DER WAHRHEIT DIE EHRE!

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DER WAHRHEIT DIE EHRE!
Mittwoch, den 3L März 1920.
Einzelpreis 20 Pfg.
Nr. 26.
E rscheint jeden Mittwoch u. Sonnabend in O ppeln O.-S.
B ezugspreis ^ -jä h rlic h 3.80 Mk. mit A btrag 4.10 Mk.
Insertionspreis: 70 Pf. die achtgespaltene Petitzeile.
Einzelpreis 20 Pfg-
G e s c h ä fts s te ile O d e rs tr. 6 . Buchnaudlung der
„Gazeta O polska" - Verkauf: Buch- und Papier­
handlung O d e rs tr. 6, K r a k a u e r s tr . 41 und R in g 13.
DER
WEISSE
2. Jahrgang.
ADLER
DER W AHRHEIT DIE EHRE!
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Nicht Übersehen!
Weissem Adler“ gefälligst an unsere Expedition, Herrn S t. W e b e r
Verkaufsstellen und Agenturen wollen den Mehrbedarf an „Weis;
B e u t h e n OS., K u r f ü r s t e n s t r a s s e 19, Telefon 40 melden, da sich sonst die Absendung unnötig verzögert. US US Cts Gts
Können die Kriegssteuern in Ober=
Schlesien eingezogen werden?
Vorstehende Frage ist in letzter Zeit öfters ge­
stellt worden. Um sie beantw orten zu können, muss
man nicht nur den Friedensvertrag allein, sondern
auch das übrige Material, das die Grundlage zu die­
sem V ertrage bildet, prüfen.
Der Friedensvertrag ist am 28. Juni 1919 ge­
schlossen worden. Dieser Vertrag, also eine zwei­
seitige Verpflichtung, enthält im Artikel 254 folgende
Bestimmung:
Die Mächte, denen deutsche Gebietsteile ab­
getreten werden, übernehmen vorbehaltlich der
Bestimmungen des Artikels 255 die Verpflichtung
zur Zahlung:
1. eines Teiles der Schuld des deutschen Rei­
ches nach ihrem Stande vom 1. August 1914.
Der W iedergutmachungsausschuss bezeich­
net eine bestimmte Gattung von Einkünften,
die nach seinem Urteil das rechte Bild von
Zahlungsfähigkeit der abgetretenen Gebiets­
teile ergeben. Der zu übernehmende Anteil
wird alsdann nach dem Durchschnitt der drei
Rechnungsjahre 1911, 1912, 1913 auf Grund
des Verhältnisses berechnet, in dem diese
Einkünfte in dem abgetretenen Gebietsteil zu
den entsprechenden Einkünften des gesumm­
ten deutschen Reiches stehen;
2. eines Teiles der am 1. August 1914 beste­
henden Schuld des deutschen Staates, dem
das abgetretene Gebiet angehörte. Die Be­
rechnung erfolgt nach dem gleichen Grund­
satz wie oben. U. s. w.
DSe Bestimmungen des vorgenannten Artikels
w aren in dem ersten Friedensvertrag enthalten. Ge­
gen diese w endete sich die deutsche Regierung und
der deutsche Delegierte Brockdor f-R antzau führte
m seinen Gegenvorschlägen folgendes aus:
Deutschland hat die Verpflichtung der Lansingnote auf sich genommen auf der Grundlage
seines damaligen Gebietsumfangs. Es würde
sonst eine Leichtfertigkeit gewesen sein, die es
nicht begehen wollte, so schw ere Lasten ohne
Rücksicht auf die Verminderung seines Flächen­
inhaltes, der Arbeitskraft, der Rohstoffe und der
Nahrungsmittel auf sich zu nehmen. T ritt eine
Verminderung des Reichsgebiets ein, in dem
Masse, wie sie auf dem W ege des Selbstbe­
stimmungsrechtes der Völker möglich ist, so
w ird die auf den ersten Mai 1921 festgesetzte
Schadenersatzsumme verhältnismässig und dem
gedachten Gesichtspunkt entsprechend verteilt
w erden müssen. W as als Schaden bezeichnet
wird, ist eine Folge des Krieges für den die
V olksvertretung die Kredite bewilligt hat. An
dieser Bewilligung haben sich, wie hiermit fest­
gestellt wird, die sämtlichen Abgeordneten aller
Gebiete beteiligt, deren Abtretung nach dem
Friedensentw urf von den Gegnern beansprucht
wird. Deshalb müssen auch diese Gebiete für
ihren procentualen Anteil an den sich aus der
Kriegführung ergebenden Schulden haften blei­
ben. Die Alliirten hätten den Anteil einzuziehen
und auf dem Konto für W iederherstellung zu
verrechnen. Ein anderes Vorgehen w äre nicht
gerecht. Die Entschädigungen können nur als
dem Gewerbefleiss und der Betätigung der ge­
summten Bevölkerung fliessen, von der einzelne
Teile nicht dadurch befreit w erden dürfen, dass
sie einer anderen Regierung unterstellt werden.
Mit anderen W orten sagte die deutsche Regierung,
dass auch die von Deutschland abzutretenden Ge­
bietsteile sämtliche Kriegslasten zu tragen haben.
Hierauf haben jedoch die A. A. Mächte folgendes
geantw ortet:
Bei der Teilung der Vorkriegsschuld des d e u ­
tschen Reiches und der deutschen Bundesstaaten
wird Rücksicht genommen w erden auf die
steuerliche Leistungsfähigkeit (facultes contributives) des einzelnen abgetretenen Gebiete.
Die Festsetzung der steuerlichen Leistungs­
fähigkeit ist offenbar sehr heikel angesichts der
Verschiedenheit des fiskalischen System s in den
verschiedenen deutschen Bundesstaaten. Des­
halb ist davon abgesehen worden, schon jetzt
diejenigen der Einkünfte Deutschlands abzuwä­
gen, die erlauben würden, die Einnahmequellen
der abzutretenden Gebiete mit denen des Reichs
zu vergleichen. Man hat vielmehr dieses der
Sorge der W iedergutmachungskommission über
lassen. Andererseits können die alliirten und
assoziierten Mächte n i c h t die Zuteilung der
deutschen Kriegsschuld a u f d i e b e f r e i t e n
G e b i e t e zulassen. Diese Teilung würde in
der T at die Folge haben, dass diejenigen Mächte,
die Rechtsnachfolger d i e s e r Gebiete werden,
w a s n i c h t zu g e l a s s e n w e r d e n k a n n .
Damit haben die alliierten und assoziierten Mächte
dem deutschen Reiche die Verpflichtung auferlegt,
und Deutschland hat die Verpflichtung übernommen,
die Kriegslasten nicht auf die Schulter der Bevöl­
kerung der befreiten Gebiete zu legen. Wenn in
dem Friedensvertrage gesagt worden ist, dass die­
jenigen Mächte, die bestimmten Gebiete von
Deutschland übernehmen, nur einen Anteil der Vor­
kriegsschulden anteilmässig zu übernehmen haben,
dann ist damit auch gesagt, dass die deutsche Re­
gierung zw ar das Recht hatte, neue Steuergesetze,
die den Zweck verfolgen, die Kriegslasten zu decken,
zu erlassen, dass aber diese Gesetze keine Geltung
haben können für diejenigen Gebiete die befreit wor­
den sind oder infolge Abstimmung befreit werden.
Die bisherigen Kriegssteuergesetze so z. B. ge­
gen Kapitalflucht, Erbschaftssteuer, ausserordentli­
che Kriegsabgabe, Kriegsabgabe von Vermögenszu­
wachs und G runderw erbssteuer u. a. bezeichnen
nichts anderes als den Erw erb von Mitteln um die
Kriegslasten wenn nicht ganz so doch teilweise zu
decken. A l l e d i e s e G e s e t z e k a m e n n a c h
d e m 28. J Si ni 1919, a l s o n a c h A b s c h l u s s
d e s F r i e d e n s v e r t r a g e s h e r a u s . Infol­
gedessen können auch diese Steuern nicht in Ober­
schlesien eingezogen werden, da dies der Vorschrift
des Friedensvertrages widerspricht.
Nun könnte aber der Einwand erhoben werden,
dass Oberschlesien, im Grunde genommen noch als
Bestandteil des Deutschen Reiches zu betrachten sei
und lediglich als Abstimmungsgebiet der Entente
unterstellt ist. Diese Auffassung w äre falsch. Es
ist zw ar richtig, das Oberschlesien noch nicht zu
Polen g eh ö rt; es gehört aber auch nicht zu Deutsch­
land. Es ist herrenlos. Dem oberschlesischen Ge­
biet ist die Befreiung zugesprochen worden, falls es
sich für Polen entscheidet. Geschieht dies, dann ist
dieses Gebiet tatsächlich befreit. Tritt letzteres ein,
dann müsste Deutschland sämtliche Kriegssteuern,
die es eingezogen hat, Polen erstatten, weil es sich
unrechtm ässiger W eise in den Besitz eines Vermö­
gens gesetzt hat. Wozu jedoch diese langwierige
und komplizierte A rbeit?
