DER WAHRHEIT DIE EHRE!
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DER WAHRHEIT DIE EHRE!
Mittwoch, den 3L März 1920. Einzelpreis 20 Pfg. Nr. 26. E rscheint jeden Mittwoch u. Sonnabend in O ppeln O.-S. B ezugspreis ^ -jä h rlic h 3.80 Mk. mit A btrag 4.10 Mk. Insertionspreis: 70 Pf. die achtgespaltene Petitzeile. Einzelpreis 20 Pfg- G e s c h ä fts s te ile O d e rs tr. 6 . Buchnaudlung der „Gazeta O polska" - Verkauf: Buch- und Papier handlung O d e rs tr. 6, K r a k a u e r s tr . 41 und R in g 13. DER WEISSE 2. Jahrgang. ADLER DER W AHRHEIT DIE EHRE! a r. i , ... f i Nicht Übersehen! Weissem Adler“ gefälligst an unsere Expedition, Herrn S t. W e b e r Verkaufsstellen und Agenturen wollen den Mehrbedarf an „Weis; B e u t h e n OS., K u r f ü r s t e n s t r a s s e 19, Telefon 40 melden, da sich sonst die Absendung unnötig verzögert. US US Cts Gts Können die Kriegssteuern in Ober= Schlesien eingezogen werden? Vorstehende Frage ist in letzter Zeit öfters ge stellt worden. Um sie beantw orten zu können, muss man nicht nur den Friedensvertrag allein, sondern auch das übrige Material, das die Grundlage zu die sem V ertrage bildet, prüfen. Der Friedensvertrag ist am 28. Juni 1919 ge schlossen worden. Dieser Vertrag, also eine zwei seitige Verpflichtung, enthält im Artikel 254 folgende Bestimmung: Die Mächte, denen deutsche Gebietsteile ab getreten werden, übernehmen vorbehaltlich der Bestimmungen des Artikels 255 die Verpflichtung zur Zahlung: 1. eines Teiles der Schuld des deutschen Rei ches nach ihrem Stande vom 1. August 1914. Der W iedergutmachungsausschuss bezeich net eine bestimmte Gattung von Einkünften, die nach seinem Urteil das rechte Bild von Zahlungsfähigkeit der abgetretenen Gebiets teile ergeben. Der zu übernehmende Anteil wird alsdann nach dem Durchschnitt der drei Rechnungsjahre 1911, 1912, 1913 auf Grund des Verhältnisses berechnet, in dem diese Einkünfte in dem abgetretenen Gebietsteil zu den entsprechenden Einkünften des gesumm ten deutschen Reiches stehen; 2. eines Teiles der am 1. August 1914 beste henden Schuld des deutschen Staates, dem das abgetretene Gebiet angehörte. Die Be rechnung erfolgt nach dem gleichen Grund satz wie oben. U. s. w. DSe Bestimmungen des vorgenannten Artikels w aren in dem ersten Friedensvertrag enthalten. Ge gen diese w endete sich die deutsche Regierung und der deutsche Delegierte Brockdor f-R antzau führte m seinen Gegenvorschlägen folgendes aus: Deutschland hat die Verpflichtung der Lansingnote auf sich genommen auf der Grundlage seines damaligen Gebietsumfangs. Es würde sonst eine Leichtfertigkeit gewesen sein, die es nicht begehen wollte, so schw ere Lasten ohne Rücksicht auf die Verminderung seines Flächen inhaltes, der Arbeitskraft, der Rohstoffe und der Nahrungsmittel auf sich zu nehmen. T ritt eine Verminderung des Reichsgebiets ein, in dem Masse, wie sie auf dem W ege des Selbstbe stimmungsrechtes der Völker möglich ist, so w ird die auf den ersten Mai 1921 festgesetzte Schadenersatzsumme verhältnismässig und dem gedachten Gesichtspunkt entsprechend verteilt w erden müssen. W as als Schaden bezeichnet wird, ist eine Folge des Krieges für den die V olksvertretung die Kredite bewilligt hat. An dieser Bewilligung haben sich, wie hiermit fest gestellt wird, die sämtlichen Abgeordneten aller Gebiete beteiligt, deren Abtretung nach dem Friedensentw urf von den Gegnern beansprucht wird. Deshalb müssen auch diese Gebiete für ihren procentualen Anteil an den sich aus der Kriegführung ergebenden Schulden haften blei ben. Die Alliirten hätten den Anteil einzuziehen und auf dem Konto für W iederherstellung zu verrechnen. Ein anderes Vorgehen w äre nicht gerecht. Die Entschädigungen können nur als dem Gewerbefleiss und der Betätigung der ge summten Bevölkerung fliessen, von der einzelne Teile nicht dadurch befreit w erden dürfen, dass sie einer anderen Regierung unterstellt werden. Mit anderen W orten sagte die deutsche Regierung, dass auch die von Deutschland abzutretenden Ge bietsteile sämtliche Kriegslasten zu tragen haben. Hierauf haben jedoch die A. A. Mächte folgendes geantw ortet: Bei der Teilung der Vorkriegsschuld des d e u tschen Reiches und der deutschen Bundesstaaten wird Rücksicht genommen w erden auf die steuerliche Leistungsfähigkeit (facultes contributives) des einzelnen abgetretenen Gebiete. Die Festsetzung der steuerlichen Leistungs fähigkeit ist offenbar sehr heikel angesichts der Verschiedenheit des fiskalischen System s in den verschiedenen deutschen Bundesstaaten. Des halb ist davon abgesehen worden, schon jetzt diejenigen der Einkünfte Deutschlands abzuwä gen, die erlauben würden, die Einnahmequellen der abzutretenden Gebiete mit denen des Reichs zu vergleichen. Man hat vielmehr dieses der Sorge der W iedergutmachungskommission über lassen. Andererseits können die alliirten und assoziierten Mächte n i c h t die Zuteilung der deutschen Kriegsschuld a u f d i e b e f r e i t e n G e b i e t e zulassen. Diese Teilung würde in der T at die Folge haben, dass diejenigen Mächte, die Rechtsnachfolger d i e s e r Gebiete werden, w a s n i c h t zu g e l a s s e n w e r d e n k a n n . Damit haben die alliierten und assoziierten Mächte dem deutschen Reiche die Verpflichtung auferlegt, und Deutschland hat die Verpflichtung übernommen, die Kriegslasten nicht auf die Schulter der Bevöl kerung der befreiten Gebiete zu legen. Wenn in dem Friedensvertrage gesagt worden ist, dass die jenigen Mächte, die bestimmten Gebiete von Deutschland übernehmen, nur einen Anteil der Vor kriegsschulden anteilmässig zu übernehmen haben, dann ist damit auch gesagt, dass die deutsche Re gierung zw ar das Recht hatte, neue Steuergesetze, die den Zweck verfolgen, die Kriegslasten zu decken, zu erlassen, dass aber diese Gesetze keine Geltung haben können für diejenigen Gebiete die befreit wor den sind oder infolge Abstimmung befreit werden. Die bisherigen Kriegssteuergesetze so z. B. ge gen Kapitalflucht, Erbschaftssteuer, ausserordentli che Kriegsabgabe, Kriegsabgabe von Vermögenszu wachs und G runderw erbssteuer u. a. bezeichnen nichts anderes als den Erw erb von Mitteln um die Kriegslasten wenn nicht ganz so doch teilweise zu decken. A l l e d i e s e G e s e t z e k a m e n n a c h d e m 28. J Si ni 1919, a l s o n a c h A b s c h l u s s d e s F r i e d e n s v e r t r a g e s h e r a u s . Infol gedessen können auch diese Steuern nicht in Ober schlesien eingezogen werden, da dies der Vorschrift des Friedensvertrages widerspricht. Nun könnte aber der Einwand erhoben werden, dass Oberschlesien, im Grunde genommen noch als Bestandteil des Deutschen Reiches zu betrachten sei und lediglich als Abstimmungsgebiet der Entente unterstellt ist. Diese Auffassung w äre falsch. Es ist zw ar richtig, das Oberschlesien noch nicht zu Polen g eh ö rt; es gehört aber auch nicht zu Deutsch land. Es ist herrenlos. Dem oberschlesischen Ge biet ist die Befreiung zugesprochen worden, falls es sich für Polen entscheidet. Geschieht