Das Ende der 1. Panzerarmee - Mai 1945 / Mährischer Raum

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Das Ende der 1. Panzerarmee - Mai 1945 / Mährischer Raum
Das Ende der 1. Panzerarmee - Mai 1945 / Mährischer Raum
Lage und Truppe
Anfang Mai verlief die Front der 1. Panzerarmee im Rahmen der Heeresgrupe Mitte (Gfm.
Schörner) von südwestlich Brünn im allgemein nördlicher Richtung etwa bis in die Gegend
Böhm. Trübau. Rechter Nachbar war die 8. Armee (General Kreysing) der Heeresgruppe Süd
(Generaloberst Dr. Rendulic), linker Nachbar die 17. Armee (General T. Hasse † 9. 5. 45).
Dem Oberkommando der 1. Panzerarmee unterstanden f o l g e n d e K o r p s (von Süden
nach Norden gesehen) mit insgesamt 28 ausgebrannten Frontdivisionen:
XXIV. Pz.-Korps (General Hartmann)
XXIX. A. K. (General Röpke, verwundet, Vertreter Generalleutnant Philipp)
LXXII. A. K. (Generalleutnant Schmidt-Hammer)
LIX. A. K. (Generalleutnant Sieler)
XI. A. K. (Generalleutnant Dr. Hohn),
ferner das XLIX. Gebirgskorps, das auf Befehl der Heeresgruppe weit zurück zum Schutz des
Mährisch-Ostrauer Industriegebietes eingesetzt gewesen war und sich zur Zeit mit großen
Schwierigkeiten unter der tatkräftigen Führung seines Kommandierenden Generals von le
Suire († 1955 in russischer Gefangenschaft) zurückzukämpfen im Begriff war.
Die V e r p f l e g u n g s s t ä r k e der Panzerarmee betrug trotz aller Ausfälle infolge der
monatelangen erbitterten, aber erfolgreichen Abwehrkämpfe und daher sehr geringer
Gefechtsstärken immer noch zirka 400 000 Mann.
Der Z u s t a n d d e r D i v i s i o n e n war in Anbetracht der schwierigen Gesamtlage noch
immer als gut zu bezeichnen, die Front zusammenhängend, die Führung gesichert, der
Kampfwille nicht gebrochen, die Ordnung im rückwärtigen Gebiet dank straffer Disziplin gut.
Fälle von Desertion oder Überlaufen waren prozentual äußerst gering, da alle Soldaten
wußten, daß in dieser kritischen Endphase des Krieges, der nicht mehr zu gewinnnen war, nur
ein Zusammenhalten bis zum äußersten den Einzelnen wie die Gesamtheit vor dem Tode oder
vor der Zwangsarbeit in Sibirien retten konnte. In diesem Sinne hatte sich der ArmeeOberbefehlshaber bereits am 20. April ganz offen vor dem versammelten Personal des
Armeestabes und noch am selben Tage vor einem Lehrgang für Truppen-N.S.F.O. in Frydek
bei Mährisch Ostrau geäußert, wo das Oberkommando untergebracht war.
Die T r u p p e n v e r s o r g u n g war knapp, bis auf Sondermunition (vor allem
Panzermunition) und Betriebsstoff aber ausreichend, obwohl bei den ständigen
Ausweichbewegungen der letzten Wochen große und wertvolle Bestände verlorengegangen
waren.
Die t s c h e c h i s c h e n E i s e n b a h n e n waren fast bis zum letzten Tage in Betrieb und
beförderten deutsche Verbände dorthin, wo ihr Einsatz notwendig wurde. So wurde z. B. die
8. Panzerdivision unter Generalmajor Hax noch am 5. Mai mit Teilen im Raum von Ölmütz
verladen.
Die t s c h e c h i s c h e W i d e r s t a n d s b e w e g u n g trat bis zum 9. Mai kaum in
Erscheinung; sie stellte keinerlei Behinderung für die Truppe dar.
