Hilfen zur Erziehung

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Hilfen zur Erziehung
Hilfen zur Erziehung
Der 14 Jahre alte Emanuel kommt abends oft erst gegen
Serge hat Stress in der Berufsschule. Er lässt seine
Mitternacht nach Hause. Er schwänzt häufig die Schule
Aggressionen an Mitschülern aus. Nach einer Schlägerei
und hängt mit Freunden herum. Seine Eltern wissen nicht,
landet der 17-Jährige schließlich vor Gericht.
was bei der Erziehung falsch läuft.
Dieses schickt ihn in ein Training, wo er lernt, besser
>> Erziehungsberatung Seite 14
mit seinen Aggressionen umzugehen. Auch Serges Eltern
werden in das Training einbezogen.
>> Sozialpädagogische Gruppenarbeit Seite 16
Olaf weigert sich, zur Schule zu gehen. Er kommt kaum
Jennifer (7 Jahre) unterdrückt ihren jüngeren Bruder Kevin.
mehr aus seinem Zimmer heraus. Sein alleinerziehender
Mittlerweile macht sich Kevin nachts wieder in die Hose.
Vater ist machtlos. Er arbeitet Vollzeit und hat darum wenig
Von der Mutter lässt sich Jennifer nichts sagen. Die Allein-
Zeit für seinen Sohn. Ein besorgter Lehrer wendet sich
erziehende schafft es kaum noch, den Alltag zu bewälti-
schließlich an das Jugendamt. Olaf, sein Vater und das
gen. Verzweifelt wendet sie sich an das Jugendamt. Dieses
Jugendamt einigen sich auf regelmäßige Besuche eines
stellt ihr während sechs Stunden pro Woche eine erfahrene
Sozialarbeiters. Dieser hilft Olaf, aus seiner Isolation her-
pädagogische Fachkraft zur Seite.
auszufinden. >> Erziehungsbeistandschaft Seite 17
>> Sozialpädagogische Familienhilfe Seite 18
Der 8-jährige Sven kann nie stillsitzen. Er ist laut und
agressiv. Er hört auf niemanden außer auf seinen Vater.
Martins Eltern haben sich getrennt, seinen Vater sieht er
Dieser ist unter der Woche aber nicht zu Hause. Nachmit-
kaum noch. Mit 10 spielt er bis tief in die Nacht am Com-
tags geht Sven zwar in eine Tagesgruppe. Doch abends
puter. Er steht morgens nicht mehr auf und schwänzt die
bleibt seine Mutter mit ihm überfordert. Schon bald wird
Schule. Zuhause kommt und geht Martin, wann er will. Er
Sven jedoch in eine Wochengruppe gehen. Dann ist er nur
bestiehlt seine Mutter. Seit einem Jahr lebt Martin nun in
noch am Wochenende zu Hause, wenn auch der Vater da
einer betreuten Wohngruppe. >> Heimerziehung,
ist. >> Tagesgruppe / Wochengruppe Seite 20
sonstige betreute Wohnform Seite 22
Die 13-jährige Melanie lebt in einer Wohngruppe. Dort haut
Die 16-jährige Sabrina ist schwanger. Ihre Eltern wollen,
sie ständig ab. Sie treibt sich herum, klaut Geld und
dass sie abtreibt. Ihnen sind Schule und Ausbildung wich-
Zigaretten. Das Jungendamt will Melanie durch eine
tiger. Sabrina weigert sich und muss von nun an ständig
intensive Einzelbetreuung einen Neuanfang ermöglichen.
die Vorwürfe ihrer Eltern ertragen. Irgendwann hält sie es
Um sie aus ihrem bisherigen Umfeld herauszuholen, führen
zuhause nicht mehr aus. Mittlerweile lebt Sabrina mit ihrer
Fachkräfte die Intensivbetreuung auf einer griechischen
drei Monate alten Tochter in einer Mutter-Kind Gruppe.
Insel durch. >> Intensive sozialpädagogische Einzel-
>> Gemeinsame Wohnformen für Mütter / Väter und
betreuung Seite 24
ihre Kinder Seite 27
Inhalt
Kinder und Jugendliche
haben ein Recht auf Hilfe !
Das DRK engagiert sich seit geraumer
Hilfe, wo sie gebraucht wird : Das DRK und die Hilfen zur Erziehung
6
Was sind Hilfen zur Erziehung ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Eltern haben ein Recht auf Hilfen zur Erziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
An wen richten sich die Hilfen zur Erziehung ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Welche unterschiedlichen Hilfen gibt es ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Die Eltern haben das letzte Wort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Das jugendrechtliche Dreieck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Die passende Hilfe :
Leistungen und Angebote des DRK
» Erziehung «, was angesichts aktueller
gesellschaftlicher Prozesse mehr denn
je geboten ist. Traditionelle Familienbande lösen sich zunehmend auf, und
die Anforderungen an junge Eltern steigen. Der Druck auf die Familien nimmt
zu. Das Armutsrisiko von Familien mit
Kindern ist höher als jenes kinderloser
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Ambulante Hilfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Stationäre und teilstationäre Hilfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Ergänzende Hilfen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Erziehungsberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sozialpädagogische Gruppenarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Erziehungsbeistandschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Sozialpädagogische Familienhilfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Kriseninterventions-Programme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Tages- oder Wochengruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche . .
