Application Management in Deutschland
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Application Management in Deutschland
Application Management in Deutschland Eine Trendanalyse von © 2005 Trendanalyse EDS and the EDS logo are registered trademarks of Electronic Data Systems Corporation. All other logos, identifiers, trademarks or service marks used herein are the property of their respective owners. EDS is an equal opportunity employer and values the diversity of its people. © 2005 Electronic Data Systems Corporation. All rights reserved. Application Management Vorwort Im heutigen, zunehmend wettbewerbsintensiven Wirtschaftsumfeld werden die Anwendungslandschaften zusehends komplexer und unüberschaubarer. So nimmt die Betreuung der Anwendungen inzwischen einen beträchtlichen Teil des IT-Budgets von Unternehmen in Anspruch. Kein Wunder, dass Application Management – die Betreuung und Weiterentwicklung von IT-Anwendungen durch einen externen Dienstleister, und zwar längerfristig und zu fest definierten Konditionen – in den Blickpunkt des Interesses gerückt ist! Doch ist Application Management eine geeignete Antwort auf die veränderten Rahmenbedingungen in der IT? Unterstützt Application Management Unternehmen wirklich dabei, ihre Kosten zu senken und gleichzeitig ihre Service-Qualität zu erhöhen? Können Unternehmen mit Hilfe von Application Management ihre Reaktionsgeschwindigkeit auf globaler Ebene erhöhen und so ihre eigene Flexibilität steigern? Diese Trendanalyse des deutschen Marktes gibt Ihnen eine eindeutige Antwort auf diese Fragen aus Anwendersicht. Was veranlasste diese Trendanalyse? Vor rund fünf Jahren war Application Management in Deutschland buchstäblich ein Fremdwort. Seither wuchs jedoch diese Form von selektivem Outsourcing kontinuierlich an, sodass wir bis 2008 mit einem Gesamtmarkt von mehr als 2,4 Milliarden Euro rechnen. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von rund 18% und bis zum Jahr 2008 einem Anteil am deutschen IT-Services-Markt von über 7%! Kurz, Application Management ist einer der Wachstumsmotoren im deutschen IT-Services-Markt! Umso entscheidender wird es, die Einstellung der Anwender zu Application Management zu kennen: Welche Argumente sprechen in ihren Augen für, welche gegen die Auslagerung von Application Management? Welche »Pain Points« hindern die Unternehmen daran, flexibler und schneller auf veränderte Marktbedingungen zu reagieren? Mit welchen Befürchtungen und Erwartungen begegnen Anwender dieser Form von Outsourcing? Mit dieser Trendanalyse liefern wir Ihnen interessante Einblicke in die Anwendersicht von Application Management, die zu einer weiteren Vertiefung einladen. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre! Reinhard Clemens Christophe Châlons Geschäftsführer EDS Deutschland GmbH Geschäftsführer Pierre Audoin Consultants (PAC) GmbH Seite 3 Trendanalyse Inhaltsverzeichnis Vorwort _________________________________________________________________________________________ 3 Abbildungsverzeichnis _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 5 1 Management Summary _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 6 2 Einleitung 3 Application Management in Deutschland _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 10 4 5 6 Seite 4 _____________________________________________________________________________________ 9 3.1 Definition und Abgrenzung von Application Management _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 10 3.2 Die Evolution des Application-Management-Gedankens 3.3 Quantitative Marktentwicklung 3.4 Warum Application Management? _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 12 _________________________ 11 _______________________________________________________ 11 Analyse der Anwenderumfrage _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 15 4.1 Deskriptive Merkmale _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 15 4.2 Entscheidungsträger für Application Management im Anwenderunternehmen 4.3 Problemfelder und Formen der Anwendungsbetreuung 4.4 Application-Management-Strategien aus Anwendersicht _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 20 4.5 Gründe für Application Management aus Anwendersicht 4.6 Gründe gegen Application Management aus Anwendersicht _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 26 4.7 Bewertung ausgewählter Kriterien bei der IT-Dienstleisterauswahl _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 27 4.8 Exkurs Business Process Outsourcing (BPO) Fazit und Ausblick ___ 17 __________________________ 18 ________________________ 22 ______________________________________ 29 __________________________________________________________________________ 31 Interview mit Reinhard Clemens, Geschäftsführer EDS Deutschland ____________ 33 Application Management Abbildungsverzeichnis Abb. 01 Marktvolumen und Marktwachstum 2003-2008 Abb. 02 Verteilung der Rückläufer nach Mitarbeiterzahl 2004 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 15 Abb. 03 Verteilung der Rückläufer nach Umsatz 2004 Abb. 04 Verteilung der Rückläufer nach Branche Abb. 05 Verteilung der Rückläufer nach Funktion im Unternehmen Abb. 06 Entscheidungsträger für die Application-Management-Strategie Abb. 07 Problemfelder der Anwender Abb. 08 Formen der Anwendungsbetreuung Abb. 09 Festlegung einer langfristigen Betreuungsstrategie Abb. 10 Sourcing-Optionen bei ausgewählten Anwendungsbereichen Abb. 11 Gründe für Application Management Abb. 12 Off-/Nearshore-Anteil im deutschen Markt für Application Management Abb. 13 Gründe gegen Application Management _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 26 Abb. 14 Kriterien bei der IT-Dienstleisterauswahl _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ 27 Abb. 15 Strategische Entwicklung des Marktes für IT-Dienstleistungen Abb. 16 Bereitschaft zum Business Process Outsourcing _________________________________ 12 ____________________________________ 16 __________________________________________ 16 _____________________ 16 ______________ 17 _______________________________________________________ 18 _______________________________________________ ______________________________ 19 20 _________________ 21 ______________________________________________ 23 _____ 25 _________________ 30 ________________________________ 30 Seite 5 Trendanalyse 01 Management Summary Die Betreuung und Weiterentwicklung von Anwendungen zu fest definierten Konditionen – Application Management – entwickelt sich zu einem der Wachstumstreiber im Markt für IT-Dienstleistungen. Die vorliegende Analyse des Anwenderverhaltens hat sowohl Vorhersagen bestätigt, als auch einige überraschende Erkenntnisse ans Tageslicht gebracht. Entscheidungsträger bei der Festlegung einer langfristigen Betreuungsstrategie: Mehr als 60% der Befragten sehen den CIO als Entscheidungsträger bei der Festlegung einer langfristigen Betreuungsstrategie (s. Kapitel 4.2). Der CEO wird dagegen »nur« von 28% der Befragten als Entscheidungsträger eingestuft. Dieses Ergebnis bestätigt den Trend, dass sich der CIO zunehmend an strategischen Parametern bezogen auf die eigene Unternehmens-IT ausrichtet. Der Wertbeitrag der IT zur Erreichung der Geschäftsziele wird dabei zur alles dominierenden Kenngröße im Gegensatz zur rein technischen Optimierung. Problemfelder bei der Anwendungsbetreuung aus Anwendersicht: Bei der Frage nach den Problemfeldern im Rahmen der Anwendungsbetreuung steht bei den Befragten das Thema Change- und Releasemanagement an oberster Stelle. Mehr als ein Viertel der Befragten äußerten sich dahingehend, dass die sich ständig wechselnden Geschäftsanforderungen dafür verantwortlich sind. Die ständige Anpassung an regulative und technische Änderungen in immer kürzeren Zeitzyklen stellt erhöhte Anforderungen an die klare Ausarbeitung einer ganzheitlichen IT-Strategie. Reaktionsanforderungen werden unüberschaubar und die eigentliche Kernfunktion der IT, Geschäftsprozesse optimal zu unterstützen, wird verwässert. Ein Release-Wechsel beispielsweise bindet Ressourcen mit hoher Spitzenbildung und erfordert ein hohes Maß an Flexibilität der eigenen IT-Abteilung. Weitere identifizierte Problemfelder sind (s. Kapitel 4.3): • Schnelle Anpassung an neue Erfordernisse • Ständig steigende Kosten • Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung der Service-Qualität • Gewährleistung von Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Anwendung • First- und Second-Level Support • Mitarbeiterauslastung/-steuerung • Sicherheit der Anwendungen Seite 6 Application Management In welcher Phase einer Anwendung wird eine langfristige Betreuungsstrategie festgelegt? Eine spannende Frage im Hinblick auf die verschiedenen Lebenszyklusphasen einer Anwendung. Beginnt das Anwenderunternehmen mit der Festlegung einer langfristigen Betreuungsstrategie in der Konzeptionsphase einer Applikation (Plan) oder erst bei der Implementierung (Build)? 44% der Befragten legen die Betreuungsstrategie in der Konzeptionsphase einer Anwendung fest. Der Rest verteilt sich weitestgehend auf die Realisierungs- und Implementierungsphase (32%, s. a. Kapitel 4.4). Diese früh getroffenen Entscheidungen über eine langfristige Betreuungsstratgie sind aus unserer Sicht sehr sinnvoll, ergeben sich dadurch doch am Ehesten ganzheitliche Ansätze (Plan-Build-Run) zur frühzeitigen Festlegung der Bezugsquellen im Bereich der IT-Dienstleistungen. Status Quo in der Anwendungsbetreuung: Laut den Ergebnissen der Umfrage betreut ein knappes Drittel der befragten Unternehmen die Anwendungen ausschließlich durch eigene Mitarbeiter. Das Gros (mehr als die Hälfte) spaltet die Anwendungsbetreuung in eigene Leistungen mit fallweiser Unterstützung externer Anbieter (s. Kapitel 4.3). Beide Modelle haben in Zukunft erhebliches Potenzial, in Application-Management-Verträge umgewandelt zu werden, da sich die Anwender der Vorteile zunehmend bewusst werden. Der wichtigste Vorteil von Application Management aus Sicht der Anwender ist die Flexibilität im Vergleich zu komplexeren Outsourcing-Formen (z.B. Komplett-Outsourcing). Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass ein umfassendes Outsourcing-Vorhaben, bei dem sowohl infrastruktur- als auch anwendungsbezogene Dienstleistungen ausgelagert werden, weitaus höhere Anforderungen an das IT-Dienstleister-Management und die Vertragsgestaltung stellt als im Fall des Application Management allein. Vorteile von Application Management laut Anwenderbewertung: • Flexibilität im Vergleich zu Outsourcing • Realisierung von Kosteneinsparungspotenzialen • Konzentration auf die Kernkompetenzen • Planungssicherheit durch langfristigen Vertrag mit SLAs und Festpreiskomponenten • Kostentransparenz • Ausnutzung von Skalen- und Synergie-Effekten • Verminderte Kapitalbindung –> positiver Bilanzeffekt • Verbesserung von Qualitäts-, Verfügbarkeits- und Sicherheitsparametern • Möglichkeiten des Off-/Nearshoring • Unterstützung der eigenen Business-Ziele Bewertung ausgewählter Kriterien bei der IT-Dienstleisterauswahl: Eine vertrauensvolle Partnerschaft mit dem IT-Dienstleister nimmt für die Befragten einen ähnlich hohen Stellenwert ein wie die objektiven Kriterien bezogen auf die nachweisbaren Seite 7 Trendanalyse Kompetenzen (Referenzen!) des IT-Dienstleisters hinsichtlich Know-how und transaparenten Angebots- und Preismodellen. Vertrauen spielt deshalb eine so tragende Rolle, weil der Anwender im Rahmen von Application-Management-Verträgen eine langfristige Bindung eingeht und tiefe Einblicke in das eigene Unternehmen gewährt. Vertrauen wird beispielsweise angesichts wachsender Sicherheitsanforderungen innerhalb der Anwendungslandschaft immer wichtiger. Außerdem stellt sich die Frage, inwieweit die Anwendungen eines Unternehmens eine wettbewerbsdifferenzierende Rolle einnehmen. Da die Anwendungen darüber liegende Geschäftsprozesse abbilden, haben sie durchaus wettbewerbskritischen Charakter. Ganz davon abgesehen verursachen Ausfallzeiten schnell Schäden in Millionenhöhe, weil die Produktivität der Unternehmen ohne Zugriff auf die relevanten Anwendungen lahmgelegt wird. Fazit: Die Betreuung der Unternehmens-Anwendungen nimmt einen erheblichen Teil des IT-Budgets eines Unternehmens in Anspruch. Die Entwicklung, Implementierung und Integration von Anwendungen, vor allem aber die permanente Wartung und der Betrieb der komplexer werdenden Anwendungslandschaft, binden Ressourcen, die dadurch nicht für – mitunter wettbewerbsentscheidende – Innovationen zur Verfügung stehen. Die Situation, in der sich IT-Verantwortliche derzeit befinden, lässt sich demnach wie folgt beschreiben: Immer komplexer werdende Systeme, mit zunehmender strategischer Bedeutung und damit steigenden Anforderungen müssen mit immer weniger finanziellen Mitteln verwaltet werden. Application Management als externe Betreuungsform kann ein adäquates Mittel darstellen, um den veränderten Rahmenbedingungen in der IT Rechnung zu tragen. Es kann Unternehmen dabei unterstützen, die Kosten zu senken, die Service-Qualität zu erhöhen und die Reaktionsgeschwindigkeit und dadurch insgesamt die Flexibilität des Unternehmens zu steigern. Seite 8 Application Management 02 Einleitung PAC und EDS lenken mit der vorliegenden Trendanalyse die Aufmerksamkeit auf ein besonderes Thema im Bereich der IT-Dienstleistungen: Application Management – die Betreuung und Weiterentwicklung von Anwendungen zu fest definierten Konditionen in der längerfristigen Verantwortung eines externen Partners. EDS hat PAC damit beauftragt, die folgende Trendanalyse durchzuführen. Als Basis des vorliegenden Dokuments wurde im Zeitraum Mai-Juli 2005 eine Anwenderbefragung unter 52 IT-Entscheidern aus Unternehmen der deutschen Wirtschaft mit mehr als 1000 Mitarbeitern durchgeführt. PAC widmet sich seit einigen Jahren der fundierten Analyse des deutschen Marktes für Application Management und hat bereits zwei Marktstudien dazu veröffentlicht. Zielsetzung ist es, dem Leser die Thematik des Application Management auf kompakte Weise zu vermitteln. Die Analyse wendet sich vor allem an wirtschaftliche Entscheidungsträger, die sich mit dieser Variante des selektiven Outsourcing und ihren Vorzügen, aber auch Grenzen vertraut machen wollen. PAC ist die führende europäische Beratungs- und Marktanalysegesellschaft für die Soft- Über Pierre Audoin ware und IT Services Industrie (SITSI ). PAC berät Technologie-Anbieter sowie -Anwen- Consultants (PAC) ® der bei der Planung, Entwicklung und Implementierung erfolgreicher Marktstrategien in Europa und den USA. Dabei zählen Marktstudien sowie daran anknüpfende Beratungsleistungen zum Angebot. Mit Hauptsitz in Paris unterstützt PAC seit beinahe 30 Jahren weltweit über 300 Kunden. Deren Betreuung erfolgt über ein spezialisiertes, lokales Netzwerk mit Niederlassungen in München, New York, London und Bukarest. In München ist das Unternehmen seit 1989 vertreten. EDS, eines der weltweit führenden Unternehmen für Technologie-Dienstleistungen, ent- Über EDS wickelt für seine Kunden Lösungen zur Verbesserung ihres Geschäftserfolgs. EDS hat das Outsourcing von Informationstechnologie (IT) vor mehr als 40 Jahren begründet. Heute verfügt das Unternehmen über ein breites Portfolio an Dienstleistungen rund um das Outsourcing von IT und Geschäftsprozessen (BPO: Business Process Outsourcing). EDS betreut weltweit Kunden in den Segmenten Konsumgüter und Handel, Fertigung, Finanzdienstleistungen, Gesundheit, Kommunikation, Energie, Transport und öffentliche Verwaltung. Mit einem Jahresumsatz von 20,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2004 steht EDS auf Rang 95 der Fortune-500-Unternehmen. Seite 9 Trendanalyse 03 Application Management in Deutschland Im folgenden Kapitel wird in einem ersten Schritt der Begriff des »Application Management« als selektive Form von Outsourcing von anderen OutsourcingFormen abgegrenzt. Anschließend wird die Entwicklung dieses Teilmarktes für IT-Dienstleistungen sowohl in qualitativer als auch quantitativer Hinsicht beschrieben, bevor abschließend auf die Vorteile von Application Management eingegangen wird. 3.1 Definition und Abgrenzung von Application Management Application Management ist die Kombination aus operativen Betriebsdienstleistungen für Applikationen sowie Projekt- und Implementierungsleistungen und (Weiter-) Entwicklungstätigkeiten durch einen externen IT-Dienstleister auf längerfristiger Basis. Vertragliche Grundlage dieser Leistungen sind in der Regel Festpreisbestandteile und Service Level Agreements (SLAs). Damit ist Application Management eine Form von selektivem Outsourcing, auch wenn es in mancher Hinsicht Charakteristika des klassischen Projektgeschäftes aufweist bzw. Bestandteile davon in sich vereint (Anwendungsentwicklung, Implementierung, etc.). Application Management tritt in verschiedenen Ausprägungen auf: zum einen kann es Stand-alone sich um so genanntes Stand-alone Application Management handeln, bei dem der Application IT-Dienstleister längerfristig die Verantwortung für die Betreuung einer Anwendung Management übernimmt, nicht aber für die zugehörige Infrastruktur. Diese Form der Dienstleistung ist in anderen europäischen Ländern wie Großbritannien, Frankreich oder Skandinavien relativ weit verbreitet, kommt hierzulande aber erst seit zwei Jahren verstärkt zum Einsatz. Embedded Eine in Deutschland wesentlich stärker verbreitete Form ist Application Management als Application Bestandteil umfangreicherer Outsourcing-Deals (Embedded Application Management) wie Management etwa in Verbindung mit Application Hosting oder innerhalb von Komplett-OutsourcingVerträgen. Application Bei Application Hosting wird der Betrieb der Anwendung, d.h. die zugrunde liegende Hosting Infrastruktur und die Betreuung der Anwendungsbasis, ausgelagert, nicht aber das Application Management, sprich Entwicklungs-, Implementierungs- oder Wartungsarbeiten an der Applikation selbst. Seite 10 Application Management Komplett-Outsourcing bedeutet die Auslagerung der zentralen Infrastruktur und Anwen- Komplett- dungsbetreuung eines Unternehmens (und damit auch von Application Hosting und der Outsourcing Application Services) bis hin zur gesamten IT. 3.2 Die Evolution des Application-Management-Gedankens Die Entwicklung dieses noch relativ jungen Teilsegments des deutschen IT-ServicesMarktes geht schnell voran. Application Management galt zwischen 1998 und 2000 in Deutschland als so gut wie nicht existent. Die Anwender konzentrierten sich auf die nahende Jahrtausendwende. Gleichzeitig führte der E-Business-Boom zu einer geradezu explodierenden Zahl von Projektabschlüssen für die Implementierung neuer Anwendungen. Eine Nachfrage nach extern erbrachter Anwendungsbetreuung als Dienstleistung gab es schlichtweg nicht. Nur eine geringe Anzahl von Application Management Services wurde im Rahmen komplexer Outsourcing-Verträge erbracht. Erst mit den Jahren 2000 und 2001 kam Dynamik in den Markt für Application Management: Nach erfolgreich umgesetzten Implementierungs-Projekten begannen IT-Dienst- Entlastung der eigenen Mitarbeiter leister, die Anwendungslandschaften sukzessive zu übernehmen. Anwender, die inzwischen sehr an einer Entlastung durch externe IT-Dienstleister interessiert waren, konnten so dem unerwarteten Wachstumsschub der Boom-Jahre Rechnung tragen. Zahlreiche Anbieter wurden für spezielle Teilaufgaben mit ins Boot geholt. Zu dieser Zeit war die Übernahme von Mitarbeitern als Bestandteil der Verträge noch kaum ein Thema. Der Hauptgrund, die Anwendungen extern betreuen zu lassen, lag in der Entlastung der eigenen Mitarbeiter. In den Jahren 2002 und 2003 änderte sich das Anwenderverhalten. Nach dem Platzen IT-Konsolidierung der ›E-Bubble‹ sahen sich die IT-Abteilungen der Unternehmen zunehmendem Kostendruck sowie vermehrten Rationalisierungsbestrebungen ausgesetzt. Wieder rückte das Angebot zur Anwendungsbetreuung in den Vordergrund, dieses Mal jedoch mit einer etwas anderen Ausrichtung. Die Unternehmen konsolidierten ihre IT, indem sie die Anwendungen mitsamt den dazugehörigen Mitabeitern auslagerten. So konnten sie »zwei Fliegen mit einer Klappe« schlagen. Zum einen verschlankte sich der Overhead, zum anderen wurden die Kostenstrukturen in den IT-Abteilungen variabler. Allmählich ging der Trend auch mehr in Richtung ›Single-Sourcing‹. Die Unternehmen ›Single-Sourcing‹ setzten vermehrt auf Anbieter, die breit genug aufgestellt waren, um die gesamte Anwendungslandschaft zu betreuen, auch im Hinblick auf die wachsenden Anforderungen an Verfügbarkeit und Kapazität. 