Mit dem von Westen her vorgehenden A m e r i k a n e r bestand keinerlei Verbindung. Er
schien an der alten bayrisch-tschechischen Landesgrenze vor den schwachen Verbänden der
7. deutschen Armee stehen bleiben zu wollen, so daß der Rücken der Heeresgruppe Mitte und
damit auch der 1. Panzerarmee zunächst nicht unmittelbar bedroht war. Angeblich sollte sich
ein US-Verbindungsoffizier bei der südlich benachbarten Heeresgruppe Rendulic aufhalten,
um, wie man hoffte, eine allgemeine Beendigung der Kämpfe zu vereinbaren, da die
Gesamtkriegslage aussichtslos war und gebieterisch einen baldigen Waffenstillstand forderte.
An eine bedingungslose Kapitulation – noch dazu mit Übergabe an die Russen – glaubte
jedoch zu diesem Zeitpunkt praktisch wohl niemand.
Der Russe griff bei Brünn und über Olmütz mit erheblich überlegenen Kräften an, konnte aber
bei den sich stets erneut bewährenden Divisionen keinen Durchbruch erzielen, so daß die von
der Heeresgruppe befohlenen Absetzbewegungen in Richtung auf die amerikanische Front im
allgemeinen, planmäßig durchgeführt wurden. Seine Absicht – offensichtlich ein schneller
Durchstoß auf der Naht der Heeresgruppen über Brünn, Iglau auf Prag in den Rücken der
Heeresgruppe Schörner, der militärisch und politisch von außerordentlicher Tragweite
gewesen wäre – mißlang bis zum letzten Kampftag trotz aller sich im Lauf der Kämpfe
ständig ergebenden Spannungen und Krisen.
Auftrag und Aufgaben der Armee
Wenn einerseits für die Armeeführung und die unterstellten Truppen der Befehl der
Heeresgruppe als solcher genügen mußte, um die der Armee gestellte Aufgabe der
Verteidigung gegen den sowjetischen Angreifer nach bestem Können durchzuführen, so
veranlaßte andererseits auch der Zwang der Lage wohl jeden Soldaten, bis zum bitteren Ende
durchzuhalten und seine Pflicht zu tun.
Da waren zunächst die Hunderttausende von schlesischen und sudetendeutschen Flüchtlingen
zu Fuß und auf Pferdewagen, die alle Straßen belegten und deren Abschieben nach dem
Westen zur Rettung vor den sowjetrussischen Siegern auf Grund der traurigen Erfahrungen
der letzten Jahre eine verpflichtende Selbstverständlichkeit war.
In ähnlicher Weise durfte man die im mittelschlesischen Raum zur Zeit noch weit zurück
gestaffelte Mitte der 17. Armee ihrem Schicksal nicht allein überlassen, sondern mußte
verhalten, bis sie herangekommen war.
Ferner kam es darauf an, weiteres deutsches Land und deutsche Menschen im bayerischen
Raum vor dem Einbruch sowjetischer Armeen zu bewahren, was den Divisionen der 1.
Panzerarmee unter eigener Aufopferung ostwärts der Moldau gelungen ist.
Schließlich sollte die eigene Armee vor sowjetrussischer Gefangenschaft und Zwangsarbeit
gerettet werden. Das alles war nur dann möglich, wenn der russischen Überlegenheit an
Menschen und Material solange erfolgreich Widerstand geleistet wurde, bis mit den
Amerikanern ein Waffenstillstand unter den bisher zwischen militärischen Führern üblichen
völkerrechtlichen Gepflogenheiten abgeschlossen werden konnte, der sich dann auch auf den
russischen Angreifer auswirken mußte.
Darüber hinaus wurde von der Heeresgruppe Mitte oder von höherer Stelle erwogen, Böhmen
und Mähren mit seinen industriellen Anlagen aller Art gewissermaßen als autarkes F e s t u n
g s r e d u i t zu halten. Wohl aus dieser Überlegung heraus wurde die Armeeführung
irrtümlicherweise dahingehend unterrichtet, daß die neu gebildete Reichsregierung nach Prag
übersiedeln werde. Eine gewisse Rolle mag dabei auch die vage politische Hoffnung auf eine
bereits damals zu bildende gemeinsame Front mit den Westmächten gegen den
Bolschewismus gespielt haben.
