Skript - Turnlehre.de

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Skript - Turnlehre.de
Kippen kann man lernen!
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Ilona E. Gerling
Wie funktionieren Kippen? Welche Vorübungen sind sinnvoll? Welche Hilfen gibt es, wie hält
man? Wie sieht ein ergänzendes Krafttraining hierzu aus? Der Workshop gab Antwort auf
diese Fragen. Mit Spaß und Musik haben alle am Workshopende mit gegenseitiger
Hilfegebung eine Kippe geturnt!
Schwebekippe
Bewegungsmerkmale
Ausgangsposition: 1 Aus dem Stand vor der kopfhohen Stange
Bewegungsansatz: 1/2 Absprung nach hinten-oben mit Vorschwingen der gestreckten
Arme, Öffnen des Arm-Rumpf-Winkels und Greifen der Stange mit Ristgriff zum gewinkelten
Hang - 3 Vorschwingen im gewinkelten Hang - 4/5 Füße gehen ca. 10 cm gleitend über den
Boden nach vorne und der Hüft- und Arm-Rumpfwinkel öffnen sich
Hauptphase: 6 Schnelles Anristen der Füße/Unterschenkel an die Stange zum flüchtigen
(Kipp-) Sturzhang vorlings. - 7 Beginn der Hüftstreckung und der Verkleinerung des ArmRumpfwinkels durch Schubbewegung der Beine nach schräg-oben-vorne und Rückpendeln
des Körperschwerpunktes. - 8 ... mit zielgerichteter Annäherung an die Drehachse mit der
Stemmbewegung der Arme. - 9 Fixieren des leicht gebeugten Hüftwinkels und Vordrehen
der Hände zur Stützaufnahme. Ganzkörperrotation vorwärts mit Abwärtsschwingen der
Beine und Hochrotieren des Oberkörpers bei fixierter Hüfte und Vorbringen des
Schultergürtels
Endposition: 10 Aufstützen und Nachstrecken der Hüfte zum aufrechten Stütz vorlings
Lern- und Leistungsvoraussetzungen
Konditionelle Voraussetzungen
- Haltekraft der Hände, sehr gute Stützkraft zum Halten der gestreckten Arme, sehr gute
Muskelkraft zur Verkleinerung des Arm-Rumpf-Winkels, Schnellkraft der Hüftbeuger + der
vierköpfige Schenkelstrecker der auch Kniestrecker ist, Mindestbeweglichkeit im
Hüftbereich/Dehnfähigkeit der
Technisch-koordinative Voraussetzung: beid- und einbeiniges Aufstemmen und
Erfahrungen bei der Liegehangkippe
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Grundsätzliche Hilfegebung: Zwei Helfer/innen stehen dicht und halten in der Endphase
mit beiden Händen unter dem Körperschwerpunkt: Die entfernte Hand nimmt jedoch
zunächst unter den Knien die schwebenden Beine, um sie beim Vorschweben zu tragen,
unterstützt dann das Winkeln zum Heranführen der Beine und rutscht dann unter den
Oberschenkel, um dem/der Turnenden ein Widerlager für das Aufstützen zu bieten. Im
Prinzip heben schließlich beide Hände den Körperschwerpunkt während der Hüftstreckung
an die Drehachse Holm/Reckstange.
Methodik
I.
Aufstemmen und Liegehangkippe
1. Beidbeiniges Aufstemmen aus dem Stand. Ziel: Kennenlernen bzw. Ausarbeiten der
gestreckten Armaktivität. Aufgabe: Aus dem Stand vorlings vor der schulterhohen Stange,
zweimal federn am Ort und beim dritten Mal aufstemmen mit gestreckten Armen in den
Stütz. Ein- bis zwei Helfer/innen können durch Umfassen des Oberschenkels den
Körperschwerpunkt erleichternd hoch und dann an die Stange rantragen.
Variation: Beidbeiniges Aufstemmen aus dem Hockhangstand mit Hilfegebung.
Ziel: Aufstemmen aus einer Position tiefer Körperschwerpunktlage; Bewusstmachung des
Vordrehens der Hände zum Aufstützen. Aufgabe: Aus dem Hockhangstand mit Aufsatz der
Fußballen auf den unteren Holm/ auf das Pferd o.ä. ein- bis zweimal Zurückpendeln durch
leichte Beinstreckung im Hang, beim dritten Rückpendeln direkt den Körperschwerpunkt in
Richtung oberen Holm/hohe Reckstange bei gleichzeitiger Stemmbewegung der Arme
führen, Aufstemmen in den Stütz vorlings. (Hilfegebung siehe Kippe)
2. Einbeiniges Aufstemmen aus dem Hockhangstand mit Hilfegebung.
Ziel: Kennenlernen der Beinbewegung bei Verknüpfung mit der gelernten Stemmbewegung.