Gemeinsame Wohnformen für Mütter / Väter und ihre Kinder . . . . . . . .
Hilfe für junge Volljährige, Nachbetreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Anhang
Zeit in den Bereichen » Jugend « und
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Paare. Darunter leiden insbesondere
die Kinder. Ihr Schutz ist heute nötiger
wieder neu auf veränderte gesell-
denn je.
schaftliche Bedingungen ein. So kann
es die Familien im Sinne seiner langen
Von zentraler Bedeutung ist die Bil-
Tradition und Erfahrung nach besten
dung. Sie ermöglicht es jungen Men-
Kräften unterstützen.
schen, sich aktiv in die Gesellschaft
einzubringen und an ihr teilzuhaben.
Als anerkannter Spitzenverband der
Wohlfahrtspflege erfüllt das DRK mit
Familien, Kinder und Jugendliche in
seinen Erziehungshilfen einen gesell-
Not haben ein gesetzlich verankertes
schaftlichen Auftrag. Dieser wird auch
Recht auf Hilfen zur Erziehung. Dies
in Zukunft einen wichtigen Bestandteil
sind Beratungs-, Betreuungs- und
der DRK-Wohlfahrtsarbeit bilden.
Hilfeangebote
durch
professionelle
Fachkräfte. Die Hilfen zur Erziehung
des DRK setzen dort an, wo Kinder,
Berlin, im April 2010
Jugendliche, Eltern oder Familien den
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Herausforderungen nicht mehr gewachsen sind und Unterstützung brau-
Donata Freifrau von Schenck zu
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
chen. Dabei stellt sich das DRK immer
Schweinsberg, DRK-Vizepräsidentin
Hilfe, wo sie gebraucht wird :
Das DRK und die Hilfen zur
Erziehung
Was sind Hilfen zur
Erziehung ?
unterstützt und ihre Erziehungskom-
sich Eltern an das Jugendamt wenden.
Einige Maßnahmen des Jugendamtes
petenz wird gestärkt, damit sie ihre
Dieses ist verpflichtet zu helfen. Junge
gehen über die Hilfen der Erziehung
Alltagsprobleme, Konflikte und Krisen
Volljährige können auch selber zum Ju-
hinaus, etwa wenn Kinder oder Ju-
Unter dem Begriff » Erziehung « kann
aus eigener Kraft meistern können. Au-
gendamt gehen.
gendliche in Obhut genommen werden.
sich jede und jeder etwas vorstellen.
ßerdem sollen die Hilfen zur Erziehung
Aber was genau sind » Hilfen zur Erzie-
die Bildungschancen von Kindern und
Hilfen zur Erziehung sind freiwillig. Nie-
laut Gesetz nur dann zur Anwendung,
hung « ?
Jugendlichen erhöhen.
mand ist verpflichtet, Hilfen zur Erzie-
wenn das Wohl von Kindern und Ju-
hung in Anspruch zu nehmen.
gendlichen unmittelbar gefährdet ist.
Gemeint sind damit intensive Bera-
Bei jeder Hilfe zur Erziehungen gilt der
tungs-, Betreuungs- und Hilfeangebote
Grundsatz, dass Kinder und Jugendli-
durch professionelle Fachkräfte.
che stets als Persönlichkeit respektiert
Solche Maßnahmen kommen jedoch
und ernst genommen werden.
» Bei Erziehungsproblemen können
sich Eltern an das Jugendamt
wenden. Dieses ist verpflichtet zu
helfen. «
Eltern haben ein Recht
auf Hilfen zur Erziehung
Eltern oder andere Personen mit einem
Sorgerecht für Kinder (Großeltern, Pfle-
Die Hilfen zur Erziehung dienen dem
geeltern, Vormunde) haben laut Kinder-
Schutz von Kindern und Jugendlichen.
und Jugendhilfegesetz ein gesetzlich
Sie sollen sich zu selbständigen Er-
verankertes Recht auf eine oder auch
wachsenen entwickeln können, die ihr
mehrere Hilfen zur Erziehung. Bei Er-
Leben in die eigenen Hände nehmen.
ziehungsproblemen oder wenn das
Die Eltern werden bei der Erziehung
Wohl des Kindes gefährdet ist, können
An wen richten sich
die Hilfen zur Erziehung ?
■ schwierigen Phasen in der Entwick-
Dann legen die Beteiligten die Form
lung von Kindern und Jugendlichen,
und den Umfang einer Hilfe fest. Das
zum Beispiel bei Konflikten in der
DRK bietet viele Formen von Hilfen zur
1. Antrag stellen
Erziehungshilfen richten sich an alle
Pubertät,
Erziehung an.
Die Eltern oder andere Sorgeberechtigte von
Menschen mit Kindern, die Hilfe benö-
Übergängen (etwa Wechsel der
Kindern oder Jugendlichen stellen beim Jugend-
tigen bei
Schule oder Beginn einer Ausbil-
amt einen Antrag auf Hilfen zur Erziehung.
bei
problematischen
dung) und bei fehlender Förderung.
■ der Erziehung,
■ der Haushaltsführung,
■ der Bewältigung des Familienalltages,
Die Eltern haben
das letzte Wort
2. Informieren lassen
Das Jugendamt und das DRK als Träger infor-
Welche unterschiedlichen
Hilfen gibt es ?
