Kulturland Sachsen
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Kulturland Sachsen
KULTUR LAND SACHSEN Alte Meister – Junge Wilde STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST 2| Inhalt Grußwort der Sächsischen Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sachsen. Land mit Tradition. Land von Welt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alte Meister. Junge Wilde. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Industriekultur in Sachsen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erinnern. Gedenken. Aufklären. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kulturpolitik in Sachsen. Zugang zur Kultur für alle öffnen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das bundesweit einmalige Kulturraum-Modell. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kulturstadt Dresden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kulturstadt Leipzig. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kulturstadt Chemnitz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Alte Tradition und Gegenwartskunst – Kulturraum Vogtland-Zwickau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Von Bergmann, Engel & dem Meister des Orgelbaus – Kulturraum Erzgebirge-Mittelsachsen. . . . . . . . . . . . . . . . . Von Rebellion & Reformation – Kulturraum Leipziger Raum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Inspiration Natur – Kulturraum Meißen-Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hier hat Europa Tradition – Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 6 16 22 26 30 36 38 44 50 54 58 62 66 70 Abbildung Titelseite: euro-scene Leipzig, Festival für zeitgenössisches europäisches Theater Aufführung: „Solo“, Israel Galván, Sevilla (euro-scene Leipzig 2011) Foto: Feliz Vazquez |3 4| sparten übergreifend – ermöglichen und in ein angemessenes Verhältnis zueinander setzen. In Sachsen geschieht dies insbesondere durch gezielte Förderung und eine Vielzahl an Kunstpreisen unterschiedlicher Sparten. Die Kultur hat in Sachsen obendrein Verfassungsrang: Die Landesverfassung verfolgt das Ziel, Kultur in ihrer Vielfalt zu sichern und eine Teilnahme aller an der Kultur zu ermöglichen – in den Regionen ebenso wie in den Großstädten, in der Breitenkultur ebenso wie in den kulturellen Spitzeneinrichtungen. Sachsen – das ist eine der reichsten Kultur- landschaften überhaupt. Die Fülle und Qualität an Kunstund Kulturschätzen, die beispielsweise in unseren Museen landauf, landab zu entdecken sind, prägt die Wahrnehmung des kulturellen Bildes von Sachsen ebenso wie die restaurierten historischen Innenstädte, die Schlösser, Burgen und Gärten oder auch die vielfach noch zu hebenden Schätze des industriellen Kulturerbes. Die reiche Museums- und Theaterlandschaft sowie die Festival- und Musikkultur mit vielen Höhepunkten im Jahr macht Sachsen für die hier lebenden Menschen und als kulturtouristisches Reiseland attraktiv. Sachsen bietet – in einem Klima der Weltoffenheit und Toleranz und der künstlerischen Kreativität – einen gut angelegten Hafen, von dem aus Literatur, Musik, Film, Tanz, Theater oder Medienkunst immer wieder neue Wege in die Welt finden. Goethes Wahlspruch über dem Eingang des Dresdner Staatsschauspiels – „Ältestes bewahrt mit Treue, Freundlich aufgefasstes Neue“ – enthält einen deutlichen Fingerzeig auf die beträchtliche Prägekraft des kulturellen Erbes und der starken Traditionen im Freistaat Sachsen für die kulturelle Entwicklung dieses Landes. An letzteren haben sich in der Moderne immer wieder nachwachsende Generationen des Kunst- und Kulturschaffens produktiv gerieben. Kulturpolitik kann und will dieses Spannungsverhältnis von Tradition und Kulturerbe einerseits sowie Innovation und Experiment als „Erbe von Morgen“ andererseits positiv aufgreifen. Sie muss im Interesse einer zukunftsorientierten Entwicklungsfähigkeit beides, das heißt den Wert an sich und sein Infragestellen – für alle Kultur- Trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen stellt der Erhalt der Kultur auf hohem Niveau eine sinnvolle Investition dar – in der Kulturentwicklung sowie in den damit verwandten kreativen Bereichen von Bildung und Forschung erweist sich die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Das seit August 2008 unbefristet geltende, bundesweit einmalige Sächsische Kulturraumgesetz, welches den Kommunen eine jährliche Zuweisung des Freistaates von mindestens 86,7 Millionen Euro zusichert, ist ein in Deutschland einzigartiges Gemeinschaftsmodell der Kulturfinanzierung. Die hierin institutionell verankerte Solidarität hilft, die Kultur in der Fläche zu sichern. Auch das Kulturland Sachsen sieht dem demografischen Wandel entgegen, der die Mitglieder dieses Gemeinwesens im Durchschnitt älter, aber möglicherweise auch bunter werden lässt. Es ist die Kultur, mit der sich dieser Wandlungsprozess begleiten und auch gestalten lässt. Deshalb bedarf die kulturelle Bildung im Zusammenwirken von Kultur- und Bildungseinrichtungen verstärkter Anstrengung. Nur so lassen sich auch Kinder und Jugendliche für kulturelle Traditionen gewinnen und durch diese wiederum zu eigener künstlerischer Kreativität anregen. Diese Broschüre möchte Ihnen Einblicke in die reichhaltige Kulturlandschaft Sachsens bieten – dies ist erst der Anfang einer Entdeckungsreise zu den reichen Kulturschätzen dieses Landes, ein Pfadfinder in die Vergangenheit und Begleiter für die Gegenwartskunst. Sabine von Schorlemer Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst |5 6| Kurfürst August der Starke auf dem „Fürstenzug“, Dresden SACHSEN. LAND MIT TRADITION. LAND VON WELT. Der Fürstenzug – kein Abbild untertäniger Unterwürfigkeit also, sondern der politischen Sachlage in Sachsen und des Einschwörens auf die Gemeinsamkeit als Sachsen. Es war vor allem das Fürsten- und spätere Königshaus, das die Pflege des sächsischen Selbstverständnisses zu seiner Sache machte und sich dazu mit Adel und Bürgertum verband. Die Wettiner Herrscher haben es über Jahrhunderte verstanden, Bürgersinn entfalten zu lassen. Diese für alle Seiten vorteilhafte Allianz gehörte immer als eine Art Grundsatz zur Innenpolitik des Herrscherhauses. So hat sich in diesem schon früher dicht besiedelten Land eine Kultur der Neugier, des Fortschritts und der stetigen Erneuerung des Landes entwickelt – eine Atmosphäre, die noch heute den Freistaat Sachsen in Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur bestimmt. Kriegerische Zeiten waren das damals, als König Heinrich I. (873–936) inmitten des von slawischen Völkern besiedelten Gebietes anno 929 auf einem Bergplateau an der Elbe die Burg Meißen gründete und deutsche Siedler, Franken und (Nieder)Sachsen, aber auch Flamen in die umkämpfte Gegend einwanderten. Von einer dauerhaft gesicherten deutschen Herrschaft über die slawischen Gebiete, insbesondere östlich der Elbe, konnte aufgrund des wechselnden Kriegsglückes keine Rede sein. Die Lage festigte sich erst, als Kaiser Heinrich IV. im Jahr 1089 den Wettiner Heinrich I. von Eilenburg (er fehlt in dem langen Zug sächsischer Herrscher) mit der Markgrafschaft Meißen belehnte. Die heutige Region Meißen war der Kern Sachsens und Markgraf Heinrich von Eilenburg der Ahn des Wettiner Adelsgeschlechts. Von da an stand das Land, mit wenigen Unterbrechungen, bis 1918 unter der Herrschaft seiner Familie, der Wettiner. Kein anderes europäisches Fürstenhaus hat ein Land so lange regiert. Heute finden wir Dörfer mit Namen deutschen und slawischen Ursprungs dicht nebeneinander. Das spricht dafür, dass es eine weitgehend friedliche Verschmelzung war, aus der über Generationen die jetzige obersächsische Bevölkerung hervorgegangen ist. Viele Familien-, Flur-, Stadt- und Flussnamen bezeugen mit ihren Zischlauten und mundartlichen Wendungen noch heute, wie bedeutsam der slawische Anteil war. Am „Langen Gang“ des Stallhofes des Dresdner Residenzschlosses sind sie auf goldenem Grund alle zu sehen: die sächsischen Fürsten hoch zu Ross mit ihren charakteristischen Zunamen, vom Großen, Erlauchten und Gebissenen, über den Weisen und Großmütigen bis zum Starken, Gerechten und Gütigen. Am Ende des Zuges Persönlichkeiten des sächsischen Militäradels, der Hochschulen, Künstler und als einzige Namenlose: Bergleute, Bauern und Kinder. |7 Vermessungsarbeiten des Landesamtes für Archäologie in einem mittelalterlichen Bergwerk unter Dippoldiswalde 8| Apropos Mundart: Sachsens wichtigster Beitrag zur deutschen Kultur war die Erfindung der hochdeutschen Sprache. Vor Luthers Zeit wurden nur deutsche Dialekte gesprochen. Bayern und Friesen, Alemannen und Pommern hatten Mühe, sich zu verständigen. Das sogenannte Meißner Kanzleideutsch der Beamten am Wittenberger Hof war am besten geeignet, eine gemeinsame Nationalsprache zu entwickeln. Kursachsen wurde zu der Zeit noch immer nach der „Mark Meißen“ genannt. In dieser nordsächsischen Gegend mischten sich die Dialekte der Einwanderer aus Ober- und Niederdeutschland. Luther übernahm jedoch nicht einfach jenes Beamtendeutsch, sondern nahm es zur Grundlage. Ansonsten schrieb er über das „Einteutschen“, dass man auf die Jahrmärkte gehen und dem Volk aufs Maul schauen müsse. LANDESTEILUNG UND SÄCHSISCHER WOHLSTAND Durch politisches, militärisches und ökonomisches Geschick konnten die Wettiner ein beachtliches Gebiet zwischen Saale und Neiße, Erzgebirge und Fläming gegen Begehrlichkeiten anderer Herrschaftshäuser sichern. Es war den Wettiner Herrschern zwar gelungen, gegen die Ansprüche deutscher Kaiser ein eigenes Hoheitsgebiet zwischen dem Erzgebirge und Leipzig zu begründen, doch Erbteilungen gefährdeten dieses immer wieder aufs Neue. Als die beiden Söhne von Kurfürst Friedrich II. gemeinsam die Regierung übernahmen, teilten sie das Land. Albrecht bekam den Osten mit der zukünftigen Residenz Dresden, Ernst den Westen mit Wittenberg. Das kam im Hause Wettin nicht zum ersten Mal vor und galt als politisch normal. Doch dieser Machtverlust der Leipziger Teilung im Jahr 1485 beschränkte die Rolle Sachsens auf die eines Staates mittleren Einflusses, der immer wieder dem Spiel der Mächtigen ausgesetzt war. Aus wechselnden Allianzen und Bündnissen, die sich letztlich als wenig glücklich erwiesen, ging nach den napoleonischen Kriegen und dem Wiener Kongress von 1815 jenes Territorium hervor, das annähernd den heutigen Freistaat bildet, etwa ein Viertel des sächsisch-thüringischen Landes von 1485. Aus Einsicht in den folgenschweren Feh- ler der Teilung wurde künftig nur noch der älteste Prinz Landeserbe; die albertinischen Herrschaftsgebiete durften nicht mehr geteilt werden. Diesem Hausgesetz sind über 400 Jahre politische Geltung und relative Stabilität Sachsens zu verdanken. Der über Jahrhunderte andauernde Erfolg des Bergbaus hat den Wohlstand Sachsens begründet. In der dazugehörigen Wissenschaft waren Männer tätig, die noch heute zu den Großen ihres Faches zählen: Ulrich Ruelein von Calw, Autor der ersten Bergbauschrift von 1501, Humanist, Arzt, Stadtplaner und Bürgermeister von Freiberg; Georgius Agricola, Humanist, Arzt, Schulgründer, Historiker und Bürgermeister von Chemnitz, Verfasser des ersten Grundlagenwerkes über den Bergbau „De re metallica“ und Adam Ries, „Rechenmeister“, Bergbeamter und Finanzkontrolleur in Annaberg, Verfasser der ersten Schriften über betriebswirtschaftliches Rechnen und Messen. Etwa zur gleichen Zeit wirkte am ernestinischen Fürstenhof Wittenberg der Maler Lucas Cranach der Ältere, von Kurfürst Friedrich dem Weisen 1505 von Wien nach Sachsen berufen. Er blieb bis zu seinem Tod, etwa 50 Jahre lang, Hofmaler des ernestinischen Fürstenhauses und prägte die Bildsprache in der Kunst über Jahrhunderte. Er war einer der ersten Fürstenmaler und Malerfürsten Europas. Otto der Reiche (1156–1190 Markgraf von Meißen) hatte mit seiner Wirtschaftspolitik des freien Unternehmertums der Bergleute die Grundlagen jenes Wohlstands geschaffen. Er begünstigte damit den Aufbau zahlreicher Kleinstädte, charakteristisch für das Sächsische bis heute. Sie waren Träger der Gymnasien, der Wissenschaften und Künste im ganzen Land. Auf ihrem Nährboden entwickelte sich eine vielgestaltige Volks- und Alltagskultur. So gibt es noch heute in Sachsen über tausend Kantoreien und Kurrenden (gemeindliche Jugendchöre) der evangelischen Landeskirche. Diese Volkskultur wurde geformt von den verschiedenen Landstrichen Sachsens mit ihren jeweiligen Besonderheiten. Vogtländer und Lausitzer, Erzgebirger und Niederschlesier bewahrten über Jahrhunderte ihre eigenständige Kultur und ihre Dialekte. |9 Aus der Lausitz sind viele der besten Köpfe Sachsens hervorgegangen: die Philosophen Jakob Böhme und Johann Gottlieb Fichte, die Dichter Christian Weise, Gotthold Ephraim Lessing, Heinrich Anselm von Ziegler, Nicolaus Ludwig Graf von Zinzendorf und Hermann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler-Muskau, die Komponisten Johann Adam Hiller und Heinrich Marschner, die Bildhauer Johann Joachim Kändler und Ernst Rietschel, die Wissenschaftler Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und Abraham Gottlob Werner. MACHT UND FREUDE ÜBER DIE KUNST Unterdessen übernahm Herzog Moritz (1521–1553) als junger Mann von zwanzig Jahren 1541 die Herrschaft der albertinischen Linie. Wenngleich seine Herrschaft nur von kurzer Dauer war, gelang es ihm, Sachsens politische und kulturelle Gestalt für Jahrhunderte zu formen. Er gründete die drei berühmten sächsischen Fürstenschulen in Meißen, Pforta und Grimma zur Erziehung einer Große Hofstube in der Albrechtsburg Meißen 10 | evangelischen, staatstragenden Elite. Neben Söhnen des Adels lernten hier Bürgerliche, die von den Städten ausgesucht und entsendet wurden. Auch begabte Kinder Mittelloser konnten mit einem kurfürstlichen Stipendium ausgestattet werden. Darunter waren Männer wie Gotthold Ephraim Lessing und Friedrich Gottlieb Klopstock, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Nietzsche. Die Kultur der Herrschaft jenes Moritz von Sachsen repräsentierte nicht nur Macht, sondern auch Reichtum, festliche Heiterkeit und Freude an der Kunst. Dies war ein Ton, der in der sächsischen Residenz bis ins 19. Jahrhundert hinein widerklang. 1548 gründete er die Dresdner Hofkapelle, ein Orchester, das seit mehr als 460 Jahren den Geist der Stadt und des Landes mitgeformt hat, zu dessen Kapellmeistern Heinrich Schütz, Johann Adolph Hasse, Carl Maria von Weber und Richard Wagner zählten. Die heutige Sächsische Staatskapelle ist das älteste Orchester Europas. Sie erwarb sich zu jener Zeit den Ruf, die beste in Europa zu sein. Viele der damals geschaffenen Werke Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Raffael: Die Sixtinische Madonna werden heute wieder aufgeführt. Seit dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts zugleich Opernorchester, betreut die Sächsische Staatskapelle heute in der wiedererstandenen Semperoper ein weit gespanntes Repertoire mit jährlich etwa 270 Vorstellungen. Richard Strauss war dem Orchester, dessen internationaler Ruf als „Strauss-Orchester“ bis heute fortbesteht, über 60 Jahre als Komponist, Dirigent und Freund verbunden; neun seiner Opern wurden in Dresden uraufgeführt. Eine umfangreiche Tourneetätigkeit führt das Orchester heute regelmäßig in die Musikzentren der Welt. Kurfürst August (1526–1586) reagierte auf die europäische Renaissance und ihre revolutionierenden Wechselwirkungen in den Wissenschaften und Künsten, in Philosophie und Technik, Politik und Religion, indem er anfing, nahezu alles zu sammeln, was für ihn und das Land wichtige Informationen bereithielt. Er gründete eine Bibliothek, die noch heute unter dem Namen der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) geführt wird und richtete eine Kunstkammer ein, welche in den Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) fortbesteht. Viele der von ihm begründeten Institutionen sächsischer Kunst und Kultur haben die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges unbeschadet überstanden, obwohl kein anderes deutsches Land in diesem Krieg so gelitten hat wie Kursachsen. Die meisten Städte wurden mehrfach von fremden Truppen belagert, bombardiert und besetzt, ganze Landschaften waren entvölkert und Dresden von den meisten Künstlern verlassen. DAS AUGUSTEISCHE ZEITALTER Mit der Krönung des sächsischen Kurfürsten Friedrich August I. zum König von Polen im Jahr 1697 rückten | 11 die Albertiner in die Reihe der ranghöchsten Fürstenhäuser Europas auf. Der König, genannt August der Starke, brauchte dringend moderne Residenzen nebst Hofstaat in Dresden und Warschau, die den Verwaltungs- und Repräsentationsaufgaben einer Großmacht entsprachen. Dazu bediente er sich des traditionellen Mittels wettinischer Innenpolitik: Er belebte das wirtschaftliche und intellektuelle Potential Kursachsens. Während ihrer Regierungszeit ließen August der Starke und nach ihm sein Sohn, Friedrich August II., beide begabt mit einer großen Sammelleidenschaft und Kennerschaft, eine Kunstsammlung von europäischem Rang Leipziger Hauptbahnhof, Werbung für das Bachfest 12 | zusammentragen. Für die Sache der Kunst haben beide die Macht des Staatsoberhauptes eingesetzt. Dabei stand ihnen das Glück oft zur Seite. So gelang zum Beispiel der spektakuläre Ankauf von 100 Meisterwerken aus dem Besitz des Herzogs von Modena. Heute sind die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit ihren berühmten Sammlungsobjekten Publikumsmagnet und gefragter Ausstellungspartner in allen Ländern der Welt, von Italien, Frankreich über die USA bis China; der internationale Kulturaustausch erhält einen wachsenden Stellenwert. Das gebildete Europa erkannte den besonderen Rang jener augusteischen Blüte der Künste. Wissenschaftliche Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Lichthof im Albertinum Museen und Kunstsammlungen lockten Liebhaber aus allen Ländern herbei. Die Vielfalt des Geschaffenen war so dicht, dass jede Generation, jede Haltung, jede Persönlichkeit, wenn sie für den Geist des Schönen empfänglich war, angerührt wurde. Aus allen Richtungen strömten Begabungen zusammen. Aus Frankreich der