Aufgabe: Aus dem einbeinigen Hockhangstand, Heranführen des gestreckten zweiten
Beines mit dem Fußrist an die Stange, ein, zwei Mal zurückschwingen in die dieser Position
und einbeinig Aufstemmen. Ein/e Helfer/in hält auf das Bein beim Vor- und Rückpendeln
unter dem Oberschenkel an der Stange, mit dem Aufstemmen ist diese helfende Hand ein
Widerlager, auf dem sich der/die Turnende zum Stütz zusätzlich aufstützen kann. (Wird ein
Fuß vor dem Aufstemmen an die obere Stange gelegt und das Bein beim Aufstemmen an
der Stange gehalten, so ist mit dem Aufstemmen automatisch an diesem hochgehaltenen
Bein die spätere Bein- und Hüftaktivität zu beobachten. Es „schleicht“ sich sozusagen fast
unbemerkt bei der bekannten Bewegung „Aufstemmen“ die für die Kippe notwendige
Restaktivität der Beine ein)
3. Liegehangkippe mit Hilfegebung/Abbau der Hilfe
Ziel: Lernziel mit Bewegungslenkung und -unterstützung (Das, was beim Aufstemmen ein
Bein gemacht hatte, sollen nun beide Beine gleichzeitig machen) Aufgabe: Aus dem
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Liegehang (z.B. auf einem Kasten, Griff am reichhohen Reck), relativ ruhiges Heranführen
der Füße an den unteren Holm (tiefe Hüftbeuge!), schnellkräftiges Aufstemmen mit
Schubbewegung der Beine nach oben -vorne („in die Decke pieksen!“) und damit Öffnen des
Hüftwinkels („Strümpfe/Leggings anziehen“) (Verbale Bewegungsbegleitung: „Füüüüße.. - Pieksen! - Stemmen!...Stütz!“)
4. Sturzhangkippe mit zwei Helfern/innen. Ziel:
Bewusstmachung es energischen „Kippstoßes“.
Aufgabe: Aus dem Sturzhang vorlings mit Halten
der Beine durch zwei Helfer/innen mit der fernen
Hand gegen die Unterseite Oberschenkel/Knie, zweimal zurückpendeln und beim dritten Mal
energisch und schnellkräftig mit einem „Kippstoß“, d.h. Schubbewegung der Beine über
schräg vorne abwärts und energische Stemmbewegung der Arme, aufkippen in den Stütz.
Die Hilfegebung unterstützt mit beiden Händen unter dem Körperschwerpunkt, wobei die
fernen Hände der Helfenden etwas weiter unter die Oberschenkel gehen, um die Beine an
der Stange zu halten.
5. „Anschweben mit Geräthilfe aus dem gewinkelten Hangstand.
Ziel: Kennenlernen des Bewegungsansatzes. Aufgabe:Aus dem Stand auf einer kleinen
Erhöhung (Kastendeckel oder zweiteiliger Kasten, auf einem Sprungbrett oder Doppelbrett...,
der/die Übende kann auch auf einer schiefen Ebene (schräggestelltes Sprungbrett oder
Kastenteil an den Kastenrahmen eingehängt) stehen und die Schräge hinabrutschen bis zum
Schwebehang mit Vorschwingen) gewinkelter Hangstand mit Fassen der Stange. Vorheben
eines Beines (Vororientierung für den Ausgangspunkt und Weg der Füße), leichter
einbeiniger Absprung nach hinten oben mit Schließen der Beine in den gewinkelten Hang,
Vorschwingen und Führen der Beine 10 cm über dem Boden schwebend nach vorne bis zu
einer annähernden Hüftstreckung (nicht Überstreckung!). Nach zwei, drei
Durchgängen kann beidbeinig abgesprungen werden.
6. Schwebekippe mit Hilfestellung
Literaturhinweis:
Gerling, Ilona E. (2007): Gerätturnen für Fortgeschrittene – SprungHang- und Stützgeräte. Aachen: Meyer & Meyer
Kontakt:
Ilona E. Gerling – Deutsche Sporthochschule Köln –Postanschrift: 50927 Köln
Tel.: 0221-4982-4170 – [email protected]
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