■ familiären Krisen durch Trennung,
Nachdem die Eltern, das Jugendamt
mieren hilfesuchende Eltern, Jugendliche und
und die Jugendlichen / Kinder gemein-
Kinder im Rahmen eines Hilfeplan-Verfahrens
sam festgelegt haben, welche Hilfen in
über ihre Rechte. Nach Klärung der Problemlage
Scheidung oder Suchtprobleme,
Es gibt sehr unterschiedliche Formen
Frage kommen, suchen die Eltern und
(Anamnese) erfahren die Eltern und das Kind,
Gewalt oder Vernachlässigung,
von Hilfen zur Erziehung. Das Jugend-
das Jugendamt zusammen eine Ein-
welche Arten von Hilfen angeboten werden und
■ psychischen Problemen,
■ der Überwindung von Armut oder
amt klärt in intensiven Gesprächen
richtung beziehungsweise einen Dienst
wie die jeweiligen Hilfeformen aussehen.
mit den Eltern und den Kindern und
aus, der die gewünschten Hilfen an-
Jugendlichen deren Bedürfnisse ab.
bietet – einen sogenannten Träger. Bei
3. Ziele festlegen und geeignete Hilfe
der Wahl des Trägers haben die Eltern
zur Erziehung wählen
stets das letzte Wort.
Die Eltern vereinbaren mit dem Jugendamt und
Arbeitslosigkeit,
» Erziehungshilfen richten sich an Menschen mit Kindern
oder Jugendlichen, die Hilfe brauchen – etwa bei der Erziehung,
im Familienalltag oder bei der Überwindung von Armut. «
Wie bekomme ich Hilfe ?
dem DRK, welche Ziele mit der Hilfe erreicht
Das DRK ist einer dieser Träger. Es
werden soll. Diese gemeinsam festgelegten Ziele
verfügt an vielen Orten in Deutschland
entscheiden über die Art, die Dauer und den
über ein Angebot an Erziehungshilfen.
Umfang der Hilfe.
Das DRK und die Hilfen zur
Erziehung
Das jugendrechtliche Dreieck
Lange Tradition
Die Erziehungshilfe im DRK blickt auf eine lange Tradition zurück. Bereits zu Beginn des
Das DRK bildet mit dem Jugendamt und den betroffenen Familien ein sogenanntes jugend-
20. Jahrhunderts hat sich das DRK in der Wohlfahrtsarbeit engagiert. Damals entstanden
hilferechtliches Dreieck. Im Mittelpunkt dieser Partnerschaft und sämtlicher Bemühungen steht
erste Säuglings- und Kleinkinderheime. Im Ersten Weltkrieg verloren viele Kinder ihre
das Wohl des Kindes oder des Jugendlichen.
Eltern. Um ihnen zu helfen, richtete das DRK erste Kinder- und Jugendheime ein.
Heutiges Angebot
Familie
Das heutige Angebot geht weit über jenes der Anfangsjahre hinaus. Mit unterschiedlichen
Diensten und Einrichtungen kann das DRK individuell auf die Bedürfnisse der hilfesuchenden Kinder, Jugendlichen und Familien eingehen.
Das Wohl von Kindern und Jugendlichen steht im Vordergund
Als Anwalt für alle Menschen setzt sich das DRK dafür ein, die Lebensbedingungen junger
Menschen und Familien zu verbessern. Das DRK stellt dabei das Wohl und die Rechte
von Kindern und Jugendlichen in den Vordergrund. Das DRK fühlt sich verpflichtet, jedem
jungen Menschen zu ermöglichen, sein Recht » auf Förderung seiner Entwicklung und
Kinder / Jugendliche
DRK (Träger)
10
auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit «
wahrzunehmen (§ 1 SGB VIII).
Jugendamt
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Kompetente Hilfe aus
einer Hand
Die passende Hilfe :
Leistungen und Angebote
des DRK
Einzigartig breites Angebot
Das DRK unterhält Einrichtungen und
Bei einer stationären Hilfe werden die
Das DRK ist ein Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege. Zum Wohlfahrtsverband
bietet Dienste an. Eine Einrichtung ist
Kinder und Jugendlichen auch nachts
gehören unter anderem die Jugendsozialarbeit oder die Kindertagesstätten. Das DRK ist
zum Beispiel ein Kinderheim. Unter
betreut. Die Form der stationären Be-
aber auch die national anerkannte Hilfs-
einem Dienst versteht man zum Bei-
treuung richtet sich danach, wie in-
gesellschaft. Dazu gehören zum Beispiel die Wasserwacht und die Erste Hilfe. Durch die
spiel eine Erziehungsberatung. Dienste
tensiv die Hilfe ist, welche die Kinder
Kombination von Wohfahrtsverband und Hilfsgesellschaft bietet das DRK ein einzigartig
und Einrichtungen arbeiten ambulant
und Jugendlichen benötigen. So gibt
breites Angebot mit kompetenter Hilfe aus einer Hand.
stationär oder teilstationär.
es zum Beispiel größere und kleinere
Gruppen. Die Grenzen zwischen den
Vor Ort auf die Bedürfnisse eingehen
Das DRK ist mit seinen Landesverbänden in jedem Bundesland vertreten. Auf der kom-
verschiedenen Betreuungsformen sind
Ambulante Hilfen
fließend.