Maler Louis de Silvestre, der Geiger Pierre Gabriel Bouffardin, die Bildhauer Jean Joseph Vinache und Pierre Coudray, die Architekten Jean de Bodt und Zacharias Longuelune. Aus Österreich kam Balthasar Permoser, aus Schlesien Johann Christian Günther, aus Brandenburg-Preußen Johann Friedrich Böttger, aus Hamburg stammte Johann Adolf Hasse, aus Westfalen Matthäus Daniel Pöppelmann, aus Schwaben Johann Melchior Dinglinger. Die Bürgerkultur war deutsch, die höfische international. Selbst Pöppelmann und Benjamin Thomae wurden noch während des Zwingerbaus zu Studien nach Paris entsandt. Die tüchtigsten sächsischen Künstler holten sich die neuesten Kenntnisse auf ihren Gesellenreisen direkt in Italien oder bei weiteren auswärtigen Meistern. An den Hof neu berufen wurden vorzugsweise Italiener wie der Architekt Gaetano Chiaveri, der Bildhauer Lorenzo Mattielli und die Maler Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, und Stefano Torelli. Die meisten von ihnen trafen als junge Talente in Sachsen ein und erhoben sich erst hier zu Meisterschaft und Ruhm. Bis in die jüngste Gegenwart hinein wirkt jener hohe Kunstbegriff, der in augusteischer Zeit geschaffen wurde. Leipzig war daneben nicht nur Handelsmetropole des Kurfürstentums, sondern auch ein blühendes, inspirierendes wissenschaftliches Zentrum, dessen bürgerliche Kultur den Glanz der Residenz ergänzte. Im Klima der Leipziger Universität, gegründet 1409 und damit die zweitälteste in Deutschland, keimte die deutsche Aufklärung und hielt weltweite wissenschaftliche Kontakte. Geprägt von einem starken geistes- und sozialwissenschaftlichen Anteil, entwickelte sich die Universität Leipzig im Verlauf der Geschichte zu einem Mittelpunkt des wissenschaftlichen und politischen Diskurses – unverzichtbar für die wirtschaftliche, kulturelle und soziale Entwicklung des Freistaates. Johann Sebastian Bach, 27 Jahre bis zu seinem Tod im Jahre 1750 Thomaskantor und verwurzelt in einer landesweiten Musikpflege, trug mit seinem Wirken und seiner Ausstrahlung entscheidend zum Aufschwung des deutschen bürgerlichen Musiklebens im 18. Jahrhundert bei. Das Gewandhausorchester als ältestes bürgerliches Konzertorchester in Deutschland gehört heute zu den weltweit hochrangigen Orchestern und pflegt den internationalen kulturellen Austausch. Leipzigs Ruf als Musikstadt ist eng verknüpft mit dem Wirken des Gewandhausorchesters: Viele bedeutende musikalische Werke fanden durch das Orchester ihre Uraufführung, hervorragende nationale und internationale Solisten traten im Alten Gewandhaus auf, darunter Wolfgang Amadeus Mozart, Robert Schumann, Clara Wieck, Carl | 13 Frauenkirche Dresden Maria von Weber, Niccolò Paganini, Franz Liszt, Hector Berlioz, Frédéric Chopin, Gewandhauskapellmeister Felix Mendelssohn Bartholdy, Richard Wagner oder Johannes Brahms. Mendelssohn gründete im Jahr 1843 in Leipzig das Conservatorium – die erste Musikhochschule Deutschlands. Seit der Reformation einer der wichtigsten Druck- und Verlagsorte in Europa, befruchtete der internationale Handel auch später die weltbekannte Universität und begünstigte den Aufstieg Leipzigs zur Medienstadt. Heute haben hier der Mitteldeutsche Rundfunk, die Mitteldeutsche Medienförderung und die Sächsische Landesmedienanstalt ihren Sitz. Die neue Leipziger Messe im Norden der Stadt, der nahe gelegene Flughafen und die 14 | Energiebörse EEX setzen wichtige Impulse für einen modernen Wirtschaftsstandort in Europa. FRAUENKIRCHE – SYMBOL DER VERSÖHNUNG Der Rat der Stadt Dresden beschloss im Jahr 1722 den Neubau der Frauenkirche. Und der katholische Monarch unterstützte die Errichtung eines das Stadtbild beherrschenden Monumentes der lutherischen Bürgerschaft. August der Starke wollte ein Zeichen königlicher Macht, die Stadt eine Bekundung protestantischen Geistes gegenüber dem katholischen Hof. Diese Gegensätze vereinigten sich in der Idee eines kuppelgekrönten Zentralbaus – der Gedanke war sowohl katholisch wie evangelisch und zugleich absolutistisch und bürgerlich. Die barocke Frauenkirche, 1743 vollendet, krönte über 200 Jahre die Silhouette des alten Dresden. Als ein Monument Stein gewordenen Glaubens und bedeutendster Kuppelbau nördlich der Alpen, beeindruckte sie Fachleute und Laien. George Bährs Kuppel überstand sogar den Feuersturm des 13. Februar 1945. Erst am folgenden Tag, als die Pfeiler in der Glut barsten, brach sie in sich zusammen. Die Trümmer der Kirche lagen bis Anfang der 90er Jahre als bewegendes Mahnmal im Herzen der Stadt. Am 13. Februar 1990, kurz nach der Friedlichen Revolution in der DDR, ging ein Ruf aus Dresden um die Welt: nach einer weltweiten Aktion zum Wiederaufbau der Frauenkirche. Er fand Gehör. 13.000 Unterstützer in 23 Ländern. Unzählige Menschen trugen mit Spenden zum Wiederaufbau bei, gleich wie umstritten er auch anfangs war. Dass er am Ende gelang – man kann es Verbundenheit nennen. Doch muss es mehr sein als das und mehr, als sich mit Vernunft und Worten erklären lässt. Vielleicht hat es ja mit jener besonderen Atmosphäre zu tun, die seit jeher so viele in ihren Bann zieht. Mit jener Freude an der Kunst, die uns auch heute inspiriert. Eingepflanzt vor Jahrhunderten, klingt sie in Dresden nach wie in kaum einer anderen Stadt Deutschlands. Am 30. Oktober 2005 wurde die Frauenkirche unter großer internationaler Anteilnahme geweiht. Immer noch erhebt sie sich ein wenig unwirklich an ihrem alten Platz über die Stadt. Ihr Anblick ergreift nicht nur die Sachsen. Die Frauenkirche wird auch in Zukunft Zeugnis ablegen über die Geschichte ihrer Zerstörung. Zugleich bleibt sie ein Zeichen der Hoffnung und Versöhnung. Ein Zeichen von der Kraft und dem Selbstbewusstsein des Bürgertums im 18. wie im 21. Jahrhundert, aber auch der leidvollen Geschichte der nationalsozialistischen Herrschaft und des Zweiten Weltkrieges. UND WIEDER SACHSEN Über Jahrhunderte war Sachsen als einheitliche politische Region in der Mitte Europas ein deutscher Teilstaat, der aufgrund seiner geografischen Lage zum Drehund Angelpunkt vieler kultureller, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen und Entdeckungen Friedensgebet in der Nikolaikirche Leipzig wurde. In Rechtswesen, Philosophie, Theologie, Physik, Chemie, Astronomie und besonders in den Montanwissenschaften wurde Hervorragendes geleistet. Zum wirtschaftlichen Aufschwung Europas trugen sächsische Erfindungen maßgeblich bei. Sachsen bauten die erste deutsche Lokomotive und konstruierten das erste Dampfschiff. Sachsen schufen die ersten mechanischen Tuchwebstühle. August Horch baute hier seine ersten Autos. Ob in Wirtschaft oder Kunst: Sachsen konnte seine Rolle nur finden in der Offenheit und im Austausch mit anderen europäischen Regionen. Dies brach jäh ab mit der Zeit des Nationalsozialismus, der Intoleranz und Menschenfeindlichkeit. Auch in Dresden, Leipzig und Chemnitz brannten 1933 die Bücher, 1938 die Synagogen und in der Konsequenz 1945 die Städte. Drei Jahre nach Gründung der DDR wurde Sachsen in die Bezirke Dresden, Leipzig und Chemnitz (Karl-MarxStadt) aufgeteilt. Sachsen hatte damit nach über tausendjähriger Geschichte aufgehört zu existieren. Am 3. Oktober 1990, dem Tag der deutschen Einheit, wurde auf der Albrechtsburg in Meißen der Freistaat Sachsen wieder errichtet. Am 6. Juni 1992 trat die Verfassung des Freistaates Sachsen in Kraft. | 15 SACHSEN zog zu allen Zeiten Menschen in seinen Bann: Künstler, Dichter, Gelehrte, Natur- und Geisteswissenschaftler, Tänzerinnen, Unternehmer und viele Menschen, die in Sachsen einfach eine bessere Zukunft für sich sahen. Ob in Sachsen geboren, wie Johann Gottlieb Fichte und Gotthold Ephraim Lessing oder zugereist, wie Arthur Schopenhauer, Johann Gottfried Herder und Ludwig Tieck. Viele deutsche Geistesgrößen sind über Herkunft oder Aufenthalte mit Sachsen verwoben. 16 | Gewandhausorchester Leipzig und Riccardo Chailly ALTE MEISTER. JUNGE WILDE. Hier wirkten über die Jahrhunderte jene „ALTEN MEISTER“, mit deren Namen sich unzählige Seiten füllen ließen. Ob in Malerei, Musik, Bildender Kunst und Architektur, Literatur, Tanz oder Theater. Sie haben in Sachsen ihr Werk vorangebracht und zum besonderen Charakter sächsischer Kunst und Kultur beigetragen – und damit zugleich bedeutende Kapitel europäischer, deutscher und sächsischer Kulturgeschichte geschrieben. Das Werk des Einen baute auf dem eines Anderen auf. Es geriet nicht in Vergessenheit, sondern war der nachfolgenden Generation immer wieder wert, sich damit auseinanderzusetzen. Kein Caspar David Friedrich ohne Johann Alexander Thiele, kein Johann Christoph Knöffel ohne Matthäus Daniel Pöppelmann, kein Carl Maria von Weber ohne Johann Gottlieb Naumann. Riccardo Chailly, seit 2005 Gewandhauskapellmeister der Oper Leipzig, beschreibt es so: „Ohne Mendelssohn wäre Leipzig heute sicher eine andere Stadt.“ | 17 Nicht nur am Hof in Dresden, auch in den Kleinstädten des Landes mit ihren regionalen Traditionen wuchsen besondere Talente heran. Noch heute werden die Lieder des großen Dichters Paul Gerhardt aus Gräfenhainichen, das zu früherer Zeit noch zu Sachsen gehörte, gesungen. Seine Verse sind ein hohes Gut sächsischer Kultur. Die Wurzeln vieler sächsischer Musiker und Kirchenmusiker reichen zurück in die Kantoren- und Pfarrhäuser des Erzgebirges, wo die musikalische Tradition besonders gepflegt wurde und wird. Dies alles zusammen ist das Fundament für ein breites zeitgenössisches Schaffen in Sachsen. Dabei bietet das Erbe der Alten Meister Inspiration und Reibungsfläche zugleich. Sächsische Künstler wie Max Klinger, Max Beckmann und Karl Schmidt-Rottluff inspirierten die Epoche der klassischen Moderne ebenso wie es der Dresdnerin Gret Palucca gelang, dem Tanz mit dem neuen Ausdruckstanz ein völlig neues Kapitel hinzuzufügen. Die Tänzerin und Tanzpädagogin war bereits zu Lebzeiten eine Dresdner Ikone. Seit den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts feierte die in München geborene Mary-Wigman-Schülerin mit dem Neuen Künstlerischen Tanz Soloerfolge. Was wir heute in vielfältiger Form als freien, zeitgenössischen Tanz kennen, hat seinen Ursprung in Dresden-Hellerau. In jenem Festspielhaus, in das es William Forsythe und seine Company und viele Forsythe Company, Festspielhaus Hellerau, Dresden Palucca Hochschule für Tanz Dresden 18 | „Semperoper“, Staatsoper Dresden andere gezogen hat. Dieser Ursprungsort des modernen Ausdruckstanzes erfuhr mit seiner Wiedereröffnung im Sommer 2006 eine großartige Neubelebung. Die Palucca Hochschule für Tanz Dresden, die Internationale Rhythmikwerkstatt der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden und die Tanzbühne Dresden sowie Festivals, wie die Internationale Tanzwoche und der Tanzherbst Dresden – Choreografien von Frauen tragen diese Tradition heute weiter und schreiben damit ein eigenes und neues Kapitel Tanzgeschichte in Sachsen. Zur Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert versuchte das offizielle Dresden, den ansteigenden Industrielärm, die Spannungen der wachsenden Großstadt und den Ruf nach mehr Demokratie und sozialer Gerechtigkeit zu überhören. Es war dieser Geist der Residenz, der 1905 die Revolte der jungen malenden Architekturstudenten auslöste, die sich zur Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ zusammengeschlossen hatten: Fritz Bleyl, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und Karl Schmidt-Rottluff; später kamen noch Max Pechstein und Emil Nolde dazu. Gegen arriviertes Künstlertum und moralische Heuchelei setzten sie ihr ungehemmtes Bekenntnis zur freien Natürlichkeit. Junge sächsische Kunststudenten blieben um die Jahrtausendwende trotz der aufgekommenen Neuen Medien Studenten der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig | 19 Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig Hochschule für Bildende Künste Dresden, Malsaal 20 | „Amarcord“ beim Internationalen Festival für Vokalmusik „a cappella“ in Leipzig bei dem, was man an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst schon immer tat: handwerklich gut ausgebildet malen. Inzwischen haben sie als „Neue Leipziger Schule“ ihre Reise in die Welt angetreten und feiern in deren Kunstmetropolen geradezu atemberaubende Erfolge. Es ist sicher kein Zufall, dass Neo Rauch, Tilo Baumgärtel, Tim Eitel und David Schnell bei Arno Rink lernten und Matthias Weischer von Sighard Gille geprägt wurde. Rink und Gille sind ehemalige Schüler der Protagonisten der „Leipziger Schule“ Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke. Viele Künstler, die in der DDR geboren wurden, verließen das Land, das ihnen geistig zu eng und perspektivlos erschien. Die berühmt gewordenen unter ihnen – Gerhard Richter, Georg Baselitz, A. R. Penck – werden kaum noch als Sachsen wahrgenommen. Andere, die im Land blieben, wie Herrmann Glöckner, Gerhard Altenbourg, Carl Friedrich Claus oder Michael Morgner sowie Max Uhlig und Hartwig Ebersbach können sich an den Maßstäben einer internationalen Moderne messen lassen. Auch die sächsische Musikszene reibt sich an ihren „Alten Meistern“, doch kommt daneben nicht selten das Ungehörte des 20. und 21. Jahrhunderts zur (Ur-)Aufführung. Da erklingen zum Bachfest in Leipzig Neukompositionen in Auseinandersetzung mit dem Werk des Namensgebers. Da pflegen junge Stimmen Leipzigs A-cappella- Tradition mit Musik von Bernd Franke, einst Student und Hochschullehrer in Leipzig. Ein sächsischer Komponist? Inzwischen werden seine Werke auf den Konzertbühnen zwischen Zürich und Tokio und immer wieder in Dresden und Leipzig uraufgeführt. Künstler wie David Timm, Universitätsmusikdirektor in Leipzig, und die Dresdner Komponistin Sylke Zimpel könnten dies ohne Weiteres von sich behaupten, haben sie doch hier ihren Lebens- und Schaffensmittelpunkt. Ebenso der Leipziger Musiker und Komponist Steffen Schleiermacher; er initiierte die Konzertreihe „musica nova“ mit neuer Musik am Leipziger Gewandhaus. In Dresden setzen neben dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau das Ensemble „courage“, die Sächsische Gesellschaft für Neue Musik, die Reihe „Neue Dresdner Kammermusik“ in der Blauen Fabrik oder die Konzertreihe „Global Ear“ im Societätstheater neue Akzente. Und dann ist da noch die Meißner Kantorei 1961 mit ihren Aufführungen zeitgenössischer Kirchenmusik. Ihre Sänger kommen aus allen Teilen Deutschlands, nur der musikalische Leiter lebt in Dresden. Sächsische Kirchenmusik? Die Beispiele ließen sich fortsetzen: im Theater mit Namen wie Annette Jahns, Corinna Harfouch, Rolf Hoppe; in der Literatur mit Thomas Rosenlöcher, Marcel Beyer oder mit Juli Zeh und Uwe Tellkamp. Es wird immer nur ein Ausschnitt sein. | 21 Industriemuseum Chemnitz 22 | INDUSTRIEKULTUR IN SACHSEN. Kunst- und kultursinnige Kurfürsten und Könige, aber auch bürgerliche Sammler und Mäzene legten über Jahrhunderte Sammlungen an, auf denen heute insbesondere Dresdens Weltgeltung im kulturellen Bereich beruht. Sachsen gehörte aber durch den Aufschwung des Montanwesens im 12. sowie im 16. und 17. Jahrhundert und dann vor allem als Kernland der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert auch zu den technisch, wissenschaftlich und ökonomisch fortschrittlichsten Regionen Deutschlands: Die industrielle Entwicklung Sachsens im Montanwesen, dem Fahrzeugbau, der Metall- und der Textilindustrie hatte so über Jahrhunderte immer auch prägende Wirkung für die Entwicklung der sächsischen Kulturlandschaft insgesamt. Der Zweckverband Sächsisches Industriemuseum ist ein wichtiger Träger dieser Kultur. Er hat die Aufgabe – die von landesweiter Bedeutung ist – übernommen, gegenständliches Kulturgut zu sammeln und zu bewahren, bedeutende Industriekultur zu erhalten und zu zeigen. Das Industriemuseum Chemnitz, die Tuchfabrik Gebrüder Pfau in Crimmitschau, das Besucherbergwerk/Mineralogische Museum Zinngrube Ehrenfriedersdorf und die Energiefabrik Knappenrode gehören dem Zweckverband an, der künftig weiter profiliert werden soll, damit die Industriekultur für den Freistaat und darüber hinaus noch wirksamer und attraktiver ausstrahlen kann. Geplant ist unter anderem die Gründung einer landesweiten Stiftung „Sächsische Industriekultur“. Industriekultur im Freistaat Sachsen ist eine wesentliche Säule regionaler kultureller Identität und kulturellen Reichtums – für das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst bleibt dies ein Zukunftsthema. | 23 Eine breite Beschäftigung mit dem Thema Industriekultur stärkt sowohl die sächsische Identität und Attraktivität des Landes für seine Besucher als auch für Investoren. Die Staatsregierung hat sich daher das Ziel gesetzt, die vorhandene Ressource Industriekultur, die das ganze Land vereint, neu zu stimulieren: Sie bekennt sich zur Wahrung und Pflege des industriellen Erbes Sachsens, um es für die Jugend, aber auch die Gäste des Freistaates erlebbar zu machen. Mit der Einrichtung einer Koordinierungsstelle Industriekultur bei der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen ist ein wichtiger Impuls gesetzt. Unter der Adresse www.industriekultur-in-sachsen.de erschließt sich die Vielfalt der Industriekultur des Freistaates Sachsen auch im Internet. Die virtuelle Plattform wurde geschaffen, um die vielen Akteure der Industriekultur in Sachsen zu verbinden, vorhandenes bürgerschaftliches Engagement zusammenzuführen und bestehende Fördermöglichkeiten sichtbar zu machen. Zweck der Plattform ist es, ein Netzwerk bereitzustellen, um Kontakte zu vermitteln, zugleich ein Warnsystem für die Identifizierung gefährdeter Denkmäler zu installieren sowie eine Ideenbörse zur Sammlung und Verbreitung von Wissen anzubieten. Neben all dem ist das Projekt aber auch eine Zukunftswerkstatt, die einhergeht mit der Sichtbarmachung der traditionellen Stärken des Freistaates. Zinngrube Ehrenfriedersdorf Industriemuseum Chemnitz 24 | Brikettfabrik Knappenrode Industriemuseum Chemnitz | 25 „Das Höchste, was man erreichen kann, ist zu wissen und auszuhalten, dass es so und nicht anders gewesen ist, und dann zu sehen und abzuwarten, was sich daraus ergibt.