NeuLand - Universität Koblenz · Landau
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NeuLand Landauer Campuszeitung 3_2005 Nr. 11 Landauer Sozialwissenschaften bundesweit unter den Besten Gerade vier Jahre gibt es den Landauer Diplom-Studiengang Sozialwissenschaften und bereits kann er Erfolge verbuchen: In dem kürzlich erschienenen Hochschulranking 2005, das das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) gemeinsam mit der ZEIT jährlich herausbringt, liegt der Studiengang nach dem Urteil der Studierenden bundesweit unter den Bestplatzierten. Unsere Platzierung in dem neuen Ranking macht uns sehr stolz, bekräftigt Juniorprofessor Dr. Jens Tenscher, Vorsitzender des Prüfungsausschusses Sozialwissenschaftlicher Studiengang. Sie zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind, um die Erwartungen der Universitätsleitung zu erfüllen, die den Studiengang als ein wesentliches Element des UniProfils ansieht. Neben den gleichfalls top-gerankten Bildungswissenschaften und der Psychologie sind die Sozialwissenschaften dabei, bundesweit auf sich aufmerksam zu machen und sich in Landau als dritte Säule zu etablieren. Auch die steigenden Studierendenzahlen attestieren die Attraktivität des Studiengangs. Mittlerweile mussten die verantwortlichen Wissenschaftler eine Zulassungsbeschränkung bei der Uni-Leitung beantragen. Voraussichtlich wird die Zahl der Neuzugänge ab kom- Neuland 3_05 menden Wintersemester auf 50 Studierende pro Semester beschränkt werden müssen. Die Landauer Sozialwissenschaften wurden erstmals gerankt und landeten sofort in drei von sechs Kriterien unter den Top Five: Methodenausbildung, Betreuung durch die Lehrenden und Gesamturteil der Studierenden. Deutlich hinter uns gelassen haben wir Universitäten, die eine lange Tradition in den Sozialwissenschaften haben, beispielsweise Mannheim, Göttingen oder Erlangen-Nürnberg, bekräftigt Tenscher. Noch weiter nachlegen möchte der Studiengang im kommenden Ranking in zwei Jahren in den Kriterien Praxis- und Arbeitsmarktbezug. Zwar liegt der Campus Landau auch bei diesen Parametern zum Teil deutlich vor der Konkurrenz, doch auch darin soll der Studiengang künftig in der Spitzengruppe rangieren. Zu ehrgeizig oder unerreichbar scheint dieses Ziel nicht: Denn die Wissenschaftler bieten den Kandidaten im Hauptstudium bereits viele Möglichkeiten, um praxisnahes, methodisches und publizistisches Rüstzeug für den späteren Berufsalltag zu erwerben. Beispielsweise haben Studierende in Kooperation mit der RHEINPFALZ die Möglichkeit, bei den Thema- Seite 1 NeuLand am-Samstag-Seiten mitzuarbeiten. Erfahrungen in der Konzeption und Durchführung einer Jugendausstellung sammelten einige der angehenden Sozialwissenschaftler in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Auch Befragungsmethoden erlernen die Sowis praxisnah: So befragte eine Gruppe über 2.000 Schüler aus 30 Schulen in Rheinland-Pfalz im Hinblick auf deren Einstellungen zu Politik und Gesellschaft. Die Ergebnisse werden voraussichtlich im kommenden Jahr bei der Landeszentrale für politische Bildung veröffentlicht. Die Betreuung durch die Lehrenden sei optimal. Darin sind sich die beiden Studentinnen Stephanie Nierstheimer und Sabine Patsch einig. Beide sind derzeit im 4. Semester eingeschrieben. In Landau haben wir einen sehr engen Kontakt zu den Dozenten, die immer ein offenes Ohr und eine offene Tür für uns Studenten haben, beteuert die 24-jährige Patsch. Das sei nicht zu vergleichen mit der Berufsakademie, an der sie zuvor studiert habe. Ihre gleichaltrige Kommilitonin Nierstheimer sieht auch in der schlüssigen Verzahnung der drei Studienfächer Politikwissenschaft, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften den Grund dafür, dass die Studenten mit der Wahl ihres Studiengangs sehr zufrieden sind. Obwohl sich die Fächer zum Teil sehr stark unterscheiden, bauen die einzelnen Veran- staltungen sinnvoll aufeinander auf. Reizvoll ist, dass im Hauptstudium andere Fächer wie die Kommunikationspsychologie oder das Human Resource Management eingebunden werden, und wir somit unser Qualifikationsprofil bestmöglich schärfen können. Dass der Studiengang auf breite Resonanz unter den Eingeschriebenen stoße, sei auch Verdienst der Studierenden selbst, beteuert Tenscher. Eineinhalb Jahre nach Einführung des Studiengangs haben wir ihn teilweise umstrukturiert. Dabei haben wir die Studierenden mit eingebunden und versucht, ihre Anregungen umzusetzen. Uni-Luft schnuppern am Studieninformationstag Viele Schülerinnen und Schüler nutzten am 4. Juni während des Studieninformationstages die Möglichkeit, sich aus erster Hand über ein Studium am Campus Landau zu informieren und einen Blick in die Rote Kaserne zu werfen. Erstmals bot die Universität auch ein AlumniCafé an, in dem in ungezwungenem Rahmen Absolventinnen und Absolventen der Universität über Berufseinstieg und spätere Berufschancen Rede und Antwort standen. Gerade vor dem Hintergrund der hohen Arbeitslosenzahlen stellen sich junge Menschen vermehrt die Frage, ob ein Studium überhaupt ratsam sei. Diese Bedenken räumte Erwin Spannfellner von der LanNeuland 3_05 Die Ver(s)precherinnen zeigen Ausschnitte aus ihrem aktuellen Programm. Seite 2 NeuLand dauer Agentur für Arbeit aus. Mit Zahlen aus Studien belegte er, dass Akademiker ein geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko eingingen. Es zeichne sich sogar ein Trend ab, dass mehr Akademiker auf dem Arbeitsmarkt gefordert seien. Die Chancen für angehende Lehrer stufte er für die kommenden fünf bis zehn Jahre sogar als sehr gut ein, da ein Großteil der Lehrkräfte an den Schulen in Pension gingen. Auch gab er den Schülerinnen und Schülern Tipps an die Hand, wie man nach erfolgreichem Studium einen Job findet: Networking heißt auf neudeutsch das Schlagwort, das auch die Arbeitsagenturen mit ihrer Arbeit oder die Stellenbörsen nicht ersetzten könnten. Dabei unterstützten die Unis die Studierenden heute zunehmend in Form von Alumni-Netzwerken. Studienberaterin Ursula Sitt machte ihren jungen Zuhörern deutlich, dass sich ein Studium deutlich von der Schulzeit unterscheidet. Schon bei der Bewerbung müsse man je nach gewünschten Studienplatz unterschiedliche Fristen, Formalien oder Studienplatzvergabesysteme beachten. Viele praktische Tipps gab sie ihrem Auditorium mit, ob zum Hilfsantrag oder zu Doppelbewerbungen. An unseren Beratungstischen hatten wir viele, intensive Gespräche, bekräftigt Hauptorganisatorin des Studieninformationstages Sitt. Das zeigt, dass die Fragen zum Studium nach wie vor ungebrochen sind und der Studieninformationstag ein wichtiges Mittel ist, um jungen Menschen eine Orientierungshilfe zu geben. Neben der Studienberatung, dem Studierendensekretariat und der Agentur für Arbeit gab es noch zahlreiche weitere Infostände. Über die Möglichkeiten, Luft an Unis im Ausland zu schnuppern, informierte das Akademische Auslandsamt. Unter 20 internationalen Partnerund Kontakthochschulen können Interessenten wählen, von Ägypten bis Sibirien. Verschiedene Neuland 3_05 Im Alumni-Café berichten ehemalige Studierende aus der Praxis. Fachschaften sowie der Allgemeine Studierendenausschuss informierten über den Studienalltag, die Wohnsituation in Landau oder das Zusammenstellen von Stundenplänen. Mit tierischen Lautmalereien begeisterten die Ver(s)sprecherinnen, eine Formation von Studentinnen der Sprechwissenschaft, das Publikum. Sie zeigten Ausschnitte aus ihrem aktuellen Programm Ich liebe kleine Entlein. Für die zahlreichen großen und kleinen Passanten, die an den Arkaden der Roten Kaserne vorbeiflanierten, hatten Studierende der Bildenden Kunst um Sabine Herzog und Ulrike Sengebusch eine Malwerkstatt aufgebaut. Rund 30 Ehemalige verschiedener Studiengänge vorwiegend aus der Region waren der Einladung zum 1. Alumni-Café gefolgt. In ungezwungener Atmosphäre gaben die heute als Freiberufler, Lehrer, in der Forschung Tätigen oder bei namhaften Unternehmen als Personal- und Schulungsleiter beschäftigten, Alumni bereitwillig ihr Wissen aus der Praxis an interessierte Studierende und Gymnasia- sten weiter. Gleichzeitig war das Alumni-Café für die Ehemaligen ein willkommener Anlass, sich untereinander auszutauschen, Professoren wieder zu sehen und die Rote Kaserne als Universitätsgebäude im Herzen Landaus (neu) zu entdecken. Mit der Resonanz auf das 1. Alumni-Café zeigte sich Alumni-Referentin, Heidemarie Komor, äußerst zufrieden: Immerhin hatten einige der Alumni neben nützlichen Tipps auch Praktika für Studierende im Gepäck. Wir wollen es uns zur guten Gewohnheit machen, zum jährlichen Tag der Offenen Tür die Alumni einzuladen und ihnen neben dem Programm auch die Möglichkeit zum Wiedersehen und zum Austausch geben. Seite 3 NeuLand Roman Heiligenthal ist zum Präsidenten der Universität KoblenzLandau gewählt worden Prof. Dr. Roman Heiligenthal ist Mitte Juni zum Präsidenten der Universität Koblenz-Landau gewählt worden. Heiligenthal ist bereits seit 2000 Vizepräsident der Universität in Landau. Er wird am 1. Oktober sein neues Amt antreten und damit Nachfolger von Prof. Dr. Josef Klein, dessen Amtszeit am 30. September aus Altergründen endet. Gewählt wurde der Präsident vom Senat auf Grundlage eines Personalvorschlags, den der Hochschulrat der Universität im Einvernehmen mit dem Wissenschaftsministerium machte. Neben Heiligenthal waren noch Prof. Dr. Angelika May von der TU Darmstadt und Prof. Dr. Elmar Schlich von der Universität Gießen zur Wahl vorgeschlagen worden. Roman Heiligenthal studierte Evangelische Theologie und Politologie in Bonn und Heidelberg. Er promovierte 1982 zum Doktor der Theologie an der Universität Heidelberg, wo er sich auch 1991 habilitierte. Er erhielt die akademische Lehrbefugnis für Neutestamentliche Wissenschaft. 