munalen Ebene arbeiten flächendeckend Kreisverbände und Ortsvereine. Diese föderale
Struktur ermöglicht es dem DRK, vor Ort auf die Bedürfnisse der Hilfesuchenden einzuge-
Eine ambulante Hilfe ist nicht an einen
hen und individuell zugeschnittene Hilfe anzubieten.
bestimmten Ort gebunden. Kinder und
Ergänzende Hilfen
Jugendliche, die eine ambulante Hilfe
Ehrenamtliches Engagement
in Anspruch nehmen, leben weiter bei
Ergänzende Hilfen sind keine eigent-
Durch das Engagement von ehrenamtlich Tätigen kann das DRK für Kinder, Jugendli-
ihren Familien.
lichen Hilfen zur Erziehung. Sie ergän-
che und Familie noch mehr leisten. Die Qualität und Attraktivität der Hilfen zur Erziehung
zen diese aber in mancherlei Hinsicht.
steigen dadurch merklich. Ausgewiesene Fachkräfte begleiten und beraten die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Stationäre und
teilstationäre Hilfen
Teilstationäre Hilfen finden an einem
bestimmten Ort während einer gewissen Zeit statt. Nachts sind die Kinder in
der Regel zuhause bei ihren Familien.
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Erziehungsberatung
Der 14 Jahre alte Emanuel kommt abends oft erst gegen
Mitternacht nach Hause. Er schwänzt häufig die Schule und
hängt mit Freunden herum. Seine Eltern wissen nicht, was bei
der Erziehung falsch läuft.
Die Erziehungsberatung bietet Hilfe in
Um Kinder und Jugendliche sowie ihre
allgemeinen Fragen der Erziehung und
Eltern oder andere Erziehungsberech-
Entwicklung. Sie erleichtert den Eltern
tigte wirksam zu unterstützen, bemüh-
oder anderen Sorgeberechtigten die
en sich die Beraterinnen und Berater
Erziehung durch fachlichen Rat.
des DRK, die jeweilige Lebenssituation
» Die Erziehunghilfe leistet auch vorbeugende (präventive) Arbeit.
Sie hilft Eltern oder anderen Bezugspersonen, frühzeitig die Entwicklungsprobleme ihrer Kinder zu erkennen und zu korrigieren. «
Die Erziehungsberatung steht nicht nur
Verständnis für die Probleme der Fami-
In komplizierteren Fällen bieten die
In
Eltern offen, sondern auch Jugend-
lie und helfen ihr diese zu lösen.
Beraterinnen und Berater neben der
ten verschiedene Fachkräfte Hand in
lichen, die selber den Weg zum Jugen-
Beratung eine sogenannte therapeu-
Hand. Sie kommen aus den Bereichen
amt finden. Die Erziehungsberatung ist
tische Intervention an. Diese soll das
Psychologie, Sozialpädagogik, Logo-
stets vertraulich; die Beraterinnen und
Verhalten der Hilfesuchenden im Laufe
pädie, Heilpädagogik sowie Ehe- und
Berater unterliegen der gesetzlichen
der Zeit zum Positiven verändern. Ziel
Familienberatung. Diese fächerüber-
Schweigepflicht.
ist es, dass Hilfesuchende zukünftig ei-
greifende Zusammenarbeit ermöglicht
gene Lösungen für ihre Probleme ent-
eine umfassende Beratung.
Die Erziehungsberatung deckt ver-
der
Erziehungsberatung
arbei-
Ambulante Hilfen
Ambulante Hilfen
einer Familie zu verstehen. Sie haben
wickeln können.
schiedene Problemfelder ab : Sie hift bei
Erziehungsfragen, aber auch bei Pro-
Die Erziehunghilfe leistet auch vor-
blemen, die zwischen Kindern und El-
beugende (präventive) Arbeit. Sie hilft
tern bei Trennungen und Scheidungen
Eltern oder anderen Bezugspersonen,
entstehen können. Die Erziehungsbe-
frühzeitig die Entwicklungsprobleme
ratung diagnostiziert und behandelt
ihrer Kinder zu erkennen und zu kor-
Verhaltens- und Entwicklungsstörun-
rigieren.
gen sowie Lernschwierigkeiten.
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Sozialpädagogische Gruppenarbeit
Erziehungsbeistandschaft
Serge hat Stress in der Berufsschule. Er lässt seine Aggressionen
Olaf weigert sich, zur Schule zu gehen. Er kommt kaum mehr
an Mitschülern aus. Nach einer Schlägerei landet der 17-Jährige
aus seinem Zimmer heraus. Sein alleinerziehnder Vater ist macht-
schließlich vor Gericht. Dieses schickt ihn in ein Training, wo er
los. Er arbeitet Vollzeit und hat darum wenig Zeit für seinen Sohn.
lernt, besser mit seinen Aggressionen umzugehen. Auch Serges
Ein besorgter Lehrer wendet sich schließlich an das Jugendamt.
Eltern werden in das Training einbezogen.
Olaf, sein Vater und das Jugendamt einigen sich auf regelmäßige
Besuche eines Sozialarbeiters. Dieser hilft Olaf, aus seiner
Isolation herauszufinden.