“ Hannah Arendt, Rede am 28. September 1959 bei der Entgegennahme des Lessing-Preises 26 | Gedenkstätte Münchner Platz Dresden Erinnern. Gedenken. Aufklären. Der Satz Hannah Arendts drückt Großes aus: Die Kultur und der innere Zusammenhalt unserer Gesellschaft hängen maßgeblich davon ab, welche Lehren der Geschichte die Menschen in diesem Land im Gedächtnis behalten und zum Maßstab ihres Handelns machen. Die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Verbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, insbesondere dem Menschheitsverbrechen des Holocaust einerseits und den Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen der kommunistischen Diktatur andererseits soll in der Gegenwart Orientierung im Hinblick auf Rechtsstaatlichkeit und demokratische Werte vermitteln. Wenn die grausamen Lehren, die das 20. Jahrhundert den Menschen erteilt hat, angenommen werden, dann muss das Wissen um unsere Geschichte in unserem Gedächtnis einen dauerhaften Platz finden, mit Tagen des Gedenkens, mit Orten des Erinnerns, mit Stiftungen, die sich der Erinnerung als Auftrag stellen. Die Sächsischen Gedenkstätten leisten an authentischen Orten einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und der kommunistischen Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR. Sie erfüllen zu einem erheblichen Teil museale Aufgaben, da sie zu den Orten politischer Verfolgung Zeugnisse sammeln, bewahren, forschen und das Wissen in Ausstellungen vermitteln. Sie erreichen darüber hinaus gerade junge Menschen mit Lesungen, Konzerten, Theater und anderen Kunstprojekten. Die Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft wurde am 15. Februar 1994 begründet. Anders als die Museen, die das einer positiven Identifikation zugängliche Kulturerbe bewahren, sind die Gedenkstätten Orte des negativen Gedächtnisses und laden zur Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ein. GEDENKSTÄTTE BAUTZEN In den Haftanstalten Bautzen I und II wurden während der NS-Zeit, der sowjetischen Besatzungszeit und der DDR politische Gegner unter unmenschlichen Haftbe| 27 Pirna-Sonnenstein dingungen gefangen gehalten. Die verschiedenen Verfolgungsperioden prägen drei Phasen des Gedenkens an einem Ort. Im Gebäude des „Stasi-Knastes“ Bautzen II wird an die Opfer der beiden Bautzener Gefängnisse mit Schwerpunktsetzung auf die Opfer der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR erinnert. GEDENKSTÄTTE MÜNCHNER PLATZ DRESDEN Auch die Gedenkstätte Münchner Platz Dresden hat eine solche mehrschichtige Vergangenheit zu gewärtigen. Sie beschäftigt sich mit der politischen Strafjustiz und ihren Opfern im Gebäudekomplex am Münchner Platz während der nationalsozialistischen Diktatur, der sowjetischen Besatzungszeit und der frühen DDR. Bis Ende 1956, als die DDR-Justiz das letzte Todesurteil am Münchner Platz vollstrecken ließ, wurde das 1907 als Königlich-Sächsisches Landgericht eröffnete Gebäude als Gerichtsort, Haftanstalt und Hinrichtungsstätte genutzt. In der NSZeit wurden mehr als 1.300 Justizopfer dort hingerichtet, mehrheitlich tschechoslowakische Staatsbürger. Darüber hinaus bezieht die Gedenkstätte in ihre Forschungs- und Bildungsarbeit weitere Stätten des Justizmissbrauchs in der Stadt Dresden ein. Dazu gehörten das Oberlandesgericht Dresden in der Pillnitzer Straße und die mit ihm verbundene Untersuchungshaftanstalt II in der Mathildenstr. 59. Die so genannte Mathilde war eine Zweiganstalt der an das Dresdner Landgericht angegliederten Hauptanstalt in der George-Bähr-Str. 7. Auch die Geschichte der Gedenkstätte selbst hat sich inzwischen zu einem eigenen Thema der Gedenkstättenarbeit entwickelt. GEDENKSTÄTTE PIRNA-SONNENSTEIN In der für ihre humanistische Tradition berühmten ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein ermordeten die Nationalsozialisten in den Jahren 1940 und 28 | 1941 13.720 vorwiegend psychisch kranke und geistig behinderte Menschen, darunter viele Kinder. Sie wurden im Rahmen der nationalsozialistischen Krankenmorde, der sogenannten „Aktion T4“, in einer Gaskammer umgebracht. Im Sommer 1941 starben an diesem Ort mehr als tausend Häftlinge aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Erst seit 1989 drang der fast vergessene Massenmord allmählich wieder in das öffentliche Bewusstsein. Bürgerinnen und Bürger der Stadt Pirna sowie Angehörige der Ermordeten engagierten sich ab 1991 im „Kuratorium Gedenkstätte Sonnenstein e. V.“ für die Einrichtung einer Gedenkstätte. Im Juni 2000 wurde die Gedenkstätte am historischen Ort eingeweiht. Seitdem verdeutlichen der Gedenkbereich und eine Dauerausstellung die Geschichte dieses Ortes. DOKUMENTATIONS- UND INFORMATIONSZENTRUM (DIZ) TORGAU Mit den beiden Militärgefängnissen „Fort Zinna“ und „Brückenkopf“ und dem Reichskriegsgericht, das im August 1943 von Berlin nach Torgau verlegt wurde, entwickelte sich Torgau während des Zweiten Weltkriegs zur Zentrale des Wehrmachtstrafsystems. Nach dem Ende des Krieges richtete die sowjetische Geheimpolizei NKWD im Fort Zinna und in der benachbarten Seydlitz-Kaserne die Speziallager Nr. 8 und Nr. 10 ein. Im Lager Nr. 8 wurden Deutsche interniert; im Lager Nr. 10 deutsche und sowjetische Staatsbürger, die von sowjetischen Militärtribunalen verurteilt waren, gefangen gehalten. Die DDR-Volkspolizei nutzte das Gefängnis Fort Zinna von 1950 bis 1990 für den Strafvollzug. In den fünfziger und sechziger Jahren saßen insbesondere politische Gefangene hier ein. Bis 1975 wurden in Torgau auch jugendliche Strafgefangene inhaftiert. Das DIZ Torgau wurde 1991 als Verein mit dem Ziel gegründet, die Geschichte der Torgauer Haftstätten wäh- rend des Nationalsozialismus, der sowjetischen Besatzungszeit und der DDR zu dokumentieren. Heute ist das DIZ Torgau Teil der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft. Da der zentrale Haftort – Torgau-Fort Zinna – als Justizvollzugsanstalt des Freistaates Sachsen genutzt wird, befindet sich das DIZ Torgau mit seiner Ausstellung nicht dort, sondern im Schloss Hartenfels. Ein Gedenkort, der den verschiedenen Phasen des Gedenkens Raum gibt, befindet sich neben der heutigen Justizvollzugsanstalt am Fort Zinna. GEDENKSTÄTTE EHRENHAIN ZEITHAIN Die Gedenkstätte erinnert an die Opfer des Kriegsgefangenenlagers Zeithain bei Riesa zwischen 1941 und 1945. Es war vor dem Überfall des nationalsozialistischen Deutschlands auf die Sowjetunion im April 1941 eingerichtet worden. Ab Oktober 1943 kamen auch italienische, serbische, britische, französische und polnische Gefangene in das Lager. Insgesamt sind ca. 25.000 bis 30.000 sowjetische Kriegsgefangene und mehr als 900 Gefangene aus anderen Ländern – davon mindestens 862 Italiener – in Zeithain verstorben. Gründe waren vor allem mangelhafte Ernährung und katastrophale hygienische Bedingungen. Die Opfer des Lagers liegen auf vier Friedhöfen in der Umgebung des ehemaligen Lagergeländes am Bahnhof Jacobsthal begraben. Die Geschichte des Lagers wird in einer Dauerausstellung im Dokumentenhaus des Ehrenhains Zeithain sowie in einer ehemaligen Lagerbaracke dargestellt. Die Gedenkstätte versteht sich als Anlaufstelle für Angehörige der ehemaligen Kriegsgefangenen sowie als Informations- und Bildungsstätte. Institutionell gefördert werden darüber hinaus vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst die in freier Trägerschaft befindliche Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden (ehemalige Untersuchungshaft der DDR-Staatssicherheit) und das Museum in der „Runden Ecke“ Leipzig (ehemalige Bezirksverwaltung der Staatssicherheit). Außerdem fördert die Stiftung aus Landes- und Bundesmitteln freie Träger wie die Erinnerungs- und Begegnungsstätte im ehemaligen Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau oder die Archive der Bürgerbewegung der ehemaligen DDR und andere Einrichtungen der Gedenkstättenarbeit. Mit dem neuen Sächsischen Gedenkstättengesetz können sich weitere Gedenkstätten für die institutionelle Förderung qualifizieren. Hierzu zählen insbesondere die Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, die ehemalige zentrale Hinrichtungsstätte der DDR in Leipzig, das ehemalige NS-Konzentrationslager Sachsenburg, die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, die frühere Frauenhaftanstalt Hoheneck und die Gedenkstätte zu Ehren der Euthanasieopfer in Großschweidnitz. Die Dokumentationsstelle – Widerstands- und Repressionsgeschichte in der NS-Zeit und SBZ/DDR – ist eine historische Forschungseinrichtung der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft mit Sitz in Dresden. Thematische Schwerpunkte der Arbeit sind die Widerstands- und Repressionsgeschichte der Zeit des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit, die Geschichte der Sowjetischen Besatzungszone sowie die Geschichte der DDR. Weitere Arbeitsbereiche sind die Schicksalsklärung von sowjetischen Kriegsgefangenen und (teilweise) von deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges sowie die Schicksalsklärung von Internierten und deutschen Bürgern, die in der Nachkriegszeit von sowjetischen Justizbehörden verurteilt worden sind (Verurteilte sowjetischer Militärtribunale). Die gewonnenen Erkenntnisse werden zu wissenschaftlichen und auch humanitären Zwecken genutzt. (www.dokst.de) | 29 Museum der bildenden Künste, Leipzig 30 | KULTURPOLITIK IN SACHSEN. Zugang zur Kultur für alle öffnen. Im Selbstverständnis der sächsischen Bürgerinnen und Bürger hat Kultur einen hohen Stellenwert. Sie sind stolz auf ihre Kunstschätze, ihre Geschichte und historischen Bauten sowie auf Persönlichkeiten, die in der Welt berühmt sind. Jedes Jahr werden Millionen Gäste und Besucher vom Ruf sächsischer Kultur angelockt. Sie gehen in die Museen und Theater, hören Konzerte und Opern oder besichtigen die mittelalterlichen Innenstädte, Burgen und Schlösser. Die vielfältige sächsische Kulturlandschaft und den kulturellen Reichtum gilt es zu bewahren und weiterzuentwickeln. Doch wie kann die bestehende Kultur in Sachsen ausreichend gepflegt werden? Wie kann Raum für neue Kulturformen, für künstlerische Entfaltung und für gesellschaftliche Beteiligung an Kunst und Kultur geschaffen werden? Und wie können mit Kunst und Kultur möglichst viele Menschen erreicht werden? Das sind wichtige Fragen, mit denen sich Kulturpolitik beschäftigt. Der Freistaat Sachsen und besonders das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst haben für eine Vielzahl von kulturellen Einrichtungen und Projekten die Verantwortung. Nach dem Subsidiaritätsprinzip übernehmen zunächst die Kommunen, dann die Kulturräume, die Kulturstiftung Sachsen und das Kunstministerium ihre jeweiligen Verantwortungsbereiche. Dem Ministerium unmittelbar zugeordnet sind die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit ihren derzeit zwölf Museen vom Grünen Gewölbe bis zu den Neuen Meistern und den Staatlichen Ethnographischen Sammlungen, außerdem die Staatsoper mit der Sächsischen Staatskapelle, das Staatsschauspiel Dresden, das Landesamt für Archäologie, das Staatliche Museum für Archäologie, die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden sowie die Landesstelle für Museumswesen. Finanziell unterstützt werden darüber hinaus die Musikschulen und Kultureinrichtungen auf den Gebieten Darstellende Kunst und Musik, Bildende Kunst, Literatur, Film sowie im Bereich der nichtstaatlichen Museen, Museumsstiftungen, Gedenkstätten und der Soziokultur. Projekte wie das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm oder das sächsischbayerisch-tschechische Festival Mitte Europa tragen zum Ruf Sachsens als Kulturland bei weit über die Landesgrenzen hinaus. Um sich zu entwickeln und gleichzeitig Bestand zu haben, brauchen Kunst und Kultur angemessene finanzielle Unterstützung. Der Freistaat Sachsen fördert deshalb auf staatlicher Ebene seine Kulturleistungen | 31 Preisträgerkonzert „Jugend musiziert“ derzeit direkt und indirekt insgesamt mit 409,3 Millionen Euro pro Jahr (Quelle: Kulturfinanzbericht der statistischen Ämter, 2010). Damit gehört Sachsen zu den Bundesländern, die am meisten für Kulturförderung zur Verfügung stellen. Sachsen hat mit 4,1 Prozent den höchsten Anteil der öffentlichen Kulturausgaben an den Gesamthaushalten (Land und Kommunen) und mit 171 Euro auch die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben aller Flächenländer. Doch die kulturpolitischen Aufgaben beschränken sich nicht allein auf den finanziellen Aspekt. Vielmehr ist es Aufgabe von Politik, eine Kultur der Vielfalt und der Teilhabe zu ermöglichen. Denn Kultur ist für eine Gesellschaft wesentlich – mehr als ein Luxusgut und mehr als ein bloßes Event. Kultur befähigt dazu, mit der Außenwelt in Beziehung zu treten und dient der Identitätsstiftung einer Gemeinschaft; sie ist Markstein für deren Selbstvergewisserung und Orientierungspunkt für die Zukunft. Ein solches Kulturverständnis kommt in einer Politik zum Ausdruck, die soziokulturelle Zentren und 32 | bürgerschaftliches Engagement in Kunstvereinen fördert, ohne die so genannte Hochkultur zu vernachlässigen. Die Förderung von Spitzenleistungen hat einen ebenso hohen Stellenwert wie die Einrichtung von kreativen künstlerischen Zentren oder die Förderung des künstlerischen Nachwuchses. Im Freistaat Sachsen sind an der Nachwuchs-Ausbildung über 30 Musikschulen und fünf Kunsthochschulen beteiligt. Die künstlerische Bildung ist in Sachsen in vielen Bereichen einzigartig: Die Palucca Hochschule für Tanz Dresden bietet eine interdisziplinäre Tanzausbildung auf höchstem Niveau, an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig werden Maler der weltbekannten „Neuen Leipziger Schule“ zum Abschluss geführt. Die Hochschule für Bildende Künste Dresden bietet europaweit einzigartige Studiengänge wie den Diplomstudiengang Theaterplastik. Zudem ist die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig einer von deutschlandweit nur drei Standorten für die Ausbildung von Museologen. Zu den Studierenden des Leipziger Litera- Aufführung „Reckless II – Lebendige Schatten“ im Staatsschauspiel Dresden turinstitutes, die sich später als Schriftsteller einen Namen machten, gehören unter anderen: Heinz Czechowski, Kurt Drawert, Adolf Endler, Ralph Giordano, Kerstin Hensel, Sarah Kirsch, Rainer Kirsch, Angela Krauß, Erich Loest, Dieter Mucke, Andreas Reimann, Gerti Tetzner, Fred Wander. Bibliotheken, Theater, Museen und Orchester sind zum einen Bausteine einer kulturellen Infrastruktur eines Landes, zum anderen auch das Fundament demokratischer Bildungs- und Kulturarbeit. In der Verfassung des Freistaates Sachsen wird den sächsischen Bürgerinnen und Bürgern in allen Regionen die Teilhabe am kulturellen Leben garantiert. Doch um eine wirkliche gesellschaftliche und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, müssen die Weichen schon in den Kindertagesstätten und Schulen gestellt werden. Die Kultureinrichtungen in Sachsen haben einen gemeinsamen zentralen Auftrag: Sie sollen einen nachhaltigen Beitrag zur kulturellen Bildung leisten. Über enge Kooperationen von Museen, Bibliotheken, Schulen und Kin- dertagesstätten werden in Sachsen Kinder und Jugendliche an Literatur, Kunst und Musik herangeführt. Eine breite und gute Bildung ist Voraussetzung, um den Zugang zu Kultur für alle Generationen und sozialen Milieus zu öffnen. Der kulturellen Bildung junger Menschen kommt damit besondere Bedeutung zu. Mit einer im Jahr 2010 in Kraft getretenen Förderrichtlinie zur Stärkung der kulturellen Bildung ist besonders die musikalische Bildung als wesentlicher Teil kultureller Bildung im Blick. Mit dem 2009 gestarteten landesweiten Pilotprojekt „Jedem Kind ein Instrument“ erhalten Grundschüler in Zusammenarbeit mit den Musikschulen die Möglichkeit, ein Instrument zu erlernen. Weiteres Ziel der Förderung ist, zusätzliche Kapazitäten für Koordination, Vernetzung und Evaluation von Angeboten der kulturellen Bildung in den Kulturräumen zu schaffen und die Zusammenarbeit zwischen den Schulen und Kindertagesstätten mit den kulturellen Einrichtungen zu befördern. So soll möglichst vielen jungen Menschen im Freistaat Sachsen die | 33 Teilhabe an kultureller Bildung ermöglicht werden. Auch Museen sind Orte kultureller Bildung. Seit Dezember 2009 gilt in allen staatlichen Museen Sachsens freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 16 Jahren. Mit der Übertragung der Projekte der allgemeinen Kunstund Kulturförderung auf die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen übernimmt diese seit 2005 die Verantwortung für einen wichtigen Förderbereich. Förderungswürdig sind insbesondere Vorhaben mit landesweiter, überregionaler und internationaler Wirksamkeit. Dazu zählen Wettbewerbe, Theater-, Tanz- und Musiktage, Aufführungen und Gastspiele, Dokumentationen und Publikationen sowie Maßnahmen der kulturellen Bildung. Daneben vergibt die Kulturstiftung Stipendien an freiberuflich tätige Künstlerinnen und Künstler. Außerdem CYNETART Festival, Dresden 34 | kauft sie Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler an, die dann im Kunstfonds von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden verwaltet werden. Ein weiteres Element, um Kunst und Kultur zu fördern, ist für das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst die Verleihung von Preisen. Ausgezeichnet werden herausragende Leistungen und hoffnungsvolle Talente, zum Beispiel in den Bereichen Film oder Literatur. Exemplarisch dafür ist der mit 13.000 Euro dotierte, alle zwei Jahre vergebene Lessing-Preis des Freistaates Sachsen, der eine Künstlerin oder einen Künstler für ihr oder sein Werk im Geiste Lessings ehrt. Auch computergestützte Kunst wird als zeitgenössische Kunst gefördert. Im Rahmen des internationalen Festivals CYNETART in Dresden, das im Bereich der compu- Blick vom Schlossturm, Fürst-Pückler-Park Bad Muskau tergestützten Kunst weltbekannt ist, vergibt das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst alle zwei Jahre einen Förderpreis in Höhe von 10.000 Euro. Eine kulturpolitische Aufgabe mit besonderem Gewicht ist die Förderung der zeitgenössischen Kunst in allen Sparten einschließlich der Soziokultur. Das