1992 erhielt er einen Ruf auf eine Professur für Evangelische Theologie an der Universität in Landau. In seiner wissenschaftlichen Arbeit beschäftigte er sich insbesondere mit populären Jesusdarstellungen, frühchristlichen Biographien und der Geschichte des Urchristentums. Impressum Herausgeber Kontakt Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Universität Koblenz-Landau, Campus Landau Bürgerstraße 23 76829 Landau Kerstin Theilmann Tel.: 06341/906-219 Fax: 06341/906-236 Email: [email protected] /www. uni-koblenz-landau.de/ neuland/ Redaktionsteam Text: Kerstin Theilmann Fotos: Karin Hiller Text, Orga: Ina Biederbeck Neuland 3_05 Layout Theo Bender Redaktionsschluss für die nächste Neuland-Ausgabe ist zu erfragen beim Redaktionsteam. Unaufgefordert eingereichte Beiträge haben keinen Anspruch auf Veröffentlichung. Die Redaktion behält sich die Kürzung und Überarbeitung von Texten vor. Die Meinung einzelner Autorinnen/Autoren gibt nicht immer die Meinung der Redaktion wieder. Seite 4 NeuLand Akademische Feierstunde Ehrung der Absolventinnen und Absolventen der Hochschule in Landau Selbständiges wissenschaftliches Denken lernen ist wichtiger als Wissen anzuhäufen, gab Präsident Prof. Dr. Josef Klein im Rahmen seiner Glückwünsche 70 Landauer Absolventen und Absolventinnen der Hochschule bei der Akademischen Feierstunde im Festsaal in der Bürgerstraße mit auf den weiteren Lebensweg. Die vier Landauer Fachbereiche würdigten zum wiederholten Male die Diplome in Pädagogik und Psychologie sowie zwei Magister-Artium-Abschlüsse und eine Promotionen. Rund 200 Personen waren zu der Veranstaltung gekommen. Dieses kritische Denken aus dem Studium sollten die Abgänger mitnehmen, meinte Klein. Er forderte dazu auf, mit der Hochschule auch weiterhin verbunden zu bleiben und Mitglied im Alumni-Netzwerk zu werden. Angesichts der Tatsache, dass die Scheidenden der letzten Generation angehörten, die noch gebührenfrei studieren konnte, sollte es Ihnen etwas Wert sein, mit Ihrer Universität in Kontakt zu bleiben, sagte der Präsident. Dr. Gerd-Jürgen Richter, Vorsitzender des Freundeskreises, hieb verbal in dieselbe Kerbe. Netzwerke würden in der sich wandelnden Arbeitswelt helfen, Sicherheit zu geben. Sie starten heute in einen Dienstleistungsberuf in Europa, äußerte Richter. Die Europäisierung des Dienstleistungssektors bedeute mehr Konkurrenz, mehr ökonomisches Denken und ein durch mehr Leistung und Erfolg bestimmtes Berufsleben. Statisches werde in Deutschland aufgebrochen, der staatliche Schutz im Berufsleben werde zurückweichen, Neuland 3_05 so dass mehr Flexibilität gefragt sei. Wie Wissenschaft in ein paar Jahren ausgeübt wird, wird sehr viel anders sein als jetzt, stellte er eine vage Prognose. Diplom-Pädagogin Tanja Fandel und Diplom-Psychologe Bastian Sauer wagten unter dem Motto ... Und sind so klug als wie zuvor? einen Blick zurück nach vorn. Fandel sagte: Die Universität ist die höchste Stufe des Bildungssystems. Die Praxis wird zeigen, was wir gelernt haben. Sie fühle sich in etwa so wie nach dem Abitur. Man müsse sich für etwas Neues entscheiden, lebe in Ungewissheit, was die berufliche Zukunft bringe. Gibt es überhaupt Arbeitsplätze für uns?, fragte sie. Sie räumte ein, zunächst aus pragmatischen Gründen nach Landau gekommen zu sein. Inzwischen habe das Studieren hier aber Vorteile: Man kenne sich, die schöne Gegend biete einen hohen Lebensund Freizeitwert. Bastian Sauer sieht die Welt im Wandel wie niemals zuvor. Jede Generation habe ihre eigene Vorstellung von Bildung. Es müsse ein Bewusstseinswandel her. Unsere Aufgabe ist es, einen Grundstock für mehr Gerechtigkeit auf internationaler Ebene zu legen und zu bewahren. Die natürlichen Ressourcen müssen für kommende Generationen gesichert werden, forderte der Diplom-Psychologe. Die Diplome wurden von den Dekanen der Fachbereiche 5: Erziehungswissenschaften, Prof. Dr. Leonhard Blumenstock, und 8: Psychologie, Prof. Dr. Annette Schröder, überreicht. Für den Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften war Prof. Dr. Siegmar Schmidt anwesend und den Fachbereich 7: Natur- und Umweltwissenschaften vertrat Dekan Prof. Dr. Dr. Helmuth Köck. Blumenstock regte an, die DiplomPädagogen mögen sich Gedanken über eine Promotion machen. Er Seite 5 NeuLand hatte ein buntes Völkchen aus Absolvierenden, die das Studium direkt nach dem Abitur aufgenommen haben und solchen, die erst nach einer Berufsausbildung oder gar berufsbegleitend studiert haben, ausgemacht. Schmidt hatte für den Fachbereich 6: Kultur- und Sozialwissenschaften in Vertretung des Dekans lediglich einen Absolventen zu beglückwünschen. Peter Blandfort bekam seine Urkunde als Magister Artium. Unser Fachbereich leistet viel Lehrexport für andere Fächer, die eher mit dem Staatsexamen abschließen, sagte der Politikwissenschaftler. Und der DiplomStudiengang Sozialwissenschaften sei so neu, dass es noch keine Abschlüsse gebe. Schmidt beschrieb Blandfort als erfahrenen Journalisten mit langen Berufsjahren, der die studentische Arbeitsgruppe Journalismus leitete. Köck ging bei der Verleihung der Urkunde an die Sportwissenschaftlerin Sabrina Klundt auf den Magisterbegriff näher ein. Im Mittelalter sei dies der höchste Grad gewesen, sagte der Dekan des Fachbereichs 7: Natur- und Umweltwissenschaften. Humorvoll verglich er den Magister, welcher von lateinisch magis, also mehr, komme, mit dem Minister, welcher von minus, also minder, komme. Magister wurde als Lehrmeister der Wissenschaft definiert, wobei die klassischen sieben freien Künste der Antike, die septem artem liberalis, gemeint gewesen seien. Der Magister ist ein breit angelegtes Studium, das eine gute berufliche Perspektive bietet, meinte Köck. Gleichzeitig bedauerte er die derzeitige Neukonzeption des Master-Abschlusses etwas: Der Ver- lust des klassischen Magister stimmt einen traurig. Annette Schröder stellte fest, es sei schon alles gesagt worden, wollte den Absolventinnen und Absolventen aber Folgendes mit auf den Weg geben: Aus psychologischer Sicht befänden sich die Angesprochenen im Stadium eines kritischen Lebensereignisses. Das Diplom vermittle aber sehr viel Berufskompetenz und mit ihm könne man einen guten Berufsstart haben. Neben der Organisation der feierlichen Übergabe der Urkunden hatte das Alumni-Netzwerk im Freundeskreis der Universität mit Sabine Wehner eine ehemalige Studierende für einen Vortrag gewinnen können. Wehner, die in Landau Betriebspädagogik studiert hat und mittlerweile Mitarbeiterin eines großen Lebensmittelherstellers in Wien ist, freute sich sehr, wieder an ihrer Uni zu sein: Ich habe Herzklopfen. Für sie war es eine Ehre, ihre Erfahrungen aus der Zeit nach dem Studium an ihre Nachfolgerinnen und Nachfolger weiterzugeben. Die Feierstunde empfand sie als den richtigen Rahmen, um diesen wichtigen Lebens- abschnitt zu beenden: Zu meiner Zeit gab es leider keine Feier. Sie nannte den Scheidenden vier Komponenten für einen erfolgreichen Berufsweg: selbstbewusste Achtung mit Stolz auf das Erreichte, flexible Fokussierung mit Auslotung der Stärken und Talente, engagiertes Geschehenlassen, bei dem man der Phase des Berufseinstiegs die Bedeutung gibt, die sie braucht und intuitive Vernunft mit dem Mut, auch einmal aus dem Bauch heraus zu entscheiden. Hausherr Vizepräsident Prof. Dr. Roman Heiligenthal dankte Wehner für die den Absolventinnen und Absolventen Mut machende Rede. Nachdenklich und nachdenkenswert nannte er die Worte von Fandel und Sauer. Er lobte die mitreißenden Rhythmen der Jazz- Darbietungen von Jan Mischon (Schlagzeug), Matthias Kiefer (Bass), Ralf Bereswill (Piano) und Hanna Rabe (Saxophon, Flöte). Die Veranstaltung wurde von Heidemarie Komor (Alumni-Netzwerk) organisiert. Hermann Rüffel kümmerte sich um die Technik, Uwe Elig um die Ausstattung des Festsaals. Karin Hiller hat die Fotos gemacht. HENNING SCHWARZ Nach der Feierstunde lockte der Sektempfang auf die Terrasse. Neuland 3_05 Seite 6 NeuLand Gewalt an Schulen ist Thema in Lehrerausbildung Eine zierliche junge Frau steht inmitten eines Kreises von rund 40 Leuten. Ein Mann versperrt ihr den Weg und pöpelt sie mit lauter Stimme an. Zuerst ganz leise, doch dann immer lauter vernimmt man die Stimme der jungen Frau. Sie ruft: Lass mich in Ruhe! Hör auf!. Der Mann ist zufrieden: Das hast du schon ganz gut gemacht. Der Mann heißt Stefan Werner und ist Antigewalttrainer. Die junge Frau ist Lehramtsstudentin und Teilnehmerin eines Antigewalttrainings. Seit drei Jahren bieten Dr. Elke Moning vom Institut für Allgemeine Didaktik und Stefan Werner für Lehramtsstudierende Trainings an, in denen diese im Umgang mit Konflikten an Schulen sensibilisiert und vorbereitet werden. Ein Lehrer von heute muss weitaus mehr als nur eine gute Lehrkraft sein. Seine Handlungskompetenz hängt von hoher Fach-, Methoden-, Sozialund Persönlichkeitskompetenz ab. Heute muss ein Lehrer auch Tätigkeiten eines Sozialarbeiters übernehmen, erklärt Didaktikerin Moning, die selbst mehrere Jahre Didaktikerin Dr. Elke Moning coacht ein Rollenspiel, in dem Studierende eine Konfliktsituation simulieren. als Lehrerin tätig war. Das Antigewalttraining ist der Praxisteil des Seminars Gewaltursachen und Gewaltprävention in der Schule, das Moning sehr erfolgreich anbietet. Die Kurse sind stets ausgebucht, denn die Studierenden haben ein starkes Bedürfnis, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen. Die Rückmeldungen der Teil- Antigewalttrainer Stefan Werner gibt anschaulich Tipps für den Schulalltag. Neuland 3_05 nehmer seien durchweg positiv, Ängste vor Gewaltkonfrontation in Schulen konnten abgebaut werden. Immer wieder werde sie von Lehrern aus der Praxis angesprochen, die beispielsweise Probleme mit hoch aggressiv auffälligen oder rechtsradikal eingestellten Schülern hätten und die von den Antigewaltseminaren an der Uni gehört hätten, so Moning. Auch bei Lehrerfortbildungen ist die Frage nach dem richtigen Umgang mit auffälligen Schülern immer wieder ein Thema. Im Seminar und bei den Trainings geht es nicht nur um Gewalt im engeren Sinne. Das Thema Konflikt birgt vielfältige Aspekte in sich: So können bereits im Unterricht schwätzende Schüler oder ein Schüler mit Problemen den Lehrer Seite 7 NeuLand in eine Konfliktsituation bringen. Und so gibt Trainer Werner seinem Auditorium zahlreiche praktische Tipps an der Hand: Wichtig für das tägliche Überleben