Bei der Sozialpädagogischen Gruppen-
Der geschützte Rahmen ermutigt sie,
Die Erziehungsbeistandschaft ist eine
arbeit finden in der Regel drei bis zwölf
ihre Verhaltensweisen in Frage zu stel-
individuell zugeschnittene Hilfe für
Kinder im Schulalter zusammen. Sozi-
len und neue Formen des Umgangs
Kinder oder Jugendliche mit Entwick-
alpädagogischen Fachkräfte leiten die
auszuprobieren.
lungsproblemen oder sozialen Auffälligkeiten.
Lernen in der Gruppe sowie die Über-
Typische Formen der Sozialen Grup-
windung von Verhaltensproblemen und
penarbeit
Entwicklungsschwierigkeiten.
Antiaggressions-Training,
sind
zum
Beispiel
das
das
Soziarbeiterinnen und Sozialarbeiter
hilft,
klären die familiäre und soziale Lage
Aggressionen abzubauen oder das
des Kindes oder des Jugendlichen
Das Besondere an der sozialen Grup-
Deeskalations-Training, bei dem die
ab. Bei Schwierigkeiten in der Familie
penarbeit ist das Zusammenwirken der
Kinder und Jugendlichen lernen, wie
können sie einen Erziehungsbeistand
Beteiligten. Durch Rollenspiele können
sie einem Streit aus dem Weg gehen
vermitteln und der Familie helfen,
Kinder und Jugendliche viel über sich
können.
Lösungen zu entwickeln. Der Erzie-
und ihre Wirkung auf andere lernen.
Ambulante Hilfen
Ambulante Hilfen
Gruppen. Im Vordergrund stehen das
hungsbeistand hilft dem Kind oder Jugendlichen auch, sich besser in sein
soziales Umfeld (Freunde, Schule, etc.)
einzugliedern und selbständiger zu
werden.
» Der Erziehungsbeistand hilft Familien, die in Schwierigkeiten
sind, Lösungen für ihre Probleme zu entwickeln. «
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Kriseninterventions-Programme
Jennifer (7 Jahre) unterdrückt ihren jüngeren Bruder Kevin. Mittler-
Jana streitet sich ständig mit ihrer Mutter. Die 15-Jährige hält
weile macht sich Kevin nachts wieder in die Hose. Von der Mutter
sich an keine Regeln. Sie will mit ihrem Freund zusammenziehen.
lässt sich Jennifer nichts sagen. Die Alleinerziehende schafft es
Ihre Mutter ist strikt dagegen. Die beiden reden kaum noch mit-
kaum noch, den Alltag zu bewältigen. Verzweifelt wendet sie
einander. Manchmal schlägt Jana ihre Mutter. Diese wendet sich
sich an das Jugendamt. Dieses stellt ihr während sechs Stunden
in der Not an das Jugendamt. Eine Fachkraft klärt die Situation
pro Woche eine erfahrene pädagogische Fachkraft zur Seite.
vor Ort ab und entwickelt einen Plan, um die Krise zu entschärfen.
Die Sozialpädagogische Familienhilfe
Die Sozialpädagogische Familienhilfe
Befinden sich Familien in einer Krise
bis sie aus eigener Kraft oder mit Hilfe
richtet sich an Familien, die sich in ei-
unterstützt die Eltern bei der Erziehung,
oder drohen sie gar auseinander zu
von Freunden und Bekannten aus der
ner schwierigen Lebenssituation befin-
hilft aber auch, das Zusammenleben in
brechen, helfen sogenannte Krisenin-
Krise herausfinden.
den und zum Beispiel durch alltägliche
der Familie zu verbessern. Außerdem
terventions-Programme. Mit solchen
Belastungen überfordert werden. Über-
unterstützen die Beraterinnen und Be-
Programmen sollen Krisen so schnell
Die Dienste der Mitarbeiterinnen und
forderungen haben vielfältige Gründe
rater die Familie dabei, den Haushalt
wie möglich entschärft werden.
Mitarbeiter der Kriseninterventionspro-
und wirken sich unterschiedlich auf die
zu organisieren und ein Haushaltsbud-
Familien aus.
get aufzustellen.
gramme stehen 24 Stunden am Tag
Zuerst finden Fachkräfte heraus, wo
Ambulante Hilfen
Ambulante Hilfen
Sozialpädagogische Familienhilfe
und 7 Tage die Woche zur Verfügung.
die Probleme der Familie liegen (» Clearing «). Das hilft auch der Familie zu
Wenn die Krise in der Familie abgewen-
verstehen, wie es zu der Krise kom-
det ist, ist auch die Krisenintervention
men konnte. In einem zweiten Schritt
beendet. Die meisten Kriseninterven-
können die Fachkräfte und die Familie
tionen sind zeitlich auf sechs Wochen
dann gemeinsam Lösungen entwickeln
befristet. Bei Bedarf wird die Familie
und die Ziele für die Hilfe festlegen.
mit einer anderen Hilfeform weiterbetreut.
Jede Familie kann sich ändern. Ziel der
Kriseninterventions-Programme ist es
deshalb, Familien so lange zu stützen,
» Kriseninterventions-Programme stützen Familien so lange, bis
sie aus eigener Kraft oder mit Hilfe von Freunden und Bekannten
aus ihrer Krise herausfinden. «
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Tages- oder Wochengruppe
Der 8-jährige Sven kann nie stillsitzen. Er ist laut und agressiv.