Musikland Sachsen zählt weit mehr als 60 regelmäßige Festivals der Musik, aber auch der Darstellenden Kunst, die besonders gefördert werden. Neues wird ausprobiert, wie zum Beispiel mit dem Festival der Vergessenen Musik in Görlitz, das im Jahr 2006 erstmalig an Musikerinnen und Musiker erinnerte, die Opfer von Diktatur und Verfolgung wurden. Zahlreiche Festival-Ereignisse haben sich nach mehrmaliger erfolgreicher Wiederholung im sächsischen Kulturland etabliert: der Mittelsächsische Kultursommer, das Moritzburg-Festival, der Lausitzer Musiksommer, die Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch, das Musikfest Erzgebirge oder die Silbermann Tage, um nur einige aufzuzählen. Die Musik im Freistaat Sachsen erklingt zudem in einer Vielzahl von Orchestern in staatlicher und kommunaler Trägerschaft. Kulturleben wird in Sachsen von vielen Menschen gestaltet, die in Vereinen, Chören, Verbänden und Ensembles mitwirken. Sie pflegen die vielfältigen Formen der Volks- und Alltagskultur und tragen zum Erhalt von Traditionen bei. Rund 60.000 Sorben leben im sorbischen Siedlungsgebiet, davon etwa 20.000 Niedersorben in der brandenburgischen Niederlausitz und 40.000 Obersorben in der sächsischen Oberlausitz zwischen Kamenz, Bautzen, Weißwasser und Hoyerswerda. Schutz und Förderung der Sprache und Kultur des sorbischen Volkes sind in Sachsen Verfassungsauftrag. Die Kulturpflege der in der Lausitz beheimateten nationalen Minderheit wird über die Stiftung für das sorbische Volk – finanziert von Bund, Freistaat Sachsen und Land Brandenburg – sowie im schulischen und vorschulischen Bereich, im Hochschulbereich mit dem Institut für Sorabistik an der Universität Leipzig und dem Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien gefördert. Teil der sächsischen Kulturlandschaft sind auch die vielen Schlösser, Burgen, historischen Stadtzentren und Parkanlagen. Schloss Augustusburg, Schloss Pillnitz mit dem einzigartigen Dresdner Elbtal, die Innenstädte von Meißen, Torgau, Bautzen oder die geschlossenen Gründerzeitgebiete wie auf dem Kaßberg in Chemnitz sowie zahlreiche Denkmäler – die Liste der sächsischen Baukultur ist lang. Der deutsch-polnische Landschaftspark „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ ist in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen worden und steht unter besonderem Schutz. Die Montanregion Erzgebirge steht auf der Tentativliste der UNESCO. Auch Neubewerbungen für die Welterbeliste zeichnen sich ab. | 35 Das bundesweit einmalige Kulturraum-Modell. Aufgrund der Kulturhoheit der Länder liegt die Zuständigkeit für Fragen der Kunst und Kultur bei jedem einzelnen Bundesland. Damit trägt jedes Land selbst Verantwortung für seine kulturellen Werte und seine Kulturlandschaft. Sachsen ist das einzige Bundesland, in dem die Förderung von Kunst und Kultur als Staatsziel in der Verfassung verankert ist. Das 1994 erstmals verabschiedete, seit 2008 unbefristet geltende, bundesweit einmalige Kulturraumgesetz gibt diesem Verfassungsziel zusätzlich einen gesetzlichen Rahmen, um die Kultur zur Pflichtaufgabe der Kommunen zu machen und dabei den Freistaat aufgrund des Solidarprinzips mit in die Pflicht zu nehmen. Seit 2005 beträgt die Zuweisung des Freistaates Sachsen an die Kulturräume jährlich mindestens 86,7 Millionen Euro. Das Kulturland Sachsen wird in acht Kulturräume unterteilt: Zwei Landkreise bilden in einem ländlichen Kulturraum einen Zweckverband. Die drei kreisfreien Städte Chemnitz, Dresden und Leipzig bilden jeweils einen urbanen Kulturraum. Jeder Kulturraum erarbeitet im Konsens von Fachleuten und politischen Entscheidungsträgern eigene Förderrichtlinien und Bewertungskriterien für die Kulturförderung. Über ein Umlageverfahren wird eine solidarische Finanzierung der Kulturangebote zwischen den kommunalen Gebietskörperschaften im ländlichen Raum und dem Freistaat garantiert. Gekoppelt an die Finanzzuweisung des Freistaates mindestens im Verhältnis zwei zu eins wird durch die Landkreise eine selbst festgelegte Kulturumlage erhoben. Durch einen so genannten Sitzgemeindeanteil werden die Kommunen angemessen an der Finanzierung der regional bedeutsamen Einrichtungen und Maßnahmen beteiligt. 36 | KULTURRAUM VOGTLAND-ZWICKAU www.kulturraum-vogtland-zwickau.de Regionalbüro Vogtland Kultursekretärin Janine Endler Reichenbacher Straße 34, 08527 Plauen Tel.: 03741 2911060, E-mail: [email protected] Regionalbüro Zwickau Verwaltungszentrum Werdauer Straße 62, Haus 1, 08056 Zwickau Tel.: 0375 440227010 E-mail: [email protected] KULTURRAUM ERZGEBIRGE-MITTELSACHSEN www.kulturraum-erzgebirge-mittelsachsen.de Kultursekretär Wolfgang Kalus Bahnhofstraße 8a, 09557 Flöha Tel.: 03726 788476 E-mail: [email protected] KULTURRAUM LEIPZIGER RAUM www.kultur-leipzigerraum.de Kultursekretär Manfred Schön c/o Landratsamt Leipzig Stauffenbergstraße 4, 04552 Borna Tel.: 03433 2413500 E-mail: [email protected] V. l. n. r.: Burg Kriebstein, Peterskirche in Görlitz, Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, Basteibrücke im Elbsandsteingebirge KULTURRAUM MEISSENSÄCHSISCHE SCHWEIZ-OSTERZGEBIRGE CHEMNITZ Katrin Voigt, amt. Leiterin des Kulturbüros Stadtverwaltung Chemnitz Getreidemarkt 3, 09111 Chemnitz Tel.: 0371 4884120 E-mail: [email protected] www.kreis-meissen.org Kultursekretärin Diana Fechner c/o Landratsamt Meißen Brauhausstraße 21, 01662 Meißen Tel.: 03521 7257061/-62 E-mail: [email protected] LEIPZIG Kulturamtsleiterin Susanne Kucharski-Huniat Kulturamt Leipzig Martin-Luther-Ring 4–6, 04109 Leipzig Tel.: 0341 1234280 E-mail: [email protected] KULTURRAUM OBERLAUSITZ-NIEDERSCHLESIEN www.kulturraum-oberlausitz.de Kultursekretär Joachim Mühle c/o Landratsamt Görlitz Robert-Koch-Straße 1, 02906 Niesky Tel.: 03588 285383 E-mail: [email protected] DRESDEN Kulturamtsleiter Manfred Wiemer Kulturrathaus Königstraße 15, 01097 Dresden Tel.: 0351 4888920 E-mail: [email protected] Torgau Hoyerswerda KULTURRAUM LEIPZIGER RAUM LEIPZIG Niesky Bautzen Döbeln Borna KULTURRAUM OBERLAUSITZNIEDERSCHLESIEN Görlitz Meißen Mittweida DRESDEN Freiberg KULTURRAUM VOGTLAND-ZWICKAU CHEMNITZ Zwickau Annaberg Aue Plauen KULTURRAUM MEISSENSÄCHSISCHE SCHWEIZOSTERZGEBIRGE KULTURRAUM ERZGEBIRGEMITTELSACHSEN | 37 DRESDEN – Leben am Fluss. Die Elbe formte das ausgedehnte Tal und lud noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Baden ein, was mittlerweile auch wieder möglich ist. Rund 1.000 grüne Hektar säumen ihre Ufer. Stadtnahe Weinberge und Schlösser an Elbhängen, weite Wiesen und Fluss-Auen. Atmosphäre und Lebensqualität. Blick von der Dresdner Frauenkirche auf die Hochschule für Bildende Künste 38 | KULTURSTADT DRESDEN. Seit 1837 das erste Dampfschiff auf der Elbe verkehrte, gehören die Personendampfer der Sächsischen Dampfschifffahrtsgesellschaft, der ältesten Raddampferflotte der Welt, zum Bild der Elblandschaft. Kurfürst Friedrich August I., genannt August der Starke (Regentschaft 1694–1733), entwickelte, angeregt durch eine Kavalierstour nach Italien, die Idee der Elbe als eines Canale Grande, an dem nach dem Vorbild Venedigs Paläste und Schlösser zugänglich sein sollten. Der legendäre Kurfürst machte die Altstadt mit repräsentativen Bauten wie Schloss, Hofkirche, Zwinger oder Japanischem Palais zur Residenz. Auch sie orientieren sich zum Fluss. Später kamen Semperoper, Brühlsche Terrasse, Albertinum, Kunstakademie und Ständehaus hinzu. Jedes der Bauwerke steht als Sehenswürdigkeit für sich. Endpunkte der Festkultur des lebenslustigen und kunstsinnigen Regenten waren Schloss Übigau im Westen und Schloss Pillnitz im Osten. Sachsens Kurfürsten und Könige sammelten über Jahrhunderte kostbare und kuriose Gegenstände aus Kunst, Naturwissenschaft und Technik. Kurfürst August, unter dessen Herrschaft Dresden zu Wohlstand gelangte, legte im Jahr 1560 mit der kurfürstlichen Kunstkammer den Grundstein für die erste Dresdner Sammlung, die bereits im 17. Jahrhundert zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten Europas gehörte. Unter dem Einfluss der italienischen Renaissance gewannen Kunst und Wissenschaften an Bedeutung. Die Sammelstücke wuchsen so rasch in Art und Zahl, dass schon im 18. Jahrhundert Spezialmuseen gegründet wurden. Die seit 1924 bestehenden Staatlichen Sammlungen machen Dresden heute zu einer der wichtigsten Museumsstädte in Europa. Das bekannteste Museum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ist sicher die Gemäldegalerie Alte Meister, als deren berühmtestes Werk die „Sixtinische Madonna“ von Raffael gilt. Diese Galerie begrüßt jährlich 500.000 Besucher und ist eines von zwölf Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), einem der weltweit bedeutendsten und ältesten Museumsverbünde. Die verschiedenen Museen befinden Staatliche Kunstsammlungen Dresden, „Türckische Cammer“ im Residenzschloss sich in sieben prachtvollen Gebäuden, die allein schon einen Besuch wert sind. Im Herzen der Dresdner Altstadt gelegen ist das Residenzschloss Ursprungsort und Zentrum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Der ehemalige Stammsitz des Fürstengeschlechts der albertinischen Linie der Wettiner beherbergt das Historische und das Neue Grüne Gewölbe, das Münzkabinett, das Kupferstich-Kabinett, die Rüstkammer und die Türckische Cammer. Letztere birgt eine unverwechselbare Sammlung osmanischer Kunst. Einzig in Dresden haben Besucher der Türckischen Cammer die Möglichkeit, das größte Objekt, ein osmanisches Dreimastzelt, zu betreten. 160 Quadratmeter orientalischer Traum aus Gold und Seide lassen erahnen, wie viel Bewunderung auch August der Starke für die osmanische Kultur hegte. Als „Museum der Moderne“ ist das Albertinum mit der Galerie Neue Meister und der Skulpturensammlung ebenso ein Besuchermagnet. Nach umfangreichem Umbau und Sanierung bietet es unter anderem durch riesige gläserne Schaudepots ganz neue Einblicke in das Museum und dessen sonst verborgene Sammlung. Den Anlass für eine Neukonzeption des Museums gab das Jahrhunderthochwasser der Elbe und ihrer Nebenflüsse im Jahr 2002. Was damals als Katastrophe begann und die Depots im Untergeschoss des historischen Baus in Mitleidenschaft zog, stellte sich als Chance heraus. Denn drei Monate später versteigerten mehr als 40 zeitgenössische Künstler im Rahmen einer Auktion jeweils aus ihrem Œuvre | 39 bekannte Werke. Der Erlös von über 3,4 Millionen Euro gab die Initialzündung für die Komplettsanierung des Albertinums – mit einem weltweit einzigartigen, hochwassersicheren Museumsgebäude. Der Lipsius-Bau mit seiner markanten Glaskuppel (im Volksmund „Zitronenpresse“ genannt) zieht ebenfalls viele Architektur- und Kunstfreunde an. Die abwechslungsreichen Sonderausstellungen zeitgenössischer Künstler werden in der großzügigen und schlicht gehaltenen Kunsthalle gezeigt. Wie das gesamte Gebäude weist sie nach der Renovierung einen bemerkenswerten Gegensatz zwischen sichtbar gelassenen Spuren der Zerstörung und neuer architektonischer Gestaltung auf. Ausgelassene Stimmung abseits des Museumsalltages bringen die „Lipsius Vibes“, zu denen die JUNGEN FREUNDE der Staatskapelle Dresden mit dem Chefdirigenten Christian Thielemann 40 | Staatlichen Kunstsammlungen regelmäßig einladen. Zur ungezwungenen und interaktiven Auseinandersetzung mit den Werken der jeweiligen Sonderausstellung gesellen sich im Laufe des Abends Musiker und DJs, die das junge kunstinteressierte Publikum zum Tanzen auffordern. Weitere Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sind im Zwinger: Gemäldegalerie Alte Meister, Porzellansammlung und Mathematisch-Physikalischer Salon; im Japanischen Palais: Sitz des Museums für Völkerkunde Dresden, Sammlung von 90.000 Objekten aus allen Erdteilen; im Jägerhof: Museum für Sächsische Volkskunst, unter anderem Ausstellungsstücke der erzgebirgischen Volkskunst, Erzeugnisse aus der Lausitz und dem Vogtland sowie Puppentheatersammlung; im Schloss Pillnitz: Kunstgewerbemuseum. Deutsches Hygiene-Museum Dresden Ebenfalls zum Museumsverbund zählen die öffentlich zugängliche Kunstbibliothek im Residenzschloss, der Kunstfonds mit einer Sammlung von 25.000 Werken aller Genres der Bildenden Kunst und das Gerhard-RichterArchiv im Albertinum. Auch die Sächsische Landesbibliothek geht auf eine Gründung des Kurfürsten August von Sachsen im Jahr 1556 zurück. Sie wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts öffentlich zugänglich gemacht. Internationalen Rang besitzen die Sammlungen zur sächsischen Regionalkunde, zu Kunst, Musik und Stenographie. 1996 fusionierten die Universitätsbibliothek der Technischen Universität Dresden und die Sächsische Landesbibliothek zur Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), die heute eine führende Stellung in der Digitalisierung von Kulturgut einnimmt. Über 40 Museen laden in Dresden zum Besuch ein. Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden ist das größte militärhistorische Museum Deutschlands. Am 14. Oktober 2011 nach einem von Daniel Libeskind geleiteten umfassenden Umbau wiedereröffnet, zeigt es auf knapp 20.000 Quadratmetern Fläche die Militärhistorie als eine Kulturgeschichte der Gewalt. Das vom Odol-Fabrikanten Karl August Lingner angeregte Deutsche Hygiene-Museum Dresden mit seinen Sonderausstellungen zwischen Gesundheitsaufklärung, Kunstpräsentation und politischer Diskussion macht über die Grenzen des Freistaates hinaus von sich reden. Das 1912 gegründete, von einer Stiftung getragene Museum versteht sich als ein öffentliches Forum für Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft. Mit jährlich rund 280.000 Besuchern gehört das Haus zu den bestbesuchten Museen in Sachsen. Dresden ist musikverliebt. Die Sächsische Staatskapelle, 1548 von Kurfürst Moritz von Sachsen als Dresdner Musikalische Kapelle gegründet, ist das älteste Orchester Europas. Zu ihren Kapellmeistern zählten Heinrich Schütz, Johann Adolf Hasse, Carl Maria von Weber und Richard Wagner. Wagner feierte als Kapellmeister an der (ersten) Semperoper Triumphe, bevor er – Mai-Revolutionär wie Gottfried Semper – 1848 die Stadt verlassen musste. Die Dresdner Philharmonie, das Konzertorchester der sächsischen Landeshauptstadt, ist Musikfreunden aus aller Welt ein Begriff. Der Dresdner Kreuzchor kann auf eine mehr als siebenhundertjährige Geschichte zurückblicken. Von den 28 Kreuzkantoren seit der Reformation | 41 Dixieland-Festival Konzert auf dem Elbhangfest 42 | prägte Rudolf Mauersberger in seiner mehr als 40-jährigen Amtszeit den Chor wie kein anderer: Er belebte ihn nach dem Zweiten Weltkrieg neu, bewahrte seine christliche Bindung während zweier Diktaturen und führte ihn auf sein international anerkanntes Niveau, das ihn noch heute weltberühmt macht. Dresden hat eine jahrhundertealte Tradition beim Feiern glanzvoller Feste. Bereits die sächsischen Fürsten ließen ihre Turnierspiele, Tierhatzen und Massenaufzüge von Musik, Gesang und Tanz begleiten. Der Dresdner Karneval war legendär. Bis in unsere Zeit hat sich eine rege, äußerst vielfältige Festkultur erhalten. Dazu gehört auch der älteste deutsche Weihnachtsmarkt, der 1434 gegründete Striezelmarkt (wobei Striezel nichts anderes als Christstollen bedeutet). Über 200 Jahre jünger, zählt die „Dresdner Vogelwiese“ zu den ältesten Volksfesten Deutschlands. Noch heute verstehen sich die Dresdner aufs Feiern. Das Elbhangfest, Kunst- und Bürgerfest zwischen den Dresdner Stadtteilen Loschwitz und Pillnitz entlang der Elbe, entstand 1991 aus einer Initiative zur Rettung der Loschwitzer Kirche und der Weinbergkirche in Pillnitz. Das Fest zieht mittlerweile jedes Jahr um die hunderttausend Besucher an. Seit mittlerweile über dreißig Jahren laden die Dresdner Musikfestspiele – inzwischen eine prägende Kulturinstitution der Stadt – im Mai und Juni nach Dresden ein. Seit 2009 ist der Cellist Jan Vogler Intendant der Dresdner Musikfestspiele, die seitdem eine entscheidende Neuausrichtung erfahren haben. Seine Vision ist es, den Ruf der Musikfestspiele in die Welt zu tragen und „Dresden in der ersten Liga der Festivalstädte der Welt zu etablieren“. Namhafte Orchester, große Solisten und Ensembles sind jedes Jahr für drei Festivalwochen in der sächsischen Landeshauptstadt zu Gast und entführen ihr Publikum gemäß dem jeweiligen Motto der Musikfestspiele immer wieder in eine neue musikalische Welt. Mehr als 500.000 Dixielandfreunde machen alljährlich im Mai Dresden zur europäischen Hauptstadt des Dixieland. Große Konzerte mit Bands aus aller Welt im Kulturpalast, auf der Freilichtbühne Junge Garde und im Alten Schlachthof tragen den Ruf des 1971 begründeten Dixieland-Festivals weit über Dresden hinaus. Und selbst im Festspielhaus Hellerau wird wieder getanzt. Das Europäische Zentrum der Künste Hellerau, vormals Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik, knüpft Dresdner Musikfestspiele, Konzert im Innenhof des Albertinum nach einer umfassenden Sanierung der Gebäude an den Ursprungsgedanken seiner Gründer an: geistiger und künstlerischer Ort zeitgenössischer Kunst und ihres Dialogs über Spartengrenzen hinweg zu sein. Mit diesem Anspruch hatten Emile Jaques-Dalcroze und Adolphe Appia im Jahr 1911 jene „Bildungsanstalt für Musik und Rhythmik“ gegründet und von Architekt Heinrich Tessenow das Festspielhaus errichten lassen. Hier arbeitet heute der amerikanische Choreograph William Forsythe mit seiner Company neben Projekten wie der Trans-Media-Akademie mit dem Medienkunstfestival CYNETART, dem Körpertheater DEREVO oder der Internationalen Rhythmikwerkstatt der Hochschule für Musik Dresden. Dresden wäre nicht Dresden ohne eines der größten erhalten gebliebenen Gründerzeitviertel – die überwiegend studentisch geprägte Dresdner Neustadt. Hier lebt jedes Jahr an einem Wochenende die Bunte Republik Neustadt, Straßen-, Kultur- und Szene-Fest in einem. | 43 „Wahrhaftig hast du Recht. Mein LEIPZIG lob ich mir. Es ist ein Klein-Paris und bildet seine Leute.