Polen hat unter der brutalen deutschen V erwal­
tung genug gelitten. Seine Existenz hat es infolge
sinnloser und habgieriger Vernichtung der Industrie
und der Landwirtschaft zürn über grossen Teil ein­
geb üsst. Polen ist infolgedessen ebenfalls gezwun­
gen seine Steuerverhältnisse entsprechend zu regeln
und es ist selbstverständlich, dass auch die befreiten
Gebiete, die zu Polen kommen, Steuern zahlen müs­
sen. In keiner Weise Hesse sich die Einziehung der
K riegssteuera von Oberschlesien begründen, da es
nicht zulässig ist, dass Deutschland dass Vermögen
in Oberschlesien auf diese Weise zum Schaden Po­
lens requiriert.
W eil die Rechtmässigkeit der deutschen Kriegs­
steuergesetze für Oberschlesien in gar keiner Weise
anerkannt w erden kann, sind meines Erachtens die
Banken und Sparkassen nicht verpflichtet, das auf
Grund dieser Kriegsgesetze aufgehobene Bankgeheimniss preisszugeben und somit auch nicht ver­
pflichtet, den Steuerbehörden Auskunft zu erteilen.
Wenn die deutschen H urrapatrioten der Ansicht
sind, dass Deutschland die Kriegssteuern unbedingt
haben müsse, wenn es sich halten soll, dann sollen
sie eben zahlen. Die oberschlesische Bevölkerung
braucht es nicht zu tun. Neue Gesetze — also sämt­
liche, die nach dem 28. Juni 1919 herausgegeben sind,
können nur mit Zustimmung der interalliierten Kom­
mission in Kraft treten. Diese Kommisssion hat je­
doch in steuerlicher Hinsicht nicht alle Befugnisse.
Sie hat diese jedoch in soweit, als sie die Einführung
von neuer Steuern, die auf Grund der Gesetze, die,
nach dem Abschluss des Friedensvertrages zustande
kamen, nicht zuzulassen braucht.
Es ist Sache unserer massgebenden Leiter vor*
stehende Fragen zu prüfen und der interallierten
Kommission vorzutragen, damit diese Oberschlesien
vor der deutschen Ausbeutung schützt. Schon for­
dern die Steueräm ter die Bevölkerung auf, die
Steuererklärungen abzugeben. Eile tut deshalb n o t
W ir dürfen nicht tatenlos zusehen, dass ein so
grosses Vermögen einer Stelle zugeführt wird, die
zur Empfangnahme garnicht berechtigt ist. Mögen
sich auch unsere Juristen zu dieser Frage äusenu
_______________
Janow.
Oberschlesien, Polen und der Katholizismus.
Eine Antwort an Pfarrer Nieborowski.
Bekanntlich hat Pfarrer Nieborowski unter obigem
Titel eine Broschüre in deutscher und polnischer!
Sprache veröffentlicht, in der Polen als ein katholiken­
feindliches Land hingestellt wird. Die Broschüre hat
auf polnischer Seite scharfen W iderspruch gefunden
und zahlreiche Entgegnungen hervorgerufen. Die,
treffendste Abfuhr und schlagendste W iderlegung d er
Nieborowskischen Beweisführung erfuhr aber der
polenfeindliche Verfasser durch die Arbeit deś Paters;
Dr. Opielka. Auch dieser Autor beruft sich, wie Pfarrer
Nieborowski, darauf, daß ihm nur die Liebe für das
oberschlesische Volk und für die katholische Religion
die Feder in die Hand gedrückt habe, um die Welt
zu überzeugen, daß die Ausführungen und Argumente
Nieborowskis gewöhnliche Lügen sind, daß die Er­
füllung der Jahrhunderte langen Sehnsucht des ober­
schlesischen Volkes seine Vereinigung mit Polen is t
Es wäre nämlich ein unerhörter Schaden, wenn dieses
gläubige und katholische Land weiterhin durch hakatistische Fesseln geknebelt und unter der O bhut
germanisierender Geistlicher verbleiben sollte. Der
Katholizismus der oberschlesischen Polen werde mit
unerhörtem Zynismus dazu b en u tzt Oberschlesien
einzudeutschen. Es sei die höchste Zeit, die maß­
gebenden Kreise der katholischen Kirche darauf auf­
merksam zu machen, daß, wenn die den oberschlesi­
schen Polen gegenüber angewandte Taktik weiter be­
folgt werde, in fünfzig Jahren dem oberschlesischen
Katholizismus das Grab geschaufelt werden könne.
In seinen weiteren tiefgründigen Ausführungen
weist Dr. Opielka nach, daß Oberschlesien gerade
mit Rücksicht auf seinen Katholizismus mit Polen
vereinigt werden müsse, wenn es nicht das verlieren
soll, was ihm bis jetzt das heiligste gewesen is t Es
würde zu weit führen, wollte man das sehr interessante
historische Material hier anführen, mit dem der Ver­
fasser die falschen Schlußfolgerungen seines Gegners
ad absurdum fü h rt Der Verfasser stellt die Frage,
weshalb denn Oberschlesien im Gegensatz zu Mittel­
und Oberschlesien katholisch geblieben sei, und zwar
katholisch par excellence. Die Antwort sei leicht:
Weil in Oberschlesien keine Deutschen, sondern Polen
wohnen. Pole bedeutet aber soviel wie Katholik. Den
Polen verdankt also die Kirche die Erhaltung der
katholischen Religion in Oberschlesien. Den logischen
Beweis dafür erbringt der Verfasser bei der Schilderung
der
Protestantisierung
des
übrigen Schlesiens.
Schonungslos zerpflückt der Verfasser das sophistische
Gew ebe Nieborowskischer Denkart und weist den
nationalpolnischen Charakter Oberschlesiens nach.
Des weiteren zeigt er das rege Interesse, das die
polnischen Bischöfe für den oberschlesischen Katho­
lizismus bekunden und gibt eine scharfe aber gerechte
Kritik in dem Abschnitt über »Klerus und Seelsorge4.
Mit Leichtigkeit entkräftigt er den den Polen gemachten
Vorwurf der Hypernationalität, indem er Preußen den
Sgiege! vors Gesicht hält, jenem Preußen, in dem der
Grundsatz gilt: Gev/ait geht vor Recht Sehr wahre
Worte findet Dr. Opielka über die Stellung des höheren
und niederen Klerus in Oberschlesien, der ein williges
Werkzeug der preußischen Germanisierungspolitik ist,
obwohl der Löwenanteil der Diözese Breslau aus
Polen besteht. Und die Beweise, die er dafür gibt,
sprechen für sich und dulden keine Abschwächung
in irgendwelcher Weise. O der spricht nicht nach­
stehende Feststellung genug? Bei den Gemeinde­
wahlen in Oberschlesien wurden 75 Prozent polnische
Stimmen abgegeben, es m üßte daher auch 75 Prozent
polnische Geistliche geben. Indessen gibt es, wie
Nieborowski selbst feststellt, in Oberschlesien nur
5 Prozent polnische Geistliche. Es ist ein trauriges
Kapitel, das man nicht ohne innere Erregung ließt.
Der Verfasser fragt, ob solche Geistliche, wie Chrząszcz,
Godzik, Nieborowski, Piontek, Kwiotek, Strzybny usw,
etwa deutscher Abstamm ung sind. In der überwie­
genden Mehrheit sprechen die Eltern dieser Herren
kein W ort deutsch.