dies, dann ist dieses Gebiet tatsächlich befreit. Tritt letzteres ein, dann müsste Deutschland sämtliche Kriegssteuern, die es eingezogen hat, Polen erstatten, weil es sich unrechtm ässiger W eise in den Besitz eines Vermö gens gesetzt hat. Wozu jedoch diese langwierige und komplizierte A rbeit? Polen hat unter der brutalen deutschen V erwal tung genug gelitten. Seine Existenz hat es infolge sinnloser und habgieriger Vernichtung der Industrie und der Landwirtschaft zürn über grossen Teil ein geb üsst. Polen ist infolgedessen ebenfalls gezwun gen seine Steuerverhältnisse entsprechend zu regeln und es ist selbstverständlich, dass auch die befreiten Gebiete, die zu Polen kommen, Steuern zahlen müs sen. In keiner Weise Hesse sich die Einziehung der K riegssteuera von Oberschlesien begründen, da es nicht zulässig ist, dass Deutschland dass Vermögen in Oberschlesien auf diese Weise zum Schaden Po lens requiriert. W eil die Rechtmässigkeit der deutschen Kriegs steuergesetze für Oberschlesien in gar keiner Weise anerkannt w erden kann, sind meines Erachtens die Banken und Sparkassen nicht verpflichtet, das auf Grund dieser Kriegsgesetze aufgehobene Bankgeheimniss preisszugeben und somit auch nicht ver pflichtet, den Steuerbehörden Auskunft zu erteilen. Wenn die deutschen H urrapatrioten der Ansicht sind, dass Deutschland die Kriegssteuern unbedingt haben müsse, wenn es sich halten soll, dann sollen sie eben zahlen. Die oberschlesische Bevölkerung braucht es nicht zu tun. Neue Gesetze — also sämt liche, die nach dem 28. Juni 1919 herausgegeben sind, können nur mit Zustimmung der interalliierten Kom mission in Kraft treten. Diese Kommisssion hat je doch in steuerlicher Hinsicht nicht alle Befugnisse. Sie hat diese jedoch in soweit, als sie die Einführung von neuer Steuern, die auf Grund der Gesetze, die, nach dem Abschluss des Friedensvertrages zustande kamen, nicht zuzulassen braucht. Es ist Sache unserer massgebenden Leiter vor* stehende Fragen zu prüfen und der interallierten Kommission vorzutragen, damit diese Oberschlesien vor der deutschen Ausbeutung schützt. Schon for dern die Steueräm ter die Bevölkerung auf, die Steuererklärungen abzugeben. Eile tut deshalb n o t W ir dürfen nicht tatenlos zusehen, dass ein so grosses Vermögen einer Stelle zugeführt wird, die zur Empfangnahme garnicht berechtigt ist. Mögen sich auch unsere Juristen zu dieser Frage äusenu _______________ Janow. Oberschlesien, Polen und der Katholizismus. Eine Antwort an Pfarrer Nieborowski. Bekanntlich hat Pfarrer Nieborowski unter obigem Titel eine Broschüre in deutscher und polnischer! Sprache veröffentlicht, in der Polen als ein katholiken feindliches Land hingestellt wird. Die Broschüre hat auf polnischer Seite scharfen W iderspruch gefunden und zahlreiche Entgegnungen hervorgerufen. Die, treffendste Abfuhr und schlagendste W iderlegung d er Nieborowskischen Beweisführung erfuhr aber der polenfeindliche Verfasser durch die Arbeit deś Paters; Dr. Opielka. Auch dieser Autor beruft sich, wie Pfarrer Nieborowski, darauf, daß ihm nur die Liebe für das oberschlesische Volk und für die katholische Religion die Feder in die Hand gedrückt habe, um die Welt zu überzeugen, daß die Ausführungen und Argumente Nieborowskis gewöhnliche Lügen sind, daß die Er füllung der Jahrhunderte langen Sehnsucht des ober schlesischen Volkes seine Vereinigung mit Polen is t Es wäre nämlich ein unerhörter Schaden, wenn dieses gläubige und katholische Land weiterhin durch hakatistische Fesseln geknebelt und unter der O bhut germanisierender Geistlicher verbleiben sollte. Der Katholizismus der oberschlesischen Polen werde mit unerhörtem Zynismus dazu b en u tzt Oberschlesien einzudeutschen. Es sei die höchste Zeit, die maß gebenden Kreise der katholischen Kirche darauf auf merksam zu machen, daß, wenn die den oberschlesi schen Polen gegenüber angewandte Taktik weiter be folgt werde, in fünfzig Jahren dem oberschlesischen Katholizismus das Grab geschaufelt werden könne. In seinen weiteren tiefgründigen Ausführungen weist Dr. Opielka nach, daß Oberschlesien gerade mit Rücksicht auf seinen Katholizismus mit Polen vereinigt werden müsse, wenn es nicht das verlieren soll, was ihm bis jetzt das heiligste gewesen is t Es würde zu weit führen, wollte man das sehr interessante historische Material hier anführen, mit dem der Ver fasser die falschen Schlußfolgerungen seines Gegners ad absurdum fü h rt Der Verfasser stellt die Frage, weshalb denn Oberschlesien im Gegensatz zu Mittel und Oberschlesien katholisch geblieben sei, und zwar katholisch par excellence. Die Antwort sei leicht: Weil in Oberschlesien keine Deutschen, sondern Polen wohnen. Pole bedeutet aber soviel wie Katholik. Den Polen verdankt also die Kirche die Erhaltung der katholischen Religion in Oberschlesien. Den logischen Beweis dafür erbringt der Verfasser bei der Schilderung der Protestantisierung des übrigen Schlesiens. Schonungslos zerpflückt der Verfasser das sophistische Gew ebe Nieborowskischer Denkart und weist den nationalpolnischen Charakter Oberschlesiens nach. Des weiteren zeigt er das rege Interesse, das die polnischen Bischöfe für den oberschlesischen Katho lizismus bekunden und gibt eine scharfe aber gerechte Kritik in dem Abschnitt über »Klerus und Seelsorge4. Mit Leichtigkeit entkräftigt er den den Polen gemachten Vorwurf der Hypernationalität, indem er Preußen den Sgiege! vors Gesicht hält, jenem Preußen, in dem der Grundsatz gilt: Gev/ait geht vor Recht Sehr wahre Worte findet Dr. Opielka über die Stellung des höheren und niederen Klerus in Oberschlesien, der ein williges Werkzeug der preußischen Germanisierungspolitik ist, obwohl der Löwenanteil der Diözese Breslau aus Polen besteht. Und die Beweise, die er dafür gibt, sprechen für sich und dulden keine Abschwächung in irgendwelcher Weise. O der spricht nicht nach stehende Feststellung genug? Bei den Gemeinde wahlen in Oberschlesien wurden 75 Prozent polnische Stimmen abgegeben, es m üßte daher auch 75 Prozent polnische Geistliche geben. Indessen gibt es, wie Nieborowski selbst feststellt, in Oberschlesien nur 5 Prozent polnische Geistliche. Es ist ein trauriges Kapitel, das man nicht ohne innere Erregung ließt. Der Verfasser fragt, ob solche Geistliche, wie Chrząszcz, Godzik, Nieborowski, Piontek, Kwiotek, Strzybny usw, etwa deutscher Abstamm ung sind. In der überwie genden Mehrheit sprechen die Eltern dieser Herren kein W ort deutsch. Bitter sind auch die Erinnerungen an die Drang salierung polnischer Klosterschwestern, sowie andere Beispiele hakatistischer Unarten, aus denen die alte W ahrheit immer wieder neu bewiesen wird, dass die Geistlichen Oberschlesiens das Volk bewußt germa nisierten. Der Vergleich zwischen dem oberschlesischen und polnischen Klerus fällt sehr zum Vorteil des letz teren aus, dessen Tätigkeit weit mehr die Volksseele berücksichtigt, als dies in Oberschlesien der Fall ist, w o die Mehrzahl der Geistlichen die polnische Sprache nur radebrechen. Der