im Klassenzimmer sei ein souveränes und authentisches Auftreten. Sein Rezept: eine sichere und dynamische Körpersprache. Kinder wollen Lehrer, die Power haben und Vorbilder sind, weiß Werner. Auch sollte ein Lehrer ein breites Portfolio an Interventionsmöglichkeiten haben, um Störenfriede zur Ruhe zu be- kommen. Euer Verhalten sollte abgestuft und nicht immer berechenbar sein. Ganz wichtig sei auf alle Fälle, sich bei Konflikten in die Person einzufühlen. Euer Schüler darf das Gesicht nicht verlieren und ihr müsst ihn auf der Ebene ansprechen, auf der er sich befindet. Entsprechende Situationen konnten die Seminarteilnehmer direkt in Rollenspielen umsetzen und versuchen, das Gehörte gleich praktisch anzuwenden. Die gelun- gene Kombination aus Theorie und Praxis war es auch, die nach Aussagen der Studierenden bei den Teilnehmern sehr gut ankam. Insgesamt war das Feedback auf das Training sehr positiv. Die Rückmeldungen reichten von der Überzeugung, mehr Sicherheit im Umgang mit aggressiven Jugendlichen bekommen zu haben bis hin zu der Ansicht, dass das Training das Beste und Sinnvollste der gesamten Studienzeit gewesen sei. Zu Gast bei: Joshua Fishman Zum 30. LAUD-Symposium, das im April des vergangenen Jahres in Landau tagte, war ein großer Name zu Gast: Professor Joshua Fishman (rechts), Begründer der Sprachsoziologie. Während dieses Symposiums hatten der Landauer Anglist, Professor Dr. Martin Pütz (links), und vier Kollegen der New Yorker Columbia Universität die Idee, diesen international renommierten Wissenschaftler anlässlich seines 80. Geburtstages im kommenden Jahr mit einer Festschrift zu würdigen. Darin soll es neben wissenschaftlichen Beiträgen auch bislang Unbekanntes über Fishman zu lesen geben. Gemeinsam mit der Soziolinguistin Prof. Dr. Nancy Hornberger führte Pütz im Mai ein mehrstündiges Gespräch mit Fishman, in dem eine Vielzahl interessanter Episoden seines Lebens zur Sprache gekommen sein sollen. Neuland 3_05 Seite 8 NeuLand Transatlantische Forschungskooperation Die Landauer Anglistik will künftig mit dem Teachers College der New Yorker Columbia Universität kooperieren Eine vielversprechende Kooperati- sität würde Landau laut Pütz einen on mit dem Teachers College der überaus starken Partner gewinnen: New Yorker Columbia Universität Die Columbia Uni wurde bereits steht kurz vor dem Abschluss, so der Landauer Anglist Prof. Dr. Martin Pütz nach Gesprächen in New York mit der Direktorin des Department of International and Transcultural Studies, Professor Ofelia García. Eine solche Kooperation würde nicht nur Forschungsprojekte umfassen, sondern auch einen Studierendenaustausch vorsehen. Das Teachers College bietet ausgezeichnete Lehrangebote und Forschungsmöglichkeiten für Bibliothek der Columbia University unsere Studierenden, bekräftigt Prof. Pütz vom Institut für 1754 gegründet und zählt zu den Anglistik, Initiator der Kooperati- ältesten und renommiertesten Bilon. Das Teachers College ist ein dungsinstitutionen der USA. Sie An-Institut der Columbia Universi- gehört ebenso wie die anderen Elität, das ausschließlich bereits gra- te-Unis Princeton , Yale, und Harduierte Studierende ausbildet und vard zur so geDissertationen im Bereich Multinannten Ivy-Lealingualismus, Sprachpolitik und gue. Sprachplanung vergibt. In der Mit der Columbia ForUniver- Neuland 3_05 schung soll Landau künftig in einem bereits am Teachers College etablierten wissenschaftlichen Projekt mitarbeiten, das sich mit Aspekten des Sprachkontakts und des Sprachkonflikts in den USA befasst. Geplant ist die Ausweitung des Projektes auf sprachpolitische und sprachplanerische Probleme in anglophonen Staaten Afrikas, worüber die Landauer Linguisten Pütz und Dr. Birgit Smieja seit Jahren lehren, forschen und publizieren. Die Kooperation soll schnellstmöglich offiziell besiegelt werden, so, laut Pütz, der Wunsch beider Seiten. Landauer Studierende hätten dann die Möglichkeit, Dissertationsprojekte in New York durchzuführen. Seite 9 NeuLand Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt, die Kunst ihre Seele Uni verabschiedet Kunstprofessor Dr. Volker Herzner mit Ausstellung in den Ruhestand Prof. Dr. Volker Herzner ist sichtlich bewegt. Ich bin ganz überwältigt, dass ich kaum Worte finde. Grund dafür ist die Emeritierungsfeier, die Initiator Professor Dr. Diethard Herles zu Ehren seines Kollegen Herzners gemeinsam mit Dozenten und Studierenden des Instituts für Kunstwissenschaft und Bildende Kunst auf die Beine gestellt hat. Zahlreich waren die Gäste der Einladung zur Feier ins Frank-Loebsche-Haus gefolgt, die gleichzeitig auch Eröffnung der Ausstellung Volker Herzner zu Ehren war. Bis zum 8. August konnten Interessierte die Bilderschau betrachten, die den Kunstwissenschaftler zum Thema hat. Ausgangspunkt für die 12 Kunstwerke waren ein Porträtfoto von Herzner, das vergrößert auf Papier ausgedruckt wurde. Diese Vorlagen bearbeiteten Studierende und Dozenten des Instituts ganz individuell mit verschiedenen Techniken von Acrylmalerei über Zeichnungen bis hin zu Druck und betteten Herzner somit in seine ganz persönliche Umwelt, seine Interessen und sein Leben ein. Mit dem Weggang Herzners verliere das Institut die Idealbesetzung für die kunsthistorische Professur, bekräftigt Künstler Herles in seinem Einführungsvortrag zur Ausstellung. Nicht nur die Studierenden haben viel bei Herzner gelernt. Auch ich denke gerne an die Exkursionen mit dir, an denen ich selbst Lernender war, beteuert Herles. Herzner habe stets gelehrt, analytisch und distanziert Kunst Neuland 3_05 Prof. Dr. Diethard Herles (links) führt Prof. Dr. Volker Herzner durch die ihm gewidmete Ausstellung. zu begreifen, diese aber dennoch emotional zu sehen. So sei für Herzner immer wichtig gewesen, vom Werk auszugehen und das Wissen darauf anzuwenden. Nie habe er von seinen Studierenden nur das Wiederkäuen von Gelerntem gefordert. Wie ein derartiger Zugang zum Werk aussieht, ließ Herles seinen Kollegen Herzner vor der Festgesellschaft in einer mündlichen Prüfung an einem Kunstdruck simulieren. Denn er wolle ihn mit dessen eigenen Ansprüchen zum Prüfling machen. Mit im Gepäck hatte Herles eine mündliche Prüfungsmitschrift, die als Gästebuch Seite 10 NeuLand Das Bläser-Ensemble des Instituts für Musikwissenschaft und Musik. fungierte. Das Publikum war begeistert von Herzners Ausführungen aus dem Stehgreif und zollte ihm mit anhaltendem Beifall großen Respekt. Abgerundet wurde die Auslegung von Herles, der das Werk musikalisch mit einem virtuosen Panflöten-Vorspiel interpretierte. Die Wissenschaft ist der Verstand der Welt, die Kunst ihre Seele. Mit diesen Worten des russischen Schriftstellers Maxim Gorki könne man Herzner trefflich beschreiben, so Vizepräsident Professor Dr. Roman Heiligenthal. Denn er vereine beides Verstand und Seele in einer Person. Heiligenthal zeigte auf, über welche interessanten Kunstpfade der Kunstwissenschaftler Herzner den Weg nach Landau gefunden habe. Geboren wurde er 1940 in der Kunststadt Leipzig. Nach einem Bauingenieursstudium führte ihn der Weg nach Wien, wo Herzner Kunst studierte. Danach war er fünf Jahre, von 1969 bis 1974, in der europäischen Kunstmetropole Florenz am Kunsthistorischen Institut tätig. Von 1974 bis 1994 arbeitete er an der Universität Karlsruhe, an der er 1980 die Habilitation ablegNeuland 3_05 te. Im November 1994 führte ihn sein Weg schließlich ins südpfälzische Landau, das sich mit seinen Kunstdenkmälern und historischen Gebäuden sicherlich gut in seinen Kunstpfad einreihe, so Heiligenthal. Ich bin froh darüber, dass Volker Herzner vor elf Jahren nach Landau kam. Mit ihm habe die Uni auch in kunsthistorischen Kreisen ein Renommee erlangt, werde doch die alle zwei Jahre stattfindende Staufertagung seit dieser Zeit in Landau ausgetragen, zu der Wissenschaftler aus aller Welt in die Südpfalz anreisen. Bürgermeister Hans-Dieter Schlimmer, Kulturdezernent der Stadt Landau, freute sich sehr, dass die Ausstellung anlässlich der Emeritierung eines Universitätsprofessors den Weg ins Frank-LoebscheHaus gefunden habe. Eine Veranstaltung wie diese sei wichtig, um die Bedeutung der Uni für die Stadt hervorzuheben. Für die musikalische Umrahmung sorgten neben dem Bläser-Ensemble des Instituts für Musikwissenschaft und Musik die Kunststudierenden selbst: Anne-Barbara Knerr trug ein altfranzösisches Lied vor, begleitet von Michael Faber an einer mittelalterlichen Drehleier, Kathrin Wetzel und Sabine Herzog beeindruckten durch die Songs Wonderful World und Youve got a friend, die sie a capella sangen. Ehrenperson des Abends, Prof. Dr. Volker Herzner, interpretiert aus dem Stehgreif ein Gemälde. Seite 11 NeuLand Pionier der Interkulturellen Bildungsarbeit Professor Dr. Hans Reich in den Ruhestand verabschiedet Seine Arbeit ist sein Leben. Mit diesem kurzen Satz treffen die Mitarbeiter von Prof. Dr. Hans Reich ins Schwarze. Unermüdlich wirkte Reich über 35 Jahre, um der Interkulturellen Bildung den angemessenen Stellenwert in der Bildungsarbeit zu verschaffen. Den von Kollegen hoch geschätzten und bei Studierenden sehr beliebten Reich verabschiedete die Uni mit einer Akademischen Feierstunde im Juni offiziell in den Ruhestand. An den Landauer Campus kam der in Speyer geborene Reich im Juli 1979. Davor hatte er neun Jahre eine Professur für Deutsche Sprache und Literatur an der Pädagogischen Hochschule Neuss inne. Bereits in den 70er Jahren fing Reich an, sich mit Fragen der Migration, der Zwei- und Mehrsprachigkeit sowie der Interkulturellen Pädagogik zu beschäftigen. Und war somit einer der ersten Wissenschaftler in Deutschland, der Probleme der sprachlichen und kulturellen Integration der damaligen Gastarbeiterkinder in deutschen Schulen erkannte. Wegweisend war in dieser Zeit ein Modellversuch zum Unterricht mit ausländischen Kindern, den er mit Kollegen der Uni Essen startete. Das Ergebnis: Migrantenkinder und -jugendliche bringen andersartige sprachliche, kulturelle und soziale Hintergründe mit in die Schule und so plädierte Reich Deutsch als Fremdsprache müsse als neuer und eigener Lernbereich