Aon Suisse SA Avenue Edouard Dubois 20 2000 Neuchâtel • Sterbewahrscheinlichkeit der aktiven Versicherten und der Rentenbezüger • Wahrscheinlichkeit, invalid zu werden Aon Suisse SA Avenue Edouard-Rod 4 Case postale 1203 1260 Nyon 1 • Wahrscheinlichkeit, beim Ableben eine Partnerrente auszulösen • Wahrscheinlichkeit, eine Kinderrente (Waisen- / Pensionierten- / Invaliden-) auszulösen •Austrittswahrscheinlichkeit Neben der klassischen Bewertung mit einem fixen technischen Zinssatz ermöglichen die BVG 2015 zum ersten Mal die Ermittlung von Barwerten mittels einer sogenannten Zinskurve, was eine viel genauere Berechnung der Vorsorgekapitalien im Sinne einer ökonomischen Bewertung ermöglicht. Hauptergebnisse – Lebenserwartung Gemäss den BVG 2015 hat die Lebenserwartung im Verlauf der letzten fünf Jahre im Alter 65 für die Männer um 10 Monate auf 19.8 Jahre und für die Frauen um ungefähr ein halbes Jahr auf 21.9 Jahre zugenommen. Die in den letzten Dekaden beobachtete Zunahme der Lebenserwartung hat sich mit einem konstanten Tempo fortgesetzt. Interessant zu erwähnen ist, dass die tatsächlich beobachtete Entwicklung der Lebenserwartung in den letzten fünf Jahren ziemlich genau den Modellannahmen der BVG 2010 entsprochen hat: Die Lebenserwartung eines Mannes im Alter 65 liegt bei Verwendung der um fünf Jahre projizierten BVG 2010 / P2012 nämlich bei 19.69 Jahren, gegenüber 19.77 Jahren bei der Verwendung der BVG 2015 / P2012. Tabelle 1 zeigt den Vergleich der Lebenserwartung ê65 mit verschiedenen technischen Grundlagen: Tabelle 1: Lebenserwartung ê65 Männer Frauen Witwer Witwen Grundlagen BVG 2015 / P2012 19.77 21.93 19.77 22.23 Grundlagen BVG 2010 / P2007 18.93 21.42 18.93 21.75 Grundlagen BVG 2005 / P2002 17.90 20.98 17.90 21.19 Grundlagen BVG 2000 / P2000 17.76 21.09 17.76 21.09 Grundlagen EVK 2000 / P1997 17.56 20.37 15.64 21.30 Grundlagen VZ 2010 / P2012 20.14 22.89 20.14 22.49 Grundlagen VZ 2005 / P2006 18.99 22.16 18.99 21.66 Grundlagen VZ 2000 / P2002 17.30 21.79 15.51 20.95 VZ: Versicherungskasse der Stadt Zürich, neu Pensionskasse Stadt Zürich EVK: Eidgenössische Versicherungskasse, neu Pensionskasse des Bundes PUBLICA Kommentar Eine höhere Lebenserwartung bedeutet eine längere (erwartete) Auszahlungsdauer für bestehende Rentenverpflichtungen. Die Umstellung auf die BVG 2015 bei einem durchschnittlichen Rentenbestand wird bei Verwendung von Periodentafeln eine Erhöhung der Vorsorgekapitalien von rund 1.5%-2.5% verursachen, was sich im Normalfall mit der zu diesem Zweck geäufneten Langlebigkeitsrückstellung finanzieren lassen wird. Risk. Reinsurance. Human Resources. Aon Schweiz AG Lagerstrasse 33 Postfach 8021 Zürich +41 (0) 58 266 10 11 [email protected] aon.ch Aon Hewitt Retirement & Investment Der im Markt weit verbreitete jährliche Äufnungssatz von 0.3-0.5% hat sich einmal mehr bewährt. Bei Verwendung von Generationentafeln spielen zudem die Modellannahmen zur künftigen Entwicklung der Lebenserwartung eine Rolle. Bei den BVG 2015 wurden die neuesten Faktoren von Menthonnex berücksichtigt, die seit 2010 revidiert worden sind und von einer weiteren Verstärkung der Zunahme der Lebenserwartung ausgehen. Aus diesem Grund ist ebenfalls bei der Verwendung von Generationentafeln mit einer leichten Erhöhung der Vorsorgekapitalien zu rechnen. Wir empfehlen den Verantwortlichen der Vorsorgeeinrichtungen, dieses Thema im Verlauf des Jahres 2016 