Verfasser schließt dieses Ka pitel mit den W orten: »Wenn Oberschlesien zu Polen kommt, wird die oberschlesische Bevölkerung davon in religiöser wie kultureller Hinsicht riesige Vorteile haben. Die Oermanisierung wird aufhören und das fromme Volk wird sich viel freier seinen religiösen Uebiingen hingeben können. Die Drohung Nieborow skis mit dem polnischen Bolschewismus fertigt der Verfasser mit Leichtigkeit ab, denn das Gespenst, das Nieborowski an die W and malt, sieht so grotesk und hilflos aus, daß man es nur mit Mitleid betrachten kann. Man muß dem Verfasser beistimmen, wenn er in seinem Epilog sagt, daß sich Oberschlesien niemals deutsch gefühlt hat und sehnsüchtig auf den Tag der Abstimmung wartet. W ir haben selten ein Buch mit soviel Interesse und Befriedigung gelesen, als die vortreffliche Entgegnungsschrift des Paters Dr. Opielka an den Deutschling Nieborowski. Deutsche Wirtschaft. Die Arbeiterschaft der Eisenbahnwagen - W erk stätte in Gleiwitz wurde vor einiger Zeit seitens des W erkstättenamtes durch Bekanntmachungen und Schau bilder darauf hingewiesen, wie das Verhältnis der hohen Löhne zur unproduktiven Arbeit infolge Ar beitsunlust und Kohlenmangel immer verhängnis voller steigt. Es lohnt sich, auf die Ursache der Un rentabilität der W erkstatt einzugehen und klarzulegen, wer die Schuld am fortschreitenden Zerfall der Werk statteinrichtungen träg t Laut Vorschriften des § 120a der Gew erbe ordnung Ist das W erkstättenamt strafbar für folgende Fahrlässigkeiten: Sehr schlechte Beleuchtung während der Dunkelheit, Fehlen von automatischen Niet- und Meißelhämmern, elektrischen .Handbohrmaschinen, Elektromotoren, Hebeböcken, Spezialmaschinen, Oel, W erkzeugen, Installations- und anderen Materialien, Sicherungen für die Schiebebühnen, Schutzbekleidungen an Zahnradgetrieben, u. .a m., gänzliches Versagen der Dampfheizungen im W inter! Manche primitiven G ebrauchsgegenstände sind Marterwerkzeuge für die Arbeiter. Beispielsweise geschieht das Abschlagen von Nieten der unteren W agenkonstruktion noch mittels eines V* bis 1V* m langen Meißels, sogenannten Plätzers, und eines Zuschlaghammers. Hierbei ent stehen durch Fehlschläge oft Kopfverletzungen, die für die betreffenden vie fach mit einem geistigen Defekt verbunden sind, und welche sich vergeblich um eine Unfallrente bemühen. Die Dampfmaschinen- und Dampfkesselanlage ist veraltet, verbraucht, zu klein und arbeitet nicht ein wandfrei. Die Folge davon ist ein öfterer Stillstand der Arbeitsmaschinen, manchmal bis 4 Stunden am Tage. Achsdrehbänke, Schleifsteine, Scheeren, Stanzen, Motoren etc. bleiben auffallend längere Zeit defekt. Die Arbeitsteilung ist unproduktiv. Betriebserfahrung und Vorschriften der gewerblichen Hygiene finden wenig Beachtung. Ein Kohlenmangel kommt nur dann in Frage, wenn die Angelegenheit über regelmäßige Kohlenzufuhr mit absichtlicher Nachlässigkeit behan delt wird. Die Beseitigung vorgenannter Mißstände würden die Produktion um m indestens 100 Prozent des Friedensstandes steigern. Die Lohnunkosten betragen für vergangenen W inter mit Bezug auf den öfteren Stillstand der Arbeitsmaschinen über drei Millionen Mark. Merkwürdiger W eise traten zahlreiche Mängel und gewisse Maßnahmen nach Bekanntgabe der Friedensbedingungen auf, wie Abtransport von über 50 W agen Holz vom , Holzlager in Richtung MittelDeutschland. Vernachlässigen die Hakatismus treiben den Beamten ihren Dienst, so droht anderseits die Leitung den Arbeitern und Handwerkern bei gering, fügigsier Ueberschreitung der W erkstattordnung mit sofortiger Entlassung. 2 Beamten beabsichtigen im Falle der Volksabstimmung an Polen die Kessel- und M aschinenaniage durch Beschädigungen außer Betrieb zu setzen. Das Amt — anscheinend eine Filiale der »Freien Vereinigung zum Schutze Oberschlesiens« —• begünstigt auch jede Agitation gegen Polen, x. B. sind u. a. die Renegaten Gaida, Kubetzko und Hain auf die Dauer von drei Monaten für Agitationszwecke beurlaubt. Wie weit die Eisenbahndirektion Kattowitz in der Auswahl von Kräften für die Germanisation ging, möchte ich zwei Fähe herausgreifen. Einem Potsdamer Maler untersteht die zweitgrößte W erk meisterei mit Schlosserei- und Tischlereibetrieb, welchem außerdem die W agenrevision auf einer Nachbarstation obliegt. Der erste Betriebsingenieur und stellvertre tende Vorstand des Amtes ist ein Schlosser aus Berlin. Leider mangeln die für diese Posten notwendigen Kenntnisse und technische Vorbildung, sie besitzen aber dafür die Qualifikation größter HKT. In technischer Beziehung steht die W.-H.-W. auf dem dem Niveau der Erbauung vor 25 Jahren. An statt den W erkstättenbetrieb zu modernisieren, gilt das Bestreben der Leitung hauptsächlich der Oermanisierung und A usbeutung physischer Kräfte der polnischen Arbeiterschaft und Zurückstellung oberschlesischer Beamten gegenüber westlichen Einwanderern und zwar mit Hilfe des bekannten Systems von Speichelleckern und Schmarotzern. Es entsteht die Frage, ob bei Uebernahme der W.-H.-W. durch die polnische Re gierung nicht eine Anzahl Personen für die totale Verlodderung derselben verantwortlich gemacht bezw. die Liquidation deutschen Kapitals zur Reorganisation der W erkstatt durchgeführt werden kann. W enn die Interallierte Kommission noch länger mit der Evaku ierung der Hakatisten zögern sollte, müßten die Ver treter des Polnischen Plebiszitkommissariats schärfste Protestbewegungen einleiten und die Proteste auch an den Rat der Interallierten weiterleiten. Jakubek. Kulturkampf. Der »Kalendarz ludowy« sucht die Oberschlesier, insbesondere die Katholiken von der notwendigen Zugehörigkeit Oberschlesiens zu Preußen zu überzeu gen. Auf die unwürdige Behandlug der Katholiken in Preußen antw ortet er nur mit einem verlegenen: »Es war zwar, aber nun soll es anders werden«. Er sagt nur nicht, w ie... Als Erzberger Finanzminister wurde, hat er keine Mühe gescheut, das Unglück Deutschlands aufzuhalten und die Finanzen zu ver bessern. W enn es ihm trotzdem nicht gelungen ist. die Finanzlage zu bessern, so liegt es nicht an ihm. W enn es Deutschland mal schlecht ging, dann war der Katholik erst gut, den verfahrenen Karren aus dem Sumpf herauszuziehen und erntete dafür nur Undank. Auffalend dabei ist, daß der Katholik sich trotz der bisherigen trüben Erfahrungen immer dazu hergiebt, auch unter den schwierigsten Verhältnissen noch zu retten, was zu retten ist. W ehe den katholischen polnischen und fremdsprachigen Untertanen in Deutsch land, wenn Deutschland gesiegt hätte! Ein zweiter Bismarck wäre auferstanden, ganz gleichgültig unter welchem Namen, denn wie jede Häresie, so erstrebt auch der Protestantism us völlige Vernichtung der alten Kirche. Die W ortgefechte des sechzehnten Jahrhunderts und die Gefechte des siebzehnten hatten nur zur Folge, daß das einst so großmächtige Deutschlaud in einen schattenhaften Begriff sich auf löste. Trotzdem war das Ziel der »Reformation», ganz Deutschland von Rom zu trennen, nicht aufgegeben. An die Spitze