3.3 Quantitative Marktentwicklung Im Jahr 2004 entfielen in Deutschland 39% (41,9 Milliarden Euro) der gesamten IT-Ausgaben auf Software und IT-Dienstleistungen (Erlöse aus dem Vertrieb von Anwendungssoftwareprodukten & -lösungen, Projektgeschäft und Outsourcing). Der Anteil der IT-Dienstleistungen wiederum beträgt heute in Deutschland etwa 24%. Es findet hier ein kontinuierlicher Aufwärtstrend statt – dieser Anteil lag vor 10 Jahren erst bei 16%. Seite 11 Trendanalyse Bei Application Management als Teil der IT-Dienstleistungen ist eine sehr dynamische und wachstumsorientierte Entwicklung zu beobachten. 2004 betrug das Marktvolumen in Deutschland rund 1,2 Milliarden Euro, und im Hinblick auf die Wachstumsraten erwarten wir einen durchschnittlichen jährlichen Marktzuwachs von knapp 18% bis 2008. Abb. 01 Marktvolumen und Marktwachstum Marktvolumen [MEuro] Wachstum [%] 2500 25 2000 20 1500 15 1000 10 500 5 von Application Management 2003 bis 2008 0 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Dies ist im Vergleich zu den anderen IT-Dienstleistungsmärkten (IT-Outsourcing +9%, Projektgeschäft +6%) ein beträchtliches Wachstum, wobei an dieser Stelle auf die vergleichsweise niedrige Ausgangsbasis des Marktes hingewiesen wird 1. 3.4 Warum Application Management? Die Gründe für die positive Marktentwicklung sind vielfältig. Zuerst möchten wir die Anbieter-Dimension diskutieren. Im Rahmen ihrer Entwicklung zu professionellen ITServices-Providern gibt es für die Anbieter zahlreiche gute Gründe, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Sowohl für klassische Outsourcer als auch Beratungshäuser und Mischformen ist es als Teil ihrer strategischen Ansätze von Vorteil, diesen Markt anzuvisieren. Kompetenzen Klassische IT-Outsourcer besitzen ein überzeugendes Spektrum an Kompetenzen und und Ressourcen Ressourcen für infrastruktur- oder anwendungsbezogene Betriebsdienstleistungen. Gerade in Sachen Verfügbarkeit, Sicherheit und Kosteneffizienz der Anwendungen haben sie ein klares Alleinstellungsmerkmal. Für die Berater stehen Prozessexpertise im Sinne des Reengineering-Gedankens, fundiertes Branchenwissen und Erfahrung auf CxO-Ebene an erster Stelle. Letztendlich liegt es in der Hand des Kunden, sich für oder gegen eine langfristige Festlegung einer internen oder externen Betreuungsstrategie auszusprechen. Der erreichte Zufriedenheitsgrad mit einem externen IT-Dienstleister wird darüber entscheiden, ob das Modell des Application Management den positiven Prognosen tatsächlich gerecht werden kann. Seite 12 1 Zum Vergleich: Der Markt für IT-Outsourcing hatte 2004 ein Volumen von 9,5 Mrd. Euro, der Markt für Projektgeschäft von knapp 13 Mrd. Euro. Application Management Generell sprechen viele Gründe für Application Management. In erster Linie ermöglicht Konzentration auf Application Management, wie alle Outsourcing-Formen, es dem Anwender, sich auf Kernkompetenzen seine Kernkompetenzen zu konzentrieren. Das durch eine Auslagerung der Anwendungsbetreuung freigesetzte Kapital kann für die Entwicklung strategischer Geschäftsfelder 2 eingesetzt werden . Zusätzlich wird der Anwender von koordinatorischen und adminis- Entlastung der Anwender trativen Aufgaben entlastet. Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Auslagerung der Anwendungsbetreuung in externe Zuverlässigkeit in Hände liegt in der zuverlässigeren Planbarkeit im Vergleich zur fallweisen Unterstützung der Planung durch externe Anbieter auf Aufwandsbasis. Die Vereinbarungen über die zu erbringenden Service-Levels sind über einen längeren Zeitraum fest definiert, und das Maß an Kostentransparenz erhöht sich signifikant. Und nicht nur Kostentransparenz, sondern auch Kosteneffizienz ist ein wesentliches Entscheidungskriterium für externes Application Management. Die Anbieter realisieren Kostentransparenz und Kosteneffizienz auf verschiedenen Wegen die notwendigen Skaleneffekte oder Synergien, um die Anwendungsbetreuung kostengünstig zu erbringen. An dieser Stelle entsteht allerdings in manchen Fällen ein Spannungsfeld zwischen den Erwartungen der Anwender bezüglich der realisierbaren Kosteneinsparungen und den damit einhergehenden Service-Levels. Um erhebliche Einsparungspotenziale (bis zu 30%) zu realisieren, müssen einzelne Service-Levels hinsichtlich auszuschöpfender Optimierungspotenziale genau untersucht und gegebenenfalls verringert werden. Von den Anbietern wird aber eigentlich eine Erhöhung der Service-Qualität erwartet, was in einigen Fällen zu überzogenen Erwartungen bei den Anwendern führen kann. Zu den wichtigsten Vorteilen von Application Management gehört sicherlich der Kostenaspekt. Das IT-Budget der meisten Unternehmen beträgt, abhängig von der Branche, Raum für Innovationen etwa zwei bis vier Prozent des Umsatzes. Die Ausgaben für die Anwendungsbetreuung belaufen sich dabei, wiederum abhängig von der Branche, auf 30 bis 50 Prozent des gesamten IT-Budgets. Durch professionell erbrachtes Application Management lässt sich dieser Betrag signifikant verringern. Die Informationstechnologie erhält dadurch wieder Raum für Investitionen, und zwar unter Berücksichtigung der Budgetrestriktionen und ohne Qualitätsverlust. Skalen- und Synergie-Effekte durch die kritische Masse des Anbieters und dessen Fähigkeit zu Standardisierung und Optimierung der Anwendungslandschaft gewährleisten Skalen- und Synergie-Effekte eine effizientere und qualitativ hochwertige Betreuung der Applikationen. Neben dem reinen Kostensenkungseffekt steht die Erhöhung der Kostentransparenz und Kostenkontrolle -kontrolle im Vordergrund. Durch die Anforderungsanalyse und Festlegung der Zielsetzung im Vorfeld einer Auslagerung (oft unter Mitwirkung des Application ManagementAnbieters) erhöht sich die Transparenz der Total Cost of Ownership (TCO). Vor allem aber werden zukünftige Kosten berechenbar. Durch die Langfristigkeit des Vertrages, aber auch durch die fest definierten Konditionen (Laufzeit, SLAs, Festpreis, usw.) erhält der Kunde eine neue (finanzielle) Planungssicherheit für seine Anwendungsbetreuung. Seite 13 2 Insbesondere bei der Übernahme von Mitarbeitern aus den IT-Abteilungen der Anwenderunternehmen ist der positive Effekt auf den Cash Flow beachtlich. Trendanalyse Verminderte Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass durch den Transfer von Assets zum Application- Kapitalbindung Management-Anbieter eine verminderte Kapitalbindung, d.h. eine Bilanzverbesserung erzielt werden kann, und ein etwaiges Upfront-Payment zu Beginn des Kontraktes die Liquidität des Unternehmens positiv beeinflusst. Mit dem Kosteneffekt einher geht die Möglichkeit, sich von Aktivitäten zu trennen, die nicht zum eigentlichen Geschäft gehören. Die somit freigewordenen Ressourcen lassen sich im Bereich der ursprünglichen Kernkompetenzen einsetzen – nicht nur angesichts schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingen ein wichtiges Argument. Neueste Doch auch wenn in den letzten Jahren der Kostenaspekt sicherlich in den meisten Fällen Technologie den Anstoß zu einer Outsourcing-Entscheidung gab – gerade im Falle expandierender oder auch z.B. fusionierender Unternehmen ist die dauerhafte Sicherung der Qualität der IT-Versorgung von wettbewerbskritischer Bedeutung. Angesichts der stetig wachsenden Komplexität der Anwendungslandschaften und kürzer werdender Innovationszyklen kann eine interne IT-Abteilung überfordert sein, vor allem im Hinblick auf restriktive IT-Budgets. Verbesserung Für den externen Anbieter dagegen stellt die IT das Kerngeschäft dar. Er gewährleistet von Qualität, den Zugang zu stets neuester Technologie, vor allem aber zu professionellen Tools und Verfügbarkeit, Methoden der Anwendungsbetreuung. Die Erfahrung, die der IT-Dienstleister in ein Sicherheit und Application Management-Projekt einbringt, kann konkrete Ansatzpunkte für eine Verbes- Flexibilität serung von Qualität, Verfügbarkeit, Sicherheit und Flexibilität liefern. Seite 14 Application Management Analyse der Anwenderumfrage 04 Die folgende Analyse des Anwenderverhaltens in Bezug auf Application Management soll darlegen, welche Problemfelder die Anwender in ihren Unternehmen hinsichtlich der Anwendungsbetreuung identifiziert haben, wie sie die Probleme unter besonderer Berücksichtigung der individuellen Sourcing-Strategie angehen und welche Gründe für und gegen die extern erbrachte Anwendungsbetreuung sprechen. Abschließend werden Kriterien bei der IT-Dienstleister-Auswahl zur Diskussion gestellt. Insgesamt wurden 52 Entscheider auf Business- und IT-Ebene befragt. Die Zielgruppe im engeren Sinn umfasste dabei Unternehmen in Deutschland mit mehr als 1000 Mitarbeitern aus den Branchen Fertigungsindustrie, Banken und Versicherungen, Telekommunikation, Transport und Handel sowie den öffentlichen Bereich. 