in den Schulen angenommen werden. Neuland 3_05 Diese Erkenntnis prägte die weitere Arbeit von Reich: So forderte er schon früh eine spezifische Ausbildung der Lehrer, um die neuen Herausforderungen meistern zu können. Mit seinem Ruf nach Landau erweiterte Reich den sprachlichen Ansatz um die interkulturelle Perspektive. Denn er vertrat schon früh die Ansicht, dass eine schulische und außerschulische Integration von Migranten nach mehr verlange als dem Erlernen der deutschen Sprache. An der Uni Landau Prof. Dr. Hans Reich konzipierte er Studienmöglichkeiten für Lehrer, Diplom-Pädagogen und Diplom-Sozialwissenschaftler, zur Qualifizierung für Tätigkeiten in späteren Arbeitsfeldern der Interkulturellen Pädagogik und des Deutschen als Fremdsprache. Nachhaltig habe er sich für eine breite Akzeptanz und für den nötigen Stellenwert der Interkulturellen Bildung am Campus Landau eingesetzt, so seine Mitarbeiter. Auf eine Person wie Hans Reich trifft man heutzutage nur noch selten. Er beherrsche sein Fach in einer ungewöhnlichen Breite, könne sich auf die unterschiedlichen Zielgruppen (vom Kindergarten bis hin zur Erwachsenenbildung) problemlos einstellen und weise eine großes Portfolio an Forschungsschwerpunkten auf. Dabei habe er die Interkulturelle Bildung nie losgelöst gesehen, sondern es immer verstanden, die mit seinem Fach eng verbundenen Disziplinen wie die Sprachwissenschaft, Pädagogik, Soziologie oder Fremdsprachendidaktik in seine Arbeiten mit einzubeziehen. Reich ist als Experte seit vielen Jahren im ganzen Bundesgebiet und über die Grenzen hinaus gefragt. Forschungen zur Bildung von Migranten führte er europaweit durch. Enge Beziehungen pflegt er zu Einrichtungen in der Türkei, der Schweiz, Holland, Österreich und Frankreich. Seit einigen Jahren liegt einer seiner Forschungsschwerpunkte im Bereich der Analyse des Sprachstandes von zweisprachigen türkischen Schul- und Kindergartenkindern in Hamburg. Dass mit seiner Emeritierung die inhaltliche Arbeit keinesfalls aufhört, steht für Reich selbst und für alle, die ihn kennen, außer Frage. Der stärkste Beweis dafür ist zur Zeit sein großes Engagement im Rahmen der Umsetzung der neuen Lehrerbildung am Landauer Campus ein Einsatz in einer veränderten Schul- und Bildungslandschaft, wie sie in den letzten 30 Jahren entstanden ist und die von Reich mit gelebt und gestaltet wurde. Seite 12 NeuLand Universitätspräsident legt seinen Jahresbericht 2004 vor Die Universität Koblenz-Landau ist 2004 auf vielen Feldern ein gutes Stück vorangekommen, so lautete das Fazit von Universitätspräsident Prof. Dr. Josef Klein, als er seinen Jahresbericht 2004 vorlegte. Seit langem weise sie mit die kürzesten Studienzeiten in Deutschland auf. Das sei 2004 besonders deutlich geworden. Nach Einführung von Studienkonten und Langzeitstudiengebühren in Rheinland-Pfalz wären von annähernd 11.000 Studierenden in Koblenz und Landau weniger als 200 davon betroffen gewesen. Im Hochschul-Ranking 2004 des Centrum für Hochschulentwicklung sei es den Erziehungswissenschaften und der Psychologie gelungen, mit zweiten und fünften Positionen Spitzenplätze unter den etwa fünfzig deutschen Universitäten, die diese Fächer anbieten, einzunehmen. Das Zentrum für Fernstudien und universitäre Weiterbildung (ZFUW) in Koblenz habe 2004 erstmals die weiterbildenden Studiengänge Gesundheitsmanagement und Energiemanagement angeboten, die zum Abschluss Master of Science führten. Weiter vorangetrieben wurde landesweit die Reform der Lehrerbildung, die für das Profil der Universität Koblenz-Landau von besonderer Bedeutung ist, da fast die Hälfte unserer Studierenden für einen der Lehramtsstudiengänge eingeschrieben ist, so Klein. Die geplante Gründung des Zentrums für Lehrerbildung fand im Februar 2005 statt. Neuland 3_05 Einen erheblichen Motivationsschub hätten die Bemühungen zur Profilbildung in der Forschung durch die Möglichkeiten, die das 2004 konzipierte rheinland-pfälzische Hochschulsonderprogramm Wissen schafft Zukunft bietet, erhalten. Projektgruppen aus al- len acht Fachbereichen der Universität hätten Anträge zur Einrichtung von Forschungsschwerpunkten erarbeitet. Wichtige Partner der Universität bei der Akquise nichtstaatlicher Mittel seien die Freundeskreise der Universität in Koblenz und Landau, betonte Klein. So gehe die in Gründung befindliche Koblenzer Universitätsstiftung auf eine Initiative des Koblenzer Freundeskreises zurück. Anvisiert werde ein anfänglicher Kapitalstock von etwa 400.000 Euro. Mit dessen jährlichen Erträgen sollen Projekte der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit am Campus Koblenz gefördert werden. Auch in Landau könne das Net-Working Erfolge verbuchen. So seien 2004 die notwendigen Zusagen für die Einrichtung einer Stiftungs-JuniorProfessur von der Sparkasse Südliche Weinstraße, der Energie Südwest und der Leadership-Kulturstiftung Landau gegeben worden. Diese Professur solle ihren Schwerpunkt in der DemografieForschung haben, einem Thema, dessen gesellschaftliche Relevanz angesichts der Veränderung in der Altersstruktur der Bevölkerung geradezu dramatisch an Bedeutung gewinne. Nach eingehender Prüfung sei die Universität Koblenz-Landau 2004 mit dem Grundzertifikat zum Audit familiengerechte Hochschule der Hertie-Stiftung ausgezeichnet worden, berichtete der Universitätspräsident. Die Universität beabsichtige mit der Zertifizierung, ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung nachzukommen, die Vereinbarkeit zwischen Studium bzw. Beruf und Familie zu gewährleisten und zu verbessern. Premiere hatte im Sommersemester 2004 die Kinderuniversität. Ihre zwölf Veranstaltungen in Koblenz und Landau wurden von mehr als 2.500 Kindern besucht. Nach diesem überwältigenden Auftakt haben wir sofort beschlossen, dieses Projekt fortzuführen, erklärte Klein. Die Kinderuniversität 2005 war mit voll besetzten Reihen erneut ein voller Erfolg. BERND H EGEN Seite 13 NeuLand Landauer Kinder-Uni mobilisierte Scharen Über 700 Teilnehmer Neue Kinder-Vorlesungen voraussichtlich wieder im kommenden Sommer Mit einer feierlichen Diplomfeier endete Ende Juni die diesjährige Landauer Kinder-Uni: Über 700 Kinder zwischen acht und zwölf Jahren besuchten die in diesem Sommer angebotenen Kinder-Vorlesungen. Ein toller Erfolg, wie Uni-Vizepräsident Prof. Dr. Roman Heiligenthal betonte. Es freue ihn, dass dieses Angebot, das auf einer Initiative des Landes Rheinland-Pfalz basiert, auf so breite Resonanz stoße. Nicht nur würden Kinder auf kindgerechte Weise an wissenschaftliche Themen herangeführt und für ein späteres Studium sensibilisiert. Sondern auch sei die Uni durch diese Veranstaltungen stark mit Stadt und Region verbunden. Dr. Christine Eichhorn führte die Kinder in die Geheimnisse der Säuren und Basen ein. ments der Wissenschaftler durchführen. Vier Veranstaltungen standen ursprünglich auf dem Programm. Nach dem großen Ansturm 48 Stunden, nachdem das An- meldeformular online stand, waren die Veranstaltungen bereits ausgebucht waren die Dozentinnen gleich zu Zusatzveranstaltungen bereit. Stolze Kinder-Uni-Absolventen Rund 280 Kinder kamen zur Feier, um das Landauer Kinder-Diplom von Vizepräsident Roman Heiligenthal, Studienberaterin Ursula Sitt und Alumni-Referentin Heidemarie Komor entgegen zu nehmen. Ein herzliches Dankeschön sprach Heiligenthal den diesjährigen Dozentinnen aus. Kinder-Vorlesungen könne die Uni schließlich nur Dank des außerordentlichen EngageMit Stimmkarten konnten die Kinder ihre Meinung kund tun. Neuland 3_05 Seite 14 NeuLand Ein breites Themenspektrum hatten die Dozentinnen für die Kinder vorbereitet: In die Bedeutung des Lateinischen für viele Sprachen der Welt führte Dr. Birgit Smieja die Kinder mit tatkräftiger Unterstützung von Muttersprachlern ein. Dr. Christine Eichhorn zeigte in ihrer Vorlesung Sauer macht auch bunt mit vielen Experimenten die Zusammenhänge zwischen Säuren und Basen. Mit welchen Tricks die Filmindustrie arbeitet erklärten Diplom-Pädagogin Ina Biederbeck und DiplomPsychologin Ines Vogel. Als Tierforscher unterwegs im Zoo waren die Kinder gemeinsam mit Dr. Gudrun Hollstein und Zoopädagogen der Zooschule und konnten durch Beobachten Vieles über Tiere lernen. Erstmals in diesem Jahr bot die Uni gemeinsam mit der Rheinpfalz, dem Landauer Offenen Kanal und der Landeszentrale für Medien und Kommunikation in Ludwigshafen Kindern die Möglichkeit, als Kinderreporter tätig zu werden. Für ihre Tätigkeiten überreichten Thorsten Kornmann von der Rheinpfalz und Medienpädagogin Daniela Naab ihren Teams Urkunden. Elf Kinder schrieben Texte über ihre Eindrükke und Erlebnisse für eine Zei- Ich bin überzeugt, dass wir im kommenden Sommer wieder eine Kinder-Uni anbieten können, bekräftigt Heiligenthal. Die ersten Wissenschaftler haben bereits Interesse bekundet, eine Vorlesung zu halten. Allerdings müssen wir damit rechnen, dass die KinderUni durch Mundpropaganda noch bekannter und der Ansturm dadurch noch größer werden wird. Deshalb wird das OrgaTeam in den kommenden Monaten überlegen müssen, wie es diesen Ansturm am effektivsten und zur bestmöglichen Zufriedenheit aller Beteiligten wird bewältigen können. tungsseite in der Rheinpfalz. Zwölf Kinder drehten unter Anleitung von Daniela Naab Aufnahmen für einen Film, der am 8. und 12. September im Offenen Kanal gesendet werden soll. TV-Kinderreporter im Einsatz. Neuland 3_05 Seite 15 NeuLand Meister des Denkens und Schließens Hochbegabte Mathe-Schüler durchlaufen Intensivprogramm am Campus Landau Sie sehen aus wie ganz normale junge Menschen. Und doch sind sie besonders: 27 in der Mathematik hochbegabte Schülerinnen und Schüler aus der 10. Klasse besuchten drei Tage lang den Landauer Campus, um sich intensiv mit mathematischen Themen auseinander zu setzen. Mit von der Partie waren drei Schüler aus Kairo, die dort eine der drei deutschen Schulen besuchen. Gegen 3.800 Konkurrenten aus 135 von 155 rheinland-pfälzischen Gymnasien sowie drei deutschen Schulen in Kairo haben sich die Sieger in einem dreistufigen Auswahlverfahren durchgesetzt. Und dabei mussten sie nicht nur