Die dramatische Entwicklung
Da die Nachrichten sich in den letzten Tagen des Krieges überschlugen und widersprachen,
und die Heeresgruppe das Thema des Waffenstillstandes vielleicht am Fernsprecher nicht
erörtern wollte, war der Armeeführer über die inzwischen angelaufenen Besprechungen
zwischen dem Oberkommando der Wehrmacht und den Alliierten nicht im Bilde. Daß sich in
dieser Beziehung etwas anbahnte, war aus den abgehörten Funkberichten zu entnehmen.
Tatsachen waren daraus aber nicht zu ersehen. Etwa am 4. Mai hatte die Heeresgruppe eine
Absetzbewegung auf weite Sicht angeordnet, welche die Armee hinhaltend kämpfend bis zum
16. Mai in den Bereich der US-Truppen führen sollte – eine Lösung, die vernünftig erschien.
Am 6. oder 7. Mai traf ein neuer Befehl ein, der neue Marschziele mit außergewöhnlichen
Marschleistungen angab, die für die Infanterie-Divisionen nicht erreichbar waren. Deutlich
war das Bestreben zu erkennen, sich nunmehr in letzter Minute vom Russen abzusetzen,
nachdem die bisherigen Verhandlungen irgendwie gescheitert zu sein schienen. Ein Hinweis
auf den unmittelbar bevorstehenden Waffenstillstand oder gar die „unkonditional surrender“
(„bedingungslose Kapitulation“) wurde jedoch wiederum nicht gegeben – wahrscheinlich aus
der Befürchtung heraus, damit eine „unorganisierte Massenflucht“ auszulösen, in welche der
kampfbereite Gegner ohne Risiko, dagegen aber mit furchtbaren Verlusten für die eigenen
Truppen hineinstoßen könnte. Am selben Tage bat der Kommandierende General der in der
Marschbewegung der 1. Panzerarmee eingegliederten ungarischen Divisionen angesichts der
weiträumigen deutschen Rückzugsbewegungen bis zur bayerischen Grenze mit Tränen in den
Augen um Entlassung seiner Verbände aus der 1. Panzerarmee. Er hätte sich schweren
Herzens entschlossen, die nachdrückenden Russen an Ort und Stelle zu erwarten, um zu
kapitulieren. Vom Armeeführer wurde dies aus Gründen der Zweckmäßigkeit genehmigt.
Um aber in dieser äußerst kritischen und gerüchteerfüllten Lage die Moral der eigenen
Truppen zu stützen, die durch den neuen scheinbar überstürzten Rückzugsbefehl der
Heeresgruppe sowie durch das Abspringen der Ungarn ungünstig beeinflußt werden konnte,
ordnete der Armeeführer am 7. Mai den Abwurf von Flugblättern für den 8. Mai mit etwa
folgendem, heute geradezu grotesk anmutenden Inhalt an, den er auf Grund seiner damaligen
Unterrichtung für richtig hielt:
„1. Dönitz kommt nach Prag!
2. Schörner führt uns nach Hause!
3. Kapitulation kommt nicht in Frage!“
Man sieht, daß selbst in den höchsten Führungsstellen über Absicht und Ziele bis zum letzten
Kampftage Unklarheit herrschte, denn alle drei Punkte waren bereits zum Zeitpunkt ihrer
Niederschrift am 7. Mai mittags durch die dramatische Entwicklung der Ereignisse überholt
bzw. falsch und natürlich erst recht am 8. Mai, als die Flugblätter über den Straßen der nach
Westen marschierenden Divisionen abgeworfen wurden, während der Befehl zur Kapitulation
bereits unterwegs war!