4.1 Deskriptive Merkmale Wie hoch war die Mitarbeiterzahl Ihres Unternehmens 2004 in Deutschland? Abb. 02 Verteilung der mehr als 10.000 MA 20% Rückläufer nach Mitarbeiterzahl 2004 5.001–10.000 MA 14% 1.001 bis 5.000 MA 66% Seite 15 Trendanalyse Abb. 03 Wie hoch war der Umsatz Ihres Unternehmens 2004 in Deutschland? Verteilung der Rückläufer nach 10% weniger als 100 Mio. Euro 25% 100 bis 500 Mio. Euro 17% 500 Mio. bis 1 Mrd. Euro 48% mehr als 1 Mrd. Euro Umsatz 2004 3 Abb. 04 Verteilung der In welcher Branche ist Ihr Unternehmen tätig? 6% Rückläufer nach Diskrete Fertigung 28% Branche Prozess-Fertigung Banken 29% Versicherungen 12% Telekommunikation Transport 4% 15% Öffentliche Verwaltung Handel 4% 2% Hervorzuheben ist die überdurchschnittlich hohe Bereitschaft des öffentlichen Sektors, an der Befragung teilzunehmen. Die eigentliche Quotierung der Umfrage war weitestgehend branchenrepräsentativ. Bei der Frage nach den Funktionen der Teilnehmer ergab sich folgendes Bild: Abb. 05 Was ist Ihre Funktion innerhalb des Unternehmens? Verteilung der 2% Rückläufer nach Funktion im Unternehmen CEO 19% 23% 4% 4% CIO Geschäftsführung 2% IT-Abteilungsleiter Bereichsleiter 46% Hauptabteilungsleiter Sonstiges Seite 16 3 Bei Banken wurde die Bilanzsumme statt des Umsatzes als relevante Kennzahl betrachtet. Application Management Auch hier wurde bei der Qualifizierung des verwendeten Datenmaterials darauf geachtet, beide funktionalen Dimensionen zu berücksichtigen: zum einen die Business-Ebene (CEO, Geschäftsführung, etc.) und zum anderen die IT-Ebene (CIO, IT-Leiter). Dabei zeichnet sich ein eindeutiges Bild, welche Ebene bei den Anwenderunternehmen erster Ansprechpartner ist. 4.2 Entscheidungsträger für Application Management im Anwenderunternehmen Insgesamt stammen über zwei Drittel der Antworten von der IT-Ebene, die operativ die alleinige Verantwortung für dieses Thema trägt. Es ist durchaus interessant, sich an dieser Stelle über die eigentlichen Entscheidungsträger klar zu werden. Ist die GovernanceStruktur schon so gefestigt, dass es zu partnerschaftlichen, abteilungsübergreifenden und abgestimmten Entscheidungen kommt? Über 80% der Befragten sind davon überzeugt, dass Governance-Strukturen in der IT im eigenen Unternehmen sichtbar sind. Die Entscheidung über die langfristige Betreuungsstrategie trifft in den meisten Fällen der CIO. Wer entscheidet bei Ihnen über die Application-Management-Strategie? Abb. 06 Entscheidungsträger CIO/IT-Leitung für die ApplicationManagement- CEO/GF Strategie Arbeitsgruppe CFO COO weiß nicht/keine Angabe [%] 0 10 20 30 40 50 60 70 Mehr als 60% der Befragten sehen den CIO als Entscheidungsträger bei der Festlegung einer langfristigen Betreuungsstrategie. Welche Auswirkungen hat das auf das generelle Anwenderverhalten hinsichtlich wählbarer Sourcing-Strategien? Die Leistungen intern in vollem Umfang selbst zu erbringen geht gegen den Trend. CIOs denken wieder mehr in strategischen statt operativen Dimensionen und öffnen sich zunehmend externen Angeboten, um mit einem verlässlichen und innovativen Partner zusammenzuarbeiten. Die Phase der reinen Kostensenkung scheint überwunden. Mehr und mehr gilt es, die Unternehmensprozesse – vor allem auch in der Zukunft – adäquat zu unterstützen. Qualitätssteigerung und Flexibilisierung der IT-Unterstützung stehen zunehmend im Vordergrund. Seite 17 Trendanalyse Hinzu kommt, dass selektive Formen des Auslagerns anstelle eines Komplett-Outsourcings (Infrastruktur und Anwendungen) bei den Anwendern zur bevorzugten Alternative avancieren. Die bessere Überschaubarkeit des Vertrages bildet hierbei den wesentlichen Vorteil. Mittelfristig wird der Anteil des selektiven Outsourcings deutlich zunehmen: einerseits, um den Ansprüchen erneut wachsender Unternehmen hinsichtlich Flexibilität und Komplexitätsbewältigung gerecht zu werden; andererseits in Form von Erweiterungen bestehender Outsourcing-Deals. Ein aktueller Trend ist die Auswahl eines IT-Dienstleisters, der für ein IT-Layer (Infrastruktur, Anwendungen oder Geschäftsprozesse) verantwortlich ist und diese global (multinational) betreut. 4.3 Problemfelder und Formen der Anwendungsbetreuung Im folgenden Kapitel wird beschrieben, welche Problemfelder im Bereich des Application Management vorherrschen. Abb. 07 Problemfelder der Anwender Welche Bereiche aus dem Application Management bereiten Ihnen am meisten Probleme? Change- und Releasemanagement Schnelle Anpassung an neue Erfordernisse Ständig steigende Kosten Aufrechterhaltung bzw. Verbesserung der Service Qualität Gewährleistung von Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit d. Anwendung First-Level-Support Mitarbeiterauslastung/-steuerung Second-Level-Support Sicherheit der Anwendungen [%] 0 5 10 15 20 25 30 An oberster Stelle steht bei den Befragten das Thema Change- und Releasemanagement, das von mehr als 25% genannt wurde. Die ständige Anpassung an regulative 4 und technische Änderungen in immer kürzeren Zeitzyklen stellt erhöhte Anforderungen an die klare Ausarbeitung einer ganzheitlichen IT-Strategie. Reaktionsanforderungen werden unüberschaubar und die eigentliche Kernfunktion der IT, Geschäftsprozesse optimal zu unterstützen, wird verwässert. Ein Release-Wechsel bindet Ressourcen mit hoher Spitzenbildung und erfordert ein hohes Maß an Flexibilität der eigenen IT-Abteilung. Auch wenn bereits erwähnt wurde, dass die Phase der reinen Kostensenkung überwunden zu sein scheint, sind die Kostenstrukturen ein weiterhin sehr wichtiges Thema. Für mehr als 15% der Befragten sind ständig steigende Kosten im Bereich von Application Management ein Problem. Für die Anbieter bedeutet das wiederum, gezielt Seite 18 4 z.B. Basel II, Sarbanes-Oxley, etc. Application Management Angebote zu entwickeln, die bezüglich Kostentransparenz und -einsparungspotenzialen attraktiv genug sind, um die Anwendungsbetreuung in fremde Hände zu geben. Die richtige Sourcing-Strategie hängt demnach von vielen Faktoren ab. Wir wollten genau wissen, in welcher Weise die Anwendungen betreut werden, und haben nachgefragt, wie die an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen dies handhaben. In welcher Form werden bei Ihnen die Anwendungen betreut? durch eigene Mitarbeiter mit Unterstützung externer Anbieter 55% Abb. 08 Formen der Anwendungsbetreuung ausschließlich durch eigene Mitarbeiter 29% im Verbund mit Infrastr. u./o. anderen Services ausgelagert 8% überwiegend durch externe Mitarbeiter 8% Knapp 30% der Anwender betreuen ihre Anwendungen ausschließlich selbst. Dies ist ein Indikator für das hohe Externalisierungs-Potenzial. Dies wird dadurch untermauert, dass die Anwender zu einer sukzessiven Verringerung eigener Wertschöpfungstiefen innerhalb der IT tendieren. Interessant ist zusätzlich die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Befragten Tätigkeiten im Rahmen der Anwendungsbetreuung selbst erbringt, jedoch mit (fallweiser) Unterstützung durch externe Anbieter. Gerade bei der Abdeckung von Auslastungsspitzen (z.B. bei einem Release-Wechsel oder der Einführung einer neuen Software) wird mit externen Anbietern zusammengearbeitet. Diese Form der Zusammenarbeit mit externen Anbietern – klassisches Outtasking – ist heutzutage für viele Unternehmen noch Status quo. Teilfunktionen innerhalb der Anwendungsbetreuung (Support-Prozesse) werden dabei in die Verantwortung eines externen Anbieters gegeben, der seine Leistungen nach Aufwand berechnet – ein derzeit gängiges Modell, das aber im Vergleich zu Application Management einen wesentlichen Nachteil aufweist: Die Planbarkeit des Leistungsbezugs von externen ITDienstleistern ist kaum gegeben, da die Anforderungen an die Anpassungsfähigkeit der Anwendungslandschaft als Reaktion auf neue Geschäftsanforderungen ständig zunehmen und immer kürzere Reaktionszeiten verlangt werden. Bei längerfristig angelegtem Application Management durch einen externen Provider rückt die Rolle des Innovationspartners wieder mehr in den Mittelpunkt. Die technologi- Anbieter als Innovationspartner sche und prozessorientierte Kompetenz des Anbieters führt dabei zu einem veränderten Selbstverständnis. Es stehen nicht mehr nur das Ausschöpfen von Skaleneffekten und reine Kostensenkung im Vordergrund. Der Anbieter agiert vielmehr als Innovationspartner des Kunden, der proaktiv die führende Rolle an der Schnittstelle zwischen IT und Geschäftsprozessen übernimmt. Seite 19 Trendanalyse 4.4 Application-Management-Strategien aus Anwendersicht Im Zusammenhang mit den vorhandenen Strategien zur Anwendungsbetreuung stellt sich die Frage, an welcher Stelle des Lebenszyklus einer Anwendung eine langfristige Betreuungsstrategie festgelegt wird. Abb. 09 An welcher Stelle des Lebenszyklus einer Anwendung legen Sie eine langfristige Betreuungsstrategie fest? Festlegung einer langfristigen 2% 8% Betreuungsstrategie Konzeptionsphase 4% 44% Realisierungsphase Einführung/Implementierung 10% erste Betriebsphase zweite Betriebsphase 15% dritte Betriebsphase weiß nicht/ keine Angabe 17% 44% der Befragten legen die Betreuungsstrategie in der Konzeptionsphase einer Anwendung fest – ein deutliches Bild, das interessante Rückschlüsse