Iuliomagus - Historisches Lexikon der Schweiz

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Iuliomagus - Historisches Lexikon der Schweiz
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14/02/2008 |
Iuliomagus
Röm. Vicus in der Gem. Schleitheim SH im Tal des Zwerenbaches,
einem Seitental der Wutach, am Fusse des Randens gelegen. Der
Name, der einzig durch die Tabula Peutingeriana bezeugt ist, lässt eine
frühe röm. Neugründung oder Umbenennung eines kelt. Ortes
vermuten. Obwohl kelt. Spuren aus dem 2. Jh. v. Chr. vorliegen, sind
spätlatène- und frühkaiserzeitl. Funde bisher noch nicht nachgewiesen.
Die frühesten röm. Funde weisen darauf hin, dass der Vicus erst nach
der Mitte des 1. Jh. n.Chr. an der röm. Strasse von Tenedo (Zurzach)
nach Brigobannis (Hüfingen, Baden, D) errichtet worden ist.
Erste röm. Streufunde wurden bereits im frühen 19. Jh. bekannt.
1860-71 sowie 1885-98 erfolgten Ausgrabungen durch den Hist.Antiquar. Verein Schaffhausen, kleinere Untersuchungen später durch
den Heimatkundeverein Schleitheim. 1974-75 wurden die Thermen
freigelegt, die seit 1976 unter einem Schutzbau konserviert und für den
Besucher zugänglich sind. 2000 wurde der umfangreiche Tempelbezirk
unter Schutz gestellt. Aufgrund der zahlreichen Untersuchungen ist die
Anlage der röm. Siedlung recht gut erkennbar. Der Vicus entwickelte
sich beidseits der parallel zum Bach von Südosten nach Nordwesten
verlaufenden Römerstrasse innerhalb eines ca. 1'000 m langen und
100-200 m breiten Streifens in den Fluren Im Boden, Salzbrunnen und
Z'underst Wyler. Im Zentrum der Strassensiedlung östlich des Baches
lagen die Thermen und weitere öffentl. Steingebäude (u.a.
Magazinbauten und Mansio). Die übrigen Bauten entlang der Strasse
waren Wohn- und Werkbauten, sog. Streifenhäuser, anfänglich in
Schwellbalken- bzw. Ständerbautechnik mit Lehm- oder Bohlenwänden,
später als Fachwerkbauten mit Steinfundament errichtet.
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Westlich des Baches in der Flur Hinder Muren befanden sich weitere Bauten in leichter Hanglage. Im Süden
lag hier ein grosser Tempelbezirk. Der 1860 entdeckte Haupttempel mass 16,5 x 21 m; er war auf einer
Geländeterrasse errichtet, die eine Mauer talseitig stützte. Auf der Ostseite besass das Heiligtum eine 7 m
breite Freitreppe, die zu einer Portikus hinaufführte. Ein kleinerer Umgangstempel und weitere Kleinbauten,
möglicherweise Altar- und Weihehäuser, traten erst dank archäolog. Luftaufnahmen zu Tage. Die
Zweckbestimmung der Gebäude nördlich des Tempelbezirks ist bisher nicht bekannt. Die Luftbilder zeigen,
dass die Bauten ebenfalls von einer Mauer eingefasst werden.
Die Fülle der Kleinfunde belegt ein rasches Wachstum des Vicus im späten 1. und frühen 2. Jh.; danach ist ein
schneller Zerfall der Siedlung zu verzeichnen. Die folgende Zeit bis zur alemann. Landnahme um 350 n.Chr.
hinterliess kaum mehr Spuren. Ähnl. Befunde ergeben die drei Gutshöfe Vorholz, Brüel und Lendenberg, die
im Gemeindegebiet von Schleitheim liegen.
Literatur
– J. Bürgi, Schleitheim - I.: die röm. Thermen, 1985
– R. Frei-Stolba, «Erwägungen zum Ortsnamen I. - Schleitheim, Kt. Schaffhausen (Schweiz)», in Fundber.
Baden-Württemberg 12, 1987, 371-387
– J. Bürgi, I. - römisch Schleitheim: die öffentl. Thermen, 1989
– J. Trumm, Die römerzeitl. Besiedlung am östl. Hochrhein, 2002
Autorin/Autor: Markus Höneisen
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