Bitter sind auch die Erinnerungen an die Drang­
salierung polnischer Klosterschwestern, sowie andere
Beispiele hakatistischer Unarten, aus denen die alte
W ahrheit immer wieder neu bewiesen wird, dass die
Geistlichen Oberschlesiens das Volk bewußt germa­
nisierten. Der Vergleich zwischen dem oberschlesischen
und polnischen Klerus fällt sehr zum Vorteil des letz­
teren aus, dessen Tätigkeit weit mehr die Volksseele
berücksichtigt, als dies in Oberschlesien der Fall ist,
w o die Mehrzahl der Geistlichen die polnische Sprache
nur radebrechen. Der Verfasser schließt dieses Ka­
pitel mit den W orten: »Wenn Oberschlesien zu Polen
kommt, wird die oberschlesische Bevölkerung davon
in religiöser wie kultureller Hinsicht riesige Vorteile
haben. Die Oermanisierung wird aufhören und das
fromme Volk wird sich viel freier seinen religiösen
Uebiingen hingeben können. Die Drohung Nieborow skis mit dem polnischen Bolschewismus fertigt
der Verfasser mit Leichtigkeit ab, denn das Gespenst,
das Nieborowski an die W and malt, sieht so grotesk
und hilflos aus, daß man es nur mit Mitleid betrachten
kann. Man muß dem Verfasser beistimmen, wenn
er in seinem Epilog sagt, daß sich Oberschlesien
niemals deutsch gefühlt hat und sehnsüchtig auf den
Tag der Abstimmung wartet. W ir haben selten ein
Buch mit soviel Interesse und Befriedigung gelesen,
als die vortreffliche Entgegnungsschrift des Paters
Dr. Opielka an den Deutschling Nieborowski.
Deutsche Wirtschaft.
Die Arbeiterschaft der Eisenbahnwagen - W erk­
stätte in Gleiwitz wurde vor einiger Zeit seitens des
W erkstättenamtes durch Bekanntmachungen und Schau­
bilder darauf hingewiesen, wie das Verhältnis der
hohen Löhne zur unproduktiven Arbeit infolge Ar­
beitsunlust und Kohlenmangel immer verhängnis­
voller steigt. Es lohnt sich, auf die Ursache der Un­
rentabilität der W erkstatt einzugehen und klarzulegen,
wer die Schuld am fortschreitenden Zerfall der Werk­
statteinrichtungen träg t
Laut Vorschriften des § 120a der Gew erbe­
ordnung Ist das W erkstättenamt strafbar für folgende
Fahrlässigkeiten: Sehr schlechte Beleuchtung während
der Dunkelheit, Fehlen von automatischen Niet- und
Meißelhämmern,
elektrischen
.Handbohrmaschinen,
Elektromotoren, Hebeböcken, Spezialmaschinen, Oel,
W erkzeugen, Installations- und anderen Materialien,
Sicherungen für die Schiebebühnen, Schutzbekleidungen
an Zahnradgetrieben, u. .a m., gänzliches Versagen
der Dampfheizungen im W inter! Manche primitiven
G ebrauchsgegenstände sind Marterwerkzeuge für die
Arbeiter. Beispielsweise geschieht das Abschlagen
von Nieten der unteren W agenkonstruktion noch
mittels eines V* bis 1V* m langen Meißels, sogenannten
Plätzers, und eines Zuschlaghammers. Hierbei ent­
stehen durch Fehlschläge oft Kopfverletzungen, die
für die betreffenden vie fach mit einem geistigen
Defekt verbunden sind, und welche sich vergeblich
um eine Unfallrente bemühen.
Die Dampfmaschinen- und Dampfkesselanlage ist
veraltet, verbraucht, zu klein und arbeitet nicht ein­
wandfrei. Die Folge davon ist ein öfterer Stillstand
der Arbeitsmaschinen, manchmal bis 4 Stunden am
Tage. Achsdrehbänke, Schleifsteine, Scheeren, Stanzen,
Motoren etc. bleiben auffallend längere Zeit defekt. Die
Arbeitsteilung ist unproduktiv. Betriebserfahrung und
Vorschriften der gewerblichen Hygiene finden wenig
Beachtung. Ein Kohlenmangel kommt nur dann in
Frage, wenn die Angelegenheit über regelmäßige
Kohlenzufuhr mit absichtlicher Nachlässigkeit behan­
delt wird.
Die Beseitigung vorgenannter Mißstände würden
die Produktion um m indestens 100 Prozent des
Friedensstandes steigern. Die Lohnunkosten betragen
für vergangenen W inter mit Bezug auf den öfteren
Stillstand der Arbeitsmaschinen über drei Millionen
Mark. Merkwürdiger W eise traten zahlreiche Mängel
und gewisse Maßnahmen nach Bekanntgabe der
Friedensbedingungen auf, wie Abtransport von über
50 W agen Holz vom , Holzlager in Richtung MittelDeutschland. Vernachlässigen die Hakatismus treiben­
den Beamten ihren Dienst, so droht anderseits die
Leitung den Arbeitern und Handwerkern bei gering,
fügigsier Ueberschreitung der W erkstattordnung mit
sofortiger Entlassung. 2 Beamten beabsichtigen im
Falle der Volksabstimmung an Polen die Kessel- und
M aschinenaniage durch Beschädigungen außer Betrieb
zu setzen. Das Amt — anscheinend eine Filiale der
»Freien Vereinigung zum Schutze Oberschlesiens« —•
begünstigt auch jede Agitation gegen Polen, x. B.
sind u. a. die Renegaten Gaida, Kubetzko und Hain
auf die Dauer von drei Monaten für Agitationszwecke
beurlaubt. Wie weit die Eisenbahndirektion Kattowitz
in der Auswahl von Kräften für die Germanisation
ging, möchte ich zwei Fähe herausgreifen. Einem
Potsdamer Maler untersteht die zweitgrößte W erk­
meisterei mit Schlosserei- und Tischlereibetrieb, welchem
außerdem die W agenrevision auf einer Nachbarstation
obliegt. Der erste Betriebsingenieur und stellvertre­
tende Vorstand des Amtes ist ein Schlosser aus Berlin.
Leider mangeln die für diese Posten notwendigen
Kenntnisse und technische Vorbildung, sie besitzen
aber dafür die Qualifikation größter HKT.
In technischer Beziehung steht die W.-H.-W. auf
dem dem Niveau der Erbauung vor 25 Jahren. An­
statt den W erkstättenbetrieb zu modernisieren, gilt das
Bestreben der Leitung hauptsächlich der Oermanisierung
und A usbeutung physischer Kräfte der polnischen
Arbeiterschaft und Zurückstellung oberschlesischer
Beamten gegenüber westlichen Einwanderern und zwar
mit Hilfe des bekannten Systems von Speichelleckern
und Schmarotzern. Es entsteht die Frage, ob bei
Uebernahme der W.-H.-W. durch die polnische Re­
gierung nicht eine Anzahl Personen für die totale
Verlodderung derselben verantwortlich gemacht bezw.
die Liquidation deutschen Kapitals zur Reorganisation
der W erkstatt durchgeführt werden kann. W enn die
Interallierte Kommission noch länger mit der Evaku­
ierung der Hakatisten zögern sollte, müßten die Ver­
treter des Polnischen Plebiszitkommissariats schärfste
Protestbewegungen einleiten und die Proteste auch an
den Rat der Interallierten weiterleiten.
Jakubek.
Kulturkampf.
Der »Kalendarz ludowy« sucht die Oberschlesier,
insbesondere die Katholiken von der notwendigen
Zugehörigkeit Oberschlesiens zu Preußen zu überzeu­
gen. Auf die unwürdige Behandlug der Katholiken
in Preußen antw ortet er nur mit einem verlegenen:
»Es war zwar, aber nun soll es anders werden«. Er
sagt nur nicht, w ie... Als Erzberger Finanzminister
wurde, hat er keine Mühe gescheut, das Unglück
Deutschlands aufzuhalten und die Finanzen zu ver­
bessern.
W enn es ihm trotzdem nicht gelungen ist.
die Finanzlage zu bessern, so liegt es nicht an ihm.
W enn es Deutschland mal schlecht ging, dann war
der Katholik erst gut, den verfahrenen Karren aus dem
Sumpf herauszuziehen und erntete dafür nur Undank.
Auffalend dabei ist, daß der Katholik sich trotz der
bisherigen trüben Erfahrungen immer dazu hergiebt,
auch unter den schwierigsten Verhältnissen noch zu
retten, was zu retten ist. W ehe den katholischen
polnischen und fremdsprachigen Untertanen in Deutsch­
land, wenn Deutschland gesiegt hätte! Ein zweiter
Bismarck wäre auferstanden, ganz gleichgültig unter
welchem Namen, denn wie jede Häresie, so erstrebt
auch der Protestantism us völlige Vernichtung der
alten Kirche.
Die W ortgefechte des sechzehnten
Jahrhunderts und die Gefechte des siebzehnten hatten
nur zur Folge, daß das einst so großmächtige
Deutschlaud in einen schattenhaften Begriff sich auf­
löste. Trotzdem war das Ziel der »Reformation», ganz
Deutschland von Rom zu trennen, nicht aufgegeben.