zulässt. Die Konzeption einer Anwendung unter Berücksichtigung aller strategisch relevanten und unternehmensbezogenen Anforderungen benötigt in den meisten Fällen ein hohes Maß an Kreativität. Die Entscheidung über die Betreuungsstrategie nach Einführung fällt früh. Demnach könnte aus dieser Aussage abgeleitet werden, dass das Application Management durch einen Service-Provider von Anfang an in die Überlegungen der Anwender mit einfließt und bereits in einer frühen Phase die Möglichkeiten einer Externalisierung betrachtet werden. Werden in dieser Phase bereits externe Anbieter mit einbezogen, kann die Leistungstiefe der Anbieter ganzheitlich greifen. Im Bereich der Anwendungsentwicklung kann sich der Anbieter frühzeitig mit seinem Know-how und den vorhandenen Kostenstrukturen im Rahmen globaler Sourcing-Strategien einbringen und genug über die Geschäftsanforderungen des Kunden erfahren, um auch die nachgelagerte Anwendungsbetreuung zu übernehmen. Wenden wir uns in einem nächsten Schritt den verschiedenen funktionalen Ebenen innerhalb der Anwendungslandschaften zu. Wir wollten wissen, welche Anwendungsarten intern oder extern betreut werden und inwieweit die Bereitschaft besteht, intern erbrachte Betreuungsleistungen in Zukunft zu externalisieren. Seite 20 Application Management Evtl. Extern Extern Intern Standard- IndividualSoftware Software Fallzahl Abb. 10 Finanz- u. Rechnungswesen 30% 13% 57% 85% 15% 47 Sourcing-Optionen Materialwirtschaft/PPS 26% 14% 60% 83% 17% 42 bei ausgewählten Payroll/HR 42% 19% 39% 93% 7% 43 Marketing/CRM 20% 8% 72% 75% 25% 40 Billing 25% 8% 67% 70% 30% 24 CAD/CAM 29% 17% 54% 79% 21% 24 Logistik/SCM 24% 14% 62% 70% 30% 37 Help Desk 32% 11% 57% 70% 30% 47 Kollaboration 22% 22% 56% 77% 23% 45 E-Business 21% 14% 65% 82% 18% 43 Branchenspezifische Anw. 19% 62% 19% 42% 58% 42 Anwendungsbereichen Bei der extern erbrachten Anwendungsbetreuung führt der Bereich Payroll/HR das Feld an. 42% der Befragten haben die Anwendungsbetreuung der HR-Systeme bereits in externe Hände vergeben. Gerade die Anwendungen zur Lohn- und Gehaltsabrechnung und Stammdatenverwaltung 5 haben schon einen hohen Standardisierungsgrad erreicht und sind oftmals bereits im Rahmen von Business Process Outsourcing ausgelagert worden. Damit liegt auch die Anwendungsbetreuung im Verantwortungsbereich des IT-Dienstleisters. Auch im Bereich Finanz- und Rechnungswesen haben bereits knapp ein Drittel der Befragten die Anwendungsbetreuung ausgelagert. Getrieben durch die transaktionsorientierten Anforderungen innerhalb der Rechnungseingangs- und Rechnungsausgangsbearbeitung sprechen wir hier von einem eher standardisierten Markt, bei dem Skaleneffekte sehr gut ausgenutzt werden können. Die branchenspezifischen Anwendungen bilden mit 19% Externalisierungsquote das Schlusslicht der in Abb. 10 aufgeführten Anwendungen. Das verwundert kaum, sind diese Anwendungen doch das Herzstück der Anwendungslandschaft, von dem Differenzierung im Wettbewerb und effizientes Go-to-Market verstärkt abhängen. Die Betrachtung der Externalisierungspotenziale in der nächsten Spalte der Abb. 10 lässt erkennen, dass gerade diese branchenspezifischen Anwendungen bezüglich einer möglichen extern erbrachten Anwendungsbetreuung sehr stark auf den Prüfstand ge- Stärkere Ausrichtung nach Branchen stellt werden. IT-Dienstleister reagieren schon seit längerer Zeit auf diesen Trend, indem sie sich innerhalb der Organisationsform verstärkt branchenorientiert ausrichten. Im spezifischen Fall von Application Management bieten die Anbieter konkrete Möglichkeiten die Anwender bei den einzelnen branchenspezifischen Anwendungen zu unterstützen, um flexibel zu agieren. Der Anwender verlangt tiefes Verständnis für die branchenspezifischen Geschäftsanforderungen von Seiten des IT-Dienstleisters. Anders als bei infrastrukturbezogenen Dienstleistungen bilden die Anwendungen die unternehmerischen Geschäftsprozesse ab. Seite 21 5 z.B. SAP HR, Paisy, loga und Kiddy Cap Trendanalyse Kontrolle über Die Schnittstelle zum Kunden, Marketing und CRM, schneidet bei der Frage nach einer CRM-Anwendungen potenziellen Auslagerung der Anwendungsbetreuung am schlechtesten ab. Die Anwender betrachten es als absolute Kernkompetenz, die eigenen Kunden und die Beziehungen zu ihnen – abgebildet in CRM-Anwendungen - selbst zu betreuen. Die Aussagen bestätigen den Trend, die eigene Leistungstiefe an der Schnittstelle zum Kunden als hochgradig wettbewerbsdifferenzierend anzusehen. In diesem Fall will der Anwender die Kontrolle auf Anwendungsebene behalten. Diese Aussage wird untermauert durch die Angaben der Befragten, die zu 72% die Anwendungen im Bereich Marketing/CRM selbst betreuen. Es wird sich zeigen, inwieweit dieser Bereich in Zukunft ebenfalls interessante Modelle im Rahmen der externen Anwendungsbetreuung hervorbringt. Eine Vielzahl an Angeboten existiert bereits. Die nachfolgende Differenzierung nach dem Einsatz von Standard- oder Individualsoftware in den einzelnen Anwendungsfeldern verdeutlicht die starke Durchdringung von StandardSoftware in Deutschland. Bezogen auf die Zielgruppe der Umfrage (Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern) sind die Ergebnisse zu einem Großteil auf den weitverbreiteten Einsatz von SAP-Software zurückzuführen. SAP-Software eignet sich sehr gut für einen externen Betreuungsmodus. Für Anbieter und Anwender zugleich eröffnen sich im SAP-Umfeld hinsichtlich Transparenz der Kostenstrukturen interessante Möglichkeiten. Der Anbieter pflegt in der Regel eine enge Beziehung zu SAP, um an den entwicklungstechnischen Trends von SAP teilzuhaben. Die Betrachtung aller in Abb. 10 aufgeführten Anwendungen ohne branchenspezifische Lösungen zeigt, dass der Anteil an Standard-Software in Deutschland im Durchschnitt über 78% beträgt. Sinkender Anteil der Nur bei den branchenspezifischen Anwendungen haben noch mehr als die Hälfte der Individualsoftware- Befragten Eigenentwicklungen im Einsatz. Angesichts der zunehmenden Durchdringung lösungen von SAP im Bereich Branchenlösungen gehen wir aber in Zukunft von einem sinkenden Anteil der Individualsoftwarelösungen in diesem Bereich aus. 4.5 Gründe für Application Management aus Anwendersicht Die Befragten hatten bei der vorliegenden Frage nach den Gründen dafür, Application Management in der Verantwortung eines externen IT-Dienstleisters zu geben, die Möglichkeit, ihre Aussagen auf einer 4-stufigen Skala einzuordnen (1 = trifft voll zu, 4 = trifft überhaupt nicht zu). Seite 22 Application Management Dem Fachkräftemangel entgegenwirken 23% 29% Freisetzen von Ressourcen / Konzentration auf Kerngeschäft 29% 36% Qualitätsverbesserung im Anwendungs-Umfeld 23% 27% Variablere Kosten 6% 45% Kostentransparenz 21% Kostenreduzierung 21% 35% 13% 25% Application 39% 10% 25% 32% 31% Schnellere Anpassung an sich ändernde Anforderungen 14% 40% 0% trifft voll zu 17% 44% 8% 21% 10% 21% 34% 10% Management 4% 16% 25% Mangelndes internes Know-how 14% 35% Höhere Flexibilität durch On-Demand-Regelungen 15% 31% Gründe für 17% Flexibilität im Vergleich zu Outsourcing 23% 52% Planungssicherheit durch langfristigen Vertrag mit Festpreisgarantie 29% 40% Unterstützung der eigenen Geschäftsziele 21% 10% 33% 50% Offshore-Möglichkeiten 12% 27% Abb. 11 17% 51% 31% 23% 23% 12% 100% trifft überhaupt nicht zu Bei der Betrachtung der Antwortkategorien 1 und 2 in Summe als positive Äußerung, ergibt sich folgendes Bild: Flexibilität im Vergleich zu Outsourcing ist für drei Viertel der Befragten Grund für exter- Höhere nes Application Management. Dies trägt der Tatsache Rechnung, dass ein umfassendes Anforderungen Outsourcing-Vorhaben, bei dem sowohl infrastruktur- als auch anwendungsbezogene als im Fall von Dienstleistungen ausgelagert werden, weitaus höhere Anforderungen an das IT-Dienstleister-Management und die Vertragsgestaltung stellt als im Fall von Application Application Management Management. Die Vorteile von Application Management sind aber weitestgehend kongruent zum klassischen IT-Outsourcing (s. auch Kapitel 3.4). Kostentransparenz und eine bessere Sicherstellung der Transparenz Planungssicherheit durch langfristig angelegte Verträge mit Festpreisgarantie stehen in der Gunst der Befragten an zweiter und dritter Stelle. Somit bestätigt sich der Trend im Anwenderverhalten, Transparenz und Planbarkeit der Leistungen in höchstmöglichem Maße sicherzustellen. Oftmals fehlen in IT-Abteilungen Methoden und Werkzeuge für eine genaue Analyse der Kostenstrukturen im Sinne einer Prozesskostenrechnung. Zudem liegen die internen Reduzierung der Kosten Kosten in der Regel über dem Marktdurchschnitt. Aus diesem Grund ist die Reduzierung der Kosten für über die Hälfte der Befragten ein guter Grund für Application Management. In einem der vorangegangenen Abschnitte wurde bereits die IT als Werttreiber innerhalb Unterstützung der Gesamtsicht einer Unternehmung skizziert. Auf Anwendungsebene spielt die Unter- der eigenen stützung der strategischen Unternehmensziele eine bedeutend größere Rolle als im Geschäftsziele Infrastruktur-Bereich. Und die Befragten spiegeln diesen Trend wider, indem über 60% externes Application Management als Unterstützung zur Erreichung der eigenen Geschäftsziele nennen. Seite 23 Trendanalyse Bei der Frage nach den Möglichkeiten des Off-/Nearshoring bleiben die Anwender eher zurückhaltend. Nur ein gutes Drittel betrachtet die Möglichkeiten, die durch globale Delivery-Einheiten der IT-Dienstleister in Ländern mit günstigerem Lohnniveau entstehen, als Grund für Application Management. Begriffsdefinition Verlagerung der Leistungserbringung in Länder mit niedrigerem