Mollis - Historisches Lexikon der Schweiz

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Mollis - Historisches Lexikon der Schweiz
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26/10/2016 |
Mollis
Ehemalige politische Gemeinde GL, seit 2011 mit Bilten, Filzbach,
Mühlehorn, Näfels, Niederurnen, Oberurnen und Obstalden Teil der
neuen Gemeinde Glarus Nord, im Unterland auf der rechten Seite des
Linthtals, deren Gebiet vom Linthkanal und Walensee bis zum
Schlattbach bei Netstal reicht und das gleichnamige Dorf, den
Rieterbezirk in der Linthebene, den Weiler Beglingen am Kerenzerberg
und die Alp Mullern umfasst. 1288 Mollis. 1554 440 Einw.; 1701 1'150;
1799 1'654; 1850 2'041; 1900 1'912,;1950 2'191; 1970 2'628; 2000
2'974. Der auf Hüttenböschen, einer kleinen Erhebung 100 m westlich
des Walensees, entdeckte galloröm. Umgangstempel dürfte zwischen
50 und 150 n.Chr. entstanden und bis ins 4. Jh. benutzt worden sein. Im
8. Jh. fiel grosser Grundbesitz in M. ans Kloster Säckingen. Die Teile
einer ma. Letzimauer bei Beglingen wurden evtl. erst nach der Schlacht
bei Näfels (1388) erstellt. Die 1280 errichtete Kapelle wurde 1319 zur
Kirche erhoben; 1444 erfolgte die Ablösung von der Pfarrei Glarus, zu
der M. früher gehört hatte; die neue Pfarrei umfasste auch Näfels und
Oberurnen. Fridolin Brunner, 1523-25 Pfarrer in M., leitete die
Reformation ein. Wegen starken Widerstands der Altgläubigen wurden
Bilder und Messe erst 1529 abgeschafft. Näfels und Oberurnen bildeten
in der Folge eine eigene kath. Pfarrei. Trotz der vertragl. Regelung von
1532 trugen diese und die Kirchgemeinde M. noch lange ernste Zwiste
aus. 1761 wurde die heutige Kirche durch Hans Ulrich Grubenmann
errichtet (bemerkenswerte Dachstuhlkonstruktion, viele Umbauten).
Die kath. Marienkirche, die der Pfarrei Näfels untersteht, stammt von
1963.
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Bis ins 15. Jh. dominierte selbstversorgende Landwirtschaft auf der Grundlage von Schafzucht; dann setzte
sich die Grossviehzucht für den Export durch, was den Ausbau der Alpwirtschaft nach sich zog. Im 18. Jh.
stellten die Bauern ihre Betriebe auf Milchwirtschaft um. Die im 16. Jh. einsetzende gewerbl. Tätigkeit
entfaltete sich v.a. im 17. und 18. Jh. Bäder bestanden am Walenberg im 16. Jh. und an der Rüfi von ca. 1600
bis ins 19. Jh. Zwischen 1714 und 1789 führte Baumwollhandspinnerei, ab 1760 vermehrt Handweberei zu
Wohlstand bei der ganzen Bevölkerung; ein Zeugnis dieser frühen Industrialisierung ist der sog. Fabrikhof,
eine um 1785 in Gestalt eines spätbarocken Herrschaftsgebäudes errichtete Manufaktur. Wegen der vielen
Molliser, die als Offiziere in fremden Diensten standen, galt der Ort während der Helvetik als
"Aristokratennest"; er wurde durch Kriegshandlungen und Einquartierungen 1798-1803 stark in
Mitleidenschaft gezogen. Der Bau des Escherkanals 1807-11 und die bis 1827 vollendete Linthkorrektion
ermöglichten die Beilegung alter Streitigkeiten mit Nachbardörfern um die Linthverbauungen. Die
Kerenzerbergstrasse wurde 1836-51 erstellt. 1859 erfolgte der Anschluss ans Netz der Vereinigten
Schweizerbahnen (Bahnhof Näfels-M.). Im 19. Jh. entstanden mehrere Textilfabriken und Stoffdruckereien. Bis
1967 hielt sich die 1856 gegr. Spinnerei und Weberei Jenny. Die 1860 eingerichtete Wäschefabrik Pfeiffer AG
wurde 2000 von der amerikan. Firma Standard Textile Company Inc. übernommen. An die Stelle der
Textilunternehmen traten nach und nach zahlreiche Firmen aus unterschiedl. Branchen. Schon seit dem 18.
Jh. werden die Steinbrüche an der Linthbrücke und im Haltengut betrieben.
Die ehmalige Gemeinde errichtete erst 1862 ein Schulhaus. Die Sekundarschule, die 1863-72 und dann ab
1883 geführt wurde, steht seit 1973 auch Schülern aus Kerenzen offen. Die 1846 gegr.
Mädchenerziehungsanstalt (später Kinder- und Jugendheim) wurde 1983 geschlossen. Der 1782-84 erbaute
Landsitz Haltli beherbergte 1850-70 und 1890-92 ein Töchterinstitut, seit 1912 werden die Gebäude von
einem Sonderschulheim genutzt. Das Alters- und Pflegeheim Hof öffnete 1973. Der Militärflugplatz auf der
Allmende wurde 1936 angelegt (seit 2005 Sportflugzeugplatz). Das Ortsbild von nationaler Bedeutung wird
durch mehrere Herrensitze aus dem 17. und 18. Jh. bereichert.
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Literatur
– H. Thürer, Gesch. der Gem. M., 1954
– R. Laur-Belart, «Hüttenböschen. Ein galloröm. Vierecktempel am unteren Ende des Walensees», in JbGL 60,
1963, 5-24
– C.H. Brunner, «Muren zwischen iren bergen. Zur Sondierung der Letzi Beglingen 1981», in JbGL 72, 1988,
35-46
– M., 1995
Autorin/Autor: Karin Marti-Weissenbach
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