Leistung, sondern auch Ausdauer beweisen. Vor zwei Jahren startete der rheinland-pfälzische Landeswettbewerb Mathematik mit einem Klausurwettbewerb. Ein Jahr später folgte eine weitere Auswahlrunde mit nur noch 500 Teilnehmern, bei der es eine Hausarbeit anzufertigen galt. Noch im selben Jahr folgte eine mündliche Prüfung der bis dahin durchgekommenen 90 Teilnehmer. Organisiert und betreut wurde der Aufenthalt der auserwählten 27 Mathe-Genies von Gisela Biederbick, Oberstudienrätin am Landauer EduardSpranger-Gymnasium. Drei Tage lang beschäftigten sich Professor Dr. Gunter Dufner, geschäftsführender Leiter des Instituts für Mathematik, sein Kollege Prof. Dr. Engelbert Niehaus und Diplom-Mathematikerin Ulrike Dreyer mit Rheinland-Pfalz besten Neuland 3_05 Die Sieger des Landeswettbewerbs Mathematik beschäftigten sich am Campus Landau unter anderem mit der Unendlichkeit. Mathe-Schülern. Dabei standen die Themen Unendlichkeit, Kryptologie sowie Neuronale Netze auf dem Programm. Die Wissenschaftler zeigten sich begeistert von der jungen, hochbegabten Schülergruppe: Die Gruppe hatte durchweg eine phantastische Auffassungsgabe, bekräftigt Mathematiker Dufner. Auch bei den jungen Mathe-Talenten traf das Programm voll ins Schwarze: Die Schülerinnen und Schüler waren rundum begeistert von den eigens für sie konzipierten Veranstaltungen, in denen sie endlich gefordert wurden, berichtet Organisatorin Biederbick. Die meisten Teilnehmer haben sich sogar persönlich bei mir bedankt, was in dieser Altersgruppe eher selten ist. Auch wurden Kontakte unter Gleichgesinnten geknüpft. Gerhard Weber, begleitender Lehrer der Delegation aus Kairo hat zu einem Besuch in Ägypten im kommenden Jahr eingeladen. Ein Beispiel dafür, dass Mathematik auch über die Landesgrenzen hinaus verbinden kann. Seite 16 NeuLand Hören und Zuhören im Kindergarten das Ohrenspitzer-Kita-Projekt Im Mai 2004 startete am Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter des Campus Landau das von der Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest finanzierte Ohrenspitzer-KitaProjekt, mit dem Ziel, Erzieherinnen bei der Gestaltung und Durchführung von Hörräumen und Hörangeboten zu bestimmten Themengebieten zu unterstützen und zu beraten. In diesem Sommersemester überreichten die Projektorganisatoren die aus der Zusammenarbeit entwickelten Materialien an die Kindertagesstätten. Die Fähigkeit, zuhören zu können ist eine wichtige Voraussetzung dafür, an großen Teilen des Kulturund Soziallebens unserer Gesellschaft teilhaben zu können. Ohne diese Fähigkeit fallen Spracherwerb, Aufmerksamkeitssteuerung und Kommunikation schwer, so Prof. Dr. Gisela Kammermeyer, die das Projekt zusammen mit Dr. Susanna Roux und Dipl.-Päd. Verena Metzler im Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter am Campus Landau durchführt. Ziel des durch die Stiftung MedienKompetenz Forum Südwest finanzierten Projekts ist, das Hören und Zuhören im Kindergarten durch spielerische Angebote bereits bei jungen Kindern zu fördern. Sechs Einrichtungen in RheinlandPfalz und Baden-Württemberg beteiligten sich an dem Projekt und integrierten in kindgerechter Form Hörerfahrungen in den Alltag der Kinder. In Zusammenarbeit mit Studierenden und Praktikerinnen Neuland 3_05 erarbeiteten die Wissenschaftlerinnen ein Hör- und Zuhörkonzept, integrierten Erfahrungen der Erzieherinnen, Eltern und Kinder und stellten darauf aufbauend entsprechende Hörkisten mit geeigneten Materialien zur Hörförderung zusammen. In den Hörkisten finden sich beispielsweise Kartenspiele zur Förderung der phonologischen Bewusstheit, ein Ohrmodell, Stimmgabeln zur Nutzung im Rahmen von Hörexperimenten, CDs mit Alltagsgeräuschen oder Geschichten, Anleitungen für Hörspiele, themenbezogene Bilderbücher für Kinder sowie Fachbücher für Erzieherinnen und noch viele weitere Materialien. Das Projekt hat jedoch nicht nur die Hörkisten hervorgebracht. In den Kindertagesstätten wurden auch Hörzimmer oder -ecken eingerichtet Plätze, an denen sich Kinder in Ruhe und ohne Ablenkung dem Hören widmen können. Die Resonanz auf das Projekt in den beteiligten Einrichtungen durch Erzieherinnen und Kinder ist nach der einjährigen Projektphase überwiegend positiv. Die Kinder haben sich gerne und intensiv mit den Materialien auseinandergesetzt Prof. Dr. Gisela Kammermeyer übergibt die Hörkiste an eine Erzieherin. und die Erzieherinnen sind nach eigener Aussage sensibler für die Thematik geworden. Ziel ist nun, die Materialien systematisch zu erproben und gegebenenfalls weiter zu entwickeln. Weitere Informationen zum Projekt gibt es online unter www.ohrenspitzer.de. Kontakt: Universität Koblenz-Landau Campus Landau Ohrenspitzer-Kita-Projekt Dipl.-Päd. Verena Metzler August-Croissant-Straße 5 76829 Landau Tel. : 06341-990148 E-Mail: [email protected] I NA BIEDERBECK Der Inhalt der Kisten wird neugierig unter die Lupe genommen. Seite 17 NeuLand Mythos Staufer : Tagung am Campus Landau Vom 1. bis 3. Juli fand zum fünften Mal die Staufertagung am Campus Landau der Universität KoblenzLandau statt. Dem Mythos der Staufer galt in diesem Jahr das Interesse der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die aus aller Welt in die Südpfalz angereist waren. Die Landauer Staufertagung ist bundesweit die einzige Tagungsreihe zu diesem Thema und nach Aussagen der Organisatoren in Landau, inmitten des damaligen staufischen Kernlandes, bestens aufgehoben. Alle zwei Jahre veranstalten das Institut für Kunstwissenschaft und das Historische Seminar der Landauer Uni in Kooperation mit der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Speyer diese große Tagung. Um den Staufer-Mythos zu beleuchten, standen im Mittelpunkt der Tagung verschiedene Arten der Mythosbildung sowie verschiedene Epochen, in denen das StauferGeschlecht mythisiert wurde. Einen Schwerpunkt bildete Castel del Monte, einer der schönsten und geheimnisvollsten Bauten des Mittelalters. Während der gesamten Tagung war eine dreidimensioNeuland 3_05 nale Computervisualisierung dieses Monuments zu sehen, die an der Universität Darmstadt entstanden ist. Der Mythos der Staufer ist keineswegs nur im 19. Jahrhundert und in der wilhelminischen Zeit zu finden. Die Mythisierung des Geschlechts beginnt bereits in der Stauferzeit selbst. Die Auseinandersetzung mit dem staufischen Erbe fand bereits in der Anjou-Zeit in Süditalien, in der Ausmalung der Würzburger Residenz oder der Ausstattung des Schlosses von Caserta statt. Die Mittelalterforschung im 19. Jahrhundert beschäftigte sich unter unterschiedlichen konfessionellen Voraussetzungen mit der mittelalterlichen Geschichte. Im 20. Jahrhundert wurden die Staufer politisch vielfältig instrumentalisiert. Bauten wie Castel del Monte gerieten ikonographisch-ideologisch immer stärker ins Blickfeld, ungeachtet nahezu gleichzeitig einsetzender bautechnischer Untersuchungen. Auf der Tagung wurden die Tagungsbände von 1999 und 2001 der Öffentlichkeit präsentiert. Reges Interesse rief die dreidimensionale Computervisualisierung von Castel del Monte hervor. Seite 18 NeuLand Stadt und Uni tanzen in Festhalle Rund 250 Gäste folgten der Einladung des Freundeskreises zum 3. Landauer Universitätsball in der Jugendstil-Festhalle, die beschwingt durch einen sommerlichen Sektempfang auf der Dachterrasse bis in die frühen Morgen- stunden tanzten. Der Ball sei eine gelungene Verbindung zwischen Uni und Stadt und habe sich mittlerweile zu einem gesellschaftlichen Event der Stadt etabliert, bekräftigte OB Dr. Christof Wolff in seinem Grußwort. Diese Bindung spiegelte sich in dem vom Publi- Neuland 3_05 kum begeistert aufgenommenen Rahmenprogramm wieder: Die Essinger Juggling Jokers fesselten die Ballgäste mit einer dynamischen und akrobatischen Jonglage-Nummer. In ihren Bann zogen das Publikum die amtierenden reinland-pfälzischen Vizelandesmeister, Thilo Poetzsch, Absolvent der Landauer Uni, und seine bezaubernde Partnerin Silke Schulder mit einer ausdrucksstarken und gefühlvollen Latein-Show. Wenig Begeisterung rief die Band Supernova hervor, die sich weniger mit mitreißender Musik als mit ausge- dehnten Pausen und schiefen Tönen verdient machte. Allerdings hatte Supernova nach den mitreißenden Auftritten mit den Amorados der vergangenen zwei Jahre ein schweres Erbe anzutreten. Seite 19 NeuLand Sich um Uni-Standort Landau verdient gemacht Universitätsprofessor und langjähriger Vizepräsident Gerhard Fieguth geht in Ruhestand Nach rund vier Jahrzehnten Forschungs- und Lehrtätigkeit wurde Professor Dr. Dr. h.c. Gerhard Fieguth zum Ende des Sommersemesters emeritiert. Im Rahmen einer akademischen Feier verabschiedete die Universität Koblenz-Landau den Wissenschaftler, der sich als Vizepräsident zehn Jahre lang für den Standort Landau verdient gemacht hat. An den Landauer Campus kam der 1937 in Reichandres bei Danzig geborene Fieguth 1978. Über viele Jahre hat er sich neben seiner Tätigkeit als Forscher und Lehrender in der Hochschulverwaltung verdient gemacht: Mehrfach als Geschäftsführender Leiter des Instituts für Germanistik, viele Jahre als Dekan und von 1990, dem Gründungsjahr der Universität KoblenzLandau, bis 2000 steuerte er als Vizepräsident die Belange des Campus. Laut Angaben der Universität war Fieguth maßgeblich daran beteiligt, dass die Landauer Uni heute eine sehr gute Adresse und ein wichtiger Standortfaktor in der Region ist. Bevor der Literaturwissenschaftler dem Ruf nach Landau folgte, studierte er Germanistik, Geschichte, Philosophie und Pädagogik an den Universitäten Mainz, Frankfurt am Main und Berlin. Im Zuge seiner Doktorarbeit untersuchte er die weitgehend unbekannten und nur im Marbacher Literaturarchiv zugänglichen großen Aphorismensammlungen des Schriftstellers Jean Paul. 1966 promovierte er zum Doktor der Philosophie und Neuland 3_05 legte gleichzeitig das Staatsexamen für das Lehramt an höheren Schulen ab. 1968 folgte das zweite Staatsexamen. Nach dreimonatiger Zeit als Studienassessor am staatlichen Gymnasium in Mün- Prof. Dr. Dr. h.c. Gerhard Fieguth senschaft und der interkulturellen, interdisziplinären