Am Abend dieses spannungsreichen und die Nerven aller verantwortlichen Führer bis zum
Zerreißen beanspruchenden 7. Mai ging bei dem Oberkommando der 1. Panzerarmee der
Befehl ein, den Ersten Generalstabsoffizier zur Entgegennahme eines wichtigen Befehls am 8.
Mai um 10.00 Uhr zum Heeresgruppenkommando zu entsenden. Etwa um 22.00 Uhr fand
dann noch ein Ferngespräch zwischen den Oberbefehlshabern der Heeresgruppe und der 1.
Panzerarmee sowie ihren Chefs der Generalstäbe statt, aus dem sich aber – wohl aus den
bereits erwähnten Gründen der Tarnung – keine präzisen Angaben entnehmen ließen außer
dem bekannten Umstand, daß in absehbarer Zeit mit Beendigung der Kampfhandlungen zu
rechnen sei. Eine Tatsache, die auf Grund der Gesamtlage begrüßt werden mußte.
Etwa um die Mittagszeit des 8. Mai kehrte der Armee-Ia, Oberstleutnant i.G Sauerbruch, im
Flugzeug mit 2 Befehlen der Heeresgruppe Mitte zurück. Der erste Befehl – schriftlich –
enthielt die auf Grund der bisherigen Erörterungen völlig überraschend kommende Weisung z
u r s o f o r t i g e n b e d i n g u n g s l o s e n K a p i t u l a t i o n vor den Russen noch heute
nacht um 0.01 Uhr! Der zweite – mündlich – war ein Zusatzbefehl der Heeresgruppe, die von
der dramatischen Zuspitzung der Dinge genau so überrascht war wie die Führung der 1.
Panzerarmee und sich politisch überspielt fühlte.
Während die Kapitulationsbedingungen „Stehenbleiben“ forderten und das Zerstören der
Waffen verboten, sah der Zusatzbefehl Schörners vor, eine „Massenflucht nach Westen“ zu
organisieren, um möglichst viele deutsche Menschen dem Zugriff des Ostens zu entziehen.
Ein Fortsetzen des Kampfes wurde für die Armee von keiner Stelle angeordnet, da eine solche
Absicht militärisch hoffnungslos und damit sinnlos gewesen wäre.
Dank vorausschauender Maßnahmen des Chefs des Armeestabes (Oberst i.G. Freiherr v.
Weitershausen) gelang es, die entsprechenden Armeebefehle im Laufe des Nachmittags bis
zur Front durchzubringen. Wie weit sie sich praktisch auswirkten, konnte nicht festgestellt
werden; große Teile der kämpfenden Truppe sind trotzdem in russische Hand gefallen, da die
Entfernung zur amerikanischen Front an der Moldau weit war. Außerdem war eine
weitausholende Umfassung durch die Russen aus dem allgemeinen Raum nordwestlich Wien
über die bisherige Front der südlich anschließenden Heeresgruppe Rendulic in den tiefen
Rücken der 1. Panzerarmee bereits im Anlaufen. Zu gleicher Zeit loderte nunmehr auch die
bisher nur schwelende tschechische Widerstandsbewegung zur hellen Flamme empor, sperrte
die Wege und Straßen und bekämpfte die deutschen Ausbruchsversuche mit allen verfügbaren
Mitteln.
Schicksale einzelner Verbände sind bekannt. So brach die 16. Panzer-Division in 3 Gruppen
auf. Eine wurde von russischen Verbänden gestellt und im Kampf aufgerieben. Die beiden
anderen erreichten die amerikanischen Linien, wo die eine als US-Kriegsgefangene
übernommen, während die andere geschlossen den Russen übergeben wurde, soweit nicht
einzelne Männer erneut flüchten konnten.