Er hört auf niemanden außer auf seinen Vater. Dieser ist unter der
Woche aber nicht zu Hause. Nachmittags geht Sven zwar in eine
Tagesgruppe. Doch abends bleibt seine Mutter mit ihm überfordert.
Schon bald wird Sven jedoch in eine Wochengruppe gehen.
Dann ist er nur noch am Wochenende zu Hause, wenn auch der
Vater da ist.
Tages- oder Wochengruppen sind ge-
Kinder und Jugendliche, die in einer
eignete Hilfeformen, wenn eine am-
Tagesgruppe betreut werden, gehen
bulante Hilfe nicht ausreicht, um wir-
nach Schulschluss in ihre Gruppe. Am
kungsvolle Strategien und Wege für die
späten Nachmittag kehren sie nach
Lösung eines Problems zu finden.
Hause zu ihren Familien zurück, wo sie
Die Kinder und Jugendlichen lernen gemeinsam, eigene Verhaltensprobleme und Probleme der übrigen Familienmitglieder
wahrzunehmen und angemessen damit umzugehen.
weiterhin wohnen.
Kinder und Jugendliche, die in einer
Damit die Fortschritte, welche die Kin-
Wochengruppe betreut werden, über-
der in der Tages- oder Wochengruppe
nachten montags bis freitags dort. Sie
erzielen, auch in der Familie zum Tra-
sind nur am Wochenende zuhause bei
gen kommen, arbeiten die Betreue-
den Eltern.
rinnen und Betreuer intensiv mit den
Stationäre / teilstationäre Hilfen
Stationäre / teilstationäre Hilfen
Eltern zusammen.
In der Regel werden Mädchen und Jungen gemeinsam in den Gruppen betreut. Eine Gruppe besteht aus sechs
bis zwölf Kindern und Jugendlichen.
Die Kinder und Jugendlichen lernen gemeinsam, eigene Verhaltensprobleme
und Probleme der übrigen Familienmitglieder wahrzunehmen und angemessen damit umzugehen. Darüber hinaus
werden sie schulisch gerfördert.
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Heimerziehung, sonstige betreute
Wohnform
Martins Eltern haben sich getrennt, seinen Vater sieht er kaum
noch. Mit 10 spielt er bis tief in die Nacht am Computer.
Er steht morgens nicht mehr auf und schwänzt die Schule.
Zuhause kommt und geht Martin, wann er will. Er bestiehlt seine
Mutter. Seit einem Jahr lebt Martin nun in einer betreuten
Wohngruppe.
■ Sonstige betreute Wohnformen
senenleben zu führen, eine Ausbildung
Heim oder einer anderen betreuten
zu absolvieren und einen Beruf zu er-
Das DRK unterhält unterschiedliche
Die Bandbreite dieser Wohnformen
Wohnform ein zeitlich befristetes neu-
lernen.
Einrichtungen für Heimruppen. Es
reicht
gibt Einrichtungen mit mehreren
meinschaften bis hin zu betreutem
von
betreuten
einem bestimmten Grund nicht mehr
Die Familie wird indes immer so weit
Gruppen. Es gibt aber auch Grup-
Jugendwohnen.
weitergeht. So wird die Familie von
als möglich einbezogen. Sie bleibt für
pen, die mit einer pädagogischen
Jugendwohnen leben junge Men-
den alltäglichen Problemen entlastet.
das Kind oder den Jugendlichen in der
Fachkraft in einem Haushalt zusam-
schen im eigenen oder angemie-
In der Gruppe werden die Kinder und
Regel gefühlsmäßig der wichtigste Be-
men leben – fast wie eine Familie.
teten Wohnraum. Wie intensiv die
Jugendlichen ihrem Alter und ihrem
zugspunkt. So soll die Rückkehr in die
Entwicklungsstand gemäß gefördert.
Familie stets offen stehen – zumindest
als eine Möglicheit.
Ziel ist stets die Rückkehr in die Fami-
Beim
Wohngebetreuten
Jugendlichen dort betreut werden,
■ Intensivgruppe beziehungsweise
hängt vom jeweiligen Hilfebedarf
heilpädagogische Gruppe
ab. Die Jugendlichen leben zwar
Intensivgruppen sind in der Regel
nicht mit ihren Betreurinnen und
lie. Dies wird mit pädagogischen Maß-
Das DRK bietet verschiedene Betreu-
kleiner als normale Heimgruppen.
Betreuern zusammen, sie können
nahmen und durch einen geregelten
ungsformen in einer Vielzahl von Ein-
Die Kinder und Jugendlichen kön-
sich aber jederzeit mit allen Fragen
Alltag angestrebt. Ist eine Rückkehr
richtungen, wo Kinder und Jugendliche
nen hier intensiver betreut werden.
an diese wenden. Das Ziel dieser
nicht möglich, können die Kinder und
leben und lernen können :
So können Fachkräfte wirksamer
Wohnformen ist es, die Selbstän-
Jugendliche auch über längere Zeit im
auf ihre schweren Verhaltens- und
digkeit und Eigenverantwortung der
Heim bleiben. Dort werden sie darauf
Entwicklungsstörungen
Jugendlichen zu fördern.
vorbereitet, ein selbständiges Erwach-
Die Probleme der Kinder und Ju-
eingehen.
