Skript - Turnlehre.de
Transcription
Skript - Turnlehre.de
Kippen kann man lernen! 55723 Ilona E. Gerling Wie funktionieren Kippen? Welche Vorübungen sind sinnvoll? Welche Hilfen gibt es, wie hält man? Wie sieht ein ergänzendes Krafttraining hierzu aus? Der Workshop gab Antwort auf diese Fragen. Mit Spaß und Musik haben alle am Workshopende mit gegenseitiger Hilfegebung eine Kippe geturnt! Schwebekippe Bewegungsmerkmale Ausgangsposition: 1 Aus dem Stand vor der kopfhohen Stange Bewegungsansatz: 1/2 Absprung nach hinten-oben mit Vorschwingen der gestreckten Arme, Öffnen des Arm-Rumpf-Winkels und Greifen der Stange mit Ristgriff zum gewinkelten Hang - 3 Vorschwingen im gewinkelten Hang - 4/5 Füße gehen ca. 10 cm gleitend über den Boden nach vorne und der Hüft- und Arm-Rumpfwinkel öffnen sich Hauptphase: 6 Schnelles Anristen der Füße/Unterschenkel an die Stange zum flüchtigen (Kipp-) Sturzhang vorlings. - 7 Beginn der Hüftstreckung und der Verkleinerung des ArmRumpfwinkels durch Schubbewegung der Beine nach schräg-oben-vorne und Rückpendeln des Körperschwerpunktes. - 8 ... mit zielgerichteter Annäherung an die Drehachse mit der Stemmbewegung der Arme. - 9 Fixieren des leicht gebeugten Hüftwinkels und Vordrehen der Hände zur Stützaufnahme. Ganzkörperrotation vorwärts mit Abwärtsschwingen der Beine und Hochrotieren des Oberkörpers bei fixierter Hüfte und Vorbringen des Schultergürtels Endposition: 10 Aufstützen und Nachstrecken der Hüfte zum aufrechten Stütz vorlings Lern- und Leistungsvoraussetzungen Konditionelle Voraussetzungen - Haltekraft der Hände, sehr gute Stützkraft zum Halten der gestreckten Arme, sehr gute Muskelkraft zur Verkleinerung des Arm-Rumpf-Winkels, Schnellkraft der Hüftbeuger + der vierköpfige Schenkelstrecker der auch Kniestrecker ist, Mindestbeweglichkeit im Hüftbereich/Dehnfähigkeit der Technisch-koordinative Voraussetzung: beid- und einbeiniges Aufstemmen und Erfahrungen bei der Liegehangkippe Seite 1 von 3 Grundsätzliche Hilfegebung: Zwei Helfer/innen stehen dicht und halten in der Endphase mit beiden Händen unter dem Körperschwerpunkt: Die entfernte Hand nimmt jedoch zunächst unter den Knien die schwebenden Beine, um sie beim Vorschweben zu tragen, unterstützt dann das Winkeln zum Heranführen der Beine und rutscht dann unter den Oberschenkel, um dem/der Turnenden ein Widerlager für das Aufstützen zu bieten. Im Prinzip heben schließlich beide Hände den Körperschwerpunkt während der Hüftstreckung an die Drehachse Holm/Reckstange. Methodik I. Aufstemmen und Liegehangkippe 1. Beidbeiniges Aufstemmen aus dem Stand. Ziel: Kennenlernen bzw. Ausarbeiten der gestreckten Armaktivität. Aufgabe: Aus dem Stand vorlings vor der schulterhohen Stange, zweimal federn am Ort und beim dritten Mal aufstemmen mit gestreckten Armen in den Stütz. Ein- bis zwei Helfer/innen können durch Umfassen des Oberschenkels den Körperschwerpunkt erleichternd hoch und dann an die Stange rantragen. Variation: Beidbeiniges Aufstemmen aus dem Hockhangstand mit Hilfegebung. Ziel: Aufstemmen aus einer Position tiefer Körperschwerpunktlage; Bewusstmachung des Vordrehens der Hände zum Aufstützen. Aufgabe: Aus dem Hockhangstand mit Aufsatz der Fußballen auf den unteren Holm/ auf das Pferd o.