der protestantischen Reichsstände traten allmählich die brandenburgischen Fürsten und strebten darnach, D e u t s c h l a n d u n t e r i h r e m Z e p t e r n i c h t n u r k i r c h l i c h , sondern m ittelst'der »Kirche« auch politisch zu »einigen«. Die katholische Kirche blieb das Stiefkind gegenüber der »Landeskirche« Preußens, sodaß sich Preußen im 19. Jahrhundert schon als protestantischen Staat betrachtete, der mit aller Gewalt der Ausbreitung des Katholizismus ent gegentrat. Unter Friedrich Wilhelm IV wurde Preußen ein p a r i t ä t i s c h e r S t a a t , welcher auch die k a t h o l i s c h e A b t e i l u n g im Kultusministerium "errichtete. Dessenungeachtet setzten die Minister die protestan tischen Überlieferungen des Staates munter fort. Infolge der Revolution 1848 traten einige Vergünstigungen für die Katholiken ein, wonach 1. Die staatliche Genehm igung zur Veröffentlichung päpstlicher oder bischöflicher Verordnungen, die Genehm igung der Landräte zu den Kanzelvermel dungen kommen in Wegfall; 2. Die Erziehung des Klerus, die bisher unter Aufsicht des Regierungspräsidenten stand, wurde frei, usw. 3. Das staatliche Aufsichtsrecht über die kirchliche Vermögensverwaltung hörte auf; 4. Das staatliche Bestätigungsrecht bei Besetzung sämtlicher Pfarreien wurde aufgehoben; 5. Die staatliche Einmischung in die Disciplinarentscheidung der Bischöfe hörte auf; 6. Die Volksschule erhielt einen konfessionellen Cha rakter und die Erteilung des Religionsunterrichts w ar Sache der kirchlichen Organe; 7. Ausländische Geistliche waren keinen besonderen Beschränkungen mehr unterworfen. W aien das nicht unerhörte Zustände, die bis dahin in Preußen den Katkoliken gegenüber standen? Aber diese Verängstigung dauerte nicht allzulangeDenn schon unter Wilhelm 1. wehte der alte Wind, welcher zum Sturm ausw uchs, als der Kathohkenfresser Bismarck zum Ministerpräsidenten gewählt wurde. Bismarck ist die Verkörperung des fanatischen P rotestantism us selbst heute noch bei den Hakatisten, und gerade deshalb habe ich ihn ganz b esonders »ins Herz geschlossen8 und werde in den nächsten Schil derungen die geehrten Abonnenten des »Weißen Adlers8 mit diesem »Unglück des deutschen Volkes8 noch genauer bekannt machen. V o r all diesen Dingen weis der »Kalendarz lu dowy« nichts mehr und rechnet mit unserer Vergeß lichkeit O bservator (Fortsetzung tolgt-l Regierungsumsturz=Si cherh eit s w 3¾r Wie treu die Sicherheits-W ehr der alten, verfas sungsm äßigen Regierung zur Seite stand, haben wii aus den verschiedensten Blätter erfahren können. Aber man nimmt eS mit dem Eid heutzutage nicht so ganz genau. Es waren ja die berichtigten Junker, die von selbst die Macht an sich gerissen haben, jene Herren, die wieder O rdnung usw. schaffen wollten. Ein Glück ist es nun, daß die Ententebesatzung z. Zt. bei uns weilt. Viel schlimmer wäre es in Oberschlesien ge kommen, als in Berlin und anderswo, denn hier wäre zum Klassenhaß, auch der Kampf der Nationen ent brannt. Zu jener Zeit, als die Kunde die Beuthenei Sicherheitswehr von dem Regierungswechsel durch eilte, rieb man sich in den Hakatistenkreisen die Hände, streckte die mageren Bäuche hervor und schmunzelte den Sicherheitsmannschaften zu. Na, G ott sei Dank Herrschaften! Jetzt sind wieder die Herren an der Spitze, die es verstehen werden dem geliebten Vate,lande O rdnung usw. zu verschaffen. Nun wird es anders, aber leider. Von kurzer Dauer war die Freude und heute noch können sich diese Herren nicht da rüber beruhigen, wie so etwas möglich sein kann, daß das Volk von einer Hakatistenregiernng nichts wissen w ill Die verfassungsm äßige Regierung wird hoffentlich wissen, welcher Dank ihrer treuen Sicher heitswehr gebührt. Für uns Oberschlesier wird es nur eine Erlösung sein, wenn recht bald sich die zuständigen Stellen für eine sofortige Entfernung resp. Auflösung dieser Formation einsetzen. Jene Kreise, die hierüber anders denken und vielleicht glauben, daß die Sicherheitswehr bei uns in Oberschlesien durchaus benötigt wird, sind in einem schweren Irr tum befangen. In ganz Oberschlesien mit Ausnahme der »Ostdeutschen M orgenpost« ist der W unsch und die Parole: » F o r t m i t d e r S i c h e r h e i t s w e h r . « Fast in allen Gemeinden Oberschlesiens wurde in den Stadtverordnetensitzungen beschlossen, die Sicherheits wehr aus Oberschlesien resp. eine neue Polizei zu gründen, die sich nur aus Oberschlesiern zusammen setzt, aus Leuten, die ein Verständnis für diese Sache haben und mit den hiesigen Verhältnissen eingehend vertraut sind. Und dieses mus gesehen, wenn dem Unheil in Oberschlesien vorgebeugt werden soll. Denn die Sicherheitswehr ist nichts anderes wie verkapptes Militär aus der Epoche der Junker. Wie man mit polnischen Bewerbern umgeht. Trotz des für das polnische oberschlesische Volk günstigen Ausfalls der Gemeindewahlen und trotz Gleich berechtigung haben die hakatistischen Gewalthaber in den überwiegend polnischen Gemeinden immer noch die Macht. Alle zur Besetzung gelangenden Stellen bei B ehörden werden möglichst mit deulschgesinntcn Be werbern b esetzt Bewerber polnischer Ueberzeugung weist man nicht nur ohne weiteres ab, sondern man versucht, sie in den abweisenden Antworten zu schika nieren. Ende November 1919 habe ich in Erfahrung ge bracht, dass beim Gemeindevorstand in Rosdzin — zu */4 poln sch — m ehrere Bürogehilfensieilen zu besetzen seien Sofort habe ich mich, da ich stellungslos war, um eine dieser Stellen beworben. Gleich am nächsten T age erhielt ich dies Bewer bungsgesuch mit dem Bem erken zurück, dass die Stehen bereits besetzt seien. D a ich am Orte wohne, war mir nicht schwer zu erfahren, dass die Stellen noch n i c h t besetzt waren. A ber meine polnische Gesinnung war beim Gemeinde vorstand bekannt, deshalb waren die, Stellen schon besetzt. Ende Januar er. suchte der Gemeindevorstand in Dom b für sein Steuer- und Rechnungsbüro zwei ältere in Steuer und Rechnungssachen erfahrene Bürogehilfen. A uf d esen Gebieten wohl erfahren, habe ich mein Bewerbungsgesueb eingereicht. Prom pt erhielt ich eine Postkarte nachstehenden Inhalt: D er Gemeindevorstand. D om b b. Kattowitz, 2. 