“ So erwies Goethe einer der ältesten Universitätsstädte seine Referenz. Nach 1990 hieß der Aufbruch „Leipzig kommt“, so der MarketingSlogan der Stadt. Leipzigs neues Kultur-Leben wächst aus alter Kraft. Und immer wahrte die Bürgerstadt selbstbewusst ihre Unabhängigkeit. Augustusplatz in Leipzig mit Gewandhaus, City-Hochhaus, Augusteum und Opernhaus 44 | KULTURSTADT LEIPZIG. Die wievielte Messe gerade stattfindet, weiß in Leipzig niemand so genau – die Tradition reicht weit zurück. 1687 öffnete am Naschmarkt eine der ersten europäischen Handelsbörsen und die Buchmesse überflügelte die Frankfurter Konkurrenz. Die Notentypen Breitkopfs, des ältesten Musikverlages der Welt, wurden bis nach Amerika exportiert. In der Zeit des frühen 18. Jahrhunderts, der Zeit von August dem Starken, wurde Johann Sebastian Bach Thomaskantor und verbrachte hier sein halbes Leben. In Leipzig erschien die erste gedruckte Zeitung Deutschlands, hielt Gellert Vorlesungen über deutsche Dichtkunst, begründete der Literat Johann Christoph Gottsched die deutsche Schauspieltradition. Wieland, Klopstock, Lessing weilten in der Pleiße-Stadt – Leipzig mit seiner 1409 gegründeten Universität als intellektuelles Zentrum. Goethe kam hierher 1765 als 16-jähriger Jurastudent und fiel prompt auf: Für die feine Stadt war der Frankfurter Bürgersohn nicht „geputzt“ genug. Nach Goethes Zeit in Leipzig, später dann, im 19. Jahrhundert, war Leipzig eine Stadt der Verleger, Arbeitervereine und Fabrikanten. Um 1830 sind die Anfänge der Industrialisierung im Leipziger Raum zu beobachten. Zwischen Leipzig und Dresden wurde 1839 die erste deutsche Eisenbahnfernverbindung eröffnet, weitere Eisenbahnlinien ließen schon bald einen Eisenbahnkno- tenpunkt entstehen. Damit konnte Leipzig seine Rolle als deutsches Handelszentrum mit internationaler Bedeutung für viele Jahrzehnte sichern und wesentliche Voraussetzungen für den industriellen Aufschwung schaffen. 1863 rief der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein, aus dem später die SPD wurde, zu seiner Gründungsversammlung auf. In Leipzig ist die Musik zu Hause. Das spürt man auf Schritt und Tritt. Im Stadtzentrum streben die jungen Schüler mit ihren Instrumenten in die städtische Musikschule, im Musikviertel hört man durch die offenen Fenster die Studierenden der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ üben. Neben den regelmäßigen Konzerten in der Hochschule, im Gewandhaus, in den Kirchen und an vielen anderen Orten haben sich zahlreiche Musikfestivals etabliert. Die Lebensläufe von Musikern wie Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert Schumann, Gustav Mahler und Richard Wagner sind eng mit der Geschichte Leipzigs verknüpft: Mehr noch, alle großen Komponisten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts haben hier studiert oder komponiert, gastiert oder referiert. Kein Wunder: In Leipzig gab es das erste deutsche Konservatorium – gegründet von Mendelssohn Bartholdy. Gewandhaus und Oper waren wichtige Spielstätten, dazu kamen | 45 die Musikverlage, die Pianofabriken. Diese Tradition ist für alle Musiker bis heute eine große Inspiration, und das Publikum profitiert von dem reichen Angebot von Konzerten unterschiedlicher Genres. Leipzig verfügt damit europaweit über eine einzigartige Dichte an Komponistenhäusern und eine Vielzahl klassischer Musikstätten. 23 dieser Orte sind seit Mai 2012 im Stadtzentrum durch die fünf Kilometer lange „Leipziger Notenspur“ verbunden. Dieses „musikalische“ Wegeleitsystem ist gekennzeichnet durch im Boden verankerte Edelstahl-Intarsien. Hörszenen entlang der Notenspur bringen dem Spaziergänger Musik und Musikgeschichte der Stadt Leipzig näher. An zwölf der 23 Stationen gibt es auch kindgerechte Einspielungen. Wer aus dem Leipziger Bahnhof tritt, kann die Musik schon förmlich sehen: St. Thomas und St. Nicolai, die Wirkungsstätten Bachs, der 27 Jahre in der Stadt blieb, grüßen mit ihren Türmen. In Leipzig komponierte er seine größten Werke, Matthäuspassion, h-MollMesse, Kunst der Fuge. Im Bach-Museum am Thomaskirchhof und beim jährlichen Internationalen Bachfest, einem der herausragenden kulturellen Ereignisse, wird jene Zeit wieder lebendig. Der Stiftung Bach-Archiv – Museum, Forschungsinsitut und Bibliothek – und dem Bachmuseum gelang es in den letzten Jahren, Leipzig als international anerkanntes Bach-Zentrum zu etablieren. In der Thomaskirche erklingen noch heute freitags und sonnabends die Motetten- und Kantatenaufführungen der Thomaner. In 800 Jahren Chorgeschichte hat der Knabenchor dazu beigetragen, dass sich Leipzig zu einem Zentrum protestantischer Kirchenmusikpflege auf höchstem Niveau entwickelte. Jenseits der Thomaner halten heute Ensembles wie das Neue Bachische Collegium Musicum und die Capella Fidicinia diese Traditionen lebendig. Leipzigs internationaler Ruf als Musikstadt ist eng mit dem Wirken des Gewandhausorchesters verbunden. Als Leipzigs Kaufleute einen Konzertverein ins Leben riefen, dessen erstes Konzert am 11. März 1743 stattfand, begründeten sie damit das älteste bürgerliche deutsche Konzertorchester. Mit dem Umzug in das Messehaus der Tuchwarenhändler im Jahre 1781 erhielt es den Namen „Gewandhausorchester“, der ihm bis heute erhalten blieb. Seit 1840 spielt das Gewandhausorchester außerdem zu Aufführungen im Opernhaus und garantiert bis heute höchstes musikalisches Niveau. Die Mendelssohn-Festtage, in Erinnerung an den einstigen Gewandhaus-Kapell46 | Thomaskantor Johann Sebastian Bach Thomanerchor, Leipzig Neo Rauch Saal, Museum der bildenden Künste, Leipzig meister Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), sind in jedem Jahr ein besonderer Höhepunkt im Leipziger Musikleben. Neben ihm wirkten zu dieser Zeit Albert Lortzing, Robert und Clara Schumann, geborene Wieck, in der Stadt. Die Geburtsstunde der Leipziger Oper schlug bereits 1693. Bekannte Komponisten und Musiker wie Georg Philipp Telemann und E.T.A. Hoffmann haben hier gewirkt. Im Foyer des Schauspielhauses erinnert heute eine Reliefplatte an die Schauspielerin und Theaterreformerin Caroline Neuber, genannt Neuberin, die mit ihrer Theatertruppe im Großen Blumenberg am Brühl auftrat. Das Theater der Jungen Welt ist das älteste Kinder- und Jugendtheater im deutschsprachigen Raum. Musikalisch eng mit der Stadt und dem Hörfunk verbunden ist heute das Sinfonieorchester des Mitteldeutschen Rundfunks, welches gemeinsam mit dem MDR-Rundfunkchor im In- und Ausland vielbeachtete Konzerte gibt. Seit 1991 mauserte sich „Leipzig liest“, das einzigartige Lesefest der Buchmesse, mit etwa 2.000 Veranstaltungen an vier Tagen überall in der Stadt und auf dem Messegelände zum Markenzeichen Leipzigs. „Leipzig liest“ ist Europas größtes Lesefest. Mit dem ebenso spektakulären wie kontrovers diskutierten Neubau für das Museum der bildenden Künste erhielten die Gemälde- und Skulpturensammlung und die Graphische Sammlung wieder ein eigenes Domizil. Um 1858 hatten Leipziger Kaufleute, Verleger, Händler und Bankiers das Museum der bildenden Künste Leipzig gegründet. Seitdem sind zahlreiche Sammler ihrem Beispiel gefolgt und haben das Museum mit Schenkungen und Stiftungen bedacht. Maximilian Speck von Sternburg war einer der großen Kunstliebhaber des 19. Jahrhunderts; Marion Bühler-Brockhaus hat mit ihrem Mann eine bedeutende Sammlung französischer Malerei des 19. Jahrhunderts zusammengetragen; Harald Falckenberg aus Hamburg ist einer der profiliertesten Sammler der Gegenwart. Sie – und viele andere – reihen sich mit ihrem Engagement in eine über 150-jährige Tradition ein. Im Alten Rathaus, einem der schönsten Gebäude der Stadt, hat das Stadtgeschichtliche Museum sein Quartier. Ihm zugeordnet ist das Völkerschlachtdenkmal. Das umfassend sanierte Grassi-Museum beherbergt mit dem Museum für Völkerkunde, das zu den Staatlichen Kunstsammlungen gehört, eines der bedeutendsten Völkerkundesammlungen der Welt. Untergebracht sind im Grassi auch das europaweit bekannte Museum für Angewandte Kunst und das Museum für Musikinstrumente der Universität Leipzig. Die Galerie für Zeitgenössische Kunst, 1998 als Labor der Gegenwartskunst eröffnet, fördert internationale zeitgenössische Kunst. Das Spektrum der gezeigten Werke | 47 Zeitgeschichtliches Forum in Leipzig reicht von Gemälden, Grafiken, Fotografien, Collagen und Skulpturen bis zu Installationen sowie Video- und Medienkunst. Acht bis zehn Wechselausstellungen pro Jahr und weitere ausstellungsübergreifende Projekte befassen sich mit der gesellschaftlichen Rolle von Kunst und Ästhetik, dem Erbe der DDR sowie Kunst aus Ostund Südosteuropa im internationalen Kontext. Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum in Leipzig ist das weltweit älteste Fachmuseum seiner Art. Das Museum, 1884 als Deutsches Buchgewerbe-Museum gegründet, sammelt, bewahrt und erschließt wertvolle Zeugnisse der Buch-, Schrift- und Papierkultur. Im Fokus der heutigen Arbeit steht das Buch mit seinen zahllosen Gesichtern: als geniale Formfindung und als Produkt wirtschaftlicher und technischer Prozesse, als gesellschaftliche Ikone und wichtigster Kulturträger, ebenso das Buch als Kunstwerk und als zensierter und verbrannter Ideenspeicher. Im 4. Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig hat für das Deutsche Buch- und Schriftmuseum eine neue Ära begonnen. Klimatisierte Depots, erweiterte Arbeitsflächen und großzügige öffentliche Bereiche bieten optimale Bedingungen für die Langzeitbewahrung und Nutzung des Bestandes. Das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig erinnert an die Geschichte von politischer Repression, von Opposition sowie von Widerstand und an die Friedliche Revolution vor dem Hintergrund der deutschen Teilung und dem Alltagsleben in der kommunistischen Diktatur. Dazu kommt die Darstellung des Wiedervereinigungsprozesses in den vergangenen zwanzig Jahren. Es bietet einen 48 | Ort für die engagierte Auseinandersetzung mit deutscher Zeitgeschichte vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die Gegenwart. Das Museum für Druckkunst Leipzig hat sich der Bewahrung eines bedeutenden Stücks Industriekultur verschrieben und setzt weit über Leipzig hinaus auf lebendige Vermittlung der handwerklichen und industriellen Herstellung von Druckerzeugnissen, von der Letter über das Bild bis zum Buch. Durch die Kombination einer produzierenden Werkstatt und eines Museums ist es möglich, 500 Jahre Druckgeschichte hautnah zu erleben. Die ehemalige Baumwollspinnerei im Westen Leipzigs ist längst für viele Künstler und Galerien zu einer wichtigen Plattform geworden. Vor hundert Jahren tanzten hier Garnspulen auf den riesigen Spinnmaschinen. Die zahlreichen Backsteingebäude der ehemals größten Baumwollspinnerei Europas in Leipzig-Plagwitz prägen noch heute das Stadtumfeld. Ruhiger geworden ist es jedoch nicht auf dem weitläufigen Gelände, das Industriegeschichte geschrieben hat. In die verlassenen, zum Abriss bestimmten Gebäude zogen nach der Wende junge Künstler ein. Die Idee des kreativen Miteinanders fand Anklang, immer mehr Künstler und Architekten, Maler und Galeriebesitzer ließen sich hier nieder. Als Inbegriff der „Neuen Leipziger Schule“ stehen die gegenständlichen Bilder von Malern aus Leipzig bei Liebhabern und Sammlern auf dem internationalen Kunstmarkt hoch im Kurs. Namhafte internationale Künstler wie Neo Rauch, Tilo Baumgärtel, Christiane Baumgartner, Tim Eitel, Michael Triegel, der Performancekünstler Jim Whiting und andere finden sich hier mit ihren Studios und Ateliers genauso wie junge aufsteigende Talente, Architekturbüros und zahlreiche Galerien. Die Malerei stützt sich in Leipzig auf eine lange Tradition. Den guten Ruf begründet vor allem die 1764 eröffnete Hochschule für Grafik und Buchkunst, an der auch die so genannte „Leipziger Schule“ mit ihrem Dreigestirn Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer und Bernhard Heisig ihre Wurzeln hat. Leipzig ist eine pulsierende, urbane Stadt. Die zahlreichen Festivals prägen diese Vielfalt entscheidend mit. Dazu gehören zum Beispiel das Wave-Gotik-Treffen, ein Musik- und Kulturfestival, das jedes Jahr zu Pfingsten über die ganze Stadt verteilt stattfindet, oder DOK Leipzig, das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm. Das Festival euro-scene Leipzig, gegründet 1991, ist das einzige Festival für zeitgenössisches Theater und moder- nen Tanz in den neuen Bundesländern. Es gehört heute zu den wichtigsten Avantgarde-Festivals zwischen Westund Osteuropa. Individuelle künstlerische Handschriften und Mut zum künstlerischen Experiment sind gefragt. Die euro-scene Leipzig bekennt sich zu zeitbezogenen und sozial engagierten Themen, überschreitet Genregrenzen und bezieht neue Medien ein. Seit 1997 gibt es in Leipzig das LOFFT als Produktionszentrum und Spielstätte für Freie Darstellende Kunst in Leipzig. Es präsentiert Schauspiel, Tanz und Performance und ist Schaufenster und Arbeitsraum für die Leipziger Szene und überregionale Produzenten. Im Mittelpunkt stehen Ko-Produktionen mit Partnern aus Leipzig und dem gesamten deutschsprachigen Raum. Wichtig ist es dabei, die Leipziger Szene mit nationalen und internationalen Entwicklungen in Kontakt zu bringen. Leipzigs agile freie Kulturszene mit ihren eigenen Kulturzentren und künstlerischen Projekten ist ein Anziehungspunkt, besonders für die Jugend der Stadt. Werbung für „Leipzig liest“ euro-scene Leipzig: „Empty moves“, Ballet Preljocaj/Angelin Preljocaj, Aix-en-Provence | 49 CHEMNITZ, die „Stadt der Moderne“, denkt, entwirft und baut sich neu. Geprägt von Industrie, als sozialistische Musterstadt von dem übermächtigen Appell „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ des Karl-Marx-Monuments tief gezeichnet, stand Chemnitz 1990 vor einem radikalen Umbruch. Die westsächsische Stadt hat ihn für sich genutzt, um sich neu zu definieren: als InnovationsWerkStadt. Symbolisiert wird dies durch die neu entstandene Stadtmitte mit ihren Kulturbauten. Stadtzentrum Chemnitz 50 | Kinderfilmfest Schlingel, Chemnitz KULTURSTADT CHEMNITZ. Das Kulturkaufhaus DAStietz vereint unter einem Dach Volkshochschule und Stadtbibliothek, das Museum für Naturkunde mit dem einzigartigen Sterzeleanum, einer Sammlung versteinerter Baumstämme, gewidmet dem Naturforscher und Paläontologen Johann Traugott Sterzel, sowie die Neue Sächsische Galerie, die städtische Sammlung sächsischer Kunst nach 1945. Aus dem alten Konsumtempel Tietz ist ein einzigartiges Haus für Aktionen und Kreativität, für Kultur, Bildung und generationenübergreifende Begegnung entstanden – ein neuer kultureller Knotenpunkt für Chemnitz. Der berühmte halbrunde Kaufhaus-Bau in der Brückenstraße in Chemnitz – ein Werk des bedeutenden Architekten Erich Mendelsohn, entworfen 1927 und drei Jahre später eröffnet – zeigt ab 2014 im Staatlichen Museum für Archäologie auf fünf Etagen eine Dauerausstellung und wechselnde Sonderausstellungen. Die sanierte Fassade des Kaufhauses Schocken bereichert inzwischen attraktiv das Stadtbild. Auch der erste Neubau einer Synagoge in Ostdeutschland – neben Berlin – setzte nicht nur architektonisch ein Zeichen. Oder das Industriemuseum: 200 Jahre sächsische Industriegeschichte auf über 4.000 Quadratmetern, in kürzester Zeit geplant, gebaut und fertig gestellt und mit funktionstüchtiger Dampfmaschine dazu. Eine Stadt denkt sich neu. Chemnitz schließt mit dieser Entwicklung an die Aufbruchphase in Industrie, Künsten und Architektur des frühen 20. Jahrhunderts an – als Textil- und Werkzeugmaschinenbau zu „Arbeit, Wohlstand, Schönheit“ führten, wie es Max Klinger 1918 in seinem Wandbild für den Stadtverordnetensaal darstellte. Später folgte die Kraftfahrzeug-Industrie. Seit dem 14. Jahrhundert hatte sich Chemnitz, ausgestattet mit dem Privileg zur Errichtung einer Landesbleiche, zum Zentrum der | 51 Neue Synagoge Kunstsammlungen Chemnitz 52 | obersächsischen Leinenweberei und später der textilen Produktion entwickelt. Georgius Agricola (1494–1555), einer der bedeutendsten sächsischen Humanisten, lebte von 1531 bis 1555 in der Stadt, wirkte als Bürgermeister und verfasste hier sein montanwissenschaftliches Hauptwerk „De re metallica“. Zu dieser Zeit entfaltete sich in Chemnitz ein reges geistiges Leben. 1799 wurde in Chemnitz die erste Spinnerei errichtet; eineinhalb Jahrzehnte später liefen in Kursachsen 225.000 Spindeln. Den englischen Maschinen folgten sächsische Konstruktionen, den Spinnereien die Maschinenbaubetriebe, die selbstverständlich erzgebirgisches Eisen verwendeten, das mit Zwickauer Kohle geschmolzen wurde. Chemnitz stieg zum „deutschen Manchester“ auf. Und auch die Kultur setzte Zeichen. Als am 1. September 1909 das Neue Stadttheater seinen Spielbetrieb festlich eröffnet hatte, machte in den folgenden Jahren mit Richard Tauber eine bekannte Persönlichkeit die Chemnitzer Bühnen im Land bekannt. Auch heute lässt sich über die städtischen Theater Chemnitz mit der RobertSchumann-Philharmonie über die Stadtgrenzen hinaus vortrefflich reden, vor allem über zahlreiche Uraufführungen und bemerkenswerte Inszenierungen. Richard Strauss- und Richard Wagner-Aufführungen gelten als Markenzeichen. Die Kunstsammlungen Chemnitz reihen sich ein in die Spitzengruppe der Kunstmuseen in Deutschland. Sie beherbergen zum Beispiel die zweitgrößte Sammlung von Gemälden Karl Schmidt-Rottluffs, des in Chemnitz geborenen Malers des Expressionismus und Mitbegründers der Künstlergruppe „Brücke“. Unter Leitung der Kunstsammlungen arbeiten das Henry van de Velde-Museum in der Villa Esche sowie das Schlossbergmuseum Chemnitz als Museum für Stadtgeschichte. 