An die Spitze der protestantischen Reichsstände traten
allmählich die brandenburgischen Fürsten und strebten
darnach, D e u t s c h l a n d u n t e r i h r e m Z e p t e r
n i c h t n u r k i r c h l i c h , sondern m ittelst'der »Kirche«
auch politisch zu »einigen«. Die katholische Kirche
blieb das Stiefkind gegenüber der »Landeskirche«
Preußens, sodaß sich Preußen im 19. Jahrhundert
schon als protestantischen Staat betrachtete, der mit
aller Gewalt der Ausbreitung des Katholizismus ent­
gegentrat. Unter Friedrich Wilhelm IV wurde Preußen
ein p a r i t ä t i s c h e r S t a a t , welcher auch die k a t h o ­
l i s c h e A b t e i l u n g im Kultusministerium "errichtete.
Dessenungeachtet setzten die Minister die protestan­
tischen Überlieferungen des Staates munter fort. Infolge
der Revolution 1848 traten einige Vergünstigungen
für die Katholiken ein, wonach
1. Die staatliche Genehm igung zur Veröffentlichung
päpstlicher oder bischöflicher Verordnungen, die
Genehm igung der Landräte zu den Kanzelvermel­
dungen kommen in Wegfall;
2. Die Erziehung des Klerus, die bisher unter Aufsicht
des Regierungspräsidenten stand, wurde frei, usw.
3. Das staatliche Aufsichtsrecht über die kirchliche
Vermögensverwaltung hörte auf;
4. Das staatliche Bestätigungsrecht bei Besetzung
sämtlicher Pfarreien wurde aufgehoben;
5. Die staatliche Einmischung in die Disciplinarentscheidung der Bischöfe hörte auf;
6. Die Volksschule erhielt einen konfessionellen Cha­
rakter und die Erteilung des Religionsunterrichts
w ar Sache der kirchlichen Organe;
7. Ausländische Geistliche waren keinen besonderen
Beschränkungen mehr unterworfen.
W aien das nicht unerhörte Zustände, die bis dahin
in Preußen den Katkoliken gegenüber standen?
Aber diese Verängstigung dauerte nicht allzulangeDenn schon unter Wilhelm 1. wehte der alte Wind,
welcher zum Sturm ausw uchs, als der Kathohkenfresser Bismarck zum Ministerpräsidenten gewählt wurde.
Bismarck ist die Verkörperung des fanatischen
P rotestantism us selbst heute noch bei den Hakatisten,
und gerade deshalb habe ich ihn ganz b esonders »ins
Herz geschlossen8 und werde in den nächsten Schil­
derungen die geehrten Abonnenten des »Weißen
Adlers8 mit diesem »Unglück des deutschen Volkes8
noch genauer bekannt machen.
V o r all diesen Dingen weis der »Kalendarz lu ­
dowy« nichts mehr und rechnet mit unserer Vergeß­
lichkeit
O bservator
(Fortsetzung tolgt-l
Regierungsumsturz=Si cherh eit s w 3¾r
Wie treu die Sicherheits-W ehr der alten, verfas­
sungsm äßigen Regierung zur Seite stand, haben wii
aus den verschiedensten Blätter erfahren können. Aber
man nimmt eS mit dem Eid heutzutage nicht so ganz
genau. Es waren ja die berichtigten Junker, die von
selbst die Macht an sich gerissen haben, jene Herren,
die wieder O rdnung usw. schaffen wollten. Ein Glück
ist es nun, daß die Ententebesatzung z. Zt. bei uns
weilt. Viel schlimmer wäre es in Oberschlesien ge­
kommen, als in Berlin und anderswo, denn hier wäre
zum Klassenhaß, auch der Kampf der Nationen ent­
brannt. Zu jener Zeit, als die Kunde die Beuthenei
Sicherheitswehr von dem Regierungswechsel durch­
eilte, rieb man sich in den Hakatistenkreisen die Hände,
streckte die mageren Bäuche hervor und schmunzelte
den Sicherheitsmannschaften zu. Na, G ott sei Dank
Herrschaften! Jetzt sind wieder die Herren an der
Spitze, die es verstehen werden dem geliebten Vate,lande O rdnung usw. zu verschaffen. Nun wird es
anders, aber leider. Von kurzer Dauer war die Freude
und heute noch können sich diese Herren nicht da­
rüber beruhigen, wie so etwas möglich sein kann,
daß das Volk von einer Hakatistenregiernng nichts
wissen w ill Die verfassungsm äßige Regierung wird
hoffentlich wissen, welcher Dank ihrer treuen Sicher­
heitswehr gebührt. Für uns Oberschlesier wird es
nur eine Erlösung sein, wenn recht bald sich die
zuständigen Stellen für eine sofortige Entfernung resp.
Auflösung dieser Formation einsetzen. Jene Kreise,
die hierüber anders denken und vielleicht glauben,
daß die Sicherheitswehr bei uns in Oberschlesien
durchaus benötigt wird, sind in einem schweren Irr­
tum befangen. In ganz Oberschlesien mit Ausnahme
der »Ostdeutschen M orgenpost« ist der W unsch und
die Parole: » F o r t m i t d e r S i c h e r h e i t s w e h r . «
Fast in allen Gemeinden Oberschlesiens wurde in den
Stadtverordnetensitzungen beschlossen, die Sicherheits­
wehr aus Oberschlesien resp. eine neue Polizei zu
gründen, die sich nur aus Oberschlesiern zusammen­
setzt, aus Leuten, die ein Verständnis für diese Sache
haben und mit den hiesigen Verhältnissen eingehend
vertraut sind. Und dieses mus gesehen, wenn dem
Unheil in Oberschlesien vorgebeugt werden soll. Denn
die Sicherheitswehr ist nichts anderes wie verkapptes
Militär aus der Epoche der Junker.
Wie man mit polnischen Bewerbern
umgeht.
Trotz des für das polnische oberschlesische Volk
günstigen Ausfalls der Gemeindewahlen und trotz Gleich­
berechtigung haben die hakatistischen Gewalthaber in den
überwiegend polnischen Gemeinden immer noch die
Macht. Alle zur Besetzung gelangenden Stellen bei
B ehörden werden möglichst mit deulschgesinntcn Be­
werbern b esetzt Bewerber polnischer Ueberzeugung
weist man nicht nur ohne weiteres ab, sondern man
versucht, sie in den abweisenden Antworten zu schika­
nieren.
Ende November 1919 habe ich in Erfahrung ge­
bracht, dass beim Gemeindevorstand in Rosdzin — zu
*/4 poln sch — m ehrere Bürogehilfensieilen zu besetzen
seien Sofort habe ich mich, da ich stellungslos war,
um eine dieser Stellen beworben.
Gleich am nächsten T age erhielt ich dies Bewer­
bungsgesuch mit dem Bem erken zurück, dass die Stehen
bereits besetzt seien.
D a ich am Orte wohne, war mir nicht schwer zu
erfahren, dass die Stellen noch n i c h t besetzt waren.
A ber meine polnische Gesinnung war beim Gemeinde­
vorstand bekannt, deshalb waren die, Stellen schon besetzt.
Ende Januar er. suchte der Gemeindevorstand in
Dom b für sein Steuer- und Rechnungsbüro zwei ältere
in Steuer und Rechnungssachen erfahrene Bürogehilfen.
A uf d esen Gebieten wohl erfahren, habe ich mein Bewerbungsgesueb eingereicht. Prom pt erhielt ich eine
Postkarte nachstehenden Inhalt:
D er Gemeindevorstand.
D om b b. Kattowitz, 2. 2. I920
Ihre Bewerbung um Anstellung in unserer V er­
waltung ist nicht berücksichtigt worden.
Falls Sie Rücksendung der Anlagen ihres Ge­
suches wünschen, wollen S e uns das Rückporto oder
besser einen f r a n k i e r t e n Briefumschlag einsenden.
gez. R o t h e r , Büigermeister.
Dazu ist folgendes zu bem erken: Als mir der H err
Bürgermeister „deutscher Gesinnung1- antwortete, war
noch keine Entscheidung über die Anstellung des
Bürogehilfen gefallen. Im übrigen war der das Steuerund Rechnungsbüro leitende Beamte krank und konnte
auch keine Entscheidung fallen, denn der Büroleiter w rkt
immer bei Anstellung seiner Hilfskräfte mit. A ber ich
nehm e an, nein ich bin überzeugt, dass der Bürger­
meister Erkundigungen bei meiner letzten Dienstbehörde,
welche mich wegen meiner polnischen Ueberzeugung
entlassen hat, eingezogen bat. Die Ablehnung rat daher
zu verstehen. Der Sinn des zweiten Absatzes der A n t­
wort ist geradezu lächerlich.
Es ist mir noch nie in meinem L eben vorgekommen,
das« eine Behörde Rückporto oder einen Freium schlag
zur Rücksendung der Bewerbungsgesuchsanlagen fordert.