Lohnniveau. Dabei lassen sich zum einen geographisch zwei unterschiedliche Ausprägungsformen erkennen: – Offshore (Verlagerung z.B. nach Asien oder Südamerika); – Nearshore (Verlagerung vorwiegend in Nachbarländer z.B. Osteuropa). Zum anderen existieren zwei unterschiedliche Bezugsformen: – direktes Off-/Nearshoring: Der Anwender arbeitet direkt mit Anbietern aus Off-/Nearshore-Ländern zusammen; – indirektes Off-/Nearshoring: Der Anwender überlässt seinem lokalen oder globalen IT-Dienstleister die Erbringung von globalen Delivery-Kapazitäten. Klassische Anwendungsentwicklung, Anwendungsbetreuung, System Integration, Help Desk, Leistungen Customer Interaction Center, Remote Management, BPO Generelle Im Zuge der fortschreitenden Globalisierung und der zunehmenden Industrialisierung Entwicklung der IT sind globale Sourcing-Modelle nicht neu. Die Standardisierung bestimmter Leistungspakete innerhalb der IT-Dienstleistungen ermöglicht immer häufiger die virtuelle Vernetzung hoch-standardisierter Service-Centers rund um den Globus. Für die kosteneffiziente Leistungserbringung im globalen Wettbewerb der IT-Dienstleister ist es jedoch unabdingbar, Off-/Nearshore-Zentren zu schaffen. Gerade in den vergangenen beiden Jahren hat sich in der IT-Branche der Trend manifestiert, die Erbringung von IT-Dienstleistungen in ein Billiglohnland zu verlagern. Diesem Trend – der vor allem durch den Zwang zur Reduzierung der IT-Kosten entstanden ist – konnten sich weder Anwender noch Anbieter von IT-Services entziehen. PAC unterscheidet in seinen Analysen des deutschen Software und IT-Services-Marktes zwei Formen des Off-/Nearshoring. Zum einen das direkte Off-/Nearshoring, bei dem Anwenderunternehmen direkt mit Anbietern aus Off-/Nearshore-Ländern zusammenarbeiten und zum anderen das indirekte Off-/Nearshoring, bei dem der Anwender mit seinem IT-Dienstleister wie gewohnt zusammenarbeitet, dieser aber sukzessive Off/Nearshoring-Delivery-Kapazitäten aufbaut. Das indirekte Off-/Nearshoring ist der weiter verbreitete Weg, Teile der Leistungserbringung in Länder mit niedrigem Lohnniveau zu verlagern. Die folgende Abbildung verdeutlicht das Off-/Nearshore-Verhalten in Deutschland bezogen auf die Erbringung von Application Management Services. Seite 24 Application Management Anteil Off-/Nearshore am Gesamtmarkt für Application Management 03/04 (Gesamtwachstum: 68%) Abb. 12 Off-/Nearshore-Anteil im deutschen Markt Indirekt Direkt 8% 8% 7% 7% für Application Management Wachstum 03/04: 73% 6% 6% 5% 5% Wachstum 03/04: 62% 4% 4% 3% 3% 2% 2% 1% 3,4% 5,4% 4,5% 7,8% 2003 2004 2003 2004 0% 1% 0% Direktes Off-/Nearshore Indirektes Off-/Nearshore Im Vergleich zu 2003 stieg 2004 der Off-/Nearshore-Anteil insgesamt auf über 13% des gesamten Application-Management-Marktes in Deutschland (2003: 8%) an. Dabei wuchs der Anteil des indirekten Off-/Nearshoring um 73%, der des direkten Off-/Nearshoring um 62%. Diese Relationen könnten sich in den nächsten Jahren zugunsten des direkten Off-/Nearshoring dahingehend verändern, dass z.B. vermehrt OffshoreAnbieter (z.B. indische Anbieter wie Wipro, Tata oder Infosys) in den deutschen Markt drängen. Vor allem Indien hat sich in den vergangenen Jahren zur bevorzugten OffshoreNation entwickelt. Gründe hierfür sind gute Ausbildung, vorhandene Englischkenntnisse, gemeinsame Standards wie ITI L oder CMM und – wie es anfänglich schien – schier unerschöpfliche Ressourcen. Trotzdem sprechen einige Gründe dafür – gerade im gehobenen Mittelstand und in Großunternehmen – einen global aufgestellten IT-Dienstleister zu wählen, der Erfahrung im Management von komplexen globalen Delivery-Strukturen hat und für jeden Kunden eine auf seine Bedürfnisse abgestimmte Sourcing-Strategie entwickelt. Seit geraumer Zeit rückt der Nearshore-Ansatz vermehrt in das Interesse der Kunden und Anbieter. Für Deutschland bedeutet das, dass gerade osteuropäische Länder aufgrund räumlicher Nähe und geringerer kultureller Unterschiede im Vergleich zu z.B. Indien eine interessante Erweiterung der globalen Delivery-Kapazitäten darstellen. Und nach wie vor tun sich die großen indischen Anbieter von IT Services schwer, gerade im ›alten Europa‹ Fuß zu fassen, während die Nearshore-Alternative regelrecht boomt – trotz in der Regel höherer Lohnkosten im Vergleich zu Offshore-Ländern. Seite 25 Trendanalyse 4.6 Gründe gegen Application Management aus Anwendersicht Bisher wurden die wesentlichen Treiber und Vorteile von externem Application Management dargestellt. Der folgende Abschnitt verdeutlicht, was aus Anwendersicht dagegen spricht. Abb. 13 Unzureichende Anwendungskompetenz der Anbieter 33% 31% Unzureichende Prozesskompetenz der Anbieter 37% Gründe gegen Kein Kostenvorteil 25% Application Mangelnde Flexibilität durch langfristigen Vertrag 24% 33% Management IST-Kosten minus Abschlag 21% 7% 29% 18% 29% 14% 51% 21% 52% 14% 19% Zu strategische Rolle der IT 31% Know-how-Verlust innerhalb des Unternehmens 46% trifft voll zu 6% 25% 23% Abhängigkeit vom Anbieter 41% 0% 9% 28% 32% Schwierige Reversibilität 28% Unzureichende (Daten-) Sicherheit 31% 27% 27% 32% 37% 21% 21% 29% 6% 6% 11% 17% 8% 100% trifft überhaupt nicht zu Schwierige Rück- Am häufigsten (80%) sehen die Befragten die schwierige Rückabwicklung (Reversibilität) abwicklung und eines Application-Management-Vertrages als Hemmnis. Daher verwundert es auch nicht, Abhängigkeit vom dass die bei externem Application Management bestehende Abhängigkeit vom Dienst- IT-Dienstleister leister als Grund gegen Application Management fast genauso zutreffend eingestuft wird (73%). Bei einem professionellen Anbieter von Application Management sollte dieser Prozess der Rückübertragung ein fester optionaler Bestandteil innerhalb des Vertrages sein. Eine vereinfachte Rückübertragung der Anwendungsbetreuung ist somit sichergestellt. Dies ist einer der grundlegenden Vorteile des Application Managements gegenüber Outsourcing: Der Kunde bleibt nach wie vor Eigentümer der Hard- und Software, sodass sich diesbezüglich keine Probleme ergeben. Das stringente Vertragswerk verpflichtet den Anbieter dazu, seine Aktivitäten ausführlich zu dokumentieren, was einen Know-howVerlust verhindert. Hiermit kommen zwei Verhaltensweisen der Anwender zum Ausdruck, die sehr stark von der Angst vor Kontrollverlust geprägt sind. Es stellt sich die Frage, ob diese Befürchtungen berechtigt sind? Die Externalisierung der Anwendungsbetreuung in einem langfristig angelegten Vertrag zu bestimmten Service Level Agreements hat das Ziel, die eigene Wertschöpfungstiefe innerhalb der IT zu verringern. Und eine Verringerung der Wertschöpfungstiefe geht zwangsläufig mit der Bindung an externe Ressourcen einher. Steht die Entscheidung für Seite 26 Application Management eine externe Anwendungsbetreuung auf einem strategisch gesunden Fundament, sind Know-how-Verlust die Risiken überschaubar und die vereinbarten Service Level Agreements in ausreichender Granularität vorhanden, sodass die Betreuungsleistung eigentlich in hohem Maße transparent formuliert ist. Trotzdem nennen drei Viertel der Anwender in diesem Zusammenhang den Know-how-Verlust der eigenen IT-Abteilung als Grund gegen Application Management. Mangel an Erstaunlich ist, dass jeweils knapp 70% der Befragten den Anbietern unzureichende Anwendungs- und Prozesskompetenz attestieren. In vielen IT-Abteilungen herrscht die Anwendungs- und Prozesskompetenz Meinung vor, dass sie das größtmögliche Wissen über Prozesse und Anwendungen vereinen und ein externer IT-Dienstleister diese Messlatte nur schwer erreichen kann. Unter Berücksichtigung der zunehmenden Durchdringung von Standard-Software im Umfassende Bereich der Anwendungen, verfügt der IT-Dienstleister immer häufiger über umfassende Projekt- und Projekt- und Betriebsexpertise, kann »Best Practices« aus vergleichbaren Anforderungs- Betriebsexpertise profilen anderer Projekte mit einbeziehen und auf ein hohes Maß an kosteneffizienten Delivery-Strukturen zurückgreifen. 4.7 Bewertung ausgewählter Kriterien bei der IT-Dienstleisterauswahl Das folgende Kapitel untersucht und bewertet verschiedene Kriterien, die bei der Auswahl des IT-Dienstleisters aus Sicht des Anwenders berücksichtigt werden. Ausgeprägtes Prozess-Know-how 50% 37% Preis bzw. Preismodelle 49% 2 11% 41% Abb. 14 10% Transparentes Angebot 64% 31% 2 3% Kriterien bei der ITDienstleisterauswahl Anwendungs-Know-how 58% 33% Geschäftsprozess-/ Branchen-Know-how 50% 9% 37% Bekanntheitsgrad 8% 21% 13% 54% 17% Referenzen 31% 57% Fähigkeit, Mitarbeiter zu integrieren 50% 10% 35% Bereits bestehende Geschäftsbeziehungen 17% 41% 13% 32% 2 2 10% Vertrauen 83% Breites Service-Portfolio 27% 45% Internationalität des Anbieters 16% 27% Unternehmensgröße 8% 0% trifft voll zu 16% 39% 1 27% 32% 1 25% 37% 16% 100% trifft überhaupt nicht zu Seite 27 Trendanalyse Vertrauen Bei einer langfristig angelegten Geschäftsbeziehung ist Vertrauen in den IT-Dienstleister eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg. Vertrauen hat viel mit gewachsenen Strukturen, Erfahrung und – ganz wesentlich – mit wirtschaftlicher (finanzieller) Stabilität des IT-Dienstleisters zu tun. Diese Argumentation wird auch von den Befragten geteilt. Für 99% ist Vertrauen ein wesentliches Kriterium bei der IT-Dienstleisterauswahl. Transparentes Kompetenzen und Professionalität hinsichtlich Anwendungs-, Branchen- und Prozess-Know- Angebot how, ein transparentes Angebot und sinnvolle Preismodelle sind ebenfalls wesentliche Kriterien, die im Durchschnitt von über 90% der Befragten als zutreffend eingestuft werden. Referenzen Für über 85% der Befragten spielen Referenzen ebenfalls