2007 öffnete das DAStietz, Kulturzentrum, Chemnitz Museum Gunzenhauser mit einer Dauerausstellung zur Kunst der klassischen Moderne und der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Künstlern wie Edvard Munch, Otto Dix, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff. Das Deutsche SPIELEmuseum Chemnitz, in seiner Art einzigartig in Deutschland, sammelt historische, aktuelle und interaktive Spiele. Im Sächsischen Eisenbahnmuseum bekommen die Besucher neben der größten ursprünglich erhaltenen, funktionsfähigen Bahnbetriebsanlage über 40 Lokomotiven zu sehen. Verein wie der Kraftwerk e. V. mit seinen soziokulturellen Angeboten für jedes Alter sind inzwischen aus Chemnitz nicht mehr wegzudenken. Rund 120 Vereine, Gruppen und Einzelkünstler der freien Szene gestalten das vielseitige kulturelle Leben in Chemnitz mit. Das sächsische Mozartfest hat sich seit 1990 einen guten Ruf als eines der bedeutendsten Klassikfestivals im Sachsendreieck Dresden-Leipzig-Chemnitz erarbeitet. Zwei Wochen lang treffen sich alljährlich im Herbst Künstler aus aller Welt zum Kulturfestival BEGEGNUNGEN in Chemnitz. Hochkarätige Solisten und Ensembles bie- ten ein breites Programm von Klassik bis Jazz, moderner Kunst und der Kombination verschiedener Künste, jedes Jahr unter einem neuen Motto. Beide Festivals bemühen sich besonders um junges Publikum. Jedes Jahr im Herbst heißt es für Kinder „Film ab“. Das Internationale Filmfestival für Kinder und junges Publikum „Schlingel“ ist eine feste Größe in Chemnitz. Etwa 10.000 Besucher sehen innerhalb einer Woche über 100 Filme aus bis zu 40 Ländern. Neun Jurys vergeben Preise im Gesamtwert von 25.000 Euro. In der Europäischen Kinderjury treffen seit 2003 auch die Kleinen ganz große Entscheidungen. 16 junge Filmkritiker acht verschiedener europäischer Nationalitäten (u. a. aus Dänemark, Frankreich, Griechenland, Polen, Tschechien und Ungarn) vergeben den „Europäischen Kinderfilmpreis“, der vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gestiftet und mit 5.000 Euro dotiert ist. Die Chemnitzer Filmwerkstatt belebt den Film für alle, die unabhängig bewegte Bilder produzieren wollen. Interkulturelle Begegnungen und europäischer Austausch sind dem Verein dabei ein besonderes Anliegen. | 53 In Markneukirchen hängt der Himmel voller Geigen. Geigenbauer aus Böhmen hatten sich im 17. Jahrhundert aus Glaubensgründen im Elstertal niedergelassen und 1677 die erste Geigenmacherinnung gegründet. Sie legten damit den Grundstein für den Instrumentenbau im Oberen Vogtland. 54 | ALTE TRADITION UND GEGENWARTSKUNST. Kulturraum Vogtland-Zwickau. Musikinstrumente aus Markneukirchen und Klingenthal wurden und werden als klang- und formschön gerühmt. Der „Vogtländische Musikwinkel“ gehört zu den Weltzentren des Instrumentenbaus. Hier wird immer noch alles gefertigt, was bläst, zupft, schlägt und streicht. Das Geigenmacherdenkmal vor dem Paulus-Schlössel, dem Musikinstrumentenmuseum Markneukirchens, erinnert an die große Tradition des Instrumentenbaus. Wo Meisterhände wertvolle Instrumente fertigen, wird auch musiziert. Junge Instrumentalisten aus der ganzen Welt treffen sich alljährlich zu Musikwettbewerben im Vogtland. Der Internationale Akkordeonwettbewerb Klingenthal und der Internationale Instrumentalwettbewerb Markneukirchen leben auch von der einmaligen Atmosphäre des Instrumentenbaus. Die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach versteht sich als „Musikalischer Botschafter der Region“. Die Freistaaten Sachsen und Thüringen, die Landkreise Vogtland und Greiz sowie die Städte Reichenbach und Greiz teilen sich seit 1992 die Kosten für das Orchester. Seitdem verbindet es mit seinen Konzerten die beiden Freistaaten musikalisch. Darüber hinaus kooperiert das Orchester seit 1998 mit der Chursächsischen Philharmonie Bad Elster/ Bad Brambach. Dass die Kultur- und Festspielstadt Bad Elster auf eine lange Theatertradition zurück blicken kann, hat vor allem mit Wasser zu tun. Die Heilquellen vulkanischen Ursprungs im sächsischen Dreiländereck zwischen Tschechien, Bayern und Sachsen machten Ende des 19. Jahrhunderts Bad Elster und Bad Brambach für Badegäste beliebt. Die Kurgäste vertrauten nicht nur der heilenden Wirkung der Quellen: Musik und Theater taten das Ihrige dazu. Die Orchester der Kurorte des Vogtlands knüpfen heutzutage mit ihren Konzerten im König Albert Theater, im Königlichen Kurhaus und im Naturtheater Bad Elster an diese Tradition an. Dann heißt es in den Sächsischen Staatsbädern wieder: „königlich genießen“ mit den Chursächsischen Festspielen. Als großes Musikfestival mit überregionaler Ausstrahlung lädt jedes Jahr im Sommer das Festival Mitte Europa zu Veranstaltungen in 65 Städte und Gemeinden nach Böhmen, Bayern und Sachsen ein. Unter dem Motto „Neue Nachbarschaften – Dialog der Kulturen“ finden Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Theateraufführungen und Foren statt. Das Festival beweist mit seinem vielfältigen Programm, internationalen Künstlern und den Veranstaltungsorten über die Grenzen hinweg jedes Jahr aufs Neue, dass Kultur verbindet. Die Theater Plauen-Zwickau gGmbH, hervorgegangen aus der Fusion des Vogtland Theaters Plauen mit dem Theater Zwickau, nimmt das Publikum nicht nur in ihren traditionsreichen Stammhäusern in die Welt des Theaters mit, sondern bringt diese auch über die Grenzen des jeweils anderen Kulturraumes hinaus an viele Orte wie Greiz, Glauchau, Meerane, Markneukirchen, Crimmitschau, Werdau, Limbach-Oberfrohna. Plauen ist Spitze – das gilt natürlich für die besondere handwerkliche Kunst der vogtländischen Metropole, eben der Plauener Spitze. Plauen ist aber auch spitze in der Folkmusik. Jedes Jahr wird hier zum Folkherbst von Jury und Publikum der einzige Europäische Folkmusikpreis Deutschlands, der Eiserne Eversteiner, verliehen. Sein Name stammt vom Grafengeschlecht der Eversteiner, deren Wehranlage einst an der Stelle des Malzhauses gestanden haben soll. Dieses Malzhaus, eines der ältesten Häuser Plauens, ist seit 1989 soziokulturelles Zentrum und damit fest in der Hand der Kultur. Konzerte von Rock bis Jazz, Blues und Folk, Kino, Kabarett und Kleinkunst finden sich neben einer Galerie mit Ausstellungen und Veranstaltungen zur Bildenden Kunst. Das Vogtlandmuseum Plauen zeigt unter anderem eine Dauerausstellung zur vogtländischen Ur- und Frühgeschichte bis zur Stadtwerdung Plauens und vogtländische Malerei. Zum Museum gehören auch das HermannVogel-Haus in Krebes (deutscher Illustrator des 19. Jahrhunderts) und die Galerie e.o.plauen (Pseudonym des berühmten Karikaturisten Erich Ohser). Die Miniaturschauanlage „Klein-Vogtland“ stellt in originalgetreuen Modellen die Sehenswürdigkeiten und typischen Gebäude der Region dar. Das Neuberin-Haus in Reichenbach ist Kunst- und Kulturhaus, das jährlich etwa vier bis fünf Kunstausstellungen im Foyer zeigt. Der Name der Kulturstätte geht auf Friederike Caroline Neuber zurück, die 1725 ihre | 55 Horch-Museum, Zwickau eigene Theatertruppe gründete, mit der sie in ganz Europa berühmt wurde. Nach den Vorbildern der französischen Schauspielkunst schlüpfte sie selbst in Rollen von der Soubrette bis zur Heroine. In Zusammenarbeit mit Gottsched setzte sie im deutschen Theater den hohen Stil des französischen Dramas durch und prägte damit die deutsche Theatergeschichte. Die Einrichtung wird durch den Kulturraum Vogtland und den Vogtlandkreis gefördert. Das Museum Adorf überrascht mit der deutschlandweit größten Sammlung zum Thema „Perlmutter“. Die Geschichte der Flussperlmuschel in Sachsen reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück, als die Vogtländer begannen, nach Perlen zu fischen. Kurfürst Johann Georg I. erhob 1621 die Perlenfischerei zum landesherrlichen Hoheitsrecht. Zwischen 1719 und 1879 wurden im Vogtland 22.000 Perlen gefunden. Eine Perle braucht 25 Jahre, um einen Durchmesser von vier Millimetern zu erreichen. 177 der schönsten vogtländischen Perlen wurden im Jahr 1805 zu einer Perlenkette für Kurfürstin Amalie zusammengefügt. Sie zählt heute zu den besonderen Kostbarkeiten im Dresd56 | ner „Grünen Gewölbe“. Mit dem Vormarsch der Industrie stieg die Flussverschmutzung und die Perlenfischerei im Vogtland endete im Jahr 1927. Mittlerweile werden wieder vereinzelt Flussperlen gefunden. Die Deutsche Raumfahrtausstellung in Morgenröthe-Rautenkranz, dem Geburtsort des ersten deutschen Weltraumfahrers, Sigmund Jähn, vermittelt durch einzigartige Zeitdokumente, Modelle und Originale anschauliche Einblicke in die Entwicklungen der Weltraumforschung. Silberbergbau und Tuchmacherei haben die Zwickauer Bürger reich gemacht. Im 19. Jahrhundert war es die Steinkohle und ihre Industrie. Sie wurde dann Anfang des 20. Jahrhunderts vom Automobilbau abgelöst. 2004, zum 100-jährigen Jubiläum seiner Gründung, eröffnete in den sanierten Gebäuden des ehemaligen Audi-Werkes das „Automobilmuseum August Horch“ seine neu konzipierte Ausstellung. Jetzt stehen hier Horch, Phaeton und Trabant nebeneinander. Die prächtigen Fassaden der Bürgerhäuser aus sechs Jahrhunderten leuchten wieder. Sie erzählen die Geschichte der frühen wirtschaftlichen Blüte von Zwickau. Die Priesterhäuser aus dem 13. Jahrhundert beherbergen als ältestes erhaltenes Wohnhausensemble in Deutschland inzwischen die Ausstellung zur Stadtgeschichte von Zwickau. Das Gewandhaus, einst Zunfthaus der Tuchmacherinnung und architektonisches Juwel am Hauptmarkt, wird seit 1823 als Theater genutzt. Heute ist es neben dem Vogtlandtheater in Plauen Hauptspielstätte des Theaters PlauenZwickau, eines der wenigen Mehrspartentheater (Musiktheater, Schauspiel, Tanz und Puppentheater) in Sachsen. Der „Alte Gasometer“, 1875 erbaut und im Jahr 2000 saniertes Industriedenkmal, ist heute der Stadt bedeutendstes Zentrum der Soziokultur. Mit seinem generationsübergreifenden Spektrum alternativer Kultur von Kleinkunst, Theater, Kino und Musik von Jazz bis Rock hat es überregionale Ausstrahlungskraft. Der bekannteste Sohn von Zwickau wurde 1810 geboren: Robert Schumann. Ihn ehrt die Stadt mit einem Museum und einem internationalen Wettbewerb. In seinem Geburtshaus wird die weltweit größte geschlossene Schumann-Sammlung mit mehr als 4.000 Originalhandschriften des berühmten Komponisten der Romantik und seiner Frau, der Pianistin Clara Wieck, aufbewahrt. Alljährlich im Juni findet in Zwickau der Internationale RobertSchumann-Wettbewerb für Klavier und Gesang statt. Im Kleinen Robert Schumann-Wettbewerb stellen junge Pianisten bis 19 Jahre ihr Können unter Beweis. „Ehre das Alte hoch, bringe aber auch dem Neuen ein warmes Herz entgegen“. Ganz im Sinne dieser musikalischen Hausund Lebensregel Robert Schumanns präsentiert sich das Musikleben im Tal an der Mulde. Wohl nicht ganz zufällig findet die SAXONIADE, das internationale Festival der Jugendblasorchester, in Zwickau statt. Zwickauer Musiktage, Glauchauer Jazz-Open-Air und das internationale Swing-Festival Swinging Saxonia komplettieren den vielstimmigen musikalischen Reigen. Die internationale Orgelwoche: Zwickau entdeckt in jedem Jahr neue Facetten des Reichtums sächsischer Orgelbaukunst und belebt mit Kursen und Konzerten jahrhundertealte kirchenmusikalische Traditionen. Bildende Kunst hat in Zwickau Tradition. 1858 wurde die erste Zeichenschule gegründet und 1864 der Kunstverein. Beide gibt es heute noch. Die Galerie am Domhof Zwickau, die art gluchowe in Glauchau und die ART IN Meerane sind mit Ausstellungen und der Förderung jun- Stadtansicht Zwickau Raumfahrtausstellung, Morgenröthe-Rautenkranz ger Künstler die Zentren zeitgenössischen bildnerischen Schaffens. Internationalen Ruf genießen Museum und Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau, vor allem mit ihrer Grafiksammlung deutscher, französischer und niederländischer Meister und einer umfangreichen Gemäldesammlung. 2001 wurde im Schlosspalais von Lichtenstein mit dem Daetz-Centrum das weltweit erste Zentrum für internationale Holzbildhauerkunst eingeweiht. Im Museum, zu dem eine Begegnungs- und Weiterbildungsstätte für Künstler und Kunsthandwerker gehört, werden mehr als 600 Exponate aus fünf Kontinenten präsentiert. Das Naturalienkabinett im Museum Waldenburg zählt mit seinen weit über 8.000 Exponaten zu den ältesten naturwissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland. Das Agrar- und Freilichtmuseum Schloss Blankenhain in der Nähe von Crimmitschau erhielt im Jahr 2005 den Titel „Deutsches Landwirtschaftsmuseum“. Diese in Deutschland einmalige Museumsanlage präsentiert auf einer Fläche von elf Hektar die ländliche Kultur, Technik sowie Lebens- und Arbeitswelt Mitteldeutschlands. | 57 Das Jahr 1168 war das Schicksalsjahr für Sachsen. Damals wurden hier reiche Silberfunde gemacht. Daraufhin berief Markgraf Otto von Meißen erfahrene Bergleute aus dem Harz zum „freien Berg“. Mit ihrer Ansiedlung entstand FREIBERG, das sogleich Stadtrecht erhielt und im hohen Mittelalter die größte Stadt in der Mark Meißen blieb. Damit hatte Markgraf Otto die Grundlagen für den Jahrhunderte andauernden Erfolg des Bergbaus und den Wohlstand des Landes geschaffen. Auf dem Freiberger Markt wurde ihm im 19. Jahrhundert ein Standbild errichtet, auf dem auch sein alter sächsischer Zuname zu lesen ist: Otto der Reiche. Blick auf Johanngeorgenstadt/Erzgebirge (Szenenfoto aus dem Dokumentarfilm „Vugelbeerbaam, eija“, D. 2007) 58 | VON BERGMANN, ENGEL & DEM MEISTER DES ORGELBAUS. Kulturraum Erzgebirge-Mittelsachsen. Die Marienkirche mit ihrer romanischen Goldenen Pforte (1230–1235) und der Freiberger Dom mit seiner Tulpenkanzel (1508–1510) sind steinerne Zeugen einer mächtigen und prächtigen Zeit. Sie sind auch heute Kulturdenkmäler von europäischem Rang. In zahlreichen Schaubergwerken um Freiberg kann man mit Untertage-Führungen im Silberbergwerk heute besichtigen, wo einst der Reichtum Sachsens dem Fels abgetrotzt wurde. Die durch Handel und Bergbau blühenden Städte wetteiferten auch in der Kunst miteinander: Während Kurfürst Moritz in der Residenz Dresden 1548 die „Hofcantorey“ gründete, stellten Städte wie Döbeln „Stadtpfeifer“ an. Daraus wurde das städtische Orchester; aus dem Marstall der „Comödiensaal“. Freiberger Bürger gaben das Schauspielhaus Ende des 18. Jahrhunderts in städtische Hand. Noch um 1900 bestanden allein im Erzgebirge nicht weniger als fünf städtische Sinfonieorchester. Auf solch einem Fundament lässt sich gut bauen – und Theater machen: 1993 schlossen sich die Theater Döbeln und Freiberg zur Mittelsächsischen Theater Philharmonie gGmbH zusammen und bespielen nunmehr den gesamten Kulturraum. Sachsen, ganz besonders das Osterzgebirge, ist eine Hochburg für Orgelfreunde aus aller Welt. Die Orgeln von Gottfried Silbermann, der 1683 im erzgebirgischen Kleinbobritzsch, heute Ortsteil von Frauenstein, geboren wurde, stehen für außergewöhnliche Klangschönheit und handwerkliche Qualität. Schon Mozart befand: „Es sind über die Maßen herrliche Instrumente.“ Trotz verheerender Kriege und Brände sind von 46 Orgeln noch 31 erhalten. Die bekannteste erklingt im Dom der Bergstadt zu Freiberg, viele kleinere in den Dörfern des Umlandes wie Frankenstein, Oederan oder Großhartmannsdorf. Alle zwei Jahre finden zu Ehren des großen sächsischen Orgelbaumeisters in Freiberg die Gottfried-Silbermann- Tage mit einem Internationalen Gottfried-SilbermannWettbewerb statt. In Mittelsachsen haben glanzvolle Zeiten ihre Spuren hinterlassen. Malerische Burgen und Schlösser bezeugen eine bewegte Vergangenheit. Dicke Mauern erzählen vom Herrschen und Kämpfen, von Jagd und Waldeslust. Heute bieten gotische Wehrbauten, geschwungene Renaissancegiebel und gepflegte Barockgärten die Kulisse für ein abwechslungsreiches Kulturleben: Schloss Rochlitz über dem Muldental thronend, die trutzige Ritterburg Kriebstein auf hohem Felssporn über der wilden Zschopau, Schloss Lichtenwalde, die Rochsburg sowie das Jagd- und Lustschloss Augustusburg, die Krone des Erzgebirges mit Blick über das hügelige Land. Die Akteure in Sachen Kultur in Mittelsachsen bauen nicht nur auf die historischen Schätze. Sie haben eigene Höhepunkte des kulturellen Lebens angestoßen und befördert, wie die Mittelsächsischen Kinder- und Jugendtheatertage, die Mittelsächsische Kunstausstellung, die Mittelsächsischen Literaturtage und die Kunstpreisverleihung. Dazu gehört auch ein Kulturfestival, welches inzwischen zu den vielseitigsten und bedeutendsten in Sachsen zählt. Alljährlich von Juni bis September atmet Mittelsachsen Kultur. Auf Burgen und Plätzen, in Kirchen, Klöstern, Parks und Schlössern, zu Lande, zu Wasser – der Mittelsächsische Kultursommer liegt in der Luft. Burgfeste, Stadtfeste, Sängertreffen. Marktfeste, Parkfeste, Ritterspiele. Es gibt kein Entrinnen! Auf den Spuren von Baumeistern und Rittern, Herrschern, Dichtern und Denkern. Blasmusik und Männerchor. Klassik und Rock. Tanz und Akrobatik. Kinder, Kasper und Märchen. Jedes Jahr besuchen mehr als 250.000 Gäste die über 50 Veranstaltungen in den Städten und Gemeinden Mittelsachsens. Tausende freiwillige Helfer tragen zum Gelingen dieses großen Kulturfestes bei. | 59 Die Legende sagt, ein Engel habe dem Propheten Daniel im Schlaf einen Schatz versprochen, der in einem Baum verborgen sei. Als Daniel ihn in der Krone nicht fand, empfahl der Engel, zwischen den Wurzeln zu suchen: Dies sei der Anfang des BERGBAUS gewesen. Hier, in den engen und dunklen Stollen, liegen die Wurzeln der wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Größe Sachsens. In Jahrzehnten wurde Mine auf Mine ergraben. Auf Bergmannsschultern wuchs Stadt auf Stadt in jenem Gebirge, welches das Erzgebirge heißen sollte. Die Bergleute erhielten vom Markgrafen als oberstem Bergherrn gegen Zahlung von einem Zehntel der Ausbeute das Schürfrecht. Neben dem Silber entdeckten sie „Zinn, Kupfer, Eisen, Wismut, Kobalt, Marmor, Kohle, Jaspis, Achat und Granatvorkommen, sie bauten Schmelzhütten, Hammer- und Sägewerke, Stauseen, Wassergräben, Aquädukte und Pumpanlagen, Straßen, Handelshäuser, Werkstätten, Rathäuser, Kirchen und Stadtmauern über Jahrhunderte hin bis in die Gegenwart. Freiheit und Bergbau bildeten die Grundlage des neuen Landes, der Mark Meißen, der sächsischen Kultur überhaupt“ (Joachim Menzhausen: Kulturlandschaft Sachsen, 1999). terra mineralia, Freiberg 60 | Die Zunft der Bergleute brachte ein eigenes Selbstverständnis hervor. Es entsprach der hohen Qualifikation und der Verantwortung im Umgang mit dem Erz. Und es zeugte vom Respekt gegenüber der besonderen Arbeit unter Tage. Es gab wohl nur wenige Berufsgruppen, die ihr Tagwerk mit einem Gebet und einem Lied begannen. Die eigenen Riten der Bergleute und ihre religiös-kulturelle Haltung fanden ihr Abbild in den erzgebirgischen Hallenkirchen und ihren Bildwerken. Die Standesvereinigungen der Bergleute, die Bergbrüderschaften