*m G egenteil: es ist üblich, dass Porto für Antwort,
auch für ablehnende, sowie für Rücksendung der Anlagen
die Behörde trägt und wurde mir itn Falle der Beifügung
fon Rückpprto stets dasselbe zurückgesandt.
Bei Rücksendung der Anlagen auf Kosten der Ge­
meinde hätte der Gemeindevorstand nur 5 Pfg- m ehr
Ausgabe, denn die Postkarte war mit 15 Pfg. frankiert.
A ber in diesem Sinne und dieser Form hatte man
mir nur geantwortet. Daraus ist deutlich ersichtlich,
dass man mich Polen nur schikanieren wollte. Einem,
der mal polnische F arbe bekannt hat, ist sehr schwer,
fast unm öglich, eine Stelle im Verwaltungsdienst zu er­
halten, ja nicht eine untergeordnete, geschweige erst
eine leitende.
Fortw ährend werden von oberechlesichcn Gemeinden
Beamte gesucht. Eis wird zwar die poln sehe Sprache
verlangt, aber wer wird angestellt?
Entweder rein
deutsche Bewerber oder Renegaten. Bewerber polnischer
U eberzeugung werden stets abgewiesen, mögen sie noch
so tüchtig sein.
Es ist ein Uebel, dass über Bewerbungen die Ge­
m eindevorsteher, welche bei den grösseren Gemeinden
noch die alten sind, allein entscheiden. Die kollegialischen Gemeindevorstände, die sich . in der Mehrheit
aus Polen zusammensetzen, müssten die Vorlegung aller
eingelaufenen Bewerbungsgesuche fordern und die Ent­
scheidung über Anstellung treffen, nicht aber den ha ka­
ustischen O berhäuptern die Entscheidung allein über­
lassen.
Auch müssten Stellenausschreibun­
g e n n i c h t n ur i n d e u t s c h e n , s o n d e m a uch
ln p o l n i s c h e n Z e i t u n g e n e r f o l g e n ,
i
Szyja.
Amtsenthebungen unzuverlässiger Beamten.
Die kurze Regierung „Kapp" fordert unter den Be­
amten und Heeresangehörigen viele Opfer. Glaubten
dieselben doch die Zeit für gekommen, ihre Treue für
das monarchistische, reaktionäre Regiment nicht besser
beweisen zu können, als dass sie sich unverzüglich
Kapp und Genossen zur Verfügung stellten und die
Truppen in blutigen Kämpfen ihre Treue bewiesen. Jetzt,
zu sp ä t folgt das Erwachen von dem Taumel und der
Lohn für die Heldentaten ist oft nicht nur die Entlas­
sung aus Amt und Würden, aber auch noch die An­
klage wegen Hochverrats wird gegen diese Herren an­
hängig gem acht Da wird es manchen Helden geben,
der schon auf der Auslieferungsliste der Entente ge­
standen h a t gegen deren Auslielerung aber künstliche
Proteste veranstaltet wurden. Jetzt werden die eigenen
Landsleute verlangen, dass das Verfahren gegen die
Verbrecher am Volke eingeleitet wird.
Deutschland schüttelt die reaktionären Beamten ab,
wir aber im im Rlebiscitbezirk müssen dieselben noch
weiter dulden. Warum zögern wir mit den Protesten
gegen diese Beamten, welche so rückständig sind, dass
sie die Gleichberechtigung der Bevölkerung nicht aner­
kennen wollen! Kommt man zu einer Behöide und
spricht in seiner Muttersprache zu den Hakatisten, wird
man mindestens mit einem preussischen Anschnauzer
bedacht, wenn nicht gar an die frische Luft befördert.
Darum, liebe Landsleute, sorgen wir alle dafür, immer
und überall nur unsere Muttersprache zu gebrauchen
und alle Fälle an unsere Plebiszitkurmtees zur Kennt­
nisnahme zu bringen, wenn wir unhöflich von unseren
Peinigern, die ja für unser schweres Geld Dienst tun,
behandelt werden. Wenn wir alle derselben Meinung
sind, werden die Herren, wenn sie die Sprache des Vol­
kes nicht verstehen, sich Mühe geben müssen, sie zu
lernen, oder Personen anstellen, welche das Polnische
beherrschen. Wir sind eben zu gutmütig und tun den
Deutschen den Gefallen, deutsch zu sprechen, denn sie
behaupten: wir sind noch in „ D e u t s c h l a n d “. Dieser
Irrtum ist aber sehr gross, denn wir gehören vorläufig
zu keinem Staate bezw. sind keines Landes Untertanen,
sondern Plebiscitbezirksbewohner, die unter dem Schutz
der Entente stehen. Schreibe daher keiner auf den Ge­
suchen nicht Staatsangehörigkeit „Preussen“, sondern
Nation „Pole“, Staatsangehörigkeit „Plebiscitbezirk Ober­
schlesien“. Den Beamten, die sich über solche Bezeich­
nungen empören, können die Ausreiseerlaubnis einholen,
denn etwas weniger Hakatisten und Reaktionäre in un­
serer Gegend könnte uns nur von Nutzen sein. Jetzt
ist es auch Zeit, an die Reform der „Gummiknüppel­
helden* heranzutreten, denn sogar Breslau hat eine Ein­
wohnerwehr gegründet, weil sie diese für sicherer hält.
Wir sind überzeugt, dass eine Polizei aus Oberschlesiern,
mit einem Direktor an der Spitze, weniger kostspielig
und zuverlässiger wäre, als die „Grünen“ mit Major,
Oberst und sehr vielen Lieutenants. Hoffentlich ist die
Zeit der Reform nicht mehr fern.
Respektierung der Briefgeheim nisse
durch deutsche Behörden.
Der Sohn einer mir bekannten Familie, der sich
seit Oktober v. J. in Posen aufhält, dort sein Abiturien­
tenzeugnis erworben bat, schrieb am 20. 12. 1919 an
seine hier wohnenden Eltern einen eingeschriebenen,
durch Eilboten zu bestellenden Brief, welcher aber nicht
angekommen ist; nun wundern sich Eltern sowie Sohn,
dass der Gedankenaustausch durch diesen Brief unter­
blieben. Aus einem späteren Briefe geht hervor, dass
der Brief am 22. 12. 1919 In Posen zur t ost gegeben
wurde. Endlich, genau am 13. 2. 20 erscheint in der
Wohnung der Familie der Briefträger in Gestalt eines
Polizeiwachtmeisters und übergibt ihr einen Brief; doch
wie sah der aus, geöffnet, die Briefmarken, sowie der
Klebezettel „express“ waren abgerissen. Nach genauer
Durchsicht des Briefes war derselbe am 20. 12. 19 ge­
schrieben. am 22. 12. 19 wurde er in Posen zur Post
gegeben, auf der Rückseite des Briefes ist der Postein­
gangsstempel. Glelwitz 26. 12. 10, genau zu sehen. Wo
hat nun der Brief vom 26. 12. 19 bis zum 13. 2 20
gesteckt? Wie kommt der Brief in die Hände der Po­
lizei? Wie kommt es, dass die hohe Polizei von Gleiwitz
den Brief 49 Tage behält? Alles nach deutschem Mu­
ster! Allerdings, es war ja ein „Expressbrief“ und brauchte
für die kurze Strecke vom Postamt Gleiwitz bis zum
Adressaten Gleiwitz die Kleinigkeit von 49 Tagen. Diese
Schnelligkeit übertrifft ja den Rückzug der Deutschen
1914 von Warschau bis zur Grenze, hier brauchten sie
nur etwa 4 Tage, und den Rückzug beinhahe von Paris
bis zum Rhein brachten die Deutschen 1918 gar in 3
Tagen fertig; so etwas bringen die deutschen Maul­
helden eher fertig, denn sie haben Hebung darin und
sind „ausgezeichnete Strategen“. Nachdem Herr Kom­
missar, ein grosser Polenfresser, der sich von den Gleiwitzer Steuerzahlern erhalten lässt und sich bereits ein
Bäuchlein angemästet hat, Anfangs Februar durch die
französische Besatzung eingelocht wurde, wurde höchst­
wahrscheinlich sein Bureauchen einer Revision unter­
zogen und brachten die Besatzungstruppen wohl so
manches ans Tageslicht. Interessant wäre es zu er­
fahren, ob die Polizei das Recht hat, Briefe einzuziehen
und zu behalten.