eine bedeutende Rolle bei der IT-Dienstleisterauswahl. Anhand vorhandener Referenzen kann genau beurteilt werden, wie der IT-Dienstleister im Vorfeld Probleme im Bereich der Anwendungsbetreuung gelöst hat, und wie zufrieden die existierenden Kunden mit den Leistungen sind. Dabei reicht es nicht aus, rein infrastrukturbezogene Outsourcing-Dienstleistungen als Referenzen anzuführen, da die Anwendungslandschaft viel näher am Kerngeschäft des Unternehmens ist und dessen Prozesse abbildet. Gerade klassische IT-Outsourcer werden dabei oft als reine Infrastruktur-Dienstleister gesehen, die weder Geschäftsprozess- noch Branchenexpertise mitbringen. Das wiederum erklärt auch den Trend, dass IT-Dienstleister verstärkt Kapazitäten im Bereich Prozessberatung aufbauen und sich zugleich vertikal organisieren, um dieser Anforderung gerecht zu werden. Fähigkeit der Ein weiteres als wichtig eingeschätztes Kriterium bei der IT-Dienstleisterauswahl ist die Mitarbeiter- Fähigkeit des IT-Dienstleisters, Mitarbeiter zu integrieren. Im Rahmen von Application integration Management-Verträgen kommt es in der Vielzahl der Fälle zu einem Übergang von Mitarbeitern vom Anwenderunternehmen zum IT-Dienstleister. Gerade aufgrund des enormen Kostendrucks, dem Unternehmen in Deutschland angesichts einer globalisierten Wirtschaft ausgesetzt sind, versuchen sie, jede Chance zu nutzen, die internen Kosten zu senken. Da das Dienstleistungsgeschäft durch eine hohe Personalintensität geprägt ist, geraten die hohen Arbeitskosten in Deutschland vermehrt in den Vordergrund. Aus diesem Grund ist es für über 80% der Befragten ein wichtiges Kriterium, dass der ITDienstleister Mitarbeiter reibungslos und sozialverträglich integrieren kann. Internationale Vernachlässigbar innerhalb des vorgegebenen Kriterienkatalogs zur IT-Dienstleisteraus- Ausrichtung wahl sind der Bekanntheitsgrad und die Internationalität des IT-Dienstleisters. Bei der Bewertung der internationalen Ausrichtung des IT-Dienstleisters sei an dieser Stelle aber darauf hingewiesen, dass die Verteilung des Befragungs-Samples nach Branchen einen relativ hohen Anteil an Institutionen des öffentlichen Bereichs beinhaltet, für die wiederum die Internationalität des Anbieters eine eher unbedeutende Rolle spielt. Denn generell ist gerade bei Großunternehmen die internationale Ausrichtung eines Anbieters ein wesentliches Kriterium. Ein Konzern mit weltweiten Niederlassungen möchte einen verlässlichen Partner an seiner Seite haben, der die Anwendungsbetreuung global leisten kann. Der Trend bei der IT-Dienstleisterauswahl in den Großunternehmen geht in Richtung Seite 28 Application Management global ausgerichteter IT-Dienstleister, die zwar nicht mehr im Sinne eines ›One-Stop Shopping‹ für die gesamte IT verantwortlich sind, aber zumindest ein bestimmtes Layer der IT (Infrastruktur, Anwendung oder Geschäftsprozess) global betreuen können. Entsprechend kommt man dann bei der konsequenten Weiterentwicklung des OutsourcingGedankens bei Business Process Outsourcing an. 4.8 Exkurs Business Process Outsourcing (BPO) Business Process Outsourcing bedeutet, die komplette inhaltliche Verantwortung für einen stark IT-gestützten Geschäftsprozess zu übernehmen (oftmals inkl. Übernahme der Sachbearbeiterfunktion des Kunden). Die zugehörige Infrastruktur und die Anwendungen werden dabei mit ausgelagert. Während der Beginn der Outsourcing-Geschichte sehr infrastrukturlastig (»Facilities Management«, d.h. Rechenzentrums-Outsourcing) war, wurden nach und nach auch die Business Process Outsourcing Applikationen als externalisierbar betrachtet. Business Process Outsourcing (BPO) stellt nun die konsequente Weiterentwicklung von Outsourcings dar. Infrastruktur, Applikationen und Prozessmanagement werden ausgelagert, IT und Prozesse verschmelzen. PAC unterscheidet dabei zwei Ausprägungsformen. Bei »Core BPO« übernimmt der »Core BPO« IT-Dienstleister komplett die Verantwortung für den Prozess bzw. Teilprozess inklusive der zugrunde liegenden Infrastruktur, Anwendungen sowie Mitarbeiter, und ersetzt somit den Sachbearbeiter. Zusätzlich zu diesem engen Begriff von BPO beobachtet PAC als »Business Process Services« jene Prozesse, deren Ausführung eher einfachen Datenverarbeitungsleistungen »Business Process Services« (Processing) entspricht (z.B. Kartenabrechnungen, Payroll-Processing, etc.). Hier ist das Kriterium der Übernahme von Mitarbeitern bzw. der Infrastruktur nicht zwingend. Allerdings muss ein Prozessergebnis geleistet werden (z.B. Gehaltsabrechnung, Kontoauszug). Auf europäischer Ebene spielt Großbritannien eine Vorreiterrolle im BPO-Umfeld. Erklären lässt sich Großbritanniens führende Rolle durch die Public Financing Initiative (PFI). Großbritannien mit Vorreiterrolle Die Regierung lagerte aufgrund mangelnder Ressourcen viele Prozesse aus und ließ sie so von externer Hand »modernisieren«. Davon profitierten sowohl internationale Anbieter wie EDS als auch lokale Spezialisten wie die englische Capita. Verglichen mit z.B. Großbritannien steckt der deutsche BPO-Markt noch in den Kinder- Deutschland schuhen. Er ist weitestgehend auf eher unkritische Processing-Leistungen (»Business mit positiver Process Services«) beschränkt. Ähnlich wie Application Management ist BPO als isolier- Entwicklung tes Angebot ein relativ junges Marktsegment, das sich in Deutschland zunehmend positiv entwickelt. Die Betrachtung der IT in dem bereits angesprochenen Schichtenmodell (Infrastruktur, Anwendungen, Geschäftsprozesse), wird in Abb. 15 durch die Darstellung der synergetischen Entwicklung von Application Management und BPO verdeutlicht. Seite 29 Trendanalyse Abb. 15 Strategische Process IT und Management Consulting BPO Entwicklung des Marktes für IT-Dienstleistungen Anwendungsentwicklung & System-Integration Application Application Management Infrastruktur Outsourcing Infrastructure Plan Build Run Abbildung 15 macht deutlich, dass es zu strategischen Erweiterungen der bestehenden Leistungsportfolios kommt. Die Anbieter aus den verschiedenen Teildisziplinen der ITDienstleistungen entdecken – aufbauend auf dem jeweiligen Kerngeschäft – die Potenziale von Application Management und/oder BPO. Nun gilt es zu erfahren, inwieweit es für die Teilnehmer der Umfrage im Rahmen einer Vergabe der Anwendungsbetreuung in Frage kommt, auch die dazugehörigen Geschäftsprozesse in die Verantwortung externer Anbieter zu geben. Abb. 16 Bereitschaft zum Können Sie sich vorstellen, im Rahmen einer Vergabe der Anwendungsbetreuung in die Verantwortung externer Anbieter auch die dazugehörigen Geschäftsprozesse auszulagern? Business Process Outsourcing 24% Ja 76% Nein Fast ein Viertel der Befragten kann sich BPO als Erweiterung eines ApplicationManagement-Vertrages als logische Fortsetzung des Outsourcing-Gedankens vorstellen. Es wird zunehmend der Tatsache Rechnung getragen, dass die IT immer mehr zum ganzheitlichen ›Business Enabler‹ avanciert. Seite 30 Application Management Fazit und Ausblick 05 Die IT unterliegt einem ständigen Wandel und ist strategisch gesehen mindestens genauso dynamisch in ihrer Entwicklung wie die Innovationszyklen in technologischer Hinsicht. Die Anwender treffen am Markt mittlerweile auf gereifte Anbieter, die die Service-Orientierung und den strategischen Wertbeitrag der IT in ihren Angeboten professionalisiert haben. Große Anwender-Unternehmen koppeln mit Hilfe von IT-Governance ihre IT-Strategie immer enger an die Unternehmensstrategie. Dies unterstreicht nicht nur den höheren Stellenwert der IT für die Unternehmen, sondern vertieft auch die Beziehung zwischen IT-Anwendern und IT-Anbietern. Letztere werden zunehmend zu strategischen Partnern ihrer Kunden. Gerade im Rahmen der eingangs erwähnten strategischen Schlüsselrolle der IT verlangen Kunden von ihren Partnern inzwischen mehr als rein technische Anwendungsbetreuung. Der CIO richtet sich zunehmend an strategischen Komponenten bezüglich der eigenen Unternehmens-IT aus. Der Wertbeitrag der IT zur Erreichung der Geschäftsziele wird CIO meist der Entscheidungsträger dabei zur alles dominierenden Kenngröße. Das Selbstverständnis der CIO’s wandelt sich demnach von einer isolierten Betrachtung der technologischen Leistungsfähigkeit der eingesetzten IT-Systeme hin zu einer strategischen Schnittstellenfunktion. Die Umfrage unterstreicht diesen Trend, indem wir feststellen konnten, dass bezogen auf extern erbrachtes Application Management (unter Berücksichtigung, dass die Anwendungen die Geschäftsprozesse abbilden!), der CIO in den meisten Fällen alleiniger Entscheidungsträger über die festzulegende Betreuungsstrategie (intern vs. extern) ist. Einigen Anwender-Unternehmen gelingt es, trotz des volatilen Geschäftsumfelds erfolg- Schnelle Reaktion reich zu bleiben, während andere ins Stolpern geraten und viele sogar scheitern. Woran auf wechselnde liegt das? Die erfolgreichsten Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie zügig auf wechselnde Geschäftsanforderungen reagieren können. Sie heben sich in erster Geschäftsanforderungen Linie durch zwei Merkmale von den übrigen Unternehmen ab und sind dadurch Marktführer in ihrer Branche: Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Diese flexiblen Unternehmen stellen sich nicht nur auf sich wandelnde Anforderungen ein, sondern begegnen Veränderungen beweglich. Sie ermitteln, inwiefern die veränderten Bedingungen sich auf ihre grundlegenden Geschäftsstrategien auswirken. Sobald die strategischen Feinheiten festgelegt worden sind, nutzen diese Unternehmen IT zur Seite 31 Trendanalyse Unterstützung und Förderung der neuen oder angepassten Strategien. Flexible