2. I920 Ihre Bewerbung um Anstellung in unserer V er waltung ist nicht berücksichtigt worden. Falls Sie Rücksendung der Anlagen ihres Ge suches wünschen, wollen S e uns das Rückporto oder besser einen f r a n k i e r t e n Briefumschlag einsenden. gez. R o t h e r , Büigermeister. Dazu ist folgendes zu bem erken: Als mir der H err Bürgermeister „deutscher Gesinnung1- antwortete, war noch keine Entscheidung über die Anstellung des Bürogehilfen gefallen. Im übrigen war der das Steuerund Rechnungsbüro leitende Beamte krank und konnte auch keine Entscheidung fallen, denn der Büroleiter w rkt immer bei Anstellung seiner Hilfskräfte mit. A ber ich nehm e an, nein ich bin überzeugt, dass der Bürger meister Erkundigungen bei meiner letzten Dienstbehörde, welche mich wegen meiner polnischen Ueberzeugung entlassen hat, eingezogen bat. Die Ablehnung rat daher zu verstehen. Der Sinn des zweiten Absatzes der A n t wort ist geradezu lächerlich. Es ist mir noch nie in meinem L eben vorgekommen, das« eine Behörde Rückporto oder einen Freium schlag zur Rücksendung der Bewerbungsgesuchsanlagen fordert. *m G egenteil: es ist üblich, dass Porto für Antwort, auch für ablehnende, sowie für Rücksendung der Anlagen die Behörde trägt und wurde mir itn Falle der Beifügung fon Rückpprto stets dasselbe zurückgesandt. Bei Rücksendung der Anlagen auf Kosten der Ge meinde hätte der Gemeindevorstand nur 5 Pfg- m ehr Ausgabe, denn die Postkarte war mit 15 Pfg. frankiert. A ber in diesem Sinne und dieser Form hatte man mir nur geantwortet. Daraus ist deutlich ersichtlich, dass man mich Polen nur schikanieren wollte. Einem, der mal polnische F arbe bekannt hat, ist sehr schwer, fast unm öglich, eine Stelle im Verwaltungsdienst zu er halten, ja nicht eine untergeordnete, geschweige erst eine leitende. Fortw ährend werden von oberechlesichcn Gemeinden Beamte gesucht. Eis wird zwar die poln sehe Sprache verlangt, aber wer wird angestellt? Entweder rein deutsche Bewerber oder Renegaten. Bewerber polnischer U eberzeugung werden stets abgewiesen, mögen sie noch so tüchtig sein. Es ist ein Uebel, dass über Bewerbungen die Ge m eindevorsteher, welche bei den grösseren Gemeinden noch die alten sind, allein entscheiden. Die kollegialischen Gemeindevorstände, die sich . in der Mehrheit aus Polen zusammensetzen, müssten die Vorlegung aller eingelaufenen Bewerbungsgesuche fordern und die Ent scheidung über Anstellung treffen, nicht aber den ha ka ustischen O berhäuptern die Entscheidung allein über lassen. Auch müssten Stellenausschreibun g e n n i c h t n ur i n d e u t s c h e n , s o n d e m a uch ln p o l n i s c h e n Z e i t u n g e n e r f o l g e n , i Szyja. Amtsenthebungen unzuverlässiger Beamten. Die kurze Regierung „Kapp" fordert unter den Be amten und Heeresangehörigen viele Opfer. Glaubten dieselben doch die Zeit für gekommen, ihre Treue für das monarchistische, reaktionäre Regiment nicht besser beweisen zu können, als dass sie sich unverzüglich Kapp und Genossen zur Verfügung stellten und die Truppen in blutigen Kämpfen ihre Treue bewiesen. Jetzt, zu sp ä t folgt das Erwachen von dem Taumel und der Lohn für die Heldentaten ist oft nicht nur die Entlas sung aus Amt und Würden, aber auch noch die An klage wegen Hochverrats wird gegen diese Herren an hängig gem acht Da wird es manchen Helden geben, der schon auf der Auslieferungsliste der Entente ge standen h a t gegen deren Auslielerung aber künstliche Proteste veranstaltet wurden. Jetzt werden die eigenen Landsleute verlangen, dass das Verfahren gegen die Verbrecher am Volke eingeleitet wird. Deutschland schüttelt die reaktionären Beamten ab, wir aber im im Rlebiscitbezirk müssen dieselben noch weiter dulden. Warum zögern wir mit den Protesten gegen diese Beamten, welche so rückständig sind, dass sie die Gleichberechtigung der Bevölkerung nicht aner kennen wollen! Kommt man zu einer Behöide und spricht in seiner Muttersprache zu den Hakatisten, wird man mindestens mit einem preussischen Anschnauzer bedacht, wenn nicht gar an die frische Luft befördert. Darum, liebe Landsleute, sorgen wir alle dafür, immer und überall nur unsere Muttersprache zu gebrauchen und alle Fälle an unsere Plebiszitkurmtees zur Kennt nisnahme zu bringen, wenn wir unhöflich von unseren Peinigern, die ja für unser schweres Geld Dienst tun, behandelt werden. Wenn wir alle derselben Meinung sind, werden die Herren, wenn sie die Sprache des Vol kes nicht verstehen, sich Mühe geben müssen, sie zu lernen, oder Personen anstellen, welche das Polnische beherrschen. Wir sind eben zu gutmütig und tun den Deutschen den Gefallen, deutsch zu sprechen, denn sie behaupten: wir sind noch in „ D e u t s c h l a n d “. Dieser Irrtum ist aber sehr gross, denn wir gehören vorläufig zu keinem Staate bezw. sind keines Landes Untertanen, sondern Plebiscitbezirksbewohner, die unter dem Schutz der Entente stehen. Schreibe daher keiner auf den Ge suchen nicht Staatsangehörigkeit „Preussen“, sondern Nation „Pole“, Staatsangehörigkeit „Plebiscitbezirk Ober schlesien“. Den Beamten, die sich über solche Bezeich nungen empören, können die Ausreiseerlaubnis einholen, denn etwas weniger Hakatisten und Reaktionäre in un serer Gegend könnte uns nur von Nutzen sein. Jetzt ist es auch Zeit, an die Reform der „Gummiknüppel helden* heranzutreten, denn sogar Breslau hat eine Ein wohnerwehr gegründet, weil sie diese für sicherer hält. Wir sind überzeugt, dass eine Polizei aus Oberschlesiern, mit einem Direktor an der Spitze, weniger kostspielig und zuverlässiger wäre, als die „Grünen“ mit Major, Oberst und sehr vielen Lieutenants. Hoffentlich ist die Zeit der Reform nicht mehr fern. Respektierung der Briefgeheim nisse durch deutsche Behörden. Der Sohn einer mir bekannten Familie, der sich seit Oktober v. J. in Posen aufhält, dort sein Abiturien tenzeugnis erworben bat, schrieb am 20. 12. 1919 an seine hier wohnenden Eltern einen eingeschriebenen, durch Eilboten zu bestellenden Brief, welcher aber nicht angekommen ist; nun wundern sich Eltern sowie Sohn, dass der Gedankenaustausch durch diesen Brief unter blieben. Aus einem späteren Briefe geht hervor, dass der Brief am 22. 12. 1919 In Posen zur t ost gegeben wurde. Endlich, genau am 13. 2. 20 erscheint in der Wohnung der Familie der Briefträger in Gestalt eines Polizeiwachtmeisters und übergibt ihr einen Brief; doch wie sah der aus, geöffnet, die Briefmarken, sowie der Klebezettel „express“ waren abgerissen. Nach genauer Durchsicht des Briefes war derselbe am 20. 12. 19 ge schrieben. am 22. 12. 19 wurde er in Posen zur Post gegeben, auf der Rückseite des Briefes ist der Postein gangsstempel. Glelwitz 26. 12. 10, genau zu sehen. Wo hat nun der Brief vom 26. 12. 19 bis zum 13. 2 20 gesteckt? Wie kommt der Brief in die Hände der Po lizei? Wie kommt es, dass die hohe Polizei von Gleiwitz den Brief 49 Tage behält? Alles nach deutschem Mu ster! Allerdings, es war ja ein „Expressbrief“ und brauchte für die kurze Strecke vom Postamt Gleiwitz bis zum Adressaten Gleiwitz die Kleinigkeit von 49 Tagen. Diese Schnelligkeit übertrifft ja den Rückzug der Deutschen 1914 von Warschau bis zur Grenze, hier brauchten sie nur etwa 4 Tage, und den Rückzug beinhahe von Paris bis zum Rhein brachten die Deutschen 1918 gar in 3 Tagen fertig; so etwas bringen die deutschen Maul helden eher fertig, denn sie haben Hebung darin und sind „ausgezeichnete Strategen“. Nachdem Herr Kom missar, ein grosser Polenfresser, der sich von den Gleiwitzer Steuerzahlern erhalten lässt und sich bereits ein Bäuchlein angemästet hat, Anfangs Februar durch die französische Besatzung eingelocht wurde, wurde höchst wahrscheinlich sein Bureauchen einer Revision unter zogen und brachten die Besatzungstruppen wohl so manches ans Tageslicht. Interessant wäre es zu er fahren, ob die Polizei das Recht hat, Briefe