Stationäre / teilstationäre Hilfen
es Zuhause, wenn es in der Familie aus
Stationäre / teilstationäre Hilfen
■ Heimgruppe
Kinder und Jugendliche finden in einem
gendlichen unterscheiden sich von
» Kinder und Jugendliche finden in einem Heim oder einer anderen betreuten Wohnform ein neues Zuhause, wenn es in der
Familie nicht mehr weitergeht. «
Fall zu Fall. Deshalb werden auch
individuelle
Lösungen
gesucht.
Wichtig sind etwa aktive Freizeitgestaltung oder erlebnispädagogische
Angebote.
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23
Intensive sozialpädagogische
Einzelbetreuung
Rechtliche Grundlagen für die
Hilfen zur Erziehung
Die 13-jährige Melanie lebt in einer Wohngruppe. Dort haut
sie ständig ab. Sie treibt sich herum, klaut Geld und Zigaretten.
Das Jungendamt will Melanie durch eine intensiven
Einzelbetreuung einen Neuanfang ermöglichen. Um sie aus
ihrem bisherigen Umfeld herauszuholen, führen Fachkräfte
die Intensivbetreuung auf einer griechischen Insel durch.
Eine intensive sozialpädagogische Ein-
Die hier vorgestellten Hilfen zur Erziehung sind rechtlich durch verschiedene Paragraphen
zelbetreuung kommt für Jugendliche in
(§) im Sozialgesetzbuch (SBG) geregelt. Dies sind im Einzelnen :
Frage, wenn andere Hilfemaßnahmen
nichts mehr bewirken. Ziel der Förde-
Ambulante Hilfen
rung ist es, Jugendlichen außerhalb ih-
■
■
■
■
■
res gewohnten Umfeldes die Gelegenheit zu geben, neue Verhaltensmuster
zu erlernen. Dies verbessert ihre Chancen, sich sozial zu intergrieren und den
Förderungs- und Beratungsangebote : §16 SGB VIII
Erziehungsberatung : § 28 SGB VIII
Sozialpädagogische Gruppenarbeit : § 29 SGB VIII
Erziehungsbeistandschaft : § 30 SGB VIII
Sozialpädagogische Familienhilfe : § 31 SGB VIII
Kurs ihres Lebens wieder selber zu
bestimmen.
Teilstationäre und stationäre Hilfen
■ Tages- oder Wochengruppe : § 32 SGB VIII
■ Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform : § 34 SGB VIII
■ Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung : § 35 SGB VIII
Ergänzende Hilfeformen zu den Hilfen zur Erziehung
■
■
■
■
Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche : § 35a SGB VIII
Gemeinsame Wohnformen für Mütter / Väter und ihre Kinder : § 19, 34 und 41 SGB VIII
Hilfe für junge Volljährige, Nachbetreuung : § 41 SGB VIII
Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen : § 42 SGB VIII
Ergänzende Hilfen
» Jugendlichen wird außerhalb ihres gewohnten Umfeldes
die Gelegenheit gegeben, neue Verhaltensmuster zu erlernen.
Sie lernen, den Kurs ihres Lebens wieder selber zu bestimmen. «
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Eingliederungshilfe für seelisch
behinderte Kinder und Jugendliche
Gemeinsame Wohnformen für
Mütter / Väter und ihre Kinder
Jörn leidet unter Leistungsdruck. Er muss eine Therapie machen.
Die 16-jährige Sabrina ist schwanger. Ihre Eltern wollen, dass
Zurück aus der psychiatrischen Klinik verschlimmert sich seine
sie abtreibt. Ihnen sind Schule und Ausbildung wichtiger. Sabrina
seelische Erkrankung erneut. Seine Familie weiß sich nicht
weigert sich und muss von nun an ständig die Vorwürfe ihrer
mehr zu helfen. Jörn wird eine Zeit lang außerhalb der Familie
Eltern ertragen. Irgendwann hält sie es zuhause nicht mehr aus.
betreut. So kann er seine Krise überwinden. Dann kehrt er in
Mittlerweile lebt Sabrina mit ihrer drei Monate alten Tochter in
sein gewohntes Umfeld zurück.
einer Mutter-Kind Gruppe.
Jugendliche, die außerhalb der Fa-
den speziellen Erlebnissen der Kinder
Junge Mütter oder Väter werden ge-
Sinnvollerweise wird bei dieser Hilfe-
milie untergebracht werden, haben in
und Jugendlichen.
meinsam mit ihrem Kind in Wohnungen
form das Team aus pädagogischen
der Regel eine schlimme Lebenskrise
gefördert, in die sie vorübergehend ein-
Fachkräften durch Fachkräfte aus den
hinter sich. Die Ursachen von Verhal-
Unabhängig von der Art der Erkran-
ziehen. In diesem geschützten Umfeld
Bereichen Geburtshilfe und Pflege er-
tens- und Entwicklungsstörungen sind
kung gilt es, Rahmenbedingungen zu
erleben sie, wie sie positiv und kons-
gänzt. So ist eine umfassende Betreu-
seelische Erkrankungen, die damit zu-
schaffen, die es den jungen Menschen
truktiv miteinander umgehen können.
ung möglich.
sammenhängen, was die Kinder oder
ermöglichen, ihre Krise zu bewältigen
Dabei lernen sie auch, eigenständig zu
Jugendlichen erlebt haben. Die Gestal-
und sich wieder in ihr soziales Umfeld
leben.
tung der Hilfe richtet sich deshalb nach
einzufügen.