Literaturwissenschaft. Auch während der Zeit als Vizepräsident forschte und publizierte er mit fachlich breitem Interesse weiter. Von Goethe über Döblin bis Karl Kraus und Herrmann Broch, von der Bedeutung der Toleranz in der Deutschen Literatur bis hin zu Nationalcharakteren reichen die Aufsätze. Er ist Mitherausgeber der seit 2003 erscheinenden Landauer Schriften zur Kommunikations- und Kulturwissenschaft. Viele Jahre wirkte Fieguth völkerverbindend: Unermüdlich hat er sich um Wissenschaftskontakte in Länder des ehemaligen kommunistischen Ostblocks verdient gemacht, insbesondere nach Polen zur Partnerhochschule in Czestochowa und zum russisch-sibirischen Kemerovo. Als Anerkennung dieser besonderen Leistung wurde ihm im Jahr 1997 von der Staatsuniversität Kemerovo der Titel eines Ehrendoktors verliehen. stermaifeld ging er 1968 als Wissenschaftlicher Assistent an das Deutsche Institut der Universität Mainz, wo er bis zu seiner Habilitation 1972 tätig war. Anschließend erhielt er den Ruf auf eine außerordentliche Professur für Neuere deutsche Literatur und Fachdidaktik Deutsch an der Abteilung Worms der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule Rheinland-Pfalz. Bei aller Vielfalt in Forschung und Lehre hat sich Fieguth von Beginn an mit besonderer Energie zwei Arbeitsgebieten zugewandt: Der Neueren deutschen LiteraturwisSeite 20 NeuLand Von Wohngemeinschaften und Sammlerleidenschaften Studierende lernen Grundlagen der Journalistik Die folgenden fünf Beiträge in dieser Neuland-Ausgabe wurden von St u d i e r e n d e n d e s S e m i n a r s Grundlagen der Journalistik geschrieben. Das Ziel dieser Lehrveranstaltung unter der Leitung von Jun.-Prof. Dr. Michaela Maier (IKMS) ist, den Studierenden zunächst theoretische Ansätze zur journalistischen Nachrichtenaus- wahl zu vermitteln und dann der Frage nachzugehen, wie Ergebnisse der Mediennutzungsforschung für die Arbeit in Redaktionen nutzbar gemacht werden können. Darüber hinaus haben die Studierenden im Rahmen eines Workshops die Gelegenheit, ihr theoretisches Wissen über journalistische Darstellungsformen, Genres und For- mate einmal in die Praxis umzusetzen. Im Wintersemester 2004/ 05 fand dieser Workshop in Zusammenarbeit mit der Pressestelle des Campus Landau statt, und die Studierenden wählten für ihre Erstlingswerke Themen rund um die Uni. Alternative zum BAföG Der Bildungskredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hilft Studierenden ohne BAföG-Anspruch bei der Studienfinanzierung. Der Psychologie-Student Jan D. hat nach dem 6. Semester noch kein Vordiplom und damit den Anspruch auf Förderung nach dem BAföG verloren. Geldsorgen quälen ihn, sein Nebenjob kann seine Lebenshaltungskosten nicht dekken. Durch einen Freund hat er von der Möglichkeit erfahren, beim Bundesverwaltungsamt einen Bildungskredit zu beantragen. Seit April 2001 bietet die Bundesregierung auch Studierenden unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, einen zinsgünstigen Kredit nach Maßgabe der Förderbestimmungen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in Anspruch zu nehmen. Der Bildungskredit soll zur Sicherung und Beschleunigung der Ausbildung beitragen und helfen, einen Abbruch des Studiums aufgrund fehlender finanzieller Mittel zu vermei- den. Die Förderung erfolgt unabhängig vom Vermögen und Einkommen des Antragstellers und dessen Eltern. bis zum Ende des 12. Studienbzw. Hochschulsemesters vergeben, es sei denn, der Antragsteller ist zur Abschlussprüfung zugelassen und die Ausbildung kann innerhalb der maximalen Laufzeit des Kredits abgeschlossen werden. Wenn der Besuch einer ausländischen Ausbildungsstätte dem Besuch einer inländischen gleichwertig ist, kann der Kredit auch für eine Ausbildung im Ausland vergeben werden. Die Bewilligung des Kredits ist ebenfalls während der Teilnahme an einem in- oder ausländischen Praktikum auch außerhalb Europas möglich. Wichtig ist auch, das dieser Bildungskredit durchaus auch neben bzw. zusätzlich zu erhaltenen Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) zur Ausbildungsfinanzierung dienen kann, sofern z.B. Aufwendungen wie besondere Studienmaterialien, Exkursionen, Studiengebühren etc. vorhanden sind, welche nicht durch das BAföG abgedeckt werden. Neuland 3_05 Förderungsvoraussetzungen Studierende haben zum Beispiel Anspruch auf den Bildungskredit, wenn sie die Zwischenprüfung ihres Studiengangs bestanden haben. Gefördert wird auch, wer ein Zusatz-, Ergänzungs- oder Aufbaustudium betreibt und bereits über einen Abschluss in einem grundständigen Studiengang verfügt. Ausreichend ist auch eine schriftliche Erklärung der Ausbildungsstätte, aus der hervorgeht, dass in dem Studiengang eine Zwischenprüfung nicht vorgesehen ist und der Studierende die üblichen Leistungen mindestens der beiden ersten Ausbildungsjahre erbracht hat. Beantragen kann einen solchen Bildungskredit jeder, der das 36. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Das gilt gleichermaßen für ausländische Studierende. Grundsätzlich wird der Bildungskredit nur Seite 21 NeuLand Wer im Zuge der seit 2002 durchgeführten Vermögensüberprüfung seinen BAföG-Anspruch ganz oder teilweise verloren hat, muss im Einzelfall prüfen, inwiefern die genannten Förderungsvoraussetzungen für den Erhalt eines Bildungskredites dennoch erfüllt sind. Einkommen und Vermögen des Antragstellers bzw. der Antragstellerin, der Eltern oder der Ehepartner spielen in jedem Fall keine Rolle. Wichtig auch: Es besteht keinerlei Rechtsanspruch auf den Erhalt dieses Bildungskredites, denn im Gegensatz zum BAföG ist diese Form der Ausbildungsfinanzierung ein Programm mit einem fest vorgegebenen Budget. Online-Antrag möglich Der erste notwendige Schritt, um diesen Kredit zu bekommen, ist das Stellen eines Antrages. Dies kann schriftlich beim Bundesverwaltungsamt in 50728, Köln oder auch online unter www.bildungskredit.de erfolgen. Das Bundesverwaltungsamt prüft den Antrag und entscheidet über dessen Bewilligung. Mit dem Bewilligungsbescheid wird gleichzeitig auch eine Bundesgarantie ausgesprochen. Damit übernimmt der Bund für den Kreditnehmer eine Bürgschaft gegenüber der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die für die Auszahlung der Förderbeträge zuständig ist. Die Bundesgarantie dient der Absicherung des Kreditvertrages gegenüber der KfW. Kann der Kreditnehmer der Rückzahlungsverpflichtung aus dem Kreditvertrag nachweislich nicht nachkommen, löst die KfW die Bun- Neuland 3_05 desbürgschaft ein. Der Bund übernimmt in diesem Fall alle offenen Forderungen. 300 Euro monatlich Der maximal mögliche Förderungsbetrag beläuft sich auf insgesamt 7.200,- Euro. Innerhalb eines Ausbildungsabschnitts können Studierende demzufolge bis zu 24 Monatsraten à 300 Euro erhalten. Auf Antrag ist auch eine geringere Anzahl von Monatsraten jedoch nicht weniger als drei Monatsraten möglich. Entscheidet sich der Kreditempfänger darüber hinaus dafür, sich einen Teil der Fördersumme als Einmalzahlung auszahlen zu lassen, sind ebenfalls bestimmte Richtlinien zu berücksichtigen. Von den maximal möglichen 24 Monatsraten können in diesem Fall bis zu sechs Raten als Abschlag im Voraus ausgezahlt werden, sofern ein entsprechender Bedarf glaubhaft gemacht wird. Schöpft der Studierende die maximale Förderung in einem Ausbildungsabschnitt nicht aus, besteht einmalig die Möglichkeit, eine Verlängerung des Auszahlungszeitraums bis zur Erreichung der maximalen Fördersumme zu beantragen (Teilzahlungsantrag). Eine zweite Verlängerung ist jedoch auch dann nicht möglich, wenn trotz der beiden Anträge weniger als 7.200,- Euro zur Auszahlung gelangt sind. Die Rückzahlung beginnt vier Jahre nach Erhalt der ersten Rate, auf Wunsch jedoch auch vorzeitig. Die monatlich zu zahlende Rate beläuft sich auf 120 Euro. Studiengebühren abdecken mit Krediten Mit Urteil des Bundesverfassungsgerichtes über die Rechtmäßigkeit von Studiengebühren erhält die Frage der Finanzierbarkeit von Bildung in Deutschland insgesamt einen neuen Stellenwert. Seitens der KfW gibt es Bestrebungen, nun über diesen Bildungskredit hinausgehend ab dem Wintersemester 2005/2006 auch ein umfassendes Studienkreditprogramm anzubieten. Der erste Entwurf sieht vor, unabhängig von Elterneinkommen und Studienfach monatlich allen Studenten bis zu 650,- Euro für einen Zinssatz von 5,2 Prozent leihen zu können. Der Rückzahlungszeitraum soll maximal 25 Jahre betragen. Die damit verbundene Frage der Notwendigkeit einer staatlichen Verlustdeckung ist derzeit jedoch noch offen. Ebenfalls ungeklärt ist der Vertriebsweg für solche Studienkredite, da die KfW keine eigenen Filialen führt. Als Ausweg ist beispielsweise eine Kooperation mit anderen Instituten, wie etwa Volks- und Raiffeisenbanken oder Sparkassen, eventuell auch mit Studentenwerken angedacht. Weitere Informationen zum Bildungskredit und die aktuellen Kreditzinssätze gibt es unter www.bildungskredit.de, www.bva.bund.de oder www.kfw.de. ERIC SCHMITT + KATHRIN KLIETSCH Seite 22 NeuLand Krieg und Frieden das Experiment Wohngemeinschaft Liebe Erika, die weite Welt wartet auf dich und du wirst in WGs wohnen wer weiß nicht wo... so der erste Satz des Abschiedsbriefes meiner Mitbewohnerinnen. In gewisser Weise der erste und letzte Satz verschiedener Kapitel in meinem (Studenten-)Leben. Ich blicke zurück auf 4 Semester Solidargemeinschaft, Grabenkrieg, Pakte und (Friedens-) Bündnisse. Vor zwei Jahren zog ich in die große Dachgeschosswohnung eines schönen Altbaus und wurde Teil des Experiments 5-er-FrauenWG-Landau. Das Ganze hatte seine Höhen und Tiefen, es gab gute, weniger gute und ab und zu auch ganz schlechte Zeiten. Wenn ich zurückdenke an die guten Zeiten, da fallen mir spontan viele Gründe ein, die für das WG-Leben sprechen: Man ist niemals alleine (was allerdings auch schon wieder ein Nachteil sein kann), man hat (theoretisch) immer jemanden zum Reden, am Ende eines langen und harten Tages gibt es eine Person die fragt und, wie war dein Tag?. Der Geselligkeitsfaktor kann in einer harmonischen WG sehr hoch sein. Ich denke zurück an gemeinsames