und Knappschaften, pflegen die bergmännischen Traditionen bis heute: die großen Bergaufzüge, Bergparaden und Bergfeste in den Bergstädten des Erzgebirges. Das große „Berggeschrey“, die sich schnell verbreitende Kunde reicher Erzfunde im 15. Jahrhundert, blieb nicht ohne Folgen für die Wissenschaft. Unter den zahlreichen Spezialisten, die der Bergbau nach Annaberg lockte, war 1523 auch Adam Ries. Jahrelang war er Bergschreiber und Leiter der renommierten Rechenschule, die er im heutigen Adam-Ries-Museum in Annaberg-Buchholz eingerichtet hatte, um „dem gemeynen man“ die Rechenkunst zu erschließen. Die Qualität seiner Rechenbücher sicherten ihm über seinen Tod im Jahr 1559 hinaus bleibende Anerkennung. Die Originalhandschrift der „Coß“, eines mehr als 500 Seiten umfassenden Lehrbuches der Silbermannorgel im Freiberger Dom Algebra, wird heute im Erzgebirgsmuseum in AnnabergBuchholz aufbewahrt. Nachdem der Bergbau durch nachlassende Vorkommen im 17. Jahrhundert an Bedeutung verlor, suchten die Bergleute ihr Auskommen in der Textilproduktion und der Holzwaren- und Spielzeugherstellung. In den Holzarbeiten vereinten sich altes bergmännisches Gedankengut und die Sehnsucht des Bergmannes nach Licht. Der Engel als Beschützer und Lichtträger auf dem dunklen und beschwerlichen Weg in den Berg wurde zur Symbolfigur der frommen Bergleute des Erzgebirges. Wie in alten Zeiten wird im Erzgebirge noch heute geschnitzt und geklöppelt, sitzen Frauen und Männer beim „Hutznohmd“ zusammen, ziehen die Kurrende-Sänger mit ihren schwarzen Mänteln mit weißen Kragen in der Weihnachtszeit von Haus zu Haus. Das Erzgebirge ist eine der museenreichsten Regionen Deutschlands. Bergbauliche Anlagen über und unter Tage, Besucherbergwerke, Bergbaulehrpfade und technische Museen wie das Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge spiegeln die Leistungen, den Mut und Erfindungsreichtum seiner Bewohner. Das Stadt- und Bergbaumuseum Freiberg, das Spielzeugmuseum Seiffen oder das Erzgebirgsmuseum Annaberg-Buchholz erzählen von ihrem handwerklichen Geschick. Die „artmontan-Kulturtage“ laden ein zu künstlerischen und musikalischen Experimenten, Neukompositionen und Inszenierungen, die ausschließlich in bergbaulichen und Industrieanlagen stattfinden. Raum, Atmosphäre und Akustik ergänzen sich mit der Experimentierfreude der Künstler, so dass eine außergewöhnliche Wirkung von Klang und Farbe entsteht. Die Besucher der „art- montan-Kulturtage“ erleben seltene künstlerische Begegnungen innerhalb der gewachsenen Architektur des unterirdischen Gesteins sowie in technischen Anlagen. Nicht nur für die Annaberger ist die Erzgebirgische Theater- und Orchester gGmbH – sie besteht aus dem Eduardvon-Winterstein-Theater Annaberg-Buchholz und dem Erzgebirgischen Sinfonieorchester Aue – ein kultureller Mittelpunkt. Die besondere Ausstrahlung und der Wirkungskreis von Theater und Orchester reichen von Aue bis Olbernhau, von Stollberg über Marienberg bis in die Granitklippen der Greifensteine, der beliebten Naturbühne. Und das soll auch so bleiben. Widmen sich auch das Erzgebirgsensemble Aue und die Erzgebirgischen Jugendkulturtage besonders der Pflege von heimatlichen Traditionen, so führen der Literaturpreis „Kammerweg“, die Arbeit des Kulturzentrums Schloss Schwarzenberg und die Kinder- und Jugendtheaterarbeit des Theaterpädagogischen Zentrums Stollberg eine lebendige Kultur vor Augen, in der das zeitgenössische Schaffen breiten Raum einnimmt. Das Musikfest Erzgebirge, 2010 ins Leben gerufen, gilt mit seinem Slogan „Hohe Kunst, tief verwurzelt“ als eine der jüngsten Kulturinstitutionen der Region und ist noch ein Geheimtipp. Im jährlichen Wechsel mit den GottfriedSilbermann-Tagen bereichern diese zwei kooperierenden Festivals die Region. Alle zwei Jahre kommen zum Musikfest Erzgebirge nationale und internationale Musiker sowie berühmte Dirigenten und Chöre von Weltruf zusammen, um in den schönsten Sakralbauten Sachsens wie in Marienberg, Zschopau, Schneeberg, Lößnitz, Freiberg, Annaberg, Schwarzenberg einen Dreiklang aus Landschaft, Architektur und Musik anzustimmen. | 61 Im Mai 1532 fand auf der Burg des Heidestädtchens Bad Düben der Prozess des Rosshändlers Hans Kohlhase aus Cölln an der Spree gegen Günter von Zaschwitz statt. Der adlige Strauchdieb hatte dem Händler bei Wellaune an der Mulde zwei Pferde gestohlen. Im Kampf um sein Recht wurde aus dem friedlichen Bürger ein Rebell. 1540 wurde der Zeitgenosse Martin Luthers in Berlin hingerichtet. Heinrich von Kleist setzte ihm mit der Novelle „Michael Kohlhaas“ ein literarisches Denkmal. Kalkmalereien im Turm der Burg Düben erinnern noch heute an den „Kämpfer für das Recht“. 62 | VON REBELLION & REFORMATION. Kulturraum Leipziger Raum. „Wittenberg ist die Mutter, Torgau die Amme der Reformation.“ Dieses „geflügelte“ Wort hat durchaus seine Berechtigung. Martin Luther weilte über vierzigmal in Torgau. Torgaus Bürgertum, durch Brauerei und Tuchgewerbe zu Reichtum gekommen, stand der Reformation aufgeschlossen gegenüber. Unter dem Schutz der sächsischen Kurfürsten und Herzöge konnte Luther seine Reform der Kirche in Sachsen vorantreiben. Diese Entwicklung führte zu einer Spaltung der Kirche und mit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 zur Anerkennung zweier christlicher Bekenntnisse. Zeichen der engen Verbindung von Glaube und Macht in Sachsen ist die von Martin Luther am 5. Oktober 1544 geweihte Torgauer Schlosskapelle, die als erster protestantischer Kirchenbau in die Geschichte eingegangen ist. Die Gassen der Altstadt und das Schloss Hartenfels lassen noch heute den Charakter der Residenzstadt der ernestinischen sächsischen Kurfürsten während der Renaissance erleben. Vom Zisterzienserinnenkloster Marienthron, welches sich seit dem 13. Jahrhundert in Nimbschen, nahe Grimma, befand, sind lediglich einige Mauerreste übrig geblieben. Hier lebte Martin Luthers spätere Frau Katharina von Bora, bis der Kaufmann Koppe die Edelfrau und weitere acht ihrer Gelübde überdrüssige Nonnen in leeren Heringsfässern zu Ostern 1523 aus dem Kloster nach Torgau schmuggelte. Das Gebiet mit seinen Burgen und Schlössern entlang der Mulde gehört zur Ferienlandschaft „Tal der Burgen“, die sich bis in die Dübener Heide erstreckt. Wo manch einer nur Industrielandschaften des 19. Jahrhunderts vermutet, präsentieren historische Altstadtkerne sowie Schlösser und Parkanlagen Spuren sächsischer Geschichte in beeindruckender Vielfalt und von hohem kulturhistorischem Wert. Hinter alten Mauern entfalten heute zahlreiche Initiativen ein munteres kulturelles Leben. So entwickelte sich Schloss Colditz neben seinen historischen Schauwerk| 63 stätten mit Theateraufführungen, Konzerten, Kammermusik, Chorsingen, Ausstellungen und Workshops zu einem Kulturzentrum von überregionaler Bedeutung, das mit vielen Vereinen zusammenarbeitet. Das Museum Schloss Frohburg richtet mit einem „Museum zum Anfassen“ seine pädagogische Arbeit und die kulturellen Angebote verstärkt auf Kinder aus; eine „historische Schulstunde“ vermittelt Einblicke in das Schulwesen um die Jahrhundertwende. Mühlenland Nordsachsen 64 | In der Landesmusikakademie Sachsen im Schloss Colditz, vom Freistaat umfangreich saniert und 2010 in Betrieb genommen, finden Amateurmusiker aller Altersgruppen, freie Projekt-Ensembles, Schulensembles und die Sächsischen Landesjugendensembles eine musikalische Heimat. Vielfältige Initiativen wie das soziokulturelle Zentrum KuHstall Großpösna, das Kulturelle Aktionsprojekt Torgau (KAP) – Kulturbastion oder das soziokulturelle Zentrum E-Werk Oschatz und auch die Kulturszene in Kloster Marienthron Grimma bieten in diesem Kulturraum ein breites Spektrum an Kunst und Kultur. Das Künstlergut Prösitz fühlt sich besonders der Förderung junger Künstlerinnen mit Kindern verpflichtet. Das Leipziger Symphonieorchester prägt mit weit über hundert Konzerten im Jahr das Musikleben im Kulturraum Leipziger Raum entscheidend mit und setzt sich aktiv für das Kulturleben seiner Heimatregion ein. Sowohl Laienensembles der Region als auch international renommierte Künstler spielen mit dem Orchester. Darüber hinaus haben junge Musiker im Rahmen der umfangreichen Nachwuchsförderung die Möglichkeit, sich in Konzerten zu bewähren. Vor allem mit der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig besteht seit vielen Jahren eine intensive Kooperation. Das 1963 gegründete Orchester begeistert nicht nur im Leipziger Kulturraum mit anspruchsvollen und attraktiven Programmen, sondern auch bei Gastauftritten im In- und Ausland. Die Sächsische Bläserphilharmonie ist das bis heute einzige Kulturorchester in ausschließlicher Bläserbesetzung. 1950 wurde es unter dem Namen „Rundfunk Blasorchester Leipzig“ gegründet und war insgesamt 41 Jahre für den Rundfunksender in Leipzig tätig. Unzählige Rundfunk- und Fernsehsendungen machten das Orchester mit dem unverwechselbaren Klang über die Landesgrenzen hinaus bekannt und beliebt. In all den Jahren hat die Philharmonie mit vielen namhaften Instrumentalisten, Sängern sowie Dirigenten aus aller Welt zusammenge- arbeitet. Neben Konzertreihen in der Region um Leipzig ist die Sächsische Bläserphilharmonie in ganz Deutschland und im Ausland ein gefragtes Gastspielorchester. Südlich von Leipzig taucht eine einzigartige Kulturlandschaft auf, genannt „Leipziger Neuseenland“. Seit der Stilllegung der meisten Tagebaue nach dem Jahr 1990 füllen sich die Gruben. Für den Braunkohletagebau, der sich auf bis zu 250 Quadratkilometern ausdehnte, mussten 80 Dörfer weichen. Mit den neuen Seen wie dem Kulkwitzer, Cospudener, Markkleeberger, Schladitzer See oder dem Großen Goitzschsee ist eine attraktive Freizeitund Erholungslandschaft entstanden. Nordsachsen ist Mühlenland. Durch die Muldenaue führt der 25 Kilometer lange Mühlen-Radweg allein an über 20 romantisch gelegenen Mühlen vorbei. Inhaber und Müller laden ein, die fachgerecht und liebevoll sanierten Bockwindmühlen, Sächsische Turmwindmühlen oder Paltrockwindmühlen zu besichtigen. Wissenswertes und Kurioses begegnet hierbei dem Besucher: Mühlen, die als Aussichtsturm im Siebenjährigen Krieg genutzt wurden, die höchste Mühle Sachsens und Mühlen, die an einen anderen Ort versetzt wurden oder bereits in fünfter Generation in Familienbesitz sind. Zum Deutschen Mühlentag stellt Nordsachsen diese wichtigen Zeitzeugen der Energieerzeugung und -nutzung vergangener Jahrhunderte vor und bietet zugleich vielfältige Rahmenprogramme mit Ausstellungen, Bauern-, Öko- und Kunsthandwerkermärkten und Konzerten unterschiedlicher Couleur. | 65 INSPIRATION NATUR. Schluchten und Klammen, schattige Buchenwälder, schroffe Steilwände, Tafelberge – dazwischen eingesenkt das Elbtal: die SÄCHSISCHE SCHWEIZ. Sie erstreckt sich vom Erzgebirge bis zu den Sudeten. 66 | Kulturraum MeißenSächsische SchweizOsterzgebirge. Über Jahrmillionen hat das Wasser der Elbe und ihrer Zuflüsse diese bizarre Felslandschaft aus dem Sandstein gewaschen, ein Paradies für Wanderer und Kletterer. Der bekannteste Aussichtspunkt ist zweifellos der berühmte Basteifelsen mit seinem einmaligen Ausblick auf die 200 Meter tiefer fließende Elbe. Seit dem 18. Jahrhundert haben sich Maler, beginnend mit dem Dresdner Hofmaler Johann Alexander Thiele, Literaten und Komponisten immer wieder vom unvergleichlichen Formenreichtum des Elbsandsteingebirges anregen lassen. Die Künstler der Romantik fanden hier alles, was sie für ihre idealistischen Landschaften brauchten: Felsentor und Abgründe, Wasserfall und mittelalterliche Burgen, Mondschein, aus den Schluchten steigender Nebel. Caspar David Friedrich, Ludwig Richter und Carl Friedrich Carus, alle kamen. Und malten. Seitdem gehörte es zur Tradition der Dresdner Kunstakademie, dass Studenten zum Naturstudium elbaufwärts in die Sächsische Schweiz wanderten. So findet sich im Lebenswerk fast jedes mit der sächsischen Landschaft verbundenen Künstlers ein von der Sächsischen Schweiz inspiriertes Werk. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geriet der historische „Malerweg“ in Vergessenheit. Heute kann er wieder erwandert werden. Dichter wie Heinrich von Kleist, Clemens Brentano oder Hans Christian Andersen schwärmten vom Elbsandsteingebirge in ihren Tagebüchern. Carl Maria von Weber schuf hier seine Oper „Der Freischütz“. Wohl keine Bühne kann ein besserer Schauplatz für die „Wolfsschluchtszene“ sein als eines der schönsten Naturtheater Europas, die Felsenbühne Rathen – am besten zu erreichen von Dresden per Elbedampfer und dann noch eine Viertelstunde zu Fuß den Amselgrund hinauf. Auch das Festival „Sandstein und Musik“ bezieht seine Inspiration und seinen Namen von der Kulisse des Elbsandsteingebirges. Alljährlich von März bis Dezember bringen sächsische Künstler in den Konzertsälen aus Sandstein, den Kirchen und Burgen, Schlössern und Gärten bis ins Osterzgebirge und nach Nordböhmen den Zauber der Landschaft zum Klingen. 1990 erhielt diese einzigartige Naturlandschaft mit ihrer artenreichen Pflanzen- und Tierwelt den Status „Nationalpark“. Mit dem Nationalparkhaus in Bad Schandau betreibt die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt eines der modernsten Naturschutzinformationszentren Deutschlands. Der Elberadweg führt am Fluss entlang bis an die Grenze von Tschechien, von dort weiter bis Mĕlník und die Moldau hinauf bis Prag. Vom Tal der Elbe bis hin zu den Kammlagen des Osterzgebirges künden Burgen und Schlösser von einer wechselvollen sächsischen Geschichte. Ob als Festung gebaut, wie Burg Stolpen und die mächtige Anlage auf dem Königstein oberhalb der Elbschleife gegenüber des Liliensteins. Ob als Raubritterburg, wie Hohnstein oder als Familiensitz einflussreicher sächsischer Adelshäuser, wie die Schlösser Kuckuckstein und Weesenstein am Hang des Müglitztals. Heute werden die Burgen und Schlösser meist als Museen genutzt und bewahren hinter ihren dicken Mauern die Sachzeugen einer bewegten Vergangenheit. Das Osterzgebirgsmuseum im Renaissanceschloss Lauenstein im schmalen Müglitztal präsentiert neben verschiedenen Ausstellungen zur Regionalgeschichte, Naturund Volkskunde eine ständige Ausstellung zu Leben und Werk des berühmten Baumeisters der Dresdner | 67 Im Tal funkelt die Elbe, am Hang reifen die Trauben. Vor über 800 Jahren begannen Mönche, Rebstöcke in die lieblichen Hänge an der Elbe zu setzen. Die Weinberge zwischen den ELBWEINDÖRFERN von Diesbar-Seußlitz den Fluss hinauf bis hin nach Pillnitz zählen heute zu den nördlichsten in Europa. Moritzburg Festival Frauenkirche, George Bähr. Er wurde 1666 in Fürstenwalde bei Lauenstein geboren und verbrachte hier seine Kindheit. Alljährlich findet im Schloss Lauenstein ein deutsch-tschechisches Künstlersymposium statt. Die Botanischen Sammlungen gehören zur jüngsten Geschichte von Schloss Pirna-Zuschendorf. Das Kunstblumenmuseum in Sebnitz und das Stuhlbaumuseum in Rabenau erzählen von den regionalen Besonderheiten der kleinen und mittleren Städte. Das Lohgerber-, Stadtund Kreismuseum Dippoldiswalde zeigt in seinem aus dem 18. Jahrhundert originalgetreu rekonstruierten Lohgerberhaus, wie Tierhaut zu Leder verarbeitet wurde. In einer eigenen Galerie des Museums wurden über 1.800 Werke mit Motiven und Landschaften der bedeutendsten Künstler des Osterzgebirges gesammelt. Silberbergwerke aus dem 12. Jahrhundert fanden Archäologen erst in den letzten Jahren in Dippoldiswalde. Im besonderen Klima der verborgenen Stollen haben zahllose Artefakte die Jahrhunderte überdauert – und es wurde sichtbar, wie die Bergmänner in den engen Stollen vor 800 Jahren gearbeitet haben. Mit einem 3D-Scanner vermessen Forscher die gefundenen Fragmente im Landesamt für Archäologie in Dresden. Die Bilder des Scanners lassen sich am Computer wie ein Puzzle zusammensetzen. So entstehen die Arbeitsgeräte von einst virtuell wieder. Im Bergbaumuseum Altenberg finden sich mit der Erzwäsche und einem Schaustollen viele Zeugnisse des seit 1440 betriebenen Bergbaus im Osterzgebirge. 