mit ihrem Pensionskassenexperten aufzunehmen und eine allfällige Umstellung auf die BVG 2015 für den Jahresabschluss per 31.12.2016 in Erwägung zu ziehen. Hauptergebnisse – Umwandlungssätze Bei den Umwandlungssätzen zeigt sich bei Berechnung im Kalenderjahr 2016 (d.h. Periodentafeln projiziert auf das Jahr 2016) mit 60% anwartschaftlicher Ehegattenrente und 20% anwartschaftlicher Waisenrente je nach technischem Zinssatz folgendes Bild (Tabelle 2): Tabelle 2: Umwandlungssatz im Alter 65 Vergleich zu BVG 2010 von insgesamt rund 35%. Tabelle 3 zeigt die Veränderung aufgeschlüsselt nach Männern und Frauen sowie Altersgruppen: Tabelle 3: Abnahme der Invalidierungswahrscheinlichkeiten BVG 2015 im Vergleich zu BVG 2010 Altersgruppe Männer Frauen 18 - 25 - 39.5% - 39.8% 25 - 34 - 32.0% - 55.7% 35 - 44 - 33.7% - 39.8% 45 - 54 - 37.6% - 39.0% 55 - 65 - 23.7% - 21.3% Diese Entwicklung ist vermutlich auf die Verbreitung der Case Management Modelle, die verschärfte Invaliditätsanerkennungsbedingungen der IV sowie auf die konjunkturelle Situation der letzten fünf Jahre zurückzuführen. Kommentar Für Pensionskassen bedeutet diese erfreuliche Entwicklung eine Senkung der theoretischen Risikoprämie, die sich in der kassenspezifischen Finanzierung des Risikos Invalidität widerspiegeln kann, sei es intern bei autonomen Pensionskassen oder durch verbesserte Vertragsbedingungen der Versicherungsgesellschaft. In diesem Rahmen könnte zudem überprüft werden, ob eine Senkung des Risikobeitrags als mögliche Finanzierungsgrundlage für Abfederungsmassnahmen im Rahmen einer Senkung des Umwandlungssatzes dienen könnte. Periodentafeln Männer Frauen BVG 2015, 3.0% 5.85% 6.17% BVG 2015, 2.5% 5.52% 5.85% BVG 2015, 2.0% 5.20% 5.53% BVG 2015, 3.0% 5.53% 5.84% Ökonomische Bewertung / Zinskurve BVG 2015, 2.5% 5.20% 5.52% BVG 2015, 2.0% 4.88% 5.20% Das aktuelle Tiefzinsumfeld und der Druck auf die erwarteten Renditen machen ökonomische Bewertungen immer wichtiger. Aus diesem Grund beinhalten die Grundlagen BVG 2015 auch die Möglichkeit, Bewertungen neben einem fixen technischen Zinssatz auch mit einer Zinskurve (einem mit den Fälligkeiten der Zahlungen variierenden Zins) durchzuführen. In Verbindung mit den bereits in den Grundlagen BVG 2010 zur Verfügung gestellten Generationentafeln ermöglicht dies den Anwendern, die immer wichtiger werdenden ökonomischen Bewertungen von Vorsorgeverpflichtungen auf Basis aktuellster Parameter durchzuführen. Generationentafeln Der Umwandlungssatz mit Generationentafeln entspricht somit (wie bis anhin) ziemlich genau demjenigen mit Periodentafeln, wenn der technische Zins sich um 0.5 % unterscheidet. Kommentar Die Umstellung auf die BVG 2015 bietet die Möglichkeit, die Höhe der kassenspezifischen Umwandlungssätze aufgrund dieser neuesten Erkenntnisse zu überprüfen und allenfalls anzupassen. Ohne spezifische (Zusatz-) Finanzierung wäre eine (weitere) Senkung des Umwandlungssatzes ins Auge zu fassen, um eine wiederkehrende Quersubventionierung zu vermeiden. Hauptergebnisse – Invalidität Die Auswertung der Invaliditätsfälle zeigt eine deutliche Abnahme der Anzahl Invaliditätsfälle im Risk. Reinsurance. Human Resources. Kommentar Die Ergänzung der üblichen Bewertung des Deckungsgrads nach Art. 44 BVV 2 durch eine ökonomische Bewertung ermöglicht eine umfassendere Beurteilung der finanziellen Lage einer Vorsorgeeinrichtung und ist somit empfehlenswert.