Wenn die Polizei zu Gleiwitz ein Recht hat, Briefe
von der Post einzuziehen, so warten wir doch ab, bis
die Abstimmung erfolgt und werden wir dann sehen,
ob die Polizei zur Räumung 49 Tage brauchen wird;
ich glaube kaum, es kann sein, dass sie in einem Tage
hinausgeschmissen wird. Es wäre die höchste Zeit,
dass die Kommandantur der französischen Besatzung
die Kandarre in die Hand nähme und die deutschen
Maulhelden in die Wüste Brandenburgs hinausbefördert.
Die Hakatisten freuen sich noch auf die Abstimmung
und geben die Hoffnung nicht auf; aber umsonst, wer
in Oberschlesien hätte noch Lust, die deutsche Knecht­
schaft zu tragen? Hier ist nun die Losung: „Polnisch
wähle ein jeder“.
J. O.
G ewaltehescheidungen bei der
Sicherheitswehr.
Nicht genug, daß der unglückliche Krieg Mann
von Weib und Familie gewaltsam jahrelang ausein­
andertrennte, so ist es heute der Kommandeur Major
Bondick, Sicherheits-Polizei Beuthen, derjenige Richter,
der Beamte (selbstverständlich nur oberschles. Beamte)
ihrer Familie beraubt, indem er einen Ehemann, der
seine Familie hier am Orte hat, wegen eines leichten
dienst!. Vergehens nach einer anderen »Garnisonstadt«
versetzt. W as ein getrenntes Leben, der doppelte
Haushalt bei den jetzigen Verhältnissen bedeutet,
kann dieser Herr einem Unterbeamten nicht nach­
fühlen, denn Herr Bondick hat seine Familie hier,
sein Gehalt ist auch gut bemessen und was kümmern
ihn daher die armen Unterbeamten. Nanu, es sind
doch Vaterlandsleute bei der Sicherheitswehr. Aber
still, nur nicht muxen, sonst geht es auch euch
schlecht. Also zugeben, oder...! Wir möchten nur
an die W orte des Herrn Buchsbaum -Conradi im
Vertretertag Berlin am 14. 1. 20 erinnern: ‘Vertrauens­
leute, die nicht so tanzen, wie die Herren pfeifen,
werden einfach herausgeschmissen«.
Menschen?
Als der Grenzschutz noch in Oberschlesien den
Herrn spielte und seine Bestialität (eine andere Be­
zeichnung gibts dafür nicht) bei jeder Gelegenheit
zeigte, tat die deutsche Regierung nichts zum Schutze
der Oberschlesier. Geduldig mußten wir unser Joch
tragen, bis in den Ententesoldaten der Retter erschien.
Die Noskejanci zogen mit großem Trara ab und be­
glückten nun die Deutschen mit ihrer Gegenwart.
Der Militärputsch gab der Soldateska Gelegenheit, ihre
Brutalität zu zeigen. Selbstverständlich ging sie und
die famose Sicherheitswehr sofort zu den Umstürzlern
über. Ich will mich nur auf die Vorgänge in Breslau
beschränken.
Der Redakteur der »Schlesischen Arbeiterzeitung«
Schottländer wurde am 16. 3. von den Aulocktruppen
verhaftet, abtransportiert und seitdem verschollen
Es besteht dringender Verdacht, daß S. ermordet wur­
de. Schreiber dieser Zeilen kennt S. von der Univer­
sität her als einen ruhigen, idealen Menschen, den
der Idealismus nicht blos auf den Lippen stand. Und
dieser Mensch fiel in die Hand der Mörder. Sie lehr­
ten ihn die deutsche Kultur, die sie uns als etwas
G roßartiges darstellen wollen.
Für eine derartige
Kultur danken wir Oberschlesier. Der Fall S. ent­
spricht dem Fall Niedurny, Stadtrat von Beuthen O.-5,
der wegen seiner polnischen G esinnung vom Grenz­
schutz alias Reichswehr verhaftet und auf dem Trans­
port ermordet wurde. Es wird kaum lange dauern,
und das Märchen von einem Fluchtversuch des S.
wird erscheinen und der sich daraus ergebenden Not­
wendigkeit des W affengebrauchs. (Vergl. den Fall
Liebknecht!)
Der Koch des Hotel Riegner fällte über die Sol­
daten ein scharfes Urteil wegen der sinnlosen Schies­
serei auf der Schweidnitzerstraße. Am Freitag Nach­
mittag wurde er von 8 Soldaten verhaftet und a b e n is
hörte man, daß er auf dem Palaisplatz erschossen
aufgefunden worden sei. Nach diesem System arbeitete
der Grenzschutz in Oberschlesien, jetzt in Deutsch­
land. An seinem eigenen Leid wird der deutsche
Bürger und Arbeiter ermessen können, was die Ober­
schlesier von diesen »Beschützern« zu erdulden hatten.
EinOberachleaier.
Der Kummer um andere.
W e r in den letzten T agen die B erichte in den
Zeitungen verfolgte und die Liste der vielen Toten,
die ihr Leben der Revolution lassen m ussten, be­
trachtete, ausserdem auch noch die vielen W erte,
die der Vernichtung anheimgefallen w aren, m usste
annehm en, dass die Deutschen in sich gehen und
sich bessern w ürden. Aber w eit gefehlt; wie immer
so auch jetzt, wollen sie die Augen von den E reignis­
sen im eigenem Lande ablenken, indem sie m öglichst
viel vom Auslande erzählen. Da haben denn die
Lügenfabriken vollauf zu tun, um möglichst schau­
rige Ereignisse zu erfinden, die den Leser in Span­
nung erhalten. Das beliebteste Them a sind die Bol­
schew isten. Einmal haben dieselben Minsk erobert,
dann w ieder W ilna; und am M ontag berichtete so­
gar schon die »Breslauer Zeitung«, dass die rote G ar­
de der B olschew isten bereits den Südosten von Lem­
berg in Besitz genommen hat. (D er Einsender der
»B reslauer Ztg.« schrieb an den Rand dieser Sen­
sationsm eldung: Der Schreiber w ar jedenfalls be­
trunken). Die »Bresl. Ztg.« schreibt auch noch, dass
der ganze O sten der roten G arde zum O pfer fallen
w ürde, falls die R eichsw ehr aufgelöst w erden sollte,
denn dann w ürde Schlesien von ungezügelten Scha­
ren um herstreifender M arodeure v erw ü stet w erden.
Also Deutschland schreibt von dem B olschew ism us
in Polen, freut sich im Stillen, dass derselbe auch
auf andere Länder übergreift, aber die bolschew isti­
schen Kämpfe im deutschen Reiche w erden beschö­
nigt. Die Millionen in Gold, welche s. Z. für die
russ. B olschew isten von Deutschland gezahlt w or­
den sind, um dieselben zu einem W üten gegen Po­
len zu dringen, haben ihre W irkung erzielt, aber das
S ch w ert w ar zw eischneidig und die G eister, die
Deutschland rief, w ird es nicht m ehr los. W ährend
in all den Städten Polens, von denen D eutschland
schreibt, dass dort die Bolschew iken hausen, voll­
ständige Ruhe herrscht, w ird D eutschland in seinem
Reiche noch lange mit den B olschew isten zu
kämpfen haben, auch dann noch, w enn Polen längst
zum blühenden S taat gew orden ist, w elcher durch
den Reichtum der Erde (Kohle, Erze, Nafta), durch
seinen Export, nötige Rohstoffe für seine Industrie in
Hülle und Fülle erhält. Denn nur die Ausfuhr von
L andesprodukten kann die Einfuhr unbedingt nöti­
ger W aren regeln, w as den W ohlstand des Landes
auf eine hohe Stufe bringt.
Doppelte Moral,
Bekanntlich hat General Lüttwitz der rußischen
Sowjetarmee einen Bündnisantrag gegen Polen ge­
macht, um gemeinsam über Polen herzufallen. Der­
selbe General hat auch kurz vor dem Kapp’schen
Putsch vom Reichspräsidenten Ebert die Vorbereitung
des Revanchekrieges gefordert.
Wir Oberschlesier
wissen, wie in den letzten W ochen von alldeutscher
Seite vielsagende Redensarten über die bevorstehende
Ueherrumpelung Polens durch den Bolschewismus
geführt wurden. Aber es kam anders, als es sich die
begeisternden Anhänger des Kapp’schen Putsches vor­
gestellt hatten. Uns interessiert hierbei nur die dop­
pelte deutsche Moral, mit der die unentw egten All­
deutschen das alte Vaterland retten wollen. Offenbar
wissen die Vernichter Polens kein anderes Mittel, als
den Bolschewismus, der sie zum Ziele führen soll.