einzuziehen und zu behalten. Wenn die Polizei zu Gleiwitz ein Recht hat, Briefe von der Post einzuziehen, so warten wir doch ab, bis die Abstimmung erfolgt und werden wir dann sehen, ob die Polizei zur Räumung 49 Tage brauchen wird; ich glaube kaum, es kann sein, dass sie in einem Tage hinausgeschmissen wird. Es wäre die höchste Zeit, dass die Kommandantur der französischen Besatzung die Kandarre in die Hand nähme und die deutschen Maulhelden in die Wüste Brandenburgs hinausbefördert. Die Hakatisten freuen sich noch auf die Abstimmung und geben die Hoffnung nicht auf; aber umsonst, wer in Oberschlesien hätte noch Lust, die deutsche Knecht schaft zu tragen? Hier ist nun die Losung: „Polnisch wähle ein jeder“. J. O. G ewaltehescheidungen bei der Sicherheitswehr. Nicht genug, daß der unglückliche Krieg Mann von Weib und Familie gewaltsam jahrelang ausein andertrennte, so ist es heute der Kommandeur Major Bondick, Sicherheits-Polizei Beuthen, derjenige Richter, der Beamte (selbstverständlich nur oberschles. Beamte) ihrer Familie beraubt, indem er einen Ehemann, der seine Familie hier am Orte hat, wegen eines leichten dienst!. Vergehens nach einer anderen »Garnisonstadt« versetzt. W as ein getrenntes Leben, der doppelte Haushalt bei den jetzigen Verhältnissen bedeutet, kann dieser Herr einem Unterbeamten nicht nach fühlen, denn Herr Bondick hat seine Familie hier, sein Gehalt ist auch gut bemessen und was kümmern ihn daher die armen Unterbeamten. Nanu, es sind doch Vaterlandsleute bei der Sicherheitswehr. Aber still, nur nicht muxen, sonst geht es auch euch schlecht. Also zugeben, oder...! Wir möchten nur an die W orte des Herrn Buchsbaum -Conradi im Vertretertag Berlin am 14. 1. 20 erinnern: ‘Vertrauens leute, die nicht so tanzen, wie die Herren pfeifen, werden einfach herausgeschmissen«. Menschen? Als der Grenzschutz noch in Oberschlesien den Herrn spielte und seine Bestialität (eine andere Be zeichnung gibts dafür nicht) bei jeder Gelegenheit zeigte, tat die deutsche Regierung nichts zum Schutze der Oberschlesier. Geduldig mußten wir unser Joch tragen, bis in den Ententesoldaten der Retter erschien. Die Noskejanci zogen mit großem Trara ab und be glückten nun die Deutschen mit ihrer Gegenwart. Der Militärputsch gab der Soldateska Gelegenheit, ihre Brutalität zu zeigen. Selbstverständlich ging sie und die famose Sicherheitswehr sofort zu den Umstürzlern über. Ich will mich nur auf die Vorgänge in Breslau beschränken. Der Redakteur der »Schlesischen Arbeiterzeitung« Schottländer wurde am 16. 3. von den Aulocktruppen verhaftet, abtransportiert und seitdem verschollen Es besteht dringender Verdacht, daß S. ermordet wur de. Schreiber dieser Zeilen kennt S. von der Univer sität her als einen ruhigen, idealen Menschen, den der Idealismus nicht blos auf den Lippen stand. Und dieser Mensch fiel in die Hand der Mörder. Sie lehr ten ihn die deutsche Kultur, die sie uns als etwas G roßartiges darstellen wollen. Für eine derartige Kultur danken wir Oberschlesier. Der Fall S. ent spricht dem Fall Niedurny, Stadtrat von Beuthen O.-5, der wegen seiner polnischen G esinnung vom Grenz schutz alias Reichswehr verhaftet und auf dem Trans port ermordet wurde. Es wird kaum lange dauern, und das Märchen von einem Fluchtversuch des S. wird erscheinen und der sich daraus ergebenden Not wendigkeit des W affengebrauchs. (Vergl. den Fall Liebknecht!) Der Koch des Hotel Riegner fällte über die Sol daten ein scharfes Urteil wegen der sinnlosen Schies serei auf der Schweidnitzerstraße. Am Freitag Nach mittag wurde er von 8 Soldaten verhaftet und a b e n is hörte man, daß er auf dem Palaisplatz erschossen aufgefunden worden sei. Nach diesem System arbeitete der Grenzschutz in Oberschlesien, jetzt in Deutsch land. An seinem eigenen Leid wird der deutsche Bürger und Arbeiter ermessen können, was die Ober schlesier von diesen »Beschützern« zu erdulden hatten. EinOberachleaier. Der Kummer um andere. W e r in den letzten T agen die B erichte in den Zeitungen verfolgte und die Liste der vielen Toten, die ihr Leben der Revolution lassen m ussten, be trachtete, ausserdem auch noch die vielen W erte, die der Vernichtung anheimgefallen w aren, m usste annehm en, dass die Deutschen in sich gehen und sich bessern w ürden. Aber w eit gefehlt; wie immer so auch jetzt, wollen sie die Augen von den E reignis sen im eigenem Lande ablenken, indem sie m öglichst viel vom Auslande erzählen. Da haben denn die Lügenfabriken vollauf zu tun, um möglichst schau rige Ereignisse zu erfinden, die den Leser in Span nung erhalten. Das beliebteste Them a sind die Bol schew isten. Einmal haben dieselben Minsk erobert, dann w ieder W ilna; und am M ontag berichtete so gar schon die »Breslauer Zeitung«, dass die rote G ar de der B olschew isten bereits den Südosten von Lem berg in Besitz genommen hat. (D er Einsender der »B reslauer Ztg.« schrieb an den Rand dieser Sen sationsm eldung: Der Schreiber w ar jedenfalls be trunken). Die »Bresl. Ztg.« schreibt auch noch, dass der ganze O sten der roten G arde zum O pfer fallen w ürde, falls die R eichsw ehr aufgelöst w erden sollte, denn dann w ürde Schlesien von ungezügelten Scha ren um herstreifender M arodeure v erw ü stet w erden. Also Deutschland schreibt von dem B olschew ism us in Polen, freut sich im Stillen, dass derselbe auch auf andere Länder übergreift, aber die bolschew isti schen Kämpfe im deutschen Reiche w erden beschö nigt. Die Millionen in Gold, welche s. Z. für die russ. B olschew isten von Deutschland gezahlt w or den sind, um dieselben zu einem W üten gegen Po len zu dringen, haben ihre W irkung erzielt, aber das S ch w ert w ar zw eischneidig und die G eister, die Deutschland rief, w ird es nicht m ehr los. W ährend in all den Städten Polens, von denen D eutschland schreibt, dass dort die Bolschew iken hausen, voll ständige Ruhe herrscht, w ird D eutschland in seinem Reiche noch lange mit den B olschew isten zu kämpfen haben, auch dann noch, w enn Polen längst zum blühenden S taat gew orden ist, w elcher durch den Reichtum der Erde (Kohle, Erze, Nafta), durch seinen Export, nötige Rohstoffe für seine Industrie in Hülle und Fülle erhält. Denn nur die Ausfuhr von L andesprodukten kann die Einfuhr unbedingt nöti ger W aren regeln, w as den W ohlstand des Landes auf eine hohe Stufe bringt. Doppelte Moral, Bekanntlich hat General Lüttwitz der rußischen Sowjetarmee einen Bündnisantrag gegen Polen ge macht, um gemeinsam über Polen herzufallen. Der selbe General hat auch kurz vor dem Kapp’schen Putsch vom Reichspräsidenten Ebert die Vorbereitung des Revanchekrieges gefordert. Wir Oberschlesier wissen, wie in den letzten W ochen von alldeutscher Seite vielsagende Redensarten über die bevorstehende Ueherrumpelung Polens durch den Bolschewismus geführt wurden. Aber es kam anders, als es sich die begeisternden Anhänger des Kapp’schen Putsches vor gestellt hatten. Uns interessiert hierbei nur die dop pelte deutsche Moral, mit der die unentw egten All deutschen