Kochen und Essen, Bakken und Kaffeetrinken. Oder das all-abendliche gemeinsame Fernsehritual Verbotene Liebe und Marienhof. Die dekadenten Wochenendtage, an denen man noch am Nachmittag gemeinsam im Pyjama vor der Glotze saß und Kindersendungen guckte. Die Verwandlung unserer Küche an Weihnachten in eine Kreativwerkstatt, wo fleißig Geschenke gebastelt wurden. Kleine seelische Stützen die plötzlich vor der Zimmertür lagen, wie z.B. ein Schoko-Marienkäfer mit einem Zettel: Viel Glück für deine Klausur!. Aber auch sonstige Unterstützung, Hilfe und BeNeuland 3_05 ratung : Soll ich dir was aus dem Aldi mitbringen?, Findest du, dieser Pulli steht mir?, Fällt dir vielleicht eine bessere Formulierung für ... ein?. Eine zentrale Aufgabe, die Mitbewohner übernehmen, darf man an dieser Stelle nicht vergessen; sie sind persönliche Sekretäre. Man bekommt alles ausgerichtet, die Post vor die Tür gelegt, die Pakete werden entgegengenommen und lästige Anrufer mit kleinen Notlügen abgewimmelt. Man bekommt kleine gelbe Zettel an die Tür geklebt, die darauf hinweisen, wer während der Abwesenheit angerufen hat, wie hoch die Telefonrechnung ist und all die anderen kleinen Dinge, die man als Mitglied der Wohngemeinschaft wissen sollte. Doch die kleinen gelben Zettel können auch zu einem Ärgernis werden. Wenn sie sich zu DER zentralen Kommunikationsform entwickeln, ist das ein untrügliches Zeichen für dicke Luft in der WG. Auf der Festplatte im Kopf haben sich ganz herrliche Exemplare dieser schriftlichen Aufforderungen und Hinweise eingebrannt: Morgen kommen ein paar Leute vorbei und pennen hier, ich hoffe es macht dir nichts aus., Der Frank hat mal wieder angerufen, habe kein Bock mehr, für dich Ausreden zu erfinden!, Könntest du die Telefonrechnung endlich bezahlen?, Mach das nächste Mal bitte das Licht aus, bevor du gehst!, Ist dir aufgefallen, dass du Putzdienst hast?, ...usw. Das Bedürfnis, die genannten Anliegen nonverbal zu äußern, trägt nicht unbedingt zur Entspannung von Konfliktsituationen in WGs bei. Auslöser solcher Konfliktsituationen können viele kleine Lappalien sein, wie z.B. nicht gespültes Geschirr, oberflächliche Putzgewohnheiten, nerviger Musikgeschmack, der Genuss von Räucherstäbchen, nächtliche Ruhestörungen, die existentielle Frage wer den Müll runterbringt, unbezahlte Rechnungen, die ständige Okkupation des EINZIGEN(!!!) Telefonapparates und natürlich einquartierte Dauergäste. Um solche Konflikte gebührend auszutragen entstehen Konfliktparteien. Diese lästern über sich gegenseitig, bekriegen sich mit der Waffe des alltäglichen Piesackens (dazu gehören auch kleine gelbe Zettel) und geben natürlich keinen Millimeter nach. Leidenschaftlich werden solche Grabenkriege an den unterschiedlichsten Fronten ausgetragen, doch am Ende raucht man doch die Friedenspfeife. Was tut man nicht alles um der Harmonie willen? Man muss eben Kompromisse eingehen in einer WG, das hat mir schon damals meine Mama gesagt, als ich von Zuhause ausgezogen bin. Nach 2 Jahren Kompromissen stand wieder ein Auszug an, ich habe die schöne Altbau - WG verlassen, um die große weite Welt zu erobern und landete auch im Ausland immer wieder in WGs. Zu meiner Überraschung finden sich die Schemata von Krieg und Frieden überall auf der Welt in der gleichen Form wieder. Und nun erneut in Landau: älter, reicher an (WG-) Erfahrung und auf der Suche nach einer Bleibe. Nur eines weiß ich gewiss, ich habe keine Lust mehr auf Kompromisse, ich möchte alleine wohnen! Und wo bin ich am Ende gelandet? Richtig! Wieder in einer WG... ERIKA TEMPFLI Seite 23 NeuLand Kunst beginnt im Kopf Dieses Jahr reiht sich ChristianSimon Böhme ein in die viel versprechende Liste von jungen Künstlern, die das Heinrich-v-Zügel Stipendium der Stadt Wörth erhalten haben. Viele der Stipendiaten der letzten Jahre waren Studierende der Bildenden Kunst an der Universität Koblenz-Landau. Der Außenstehende fragt sich: Also nur Lehrämtler? Bleibt bei Bildender Kunst eigentlich genug Platz für die eigene Kreativität? Ist das überhaupt Kunst, was die machen? Im Rahmen des Stipendiums bezog Kunststudent Böhme das Fachwerkhaus in der Luitpoldstraße in Wörth, direkt neben dem alten Rathaus. Dem aufmerksamen Betrachter zeigen schon die liebevoll platzierten geometrischen Formen in den türkisfarbenen Fensterläden, dass es sich hier um kein gewöhnliches Haus handelt. Die Stadt Wörth stellt den Stipendiaten eine gemütliche DachgeschossWohnung, inklusive Atelier, für ein Jahr kostenfrei zur Verfügung. Von der Straße sieht man die mannshohen Fenster, die auch Bildhauern erlauben, Skulpturen und Rohmaterial mit enormen Abmessungen in das Atelier zu liefern, zu bearbeiten und auszustellen. Kunst fängt nicht erst auf der Leinwand an, sondern im Kopf so Kunststudent Böhme, und seiner scheint voll von guten Ideen zu sein. Er erklärt das kreative Planen im Vorhinein sei sehr zeitintensiv, wenn man mit seiner Arbeit einen sprichwörtlichen Stein im Kopf des Betrachters ins Rollen bringen möchte. Eine Stunde malen am Tag, damit ist es nun mal nicht getan. Sein Leben erscheint ihm manchmal zu eng, wie er es ausdrückt. Als Mensch mit vielen verschiedenen Interessen muss er sich oft daran erinnern, ausreichend Zeit für die kreative Arbeit einzuplanen. Neuland 3_05 Der Studienplan des Instituts für Kunstwissenschaft und Bildende Kunst der Universität in Landau integriert klassische Lehr-Elemente und das Arbeiten mit neuesten Techniken. Besonders interessant ist z.B. das Projekt Ikonopolis unter der Leitung von Prof. Dr. Diethard Herles. Dieses Projekt wird eine digitale Bilddatenbank für die Stadt Landau erstellen, durch die der User sich dann wie mit einer Suchmaschine durchwühlen kann. Dabei soll nicht nur das klassische Foto Aufschluss über Landaus Sehenswürdigkeiten geben, sondern moderne und abstrakte Bilder werden auf eine unkonventionelle Art und Weise ein ganzheitlicheres Bild der facettenreichen Universitätsstadt bieten. Diese Kombination klassischer und moderner Arbeitsmethodik zeigt sich auch in Christian-Simon Böhmes aktuellen Bildern, die moderne digitale Bearbeitungsprogramme und den klassischen Pinselstrich gekonnt kombinieren. Kunststudent Böhme berichtet, dass in der Kunst-Fakultät die individuelle Entwicklung der Studenten sehr unterstützt wird. Es geht nicht darum, zukünftige Kunstlehrer zu programmieren. Exkursionen und Ausstellungen sowie die Bewerbung auf Stipendien werden durch die Dozenten unterstützt und initiiert, um die Studierenden zu fördern. Böhme war mit dem Erasmus Programm in England und hat an einer Exkursion nach Polen teilgenommen, während der er seine Examensarbeit angefertigt hat. Diese ist zusammen mit anderen Examensarbeiten zur Zeit in der Uni-Bibliothek ausgestellt. Besonders wichtig ist für die Studierenden der Bildenden Kunst der Zusammenhalt innerhalb der Fakultät. Jeder hilft jedem, nicht nur bei logistischen Problemen, wenn man zum Beispiel einen 20 Kilogramm schweren Sandstein zur Bearbeitung in die Fort-Anlagen schleppen muss. Student Böhme beschreibt es wie eine Familie, die die biologische zwar auf keinen Fall ersetzt, aber dennoch unterstützend ergänzt. Besonders der Meinungsaustausch beim gemeinsam Arbeiten inspiriert, denn wenn er den ganzen Tag allein im Atelier gearbeitet hat, wird es dem geselligen 26-jährigen schon mal einsam ums Herz, so dass das gemeinsame Schaffen in der Fakultät eine willkommene Abwechslung ist. Mir ist es wichtig, dass ich in den Köpfen der Menschen, die meine Arbeiten sehen, etwas in Gang setze. Ob er jemanden zum Nachdenken anregt oder auch zu eigenem künstlerischen Ausdruck inspiriert, ist für ihn nebensächlich. Hauptsache, es tut sich was. Davon kann der interessierte Leser sich auch selber überzeugen, in der Bibliothek hängt wie erwähnt die Examensarbeit von ChristianSimon Böhme. STEPHANIE K OHL Seite 24 NeuLand Zooschule Landau ein außergewöhnlicher Ort zum Lernen Schauplatz: Das Affenhaus des Landauer Zoos: Fünfzehn Kinder im Alter von 10 bis 12 Jahren sitzen gespannt auf den Bänken. Im Hintergrund kann man die Schimpansen in ihrem Gehegen beobachten, wie sie gerade ihre Mahlzeit zu sich nehmen. Im Affenkäfig nebenan toben sich die kleinen Braunkopfklammeräffchen spielend aus. Vogelstimmen und Grillengezirpe ist zu hören. Und natürlich das begeisterte Murmeln der Kinder. Jedes von den fünfzehn Kindern hat einen Block auf dem Schoß. Jedes einzelne von ihnen hat vor wenigen Minuten eine Spinne aus dem Gedächtnis aufgemalt. Auf diese praktische Herangehensweise werden die Kinder in den Unterricht der besonderen Art der Landauer Zooschule eingeführt. Heute steht das Thema Vogelspinne auf dem Plan. Viele Menschen finden Spinnen eklig. Warum das so ist, weiß niemand genau. Wahrscheinlich, weil die meisten von ihnen nichts Genaueres über sie wissen. Deshalb hat es sich die Zooschule Landau zum Einen zur Aufgabe gemacht, Wissen über Tiere zu vermitteln, zum Anderen aber bei Kindern und Erwachsenen das Verständnis von Umwelt-, Artenund Naturschutz zu fördern. Aus diesem Grund ist es heute ein wichtiges Ziel, bei den Kindern die gängigen Vorurteile über Spinnen abzubauen. Damit das gelingt, werden sie Näheres über ein außergewöhnliches Tier die Vogelspinne Terry erfahren. So haben die Kinder beispielsweise die Möglichkeit, Neuland 3_05 die Spinne durch Lupen genauer zu betrachten. Wie viele Beine hat noch mal eine Spinne? 