ä. ein- bis zweimal Zurückpendeln durch leichte Beinstreckung im Hang, beim dritten Rückpendeln direkt den Körperschwerpunkt in Richtung oberen Holm/hohe Reckstange bei gleichzeitiger Stemmbewegung der Arme führen, Aufstemmen in den Stütz vorlings. (Hilfegebung siehe Kippe) 2. Einbeiniges Aufstemmen aus dem Hockhangstand mit Hilfegebung. Ziel: Kennenlernen der Beinbewegung bei Verknüpfung mit der gelernten Stemmbewegung. Aufgabe: Aus dem einbeinigen Hockhangstand, Heranführen des gestreckten zweiten Beines mit dem Fußrist an die Stange, ein, zwei Mal zurückschwingen in die dieser Position und einbeinig Aufstemmen. Ein/e Helfer/in hält auf das Bein beim Vor- und Rückpendeln unter dem Oberschenkel an der Stange, mit dem Aufstemmen ist diese helfende Hand ein Widerlager, auf dem sich der/die Turnende zum Stütz zusätzlich aufstützen kann. (Wird ein Fuß vor dem Aufstemmen an die obere Stange gelegt und das Bein beim Aufstemmen an der Stange gehalten, so ist mit dem Aufstemmen automatisch an diesem hochgehaltenen Bein die spätere Bein- und Hüftaktivität zu beobachten. Es „schleicht“ sich sozusagen fast unbemerkt bei der bekannten Bewegung „Aufstemmen“ die für die Kippe notwendige Restaktivität der Beine ein) 3. Liegehangkippe mit Hilfegebung/Abbau der Hilfe Ziel: Lernziel mit Bewegungslenkung und -unterstützung (Das, was beim Aufstemmen ein Bein gemacht hatte, sollen nun beide Beine gleichzeitig machen) Aufgabe: Aus dem Seite 2 von 3 Liegehang (z.B. auf einem Kasten, Griff am reichhohen Reck), relativ ruhiges Heranführen der Füße an den unteren Holm (tiefe Hüftbeuge!), schnellkräftiges Aufstemmen mit Schubbewegung der Beine nach oben -vorne („in die Decke pieksen!“) und damit Öffnen des Hüftwinkels („Strümpfe/Leggings anziehen“) (Verbale Bewegungsbegleitung: „Füüüüße.. - Pieksen! - Stemmen!...Stütz!“) 4. Sturzhangkippe mit zwei Helfern/innen. Ziel: Bewusstmachung es energischen „Kippstoßes“. Aufgabe: Aus dem Sturzhang vorlings mit Halten der Beine durch zwei Helfer/innen mit der fernen Hand gegen die Unterseite Oberschenkel/Knie, zweimal zurückpendeln und beim dritten Mal energisch und schnellkräftig mit einem „Kippstoß“, d.h. Schubbewegung der Beine über schräg vorne abwärts und energische Stemmbewegung der Arme, aufkippen in den Stütz. Die Hilfegebung unterstützt mit beiden Händen unter dem Körperschwerpunkt, wobei die fernen Hände der Helfenden etwas weiter unter die Oberschenkel gehen, um die Beine an der Stange zu halten. 5. „Anschweben mit Geräthilfe aus dem gewinkelten Hangstand. Ziel: Kennenlernen des Bewegungsansatzes. Aufgabe:Aus dem Stand auf einer kleinen Erhöhung (Kastendeckel oder zweiteiliger Kasten, auf einem Sprungbrett oder Doppelbrett..., der/die Übende kann auch auf einer schiefen Ebene (schräggestelltes Sprungbrett oder Kastenteil an den Kastenrahmen eingehängt) stehen und die Schräge hinabrutschen bis zum Schwebehang mit Vorschwingen) gewinkelter Hangstand mit Fassen der Stange. Vorheben eines Beines (Vororientierung für den Ausgangspunkt und Weg der Füße), leichter einbeiniger Absprung nach hinten oben mit Schließen der Beine in den gewinkelten Hang, Vorschwingen und Führen der Beine 10 cm über dem Boden schwebend nach vorne bis zu einer annähernden Hüftstreckung (nicht Überstreckung!). Nach zwei, drei Durchgängen kann beidbeinig abgesprungen werden. 6. Schwebekippe mit Hilfestellung Literaturhinweis: Gerling, Ilona E. (2007): Gerätturnen für Fortgeschrittene – SprungHang- und Stützgeräte. Aachen: Meyer & Meyer Kontakt: Ilona E. Gerling – Deutsche Sporthochschule Köln –Postanschrift: 50927 Köln Tel.: 0221-4982-4170 – [email protected] Seite 3 von 3