das alte Vaterland retten wollen. Offenbar wissen die Vernichter Polens kein anderes Mittel, als den Bolschewismus, der sie zum Ziele führen soll. Daß diese Patrioten bei dem Spiel mit dem Feuer das eigene Haus angezündet haben, scheint ihnen jetzt allmählich aufzudämmern. Die »Ostd. M orgenpost«, die aus Anlaß der Regierungsübernahme durch Kapp ihre helle Freude äußerte, schreibt jetzt in einem Ar tikel: »Der Anfang vom Ende«: Bolschewismus heißt die Vernichtung von Besitz und Bildung. Der Bol schewismus will die bestehende politische, wirtschaft liche und kulturelle W eltordnung vollständig in Trüm mer legen um auf diesen Trümmern eine neue Welt, nämlich die bolschewistische aufbauen zu können. — Diesen Feinden der menschlichen Gesellschaft hat Luddendorf ein Bündnis gegen die verhaßten Polen angeboten. Wie nennt man einen Menschen, der mit Hilfe solch verwerflicher Mittel den Nachbarn schaden will? Es ist wohl nicht zu viel gesagt, wen wir diese Handlungsweise verbrecherisch nennen. Mit anderer) Worten, die Alldeutschen wollen auf verbrecherische W eise ihr Vaterland retten. Welche Moral! Nicht wieder aufbauen wollen sie ihr zerstörtes Land, nicht wieder gutmachen wollen sie ihre Schuld und nicht einsehen ihre Fehler, sondern mit der Stirn eines Kain versuchen sie weiter Böses auf Böses zu häufen. Jetzt, w o die brennenden Balken ihres eigenen Ge bäudes über ihnen zusammenbrechen, sprechen sie von der Gefahr des Bolschewismus! O diese Doppel züngigkeit! Ihr Ruf: Der Bolschewismus komme über uns! trägt seine Früchte. Diese Heuchler glaubten in ihrem Wahn, daß der Brand, den sie entfachten, wohl Polen, Frankreich und die übrigen Ententeländer ver nichten würde, ohne Deutschland selbst zu schaden. Mit solchenen holchewistischen Mätzchen soll dar der verlorene Krieg w iedergewonnen werden. Nach dem sich die Folgen der Koketterie mit dem Bolsche wismus im eigenen Stock gerächt gerächt haben, ruft die »Ostd. Morgenpost« nach dem Schutz der bürgerchen Gesellschaft. Bis jetzt hat sich die Befolgung der doppelten Moral stets an den sie praktizierenden Schlaumeiern selbst gerächt, so auch jetzt an den Bezwingern der Entente vermittels des Bolschewismus. Verschieden© Mitteilungen. M itteilung für die P re sse . G ew issenlose Geschäftsleute haben sich beim Eintreffen der Interalliierten Besatzungstruppen schein bar eingebildet, daß die Zeit gekommen sei, ihr Schiebertum zügellos zu betreiben. Um die plötzlich entstandene Verteuerung zu er klären, haben sie behauptet, daß die Interalliierten Be satzungstruppen alles aufkaufen, während in der Tat die Neuangekomm enen unter diesen Verhältnissen am meisten zu leiden hatten. Die die Regierungs- und Plebiszitkommission ihr fu n und Treiben stets aufs schärfste beobachtet hat, sind ihr die eigentlichen Gründe für die gesetzwidrige Teuerung wohl bekannt, welche seit einem Monat die verschiedenen Bedarfsartikel, hauptsächlich aber die Eßw aren trifft. Es ist ihr nicht entgangen, daß ein besonderes Publikum, immer dasselbe, unter dieser Verteuerung ganz besonders zu leiden hat, daß anderseits die hab gierigen Geschäftsleute ihre Freunde und M itgenossen zu schonen verstehen. Die Interalliierte Regierungs- und Plebiszitkom mission ist fest entschlossen, diese anstoßerregenden Handlungen nicht weiter zu dulden. Der Preisteigerung soll durch geeignete, von der Kommission zutreffende M aßnahmen Einhalt getan werden, und die Schuldigen werden gnadenlos verfolgt. Beförderung beim Militär. Von geschätzter Seite wird uns die Abschrift eines Schreibens des Amtsvorstehers von Kujan zur Verfügung gestellt, welches über die Befähigung zur Beförderung genaue Auskunft gibt. W ir brachten in unserem »Weißen Adler« vom 14. März 1920 den Ministerialerlaß. Die Auskuft hat folgenden W ortlaut: DerN nm77V?/10eher K u j a n O.-S., 19. Mai 1910. Urschriftlich dem königl. Landrat Neustadt O.-S. Militaria. Mit d e m 1Bericht gehorsam st zurückgereicht, daß der Gefreite der Res. Ludwig Gorek aus Rosenberg nicht bestraft, nachteiliges über denselben nicht be kannt is t Derselbe gehört weder der sozialdemokra tischen, anarchistischen, noch der goßpolnischen Par tei an. N a c h A n g a b e d e s G e m e i n d e v o r s t a n d e s s o l l er j e d o c h v e r d ä c h t i g s e i n , früher der großpolnischen Partei ange hört zu haben. I. V. H e n t s c h e l . S t r e i f li c h t e r . „V on und z u “. An der Tagesordnung steht heutzutage nur die Politik. W ahrhaftig; Unsere Kinder müßen alle ein mal große Poliker werden. Denn auch sie verfolgen doch die politischen Geschichten. Das ist eigentlich ganz gut und auch erforderlich. Hat man denn nicht genügend geschimpft, daß Deutschland schlechte Di plomaten besitzt? Speziell während des Krieges konn te man folgendes hören: »Deutschlands Diplomaten sind keine Kaufleute«. In England sind diese Her ren alle kaufmännisch vorgebildet! Na, an dieser Vorbildung dürfte es heute einem jeden auch in Deutschland nicht fehlen. Denn das Schieben (das sogenannte Verkaufen) hat in der letzten Vergangen heit der Dümmste gelernt. Nun m üßte man doch denken, daß Deutschlands Volk durch den Krieg in dieser Hinsicht zur Besinnung gekommen wäre und nun in der Wahl von Ministern pp. etwas vorsichti ger sein wird. Aber dem ist nicht so. Der jüngste Regierungsum sturz hat es gezeigt, daß man als Diplo maten keine Kaufleute (Schieber) auserwählt hat, son dern man greift wieder nach dem alten verrosteten Säbel und der Reitpeitsche. Das Säbelnrasseln greift Bill i g e s Brot wieder um sich. W ie lange wird es dauern und dasselbe Blutbad, wenn nicht im größeren Umfange, wird durch diese Junker angerichtet wie einstmal vor dem Jahre 1914. Wie schön klingen die Namen der Herren Präsidenten, Ministern u. dergl. Von und zu Kesselbach, Fresselbach usw. Nie und nimmermehr, w enigstens kaum vor 50 Jahren kommt Deutschland einmal zur Ruhe und O rdnung. W ohlbekannt ist es, daß dieses Volk nur von Lug und Trug regiert w or den sei. Das ganze deutsche Reich ist heute nichts anderes, als ein Bindfaden, welcher durch kreuz und quer einige Hundertmal durcheinander gebunden ist und keiner ist imstande diesen Knoten aufzulösen. Die Junker vermögen dieses am allerwenigsten. W er kennt diese Herren nicht? Erinnert Euch an die Zeit vor und auch während des Krieges? Da darf man wohl keine W orte darüber verlieren. Darum besinne Dich, Du oberschlesisches Volk! W illst Du etwa wieder von dem Herrn von und zu pp. regiert wer den? Willst Du weiter als Bürger II. Klasse betrach tet w erden? Willst Du weiter unter diesem Joch lei den? Nein und abermals nein. Unsere Stunde hat bald geschlagen. Dann kein Zögern mehr, sondern nur zwei Worte, zwei W orte aus dem Herzen, w o noch unseres polnisches Blut fließt »Für Polen!