6, 8 oder doch 10? Wo sind die Augen? Und hat sie überhaupt Ohren? Kann sie beißen? Und wenn ja, ist ihr Biss giftig oder gar lebensbedrohlich? Schon bevor der eigentliche Unterricht der Zooschule im Landauer Zoo beginnt, haben die Kinder viele Fragen zu dem faszinierenden Tier. Während der ganzen Zeit sitzt die Spinne ruhig auf der Hand von Daniela Vogt, einer Mitarbeiterin der Zooschule. Die Unterrichtseinheit zum Thema Vogelspinne ist eine von über 20 Einheiten, die von der Zooschule angeboten werden. Teilweise beziehen sie sich auf den Lehrplan Sachunterricht in Grundschulen von Rheinland-Pfalz, wie z.B. der Unterricht Tiere und ihre Jungen für die 1. und 2. Klasse. Außerdem werden Themen wie beispielsweise Halten und Pflegen eines Kaninchens angeboten. Hier lernen die Kinder unter anderem, wie man einen Käfig tiergerecht einrichtet, damit sich ihr Liebling wohl fühlt, welche Bedürfnisse die Tiere haben und, ganz wichtig, dass ein Haustier nicht immer nur Spaß, sondern auch Arbeit mit sich bringt. So wird das Ve r a n t w o r t u n g s b e wusstsein der Kinder für Tiere geweckt. Da es im Zoo außer Haustieren und heimischen Tierarten auch exotische und vom Aussterben bedrohte Tierarten gibt, sollen die Kinder im Zooschulunterricht unter anderem für den Schutz der Tiere sensibilisiert werden. Und wo geht das besser, als in einem Zoo? Denn hier kann der direkte Kontakt zum Tier hergestellt werden. Für ältere Schüler eignet sich im Zoo besonders der Unterricht zum Artenschutz, wie z.B. Der Luchs Eine Raubkatze, die unsere Hilfe braucht, wo auf unterschiedliche Bedrohungsursachen der verschiedenen Tierarten eingegangen wird. Der Unterricht im Zoo wird von ca. 30 Studierenden des Lehramtes und der Diplom Erziehungswissenschaft der Universität Landau durchgeführt, die sich teilweise auch an der Entwicklung und Erprobung neuer Unterrichtseinheiten beteiligen. In der Zooschule, die seit 1992 als eine Kooperation von Universität und Zoo besteht, können die Studierenden ihr am Campus erworbenes theoretisches Wissen umsetzen. Aus diesem Grund stellt die Zooschule nicht nur einen Lernort für Kinder aller Altersstufen, Seite 25 NeuLand sondern auch ein Erprobungsfeld für angehende Pädagogen dar. Hier haben Studierende die Möglichkeit, Theorie und Praxis zu verknüpfen. Die Zooschule bietet ihnen die Chance, Praxiserfahrungen im unterrichtlichen Umgang mit Kindern zu sammeln. Die Studierenden lernen, sich immer wieder auf wechselnde Schülergruppen einzustellen und auf unterschiedliche Lernvoraussetzungen flexibel zu reagieren. Unter der Leitung von Dr. Gudrun Hollstein, Dozentin am Institut für Bildung im Kindes- und Jugendalter, werden die Studierenden in ausgewählten Seminaren in die Didaktik und Methodik des Leh- rens und Lernens im Zoo vertraut gemacht. Hierbei stehen spielerisches, handlungsorientiertes und erlebnisgebundenes Lernen im Vordergrund. Fragen wie: Wofür brauc h e n To t e n k o pf a ff e n i h r e n Schwanz? Warum hat das Zebra Streifen? Wofür braucht das Dromedar eigentlich so breite Füße? Und warum ist ein Pinguin ein Vogel, wo er doch gar nicht fliegen kann? werden im Zooschulunterricht anschaulich und ausführlich beantwortet. Die Kinder haben die Gelegenheit, durch Experimente die Lösung ihrer Fragen selbständig herauszufinden. Im vergangenen Jahr durften über 13.300 Kinder aus Kindergärten, Grund- und weiterführenden Schulen sowie Sonderschulen an diesem außergewöhnlichen Lernort mehr über Tiere erfahren. Natürlich bietet die Zooschule Landau auch Führungen für Erwachsene und Senioren an. Nachmittags finden in der Zooschule regelmäßig organisierte Kindergeburtstage statt, bei denen Spiel und Spaß im Vordergrund stehen. Weitere Informationen und Anmeldungen gibts im Zoo bei Frau Pfalzer unter 06341-898229. Eine ungewöhnliche Sammlerleidenschaft Heute besitzt der 23-Jährige schon über 3000 Unterschriften. Zielgruppe sind in erster Linie in- und ausländische Politiker. Seine riesige Sammlung enthält aber auch diverse Sportler, Showstars, Schauspieler, Musiker, Wissenschaftler, Schriftsteller und Nobelpreisträger. Der verstorbene amerikanische Filmschauspieler und Sänger Frank Sinatra fehlt in seiner Sammlung ebenso wenig wie der französische Chansonsänger Maurice Chevalier oder der deutsche Schlagerheld Roy Black. Von der Witwe eines Nationalfußballers erhielt er die kompletten Unterschriften der deutschen WM-Elf von 1958. Manchmal dauert es auch etwas länger, bis ein Autogrammwunsch erfüllt wird. Ein tschechischer Fußballspieler, den er 1994 anschrieb, antwortete ihm erst vier Jahre später. Bei inländischen Politikern strebt Marc für die Zeit ab 1933 Vollständigkeit in seiner Sammlung an, die mittlerweile die Führungsriege des Dritten Reiches sowie fast alle Bundespräsidenten, Bundeskanzler, Bundesminister und Länderchefs umschließt. Des weiteren grast er systematisch Spitzenpolitiker rund um den Globus ab. Die Postangestellten müssen manchmal denken, hier ist ein kleines Konsulat, scherzt sein Vater. Der Student besitzt Autogramme von fast allen amtierenden Regierungschefs, alphabethisch nach Ländern geordnet. Das fängt mit dem Premierminister von Australien an und reicht über die Präsidenten von Belgien, Birma, Bolivien, Indien bis zum ExDiktator von Südkorea und dem Präsidenten von Zypern. Die Südamerikaner antworten fast immer mit schönen Fotos weiß Marc aus Erfahrung. Auch von europäischen Politikern bekommt man meistens Antwort, wenn man ein Autogrammwunsch äußert. Dagegen kriegt man aus Asien nur schwer etwas. Auch Afrika ist problematisch. Seine Sammlung ausländischer Politiker zu vervollständigen, ist für Marc vorrangig systematische Routinearbeit, die er auf dem Postweg bewältigt. Denn an Personen, wie den Präsidenten der FidschiInseln, ist nun mal leichter auf dem Postweg heranzukommen. Es sei denn, Marc befindet sich wieder Der eine hortet Flaschen jedweder Form und Farbe auf Schränken und Regalen, beim anderen quellen Bierdeckel aus aller Herren Länder aus den Schubladen, die dritte sammelt Kinoeintrittskarten. Von Autonummern bis zu Zuckerwürfel reicht die Palette der einfachen oder verrückten Gegenstände, die für Sammler zu Objekten der Begierde werden. Die menschliche Sammelwut ist längst nicht mehr auf Briefmarken, Telefonkarten oder Antiquitäten beschränkt. So hat sich auch der Politikstudent Marc Steinbrecher ein recht außergewöhnliches Hobby zugelegt, dem er sich schon seit seiner Zeit als Schüler des Gymnasiums Bad Bergzabern mit großem Interesse und Engagement widmet. Marc, der kürzlich sein Grundstudium an der hiesigen Universität absolvierte, sammelt leidenschaftlich Autogramme von berühmten Persönlichkeiten. Dabei verfolgt er das Ziel, sämtliche Staatsoberhäupter der Erde seit 1945 in seiner Sammlung zu vereinen. Neuland 3_05 DANIELA VOGT Seite 26 NeuLand im Ausland, denn außer seinem Hobby Autogrammen hinterherzujagen, ist er ein leidenschaftlicher Globetrotter. Die vergangenen drei Jahren hat er über 30 Länder bereist. Vergangenes Semester studierte Marc Steinbrecher in Down Under. Nach Beendigung seines Auslandssemesters an der University of Sydney verbrachte er noch einige Tage auf der wunderschönen Insel Samoa. Damit sich dieser Urlaub auf der Trauminsel auch für seine Autogrammsammlung lohnt, beschloss Marc, dem Regierungschef von Samoa persönlich einen Besuch abzustatten, um nach einem Autogramm zu fragen. Leider traf er das Staatsoberhaupt nicht an. Seine Sekretärin versicherte ihm jedoch ein Autogramm auf dem Postweg zuzuschicken. Zurück in Deutschland, lag in seinem Briefkasten tatsächlich auch schon das erwünschte Autogramm des Samoanischen Präsidenten - eine weitere Unterschrift, die ihn seinem Ziel ein Stückchen näher bringt. In der Abteilung vor 1945 verwahrt Marc Steinbrecher Autographen von Reichspräsident von Hindenburg, Goebbels, Göring, Mussolini und dem italienischen König Viktor Emmanuel lll oder ein Brief von Generalfeldmarschall Paulus, Oberbefehlshaber der 6. Armee in Stalingrad, den dieser aus russischer Gefangenschaft schrieb. Das älteste Stück in seiner wertvollen Sammlung ist eine Urkunde aus dem Jahre 1820 mit der Unterschrift des damaligen Kronprinzen von Preußen und späteren deutschen Kaisers Wilhelm l. Neben der Jagd auf Autogramme im World Wide Web und dem Anschreiben von berühmten Persönlichkeiten per Post versucht Marc sein Glück, wie auf Samoa, auch ab und zu persönlich. Dazu muss er ständig auf dem aktuellen Stand sein, welche Politiker wann und wo auf (Staats-) Besuch in DeutschNeuland 3_05 land sind. Mittlerweile ist er Spezialist darin geworden, es fast immer zu schaffen, ganz nahe an die Spitzenpolitiker heranzukommen, um sie persönlich nach einem Autogramm zu fragen. Auch Sicherheitspersonal stellt für den geschickten Autogrammjäger kein unumwindbares Hindernis dar. Marc arbeitet mit allen Tricks: Bei einer Orchesterprobe mit dem Dirigenten Justus Frantz ließ er sich kurzerhand als Lampenhalter einstellen, um nach der Probe das begehrte Autogramm zu ergattern. Steinbrechers Jagdrevier erstreckt sich aber auch auf alten Dachböden, wo Schätze manchmal unter Gerümpel zu finden sind. Bei einer solchen Entdeckungsreise entdeckte er auch den Namenszug von Wüstenfuchs Generalfeldmarschall Erwin Rommel. Auf dem Autogrammmarkt gibt es leider auch viel wertloses Material, wie massenhaft produzierte Druckkarten. Aufpassen muss ein Autogrammsammler laut Steinbrecher auch bei mit Auto-Pen erstellten maschinellen Unterschriften. Diese sehen sehr authentisch aus und können von Laien nur schwer von echten Unterschriften unterschieden werden. Da helfe nur langjährige Erfahrung und sorgfältige Vergleichsstudien. Ein Geheimtipp ist das Bundespresseamt, das schöne Fotos von Staatsempfängen verkauft. Wenn man so eines an einen abgebildeten ausländischen Politiker schickt, stehen die Chancen für ein Autogramm recht gut, weiß Marc aus Erfahrung. Desweiteren sei es erfolgsversprechend, den Autogrammwunsch mit einer Gratulation zum Geburtstag zu verbinden. Das erhöhe die Rücklaufquote enorm. Deshalb hat Marc eine lange Geburtstagsliste angelegt. Förderlich erweise sich ebenso ein handgeschriebener Begleitbrief - je länger, desto besser -, in dem sich der Autogrammjäger als Bewunderer der angesprochenen Persönlichkeit zu erkennen gibt. Sehr gute Chance auf Beute habe man auch, wenn man behauptet schon einmal in dem betreffenden Land gewesen zu sein, in dem der Politiker lebt. Der Autogrammsammler-Profi dürfte in der Südpfalz mittlerweile gut bekannt sein. So wurde schon in zahlreichen Zeitungsartikeln über seine Sammlerleidenschaft berichtet und auch ein Kamerateam des SWR begleitete Marc auf seiner Jagd auf ein Autogramm von Nelson Mandela, der sich auf Besuch in Baden Baden befand. ISABEL RINCK Seite 27