68 | Über die Jahrhunderte wuchs an den Hängen der „Sonnenstube“ Sachsens der Weinbau zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig heran, der die Kultur prägte wie auch das Aussehen der Dörfer und Städte entlang des Elbtals. In Sandstein gefasste Brunnen, Fachwerkhäuser, die sich über Jahrhunderte geneigt haben, Sitznischen an Renaissanceportalen und weinumrankte Laubengänge in lauschigen Höfen, über allem die Türme des Domes: So wie der Maler Ludwig Richter die tausendjährige Stadt sah, ist Meißen heute wieder zu erleben. Über Jahrzehnte verfiel die Altstadt, inzwischen ist sie restauriert. Ihre Gründung verdankt Meißen dem deutschen König Heinrich I., der während eines Heerzuges gegen die Slawen im Jahre 929 nahe der Elbe eine Burg anlegen ließ. Die Wettiner Fürsten wurden mit der Mark Meißen belehnt und somit erhielt Meißen den Zusatz, die historische Wiege Sachsens zu sein. Auf der heutigen Albrechtsburg wurde von 1710 an Europas erstes Porzellan hergestellt. Es hat den Namen der Stadt in der Welt berühmt gemacht. Seit 1863 wird es in der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen im Triebischtal gefertigt, wo eine Schauwerkstatt die Handarbeit erleben lässt. Stadtmuseum und Theater Meißen, die Musikschule des Landkreises Meißen, der Kunstverein Meißen e. V., das soziokulturelle Zentrum Hafenstraße e. V. und viele Vereine tragen heute zu einem lebendigen kulturellen Leben bei. Per Fahrrad oder mit dem Dampfschiff – reizvoller lässt sich das Elbtal kaum entdecken. Von Meißen aus stromab am Fluss liegt Riesa. Die frühere „Stahlstadt“ hat sich zu einem modernen Wirtschafts-, Sport- und Kulturzentrum entwickelt und mit sportlichen Höhepunkten in der neu gebauten Erdgasarena einen Namen weit über die Region hinaus erarbeitet. Als Glanzlicht des kulturellen Lebens präsentiert sich die Neue Elblandphilharmonie, die mit einem vielfältigen musikalischen Angebot bis in die Sächsische Schweiz und das Osterzgebirge unterwegs ist. Von Meißen stromauf geht es mit dem historischen Raddampfer weiter gen Radebeul. Herrliche Weingüter, Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen prunkvolle Adelssitze und stilvolle Bürgerhäuser ziehen die Blicke auf sich. Eine malerische Silhouette mit Wettinhöhe, Wasserturm, Friedensburg, Minckwitzschem Weingut, Bismarck-Turm und Spitzhaus, zu dem eine schnurgerade Treppe mit 365 Stufen auf 52 Absätzen vom Tal hinauf führt. Die farbschönen Steine alter Weinbergmauern speichern die Sonne. Rebenhügel in sanftwelligem Grün. Rhapsodie in Farbe und Wein. Süden. Hier entdeckte der jugendliche Gerhart Hauptmann im „Eden von Hohenhaus“ das Paradies. Hier fand Karl May, der „Abenteurer im Geiste“, einen Platz zum Träumen und Schreiben. Sein Domizil, die große Villa Shatterhand, ist heute Karl-May-Museum. Gleich nebenan im Garten steht das Blockhaus Villa Bärenfett und beherbergt ein Indianermuseum. Hier in Radebeul verwirklichte der Naturheilkundler Friedrich Eduard Bilz seine Reformideen. Er baute das erste Wellenbad Deutschlands und seine Sanatorien auf, deren Naturheilempfehlungen Gäste aus aller Herren Länder anzogen. Hier steht heute das Stammhaus der Landesbühnen Sachsen GmbH, des zweitgrößten Reisetheaters Deutschlands. Neben seinem reizvollsten Spielort, der Rathener Felsenbühne in der Sächsischen Schweiz, gastiert das Ensemble an zahlreichen anderen Orten wie Meißen, Großenhain, Bad Elster bis hin nach Sachsen-Anhalt. Hier produziert das Sächsische Staatsweingut Schloss Wackerbarth im barocken Ambiente von Wackerbarths Ruh Wein und Sekt. Das Weinbaumuseum im ehemaligen kurfürstlichen Weinschlösschen Hoflößnitz belegt mit verschiedenen Exponaten die Geschichte der Weinwirtschaft im Elbtal. Rauchschwaden und Gebimmel locken von den Höhen der Weinberge herab ins Lößnitztal. Der Lößnitzdackel, eine der letzten Schmalspurbahnen Deutschlands, schlängelt sich entlang des Lößnitzbaches den Berg hinauf in Richtung Moritzburg. Schloss Moritzburg, benannt nach seinem Erbauer Herzog Moritz und ab 1723 von Kurfürst August dem Starken zu einem repräsentativen Jagd- und Lustschloss umgebaut, liegt inmitten des Moritzburger Teichgebietes. In den ehemaligen Königlichen Stallungen gleich nebenan wird bis heute erfolgreich Pferdezucht betrieben. Alljährlich finden in dem idyllischen Ort die Hengstparade des Sächsischen Landesgestütes und der Moritzburger Fischzug statt. Kenner und Liebhaber hochkarätiger Kammermusik besuchen Moritzburg jedes Jahr im August, wenn renommierte Solisten und Nachwuchsmusiker aus der ganzen Welt beim Moritzburg Festival im unverwechselbaren Ambiente von Jagdschloss und Moritzburger Kirche zu hören sind. In Moritzburg verbrachte Käthe Kollwitz, eine der bedeutendsten deutschen Grafikerinnen und Bildhauerinnen des 20. Jahrhunderts, vom Sommer 1944 an ihr letztes Lebensjahr. In ihrem Sterbehaus mit Blick auf Schloss und Teich gibt heute die Käthe-Kollwitz-Gedenkstätte mit einer kleinen grafischen Sammlung Einblick in mehr als 50 Jahre ihres künstlerischen Schaffens und fördert mit Veranstaltungen und Ausstellungen die zeitgenössische Kunst. | 69 Die mittelalterlichen Türme und Basteien von BAUTZEN erheben sich weithin sichtbar auf einem Granitplateau, zu dessen Füßen sich die Spree durch das Tal schlängelt. Die zum Teil sehr gut erhaltenen Wehranlagen zeigen einstige Geltung als Grenzfeste und politisches Zentrum, die Sakral- und Bürgerbauten wirtschaftliche Macht. Alte Wasserkunst und historische Altstadt, Bautzen 70 | HIER HAT EUROPA TRADITION. Kulturraum OberlausitzNiederschlesien. In der Kleinstadt Kamenz am Rande der Oberlausitz wurde 1729 Gotthold Ephraim Lessing geboren, der große Dichter der Aufklärung, dessen „Nathan der Weise“ und „Emilia Galotti“ Literatur- und Theatergeschichte schrieben. Das Lessing-Museum berichtet von seinem Leben und Wirken – alljährlich finden hier die Kamenzer Lessing-Tage statt, zu deren Eröffnung aller zwei Jahre der Lessing-Preis des Freistaates Sachsen verliehen wird. Hoyerswerda war über viele Jahre der Lebensmittelpunkt der Schriftstellerin Brigitte Reimann. Zwischen 1960 und 1968 entstanden in Hoyerswerda Werke, mit denen sie sich einen Namen machte. Die Städte Kamenz, Görlitz, Bautzen, Lauban, Zittau und Löbau schlossen sich 1346 zum Sechsstädtebund zusammen. Löbau ist noch heute bekannt als Amts- und Konventssitz des Städtebundes. In Zittau finden Besucher zwei außergewöhnliche Fastentücher als Zeugnisse sakraler Kunst der Oberlausitz. Das in der Stadt ansässige Zentrum für oberlausitzer Heimatpflege widmet sich der Erhaltung von Mundart und regionalen Traditionen der vielfältigen Oberlausitzer Volkskultur. Soziokulturelle Zentren wie die Turmvilla in Bad Muskau, das Steinhaus in Bautzen, das Begegnungszentrum im Dreieck in Großhennersdorf, die Kulturfabrik Hoyerswerda und das multikulturelle Zentrum in Zittau haben sich mit ihrem vielfältigen und generationenübergreifenden Angebot einen festen Platz im Kulturleben der Oberlausitz erarbeitet. An wichtigen Fernhandelsstraßen wie der Via Regia von Frankfurt am Main über Schlesien nach Krakau günstig gelegen, waren die Oberlausitzer Handelsstädte reich und mit Sachsens Wirtschaft traditionell verflochten. Straßen verbinden, sie ebnen Wege für den Austausch von Waren und Gütern, von Ideen, Sprachen und Traditionen in und zwischen Städten und Ländern. Diese Verbindungen sind lebenswichtig, sie schaffen neue Kommunikationswege, neue Formen und Entwicklungen in allen Lebensbereichen. Mit ihnen entstehen neue Horizonte. Im Jahr 2005 wurde die „Via Regia“ vom Europarat zur Europäischen Kulturstraße ernannt. „800 Jahre Bewegung und Begegnung“ lautete das Motto der 3. Sächsischen Landesausstellung „via regia“, die von Mai bis Oktober 2011 in Görlitz stattfand. Den Fokus auf Görlitz und die Region gerichtet, thematisierte die Ausstellung im sanierten Kaisertrutz und weiteren Museen der Stadt das Leben an und auf der Straße zwischen Frankfurt am Main und Krakau. Sie ging dabei den Motivationen der Menschen nach, die sich auf der Suche nach Veränderung, Arbeit, Wissen und Wohlstand auf den Weg gemacht haben – sie erzählte von Handel und Güterverkehr und dem Austausch von Kunst und Kultur. Einheimischen und Gästen aus ganz Europa hat die Ausstellung das historische Erbe und das Besondere dieser Region vermittelt. Das Schlesische Museum Görlitz trägt mit seiner Arbeit an der Nahtstelle Europas zum europäischen Brückenschlag über die Neiße bei. Es organisiert Ausstellungen mit deutschen und polnischen Partnern und für ein Publikum beiderseits der Grenze, knüpft wissenschaftliche und menschliche Kontakte, führt das Gespräch über die Vergangenheit und Zukunft Schlesiens. Das Schlesische Musikfest nahm die bereits im 19. Jahrhundert gepflegte Tradition des musikalischen Austausches der Regionen wieder auf und findet alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Lausitzer Musiksommer statt. Dieses grenzüberschreitende Klassikfestival widmet sich der regionalen Musikpflege aus sorbischer, mitteldeutscher und europäischer Tradition. Eine lebendige Begegnung mit anderen Nationalitäten und Kulturen praktizieren auch die Schülerinnen und Schüler der Musikschulen der Euroregion Neiße, wenn sie im „Europera Jugendorchester“ miteinander musizieren. Die zwischen Deutschland und Polen geteilte Doppel-Stadt Görlitz-Zgorzelec versteht sich als eine Europastadt. Dazu zählt auch, dass das nahe Tschechien ebenfalls in die Theaterarbeit eingebunden wird. So entstehen gemeinsame Inszenierungen mit dem Theater im tschechischen Liberec; auch mit dem Theater und der Philharmonie des polnischen Jelenia Góra wird intensiv zusammengearbeitet. Darüber hinaus tauscht das Görlitzer Theater seine Inszenierungen mit denen der Schauspielbühnen in Bautzen und Zittau aus, so dass in allen drei Städten neben den Philharmonischen Konzerten auch ein komplettes Dreispartenprogramm mit Musiktheater, Ballett und Schauspiel angeboten wird. Begleitet wird es dabei von der in Görlitz ansässigen Neuen Lausitzer Philharmonie. | 71 In der Lausitz lebt das kleinste slawische Volk: die OBERSORBEN der sächsischen Oberlausitz und die NIEDERSORBEN der brandenburgischen Niederlausitz. Das wesentliche Merkmal sorbischer Volkszugehörigkeit und Identität ist die sorbische Sprache. Europa ist Musik – mit diesem Leitmotiv baut der Meetingpoint Music Messiaen e. V. auf dem geschichtsträchtigen Terrain des ehemaligen Strafgefangenenlagers StaLag VIII A Görlitz eine Jugend-Kultur-Begegnungsstätte auf. Etwa neun Monate seines kreativen Lebens verbrachte Olivier Messiaen als Gefangener hier und komponierte eines seiner wichtigsten Werke: das „Quartett für das Ende der Zeit“, das im Lager am 15. Januar 1941 vor Mitgefangenen uraufgeführt wurde. Im Jahr 2008 hatte Olivier Messiaen seinen 100. Geburtstag. Seit diesem Zeitpunkt – mit diesem visionären Komponisten als Impulsgeber – treffen sich im Meetingpoint Music Messiaen Jugendliche und Künstler aus ganz Europa zu Kompositionswettbewerben, Lernwochen für Schulklassen, Instrumenten-Workshops, musikalischen Aufführungen und multimedialen Veranstaltungen. Nördlich von Görlitz durchfließt die Neiße die Landschaftsanlage „Fürst-Pückler-Park“ Bad Muskau. Sein Schöpfer, Hermann Fürst von Pückler-Muskau (1785–1871), Kulturhistorisches Museum Görlitz, Kaisertrutz 72 | ließ sich von der idyllischen Tallandschaft inspirieren und schuf hier ab 1815 ein Gartenreich beachtlichen Ausmaßes. Der etwa 598 Hektar große Park liegt heute zu zwei Dritteln auf polnischem Staatsgebiet. Seit Oktober 2004 verbindet eine Fußgängerbrücke beide Parkteile wieder miteinander. Die gemeinsame Arbeit über die Grenzen hinweg steht im Dienst der Aussöhnung des deutschen und polnischen Volkes. Der Landschaftspark wurde im Juli 2004 als polnisch-deutsches Welterbe in die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO aufgenommen. Das Leben der alten Hauptstadt der Oberlausitz, Bautzen, wird seit Jahrhunderten vom Miteinander von Deutschen und Sorben bestimmt, und noch heute befinden sich hier die wichtigsten kulturellen sorbischen Institutionen. Das Deutsch-Sorbische Volkstheater bietet als einziges zweisprachiges Theater in Deutschland seine Inszenierungen auch in sorbischer Sprache. Zum Publikumsmagneten nicht nur für Bautzen, sondern für die gesamte Oberlausitz hat sich der Bautzener Theatersommer entwickelt. Sorbische Osterreiter in der Lausitz Das Freilichtspektakel findet im Hof der Ortenburg statt, die über Jahrhunderte die Hauptfeste der Oberlausitz gewesen ist. Neben dem Deutsch-Sorbischen Volkstheater befindet sich in Bautzen das „Haus der Sorben“, und die Domowina – Bund Lausitzer Sorben e. V. hat hier ihren Sitz. In der im Jahr 1912 als Dachverband sorbischer Vereine gegründeten Domowina haben sich Ortsgruppen und Kreisverbände, nahezu alle sorbischen Vereine und Einzelpersonen zusammengeschlossen. Die Domowina – Bund Lausitzer Sorben e. V. vertritt die Interessen des sorbischen Volkes in der Öffentlichkeit. Zu ihren Zielen gehören die Erhaltung und Entwicklung von Sprache, Kultur und Traditionen des sorbischen Volkes ebenso wie die Förderung von Toleranz und Verständigung zwischen dem deutschen und dem sorbischen Volk. Die Domowina unterhält und erweitert ihre Beziehungen zu slawischen Völkern, zu anderen nationalen Minderheiten und Volksgruppen in Europa. Der Domowina-Verlag Bautzen – Ludowe nakładnistwo Domowina – gibt Bücher, Zeitungen und Zeitschriften in obersorbischer, niedersorbischer und deutscher Sprache heraus. Das WITAJ-Sprachzentrum, eine eigenständige Abteilung der Domowina, im Jahre 2001 gegründet, entwickelt Aktivitäten, welche die sorbische Sprache erhalten und ihre breite Anwendung fördern helfen. Dazu gehört, dass sorbische Kinder ihre Muttersprache auf hohem Niveau lernen und sprechen können und die sorbische Sprache in Kindergarten und Schule lebendig und authentisch vermittelt wird. Die Stiftung für das sorbische Volk unterstützt als gemeinsames Instrument des Bundes sowie der beiden Länder Brandenburg und Sachsen die Bewahrung, Entwicklung, Förderung und Verbreitung der sorbischen Sprache, Kultur und Traditionen als Ausdruck der Identität des sorbischen Volkes. Alle zwei Jahr vergibt sie den Ćišinski-Preis für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der sorbischen Kultur, Kunst und Wissenschaft. Sie fördert selbst vielfältige kulturelle Aktivitäten wie die Pflege des sorbischen Volkstanzes und Liedgutes durch sorbische Chöre bzw. Volkskunstensembles, Ausstellungen bildender Kunst und Lesungen. Mit der Wanderausstellung „Serbja w Němskej – Die Sorben in Deutschland“ informiert die Stiftung über Leben und Geschichte des sorbischen Volkes. Das Sorbische Institut – Serbski institut – mit Sitz in Bautzen und einer Arbeitsstelle in Cottbus erforscht Sprache, Geschichte und Kultur der Sorben in der Oberund Niederlausitz in Vergangenheit und Gegenwart. | 73 Sorbisches National-Ensemble Bautzen Das Sorbische National-Ensemble Bautzen – Serbski ludowy ansambl – pflegt mit den drei professionellen Sparten Ballett, Chor und Orchester die kulturelle Tradition der Sorben. Tanztheater und musikalische Märchen für Kinder gehören ebenso dazu wie Chorprogramme und Konzerte. Dabei verstehen sich die Mitglieder des Ensembles auch als kulturelle Botschafter in einem vereinten Europa. Jährlich bestreitet das Sorbische NationalEnsemble mehr als 200 nationale und internationale Gastspiele. Das Sorbische Museum Bautzen – Serbski muzej – gibt mit seiner Ausstellung im Salzhaus der Ortenburg einen Überblick über die Geschichte der Sorben von den Anfängen bis zur Gegenwart, über ihre Kultur und Lebensweise, zur Sprach- und Literaturentwicklung sowie zur sorbischen bildenden Kunst. Im Sorbischen Künstlerbund, der 1990 gegründet wurde, sind fast 100 Schriftsteller, Komponisten, Schauspieler, Tänzer, Musiker und Maler vereint. Das Landesfunkhaus Sachsen des MDR sendet monatlich muttersprachliche Fernsehbeiträge. Darüber hinaus bietet MDR 1 Radio Sachsen täglich ein sorbisches Hörfunkprogramm, das im Regionalstudio Bautzen produziert wird. Obersorbisch wird heute in der Oberlausitz und Niedersorbisch in der Niederlausitz gesprochen. Die Volkskunst in Lied, Tanz, Poesie und Bildender Kunst leistet neben der Sprache und dem kirchlichen Leben einen wertvollen Beitrag zur Wahrung der kulturellen Identität der Sorben. Zur Volkskultur der Sorben gehören auch Bräuche wie das Osterreiten, der Zapust (ein Fastnachtsbrauch) oder die Vogelhochzeit. 74 | „Die Sächsische Staatsregierung geht davon aus, dass die Zukunft des sorbischen Volkes durch den Willen der Sorben als Minderheit und den Willen der Mehrheitsbevölkerung gemeinsam entschieden wird. Die Angehörigen des sorbischen Volkes benötigen für den Fortbestand ihrer eigenen Identität im Alltag Verständnis und Hilfe von der sie umgebenden Mehrheitsbevölkerung. Die staatlichen Rahmenbedingungen in Verbindung mit der Förderung und der zweisprachigen schulischen Bildung gestatten es den Angehörigen des sorbischen Volkes, sich frei als Sorbe zu bekennen, die sorbische Sprache, die Kultur und Traditionen zu pflegen und dies der heranwachsenden Generation weiterzuvermitteln“, heißt es im dritten Bericht der Sächsischen Staatsregierung zur Lage des sorbischen Volkes. Im Frühjahr 2012 hat die Sächsische Staatsregierung einen Plan zur Ermutigung und zur Belebung des Gebrauchs der sorbischen Sprache beschlossen. Der Erwerb der sorbischen Sprache soll gefördert sowie Kenntnisse über die Sprache und Kultur vermittelt werden. Dazu gehört, das Wissen über die sorbische Sprache und Kultur mit Broschüren der Sächsischen Staatsregierung, die in das Sorbische übersetzt werden, oder mit Ausstellungen und Veranstaltungen zu verbreiten. Mit dem Ziel „Sorbisch für alle“ soll zum Erlernen und Anwenden der sorbischen Sprache ermutigt werden. Auch sind Maßnahmen, wie beispielsweise die Stärkung der Ausbildung von sorbisch sprachigen Lehrerinnen und Lehrern sowie Erzieherinnen und Erziehern in Zusammenarbeit mit sächsischen Bildungseinrichtungen geplant. | 75 Herausgeber: Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst Wigardstraße 17, 01097 Dresden www.smwk.sachsen.de Redaktion: Pressestelle Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst; Annette Therese Jäger Redaktionsschluss: 1.12.2012 Gestaltung und Satz: Blaurock & Nuglisch, Werbeagentur Dresden Fotos: Stephan Floss; außer S. 1 Feliz Vazquez; S. 6, 14, 37, 70 Blaurock & Nuglisch; S. 8 Landesamt für Archäologie; S. 10 www.schloesserland-sachsen.de; S. 11 Estel/Klut; S. 12, S. 48 Andreas Schmidt; S. 13, S. 20 unten, S. 39 David Brandt; S. 15 Dirk Brzoska; S. 17, S. 46 unten Gert Mothes; S. 18 oben Dominik Mentzos; S. 18 unten Bettina Stöß; S. 19 oben, S. 40 Matthias Creutziger; S. 19 unten Siegfried Duryn; S. 20 oben Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig; S. 21 Holger Schneider/Internationales Festival für Vokalmusik Leipzig; S. 22–25 Michael Lange; S. 27 Fritz Arendt; S. 28, 29 Veit Schagow/fotolia.com; S. 33 David Baltzer; S. 34 Jerome Faria; S. 35 Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“/Astrid Roscher; S. 41, S. 43 Oliver Killig; S. 42 oben Archiv SFV/ Dr. Grunert; S. 42 unten Jürgen Frohse; S. 46 oben Stadtgeschichtliches Museum Leipzig; S. 49 links Leipziger Messe GmbH; S. 49 rechts JC Carbonne, Aix-enProvence; S. 64 Verein Mühlenregion Nordsachsen e. V.; S. 68 Moritzburg Festival; S. 72 Kulturhistorisches Museum Görlitz; S. 73 Jens-Michael Bierke; S. 74 Matthias Hultsch Druck: Druckfabrik Dresden GmbH Auflage: 4.000 Stück Bezug: Diese Druckschrift kann kostenfrei bezogen werden bei: Zentraler Broschürenversand der Sächsischen Staatsregierung Hammerweg 30, 01127 Dresden Telefon: +49 351 2103671 oder +49 351 2103672 Telefax: +49 351 2103681 E-Mail: [email protected] Verteilerhinweis Diese Informationsschrift wird von der Sächsischen Staatsregierung im Rahmen ihrer verfassungsgemäßen Verpflichtung zur Information der Öffentlichkeit herausgegeben. Sie darf weder von Parteien noch von deren Kandidaten oder Helfern zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für alle Wahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. 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