« D ie L eibw ach e der H a k a tlste n . Polnische Oberschlesier! W er nach der Revolu tion im Laurahütter Patentrohrenwerk gearbeitet hat oder noch arbeitet, der wird gemerkt haben, was dort noch für Leibwachen aus ehemaligen Grenzschutz truppen, Aufsehern und Arbeiterräten bestehen. Sie sind alle »Deutsch« und heißen den Namen nach, Sedlaczek, Wydra, Pisarek, Dziemba, Baingow u. s. w. also sehr unauffällig, doch merkt mans, daß sie von Polens Erde sind und z »Górnego Śląska« stammen. Da ich den »Weißen-Adler« vom 1. Jahrgang und 1. Nummer lese und verbreite, so habe ich sehr viele Feinde und wurde als Pole erkannt. Einer von der Leibwache erdreistete sich und sagte mir: »Ihr Polen, wir werden euch noch kriegen! Es dauert nicht lan ge!« Der und die anderen der Leibwache verfolgen uns wohl deswegen, weil sie Deutsche sind, aber am Namen und Dialekt erkennbar, daß es Oberschlesier sind und trotzdem Aufseher, Arbeiterrat und Arbeiter ratmitglied betitelt werden. Als der erste polnische Umzug durch Laurahütte stattfand, so fehlte ich auch nicht an dessen Spitze. Da mich verschiedene deutsch Gesinnte gesehen haben, so wurde ich am nächsten Tage schikaniert. Ein ehemaliger Grenzschutz wurde ausgesucht, der auf meine Stelle lauerte, wie ein Teu fel auf die Seele. Und richtig ging auch die D rohung der Leibwache ln Erfüllung; der Grenzschutz kam auf meine Stelle, die Deutschen waren frecher als je. So hatte ich das zweifelhafte »Glück« mit einem Hakatisten, einem Inspektor, in W ortwechsel zu kom men. Als er mir sagte: »W as denken Sie, mit wem Sie reden und wer ich bin??« Na was w ürdest Du, lieber Leser, wohl machen? lachen; ich aber gab ihm zur Antwort: »Kerl bist du verrückt oder fehlt dir sonst ’was?« Für die Ant wort alarmierte der Herr seine Leibwache und ich mußte machen, daß ich verschwand, sonst hätte ich deutsche Kultur zu spüren bekommen. Nach ca. einer viertel Stunde kam eine 5 Mann starke Leibwache unter Führung des betreffenden Herrn und stellten meinen Namen fest. Nach Feststellung wurden mei ne Papiere geprüft, ach ich Unglücklicher! Die Pa piere haben verraten, daß ich Richter heiße, in Ober schlesien geboren; auch wurde ich als Groß-Pole erkannt. Nun gab es keine Rettung mehr.' Erst w ur de ich vor den Richterstuhl gerufen und mit den W orten: »Sie müßen Papiere nehmen, ob Sie wollen oder nicht«, verurteilt, der Arbeiterrat hat beschlossen. Da wir Polen zur damaligen Zeit ohne jeden Schutz waren und der Grenzschutz sämtliche Straßen und Türen in Laurahütte besetzt hatte und alle paar Minu ten schoß, blieb mir nichts anderes übrig als mich Vor der Steuererhöhung, trotz Goldzolls offeriere Rauch-Tabak erhält man durch Selbstbacken mit Java- und Brasil, Mitteischnitt, pro Pfd. 28.00 M. „ „ „ H. Qualität „ „ 25.50 „ W a l-B W . in Postkolli ä 17 Pfd. netto franko Wertnachn., größere Posten billiger, Vorauszahlung 2°/o Skonto l-u.2-etagig, sofort Z ig a rre n , rein. Tabak, v. 550 M. bis 720 p. Mille lieferbar, braucht d to . rein Überse-Tab. „ 790 „ „ 1800 „ „ w enig Raum und Z igarillos, „ „ 480 „ .. 690„ „ Brennmaterial An Gold-Flake, Old-Monk engl. Zigaret. 440 „ „ erkannt best. Fabr. Zigarettentabak Shag — Deutsche Zigaretten billig Zu vielen Taus, im Gebrauch. Man verl. Prosp. W ilh elm N o g a , Tabakfabrik u. Großhandlung B reslau , M oltkestrasse 2. HansüaMn Q D1- von den Herren zu entfernen. Ich sagte ihnen noch: »Ich gehe gern, aber es kommt noch eine Zeit, dann rechnen wir ab«. Ich will noch bemerken, daß seit die französische Besatzung ist, ich mich sehr erholt und noch nicht verhungert bin, trotz Entlassung durch Herrn Nowak und Arbeiterrat. Zum Schluß grüße ich noch alle von der Leib wache; s:e sollen ihre Namen ändern und mehr deutsch sprechen, denn ich lebe noch und werde sie stets den Deutschen empfehlen. Wie mir, ging es auch ande ren polnisch Gesinnten. Für die Leibwache habe ich nur eine Medizin und die heißt: »W ynoś się!« Richter. Briefe. Lieber »W eisser Adler!« Bitte folgenden Brief zu veröffentlichen. Viel zu wünschen übrig bleibt an der Dorfschule zu P aprotzan. In den ersten Tagen des Monats März trat hier eine neue Kraft, die als Lehrer w irken soll, an. Natürlich ist diese Lehrkraft eine reine Giftquelle für unsere Jugend, denn eben kommt mein Mädel aus der Schule mit einem neuen Beweis deutscher Kultur. Gleichberechtigung w urde uns versprochen und so halten die »treuen« Deutschen ihr Wort. »Ihr verdam m ten Polaken. Könnt ihr nicht gut deutsch sprechen« drückte sich dieser Flaggenpatriiot, H err Pyttel, aus- Auch schon vorher w ur den deutsche Impfungen durch H errn Leszczyk vor genommen. So z. B. wurden verlangt: Polnische Abzeichen, die die Nationalfarben der Entente trugen und endlich auch das Lied »Deutschland, Deutsch land über alles«. Natürlich w urde dieses Lied von unseren Kleinen nicht angestimmt. Gott sei Dank, dass unsere Jugend soweit fühlt! Die obengenann ten W orte drangen wie Dolchstiche in unser Herz und wie sollen w ir dies dulden, dass die Milch der kindlichen Unschuld unserer Jugend mit deutschen Drachengift gemengt w ird? Wie lange noch — w a rum — haben w ir denn keine Rechte? So du »W eisser Adler«, der du polnisch denkst und fühlst, wollest unseren polnischen Brüdern mitteilen, dass die »Germanenperle«, die unsere Sache m it W ehmut verekelt, unterwiesen wird. Einige Beobachter aus Paprotzan* A n u n s e r e L e s e r! W egen der erneuten Steigerung der Produktions kosten im Zeitungsgewerbe, sehen auch wir uns genötigt, den Bezugspreis für den »W eißen Adler« um eine Kleinigkeit zu erhöhen. Der »Weiße Adler« kostet ab 1. April vierteljähr lich, durch die Post bezogen 4.50 Mk., mit Abtrag 4 .80 Mk. Das Einzelexemplar kostet 3.0 Pfg. W ir bitten unsere verehrl. Leser um Nachsicht und hoffen, daß sie ihrem »W eißen Adler« auch fernerhin die Treue wahren werden, und daß der »Weiße Adler« auch im neuen Quartal durch Beitritt vieler, neuer Abonnenten in seinem Kampf um die W ahrheit unterstützt wird. Die nächste Nummer des „WeissenAdiers“ wird am D o n n e r s t a g versandt, w orauf wir die Abholer besonders auf< merksam machen. D ie G e s c h ä f t s s t e l l e . Verlag „Der Weisse Adler” in Oppeln. — Druck der „Gazeta Opolska” . — Verantwortlicher Redakteur i. V. J. Wieczorek. — Geschäftsstelle für den Vertrieb und Anzeigen: St. Weber, Beuthen OS., Kurfürstenstr. 19, loiiFiia! BfflfSe! de laulo-SIlesie SchneiderMehrere G a z e ta u rz ę d o w a G ó rn e g o - Ś lą s k a . A m t s b l a t t fü r O b e r-S c h le s ie n . Gesellen finden dauernde Arbeit, W ir haben den Verkauf dieses Ver bei hohen Verdienst. Einstellung sofort. ordnungsblattes übernommen. Gegen FFBM I H M , Einsendung von 0,30 Mark zu beziehen durch die „ G a z e ta O p o ls k a “, O p p e ln , Schneidermeister. F a c h 43. P o s t s c h e c k k o n t o B r e s S ch opp initz (Oberschi). H.E$SHGP, epsiB■stittzilielFäii'li’tiiiFtraoa^rtiihiBBió^dr^^ Femspr. Ohle 621 u. 623. Postscheckkonto Breslau 23245. Schulstrasse 42. la u 8543. Frankenstein (Schles.) Telefon 212. En gros Händler aufgepasst! Ich liefere wieder in feinster alkoholhal tiger Qualität: H ie n fo n g -E sse n z . . . . pr. 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