Die jungen Mütter und Väter sollen ihre
Sinn und Zweck der Maßnahmen wer-
Berufs- und Entwicklungschancen ver-
den den Kindern und Jugendlichen
bessern, undwährend dieser Zeit eine
erklärt. Dadurch steigt ihre Motivation
Ausbildung machen. Dies ist möglich,
aktiv mitzuarbeiten. Gemeinsam mit
indem sie bei der Erziehung ihrer Kin-
den jungen Menschen stellen die Be-
der unterstützt werden.
treuerinnen und Betreuer einen Plan
auf, um mit der Erkrankung angemessen umzugehen. Ganz wichtig ist dabei, den Kindern und Jugendlichen ihre
eigenen Stärken und positiven EigenErgänzende Hilfen
Ergänzende Hilfen
schaften bewusst zu machen. So können sie diese nutzen, um ihre Situation
zu verändern und ihre Aussichten für
die Zukunft zu verbessern.
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Hilfe für junge Volljährige,
Nachbetreuung
Inobhutnahme von Kindern und
Jugendlichen
Mike ist gerade 18 geworden. Ein Erziehungsbeistand hat ihn seit
Die Erzieherin entdeckt bei dem 5-jährigen Patrik immer
einigen Jahren regelmäßig unterstützt. So hat es Mike geschafft,
wieder blaue Flecken. Daran ändert sich auch nach mehreren
sein Leben zu meistern und eine Ausbildung anzufangen. Mike ist
Gesprächen mit der Mutter nichts. Diese lehnt jede Zusammen-
jetzt zwar volljährig. Er möchte aber nicht plötzlich auf sich alleine
arbeit ab. Die Erzieherin wendet sich schließlich an das
gestellt sein. Deshalb stellt Mike beim Jugendamt einen Antrag
Jugendamt. Das Jugenamt beschließte, den verwahrlosten
auf Nachbetreuung.
Jungen vorübergehend in Obhut zu nehmen.
Die Hilfe für junge Volljährige richtet sich
entsprechenden Hilfen für Minderjäh-
Bei der Inobhutnahme werden Min-
fahren beauftragen. In einem solchen
an junge Menschen, die zwar volljährig
rige. Die Hilfe für junge Volljährige setzt
derjährige vorübergehend aus ihren
Verfahren
sind, jedoch noch Hilfe brauchen, um
in der Regel eine Hilfe fort, die bereits
Familien herausgenommen und zu
Schritte notwendig sind, damit die
eigenständig zu leben. Die Form der
vor Vollendung des 18. Lebensjahr be-
ihrem Schutz in einer Einrichtung un-
Minderjährigen in ihre Familien zurück-
Hilfe unterscheidet sich nicht von den
gonnen wurde.
tergebracht. Dort werden sie sozial-
kehren können. Auch wird geklärt, ob
pädagogisch betreut und in ihrer Krise
die Minderjährigen noch weitere Hil-
begleitet.
fe in anderer Form benötigen. Sofern
» Die Hilfe für junge Volljährige richtet sich an junge Menschen,
die volljährig sind, aber noch Hilfe brauchen, um selbständig zu
leben. «
wird
abgeklärt,
welche
notwendig, werden sie von Ärzten
Die Inobhutnahme ist eine kurzfristige
und / oder Psychologen untersucht und
Schutzmaßnahme zum Wohl von Min-
behandelt.
derjährigen. Sie ist eine eigenständige
Hilfe nach dem Sozialgesetzbuch VIII.
Eine Inhobhutnahme kann nur das Jugendamt beschließen.
Das DRK nimmt im Auftrag des Jugendamtes Minderjährige auf. Ziel des
DRK ist es, KInder und Jugendliche
darin zu unterstützen, ihre akute Krise
zu meistern und gemeinsam mit der
Ergänzende Hilfen
Ergänzende Hilfen
Familie zu klären, wie es weitergehen
soll.
Das Jugendamt kann das DRK auch
mit einem sogenannten Clearingver28
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Impressum
Herausgeber
Deutsches Rotes Kreuz
Generalsekretariat
Team Kinder-, Jugend- und Familienhilfe
Carstennstraße 58
12205 Berlin
Tel : 030 / 85404 - 0
Fax : 030 / 85404 - 450
Mail : [email protected]
Internet : www.drk.de
Mitarbeit
Ramona Brockmann, DRK-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern; Graham Lewis,
DRK-Kreisverband Minden; Olaf Tietjen, DRK-Kreisverband Land Hadeln; Juliane Ostrop,
DRK-Generalsekretariat; Mahmut Kural, DRK-Generalsekretariat
Redaktion, Gestaltung und Satz
Kommunikationsagentur ikonum, Dresden
Fotos
DRK e.V., Bildarchiv ikonum
Druck
Union Druckerei, Dresden
Bestellung
Union Druckerei
Prießnitzstraße 39, 01099 Dresden,
Tel. 0351 / 8000219, E-Mail : [email protected]
Erscheinungsdatum
April 2010
© 2010 Deutsches Rotes Kreuz e.V., Berlin
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Telefon : 030 / 85404 - 0
Telefax : 030 / 85404 - 450
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Gefördert durch das Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend sowie durch die GlücksSpirale