Von der 8. Panzer-Division stießen Teile des Panzer-Regiments 10 auf der Straße von Iglau
nach Prag auf russische Kräfte, denen man in kleinen „Fluchtgruppen“ zu 1 Führer und 10
Mann ausweichen konnte, während Teile der Aufklärungsabteilung derselben PanzerDivision, die noch über Panzer-Spähwagen verfügten, zur Übergabe gezwungen wurden. Die
Masse dieser Division geriet jedoch in russische Gefangenschaft, darunter ihr Kommandeur,
der erst 1955 zurückkehren durfte.
Das Generalkommando des linken Flügelkorps (XI. A. K.) kämpfte sich geschlossen nach
Westen durch, wobei es im Kampf mit Partisanen 22 Offiziere und Beamte verlor. Dem
Heeres-Panzer-Korps „Feldherrnhalle“, das etwa auf der Trennungslinie beider
Heeresgruppen eingesetzt war, gelang es, nahezu geschlossen zu den Amerikanern zu
kommen, wurde aber nach einiger Zeit mit wesentlichen Teilen an die Russen ausgeliefert.
Die Führungsstaffel des Panzer-A.O.K. befand sich im Streifen der 26. US-Division, bei
deren vordersten Teilen am 9. Mai die Meldung zur befohlenen Kapitulation erfolgte. Es blieb
wochenlang eine offene, nervenbelastende Frage, ob eine Auslieferung an die russische
Heeresführung, die diese Forderung gestellt hatte, erfolgen würde; sie wurde erst Anfang Juni
im günstigen Sinne entschieden. Anscheinend betrachtete die amerikanische Führung den
deutschen Oberbefehlshaber als ihren „persönlichen“ Gefangenen, da dieser 1942 in Tunesien
als erster deutscher General erfolgreich gegen sie gekämpft hatte.
Das Schicksal dieser ruhmreichen 1. Panzerarmee ist besonders tragisch, da ihr bitteres Ende
durch ihr pflichtbewußtes Ausharren unter besonders schwierigen Verhältnissen gegenüber
einem harten und zahlenmäßig weit überlegenen Feinde bedingt war. Der Ruhm der 1.
Panzerarmee gründet sich auf den Durchbruch bei Sedan und den kühnen Vorstoß zur
Kanalküste im Mai 1940 unter der Führung der Generale Guderian (†) und v. Kleist († 1954
in russischer Gefangenschaft), die erstmals die neugeschaffene Waffengattung Panzer im
selbständigen operativen Armeeverband einsetzten und zum überwältigenden Siege führten.
Er mehrte sich in den schweren Jahren 1941–45 auf den Schlachtfeldern des Balkans,
Südrußlands, der Slowakei und Südpolens unter dem Oberbefehl der Generalobersten v.
Mackensen, Hube († 1944), Raus (†) und Heinrici, um schließlich auf den Schlachtfeldern
Mährens seinen dramatischen Höhepunkt zu erreichen. In dieser Panzerarmee standen am
letzten Tage des 2. Weltkrieges Schulter an Schulter, nachdem sie 6 lange und schwere Jahre
ihre harte Pflicht getan hatten, die Divisionen ungebrochen bereit, auch den letzten und v i e l
l e i c h t s c h w e r s t e n B e f e h l d i e s e s K r i e g e s, den Befehl zur Kapitulation in
offener Feldschlacht, entgegenzunehmen.
Die Nummern dieser 30 Divisionen aber waren folgende:
Infanterie: 15., 46., 75, 76., 182., 253., 254., 271., 304., 371., 711., 715.
Sturmdivision: 78.
Volksgrenadiere: 320., 544.
Fallschirmjäger: 10.
Gebirgs-Infanterie: 3., 4.
Jäger: 8., 97.
Panzergrenadiere: 10., „Feldherrnhalle 1“, „Brandenburg“.
Panzer: 6., 8., 16., 17, 19.
Ausbildungs-Division: 154., 158.