Daß diese Patrioten bei dem Spiel mit dem Feuer das
eigene Haus angezündet haben, scheint ihnen jetzt
allmählich aufzudämmern. Die »Ostd. M orgenpost«,
die aus Anlaß der Regierungsübernahme durch Kapp
ihre helle Freude äußerte, schreibt jetzt in einem Ar­
tikel: »Der Anfang vom Ende«: Bolschewismus heißt
die Vernichtung von Besitz und Bildung. Der Bol­
schewismus will die bestehende politische, wirtschaft­
liche und kulturelle W eltordnung vollständig in Trüm­
mer legen um auf diesen Trümmern eine neue Welt,
nämlich die bolschewistische aufbauen zu können. —
Diesen Feinden der menschlichen Gesellschaft hat
Luddendorf ein Bündnis gegen die verhaßten Polen
angeboten. Wie nennt man einen Menschen, der mit
Hilfe solch verwerflicher Mittel den Nachbarn schaden
will? Es ist wohl nicht zu viel gesagt, wen wir diese
Handlungsweise verbrecherisch nennen. Mit anderer)
Worten, die Alldeutschen wollen auf verbrecherische
W eise ihr Vaterland retten. Welche Moral! Nicht
wieder aufbauen wollen sie ihr zerstörtes Land, nicht
wieder gutmachen wollen sie ihre Schuld und nicht
einsehen ihre Fehler, sondern mit der Stirn eines
Kain versuchen sie weiter Böses auf Böses zu häufen.
Jetzt, w o die brennenden Balken ihres eigenen Ge­
bäudes über ihnen zusammenbrechen, sprechen sie
von der Gefahr des Bolschewismus! O diese Doppel­
züngigkeit! Ihr Ruf: Der Bolschewismus komme über
uns! trägt seine Früchte. Diese Heuchler glaubten in
ihrem Wahn, daß der Brand, den sie entfachten, wohl
Polen, Frankreich und die übrigen Ententeländer ver­
nichten würde, ohne Deutschland selbst zu schaden.
Mit solchenen holchewistischen Mätzchen soll dar
der verlorene Krieg w iedergewonnen werden. Nach­
dem sich die Folgen der Koketterie mit dem Bolsche­
wismus im eigenen Stock gerächt gerächt haben, ruft
die »Ostd. Morgenpost« nach dem Schutz der bürgerchen Gesellschaft. Bis jetzt hat sich die Befolgung
der doppelten Moral stets an den sie praktizierenden
Schlaumeiern selbst gerächt, so auch jetzt an den
Bezwingern der Entente vermittels des Bolschewismus.
Verschieden© Mitteilungen.
M itteilung für die P re sse .
G ew issenlose Geschäftsleute haben sich beim
Eintreffen der Interalliierten Besatzungstruppen schein­
bar eingebildet, daß die Zeit gekommen sei, ihr Schiebertum zügellos zu betreiben.
Um die plötzlich entstandene Verteuerung zu er­
klären, haben sie behauptet, daß die Interalliierten Be­
satzungstruppen alles aufkaufen, während in der Tat
die Neuangekomm enen unter diesen Verhältnissen am
meisten zu leiden hatten.
Die die Regierungs- und Plebiszitkommission ihr
fu n und Treiben stets aufs schärfste beobachtet hat,
sind ihr die eigentlichen Gründe für die gesetzwidrige
Teuerung wohl bekannt, welche seit einem Monat
die verschiedenen Bedarfsartikel, hauptsächlich aber
die Eßw aren trifft.
Es ist ihr nicht entgangen, daß ein besonderes
Publikum, immer dasselbe, unter dieser Verteuerung
ganz besonders zu leiden hat, daß anderseits die hab­
gierigen Geschäftsleute ihre Freunde und M itgenossen
zu schonen verstehen.
Die Interalliierte Regierungs- und Plebiszitkom­
mission ist fest entschlossen, diese anstoßerregenden
Handlungen nicht weiter zu dulden.
Der Preisteigerung soll durch geeignete, von der
Kommission zutreffende M aßnahmen Einhalt getan
werden, und die Schuldigen werden gnadenlos
verfolgt.
Beförderung beim Militär.
Von geschätzter Seite wird uns die Abschrift
eines Schreibens des Amtsvorstehers von Kujan zur
Verfügung gestellt, welches über die Befähigung zur
Beförderung genaue Auskunft gibt. W ir brachten in
unserem »Weißen Adler« vom 14. März 1920 den
Ministerialerlaß. Die Auskuft hat folgenden W ortlaut:
DerN nm77V?/10eher
K u j a n O.-S., 19. Mai 1910.
Urschriftlich dem königl. Landrat Neustadt O.-S.
Militaria.
Mit d e m 1Bericht gehorsam st zurückgereicht, daß
der Gefreite der Res. Ludwig Gorek aus Rosenberg
nicht bestraft, nachteiliges über denselben nicht be­
kannt is t Derselbe gehört weder der sozialdemokra­
tischen, anarchistischen, noch der goßpolnischen Par­
tei an. N a c h A n g a b e d e s G e m e i n d e v o r ­
s t a n d e s s o l l er j e d o c h v e r d ä c h t i g s e i n ,
früher der großpolnischen Partei ange­
hört zu haben.
I. V. H e n t s c h e l .
S t r e i f li c h t e r .
„V on und z u “.
An der Tagesordnung steht heutzutage nur die
Politik. W ahrhaftig; Unsere Kinder müßen alle ein­
mal große Poliker werden. Denn auch sie verfolgen
doch die politischen Geschichten. Das ist eigentlich
ganz gut und auch erforderlich. Hat man denn nicht
genügend geschimpft, daß Deutschland schlechte Di­
plomaten besitzt? Speziell während des Krieges konn­
te man folgendes hören: »Deutschlands Diplomaten
sind keine Kaufleute«. In England sind diese Her­
ren alle kaufmännisch vorgebildet! Na, an dieser
Vorbildung dürfte es heute einem jeden auch in
Deutschland nicht fehlen. Denn das Schieben (das
sogenannte Verkaufen) hat in der letzten Vergangen­
heit der Dümmste gelernt. Nun m üßte man doch
denken, daß Deutschlands Volk durch den Krieg in
dieser Hinsicht zur Besinnung gekommen wäre und
nun in der Wahl von Ministern pp. etwas vorsichti­
ger sein wird. Aber dem ist nicht so. Der jüngste
Regierungsum sturz hat es gezeigt, daß man als Diplo­
maten keine Kaufleute (Schieber) auserwählt hat, son­
dern man greift wieder nach dem alten verrosteten
Säbel und der Reitpeitsche. Das Säbelnrasseln greift
Bill i g e s
Brot
wieder um sich. W ie lange wird es dauern und
dasselbe Blutbad, wenn nicht im größeren Umfange,
wird durch diese Junker angerichtet wie einstmal vor
dem Jahre 1914. Wie schön klingen die Namen der
Herren Präsidenten, Ministern u. dergl. Von und zu
Kesselbach, Fresselbach usw. Nie und nimmermehr,
w enigstens kaum vor 50 Jahren kommt Deutschland
einmal zur Ruhe und O rdnung. W ohlbekannt ist es,
daß dieses Volk nur von Lug und Trug regiert w or­
den sei. Das ganze deutsche Reich ist heute nichts
anderes, als ein Bindfaden, welcher durch kreuz und
quer einige Hundertmal durcheinander gebunden ist
und keiner ist imstande diesen Knoten aufzulösen.
Die Junker vermögen dieses am allerwenigsten. W er
kennt diese Herren nicht? Erinnert Euch an die Zeit
vor und auch während des Krieges? Da darf man
wohl keine W orte darüber verlieren. Darum besinne
Dich, Du oberschlesisches Volk! W illst Du etwa
wieder von dem Herrn von und zu pp. regiert wer­
den? Willst Du weiter als Bürger II. Klasse betrach­
tet w erden? Willst Du weiter unter diesem Joch lei­
den? Nein und abermals nein. Unsere Stunde hat
bald geschlagen. Dann kein Zögern mehr, sondern
nur zwei Worte, zwei W orte aus dem Herzen, w o
noch unseres polnisches Blut fließt
»Für Polen!«
D ie L eibw ach e der H a k a tlste n .
Polnische Oberschlesier! W er nach der Revolu­
tion im Laurahütter Patentrohrenwerk gearbeitet hat
oder noch arbeitet, der wird gemerkt haben, was dort
noch für Leibwachen aus ehemaligen Grenzschutz­
truppen, Aufsehern und Arbeiterräten bestehen. Sie
sind alle »Deutsch« und heißen den Namen nach,
Sedlaczek, Wydra, Pisarek, Dziemba, Baingow u. s. w.
also sehr unauffällig, doch merkt mans, daß sie von
Polens Erde sind und z »Górnego Śląska« stammen.