Unternehmen schaffen eine Umgebung, in der Mitarbeiter – sowohl intern als auch extern – problemlos miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten können und stets die richtigen Tools und Informationen für produktives Arbeiten zur Hand haben. Aussteuerung der Wir stellen in Gesprächen mit Anwendern immer wieder fest, dass für die im vorherigen Unternehmens-IT Abschnitt beschriebenen Weichenstellungen enormer Handlungsbedarf besteht. Themen wie Harmonisierung von Systemlandschaften und die kosteneffiziente Steuerung der gesamten Unternehmens-IT stellen die Anwender vor große Herausforderungen, die aufgrund der immer höheren Anforderungen an sich schnell ändernde Geschäftsanforderungen oftmals zu langsam und vor allem zu teuer gemeistert werden. Die Selbstwahrnehmung der internen IT-Abteilungen ist dabei in vielen Fällen von Überzeugungen geprägt, die im Vergleich mit Leistungsangeboten im Markt hinsichtlich Qualität und Effizienz kaum standhalten können. Wieso auch? Bietet doch das Portfolio professioneller Dienstleister für Unternehmen die Möglichkeit, die eigene IT optimal auszuschöpfen. Wettbewerbs- Die Betreuung der Unternehmens-Anwendungen gehört in der Regel nicht zum Kern- kritische Rolle geschäft eines Unternehmens. Trotzdem spielen die Anwendungen eine wettbewerbskritische Rolle. Sie unterstützen unmittelbar die darüber liegenden Geschäftsprozesse und müssen folglich in Verfügbarkeit, Qualität und Flexibilität bedingungslos den Anforderungen des Geschäfts genügen. Diesem Anspruch gerecht zu werden, bindet nicht unerhebliche Ressourcen, die an anderer Stelle im Unternehmen fehlen können. Steigerung der Application Management kann ein adäquates Mittel darstellen, um den veränderten Flexibilität Rahmenbedingungen in der IT Rechnung zu tragen. Es kann ein Unternehmen dabei unterstützen, die Kosten zu senken, die Service-Qualität zu erhöhen und die Reaktionsgeschwindigkeit und dadurch insgesamt die Flexibilität des Unternehmens zu steigern. Seite 32 Application Management Fragen an EDS zum Thema Application Management 06 Interview mit Reinhard Clemens Geschäftsführer EDS Deutschland PAC: EDS ist weltweit der größte herstellerunabhängige IT-Service Provider. Welche besonderen Anforderungen stellt Application Management an einen IT-Dienstleister? Reinhard Clemens: Die große Herausforderung der nächsten Jahrzehnte besteht meines Erachtens in der Reduzierung und Vereinfachung der so genannten »Legacy-Systeme«: Das sind vielfach veraltete, oft redundante Anwendungen, die zum Teil noch aus den Anfängen der IT rühren. Der Betrieb dieser Systeme kostet zum Teil Unsummen – ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie nicht den heutigen Anforderungen gemäß effektiv arbeiten. Viele Unternehmen haben schon vor Jahren erkannt, dass sie durch eine standardisierte Infrastruktur Kosten einsparen können – entsprechend der Investitionsbereitschaft auf diesem Sektor haben die IT-Dienstleister Industriestandards für das IT-Outsourcing erarbeitet, und wir können heute von einem reifen Markt sprechen. Das trifft nicht auf den Bereich Applications zu, der mittlerweile mindestens so komplex ist wie seinerzeit der Infrastrukturbereich. Um in den Unternehmen die dringend erforderliche Flexibilität zu schaffen und um schneller auf Marktanforderungen reagieren zu können, muss hier ein mindestens so dramatischer und konsequenter Umbau erfolgen wie in der Infrastruktur. Das geht nur über Standards, die auch über Shared Services erbracht werden können. Nur das bringt zusätzliche und langfristig angelegte Kostenvorteile. Darauf bauen wir seit Jahren – mit dem Erfolg, dass wir heute bei der Maintenance von Applikationen weltweit führend sind. Seite 33 Trendanalyse PAC: Die Anwender verlangen von ihren IT-Dienstleistern ein immer höheres Maß an Flexibilität – EDS hat in diesem Zusammenhang das Agile Enterprise Modell entwickelt. Wie stellt EDS »Agility« im Application Management sicher? Reinhard Clemens: Flexibilität ist mittlerweile der entscheidende Markttreiber – mit Blick auf Applications heißt das für uns, eine Architektur für die Anwendungen zur Verfügung zu stellen, welche die individuellen Bedürfnisse unserer Kunden optimal unterstützt. Ziel ist die Agile Application Architecture (A3), die genau diese Flexibilität für unsere Kunden ermöglicht. Sie ist Teil der Agile-Enterprise-Plattform. Bei dem Aufbau der Architektur arbeiten wir eng mit unseren Partnern aus der Agility Alliance zusammen, deren Produkte wir zu einer bestmöglichen Lösung für unsere Kunden integrieren. Bei A3 handelt es sich um eine service-orientierte Architektur (SOA), bei der Prozesse, Geschäftsregeln und Systeme sowie deren Verknüpfung als einzelne Module bestehen. Da diese Module voneinander unabhängig sind, können sie auch einzeln verändert und schneller angepasst werden. Die für den Kunden so entscheidende Flexibilität besteht zum einen darin, dass er die Prozesse einschließlich des Workflow-Management und der Geschäftsregeln dynamisch gestalten kann. Zum anderen ist er in der Lage, über eine entsprechend angepasste Oberfläche diese Prozesse sichtbar darzustellen. Er kann einzelne Elemente hinzufügen oder weglassen. Ebenso entwickeln wir auf Basis dieser Architektur wieder verwendbare Bausteine, damit Basisservices nicht immer neu entwickelt werden müssen. Dies führt zu nachvollziehbaren Kosteneinsparungen für den Kunden. PAC: Für viele Anwender sind die Kosten, die mit der Anwendungsbetreuung verbunden sind, immer noch in hohem Maße intransparent. Wie löst EDS diese Problematik? Reinhard Clemens: Es ist richtig, dass Kostentransparenz bis heute zu den großen Themen gehört. Nachvollziehbarerweise verlangen die Kunden mehr denn je eine überschaubare Struktur. Es reicht nicht mehr, wenn ein Externer die Systeme im Infrastrukturbereich oder in der Anwendungsbetreuung nur billiger laufen lässt – »mess for less« ist einfach nicht mehr genug. Unsere Preismodelle bestehen aus Komponenten, die sowohl Service-Level-Agreements (SLAs) als auch flexible und projektbezogene Vereinbarungen enthalten. Für die vereinbarten SLAs erhält der Kunde regelmäßig ein Reporting. Daran gekoppelt sind Reviews, in denen wir mit dem Kunden die SLAs, die damit verbundenen Preise und die Möglichkeiten einer individuellen Anpassung besprechen. Ziel ist, dem Kunden höchstmögliche Planungssicherheit zu geben. Seite 34 Application Management PAC: Die Sorge vieler Anwender ist eine zu große Abhängigkeit von ihrem IT-Dienstleister. Damit verbinden sie Know-how Verlust, Irreversibilität und die Angst, hinter Innovationen herzuhinken. Wie begegnet EDS dieser Sorge? Reinhard Clemens: Die Frage der Abhängigkeit und Irreversibilität ist längst beantwortet – durch viele Beispiele einer reibungslosen Rückführung in das Unternehmen. Dennoch will ich die Frage nicht abtun: Was heißt Abhängigkeit in diesem Zusammenhang? Nach meiner Erfahrung haben viele Kunden in der Tat die Sorge, nicht an Innovationen teilzuhaben, dass ein Vertrag zu starr ist und erst am Ende der Laufzeit modifiziert werden kann. Dem versuchen wir z.B. mit regelmäßigen Workshops über zukunftsweisende Technologien zu begegnen. Wir integrieren den Kunden in Agility Labs, an denen auch internationale Experten mitwirken. Das heißt sicher nicht, dass wir irgendwann »fliegende Autos« beim Kunden implementieren, aber es bedeutet, dass wir gemeinsam optimieren. Wie ernst wir unsere Kunden in solchen Prozessen nehmen, zeigen unser Kundenbeirat, über den wir direkte Rückmeldung zu Marktanforderungen bekommen, und unser in der IT-Industrie einzigartiges Service Excellence Dashbord: Über dieses Echtzeit-Tool, das wir auch als Service anbieten, gibt uns der Kunde unmittelbares Feedback über unsere Leistung. Nur zufriedene Kunden sind loyale Kunden. Deshalb wird der Erfolg des Management Teams unter anderem auch an der Kundenzufriedenheit und der Loyalität der Kunden zu EDS gemessen. PAC: In welchem Umfang setzt EDS globale Sourcing Konzepte ein, um dem Anwender ein größtmögliches Maß an Kosteneffizienz zu gewährleisten? Reinhard Clemens: Wir verfügen über global standardisierte und damit einheitliche und nachvollziehbare Liefermodelle. Alle Lieferbereiche in unserem Unternehmen sind eng miteinander verzahnt. Sie arbeiten nach den gleichen Standards. Das »Follow-the-Sun-Prinzip« garantiert entsprechend globalen Kunden gleich bleibende Service-Qualität rund um die Uhr. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich reine Offshore-Konzepte oft nicht rechnen. Im Gegenteil: Je nach Bedingungen, verliert der Kunde Geld, wenn er beispielsweise ausschließlich in Indien investiert. EDS hat ein integriertes System, in dem auch der kulturelle Aspekt berücksichtigt ist. Das EDS Best Shore Konzept besteht aus Nearshore, Onshore und Offshore. Es zieht also dort die Leistungen, wo sie effizient, kostengünstig und qualitativ am besten sind. Und wie die Praxis zeigt, funktioniert es: Ein großer deutscher Sportartikel-Hersteller hat sich erst kürzlich für EDS und explizit dieses Konzept entschieden. Seite 35 Autor der Studie: Stephan Kaiser, Pierre Audoin Consultants (PAC) GmbH Redaktion: Stephan Kaiser, Pierre Audoin Consultants (PAC) GmbH Gertrud Nöth, EDS Deutschland GmbH Herausgeber: EDS Deutschland GmbH Eisenstraße 56 65428 Rüsselsheim Tel. +49 (6142) 80 02 Fax +49 (6142) 80 20 19 oder 80 25 90 Fragen zum Thema: Wenden Sie sich bitte an folgende Ansprechpartner: Stephan Kaiser (PAC), Telefon: +49 (89) 23 23 68-0, E-Mail: [email protected] Oliver Krist (EDS), Sales Director, EMEA Central Applications Services Telefon: +49 (61 41) 80 20 70, E-Mail: [email protected]