Am 7. Mai 1945 war der letzte große Kampftag des zweiten Weltkrieges. Um 11 Uhr mittags
setzten auf einen Schlag russische Batterien, unter ihnen Stalinorgeln, ein Vernichtungsfeuer
auf den Frontabschnitt. Munitionslager und Fahrzeuge wurden getroffen, die Ortschaft
Sastovka glich einem Flammenmeer. Jeder versuchte, der roten Sturmflut zu entrinnen, nur
wenigen gelang es. Der Tod hielt seine letzte große Ernte. Den nahen Wäldern war es zu
verdanken, dass es einigen gelang, aus dieser Hölle zu entkommen. Abends um 22 Uhr
erteilten die Kommandeure den deutschen Soldaten den Auftrag, sich nach Kralitz
abzusetzen, um nicht in Gefangenschaft genommen zu werden. Da wurde klar, dass die
russischen Flugblätter, die eine Kapitulation Deutschlands verbreiteten, der Wahrheit
entsprachen. Somit war für die deutschen Soldaten der Dienst für das Vaterland zu Ende. Am
8. Mai 1945 stellte der Rest der 6. und 8. Armee die Kampfhandlungen ein. Es wurde nur so
viel an Ausrüstung mitgenommen, um an die Demarkationslinie zu den Amerikanern zu
gelangen. Die Amerikaner aber schickten die deutschen Soldaten in die russische Zone
zurück. Sie wurden von den Russen entwaffnet und gefangen genommen. Am 8.Mai'45 wurde
die bei OLMÜTZ stehende 253. Infanterie Division von der KAPITULATION überrascht.
Vom Himmel fielen Flugblätter, in denen der Russe die Einzelheiten der ab 23 Uhr geltenden
Waffenabgabe kund tat. "Sofort erschossen wird jeder, der dann noch mit Waffen angetroffen
wird". Schlagartig brach die ganze Kommandostruktur zusammen. Rette sich wer kann. Jeder,
der noch konnte, floh nach Westen. Die Tschechen fällten Bäume über die Hauptstraßen,
errichteten Panzersperren vor den Ortschaften und schossen von den höchsten Gebäuden auf
unsere Kolonne. In der Nacht vom 8./9.Mai kämpften wir uns noch mühsam durch eine dann
lichterloh brennende Ortschaft hindurch (wie dumm von den Tschechen, uns ebenfalls
aufhalten zu wollen) und erreichten im Morgengrauen die Höhen vor der Rollbahn IGLAUPRAG. Dort unten rollten farbenprächtig die Fahrzeuge der ROTEN ARMEE. Hier gaben die
meisten auf, denn auf den ostwärtigen Hängen erschienen bereits die Seitensicherungen der
im Tal rollenden Marschkolonnen.Unter russischer Bewachung ging der Marsch der
Gefangenen nach Deutsch Brod.
So gelangte die Gruppe nach langem Marsch auf einen Feldflughafen am Rande von Deutsch
Brod, auf dem schon viele tausend deutsche Soldaten lagerten. Von da aus begann dann nach
einiger Zeit der Abmarsch in Richtung Iglau und Brünn. Der Gefangenenzug, dem die Gruppe
zugeteilt war, hatte 90 Hundertschaften. Jeweils einem Kameraden wurde morgens beim
Abmarsch eine Tafel mit einer Nummer in die Hände gedrückt und 99 Mann mussten ihm
folgen. Diese Ordnung löste sich aber immer nach kurzer Zeit auf, so dass dann der Zug
ungeordnet und mehrere Kilometer lang dahinzog, links und rechts alle 80 bis 100 Meter
flankiert von Rotarmisten.
In Brünn wurden die Gefangenen auf dem Marktplatz und am Bahnhof zusammen getrieben
und es folgte die Verladung in Güterwaggons und der lange Transport Richtung Osten.
Quellen: Bericht aus dem Tagebuch Weitzls (253.Inf.Div.) (Internet), Tagebuch Wollinger
(Internet);
Diese Berichte werden bestätigt durch folgende Literatur-Quellen:
Der Kampf um Schlesien (Hans van Ahlfen ISBN 3-87943-480-8
Menschenmaterial - Deutsche Soldaten an der Ostfront (Christoph Rass ISBN 3-506-74486-0)