Da ich den »Weißen-Adler« vom 1. Jahrgang und
1. Nummer lese und verbreite, so habe ich sehr viele
Feinde und wurde als Pole erkannt. Einer von der
Leibwache erdreistete sich und sagte mir: »Ihr Polen,
wir werden euch noch kriegen! Es dauert nicht lan­
ge!« Der und die anderen der Leibwache verfolgen
uns wohl deswegen, weil sie Deutsche sind, aber am
Namen und Dialekt erkennbar, daß es Oberschlesier
sind und trotzdem Aufseher, Arbeiterrat und Arbeiter­
ratmitglied betitelt werden. Als der erste polnische
Umzug durch Laurahütte stattfand, so fehlte ich auch
nicht an dessen Spitze. Da mich verschiedene deutsch
Gesinnte gesehen haben, so wurde ich am nächsten
Tage schikaniert. Ein ehemaliger Grenzschutz wurde
ausgesucht, der auf meine Stelle lauerte, wie ein Teu­
fel auf die Seele. Und richtig ging auch die D rohung
der Leibwache ln Erfüllung; der Grenzschutz kam auf
meine Stelle, die Deutschen waren frecher als je. So
hatte ich das zweifelhafte »Glück« mit einem Hakatisten, einem Inspektor, in W ortwechsel zu kom­
men. Als er mir sagte: »W as denken Sie, mit wem
Sie reden und wer ich bin??«
Na was w ürdest Du, lieber Leser, wohl machen?
lachen; ich aber gab ihm zur Antwort: »Kerl bist
du verrückt oder fehlt dir sonst ’was?« Für die Ant­
wort alarmierte der Herr seine Leibwache und ich
mußte machen, daß ich verschwand, sonst hätte ich
deutsche Kultur zu spüren bekommen. Nach ca. einer
viertel Stunde kam eine 5 Mann starke Leibwache
unter Führung des betreffenden Herrn und stellten
meinen Namen fest. Nach Feststellung wurden mei­
ne Papiere geprüft, ach ich Unglücklicher! Die Pa­
piere haben verraten, daß ich Richter heiße, in Ober­
schlesien geboren; auch wurde ich als Groß-Pole
erkannt. Nun gab es keine Rettung mehr.' Erst w ur­
de ich vor den Richterstuhl gerufen und mit den
W orten: »Sie müßen Papiere nehmen, ob Sie wollen
oder nicht«, verurteilt, der Arbeiterrat hat beschlossen.
Da wir Polen zur damaligen Zeit ohne jeden Schutz
waren und der Grenzschutz sämtliche Straßen und
Türen in Laurahütte besetzt hatte und alle paar Minu­
ten schoß, blieb mir nichts anderes übrig als mich
Vor der Steuererhöhung, trotz Goldzolls offeriere
Rauch-Tabak
erhält man durch
Selbstbacken mit Java- und Brasil, Mitteischnitt, pro Pfd. 28.00 M.
„
„
„
H. Qualität
„
„ 25.50 „
W a l-B W .
in Postkolli ä 17 Pfd. netto franko Wertnachn.,
größere Posten billiger, Vorauszahlung 2°/o Skonto
l-u.2-etagig, sofort Z ig a rre n , rein. Tabak, v. 550 M. bis 720 p. Mille
lieferbar, braucht d to . rein Überse-Tab. „ 790 „ „ 1800 „ „
w enig Raum und Z igarillos,
„
„ 480 „ ..
690„ „
Brennmaterial An­ Gold-Flake, Old-Monk engl. Zigaret. 440 „ „
erkannt best. Fabr. Zigarettentabak Shag — Deutsche Zigaretten billig
Zu vielen Taus, im Gebrauch. Man verl. Prosp. W ilh elm N o g a , Tabakfabrik u. Großhandlung
B reslau , M oltkestrasse 2.
HansüaMn Q
D1-
von den Herren zu entfernen. Ich sagte ihnen noch:
»Ich gehe gern, aber es kommt noch eine Zeit, dann
rechnen wir ab«. Ich will noch bemerken, daß seit
die französische Besatzung ist, ich mich sehr erholt
und noch nicht verhungert bin, trotz Entlassung durch
Herrn Nowak und Arbeiterrat.
Zum Schluß grüße ich noch alle von der Leib­
wache; s:e sollen ihre Namen ändern und mehr deutsch
sprechen, denn ich lebe noch und werde sie stets den
Deutschen empfehlen. Wie mir, ging es auch ande­
ren polnisch Gesinnten. Für die Leibwache habe ich
nur eine Medizin und die heißt: »W ynoś się!«
Richter.
Briefe.
Lieber »W eisser Adler!«
Bitte folgenden Brief zu veröffentlichen. Viel zu
wünschen übrig bleibt an der Dorfschule zu P aprotzan. In den ersten Tagen des Monats März trat
hier eine neue Kraft, die als Lehrer w irken soll, an.
Natürlich ist diese Lehrkraft eine reine Giftquelle
für unsere Jugend, denn eben kommt mein Mädel
aus der Schule mit einem neuen Beweis deutscher
Kultur. Gleichberechtigung w urde uns versprochen
und so halten die »treuen« Deutschen ihr Wort.
»Ihr verdam m ten Polaken. Könnt ihr nicht gut
deutsch sprechen« drückte sich dieser Flaggenpatriiot, H err Pyttel, aus- Auch schon vorher w ur­
den deutsche Impfungen durch H errn Leszczyk vor­
genommen. So z. B. wurden verlangt: Polnische
Abzeichen, die die Nationalfarben der Entente trugen
und endlich auch das Lied »Deutschland, Deutsch­
land über alles«. Natürlich w urde dieses Lied von
unseren Kleinen nicht angestimmt. Gott sei Dank,
dass unsere Jugend soweit fühlt! Die obengenann­
ten W orte drangen wie Dolchstiche in unser Herz
und wie sollen w ir dies dulden, dass die Milch der
kindlichen Unschuld unserer Jugend mit deutschen
Drachengift gemengt w ird? Wie lange noch — w a­
rum — haben w ir denn keine Rechte? So du
»W eisser Adler«, der du polnisch denkst und fühlst,
wollest unseren polnischen Brüdern mitteilen, dass
die »Germanenperle«, die unsere Sache m it W ehmut
verekelt, unterwiesen wird.
Einige Beobachter aus Paprotzan*
A n u n s e r e L e s e r!
W egen der erneuten Steigerung der Produktions­
kosten im Zeitungsgewerbe, sehen auch wir uns
genötigt, den Bezugspreis für den »W eißen Adler«
um eine Kleinigkeit zu erhöhen.
Der »Weiße Adler« kostet ab 1. April vierteljähr­
lich, durch die Post bezogen 4.50 Mk., mit Abtrag
4 .80 Mk. Das Einzelexemplar kostet 3.0 Pfg.
W ir bitten unsere verehrl. Leser um Nachsicht und
hoffen, daß sie ihrem »W eißen Adler« auch fernerhin
die Treue wahren werden, und daß der »Weiße Adler«
auch im neuen Quartal durch Beitritt vieler, neuer
Abonnenten in seinem Kampf um die W ahrheit
unterstützt wird.
Die nächste Nummer des „WeissenAdiers“ wird am D o n n e r s t a g versandt,
w orauf wir die Abholer besonders auf<
merksam machen.
D ie G e s c h ä f t s s t e l l e .
Verlag „Der Weisse Adler” in Oppeln. — Druck der
„Gazeta Opolska” . — Verantwortlicher Redakteur i. V.
J. Wieczorek. — Geschäftsstelle für den Vertrieb und
Anzeigen: St. Weber, Beuthen OS., Kurfürstenstr. 19,
loiiFiia! BfflfSe! de laulo-SIlesie SchneiderMehrere
G a z e ta u rz ę d o w a
G ó rn e g o - Ś lą s k a .
A m t s b l a t t fü r
O b e r-S c h le s ie n .
Gesellen
finden dauernde Arbeit,
W ir haben den Verkauf dieses Ver­ bei hohen Verdienst.
Einstellung sofort.
ordnungsblattes übernommen.
Gegen
FFBM I H M ,
Einsendung von 0,30 Mark zu beziehen
durch die „ G a z e ta O p o ls k a “, O p p e ln ,
Schneidermeister.
F a c h 43. P o s t s c h e c k k o n t o B r e s ­ S ch opp initz (Oberschi).
H.E$SHGP, epsiB■stittzilielFäii'li’tiiiFtraoa^rtiihiBBió^dr^^ Femspr. Ohle 621 u. 623. Postscheckkonto Breslau 23245.
Schulstrasse 42.
la u 8543.
Frankenstein (Schles.)
Telefon 212.
En gros
Händler aufgepasst!
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